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diff --git a/44136-h/44136-h.htm b/44136-h/44136-h.htm new file mode 100644 index 0000000..f1e2763 --- /dev/null +++ b/44136-h/44136-h.htm @@ -0,0 +1,31094 @@ +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="de" lang="de"> + <head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=UTF-8" /> + <meta http-equiv="Content-Style-Type" content="text/css" /> + <title> + Auszug aus der alten, Mittleren und Neueren Geschichte, von Karl Plœtz--Das Project Gutenberg eBuch + </title> + <link rel="coverpage" href="images/cover.jpg" /> + <style type="text/css"> + +body { + margin-left: 10%; + margin-right: 10%; +} + + h1,h2,h3,h4,h5,h6 { + text-align: center; /* all headings centered */ + clear: both; + margin-top: 2em; +} + +h5,h6 {font-size: medium;} + +.nobreak +{ + page-break-before: avoid; +} + +.break +{ + page-break-before: always; +} + +h1,h2 +{ + page-break-before: always; +} + +p { + margin-top: .51em; + text-align: justify; + margin-bottom: .49em; +} + +.p2 {margin-top: 2em;} +.p4 {margin-top: 4em;} + +.small {font-size: small;} +.smaller {font-size: smaller;} +.large {font-size: large;} + +.sig {margin-left: 4em;} + +.clear {clear: both; display: block; margin: auto;} + +ul.index { list-style-type: none; + margin-top: 0.1em; +} + +li.ifrst {margin-top: 1em;} + +li.isub1 {text-indent: 1em;} +li.isub2 {text-indent: 2em;} + +table { + margin-left: auto; + margin-right: auto; +} + +th {text-align: center;} + +.toc { + text-align: left; + max-width: 40em; + } + +.pagenum { + position: absolute; + right: 1%; + font-size: x-small; + font-weight: normal; + font-variant: normal; + font-style: normal; + letter-spacing: normal; + text-indent: 0em; + text-align: right; + color: #999999; + background-color: #ffffff; +} + +.sidenote { + width: 20%; + padding-bottom: .25em; + padding-top: .25em; + padding-left: .25em; + padding-right: .25em; + margin-right: 1em; + float: left; + clear: left; + margin-top: 0.25em; + margin-bottom: 0.5em; + font-size: smaller; + color: black; + background: #eeeeee; + border: dashed 1px; +} + +.left {text-align: left;} + +.center {text-align: center;} + +.right {text-align: right;} + +.smcap {font-variant: small-caps;} + +.lowercase { text-transform:lowercase; } + +/* Footnotes */ +.footnotes {border: dashed 1px;} + +.footnote {margin-left: 10%; margin-right: 10%; font-size: 0.9em;} + +.footnote .label {position: absolute; right: 84%; text-align: right;} + +.fnanchor { + vertical-align: super; + font-size: .8em; + text-decoration: + none; +} + +/* Transcriber's notes */ +.transnote {background-color: #E6E6FA; + color: black; + font-size:smaller; + padding:0.5em; + margin-bottom:5em; + font-family:sans-serif, serif; } + +.covernote {visibility: hidden; display: none;} + +@media handheld { + .covernote {visibility: visible; display: block;} +} + + </style> + </head> +<body> +<div>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44136 ***</div> + +<div class="transnote covernote"> +The cover image was created by the transcriber and is placed in the public domain. +</div> +<p><span class="pagenum"><a name="Page_i" id="Page_i">[i]</a></span></p> +<h1>AUSZUG<br /> + +<span class="small">AUS DER</span><br /> + +<span class="smaller">ALTEN, MITTLEREN UND NEUEREN</span><br /> + +GESCHICHTE.</h1> + +<p class="p2 center">VON<br /> + +<span class="large">DR. KARL PLŒTZ (†),</span><br /> + +<span class="small">EHEM. PROFESSOR AM FRANZÖSISCHEN GYMNASIUM IN BERLIN.</span></p> + +<p class="p2 center"> +<span class="smcap">neu bearbeitet von Prof. Dr. MAX HOFFMANN</span> (†)<br /> + +<span class="smcap lowercase">UND</span><br /> + +<span class="smcap">Professor Dr. FRIEDRICH KÄHLER,</span></p> + +<p class="p2 center">SIEBZEHNTE AUFLAGE.</p> + +<p class="p2 center">LADENPREIS: GEBUNDEN 3 MARK.</p> + +<p class="p2 center">LEIPZIG 1912.<br /> + +VERLAG VON A.G. PLŒTZ.</p> + +<p class="p4 break center"><span class="pagenum"><a name="Page_ii" id="Page_ii">[ii]</a></span>Alle Rechte vorbehalten.<br /> + +Copyright 1912 by A.G. Plœtz, Leipzig.<span class="pagenum"><a name="Page_iii" id="Page_iii">[iii]</a></span></p> + + +<h2>Vorwort zur 16. Auflage.</h2> + + +<p>Das vorliegende geschichtliche Handbuch, seit der neunten +Auflage von dem jetzigen Herausgeber bearbeitet, ist durch +Umgestaltung und Vermehrung des Inhalts bei den wiederholten +Auflagen mehr und mehr ein Werk des Herausgebers geworden, +von ihm zu vertreten hinsichtlich seiner Eigenheiten und Mängel. +Doch ist die übersichtliche Anlage und Einrichtung des Buches +ein bleibendes Verdienst des Verfassers; auf dem von ihm gelegten +Grunde ließ sich leicht weiterbauen. Prof. Dr. <i>Plœtz</i>, +1848–1852 Oberlehrer am Katharineum zu Lübeck, dann Prof. +am Französischen Gymnasium in Berlin, weithin bekannt durch +seine Lehrbücher der französischen Sprache, hatte dieses Buch +als Leitfaden für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen +entworfen, ausgehend von dem Grundsatz, daß »nur das Tatsächliche +in möglichst übersichtlicher Gruppierung vorzuführen +sei«, weil »ein Leitfaden, der zusammenhängende Erzählung +bietet, dem Vortrage des Lehrers notwendigerweise Eintrag +tut«. Er hatte es aber auch für den Privatgebrauch bestimmt, +»um ein rasches Orientieren über historische, dem Gedächtnis +augenblicklich nicht gegenwärtige Verhältnisse zu ermöglichen«. +Die späteren Auflagen haben diesen letzteren Zweck mehr berücksichtigt +und sind über die dem Schulunterricht gesteckten +Grenzen hinausgegangen; doch ist dem Lehrer die Auswahl +dessen, was gelernt werden soll, leicht gemacht durch die Einrichtung +des Druckes. Strebsamen Schülern ist es vielleicht +willkommen, manches hier zu finden, was bei späteren Studien +näher ins Auge gefaßt werden kann.</p> + +<p>Für die neueste Zeit seit 1866 ist den späteren Auflagen +sehr schätzbare Mitarbeit von militärischer Seite zugute gekommen; +diese Mitarbeit erstreckt sich bei der vorliegenden +auch auf die deutschen Kolonien, deren Entwickelung von so +hoher Bedeutung für Deutschlands Weltstellung ist. Auch +sonst ist hier und da gebessert, um die Brauchbarkeit des +Buches zu erhöhen. Möge es auch ferner Nutzen stiften als +Führer durch ein weites, fast unermeßliches Gebiet, dessen +Kenntnis doch unentbehrlich ist.</p> + +<p class="sig"><i>Lübeck</i>, 9. Oktober 1909.<br /> + +<b>Max Hoffmann.</b><span class="pagenum"><a name="Page_iv" id="Page_iv">[iv]</a></span></p> + + + + +<h2>Vorwort zur 17. Auflage.</h2> + + +<p>Als ich nach dem 1910 erfolgten Tode des langjährigen +Herausgebers dieses Buches, des Herrn Professors Dr. <i>Hoffmann</i> +in <i>Lübeck</i>, von dem Herrn Verleger den ehrenvollen Auftrag +erhielt, die Besorgung der neuen Auflage zu übernehmen, habe +ich mich dieser dankenswerten Aufgabe um so lieber und eifriger +unterzogen, als ich bereits die letzten Ausgaben mit regem +Interesse verfolgt hatte. Bei meinen nahen persönlichen Beziehungen +zu dem verdienstvollen bisherigen Herausgeber glaubte +ich anfangs, aus Rücksichten der Pietät für die 17. Auflage +noch von größeren Änderungen Abstand nehmen zu müssen. +Jedoch drängte sich mir je länger, je mehr die Erkenntnis auf, +daß die Geschichte Asiens, besonders Ostasiens, infolge der erheblich +lebhafter gewordenen Beziehungen zu Europa und Amerika +notwendig eine eingehendere Behandlung und Würdigung verlange +und zweitens, daß der Wunsch nach einer übersichtlicheren +Einteilung und Gliederung des neuesten Geschichtsstoffes nicht +wohl unberücksichtigt gelassen werden könne. Nach beiden +Seiten hin bin ich bestrebt gewesen, entsprechende Änderungen +durchzuführen. Was ich sonst im einzelnen im »Auszug aus +der Geschichte« wie im »Anhang« gekürzt, erweitert oder berichtigt +habe, wird der aufmerksame Leser leicht erkennen.</p> + +<p>Möge das Buch in dieser neuen Fassung die gleiche wohlwollende +Aufnahme finden wie die früheren Auflagen! Möge +es ihm gelingen, das Interesse für die Geschichte und insonderheit +die Liebe zur Geschichte <i>unseres</i> Volkes, die Erkenntnis +und Wertschätzung der Grundlagen seiner Kultur und das Verständnis +für seine Größe und seine Ziele in immer weitere +Kreise zu tragen!</p> + +<p>Herrn Professor <i>Fischer</i> in Blaubeuren und Herrn <i>R.A. Plœtz</i> +in Margate (England) sage ich auch an dieser Stelle meinen +aufrichtigen Dank für wertvolle Notizen zur deutschen und +englischen Geschichte.</p> + +<p class="sig"><i>Husum</i>, 18. Februar 1912.<br /> +<b>Friedrich Kãhler.</b><span class="pagenum"><a name="Page_v" id="Page_v">[v]</a></span></p> + + + + +<h2>Inhalt</h2> + +<div class="center"> +<table class="toc" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary=""> +<tr><td colspan="3" class="right">Seite</td></tr> +<tr><td></td><td>Einteilung der allgemeinen Weltgeschichte</td><td class="right"><a href="#Page_1">1</a></td></tr> +<tr><td></td><td>Die Rassen in der Weltgeschichte</td><td class="right"><a href="#Page_2">2</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center"><b>I. Alte Geschichte.</b></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">A. Die ägyptisch-semitischen Völker.</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Ägypter</td><td class="right"><a href="#Page_3">3</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Babylonier und Assyrer</td><td class="right"><a href="#Page_6">6</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Juden (Hebräer, Israeliten)</td><td class="right"><a href="#Page_11">11</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>Phöniker und Karthager</td><td class="right"><a href="#Page_13">13</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">B. Die asiatischen Arier.</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Völker Kleinasiens</td><td class="right"><a href="#Page_15">15</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Inder</td><td class="right"><a href="#Page_16">16</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Iranier</td><td class="right"><a href="#Page_17">17</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">C. Die Völker Ostasiens</td><td class="right"><a href="#Page_21">21</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">D. Die Griechen.</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Mythische Zeit</td><td class="right"><a href="#Page_23">23</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Staaten und Kolonien</td><td class="right"><a href="#Page_27">27</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Perserkriege und Blütezeit Athens</td><td class="right"><a href="#Page_38">38</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>Peloponnesischer Krieg</td><td class="right"><a href="#Page_47">47</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td>Makedoniens Emporkommen</td><td class="right"><a href="#Page_53">53</a></td></tr> +<tr><td>§ 6.</td><td>Alexander der Große</td><td class="right"><a href="#Page_59">59</a></td></tr> +<tr><td>§ 7.</td><td>Hellenistische Zeit</td><td class="right"><a href="#Page_63">63</a></td></tr> +<tr><td>§ 8.</td><td>Griechische Kunst und Wissenschaft</td><td class="right"><a href="#Page_69">69</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">E. Die Römer.</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Zeit der Königsherrschaft</td><td class="right"><a href="#Page_71">71</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Rom als Republik</td><td class="right"><a href="#Page_75">75</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Unterwerfung Italiens</td><td class="right"><a href="#Page_82">82</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>Die Punischen Kriege</td><td class="right"><a href="#Page_87">87</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td>Ausbreitung der römischen Herrschaft</td><td class="right"><a href="#Page_94">94</a></td></tr> +<tr><td>§ 6.</td><td>Bürgerliche Unruhen</td><td class="right"><a href="#Page_100">100</a></td></tr> +<tr><td>§ 7.</td><td><span class="pagenum"><a name="Page_vi" id="Page_vi">[vi]</a></span>Marius und Sulla</td><td class="right"><a href="#Page_103">103</a></td></tr> +<tr><td>§ 8.</td><td>Pompejus und Cäsar</td><td class="right"><a href="#Page_107">107</a></td></tr> +<tr><td>§ 9.</td><td>Untergang der Republik</td><td class="right"><a href="#Page_118">118</a></td></tr> +<tr><td>§ 10.</td><td>Kunst und Literatur bei den Römern</td><td class="right"><a href="#Page_120">120</a></td></tr> +<tr><td>§ 11.</td><td>Kaiserzeit bis zum Untergang des weströmischen Reiches</td><td class="right"><a href="#Page_121">121</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center"><b>II. Mittlere Geschichte.</b></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">A. Bis zum Vertrage von Verdun (375–843).</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Völkerwanderung</td><td class="right"><a href="#Page_139">139</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Frankenreich unter den Merowingern</td><td class="right"><a href="#Page_145">145</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Das oströmische Reich</td><td class="right"><a href="#Page_147">147</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>Mohammed und das Kalifat</td><td class="right"><a href="#Page_148">148</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td>Frankenreich unter den Karolingern</td><td class="right"><a href="#Page_150">150</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">B. Bis zum Beginn der Kreuzzüge (843–1096).</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Italien und Deutschland (Karolinger, sächsische, fränkische Kaiser)</td><td class="right"><a href="#Page_155">155</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Frankreich</td><td class="right"><a href="#Page_169">169</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>England und der Norden</td><td class="right"><a href="#Page_169">169</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>Die Pyrenäische Halbinsel</td><td class="right"><a href="#Page_171">171</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td>Der Osten</td><td class="right"><a href="#Page_172">172</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">C. Das Zeitalter der Kreuzzüge (1096–1270).</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Kreuzzüge</td><td class="right"><a href="#Page_173">173</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Deutschland und Italien (Hohenstaufen)</td><td class="right"><a href="#Page_179">179</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Frankreich</td><td class="right"><a href="#Page_191">191</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>England</td><td class="right"><a href="#Page_192">192</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td>Die Pyrenäische Halbinsel</td><td class="right"><a href="#Page_194">194</a></td></tr> +<tr><td>§ 6.</td><td>Der Osten</td><td class="right"><a href="#Page_194">194</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">D. Bis zur Entdeckung Amerikas (1270–1492).</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Deutschland bis auf Maximilian I</td><td class="right"><a href="#Page_195">195</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Frankreich bis auf Karl VIII</td><td class="right"><a href="#Page_207">207</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Italien</td><td class="right"><a href="#Page_210">210</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>England bis auf Heinrich VII</td><td class="right"><a href="#Page_211">211</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td>Die Pyrenäische Halbinsel</td><td class="right"><a href="#Page_214">214</a></td></tr> +<tr><td>§ 6.</td><td>Der Norden und Osten</td><td class="right"><a href="#Page_215">215</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center"><span class="pagenum"><a name="Page_vii" id="Page_vii">[vii]</a></span><b>III. Neuere Geschichte.</b></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">A. Bis zum Westfälischen Frieden (1492–1648).</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Erfindungen, Entdeckungen und Kolonien</td><td class="right"><a href="#Page_221">221</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Die Reformation in Deutschland</td><td class="right"><a href="#Page_224">224</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Frankreich bis auf Ludwig XIV.</td><td class="right"><a href="#Page_234">234</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>Italien</td><td class="right"><a href="#Page_239">239</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td>Die Pyrenäische Halbinsel und die Niederlande</td><td class="right"><a href="#Page_241">241</a></td></tr> +<tr><td>§ 6.</td><td>England und Schottland</td><td class="right"><a href="#Page_245">245</a></td></tr> +<tr><td>§ 7.</td><td>Der Norden und Osten</td><td class="right"><a href="#Page_249">249</a></td></tr> +<tr><td>§ 8.</td><td>Deutschland, Dreißigjähriger Krieg</td><td class="right"><a href="#Page_251">251</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">B. Bis zur französischen Revolution (1648–1789).</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Frankreich unter Ludwig XIV.</td><td class="right"><a href="#Page_261">261</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Deutschland unter Leopold I.</td><td class="right"><a href="#Page_265">265</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Der Norden und Osten</td><td class="right"><a href="#Page_267">267</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>England</td><td class="right"><a href="#Page_269">269</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td>Der spanische Erbfolgekrieg</td><td class="right"><a href="#Page_272">272</a></td></tr> +<tr><td>§ 6.</td><td>Der Nordische Krieg</td><td class="right"><a href="#Page_274">274</a></td></tr> +<tr><td>§ 7.</td><td>Deutschland, Friedrich der Große</td><td class="right"><a href="#Page_278">278</a></td></tr> +<tr><td>§ 8.</td><td>Der Norden und Osten</td><td class="right"><a href="#Page_292">292</a></td></tr> +<tr><td>§ 9.</td><td>Großbritannien und Nordamerika</td><td class="right"><a href="#Page_298">298</a></td></tr> +<tr><td>§ 10.</td><td>Südeuropa</td><td class="right"><a href="#Page_303">303</a></td></tr> +<tr><td>§ 11.</td><td>Frankreich unter Ludwig XV. und XVI.</td><td class="right"><a href="#Page_305">305</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">C. Bis zum Wiener Kongress (1789–1815).</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Die Revolution in Frankreich</td><td class="right"><a href="#Page_306">306</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Frankreichs Kriege gegen das Ausland</td><td class="right"><a href="#Page_313">313</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Machtentfaltung des ersten französischen Kaiserreiches</td><td class="right"><a href="#Page_321">321</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>Sturz des ersten französischen Kaiserreiches. Deutscher Befreiungskrieg</td><td class="right"><a href="#Page_331">331</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td>Herstellung des europäischen Staatensystems</td><td class="right"><a href="#Page_339">339</a></td></tr> +<tr><td></td><td class="center">D. Bis auf unsere Zeit.</td></tr> +<tr><td>§ 1.</td><td>Neue Erfindungen</td><td class="right"><a href="#Page_343">343</a></td></tr> +<tr><td>§ 2.</td><td>Verfassungs- und Unabhängigkeitskämpfe</td><td class="right"><a href="#Page_345">345</a></td></tr> +<tr><td>§ 3.</td><td>Die Zeit von 1830–1848</td><td class="right"><a href="#Page_348">348</a></td></tr> +<tr><td>§ 4.</td><td>Die Revolutionszeit 1848–1852</td><td class="right"><a href="#Page_354">354</a></td></tr> +<tr><td>§ 5.</td><td><span class="pagenum"><a name="Page_viii" id="Page_viii">[viii]</a></span>Kunst und Wissenschaft im 19. Jahrhundert</td><td class="right"><a href="#Page_363">363</a></td></tr> +<tr><td>§ 6.</td><td>Machtentfaltung des zweiten französischen Kaiserreichs. Nationale Einigung Italiens</td><td class="right"><a href="#Page_365">365</a></td></tr> +<tr><td>§ 7.</td><td>Deutschlands Einigung durch Preußen</td><td class="right"><a href="#Page_371">371</a></td></tr> +<tr><td>§ 8.</td><td>Deutsch-französischer Krieg 1870–1871</td><td class="right"><a href="#Page_381">381</a></td></tr> +<tr><td>§ 9.</td><td>Das Deutsche Reich seit 1871</td><td class="right"><a href="#Page_393">393</a></td></tr> +<tr><td>§ 10.</td><td>Österreich-Ungarn</td><td class="right"><a href="#Page_397">397</a></td></tr> +<tr><td>§ 11.</td><td>Rußland</td><td class="right"><a href="#Page_399">399</a></td></tr> +<tr><td>§ 12.</td><td>Die dritte französische Republik</td><td class="right"><a href="#Page_403">403</a></td></tr> +<tr><td>§ 13.</td><td>England</td><td class="right"><a href="#Page_406">406</a></td></tr> +<tr><td>§ 14.</td><td>Holland, Luxemburg, Belgien, Dänemark, Skandinavien, Schweiz</td><td class="right"><a href="#Page_410">410</a></td></tr> +<tr><td>§ 15.</td><td>Italien</td><td class="right"><a href="#Page_411">411</a></td></tr> +<tr><td>§ 16.</td><td>Die Pyrenäische Halbinsel</td><td class="right"><a href="#Page_413">413</a></td></tr> +<tr><td>§ 17.</td><td>Die Balkanhalbinsel</td><td class="right"><a href="#Page_414">414</a></td></tr> +<tr><td>§ 18.</td><td>Amerika</td><td class="right"><a href="#Page_416">416</a></td></tr> +<tr><td>§ 19.</td><td>Asien</td><td class="right"><a href="#Page_419">419</a></td></tr> +<tr><td>§ 20.</td><td>Entwickelung der deutschen Kolonien</td><td class="right"><a href="#Page_423">423</a></td></tr> +<tr><td class="right">Anhang. I.</td><td>Brandenburgisch-preußische Geschichte</td><td class="right"><a href="#Page_427">427</a></td></tr> +<tr><td class="right">II.</td><td>Die andern Staaten des Deutschen Reiches</td><td class="right"><a href="#Page_434">434</a></td></tr> +<tr><td colspan="2">Namen- und Sachregister</td><td class="right"><a href="#Page_439">439</a></td></tr> +</table></div> +<p><span class="pagenum"><a name="Page_1" id="Page_1">[1]</a></span></p> + + +<h2><b>Einteilung der allgemeinen Weltgeschichte.</b></h2> + + + +<div class="center"> +<table class="tdr" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary=""> +<tr><td align="left">Bis <b>375</b> n. Chr.</td><td>I.</td><td align="left"><b>Alte Geschichte,</b> von der Zeit der ersten geschichtlichen Kunde bis zum Beginn der Völkerwanderung.</td></tr> +<tr><td align="left"><b>375–1492.</b></td><td>II.</td><td align="left"><b>Mittlere Geschichte,</b> vom Beginn der Völkerwanderung bis zur Entdeckung Amerikas.</td></tr> +<tr><td align="left">Seit <b>1492.</b></td><td>III.</td><td align="left"><b>Neuere Geschichte,</b> von der Entdeckung Amerikas bis auf unsere Zeit.</td></tr> +</table></div> + +<p>Die <b>alte</b> Geschichte gliedert sich nach den hervortretenden +Völkern in <i>fünf Abschnitte</i>. Diese Völker sind:</p> + +<p>1. <b>Die ägyptisch-semitischen Völker.</b> 2. <b>Die asiatischen +Arier.</b> 3. <b>Die Völker Ostasiens.</b> 4. <b>Die Griechen.</b> +5. <b>Die Römer.</b></p> + +<p>Die <b>mittlere</b> Geschichte teilt man nach den hervorragenden +Ereignissen in <i>vier Perioden</i>:</p> + +<div class="center"> +<table class="tdr" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary=""> +<tr><td><b>375–843.</b></td><td>1.</td><td align="left">Vom Beginn der <b>Völkerwanderung</b> bis zum <b>Vertrag von Verdun</b>.</td></tr> +<tr><td><b>843–1096.</b></td><td>2.</td><td align="left">Vom <b>Vertrag zu Verdun</b> bis zum Beginn der <b>Kreuzzüge</b>.</td></tr> +<tr><td><b>1096–1270.</b></td><td>3.</td><td align="left">Das Zeitalter der <b>Kreuzzüge</b>.</td></tr> +<tr><td><b>1270–1492.</b></td><td>4.</td><td align="left">Vom Ende der <b>Kreuzzüge</b> bis zur <b>Entdeckung Amerikas</b>.</td></tr> +</table></div> + +<p>Die <b>neuere</b> Geschichte gliedert sich ebenfalls in <i>vier +Perioden:</i></p> + + +<div class="center"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary=""> +<tr><td align="right"><b>1492–1648.</b></td><td align="right">1.</td><td align="left">Von der <b>Entdeckung Amerikas</b> bis zum <b>Westfälischen Frieden</b>.</td></tr> +<tr><td align="right"><b>1648–1789.</b></td><td align="right">2.</td><td align="left">Vom <b>Westfälischen Frieden</b> bis zum Beginn der <b>französischen Revolution</b>.</td></tr> +<tr><td align="right"><b>1789–1815.</b></td><td align="right">3.</td><td align="left">Vom Beginn der <b>französischen Revolution</b> bis zum <b>Wiener Kongreß</b>.</td></tr> +<tr><td align="right">Seit <b>1815</b></td><td align="right">4. </td><td align="left">Vom <b>Wiener Kongreß</b> bis auf unsere Zeit.<span class="pagenum"><a name="Page_2" id="Page_2">[2]</a></span></td></tr> +</table></div> + + +<h2><b>Die Rassen in der Weltgeschichte.</b></h2> + + +<p>Die Naturforschung bestimmt die Rassenunterschiede des +Menschengeschlechts nach körperlichen Merkmalen; anders +müssen sie von der geschichtlichen Forschung aufgefaßt werden. +Reine Rassen im Sinne der Naturforschung liegen für den Zeitraum +unserer Weltgeschichte nirgends vor. Nur die Nachklänge +der Rasseneinheiten, die man für vorgeschichtliche Zeiten voraussetzen +darf, nämlich der Durchschnitt der körperlichen und +geistigen Eigentümlichkeiten, und als Haupteinteilungsprinzip die +Sprache, sind die Merkmale der Rasse im Sinne des Historikers. +In Betracht kommen dabei hauptsächlich folgende Rassen:</p> + + +<div class="center"> +<table class="tdr" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary=""> +<tr><td>I.</td><td class="left">Die <i>sumerische</i> Rasse, die Urbewohner von Babylonien.</td></tr> +<tr><td>II.</td><td class="left">Die <i>ägyptisch-semitische</i> (Semiten im weiteren Sinne), deren Ursitz Arabien gewesen zu sein scheint.</td></tr> +<tr><td>III.</td><td class="left">Die <i>zagrische</i> mit dem Hauptsitze um die Grenzgebirge zwischen der heutigen Türkei und Persien (die herrschende Bevölkerung in Elam).</td></tr> +<tr><td>IV.</td><td class="left">Die <i>kleinasiatische</i> (Hethiter), die mit der <i>indo-atlantischen</i> verwandt zu sein scheint (Urarthier, Mitanier).</td></tr> +<tr><td>V.</td><td class="left">Die <i>arische</i> (indo-europäische): Iranier, Inder, Phryger, Griechen, Italiker, Kelten, Germanen, Litu-Slaven. Diese Völker sind die Hauptträger der geschichtlichen Entwickelung.</td></tr> +<tr><td>VI.</td><td class="left">Von der <i>altaischen</i> Rasse haben die Chinesen und Japaner im Osten einen eigenen Kulturkreis gebildet, die Bulgaren, Magyaren und Türken in Europa eine gewisse Bedeutung gewonnen.</td></tr> +</table></div> +<p>Andere Rassen (Ainos, Dravidas, Malaien, Iberer, Basken, Amerikaner, Neger) haben +eine mehr passive Rolle gespielt als zurückweichende Urbevölkerung.<span class="pagenum"><a name="Page_3" id="Page_3">[3]</a></span></p> + + + + +<h2><b>I. Alte Geschichte.</b></h2> + + + + +<h3><b>A. Die ägyptisch-semitischen Völker.</b></h3> + + +<h4>§ 1. Ägypter.</h4> + +<p><b>Ägypten</b>, das von Höhenzügen und Wüsten eingeschlossene, +oberhalb des Delta nur wenige Stunden breite, etwa 1100 km +lange Tal des untern <b>Nil</b>, der alljährlich vom Juli an auf fast +4 Monate seine Ufer überflutet und so das Land befruchtet. +Zwei Landesteile: <b>Unter-Ägypten</b> mit der Hauptstadt <i>Memphis</i> +und dem Deltalande; <b>Ober-Ägypten</b> mit der Hauptstadt +<i>Theben</i> (Nu-Amôn), Südgrenze die Stromschnellen bei <i>Syene</i>, jetzt +Assuan. Beide bestanden ursprünglich als selbständige Staaten +nebeneinander. Ackerbau, Handwerk und Kunst erscheinen im +vierten Jahrtausend v. Chr., wo die geschichtlichen Nachrichten +beginnen, schon hoch entwickelt.</p> + +<p><b>Staatswesen</b>: Erbliches Königtum, die Könige gelten als +Söhne des Sonnengottes <i>Râ</i> selbst für göttliche Wesen. +Glänzende Hofhaltung, viele Beamte, das Land in bestimmte +Gaue geteilt. Bedeutender Einfluß der Priester, denen auch die +Pflege der Wissenschaften (Sternkunde, Heilkunde, Rechtskunde) +obliegt. Frühzeitige Feststellung des <i>Sonnenjahres</i>. Strenge +Regelung des gesamten Lebens durch religiöse Satzungen. Erbliche +<i>Stände</i>, nicht völlig gegeneinander abgeschlossene Kasten.</p> + +<p><b>Religion</b>: Verehrung der persönlich gedachten Naturkräfte, +verbunden mit symbolischem Tierdienst. Die einzelnen Gaugötter +schließen sich allmählich zu Götterkreisen zusammen. +Oberster Gott der Sonnengott <i>Râ</i> ihm sind die Obelisken geweiht. +Neben ihm andere Gottheiten der Sonne, des Mondes, +des Nils usw. Besondere Verehrung des <i>Ptah</i> in Memphis, +des <i>Amôn</i> in Theben, der <i>Neit</i> in Saïs. Der Kampf der dem +Menschen heilsamen und feindlichen Naturkräfte, wie er sich +in dem alljährlichen Aufblühen, Absterben und Wiedererwachen +der belebten Natur ausprägt, wird dargestellt in dem Mythus +von <i>Osiris</i>. Osiris, der Gott des Lebens, wird von <i>Set (Typhon)</i>, +dem Dämon der verzehrenden Gluthitze, getötet, von seiner +trauernden Gemahlin <i>Isis</i> gesucht; endlich überwindet <i>Hôrus</i>, +der Sohn beider, den Set. <i>Osiris</i>, wieder belebt, herrscht in +der Unterwelt über die Seelen der Abgeschiedenen (Totengericht).</p> + +<p>Sorgfältige Bestattung der Toten, die für die einmal +wiederkehrenden Seelen durch Einbalsamierung in Felsengräbern<span class="pagenum"><a name="Page_4" id="Page_4">[4]</a></span> +und Pyramiden erhalten wurden (Mumien). Heilige Tiere: der +Stier <i>Hapis</i> in Memphis als Abbild des Ptah verehrt; die +Kühe der Isis, die Katzen der Bast, die Sperber dem Hôrus +geheiligt.</p> + +<p>Die <b>Hieroglyphenschrift</b>,<a name="FNanchor_1_1" id="FNanchor_1_1"></a><a href="#Footnote_1_1" class="fnanchor">[1]</a> ursprünglich Bilderschrift, hat +Buchstaben-, Silben- und Wortzeichen; oft wird dem mit Buchstaben- und +Silbenzeichen geschriebenen Worte ein Bild zur +Verdeutlichung angefügt. Sie wurde hauptsächlich zu Inschriften +an den Wänden der Tempel und Grabkammern benutzt; für +den gewöhnlichen Gebrauch schrieb man auf Papyrusblättern +mit einer abgekürzten, der <i>hieratischen</i> Schrift, später mit der +noch mehr verkürzten <i>demotischen</i> Schrift.</p> + +<div class="sidenote">vor Chr. +Vor <b>3000.</b></div> + +<p>Das <b>alte</b> Reich,</p> + +<p>begründet von König <b>Mena</b> durch Vereinigung +der beiden Landesteile. Wechselnde Residenzen der Könige +in der Gegend von <i>Memphis</i> (oberhalb Kairo). Ihre Grabdenkmäler +sind die <b>Pyramiden</b>; über 70 noch erhalten. Die +höchsten (bei dem Dorfe Gizeh) sind von den Königen der +<i>4. Dynastie</i><a name="FNanchor_2_2" id="FNanchor_2_2"></a><a href="#Footnote_2_2" class="fnanchor">[2]</a> (um 2800) erbaut: <i>Snofru</i>, <i>Chufu</i> (Cheops bei +Herodot),<a name="FNanchor_3_3" id="FNanchor_3_3"></a><a href="#Footnote_3_3" class="fnanchor">[3]</a> <i>Chafrâ</i>, <i>Menkaurâ</i>. Unter der 6. Dynastie zerfällt +die Einheit des Reiches; mehrere Könige herrschen nebeneinander. +Herstellung der Einheit durch die von <i>Theben</i> in Ober-Ägypten +ausgehende 11. Dynastie.</p> + +<div class="sidenote">Um 2100.</div> + +<p>Das <b>mittlere</b> Reich,</p> + +<p>die klassische Zeit Ägyptens. Blüte der Baukunst +und der Literatur (religiöse, medizinische, biographische +Schriften; Märchen, Fabeln und Lieder). Handelsverkehr mit +Syrien und dem Weihrauchlande Punt (Südarabien). Residenzen +in der Landschaft <i>Fajjûm</i> oberhalb <i>Memphis</i>.</p> + +<p><i>Amenemhât I</i>. (12. Dynastie) baut den Amôntempel in +Theben, seine Nachfolger unterwerfen das Land Kusch (Nubien),<span class="pagenum"><a name="Page_5" id="Page_5">[5]</a></span> +<i>Wesertôsen III.</i> ist der in der griechischen Sage hervortretende +Sesostris. <i>Amenemhât III.</i> legt im Fajjûm den <i>Moeris-See</i> an, +um die Überschwemmungen des Nils zu regeln, und erbaut dort +einen großen Reichstempel, von den Griechen Labyrinth genannt. +Auch diese Dynastie hat Pyramiden gebaut; Felsengräber von +Priestern und hohen Beamten bei Beni-Hassan.</p> + +<div class="sidenote"> +Um 1800.</div> + +<p>Eroberung Ägyptens durch die <b>Hyksôs</b>, Hirtenkönige +semitischer Abkunft, die über die Landenge +von Suez eindrangen. Sie beherrschten hauptsächlich das untere +Land, Ober-Ägypten wurde von einheimischen Statthaltern verwaltet. +Einer von diesen, <i>Ahmôse</i>, Statthalter in Theben, vertreibt +endlich im 16. Jahrhundert die Hyksôs und herrscht dann +als König.</p> + +<div class="sidenote">Um 1530.</div> + +<p>Das <b>neue</b> Reich (Hauptstadt <i>Theben</i>)</p> + +<p>erhebt sich bald zu bedeutender Macht und Größe. +König <b>Dhutmôse I.</b> (Thutmosis) aus der 18. Dynastie macht +Nubien zur Provinz und dringt in Syrien bis zum Euphrat vor. +Seine Tochter <i>Hatschepsowet</i> sendet Schiffe aus nach dem +Weihrauchlande Punt. <b>Dhutmôse III.</b> macht <i>Syrien</i> und +<i>Palästina</i> zu Provinzen: höchste Machtfülle Ägyptens.</p> + +<p>Seine Nachfolger erhalten diesen Umfang des Reiches aufrecht. +<b>Amenhotep III.</b> schmückt Theben mit glänzenden +Bauten; Ruinen bei den jetzigen Dörfern <i>Karnak</i>, <i>Luksor</i> und +<i>Medinet-Abu</i>; bei letzterem noch jetzt zwei sitzende Kolosse, +Statuen des Amenhotep, deren eine von den Griechen die +<i>tönende Säule des Memnon</i> genannt ward.</p> + +<div class="sidenote">Um 1400.</div> + +<p><b>Amenhotep IV.</b> führt einen Sonnen-Monotheismus +ein; alle anderen Götter sollen dem <i>Râ</i> weichen. +Er gründet eine neue Residenz in Mittel-Ägypten (Ruinen von +El-Amarna), steht in freundschaftlichen Beziehungen zu den +Königen von <i>Babel</i> und <i>Assur</i>. Nach seinem Tode Wiederherstellung +der früheren Götterverehrung, zumal des Amôn +von Theben.</p> + +<div class="sidenote">Um 1300–1270.</div> + +<p><b>Seti I.</b> und sein Sohn <b>Ramsês II.</b> (19. Dynastie) +kämpfen mit den <i>Hethitern</i> (Cheta), die in +Nordsyrien ein Reich gegründet haben (S. 15). Ramsês siegt in der +Schlacht bei <i>Kadêsch</i> am Orontes, deren epische Beschreibung +(der Schreiber Pentaur) in Tempelinschriften erhalten ist. Blüte +des Reichs unter seiner fernerhin friedlichen Regierung; Residenz +zu <i>Tanis</i> im Deltalande, Tempelbauten zu Theben und +Abu-Simbel (in Nubien), Nilkanal bis zum Timsah-See.</p> + +<div class="sidenote">Um 1180.</div> + +<p><b>Ramsês III.</b> (20. Dynastie) behauptet das Ansehen +des Reichs durch Kämpfe gegen die »Seevölker«, +welche in Syrien eindringen, und gegen die Libyer +im Westen.<span class="pagenum"><a name="Page_6" id="Page_6">[6]</a></span></p> + +<p><b>Zeit des Verfalles</b> unter den folgenden Herrschern, Syrien +wird unabhängig, in Nubien erhebt sich das Reich von <i>Napăta</i>. +Die Priesterschaft des Amôn von Theben wird allmächtig, und +endlich stößt der Oberpriester <i>Hĕrihôr</i> den letzten Ramsês (XII.) +vom Throne. Gegen seine Nachfolger erhebt sich eine neue +Dynastie (21.) in <i>Tanis</i>. Kriegerisch tritt noch einmal König +<i>Scheschonk I.</i> auf (22. Dynastie), der um 920 für kurze Zeit +<i>Jerusalem</i> erobert. Dann Schwäche der Königsmacht gegenüber +den Gaufürsten.</p> + +<div class="sidenote"> +Um 775.</div> + +<p><i>Pianchi</i>, König von <i>Napăta</i>, erobert Ägypten; doch +wird es nach einiger Zeit wieder selbständig. +Dauernde Eroberung 728 durch <i>Schabăka</i>, König von Napăta, +der die 25. Dynastie begründet. Sein zweiter Nachfolger +<i>Taharka</i> tritt den Assyrern in Syrien entgegen.</p> + +<div class="sidenote">670.</div> + +<p><b>Assurachiddin</b>, König von Assur, erobert Ägypten +und ernennt 22 Statthalter, meist ägyptische Gaufürsten; +doch hat er, wie auch sein Nachfolger Assurbanipal, +gegen den von Napăta zurückkehrenden <i>Taharka</i> und dessen +Nachfolger <i>Tantamôn</i> um den Besitz des Landes zu kämpfen. +Nach des letzteren Tode treten die ägyptischen Statthalter +wieder in ihre Rechte.</p> + +<div class="sidenote">645.</div> + +<p><i>Herstellung des Reiches.</i> <b>Psamêtik</b> von Sais, einer +der Statthalter, macht sich mit Hilfe karischer und +ionischer Söldner unabhängig von Assyrien (S. 10), residiert zu +<i>Sais</i> im Deltalande (26. Dynastie), öffnet das Land dem Fremdenverkehr +(Syrer, Karer, Ionier). Unzufriedenheit im Stande der +Krieger, ein Teil derselben wandert nach Nubien +aus. Sein Sohn</p> + +<div class="sidenote">610–594.</div> + +<p><b>Neko</b> (Necho) setzt den Bau des Kanals vom Timsah-See +bis zum Roten Meere fort, ohne ihn zu vollenden, +läßt durch phönikische Seeleute Afrika umfahren, versucht +Syrien wiederzuerobern, wird aber 605 von den Babyloniern +unter Nebukadnezar II. bei <i>Gargămisch</i> am Euphrat zurückgeschlagen. +Sein Enkel <i>Wahabrê</i> (bei Herodot Apries) wird +entthront von</p> + +<div class="sidenote">570–526.</div> + +<p><b>Ahmôse</b> (Amāsis), dessen Regierung die letzte Glanzzeit +Ägyptens ist. Freundschaft mit den Griechen +von <i>Kyrēne</i> und mit <i>Polykrătes von Samos</i>; den ionischen +Griechen wird die Ansiedlung in <i>Naukrătis</i> gestattet. Tempelbauten +in Sais und Memphis. Sein Sohn</p> + +<div class="sidenote">525.</div> + +<p><b>Psamêtik III.</b> wird in der Schlacht bei <b>Pelusium</b> von +<b>Kambyses</b> besiegt. <b>Ägypten persische Provinz.</b></p> + + +<h4>§ 2. Babylonier und Assyrer.</h4> + +<p>Ebenso alt wie im Niltal ist die Kultur in der fruchtbaren +Ebene am Unterlauf des <i>Euphrat</i> (Purat) und <i>Tigris</i> (Diglat),<span class="pagenum"><a name="Page_7" id="Page_7">[7]</a></span> +welche später nach ihrer Hauptstadt <b>Babylonien</b> hieß. Träger +dieser bis ins fünfte Jahrtausend vor Chr. nachweisbaren Kultur +sind die nichtsemitischen <b>Sumerer,</b> doch sind zu der Zeit, wo +die geschichtlichen Nachrichten beginnen, schon <i>semitische +Stämme</i> eingedrungen, zumal in Nord Babylonien, und haben +sich die vorgefundene Kultur angeeignet.</p> + +<p>Die Entwickelung von Gewerbtätigkeit und Handel führt +frühzeitig zur Ausbildung eines genauen Gewichts- und Maßsystems, +bei welchem die Zahl 60 der Einteilung zugrunde +liegt (Sexagesimal-System); an die Beobachtung der Sterne +knüpft sich genaue Zeitrechnung, doch auch der Aberglaube +der Sterndeutung (Astrologie).</p> + +<p><b>Religion</b>: Von der Verehrung der leuchtenden Himmelskörper +ausgehend bildet sich eine vielgestaltige Götterwelt. +Oberster Gott <i>Ellit,</i> später <i>Bêl</i> genannt, Sohn des Himmelsgottes +<i>Anu</i>; seine Gemahlin <i>Belit</i>. Andere Götter <i>Samas,</i> der +Sonnengott, <i>Sin,</i> der Mondgott, <i>Rammân,</i> der Gott des Gewitters, +<i>Marduk</i>, der Stadtgott von Babel, <i>Nergal, Istar, Nabu</i>. +Hohes Ansehen der Priester, die wie in Ägypten zugleich Lehrer +der Wissenschaft sind.</p> + +<p>An der altbabylonischen Kultur nimmt teil das von +zagrischen Völkern bewohnte Land <b>Elam</b> (Hauptstadt <i>Susa</i> +am Choaspes) und allmählich auch das weiter nördlich am oberen +Tigris gelegene Land <b>Assur</b> (Assyrien). Überall ist die <b>Keilschrift</b> +im Gebrauch, mit Griffeln auf Tontafeln und Tonzylinder +eingeritzt, später in vereinfachter Form von den Persern +angenommen.<a name="FNanchor_4_4" id="FNanchor_4_4"></a><a href="#Footnote_4_4" class="fnanchor">[4]</a></p> + +<div class="sidenote"> +Um <b>3000.</b></div> + +<p>Stadtkönigtümer im Lande der <i>Sumerer</i> (Südbabylonien), +gestützt auf alte Kultstätten: Ur, +Eridu, Larsa, Lagas (Sirpurla), Nipur mit dem auf Terrassen +hochgebauten Tempel des Ellit.</p> + +<p>Im Norden Stadtkönigtümer der <i>Semiten</i>: Akkad, Sippara, +Borsippa, Babel.</p> + +<div class="sidenote">Um 2800.</div> + +<p>König <i>Sargon</i> von <i>Akkad</i> (Nordbabylonien) gründet +ein Reich, das sich bis nach Syrien erstreckt.</p> + +<div class="sidenote">Um 2600.</div> + +<p>Im Süden erheben sich die Könige von Ur, dann die +von Larsa; die Herrscher dieser Dynastien bezeichnen +sich auch als Könige von <i>Sumer und Akkad</i>.</p> + +<div class="sidenote">Um 2300.</div> + +<p>Kudur-Mabuk, König von <i>Elam</i> (Susiana), erobert +Ur und Larsa.<span class="pagenum"><a name="Page_8" id="Page_8">[8]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +Um 2200.</div> + +<p><b>Hammurabi</b>, König von Babel, befreit den Süden +von dem Joch der Elamiter und zwingt ihn für +immer unter die Herrschaft des Nordens; begründet damit das +<b>Babylonische Reich</b>. Die Hauptstadt, ein großes ummauertes +Viereck, vom Euphrat durchströmt; auf der einen Seite des +Flusses die Königsburg, auf der andern ein in 8 Stockwerken +sich erhebender Tempel des Bêl. Sorgfältiger Ackerbau, Anlage +von Kanälen. Eine umfassende <i>Gesetzgebung</i>, bekannt +geworden durch eine 1901 in Susa gefundene Inschrift dieses +Königs, regelt das bürgerliche Leben: Landbau, Schiffahrt, +Handel, Eherecht, Erbrecht.</p> + +<div class="sidenote">Um 1700.</div> + +<p>Herrschaft der vom Zagrosgebirge her eingedrungenen +Kassu (Kossäer) über Babel;<a name="FNanchor_5_5" id="FNanchor_5_5"></a><a href="#Footnote_5_5" class="fnanchor">[5]</a> seit etwa 1250 +wieder einheimische Könige.</p> + +<div class="sidenote">Um 1500.</div> + +<p><b>Reich Assur am oberen Tigris.</b> Alte Hauptstadt +gleichen Namens; spätere Residenzen der Könige +sind <i>Ninua</i> (Ninive)<a name="FNanchor_6_6" id="FNanchor_6_6"></a><a href="#Footnote_6_6" class="fnanchor">[6]</a> und <i>Kalach</i>. Ausbildung des Kriegswesens +und geordnete Verwaltung; die Jahre werden nach dem +Wechsel der obersten Staatsbeamten (Limu) gezählt.</p> + +<div class="sidenote">Um 1450.</div> + +<p>König <i>Assurubállit</i> von Assur, befreundet mit +<i>Burnaburjasch</i> von Babel, zerstört das Nachbarreich +der <i>Mitani</i> am oberen Euphrat. Lange Zeit bestehen die +drei Reiche <i>Babel</i>, <i>Elam</i>, <i>Assur</i> nebeneinander, verbunden durch +Handelsverkehr, aber auch öfters in Feindschaft. <i>Tiglatninib</i> +von Assur herrscht um 1280 eine Zeitlang auch über Babel, +<i>Nabukudrossor I.</i> (Nebukadnezar I.) von Babel ist um 1130 +siegreich gegen Elam, führt die geraubte Mardukstatue aus +Susa zurück.</p> + +<div class="sidenote">Um 1100.</div> + +<p><i>Tiglatpilêsar I.</i> von Assur schlägt einen Angriff der +kleinasiatischen <i>Muski</i> (S. 15) zurück, dringt erobernd +vor nach <i>Naīri</i> (den Gebieten nördlich vom oberen +Tigris) und nach <i>Nordsyrien</i>, wo das Reich der Hethiter (S. 5) +sich in kleinere Staaten aufgelöst hat; er erreicht bei Arwad +(Aradus) in Phönizien das Mittelmeer. Die nächstfolgenden +Könige haben diesen Umfang der Herrschaft nicht behauptet; +dann aber folgt die Gründung der <b>Assyrischen Großmacht</b>.<span class="pagenum"><a name="Page_9" id="Page_9">[9]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +885–860.</div> + +<p><i>Assurnâssirpal</i> (III.) erobert die Länder am oberen +Euphrat und Nordsyrien und dringt wieder bis zum +Mittelmeer vor. Tyrus und Sidon zahlen Tribut.</p> + +<div class="sidenote">860–825.</div> + +<p><i>Salmanâsar II.</i> wiederholt diese Züge, greift zwar +<i>Damaskus</i> mehrfach vergeblich an, hält aber +Tyros, Sidon und das Reich Israel (König Jehu) tributpflichtig, +ebenso im Osten die indogermanischen <i>Madai</i> (Meder) (S. 17); +in <i>Babel</i> greift er bei einem Thronstreit mit Heeresmacht ein. +Sein zweiter Nachfolger <i>Râman-nirari III.</i> (um 800) erobert +auch <i>Damaskus</i> und führt reiche Beute davon. Unter ihm reicht +die assyrische Macht von Medien über ganz Palästina bis nach +Edom. Dann folgt eine Zeit des Niedergangs; <i>Salmanâsar III.</i> +(um 780) kämpft erfolglos gegen das in den nördlichen Bergländern +(Armenien) entstandene Reich <i>Urarthu.</i></p> + +<div class="sidenote">745–727.</div> + +<p><b>Tiglatpilêsar III.</b> (Pulu), ein Usurpator, stürzt den +schwachen König Assur-nirari und erhebt die +assyrische Macht aufs neue. Er bekriegt das westliche <i>Medien</i>, +bricht die Macht der <i>Urarthier</i>, stellt die Herrschaft über +<i>Syrien</i> wieder her. Die Könige von Damaskus, Israel, Tyros +zahlen ihm Tribut. In <i>Babel</i> bestätigt er zuerst den König +<i>Nabunâssir</i><a name="FNanchor_7_7" id="FNanchor_7_7"></a><a href="#Footnote_7_7" class="fnanchor">[7]</a> als aber nach dessen Tode Ukînzêr, Fürst der +Kaldi (Chaldäer, im südlichen Babylonien) sich des Thrones +bemächtigt, vertreibt er diesen und macht sich selbst unter +dem Namen Pulu zum König von Babylon, Sumer und Akkad. +So wird er der Gründer des assyrischen Weltreichs, indem +er</p> + +<div class="sidenote"><b>729.</b></div> + +<p><b>Assur und Babel vereinigt</b>.</p> + +<div class="sidenote">722–705.</div> + +<p><b>Sarrûkîn</b> (Sargon), Begründer einer neuen Dynastie, +beendet die von seinem Vorgänger Salmanâsar IV. +begonnene Belagerung von <i>Samaria</i>, führt die Einwohner nach +Medien, schlägt einen Angriff des ägyptischen Königs Schabăka +(S. 6) bei <i>Raphia</i> (unweit Gaza) zurück, vernichtet durch Eroberung +von <i>Gargamisch</i> (Karchemisch) den letzten Hethiterstaat +in Syrien (S. 8). Dann unterwirft er das westliche <i>Medien</i>, siegt +über den König Rusas von <i>Urarthu</i>, zwingt Mita, den König der +<i>Muski</i> (Midas von Phrygien, S. 8), zur Huldigung. Cypern +tributpflichtig. Inzwischen hat sich in <i>Babel</i> Mardukbaliddin, +Fürst der Kaldi, von Elam her unterstützt, der Herrschaft +bemächtigt; Sarrûkîn besiegt ihn 710 und stellt die Vereinigung +beider Reiche wieder her. Elam bleibt selbständig. Neue Residenz +Dûr-Sarrûkîn (Chorsâbâd) nördlich von Ninive. Sein Sohn<span class="pagenum"><a name="Page_10" id="Page_10">[10]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +705–681.</div> + +<p><b>Sinachirib</b> (Sanherib) behauptet Syrien gegen die +Ägypter, belagert aber Tyros und Jerusalem vergeblich +(König Hiskia), zerstört die Stadt Babel +nach abermaligem Aufstande der Einwohner.</p> + +<div class="sidenote">681–668.</div> + +<p><b>Assurachiddin</b> (Assarhaddon) stellt Babel wieder her, +begünstigt die Babylonier, unterwirft <i>Ägypten</i> +(S. 6, Memphis 670 erobert) und mehrere <i>arabische</i> Stämme. +Sidon erobert und zerstört, wird assyrische Provinzialstadt. +Unter diesem König hat das Reich seine größte Ausdehnung. +Aber schon unter seiner Regierung beginnen nomadische Indogermanen, +die <i>Skutscha</i> und <i>Gimirai</i> (Skythen und Kimmerier), +das Reich vom Norden her zu bedrohen.</p> + +<div class="sidenote">668–626.</div> + +<p><b>Assurbanipal</b> (Sardanapal) wird durch den Aufstand +seines Bruders <i>Samassumukîn</i>, den Assurachiddin +zum König von Babel eingesetzt hatte, genötigt, Ägypten aufzugeben +(vgl. S. 6), unterwirft jedoch <i>Babel</i> wieder und macht +dem Reiche <b>Elam</b> ein Ende durch Eroberung der Hauptstadt +<i>Susa</i>. Seine durch Bauten verschönerte Residenzstadt ist +<b>Ninive</b>; dort ist in den umfangreichen Ruinen der größte Teil +seiner großartigen Bibliothek aufgefunden worden (Tafeln und +Zylinder aus Ton mit Keilschrift). Nach seinem Tode wird +<i>Babel</i> wieder selbständig und erhebt sich bald zu großer Macht, +während das assyrische Reich durch die verheerenden Kriegszüge +der <i>Skythen</i>, die bis nach Syrien vordringen, geschwächt +wird.</p> + +<div class="sidenote"><b>626–539.</b></div> + +<p><b>Das Neu-Babylonische (chaldäische) Reich.</b></p> + +<div class="sidenote">626–605.</div> + +<p><b>Nabupalôssor</b>, ein Chaldäerfürst, König von Babel, erkennt +die assyrische Oberhoheit nicht mehr an, verbündet +sich mit dem König der <i>Meder</i> Kyaxāres (S. 17).</p> + +<div class="sidenote">606.</div> + +<p><b>Ende des assyrischen Reiches,</b> die vier Residenzstädte, +namentlich <i>Ninive</i>, von den Medern unter +Kyaxāres zerstört. König <i>Neko</i> von Ägypten, welcher Syrien +zu erobern versucht (609 Schlacht bei Megiddo, wo König Josia +von Juda fällt), wird von <i>Nabukudrossor</i>, Nabupalôssors Sohn, +zurückgeschlagen.</p> + +<div class="sidenote">605–561.</div> + +<p><b>Nabukudrossor II.</b> (Nebukadnezar) läßt die vergrößerte +Stadt Babel (Babylon) mit einer doppelten +Mauer umziehen, legt die sogen. schwebenden Gärten der +Semiramis (Terrassen) an, stellt den Tempel des Bêl und die +das Land vor Versumpfung schützenden Kanäle wieder her +(Wasserbecken bei <i>Sippāra</i>), sichert das Land im Norden durch +die vom Euphrat bis zum Tigris reichende medische Mauer. +Amasis von Ägypten, der sich mit griechischen Inselmächten +verbündet hat, 605 bei Karchemisch besiegt. Krieg gegen Juda. +586 Jerusalem zerstört, die Einwohner am Euphrat angesiedelt, +573 Tyros unterworfen.<span class="pagenum"><a name="Page_11" id="Page_11">[11]</a></span></p> + +<p>Nach dem Tode des großen Königs Verfall des Reiches +durch Thronstreit. Kurze Regierungen der drei Nachfolger aus +Nebukadnezars Familie; dann wird die chaldäische Dynastie von +den Priestern gestürzt, die einen Babylonier <i>Nabunêd</i> auf den +Thron erheben. Dieser bemüht sich um Herstellung der Tempel +und Einkünfte der Priester, erliegt aber dem Angriffe der +<i>Perser</i>.</p> + +<div class="sidenote"> +539.</div> + +<p><b>Babylon von Kyros erobert</b>; Babylonien wird +zunächst ein Kronland der Perserkönige, dann nach +einem Aufstand unter Xerxes persische Provinz. Der Marduktempel +von Xerxes zerstört, bleibt seitdem in Trümmern.</p> + + +<h4>§ 3. Juden (Hebräer, Israeliten).</h4> + +<p><b>Syrien</b>, von semitischen Völkern bewohnt, hat nach dem +Verfalle der Macht der <i>Hethiter</i> (S. 8) keine zusammenfassende +Staatsbildung aufzuweisen; im 9. Jahrhundert wird es von den +<i>Assyrern</i> abhängig. Doch behalten die Einwohner ihre alte +Religion und Sprache; in Nordsyrien herrscht die <i>aramäische</i> +Sprache.</p> + +<p>Geschichtlich bedeutsam durch seine <i>Religion</i> ist das im +Lande <b>Kanaan</b> (Palästina) wohnende jüdische Volk, dessen +ältere Geschichte sagenhaft ist. Stammväter: <i>Abraham</i>, <i>Isaak</i>, +<i>Jakob</i>; Auswanderung nach Ägypten, Rückkehr unter <i>Mose</i>, +Gesetzgebung am <i>Sinai</i>. Unter <i>Josuas</i> Führung werden die +Völker Kanaans besiegt; Verteilung des Landes zu beiden +Seiten des <i>Jordan</i> unter die 12 Stämme; der Stamm Levi zur +Priesterschaft bestimmt. Verehrung des einigen unsichtbaren +Gottes <i>Jahveh</i> (Jehovah); sein Heiligtum die tragbare Stiftshütte, +darin die Bundeslade, in welcher die Gesetztafeln aufbewahrt +werden. Das Gesetz Jahvehs beherrscht das ganze +bürgerliche Leben. (Theokratie.)</p> + +<p>Weitere Kämpfe mit den Völkern Kanaans unter Führung +der <b>Richter</b>: Gideon, Jephtah, Simson, Samuel.</p> + +<div class="sidenote">Um 1000.</div> + +<p>Auf Verlangen des Volkes salbt Samuel den <b>Saul</b> +(aus dem Stamme Benjamin) zum <i>König</i>. Saul, +siegreich gegen die Nachbarvölker, entzweit sich bald mit dem +Priestertume. Samuel salbt einen andern König, <i>David</i>, aus +dem Stamme Juda. Diesen nötigt Saul zur Flucht, tötet sich +aber selbst nach einem unglücklichen Kampfe +gegen die Philister.</p> + +<div class="sidenote">Um 980.</div> + +<p><b>David</b> treibt die Feinde zurück, entreißt den Jebusitern +<i>Jerusalem</i>, wohin die Bundeslade gebracht +wird, und macht diese Stadt zur Hauptstadt.</p> + +<div class="sidenote">Um 950.</div> + +<p><b>Salomo</b> baut den Tempel zu Jerusalem; Freundschaft +mit dem König Hirôm I. von Tyros, gemein<span class="pagenum"><a name="Page_12" id="Page_12">[12]</a></span>same +Seefahrten nach dem Lande <i>Ophir</i> (Ostarabien?); glänzende +Regierung. Nach seinem Tode</p> + +<div class="sidenote"> +Um 925.</div> + +<p><b>Teilung</b> des Reiches der Juden. +Die Stämme Juda und Benjamin halten zu <i>Rehabeam,</i> +dem Sohne Salomos, die andern zehn Stämme unter +<i>Jerobeam</i> bilden das Reich <i>Israel</i> (Hauptstadt Sichem, später +seit Ahab Samaria).</p> + +<p>Im Reiche <b>Israel</b> gelangt unter König <i>Ahab</i> (um 870) +durch den Einfluß seiner Gemahlin <i>Isebel</i>, Tochter <i>Itobaals I.</i> +von Tyros, der phönikische Baal- und Astartedienst zu großer +Verbreitung. Kampf der <b>Propheten</b> (<b>Elîa</b>, <i>Elisa</i> u. a.) gegen +das götzendienerische Königtum. Ahab fällt im Kampf gegen +Damaskus. Der Feldhauptmann <i>Jehu</i>, von Elisa gesalbt, tötet +Isebel, rottet das Geschlecht Ahabs aus, macht sich zum König +und verbietet den Baaldienst; er wird 842 dem <i>assyrischen</i> +Könige Salmanâsar II. tributpflichtig (S. 9). Dann Bedrängnis +durch die Könige von <i>Damaskus</i>, glücklichere Zeit unter <i>Jerobeam II.</i> +König <i>Menachem</i> wird 738 wiederum den Assyrern +untertan; König <i>Hosea</i> wird, als er sich der assyrischen Herrschaft +zu entziehen sucht, 724 von Salmanâsar IV. geschlagen +und gefangen. Nach 3 jähriger Belagerung wird</p> + +<div class="sidenote"><b>722.</b></div> + +<p><i>Samaria</i> von <i>Sarrûkin</i> (S. 9) erobert, das <b>Reich +Israel zerstört;</b> über 27000 Einwohner weggeführt +und in Assyrien und Medien angesiedelt.</p> + +<p>Das Reich <b>Juda</b> wird noch unter <i>Rehabeams</i> Regierung +von den Ägyptern unter <i>Scheschonk</i> (S. 6) mit Krieg überzogen. +König <i>Josaphat</i> (um 870) vermählt, um ein friedliches +Verhältnis mit dem Reiche Israel herzustellen, seinen Sohn +mit <i>Athalja</i>, der Tochter Ahabs von Israel und der Isebel. +Athalja bemächtigt sich 843 in Jerusalem der Herrschaft, ermordet, +um Davids Stamm auszurotten, ihre eigenen Enkel +(nur <i>Joas</i> wird wunderbar gerettet und im Tempel Jehovahs +auferzogen) und führt in Jerusalem den Baaldienst ein. Sie +wird 837 von dem Hohenpriester <i>Jojada</i> gestürzt und getötet, +der junge <i>Joas</i> auf den Thron gesetzt, der Baaldienst aufgehoben.</p> + +<p>König <i>Hiskia</i> (um 700), der Leitung des Propheten <b>Jesaja</b> +folgend, verbannt aufs neue die Abgötterei, verweigert den +Assyrern den Tribut und verbindet sich mit Ägypten. Die +Assyrer unter <i>Sinachirib</i> belagern vergeblich Jerusalem, führen +aber viele Bewohner des offenen Landes in die Gefangenschaft.</p> + +<p>Unter <i>Josia</i> (640–609) verheeren die <i>Skythen</i> (s. S. 10) +das Land. Herstellung des Jehovahdienstes nach Auffindung +des Gesetzbuches im Tempel (621); der Prophet <b>Jeremia</b>. +König Josia fällt im Kampfe gegen den ägyptischen König +<i>Neko</i> (s. S. 10) bei <i>Megiddo</i> 609. Das Reich Juda wird den +Ägyptern und nach der Schlacht bei <i>Gargamisch</i> (S. 6) den<span class="pagenum"><a name="Page_13" id="Page_13">[13]</a></span> +Babyloniern Untertan. Ein Versuch des letzten Königs <i>Zedekia</i>, +die Unabhängigkeit wieder zu gewinnen, mißlingt trotz ägyptischer +Hilfe.</p> + +<div class="sidenote">v. Chr. +586.</div> + +<p><b>Nabukudrossor</b>, König von Babylon, <b>zerstört +Jerusalem</b>. Viele Juden in die <i>babylonische Gefangenschaft</i> +geführt.</p> + +<div class="sidenote">539.</div> + +<p><b>Kyros</b> gestattet den Juden die Rückkehr nach +Palästina und die Wiederherstellung eines Staates +Juda. Jerusalem und der Tempel wieder aufgebaut. Herstellung +des mosaischen Gesetzes durch <i>Esra</i> 458, Mauerbau +unter <i>Nehemia</i> 445. An der Spitze des kleinen Staates steht +unter persischer Oberhoheit der <i>Hohepriester</i>; Feindschaft gegen +<i>Samaria</i>, wo Vermischung mit anderen Völkern eingetreten ist.</p> + + +<h4>§ 4. Phöniker und Karthager.</h4> + +<p><b>Phönikien</b>, der schmale, hafenreiche Küstenstrich westlich +vom Gebirge Libanon, bewohnt von einem semitischen Volke, +welches frühzeitig Städte gründete: <i>Arwad</i> (Arados), <i>Gubal</i> +(Byblos), <i>Berut</i> (Berytos), <i>Sidon</i>, <i>Zor</i> (Tyros). <b>Sidon</b> seit etwa +1500 v. Chr. die bedeutendste Stadt.</p> + +<p>Die <i>Religion</i> der Phönīker mit der babylonischen verwandt, +durch Ausschweifung und Grausamkeit entstellt. Hauptgötter +<i>Baal</i>, <i>Astarte</i> und <i>Moloch</i>, der Feuergott, welchem Menschenopfer +dargebracht wurden. In Tyros <i>Melkart</i> besonders verehrt, +in Gubal der Frühlingsgott <i>Adonis</i>.</p> + +<p>Die Phöniker trugen als <i>Handelsvolk</i> die in Ägypten und +Babylonien begründete Kultur nach den Ländern des Westens. +Ihre Häfen standen durch Karawanenstraßen (über Damaskus und +Thadmor) mit dem Euphratlande in Verbindung. Mannigfache +<i>Gewerbtätigkeit</i>: Weberei, Purpurfärberei, Glasbereitung, Bergbau, +Bearbeitung der Metalle. Ausbildung der (konsonantischen) +Lautschrift, von der die europäischen und neueren asiatischen +»Alphabete« abstammen.</p> + +<p>Gründung zahlreicher <b>Kolonieen</b> auf Cypern, Rhodos, Kreta, +Kythera, auf Inseln des Ägäischen Meeres, auf Sicilien, an der +Nordküste von <i>Afrika</i> (Utica, Leptis), an der Südküste von +<i>Spanien</i> (Gades). Weitere Handelsfahrten teils nach der Westküste +Afrikas, teils nach Britannien und der deutschen Seeküste, +wo sie u. a. den Bernstein fanden.</p> + +<div class="sidenote"> +Um 1100.</div> + +<p><b>Tyros</b> gelangt an Stelle von Sidon zum Vorrang +unter den phönikischen Seestädten.</p> + +<div class="sidenote">Um 950.</div> + +<p>Blüte von <i>Tyros</i> unter König <b>Hirôm I.</b>, dem Freunde +Salomos (S. 11). <i>Neu-Tyros</i>, auf einer Insel der +Altstadt gegenüber gelegen, wird erweitert, befestigt und durch +einen Damm mit dem Festlande verbunden. Später entstehen<span class="pagenum"><a name="Page_14" id="Page_14">[14]</a></span> +innere Zwistigkeiten; ein großer Teil der alten Geschlechter +verläßt unter Führung der Königstochter <i>Elissa</i> +die Stadt Tyros und gründet</p> + +<div class="sidenote">v. Chr. +Um 814.</div> + +<p><b>Karthāgo</b>, punisch <i>Kartchadast</i> (d. h. die neue +Stadt), an der Meeresbucht zwischen dem <i>Schönen</i> +und dem <i>Hermäischen</i> Vorgebirge, nicht weit von dem heutigen +<i>Tunis</i> (Doppelhafen, Burg <i>Byrsa</i>). Die Gründerin <i>Elissa</i> wird +später als Göttin <i>Dido-Astarte</i> (Beschützerin der Kolonisation) +verehrt.</p> + +<p>Verfassung Karthagos: Aristokratische Republik, die Herrschaft +in der Hand der reichen Großkaufleute und Gewerbetreibenden, +an der Spitze zwei jährlich erwählte <i>Suffeten</i>, d. h. +Richter, auch Könige genannt, ein engerer und ein weiterer +Senat; die Bürgerschaft hat das Wahlrecht und wird bei +wichtigen Entscheidungen befragt.</p> + +<p>Allmähliches Sinken der Städte des Mutterlandes; sie geraten +unter die Botmäßigkeit der <i>Assyrer</i>, dann der <i>Babylonier</i>; +nur <i>Tyros</i> erhält sich bis 573 frei. Währenddessen breiten sich +die <i>Griechen</i>, welche schon früher (um 1000 v. Chr.) die Phöniker +aus dem Ägäischen Meere verdrängt hatten, an den Küsten +und Inseln des westlichen Mittelmeeres aus und bedrohen die +phönikischen Niederlassungen mit Vernichtung.</p> + +<div class="sidenote">Um <b>600</b>.</div> + +<p>Gegenüber dieser Gefahr beginnt <b>Karthago</b> die +Phöniker des Westens unter seiner Führung zu +sammeln und gründet ein <b>seemächtiges Reich</b> in <i>Nordafrika</i>, +<i>Westsicilien</i> und <i>Südspanien</i>. Grenzkriege mit den Griechen +von <i>Kyrēne</i>; die Altäre der Philänen (östlich von Groß-Leptis) +als Grenze festgestellt. Auch <i>Sardinien</i> wird von den Karthagern +besetzt; aus <i>Korsika</i> vertreiben sie, im Bunde mit den Etruskern, +die Griechen von Phokäa (Seeschlacht bei Alalia 540).</p> + +<div class="sidenote">586–573.</div> + +<p><b>Tyros</b> hält eine dreizehnjährige Einschließung (von +der Landseite) durch <i>Nabukudrossor</i> aus, muß aber +zuletzt die Oberherrschaft des Königs von Babylon +anerkennen (S. 10).</p> + +<div class="sidenote">539.</div> + +<p>Nach Zerstörung des Babylonischen Reiches durch +<i>Kyros</i> werden die Phöniker den Persern Untertan, +sie stellen fortan den Hauptteil der <i>persischen Seemacht</i>. <b>Sidon</b> +wird nunmehr wieder die erste Stadt Phönikiens. <i>Tripolis</i> als +Bundesstadt gegründet von Arados, Sidon und Tyros.</p> + +<div class="sidenote">332.</div> + +<p>Nach der Eroberung von Tyros durch <i>Alexander +d. Gr.</i> wird Phönikien und ganz Syrien, bald auch +Ägypten und Babylonien ein Teil der großen <b>griechisch-makedonischen</b> +Monarchie.<span class="pagenum"><a name="Page_15" id="Page_15">[15]</a></span></p> + + + + +<h3><b>B. Die asiatischen Arier.</b></h3> + + +<p>Ein neues Zeitalter beginnt mit dem Auftreten der <b>Arier</b> +(Indoeuropäer). Zuerst treten die <i>asiatischen</i> Zweige dieser +Völkergruppe hervor in Iran, Kleinasien, Armenien, Indien, dann +die <i>südeuropäischen</i> (Griechen und Italiker), weiterhin die +Kelten und Germanen, zuletzt die Slaven und Letten.</p> + + +<h4>§ 1. Völker Kleinasiens.</h4> + +<p>Um 1500 v. Chr. erscheinen zuerst die den Phrygern verwandten +<i>Muski</i> und Stämme der iranischen <i>Saken</i> (Skythen) in +Kleinasien. Sie verdrängen die <i>Hethiter</i> (S. 5, 8, 9), von deren +früherer gewaltiger Herrschaft sich Denkmäler westlich vom +Halys in Syrien, Mesopotamien, Kilikien, Kappadokien, auch am +Sipylos finden. Das <b>Phrygische Reich</b>, dessen König Mita +(Midas) 710 den Assyrern huldigt (S. 9), erliegt bald darauf dem +Ansturm der <i>Kimmerier</i> (S. 10), die ebenso wie die <i>Saken</i> oder +<i>Skythen</i> iranische Stämme sind, die nicht seßhaft werden. Als +selbständige seßhafte Stämme erscheinen die Armenier, Kappadokier, +Lykier; an der Westküste bildet sich das <b>Lydische +Reich</b> und gewinnt dann weitere Ausdehnung.</p> + +<div class="sidenote"> +Um 670.</div> + +<p>König <b>Gyges</b>, Begründer der <i>Mermnaden</i>-Dynastie, +huldigt dem assyrischen Reiche, fällt im Kampf +gegen die <i>Kimmerier</i>, welche die Hauptstadt <i>Sardes</i> bis auf +die Burg erobern, dann aber zurückweichen. Seine Nachfolger +unterwerfen <i>Mysien</i> und <i>Phrygien</i>, bekämpfen die Griechenstädte. +<b>Alyattes</b>, der vierte Mermnade, gerät in Krieg mit +Kyaxâres von Medien.</p> + +<div class="sidenote"><b>585.</b></div> + +<p>Unentschiedene Schlacht am Halys zwischen <i>Alyattes</i> +und <i>Kyaxâres</i> (Sonnenfinsternis, vorhergesagt von +Thales von Milet). Der <i>Halys</i> wird als Grenze zwischen dem +lydischen und dem medischen Reiche festgesetzt. Des <i>Alyattes</i> +Tochter wird mit <i>Astyages</i>, dem Sohne des <i>Kyaxâres</i>, vermählt. +<i>Alyattes</i> unterwirft <i>Bithynien</i>, <i>Paphlagonien</i>, <i>Karien</i>, auch +die meisten Griechenstädte, zerstört <i>Smyrna</i>. Aufhäufung +großer Schätze in der Königsburg von Sardes.</p> + +<div class="sidenote"><b>554–541.</b></div> + +<p><b>Kroisos</b>, Sohn des Alyattes; er unterwirft nach der +Einnahme von <i>Ephĕsos</i> alle griechischen Küstenstädte, +mit Ausnahme von <i>Milet</i>, mit dem er das von Alyattes +erzwungene Bundesverhältnis erneuert. Reger Verkehr mit dem +europäischen Griechenland.</p> + +<p>Nach der Entthronung seines Schwagers <i>Astyages</i> von +Medien durch den Perser <i>Kyros</i> überzieht <i>Kroisos</i> das persische +Reich mit Krieg. Auf den (zweideutigen) Rat des delphischen<span class="pagenum"><a name="Page_16" id="Page_16">[16]</a></span> +Orakels überschreitet er den <i>Halys</i>. Unentschiedene Schlacht +bei <i>Pterĭa</i>. Kroisos geht unschlüssig nach Sardes zurück. +Kyros folgt ihm, siegt in einer zweiten Schlacht, erobert Sardes +und nimmt Kroisos gefangen.</p> + +<div class="sidenote"> +Um <b>545.</b></div> + +<p><b>Untergang des lydischen Reichs,</b> das mit dem +persischen vereinigt wird.</p> + + +<h4>§ 2. Die Inder.</h4> + +<p>Um 1500 v. Chr. Einwanderung <i>arischer</i> Stämme in das +Tiefland des <b>Indus</b>; sie breiten sich allmählich aus über das +<i>Ganges</i>land, über die Halbinsel <i>Dekhan</i> und die Insel <i>Ceylon</i> +(Singhala), überall eine dunkelfarbige Urbevölkerung (<i>Dravidas</i>) +verdrängend. Gründung zahlreicher Staaten.</p> + +<p>Der alt-arische Götterglaube, den die Eroberer mitbrachten, +bilderlose Verehrung der Naturmächte (der Himmelsgott <i>Diausch-Asura,</i> +der Gott des allumfassenden Weltraumes <i>Váruna,</i> der +Feuergott <i>Agni</i>, der Gewittergott <i>Indra</i> u. a.), ward unter +dem Einfluß der Priester allmählich zu der mehr monotheistischen +<b>Brahma</b>-Religion umgebildet, die das gesamte Denken und Leben +in strenge Satzungen einfügte. Viele Vorschriften der Reinigung, +Lehre von der Seelenwanderung. Das Volk wird in vier streng +geschiedene Stände (Kasten) geteilt: Priester (<i>Brahmanen</i>), +Krieger (<i>Kschatrija</i>), Ackerbauer und Gewerbetreibende (<i>Vaiçja</i>), +die unterworfenen Ureinwohner als Dienende (<i>Çudra</i>): am +niedrigsten stehen die als unrein verachteten <i>Paria</i>. Die Könige +gehen aus dem Kriegerstande hervor, sie wählen ihre Ratgeber +und Beamten aus den Brahmanen.</p> + +<p>Reiche Entwickelung der Literatur; <i>Sanskrit</i> die Schriftsprache, +von der Volkssprache unterschieden. <i>Vedas</i> die heiligen +Bücher (Hymnen, Gebete, Sprüche), Gesetzbuch des <i>Manu</i>. Die +epischen Dichtungen <i>Mahabhârata</i> und <i>Ramâjana</i> schildern +die Heldentaten der Kriegszeit, doch hat ihr ursprünglicher +Inhalt manche Umbildung in priesterlichem Sinne erfahren. In +Baukunst und Skulptur ist seit dem 6. Jahrhundert <i>persischer</i> +Einfluß erkennbar.</p> + +<div class="sidenote">Um 520.</div> + +<p><b>Buddha,</b> ein Königssohn (seine Heimat an den Vorhöhen +des Himâlaya), tritt als Reformator auf, verwirft +die strengen Satzungen und Kastenunterschiede, lehrt +sittliche Vervollkommnung durch Entsagung und Mitleid, stellt +als Ziel die Ruhe der Seele (Nirwāna) auf. Er wird später +selbst als Gott verehrt, sein Bild in den Tempeln +aufgestellt.</p> + +<div class="sidenote">Um 450.</div> + +<p>Das Reich von <b>Magādha</b> im Gangeslande erhebt +sich nach Unterwerfung mehrerer Nachbarstaaten<span class="pagenum"><a name="Page_17" id="Page_17">[17]</a></span> +zu größerer Bedeutung: seine Könige nehmen den +Buddhismus an. Residenz <i>Pataliputra</i> (Patna).</p> + +<div class="sidenote"> +317–291.</div> + +<p><i>Tschandragupta</i>, ein Flüchtling aus Magadha, vertreibt +die Makedonier aus dem <i>Indus</i>lande, macht +sich zum König von Magadha und erweitert das +Reich fast über die ganze vorderindische Halbinsel. +Sein Enkel</p> + +<div class="sidenote">263–226.</div> + +<p><i>Açoka</i> durch milde und sorgsame Regierung berühmt. +Blütezeit des Buddhismus; die <i>Stupa</i>, +Kuppelbauten zum Schutz der Reliquien Buddhas, <i>Bhagavāti</i> +die pyramidenförmig aufsteigenden Tempel (Pagoden). Anlage +von Straßen, Brunnen, Krankenhäusern (auch für Tiere). Inschriften +bezeugen seine Beziehungen zu den Herrschern der +Diadochenreiche.</p> + +<p>Im Reiche Magadha lebte im 6. Jahrhundert <i>nach</i> Chr. der +Dramendichter Kalidâsa (Sakuntăla). Im 3. Jahrhundert gelangt +die <i>Brahma</i>lehre wieder zur Herrschaft; der Buddhismus +breitet sich nach Hinterindien, Tibet, China, Japan aus. Das +Eindringen fremder Eroberer beginnt erst in der Zeit des Islam.</p> + + +<h4>§ 3. Die Iranier.</h4> + +<p>Das Hochland <i>Iran</i> (Ariân, Land der Arier) ist ein Land +der Gegensätze; zwischen schneebedeckten Gebirgen und glühenden +Sandwüsten liegen oasenartig Strecken fruchtbarsten Bodens, +die natürlichen Mittelpunkte des Landes. Am stärksten bewohnt +sind die Gebirgsländer am Rande des Hochlandes; im Westen +<i>Medien</i> und <i>Persien</i>, im Norden <i>Hyrkanien</i> und <i>Parthien</i>, im +Osten <i>Baktrien</i> und <i>Arachosien</i>; dort hat sich in der Landschaft +<i>Arīa</i> (Herat) auch der alte Gesamtname erhalten.</p> + +<p>Der alte Götterglaube erfuhr auch hier eine priesterliche +Umbildung durch die Lehre des <i>Zarathuschtra</i> (Zoroaster), der +in unbekannter Zeit unter einem Fürsten <i>Vistâspa</i> lebte. Als +Staatsreligion erscheint diese Lehre erst unter Dareios I., um +520. Über die anderen Götter erhebt sich <i>Ahura-Mazda</i> +(Ormuzd), Beschützer des Ackerbaues und Verteidiger der Wahrheit; +ihm stehen zur Seite die 6 guten Geister, <i>Amĕscha-Spenta</i>. +Sein Dienst fordert die Bekämpfung der verderblichen Mächte, +an deren Spitze <i>Angramanjusch</i> (Ahriman) steht. Keine +Götterbilder und Tempel; nur Feueraltäre im Freien, namentlich +auf Bergen; das Feuer gilt als heiliges Symbol der Reinheit. +Später (um 400 v. Chr.) finden auch Götter der alten +Volksreligion wieder große Verehrung, namentlich <i>Mithra</i>, der +Gott des Sonnenlichts, und <i>Anāhĭta</i>, Göttin der Gewässer, +denen man auch Bilder und Tempel errichtet. Heiliges Buch +<i>Avesta</i>, nur zum Teil erhalten in einer aus der Sassanidenzeit<span class="pagenum"><a name="Page_18" id="Page_18">[18]</a></span> +(3. Jahrhundert nach Chr.) stammenden Bearbeitung. Die +Priester (Magier) zu einer erblichen Kaste vereinigt.</p> + +<p>Die <b>Meder</b> im nordwestlichen Gebirgslande, seit 835 den +<i>Assyrern</i> Untertan (S. 9), doch oft sich empörend, befreien sich +zur Zeit des Einbruchs der <i>Skythen</i> (S. 10). Schon um 670 +wird <i>Kastarita</i>, ein medischer Fürst, von den Assyrern als gefürchteter +Gegner genannt. Nach Herodot ist <i>Deiokes</i> (700 bis +647) als der Begründer des medischen Reiches anzusehen. Der +Befreier Mediens von den unter <i>Partatua</i> (Protothyas bei +Herodot) infolge des babylonisch-assyrischen Krieges in großen +Scharen (S. 10) eingedrungenen <i>Skutscha</i> (Skythen), die unter +Madyas, dem Sohn Partatuas, 28 Jahre über +»Asien« herrschten, war</p> + +<div class="sidenote"> +624–585.</div> + +<p><b>Kyaxâres</b>, vermutlich ein Nachkomme Kastaritas. +Er ist wohl der eigentliche <i>Gründer des Mederstaates</i>, +schuf ein stehendes Heer, stand im Bunde mit Babylonien +(S. 10). Er zerstört Ninive, kämpft mit den Lydern +(S. 15) und dehnt seine Herrschaft über andere iranische +Stämme (Sagartier, Hyrkanier, Parther) aus. Sein Reich vom +Halys im Westen bis an die Grenze Elams (zu Babylon) im +Südosten. Residenz Hagmatâna (Agbatana). Sein +Nachfolger ist</p> + +<div class="sidenote">584–550.</div> + +<p><b>Astyages</b> (babylonisch Ischtuvegu). Er macht einen +Vorstoß gegen das neubabylonische Reich und belagert +um 555 <i>Harrân</i>. Seine Erfolge werden vereitelt durch +den Aufstand der <i>Perser</i>, eines medischen Vasallenstaates in +Elam, unter <i>Kurusch II</i>.</p> + +<div class="sidenote">Um 630.</div> + +<p>Die <b>Perser</b> dringen aus ihrem Gebirgslande im Südwesten +Irans nach <i>Elam</i> vor und gründen hier +unter dem Achämeniden <i>Tschischpisch</i> (Teïspes bei Herodot) +das Königreich <i>Antschan</i>. Hier herrschen die Könige <i>Kurusch I.</i> +und <i>Kambudschija I.</i>, dann des letzteren Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>558–529.</b></div> + +<p><b>Kyros</b> (<i>Kurusch II.</i>), welcher 550 seinen Lehnsherrn +<i>Astyages</i> stürzt und die medische Hauptstadt +<i>Hagmatâna</i> erobert. Er vereinigt die persischen +Stämme unter seiner Herrschaft und +gründet das große</p> + +<div class="sidenote"><b>559–330.</b></div> + +<p><b>Persische Reich,</b></p> + +<p>welches die Völker Vorderasiens zu einer politischen +Einheit zusammenfaßt. Ihm gehorchen die früher den Medern +unterworfenen Völker Irans, die Armenier und Kappadoker; er +stürzt das lydische Reich (S. 16), und während seine Feldherren +Mazares und Arpagos die Griechenstädte an der kleinasiatischen +Küste unterwerfen, erobert er <i>Babylon</i>. Das babylonische +Reich wird dem persischen angegliedert (S. 11), jedoch in Sitte<span class="pagenum"><a name="Page_19" id="Page_19">[19]</a></span> +und Religion nicht angetastet. Die phönikischen Städte und +die Kilikier behalten ihre einheimischen Könige unter persischer +Oberhoheit, in den Griechenstädten werden persisch gesinnte +Fürsten (Tyrannen) eingesetzt, den Juden wird die Rückkehr +nach Palästina gestattet. Hauptstadt zunächst wohl Susa, denn +Kyros’ Stammland Antschan gehörte zu Elam.</p> + +<p>Die <i>Meder</i> sind in diesem Reiche zunächst den Persern +gleichgestellt, ebenso wie die Babylonier; auch aus ihnen nimmt +der König seine Beamten. Bei den <i>Persern</i> herrschen einfache +Sitten; als kräftiges Gebirgsvolk sind sie den in der Kultur +vorgeschrittenen Nachbarvölkern überlegen. Kyros fällt 529 im +Kampfe gegen die Nomaden im Nordosten des Reiches (<i>Massageten</i>, +ihre Königin Tomyris nach Herodot); sein Grabmal zu +<i>Pasargădã</i> ist erhalten. Sein Sohn und Nachfolger</p> + +<div class="sidenote"> +<b>529–522</b>.</div> + +<p><b>Kambyses</b> (<i>Kambudschĭja)</i> tötet seinen jüngeren +Bruder (Smerdis) <i>Baraĭja</i>, der sich an die Spitze +eines Aufstandes der östlichen Reichshälfte gestellt hat. (Kyros +hatte sich nicht auf das Persertum gestützt, sondern auf die +alten Kulturländer; erst unter Dareios gewann das Persertum +die führende Stellung im Reich.) Er erobert <i>Ägypten</i> (S. 6), +zieht den Nil aufwärts gegen <i>Napata</i>, das sich unterwirft. Die +Griechen in <i>Kyrene</i> erkennen ebenfalls die Oberherrschaft der +Perser an, aber eine beabsichtigte Unternehmung gegen <i>Karthago</i> +scheitert an der Weigerung der Phöniker, gegen ihre +Pflanzstadt Schiffe zu stellen. Inzwischen empört sich in +Medien der Magier (Priester) <i>Gaumâta</i>, indem er sich für den +getöteten <b>Bardija</b> ausgibt. Kambyses stirbt auf der Rückkehr +aus Ägypten; der falsche Bardija wird nach kurzer Herrschaft +gestürzt von den sieben Stammfürsten der Perser, +deren <i>erster</i> König wird, der Sohn des Achämeniden +Vischtâspa (Hystaspes),<a name="FNanchor_8_8" id="FNanchor_8_8"></a><a href="#Footnote_8_8" class="fnanchor">[8]</a></p> + +<div class="sidenote">521–485.</div> + +<p><b>Dareios I.</b> (<i>Darijavahusch</i>). Aufstände im ganzen +Reiche, zuerst in Elam und Babylon, dann empören +sich die Meder, Sagarter, Hyrkanier und Parther unter angeblichen +Nachkommen des <i>Kyaxâres</i>, die Armenier, in Persien +selbst ein zweiter falscher <i>Bardija</i>. Die Niederwerfung aller +dieser Aufstände (Babylon durch die List des Zopyrus erobert) +berichtet die dreisprachige Keilinschrift (persisch, elamitisch,<span class="pagenum"><a name="Page_20" id="Page_20">[20]</a></span> +babylonisch) an der Felswand von <i>Bagistâna</i> (Behistun, südwestlich +von Agbatana am oberen Choaspes).</p> + +<p>Darauf Neuordnung des Reiches; es wird in 20 <i>Satrapien</i> +geteilt, die bestimmte Steuern zu entrichten haben in Geld +und Naturalien. Nur die eigentlichen Perser sind steuerfrei, +nicht mehr die früher ihnen gleichgestellten Meder. Die Perser +bilden den Kern des Heeres. Die übrigen Reichsvölker stellen +Truppen oder Schiffe. Einheitliche Reichswährung, deren Einheit +der Dareikos (Goldmünze von etwa 23 M. Wert) bildet, der +auch in Griechenland und Indien in Umlauf kommt. 300 Dareiken +gleich einem babylonischen Silbertalent, 7030 M. unseres Geldes. +Große Heerstraßen angelegt, namentlich die Königsstraße von +<i>Sardes</i> nach <i>Susa</i> mit Stationen für die reitenden Boten des +Königs. Palastbauten in <i>Susa</i> und der neuen Hauptstadt +<i>Persepŏlis</i>; auch <i>Babylon</i> und <i>Agbatāna</i> bleiben Residenzen +des Großkönigs.</p> + +<p>Dareios erweitert das Reich durch Unterwerfung des <i>Indus</i>landes, +läßt von der Indusmündung aus Arabien umfahren und +den Nilkanal nach dem Roten Meer (S. 6) vollenden. Karthago +zahlt Tribut. Nach Westen vordringend überschreitet er 514 +mit Heeresmacht den <i>Bosporus</i>, dann auch die untere Donau, +dringt in das Skythenland ein, muß jedoch umkehren (Histiaios, +Tyrann von Milet, rettet die Donaubrücke gegen den Rat des +Atheners Miltiades) (S. 36); sein Feldherr Megabazos unterwirft +<i>Thrakien</i> und <i>Makedonien</i>. Von den griechischen Inseln werden +<i>Lemnos</i> und <i>Imbros</i> Untertan, wie früher schon <i>Lesbos</i>, <i>Chios</i>, +<i>Samos</i>.</p> + +<div class="sidenote">500–494.</div> + +<p><b>Aufstand der ionischen Griechen</b>,</p> + +<p>angestiftet durch den mit einem Fürstentum in +Thrakien beschenkten, dann aber bei Dareios verdächtigten und +nach Susa berufenen Tyrannen <i>Histiaios von Milet</i> und dessen +Schwiegersohn <i>Aristagŏras</i>. Mit Hilfe von <i>Athen</i> und <i>Eretria</i> +wird <i>Sardes</i> eingenommen, die Stadt geht in Flammen auf. +Aber bald werden die Ionier von dem persischen Landheere +geschlagen, von den Bundesgenossen aus Athen und Eretria +verlassen, die ionische Flotte wird bei der Insel <i>Lade</i> (vor +Milet, 494) besiegt. Nach Unterwerfung der Ionier <i>Milet zerstört</i>, +die noch übrigen Einwohner an der Mündung des Tigris +angesiedelt. Histiaios gekreuzigt. 492 folgt die Wiederunterwerfung +von Thrakien und Makedonien (S. 38).</p> + +<div class="sidenote">490.</div> + +<p>Seezug der Perser, um die Unterwerfung der griechischen +Inseln zu vollenden; die Landung in Attika +mißlingt. Weitere Unternehmungen gegen Griechenland gehemmt +durch einen Aufstand der <i>Ägypter</i>.</p> + +<div class="sidenote">485–465.</div> + +<p><b>Xerxes I</b>. (Khsijârscha) unterwirft Ägypten, sein Zug +gegen Griechenland mißlingt; die Herrschaft über +Thrakien, Makedonien, die Inseln, die kleinasiatischen Griechen<span class="pagenum"><a name="Page_21" id="Page_21">[21]</a></span>städte +geht verloren. Schwelgerisches Leben am Königshofe; +die alten einfachen Sitten der Perser schwinden. Xerxes und +sein ältester Sohn werden von Artabān, dem Führer der Leibwache, +in Susa ermordet. Es folgt der zweite Sohn</p> + +<div class="sidenote"> +465–424.</div> + +<p><b>Artaxerxes I.</b> (Artachschâtra) mit dem Beinamen +Langhand (Longimănus). Zweiter Aufstand der +Ägypter unter <i>Inărōs</i>, von den Athenern unterstützt, von +<i>Megabyzos</i>, dem Satrapen von Syrien, unterdrückt (S. 44). Friede +mit den Griechen nach 449; Empörung des Megabyzos durch Verhandlungen +beigelegt. Sein Sohn <i>Xerxes II.</i> wird im zweiten +Monat seiner Regierung ermordet von seinem jüngeren Bruder +<i>Sogdianos</i>; diesen stürzt der Halbbruder</p> + +<div class="sidenote">424–405.</div> + +<p><b>Dareios II.</b> (Nothos), der dann mit Satrapenaufständen +zu kämpfen hat. Dritter Aufstand der +<i>Ägypter</i>, die über 60 Jahre lang ihre Unabhängigkeit +behaupten.</p> + +<div class="sidenote">405–359.</div> + +<p>Artaxerxes II. (Mnemon) besiegt seinen jüngeren +Bruder <i>Kyros</i>, der als Statthalter in Kleinasien +sich empört hat, 401 bei <i>Kunaxa</i> unweit Babylon, +nimmt die Griechenstädte in Kleinasien wieder +unter seine Herrschaft (S. 55).</p> + +<div class="sidenote">359–338.</div> + +<p><b>Artaxerxes III.</b> (Ochos) unterwirft die Phönīker, +nach drei Kriegen auch die Ägypter, herrscht als +tatkräftiger Despot, wird endlich von seinem Günstling, dem +Ägypter <i>Bagoas</i>, vergiftet. Dieser setzt <i>Arses</i>, des Königs +jüngsten Sohn, auf den Thron, beseitigt ihn aber nach zwei +Jahren und macht den Enkel eines Bruders von +Artaxerxes II.,</p> + +<div class="sidenote">336–330.</div> + +<p><b>Dareios III.</b> (Kodomannos), zum König. Bagoas muß +den Giftbecher trinken. Dareios regiert wohlwollend, +erliegt aber dem Angriff der makedonischen +Macht.</p> + +<div class="sidenote">330.</div> + +<p><b>Vernichtung des Perserreiches</b> durch <b>Alexander +d. Gr.</b> Die griechische Kultur kommt in Vorderasien +zum Siege.</p> + + + + +<h3><b>C. Die Völker Ostasiens.</b></h3> + + +<p>Durch die weiten Hochflächen des inneren Asiens von den +westlichen Kulturvölkern getrennt entsteht frühzeitig in <b>China</b> +ein bedeutendes Reich, gegründet auf den <i>Ackerbau</i> in den +fruchtbaren Flußtälern des Hoangho und Jantsekiang. Die +sagenhafte Überlieferung stellt an den Anfang fünf große Kaiser, +die in der Zeit von 3300–2207 v. Chr. regiert haben sollen. +Als Gründer des Reiches gilt <b>Fohi</b>, der seine Untertanen den<span class="pagenum"><a name="Page_22" id="Page_22">[22]</a></span> +Gebrauch der Haustiere und die Schriftzeichen lehrte; <i>Schinnung</i> +führte den Ackerbau ein, <i>Hoang-ti</i> lehrte die Zeitrechnung +und ordnete die Verwaltung der Provinzen, seine +Gemahlin begründete die Seidenweberei.</p> + +<p>Zwei Dynastieen regieren von 2207–1122 v. Chr.; unter +der zweiten wird die Macht des Kaisers durch die großen +Lehnsträger sehr beschränkt. <i>Wu-wang</i>, Begründer der dritten +Dynastie (1122–256). Diese erwirbt zu dem ursprünglichen +Reichsgebiet am unteren Hoangho auch die Länder am Jantsekiang, +verliert aber alle Macht an die großen +Feudalherren.</p> + +<div class="sidenote"> +551–478.</div> + +<p>In einer Zeit des Verfalls und innerer Wirren tritt +<b>Kong-fu-tse</b> (Confucius) als religiöser Reformator +auf. Er sammelt Sittensprüche und Lieder der älteren Zeit in +den fünf heiligen Büchern (King); seine Lehre wird zu seinen +Lebzeiten nicht beachtet, später jedoch unter der Dynastie Han +zur Staatsreligion erhoben. Die Grundzüge der alten Religion +(Verehrung des Himmels, der mächtigen Geister und der Ahnen) +hat er nicht verändert. Er will die Menschen glücklich machen +als Mitglieder der Familie und des Staates. Das Einzelindividuum +hat sich der Gewalt und Autorität der Älteren und +Höheren unbedingt zu unterwerfen.</p> + +<div class="sidenote">255–206.</div> + +<p>Der Kaiser <i>Schi-huang-ti</i>, Begründer der vierten +Dynastie, bricht die Feudalherrschaft der Großen, +stellt die Einheit des »Reiches der Mitte« her, beginnt den Bau +der <i>Großen Mauer</i> (2500 km lang, mit Wachttürmen) zur Abwehr +der Einfälle nördlicher Mongolenvölker.</p> + +<div class="sidenote">206 vor Chr. bis 263 nach Chr.</div> + +<p>Die <i>Han</i>-Dynastie gibt dem +Reiche seine größte Ausdehnung und höchste Blüte +im Innern. Im Süden werden Tongking, Anam, +Cochinchina unterworfen, im Westen das Tarim-Gebiet, +im Nordosten Korea.</p> + +<div class="sidenote">Seit 65 n. Chr.</div> + +<p>Eindringen des <i>Buddhismus</i>. Handelsverbindungen +nach dem Westen; den Römern wird +die Seide (vestis Serĭca) bekannt. Der römische Kaiser Marcus +Aurelius soll 166 eine Gesandtschaft nach China geschickt +haben.</p> + +<div class="sidenote">220–617.</div> + +<p>Zeit innerer Kriege; es bilden sich mehrere Reiche, +die aber unter <i>Wuti</i>, dem Stifter der Dynastie +Tsin (263–420) und dem großen Kaiser <i>Taitsung</i> (627–659) +aus der Dynastie <i>Tang</i> (618–906) vorübergehend wieder vereinigt +werden. Später China unter tatarischen und mandschurischen +Dynastien.</p> + +<p>Die chinesische Kultur verbreitet sich namentlich nach +<b>Japan</b>, dessen Geschichte um 600 v. Chr. mit der Gründung +eines Reiches auf der Insel <i>Kiusiu</i> beginnt.<span class="pagenum"><a name="Page_23" id="Page_23">[23]</a></span></p> + + + + +<h3><b>D. Die Griechen.</b></h3> + + +<p>Einen großen Fortschritt in der weltgeschichtlichen Entwickelung +hat das hochbegabte Griechenvolk bewirkt. Gegenüber +der religiösen und politischen Gebundenheit der asiatischen +Völker zeigt es die <i>freie</i> Entwickelung der menschlichen Kräfte +und hat in Staat, Kunst und Wissenschaft eine noch jetzt in +vieler Beziehung vorbildliche Höhe erreicht. Die griechische +Kultur, begünstigt durch ein wohlgelegenes, reich gegliedertes +Land, stand noch in Blüte, als das <i>Christentum</i> in die Welt +eintrat, und hat ihm die Wege gebahnt.</p> + + +<h4>§ 1. Mythische Zeit.</h4> + +<p>Der Name <i>Griechen</i> ist deutsche Umformung des von den +Römern gebrauchten Namens <i>Graeci</i>.<a name="FNanchor_9_9" id="FNanchor_9_9"></a><a href="#Footnote_9_9" class="fnanchor">[9]</a> Sie selbst nannten sich +<i>Hellenen</i>; als Ureinwohner ihres Landes bezeichneten sie die +<i>Pelasger</i>. Alte Heiligtümer des pelasgischen Zeus waren zu +<i>Dodōna</i> in Epirus und auf dem Berge <i>Lykaios</i> in Arkadien. +Der Name <b>Hellenen</b> erscheint bei Homer noch nicht als Gesamtname +des Volkes; die später gewöhnliche Ansicht unterschied +vier Hauptstämme des hellenischen Volkes: <i>Äŏler</i>, <i>Achäer</i>, +<i>Dorier</i>, <i>Ionier</i>.</p> + +<p>Merkwürdige Überreste aus der hellenischen Vorzeit sind seit +1870 durch die von <i>Schliemann</i> und seinen Nachfolgern zuerst +in <i>Troja</i> (Hissarlik), dann in <i>Amyklä</i>, <i>Mykenä</i>, <i>Orchomenos</i>, +<i>Tiryns</i> veranstalteten Ausgrabungen zu Tage gekommen. Man +fand in den Unterbauten weit ausgedehnter Königspaläste und +in wohlerhaltenen Gräbern vielerlei Waffen, eine erstaunliche +Menge Goldschmuck, Wandmalereien, bemalte Tongefäße und +anderes. »Schatzhaus des Atreus«, Löwentor in Mykenä. Weitere +Grabungen auf den <i>Inseln</i>, namentlich Cypern, Rhodos, Thera, +Kreta, haben gezeigt, daß eine frühe altertümliche Kultur die +Küsten und Inseln des Ägäischen Meeres umfaßte und unter +orientalischem Einfluß, hauptsächlich infolge der regen Handelsbeziehungen +mit den Phönīkern, sich höher entwickelte. Die +Zeit dieser <i>Mykenischen Kultur</i>, deren bedeutsamster Mittelpunkt +<i>Kreta</i> war (König <i>Minos</i>), ist 1500 bis 12 v. Chr.; eine +jüngere Zeit schildern die <i>Homerischen Gedichte</i>. Von alters +her viele kleine Staaten unter kriegerischen Königen, aber kein +grausamer Despotismus wie bei den Assyrern; milde Behandlung +der Sklaven.<span class="pagenum"><a name="Page_24" id="Page_24">[24]</a></span></p> + +<p><b>Religion</b>. Die den arischen Völkern gemeinsame Verehrung +der Naturkräfte bildet sich bei den Griechen frühzeitig +um zur Verehrung <i>persönlich</i> gedachter Götter. Aus dem <i>Chaos</i> +sollen Himmel und Erde (<i>Urănos</i> und <i>Gaia</i>) entstanden sein, +von diesen stammt das Göttergeschlecht der <i>Titanen (Krŏnos, +Rhea, Promētheus</i> u. a.). Dieses verdrängen die <i>olympischen +Götter</i>, an ihrer Spitze der Himmelsgott <i>Zeus</i>, Sohn des Kronos +und der Rhea, welcher die Herrschaft der Welt mit seinen +Brüdern <i>Poseidon</i> (Meer) und <i>Hades</i> oder <i>Pluton</i> (Unterwelt) +teilt. Als <i>olympische Götter</i> werden besonders folgende 12 +zusammengefaßt: <i>Zeus</i>, <i>Hera</i>, <i>Poseidon</i>, <i>Demēter</i>, <i>Hestia</i>, +<i>Hephaistos</i>, <i>Ares</i>, <i>Apollon</i>, <i>Artĕmis</i>, <i>Pallas Athene</i>, <i>Aphrodite</i>, +<i>Hermes</i> (die letzten 7 gelten als Kinder des Zeus). Andere +Gottheiten: <i>Persephŏne</i> (Tochter von Zeus und Demeter, Gemahlin +Plutons), <i>Eros</i>, der ständige Begleiter der Aphrodite, +<i>Dionysos</i> oder <i>Bakchos</i> (Sohn des Zeus und der thebanischen +Königstochter <i>Semĕle</i>), in seinem Gefolge der Hirtengott <i>Pan</i>, +die Satyrn und Nymphen; <i>Asklepios</i> (Sohn des Apollon), die +9 <i>Musen</i> (Klio, Euterpe, Thalīa, Melpomĕne, Terpsichŏre, Erăto, +Polymnia, Urania, Kalliŏpe, Töchter des Zeus und der Mnemosy̆ne), +ferner <i>Eos</i>, <i>Iris</i>; die Meergottheiten <i>Nereus</i> (seine Töchter +die Nereĭden), <i>Amphitrīte</i>, <i>Triton</i>, <i>Proteus</i>, <i>Glaukos</i>.</p> + +<p>Die Abhängigkeit des Menschengeschlechts von den Göttern +gibt sich kund in <i>Gebeten, Opfern, Festzügen</i>; durch <i>Orakel, +Vorzeichen</i> (Weissagung aus dem Vogelflug und aus den Eingeweiden +der Opfertiere) geben die Götter ihren Willen kund. +Glaube an ein Fortleben nach dem Tode (Elysion, Tartăros).</p> + +<p>Reiche Entwickelung der <i>Götter- und Heldensage</i>, ein +Schatz für die griechische Poesie der folgenden Zeiten.</p> + +<p>Die Erinnerung an die Tatsache, daß Griechenland die Anfänge +höherer Kultur von den Völkern des Ostens erhalten hat, +spiegelt sich wieder in den <i>Einwanderungssagen</i>:</p> + +<p><b>Danăos</b>, Gründer der Burg von <i>Argos</i>, soll aus <i>Ägypten</i> +gekommen sein, seine 50 Töchter, die <i>Danaiden</i>, ermorden ihre +Männer, die Söhne des Äigyptos; nur Hypermnestra rettet den +Lynkeus. Ihr Nachkomme <i>Perseus</i>, Sohn des Zeus und der +Danae, gründet nach der Rückkehr von seinen Heldentaten (Medusa +getötet, Andromĕda befreit) die Burg von <i>Mykēnä</i> als Herrschersitz. +Aus seinem Geschlecht stammen <i>Eurystheus</i> und <i>Herăkles</i>.</p> + +<p><b>Pelops</b>, Sohn des Königs <i>Tantălos</i>, soll aus <i>Lydien</i> nach +Elis gekommen sein. Seine Söhne <i>Atreus</i> und <i>Thyestes</i> bemächtigen +sich, nachdem Eurystheus im Kampfe gegen die +Herakliden gefallen ist (s. S. 25), der Herrschaft in <i>Mykenä</i>. +Atreus’ Sohn <i>Agamemnon</i> herrscht nach ihm in Mykenä, der +jüngere Sohn <i>Menelāos</i> in <i>Sparta</i> als Erbe des Königs Tyndareos, +dessen Tochter Helĕna ihm vermählt ist.<span class="pagenum"><a name="Page_25" id="Page_25">[25]</a></span></p> + +<p><b>Kadmos</b>, Sohn des phönikischen Königs Agenor von <i>Sidon</i>, +gründet die Burg von <i>Theben</i> (Kadmēa), wo seine Nachkommen +herrschen; er soll den Griechen die Buchstabenschrift gebracht +haben.</p> + +<p>In Attika gilt als uralter <i>einheimischer</i> König <b>Kekrops</b>, +Gründer der Burg von Athen; an ihn knüpft sich die attische +Königsreihe, in welcher <i>Erichthonios</i>, <i>Erechtheus</i>, <i>Jon</i>, <i>Ägeus</i>, +<i>Theseus</i> hervortreten. Unter Ägeus soll Attika der Seeherrschaft +des Königs <b>Minos</b> von <i>Kreta</i> untertan geworden sein. +Letzterem wird, wie dem Kadmos, <i>phönikische</i> Abstammung zugeschrieben; +er gilt als Sohn des Zeus und der <i>Europa</i>, Tochter +des Königs Agenor.</p> + +<p>Nationalhelden der griechischen Sage sind <i>Herăkles</i> und +<i>Theseus</i>.</p> + +<p><b>Herăkles</b> (<i>Hercŭles</i>), Sohn des Zeus und der <i>Alkmēne</i> +aus Perseus’ Stamm, in <i>Theben</i> geboren, wird seinem Vetter +<i>Eurystheus</i> in <i>Mykenä</i> dienstbar,<a name="FNanchor_10_10" id="FNanchor_10_10"></a><a href="#Footnote_10_10" class="fnanchor">[10]</a> zieht in Gemeinschaft mit +<i>Telămon</i> und <i>Peleus</i>, den Söhnen des Königs <i>Aiăkos</i> von +Ägina, gegen <i>Troja</i> (König Laomĕdon, Vater des Priamos), besiegt +den König <i>Neleus</i> in <i>Pylos</i>. In <i>Kaly̆don</i> heiratet er die +Königstochter <i>Dejaneira</i>, welche ihm später das mit dem Blut +des Kentauren <i>Nessos</i> getränkte Gewand sendet; er verbrennt +sich selbst auf dem <i>Öta</i> und wird unter die Götter aufgenommen. +Die <b>Dorier</b> haben ihn zu ihrem <b>Stammheros</b> gemacht; ihre +Könige nannten sich seine Nachkommen, von ihm leiten sie +ihr Recht auf den Besitz der Peloponnes ab. Seine Söhne, die +<i>Herakliden</i>, sollen gegen die Verfolgungen des Eurystheus bei +<i>Theseus</i> in Athen Schutz gefunden haben; sie versuchen vergebens +die Rückkehr, erst den Nachkommen gelingt sie (dorische +Wanderung, S. 28).</p> + +<p><b>Theseus</b>; Sohn des Kekropiden <i>Ägeus</i>, ist der Stammheros +der <b>Ionier</b>, insbesondere der <b>Athener</b>. Er fährt nach <i>Kreta</i>, +tötet dort den <i>Minotauros</i> und rettet mit Hilfe der Königstochter +<i>Ariadne</i> die demselben zum Opfer bestimmten athenischen +Jünglinge und Jungfrauen. Bei der Rückfahrt bleibt Ariadne +auf <i>Naxos</i> zurück und wird Gemahlin des Gottes Dionysos; +Theseus vergißt das schwarze Segel mit dem weißen zu vertauschen, +Ägeus stürzt sich in das nach ihm benannte Meer. +Theseus wird <i>König von Athen</i>, vereinigt die Bewohner Attikas +zu <i>einem</i> Staate. Er stirbt auf der Insel <i>Skyros</i> im Kampf +gegen den König Lykomēdes.<span class="pagenum"><a name="Page_26" id="Page_26">[26]</a></span></p> + +<p>Als Gründer des attischen Staates soll er das Volk in drei +<i>Stände</i> geschieden haben: <i>Eupatriden</i> (Adel), <i>Geomoren</i> (Bauern) +und <i>Demiurgen</i> (Gewerbtreibende). Dagegen wird die Einrichtung +der vier alten <i>Phylen</i> (d. i. Stämme): <i>Geleonten</i>, +<i>Hoplēten</i>, <i>Argadeis</i>, <i>Aigikoreis</i> (die Glänzenden, Wehrhaften, +Feldarbeiter, Ziegenhirten), deren jede wieder in drei Phratrien +zerfiel, auf <i>Ion</i>, den mythischen Stammvater des ionischen +Stammes, zurückgeführt.</p> + +<p>Drei gemeinsame Unternehmungen in der heroischen Zeit +sind durch Sagen verherrlicht, die den Hauptstoff für die +griechische Poesie bilden.</p> + +<p>1. Der <b>Argonautenzug</b>. <i>Phrixos</i>, Sohn des Minyerkönigs +<i>Athămas</i> von <i>Orchomĕnos</i>, flüchtet vor der Stiefmutter Ino +mit seiner Schwester <i>Helle</i> auf dem Widder mit goldenem +<i>Vlies</i>, den beide von ihrer Mutter <i>Nephĕle</i> erhalten haben. +<i>Helle</i> stürzt auf der Flucht bei Abȳdos ins Meer, welches nun +<i>Hellespontos</i>, d. h. »Meer der Helle«, heißt. <i>Phrixos</i> kommt +nach <b>Kolchis</b> (am <i>Pontos Euxeinos</i>, Schwarzen Meere) zum +Könige <i>Aiētes</i>. Der Widder wird geopfert, das goldene Vlies +in einem Haine des Gottes Ares von einem Drachen bewacht. — <i>Iason</i> +aus <i>Iolkos</i>, von seinem Oheim <i>Pelĭas</i> aufgefordert, +fährt auf dem Schiffe <b>Argo</b> an der Spitze einer Heldenschar +nach Kolchis, um das Vlies zu holen; es wird mit Hilfe der +Zauberin <i>Medeia</i>, Tochter des <i>Aiētes</i>, gewonnen. Rückkehr +nach <i>Iolkos</i>; <i>Pelĭas</i> auf Antrieb der <i>Medeia</i> getötet.—</p> + +<p>2. <b>Krieg der Sieben gegen Theben</b>. <i>Ödipus</i>, Sohn des +<i>Laïos</i>, Königs von Theben aus Kadmos’ Stamm (die Labdakiden) +und der <i>Jokaste</i>, wird infolge eines unheilverkündenden +Orakels von den Eltern ausgesetzt, in Korinth von <i>Poly̆bos</i> +erzogen. Er tötet bei Delphi den Vater, ohne ihn zu kennen, +löst das Rätsel der <i>Sphinx</i>, wird König in Theben und heiratet +seine eigene Mutter. Als ihm der Greuel entdeckt wird, beraubt +er sich selbst des Augenlichts. Seine Töchter <i>Antigŏne</i> +und <i>Ismēne</i> geleiten ihn in die Verbannung. <i>Theseus</i> gewährt +ihm Aufnahme; sein Grab am Hügel <i>Kolōnos</i> bei Athen. In +Theben Bruderzwist seiner Söhne Eteŏkles und Polyneikes.</p> + +<p>Mit dem vertriebenen <i>Polyneikes</i> ziehen gegen Theben: +<i>Adrastos</i> (König von Argos), <i>Tydeus</i>, <i>Amphiarāos</i>, <i>Kapăneus</i>, +<i>Hippomĕdon</i>, <i>Parthenopaios</i>. Die feindlichen Brüder fallen im +Zweikampf, auch die andern Fürsten alle bis auf <i>Adrastos</i> +kommen um. <i>Kreon</i>, der Oheim der Brüder, wird König von +Theben, verurteilt <i>Antigŏne</i> zum Tode, weil sie den Polyneikes +bestatten wollte.</p> + +<p>Zehn Jahre später Zug der <i>Epigonen</i> (Söhne der <i>Sieben</i>). +Theben wird eingenommen; <i>Thersandros</i>, des <i>Polyneikes</i> Sohn, +als König eingesetzt.<span class="pagenum"><a name="Page_27" id="Page_27">[27]</a></span></p> + +<p>3. <b>Trojanischer Krieg</b>.<a name="FNanchor_11_11" id="FNanchor_11_11"></a><a href="#Footnote_11_11" class="fnanchor">[11]</a> <i>Priămos</i>, König von <i>Troja</i> +oder <i>Ilios</i>; seine Gemahlin <i>Hekăbe (Hekŭba)</i>. Von seinen +Söhnen treten in der Sage hervor: <i>Hektor</i> (Gem. <i>Andromăche</i>) +und <i>Paris</i> (<i>Alexandros</i>). Dieser entführt <i>Helĕna</i>, die Gemahlin +des <i>Menelāos</i> von <i>Sparta</i>. Um sie zurückzuholen, +vereinigen sich die edelsten Fürsten aller griechischen Gaue: +des <i>Menelāos</i> Bruder <i>Agamemnon</i> von <i>Mykēnä</i>, Anführer der +Griechen: <i>Nestor</i> von <i>Pylos</i>; <i>Achilleus</i>, König der <i>Myrmidonen</i> +aus <i>Phthia</i> in Thessalien, Sohn des <i>Peleus</i> und der +Nereïde <i>Thĕtis</i>; sein Freund <i>Patroklos</i>; <i>Aias</i> und <i>Teukros</i>, +Söhne Telamons aus <i>Salămis</i>; der jüngere <i>Aias</i> des Oïleus +Sohn, Anführer der Lokrer; <i>Diomedes</i> von <i>Argos</i>, des <i>Tydeus</i> +Sohn; <i>Odysseus</i> von <i>Ithăka</i>, des <i>Laërtes</i> Sohn; <i>Idomĕneus</i> von +Kreta, Enkel des Minos, u. a.</p> + +<p>Bundesgenossen der Troer: Thraker, Päoner, Paphlagonier, +Myser, Phryger, Lyder, Karer; die Lykier unter <i>Sarpēdon</i> und +<i>Glaukos</i>; später die Amazonen unter ihrer Königin <i>Penthesileia</i>, +die Äthiopen unter <i>Memnon</i>.</p> + +<p>Abfahrt der Griechen vom böotischen Hafen <i>Aulis</i> (der +Seher <i>Kalchas</i>; Opferung der <i>Iphigeneia</i>, welche nach <i>Tauris</i> +entrückt wird). Schiffslager an der troischen Küste, Beutezüge +in die Umgegend. Im zehnten Jahre Streit zwischen <i>Agamemnon</i> +und <i>Achilleus</i> wegen der Sklavin <i>Brisēis</i>, Achilleus zieht +sich vom Kampfe zurück. Die Troer dringen unter <i>Hektors</i> +Führung siegreich in das Schiffslager ein, werden aber zurückgetrieben, +als <i>Achilleus</i>, um den Tod des <i>Patroklos</i> zu rächen, +wieder am Kampfe teilnimmt. Hektor von Achilleus getötet, +dieser durch einen Pfeil des <i>Paris</i>. Das hölzerne Pferd auf +<i>Odysseus’</i> Rat gezimmert. Bei der Einnahme Trojas tötet +<i>Neoptolĕmos</i>, Achills Sohn, den greisen Priamos. <i>Aeneas</i> entkommt, +rettet seinen Vater <i>Anchīses</i>. Irrfahrten der heimkehrenden +Helden (<i>Odysseus</i>).</p> + +<p><i>Agamemnon</i> wird nach der Rückkehr von seiner Gemahlin +<i>Klytämnestra</i> und <i>Aigisthos</i> getötet; sein Sohn <i>Orestes</i> rächt +ihn, wird von den <i>Erinnyen</i>, den strafenden Göttinnen der +Unterwelt, verfolgt, in Athen auf dem Areopag freigesprochen, +nachdem er seine Schwester Iphigeneia aus Tauris zurückgeführt +hat. Er herrscht dann in <i>Mykenä</i>.</p> + + +<h4>§ 2. Staaten und Kolonien.</h4> + +<p>Eine große Umwandlung trat ein durch die <i>Wanderungen</i> +hellenischer Stämme. Die aus Epīrus in das nach ihnen benannte +Land einwandernden <i>Thessăler</i> verdrängen die <i>Böoter</i><span class="pagenum"><a name="Page_28" id="Page_28">[28]</a></span> +aus ihren Wohnsitzen in Arne; diese nehmen nach Unterwerfung +der Kadmeer und Minyer die fortan nach ihnen benannte Landschaft +<i>Böotien</i> in Besitz. Ebenso wandern die am Pindos in +Thessalien ansässigen <i>Dorier</i> nach Süden; ein Teil von ihnen +bleibt in dem Berglande <i>Doris</i> am Öta, die anderen ziehen, +durch <i>Ätōler</i> verstärkt, bei <i>Naupaktos</i> über die Meerenge nach +der Peloponnes. Diese</p> + +<div class="sidenote"> +<b>1104</b> (?)</div> + +<p><b>dorische Wanderung</b></p> + +<p>hat die Gründung <i>dorischer Staaten</i> zur Folge. +Nach der Sage sind die <i>Herakliden</i> Tēmenos, Kresphontes, +Aristodēmos Anführer der Dorier; Temenos wird König in +<i>Argos</i>, Kresphontes in <i>Messenien</i>; die Söhne des Aristodemos, +Eurysthĕnes und Prokles, herrschen gemeinsam in <i>Sparta</i>. +Oxylos, Anführer der Ätōler, wird König in <i>Elis</i>. Ein Teil +der älteren achäischen Bevölkerung zieht sich nach <i>Achaja</i> +zurück und vertreibt die dort wohnenden Ionier, die sich nach +Attika wenden, in <i>Arkadien</i> bleiben die alten Einwohner; +dorisch dagegen werden, <i>Korinth</i>, <i>Sikyon</i>, <i>Phlius</i>, <i>Epidauros</i>, +<i>Megara</i>, <i>Ägina</i>, <i>Kreta</i>.</p> + +<div class="sidenote">1066 (?)</div> + +<p><b>Kodros</b>, König von Athen, fällt, nach der Sage sich +freiwillig opfernd, im Kampf gegen die aus der +Peloponnes nach Norden vordringenden <i>Dorier</i>; +Attika wird von ihnen nicht unterworfen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1000–900</b>.</div> + +<p><b>Äolische, ionische, dorische Kolonien</b> +an der Küste Kleinasiens und auf den Inseln.</p> + +<p>Äŏler und Achäer gründen <i>Mytilēne</i> und <i>Methymna</i> auf +der Insel <i>Lesbos</i>; <i>Kyme</i>, <i>Smyrna</i> u. a. Städte auf dem kleinasiatischen +Festlande; Smyrna wird später ionisch.</p> + +<p><b>Ionier</b>, nach der Sage meist von Athen ausgewandert unter +Führung der Söhne des Kodros, besetzen die Inseln <i>Chios</i> und +<i>Samos</i> und gründen an der lydischen und karischen Küste +12 Städte, namentlich <i>Milet</i>, <i>Ephĕsos</i>, <i>Kolŏphōn</i>, <i>Klazomĕnä</i>, +<i>Phokäa</i>. Gemeinsames Heiligtum (<i>Panionion</i>) der Tempel des +Poseidon am Vorgebirge Mykăle.</p> + +<p><b>Dorier</b> besetzen die Inseln <i>Melos</i>, <i>Thera</i>, <i>Kōs</i> und <i>Rhodos</i> +und gründen an der karischen Küste <i>Halikarnassos</i> und <i>Knidos</i>. +Auch Kreta galt als dorisch.</p> + +<p>Auf <i>Cypern</i> sind Ansiedlungen von Peloponnesiern aus <i>vor</i>-dorischer +Zeit nachgewiesen; nach <i>Euböa</i> und den <i>Kykladen</i> +sind die Ionier früher als nach Asien gekommen.</p> + +<p>In Ionien entstanden in der Zeit von 900–800 v. Chr. die +<b>homerischen Gesänge</b> (Ilias, Odyssee, Hymnen). <i>Homēros</i> +nach der Sage ein blinder Sänger aus <i>Smyrna</i> oder <i>Chios</i>; +Sängerschule der <i>Homeriden</i> auf Chios. Wandernde <i>Rhapsoden</i><span class="pagenum"><a name="Page_29" id="Page_29">[29]</a></span> +sangen dem Volk und den Edlen von den Taten der Götter +und Helden und erweiterten allmählich die überlieferten Sagenkreise. +Die epische Dichtung wurde die Grundlage hellenischer +Bildung und Gesittung. Zu dem heroischen Epos trat ergänzend +hinzu das <i>Lehrgedicht</i>; <i>Hesiodos</i> aus Askra in Böotien um 700: +Theogonie, Werke und Tage.</p> + +<p><b>Staatsverfassungen</b>. Das patriarchalische <i>Königtum</i> der +heroischen Zeit wird allmählich verdrängt durch die Herrschaft +der Edlen (<i>Aristokratie</i>). Diese entartet oft zu einer drückenden +Herrschaft weniger (<i>Oligarchie</i>), gegen welche sich in manchen +Staaten <i>Tyrannen</i> als Führer der Gemeinde (Demos) erheben; +in andern findet friedlicher Ausgleich durch einen erwählten +Schiedsrichter (<i>Aisymnētes</i>) statt. Tyrann heißt der nicht auf +gesetzliche Weise zur Herrschaft gelangte Herrscher, ursprünglich +ohne die Nebenvorstellung willkürlicher oder grausamer +Regierung. Auf die Tyrannis folgt meist eine gemäßigtere +Aristokratie oder <i>Demokratie</i>. In der Demokratie entscheidet die +Mehrzahl der <i>Bürger</i> über die Staatsangelegenheiten; die +<i>Fremden</i> und <i>Sklaven</i> sind von politischen Rechten ausgeschlossen.</p> + +<p>Der <i>spartanische Staat</i> wurde das Vorbild der <i>Aristokratie</i>, +besonders für die <i>dorischen</i> Staaten, der <i>athenische Staat</i> das +Vorbild der <i>Demokratie</i>, besonders für die <i>ionischen</i> Staaten.</p> + +<p><b>In dem dorischen Sparta</b> bestand die Bevölkerung aus +drei streng geschiedenen Klassen: 1. <i>Spartiaten</i>, die dorischen +Eroberer, welche die fruchtbarsten Teile des lakonischen Landes, +das Eurotastal und die Niederungen bis zum Meere, besaßen. +2. <i>Periöken</i> (d. h. Herumwohnende), Nachkommen der <i>vertragsmäßig</i> +unterworfenen Achäer. Sie waren persönlich freie, +aber zinspflichtige Eigentümer ohne politische Rechte, wurden +jedoch zum Kriegsdienst herangezogen. 3. <i>Heloten</i>, Leibeigene +des Staats. Sie waren auf die Landlose der Spartiaten verteilt, +bestellten deren Äcker und lieferten ihren Herren einen bestimmten +Teil des Ertrages ab. Im Kriege dienten sie als +Schildknappen und Leichtbewaffnete.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>820.</b> (?)</div> + +<p><b>Lykurgische Verfassung und Gesetzgebung.</b></p> + +<p><b>Lykurgos</b>, nach sagenhafter Überlieferung aus +königlichem Geschlecht, Vormund des jungen Königs <i>Charilāos</i>, +schlichtet die Streitigkeiten und ordnet das Verhältnis der drei +Klassen der Bevölkerung zu einander. Seine Gesetze, auf die +Autorität des delphischen Orakels gegründet und nur mündlich +in kurzen Aussprüchen überliefert, gelten als die Grundlage +spartanischer Tüchtigkeit.</p> + +<p>An der Spitze des Staats bleiben zwei <i>erbliche Könige</i> +aus heraklidischem Geschlecht, der eine ein <i>Agiade</i> (von <i>Agis</i>,<span class="pagenum"><a name="Page_30" id="Page_30">[30]</a></span> +nach der Sage Sohn des <i>Eurysthenes</i>), der andere ein <i>Eurypontide</i> +(von <i>Eurypon</i>, Enkel des <i>Prokles</i>, s. S. 28). Sie bringen die +Staatsopfer dar, entscheiden Streitigkeiten des Familienrechts, +führen das Heer, ernennen die Beamten, namentlich die 5 <i>Ephoren</i> +(d. h. Aufseher, ursprünglich wohl für die 5 Bezirke des +Periökengebietes).</p> + +<p>Der Rat der Alten (<i>Gerusia</i>), bestehend aus 28, mindestens +60 Jahre alten, auf Lebenszeit gewählten Geronten unter dem +Vorsitz der beiden Könige, hat: 1. die Vorberatung über +alles der Volksversammlung Vorzulegende, 2. die Gerichtsbarkeit +über Kapitalverbrechen.</p> + +<p>Die <i>Volksversammlung</i>, bestehend aus allen über 30 Jahre +alten <i>Spartiaten</i>, beschließt endgültig über Gesetze, Verträge, +Krieg und Frieden, doch ohne Beratung und Abstimmung, nur +durch Zuruf.</p> + +<p>Die Spartiaten sollen unter sich <i>gleich</i> sein in Besitz und +Kriegstüchtigkeit. Jeder Spartiatenfamilie wird aus dem nach +Kriegsrecht von den Doriern gewonnenen Landbesitz ein unveräußerliches +Erbgut <i>(Klēros</i>, d. h. Los) zugewiesen, dessen +Bestellung den Heloten obliegt. Man zählte 4500, später 9000 +Landlose der Spartiaten, 30000 der Periöken. Verbot der <i>Reisen</i> +und des <i>Fremdenverkehrs</i> in Sparta; <i>eisernes Geld</i>, nur der +Staat darf Gold und Silber besitzen.</p> + +<p>Gemeinschaftliche <i>Erziehung</i> der <i>Knaben</i> vom 7. Jahre +an, auf Abhärtung und kriegerische Übung gerichtet, doch +wurden auch die homerischen Gesänge und Chorlieder lyrischer +Dichter (Tyrtaios) gelernt. Zusammenleben der <i>Männer</i>; die +Zeltgenossenschaften hatten auch im Frieden ihre gemeinsamen +Mahlzeiten (<i>Syssitien</i>).</p> + +<p>Sehr ähnliche Gesetze galten in <b>Kreta</b>, wo zahlreiche +selbständige dorische Städte bestanden. Später dort auch +<i>schriftliche</i> Gesetze; eine 1884 gefundene Inschrift enthält das +Recht der Stadt <i>Gortyn</i>, Bestimmungen über Familienrecht, +Erbrecht, Stellung der Sklaven u. a.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>776.</b></div> + +<p><b>Erste Olympiade,</b></p> + +<p>Beginn einer gemeinsamen griechischen Zeitrechnung, +die sich an die alle 4 Jahre dem höchsten Gotte +<i>Zeus</i> zu Ehren in <b>Olympia</b> gefeierten Spiele knüpfte. In <i>Elis</i>, +am Flusse Alpheios, lag der ummauerte heilige Bezirk, die <i>Altis</i>, +mit Altar und Tempel des Zeus, Säulenhallen und Schatzhäusern, +wo die Weihgeschenke aufgestellt wurden.<a name="FNanchor_12_12" id="FNanchor_12_12"></a><a href="#Footnote_12_12" class="fnanchor">[12]</a> Die Spiele fanden<span class="pagenum"><a name="Page_31" id="Page_31">[31]</a></span> +außerhalb der Altis statt im <i>Stadion</i> (Springen, Laufen, Diskoswerfen, +Speerwerfen, Ringen) und im <i>Hippodrom</i> (Wettfahren +der Viergespanne). Den Siegern wurden Kränze von Ölzweigen +zuteil; Dichter verherrlichten sie im Liede. Unter dem Schutze +<i>Spartas</i> gewannen die <b>Olympischen Spiele</b> große Bedeutung +für die Erhaltung des Nationalbewußtseins unter dem politisch +sehr zersplitterten Griechenvolke.</p> + +<p>Ähnliche Spiele, doch vermehrt durch musische Wettkämpfe +der Sänger und Zitherspieler, wurden seit 586 bei <b>Delphi</b> dem +<i>Apollon</i> zu Ehren gefeiert, in jedem dritten Olympiadenjahr +(<i>Pythische</i> Spiele). Das <b>Orakel zu Delphi</b>, oft befragt bei +wichtigen Unternehmungen, z.B. Gründungen von Kolonien, +Kriegszügen, stand unter dem Schutze der delphischen <i>Amphiktyonie</i> +(Umwohnerschaft), zu welcher die Phokier, Lokrer, +Böoter, Thessaler u. a. gehörten.</p> + +<p>Dem Poseidon zu Ehren wurden auf dem <i>Isthmos</i>, dem +Zeus zu Ehren zu <i>Nemea</i> in Argolis alle zwei Jahre Spiele +gefeiert. Die Wettkämpfe stählten die Volkskraft und weckten +den Sinn für freie Entwickelung der Persönlichkeit.</p> + +<p>Die Hellenen, ihrer körperlichen und geistigen Überlegenheit +über die Barbaren sich bewußt, breiten sich, <i>Städte gründend</i>, +weit über die Grenzen des Mutterlandes aus. Die Ansiedlungen +an den Küsten des Ägäischen Meeres genügen nicht mehr, Milet +allein sendet gegen 80 Kolonien aus.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>750–550.</b></div> + +<p><b>Ionische, dorische, achäische Kolonien</b></p> + +<p>an den pontischen Küsten und im westlichen +Teile des Mittelmeers.</p> + +<p><i>Ionier</i> von Milet gründen <i>Abȳdos</i> und <i>Lampsăkos</i> am +Hellespont, <i>Kyzĭkos</i> an der Propontis, <i>Sinōpe</i> und <i>Trapĕzūs</i> +an der Südküste des Schwarzen Meeres, <i>Olbia</i>, <i>Istros</i>, <i>Odessos</i> +an der Westecke, <i>Pantikapaion</i> und <i>Theodosia</i> auf der Krim +(Chersonēsus Taurica), <i>Tanais</i> am Asowschen Meer (Palus +Mäotis), <i>Phasis</i> und <i>Dioskurias</i> an der Ostküste des Schwarzen +Meeres. Zu <i>Naukrătis</i> in Ägypten gemeinsame Kolonie der +kleinasiatischen Griechen.</p> + +<p><i>Dorier</i> von Megara gründen <i>Chalkēdon</i> und <i>Byzantion</i> +(659) am Bosporus, <i>Herakleia</i> an der Südküste des Schwarzen +Meeres, <i>Megăra</i> (Tochterstadt <i>Selinūs</i>) auf Sicilien.</p> + +<p><i>Ionier</i> von Chalkis auf Euböa besiedeln die Chalkidike +mit mehr als 30 Städten, darunter <i>Olynthos</i> (<i>Poteidaia</i> korinthische +Niederlassung), gründen <i>Kyme</i> (Cumae) in Campanien +(Tochterstadt Neapolis), <i>Naxos</i> auf Sicilien (Tochterstädte Leontini +und Katăna), <i>Zankle</i> (später Messana) und gegenüber auf +dem Festlande <i>Rhegion</i>.</p> + +<p><i>Dorier</i> von Korinth gründen 734 <i>Syrakūs</i>, später Kerkyra, +Dorier von Sparta 708 <i>Tarent</i>; Dorier von Rhodos <i>Gela</i>; und<span class="pagenum"><a name="Page_32" id="Page_32">[32]</a></span> +<i>Akrăgas</i> auf Sicilien; Dorier von Thera <i>Kyrēne</i> (um 630) und +<i>Barka</i> in Afrika.</p> + +<p><i>Achäer</i> gründen <i>Sybăris</i>, <i>Kroton</i>, <i>Metapontion</i>, Lokrer das +epizephyrische <i>Lokri</i> in Unteritalien (Groß-Griechenland).</p> + +<p>Am weitesten nach Westen gehen die <i>Ionier</i> von <i>Phokäa</i>; +ihre Kolonien sind <i>Massalia</i> (600) an der gallischen Küste, +<i>Mainăke</i> im südlichen Spanien, <i>Alalia</i> auf Korsika. Als die +Küste Kleinasiens unter persische Herrschaft kam (s. S. 18), +verließen die Phokäer ihre Stadt und segelten zuerst nach +Korsika; von dort vertrieben (S. 14), gründeten sie <i>Elĕa</i> in +Unteritalien.</p> + +<p>Infolge dieser Kolonisation griechische Kultur über einen +großen Teil der Mittelmeerküsten verbreitet. Lebhafter Seeverkehr +und Eintausch von Rohprodukten gegen die Erzeugnisse +der griechischen Kunst und Industrie. An die Stelle der +Naturalwirtschaft tritt nach und nach die Geldwirtschaft.</p> + + +<h5><b>Spartas Hegemonie in der Peloponnes.</b></h5> + +<p>In älterer Zeit <i>Argos</i> der bedeutendste Staat. König +<b>Pheidon</b> von Argos leitet die Festfeier zu Olympia (748, nach +anderer Ansicht erst 668), ordnet Maß und Gewicht (dem babylonischen +(S. 20) entsprechend, Vermittler die Phöniker), läßt +zuerst in Ägina Münzen prägen. Bald aber erhebt sich <b>Sparta</b> +zu höherer Macht durch die Eroberung der argivischen Landschaft +Kynuria und Messeniens. Argos seitdem für immer mit +Sparta verfeindet.</p> + +<div class="sidenote"> +Um 740.</div> + +<p><b>Erster Messenischer Krieg.</b> Tapfere Gegenwehr +der Messenier unter ihrem Könige <i>Aristodēmos</i>, +namentlich auf der Bergfeste <i>Ithōme</i>. Ein Teil ihres Landes +wird von den Spartanern in Besitz genommen, das übrige +zinspflichtig.</p> + +<div class="sidenote">708.</div> + +<p>Die aus Sparta infolge von Zwistigkeiten auswandernden +<i>Parthenier</i> gründen <b>Tarent</b>. Seitdem +Auswanderung in Sparta verboten. Um diese Zeit Beschränkung +des spartanischen Königtums durch die vergrößerte +Macht der <i>Ephoren</i>, welche fortan jährlich von der Spartiatengemeinde +erwählt werden.</p> + +<div class="sidenote">Um 640.</div> + +<p><b>Zweiter Messenischer Krieg.</b> <i>Aristomĕnes</i> Held +der Messenier; 11 Jahre lang wird die Feste <i>Eira</i> +verteidigt. Der athenische (?) Sänger <i>Tyrtaios</i> begeistert die +Spartaner durch seine Marschlieder. Nach dem Fall von Eira +flüchten viele Messenier nach Unteritalien (<i>Rhegion</i>); die nicht +auswandernden werden <i>Heloten</i>. Von Rhegion aus besetzen später +(um 500) Nachkommen der Ausgewanderten die Stadt Zankle +auf Sicilien, die dann den Namen <b>Messana</b> erhält.</p> + +<div class="sidenote">Um 600.</div> + +<p>Aufschwung <b>Korinths</b> unter dem Tyrannen <b>Periander</b>, +dem Sohne des <i>Kypsĕlos</i>, der um 650 die<span class="pagenum"><a name="Page_33" id="Page_33">[33]</a></span> +Adelsherrschaft der <i>Bakchiaden</i> gestürzt hat. Entfaltung der +Seemacht; Korinth wird erste Handelsstadt Griechenlands. Zu +der älteren korinthischen Kolonie auf <i>Kerkyra</i> kommen unter +Kypselos hinzu <i>Leukas</i> und <i>Ambrakia</i>, unter Periander <i>Epidamnos</i> +und <i>Apollonia</i> an der illyrischen Küste, <i>Poteidaia</i> auf +der Halbinsel Chalkidĭke. Perianders Neffe <i>Psammetich</i> wird +582 gestürzt, die Aristokratie hergestellt.</p> + +<p>In <b>Megăra</b> um 630 Tyrannis des <b>Theagĕnes</b>, nach dessen +Sturz Parteikämpfe (der Dichter <i>Theognis</i> um 540), endlich +siegt die Aristokratie.</p> + +<p>In <b>Sikyon</b> um 600 Tyrannis des <b>Kleisthĕnes</b>, welcher die +Genossen der delphischen Amphiktyonie zum <b>ersten heiligen +Kriege</b> gegen die phokischen Städte <i>Krisa</i> und <i>Kirrha</i> (Hafenstadt) +vereinigt. Beide Städte zerstört, ihr Gebiet dem pythischen +Apollon geweiht. Nach Kleisthenes’ Tode wird die Aristokratie +hergestellt.</p> + +<p>Auch in Milet, Ephesos u. a. Koloniestädten herrschen um +dieselbe Zeit vorübergehend Tyrannen, in <i>Mytilene</i> auf Lesbos +waltet um 600 der weise <i>Pittăkos</i> als Äsymnet. +Vergl. S. 37.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>Um 550.</b></div> + +<p><b>Sparta</b> vereinigt die peloponnesischen Staaten (außer +<i>Argos</i> und <i>Achaja</i>) zum <b>peloponnesischen Bunde</b> +unter seiner Hegemonie. Die Griechenstädte an der Westküste +Kleinasiens stehen unter lydischer (S. 15), seit 545 unter persischer +Herrschaft (S. 18). Auch die Inseln <i>Cypern</i>, <i>Chios</i>, +<i>Lesbos</i> werden den Persern untertan; <i>Samos</i> erst 522 nach +dem Sturz des mächtigen Tyrannen <i>Polykrates</i>.</p> + + +<h5><b>Athens Emporkommen.</b></h5> + +<p>Nach Kodros’ Tode (S. 28) wird das Königtum eingeschränkt, +aber nicht beseitigt; Adelsherrschaft der <i>Eupatriden</i> (S. 26). +Den Königen treten erwählte Beamte zur Seite; seit 683 werden +<i>jährlich neun Archonten</i> erwählt. Der erste, <i>Archon epōny̆mos</i>, +führt den Vorsitz und wacht über das Familien- und Erbrecht; +der zweite, <i>Basileus</i>, bringt die früher den Königen obliegenden +Opfer dar, hütet das heilige Recht und leitet den Areopag; +der dritte, <i>Polemarchos</i>, ist Heerführer und Gerichtsherr für +die Metöken und Fremden, die andern sechs, <i>Thesmotheten</i> +genannt, leiten die bürgerliche Gerichtsbarkeit. Die Oberaufsicht +über das gesetzliche Verhalten der Bürger führt der <b>Areopag</b>, +der auf dem Areshügel vor der <i>Burg (Akropŏlis)</i> sich versammelnde +Gerichtshof, aus früheren Archonten gebildet; er +richtet auch über die schwersten Verbrechen, Mord und Brandstiftung.</p> + +<div class="sidenote">Um 632.</div> + +<p><b>Aufstand Kylons</b>, der sich, unterstützt von seinem +Schwiegervater <i>Theagĕnes</i> von Megara, an der Spitze<span class="pagenum"><a name="Page_34" id="Page_34">[34]</a></span> +des über die Bedrückung der Adligen (s. u.) empörten Volkes +der Akropolis bemächtigt. Er wird von dem Archon <i>Megăkles</i>, +aus dem Geschlecht der <i>Alkmäoniden</i>, vertrieben, seine an den +Altären Schutz suchenden Anhänger werden ermordet. Wegen +dieses Frevels Verbannung der Alkmäoniden. Der Priester +<i>Epimenĭdes</i> aus Phaistos auf Kreta berufen, um die Stadt durch +Sühnopfer zu reinigen,</p> + +<div class="sidenote"> +Um 620.</div> + +<p><b>Gesetzgebung Drakons.</b> Die bestehenden Übelstände +nicht beseitigt. Die Adelsherrschaft bleibt; +geschriebene Gesetze, aber sehr hart; das Recht von den adligen +Richtern auch weiterhin nicht selten gebeugt; seit Einführung +der Geldwirtschaft Geld nur gegen hohe Zinsen ausgeliehen; +daher wachsende Unzufriedenheit der ärmeren Bürger, besonders +über das strenge Schuldrecht. <b>Solon</b>, aus Kodros’ Geschlecht +stammend, 594 zum ersten Archon erwählt, erhält Vollmacht, +durch neue Anordnungen Frieden zu stiften. Er war dadurch +zu Ansehen gelangt, daß er die Wiedereroberung der von den +Megarern besetzten Insel <i>Salamis</i> bewirkte; auch hatte auf +seinen Antrieb Athen am <i>heiligen Kriege</i> teilgenommen, und das +delphische Orakel war ihm deshalb günstig gesinnt.</p> + +<div class="sidenote"><b>594.</b></div> + +<p><b>Gesetzgebung Solons.</b> 1. <i>Entlastung</i> der ärmeren +Bürger (<i>Seisachtheia</i>): die auf dem Grundbesitz +haftenden Schulden werden aufgehoben, alle Schuldsklaven in +Freiheit gesetzt, Schuldknechtschaft für die Zukunft verboten +Festsetzung eines Höchstmaßes von Grundbesitz, damit das +attische Land nicht in den Besitz weniger Reicher komme, +Abzahlung anderer Schulden erleichtert durch Herabsetzung +des Münzfußes; 100 Drachmen neuen Geldes = 73 älteren; das +<i>euböische</i> Talent, der persischen Goldwährung entsprechend +tritt an die Stelle des <i>äginetischen</i> (S. 32).<a name="FNanchor_13_13" id="FNanchor_13_13"></a><a href="#Footnote_13_13" class="fnanchor">[13]</a></p> + +<p>2. Bestimmung der bürgerlichen Pflichten und Rechte nach +dem <i>Ertrage des Grundbesitzes</i>. Die Bürger werden in vier +Klassen geteilt: 1. <i>Pentakosiomedimnen</i>, deren Güter 500 Scheffel +Getreide bezw. Maß Öl und Wein oder mehr bringen; 2. <i>Ritter</i>, +300–500 Scheffel; 3. <i>Zeugiten</i>, d. h. die mit einem Gespann +wirtschaften, 150–300 Scheffel; 4. <i>Thēten</i>, die ärmeren. Nach +der Absicht des Gesetzgebers sollten alle Bürger Grundbesitz +haben; bei steigender Bedeutung des Geldbesitzes wurde der<span class="pagenum"><a name="Page_35" id="Page_35">[35]</a></span> +Ertrag des Getreides in Geld umgerechnet und danach die +Klasseneinteilung bestimmt.</p> + +<p>Die Mitglieder der <i>drei ersten</i> Klassen dienen im Kriege als +<i>Hoplīten</i> (schwerbewaffnete Fußsoldaten), die der <i>zwei ersten</i> +Klassen auch als <i>Reiter</i>; für die Ausrüstung der Flotte bestand +schon eine Einteilung der Bürger in 48 <i>Naukrarien</i>. Die <i>Theten</i> +sollen nur zur Verteidigung des Landes als Leichtbewaffnete +oder (seit Themistokles) zur Bemannung der Flotte aufgeboten +werden. Eine regelmäßige <i>Besteuerung</i> der Vollbürger gab es +nicht, die Ämter wurden umsonst verwaltet, die Staatsausgaben +durch den Ertrag der Bergwerke, die Strafgelder, das <i>Kopfgeld +der Metöken</i>, d. h. der eingewanderten Kaufleute und Handwerker, +durch Markt- und Hafenzölle bestritten. <i>Außerordentliche +Steuern</i> wurden in Zeiten der Not auf Volksbeschluß nach +den Vermögensklassen erhoben, die vierte war steuerfrei.</p> + +<p>3. An der Spitze des Staates bleiben die <b>neun Archonten</b>, +jährlich erwählt aus den Bürgern der <i>ersten</i> Vermögensklasse. +Neu eingerichtet wird der <b>Rat der Vierhundert</b>, jährlich +erwählt aus den über 30 Jahre alten Bürgern der <i>drei</i> ersten +Klassen. Die <b>Volksversammlung</b> (Ekklesia) besteht aus <i>allen</i> +über 20 Jahre alten Bürgern. Sie erwählt die <i>Beamten</i> und +entscheidet über die durch <i>Vorbeschluß des Rates</i> an sie +gebrachten Angelegenheiten. Zur Entscheidung wichtigerer +Prozesse werden Geschworenengerichte aus der <i>richtenden +Bürgerschaft</i>, der <b>Heliaia</b> (Gesamtzahl 6000) gebildet. Der +<b>Areopag</b> behält seine Gerichtsbarkeit und Oberaufsicht über +das Privatleben der Bürger sowie über das gesamte Staatsleben.</p> + +<p>Diese Verfassung wird als <b>Timokratie</b> bezeichnet; erst +später entstand durch Aufhebung der Klassenunterschiede volle +<i>Demokratie</i>. Ausgeschlossen von politischen Rechten blieben +auch später die <i>Schutzverwandten</i> (Metöken), die vor Gericht +eines Bürgers als Vertreter bedurften, und die sehr zahlreichen +<i>Sklaven</i>, die jedoch durch Gesetz und Sitte gegen Mißhandlung +geschützt waren.</p> + +<p>Solon gab auch <b>Gesetze für das bürgerliche Leben</b> +(Familienrecht, Strafrecht, Beschränkung des Luxus, Schutz des +Ackerbaues und der Ölbaumzucht, Sorge für die körperliche +Ausbildung der Jünglinge in den 3 <i>Gymnasien</i>: Akademie, +Lykeion, Kynosarges). Nach Vollendung der Gesetzgebung +verließ er Athen auf 10 Jahre und unternahm Reisen nach +Ägypten, Cypern, Kleinasien. Rechtfertigung seiner Maßnahmen +in seinen Elegieen.</p> + +<p><b>Neue Parteiungen</b> in Athen. Den Grundbesitzern in der +Ebene (Pediäer) treten gegenüber die handeltreibenden Küstenbewohner +(Parăler) und die ärmeren Gebirgsbewohner (Diakrĭer), +letztere geführt von <i>Peisistrătos</i>, der trotz der Gegenbemühungen<span class="pagenum"><a name="Page_36" id="Page_36">[36]</a></span> +<i>Solons</i> immer mehr Anhang gewinnt und sich zuletzt der +<i>Akropolis</i> bemächtigt.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>560–527</b>.</div> + +<p><b>Peisistrătos</b>, Tyrann von Athen.</p> + +<p>Auswanderung von athenischen Adligen, zum Teil +nach der thrakischen Chersŏnēs, unter des <i>älteren Miltiădes</i> +Führung. Solon † 559, wahrscheinlich in Athen, nach anderen +in Soloi auf <i>Cypern</i> (Unterredung mit Kroisos in Sardes?).</p> + +<p><i>Peisistrătos</i> regiert in Athen innerhalb der Formen der +solonischen Verfassung, <i>die er nicht aufhebt</i>. Er versteht es, +das Volk Archonten wählen zu lassen, welche ihm genehm sind. +Zweimal durch Bündnis der Gegenparteien vertrieben, gewinnt +er zuletzt eine dauernde Herrschaft. Die durch Solon zurückgeführten +<i>Alkmāoniden</i> (S. 34) gehen abermals in die Verbannung, +da ihr Führer <i>Megăkles</i> (an der Spitze der Parăler) sich gegen +Peisistrătos nicht behaupten kann. Er erhöht das auswärtige +Ansehen Athens: <i>Sigeion</i> am Eingang in den Hellespont athenische +Kolonie, Schutzherrschaft über <i>Delos</i>, Befreundung mit den +Tyrannen <i>Lygdămis</i> von Naxos und <i>Polykrătes</i> von Samos. +Er erweitert und schmückt die Stadt Athen durch Bauten (der +große Zeustempel bleibt unvollendet), baut eine Wasserleitung, +ordnet die Feier der <i>Panathenäen</i> und der <i>Dionysien</i> (die +Dithyramben des <i>Thespis</i> Anfänge der Tragödie), zieht Dichter +an seinen Hof, z.B. Simonides, Anakreon, läßt die homerischen +Gesänge schriftlich aufzeichnen und ordnen. Er vererbt die +Herrschaft auf seinen Sohn</p> + +<div class="sidenote">527–510.</div> + +<p><b>Hippĭas</b>. Dieser herrscht gemäßigt im Sinne des +Vaters, bis sein Bruder <i>Hipparchos</i> von <i>Harmodios</i> +und <i>Aristogeiton</i> aus Privatrache am Panathenäenfest ermordet +wird (514). Hippias übt grausame Vergeltung, wird von dem +ausgewanderten Adel <i>(Kleisthĕnes</i> an der Spitze der <i>Alkmäoniden</i>) +in Verbindung mit einem spartanischen Heere unter <i>Kleomĕnes</i> +vertrieben (510). Er begibt sich nach Sigeion und sucht später +Hilfe beim Perserkönige Dareios.</p> + +<div class="sidenote"><b>509</b>.</div> + +<p><b>Gesetzgebung des Kleisthĕnes</b> (Sohn des Megăkles, +Enkel des Kleisthĕnes von Sikyon); die solonische +Verfassung wird in demokratischem Sinne weiter gebildet. Die +4 Vermögensklassen bleiben bestehen, an Stelle der 4 alten +Phylen (S. 26) treten <b>zehn Phylen</b> (Bezirke), deren Unterabteilungen +die <i>Demen</i> (Ortsgemeinden) sind. Dadurch soll +der Einfluß des Adels gebrochen und das Wiederaufleben der +früheren Parteien verhindert werden. Jede Phyle wählt jährlich +50 Mitglieder in den <b>Rat</b>, dessen Zahl also von 400 auf +500 erhöht wird. Die 10 Abteilungen des Rats wechseln in +der Geschäftsleitung ab, so daß das Amtsjahr nach dem Wechsel +der 50 Ratsvorsteher (Prytanen) in 10 Prytanieen zerfällt. Die +Besetzung der meisten <b>Ämter</b> wird fortan durch das <i>Los</i> ent<span class="pagenum"><a name="Page_37" id="Page_37">[37]</a></span>schieden, +nach Vorwahl durch die Phylen; durch <i>Abstimmung</i> +erwählt wurden die Archonten und die 10 Feldherrn. Für +alle Ämter war eine Prüfung in bezug auf das bürgerliche +Verhalten vor dem Amtsantritt und Rechenschaft nach Ablauf +des Amtsjahres vorgeschrieben. Die <b>Volksversammlung</b> hat +nach wie vor die Entscheidung über Gesetze, Bündnisse, Krieg +und Frieden.</p> + +<div class="sidenote"> +508.</div> + +<p>Die Eupatriden unter Führung des Archon <i>Isagŏras</i> +rufen abermals die Spartaner zu Hilfe, um die +Durchführung dieser Staatsordnung zu hindern. <i>Kleisthĕnes</i> +flüchtet, die Akropolis wird den Spartanern überliefert. Aber ein +Aufstand des athenischen Volks zwingt den König Kleomĕnes +zum Abzug. Die adligen Parteiführer werden hingerichtet; +Kleisthĕnes zurückberufen.</p> + +<div class="sidenote">507.</div> + +<p>Ein Feldzug der Spartaner gegen Athen unter den +Königen <i>Kleomĕnes</i> und <i>Demarātos</i> scheitert +infolge des plötzlichen Abzugs der Korinther und der Uneinigkeit +der spartanischen Könige. Die mit Sparta verbündeten <i>Böoter</i> +und <i>Chalkidier von Euböa</i> werden von den Athenern geschlagen. +Diese erobern einen Teil von <i>Euböa</i>, wo 4000 Bauerngüter an +ärmere attische Bürger (Kleruchen) verteilt werden. So gewinnt +Athen nach Befestigung seiner inneren Verfassung auch Ansehen +nach außen.</p> + +<p>Damit nicht eine Tyrannis wiederkehre, ordnet Kleisthĕnes +den <b>Ostrakismos</b> an: die Volksversammlung ist befugt, mittels +<i>geheimer Abstimmung</i> durch Tonscherben (Ostrăka) die Verbannung +eines die Freiheit gefährdenden Bürgers zu beschließen; +doch müssen 6000 Stimmen abgegeben sein.</p> + +<p>Auch in den <b>westgriechischen Städten</b> herrschen zeitweise +<b>Tyrannen</b>: <i>Phalăris</i> in <i>Akrăgas</i> (Agrigentum) um 570, +<i>Anaxĭlas</i> in <i>Rhegion</i> 494. Zu besonderem Ansehen gelangt +<i>Syrakus</i> unter der Herrschaft <i>Gelons</i> (seit 485), der mit Theron +von Akragas befreundet ist. Die unteritalischen Städte behaupten +sich gegen Angriffe der einheimischen Völkerschaften; +die Bürger von <i>Kroton</i> zerstören 510 die reiche Nachbarstadt +<i>Sybaris</i>.</p> + +<p><b>Entwickelung der Kultur</b>. <i>Baukunst</i> und <i>bildende +Kunst</i> besonders zur Ausschmückung der Tempel geübt (dorische, +später ionische Säulen, Weihgeschenke aus Erz, Marmor, Gold +und Elfenbein). Erhalten sind namentlich der Tempel von +Pästum am Tyrrhenischen Meer und die Skulpturen des Athenetempels +zu <i>Ägina</i> (aus der Zeit um 510, jetzt in München).</p> + +<p>Zu hoher Blüte entfaltete sich die <i>Dichtkunst</i>; bei den +<i>Ioniern</i> namentlich die Elegie: <i>Kallīnos</i> von Ephĕsos um 670, +<i>Mimnermos</i> von Kolŏphon um 600, <i>Tyrtaios</i> und <i>Solon</i> von<span class="pagenum"><a name="Page_38" id="Page_38">[38]</a></span> +Athen, auch <i>Theognis</i> von Megara (S. 33) dichtete in ionischem +Dialekt;</p> + +<p>bei den <i>Doriern</i> der lyrische Chorgesang: <i>Terpander</i> von +Lesbos um 676 in Sparta, <i>Alkmān</i> von Sardes um 650 ebendaselbst, +<i>Stesichŏros</i> von Himera um 600, <i>Arion</i> von Lesbos, +Freund des Periander, <i>Iby̆kos</i> von Rhegion um 550;</p> + +<p>bei den <i>Äŏlern</i> der lyrische Einzelgesang: <i>Alkaios</i> und +<i>Sappho</i> von Lesbos um 600; der Ionier <i>Anakrĕon</i> von Teos +um 540. Jambische Spottgedichte des <i>Archilŏchos</i> von Paros +(um 650) und <i>Hippōnax</i> von Ephesos (um 540). Die Vollendung +der lyrischen Dichtung in mannigfaltigen Formen zeigt +sich in <i>Simonĭdes</i> von Keos und <i>Pindăros</i> von Theben, beide +zur Zeit der Perserkriege.</p> + +<p>Anfänge der <i>Philosophie</i> (zunächst Naturforschung) und +der Himmels-, Erd- und Völkerkunde bei den Ioniern: <i>Thales</i> +von Milet (s. S. 15). Herakleitos von Ephesos um 500: »Alles +ist in ewigem Wechsel«. <i>Pythagŏras</i> von Samos wandert um +530 nach Kroton aus (Bund der Pythagoreer), <i>Xenophănes</i> von +Kolophon um dieselbe Zeit nach Elĕa in Unteritalien (seine +Schüler Parmenides, Zeno). <i>Hekataios</i> von Milet um 510.</p> + +<p>In späterer Überlieferung werden als die <i>sieben Weisen</i> +dieser Zeit genannt: <i>Thales</i> von Milet, <i>Bias</i> von Priēne, <i>Pittăkos</i> +von Mytilene, <i>Periander</i> von Korinth, <i>Cheilon</i> von Sparta, +<i>Kleobūlos</i> von Lindos, <i>Solon</i> von Athen.</p> + + +<h4>§ 3. Perserkriege und Blütezeit Athens.</h4> + +<div class="sidenote"> +<b>500–449</b>.</div> + +<p><b>Perserkriege.</b></p> + +<div class="sidenote">500–494.</div> + +<p>Aufstand der ionischen Griechen gegen die Perser +(s. S. 20). Der von <i>Athen</i> und <i>Eretrĭa</i> ihnen +geleistete Beistand ist die <b>Veranlassung</b> zu dem +Versuch der Perser, auch das europäische Griechenland +zu unterwerfen.</p> + +<div class="sidenote"><b>492</b>.</div> + +<p>Erster Zug der Perser unter <b>Mardonios</b>.</p> + +<p>Das Landheer unterwirft das Küstenland von +<i>Thrakien</i>, die Flotte die Insel <i>Thasos</i>. König +Alexander von <i>Makedonien</i> erkennt die persische Hoheit an. +Dann aber erleidet das Landheer große Verluste im Kampf mit +den Thrakern, und ein großer Teil der Flotte wird am Vorgebirge +<b>Athōs</b> durch Sturm vernichtet; dies bestimmt den +Mardonios zur Rückkehr.</p> + +<p>An der thrakischen Küste werden feste Plätze angelegt als +Stützpunkt für spätere Feldzüge; <i>Byzanz</i>, <i>Sēstos</i>, <i>Abdēra</i> erhalten +persische Besatzungen.<span class="pagenum"><a name="Page_39" id="Page_39">[39]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +491.</div> + +<p>Persische Herolde, welche Erde und Wasser als +Zeichen der Unterwerfung verlangen, werden in +Sparta und Athen getötet. Die <i>Kykladen</i> und <i>Ägīna</i> dagegen, +auch manche Gemeinden des Festlandes versprechen dem Perserkönige +Unterwerfung. Der spartanische König <i>Kleomĕnes</i> zwingt +die Ägineten, den Athenern Geiseln zu stellen.</p> + +<div class="sidenote"><b>490</b>.</div> + +<p>Zweiter Zug der Perser unter <b>Datis</b> und <b>Artaphernes</b>, +dem jungen Neffen des Dareios.</p> + +<p>Eine große Flotte (nach Herodot 600 Trieren) durchfährt +das Ägäische Meer, landet auf <i>Naxos</i>, dann auf <i>Euböa</i>, wo die +Stadt <i>Eretria</i> zerstört wird, dann an der Ostküste von <i>Attika</i>. +Hippias (S. 36) im Gefolge des Artaphernes. Das athenische Heer, +9000 Hopliten und außerdem leichtbewaffnete Sklaven (eine +tüchtige Reiterei nur bei den Thessalern), geführt vom Polemarchos +und den 10 Feldherrn, unter welchen <i>Aristides</i> und +der vor den Persern aus der Chersones (S. 36, 20) geflüchtete +(jüngere) <i>Miltiades</i>, lagert mehrere Tage dem Feinde gegenüber +in verschanzter Stellung. Durch 1000 <i>Platäer</i> verstärkt, +greift es, ohne die Ankunft der Spartaner abzuwarten, unter +Führung des <b>Miltiădes</b> an und siegt in der</p> + +<div class="sidenote"><b>490</b>. +(Sept.)</div> + +<p><b>Schlacht bei Marăthon</b>.</p> + +<p>Der Plan der Perser, Athen von der Seeseite zu +überraschen, wird durch schleunigen Rückmarsch +des Heeres nach der Stadt vereitelt. Die persische +Flotte kehrt nach Kleinasien zurück. <i>Hippias</i> +stirbt auf Lemnos.</p> + +<div class="sidenote">489.</div> + +<p>Unglücklicher Zug des Miltiădes gegen <i>Paros</i>. Verwundet +nach Athen zurückgekehrt, wird er von +<i>Xanthippos</i> angeklagt und zur Erlegung der Kosten des Unternehmens +(50 Talente) verurteilt, welche sein Sohn <i>Kimon</i> nach +dem Tode des Vaters zahlt.</p> + +<p><b>Parteikämpfe in Athen</b>; 487 Wahl der Archonten durch das +<i>Los</i> eingeführt, 485 Xanthippos durch Ostrakismos verbannt, +483 der bedächtige und am Althergebrachten hängende <b>Aristides</b>. +<b>Themistokles</b> erhält dadurch freie Hand zur Durchführung +seines Planes, Athen zur ersten <i>Seemacht</i> Griechenlands zu +machen. Schon 493 hatte er als Archon die Befestigung des +Hafens <i>Piraieus</i> durchgesetzt; jetzt werden, zunächst um gegen +Ägina Krieg zu führen, auf seinen Antrag die bisher zur Austeilung +an die Bürger bestimmten Einkünfte aus den Silberbergwerken +von <i>Laurion</i> dazu verwendet, die Flotte bis auf +200 Trieren zu bringen. Die bisherigen Naukrarien (S. 35) werden +aufgehoben und durch die Einrichtung der <b>Trierarchie</b> ersetzt. +Der Staat liefert die Schiffe; den wohlhabenderen Bürgern liegt +ihre Ausrüstung als <i>Staatsleistung</i> (Liturgie) ob; dafür erhält<span class="pagenum"><a name="Page_40" id="Page_40">[40]</a></span> +der Trierarch die Anführung des von ihm ausgerüsteten Schiffes. +Die Theten zum Flottendienst herangezogen,</p> + +<div class="sidenote"> +480.</div> + +<p>Dritter Zug der Perser unter König <b>Xerxes</b>.</p> + +<p>Große Rüstungen, das Landheer sammelt sich schon +481 bei Kritalla in Kappadokien, von dort führt Xerxes es nach +<i>Sardes</i>. Zwei Schiffbrücken über den <i>Hellespont</i> geschlagen, +für die Flotte Kanal bei <i>Akanthos</i> gegraben, um das Vorgebirge +Athos zu vermeiden. Im Frühjahr 480 Aufbruch von Sardes; +Demaratos, der abgesetzte König von Sparta, und Peisistratos, +Sohn des Hippias, begleiten den König. Musterung des Heeres +bei Doriskos in <i>Thrakien</i>, nach Herodots übertreibender Angabe +1700000 Mann Fußvolk, 80000 Reiter und zahlreicher Troß; +eine Flotte von 1207 Trieren.</p> + +<p>Nachdem die Griechen den Plan, den Paß von <i>Tempe</i> zu +verteidigen, aufgegeben haben, durchzieht das persische Heer +Thessalien, ohne Widerstand zu finden. Die <i>Thessăler</i> und die +böotischen Städte, mit Ausnahme von <i>Platää</i> und <i>Thespiä</i>, +senden dem Könige Zeichen der Unterwerfung. <i>Argos</i>, <i>Achaja</i> +und das <i>westliche Mittelgriechenland</i> nehmen am Kampfe gegen +ihn nicht teil.</p> + +<div class="sidenote"><b>480.</b> +(Juli.)</div> + +<p><b>Schlacht bei Thermopylä.</b></p> + +<p>Der spartanische König <b>Leonĭdas</b> an der Spitze +von etwa <b>6000</b> Schwerbewaffneten (Hopliten) +(darunter 300 <i>Spartiaten</i>, 1000 lakedämonische <i>Periöken</i> und +700 <i>Thespier</i>) verteidigt 2 Tage lang den Engpaß, während +1000 Phokier den Fußpfad über den Kallidrŏmos bewachen. +Die Perser, durch den Verräter Ephialtes auf diesen Pfad geführt, +vertreiben die Phokier und kommen dem griechischen +Heere in den Rücken. <b>Leonidas</b> befiehlt den Periöken und den +Bundesgenossen, nach Hanse zu gehen und stirbt mit den noch +übrigen <b>Spartiaten</b> und <b>Thespiern</b>, welche sich weigern, ihn +zu verlassen, den Heldentod. Bekannte Grabschrift des Simonides. +(S. Schillers »Spaziergang«). Die gezwungen (?) mit Leonidas +fechtenden <i>Thebaner</i> strecken die Waffen, werden teils niedergemacht, +teils auf des Königs Befehl gebrandmarkt nach Theben +zurückgeschickt.</p> + +<p>Zu gleicher Zeit unentschiedene <b>Seegefechte bei Artemision</b>, +einem Vorgebirge und Tempel an der Nordspitze von +Euböa. Dreitägige Kämpfe; Verluste der Perser namentlich +durch den Untergang der um die Südspitze von Euböa herum entsandten +Schiffe. Auf die Kunde von der Einnahme des Passes +von Thermopy̆lä zieht die hellenische Flotte sich zurück nach +der Bucht von Salămis. Das peloponnesische Landheer beginnt +am Isthmos den Bau einer Schutzmauer.</p> + +<p>Xerxes durchzieht Mittelgriechenland. Die <i>Lokrer</i> und +<i>Dorier</i> unterwerfen sich. Das Gebiet der <i>Phokier</i> wird ver<span class="pagenum"><a name="Page_41" id="Page_41">[41]</a></span>wüstet, +die gegen <i>Delphi</i> geschickte Truppe soll durch Gewittersturm +zurückgeschreckt worden sein. <i>Böotien</i> wird als Freundesland +behandelt, nur <i>Thespiä</i> und <i>Platää</i> werden zerstört.</p> + +<p>Die Athener verlassen ihre Stadt, nur die Akropolis bleibt +besetzt. Die waffenfähigen Bürger besteigen die Flotte, die +»hölzerne Mauer«; Greise, Frauen und Kinder werden mit der +beweglichen Habe nach <i>Salămis</i>, <i>Ägina</i> und <i>Troizen</i> gebracht. +Den Verbannten wird die Rückkehr gestattet. Die Akropolis +wird von den Persern erstürmt; <b>Zerstörung der +Stadt Athen.</b></p> + +<div class="sidenote"> +<b>480.</b> +(Ende Sept.)</div> + +<p><b>Seeschlacht bei Salămis.</b></p> + +<p>Die vereinigte hellenische Flotte (378 Trieren, +7 Fünfzigruderer) steht unter dem Oberbefehl des +Spartaners <b>Eurybiădes</b>. Uneinigkeit im Kriegsrat; der athenische +Feldherr <b>Themistŏkles</b> bewirkt durch eine geheime Botschaft +an Xerxes, daß die Griechen in der Meerenge zwischen Salamis +und Attika von der persischen Flotte eingeschlossen werden. +Xerxes schaut von dem Berge <i>Ägāleos</i> dem Kampfe zu. Glänzender +Sieg der Griechen. <b>Aristides</b>, von Ägina herbeigeeilt, +nimmt während des Flottenkampfes die von den Persern besetzte +kleine Insel Psyttaleia, macht viele vornehme Gefangene.</p> + +<p>Die persische Flotte sammelt sich in der Bucht von Phalēron, +Xerxes beschließt den <b>Rückzug</b>. In Thessalien bleibt +<i>Mardonios</i> mit einem großen Teil des Heeres zurück. Xerxes +erreicht nach großen, durch Seuchen und Mangel an Lebensmitteln +verursachten Verlusten den Hellespont, wo er die Flotte +findet, die das Heer übersetzt, da die Brücke vom Sturm zerstört +worden ist.</p> + +<p>Die griechische Flotte, statt, wie Themistokles wollte, die +persische zu verfolgen, wendet sich gegen die Inseln, belagert +<i>Andros</i> vergeblich und löst sich beim Eintritt des Winters auf. +Rückkehr der Athener nach ihrer Stadt, deren Wiederaufbau +sofort begonnen wird.</p> + +<div class="sidenote"><b>480.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Himera,</b></p> + +<p>Sieg der <b>sicilischen Griechen</b> unter <i>Gelon</i> von +Syrakus und <i>Theron</i> von Akragas (S. 37) über die mit Persien +verbündeten <i>Karthager</i>. Diese sollen den Frieden durch +Zahlung von 2000 Talenten erkauft haben; sie bleiben im Besitz +ihrer sicilischen Städte (Panormos, Soloeis, Motye).</p> + +<div class="sidenote">479.</div> + +<p>Nachdem <b>Mardonios</b> den Athenern durch Alexander +von Makedonien (s. S. 38) vergebens einen Sonderfrieden +angeboten hat, rückt er, verstärkt durch <i>griechische +Bundesgenossen</i> (Thessăler, Böoter, Lokrer, Phokier) in Attika +ein. Die Athener retten sich wieder nach <i>Salămis</i>. Was in +der Stadt aufgebaut worden, wird von den Persern von neuem<span class="pagenum"><a name="Page_42" id="Page_42">[42]</a></span> +zerstört. Endlich rückt die ganze peloponnesische Streitmacht +(30000 Hopliten und zahlreiche Leichtbewaffnete) über den +Isthmos vor, <i>Mardonios</i> geht zurück und nimmt eine vorteilhafte +Stellung in Böotien am <i>Asōpos</i> ein. Mehr als 10000 +<i>Athener</i>, <i>Platäer</i> und <i>Thespier</i> vereinigen sich mit dem peloponnesischen +Heere. Anführer der gesamten Streitmacht (angeblich +110000 Mann, doch keine Reiterei) war <b>Pausanïas</b> +(Regent in Sparta für den unmündigen Sohn des +Leonidas).</p> + +<div class="sidenote"> +<b>479.</b> +(Sept.)</div> + +<p><b>Schlacht bei Platää.</b></p> + +<p>Nach längerem Zaudern entschließt sich Pausanias +zum Kampfe. Glänzender Sieg, Mardonios fällt. +Die Griechen erobern das persische Lager; von der reichen +Beute wird den Göttern der Zehnte geweiht.<a name="FNanchor_14_14" id="FNanchor_14_14"></a><a href="#Footnote_14_14" class="fnanchor">[14]</a> Das griechische +Heer rückt vor <i>Theben</i>, die Häupter der persischen Partei +werden ausgeliefert und auf dem Isthmos hingerichtet.</p> + +<p>Die hellenische Flotte unter dem Oberbefehl des Spartanerkönigs +<i>Leotychĭdas</i> (die athenischen Schiffe unter <i>Xanthippos</i>) +eröffnet den <b>Angriffskrieg gegen die Perser</b>, der mit Unterbrechungen +bis 445 dauert. Der persische Flottenführer <i>Mardontes</i>, +den kleinasiatischen Griechen in seinem Heere mißtrauend, +wagt nicht, die ihm bei <i>Samos</i> angebotene Seeschlacht +anzunehmen. Er läßt dieser Insel gegenüber bei dem Vorgebirge +<i>Mykăle</i> die Schiffe aufs Land ziehen und verschanzt +sich. Die Griechen landen und siegen in der</p> + +<div class="sidenote"><b>479.</b> +(Ende Sept.)</div> + +<p><b>Schlacht bei Mykăle,</b></p> + +<p>nehmen das Lager und stecken die persischen +Schiffe in Brand. Mehrere Inselstädte (namentlich +<i>Samos</i>, <i>Lesbos</i> und <i>Chios</i>), dann die Küstenstädte Kleinasiens, +auch das hergestellte <i>Milet</i> (S. 20), werden als Bundesgenossen +aufgenommen. Die Peloponnesier fahren nach Hause zurück, +die <i>Athener</i> und <i>Ionier</i> erobern <i>Sēstos</i> (S. 38).</p> + +<p>Wiederaufbau der Stadt Athen; sie wird trotz des Einspruchs +der Peloponnesier mit einer starken Mauer von vergrößertem +Umfang (60 Stadien) umgeben. List des <i>Themistokles</i>, +der als Gesandter nach Sparta geht.</p> + +<div class="sidenote">478.</div> + +<p>Unter Anführung des Spartaners <i>Pausanĭas</i> vertreibt +die vereinigte Flotte der Peloponnesier, Athener +und Ionier persische Besatzungen von der Insel <b>Cypern</b>, fährt +dann nach <b>Byzanz</b> und befreit diese Stadt. Hochmut des<span class="pagenum"><a name="Page_43" id="Page_43">[43]</a></span> +<i>Pausanias</i> gegen die Bundesgenossen, er tritt mit dem persischen +Hofe in geheime Verbindung. Das gewinnende Auftreten +der Anführer der Athener, <i>Aristides</i> und <i>Kimon</i>, hat +nach Abberufung des Pausanias durch die Ephoren zur Folge, +daß die Führung (<i>Hegemonie</i>) zur See von Sparta auf Athen +übergeht,</p> + +<div class="sidenote"> +477.</div> + +<p><b>Gründung des attischen Seebundes.</b></p> + +<p>Die Insel- und Küstenstädte des Ägäischen Meeres +schließen ein dauerndes Bündnis mit Athen; die größeren stellen +Schiffe zum Kampf gegen die Perser, die kleineren zahlen +Geldbeiträge. Organisation des Bundes durch Aristides. Bundeskasse +im Apollotempel zu <i>Delos</i>.</p> + +<p><i>Themistokles</i>, bei den olympischen Spielen 476 von den versammelten +Hellenen geehrt, gerät bei den Athenern allmählich +in Mißgunst, wird 470 durch den Ostrakismos verbannt und geht +nach <i>Argos</i>. Dort wird er der Teilnahme an den fortgesetzten +hochverräterischen Umtrieben des <i>Pausanias</i> verdächtig. Dieser, +von den Ephoren mit Verhaftung bedroht, rettet sich in Sparta +in den Tempel der Athene und stirbt durch Hunger (468). +Themistokles muß aus Argos fliehen, geht nach Kerkȳra, dann +nach Epīrus, endlich nach Susa zum Perserkönig <i>Artaxerxes</i> +(s. S. 21), dem er seine Dienste anbietet. Er erhält eine +fürstliche Schenkung in Kleinasien, stirbt (460) zu Magnesia +(am Maiandros).</p> + +<p>Fortsetzung des Angriffskriegs gegen die Perser unter +Führung <b>Kimons</b>, des Sohnes des Miltiades (S. 39). Er erobert +mit der Bundesflotte die noch von den Persern besetzt gehaltenen +Plätze an der thrakischen Küste, namentlich <i>Eïon</i> an +der Strymonmündung, besetzt die Insel <i>Skyros</i> (die Gebeine des +Theseus von dort nach Athen gebracht), unterwirft die vom +Bunde abgefallene Insel <i>Naxos</i>, besiegt Flotte und Landheer +der Perser in der</p> + +<div class="sidenote">466.</div> + +<p><b>Doppelschlacht am Eurymĕdon</b></p> + +<p>in Pamphylien. Darauf vertreibt er die Perser +von der thrakischen <i>Chersŏnēs</i>, stellt die athenische Kolonie +daselbst wieder her und unterwirft die abtrünnige Insel <i>Thasos</i>. — Bauten +in Athen; Stoa Poikile am Markt mit Wandgemälden +von Polygnōtos, Befestigung der Akropolis, Bau der <i>langen +Mauern</i> nach dem Peiraieus und nach Phalēron.</p> + +<div class="sidenote">464.</div> + +<p>Erdbeben in Sparta, Aufstand der unterdrückten +<b>Messenier</b> und <b>Heloten</b>. Die Spartaner bitten +Athen um Hilfe; sie wird auf Kimons Antrag gewährt. Aber +bald schicken die Spartaner aus Argwohn das athenische Hilfsheer +zurück. Dadurch beleidigt, treten die Athener in ein +Bündnis mit Argos. Mit Mühe unterdrücken die Spartaner 455 +den Aufstand (dritter Messenischer Krieg) (S. 44).<span class="pagenum"><a name="Page_44" id="Page_44">[44]</a></span></p> + +<p>In Athen erhebt sich gegen Kimons Politik, die auf gutes +Einvernehmen mit Sparta, Fortsetzung des Kriegs gegen Persien +und Mäßigung der Demokratie im Sinne Solons gerichtet ist, +die <i>demokratische</i> Partei, geleitet von <i>Ephialtes</i> und <b>Perikles</b>, +dem Sohne des Xanthippos (S. 39).</p> + +<div class="sidenote"> +461.</div> + +<p>Beschränkung des <i>Areopags</i>; ein Gesetz des Ephialtes +entzieht ihm die altherkömmliche Oberaufsicht +über die bürgerliche Ordnung und die Staatsverwaltung und +läßt ihm nur die <i>richterliche</i> Tätigkeit. Zugleich Ausdehnung +der Volksgerichtsbarkeit; auf <i>Perikles’</i> Antrag wird den <i>Heliasten</i> +(S. 35) ein <i>Richtersold</i> aus der Staatskasse gewährt. +<i>Kimon</i> durch Ostrakismos <i>verbannt</i>.</p> + +<p>Weitere Maßregeln der durch den Areopag nicht mehr +gehemmten demokratischen Partei: Einführung des <i>Ratssoldes</i> +und des <i>Schaugeldes</i> (Theorikon) für die Theateraufführungen +an Festtagen; das Archontat wird auch der <i>dritten</i> Vermögensklasse +zugänglich. Einschätzung in die Vermögensklassen nicht +mehr nach dem Grundbesitz, sondern nach dem +Gesamtvermögen.</p> + +<div class="sidenote">459.</div> + +<p>Fortsetzung des <i>Krieges gegen Persien</i>; eine athenische +Flotte fährt nach <i>Cypern</i> und leistet dann +den aufständischen <i>Ägyptern</i> unter Inaros Hilfe (S. 21). Das Unternehmen +endet 455 unglücklich; die Athener, auf einer Nilinsel +eingeschlossen, müssen sich ergeben. Zwiespalt der Griechen +untereinander kommt den Persern zustatten.</p> + +<div class="sidenote">459–445.</div> + +<p><b>Kriege der Peloponnesier</b> und <b>Böoter</b> +gegen <b>Athen</b>.</p> + +<p>Athen nimmt das benachbarte <i>Megara</i> in seine Symmachie +auf, befestigt den Hafen. <i>Korinth</i> und <i>Ägina</i> dadurch bedroht, +erklären den Krieg. Seesieg der Athener bei der Insel Kekryphaleia. +Nunmehr kommt ein spartanisches Heer 457 den <i>Doriern</i> +in Mittelgriechenland (S. 28) gegen einen Angriff der +<i>Phokier</i> zu Hilfe; die Athener verlegen ihm den Rückweg, +werden aber bei <b>Tanăgra</b> in Böotien von den Spartanern besiegt. +Die Spartaner kehren nach Hause zurück; die Athener +dringen abermals in Böotien ein, siegen bei <i>Oinophy̆ta</i> über +die Thebaner und gewinnen die andern böotischen Städte, die +Phokier und die opuntischen Lokrer zu Bundesgenossen. <i>Ägina</i> +muß sich nach langer Belagerung unterwerfen (456), die Kriegsschiffe +ausliefern und dem attischen Seebunde +beitreten.</p> + +<div class="sidenote">455.</div> + +<p>Die attische Flotte unter <i>Tolmides</i> umfährt die Peloponnes, +verbrennt die spartanische Schiffswerft bei +Gytheion, landet an den Küsten von Ätolien und Sikyon, siedelt +die Messenier (S. 43), welchen die Spartaner freien Abzug aus<span class="pagenum"><a name="Page_45" id="Page_45">[45]</a></span> +Ithome bewilligen, in <i>Naupaktos</i> am Eingang in den Korinthischen +Meerbusen an.</p> + +<div class="sidenote">454.</div> + +<p>Verlegung der Bundeskasse von <i>Delos</i> nach <i>Athen</i>. +Die Bundesgenossen, zu regelmäßigen Beiträgen +verpflichtet (jährlich 460 Talente) und der Gerichtshoheit Athens +unterworfen, werden tatsächlich zu Untertanen. Athen ist +Hauptstadt eines ansehnlichen <i>Insel- und Küstenreiches</i>, welches +nach den erhaltenen Tributlisten in 5 Provinzen geteilt war: +Hellespont, Thrakien, Ionien, Karien, Inseln.</p> + +<div class="sidenote">453.</div> + +<p>Seezug des <i>Perikles</i> von dem megarischen Hafen +Pagä aus, die <i>Achäer</i> schließen sich dem athenischen +Bunde an; ein Angriff auf Öniadä (an der akarnanischen Küste) +mißlingt. Aussöhnung zwischen <i>Perikles</i> und <i>Kimon</i>, welcher +aus der Verbannung zurückberufen wird. Durch Kimons Einfluß +kommt 451 ein <i>Waffenstillstand</i> zwischen Athen und Sparta +zustande.</p> + +<p>Neuer <b>Seezug gegen die Perser</b>. Kimon fährt mit +200 Schiffen nach Cypern, sendet 60 davon nach Ägypten, +stirbt aber während der Belagerung von <i>Kition</i> an einer +Krankheit. Seine Truppen erringen in der</p> + +<div class="sidenote"><b>449.</b></div> + +<p><b>Doppelschlacht bei Salamis</b> auf Cypern +einen glänzenden Sieg über die <i>persische</i> (d. h. +phönikisch-kilikische) Flotte und die am Lande befindlichen +feindlichen Truppen, kehren dann aber nach Hause zurück. Alsbald +erneut sich der Krieg in Mittel-Griechenland.</p> + +<div class="sidenote">447.</div> + +<p><b>Schlacht bei Koroneia</b>; Sieg der von Athen abgefallenen +Böoter. Gleich darauf Einfall eines +spartanischen Heeres in Attika, um einen Aufstand auf <i>Euböa</i> +gegen Athen zu unterstützen. Perikles bewirkt durch Bestechung +des spartanischen Königs Pleistoanax den Abzug des Heeres, +unterwirft darauf Euböa, ist aber zum Frieden und zum Verzicht +auf die Landhegemonie bereit.</p> + +<div class="sidenote"><b>445.</b></div> + +<p><b>Dreißigjähriger Friede zwischen Athen und +Sparta.</b></p> + +<p>Gegenseitige Anerkennung der <i>peloponnesischen</i> und der +<i>athenischen</i> Bundesgenossenschaft.</p> + +<p>Um diese Zeit (jedenfalls <i>nach Kimons Tode</i>) finden auch +Friedensverhandlungen zwischen Athen und <b>Persien</b> statt, eine +athenische Gesandtschaft unter <i>Kallias</i> geht nach Susa. Doch +wird kein förmlicher Friede geschlossen, man begnügt sich mit +stillschweigender Anerkennung des Besitzstandes. Die Athener +geben Cypern auf und schicken den aufständischen Ägyptern +keine weitere Hilfe. Später erzählte man von einem <b>Kimonischen +Frieden</b>, in welchem der Perserkönig die Unabhängigkeit +der kleinasiatischen Griechen anerkannt und versprochen +haben soll, kein Kriegsschiff mehr ins Ägäische Meer zu schicken.<span class="pagenum"><a name="Page_46" id="Page_46">[46]</a></span></p> + +<p><b>Folgen der Perserkriege</b>: 1. Die <i>politische Freiheit</i> der +Griechen in Asien und Europa ist gesichert gegen die Machtansprüche +des persischen Despotismus. 2. Die <i>griechische +Kultur</i> entfaltet sich zu ihrer höchsten Blüte in Gewerbtätigkeit +und Handel, Kunst und Wissenschaft, besonders in +<i>Athen</i>, während Sparta zurückbleibt.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>444–429</b></div> + +<p>Nachdem <i>Thukydĭdes</i> (Sohn des Melesias, nicht der gleichnamige +Geschichtschreiber), eine Zeitlang Führer der kimonischen +Partei, durch den Ostrakismos verbannt ist, beginnt die +<b>Blütezeit Athens</b> +unter der Verwaltung des <b>Perikles</b>, welcher, obwohl +niemals Archon, den Staat durch seinen Einfluß als Redner in der +Volksversammlung und in amtlicher Eigenschaft als <i>Strateg</i>, +als <i>Finanzvorsteher</i> und <i>Vorsteher der öffentlichen Bauten</i> leitet.</p> + +<p>Unbestrittene Herrschaft Athens im Gebiet seines Seebundes; +nur <i>Samos</i> versucht 441 einen Aufstand. Verstärkung der Kolonie +auf der thrakischen <i>Chersones</i> (S. 36, 43), Flottenfahrt des Perikles +nach dem <i>Schwarzen Meere</i> zur Unterstützung der dortigen +Griechenstädte Sinōpe, Amīsos, Pantikapaion (letztere wichtig +für den Getreidehandel nach Athen). Neue Kolonien <i>Thurii</i> in +Unter-Italien, an der Stelle des zerstörten <i>Sybăris</i> (443), und <i>Amphipŏlis</i> +am Strymon (437). — Vollendung der Befestigung Athens +durch eine <i>dritte</i> lange Mauer (parallel mit der nach dem +Peiraieus führenden, s. S. 43). Neubau der <i>Hafenstadt</i> Peiraieus, +Tempel zu <i>Eleusis</i>, in Athen das <i>Odeion</i> neben dem vergrößerten +<i>Dionysostheater</i> am Südabhang der Akropolis, in der +Nähe das noch gut erhaltene Theseion.</p> + +<p>Prachtbauten auf der <b>Akropolis</b>: Der <i>Parthĕnon</i>, von +Iktīnos und Kallikrătes erbaut, von dem Bildhauer <b>Pheidĭas</b> +mit dem Standbild der Göttin Athene aus Gold und Elfenbein, +an den Außenseiten mit Marmorskulpturen geschmückt;<a name="FNanchor_15_15" id="FNanchor_15_15"></a><a href="#Footnote_15_15" class="fnanchor">[15]</a> die +Karyatidenhalle des <i>Erechtheion</i>; die <i>Propyläen</i>, als Eingangstor +von Mnesĭkles erbaut; daneben die <i>Pinakŏthek</i> mit Wandgemälden +von <i>Polygnōtos</i>. Tempel der Athena Nike. Auf dem +freien Platz vor den beiden Tempeln das große eherne Standbild +der <i>Athene Promăchos</i> von <b>Pheidias</b>, welcher auch nach +<i>Olympia</i> berufen wurde, um dort das Standbild des Zeus aus +Gold und Elfenbein aufzurichten.</p> + +<p>Athen jetzt der Brennpunkt des wirtschaftlichen Lebens in +Hellas. Handel nach allen Plätzen des Mittelmeeres. Großindustrie +durch Sklaven betrieben. Bedeutende Ausfuhr von +Erzeugnissen des Gewerbefleißes, Einfuhr von Getreide, Schiffsbauholz +und Rohstoffen aller Art.<span class="pagenum"><a name="Page_47" id="Page_47">[47]</a></span></p> + +<p>Blüte der <i>dramatischen Dichtung</i>: Die drei Tragiker +<b>Aischy̆los</b> (526–455, die Perser 472, die Oresteia 458, eine +Trilogie), <b>Sŏphŏkles</b> (496–405, Antigone 441, Ödipus auf +Kolōnos), <b>Euripĭdes</b> (480–406, Medeia 431. Iphigeneia in +Tauris 412). Etwas später entfaltet sich die <i>Komödie</i>; besonders +bedeutend sind die <i>politischen</i> Komödien des <b>Aristophănes</b> in +der Zeit des Peloponnesischen Krieges (die Ritter 424, die +Wolken 423, der Friede 421, die Vögel 414). Dramatische +Aufführungen fanden statt an den <i>Diony̆sosfesten</i> (kleine +Dionysien oder Lenäen, große Dionysien); die Ausstattung des +Chores war eine den reicheren Bürgern obliegende <i>Liturgie</i> +(vgl. S. 39).</p> + +<p>Geschichtschreibung: <b>Herodot</b> von Halikarnaß (484–424?), +Teilnehmer an der Koloniegründung in Thurii; <b>Thukydĭdes</b> von +Athen (470–400?).</p> + +<p>Philosophie: <b>Anaxagŏras</b> von Klazomĕnä, Lehrer des +Perikles (<i>Empedŏkles</i> in Akragas. <i>Demokritos</i> in Abdēra, um 450). +<b>Protagŏras</b> von Abdera, neben <i>Gorgias</i> von Leontini und +<i>Prodikos</i> von Keos der berühmteste unter den <i>Sophisten</i>, welche +als Lehrer der Weisheit und der Redekunst auftraten. <b>Sokrătes</b> +von Athen (469–399), Gegner der Sophisten. Ihrer subjektiven +Richtung (der Mensch ist das Maß der Dinge) stellt er das +Streben nach objektivem, begriffsmäßigem Wissen entgegen.</p> + + +<h4>§ 4. Peloponnesischer Krieg. (431–404 v. Chr.)</h4> + +<p>Nach kurzer Friedenszeit erneuert sich die Feindschaft der +auf Athens politisches und wirtschaftliches Übergewicht eifersüchtigen +aristokratischen Peloponnesier gegen die attische Demokratie; +es beginnt ein fast dreißigjähriger, für Griechenland +verderblicher Krieg.</p> + +<p><b>Veranlassungen</b>: 1. Einmischung Athens in den Krieg, +welcher zwischen <i>Kerkyra</i> und <i>Korinth</i> wegen der Kolonie +<i>Epidamnos</i> (S. 33) entstanden war.<a name="FNanchor_16_16" id="FNanchor_16_16"></a><a href="#Footnote_16_16" class="fnanchor">[16]</a> Die Athener erklären +sich für Kerkyra und nehmen (zunächst mit 10 Schiffen) teil +an der <i>Schlacht bei Sybŏta</i> (432) zwischen den Korinthern +und Kerkyräern, in der die Korinther erst Sieger sind, sich +aber nach dem Erscheinen weiterer 20 attischer Trieren zurück<span class="pagenum"><a name="Page_48" id="Page_48">[48]</a></span>ziehen. +2. Die Bewohner von <i>Poteidaia</i> (S. 33) fallen vom +athenischen Bunde ab (432), werden von Korinth unterstützt, +aber von den Athenern geschlagen und in ihrer Stadt belagert.</p> + +<p>Die Korinther, unterstützt durch Beschwerden der <i>Megărer</i>, +welche von allen attischen Häfen und Märkten ausgeschlossen +worden waren, und der Ägineten, klagen gegen die Athener in +Sparta. Die Volksversammlung der Spartiaten erklärt, daß die +Athener die Verträge gebrochen haben, worauf die <i>peloponnesische +Tagsatzung</i> Kriegsbereitschaft beschließt.</p> + +<p><b>Streitkräfte beider Parteien</b>: <i>Achaja</i> und <i>Argos</i> bleiben +zunächst neutral; mit den <b>Peloponnesiern</b> verbündet: die +<i>Megărer</i>, <i>Böoter</i>, <i>opuntischen Lokrer</i>, <i>Phokier</i>.— Selbständige +Bundesgenossen der <b>Athener</b>: <i>Platää</i>, <i>Naupaktos</i>, <i>Kerkyra</i>, +<i>Zakynthos</i>, <i>Chios</i>, <i>Lesbos</i>, die <i>Thessăler</i> und <i>Akarnanen</i>. +Flotte von 300 Trieren, Bürgerheer von 29000 Hopliten, Staatsschatz +von 6000 Talenten, Jahrestribut aus dem Bundesgebiet +600 Talente.</p> + +<p>Perikles behauptet sein Ansehen gegen alle Anfeindungen +(Anklagen gegen Pheidias, Anaxagoras, gegen seine Gemahlin +Aspasia, endlich gegen ihn selbst wegen der Verwaltung des +Staatsschatzes). Sein Kriegsplan: Verteidigung in der befestigten +Stadt, Angriff mit der Flotte.</p> + +<div class="sidenote"> +431.</div> + +<p><b>Der Archidamische Krieg. 431–421.</b> Der Krieg +beginnt mit einem Überfall von <i>Platää</i> durch die +Thebaner, welche zurückgeschlagen werden. Darauf +<b>Einfall der Peloponnesier in Attika</b> unter dem Spartanerkönig +<i>Archidāmos</i>. Verwüstung des Landes. Die Landbewohner +flüchten in die befestigte Stadt Athen oder lagern +zwischen den langen Mauern. Die athenische Flotte verheert +die Küsten der Peloponnes und nimmt <i>Ägina</i> in Besitz; das +Gebiet von <i>Megăra</i> von dem Landheer verwüstet.</p> + +<div class="sidenote">430.</div> + +<p><b>Zweiter Einfall</b> der Peloponnesier, in Athen bricht +die <b>Pest</b> aus (der Arzt <i>Hippokrătes</i> aus Kōs). +Perikles verheert mit der Flotte die Küste von <i>Argolis</i>, wird +im Rechenschaftsprozeß verurteilt, aber für das nächste Jahr +wieder zum Feldherrn erwählt.</p> + +<div class="sidenote">429.</div> + +<p>Die Athener nehmen <i>Poteidaia</i> ein; ihre Flotte +unter <i>Phormion</i> ist siegreich im korinthischen +Meerbusen bei Naupaktos.</p> + +<p><b>Perikles stirbt an der Pest</b>. An die Spitze der demokratischen +Partei tritt <i>Kleon</i>, der »Gerber«, d. i. Besitzer einer +durch Sklaven betriebenen Lederwarenfabrik, an die Spitze der +aristokratischen <i>Nikĭas</i>.</p> + +<div class="sidenote">428.</div> + +<p><i>Dritter Einfall</i> der Peloponnesier, dann Abfall der +Stadt <i>Mytilēne</i> auf Lesbos vom athenischen See<span class="pagenum"><a name="Page_49" id="Page_49">[49]</a></span>bunde +(Methymna bleibt den Athenern treu). Die Spartaner +belagern <i>Platää</i>.</p> + +<div class="sidenote"> +427.</div> + +<p>Während des <i>vierten Einfalls</i> der Peloponnesier in +Attika wird <i>Mytilēne</i> auf Lesbos von der athenischen +Flotte zur Übergabe gezwungen. Die athenische Volksversammlung +beschließt auf <i>Kleons</i> Antrag, <i>alle Bürger</i> von +Mytilēne, am andern Tage jedoch, <i>nur die Aristokraten</i> hinrichten +zu lassen. Über <i>tausend</i> werden getötet, die Mauern +der Stadt geschleift, die Äcker der Insel, mit Ausnahme des +Gebiets von <i>Methymna</i>, an attische Bürger verteilt.</p> + +<p>Die Spartaner nehmen <i>Platää</i> ein, die letzten 225 tapferen +Verteidiger der Stadt werden hingerichtet. — Blutige Parteikämpfe +in <i>Kerkyra</i>, wo zuletzt mit Hilfe Athens die Demokraten +Sieger bleiben.</p> + +<div class="sidenote">426.</div> + +<p>Glückliche Kämpfe der Athener unter <i>Demosthĕnes</i> +in <i>Akarnanien</i> gegen die von den Peloponnesiern +unterstützten <i>Ambrakioten</i>.</p> + +<div class="sidenote">425.</div> + +<p><i>Fünfter Einfall</i> der Peloponnesier. <i>Demosthenes</i>, +mit einer nach Sicilien (S. 50) bestimmten Flotte +aussegelnd, landet in Messenien und besetzt die verfallene Burg +von <b>Pylos</b>. Die Peloponnesier (<i>Brasĭdas</i>) besetzen die gegenüberliegende +Insel <i>Sphakteria</i>, werden aber durch die athenische +Flotte abgeschnitten. Der von spartanischen Gesandten in +Athen angebotene Friede auf <i>Kleons</i> Antrag verworfen. Kleon +und Demosthenes erobern <i>Sphakteria</i>; 292 Hopliten, darunter +120 Spartiaten, werden nach Athen gebracht. Die Athener +drohen diese hinzurichten, wenn ein neuer Einfall in Attika +geschehe.</p> + +<div class="sidenote">424.</div> + +<p>Die Insel <i>Kythēra</i> von den Athenern unter Nikias +besetzt. Von Kythēra und von <i>Pylos</i> aus beunruhigen +sie fortwährend das lakonische Gebiet. Ihr Landheer +bei <i>Delion</i> in Böotien von den Böotern geschlagen (Sokrates +von Alkibiades gerettet).</p> + +<p><b>Brasĭdas</b>, der durch Böotien und Thessalien nach <i>Makedonien</i> +und <i>Thrakien</i> gezogen ist, bringt die dortigen Küstenstädte +zum Abfall von Athen, nimmt auch <i>Amphipŏlis</i> ein. +Der athenische Feldherr <i>Thukydĭdes</i> (der Geschichtschreiber), +der mit einem Geschwader bei Thasos lag und diesen Verlust +nicht hatte verhindern können, wird deshalb verbannt. Nach +abermals vergeblichen Friedensverhandlungen senden die Athener +Kleon nach Thrakien. Er wird in der</p> + +<div class="sidenote"><b>422.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Amphipŏlis</b></p> + +<p>von Brasidas geschlagen und fällt auf der Flucht, +Brasidas stirbt an seinen Wunden.<span class="pagenum"><a name="Page_50" id="Page_50">[50]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>421</b>.</div> + +<p><b>Friede des Nikĭas</b>,</p> + +<p>geschlossen auf 50 Jahre. Beide Teile geben die +Gefangenen und die Eroberungen heraus, doch wird diese Bestimmung +nur unvollständig ausgeführt. Schon nach <i>drei</i> +Jahren bricht der Krieg wieder aus, da <b>Alkibiădes</b> die Athener +beredet, dem Bündnis beizutreten, welches <i>Argos</i> mit anderen +peloponnesischen Staaten (Elis und Mantineia) geschlossen hatte, +um dem drückenden Übergewicht Spartas entgegenzutreten.</p> + +<p>Die vereinigten <i>Argiver</i> und <i>Athener</i> werden in der</p> + +<div class="sidenote"><b>418</b>.</div> + +<p><b>Schlacht bei Mantineia</b></p> + +<p>geschlagen. Die Spartaner stellen durch diesen +Sieg ihre Herrschaft über die Peloponnes wieder her. In +Athen bekämpfen sich die Parteien des <i>Nikias</i> und <i>Alkibiădes</i>; +durch Anwendung des Ostrakismos wird nur der unruhige <i>Hyperbŏlos</i> verbannt.</p> + +<div class="sidenote">416.</div> + +<p>Die Athener nehmen <i>Mēlos</i> und töten <i>alle</i> Bürger +der Insel.</p> + +<div class="sidenote"><b>415–413</b>.</div> + +<p>Unternehmung der Athener gegen <b>Syrakus</b>.</p> + +<p>Syrakus, nach dem Siege bei <i>Himĕra</i> über die +Karthager (S. 41) aufblühend unter der milden Herrschaft +<i>Hierons</i> (Bruder des <i>Gelon</i>) seit 466 mit demokratischer Verfassung, +steht an der Spitze der sicilischen Griechenstädte.</p> + +<div class="sidenote">427.</div> + +<p>Hilfsgesuch der Stadt <i>Leontini</i> (der Redner und +Sophist <i>Gorgias</i>) bei den Athenern gegen Syrakus; +eine athenische Flotte wird nach <i>Rhegion</i> gesandt, doch gelingt +es den Athenern nicht, sich auf Sicilien festzusetzen. Der +Syrakusaner <i>Hermokrătes</i> vermittelt 424 Frieden unter den +sicilischen Städten.</p> + +<div class="sidenote">416.</div> + +<p>Hilfsgesuch der Stadt <i>Egesta</i> und der vertriebenen +Leontiner gegen Selinus und Syrakus, bei den +Athenern von <i>Alkibiădes</i> befürwortet, von <i>Nikias</i> widerraten. +Eine Flotte von 134 Trieren fährt unter Anführung von <i>Alkibiădes</i>, +<i>Nikias</i> und <i>Lamăchos</i> nach Sicilien. Nachdem <i>Naxos</i> +und <i>Katăna</i> besetzt sind, wird Alkibiades zurückgerufen, abwesend +angeklagt wegen Teilnahme an Religionsfreveln, die +kurz vor Abfahrt der Flotte begangen waren (Verstümmelung +der Hermen. Verspottung der eleusinischen Mysterien). Er flieht +nach Argos, wird abwesend zum Tode verurteilt, seine Güter +werden eingezogen. Hierauf begibt er sich, um Rache an +Athen zu nehmen, nach Sparta.</p> + +<div class="sidenote">414.</div> + +<p>Die Athener erfechten einen Sieg vor <i>Syrakus</i> und +beginnen mit Erfolg die Belagerung der Stadt, +wobei <i>Lamăchos</i> fällt. Die Spartaner schicken auf Alkibiades’ +Antrieb ein kleines Geschwader unter <i>Gylippos</i> den Syrakusanern<span class="pagenum"><a name="Page_51" id="Page_51">[51]</a></span> +zu Hilfe. Die Athener werden zurückgedrängt, leiden durch +Krankheit und Mangel. Nikias der Lage nicht +gewachsen.</p> + +<div class="sidenote"> +413.</div> + +<p>Sie erhalten Verstärkung aus Athen (73 Trieren, +5000 Hopliten) unter <i>Demosthĕnes</i>, werden aber +bei einem nächtlichen Angriff auf die Höhen von <i>Epipŏlä</i> besiegt. +Der Abmarsch beschlossen, verzögert durch abergläubische +Bedenken des Nikias wegen einer Mondfinsternis (27. August). +Unglückliche <i>Seeschlacht</i> in dem von den Feinden gesperrten +Hafen von Syrakus; das zu Lande abziehende Heer wird am +Flusse <i>Assinăros</i> teils niedergemacht, teils gefangen. <i>Nikĭas</i> +und <i>Demosthĕnes</i> in Syrakus hingerichtet, 7000 Gefangene in +die Steinbrüche gesteckt, wo viele elend umkommen, oder als +Sklaven verkauft.</p> + +<div class="sidenote">413. +(März.)</div> + +<p>Auf Alkibiădes’ Rat halten die Spartaner, gereizt +durch eine Landung attischer Schiffe in Lakonien, +den Flecken <i>Dekeleia</i> in Attika besetzt. Von dort +aus machen sie (unter König <i>Agis</i>) oft wiederholte Streifzüge. +Die dauernde Besetzung wirksamer als die früheren vorübergehenden +Einfälle, Die letzten 9 Jahre des <i>Peloponnesischen +Krieges</i> heißen deshalb der</p> + +<div class="sidenote">413–404.</div> + +<p><b>Dekeleïsche</b> Krieg.</p> + +<p>Bedrängnis der Athener, Flucht vieler Sklaven, +Geldnot des Staates. Die aristokratische Partei kommt wieder +zu Ansehen. Einsetzung einer neuen Behörde von 10 <i>Vorberatern</i>. +Ordnung der Finanzen; die Tribute der Bundesgenossen +werden in Hafenzölle umgewandelt. Neue Rüstungen.</p> + +<p>Alkibiădes bewirkt den Abfall von <i>Chios</i>, <i>Erythrä</i>, <i>Klazomĕnä</i> +und <i>Milēt</i> vom athenischen Bunde. Er bringt ein Bündnis +zustande zwischen den Spartanern, die sich bereit erklären, dem +Perserkönig alle ihm ehemals untertänigen Griechenstädte wieder +zu überlassen, und dem persischen Satrapen <i>Tissaphernes</i> in +Sardes, der den Spartanern Hilfsgelder zahlt.</p> + +<div class="sidenote">412.</div> + +<p>Eine neue athenische Flotte erscheint an der ionischen +Küste; die Peloponnesier werden im Landkampf +bei <i>Milēt</i> geschlagen, aber die Einnahme der Stadt wird durch +das Erscheinen syrakusischer Schiffe (unter Hermokrates) gehindert. +Die athenische Flotte, wieder auf 104 Schiffe gebracht, +ankert vor <i>Samos</i>. Alkibiădes, von den Spartanern angefeindet +und beargwöhnt, begibt sich zu Tissaphernes, auf den er bald +großen Einfluß gewinnt. Zugleich knüpft er Unterhandlungen +mit den Oligarchen (Gegnern der Demokratie) im +athenischen Heere an.</p> + +<div class="sidenote">411. +(März.)</div> + +<p><b>Verfassungsänderung in Athen</b>,</p> + +<p>von der oligarchischen Partei <i>(Antĭphon</i>, <i>Theramĕnes</i>) +gewaltsam durchgesetzt. Rat von 400 Mit<span class="pagenum"><a name="Page_52" id="Page_52">[52]</a></span>gliedern +eingesetzt, die Volksversammlung auf 5000 Bürger +beschränkt, alle Staatsbesoldungen, mit Ausnahme des Soldes +der im Heere dienenden Bürger, werden abgeschafft. Friedensverhandlungen +mit Sparta. Aber das Heer bei Samos weigert +sich, die Verfassungsänderung anzuerkennen, erwählt neue Feldherren +(<i>Thrasybūlos</i>) und <b>ruft Alkibiades zurück</b>. Dieser +übernimmt den Oberbefehl, weigert sich aber, die Flotte gegen +die Oligarchen nach Athen zu führen, und verlangt, daß sie +vor dem Feinde bleibe. In Athen wird auch ohne Eingreifen +des Heeres die Oligarchie nach kurzer Dauer gestürzt, der alte +Rat der 500 wieder eingesetzt, bald auch der Zutritt aller +Bürger zur Volksversammlung wieder hergestellt.</p> + +<p>Die Spartaner brechen jede Verbindung mit Tissaphernes +ab und schließen ein Bündnis mit <i>Pharnabāzos</i>, dem Satrapen +von Bithynien. Aber die peloponnesische Flotte (unter <i>Mindăros</i>) +wird von den Athenern in zwei</p> + +<div class="sidenote"> +411.</div> + +<p>Seegefechten bei <b>Abȳdos</b> geschlagen und schließlich +unter <i>Alkibiădes</i>’ Oberbefehl vernichtet in der</p> + +<div class="sidenote">410.</div> + +<p><b>Doppelschlacht bei Kyzĭkos</b> (Mindaros † im Landkampf +an der Küste). Alkibiădes sichert die +athenische Herrschaft auf der thrakischen <i>Chersones</i>, erobert +<i>Chalkēdon</i>, schließt Vertrag mit Pharnabazos, erobert endlich +auch die von dem Spartaner <i>Klearchos</i> verteidigte, für die +Getreidezufuhr aus den Pontusländern wichtige +Stadt <i>Byzanz</i> (409).</p> + +<div class="sidenote"><b>408</b>.</div> + +<p><b>Alkibiădes kehrt nach Athen zurück.</b></p> + +<p>Seine Verurteilung wird widerrufen, die Athener +ernennen ihn zum unumschränkten Feldherrn zu Wasser und +zu Lande. Er schützt mit seinem Heere den langentbehrten +Festzug nach Eleusis, fährt dann an der Spitze der athenischen +Flotte wieder nach Kleinasien. Dort hatte unterdessen der +Spartaner <i>Lysander</i> den Oberbefehl erhalten, und des persischen +Königs Dareios II. jüngerer Sohn <i>Kyros</i>, Freund der +Spartaner, war Satrap in Sardes geworden. Während Alkibiădes +sich an einer Belagerung von <i>Phokäa</i> beteiligt, wird +die von seinem Unterfeldherrn Antiochos befehligte Flotte von +<i>Lysander</i> in dem</p> + +<div class="sidenote">407.</div> + +<p><b>Seetreffen bei Notion</b> im Golf von Ephĕsos geschlagen. +Wegen dieses unverschuldeten Unglücks +wird Alkibiădes von den Athenern des Oberbefehls entsetzt. +Er zieht sich nach der thrakischen Chersones zurück.</p> + +<p>Der neue spartanische Nauarch (Admiral) <i>Kallikratĭdas</i> +schließt die athenische Flotte unter <i>Konon</i> im Hafen von +<i>Mytilene</i> ein. Die Athener rüsten mit äußerster Anstrengung +eine neue Flotte aus; diese schlägt die Peloponnesier in der +großen<span class="pagenum"><a name="Page_53" id="Page_53">[53]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>406</b>. +(Sept.)</div> + +<p><b>Seeschlacht bei den Arginusen</b>,</p> + +<p>kleinen Inseln an der Küste Kleinasiens, südöstlich +von Lesbos; von 120 peloponnesischen Schiffen +entkommen nur 43. Aber die siegreichen Feldherren werden +in Athen angeklagt, weil sie die Schiffbrüchigen bei dem nach +der Schlacht eingetretenen Sturm nicht gerettet und die Leichen +nicht bestattet haben; 6 von ihnen, die sich dem Gericht stellen, +werden zum Tode verurteilt. Vergeblicher Widerspruch des +<i>Sokrates</i>, der am zweiten Verhandlungstage Vorsteher der +Prytanen (S. 36) war, gegen das abgekürzte (summarische) Gerichtsverfahren. +<b>Lysander</b>, wiederum Anführer der spartanischen +Flotte, vernichtet die athenische Flotte in der</p> + +<div class="sidenote">405. +(August.)</div> + +<p><b>Schlacht bei Aigospotamoi</b> (Ziegenflüsse), Lampsăkos +am Hellespont gegenüber. Nur <i>Konon</i> +rettet sich mit wenigen Schiffen. Niedermetzelung +von 3000 gefangenen Athenern. Lysander vernichtet die +athenische Herrschaft über die Küsten und Inseln, richtet überall +oligarchische Verfassungen ein, die durch spartanische Statthalter +(Harmosten) überwacht werden, erscheint dann mit seiner +Flotte vor dem Peiraieus, während die Landtruppen unter den +beiden spartanischen Königen <i>Agis</i> und <i>Pausanias</i> Athen von +der Landseite einschließen. Unterhandlungen durch <i>Theramĕnes</i>. +Endlich bewirkt der Hunger die</p> + +<div class="sidenote"><b>404</b>. +(Frühjahr.)</div> + +<p><b>Übergabe Athens, Ende des Krieges.</b></p> + +<p>Die Mauern des Peiraieus und die langen Mauern +zwischen Stadt und Häfen werden niedergerissen. +Anerkennung der spartanischen Hegemonie, Verzicht auf alle +auswärtigen Besitzungen, Auslieferung der Kriegsschiffe bis +auf 12. Nach Annahme dieser Friedensbedingungen wird unter +<i>Lysanders</i> Einfluß die Neuordnung des Staates <i>dreißig Männern</i> +der oligarchischen Partei (Tyrannen) übertragen.</p> + +<p><b>Folgen des peloponnesischen Krieges</b>: 1. Fortdauernde +Zersplitterung der Griechen, Beginn ihres politischen Niedergangs, +erfolgreiche Einmischung Persiens. 2. <i>Sparta</i> ist mit +persischer Hilfe wiederum im Besitze der <i>Hegemonie</i>, aber +durch Auflösung der altspartanischen Zucht entartet. 3. <i>Athen</i>, +die Siegerin über den Nationalfeind, ist gedemütigt, hat jedoch +noch Kraft zu neuer Erhebung und bleibt die geistige Hauptstadt +Griechenlands.</p> + + +<h4>§ 5. Makedoniens Emporkommen.</h4> + +<p>Da Sparta seine Hegemonie gegen die Abneigung der +anderen Staaten, besonders gegen das aufstrebende <i>Theben</i> nicht +behaupten kann, erheben sich neue Kriege unter den griechischen<span class="pagenum"><a name="Page_54" id="Page_54">[54]</a></span> +Staaten, bis sie der Herrschaft <i>Makedoniens</i> untertan werden, +welches unter den Königen <i>Perdikkas II.</i> (454–413) und +<i>Archelāos</i> (413–399) allmählich erstarkt war, dann unter Thronstreitigkeiten +zu leiden hatte bis zum Regierungsantritt +<i>Philipps</i> 359.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>404–403.</b></div> + +<p>Herrschaft der <b>Dreißig</b> in Athen.</p> + +<p>Sie nehmen eine spartanische Besatzung in die +Akropolis auf, verhängen Verbannung und Hinrichtung über +mißliebige Bürger, die von Angebern (Sykophanten) angeklagt +sind. <i>Theramenes</i>, der als Mitglied der <i>Dreißig</i> zur Mäßigung +rät, wird auf Betreiben des leidenschaftlichen <i>Kritias</i> ebenfalls +hingerichtet. Darauf sammelt <b>Thrasybūlos</b> in <i>Theben</i> die aus +Athen entflohenen Anhänger der Demokratie, besetzt mit ihnen +die Bergfeste <i>Phyle</i> im Parnēsgebirge, schlägt die Truppen der +Dreißig und bemächtigt sich der Hafenstadt Munychia (403); +Kritias fällt. An Stelle der 30 wählen die Bürger in Athen +10 gemäßigtere Oligarchen. Unter Vermittelung des Spartanerkönigs +<i>Pausanĭas</i> kommt ein Vergleich zwischen diesen und +Thrasybūlos zustande. Die vereinigten Bürger ziehen gegen +<i>Eleusis</i>, wo die meisten der Dreißig getötet werden, dann wird +<i>Amnestie</i> verkündigt.</p> + +<div class="sidenote">403.</div> + +<p>Herstellung der Demokratie; neue Aufzeichnung der +Gesetze unter dem Archon <b>Eukleides.</b> Bald werden +auch die Besoldungen und Schaugelder (S. 44) +wieder eingeführt, erstere sogar vermehrt durch +den <i>Volksversammlungssold</i>.</p> + +<div class="sidenote">401.</div> + +<p>Aufstand des von Sparta unterstützten <b>Kyros</b> (S. 21) +gegen König <i>Artaxerxes Mnemon</i>. Alkibiădes, +welcher schon im Jahre 404 den König hatte warnen wollen, +war auf der Reise zu ihm in Phrygien auf Betreiben Lysanders +getötet worden. 13000 griechische Söldner kämpfen für Kyros +in der Schlacht bei <b>Kunaxa</b> (unweit Babylon); mühsamer Rückzug +unter Führung des Atheners <b>Xenophon.</b> Nicht ganz 10000 +erreichen bei Trapezūs das Schwarze Meer, die meisten treten +bei dem spartanischen Feldherrn <i>Thibron</i> (s. u.) in Dienst.</p> + +<div class="sidenote">399.</div> + +<p><b>Sokrates</b> in Athen zum Tode verurteilt und durch +Gift hingerichtet. Sein Schüler <b>Platon</b> erhebt +die Philosophie zur umfassenden Wissenschaft.</p> + +<div class="sidenote">399–394.</div> + +<p><b>Krieg der Spartaner gegen Persien,</b> +gehemmt durch Zwiespalt unter den Griechen.</p> + +<p>Der persische Satrap <i>Tissaphernes</i> will die griechischen +Städte Kleinasiens für ihren Anschluß an die Sache des Kyros +züchtigen. Die Spartaner kommen den Städten zu Hilfe, erst +unter <i>Thibron</i>, dann unter <i>Derkyllĭdas</i>, endlich unter dem +König <b>Agesilaos.</b> Dieser dringt 396 siegreich in Asien vor,<span class="pagenum"><a name="Page_55" id="Page_55">[55]</a></span> +schlägt am <i>Paktōlos</i> die Reiter des Tissaphernes, der auf Befehl +des Großkönigs von seinem Nachfolger <i>Tithraustes</i> hingerichtet +wird. Aber <i>Athen,</i> <i>Theben,</i> <i>Korinth,</i> <i>Argos</i> verbünden sich, +durch persisches Geld unterstützt, gegen Sparta, dessen Harmosten +sich überall verhaßt gemacht hatten.</p> + +<div class="sidenote"> +395.</div> + +<p>Lysander fällt bei <i>Haliartos</i> (in Böotien) im Kampf +gegen die Thebaner.</p> + +<div class="sidenote">394.</div> + +<p>Seeschlacht bei <i>Knidos</i>; die spartanische Flotte +wird von der persischen, von dem Athener Konon +geführten Flotte besiegt. Vertreibung der Harmosten aus den +griechischen Städten Kleinasiens. <b>Agesilāos,</b> aus Asien <i>zurückberufen</i>, +zieht durch Thrakien, Makedonien und Thessalien, +schlägt die Verbündeten in der</p> + +<div class="sidenote">394.</div> + +<p><b>Schlacht bei Koroneia</b> (im westl. Böotien)</p> + +<p>und gelangt in die Peloponnes zurück. Konon +stellt mit persischem Gelde die <b>2 langen Mauern</b> zwischen +Athen und dem Peiraieus wieder her. Darauf Landkrieg in der +Gegend von <i>Korinth</i>, das den Zugang zur Peloponnes beherrscht; +die athenischen Peltasten <i>Iphikrătes</i> bringen den Spartanern +schwere Verluste bei.</p> + +<p>Der Spartaner <i>Antalkĭdas</i> gewinnt die Gunst des persischen +Satrapen Tiribazos; Sparta sendet nochmals eine Flotte nach +der asiatischen Küste aus, die aber vor der athenischen unter +<i>Thrasybūlos</i> zurückweicht. Endlich entscheidet der Perserkönig; +die griechischen Staaten nehmen die von ihm gestellten +Bedingungen an.</p> + +<div class="sidenote"><b>387.</b></div> + +<p><b>Friede des Antalkĭdas.</b> Die Griechenstädte <i>Kleinasiens</i>, +sowie die Inselstadt <i>Klazomĕnä</i> und <i>Cypern</i> +werden den Persern <b>preisgegeben.</b> Die Athener behalten +nur die Herrschaft über <i>Lemnos,</i> <i>Imbros</i> und <i>Skyros</i>, alle +übrigen Staaten und Inseln sollen selbständig sein. Messenien +jedoch bleibt unter spartanischer Herrschaft. Gewalttätiges +Auftreten der Spartaner zur Durchführung dieser +Bestimmungen.</p> + +<div class="sidenote">379–362.</div> + +<p>Krieg zwischen <b>Theben</b> und <b>Sparta,</b></p> + +<p>veranlaßt durch die Besetzung der <i>Kadmeia</i> (383). +Ein spartanisches Heer war gegen die Stadt <i>Olynthos</i> gesandt, +welche ihre Hegemonie über die kleineren Städte der Halbinsel +Chalkidĭke nicht aufgeben wollte. <i>Phöbĭdas</i>, mit einer zweiten +Abteilung nachgesandt, besetzt die Kadmeia, die Burg von +Theben, im Einverständnis mit der aristokratischen Partei +daselbst. Olynth wird 379 von den Spartanern +erobert.</p> + +<div class="sidenote"><b>379.</b></div> + +<p>Thebanische Flüchtlinge, die in <i>Athen</i> Aufnahme gefunden +haben, befreien von dort aus unter Führung<span class="pagenum"><a name="Page_56" id="Page_56">[56]</a></span> +des <b>Pelopĭdas</b> ihre Vaterstadt und nötigen, unter Mitwirkung +des <b>Epameinondas</b>, die Spartaner zum Abzug aus der Kadmeia.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>378.</b></div> + +<p>Die spartanischen Könige <i>Kleombrŏtos</i> und <i>Agesilāos</i> ziehen +gegen Theben zu Felde, kämpfen aber ohne Erfolg. Der Versuch +eines spartanischen Unterfeldherrn, sich des Peiraieus zu +bemächtigen, veranlaßt die Athener zum <i>Bündnis mit Theben</i>. +Darauf gründen sie den +<b>zweiten athenischen Seebund</b> (Chios, Lesbos, +Rhodos, Byzanz, Euböa, Kerkyra, chalkidische +Städte, Kykladen; keine Kleruchieen in bundesgenössischem +Gebiet, geringere Geldbeiträge). Seesiege des <i>Chabrias</i> (bei +Naxos) und <i>Timotheos</i> (bei Leukas) über die peloponnesische +Flotte. <i>Olynth</i> wird wieder selbständig. Sparta und Athen +als Vertreter ihrer Bundesgenossen schließen 371 Frieden; +<i>Theben</i> aber weigert sich, seine Hegemonie über Böotien aufzugeben, +soll von den Spartanern dazu gezwungen +werden.</p> + +<div class="sidenote"><b>371.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Leuktra.</b></p> + +<p>Der spartanische König <i>Kleombrotos</i> von <b>Epameinondas</b> +besiegt. Schiefe Schlachtordnung, <i>Pelopĭdas</i> mit +der heiligen Schar auf dem linken Flügel bringt durch sein +Vordringen den Kampf zur Entscheidung.</p> + +<div class="sidenote"><b>370.</b></div> + +<p><b>Angriff der Thebaner auf Sparta.</b> Spartas Hegemonie +wird durch den Abfall der <i>Arkăder</i> und +die von Epameinondas angeordnete <b>Befreiung der Messenier</b> +schwer erschüttert. Gründung der Städte <i>Megalopŏlis</i> in Arkadien +und <i>Messēne</i> am Fuß der Berges Ithōme. Die offene +Stadt <i>Sparta</i> wird von <i>Agesilaos</i> erfolgreich verteidigt; ein +athenisches Heer kommt den Spartanern zu Hilfe; Rückzug der +Thebaner.</p> + +<div class="sidenote">369–367.</div> + +<p>Epameinondas zieht noch zweimal nach der <i>Peloponnes</i>, +um den erlangten Einfluß zu sichern; +Pelopidas bekämpft in <i>Thessalien</i> den Tyrannen Alexander von +Pherā und schlichtet einen Thronstreit in <i>Makedonien</i>, wird +auf dem Rückweg unweit Pherä gefangen genommen, aber von +Epameinondas befreit.</p> + +<div class="sidenote">367.</div> + +<p>Gesandte der griechischen Staaten gehen nach <i>Susa</i>; +Thebens Versuch, einen Vertrag auf Grund der +vom Perserkönige gutgeheißenen Vorschläge zustande +zu bringen, mißlingt.</p> + +<div class="sidenote">364.</div> + +<p>Pelopidas fällt im Kampfe gegen den Tyrannen +von Pherä bei <i>Kynoskephălä</i>; Epameinondas unternimmt +mit einer neugebildeten Flotte eine Fahrt bis <i>Byzanz</i>, +um der athenischen Seemacht entgegenzutreten. Unterdessen +neue Streitigkeiten in der Peloponnes; Epameinondas unternimmt +einen <i>vierten</i> Zug dorthin.<span class="pagenum"><a name="Page_57" id="Page_57">[57]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>862.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Mantineia,</b></p> + +<p>Epameinondas fällt als Sieger im Kampfe gegen +die Spartaner und ihre Bundesgenossen (darunter 6000 Athener). +Damit endet die kurze Zeit der <i>thebanischen Hegemonie</i> (371 +bis 362).</p> + +<p>Friedensvertrag unter den griechischen Staaten, doch treten +die Spartaner nicht bei, da sie die Unabhängigkeit Messeniens +nicht anerkennen wollen. <i>Agesilāos</i> geht nach Ägypten zur +Unterstützung der Aufständischen gegen die Perser (s. S. 21), +deren Flotte der Athener <i>Chabrĭas</i> befehligt. Agesilāos stirbt +auf der Rückfahrt (360).</p> + +<div class="sidenote"><b>359–336.</b></div> + +<p><b>Philipp, König von Makedonien,</b></p> + +<p>Sohn des Königs Amyntas, war von Pelopidas als +Geisel auf 3 Jahre nach Theben gebracht worden und hatte +dort griechische Bildung und Kriegskunst kennen gelernt. Er +wird, 23 Jahre alt, nach dem Tode seines älteren Bruders Perdikkas, +König von Makedonien. Tapfer und staatsklug befestigt +er seinen Thron in dem von Parteikämpfen zerrissenen Lande, +sichert die Grenzen gegen die unruhigen Nachbarvölker (<i>Päŏner</i>, +<i>Illyrier</i>) und richtet ein stehendes Heer ein (<i>Phalanx</i>). Hauptwaffe +die Sarissa, ein 5 m langer Speer. Dann beginnt er die +Ausbreitung seiner Herrschaft an der thrakischen Küste und +greift in das Bundesgebiet der Athener ein, die er durch schlaue +Unterhandlungen täuscht.</p> + +<div class="sidenote">357–356.</div> + +<p>Philipp erobert <i>Amphipŏlis</i> (reiche Goldbergwerke +in der Nähe), <i>Pydna</i>, <i>Poteidaia</i>, schließt Bündnis +mit <i>Olynth</i>. Athen unterdessen bedrängt durch Abfall der +Bundesgenossen. Chios, Kos, Rhodos, Byzanz sagen sich vom +Seebunde los. Nach kraftloser Kriegführung (<i>Chabrias</i> † im +Hafen von Chios) erkennt Athen 355 auf Antrag des <i>Eubūlos</i> +ihre Selbständigkeit an. Der Seebund fortan unbedeutend. +Eubūlos Vertreter der Friedenspolitik; die Überschüsse der +Staatsverwaltung werden auf seinen Antrag der Festgelderkasse +(S. 54) überwiesen.</p> + +<div class="sidenote"><b>355–346.</b></div> + +<p>(Zweiter) <b>Heiliger Krieg</b> gegen die Phokier,</p> + +<p>die wegen Benutzung des dem delphischen Gotte +geweihten Landes von Kirrha (s. S. 33) von den Amphiktyonen +zu einer hohen Geldstrafe verurteilt waren. Die Thebaner +übernehmen die Eintreibung dieser Geldstrafe, die Phokier aber +bemächtigen sich der Schätze des delphischen Tempels, verstärken +sich durch Söldner und verteidigen sich längere Zeit +mit Erfolg.</p> + +<div class="sidenote">352.</div> + +<p><i>Onomarchos</i>, Feldherr der Phokier, fällt in Thessalien +im Kampfe gegen <b>Philipp</b>, welcher von den mit<span class="pagenum"><a name="Page_58" id="Page_58">[58]</a></span> +Theben verbündeten Thessălern zu Hilfe gerufen war. Ein +<i>athenisches</i> Heer hindert durch Besetzung des Passes von +<i>Thermopy̆lä</i> Philipp am Einmarsch in Mittel-Griechenland; die +Phokier behaupten sich noch weiter.</p> + +<p>Philipp wendet sich wieder nach Thrakien und greift <i>Olynth</i> +an. <i>Demosthĕnes</i>, seit 351 (erste Philippika) Führer des nationalen +Widerstandes gegen die drohende makedonische Macht, veranlaßt +Hilfssendungen der Athener nach Olynth.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>348.</b></div> + +<p><b>Philipp erobert Olynth</b></p> + +<p>durch Verrat, zerstört diese Stadt sowie eine große +Zahl kleinerer Orte auf der Halbinsel Chalkidike +und verkauft die Einwohner als Sklaven.</p> + +<div class="sidenote">346.</div> + +<p>Friede zwischen Philipp und den Athenern auf Antrag +des <i>Philokrătes</i>. Demosthenes und Äschines +Gesandte an Philipp. Dieser zieht, abermals von den Thessalern +und Thebanern zu Hilfe gerufen, nach <i>Phokis</i> und gewährt +dem phokischen Feldherrn Phalaikos und seinen Söldnern freien +Abzug.</p> + +<div class="sidenote"><b>346.</b></div> + +<p><b>Philipp unterwirft die Phokier,</b></p> + +<p>zerstört ihre Städte, wird an ihrer Stelle in den +<i>Amphiktyonen</i>bund aufgenommen. In Athen Unwille +über sein gewaltsames Vordringen; Demosthenes’ +Rede vom Frieden.</p> + +<div class="sidenote">344.</div> + +<p>Philipp tritt an die Spitze des <i>thessalischen</i> Bundes, +unterstützt <i>Argos, Messenien, Elis</i> gegen Sparta. +Demosthenes’ zweite Philippika.</p> + +<div class="sidenote">343.</div> + +<p>Philipp bringt <i>Epirus</i> und einen Teil von <i>Euböa</i> +in Abhängigkeit. Äschines, von Demosthenes wegen +seines Verhaltens bei der Gesandtschaft angeklagt, +wird freigesprochen.</p> + +<div class="sidenote">342–341.</div> + +<p>Philipp dringt in Thrakien bis zum Pontos vor, +gründet <i>Philippopolis</i> am Hebros, unterstützt die +Stadt <i>Kardia</i> in ihrem Streit mit den athenischen Kolonisten +der thrakischen Chersones (S. 46). Die nationale Partei in +Athen (Demosthenes’ dritte Philippika) bringt ein <b>Bündnis +hellenischer Staaten</b> (Megarer, Korinther, Euböer, Achäer, +Akarnanen u. a.) unter Athens Leitung gegen +Philipp zustande.</p> + +<div class="sidenote">340.</div> + +<p>Philipp belagert vergeblich <i>Perinthos</i> und <i>Byzanz</i>. +Die Athener erklären ihm den Krieg, schicken +zwei Flotten mit Hilfstruppen (unter <i>Chares</i> und +<i>Phokion</i>) nach Byzanz und erzwingen die Aufhebung +der Belagerung.</p> + +<div class="sidenote">339–338.</div> + +<p>(Dritter) <b>Heiliger Krieg</b> gegen Amphissa, +nachdem die Amphiktyonen, auf Veranstaltung des<span class="pagenum"><a name="Page_59" id="Page_59">[59]</a></span> +von Philipp bestochenen <i>Äschines</i>, die Lŏkrer von Amphissa +wegen Aneignung eines dem delphischen Gotte geheiligten +Ackers in Strafe genommen hatten. Philipp, von den Amphiktyonen +mit der Ausführung des Beschlusses beauftragt, besetzt +die Stadt <i>Elateia</i>, welche den Zugang zu Böotien beherrscht. +Große Bestürzung in Griechenland. Die Athener rüsten Flotte +und Landheer; Demosthenes bringt ein <b>Bündnis mit Theben</b> +zustande. Philipp <i>zerstört Amphissa</i> und besiegt die verbündeten +Athener, Thebaner, Phokier, Korinther, +Achäer in der</p> + +<div class="sidenote"> +<b>338.</b> +(Aug.)</div> + +<p><b>Schlacht bei Chaironeia.</b></p> + +<p>Sein Sohn <i>Alexander</i> entscheidet die Schlacht durch +Vernichtung der <i>heiligen Schar</i> der Thebaner. +Philipp straft die Thebaner hart (Aufhebung der Hegemonie +über Böotien, Rückkehr der Verbannten, makedonische Besatzung +in der Burg Kadmeia); den Athenern bewilligt er einen +günstigen Frieden. Er rückt in die Peloponnes ein, nimmt den +Spartanern einen großen Teil ihres Gebietes und gibt es den +Messeniern, Argivern und Arkadern.</p> + +<p><b>Makedonische Hegemonie.</b> Auf einer Nationalversammlung +zu <i>Korinth</i>, an der nur die Spartaner nicht teilnehmen, +läßt sich Philipp zum unumschränkten Heerführer der Griechen +gegen die Perser wählen. Im übrigen behalten die griechischen +Staaten ihre Selbständigkeit; eine Bundesversammlung (Synedrion) +zu Korinth soll ihre Streitigkeiten schlichten.</p> + + +<h4>§ 6. Alexander der Große.</h4> + +<p>Philipp, der bereits Truppen nach Asien gesandt hat, um +den Krieg gegen die Perser zu beginnen, wird 336 von <i>Pausanias</i>, +einem seiner Leibwächter, ermordet. Ihm folgt sein von <b>Aristotĕles</b> +gebildeter zwanzigjähriger Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>336–323.</b></div> + +<p><b>Alexander der Große.</b></p> + +<p>Er zieht mit Heeresmacht nach <i>Korinth</i> (Diogenĕs) +und läßt sich die Machtstellung seines Vaters übertragen, sichert +dann die Nordgrenze seines Reiches durch einen Zug gegen +die <i>Triballer</i>, <i>Geten</i> und <i>Illyrier</i>, wobei er die Donau überschreitet. +Auf die Nachricht von einer Erhebung der Griechen +erscheint er 335 zum zweitenmal in Griechenland, schlägt die +Thebaner, zerstört <i>Theben</i> mit Ausnahme der Kadmeia, der +Tempel und des Hauses des Dichters <b>Pindar</b> (522–422), und +läßt die Einwohner als Sklaven verkaufen. Die <i>Athener</i> unterwerfen +sich und erhalten Verzeihung. <i>Antipăter</i> bleibt als +Reichsverweser in Makedonien zurück.<span class="pagenum"><a name="Page_60" id="Page_60">[60]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>334.</b></div> + +<p><b>Zug Alexanders gegen Persien.</b></p> + +<p>Alexander fährt mit 30000 Fußsoldaten und 5000 +Reitern (Feldherren Perdikkas, Kleitos, Parmenion, Hephaistion, +Kratĕros, Ptolemaios, Antigŏnos) bei <i>Abȳdos</i> über den Hellespont, +schlägt die persischen Satrapen und <i>Memnon</i>, den Führer der +griechischen Söldner des Dareios, in der</p> + +<div class="sidenote"><b>334.</b> +(Mai.)</div> + +<p><b>Schlacht am Granīkos,</b></p> + +<p>einem kleinen Flusse in <i>Troas</i>. Rettung Alexanders +durch <i>Kleitos</i>.</p> + +<p>Alexander zieht südwärts, erklärt die griechischen Städte +und Inseln für frei von der persischen Herrschaft (S. 55), erobert +<i>Milet</i> und <i>Halikarnassos</i>. Weiterer Marsch durch Karien und +Lykien, dann nordwärts in das Innere; Aufenthalt zu <i>Gordion</i> +in Phrygien, wo Verstärkungen seines Heeres eintreffen; er +löst den gordischen Knoten mit dem Schwert.</p> + +<div class="sidenote">333.</div> + +<p>Zug durch Kappadokien nach Kilikien, Erkrankung +in <i>Tarsos</i> (Bad im Flusse Kydnos, der Arzt +Philippos); durch die <i>syrischen Pforten</i> nach der Küstenstadt +<i>Myriandros</i> in Syrien. Unterdes ist König <b>Dareios III.</b> +(Kodomannos) mit einem großen Heere vom Euphrat herangezogen +und den Makedoniern in den Rücken gekommen. Auf +die Kunde hiervon kehrt Alexander um und erficht über die +Perser in der</p> + +<div class="sidenote"><b>333.</b> +(Nov.)</div> + +<p><b>Schlacht bei Issos</b></p> + +<p>an der Küste von <i>Kilikien</i> einen glänzenden Sieg. +Dareios entkommt, seine Mutter, Gemahlin und +Kinder fallen in die Hände des Siegers.</p> + +<p>Um die persische Seemacht aufzulösen, erobert Alexander +<i>Syrien</i> und <i>Phönikien</i> (7monatige Belagerung der Inselstadt +<i>Tyros</i>) dringt dann in Ägypten ein, wird in <i>Memphis</i> als Befreier +begrüßt. Gründung der Stadt <b>Alexandreia</b> in trefflich +gewählter Lage. Zug durch die libysche Wüste nach der Oase +<i>Siwah</i> zum Orakel des <i>Zeus Ammon</i>. Von Ägypten zieht +Alexander 331 zurück nach Tyros, dann durch Syrien zum +<i>Euphrat</i>, den er bei Thapsakos überschreitet, dann durch +Mesopotamien. Jenseits des <i>Tigris</i> schlägt er mit 47000 Mann +das vielfach überlegene Heer der Perser in der</p> + +<div class="sidenote"><b>331.</b> +(Okt.)</div> + +<p><b>Schlacht bei Gaugamēla</b> oder <b>Arbēla</b></p> + +<p>nicht weit von den Ruinen von <i>Ninive</i>. Während +Dareios nach Medien entflieht, wendet sich Alexander +nach Süden, zieht, ohne Widerstand zu finden, in <i>Babylon</i> ein, +nimmt darauf <i>Susa</i>, dringt durch die persischen Pässe, zieht +als Sieger in <i>Persepŏlis</i> und <i>Pasargădä</i> ein. Verbrennung +des Königspalastes der Achämeniden in Persepolis,<span class="pagenum"><a name="Page_61" id="Page_61">[61]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>330.</b></div> + +<p><b>Alexander zerstört das Perserreich.</b></p> + +<p>Dareios flieht weiter nach Osten; Alexander zieht +in <i>Agbatana</i> ein, gelangt dann durch die kaspischen Pässe nach +<i>Parthien</i>. Dareios wird in der Nähe von Hekatompylos von +dem Satrapen <b>Bessos</b> ermordet, der nach Baktrien entweicht +und den Königstitel annimmt. Die Leiche des Königs auf +Alexanders Befehl feierlich in Pasargadä bestattet. In <i>Hyrkanien</i> +unterwerfen sich dem Sieger die noch übrigen griechischen +Söldner des Dareios. Alexander zieht weiter durch <i>Areia</i> nach +<i>Drangiana</i>; hier wird in <i>Prophthasia</i> die Verschwörung des +<b>Philōtas</b> entdeckt. Er wird vom Heere verurteilt und hingerichtet, +sein Vater <b>Parmenion</b> wird auf Alexanders Befehl +in <i>Agbatana</i> getötet. Dann Zug durch <i>Arachosien</i> bis zum +Fuße des <i>Paropamīsos</i> (Hindukusch).</p> + +<div class="sidenote">329.</div> + +<p>Alexander überschreitet den Paropamisos und dringt +in <i>Baktrien</i> ein; Bessos wird ihm ausgeliefert und +hingerichtet. Dann Zug durch <i>Sogdiana</i> bis zum <i>Jaxartes</i> +(Sir Darja), wo er an der Grenze gegen die Skythen die Stadt +<i>Alexandreia Eschăte</i> gründet. Durch einen gefährlichen Aufstand +unter <b>Spitamĕnes</b> wird er längere Zeit in diesen Gegenden +festgehalten. In <i>Marakanda</i> (jetzt Samarkand) ersticht er im +Jähzorn den Kleitos 328. In <i>Baktra</i> Vermählung mit <b>Roxane</b>, +der Tochter eines baktrischen Fürsten. Alexander beginnt +orientalische Kleidung und Lebensweise anzunehmen. Verurteilung +seines Jugendgefährten <b>Kallisthĕnes</b>, +der dies mißbilligte.</p> + +<div class="sidenote"><b>327–325.</b></div> + +<p><b>Zug Alexanders nach Indien.</b></p> + +<p>Mit seinem durch asiatische Truppen ansehnlich +verstärkten Heere gelangt Alexander unter harten Kämpfen mit +den Bergvölkern zum <i>Indus</i>, überschreitet den Strom und betritt +das Fünfstromland (<i>Pendschab</i>). Vereint mit dem indischen +Fürsten von <i>Taxila (Taxĭles)</i>, der sich ihm unterwirft, besiegt +er in der</p> + +<div class="sidenote"><b>326.</b></div> + +<p><b>Schlacht am Hydaspes</b></p> + +<p>den <i>Pōros</i>, der gefangen, großmütig behandelt +und als Vasall wieder in seine Herrschaft eingesetzt +wird.</p> + +<p>Gründung der Städte <i>Nikäa</i> und <i>Bukephăla</i>. Alexander +rückt nach Osten bis zum <i>Hyphăsis</i> vor. Hier weigern sich +die Makedonier weiter zu marschieren; Alexander entschließt +sich zur <i>Umkehr</i>, führt aber seinen Vorsatz, den Ozean zu erreichen, +durch. Bau einer großen Flotte, auf der ein Teil des +Heeres den <i>Hydaspes</i> hinab in den <i>Akesĭnes</i> einfährt, während +der andere (mit 200 Elefanten) am Flußufer entlang marschiert. +Kampf mit den <i>Mallern</i>; Alexanders tollkühne Tapferkeit und +schwere Verwundung. Nach seiner Genesung setzt er Marsch<span class="pagenum"><a name="Page_62" id="Page_62">[62]</a></span> +und Fahrt fort und gelangt zum Einfluß der <i>vereinigten +Pendschabströme</i> in den <i>Indus</i>.</p> + +<div class="sidenote"> +325.</div> + +<p>Fahrt und Zug den <i>Indus</i> hinunter. <i>Kratĕros</i> tritt +mit einem Teile des Heeres auf dem näheren Wege +nach Westen den Rückzug nach Persien an, Alexander marschiert +und fährt mit dem andern Teile bis zum Indus-Delta. Hier läuft +die Flotte unter <i>Nearchos</i> in den Indischen Ozean ein (<i>Ebbe +und Flut</i>). Nearchos fährt die Küste nach Westen entlang in +den Persischen Meerbusen, während Alexander mit dem Landheer +durch das wüste <i>Gedrosien (Belutschistan)</i> zieht. Nach +beschwerlichem Marsche kommt er in <i>Karmanien</i> an, trifft mit +<i>Kratĕros</i> zusammen und später an der Küste mit <i>Nearchos</i>, +der dann weiter fahren und die Mündung des Euphrat und +Tigris erkunden muß. Damit ist der Seeweg von Babylon nach +Indien erforscht.</p> + +<div class="sidenote">324. +(Jan.)</div> + +<p>Rückkehr Alexanders nach Persien und Strafgericht +über habsüchtige und grausame Statthalter, die den +König und sein Heer für verloren gehalten hatten. +Ankunft in <i>Susa</i>. Hier enthüllt Alexander seinen großen +Plan, den <b>Orient zu hellenisieren</b>, Sieger und Besiegte zu +<i>einer</i> Nation zu verschmelzen und ein <b>großes makedonisch-persisches +Weltreich</b> zu gründen. Er vermählt sich mit +Stateira, der älteren Tochter des Königs Dareios III., sein Feldherr +<i>Hephästion</i> mit der jüngeren; viele Offiziere des Heeres +und über 10000 Soldaten nehmen asiatische Frauen. Große +Pläne zur Eröffnung neuer Handelswege (Umfahrt Arabiens), +zum Bau von Verkehrsstraßen für die mehr als 70 in allen Provinzen +des Reiches gegründeten <i>griechischen Städte</i>. Alexander +beansprucht als Nachfolger des »Großkönigs« göttliche +Verehrung.</p> + +<div class="sidenote">324. +(Juli.)</div> + +<p>Aufstand des makedonischen Heeres in <i>Opis</i> am +Tigris, durch Alexanders Mut und Klugheit beschwichtigt. +Entlassung der reich belohnten Veteranen +unter <i>Kratĕros</i> nach Makedonien, während <i>Antipăter</i> von +dort neue Truppen herbeiführen soll. — Zug nach Agbatana, +wo Hephästion stirbt. Im Lager unweit <i>Babylon</i> erscheinen +vor Alexander zahlreiche Gesandtschaften aus Griechenland, +Italien und Afrika (Karthago). Von Babylon aus wird eine +Erforschung des Euphrat unternommen.</p> + +<div class="sidenote"><b>323.</b> +(Juni.)</div> + +<p><b>Tod Alexanders des Großen</b></p> + +<p>in dem zur Hauptstadt des neuen Weltreichs bestimmten +Babylon.</p> + +<p>In <b>Griechenland</b> erheben sich 330 die Spartaner unter ihrem +Könige Agis III., <i>Antipăter</i> besiegt sie in der blutigen Schlacht +bei <i>Megalopŏlis</i>. Gleich darauf in Athen Prozeß des <i>Äschines</i> +gegen Ktesiphon, welcher 336 einen Ehrenkranz für <i>Demosthenes</i><span class="pagenum"><a name="Page_63" id="Page_63">[63]</a></span> +beantragt hatte. Äschines geht nach der glänzenden +Verteidigungsrede des Demosthenes in die Verbannung nach +Rhodos. Neue Aufregung 324, als Alexanders Schatzmeister +<i>Harpălos</i> nach Griechenland flüchtet und Alexander das Gebot +verkünden läßt, ihn als Gott zu verehren und die Verbannten +wieder aufzunehmen. <i>Demosthenes</i>, fälschlich angeklagt wegen +Veruntreuung der dem Harpalos abgenommenen Gelder, wird +nun verbannt, kehrt aber bald zurück und bewirkt, als die Kunde +von Alexanders Tode kommt, in Gemeinschaft mit <i>Leosthĕnes</i> +und <i>Hypereides</i> eine Erhebung der Griechen unter Athens +Führung,</p> + +<div class="sidenote"> +<b>323–322.</b></div> + +<p><b>Lamischer Krieg.</b></p> + +<p>Die Hellenen kämpfen anfangs glücklich unter +Leosthĕnes und schließen Antipăter in <i>Lamia</i> ein, doch wird +er durch ein von Leonnātos herangeführtes Entsatzheer befreit. +Auch <i>Kratĕros</i> mit den Veteranen Alexanders kommt ihm zu +Hilfe; beide vereinigt siegen bei <i>Krannon</i> in Thessalien (322). +Das griechische Heer zerstreut sich, die Staaten unterwerfen +sich einzeln. Die Athener müssen eine makedonische Besatzung +in <i>Munychia</i> aufnehmen und die demokratische Verfassung +beschränken (<i>Phokion</i> und <i>Demādes</i> an der Spitze des Staats), +das Bürgerrecht wird an einen Census geknüpft. <i>Demosthenes</i> +flüchtig, nimmt auf der Insel <i>Kalaurĭa</i> (an der Küste von +Argŏlis) Gift (322).</p> + + +<h4>§ 7. Hellenistische Zeit.</h4> + +<div class="sidenote">323–301.</div> + +<p><b>Kämpfe der Diadochen (Nachfolger +Alexanders).</b></p> + +<p>Diese langen und verwickelten Kämpfe, die unmittelbar +nach Alexanders Tode ausbrechen, zerstören das kaum gegründete +makedonisch-persische Weltreich, führen aber das von +Alexander begonnene Werk der Hellenisierung des Orients, der +Ausbreitung griechischer Kultur und Sprache, in anderer Weise +erfolgreich weiter.</p> + +<p><b>Perdikkas</b> wird 323 zum Reichsverweser ernannt für die +regierungsunfähigen »Könige«, Alexanders Halbbruder <i>Philipp +Arrhidaios</i> († 317) und seinen nachgeborenen Sohn von der +Roxane, <i>Alexander</i> († 311). Die Verwaltung <i>Makedoniens</i> +und seiner Nebenländer führen <b>Antipăter</b> und <b>Kratĕros</b>. Auch +die übrigen Feldherren erhalten Statthalterschaften, namentlich +<b>Ptolemaios</b>: <i>Ägypten</i>; <b>Antigŏnos</b>: <i>Groß-Phrygien, Pamphylien</i> +und <i>Lykien</i>; <b>Eumĕnes</b>, Alexanders Geheimschreiber: +<i>Paphlagonien</i> und <i>Kappadokien</i>, die er noch erobern soll; +<b>Leonnātos</b> († 322): das <i>hellespontische Phrygien</i>; <b>Lysimachos</b>: +<i>Thrakien</i>. Der Plan des Perdikkas, sich selbst zum Könige zu<span class="pagenum"><a name="Page_64" id="Page_64">[64]</a></span> +machen, bewirkt ein Bündnis der meisten übrigen Feldherren +gegen ihn; er wird auf einem Zuge gegen Ptolemaios von +seinen eigenen Truppen getötet.</p> + +<div class="sidenote"> +321.</div> + +<p><b>Antipăter</b> Reichsverweser, neue Verteilung der +Statthalterschaften, wobei namentlich <b>Seleukos</b> +die Satrapie <i>Babylon</i> erhält. Krieg zwischen +Antigŏnos und Eumĕnes.</p> + +<div class="sidenote">319.</div> + +<p><b>Polysperchon</b> Reichsverweser, gelangt zu keinem +Ansehen. In den fortdauernden Kämpfen siegt +<b>Antigŏnos</b> in Kleinasien über Eumĕnes; <b>Kassander</b>, Antipaters +Sohn, gewinnt die Herrschaft in Makedonien, läßt Alexanders +Mutter <i>Olympias</i> töten und vermählt sich mit Alexanders +Schwester <i>Thessalonīke</i>, gründet ihr zu Ehren eine bald aufblühende +Handelsstadt (jetzt Saloniki).</p> + +<p>Da Antigŏnos das ganze Reich unter seine Botmäßigkeit +bringen will, so entsteht ein.</p> + +<div class="sidenote">315–301.</div> + +<p>Krieg zwischen <b>Antigŏnos</b> und den übrigen +Statthaltern.</p> + +<p><b>Antigŏnos</b> und sein Sohn <b>Demetrĭos Poliorkētes</b> (der +Städtebelagerer) nehmen 306 den <b>Königstitel</b> an. Diesem +Beispiele folgen <i>Ptolemaios</i>, <i>Seleukos</i>, <i>Lysimachos</i>, <i>Kassander</i>.<a name="FNanchor_17_17" id="FNanchor_17_17"></a><a href="#Footnote_17_17" class="fnanchor">[17]</a></p> + +<p>Demetrios belagert 304 vergeblich die feste Stadt <i>Rhodos</i>, sucht +dann sich in Griechenland festzusetzen.</p> + +<div class="sidenote">301.</div> + +<p><b>Schlacht bei Ipsos</b> (in Phrygien).</p> + +<p>Antigŏnos fällt, sein Sohn <i>Demetrĭos</i> entflieht und +führt mehrere Jahre lang ein abenteuerliches Freibeuterleben.</p> + +<p>In Asien für die nächste Zeit Friede; in Europa dauern die +Kämpfe fort. Nach <i>Kassanders</i> Tode (297) bemächtigt sich +<i>Demetrios</i> der Herrschaft in Makedonien, wird aber 287 vertrieben +und stirbt als Gefangener in der Gewalt des <i>Seleukos</i> +in Syrien. Sein Sohn <b>Antigŏnos Gonātas</b> behauptet sich nach +wechselvollen Kämpfen im Besitz Makedoniens.</p> + +<p>Aus dem Weltreich Alexanders d. Gr. sind <i>drei große +Monarchien</i> entstanden (Ägypten, Syrien, Makedonien), in denen +<b>Griechisch</b> die Sprache des Hofes, der Regierung und der Gebildeten +ist. Daneben mehrere kleinere Monarchien, griechische +Freistädte und im Osten <i>halb</i>griechische Staaten (S. 65ff).</p> + + +<h5>1. <b>Ägypten</b> unter den <b>Ptolemäern</b>.</h5> + +<div class="sidenote">323–285.</div> + +<p><i>Ptolemaios I. Lagi</i> (d. h. Sohn des Lagos), auch +<i>Sotēr</i> genannt, weil er den Rhodiern Hilfe brachte,<span class="pagenum"><a name="Page_65" id="Page_65">[65]</a></span> +sorgt für gute Verwaltung, herrscht auch über <i>Cypern</i>, setzt +in <i>Kyrene</i> seinen Stiefsohn <i>Magas</i> ein.</p> + +<div class="sidenote"> +285–247.</div> + +<p><i>Ptolemaios II. Philadelphos</i> gründet in der Hauptstadt +<i>Alexandrīa</i> das Museum und die Bibliothek, +gewinnt im Kriege gegen das Seleukidenreich +<i>Phönikien</i>, <i>Cölesyrien</i> und die Südküste <i>Kleinasiens</i>.</p> + +<div class="sidenote">247–221.</div> + +<p><i>Ptolemaios III. Euergĕtes</i> (der Wohltäter) behauptet +noch den Umfang des Reiches, fördert Wissenschaften +und Künste. Mit Ptolemaios IV. Philopātor (221–205) beginnt +der Verfall; unter Ptolemaios V. Epiphănes (205–181) beginnt +die Abhängigkeit von den Römern, doch erst 30 v. Chr. wird +Ägypten römische Provinz.</p> + + +<h5>2. <b>Syrien</b> unter den <b>Seleukiden</b>.</h5> + +<div class="sidenote">321–281.</div> + +<p><i>Seleukos I. Nikātor</i> herrscht weithin nach Osten +bis zu den durch Alexander festgesetzten Grenzen; +nur das <i>Indus</i>land wird aufgegeben (S. 16). Viele griechische +Städte gegründet (Seleukeia am Tigris, Edessa, Hekatompylos); +Residenz Seleukeia neben <i>Antiochīa</i> am Orontes. Durch den +Sieg bei Ipsos gewinnt er einen großen Teil Kleinasiens, erweitert +dies Gebiet 281 durch den Sieg in der Koros-Ebene +(im hellespontischen Phrygien) über <i>Lysimăchos</i>, fällt aber +bald darauf durch Mörderhand.</p> + +<div class="sidenote">281–261.</div> + +<p><i>Antiochos I. Soter</i> schlägt die <i>Gallier</i> zurück +(s. S. 66), behauptet noch den Umfang des Reiches. +Unter <i>Antiochos II. Theos</i> (261–248) entstehen +selbständige Königreiche in <i>Baktrien</i> und <i>Parthien</i>.</p> + +<div class="sidenote">222–187.</div> + +<p><i>Antiochos III. der Große</i> kämpft gegen Ägypten, +gegen die Parther und Baktrer, wird 190 von den +Römern gedemütigt, behält aber immer noch ein +ansehnliches Reich.</p> + +<div class="sidenote">167–130.</div> + +<p>Befreiungskampf der <b>Juden</b> unter Führung der +<b>Makkabäer</b> (Mattathias und seine Söhne) gegen +<i>Antiochos IV. Epiphănes</i> und dessen Nachfolger. Palästina +wird ein unabhängiger Priesterstaat, seit 63 unter römischem +Schutze.</p> + +<div class="sidenote">83.</div> + +<p><i>Tigrānes</i>, König von <i>Armenien</i>, macht dem durch +das Vordringen der Parther geschwächten Seleukidenreiche +ein Ende.</p> + +<div class="sidenote">64.</div> + +<p>Syrien wird römische Provinz.</p> + +<p>Das Reich der <b>Parther</b>, die unter den <i>Arsakiden</i> +(250 vor Chr. bis 226 nach Chr.) alle Länder zwischen Euphrat +und Indus erobern, bildet im Orient einen Damm erst gegen +den Hellenismus, dann gegen die Römerherrschaft.<span class="pagenum"><a name="Page_66" id="Page_66">[66]</a></span></p> + + +<h5>3. <b>Die kleinasiatischen Länder.</b></h5> + +<p>a) <b>Bithynien,</b> das sich 298 von dem thrakischen Reich des +Lysimachos losriß; Residenz <i>Nikomedeia</i>, gegründet um 264 +von König Nikomedes I. Nikomedes III. setzt 74 die Römer +zu Erben ein.</p> + +<p>b) Das <b>pergamenische Reich</b> unter den <b>Attaliden</b> mit der +Hauptstadt <b>Pergămon</b> in Mysien,<a name="FNanchor_18_18" id="FNanchor_18_18"></a><a href="#Footnote_18_18" class="fnanchor">[18]</a> nach Lysimachos’ Tode 281 +selbständig, aufblühend unter König <i>Attălos I.</i> († 197), der die +Galater (s. u.) zurückschlug und die Bibliothek gründete, und +seinem Sohne <i>Eumenes II.</i> († 159), dem treuen Bundesgenossen +der Römer. Attalos III. setzt 133 die Römer zu Erben ein.</p> + +<p>c) Die <b>griechischen Seestädte,</b> namentlich <i>Sinōpe</i>, <i>Herakleia</i> +am Pontus, <i>Lampsăkos</i>, <i>Smyrna</i>, <i>Ephesos</i>, <i>Rhodos</i>.</p> + +<p>d) Der Bundesstaat der <b>Galăter,</b> gegründet von gallischen +Heerhaufen, welche 280 in Makedonien und Griechenland einbrachen, +dann den Hellespont überschritten und sich in <i>Phrygien</i> +niederließen; drei Stämme (Tolistobojer, Tektosagen, Trokmer) +unter je 4 Tetrarchen; Hauptstädte Ankȳra (Angora) und Pessinūs.</p> + +<p>e) <b>Kappadokien, Pontus, Armenien,</b> drei Königreiche +unter einheimischen Dynastien, welche ebenso wie die Galăter +nur zum Teil griechische Kultur annahmen.</p> + + +<h5>4. <b>Makedonien</b> unter den <b>Antigoniden.</b></h5> + +<p><i>Antigonos Gonātas</i> (277–239) beruhigt das durch die +Thronkämpfe und den Einfall der Gallier verwüstete Land, gibt +die Ansprüche auf Herrschaft über <i>Griechenland</i> nicht auf. +Sein zweiter Nachfolger <i>Antigonos Doson</i> (229–220) befestigt +diese Herrschaft aufs neue (s. S. 68); <i>Philipp V.</i> (220–179) muß +197 darauf verzichten. <i>Perseus</i> (179–168) wird von den Römern +entthront; 146 wird Makedonien römische Provinz.</p> + + +<h5>5. <b>Die altgriechischen Länder.</b></h5> + +<p>In <b>Italien</b> (Großgriechenland) behaupten sich die Griechenstädte, +besonders <i>Tarent</i>, <i>Thurii</i>, <i>Metapont</i>, <i>Lokri</i>, öfters vom +Mutterlande her unterstützt (338 Archidamos von Sparta, Sohn +des Agesilaos, 330 Alexander von Epirus, Bruder der Olympias), +gegen Angriffe der Lukaner und Bruttier; ebenso in <b>Gallien</b> +<i>Massalia</i> gegen die einheimischen Stämme. Später treten sie +unter römische Schutzherrschaft, Massalia erst 125 v. Chr.<span class="pagenum"><a name="Page_67" id="Page_67">[67]</a></span></p> + +<p><b>Syrakus</b> behauptet nach Abwehr des athenischen Angriffs +(S. 50) noch lange eine bedeutende Stellung.</p> + +<div class="sidenote"> +406–367.</div> + +<p><i>Dionysios I.</i>, <i>Tyrann</i> nach glücklicher Abwehr der +Karthager. Er vereinigt die sicilischen Griechenstädte +unter seiner oft grausamen Herrschaft, unterwirft auch +Rhegion und Kroton, bekämpft noch dreimal die Karthager. +Auf Veranlassung seines Schwagers <i>Dion</i> verweilt der athenische +Philosoph <i>Platon</i> eine Zeitlang an seinem Hofe. Ihm folgt +sein Sohn</p> + +<div class="sidenote">367–344.</div> + +<p><i>Dionysios II.</i>, anfangs unter Leitung des Dion und +Platon. Er wird 357 von Dion vertrieben, wendet +sich nach Lokri, kehrt 346 zurück, wird 344 von dem korinthischen +Feldherrn <i>Timoleon</i> besiegt und nach Korinth gesandt, +wo er noch einige Jahre als Privatmann lebt.</p> + +<div class="sidenote">339.</div> + +<p><i>Timoleon</i>, der Befreier Siciliens, schlägt die Karthager +am Flusse <i>Krimīsos</i>.</p> + +<div class="sidenote">317–289.</div> + +<p><i>Agathŏkles</i>, Tyrann von Syrakus, bekämpft die +Karthager in Afrika, erkennt aber schließlich ihre +Herrschaft über den Westen Siciliens an.</p> + +<div class="sidenote">278–276.</div> + +<p><i>Pyrrhos</i>, König von Epirus, schützt die sicilischen +Städte gegen Angriffe der Karthager.</p> + +<div class="sidenote">270–215.</div> + +<p><i>Hieron II.</i>, König von Syrakus, schließt mit den +Römern ein Bündnis. Unter seiner milden Regierung +blüht die Stadt wieder auf.</p> + +<div class="sidenote">212.</div> + +<p>Syrakus von den Römern erobert, wird zinspflichtige +Provinzialstadt.</p> + +<p>In <b>Athen</b> kommt während des Kampfes gegen Kassander +(S. 64) die demokratische Partei noch einmal zur Herrschaft; +<i>Phokion</i> wird 318 zum Giftbecher verurteilt. Bald aber muß +Athen sich der makedonischen Macht wieder unterwerfen. <i>Demetrios +von Phalēron</i> regiert als Statthalter Kassanders, wird +307 von <i>Demetrios Poliorkētes</i> vertrieben. Nach der Schlacht +bei Ipsos versucht Athen seine Freiheit wieder herzustellen, +wird aber 294 dem <i>Demetrios Poliorkētes</i> als König von Makedonien +untertan.</p> + +<div class="sidenote">266–263.</div> + +<p>Befreiungskrieg der Athener unter <i>Glaukon</i> und +<i>Chremonides</i>, doch ohne Erfolg.</p> + +<div class="sidenote">229.</div> + +<p>König Antigonos Doson zieht, auf Verwendung des +<i>Aratos</i> (s. S. 68), die makedonische Besatzung +zurück. Athen ist fortan selbständig, aber ohne politische +Macht, es bleibt jedoch Sitz der Bildung und Gelehrsamkeit.</p> + +<p><b>Theben,</b> von Kassander wieder hergestellt (vgl. S. 59), +sendet 278 zusammen mit Athen, Phokis, Lokris und den Ätolern +ein Heer zur Verteidigung des <i>Thermopylenpasses</i> gegen die +durch Makedonien vordringenden <i>Gallier</i> (S. 66); diese erobern +den Paß, kehren aber um nach einer Niederlage bei Delphi.<span class="pagenum"><a name="Page_68" id="Page_68">[68]</a></span> +Thessalien, Euböa, Korinth sind um diese Zeit <i>makedonisch</i>. +Die vollständige Unterwerfung Griechenlands unter die makedonische +Herrschaft verhindert der um</p> + +<div class="sidenote"> +280.</div> + +<p>erweiterte <b>Ätolische Bund</b> und der zur selben +Zeit erneuerte <b>Achäische Bund</b>.</p> + +<p>Letzterer gelangt zu ansehnlicher Macht durch den von +<b>Arātos</b> bewirkten Beitritt der Städte <i>Sikyon</i> und <i>Korinth</i>; aus +Korinth wird 243 die makedonische Besatzung vertrieben. Bald +schließen sich Megara, Megalopolis, Argos u. a. peloponnesische +Städte dem Achäischen Bunde an. <i>Verfassung</i> des Bundes: +An der Spitze ein jährlich gewählter Feldherr (Strategos), +ihm zur Seite ein Kanzler (Grammateus) und ein Rat von +10 Demiurgen; in den Bundesversammlungen (zu Ägion) dürfen +alle über 30 Jahre alten Bürger der verbündeten Städte erscheinen, +jede Stadt hat <i>eine</i> Stimme. Ähnlich ist die Verfassung +des <i>Ätolischen Bundes</i>, zu welchem auch Lokris, Phokis, +Teile von Akarnanien und Thessalien gehören.</p> + +<p>In <b>Sparta</b>, das unter der Herrschaft einer reichen Oligarchie +entartet ist, büßt der junge König <i>Agis IV.</i> den Versuch, die +lykurgischen Einrichtungen herzustellen, mit dem Leben (241). +Besseren, aber nur vorübergehenden Erfolg hat der gleiche Versuch +des Königs <i>Kleomĕnes III.</i>, welcher die Ephoren überfallen +und töten läßt, 80 Oligarchen verbannt und eine Verfassungsreform +durchsetzt (226). Aber unheilvoll ist die Feindschaft +zwischen Sparta und dem <i>Achäischen Bunde</i>. Arātos +ruft den makedonischen König <i>Antigŏnos Doson</i> herbei und +übergibt ihm die Burg von Korinth. Die Spartaner werden +in der</p> + +<div class="sidenote"><b>221.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Sellasĭa</b></p> + +<p>geschlagen; Kleomĕnes flieht, stirbt 220 in Ägypten. +Antigonos rückt in Sparta ein und stellt dort die Herrschaft +der Oligarchen wieder her. Die <b>makedonische Oberhoheit</b> +wird durch Abschluß eines makedonisch-hellenischen Bundes +befestigt. Dagegen erhebt sich ein neuer Krieg von Seiten des +<i>Ätolischen</i> Bundes, mit welchem die Spartaner sich verbinden; +die Peloponnes wird furchtbar verwüstet (220–217).</p> + +<p>Nach kurzer Friedenszeit abermals Krieg (211–205) der +mit <i>Rom</i> verbündeten Ätōler und Spartaner gegen <i>Philipp V.</i> +von Makedonien; dieser behauptet die Herrschaft über Thessalien, +Euböa, Phokis, Lokris, Korinth. Im dritten Kriege (200–197) +schließt sich auch der Achäische Bund den Feinden +Philipps an.</p> + +<div class="sidenote"><b>197.</b></div> + +<p><b>Aufhebung der makedonischen Herrschaft über +Griechenland.</b> Die <i>Römer</i> walten fortan als +Schiedsrichter über den griechischen Staaten.<span class="pagenum"><a name="Page_69" id="Page_69">[69]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +192.</div> + +<p><b>Philopoimen,</b> Feldherr des Achäischen Bundes, bringt +<i>Sparta</i> zum Anschluß an den Bund, nachdem der +von ihm bekämpfte Tyrann <i>Nabis</i> gefallen ist. Bald schließen +auch Elis und Messenien sich an; die Freundschaft mit Rom +wird aufrecht erhalten.</p> + +<div class="sidenote">189.</div> + +<p>Die <i>Ätoler</i> wegen feindlicher Erhebung gegen Rom bestraft.</p> + +<div class="sidenote">183.</div> + +<p><i>Philopoimen</i> von den abtrünnigen Messeniern gefangen +und getötet; der Achäische Bund durch Streitigkeiten zerrüttet.</p> + +<div class="sidenote">167.</div> + +<p>Tausend angesehene Achäer werden zur Verantwortung +nach Rom gefordert.</p> + +<div class="sidenote">146.</div> + +<p>Krieg des Achäischen Bundes gegen <i>Rom</i>, veranlaßt +durch Klagen der Spartaner gegen den Bund. Der +Bundesfeldherr <i>Kritolāos</i> wird von Q. Caecilius Metellus bei +<i>Skarpheia</i> am Malischen Meerbusen besiegt, sein Nachfolger +<i>Diaios</i> von L. Mummius bei <i>Leukopĕtra</i> auf dem +Isthmos.</p> + +<div class="sidenote"><b>146.</b></div> + +<p><b>Korinth von den Römern erobert und zerstört.</b></p> + +<p>Die griechischen Staaten werden zum Teil tributpflichtig; +sie behalten ihre eigene Verfassung und Verwaltung, +stehen aber fortan unter der Aufsicht des römischen Statthalters +von Makedonien.</p> + +<div class="sidenote">27.</div> + +<p>Einrichtung der römischen Provinz <i>Achaja</i> (Peloponnes, +Mittel-Griechenland, Thessalien und Epirus).</p> + + +<h4>§ 8. Griechische Kunst und Wissenschaft.</h4> + +<p>Das in Griechenland frühzeitig entwickelte Geistesleben +(S. 28 f., 37 f.), welches in Athen zu Perikles’ Zeit zu hoher Blüte +gelangte (S. 46), hat auch nachher noch mannigfaltige und bedeutende +Erscheinungen aufzuweisen.</p> + +<p>In der bildenden Kunst sind berühmte Zeitgenossen des +Pheidias <i>Myron</i> von Eleutherä in Böotien (Diskobolos) und +<i>Polykleitos</i> von Argos (Hera in Argos); Schüler des Pheidias +<i>Alkamĕnes</i> und <i>Paionios</i> (Skulpturen in Olympia). Dann folgen +<i>Skopas</i> von Paros (Mausoleum zu Halikarnaß 350, Niobegruppe) +und <i>Praxitĕles</i> von Athen (Hermes zu Olympia); in Alexanders +Zeit der Erzgießer <i>Lysippos</i> von Sikyon. Nach den Diadochenkämpfen +die <i>pergamenische Kunstschule</i> (Zeusaltar zu Pergamon, +der sterbende Fechter) und die <i>rhodische Kunstschule</i> (Laokoongruppe, +farnesischer Stier).</p> + +<p>Als Maler ragen hervor <i>Zeuxis</i> von Herakleia, <i>Parrhasios</i> +von <i>Ephesos</i> (beide in Athen zu Sokrates’ Zeit), <i>Apelles</i> von +Kos in Alexanders Zeit.</p> + +<p>In <b>Athen</b> entfaltete sich Philosophie, Geschichtschreibung +und Beredsamkeit zur höchsten Blüte; <i>Platon</i> von Athen<span class="pagenum"><a name="Page_70" id="Page_70">[70]</a></span> +(427–347) und seine Nachfolger (Akademiker) lehrten in der +<i>Akademie</i>, <i>Aristoteles</i> von Stageira, Lehrer Alexanders des +Großen (388–322), lehrte im <i>Lykeion</i>; seine Schüler die Peripatetiker. +Um 300 gründete <i>Zenon</i> von Kition in der <i>Stoa</i> +(Halle) die Schule der <i>Stoiker</i>, <i>Epikūros</i> von Samos die Schule +der <i>Epikureer</i>. Diese vier Philosophenschulen erhalten sich +bis weit in die römische Kaiserzeit hinein.</p> + +<p>Geschichtschreiber: <i>Xenophon</i> von Athen, <i>Ephŏros</i> von +Kyme, <i>Theopompos</i> von Chios († um 320), <i>Timaios</i> von +Tauromenion († um 250). Redner: <i>Antĭphon</i>, <i>Lysias</i>, <i>Isokrătes</i> +(† 338), <i>Demosthenes</i> († 322), <i>Äschines</i>, <i>Hypereides</i>, +<i>Lykurgos</i>.</p> + +<p>Dichter der neuern Komödie: <i>Philēmon</i> und <i>Menander</i> +um 300 zu Athen.</p> + +<p>In <b>Alexandria</b> um 270 die Dichter <i>Kallimachos</i> von +Kyrene, <i>Theokrit</i> von Syrakus, <i>Apollonios</i>, der später in Rhodos +lebte; der Mathematiker <i>Eukleides</i> um 300, der Geograph +<i>Eratosthĕnes</i> um 240, die Grammatiker <i>Zenodotos</i> um 280, +<i>Aristarchos</i> um 180 (Erklärung des Homer).</p> + +<p>Für die Aufnahme der griechischen Bildung bei den Römern +waren besonders wirksam der Stoiker <i>Panaitios</i> von Rhodos +und der Geschichtschreiber <i>Polybios</i> von Megalopolis, beide +mit dem jüngeren Scipio befreundet (um 146). Nachblüte der +griechischen Literatur und Kunst in der römischen Kaiserzeit.</p> + + + + +<h3><b>E. Die Römer.</b></h3> + + +<p><b>Italia,</b><a name="FNanchor_19_19" id="FNanchor_19_19"></a><a href="#Footnote_19_19" class="fnanchor">[19]</a> ursprünglich Name des südlichsten Teils der Halbinsel, +wird allmählich Gesamtname. Ursprünglich von sehr verschiedenen +Völkerschaften bewohnt, gelangt Italien durch die +Machtausbreitung der Stadt <i>Rom</i> zu nationaler und politischer +<i>Einheit</i>, ohne die landschaftlichen Unterschiede zu verlieren.</p> + +<p>Als älteste Einwohner erscheinen in Ober-Italien westlich +die <i>Ligŭrer</i>, östlich die <i>Venĕter</i>, beides illyrische Stämme. +Ihnen verwandt sind in Unter-Italien die <i>Japyger</i>. Die Mitte +der Halbinsel bewohnen westlich die <i>Latiner</i> und <i>Ausoner</i> +(Latium und Campanien), östlich die <i>Umbrer</i> und die <i>sabellischen +Stämme,</i> welche sich erobernd ausbreiten: nach Latium +dringen die <i>Aequer</i> und <i>Volsker</i> vor, in südlicher Richtung die +<i>Samniten</i> und <i>Lucaner</i>, im Stammlande bleiben die <i>Sabiner</i>.</p> + +<p>Höhere Kultur entwickelt sich zuerst bei den <b>Etruskern</b> +oder <b>Tyrrhenern</b> (etrusk. Rasenna), die in Etrurien und in der<span class="pagenum"><a name="Page_71" id="Page_71">[71]</a></span> +mittleren Po-Ebene wohnen, unter phönikischem Einfluß (s. S. 13). +Sie gründen <i>Städte</i> und stehen seit etwa 750 v. Chr. in lebhaftem +Handelsverkehr mit Karthagern und Griechen. In den +Gräbern (Gewölbebauten) bei Tarquinii, Caere, Clusium, Bononia +(jetzt Bologna) haben sich bedeutende Reste ihrer Kultur erhalten: +Wandmalereien, Goldschmuck, Waffen, Tongefäße. Sie +dringen um 600 v. Chr. erobernd vor nach Latium und Campanien, +werden aber gehemmt durch die selbständige Entwickelung +<i>Roms</i> und verlieren seit 438 Campanien an die vordringenden +<i>Sabeller</i>. In die Po-Ebene dringen um diese Zeit +<i>keltische</i> Stämme von Norden her ein; nach ihnen heißt dieses +Land fortan <i>Gallia cisalpina</i>.</p> + +<p>In <b>Latium</b> bestand in alter Zeit ein Bund von 30 Gemeinden +mit jährlichem Bundesfest auf dem Albanerberge zu +Ehren des höchsten Gottes Juppiter; Vorort war <i>Alba longa</i>, +auf halber Höhe des Berges gelegen. <i>Rom</i>, als Grenzplatz +gegen die Etrusker gegründet, verstärkt durch Aufnahme von +Sabinern, erhebt sich zur herrschenden Stadt. An der Spitze der +Latiner unterwirft es die andern Völker Italiens nach und nach +und wird dann Mittelpunkt eines Weltreiches. Die ältere Geschichte +Roms ist in der Überlieferung sagenhaft ausgeschmückt.</p> + + +<h4>§ 1. Zeit der Königsherrschaft. (753–510.)</h4> + +<p><b>Gründungssage</b>: König <i>Numĭtor</i> von <i>Alba longa</i>, Nachkomme +des mit trojanischen Flüchtlingen in <i>Latium</i> gelandeten +<i>Aenēas</i>, wird von seinem Bruder <i>Amulĭus</i> des Thrones beraubt, +sein Sohn getötet, seine Tochter <i>Rea Silvia</i>, damit das +Geschlecht des Numĭtor aussterbe, unter die vestalischen Jungfrauen +aufgenommen. Die Zwillinge <b>Romŭlus</b> und <b>Remus,</b> +Söhne der Rea Silvia und des <i>Kriegsgottes Mars</i>, befiehlt +Amulĭus in den über die Ufer getretenen <i>Tiber</i> zu werfen. Die +Kinder werden gerettet, von einer Wölfin gesäugt und von +dem königlichen Hirten <i>Faustŭlus</i> auferzogen. Zu Jünglingen +herangewachsen, machen Romulus und Remus an der Spitze +anderer Hirten Jagd- und Beutezüge. Remus wird gefangen +und vor Numitor geführt, dieser erkennt seine Enkel. Sie +töten den Amulius, setzen Numitor wieder als König ein und +gründen mit seiner Erlaubnis an der Stelle des Tiberufers, wo +sie einst ausgesetzt wurden, eine Stadt. Bei dem Streit darüber, +wer sie nach seinem Namen nennen und beherrschen soll, wird +<i>Remus</i> getötet; <b>Romulus,</b> alleiniger König, gründet die Stadt +<b>Roma</b> auf dem Hügel <i>Palatinus</i>. Als Gründungstag galt seit +Varro (1 Jahrh. vor Chr.) der 21. April (Fest der Hirtengöttin +<i>Pales</i>) des Jahres 753 v. Chr.</p> + +<p><b>Romulus,</b> kriegerischer König, nimmt Flüchtlinge aus +anderen Städten auf (Asyl auf dem Mons Capitolinus), erwählt<span class="pagenum"><a name="Page_72" id="Page_72">[72]</a></span> +einen <i>Senat</i> von 100 Mitgliedern. Raub der Sabinerinnen +beim Fest der Consualia; deshalb Krieg mit den Nachbarstädten +Caenina, Antemnae, Crustumerium (Romulus gewinnt die ersten +spolia opima) und mit den <i>Sabinern</i>, deren König <i>Titus Tatius</i> +sich durch den Verrat der <i>Tarpeia</i> des Burgfelsens bemächtigt. +Die Schlacht zwischen Römern und Sabinern wird durch die +geraubten Sabinerinnen unterbrochen. Vereinigung der Römer +und Sabiner zu <i>einem</i> Staate unter gemeinschaftlicher Regierung +des Romulus und Tatius bis zu des letzteren Tode. +Romulus führt Kriege gegen die <i>Etruskerstädte Fidenae</i> und +<i>Veii</i>. Er wird während eines Gewitters zu den Göttern entrückt +und fortan als Gott <i>Quirīnus</i> verehrt.</p> + +<p><b>Numa Pompilius,</b> aus <i>Cures</i>, nach <i>einjährigem Interregnum</i> +von den <i>Römern</i> aus den <i>Sabinern</i> erwählt. Friedlicher +König, Ordner des römischen Gottesdienstes, nach dem +Rat der Camene <i>Egerĭa</i>, seiner Gemahlin. <i>Janustempel</i>, ein +in Kriegszeiten geöffnetes Tor zwischen den beiden Ansiedelungen +auf dem Palatinus und Quirinalis, am Fuße der gemeinschaftlichen +Burg auf dem <i>Capitol</i>. Einsetzung der <i>Pontifices</i>, +<i>Augŭres</i>, <i>Flamĭnes</i>, <i>Salii</i>, <i>Fetiales</i>, <i>virgines Vestales</i>.</p> + +<p><b>Tullus Hostilius,</b> kriegerischer König. Krieg mit <i>Veii</i> +und <i>Fidenae</i>, Verrat des Diktators von Alba, <i>Mettius Fuffetius</i>, +der von Pferden gevierteilt wird. <i>Alba longa</i> zerstört (Horatier +und Curiatier), die Bewohner siedeln nach Rom über.</p> + +<p><b>Ancus Marcius,</b> Enkel des Numa, zugleich friedlicher und +kriegerischer König (»et Numae et Romuli memor«). Er stellt +die von seinem Vorgänger vernachlässigten gottesdienstlichen +Ordnungen wieder her und verpflanzt die Einwohner kleiner +latinischer Ortschaften nach Rom, gilt deshalb als Begründer +der <i>Plebs</i> (S. 74). Befestigung des Ianiculum, Bau der Pfahlbrücke +(<i>pons sublicius</i>) über den Tiber. Gründung der Hafenstadt +<i>Ostĭa</i>.</p> + +<p><b>Tarquinius Priscus,</b> aus der etruskischen Stadt <i>Tarquinii</i> +mit seiner Gemahlin <i>Tanaquil</i> nach Rom eingewandert (ihm +wird <i>griechische</i> Abstammung von dem <i>Bakchiaden</i> Demaratus +aus Korinth zugeschrieben), wird Vormund der Söhne des +Ancus und zum römischen Könige gewählt. Er beginnt den +Bau des Juppitertempels auf dem Kapitol, der <i>Kloaken</i> (Abzugsgräben +für die Niederungen zwischen den Hügeln der +Stadt) der Stadtmauer und des <i>Circus maximus</i>. Der Senat +wird auf 300 Mitglieder gebracht (<i>patres minorum gentium</i>). +Verdoppelung der Zahl der Ritter; der Augur <i>Attus Navius</i> +widersetzt sich der Bildung neuer Rittercenturien. Kriege gegen +<i>Sabiner</i> und <i>Latiner</i>. Nach Ermordung des Tarquinius durch +die Söhne des <i>Ancus</i> wird durch die List der <i>Tanaquil</i> König</p> + +<p><b>Servius Tullius,</b> Sohn der Sklavin <i>Ocrisia</i> und eines +Gottes, von Tanaquil infolge eines Wunderzeichens königlich<span class="pagenum"><a name="Page_73" id="Page_73">[73]</a></span> +erzogen, Schwiegersohn des Tarquinius. Krieg gegen <i>Veii,</i> +Aufnahme Roms in den <i>latinischen Bund</i>. Bau der <i>Ringmauer</i> +um die 7 Hügel der Stadt (Palatinus, Capitolinus, Aventinus, +Caelius, Esquilinus, Viminalis, Quirinalis), Einrichtung +des Census und der <b>Centurieneinteilung</b> (s. S. 74). Servius +Tullius wird ermordet von seinem Schwiegersohn</p> + +<p><b>Tarquinius Superbus,</b> den die Sage als grausamen Despoten +darstellt. Er befragt den Senat nicht und zwingt das +Volk zu Frondiensten beim Bau des kapitolinischen Tempels; +er unterwirft sich den latinischen Bund, bemächtigt sich durch +die List und den Verrat seines Sohnes <i>Sextus</i> der Stadt <i>Gabii.</i> +Er erwirbt die <i>sibyllinischen Bücher</i>, sendet aber seine Söhne +auch zum delphischen Orakel, wohin sie ihr Vetter <i>L. Iunius +Brutus</i> begleitet, der den Spruch des Orakels am besten versteht. +Während der Belagerung von <i>Ardĕa</i> Frevel des <i>Sextus</i> +Tarquinius gegen <i>Lucretia,</i> die Gemahlin des <i>L. Tarquinius +Collatinus</i>. Diese tötet sich selbst; <b>Brutus</b> ruft vor ihrem +Leichnam das Volk in Rom zu den Waffen und wiegelt das +Heer gegen den König auf, der die Tore der Stadt verschlossen +findet und in die Verbannung geht.</p> + +<p>Die letzten drei Könige gehören einer <i>etruskischen</i> Dynastie +an; durch ihre Vertreibung wird Rom wieder eine <i>latinische</i> +Stadt.</p> + +<p><b>Religion.</b> Die altitalischen Götter wurden nicht wie die +griechischen menschenähnlich gedacht, sondern als unsichtbare +Gewalten; Tempel und Götterbilder wurden allmählich eingeführt +unter griechischem Einfluß, zuerst bei den Etruskern. +<i>Janus, Saturnus, Juppiter, Mars</i> (Quirinus), <i>Juno, Vesta, Ceres, +Minerva</i> sind italische Gottheiten, die später mit griechischen +Göttern gleichgestellt wurden; ihre Verehrung wurde von besonderen +Priestern geleitet (drei <i>Flamines</i>: Dialis, Martialis, +Quirinalis: zwölf <i>Salii,</i> Diener des Mars, Träger der heiligen +Schilde, ancilia; sechs <i>Vestalinnen</i>). Neben diesen Hauptgöttern +viele andere, die als Beschützer des Landbaues an bestimmten +Festen und heiligen Stätten verehrt wurden: <i>Pales, Consus, +Ops, Faunus, Silvanus, Terminus, Feronia, Flora, Pomona, +Vertumnus</i> u. a. Als Beschützer des Hauses und der Vorräte +wurden die <i>Lares</i> und <i>Penates</i> angerufen. Auch sittliche Begriffe +wurden als Götter gedacht und verehrt: Fides, Pietas, +Honor, Virtus, Fortuna, Concordia.</p> + +<p>Den Willen der Götter erforschten die <i>Augŭres</i> aus +Himmelszeichen (Donner und Blitz), Vogelflug (Auspicien) und +anderen Zeichen; aus Etrurien kamen die <i>Haruspĭces</i> hinzu, +die namentlich aus den Eingeweiden der Opfertiere weissagten. +Besondere Priester hatten die im kapitolinischen Tempel aufbewahrten +<i>sibyllinischen Bücher</i> aufzuschlagen. Die Aufsicht +über den gesamten Götterdienst, auch über die von einzelnen<span class="pagenum"><a name="Page_74" id="Page_74">[74]</a></span> +Geschlechtern und Genossenschaften (z. B. den fratres Arvales) +dargebrachten Opfer hatten die <i>Pontifices</i>; ihnen lag daher auch +die Ordnung des <i>Kalenders</i> ob. Verträge mit fremden Völkern +unter heiligen Gebräuchen zu schließen und zu lösen war die +Aufgabe der <i>Fetiales</i>.</p> + +<p><b>Älteste Verfassung</b>: Das Bürgerrecht umfaßt <i>commercium, +conubium, suffragium, honores</i> (Berechtigung zu Ämtern). Die +Hausväter (<i>patres</i>) mit ihren nächsten Angehörigen (<i>patricii</i>) +bilden die Bürgergemeinde (<i>populus</i>) und zugleich die Kriegerschaft +(<i>Quintes</i>). Sie sind eingeteilt in drei Stämme (<i>tribus</i>), +die Ramnes, Tities und Luceres, jeder Stamm in 10 <i>curiae</i>, +jede Curie in 10 <i>gentes</i> (Geschlechter). Die vom Könige zu +einer Mitteilung oder Befragung berufene Bürgergemeinde der +<b>Patrizier</b> bildet die <b>comitia curiata</b>. Der von ihnen erwählte +<b>König</b> übt die Befehlsgewalt (<i>Imperium</i>) als oberster Priester, +Richter und Heerführer aus. Beratend steht ihm zur Seite der +<b>Senat</b> (Rat der Ältesten); er bestellt, wenn das Königtum erledigt +ist, aus seiner Mitte den <b>interrex</b>, alle 5 Tage wechselnd. +Die außerhalb der Geschlechter stehenden <i>Schutzverwandten</i>, +welche einen Beschützer (patronus) haben müssen, heißen diesem +gegenüber <b>clientes</b> (Hörige, von cluēre). Ihre Nachkommen, +vermehrt durch Einwohner der im Kriege unterworfenen +latinischen Nachbargemeinden, bilden allmählich eine Gemeinde +der Nichtbürger (<b>plebs</b> oder plebes, verwandt mit pleo, plenus, +die Menge). Sie sind ohne politische Rechte. Ihre erste Ansiedelung +auf dem Aventinus.</p> + +<p>Die Änderung dieser Verfassung beginnt mit der Heranziehung +der Plebejer zum <i>Kriegsdienst</i> durch die dem <b>Servius +Tullius</b> zugeschriebene Heeres- und Steuerverfassung. Er bildet +18 Reitercenturien und 80 Centurien schwerbewaffnete Fußsoldaten; +Besitzmaß 20 Morgen Land, nach späterem Ansatz in +Geld 100000 As.<a name="FNanchor_20_20" id="FNanchor_20_20"></a><a href="#Footnote_20_20" class="fnanchor">[20]</a> Zu dieser ersten Klasse der Bürger treten +vier weitere hinzu, 90 Centurien mit leichterer Bewaffnung, +ohne Panzer, dem geringeren Besitz entsprechend; 2 besondere +Centurien bilden die Schmiede und Zimmerleute (fabri), ebenso<span class="pagenum"><a name="Page_75" id="Page_75">[75]</a></span> +die Hornbläser und Trompeter (cornicines et tubicines); die +Armen ohne Grundbesitz (proletarii) bilden als Ersatzmannschaft +<i>eine</i> große Centurie. Gesamtzahl 193 Centurien.</p> + +<p>In der Volksversammlung (comitia centuriata) fortan Abstimmung +der Bürger nach Centurien. Die Begüterten haben +also mit 98 Stimmen stets das Übergewicht über die anderen +95 Centurien.</p> + +<p>Das Fußvolk bildet 2 Legionen für den Felddienst (centuriae +iuniorum) und 2 für die Stadtverteidigung (centuriae +seniorum). Behufs der Aushebung und Entrichtung der Kriegssteuer +(<i>tributum</i>) wird Stadt und Gebiet in eine Anzahl von +Quartieren (<i>tribus</i>) geteilt. Alle 4, später alle 5 Jahre findet +eine neue Einschätzung (<i>census</i>) der Bürger nach dem Vermögen +statt; sie schließt mit einem Reinigungsopfer (<i>lustrum</i>). +Die nicht in Tribus aufgenommenen Einwohner ohne Bürgerrecht +sind vom Kriegdienst frei und zahlen ein Schutzgeld +<i>(aerarii).</i></p> + +<p>Diese Kriegsverfassung, getragen von Sittenstrenge und +bürgerlicher Zucht, machte die Römer ihren Nachbarn überlegen.</p> + + +<h4>§ 2. Rom als Republik.</h4> + +<div class="sidenote"> +<b>510.</b> (?)</div> + +<p><b>Vertreibung der Tarquinier.</b></p> + +<p>An die Spitze des Staates treten 2 <i>consŭles</i>, auf +<i>ein</i> Jahr gewählt; die ersten waren <b>L. Iunius Brutus</b> und +<b>L. Tarquinius Collatinus.</b> Der letztere, als Verwandter der +vertriebenen Königsfamilie beim Volke unbeliebt, wird bald +ersetzt durch <b>P. Valerius Poplicŏla,</b> den ersten <i>consul suffectus,</i> +der sich durch die <i>lex Valeria de provocatione</i> die Gunst +des Volkes sicherte.</p> + +<p>Die <b>consŭles</b> üben während ihres Amtsjahres die früher +den Königen zustehende Gewalt aus: <i>imperium</i> und <i>auspicia +publica,</i> d. h. Befragung der Götter von Staats wegen. Für +gewisse Opfer, welche früher die Könige dargebracht hatten, +wird ein Priester als <i>rex sacrificulus</i> bestellt und dem <i>pontĭfex +maximus</i> untergeordnet. Jeder Konsul kann die Maßnahmen des +andern durch das ius intercedendi unwirksam machen. Gehilfen +der Konsuln für Kriminalgerichtsbarkeit und Verwaltung des +Staatsschatzes (<i>aerarium</i>) sind die 2 <i>quaestores</i>. Die Konsuln +haben als äußere Zeichen ihrer Amtsgewalt den Amtssessel +(<i>sella curulis</i>) und das Obergewand mit Purpurstreif (<i>toga +praetexta</i>); ihnen schreiten vorauf 12 <i>lictores,</i> welche in Rutenbündeln +(<i>fasces</i>) Beile (<i>secures</i>) tragen, doch nicht im Stadtgebiet, +weil in Friedenszeit die obrigkeitliche Gewalt der Konsuln +durch das <i>Berufungsrecht</i> beschränkt ist. Nach der <i>lex<span class="pagenum"><a name="Page_76" id="Page_76">[76]</a></span> +Valeria de provocatione</i><a name="FNanchor_21_21" id="FNanchor_21_21"></a><a href="#Footnote_21_21" class="fnanchor">[21]</a> steht es dem zum Tode oder zu +körperlicher Züchtigung verurteilten Bürger frei, die Entscheidung +der Volksversammlung, der <b>comitia centuriata,</b> anzurufen.</p> + +<p>Hauptrechte dieser Volksversammlung sind die <i>Beamtenwahl,</i> +die <i>Gesetzgebung</i> und die <i>Entscheidung über Krieg +und Frieden.</i> Bei der Abstimmung haben die 6 alten, <i>vorwiegend</i> +patrizischen Rittercenturien das Vorstimmrecht (centuriae +<i>praerogativae</i>). Sind die Centurien der <i>ersten</i> Klasse +(S. 74 f.) mit den Rittern einig, so werden die übrigen Klassen +nicht befragt. Die <i>comitia curiata</i> verlieren ihre frühere Bedeutung, +doch bleibt ihnen das Recht, die gewählten Konsuln +zu bestätigen (<i>lex curiata de imperio</i>).</p> + +<p>Der <b>Senat,</b> früher nur aus Patriziern bestehend, wird durch +zugeschriebene <i>Plebejer</i> (daher die Formel: <i>patres (et) conscripti</i>) +ergänzt, und zwar aus den <i>Rittern</i>, d. h. den Reichen. Der +Senatsbeschluß (<i>senatūs consultum</i>) ist für die Konsuln maßgebend, +hat aber nicht <i>Gesetzes</i>kraft. Zur Zeit besonderer +Gefahr tritt an die Spitze des Staates ein <b>Dictator</b>, ohne Mitwirkung +der Bürgerschaft, aber mit Beirat des Senats von einem +der Konsuln <i>ernannt</i> (dictatorem <i>dicere</i>). Die Konsuln sind +ihm untergeordnet; er ernennt seinen Gehilfen, den <i>magister +equitum</i>; beide dürfen ihr Amt nicht länger als sechs Monate +führen.</p> + +<div class="sidenote"> +509.</div> + +<p>Verschwörung junger Patrizier zur Herstellung des +Königtums. Der Konsul <i>L. Junius Brutus</i> läßt +seine eigenen Söhne als Teilnehmer an der Verschwörung hinrichten. +Darauf Krieg mit den <i>Etruskern</i> von Veii und Tarquinii; +<i>Brutus</i> fällt im Zweikampf mit <i>Aruns Tarquinius</i> vor +der Schlacht am Walde <i>Arsia</i>. An seine Stelle wird zuerst +<i>Sp. Lucretius,</i> nach dessen Tode <i>M. Horatius</i> gewählt, welcher +den in der Königszeit erbauten Tempel des Juppiter Capitolinus +weiht.</p> + +<div class="sidenote">508.</div> + +<p>Unglücklicher Krieg der Römer gegen den etruskischen +König <i>Porsenna</i> von <i>Clusium</i>; sie müssen +den Frieden durch Gebietsabtretung und Entwaffnung erkaufen. +Römische Sagen von <i>Horatius Cocles</i>, dem tapferen Verteidiger +der Tiberbrücke, von dem Heldenmute des <i>Mucius Scaevola</i> +und der <i>Cloelia</i>. Die weiter in Latium vorrückenden Etrusker +werden vor <i>Aricia</i> von den Latinern und ihren Bundesgenossen, +den Griechen aus <i>Cumae</i> (unter <i>Aristodemos</i>), geschlagen und +können sich auf dem linken Tiberufer nicht behaupten. Rom +erlangt bald seine frühere Machtstellung wieder. König Tarquinius +stirbt in Cumae.<span class="pagenum"><a name="Page_77" id="Page_77">[77]</a></span></p> + +<p>Vielleicht in dieser Zeit schon Handelsvertrag zwischen +Rom und Karthago. Die Küstenstädte bis Terracina unter +Roms Oberhoheit (S. 82).</p> + +<div class="sidenote"> +496.</div> + +<p>Sagenhafter Sieg der Römer über die Latiner und +Tarquinius am See <i>Regillus</i> (bei <i>Tusculum</i>); der +Dictator <i>Aulus Postumius</i> siegt mit Hilfe der <i>Dioskuren</i> (Kastor +und Pollux), denen alsbald ein Tempel in Rom errichtet wird.</p> + +<div class="sidenote"><b>494.</b></div> + +<p><b>Auswanderung der Plebejer auf den +Heiligen Berg</b> (<i>secessio plebis in Montem sacrum</i>).</p> + +<p>Die Plebejer waren durch häufigen <i>Kriegsdienst,</i> durch das +strenge <i>Schuldrecht,</i> welches auch die Person des Schuldners +in die Gewalt des Gläubigers gab, und durch Verweigerung +eines Anteils am <i>Gemeindelande</i> (ager publicus) in Not geraten. +Sie wollen eine neue Stadt gründen, werden aber durch +Vermittelung des Patriziers <i>Menenius Agrippa</i> zur Rückkehr +bewogen. Darauf Erlaß der drückendsten Schulden, Einsetzung +besonderer plebejischer Beamter: Die <b>Volkstribunen</b> <i>(tribuni +plebis,</i> anfangs 2, dann 5, endlich 10) sind <i>unverletzlich</i> (sacro-sancti) +und haben das Recht des Schutzes (<i>ius auxilii</i>) für +jeden Plebejer gegen Unbill eines Beamten. Daraus entwickelt +sich ein Verbietungsrecht <i>(Veto,</i> ius intercedendi) gegen Senatsbeschlüsse +und Befehle der Beamten; nur gegen das <i>imperium +militare,</i> also gegen den Dictator und gegen die Konsuln +außerhalb der Stadt gilt der tribunicische Einspruch nicht. +Ferner haben sie das Recht, Widerstrebende zu verhaften <i>(ius +prensionis)</i> und das Recht, mit der von ihnen vertretenen +Gemeinde zu verhandeln (<i>ius agendi cum plebe</i>). Damit +hängt die Einrichtung der <b>comitia tributa</b> zusammen: Versammlungen +der Plebejer nach den Wohnbezirken (<i>tribus</i>). +Man unterschied 4 <i>tribus urbanae,</i> 17 <i>rusticae</i>; bei wachsendem +Gebiet wurde die Zahl bis auf 35 erhöht. Jede Tribus hat in +den Komitien <i>eine</i> Stimme, innerhalb der Tribus wird nach +Köpfen (<i>virītim</i>) gestimmt.</p> + +<p>Als Gehilfen stehen den Tribunen 2 <b>Volksädilen</b> (aediles +plebis) zur Seite; sie üben Polizeigerichtsbarkeit, namentlich +über den Marktverkehr, und verwahren die schriftlich aufgezeichneten +Volksbeschlüsse (<i>plebiscīta</i>) im Tempel der Ceres +am Abhang des Aventin.</p> + +<div class="sidenote">493.</div> + +<p>Der Konsul <i>Spurius Cassius</i> erneuert das Bündnis +zwischen Rom und den <i>latinischen Städten</i> auf +Grund der Gleichberechtigung (<i>foedus aequum</i>). Erst allmählich +gewinnt Rom die Hegemonie über die Latiner wieder. +Fortwährende Fehden mit <i>Etruskern, Sabinern, Äquern, +Volskern.</i><span class="pagenum"><a name="Page_78" id="Page_78">[78]</a></span></p> + +<p>Im Innern dauern die Kämpfe zwischen <b>Patriziern</b> und +<b>Plebejern</b> fort; letztere streben auch nach <i>politischer</i> Gleichberechtigung. +Einen Versuch zur Beseitigung des Tribunats +macht der Patrizier</p> + +<div class="sidenote"> +491.</div> + +<p><b>Cn. Marcius Coriolanus,</b> der während einer Hungersnot +vorschlägt, den Plebejern Getreide aus Staatsmitteln +nur gegen Verzichtleistung auf das Tribunat zu bewilligen. +Von den Tribunen vor die <b>comitia tributa</b> gefordert, +erscheint Coriolan nicht, wird abwesend verbannt, geht zu den +Volskern, führt sie gegen Rom, gibt aber auf das ernste Wort +seiner Mutter <i>Veturia</i> und auf die Bitten seiner Gemahlin +<i>Volumnia</i> den Kampf gegen die Vaterstadt auf.</p> + +<div class="sidenote">486.</div> + +<p><b>Spurius Cassius,</b> zum dritten Male Konsul, beantragt +das erste <b>Ackergesetz</b> (<i>lex agraria</i>): Verteilung +von Gemeindeland an bedürftige Plebejer und <i>latinische +Bundesgenossen</i>. Die Patrizier und die reichen Plebejer vereinigen +sich gegen ihn; er wird nach Ablauf seines Amtsjahres +verurteilt und hingerichtet.</p> + +<div class="sidenote">479.</div> + +<p>Das Geschlecht der <b>Fabier</b> (<i>gens Fabia</i>), aus welchem +mehrere Jahre nacheinander immer ein Konsul +erwählt war, zerfällt mit den anderen patrizischen Geschlechtern; +der Konsul <i>Kaeso Fabius</i> befürwortet die Ackerverteilung an +die Plebejer. Auszug der Fabier mit ihren Klienten (zusammen +306), um den Krieg gegen die <i>Etrusker</i> zu führen; sie werden +am Bache <i>Cremĕra</i> überfallen und fast sämtlich +vernichtet.</p> + +<div class="sidenote">471.</div> + +<p>Die Plebejer erhalten durch den Gesetzvorschlag des +Volkstribunen <i>Volĕro Publilius</i> das Recht, ihre +Beamten fortan in den Tributkomitien zu wählen +(<b>lex Publilia</b>: <i>ut plebei magistratus tributis +comitiis fierent</i>).</p> + +<div class="sidenote">462.</div> + +<p>Antrag des Volkstribunen <i>C. Terentilius Arsa</i> auf +Ernennung einer Kommission zur schriftlichen +Aufzeichnung der Gesetze. Heftiger Widerstand der Patrizier. +<b>L. Quinctius Cincinnatus,</b> 458 zum Dictator gewählt, befreit +ein von den <i>Äquern</i> am Berge <i>Algidus</i> eingeschlossenes +römisches Heer und zwingt die Feinde, unter dem +Joch durchzugehen.</p> + +<div class="sidenote"><b>451.</b></div> + +<p><b>Decemvirn zur Aufzeichnung der Gesetze.</b></p> + +<p>(<i>Decemviri consulari potestate legibus scribundis</i>), +mit zeitweiliger Aufhebung des Konsulats, des Tribunats und +des Provocationsrechts. Die Gesetze werden vom Volke angenommen, +in zehn Erztafeln eingegraben und auf dem Forum +aufgestellt. Da noch ein Nachtrag nötig erscheint, so werden +450 noch einmal Decemvirn (davon drei Plebejer) ernannt, +welche noch zwei Tafeln hinzufügen. Die in den <b>Zwölftafelgesetzen</b><span class="pagenum"><a name="Page_79" id="Page_79">[79]</a></span> +enthaltenen Bestimmungen über Familienrecht, Erbrecht, +Schuldrecht usw. sind bleibende Grundlagen des <i>römischen +Rechts</i> geworden (Liv. III, 34: <i>fons omnis publici +privatique iuris</i>).</p> + +<div class="sidenote"> +449.</div> + +<p><b>Zweite secessio plebis,</b></p> + +<p>veranlaßt durch Gewalttaten der Decemvirn, die +nach Vollendung der Gesetzgebung ihr Amt nicht sogleich +niederlegten. Ungerechter Richterspruch des <i>Appius Claudius</i> +über <i>Virginia</i>, die infolgedessen von ihrem Vater auf dem +Forum getötet wird. Neugewählte Konsuln, L. Valerius und +M. Horatius, vermitteln den Ausgleich durch drei Gesetze +(<i>leges Valeriae Horatiae</i>): 1. Gleichstellung der Beschlüsse +der Tributkomitien (<i>plebiscita</i>) mit denen der Centuriatkomitien +<i>(ut quod tributim plebs iussisset, populum teneret).</i> 2. Herstellung +des Provocationsrechts. 3. Herstellung der Unverletzlichkeit +des Volkstribunen, welche auch auf die Ädilen und +die Richter über Privatklagen (<i>decemviri litibus iudicandis</i>) +ausgedehnt wird.</p> + +<div class="sidenote">445.</div> + +<p>Gesetz des Tribunen <b>Canuleius</b>, welches die Ehen +zwischen Patriziern und Plebejern für gültig erklärt +<i>(lex Canuleia de conubio)</i>: die Kinder folgen fortan dem +Stande des Vaters (nicht mehr der pars deterior). Dagegen +wird der zweite Antrag der Tribunen, daß auch <i>Plebejer</i> zu +<i>Konsuln</i> gewählt werden dürfen, abgelehnt. Es findet ein Vergleich +statt: an Stelle der Konsuln können einige der jährlich +erwählten Legionsanführer (in der Regel 6) mit konsularischer +Gewalt ausgestattet werden (<b>tribuni militum consulari potestate</b>): +hierzu sind auch Plebejer berechtigt.</p> + +<div class="sidenote">443.</div> + +<p>Einsetzung der <b>Censur</b>, eines neuen <b>patrizischen</b> +Amtes. Die <i>zwei</i> Censoren werden in den <i>Centuriatkomitien</i> +erwählt, alle 4 oder 5 Jahre; doch wird ihre +Amtsdauer auf 18 Monate beschränkt, so daß das Amt in der +Zwischenzeit ruht. Befugnisse der <b>Censoren</b>: 1. Abhaltung +des <i>Census</i>; die Bürger werden in die Klassen und Centurien +eingeordnet (<i>discriptio classium et centuriarum</i>), die Ritter +gemustert (<i>recognitio equitum</i>), die Senatsliste wird von ihnen +aufgestellt (<i>lectio senatus</i>): 2. Verwaltung des Staatseigentums; +die Abgaben vom Gemeindelande (<i>vectigalia</i>) und die Zölle +(<i>portoria</i>) werden verpachtet, die Ausführung von Bauten +(Tempeln, Heerstraßen (via Appia des Ap. Claudius Caecus), +Wasserleitungen) an Unternehmer verdungen; 3. in Verbindung +mit dem Census Aufsicht über die Sitten <i>(regimen morum</i>: +senatu movere, equum adimere, tribu movere et aerarium +facere; <i>nota censoria).</i> Durch diese letztere Befugnis gelangt +das Amt der Censur zu einer hohen moralischen und politischen +Bedeutung.<span class="pagenum"><a name="Page_80" id="Page_80">[80]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>439.</b></div> + +<p><i>Spurius Maelius,</i> ein reicher Plebejer, der während +einer Teuerung Getreide zu geringem Preise abgibt, +wird beschuldigt, nach der Königsherrschaft zu streben, +und von <i>C. Servilius Ahāla,</i> dem Magister equitum des achtzigjährigen +Dictators <i>L. Quinctius Cincinnātus,</i> auf der Straße +erschlagen.</p> + +<div class="sidenote">421.</div> + +<p>Die Zahl der <b>Quästoren</b>, denen die Verwaltung +der Staatskasse (<i>aerarium</i>) obliegt, auf 4 vermehrt; +die Plebejer erhalten Zutritt zu diesem Amte.</p> + +<div class="sidenote"><b>396.</b></div> + +<p>Ein erster großer Erfolg in den Nachbarfehden ist die +Eroberung der Etruskerstadt <b>Veii</b> durch den Dictator +<b>M. Furius Camillus.</b> Er wird aber wegen ungerechten +Verfahrens bei Verteilung der Beute angeklagt und +geht in die Verbannung. Die Macht der Etrusker, durch den +Einbruch der Gallier (Kelten) und den Seesieg der Syrakusaner +unter Hieron I. (S. 50) bei Cumae schon 474 geschwächt, ist +seitdem gebrochen.</p> + +<p><b>Einfall der Gallier</b> (<i>Senonen</i>) <b>in Latium,</b></p> + +<p>veranlaßt durch Teilnahme römischer Gesandter an dem Kampfe +der Etrusker von <i>Clusium</i> gegen dieselben.</p> + +<div class="sidenote"><b>388.</b> (18. Juli.)</div> + +<p><b>Schlacht an der Allia,</b></p> + +<p>einem Bache, der 15 km nördlich von Rom in den +Tiber fließt. Niederlage und Flucht der Römer +auf das rechte Tiberufer, wodurch die Stadt preisgegeben wird.</p> + +<p>Das von den Einwohnern verlassene Rom (nur der <i>Mons +Capitolinus</i> bleibt besetzt) wird von den Galliern (unter +<i>Brennus</i>) eingenommen, geplündert und niedergebrannt. Vergeblich +versuchen sie, das Kapitol zu ersteigen, die Gänse der +Juno; <i>M. Manlius Capitolinus.</i> Nach 7monatiger Einschließung +des Burgfelsens wird der Abzug der Gallier durch Gold erkauft. +Nach der römischen Sage verbietet der aus der Verbannung +zurückgerufene <i>Camillus</i> als Dictator das Abwägen des Goldes +(Vae victis!) und vertreibt die Feinde. — Rückkehr der Bewohner. +Der Plan, nach <i>Veii</i> auszuwandern, wird von Camillus +vereitelt. Rascher, aber unregelmäßiger Aufbau der Stadt, die +bald wieder in ihrer alten gebietenden Machtstellung dasteht, +nachdem <i>Camillus</i> die Äquer, Volsker, Etrusker besiegt hat.</p> + +<p><b>Ausgleich der Stände, Entstehung der Nobilität.</b></p> + +<p>Der Ständekampf beginnt aufs neue; die reicheren Plebejer +streben nach Gleichberechtigung und Zutritt zu den Staatsämtern, +die ärmeren nach Erleichterung des Schuldrechts und +Anteil am Gemeindeland.</p> + +<div class="sidenote">384.</div> + +<p>Der Patrizier <b>M. Manlius Capitolinus,</b> der mit +seinem Vermögen plebejische Schuldner löst, wird<span class="pagenum"><a name="Page_81" id="Page_81">[81]</a></span> +beschuldigt, nach der Königswürde zu streben, als Hochverräter +verurteilt und vom Tarpejischen Felsen herabgestürzt.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>366.</b></div> + +<p><b>L. Sextius Lateranus, erster plebejischer Konsul,</b> +nach zehnjährigem Kampfe um die von ihm und +<i>C. Licinius Stolo</i> als Volkstribunen beantragten Gesetze (<i>leges +Liciniae Sextiae</i>), welche anordnen: 1. Erleichterung der +<i>Schuldner</i> durch Abzug der gezahlten Zinsen vom Kapital, +dessen Rest dann binnen drei Jahren in gleichen Raten zu +zahlen ist; 2. Niemand soll mehr als 500 Morgen <i>Gemeindeland</i> +in Besitz haben; 3. Aufhebung der tribuni militum consulari +potestate; einer der Konsuln soll unbedingt <i>Plebejer</i> sein.</p> + +<p>Als neues <i>patrizisches</i> Amt wird die <b>Prätur</b> eingerichtet +zur Leitung der <i>Rechtspflege</i>, die bisher den Konsuln oblag. +Der Prätor, von 6 Liktoren begleitet, ist auch Stellvertreter der +Konsuln, wenn sie von Rom abwesend sind. Später außer dem +praetor urbanus ein praetor inter peregrinos (für die Ausländer) +eingesetzt. Ferner treten den plebejischen Ädilen zwei <b>kurulische +Ädilen</b> zur Seite; sie üben gemeinsam mit ihnen die +Markt- und Straßenpolizei und veranstalten die öffentlichen +Festspiele, namentlich die <i>ludi Romani</i> alljährlich im September +(<i>cura annonae, cura urbis, cura ludorum</i>); in der Führung +dieses Amtes wechseln Patrizier und Plebejer Jahr um Jahr ab.</p> + +<p>Nach und nach werden <i>alle Ämter den Plebejern zugänglich,</i> +die Censur 351, die Prätur 337. Auch zu den Priesterkollegien +der <i>Pontifices</i> und <i>Augures</i> erhalten die Plebejer +Zutritt (300 <i>lex Ogulnia</i>).</p> + +<p>Nach diesem Ausgleich entwickelt sich allmählich ein neuer +Gegensatz zwischen dem <i>Amtsadel</i> (<b>Optimates, Nobiles</b>), der +die Patrizier und reicheren Plebejer umfaßt, und dem <i>Bürgerstande</i> +(<b>Plebs</b> im späteren Sinne). Doch kann sich der Amtsadel +(<i>ius imaginum</i>) nicht so schroff wie der bisher geltende +Geburtsadel gegen den Bürgerstand abschließen, sondern ergänzt +sich fortwährend durch Aufnahme neuer Mitglieder (<i>homines +novi</i>). Durch Volkswahl gelangt der Bewerber (<i>candidatus</i>) +zu den Ämtern, durch das Vertrauen der Censoren in den Senat. +Reihenfolge der Ämter: <i>Quästor, Ädil, Prätor, Konsul, Censor</i>. +Über das gesetzmäßige Alter s. S. 96.</p> + +<p>Der <b>Senat</b> leitet namentlich die auswärtige Politik und die +Finanzverwaltung. Die oberste Entscheidung in der <i>Gesetzgebung</i> +und bei <i>Kriminalprozessen</i> steht nach wie vor bei den +<b>Komitien</b>, und zwar sowohl bei den <i>Centuriat</i>- wie bei den +<i>Tribut</i>-Komitien, welche <i>alle</i> Bürger, Patrizier und Plebejer, +jedoch mit verschiedener Abstimmungsordnung, umfassen. Hinsichtlich +des <i>Wahlrechts</i> bleibt der Unterschied, daß die <i>magistratus +maiores</i> (Konsuln, Prätoren, Censoren) in den <i>Centuriat</i>-Komitien,<span class="pagenum"><a name="Page_82" id="Page_82">[82]</a></span> +die <i>magistratus minores</i> (Ädilen und Quästoren) +sowie die Volkstribunen in den <i>Tribut</i>-Komitien gewählt werden.</p> + +<p>Die <b>Volkstribunen</b> erscheinen fortan nicht mehr in so +scharfem Gegensatz zum Senat wie während des Ständekampfes; +sie nehmen an seinen Sitzungen teil, berufen ihn auch bisweilen.</p> + +<p>Der Not der <i>armen</i> Plebejer, die auch nach den Licinischen +Gesetzen wiederkehrt, wird durch <i>Ackerverteilungen</i> und Gründung +von <i>Bürgerkolonien</i> nach glücklich geführten Kriegen +abgeholfen. Aufhebung der Schuldknechtschaft durch das Gesetz +des Konsuls <i>C. Poetelius</i> 326.</p> + +<p>Im Jahre 287 secessio plebis auf den Janiculus. Durch +die lex Hortensia werden die plebiscita (S. 77) der concilia +plebis den populiscita der Centuriat-Komitien gleichgestellt.</p> + +<p>Umgestaltung der <b>Heeresverfassung</b>, hauptsächlich von +<i>Camillus</i> veranlaßt. Die Legion wird in 30 <i>Manipel</i> zu je +2 <i>Centurien</i> eingeteilt, ihre Aufstellung in drei Treffen (<i>hastati, +principes, triarii</i>) gegliedert. Die so zusammengesetzte Schlachtordnung +übertrifft die alte Phalanx bedeutend an Beweglichkeit. +Die Bewaffnung gleichmäßiger als nach der servianischen Ordnung. +Die Stoßlanze (<i>hasta</i>) wird bald auf das dritte Treffen +(<i>triarii</i>) beschränkt; die beiden vorderen Treffen erhalten einen +kürzeren Wurfspeer (<i>pilum</i>); gemeinsam für alle Schwerbewaffneten +sind Schwert, Schild, Helm und Panzer. Die +Legion zählt in der Regel 4200 Mann, darunter 1200 Leichtbewaffnete +(<i>velĭtes</i>) ohne Panzer, mit leichtem Schild, Lederhelm +und leichten Wurfspeeren; dazu kommen 300 Reiter. +Zwei Legionen, begleitet von Truppen der Bundesgenossen, +bilden gewöhnlich ein konsularisches Heer.</p> + +<div class="sidenote"> +367–349.</div> + +<p>Wiederholte Kämpfe mit den <b>Galliern,</b> welche sich +in Ober-Italien (<i>Gallia cisalpina</i>) bleibend niedergelassen +haben und von dort häufig Einfälle in Mittel-Italien +machen. Zweikämpfe des <i>T. Manlius Torquatus</i> und <i>M. Valerius +Corvus</i> mit gallischen Kriegern.</p> + +<div class="sidenote">348.</div> + +<p>Erster Handelsvertrag zwischen <b>Rom</b> und <b>Karthago</b>,<a name="FNanchor_22_22" id="FNanchor_22_22"></a><a href="#Footnote_22_22" class="fnanchor">[22]</a></p> + +<p>in welchem Rom als Vorort der mittelitalischen +Westküste erscheint.</p> + + +<h4>§ 3. Unterwerfung Italiens.</h4> + +<div class="sidenote"><b>343–341.</b></div> + +<p><b>Erster Samnitenkrieg.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Die <i>Sidicīner</i> in <i>Teānum</i> und die +<i>Campāner</i> in <i>Capua</i>, beide Nachkommen ausgewanderter sam<span class="pagenum"><a name="Page_83" id="Page_83">[83]</a></span>nitischer +Volksstämme, suchen Schutz bei den Römern gegen +ihre eigenen Stammgenossen, die <b>Samniten des Gebirges</b>, +welche in dem eigentlichen Samnium eine Eidgenossenschaft +bildeten und von dort aus in immer neuen Schwärmen die +<b>Ebene</b> (Campania) brandschatzten.</p> + +<p>Nach römischer Überlieferung erfechten die Römer drei +Siege, doch wird ein Vergleich geschlossen, welcher den Römern +<i>Capua</i>, den Samniten <i>Teanum</i> überliefert. Die Samniten werden +zu diesem Vergleiche bestimmt durch einen Krieg mit <i>Tarent</i>, +die Römer durch den</p> + +<div class="sidenote"> +<b>340–338.</b></div> + +<p><b>Krieg der Latiner</b>,</p> + +<p>welche sich gegen Roms Hegemonie auflehnen und +vollständige Gleichstellung mit den Römern verlangen: <i>ein</i> +Konsul und der <i>halbe</i> Senat sollen Latiner sein. Capua und +die Volsker mit den Latinern verbündet, die Samniten mit den +Römern.</p> + +<p>Kampf in Campanien; der Konsul <i>T. Manlius Torquatus</i> +läßt seinen Sohn hinrichten, weil er dem Verbot zuwider sich +in einen Zweikampf eingelassen, und siegt, von den Samniten +unterstützt, in einer Schlacht unweit des <b>Vesuv</b>; Opfertod des +andern Konsuls <i>P. Decius Mus</i>. Entscheidungsschlacht bei +<b>Trifanum</b> unweit <i>Minturnae</i>, Sieg des <i>Manlius</i> über die +Latiner und Campaner.</p> + +<p><b>Auflösung des latinischen Bundes</b>. Den latinischen +Städten wird gegenseitiges <i>Commercium</i> und <i>Conubium</i> untersagt, +sie müssen einzeln mit Rom Verträge schließen und Land +abtreten (so <i>Tibur</i> und <i>Praeneste</i>); einige erhalten römisches +Bürgerrecht (so <i>Lanuvium</i> und <i>Aricia</i>). Die Volskerstadt +<i>Antium</i> wird <i>römische Kolonie</i>; mit den Schnäbeln der erbeuteten +Schiffe dieser Stadt wird die Rednerbühne auf dem +Forum Romanum geziert (daher <i>rostra</i> genannt). <i>Capua</i> und +andere Städte Campaniens erhalten römisches Bürgerrecht ohne +Stimmrecht.</p> + +<p>Bald jedoch wird den nunmehr abhängigen Latinern Anteil +an den römischen Eroberungen gewährt; <i>Cales</i> und <i>Fregellae</i> +werden als <i>latinische</i> Kolonien eingerichtet.</p> + +<div class="sidenote"><b>326–304.</b></div> + +<p><b>Zweiter Samnitenkrieg.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Übergriffe der Römer am Liris, +namentlich die Einrichtung der Kolonie <i>Fregellae</i>; ferner die +Besetzung der Griechenstadt <i>Palaeapolis</i> (neben <i>Neapolis</i>) durch +Q. Publilius Philo (den ersten <i>Prokonsul</i>).</p> + +<p>Bündnis der Römer mit den <i>Apŭlern</i> und <i>Lukanern</i>; zum +erstenmal überschreiten römische Heere den Apennin. Die Römer +sind zu Anfang des Krieges im Vorteil. Aber</p> + +<div class="sidenote"><b>321.</b></div> + +<p><b>Niederlage in den Caudinischen Pässen.</b> Die +beiden Konsuln werden, als sie der apulischen<span class="pagenum"><a name="Page_84" id="Page_84">[84]</a></span> +Stadt <i>Luceria</i> von Campanien aus zu Hilfe eilen wollen, von +dem samnitischen Heerführer <i>Gavius Pontius</i> in den <i>furculae +Caudinae</i> eingeschlossen und zur Ergebung genötigt. Sie beschwören +einen Friedensvertrag; 600 römische Ritter bleiben +als Geiseln zurück, das Heer darf unter dem Joch abziehen. +Der römische Senat verweigert die Anerkennung dieses Vertrages +und liefert die Konsuln den Samniten aus, welche sie +nicht annehmen.</p> + +<p>Die Samniten erobern <i>Luceria</i> und <i>Fregellae</i>. Durch +äußerste Kraftanstrengung gewinnen die Römer wieder die +Oberhand. Im Jahre 319 soll der Konsul <i>L. Papirius Cursor</i> +Luceria wiedererobert, die römischen Geiseln befreit und die +samnitische Besatzung unter das Joch geschickt haben; 314 +wird Luceria römische Kolonie.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>312.</b></div> + +<p>Bau der <b>Via Appia</b>, einer großen Heerstraße von +Rom nach Capua durch die pomptinischen Sümpfe, +begonnen von dem Censor <i>Appius Claudius Caecus</i>. Derselbe legt +auch die erste Wasserleitung (aqua Appia) in Rom an.</p> + +<div class="sidenote">310.</div> + +<p>Sieg des Konsuls <i>Q. Fabius Maximus Rullianus</i> +über die zu spät sich erhebenden <i>Etrusker</i> und +<i>Marser</i> am <i>Vadimonischen See</i>.</p> + +<div class="sidenote">309.</div> + +<p>Erstes Erscheinen einer <i>römischen Kriegsflotte</i> bei +der Belagerung der campanischen Stadt <i>Nuceria.</i></p> + +<div class="sidenote">305.</div> + +<p><i>Bovianum</i>, Hauptwaffenplatz der Samniten, eingenommen.</p> + +<div class="sidenote">304.</div> + +<p>Friede; die Samniten erlangen gleich ihren sabellischen +Bundesgenossen Freiheit innerhalb ihrer +Stammesgrenzen; Erneuerung der <i>alten</i> Verträge zu <i>gleichem</i> +Recht (foedus aequum).</p> + +<p>Zur Befestigung ihrer Herrschaft legen die Römer wiederum +mehrere <i>Kolonien</i> und neue <i>Heerstraßen</i> an, so <i>Narnia</i> in +Umbrien (spätere <i>via Flaminia</i>) und <i>Alba Fucentia</i> am <i>Lacus +Fucĭnus</i> (spätere <i>via Valeria</i>).</p> + +<div class="sidenote"><b>298–290.</b></div> + +<p><b>Dritter Samnitenkrieg.</b></p> + +<p>Die Samniten schließen mit den <i>Lukanern</i> ein +Bündnis, um einen letzten Kampf für Italiens Unabhängigkeit +zu wagen. Neue Erhebung der <i>Etrusker</i> und <i>Umbrer</i>.</p> + +<p>Der Konsul <i>L. Cornelius Scipio</i><a name="FNanchor_23_23" id="FNanchor_23_23"></a><a href="#Footnote_23_23" class="fnanchor">[23]</a> nötigt 298 die Lukaner, +dem Bündnis mit Samnium zu entsagen. Die Samniten stellen<span class="pagenum"><a name="Page_85" id="Page_85">[85]</a></span> +mit äußerster Kraftanstrengung drei Heere ins Feld, eins zur +Verteidigung ihres Gebiets, das zweite für Campanien; das +dritte führt ihr Feldherr <i>Gellius Egnatius</i> durch das <i>marsische</i> +und <i>umbrische</i> Gebiet nach <i>Etrurien</i>. Gallische Stämme +schließen sich dem <i>Bündnis der Italiker gegen Rom</i> an. +Große Rüstungen in Rom. Die Konsuln <i>Q. Fabius Maximus +Rullianus</i> und <i>P. Decius Mus</i> rücken mit 60000 Mann nach +Umbrien vor.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>295.</b></div> + +<p><b>Entscheidungsschlacht bei Sentinum</b>, Todesweihe +des jüngeren <i>P. Decius Mus</i>.</p> + +<p>Die Umbrer unterwerfen sich, die Etrusker bitten um +Frieden und werden Rom Untertan; die Samniten kämpfen +weiter, werden aber 293 bei <i>Aquilonia</i> besiegt. Endlich erneuert +der Konsul <i>M’. Curius Dentatus</i> das Bündnis mit ihnen; +sie behalten ihr Gebiet, lassen aber fortan den Römern freie +Hand, ihre Herrschaft im übrigen Italien zu befestigen.</p> + +<p>Abermals <i>Kolonien</i> gegründet: <i>Minturnae</i> und <i>Sinuessa</i> +im Gebiet der Aurunker (römische Bürgerkolonien), <i>Hatria</i> in +Picenum, <i>Venusia</i> in Apulien (latinische Kolonien). Die <i>Sabiner</i> +müssen römisches Bürgerrecht ohne Stimmrecht annehmen. +Gegen die Gallier wird 283 die Bürgerkolonie <i>Sena Gallica</i> +in Umbrien eingerichtet. Der Schutz, welchen Rom der von +Lukanern und Bruttiern angegriffenen Griechenstadt <i>Thurii</i> +gewährt, führt herbei den</p> + +<div class="sidenote"><b>282–272.</b></div> + +<p><b>Krieg mit Tarent.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Ältere Verträge mit Tarent, der +reichsten und mächtigsten Griechenstadt in Unter-Italien, untersagten +den Römern, mit Kriegsschiffen über das <i>Lacinische +Vorgebirge</i> bei Kroton hinauszufahren. Trotzdem erscheint +eine nach der umbrischen Küste bestimmte römische <i>Kriegsflotte</i> +im Hafen von Tarent. Die Tarentiner greifen sie an, +nehmen fünf Schiffe, vertreiben die römische Besatzung aus +<i>Thurii</i>. Römische Gesandte, welche Genugtuung verlangen, +werden in Tarent beschimpft; darauf Kriegserklärung.</p> + +<p>Die Tarentiner rufen den König <b>Pyrrhos von Epirus</b> zu +Hilfe; dieser schickt zuerst seinen Feldherrn <i>Milon</i> mit 3000 +Epiroten nach Tarent (281), im folgenden Jahre landet er selbst +mit einem aus <i>Epiroten, Makedonen, Griechen</i> bestehenden +Söldnerheere von 25000 Mann und 20 Elefanten in Italien. +Strenges militärisches Auftreten des Königs in Tarent; die +Bürger werden zum Kriegsdienst gezwungen.</p> + +<div class="sidenote"><b>280.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Herakleia</b> (am Meerbusen von Tarent); +die römische Manipularordnung erliegt dem Angriff +der makedonischen Phalanx und der Elefanten. Die +Griechenstädte, die Bruttier, Lukaner und <i>Samniten</i> schließen<span class="pagenum"><a name="Page_86" id="Page_86">[86]</a></span> +sich Pyrrhos an. Er bietet den Römern Frieden an; sein Gesandter +<i>Kineas</i> wird abgewiesen (Rede des blinden Konsulars +<i>Appius Claudius</i> im Senat). Pyrrhos rückt durch Campanien +bis <i>Anagnia</i> vor, kehrt aber um, da die Bundesgenossen der +Römer diesen treu bleiben. <i>C. Fabricius</i> Gesandter an Pyrrhos +wegen Auswechselung der Gefangenen.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>279.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Asculum</b> in Apulien;</p> + +<p>Pyrrhos siegt wiederum, doch mit großen Verlusten. +Er folgt einem Hilferuf der von den <i>Karthagern</i> bedrängten +<i>Syrakusaner</i> (S. 67), läßt nur eine Besatzung in +Tarent zurück. Kriegsbündnis zwischen <i>Rom</i> und <i>Karthago</i>, +doch lehnen die Römer die Landung einer karthagischen +Flotte in Italien ab und bekämpfen allein die Griechenstädte. +Pyrrhos kehrt 276 nach Tarent zurück. Als er den Samniten +Hilfe bringen will, wird er von <i>M’. Curius Dentatus</i> +in der</p> + +<div class="sidenote"><b>275.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Beneventum</b></p> + +<p>völlig geschlagen und kehrt nach Epirus zurück +(† 272 in Argos). Erst nach seinem Tode überliefert <i>Milon</i> +Stadt und Burg von Tarent den Römern unter der Bedingung +freien Abzugs. Die Tarentiner müssen Waffen und Schiffe ausliefern +und die Mauern niederreißen, behalten aber ihre eigene +Stadtverwaltung.</p> + +<p>Nach Tarents Fall Unterwerfung der <i>Samniten, Lukaner</i> +und <i>Bruttier</i>. Alle müssen Teile ihres Gebiets abtreten und +<i>Kolonien</i> aufnehmen (Beneventum und Aesernia in Samnium). +Im J. 270 Einnahme von <i>Rhegium</i>, welches 10 Jahre in den +Händen aufständischer campanischer Soldaten gewesen war, die +jetzt mit dem Tode bestraft werden. <b>Italien</b> (bis zum Apennin) +<b>geeinigt unter römischer Herrschaft</b>. Verlängerung der +<i>Via Appia</i>(S. 84) von <i>Capua</i> über <i>Venusia</i> und <i>Tarent</i> bis +<i>Brundisium</i>. In bezug auf das Verhältnis der unterworfenen +Gemeinden zu Rom sind zu unterscheiden:</p> + +<p>1. <b>Municipien</b> (<i>municipia</i>), d. h. Gemeinden mit beschränktem +römischem Bürgerrecht (<i>civitas sine suffragio et iure +honorum</i>). Sie haben also <i>commercium</i> und <i>conubium</i>, römische +Rechtsprechung und römischen Kriegsdienst.</p> + +<p>2. <b>Kolonien</b> (<i>coloniae</i>), d. h. römische Festungen. Viele +unterworfene Orte müssen einen Teil ihrer Ländereien abtreten. +Dieses Land wird an <i>römische Bürger</i> verteilt, die ihr volles +Bürgerrecht behalten und fortan in der Kolonie die herrschende +Gemeinde, gleichsam die <i>Patrizier</i>, bilden, während die alten +Einwohner zu <i>Insassen</i> ohne politische Rechte herabsinken. +Die Rechtspflege wird in den <i>Municipien</i> wie in den <i>Kolonien</i> +durch Präfekten (<i>praefecti iure dicundo</i>) ausgeübt, welche der +<i>praetor urbanus</i> (s. S. 81) ernennt.<span class="pagenum"><a name="Page_87" id="Page_87">[87]</a></span></p> + +<p>3. <b>Verbündete</b> (<i>socii, civitates foederatae</i>), deren Verhältnis +zu Rom durch <i>Verträge</i> geordnet ist. Sie haben eigene Verwaltung +und Gerichtsbarkeit und sind vom Dienst in der Legion +befreit, müssen dagegen <i>Hilfstruppen</i> oder <i>Schiffe</i> stellen. +Tribut wird nicht von ihnen gefordert. Am meisten begünstigt +sind die <i>Latiner</i>, sie können unter gewissen Bedingungen +römisches Bürgerrecht erwerben und werden zusammen mit +römischen Bürgern in <i>latinische Kolonien</i> ausgesandt.</p> + + +<h4>§ 4. Die Punischen Kriege.</h4> + +<div class="sidenote"> +<b>264–241.</b></div> + +<p><b>Erster Punischer Krieg.</b> Kampf um Sicilien.</p> + +<p>(Die frühere Geschichte der <i>Karthager</i> oder <i>Punier</i> siehe +S. 131, 41, 67.)</p> + +<p>Karthago mit seiner <i>oligarchischen</i> Verfassung, welche der +Bürgergemeinde geringen Einfluß gewährt und die Untertanen +durch Tributforderung drückt, und mit seinen <i>Söldnerheeren</i> +ist trotz seines Reichtums im Nachteil gegen Rom, wo gleichmäßigere +Verteilung der bürgerlichen Rechte und allgemeine +Verpflichtung zum Kriegsdienst besteht.</p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Die <i>Mamertiner</i>, d. h. <i>Marsmänner</i>, ehemalige +campanische Söldner des Agathŏkles (S. 67), hatten sich +der Stadt <i>Messana</i> bemächtigt. Sie werden von König <i>Hiero II.</i> +von <i>Syrakus</i> bekriegt. Ein Teil von ihnen ruft die <i>Karthager,</i> +ein anderer die Römer zu Hilfe. Der römische Senat schwankt, +die Bürgerschaft beschließt, den Mamertinern Hilfe zu gewähren. +Eine römische Kriegsflotte, meist aus Schiffen der süditalischen +Bundesgenossen bestehend, setzt Truppen von Rhegium nach +<i>Messana</i> über; die karthagische Besatzung wird aus der Burg +vertrieben.</p> + +<div class="sidenote"><b>264.</b></div> + +<p>Die Karthager und <i>Hiero</i> von Syrakus belagern die +Römer in Messana, müssen aber zurückweichen. +Hiero schließt sich bald den vordringenden Römern an. Nach +Eroberung der Stadt <i>Agrigentum</i> (Akrăgas, s. S. 32) 262 beschließen +die Römer den Bau einer großen <i>Kriegsflotte</i>. Sie +bauen Schiffe mit fünf Ruderreihen (Pentēren) nach dem Muster +eines gestrandeten karthagischen Kriegsschiffs.</p> + +<div class="sidenote"><b>260.</b></div> + +<p><b>Erster Seesieg der Römer</b> unter <b>C. Duilius</b> bei +<b>Mylae,</b> westlich von Messana, mit Hilfe der Enterbrücken. +Zum Andenken an den Sieg die <i>columna rostrata</i> +auf dem Forum errichtet.</p> + +<div class="sidenote">256.</div> + +<p>Nach einem zweiten Seesiege bei <b>Eknomos</b> an der +Südküste Siciliens landen die Konsuln <b>M. Atilius +Regulus</b> und <i>L. Manlius Volso</i> an der afrikanischen Küste. +Die Karthager, durch Verwüstung ihres Gebiets erschreckt,<span class="pagenum"><a name="Page_88" id="Page_88">[88]</a></span> +bitten um Frieden; Regulus stellt zu hohe Forderungen, wird +255 bei <i>Tunes</i> geschlagen und gefangen.</p> + +<p>Fortsetzung des Krieges in Sicilien; die Römer erobern +<i>Panormus</i> und behaupten es durch einen Sieg des Konsuls +<i>L. Caecilius Metellus</i> (251), der bei seinem Triumph in Rom +über 100 Elefanten aufführt.</p> + +<p>Friedensgesandtschaft der Karthager nach Rom. Nach der +römischen Legende soll Regulus die Annahme des Friedens +widerraten haben und in Karthago unter Martern getötet worden +sein. Die Römer nehmen den Seekrieg wieder auf, belagern +aber vergeblich die starke karthagische Seefestung <b>Lilybaeum</b>. +Der Konsul <i>P. Claudius Pulcher</i> (die heiligen Hühner) wird +in der</p> + +<div class="sidenote"> +<b>249</b>.</div> + +<p><b>Seeschlacht bei Drepăna</b></p> + +<p>von den Karthagern geschlagen. Darauf in den +nächsten Jahren nur <i>Landkrieg</i> auf der Westseite Siciliens. +Der karthagische Feldherr <b>Hamilkar</b>, genannt <b>Barkas</b> (d. h. +der <i>Blitz</i>), verteidigt sich 6 Jahre mit Erfolg gegen die Römer, +erst auf dem Berge <i>Eirkte</i> (Monte Pellegrino bei <i>Palermo</i>), +dann auf dem <i>Eryx</i> bei Drepana, beunruhigt auch durch Kaper +die Küsten Italiens. Durch das Zusammentreten reicher Bürger +in Rom wird endlich aus Privatmitteln eine neue Flotte gebaut. +Mit dieser erringt der Konsul <b>C. Lutatius Catulus</b> den entscheidenden</p> + +<div class="sidenote"><b>241</b>.</div> + +<p><b>Seesieg bei den Agatischen Inseln</b></p> + +<p>(gegenüber Lilybaeum) über die karthagische Flotte +unter Hanno.</p> + +<p><b>Friede</b>: 1. Die Karthager verzichten auf ganz <b>Sicilien</b>. +2. Sie zahlen 3200 Talente (16½ Mill. Mark) Kriegsentschädigung +in zehn Jahren. — Der größere, <b>westliche Teil Siciliens</b> +wird die <b>erste römische Provinz</b> unter der Verwaltung eines +Prätors; der kleinere <i>südöstliche Teil</i> bleibt unter der Hoheit des +mit Rom verbündeten <i>Königs Hiero von Syrakus</i>.</p> + +<div class="sidenote">238.</div> + +<p><b>Karthago</b> in großer Gefahr durch den <i>Aufstand der +Söldner</i> und der <i>libyschen Untertanen</i>, welcher +endlich von <i>Hamilkar</i> unterdrückt wird. Die Römer benutzen +dies, um von den Karthagern die Abtretung von <b>Sardinien</b> +und Zahlung von 1200 Talenten zu erzwingen. Die Insel +wird mit dem früher <i>etruskischen</i> <b>Korsika</b> zu <i>einer</i> Provinz +vereinigt. Doch besetzen die Römer nur die Küsten dieser +Inseln; die Gebirgsbewohner im Inneren werden gelegentlich +bekriegt, um Sklaven zu erbeuten.</p> + +<div class="sidenote">236.</div> + +<p><i>Hamilkar</i> beginnt Eroberungen in <b>Spanien</b>, um +neues Gebiet für Karthago zu gewinnen; sein +Schwiegersohn <i>Hasdrubal</i>, Nachfolger im Oberbefehl, gründet +227 <i>Neu-Karthago</i> (Cartagena).<span class="pagenum"><a name="Page_89" id="Page_89">[89]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +229–228.</div> + +<p>Krieg der Römer gegen die seeräuberischen <b>Illyrier</b> +von Skodra. Eine römische Flotte beschützt die +Griechenstädte Kerkyra, Apollonia, Epidamnos; die Königin +Teuta muß Tribut zahlen und Gebiet abtreten.</p> + +<div class="sidenote">225–222.</div> + +<p>Die Römer unterwerfen Nord-Italien, <b>Gallia cisalpina</b>, +gereizt durch einen Einfall gallischer Stämme +in <i>Etrurien</i>. Diese werden bei <i>Telamon</i> an der etruskischen +Küste vernichtet. Der Konsul Cn. Cornelius Scipio besiegt +die Bojer und Cenomanen und erobert 222 <i>Mediolanum</i> (Mailand), +die Hauptstadt der Insŭbrer. Zur Sicherung des neuen +Gebietes werden die latinischen Kolonien Placentia, Cremona, +Mutĭna angelegt. Die schon früher gebaute Heerstraße nach +<i>Spoletium</i> wird weiter geführt über den Apennin bis an das +Adriatische Meer, dann die Küste entlang bis <i>Arimĭnum</i> (<b>Via +Flaminia</b>). Weitere Maßregeln zur Befestigung ihrer Herrschaft +im cisalpinischen Gallien unterbricht der</p> + +<div class="sidenote"><b>218–201.</b></div> + +<p><b>Zweite Punische Krieg.</b></p> + +<p><b>Ursachen</b>: Eifersucht der Römer auf die durch +Erwerbungen in Spanien neu aufblühende Macht Karthagos; +Bestreben des Hauses Barkas, an Rom Rache zu nehmen.</p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Die Eroberung der mit Rom verbündeten +spanischen Stadt <i>Saguntum</i> (Murviedro, nördlich von Valencia) +durch <b>Hannibal</b>, den Sohn Hamilkars, 219. Eine römische +Gesandtschaft fordert in Karthago Hannibals Auslieferung; diese +wird verweigert, obgleich ein großer Teil des karthagischen +Senats der Machtstellung der Familie Barkas abgeneigt ist. +Darauf Kriegserklärung der Römer.</p> + +<p>Den römischen Kriegsplan, mit dem Hauptheere von +Sicilien aus eine Landung in <i>Afrika</i> zu machen, während ein +zweites Heer die karthagischen Truppen in <i>Spanien</i> beschäftigen +soll, vereitelt</p> + +<div class="sidenote">218.</div> + +<p><b>Hannibals kühner Zug nach Italien</b> auf dem +Landwege. Er überschreitet nach Zurücklassung +genügender Truppen in Spanien unter seinem Bruder Hasdrubal, +die östlichen <i>Pyrenäen</i> mit 50000 Mann Fußvolk, 9000 Reitern, +37 Elefanten und durchzieht das südliche Gallien. Der römische +Konsul <i>P. Cornelius Scipio</i>, welcher auf der Fahrt nach Spanien +in Massilia angelegt hatte, kann Hannibals Übergang über den +<i>Rhodănus</i> (Rhône) nicht hindern, kehrt nach Italien zurück, +sendet aber seinen Bruder <i>Cn. Scipio</i> mit dem Hauptteil des +Heeres nach Spanien. Hannibal zieht am Rhodanus aufwärts +bis zum Nebenfluß Isăra (Isère), dann östlich durch die Gebiete +der <i>Allobrŏger</i> und <i>Ceutronen</i>, überschreitet kämpfend die +<i>Alpen</i> (Paß des <i>Mont Genèvre</i> oder des <i>Kleinen St. Bernhard</i>) +und gelangt nach unsäglichen Mühen mit nur 26000 Mann +und wenigen Elefanten nach Ober-Italien.<span class="pagenum"><a name="Page_90" id="Page_90">[90]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>218.</b> +(Sept.)</div> + +<p><b>Reitertreffen am Ticinus</b>, <i>linkem</i> Nebenfluß des +Po. Scipio verwundet, wird durch seinen 17jährigen +Sohn, den späteren »<i>Africanus</i>«, gerettet. +Verstärkt durch aufständische Gallier (S 89), schlägt +Hannibal in der</p> + +<div class="sidenote"><b>218.</b> +(Dez.)</div> + +<p><b>Schlacht an der Trebia</b> (<i>rechtem</i> Nebenfluß des Po) +den andern Konsul <i>Tib. Sempronius Longus</i>, +der, aus Sicilien zurückberufen, die beiden vereinigten +römischen Heere befehligte.</p> + +<p>Hannibal befördert den nationalen Aufstand der cisalpinischen +Gallier, entläßt alle gefangenen römischen Bundesgenossen, überschreitet +den Apennin und vernichtet ein römisches Heer von +30000 Mann unter dem Konsul <i>C. Flaminius</i> in der</p> + +<div class="sidenote"><b>217.</b></div> + +<p><b>Schlacht am Trasimenischen See</b>. Schrecken in +Rom; man rüstet sich aber zur Verteidigung der +Stadt. <b>Q. Fabius Maximus</b> zum <i>Dictator</i> ernannt. Hannibal +wendet sich nach Osten, um den Abfall der römischen Bundesgenossen +allgemein zu machen, zieht durch <i>Picenum</i> nach +<i>Apulien</i>. Fabius folgt ihm in gemessener Entfernung, eine +Schlacht vermeidend (daher <i>Cunctator</i>, der Zauderer, genannt). +Als Hannibal, wieder den Apennin überschreitend, nach Campanien +vordringt, hindert Fabius ihn nicht an der Plünderung +der reichen Landschaft, verlegt ihm aber den Rückweg bei +<i>Casilīnum</i> am <i>Volturnus</i>. Hannibal gewinnt durch eine List +freie Bahn und kehrt nach <i>Apulien</i> zurück.</p> + +<p>Die römische Bürgerschaft, mit Fabius’ Kriegführung unzufrieden, +gibt dem magister equitum <i>M. Minucius</i>, der bei +<i>Gerunium</i> glückliche Gefechte gegen die Karthager besteht, als +zweitem <i>Dictator</i> einen unabhängigen Oberbefehl über die +Hälfte des Heeres. Er greift Hannibal an, wird geschlagen +und nur durch <i>Fabius</i> vor vollständiger Vernichtung gerettet.</p> + +<p>Zu Konsuln des Jahres 216 werden der als Feldherr bewährte +<b>L. Aemilius Paullus</b> von der Optimatenpartei und der +unfähige <b>C. Terentius Varro</b> von der Volkspartei erwählt, um +mit einem Heere von 86000 Römern und Bundesgenossen +Hannibal zu vernichten. Varro greift an dem Tage, wo er den +Oberbefehl hat, unvorsichtig an.</p> + +<div class="sidenote"><b>216.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Cannae</b> (in Apulien, am <i>Aufidus</i>), +furchtbare Niederlage der Römer; gegen 50000 +werden getötet, darunter mehr als 80 Männer senatorischen +Ranges und der Konsul <i>L. Aemilius Paullus</i>, die übrigen +werden gefangen oder zersprengt. <i>Varro</i> rettet sich mit einer +kleinen Schar nach Venusia und sammelt allmählich einen Rest +von 10000 Mann.</p> + +<p>In demselben Jahre wird auch eine nach dem cisalpinischen +Gallien geschickte Legion vernichtet. Der <b>Abfall von Capua</b>,<span class="pagenum"><a name="Page_91" id="Page_91">[91]</a></span> +die Lossagung der Samniten, Lukaner, Bruttier und vieler unteritalischer +Städte vom römischen Bündnis ist die unmittelbare +Folge der Schlacht bei <i>Cannae</i>.</p> + +<p>Bewundernswürdige Haltung des römischen Senats. Die +Trauer um die Gefallenen wird auf 30 Tage beschränkt, +Hannibals Gesandten, welche die Lösung der Gefangenen anbieten, +der Eintritt in die Stadt verboten; mit Heranziehung +aller irgend Waffenfähigen, selbst Sklaven, wird ein neues Heer +gebildet und zum Teil mit alten Beutestücken aus den Tempeln +bewaffnet. Der Prätor <b>M. Claudius Marcellus</b>, schon im +gallischen Kriege erprobt, und der Dictator <i>M. Junius Pera</i> +verteidigen die römischen Stellungen bei <i>Neapolis</i>, <i>Cumae</i> und +<i>Nola</i>. Hannibal bezieht Winterquartiere in <i>Capua</i>. Karthago +schließt Bündnis mit <i>Philipp V.</i> von Makedonien und <i>Hieronymus</i>, +dem Enkel und Nachfolger des Königs +Hiero in Syrakus (S. 88).</p> + +<div class="sidenote"> +<b>215.</b></div> + +<p>Wendung des Krieges zugunsten der Römer. Hannibal, +bei <i>Nola</i> von <i>Marcellus</i> zurückgeschlagen, geht +nach <i>Apulien</i> und gibt den Angriffskrieg auf. Aus Karthago +erhält er, mit Ausnahme einer Sendung von 4000 Mann, keine +Unterstützung. Die Römer dagegen bringen ihre Kriegsmacht +bald auf 21 Legionen; ihre <i>Flotte</i> beherrscht von Lilybaeum +aus das Meer und macht öfters Landungen an der afrikanischen +Küste. Hannibals Hoffnung auf Zuzug aus Spanien wird vereitelt +durch den</p> + +<div class="sidenote"><b>218–206.</b></div> + +<p><b>Krieg der Römer gegen die Karthager in Spanien.</b></p> + +<p>Die Feldherrn <i>P.</i> und <i>Cn. Cornelius Scipio</i> besiegen +<i>Hasdrubal</i>, Hannibals Bruder, 216 am <i>Ibērus</i> (Ebro) +und dringen bis in das Gebiet des <i>Baetis</i> (Guadalquivir) vor, +wo sie sich unter wechselvollen Kämpfen <b>bis 211</b> im ganzen +siegreich behaupten. Zugleich bedrängen sie durch ihren +Bundesgenossen <i>Syphax</i>, König von Westnumidien, die Karthager +in Afrika. Das Bündnis mit Philipp von Makedonien +bringt dem Unternehmen Hannibals ebenfalls +keine Hilfe.</p> + +<div class="sidenote">215–205.</div> + +<p><b>Erster Makedonischer Krieg,</b></p> + +<p>von den Römern mit geringen Streitkräften glücklich +geführt. Der unentschlossene König <i>Philipp</i> wagt nicht, +die versprochene Landung in Italien auszuführen. Die Römer +bringen gegen ihn ein Bündnis <i>griechischer</i> Staaten zustande +(die <b>Ätōler</b> an der Spitze), dem sich <i>illyrische</i> und <i>thrakische</i> +Häuptlinge, sowie König <i>Attălos</i> von Pergamon +anschließen.</p> + +<div class="sidenote">214–210.</div> + +<p><b>Krieg in Sicilien (Belagerung von Syrakus),</b></p> + +<p>durch <b>Marcellus</b> zugunsten der Römer entschieden. +Nach Vernichtung des karthagischen Entsatzheeres unter <i>Himilko</i><span class="pagenum"><a name="Page_92" id="Page_92">[92]</a></span> +durch Niederlagen und Seuchen in den sumpfigen Niederungen +des <i>Anāpos</i> wird trotz tapferer Verteidigung +(<i>Archimēdēs</i>)</p> + +<div class="sidenote"> +<b>212.</b></div> + +<p><b>Syrakus erobert und geplündert.</b></p> + +<p>In Italien nimmt Hannibal die Stadt <b>Tarent</b> ein, +mit Ausnahme der Burg, und kämpft glücklich +in Lukanien.</p> + +<div class="sidenote">211.</div> + +<p>Unglück der Römer in <b>Spanien</b>. Beide Scipionen +werden von den Karthagern und ihrem Verbündeten +<i>Massinissa</i>, Sohn des Königs von Ostnumidien (selbst König +208), geschlagen und getötet; ihre Truppen weichen nach +Norden über den Ebro zurück.</p> + +<p>Hannibal greift das römische Belagerungsheer vor <b>Capua</b> +an, wird aber zurückgeschlagen. Um die Römer zur Aufhebung +der Belagerung zu bewegen, rückt er gerade auf Rom los und +schlägt am Anio ein Lager auf (<i>Hannibal ad portas!</i>), geht +aber nach Verwüstung der Umgegend, da die Römer zur Verteidigung +bereit sind, nach Unter-Italien zurück, ohne seinen +Zweck erreicht zu haben.</p> + +<p><b>Capua muss sich den Römern ergeben</b>, welche über die +Stadt ein furchtbares Strafgericht ergehen lassen (viele Bürger +als Sklaven verkauft, 53 Senatoren enthauptet, die Selbstständigkeit +der Gemeinde vernichtet). Hannibals Angriff auf +<i>Rhegium</i> und auf die <i>Burg von Tarent</i> mißlingt; seine italischen +Bundesgenossen beginnen ihn zu verlassen.</p> + +<div class="sidenote">210.</div> + +<p>Der junge <b>P. Cornelius Scipio</b> (Sohn und Neffe +der in Spanien gefallenen Brüder) wird als Prokonsul +nach Spanien geschickt; er geht 209 über den Ebro und +erobert <i>Neukarthago</i>, während in Italien Q. Fabius Maximus +<i>Tarent</i> wiedergewinnt.</p> + +<div class="sidenote">208.</div> + +<p>Marcellus fällt in einem Reitertreffen bei <i>Venusia</i>. +Ausharren der Römer trotz der durch die Dauer +des Krieges sich fühlbar machenden Erschöpfung der Kräfte. +Zwölf latinische Kolonien erklären sich außer stande, fernerhin +Geld und Mannschaften zu liefern, 18 andere dagegen +halten treu zu Rom.</p> + +<p>In <b>Spanien</b> dringt Scipio siegreich bis zum Süden vor, +kämpft aber bei <i>Baecula</i> ohne Entscheidung mit <i>Hasdrubal</i> +und kann ihn nicht hindern, über die (westlichen) Pyrenäen zu +gehen, um seinem Bruder Hannibal Hilfe zuzuführen.</p> + +<div class="sidenote"><b>207.</b></div> + +<p>Hasdrubal, in Ober-Italien angelangt, ruft die cisalpinischen +Gallier aufs neue zu den Waffen. Große +Rüstungen in Rom (23 Legionen auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen), +um die Gefahr abzuwehren. Gegen Hasdrubal +wird der Konsul <i>M. Livius Salinator</i>, gegen Hannibal der<span class="pagenum"><a name="Page_93" id="Page_93">[93]</a></span> +Konsul <i>C. Claudius Nero</i> gesendet. Dieser entschließt sich, +während Hannibal ihm gegenüber in <i>Apulien</i> lagert, zu einem +Eilmarsch mit 7000 Mann auserlesener Truppen und vereinigt +sich mit seinem Amtsgenossen. Beide Konsuln +siegen in der</p> + +<div class="sidenote"> +<b>207.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Sena Gallica</b>, nicht weit vom Flusse +<b>Metaurus</b>. <i>Hasdrubal</i> fällt. Auf die Nachricht +von dieser Niederlage (die Römer werfen den karthagischen +Vorposten den Kopf des <i>Hasdrubal</i> zu) zieht Hannibal nach +dem Bruttierlande zurück.</p> + +<div class="sidenote">206.</div> + +<p>Die Karthager räumen <i>Gades</i> (Cadix), ihre letzte +Besitzung in Spanien.</p> + +<div class="sidenote">205.</div> + +<p><b>Scipio</b>, zum Konsul erwählt, bereitet in Sicilien +einen Zug nach Afrika vor. <i>Mago</i>, Hannibals +jüngster Bruder, landet mit den Trümmern des spanischen +Heeres der Karthager bei <i>Genua</i> und ruft die Ligurer zu den +Waffen. Sofort werden drei römische Heere gegen ihn aufgeboten.</p> + +<div class="sidenote">204.</div> + +<p>Scipios Landung in Afrika. Den Kern seines Heeres +bilden die Reste des einst bei Cannae besiegten +Heeres (2 Legionen). Mit ihm vereinigt sich Massinissa, der +von den Karthagern und dem jetzt mit ihnen verbündeten +<i>Syphax</i> (Gemahl der Karthagerin <i>Sophonĭba</i>) aus seinem +Reiche vertrieben war.</p> + +<div class="sidenote">203.</div> + +<p><i>Scipio</i> schlägt die Karthager und Numider durch +nächtlichen Überfall (das Lager in Brand gesteckt) +und bedroht Karthago. <i>Syphax</i> wird in der Nähe seiner Hauptstadt +<i>Cirta</i> (Constantine) von einer römischen Heeresabteilung +unter <i>C. Laelius</i> und den numidischen Reitern unter <i>Massinissa</i> +besiegt und gefangen. Friedensunterhandlungen ohne +Ergebnis. Die Karthager rufen <i>Hannibal</i> und <i>Mago</i> nach +Afrika zurück; Mago stirbt auf der Überfahrt. Hannibal schifft +sich in <i>Kroton</i> ein, nachdem er die italischen Soldaten, die +ihm nicht folgen wollen, hat niedermachen lassen, und landet +bei Leptis. Nach einer fruchtlosen persönlichen Unterhandlung +zwischen Scipio und Hannibal kommt es zur</p> + +<div class="sidenote"><b>202.</b></div> + +<p><b>Entscheidungsschlacht bei Zama</b>,</p> + +<p>in der das karthagische Heer geschlagen und vernichtet +wird. Hannibal flüchtet nach <i>Hadrumētum</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>201.</b></div> + +<p>Scipio gewährt den Karthagern <b>Frieden</b> unter folgenden +Bedingungen: 1. Abtretung der spanischen +Besitzungen und der Inseln des Mittelmeeres. 2. Übergabe des +numidischen Reiches an <i>Massinissa</i>. 3. Zahlung eines <i>jährlichen</i> +Tributs von 200 Talenten (etwa 1 Mill. Mark) <i>fünfzig</i> +Jahre lang. 4. Auslieferung und Verbrennung aller Kriegs<span class="pagenum"><a name="Page_94" id="Page_94">[94]</a></span>schiffe +bis auf 10. 5. Verbot, ohne Erlaubnis der Römer +irgendwo Krieg zu führen. — <i>P. Cornelius Scipio</i>, der den +Beinamen <b>Africanus</b> erhält, feiert in Rom einen glänzenden +Triumph (<i>Syphax</i>).</p> + +<p>Die italischen Bundesgenossen Hannibals werden zu bedeutenden +Gebietsabtretungen verurteilt: in diesen Gebieten +werden <i>Kolonien</i> gegründet (<i>Puteoli</i>, <i>Salernum</i>, <i>Croton</i>, <i>Vibo</i>); +das Gebiet von <i>Capua</i> bleibt ager publicus. Nach einer +nochmaligen Erhebung der cisalpinischen Gallier und der +Ligurer wird</p> + +<div class="sidenote"> +200–191.</div> + +<p><b>Ober-Italien</b> nach schwerem Kampfe <b>wieder unterworfen</b>. +Wiederherstellung der Kolonien <i>Placentia</i>, +<i>Cremona</i>, <i>Mutina</i>; <b>Via Aemilia</b> von Ariminum bis Placentia; +Kolonie <i>Aquileia</i> an der Nordostgrenze.</p> + +<p><b>Folgen des zweiten Punischen Krieges</b>: 1. Durch den +glücklichen Ausgang des Kampfes, bei welchem der Bestand des +römischen Staats gefährdet war, ist die nationale Einigung und +Unabhängigkeit Italiens unter Roms Herrschaft sichergestellt. +2. Rom gewinnt außeritalische <i>Provinzen</i> und beschreitet, +durch keinen ebenbürtigen Gegner mehr gehindert, die Bahn +zur <i>Weltherrschaft</i>.</p> + + +<h4>§ 5. Ausbreitung der römischen Herrschaft.</h4> + +<p>In <b>Spanien</b> werden 197 <b>zwei Provinzen</b> eingerichtet: +<i>Hispania citerior</i> (Tarraconensis) und <i>Hispania ulterior</i> (Baetica). +Doch bedarf es noch oft wiederholter Feldzüge (195 der Konsul +<i>M. Porcius Cato</i>), um die römische Herrschaft zu befestigen.</p> + +<p>Durch Unterwerfung der griechischen Länder des Ostens +entsteht ein mächtiges, zweisprachiges Reich, welches die +<i>Mittelmeer</i>länder zu einer großen Einheit zusammenschließt.</p> + +<div class="sidenote"><b>200–197.</b></div> + +<p><b>Zweiter Makedonischer Krieg.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Makedonische Söldner hatten bei +Zama gegen die Römer gekämpft. Außerdem bitten König +<i>Attălos</i> von <i>Pergămon</i> und die Städte <i>Rhodos</i> und <i>Athen</i> die +Römer um Hilfe gegen Philipp, der im Bunde mit Antiochos III. +von Syrien Ägypten bekriegt und auch sie schwer bedrängt.</p> + +<p>Zwei römische Legionen unter <i>P. Sulpicius Galba</i> landen +in Illyrien bei <i>Apollonia</i>. Die römische Flotte schützt den +Peiraieus und bedroht Euböa. Philipp, vor Athen zurückgeschlagen, +wird gezwungen, Mittel-Griechenland zu verlassen. +Erfolglose Kriegführung der Römer in <i>Illyrien</i>; die Flotte versucht +vergebens eine Landung auf der Halbinsel <i>Chalkidike</i>.<span class="pagenum"><a name="Page_95" id="Page_95">[95]</a></span> +Aber der Konsul <b>T. Quinctius Flamininus</b> (198) gewinnt, nach +Umgehung der festen Stellung Philipps, Epirus, besetzt dann +Phokis und Böotien und siegt endlich in der</p> + +<div class="sidenote"> +<b>197.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Kynoskephălae</b> in Thessalien.</p> + +<p><b>Friede</b>: Philipp muß die Hegemonie über Griechenland +sowie überhaupt alle Besitzungen außerhalb des eigentlichen +Makedoniens aufgeben und in 10 Jahren 1000 Talente zahlen; +ferner darf er nur 5000 Soldaten und 5 Kriegsschiffe halten +und nur mit römischer Erlaubnis Krieg führen. — Bei den +Isthmischen Spielen läßt <i>Flamininus</i> den Senatsbeschluß verkünden, +welcher die bisher Philipp untertänigen <b>griechischen +Staaten für frei</b> erklärt. Die meisten treten in den Achäischen +Bund; die Römer beschränken die Herrschaft des Tyrannen +<i>Nabis</i> von Sparta, lassen sie aber als Gegengewicht gegen den +Achäischen Bund bestehen (s. S. 69).</p> + +<div class="sidenote">195.</div> + +<p>Die oligarchische Partei in <b>Karthago</b>, wo auf +Hannibals Anregung eine demokratische Reform +der Verfassung stattgefunden hat, verdächtigt diesen beim +römischen Senat, der seine Auslieferung verlangt. Hannibal +flüchtet nach Tyrus, von da zum König Antiochos.</p> + +<div class="sidenote"><b>192–189.</b></div> + +<p><b>Krieg mit Antiochos III. von Syrien.</b></p> + +<p>Antiochos, herbeigerufen von den mit Roms Schutzherrschaft +unzufriedenen <i>Ätōlern</i>, eröffnet den Krieg mit einer +Landung in Thessalien. Von da geht er nach Euböa. Die meisten +Griechen, namentlich der <i>Achäische</i> Bund, bleiben den Römern +treu, mit denen sich auch <i>Philipp von Makedonien, Eumĕnes +von Pergamon</i> und <i>Rhodos</i> verbinden. Landung des Konsuls +M’. Acilius Glabrio in Epirus und Marsch nach +Thessalien.</p> + +<div class="sidenote">191.</div> + +<p><b>Schlacht bei Thermopylae.</b> Der Konsular und +Besieger der Spanier, <i>M. Porcius Cato,</i> welcher +als Kriegstribun im römischen Heere dient, überrumpelt die +Ätoler auf dem Bergpfade des Ephialtes (S. 40), der Konsul +<i>Acilius</i> nimmt den Hauptpaß und zersprengt das Heer des +Antiochos, der mit wenigen Truppen nach <i>Chalkis</i> entkommt +und sich dort nach <i>Ephĕsus</i> einschifft.</p> + +<div class="sidenote">190.</div> + +<p>Eine <i>rhodische</i> Flotte besiegt die von <i>Hannibal</i> +geführte Flotte des Königs an der Mündung des +<i>Eurymedon</i> (s. S. 43), die römische Flotte siegt am Vorgebirge +<i>Myonnesos</i> unweit Ephesus. Das römische Landheer unter +<i>L. Cornelius Scipio,</i> welchen sein Bruder <i>Scipio Africanus</i> +als Legat begleitet, marschiert durch Makedonien und Thrakien, +setzt über den Hellespont und schlägt den Antiochos bei <b>Magnesia</b> +am Sipy̆los, nicht weit von Smyrna.<span class="pagenum"><a name="Page_96" id="Page_96">[96]</a></span></p> + +<div class="sidenote">189.</div> + +<p>Friedensschluß: Antiochos tritt <i>Kleinasien</i> bis zum +Taurusgebirge ab, zahlt in zwölf Jahren 15000 +Talente (über 70 Mill. Mark) Kriegskosten, liefert seine Kriegsschiffe +bis auf zehn aus. <i>Hannibal</i> entflieht nach Bithynien +zum Könige Prusias, tötet sich dort 183 durch Gift.</p> + +<p>In Rom glänzender Triumph des <i>L. Cornelius Scipio</i>, der +den Beinamen <i>Asiaticus</i> annimmt. Der Senat beschließt, vor +der Hand keine unmittelbaren Besitzungen in Asien zu erwerben, +verteilt die abgetretenen Länder an die Bundesgenossen, namentlich +an <i>Eumĕnes</i> von Pergamon und die <i>Rhodier</i>, und nimmt +die griechischen Städte Asiens in Schutz gegen die <i>Galăter</i> +(189 Zug des Konsuls <i>Cn. Manlius Volso</i> von Ephĕsus aus). +In Griechenland werden die <i>Ätōler</i> besiegt und unterworfen, +die übrigen Staaten behalten vorläufig ihre Selbständigkeit. Die +inneren Zwistigkeiten dauern unter den Griechen fort, der +römische Senat wird als Schiedsrichter angerufen,</p> + +<div class="sidenote"> +186.</div> + +<p>Senatus consultum <i>de bacchanalibus</i> gegen die +Ausartung griechischer Götterdienste.</p> + +<div class="sidenote">184.</div> + +<p><b>M. Porcius Cato</b> (234–149) strenger Censor in Rom, +bekämpft als Vertreter altrömischer Sittenstrenge +die zugleich mit der griechischen Bildung sich ausbreitenden +Laster der Nobilität (<i>ambitio, avaritia, luxuria</i>), erbaut nach +griechischem Vorbilde die erste Säulenhalle am Forum, Basilica +Porcia. <i>P. Cornelius Scipio Africanus</i>, mit seinem Bruder +L. Scipio von zwei Volkstribunen angeklagt wegen willkürlicher +Verwendung der von Antiochos gezahlten Gelder, schlägt +durch sein Ansehen den Prozeß nieder, verläßt dann Rom und +stirbt 183 auf seinem Landgute zu Liternum in Campanien.</p> + +<div class="sidenote">180.</div> + +<p><b>Lex Villia annalis</b>, beantragt von dem Tribunen +<i>L. Villius,</i> zur Beschränkung der Ämtersucht +(ambitio). Sie setzt ein bestimmtes Alter für die kurulischen +Ämter fest: nach zehnjährigem Kriegsdienst Ädilität im 37. +Lebensjahre, Prätur im 40., Konsulat im 43. Von der Bewerbung +um die Ädilität waren Unvermögende schon dadurch +ausgeschlossen, daß die Kosten für die <i>öffentlichen Spiele</i> +(ludi Romani, ludi plebei, Megalesia, Cerealia, Floralia) größtenteils +von den Ädilen selbst getragen wurden.</p> + +<div class="sidenote"><b>171–168.</b></div> + +<p><b>Dritter Makedonischer Krieg.</b></p> + +<p>Philipps V. Sohn <b>Perseus</b> will Makedoniens Macht +über Griechenland herstellen; König Eumĕnes von Pergamon +verklagt ihn in Rom. Die römische Kriegführung in Thessalien +anfangs erfolglos, so daß unter den Griechen sich Neigung zum +Abfall zeigt; dann aber dringt <b>L. Aemilius Paullus</b>, Sohn +des bei Cannae gefallenen Konsuls, nachdem er die Manns<span class="pagenum"><a name="Page_97" id="Page_97">[97]</a></span>zucht +im Heere hergestellt hat, in Makedonien ein und gewinnt +die entscheidende</p> + +<div class="sidenote"> +<b>168.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Pydna.</b></p> + +<p>Perseus entflieht zu Schiff, ergibt sich dann auf +der Insel Samothrake den Römern. Glänzender Triumph des +Aemilius Paullus. Die nach Rom gebrachte Beute ist so bedeutend, +daß fortan den Bürgern das <i>Tributum</i> (s. S. 75) erlassen +werden kann.</p> + +<p><b>Makedonien</b> wird noch nicht zur Provinz gemacht, sondern +in 4 von Rom abhängige Bezirke aufgelöst, die untereinander +weder <i>commercium</i> noch <i>conubium</i> haben; ebenso <i>Illyrien</i> +nach Besiegung des Königs <i>Genthios</i>, eines Bundesgenossen +des Perseus, in 3 Bezirke. Über <i>Epirus</i> wird ein grausames +Strafgericht verhängt (70 Städte zerstört, die Einwohner als +Sklaven verkauft); die <i>griechischen Staaten</i> werden in das +Verhältnis der Untertänigkeit herabgedrückt. 1000 vornehme +Achäer werden zur Untersuchung nach Rom geführt (unter +ihnen der Geschichtschreiber <i>Polybios</i>) und dann 16 Jahre +in italischen Städten in Gewahrsam gehalten. Die alten +Bundesgenossen der Römer, Eumĕnes von <b>Pergamon</b> und die +<b>Rhodier</b>, welche im Kriege eine vermittelnde Stellung hatten +einnehmen wollen, werden gedemütigt und den letzteren ihre +Besitzungen auf dem Festlande abgenommen. In einem +zwischen <b>Syrien</b> und <b>Ägypten</b> ausgebrochenen Kriege schreitet +der Senat zum Schutze der Ptolemäer ein. Der römische Gesandte +<i>C. Popillius Laenas</i> (168) befiehlt dem König <i>Antiochus IV.</i> +von Syrien vor Alexandrīa in herrischer Weise den Rückzug.</p> + +<div class="sidenote"><b>149–146.</b></div> + +<p><b>Dritter Punischer Krieg.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Streitigkeiten der Karthager mit +König <i>Massinissa</i>, der ihr Gebiet schmälert; sie bekämpfen +ihn ohne römische Erlaubnis. Der Senat beschließt Krieg auf +Betreiben des greisen <i>M. Porcius Cato</i>: Ceterum censeo Carthaginem +esse delendam († 149).</p> + +<p>Zwei konsularische Heere landen bei <i>Utĭca</i>; die Karthager +unterwerfen sich, liefern Schiffe und Waffen aus. Als aber +gefordert wird, daß sie ihre Stadt verlassen und sich 2 Meilen +vom Meere neu anbauen sollen, entschließen sie sich zu verzweifeltem +Widerstande. Mit äußerster Anstrengung aller Bewohner +Karthagos wird eine neue Kriegsrüstung zustande gebracht, +Tag und Nacht werden Waffen geschmiedet, im inneren +Hafen wird eine neue Flotte gebaut. Ein Sturm der Römer +wird zurückgeschlagen. Belagerung Karthagos.</p> + +<div class="sidenote">147.</div> + +<p><b>P. Cornelius Scipio Aemilianus,</b> Sohn des L. Aemilius +Paullus, durch Adoption Enkel des Scipio<span class="pagenum"><a name="Page_98" id="Page_98">[98]</a></span> +Africanus<a name="FNanchor_24_24" id="FNanchor_24_24"></a><a href="#Footnote_24_24" class="fnanchor">[24]</a> erhält den Oberbefehl. Er schließt die Stadt von +der Land- und Seeseite vollständig ein.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>146.</b></div> + +<p><b>Einnahme und Zerstörung Karthagos.</b></p> + +<p>Sechstägiger Straßenkampf und 17tägiger Brand. +Die überlebenden Einwohner werden als Sklaven verkauft.</p> + +<p>Das Land vom <i>Tusca</i>fluß, gegenüber der Insel <i>Galatha</i>, +bis zur kleinen Syrte wird unter dem Namen <b>Africa</b> römische +Provinz (Hauptstadt <i>Utĭca</i>). Das übrige Land kommt an das +verbündete Königreich <i>Numidien</i>. Glänzender Triumph Scipios, +der den Beinamen <i>Africanus</i> (minor) erhält.</p> + +<div class="sidenote">146.</div> + +<p><b>Makedonien wird römische Provinz</b></p> + +<p>nach Besiegung des <i>Andriskos</i>, der sich für einen +Sohn des Perseus ausgibt, durch <i>Q. Caecilius +Metellus.</i></p> + +<div class="sidenote">140.</div> + +<p><b>Einnahme und Zerstörung von Korinth</b></p> + +<p>nach einem kurzen Kriege des Achäischen Bundes +gegen die Römer. Der Konsul <i>L. Mummius</i> siegt bei <i>Leukopetra</i>, +besetzt Korinth und zerstört es auf Befehl des Senats. +Die Kunstschätze werden nach Rom geschickt, sämtliche Einwohner +als Sklaven verkauft. Das Gebiet der Stadt wird teils +an <i>Sikyon</i> gegeben, teils für römisches Gemeindeland erklärt.</p> + +<p>Die anderen griechischen Städte werden im allgemeinen +mit Milde behandelt, doch sind sie dem in <i>Thessalonike</i> residierenden +<i>Statthalter von Makedonien</i> untergeordnet (s. S. 69).</p> + +<p>Die ersten <b>vier Provinzen</b> (<i>Sicilia</i>, <i>Sardinia</i> nebst <i>Corsica</i>, +<i>Hispania citerior</i> und <i>ulterior</i>) wurden anfänglich von +<b>Prätoren</b> verwaltet, so daß es mit dem <i>Praetor urbanus</i> und +dem <i>Praetor inter peregrinos</i> (seit 241), welche stets in Rom +blieben, <b>6</b> jährlich erwählte Prätoren gab. Später wird es +üblich, daß alle Prätoren während des Amtsjahres in Rom +bleiben als Vorsitzende der aus Senatoren gebildeten <i>Gerichtshöfe</i> +(<i>quaestiones perpetuae</i>). Im <i>nächsten</i> Jahre gehen dann +die Prätoren als <b>Proprätoren</b>, begleitet von <i>Quästoren</i> als +Finanzbeamten, in die ihnen durch das Los zugefallenen Provinzen; +doch werden in solche Provinzen, wo noch Krieg zu führen +ist, in der Regel die <i>Prokonsuln</i> gesandt. Neben der Ver<span class="pagenum"><a name="Page_99" id="Page_99">[99]</a></span>waltung +steht den Prokonsuln und Proprätoren die höchste +Militär- und Justizgewalt zu.</p> + +<div class="sidenote"> +149.</div> + +<p>Einsetzung des Gerichtshofs über Erpressungen (<i>de +repetundis</i>) zur Abstellung der aus den Provinzen +kommenden Klagen.</p> + +<p>Im Jahre 146 bestanden <b>acht Provinzen</b>, außer den vier +oben genannten noch <i>Gallia cisalpina</i>, <i>Illyricum</i>, <i>Africa</i>, <i>Macedonia</i>. +Die Einrichtung einer Provinz wird in der Regel von +dem erobernden Feldherrn und einer Kommission von 10 Senatoren +vorgenommen. Die Provinzen sind im Gegensatz zu +Italien <i>steuerpflichtige</i> Gebiete. Doch behalten einige Städte +auf Grund eines Vertrages (<i>civitates foederatae</i>), andere auf +Grund eines Senats- oder Volksbeschlusses (<i>civitates liberae et +immunes</i>) Steuerfreiheit, eigene Gerichtsbarkeit und Verwaltung +durch selbstgewählte Behörden (divide et impera!).<a name="FNanchor_25_25" id="FNanchor_25_25"></a><a href="#Footnote_25_25" class="fnanchor">[25]</a> Die +Abgaben der Provinz [Grundsteuer (tributum); Pacht- und +Weidegelder von Staatsländereien (vectigal, scriptura); Hafenzölle +(portoria)] werden an <b>Abgabenpächter (publicani)</b> verpachtet, +meist Gesellschaften von römischen Bürgern aus dem +Ritterstande (<i>ordo equester</i>, S. 102), von denen viele auch +als Bankiers (<i>negotiatores</i>) und Großkaufleute (<i>mercatores</i>) in +der Provinz Handelsgeschäfte trieben. Dem Amtsadel (<i>ordo +senatorius</i>) waren Geld und Handelsgeschäfte untersagt; er +legte sein Geld in Ländereien an, die durch Sklaven bearbeitet +wurden.</p> + +<p>In Italien bleibt der Gegensatz zwischen <i>römischen Bürgern</i> +und <i>Bundesgenossen</i>; die Municipien (S. 86) erhalten nach und +nach römisches Bürgerrecht. Die Herrschaft der <b>Nobilität</b> mit +ihrem regelmäßigen Ämterwechsel ist so befestigt, daß Ernennung +von <i>Dictatoren</i> lange Zeit nicht mehr vorkommt. +Seit 153 v. Chr. treten die Konsuln ihr Amt stets am 1. Januar +an (früher am 1. März). In Zeiten der Gefahr überträgt der +Senat ihnen diktatorische Gewalt durch den Beschluß: <i>Videant +consules, ne quid detrimenti respublica capiat</i>.</p> + +<p>Zunehmende Verweichlichung und Genußsucht in Rom +seit dem Ende des zweiten Punischen Krieges. Beginn des +Großkapitalismus und der Latifundienwirtschaft. Vergebliche +Bestrebungen von Männern wie M. Porcius Cato Censorius +(234–149).<span class="pagenum"><a name="Page_100" id="Page_100">[100]</a></span></p> + + +<h4>§ 6. Bürgerliche Unruhen.</h4> + +<div class="sidenote"> +<b>153–133.</b></div> + +<p><b>Unterwerfung Spaniens.</b></p> + +<p>Wiederholte Einfälle der freien <i>Lusitaner</i> (in +Portugal) in die südliche Provinz. Ihr Feldherr <i>Viriāthus</i>, in +mehreren Schlachten siegreich, wird 139 durch Verräter aus +seiner Umgebung ermordet. In der nördlichen Provinz ist die +Stadt <b>Numantia</b> (unweit <i>Soria</i> am oberen <i>Duero</i>) Mittelpunkt +des Widerstandes. Endlich erhält den Oberbefehl <i>P. Cornelius +Scipio Aemilianus Africanus</i> (minor), der die Mannszucht im +Heere wiederherstellt und nach 15monatiger Einschließung +die Stadt aushungert. Verzweifelte Verteidigung.</p> + +<div class="sidenote"><b>133.</b></div> + +<p><b>Übergabe und Zerstörung von Numantia.</b></p> + +<p>Scipios Beiname Numantinus. Seit dem Fall von +Numantia ist ganz Spanien, mit Ausnahme der nördlichen +Bergvölker, der römischen Herrschaft unterworfen.</p> + +<div class="sidenote">135–132.</div> + +<p><b>Erster Sklavenkrieg.</b></p> + +<p>Aufstand der mißhandelten Sklaven in Sicilien +unter dem Syrer <i>Eunūs</i>, der sich König <i>Antiochos</i> nennt, +glücklich gegen mehrere römische Heere kämpft, endlich aber +gefangen und mit einer großen Anzahl Aufständischer hingerichtet +wird.</p> + +<div class="sidenote"><b>133–121.</b></div> + +<p><b>Gracchische Unruhen,</b></p> + +<p>hervorgerufen durch die auf gewaltsame Weise +betriebenen politischen und sozialen <i>Reformen</i> der Brüder +<i>Tiberius</i> und <i>Gaius Sempronius Gracchus.</i></p> + +<p>Fortwährende Vermehrung der großen, durch Sklaven bewirtschafteten +Güter (<i>Latifundia</i>). Billiges Getreide aus den +Provinzen. Dadurch schmilzt der freie Bauernstand zusammen; +viele arme Bürger ziehen nach Rom, gelockt durch die Aussicht +auf Getreidespenden und Wahlbestechungen. +Deshalb stellt</p> + +<div class="sidenote"><b>133.</b></div> + +<p><b>Tib. Sempronius Gracchus,</b> durch seine Mutter <i>Cornelia</i> +Enkel des Siegers von Zama, als Volkstribun +den Antrag auf Erneuerung des in Vergessenheit geratenen +<b>Licinischen Ackergesetzes</b> (S. 81), doch sollen außer +den 500 Morgen für zwei Söhne noch je 250 vom Gemeindeland +von den Besitzern behalten und für die auf dem zurückzugebenden +Lande ausgeführten Bauten und Anlagen Entschädigungen +gezahlt werden. Aus dem dadurch frei gewordenen +Gemeindeland sollen unveräußerliche Bauerngüter von je 30 +Morgen gebildet und zur Bewirtschaftung gegen einen mäßigen +Erbzins an arme Bürger verteilt werden. Nachdem Tib. +Gracchus den Volkstribunen <i>M. Octavius</i>, der dagegen beharrlich +Einspruch erhebt, durch Volksbeschluß widerrechtlich hat ab<span class="pagenum"><a name="Page_101" id="Page_101">[101]</a></span>setzen +lassen, wird das Gesetz vom Volke angenommen; mit +seiner Ausführung werden beauftragt: <i>Tib. Gracchus</i>, sein +Schwiegervater <i>Appius Claudius</i> und sein Bruder <i>C. Gracchus</i> +(tresviri agris dandis assignandis).</p> + +<div class="sidenote"> +<b>133.</b></div> + +<p>Tod des Königs <i>Attălos III. von Pergămon</i>, der +sein Reich (fortan <b>römische Provinz Asia</b>) und +seine Schätze den Römern hinterläßt (S. 66).</p> + +<p>Tib. Gracchus beantragt gegen das bestehende Herkommen, +wonach der <i>Senat</i> über auswärtige Angelegenheiten entscheidet, +beim <i>Volke</i>, den pergamenischen Schatz an die neuen Landbesitzer +behufs Anschaffung des nötigen Inventars zu verteilen.</p> + +<p>Vorbereitung weiterer volkstümlicher Gesetze (Abkürzung +der Dienstzeit, Ausdehnung des Provokationsrechtes u. a.).</p> + +<p>Tib. Gracchus will sich <i>entgegen dem bestehenden Gesetz</i> +für das folgende Jahr wieder zum Tribunen wählen lassen, wird +aber mit 300 seiner Anhänger von den Optimaten unter Führung +des P. Cornelius Scipio Nasica auf dem Forum <b>erschlagen</b>. +Die Konsuln des folgenden Jahres schreiten gegen die Volkspartei +(<i>populares</i>) mit Hinrichtungen und Verbannungen ein, +die beschlossene Ackerverteilung aber kommt zur Ausführung.</p> + +<div class="sidenote">131.</div> + +<p>Der Volkstribun <i>C. Papirius Carbo</i> setzt, um den +Einfluß der Optimaten auf die Tributkomitien zu +brechen, schriftliche geheime Abstimmung in denselben durch +(lex tabellaria), welche für die Wahlen schon seit 139 angeordnet +war. Seinen weiteren Vorschlägen tritt <b>P. Cornelius Scipio +Aemilianus</b> (Gemahl der Sempronia, Schwester der Gracchen, +S. 98), entgegen; auch hemmt er die weitere Tätigkeit der +tresviri agris dandis assignandis, indem er bewirkt, daß ihnen +die richterliche Entscheidung über streitiges Land +entzogen wird.</p> + +<div class="sidenote">129.</div> + +<p>Am Tage nach einer aufgeregten Verhandlung wird +<i>Scipio</i> in seinem Hause tot (ermordet?) gefunden.</p> + +<div class="sidenote">125.</div> + +<p>Der Konsul <i>M. Fulvius Flaccus</i>, welcher im Sinne +der gracchischen Partei beantragt, den italischen +Bundesgenossen römisches Bürgerrecht zu gewähren, wird vom +Senat der von gallischen Stämmen bedrängten Stadt <i>Massilia</i> +(S. 66) zu Hilfe geschickt. Bald darauf werden, um den Landweg +von Italien nach Spanien zu sichern, römische Kolonien +in <i>Aquae Sextiae</i> und <i>Narbo</i> gegründet, zur Sicherung des Seeverkehrs +werden die <i>Balearischen Inseln</i> besetzt.</p> + +<div class="sidenote">121.</div> + +<p><b>Gallia Narbonensis römische Provinz</b> (Massilia +<i>civitas foederata</i>).</p> + +<div class="sidenote"><b>123.</b></div> + +<p><b>Gaius Sempronius Gracchus</b> erneuert als Volkstribun +das <i>Ackergesetz</i> seines Bruders und knüpft +daran eine Reihe von Gesetzen, welche die Herrschaft der Opti<span class="pagenum"><a name="Page_102" id="Page_102">[102]</a></span>maten +zu stürzen bestimmt sind. Er gewinnt die Menge der +ärmeren Bürger für sich, indem er die persönliche Freiheit +sichert (<i>lex Sempronia de civibus Romanis</i>: ne de capite +civium Romanorum iniussu populi iudicaretur), den Kriegsdienst +erleichtert (<i>lex militaris</i>) und Getreideverkauf von Staats wegen +an die Bürger zu billigem Preise anordnet (<b>lex frumentaria</b>). +Für 122 wird er auf Grund eines Gesetzes, welches bei Mangel +an Bewerbern um das Tribunat dem Volke freie Wahl gestattet, +wieder zum Tribunen gewählt.</p> + +<p>Durch die <b>lex iudiciaria</b> überträgt C. Gracchus die Besetzung +der Geschworenengerichte (quaestiones perpetuae, S. 98) +vom <b>Senatorenstand</b> (<i>ordo senatorius</i>) auf den <b>Ritterstand</b> +(<i>ordo equester</i>). Dieser umfaßte die reicheren Bürger, welche +als Besitzer eines Vermögens von mindestens 400 000 sestertii +(70 000 Mark) zum Kriegsdienst zu Pferde eingeschätzt waren; +die Senatoren aber waren seit 129 gesetzlich verpflichtet, mit +ihrem Eintritt in den Senat aus den Rittercenturien auszuscheiden. +Die einflußreichen Mitglieder der <i>Geldaristokratie</i> +(publicani und negotiatores, S. 99) saßen also fortan auch über +Senatoren zu Gericht.</p> + +<p>Auch die Besetzung der <i>Statthalterschaften</i> in den Provinzen +wird (durch die <b>lex de provinciis</b>) der freien Verfügung +des Senats entzogen; die Provinz <i>Asia</i> wird durch die +Anordnung, daß die Verpachtung der Abgaben in Rom durch +die Censoren geschehen soll, der Habsucht der <i>publicani</i> aus dem +Ritterstande ausgeliefert. Um die Ackerverteilung zu fördern, +wird Aussendung von <i>Kolonien</i> durch Volksbeschluß angeordnet +(<b>lex de coloniis deducendis</b>). Während Gracchus von Rom abwesend +ist, um die Gründung der Kolonie <i>Iunonia</i> an der Stelle +des zerstörten <i>Karthago</i> zu leiten, tritt der Tribun <i>M. Livius +Drusus</i> mit Gegenvorschlägen, besonders die Gründung von +Kolonien in Italien betreffend, auf und wird vom Senat unterstützt</p> + +<p>Der Antrag des Gracchus, den Latinern volles Bürgerrecht, +den übrigen Italikern latinisches Recht zu bewilligen (<i>lex de +civitate sociis danda</i>), kommt bei dem vereinigten Widerstande +der Optimaten und eines großen Teiles der Bürgerschaft nicht +zur Annahme. Gracchus wird für das Jahr 121 nicht wieder +zum Tribunen erwählt.</p> + +<div class="sidenote"> +121.</div> + +<p>Bürgerkampf in der Stadt, veranlaßt durch einen +von einem Anhänger des Gracchus verübten Mord. +Die Volkspartei besetzt den <i>Aventin</i>, der Senat erteilt dem +Konsul <i>L. Opimius</i> durch das <i>Senatus consultum ultimum</i> +(S. 99) Vollmacht zu Gewaltmaßregeln. Der Aventin wird +von Bewaffneten erstürmt, <b>C. Gracchus</b> und <b>M. Fulvius</b> werden +<b>auf der Flucht erschlagen</b>. Gegen 3000 Anhänger des Gracchus +werden bei der folgenden Untersuchung verhaftet und getötet.<span class="pagenum"><a name="Page_103" id="Page_103">[103]</a></span></p> + +<p>Herstellung der Senatsherrschaft; die Kolonien (außer +<i>Narbo</i>) kommen nicht zur Ausführung. Das verteilte Gemeindeland +wird 111 durch Volksbeschluß in zinsfreies Eigentum umgewandelt, +kann also von reicheren Bürgern wieder angekauft +werden.</p> + + +<h4>§ 7. Marius und Sulla.</h4> + +<p>Die Behauptung des zu ansehnlicher Ausdehnung gelangten +römischen Reiches macht immer wieder Kriege notwendig, +deren Führung durch die inneren Parteikämpfe +beeinflußt wird.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>111–105.</b></div> + +<p><b>Jugurthinischer Krieg.</b> Jugurtha, Enkel Massinissas, +hatte seine Vettern und Miterben Adherbal +und Hiempsal aus dem Besitz <i>Numidiens</i> vertrieben und getötet. +Der Krieg gegen ihn wird anfangs von bestochenen Anführern +nachlässig geführt; ein Sieg des Caecilius Metellus (Numidicus) +am Flusse <i>Muthul</i> ist nicht entscheidend. <i>C. Marius</i>, Unterfeldherr +des Q. Caecilius Metellus, aus niederem Stande, Sohn eines +Bauern aus der Gegend von Arpinum, 107 zum Konsul erwählt, +nötigt Jugurtha, zum Könige Bocchus von <i>Mauretanien</i> zu fliehen. +Von diesem erlangt der optimatische Quästor <i>L. Cornelius Sulla</i> +durch geschickte Unterhandlungen die Auslieferung des Feindes. +Jugurtha wird in Rom im Triumph aufgeführt, dann im Gefängnis +(Tullianum) getötet. <i>Numidien</i> wird zwischen <i>Bocchus</i> +und Jugurthas Halbbruder <i>Gauda</i>, dem letzten noch lebenden +Enkel Massinissas, geteilt.</p> + +<div class="sidenote"><b>113–101.</b></div> + +<p><b>Krieg gegen die Cimbern und Teutonen.</b></p> + +<p>Der <i>germanische</i> Stamm der <i>Cimbern</i>, von Norden +her aus der <i>Chersonesus Cimbrica</i> (Schleswig und Jütland) +auswandernd, dringt in die Alpengegenden ein, schlägt 113 bei +<i>Noreja</i> (in Kärnten) den Konsul <i>Cn. Papirius Carbo</i>, wendet +sich darauf nach Westen dem Rhein zu, überschreitet diesen +Strom und schlägt 109 in Gallien den Konsul <i>M. Junius +Silanus</i>. Große Niederlage zweier römischer Heere 105 bei +<b>Arausio</b> (Orange) an der Rhone. Schrecken in Rom; die Volkspartei +setzt für 104 die Erwählung des <b>Marius</b> zum Konsul +durch; er wird auch in den folgenden Jahren wiedergewählt +und rüstet sich, während die Cimbern nach Spanien ziehen, in +der Provinz <i>Gallia Narbonensis</i> zur Abwehr.</p> + +<p>Die Cimbern, nach Gallien zurückgekehrt, vereinigen sich +mit dem gleichfalls germanischen Volke der <b>Teutonen</b> und mit +<i>helvetischen</i> (keltischen) Stämmen, namentlich den Tigurinern. +Einbruch in Italien beschlossen; die Cimbern und Tiguriner +ziehen nach Kärnten, um von Norden her die Alpen zu überschreiten; +die Teutonen mit den Ambronen, der Kernschar der<span class="pagenum"><a name="Page_104" id="Page_104">[104]</a></span> +Cimbern, ziehen durch die römische Provinz an Marius’ Lager +vorüber, um die Pässe der Westalpen zu erreichen.</p> + +<div class="sidenote"> +102.</div> + +<p><b>Schlacht bei Aquae Sextiae</b> (Aix in der Provence, +s. S. 101); Marius vernichtet in gewaltigem Kampfe +die Teutonen und Ambronen. Dann zieht er über die Alpen +dem optimatischen Konsul <i>Q. Lutatius Catulus</i> zu Hilfe, der +vor den Cimbern in die Gegend am oberen Po +zurückgewichen war.</p> + +<div class="sidenote"><b>101.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Vercellae</b> (nördlich am oberen Po), +Sieg der beiden Konsuln; das Hauptverdienst gebührt +Marius.</p> + +<p>Man erwartet von ihm, daß er die Herrschaft der Optimaten +stürze. Im Jahre 100 zum sechsten Male Konsul, tritt er in +Verbindung mit den Führern der Volkspartei, dem Prätor +<i>C. Servilius Glaucia</i> und dem Volkstribunen <i>L. Saturninus</i>, +entzweit sich aber bald mit ihnen und unterdrückt schließlich, +der Aufforderung des Senats Folge leistend, die von ihnen erregten +Unruhen mit Waffengewalt, geht dann auf einige Zeit +nach der Provinz Asia.</p> + +<div class="sidenote">91.</div> + +<p>Zur Versöhnung der Parteien beantragt der Volkstribun +<b>M. Livius Drusus</b>: 1. Rückgabe der Geschworenengerichte +(S. 102) an den Senat, der aber durch 300 +Mitglieder des Ritterstandes vermehrt werden soll; 2. Ackerverteilung +und ein neues Getreidegesetz. Heftige Erörterungen +darüber im Senat. Als er dann den Italikern die Erteilung des +Bürgerrechts in Aussicht stellt, gilt er wie C. Gracchus als +Aufrührer und wird durch Meuchelmord beseitigt. Die Italiker +aber erheben sich nun zum Kriege gegen Rom.</p> + +<div class="sidenote"><b>91–88.</b></div> + +<p><b>Marsischer oder Bundesgenossenkrieg.</b></p> + +<p><i>Corfinium</i> im Gebirgslande, östlich vom Fucinus-See, +wird zur Hauptstadt des neuen Staates bestimmt; dort soll +ein Senat von 500 Mitgliedern aus allen italischen Stämmen +tagen; zwei Konsuln treten an die Spitze. Aber die Latiner, +Etrusker und Umbrer halten zu Rom; es kommt nicht zu großen +Entscheidungskämpfen, da der Antrag des Konsuls <i>L. Julius +Caesar</i>, den treu gebliebenen Bundesgenossen das Bürgerrecht zu +verleihen, bald dahin erweitert wird, daß es allen Abgefallenen, +die sich binnen 60 Tagen melden, gewährt werden soll (<i>lex +Plautia Papiria</i>, von zwei Volkstribunen des Jahres 89 vorgeschlagen). +Damit wird die Bevölkerung Italiens zur Teilnahme +an der Weltherrschaft Roms zugelassen. Die nach Annahme +dieser Anträge noch Widerstrebenden werden von <i>Sulla</i> +und anderen Feldherrn nach und nach besiegt. Ein auswärtiger +Feind erhebt sich, und durch neuen inneren Hader kommt der +römische Staat in die größte Gefahr.<span class="pagenum"><a name="Page_105" id="Page_105">[105]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>88–84.</b></div> + +<p><b>Erster Mithradatischer Krieg.</b></p> + +<p>Gleichzeitig <b>Bürgerkrieg</b> zwischen Optimaten +und Volkspartei.</p> + +<p><i>Mithradates VI.</i>, König von <i>Pontus</i> (S. 66), hatte seine +Herrschaft bis nach Kolchis und dem Kimmerischen Bosporus +(Krim) ausgedehnt, den König von Bithynien vertrieben und +war dann in der römischen Provinz <i>Asia</i> als Befreier aufgetreten. +Auf seinen in Ephesus erlassenen Befehl werden alle in der +Provinz sich aufhaltenden Italiker ermordet.</p> + +<p>In Rom beantragt der Volkstribun <i>P. Sulpicius</i> Verteilung +der Neubürger in alle 35 Tribus und Übertragung des Oberbefehls +gegen Mithradates an Marius. <b>Sulla</b>, als Konsul des +Jahres 88 entschlossen, sich den Oberbefehl nicht entreißen zu +lassen, führt seine 6 Legionen von Nola aus <b>gegen Rom</b> und +erstürmt die Stadt. Sulpicius auf der Flucht getötet, Marius +entkommt über Minturnae nach <i>Afrika</i>. Sulla stellt die alte, +um 241 abgeschaffte Stimmordnung der Servianischen Verfassung +für die Centuriatkomitien wieder her und bestimmt, +daß fortan in der Bürgerschaft über keinen Antrag ohne Vorbeschluß +des Senats abgestimmt werden darf.</p> + +<div class="sidenote">87.</div> + +<p>Nachdem Sulla zur Kriegführung gegen Mithradates +abgereist ist, beruft der aus der Volkspartei erwählte +Konsul L. Cornelius <i>Cinna</i> den flüchtigen Marius zurück +und beginnt mit ihm eine revolutionäre Schreckensherrschaft +in Rom. Viele Optimaten werden getötet, ihr Vermögen eingezogen. +Marius, zum siebenten Male Konsul 86, stirbt zu Anfang +des Jahres; Cinna führt seine Willkürherrschaft weiter, wird +84 in Ancona getötet, als er die Flotte gegen Sulla führen will.</p> + +<p>Mithradates’ Feldherr <i>Archelaos</i> hat inzwischen einen großen +Teil Griechenlands zum Abfall von der römischen Herrschaft +gebracht. Sulla schlägt ihn in Böotien, nimmt 86 nach längerer +Belagerung <i>Athen</i> ein, schlägt Mithradates’ Truppen nochmals +bei <i>Chaironeia</i> und 85 bei <i>Orchomenos</i>, geht dann nach Asien +hinüber.</p> + +<div class="sidenote">84.</div> + +<p>Friede mit Mithradates zu <i>Dardănos</i> in Troas; er +muß die besetzten Gebiete (die Provinz <i>Asia</i>, die +Königreiche <i>Bithynien</i> und <i>Paphlagonien</i>) räumen, alle Kriegsschiffe +ausliefern und 3000 Talente zahlen. Darauf wendet sich +Sulla gegen das Heer der Volkspartei, welches 86 nach Asien +gekommen war, aber nichts ausgerichtet hatte; die Soldaten +fallen ihm zu, der Anführer C. Flavius Fimbria +tötet sich selbst.</p> + +<div class="sidenote">83.</div> + +<p>Sulla landet mit etwa 40000 Mann in <i>Brundisium</i>, +sichert den Bundesgenossen das volle Bürgerrecht +zu, schlägt in mehreren Treffen, unterstützt von dem jungen<span class="pagenum"><a name="Page_106" id="Page_106">[106]</a></span> +<i>Cn. Pompeius,</i> der ihm ein Heer von Freiwilligen zuführt, die +Heere der Volkspartei.</p> + +<div class="sidenote"> +82.</div> + +<p>Sulla nimmt <b>Rom</b> ohne Widerstand ein, schlägt die +<i>Samniten</i>, welche noch immer das Bürgerrecht +verschmähen, in einer Schlacht am <b>Kollinischen Tor</b>, verhängt +über aufständische Städte ein Strafgericht. In Rom verfügt +er als <b>Dictator</b> blutige Verfolgung der Marianischen Partei; +es werden <i>Proskriptionslisten</i> aufgestellt; die Zahl der Geächteten +steigt auf 4700. Ihre Güter werden eingezogen und die +Sklaven freigelassen, ihre Kinder von allen Ämtern ausgeschlossen. +Nach Beendigung des Bürgerkrieges folgen Landanweisungen +an die Veteranen des Heeres; in die besiegten italischen Städte +(Faesulae, Praeneste, Pompeii u. a.) werden ganze Kolonien +geschickt. Seine Unterfeldherrn besiegen die Marianer in +Spanien, Sicilien und Afrika. <i>Pompeius</i>, aus Afrika 81 zurückkehrend, +zieht im Triumph in Rom ein und wird von Sulla +mit dem Beinamen <i>Magnus</i> begrüßt.</p> + +<p><b>Gesetzgebung Sullas</b> (<i>leges Corneliae</i>) zur Befestigung +der <i>Optimatenherrschaft</i>: 1. Der an Zahl sehr zusammengeschmolzene +<i>Senat</i> wird durch 300 von den Tributkomitien +erwählte Mitglieder ergänzt; für die Zukunft wird der Eintritt +in den Senat gesetzlich an die Bekleidung der <i>Quästur</i> geknüpft. +Die Zahl der jährlich von den Tributkomitien zu erwählenden +<i>Quästoren</i> wird auf 20 erhöht. Das Amt der <i>Censur</i> +mit seiner Befugnis, alle fünf Jahre die Senatsliste neu aufzustellen, +hört tatsächlich auf. Die von C. Gracchus dem Ritterstande +übertragenen <i>Geschwornengerichte</i> werden dem Senat +zurückgegeben.</p> + +<p>2. Die <i>Komitien</i> behalten das Recht, Gesetze zu bestätigen +und Beamte zu wählen; den Priesterkollegien (S. 81) wird das +Recht der Selbstergänzung zurückgegeben. Die im J. 88 versuchte +Wiederherstellung der Servianischen Stimmordnung wird +aufgegeben.</p> + +<p>3. Das Recht der <i>Volkstribunen</i>, Gesetzvorschlage an die +Komitien zu bringen, wird an die Genehmigung des Senats +geknüpft; Mißbrauch ihres Einspruchsrechts wird mit schweren +Geldbußen bedroht; wer das Tribunat bekleidet, ist <i>zur Übernahme +anderer Ämter unfähig.</i></p> + +<p>4. Die Zahl der <i>stehenden Gerichtshöfe</i> (<i>quaestiones perpetuae</i>, +S. 98) wird <i>vermehrt</i>, daran schließt sich die Vermehrung +der <i>Prätoren</i> auf 8 und eine umfassende Kriminalgesetzgebung.</p> + +<div class="sidenote">81.</div> + +<p>Sulla läßt Konsuln wählen, führt aber selbst als +<i>Dictator</i> die Regierung weiter. Für das Jahr 80 +läßt er sich selbst und seinen Waffengenossen <i>Q. Metellus</i> (Sohn +des Numidicus, S. 103) zu Konsuln erwählen, und bahnt so den +Übergang zur verfassungsmäßigen Ordnung an.<span class="pagenum"><a name="Page_107" id="Page_107">[107]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>79.</b></div> + +<p><b>Sulla legt freiwillig die Dictatur nieder</b> und +tritt ins Privatleben zurück († 78).</p> + + +<h4>§ 8. Pompeius und Cäsar.</h4> + +<p>Die Sullanische Staatsordnung gewinnt keinen festen Bestand, +da der Senat auf die Dauer nicht imstande ist, den +Ehrgeiz einzelner Machthaber zu zügeln.</p> + +<p><i>Pompeius</i> bekämpft 77–72 in Spanien den Marianer +<i>Q. Sertorius</i>, der sich dort eine unabhängige Herrschaft gegründet +hat, schließlich aber durch Verschworene ermordet +wird. Bei der Rückkehr 71 vernichtet er flüchtige Scharen aufständischer +<i>Sklaven</i>, die unter Führung des Thrakers <i>Spartăcus</i> +seit 73 Italien stark beunruhigt hatten, aber von <i>M. Licinius +Crassus</i> bereits besiegt worden waren (2. <i>Sklavenkrieg</i>, +s. S. 100).</p> + +<div class="sidenote">70.</div> + +<p>Umsturz der Sullanischen Verfassung. Die Konsuln +<b>Pompeius</b> und <b>Crassus</b> stellen die von Sulla beschränkte +<i>tribunicische Gewalt</i> wieder her. Auf Antrag des +Prätors <i>L. Aurelius Cotta</i> werden die <i>Gerichte</i> fortan zu +gleichen Teilen aus Senatoren, Rittern und Männern des Bürgerstandes +gebildet. Auch werden wieder <i>Censoren</i> erwählt; bei +Aufstellung der Senatsliste werden 64 von Sulla ernannte +Senatoren ausgestoßen. Der Volksgunst verdankt <i>Pompeius</i> +zweimalige Übertragung des Oberbefehls in den damals entstandenen +Kriegen.</p> + +<div class="sidenote"><b>78–67.</b></div> + +<p><b>Krieg gegen die Seeräuber.</b> +Seit Zerstörung Karthagos war die römische Kriegsflotte +vernachlässigt. Erpressungen der Statthalter in Asien +trugen dazu bei, daß das Unwesen des Seeraubes den Handelsverkehr +auf dem ganzen Mittelmeer gefährdete. Die italischen +Küstenstädte von ihnen gebrandschatzt, eine römische Flotte +vor Ostia geschlagen. <i>Kreta</i> und <i>Cilicien</i> Hauptsitze der Seeräuber. +Nachdem im J. 103 ein Teil Ciliciens zur Provinz +gemacht war, besetzt der Prokonsul <i>P. Servilius Vatia</i> 78–75 +auch die westlich angrenzenden Landschaften Pamphylien, +Pisidien, Isaurien und zerstört viele Seeräuberstädte, <i>Kreta</i> +wird nach längeren Kämpfen 67 zur Provinz gemacht (bald +mit <i>Cyrenaica</i> vereinigt). Da indes das Piratenunwesen noch +fortdauert, so erhält</p> + +<div class="sidenote">67.</div> + +<p><b>Pompeius</b> auf Antrag des Volkstribunen <i>A. Gabinius</i> +(<i>lex Gabinia</i>) auf drei Jahre <b>den unumschränkten +Oberbefehl</b> über das ganze Mittelmeer und über alle Küsten +desselben bis 10 Meilen (75 km) landeinwärts; alle Staatskassen, +alle Hilfsmittel der Provinzen und der Schutzstaaten werden +ihm zur unbedingten Verfügung gestellt. Pompeius säubert<span class="pagenum"><a name="Page_108" id="Page_108">[108]</a></span> +mit 120000 Mann und 500 Schiffen in drei Monaten (durch +2 kurze Feldzüge) erst das westliche, dann das östliche Mittelmeer, +nimmt viele Seeräuber gefangen und siedelt sie meist +landeinwärts an (<i>Pompeiopolis</i>, bisher <i>Soloi</i>, in +Cilicien).</p> + +<div class="sidenote"> +<b>74–64.</b></div> + +<p><b>Dritter Mithradatischer Krieg.</b></p> + +<p>Gegen den König von <i>Pontus</i> hatte der Proprätor +<i>L. Licinius Murena</i> 83–81 einen zweiten Krieg geführt, um +ihn zu völliger Ausführung des Friedens zu Dardanos zu zwingen. +Nach Sullas Tode erhebt sich <i>Mithradates</i> von neuem, verbündet +mit seinem Schwiegersohn <i>Tigranes</i> von Armenien, +der dem Reiche Syrien (S. 65) ein Ende macht. Mithradates +besetzt <i>Bithynien</i>, das König Nikomedes den Römern vermacht +hatte (S. 66), wird aber von dem Prokonsul <i>L. Licinius Lucullus</i> +72 bei <i>Kabira</i> geschlagen und aus seinem Reiche vertrieben. +Lucullus siegt 69 auch über Tigranes bei <i>Tigranokerta</i> und +besetzt die Landschaft Kommagēne am oberen Euphrat, wird +aber 68 bei dem Zuge durch die armenischen Berge gegen die +Hauptstadt <i>Artaxăta</i> durch Meuterei seiner Soldaten zur Umkehr +genötigt. Alle Erfolge gehen verloren; Mithradates kehrt +in sein Reich zurück. Lucullus vom Senat zurückgerufen.</p> + +<div class="sidenote">66.</div> + +<p><b>Pompeius</b> erhält den Oberbefehl in Asien auf Antrag +des Tribunen <i>C. Manilius</i> (Ciceros Rede <i>de +imperio Cn. Pompei</i> oder <i>pro lege Manilia</i>). Er schließt ein +Bündnis mit den <i>Parthern</i>, besiegt Mithradates in einer nächtlichen +Schlacht am Flusse <i>Lykos</i>, verfolgt ihn bis zum <i>Phasis</i> +und wendet sich dann nach Armenien. Bei <i>Artaxata</i> unterwirft +sich Tigranes; er bleibt König von Armenien, muß aber +auf alle Eroberungen verzichten und 6000 Talente Kriegskosten +zahlen.</p> + +<div class="sidenote">65.</div> + +<p>Pompeius kämpft mit den kriegerischen Bergvölkern +im <i>Kaukasus</i>, gibt aber die weitere Verfolgung +des nach der Taurischen Chersones (Krim) geflüchteten Mithradates +auf und zieht nach Pontus, von da nach Syrien.</p> + +<div class="sidenote"><b>64–63.</b></div> + +<p><b>Einrichtung des asiatischen Römerstaates durch Pompeius.</b></p> + +<p>Neue Provinzen: 1. <b>Pontus</b>, bestehend aus Bithynien, der +Küste von Paphlagonien und dem westlichen Teil des früheren +Reiches des Mithradates. 2. <b>Syria</b>, zunächst nur das Küstenland, +vom Meerbusen von Issus bis <i>Damaskus</i>, später bedeutend +erweitert. Neugeordnet wird die schon bestehende Provinz +<b>Cilicia</b> (mit Pamphylien und Isaurien, S. 107). Die asiatischen +Provinzen sind vielfach durchbrochen und umgeben von unabhängigen +<i>Stadtgebieten</i>, sowie von fürstlichen und priesterlichen +(Pessinūs, Komana) <i>Herrschaften</i> unter römischer Ober<span class="pagenum"><a name="Page_109" id="Page_109">[109]</a></span>hoheit. +Von den Vasallenkönigen sind die bedeutendsten der +König von <i>Kappadokien</i> und der König <i>Deiotărus</i> von Galatien +(S. 66). In Palästina setzt Pompeius nach Einnahme Jerusalems +und des Tempels den von seinem Bruder Aristobulos vertriebenen +Makkabäer <i>Hyrkanos</i> als Hohenpriester und dem +römischen Volke tributpflichtigen Herrscher ein.</p> + +<div class="sidenote"> +63.</div> + +<p>Auf die Nachricht, daß <i>Mithradates</i> sich in <i>Pantikapaion</i> +infolge des Aufstandes seines Sohnes <i>Pharnăces</i> +den Tod gegeben, zieht Pompeius wieder nach Pontus; +er bestätigt den Pharnăces im Besitz des bosporanischen +Reiches.</p> + +<div class="sidenote">61.</div> + +<p>Pompeius, nach Italien zurückgekehrt, entläßt in +Brundisium sein Heer und kommt als Privatmann +nach Rom. Einige Monate später zweitägiger prachtvoller +Triumph.</p> + +<div class="sidenote"><b>66–63.</b></div> + +<p><b>Catilinarische Verschwörung.</b></p> + +<p>Bund der <i>Volkspartei</i> mit den Anhängern des +verschuldeten Patriziers <b>L. Sergius Catilina</b>, welche durch +gewaltsamen Umsturz des Staates und Schuldentilgung <i>(tabulae +novae</i>) Besitz und Macht zu erlangen hoffen.</p> + +<p>Die erste Verschwörung im J. 66, nach welcher die Konsuln +des J. 65 ermordet, darauf <i>Crassus</i> (S. 107) zum Dictator, +<i>C. Julius Cäsar</i><a name="FNanchor_26_26" id="FNanchor_26_26"></a><a href="#Footnote_26_26" class="fnanchor">[26]</a> zum magister equitum erhoben werden sollen, +kommt wegen Unschlüssigkeit einiger Teilnehmer und sonstiger +Hindernisse nicht zur Ausführung. Für das Jahr <b>63</b> soll die +Erwählung des <i>Catilina</i> und des <i>C. Antonius</i> zu Konsuln +durchgesetzt werden, aber nur der letztere wird gewählt; sein +Amtsgenosse wird der als Redner und Anwalt beliebte, bisher +keiner Partei vollständig angehörige <b>M. Tullius Cicero</b>.<a name="FNanchor_27_27" id="FNanchor_27_27"></a><a href="#Footnote_27_27" class="fnanchor">[27]</a> +Dieser sichert dem verschuldeten Antonius durch eigene Ver<span class="pagenum"><a name="Page_110" id="Page_110">[110]</a></span>zichtleistung +im voraus die einträgliche Statthalterschaft <i>Makedonien</i> +zu und macht ihn dadurch den Verschworenen abwendig.</p> + +<p>Cicero verhindert während seines Konsulates mehrere Anträge +der Volkspartei, namentlich ein weitgehendes Ackergesetz, +überwacht die Anschläge der Verschwörung und vereitelt den +Versuch Catilinas, bei der Konsulwahl für 62 die Mitbewerber +und ihn selbst, den die Wahl leitenden Konsul, zu ermorden. Der +Senat, von der Bildung eines aufständischen Heeres unter +G. Manlius in <i>Etrurien</i> unterrichtet, erteilt den Konsuln Vollmacht +zur Rettung des Staates (S. 99). Catilinas Plan, Cicero +in seinem Hause ermorden zu lassen, wird ebenfalls verraten +und mißlingt. <b>Cicero enthüllt die Verschwörung</b> in der +Senatssitzung am 8. Nov. 63 (erste Catilinarische Rede); Catilina +verläßt darauf die Stadt und geht zu dem Heere nach Etrurien. +Seine Mitverschworenen, der Prätor <i>Lentulus</i>, <i>Cethegus</i>, <i>Gabinius</i> +u. a., lassen sich mit den Gesandten der Allobreger (in der +provincia Narbonensis) in Verhandlungen ein; diese werden bei +der Abreise von Rom angehalten; auf Grund der bei ihnen +gefundenen schriftlichen Beweise wird am 5. Dez. im Senat +über die Verschworenen Gericht gehalten. Der Senat beschließt +trotz <i>Cäsars</i> Gegenrede, durch <i>Cicero</i> (vierte Catilinarische +Rede) und <i>M. Porcius Cato</i> (Urenkel des M. Porcius Cato +Censorius) bestimmt, die fünf Verhafteten hinrichten zu lassen; +das Urteil wird am Abend des 5. Dez. im Tullinanum vollzogen. +Cicero vom Volke als <i>pater patriae</i> begrüßt.</p> + +<p>Mit der Kriegführung gegen das Catilinarische Heer wird +der Konsul <i>C. Antonius</i> beauftragt. Dessen Legat <i>M. Petreius</i> +schlägt den Catilina bei <b>Pistoria</b> (<b>62</b>). Catilina und 3000 +seiner Anhänger fallen.</p> + +<div class="sidenote"> +61.</div> + +<p><b>Cäsar</b> gewinnt seinen ersten Kriegsruhm als Proprätor +in der Provinz <i>Hispania ulterior</i>, verzichtet +aber nach seiner Rückkehr (60) auf den Triumph, um als Bewerber +um das Konsulat auftreten zu können.</p> + +<p>Die Weigerung des Senats, die von <b>Pompeius</b> beantragte +Ackerverteilung an seine Veteranen zu bewilligen und seine in +Asien getroffenen Anordnungen zu bestätigen, führt einen vollständigen +Bruch zwischen Pompeius und den Optimaten herbei. +Die drei mächtigsten Männer Roms verbinden sich zu gegenseitiger +Unterstützung:</p> + +<div class="sidenote"><b>60</b>.</div> + +<p><b>Das erste Triumvirat</b>, <i>Pompeius</i>, <i>Cäsar</i> und +<i>Crassus</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>59</b>.</div> + +<p><b>Cäsar Konsul</b>, bringt die von Pompeius gewünschten +Anträge an die Komitien: sie werden trotz des +Widerstandes, den der andere Konsul <i>M. Calpurnius Bibulus</i> +leistet, vom Volke angenommen. Die Freundschaft zwischen +<b>Cäsar</b> und <b>Pompeius</b> wird durch Vermählung des lezteren +mit Cäsars Tochter <i>Julia</i> befestigt.<span class="pagenum"><a name="Page_111" id="Page_111">[111]</a></span></p> + +<p>Auf Antrag des Tribunen P. Vatinius erhält Cäsar durch +Volksbeschluß die Statthalterschaft von <i>Gallia cisalpina</i> und +<i>Illyricum auf 5 Jahre</i>; auf Pompeius’ Antrag fügt der bestürzte +Senat noch <b>Gallia Narbonensis</b> (S. 101) hinzu. Die +Ausführung des Ackergesetzes wird einer Kommission übertragen, +an deren Spitze <i>Pompeius</i> und <i>Crassus</i> stehen. Ehe +Cäsar in seine Provinzen abgeht, wird</p> + +<div class="sidenote"> +58.</div> + +<p><b>Catos</b> und <b>Ciceros</b> Entfernung aus Rom auf Cäsars +Betreiben durchgesetzt von dem durch Adoption +aus einem Patrizier zum Plebejer gemachten Volkstribunen +<b>P. Clodius</b>, Nachkommen des App. Claudius Caecus. Cato +wird durch Volksbeschluß beauftragt, die den Römern durch +Testament des Königs von Ägypten zugewiesene Insel <i>Cypern</i> +zu übernehmen. <i>Cicero</i> wird <i>geächtet</i>, weil er römische Bürger +ohne gerichtliches Urteil habe hinrichten lassen; er geht nach +Thessalonike in Makedonien.</p> + +<div class="sidenote"><b>58–51.</b></div> + +<p><b>Eroberung Galliens durch Cäsar.</b></p> + +<p>Gallien bewohnt von <i>keltischen</i> Stämmen, die sich +zu Gauverbänden vereinigt haben (im N. die <i>Belger</i>, im S. die +<i>Aquitaner</i>, in der Mitte die <i>Äduer</i>, <i>Arverner</i>, <i>Sequaner</i> mit +ihren Genossen). Zur Ausgleichung der Streitigkeiten jährliche +Landtage im Gebiet der <i>Carnuten</i> unter Leitung der Priester +(<i>Druiden</i>). Die Arverner und Sequaner aber haben im Streit +mit den Äduern <i>germanische</i> Stämme, <i>Sueben</i> unter dem +König <i>Ariovist</i>, herbeigerufen und ihnen Land abtreten müssen. +Cäsar schützt, indem er zunächst für die Sicherheit der +römischen Provinz sorgt, die Gallier in ihren +Wohnsitzen.</p> + +<div class="sidenote">58.</div> + +<p>Cäsar siegt über die in Gallien einbrechenden <b>Helvetier</b> +bei <i>Bibracte</i> (unweit Autun), dann über +den Germanenfürsten <b>Ariovist</b> nordöstlich von <i>Vesontio</i> (Besançon), +in der Gegend von <i>Mülhausen</i> im Elsaß.</p> + +<div class="sidenote">57.</div> + +<p>Unterwerfung der meisten <i>belgischen</i> Volksstämme +nach einem schwer errungenen Siege über die +<i>Nervier</i> am Flusse <i>Sabis</i> (Sambre). Im Süden vergeblicher +Versuch, durch Besetzung von <i>Octodurus</i> (Martigny in Wallis) +den Alpenübergang über den Paß des <i>Großen St. Bernhard</i> +zu sichern.</p> + +<div class="sidenote">56.</div> + +<p>Unterwerfung der Seestaaten, namentlich der <i>Venĕter</i>, +in <i>Arĕmorĭca</i> (Bretagne und Normandie) durch +schwere Kämpfe Cäsars zu Lande und zur See. Im Süden +unterwirft der Legat <i>P. Crassus</i>, Sohn des Triumvirs, die +<i>Aquitaner</i>.</p> + +<div class="sidenote">55.</div> + +<p>Cäsar treibt die germanischen Stämme der <i>Usipĕter</i> +und <i>Tenktĕrer</i> über den Rhein zurück. Übergang<span class="pagenum"><a name="Page_112" id="Page_112">[112]</a></span> +über den Strom auf einer Pfahlbrücke (in der Gegend von +Neuwied). Rückkehr nach 18tägigem Verweilen auf dem +rechten Ufer.</p> + +<p>Erste Überfahrt nach <i>Britannien</i> mit 2 Legionen, Landung +nordöstlich von <i>Dover</i>, doch baldige Rückkehr. Cäsars Legaten +unterwerfen die nördlichsten gallischen Küstenvölker, die <i>Morĭner</i> +und <i>Menapier</i>.</p> + +<div class="sidenote"> +54.</div> + +<p>Zweite Überfahrt nach <i>Britannien</i> mit 5 Legionen. +Der Äduer <i>Dumnorix</i>, der die Mitfahrt verweigert, +wird getötet. Cäsar landet, dringt in das Innere vor, überschreitet +die Themse, kämpft glücklich gegen die britischen +Kelten unter <i>Cassivellaunus</i>. Unterdessen Angriff auf sein +Schiffslager; er kehrt zurück, nachdem Cassivellaunus sich unterworfen +und Geiseln gestellt hat.</p> + +<p>Im Winter Aufstand mehrerer gallischer Völkerschaften, +veranlaßt von dem Trevĕrer <i>Indutiomārus</i>. Die <i>Eburonen</i> +unter Ambiorix vernichten 15 römische Kohorten (unter <i>Sabinus</i> +und <i>Cotta</i>) bei Aduatŭca und bestürmen mit den Nerviern das +Winterlager des Legaten <i>Q. Tullius Cicero</i> (Bruder des Redners), +der tapfer standhält und von Cäsar befreit wird. Indutiomārus +fällt bei einem Angriff auf das Winterlager des +<i>T. Labienus</i>.</p> + +<div class="sidenote">53.</div> + +<p>Labienus unterwirft die Trevĕrer, Cäsar überschreitet +zum zweiten Male den <i>Rhein</i>, um die Sueben abzuwehren. +Nach der Rückkehr Strafgericht über +die Eburonen.</p> + +<div class="sidenote">52.</div> + +<p>Allgemeiner Aufstand der Gallier unter dem Arverner +<b>Vercingetŏrix</b>. Cäsar erobert <i>Cenăbum</i> (Orléans) +und <i>Avarĭcum</i> (Bourges), entsendet den Legaten T. Labienus +zur Besetzung von <i>Lutetia Parisiorum</i> (Paris), belagert aber +vergeblich <i>Gergovia</i> (in der Nähe von Clermont in der Auvergne). +Aufstand der bisher ihm treu ergebenen <i>Äduer</i>. Cäsar +vereinigt sich wieder mit Labienus, schließt Vercingetorix in +<i>Alesia</i> (Alise Sainte-Reine nordwestlich von Dijon) ein. Harter +Kampf gegen ein großes, aus allen Teilen Galliens zusammengebrachtes +Entsatzheer, welches zurückgeschlagen wird. Vercingetorix +muß sich ergeben (6 Jahre später in Rom hingerichtet). +Bestrafung der Aufständischen.</p> + +<div class="sidenote">51.</div> + +<p>Vollendung der Unterwerfung des transalpinischen +Galliens, welches Cäsar mit 10 über das ganze +Land verteilten Legionen im Gehorsam erhält.</p> + +<p><b>Ergebnisse und weltgeschichtliche Bedeutung der achtjährigen +Kämpfe Cäsars:</b> 1. Das römische Reich wird durch +die Unterwerfung des großen <i>Kelten</i>landes erweitert und gegen +Angriffe der nordischen Völker gesichert. 2. Die Ausbreitung +des römischen Handels (Massilia) und der griechisch-römischen<span class="pagenum"><a name="Page_113" id="Page_113">[113]</a></span> +Kultur über West- und Mitteleuropa wird durch Erschließung +<i>Galliens, Britanniens</i> und <i>Germaniens</i> wesentlich gefördert. +3. Cäsar gewinnt ein ihm ergebenes, kriegsgeübtes Heer, um +die notwendig gewordene Umgestaltung der römischen Republik +in eine Monarchie durchzuführen.</p> + +<p>Während diese großartigen Erfolge Cäsars den alten Kriegsruhm +des Pompeius in Schatten stellen, bemüht sich dieser vergebens, +in Rom die von <i>P. Clodius</i> erregten Unruhen der Volkspartei +zu unterdrücken. Doch wird im J. 57 die Zurückberufung +Ciceros durchgesetzt, und die beiden Tribunen <i>T. Annius Milo</i> +und <i>P. Sestius</i> treten mit bewaffneten Anhängern den Scharen +des in Cäsars Diensten stehenden Clodius entgegen.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>56.</b></div> + +<p><b>Erneuerung des Triumvirats zu Lucca</b> (in Etrurien). +Cäsar, Pompeius und Crassus vereinigen sich dort +mit ihren Anhängern (über 200 Senatoren). Infolge der getroffenen +Verabredungen werden für das J. 55 mit Anwendung +von Gewalt als Konsuln durchgesetzt <b>Pompeius</b> und <b>Crassus</b>. +Durch Volksbeschluß erhält dann auf 5 Jahre Pompeius die +Statthalterschaft <i>beider Spanien</i>, Crassus die von <i>Syrien</i>, während +Cäsars Oberbefehl in <i>Gallien</i> auf <i>weitere 5 Jahre verlängert</i> +wird. Die Optimaten müssen sich diesen Beschlüssen +fügen.</p> + +<div class="sidenote">53.</div> + +<p><b>Crassus</b> unternimmt einen Kriegszug gegen die +<i>Parther</i> (S. 65), wird aber bei <b>Carrhae</b> in Mesopotamien +von ihnen geschlagen und bald darauf bei einer Verhandlung +getötet. Sein Heer nahezu aufgerieben, römische +Feldzeichen von den Parthern erbeutet (S. 123).</p> + +<p>Pompeius bleibt in Rom, erbaut dort das erste steinerne +Theater, veranstaltet glänzende Spiele, läßt seine spanischen +Provinzen durch Legaten verwalten.</p> + +<div class="sidenote">52.</div> + +<p><i>Clodius getötet</i> bei einem Zusammenstoß mit der +Bande des <i>Milo</i> auf der Via Appia. Aufstand in +Rom bei der Leichenfeier für Clodius, die <i>Curia Hostilia</i> in +Brand gesteckt. <b>Pompeius</b>, zum alleinigen Konsul erwählt +(<i>consul sine collega</i>), stellt die Ruhe wieder her. Auf Grund +der von ihm beantragten Gesetze <i>de ambitu</i> und <i>de vi</i> wird +Milo trotz Ciceros Verteidigungsrede verurteilt und geht in +die Verbannung. <i>Cicero</i> als Prokonsul Statthalter von Cilicien +(51–50) und damit wieder aus Rom entfernt.</p> + +<p>Pompeius, seit dem Tode der Julia (54) dem Cäsar entfremdet, +heiratet die Tochter des Optimaten <i>Q. Metellus Scipio</i>, der für +die letzten 5 Monate des Jahres 52 sein Mitkonsul wird. Er +läßt sich die Statthalterschaft in Spanien auf 5 Jahre erneuern.</p> + +<p>Verhandlungen im Senat (51–50) über die durch widersprechende +Bestimmungen unlösbar verwickelte Frage, ob Cäsar +seine Statthalterschaft am 1. <i>März</i> 49 oder erst <i>Ende</i> 49 nieder<span class="pagenum"><a name="Page_114" id="Page_114">[114]</a></span>zulegen +habe. Cäsars Gegner bestehen, um ihn zu stürzen, auf +dem früheren Termin, wollen auch einen Volksbeschluß, der ihm +gestattete, sich abwesend um das Konsulat (für das Jahr 48) zu +bewerben, nicht anerkennen. Cäsar fügt sich dem Verlangen, +daß er zwei Legionen (darunter eine früher von Pompeius entliehene) +zum Partherkrieg abgebe, läßt aber durch den ihm +gleich Clodius ergebenen Volkstribunen <i>C. Scribonius Curio</i> +die Forderung stellen, daß er und Pompeius gleichzeitig am +1. März 49 den Oberbefehl niederlegen sollen.</p> + +<div class="sidenote">vor Chr +<b>49–46.</b></div> + +<p><b>Bürgerkrieg zwischen Cäsar und den Optimaten.</b></p> + +<div class="sidenote">49. +(1. Jan.)</div> + +<p>Der Senat erklärt nach Abweisung wiederholter +Vermittelungsvorschläge Cäsar für einen Reichsfeind +(<i>hostis</i>), wenn er nicht innerhalb einer bestimmten +kurzen Frist seine Provinzen an die ernannten Nachfolger +übergebe und sein Heer entlasse. Ein zweiter Senatsbeschluß +(7. Jan.) gibt den Konsuln und Prokonsuln Vollmacht +zu außerordentlichen Maßregeln (S. 99). Die Cäsar ergebenen +Volkstribunen fliehen zu ihm nach <i>Ravenna</i>.</p> + +<p>Cäsar geht mit <i>einer</i> Legion über den Bach <b>Rubico</b>, die +Grenzscheide zwischen seiner Provinz und Italien, und beginnt +damit den Bürgerkrieg.</p> + +<p>Große Bestürzung in Rom. Pompeius, dessen Rüstungen +erst begonnen haben, entweicht mit den Konsuln und einem +Teile des Senats (darunter Cicero) nach <i>Capua</i>, dann nach +<i>Brundisium</i> (Staatskasse in Rom zurückgelassen). Cäsar zieht +durch Umbrien und Picenum, zwingt, durch 2 nachgekommene +und 3 neugebildete Legionen verstärkt, den <i>L. Domitius</i> in +<i>Corfinium</i> zur Übergabe und rückt vor <i>Brundisium</i>. Pompeius +entkommt mit der Flotte nach <i>Dyrrhachium</i>. Cäsar +ordnet den Bau neuer Schiffe an und wendet sich zunächst +nach <i>Rom</i>; dort beschwichtigt er die Besorgnis vor Wiederkehr +der Greuel des ersten Bürgerkrieges. Großmütiges Verfahren +gegen seine Feinde.</p> + +<div class="sidenote">49.</div> + +<p>Cäsar geht auf dem Landwege nach Spanien zur +Bekämpfung der Legaten des Pompeius: ein Teil +seines Heeres belagert <i>Massilia</i>. Die Legaten <i>L. Afranius</i> +und <i>M. Petreius</i> werden bei <i>Ilerda</i>, nördlich vom Ebro, zur +Übergabe gezwungen, ihr Heer wird aufgelöst.</p> + +<p><i>M. Terentius Varro</i>, der in <i>Hispania ulterior</i> den Oberbefehl +führt, zieht sich nach <i>Gades</i> zurück und ergibt sich +ohne Kampf, da die meisten Städte der Provinz sich für Cäsar +erklären. Als dieser nach Italien zurückmarschiert, unterwirft +sich ihm die ausgehungerte und mit Erstürmung bedrohte Stadt +<i>Massilia</i>. Während dieser Zeit hat sein Legat <i>C. Scribonius<span class="pagenum"><a name="Page_115" id="Page_115">[115]</a></span> +Curio</i> Sicilien unterworfen. Derselbe setzt nach Afrika über, +siegt erst bei <i>Utĭca</i>, wird aber von <i>Iuba</i>, König von Numidien, +der sich für Pompeius erklärt hatte, am <i>Bagradasfluß</i> geschlagen +und fällt.</p> + +<p>Cäsar wird (abwesend) in Rom von dem Prätor <i>M. Aemilius +Lepidus</i> zum <i>Dictator</i> ernannt, legt aber die Dictatur nach +11 Tagen nieder, nachdem er für das Jahr</p> + +<div class="sidenote"> +<b>48.</b></div> + +<p>zum Konsul erwählt ist (zusammen mit <i>P. Servilius +Isauricus</i>), während der nach dem Osten geflüchtete +Teil des Senats (in <i>Thessalonike</i>) dem Pompeius und allen +Beamten des letzten Jahres die Amtsgewalt verlängert.</p> + +<p>Landung Cäsars an der Küste von Epirus; er rückt nach +<i>Illyrien</i> vor und nimmt die Städte Oricum und Apollonia ein. +Sein Legat <i>M. Antonius</i> kann erst nach einigen Monaten mit +dem anderen Teil des Heeres folgen, da die pompejanische +Flotte das Meer beherrscht. Cäsar schließt das Heer des Pompeius +bei <b>Dyrrhachium</b> ein, aber seine Verschanzungen werden +durchbrochen. <b>Cäsar, geschlagen</b> und zum Rückzug gezwungen, +geht nach <i>Thessalien</i>, wohin ihm Pompeius folgt. <i>Cato</i> und +<i>Cicero</i> bleiben in Dyrrhachium zurück. In der thessalischen +Ebene kommt es zur</p> + +<div class="sidenote"><b>48.</b> +(9. Aug.)</div> + +<p><b>Schlacht bei Pharsālus.</b></p> + +<p>Cäsar schlägt mit etwa 22000 Mann das mehr +als doppelt so starke Heer des Pompeius und zersprengt +es vollständig. 20000 Pompejaner strecken die Waffen, +Pompeius flieht nach der Küste, geht zu Schiff über <i>Lesbos</i> +nach <i>Ägypten</i>. Dort wird er bei der Landung auf Befehl des +Ministers des jungen Königs Ptolemäus XII. ermordet. Cäsar +landet mit 4000 Mann in Alexandria.</p> + +<p>In Rom wird dem Sieger Cäsar die <b>Dictatur</b> auf unbestimmte +Zeit (wie früher Sulla, S. 106), das <b>Konsulat</b> auf +5 Jahre, die <b>tribunicische Gewalt</b> auf Lebenszeit übertragen. +Er nimmt das Konsulat erst wieder für das Jahr 46 an und +sendet den <i>M. Antonius</i> als seinen Stellvertreter (magister +equitum) nach Rom.</p> + +<div class="sidenote"><b>48–47.</b></div> + +<p><b>Alexandrinischer Krieg.</b></p> + +<p>Aufstand der Einwohner von Alexandrīa, unterstützt +durch das seit Zurückführung des Königs <i>Ptolemäus +Aulētes</i> (55) dort befindliche römische Besatzungsheer. Cäsar, +in der Königsburg belagert, gerät in die größte Gefahr, aus +der ihn nur seine Verwegenheit rettet. Er läßt die ägyptische +Flotte in Brand stecken, wobei ein Teil der Stadt in Feuer +aufgeht, auch die berühmte alexandrinische Bibliothek (s. S. 65). +Er verläßt die Stadt, nachdem er sich den Besitz der den +Hafen beherrschenden Leuchtturminsel Pharos gesichert hat, +und schlägt mit Hilfe eines aus Asien herbeigekommenen Ent<span class="pagenum"><a name="Page_116" id="Page_116">[116]</a></span>satzheeres +das ägyptische Heer am Nil. Der junge König +<i>Ptolemäus</i> ertrinkt auf der Flucht. Die Regierung wird, <i>unter +römischer Oberhoheit</i>, seiner Schwester <i>Kleopatra</i> und ihrem +jüngsten Bruder übergeben, in Alexandrīa bleibt eine römische +Besatzung. Cäsar geht nach Kleinasien und beendet in einem +<i>fünftägigen</i> Feldzug (<i>veni, vidi, vici</i>) den</p> + +<div class="sidenote"> +<b>47.</b></div> + +<p><b>Krieg gegen Pharnăces</b>,</p> + +<p>Sohn des Mithradates (s. S. 109), welcher <i>Pontus</i>, +<i>Klein-Armenien</i> und <i>Kappadokien</i> besetzt hatte. Cäsar besiegt +ihn bei <i>Zela</i> und zwingt ihn zur Rückkehr in sein bosporanisches +Reich, wo er bald umkommt. Ordnung der asiatischen Verhältnisse. +<i>Deiotărus</i> (S. 109), der bei Pharsalus gegen Cäsar +gefochten hatte, verliert den größten Teil seiner Herrschaft.</p> + +<p>Rückkehr Cäsars nach Rom. <i>Cicero</i>, von ihm begnadigt +und ehrenvoll behandelt, zieht sich auf sein Tusculanum zurück, +bleibt aber sein Gegner. Nach Beschwichtigung eines Aufstandes +der in Campanien stehenden Legionen unternimmt +Cäsar den</p> + +<div class="sidenote"><b>46.</b></div> + +<p><b>Krieg in Afrika</b></p> + +<p>gegen die Pompejaner (<i>Cn.</i> und <i>Sextus Pompeius</i>, +<i>Q. Metellus Scipio</i>, <i>Cato</i>, <i>Labienus</i>, <i>Petreius</i>, König <i>Iuba</i>). +Er landet bei Hadrumētum, gerät in Gefahr, da der größte +Teil der Truppen infolge eines Sturmes erst später eintrifft, +führt dann den Krieg mit Vorsicht gegen die an Zahl überlegenen +Feinde, siegt endlich in der blutigen <b>Schlacht bei +Thapsus</b>. <i>Cato</i> tötet sich in <i>Utĭca</i>, um den Untergang der +Republik nicht zu überleben, daher »Uticensis« genannt. Labienus +und Sextus Pompeius entkommen nach Spanien. — Ein +Teil <i>Numidiens</i> wird von Cäsar mit der Provinz Afrika vereinigt, +der andere an König <i>Bocchus</i> von Ost-Mauretanien +gegeben.</p> + +<p>Rückkehr Cäsars nach Rom, wo er <b>vier</b> Triumphe feiert +(<i>Gallien</i>, <i>Ägypten</i>, <i>Pharnăces</i>, <i>Afrika</i>). Bewirtung des Volkes +an 22000 Tischen, prächtige Festspiele, Geld- und Getreidespenden. +Cäsars <i>Dictatur</i> wird zunächst auf 10 Jahre, später +auf Lebenszeit (dictator perpetuus) verlängert. Er beginnt die +<b>Neuordnung des zerrütteten Staatswesens</b>: Census der Bürgerschaft; +Beschränkung der Zahl derer, welche regelmäßig Getreidespenden +empfangen, auf 150000; Bestimmungen über die +Verfassung der Bürgerstädte (lex Iulia municipalis); Herstellung +des Senats; Ackerverteilung an die Veteranen. <b>Verbesserung +des Kalenders</b> mit Hilfe des alexandrinischen Astronomen +<i>Sosigĕnes</i>. Das Jahr 46 wird durch Einschaltung um 67 Tage +verlängert; an Stelle des bisher üblichen Mondjahres mit Schaltmonaten +tritt das Sonnenjahr von 365¼ Tagen (alle 4 Jahre +ein Schaltjahr).<span class="pagenum"><a name="Page_117" id="Page_117">[117]</a></span></p> + +<p>Nochmals erheben sich in <b>Spanien</b> die Söhne des Pompeius +und Cäsars früherer Legat Labienus; Cäsar +siegt nach hartnäckigem Widerstande in der</p> + +<div class="sidenote"> +<b>45.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Munda</b> (in der südlichen Provinz, +zwischen Cordŭba und Gades), setzt dann in Rom +als <b>Dictator</b> und <b>Imperator</b> (letzterer Titel früher nur zeitweise +von siegreichen Feldherren bis zum Tage des Triumphes +geführt) sein großartiges Reformwerk fort. Die alten Formen +der republikanischen Verfassung behält er bei, in der Tat aber +waltet Cäsar als Alleinherrscher. Als <i>Pontifex maximus</i> hat +er die Oberaufsicht über das Religionswesen, als Inhaber der +<i>tribunicia potestas</i> das Vorschlagsrecht bei der Gesetzgebung +und das Ansehen eines unverletzlichen Vertreters und Beschützers +des Volkes. Den <i>Komitien</i> bleibt die Bestätigung +der Gesetze als ein nur formelles Recht; ihr Wahlrecht wird +durch das Vorschlagsrecht des Dictators sehr beschränkt. Der +<i>Senat</i>, auf 900 Mitglieder vermehrt, wird wieder, wie zur +Königszeit, zu einem nur beratenden Reichsrat. Die oberste +<i>Gerichtsgewalt</i> steht, ebenfalls wie in der Königszeit, dem +Alleinherrscher zu (Prozesse des <i>Ligarius</i> und <i>Deiotărus</i>, bei +welchen Cicero als Anwalt auftritt).</p> + +<p>Großartige Bauten in Rom (Basilica Iulia an der Südseite +des Forums; die Nordseite wird erweitert durch das Forum +Iulium mit dem Tempel der Venus Genetrix). Gründung einer +öffentlichen Bibliothek. Neue Provinzialordnung zum Schutz +der Provinzen gegen die Willkür der Statthalter; Gründung +von Kolonien in den Provinzen, <i>Karthago</i> und <i>Korinth</i> hergestellt. +Luxusgesetze, Kriminalgesetzgebung.</p> + +<p>Durch weitgehende Ehrenbeschlüsse (Bildsäulen von ihm +in allen Tempeln, seine Statue neben denen der sieben Könige, +Münzen mit seinem Bildnis (S. 74, Anm.), Feier seines Geburtstages +am 12. des Monats Quinctilis, der nun <i>Iulius</i> genannt +wurde, alle fünf Jahre Spiele ihm zu Ehren u. a.) wird Cäsars +Alleinherrschaft beim Volke unbeliebt. Das von <i>M. Antonius</i> +am Lupercalienfeste (15 Februar 44) ihm öffentlich angebotene +Königsdiadem weist er zurück. Während der Vorbereitungen +zu einem Rachekrieg gegen die <i>Parther</i> (S. 113), welcher die +Ostgrenze des Reichs sichern soll, bildet sich unter den Senatoren +eine Verschwörung (<i>C. Cassius Longinus</i>, <i>M. Iunius +Brutus</i>, <i>C. Trebonius</i>, <i>Decimus Brutus</i>, <i>L. Tillius Cimber</i>, +<i>P. Servilius Casca</i> u. a.).</p> + +<div class="sidenote"><b>44.</b> +(15. März.)</div> + +<p><b>Ermordung Cäsars in der Senats-Sitzung</b>,</p> + +<p>die an jenem Tage zufällig in der an das Theater +des Pompeius anstoßenden <i>Curia Pompeia</i> gehalten +wurde. Cäsar fällt, von 23 Stichen durchbohrt, an der +Bildsäule des Pompeius nieder.<span class="pagenum"><a name="Page_118" id="Page_118">[118]</a></span></p> + + +<h4>§ 9. Untergang der Republik.</h4> + +<p>Für kurze Zeit übernimmt der Senat wieder die Staatsleitung. +Er verfügt zugleich die Aufrechterhaltung der Gesetze Cäsars +und Straflosigkeit (Amnestie) für dessen Mörder. Allein das +Volk der Hauptstadt, aufgeregt durch die <i>Leichenrede des +Consuls M. Antonius</i>, verübt Gewalttaten gegen die Verschworenen. +Die Häupter der Verschwörung verlassen Rom, +um in die ihnen (noch von Cäsar selbst) angewiesenen Provinzen +zu gehen: <b>M. Brutus</b> nach <i>Makedonien</i>, <b>Cassius</b> nach +<i>Syrien</i>, <b>Decimus Brutus</b> nach <i>Gallia cisalpina</i>.</p> + +<p>In Rom maßt sich <b>M. Antonius</b> (Konsul mit <i>P. Cornelius +Dolabella</i>) im Besitz der testamentarischen Bestimmungen +Cäsars, unter dem Vorwande, den letzten Willen des Dictators +auszuführen, eine unumschränkte Gewalt an, ändert die Verteilung +der Provinzen, läßt sich namentlich die Provinz <i>Gallia +cisalpina</i> durch Volksbeschluß zuerteilen. Dagegen tritt der +19jähr. <b>C. Octavius</b> (geb. 63), der Großneffe und Adoptivsohn +Cäsars, daher fortan <b>C. Julius Cäsar Octavianus</b> genannt, in +Verbindung mit dem Senat. Bei den Soldaten beliebt, sammelt +er zahlreiche Veteranen Cäsars um sich und bestimmt 2 Legionen +des Antonius, sich unter seinen Befehl zu stellen. Durch +die einander entgegengesetzten Bestrebungen der Machthaber +wird das römische Reich in <i>neue Bürgerkriege</i> +gestürzt.</p> + +<div class="sidenote"> +44–43.</div> + +<p>Gegen Antonius, der den Decimus Brutus in <i>Mutĭna</i> +belagert und ihm seine Provinz entreißen will, +werden auf Betreiben <i>Ciceros</i> (die <i>Philippischen</i> Reden) die +beiden Konsuln Hirtius und Pansa ausgesandt, mit ihnen der +junge <b>Octavian</b> als Proprätor (<i>Mutinensischer Krieg</i>). Beide +Konsuln fallen; Dec. Brutus verfolgt den besiegten Antonius nach +Gallia transalpina. Octavian aber führt das ganze Heer nach +Rom, erzwingt vom Senat seine Erwählung zum Konsul, Widerruf +der Amnestie für die Verschworenen und ihre Verurteilung. +Hierauf zieht er zum Schein gegen <i>Antonius</i>, mit dem er +schon geheime Unterhandlungen angeknüpft hatte. Auf einer +Zusammenkunft bei <i>Bononia</i> wird das</p> + +<div class="sidenote"><b>43.</b> +(Nov.)</div> + +<p><b>zweite Triumvirat</b></p> + +<p>geschlossen zwischen <b>Antonius</b>, <b>Octavian</b> und +<b>M. Ämilius Lepidus</b> (Statthalter in Gallia Narbonensis). +Die drei Machthaber (<i>tresviri reipublicae constituendae</i>) +lassen ihre angemaßte Gewalt von den Komitien auf 5 Jahre +bestätigen und beginnen ihre Herrschaft mit grausamen <b>Proskriptionen</b>: +130 Senatoren und 2000 Männer vom Ritterstande +werden geächtet und größtenteils getötet (u. a. <i>Cicero</i> und sein +Bruder <i>Quintus</i>, S. 112), ihr Vermögen eingezogen. Darauf<span class="pagenum"><a name="Page_119" id="Page_119">[119]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +<b>43–42.</b></div> + +<p><b>Krieg gegen die republikanische Partei.</b></p> + +<p><i>Antonius</i> und <i>Octavianus</i> ziehen gegen <i>M. Brutus</i> +und <i>C. Cassius</i>, welche in Makedonien und Syrien eine bedeutende +Kriegsmacht gesammelt hatten. In der (<i>ersten</i>)</p> + +<div class="sidenote"><b>42.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Philippi</b></p> + +<p>in Thrakien besiegt <i>Antonius</i>, welcher den rechten +Flügel befehligt, den linken Flügel des republikanischen Heeres +unter <b>Cassius</b>, während <i>Octavian</i> vor den Truppen des <b>Brutus</b> +zurückweichen muß. Auf die falsche Nachricht von einer +Niederlage des Brutus läßt sich <b>Cassius</b> durch einen Sklaven +töten. <b>Brutus</b>, 20 Tage später in einer <i>zweiten Schlacht</i> von +<i>Antonius</i> geschlagen, tötet sich selbst.</p> + +<p><b>Antonius</b> brandschatzt die Provinzen <i>Asien</i> und <i>Syrien</i> +und folgt dann der Königin <b>Kleopatra</b> (S. 116), die er nach +<i>Tarsus</i> vorgefordert hatte, nach <i>Ägypten</i>. Währenddessen +nimmt <b>Octavian</b> in Italien die den Veteranen versprochenen +Ackerverteilungen vor; <i>L. Antonius</i>, Bruder des Triumvir, der +ihm dabei entgegentritt, wird in <i>Perusia</i> belagert und muß sich +ergeben. <i>M. Antonius</i> landet mit einem Heere bei Brundisium; +es kommt in Brundisium zu einem Vergleich, nach welchem +die Verwaltung des Reiches so geteilt wird, daß</p> + +<div class="sidenote">40.</div> + +<p><b>Octavian</b> den <i>Westen</i>, <b>Antonius</b> den <i>Osten</i> (Grenzlinie +geht durch Illyrien), <b>Lepidus</b> <i>Afrika</i> erhält. +<i>Sextus Pompeius</i>, der sich von Sicilien aus eine Seeherrschaft +über die italischen Inseln gegründet hatte (sein Bruder +Cn. bei Munda †), wird (36) von <i>M. Vipsanius Agrippa</i>, dem +Unterfeldherrn Octavians, bei <i>Mylae</i> besiegt. <i>Lepidus</i>, der nun +auf Sicilien Anspruch erhebt, verliert nach einem kurzen Feldzuge +auch Afrika an Octavian, ihm bleibt nur die Würde eines +Pontifex maximus.</p> + +<p><i>Octavian</i> sorgt für friedliche Verwaltung Italiens, bekämpft +aber auch, um Norditalien zu sichern, die Dalmatier und Pannonier, +erobert 35 die Stadt Siscia an der Save.</p> + +<p><i>Antonius</i>, mit Octavians Schwester <i>Octavia</i> vermählt, unternimmt +38 und 37 wenig erfolgreiche Züge gegen die <i>Parther</i>, +schwelgt dann in Ägypten am Hofe der <i>Kleopatra</i>, zieht 34 +gegen <i>Armenien</i> und führt den König Artavasdes als Gefangenen +in Alexandria im Triumph auf, verschenkt endlich römische +Provinzen an seine Kinder mit der Kleopatra und schickt der +Octavia den Scheidebrief. Octavian läßt in Rom durch Volksbeschluß +dem Antonius den Oberbefehl entziehen und an Kleopatra +den Krieg erklären.</p> + +<div class="sidenote"><b>31–30.</b></div> + +<p><b>Krieg zwischen Octavian und Antonius.</b></p> + +<p>Während Antonius und Kleopatra lange in <i>Ephĕsos, +Samos, Athen</i> und <i>Patrae</i> (in Achaja) verweilen, vollendet<span class="pagenum"><a name="Page_120" id="Page_120">[120]</a></span> +Octavian seine Rüstungen und setzt das Landheer nach Epirus +über; seine 250 Schiffe starke, von <i>Agrippa</i> geführte Flotte +besiegt die an Zahl der Schiffe überlegene Flotte des Antonius +und der Kleopatra in der</p> + +<div class="sidenote"> +<b>31.</b> +(2. Sept.)</div> + +<p><b>Seeschlacht bei Actium.</b></p> + +<p>Kleopatra flieht mit ihren Schiffen, ehe die Schlacht +entschieden ist; Antonius folgt ihr. Sein Landheer +ergibt sich nach 7 Tagen dem Octavian ohne Kampf.</p> + +<div class="sidenote">30.</div> + +<p>Octavian geht nach Asien, wo er sein 4. Konsulat +antritt, kehrt zur Beschwichtigung einer Meuterei +der Veteranen auf kurze Zeit nach Italien zurück, begabt sich +dann wieder zu seinem Heere und führt es durch <i>Syrien</i> nach +<i>Ägypten</i>. Antonius, von seinen Truppen verlassen, tötet sich +auf die falsche Nachricht vom Tode der Kleopatra. Diese tötet +sich bald darauf durch Gift, als sie sieht, daß Octavian sie nur +schont, um sie in Rom im Triumph aufzuführen. Octavian +macht <b>Ägypten zur römischen Provinz,</b> ordnet dann die Verhältnisse +in Vorderasien und kehrt 29 im Monat Sextilis (nachher +ihm zu Ehren <i>Augustus</i> genannt) nach Rom zurück. Dreitägiger +Triumph, der Janustempel geschlossen (vgl. S. 72).</p> + +<p><b>Alleinherrschaft Octavians,</b> in der von <b>Cäsar</b> begründeten +Weise, jedoch so, daß die <i>Dictatur</i> ersetzt wird durch das von +ihm anfangs ständig bekleidete <i>Konsulat</i>, dann durch das <i>allgemeine +prokonsularische Imperium</i>. Das römische Reich, +nach Beendigung der Bürgerkriege im Frieden aufblühend, +schützt noch mehrere Jahrhunderte lang unter der Herrschaft +der Kaiser die Kulturvölker des Altertums gegen die Angriffe +der Barbaren.</p> + + +<h4>§ 10. Kunst und Literatur bei den Römern.</h4> + +<p>Die Anfänge nationaler Baukunst und Dichtung bei Etruskern +und Latinern entwickeln sich erst durch die Bekanntschaft mit +griechischer Kultur zu höherer Blüte. Griechischer Baustil erscheint +in den Tempeln und Säulenhallen, mit welchen Rom +sich schmückte, als es zur Großstadt heranwuchs. Griechische +Statuen wurden nach Eroberung griechischer Städte (Tarent 272, +Syrakus 212, Korinth 146) zahlreich nach Rom gebracht; seit +146 arbeiteten viele griechische Künstler in Rom. Drei griechische +Philosophen (<i>Karneades, Diogenes, Kritolaos</i>) 156 als +athenische Gesandte in Rom.</p> + +<p>Anfänge der römischen Literatur: Gottesdienstliche Lieder +der <i>Salii</i> (S. 73) und <i>Fratres arvales</i>, religiöse und geschichtliche +Aufzeichnungen der Priester (libri pontificum, fasti consulares +und triumphales), Erklärungen der Zwölf-Tafelgesetze +(S. 78 f). Volkstümliche Bühnendarstellungen werden zuerst 364<span class="pagenum"><a name="Page_121" id="Page_121">[121]</a></span> +erwähnt als Bestandteil der Festspiele (ludi scaenici). Griechische +Tragödien und Komödien in lateinischer Bearbeitung brachte +<i>Livius Andronīcus</i>, ein Grieche aus Tarent, seit 240 in Rom +zur Aufführung, nach ihm <i>Cn. Naevius</i> aus Campanien, der +auch nationale Stoffe dramatisch darstellte (<i>fabulae praetextae</i>) +und den ersten Punischen Krieg in einem Epos (in saturnischen +Versen) besang; ferner <i>Q. Ennius</i> aus Rudiä in Calabrien († 169), +der ebenfalls in einem Epos in Hexametern (<i>Annales</i>) die +Geschichte Roms bis auf seine Zeit darstellte, befreundet mit +Scipio Africanus maior. Erhalten sind die Bearbeitungen +griechischer Komödien von <i>T. Maccius Plautus</i> († 184) und +<i>P. Terentius</i> († 159).</p> + +<p>Die ältesten römischen Geschichtschreiber (Annalisten) +schrieben griechisch. Als erster Schriftsteller in lateinischer +Prosa ist <i>M. Porcius Cato</i> († 149, <i>Origines</i>, <i>de re rustica</i>, +Reden) zu nennen. Besonders gepflegt wurde die Rechtsgelehrsamkeit +(Sex. Aelius Catus, Konsul 198, <i>Q. Mucius Scaevola +augur</i>, Konsul 117, Lehrer Ciceros) und die Beredsamkeit +(<i>C. Gracchus</i> † 121, <i>L. Licinius Crassus</i> † 91, <i>M. Antonius</i> +† 87, <i>Q. Hortensius</i> † 50). Die nationalen Altertümer erforschte +<i>M. Terentius Varro</i> (116–27, de lingua Latina, antiquitates +rerum humanarum et divinarum). Als Geschichtschreiber +ragen hervor <i>C. Iulius Cäsar</i> († 44) und <i>C. Sallustius +Crispus</i> († 34). Den Reichtum und die Schönheit der lateinischen +Sprache entfaltet besonders <i>M. Tullius Cicero</i> († 43) +als Redner und philosophischer Schriftsteller (Tusculanae disputationes, +de officiis u. a.). Als Dichter sind in Ciceros Zeit +zu nennen <i>T. Lucretius Carus</i> († 55), Verfasser eines philosophischen +Lehrgedichts <i>de rerum natura</i>, und der Lyriker +<i>C. Valerius Catullus</i> († 54).</p> + + +<h4>§ 11. Kaiserzeit bis zum Untergang des +weströmischen Reiches.</h4> + +<p class="center">>(Von <b>31 vor</b> Chr. bis <b>476 nach</b> Chr.)</p> + +<div class="sidenote">vor nach +Chr.<br /> +<b>31–68.</b></div> + +<p><b>Das Julisch-claudische Herrscherhaus.</b></p> + +<div class="sidenote"><b>31–14.</b></div> + +<p><b>Cäsar Octavianus Augustus.</b></p> + +<p>Der Beiname <i>Augustus</i> (der <i>Erlauchte</i>, <i>Erhabene</i>), +den ihm (27 vor Chr.) der Senat erteilte, ist auf seine Nachfolger +übergegangen und ebenso wie <i>Princeps</i>, <i>Cäsar</i>, <i>Imperator</i>, +zum Titel der römischen Herrscher geworden.<a name="FNanchor_28_28" id="FNanchor_28_28"></a><a href="#Footnote_28_28" class="fnanchor">[28]</a><span class="pagenum"><a name="Page_122" id="Page_122">[122]</a></span></p> + +<p>Augustus beschränkt den Senat auf 600 Mitglieder und +knüpft die Senatorwürde an einen hohen Census (1 Million Sest. += etwa 180000 M.). Das <i>Konsulat</i> bleibt bestehen, wird +anfangs von Augustus ständig, später von ihm und seinen Nachfolgern +noch bisweilen bekleidet, gilt aber nur als Ehrenamt +und wird in seiner Dauer verkürzt, zuletzt in der Regel auf +2 Monate. Auch die andern republikanischen Ämter bleiben, +doch mit beschränktem Geschäftskreis; die <i>Censur</i> wird von den +Kaisern übernommen, wie sie schon Cäsar unter dem Titel +Praefectus morum ausgeübt hatte. Dem Senat bleibt ein gewisser +Anteil an der Herrschergewalt.</p> + +<p>Die kaiserliche Herrschaft beruht auf dem Heerbefehl, der +tribunicischen Gewalt und der obersten Gerichtsgewalt. Seit +dem Tode des Lepidus (13) war Augustus auch Pontifex maximus. +Einflußreiche kaiserliche Beamte sind der <i>Praefectus urbi</i> +(Polizeipräsident) und die beiden <i>Praefecti praetorio</i> (Befehlshaber +der aus 9 Kohorten bestehenden kaiserlichen Garde). +Einteilung Roms in 14, Italiens in 11 <i>regiones</i>. Einrichtung +einer <i>Reichspost (cursus publicus)</i> für die von Staats wegen +reisenden Beamten. Schutz der Provinzen gegen die Übergriffe +der Beamten. Fürsorge für die Armen. Ansiedelung unbemittelter +Bürger in Kolonien.</p> + +<div class="sidenote"> +27.</div> + +<p>Neue <i>Einteilung der Provinzen</i> in senatorische, +d. h. völlig beruhigte, welche ohne Kriegsheer von +Prokonsuln und Proprätoren verwaltet werden können und vom +Senat verliehen werden (<i>Africa, Asia, Achaja, Illyricum, +Macedonia, Sicilia, Creta</i> und <i>Cyrenaica, Bithynia, Sardinia, +Hispania Baetica</i>), und in <i>kaiserliche</i>, die Augustus durch +Legaten an der Spitze von Legionen verwalten läßt und daher +selber verteilt: <i>(Hispania Tarraconensis, Lusitania</i>, die vier +gallischen: <i>Narbonensis, Lugdunensis, Aquitania</i> und <i>Belgica</i> +mit <i>Germania superior et inferior, Syria, Cilicta, Cyprus, +Aegyptus</i>). In dieser Teilung ist später mehreres geändert +worden. Alle nach 27 vor Chr. begründeten Provinzen fielen +dem Kaiser zu. Zwei Staatskassen, das vom Senat verwaltete +<i>aerarium</i> (Einnahmen aus den senatorischen Provinzen) und +<i>fiscus</i> (Einnahmen aus den kaiserlichen Gütern und Provinzen). +Das Heer auf 25 Legionen (etwa 250000 Mann) gebracht. Dazu +eine starke Flotte in Misenum und Ravenna.</p> + +<p><b>Blütezeit der römischen Literatur.</b> <i>C. Cilnius Maecenas</i> +(† 8 vor Chr.), Freund des Augustus, Gönner und Beschützer +der Dichter: <i>P. Vergilius Maro</i> (70–19 vor Chr.). <i>Q. Horatius +Flaccus</i> (65–8 vor Chr.). Die Elegiker <i>Albius Tibullus, +S. Propertius</i> und <i>P. Ovidius Naso</i> (9 nach Chr. nach <i>Tomi</i> +am Pontus Euxīnus (Constanza i. d. Dobrudscha) verbannt, +† 17). Der Geschichtschreiber <i>T. Livius</i> (59 vor Chr. bis 17<span class="pagenum"><a name="Page_123" id="Page_123">[123]</a></span> +nach Chr.) gibt dem römischen Volke eine ausführliche Gesamtdarstellung +seiner Geschichte. Der Architekt <i>Vitruvius</i>, die +Juristen <i>M. Antistius Labeo</i> und <i>C. Ateius Capito</i>.</p> + +<pre> +<b>Familie des Augustus.</b> + +<b>C. Julius Cäsar Octavianus Augustus,</b> geb. 63 v. Chr., †14 n. Chr. +Gemahlinnen: 1. Claudia. 2. Scribonia. 3. Livia, Mutter des + | Tiberius u. Drusus, + | Söhne v. Tiberius + | Claudius Nero. + <b>Iulia,</b> †14 n. Chr. +Gem.: 1. Marcellus, 2. M. Vipsanius Agrippa. 3. Tiberius. + Sohn d. Octavia. †12 v. Chr. + †23 v. Chr. | + | +----------------------------------------------------------------------- +Gaius Cäsar. Lucius Cäsar. Agrippina. Julia. Agrippa Postumus. +†4 n. Chr. †2 n. Chr. †33 n. Chr. †28 n. Chr. †14 n. Chr. +</pre> + +<p>In der ersten Hälfte der Regierung des Augustus ist sein +Schwiegersohn <i>Agrippa</i> seine Hauptstütze. Census in allen +Provinzen, Vermessung des Reiches durch Agrippa, Bauten in +Rom: Forum Augusti, Thermae Agrippae mit dem <i>Pantheon</i>, +Tempel des Apollo, des Mars und der Venus. Wiederherstellung +der verfallenen Heiligtümer und Wiederbelebung der alten +Religiosität. Agrippas Söhne <i>Gaius Cäsar</i> und <i>Lucius Cäsar</i> +werden 17 vor Chr. von Augustus adoptiert. Ihre Mutter <i>Iulia</i> +heiratet in dritter Ehe den Stiefsohn des Augustus, <i>Tiberius</i>, +wird aber schließlich wegen ihrer Sittenlosigkeit verbannt. +Nach dem Tode seiner beiden ältesten Enkel adoptiert Augustus +den <i>Tiberius</i> und bezeichnet ihn als Nachfolger.</p> + +<div class="sidenote"> +27–25.</div> + +<p>Augustus ordnet persönlich die Verhältnisse der +<i>gallischen</i> und <i>spanischen</i> Provinzen. Unterwerfung +der Cantabrer und Asturer. <i>Lugdunum</i> (Lyon) +Hauptstadt in Gallien, <i>Tarraco</i> und <i>Corduba</i> Hauptstädte in +Spanien.</p> + +<div class="sidenote">22–19.</div> + +<p>Augustus ordnet persönlich die Verhältnisse des +römischen <i>Asiens</i>. Der Partherkönig <i>Phraates</i> +gibt auf die Nachricht von seiner Ankunft in Syrien die bei +der Niederlage des Crassus (S. 113) erbeuteten römischen Feldzeichen +zurück. Durch <i>Tiberius</i> wird <i>Tigrānes</i> in sein Reich +Armenien wieder eingesetzt.</p> + +<p>Nach Rom zurückgekehrt erläßt Augustus Gesetze zur Bekämpfung +des Luxus und der Ehelosigkeit (<i>lex Iulia sumptuaria, +lex Iulia de maritandis ordinibus</i>).</p> + +<div class="sidenote">15.</div> + +<p><i>Tiberius</i> und <i>Drusus</i>, die Stiefsöhne des Kaisers, +unterwerfen die Alpenvölker und das Gebiet +zwischen den Alpen und der Donau; Einrichtung der Provinzen +<b>Raetia</b> (Hauptort <i>Augusta Vindelicorum</i>, jetzt Augsburg) und +<b>Noricum</b> (Kärnten und Steiermark). Schon einige Jahre früher +war von Makedonien aus das untere Donaugebiet <b>Mösien</b> +unterworfen worden.<span class="pagenum"><a name="Page_124" id="Page_124">[124]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +12–9.</div> + +<p><i>Tiberius</i> unterwirft <b>Pannonien</b> (das südwestliche +Ungarn). Damit ist die <i>Donaugrenze</i> des Reiches +festgestellt; sie wird ebenso wie die <i>Rheingrenze</i> durch Standlager +der Legionen, aus denen später Städte geworden sind, +beschützt. Standlager am Rhein: Moguntiacum (Mainz), Civitas +Ubiorum (später Colonia Agrippinensis, Köln), Castra vetera +(Xanten), Standlager an der Donau: Regina castra (Regensburg), +Batava castra (Passau), später auch Vindobona +(Wien) und Juvavum (Salzburg).</p> + +<div class="sidenote">12–9.</div> + +<p><i>Drusus</i> unternimmt vom Rhein aus vier Feldzüge +in das <i>innere Germanien,</i> das erstemal zur See, +vom lacus Flevo (Zuyder-See) in die <i>Ems</i>mündung hinein, dann +zu Lande die <i>Lippe</i> aufwärts (Castell <i>Aliso</i> bei Haltern), dann +von Mainz aus gegen die Chatten, zuletzt von Mainz bis zur +Elbe. Er stirbt auf dem Rückmarsch infolge eines Sturzes mit +dem Pferde.</p> + +<div class="sidenote">8–7.</div> + +<p><i>Tiberius</i>, sein Nachfolger im Oberbefehl, bringt einen +Teil der germanischen Völkerschaften auf dem +rechten Rheinufer zur Anerkennung der römischen Oberhoheit. Er +zieht sich dann (6) nach <i>Rhodus</i> zurück und kommt erst 7 Jahre +später nach Verbannung seiner Gemahlin Julia wieder nach Rom.</p> + +<p><b>Christus geboren</b> vier oder sechs Jahre vor dem +Beginn unserer Zeitrechnung.<a name="FNanchor_29_29" id="FNanchor_29_29"></a><a href="#Footnote_29_29" class="fnanchor">[29]</a></p> + +<p>Das Christentum, langsam sich ausbreitend im römischen +Reiche, entfaltet nach dem Untergange desselben seine weltbezwingende +Macht.</p> + +<div class="sidenote">nach Chr. +4–5.</div> + +<p><i>Tiberius</i>, in den letzten Jahren der Regierung des +Augustus schon beinahe Mitregent, durchzieht von +neuem das nördliche Germanien, besiegt die <i>Langobarden</i> an +der unteren Elbe. Römische Statthalter verwalten das Gebiet +zwischen Rhein und Elbe. Der unter Tiberius’ Anführung +schon begonnene Angriff auf das <i>suebische</i> Reich des <i>Marbod</i> +(in Böhmen) wird unterbrochen (6–9) durch einen gefährlichen +Aufstand der illyrischen und pannonischen +Völkerschaften.</p> + +<div class="sidenote"><b>9.</b></div> + +<p>Drei römische Legionen unter <b>P. Quinctilius Varus</b> +werden im <b>Teutoburger Walde</b> von dem Cheruskerfürsten +<b>Arminius</b> vernichtet. Germanien bis zum Rhein +befreit, <i>Tiberius</i> aber sichert die Rheingrenze.<span class="pagenum"><a name="Page_125" id="Page_125">[125]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +14.</div> + +<p>Augustus stirbt in <i>Nola</i> im 76. Lebensjahre. Eine +von ihm selbst verfaßte Übersicht seiner Taten +(<i>Res gestae divi Augusti</i>) ist in einer Tempelinschrift zu Ancyra +(Angora) in Galatien erhalten (<i>monumentum Ancyranum</i>).</p> + +<div class="sidenote">14–37.</div> + +<p><b>Tiberius</b> (vollständig: <i>Tiberius Claudius Nero</i>), +des Augustus Stief- und Adoptivsohn, geb. 42, tüchtiger +Herrscher, jedoch hart und argwöhnisch. Das Recht der Beamtenwahlen +und die Bestätigung der Gesetze wird von den +<i>Komitien</i> auf den <i>Senat</i> übertragen. Die an republikanischen +Erinnerungen festhaltende Aristokratie wird in strenger Abhängigkeit +gehalten, besonders durch Anklagen <i>de maiestate</i> +(die auch schon zur Zeit der Republik vorkamen) bei der +kleinsten Beleidigung des Fürsten; Belohnung der Angeber +(<i>delatores</i>). Gute Verwaltung in den Provinzen.</p> + +<div class="sidenote">14–16.</div> + +<p>Drei Feldzüge des Neffen des <i>Tiberius, Drusus +Cäsar Germanicus</i>, (von Köln aus) über den Rhein +gegen die Germanen, der zweite und dritte mit einer Flottenfahrt +in die Emsmündung verbunden. Beim zweiten wird die +Stätte der Niederlage des Varus berührt; beim dritten Sieg der +Römer auf dem <i>Campus Idisiaviso</i> jenseits der <i>Weser</i> über +Arminius, aber keine Unterwerfung des Landes. Die Flotte +bei der Rückkehr durch Sturm zerstreut.</p> + +<div class="sidenote">17.</div> + +<p>Germanicus, von Tiberius abgerufen und nach dem +Orient gesandt, setzt in Armenien einen König +ein, macht <i>Kappadokien</i> zur römischen Provinz, gerät in Syrien +mit dem Statthalter L. Calpurnius Piso in Streit. Sein Tod im +34. Lebensjahr (19 in Antiochia an Gift?) in Rom sehr beklagt.</p> + +<p>In Deutschland Krieg zwischen <i>Armin</i> und <i>Marbod</i>, +letzterer aus seinem Reiche vertrieben, findet bei den Römern +Aufnahme († zu Ravenna). Armin wird von seinen eigenen +Verwandten, die ihn des Strebens nach der Königsherrschaft +beschuldigen, 37 Jahre alt, getötet (21).</p> + +<div class="sidenote">23.</div> + +<p><i>L. Aelius Seianus</i>, Befehlshaber der <i>Prätorianer</i> +(S. 122), erhebt sich zum übermächtigen Günstling +des alternden Kaisers, der 27 seinen Aufenthalt dauernd auf +der Insel <i>Capreae</i> (Capri) nimmt. Sejan vergiftet <i>Drusus</i>, den +einzigen Sohn des Kaisers, und bewirkt die Verbannung der +<i>Agrippina</i>, Witwe des Germanicus.</p> + +<div class="sidenote">31.</div> + +<p>Sturz Sejans; nach ihm werden viele Senatoren als +Teilnehmer an seiner Verschwörung hingerichtet. +<i>Macro</i>, nunmehr Praefectus praetorio, bleibt von der Willkür +des mißtrauischen Kaisers abhängig.</p> + +<div class="sidenote"><b>37–68.</b></div> + +<p><b>Das Claudische Herrscherhaus,</b> durch Adoption +mit dem Julischen verbunden:<span class="pagenum"><a name="Page_126" id="Page_126">[126]</a></span></p> + +<div class="clear"> +<pre> +<i>Tiberius</i> Claudius Nero. Nero Claudius <i>Drusus</i>. + †37 n. Chr. †9 v. Chr. + | _____________|_________ + | | | +Drusus †23 <i>Drusus Germanicus.</i> Tib. <i>Claudius</i> Nero. +n. Chr. †19 n. Chr. †54. + Gem. Agrippina. | + ___________|________ | + | | Octavia, Britanniens. + Agrippina d. j., <i>Caligula</i>. + | †41. + | + L. Domitius (<i>Nero</i>) + †68. +</pre> +</div> + +<div class="sidenote"> +<b>37–41.</b></div> + +<p><b>Caligula</b> (<i>Gaius Cäsar Germanicus</i>),</p> + +<p>der jüngste Sohn des Germanicus, von den Soldaten +als Knabe <i>Caligula</i> (Stiefelchen) benannt, zeigt sich bald als +grausamer (<i>oderint, dum metuant!</i>), jeder Schranke spottender +Despot. Schwelgerei, Selbstvergötterung, unnütze Feldzüge +nach der Rheingrenze und der gallischen Küste. Nach seiner +Ermordung durch die Prätorianer wird von diesen zum Imperator +ausgerufen sein Oheim</p> + +<div class="sidenote"><b>41–54.</b></div> + +<p><b>Claudius</b> (<i>Tiberius Claudius Nero Germanicus</i>),</p> + +<p>jüngerer Bruder des Germanicus, ein wohlmeinender, +aber schwacher Fürst, beherrscht von Günstlingen und von +seinen Gemahlinnen: 1. der sittenlosen <i>Messalina</i> und, nachdem +er diese (48) hat töten lassen, 2. der herrschsüchtigen +<i>Agrippina</i>, Tochter des Germanicus.</p> + +<div class="sidenote">43.</div> + +<p>Beginn der Eroberung <i>Britanniens</i> unter dem Oberbefehl +des <i>A. Plautius</i> (dessen Legat <i>T. Flavius +Vespasianus</i>); der südliche Teil wird römische Provinz.</p> + +<p>Unter Claudius’ Regierung werden außerdem folgende +Provinzen eingerichtet: in Afrika <i>Mauretania</i>, im Orient <i>Lycia</i> +und <i>Thracia</i>. <i>Iudaea</i>, von 40 vor Chr. bis 6 nach Chr. und +dann wieder 41–44 nach Chr. abhängiges Königreich, wird +wieder zur Provinz <i>Syrien</i> gezogen.</p> + +<p><i>Agrippina</i> überredet den Claudius, den <i>L. Domitius</i>, ihren +Sohn aus früherer Ehe, zu adoptieren (bei der Adoption erhält +er den Namen <i>Nero</i>) und zum Thronfolger zu ernennen an +Stelle seines eigenen Sohnes <i>Britannicus</i> (von der <i>Messalina</i>), +dessen Schwester <i>Octavia</i> zur Gemahlin Neros bestimmt wird. +Als Neros Adoption den Kaiser gereut, vergiftet +ihn Agrippina.</p> + +<div class="sidenote"><b>54–68.</b></div> + +<p><b>Nero</b> (<i>Nero Claudius Cäsar Drusus Germanicus</i>),</p> + +<p>von den Prätorianern zum Imperator ausgerufen, +in den ersten Jahren geleitet von dem Praefectus praetorio +<i>Afranius Burrus</i> und seinem Lehrer <i>L. Annaeus Seneca</i>.</p> + +<p>Er vergiftet (55) seinen Stiefbruder <i>Britannicus</i>, mit dessen +Erhebung zum Imperator ihm Agrippina gedroht hatte, läßt +(59) seine Mutter <i>Agrippina</i> selbst töten, verstößt seine Gemahlin +<i>Octavia</i>, die er später ebenfalls töten läßt, und heiratet +<i>Poppaea Sabina</i>, die Gemahlin Othos. Ausschweifungen und +Grausamkeiten; er tritt öffentlich im Wettkampf als Wagen<span class="pagenum"><a name="Page_127" id="Page_127">[127]</a></span>lenker, +Schauspieler und Sänger auf. Kriechende Unterwürfigkeit +des Senats,</p> + +<div class="sidenote"> +61.</div> + +<p>Aufstand in Britannien, von <i>Suetonius Paulinus</i> +unterdrückt.</p> + +<div class="sidenote">58–63.</div> + +<p>Krieg gegen die Parther und Armenier. Nach +Einnahme und Zerstörung von <i>Artaxăta</i> bringt +<i>Domitius Corbŭlo</i> in Armenien den König <i>Tiridates</i> zur Anerkennung +der römischen Oberhoheit.</p> + +<div class="sidenote"><b>64.</b></div> + +<p>Eine sechstägige und bald darauf eine nochmalige +dreitägige <i>Feuersbrunst</i> (nach unbegründetem Gerücht +auf Neros Befehl angelegt) zerstört einen großen Teil der +Stadt Rom. Nero beschuldigt die <i>Juden</i> und die <i>Christengemeinde</i> +Roms der Brandstiftung und verhängt grausame Strafen +über sie (<i>erste Christenverfolgung</i>). Großartige Neubauten in +Rom, breitere Straßen. Der Kaiserpalast wird vom Palatin bis +über den Esquilin ausgedehnt (<i>domus aurea</i>).</p> + +<div class="sidenote">65.</div> + +<p>Verschwörung des <i>C. Calpurnius Piso</i> entdeckt, +viele Hinrichtungen; <i>Seneca</i> genötigt, sich selbst +zu töten.</p> + +<div class="sidenote">68.</div> + +<p>Aufstand in Gallien (<i>C. Julius Vindex</i>) und im diesseitigen +Spanien, dessen Statthalter, der 73jährige +<i>Sulpicius Galba</i>, zum Imperator ausgerufen wird. Nero, erst +kürzlich von einer großen Kunstreise nach Griechenland zurückgekehrt, +flieht und tötet sich auf dem Landgute eines seiner +Freigelassenen in der Nähe von Rom.</p> + +<p>Das Reich wird nach dieser verderblichen Regierung abermals +durch <i>Bürgerkriege</i> zerrüttet:</p> + +<div class="sidenote"><b>68–69.</b> +Juni–Jan.</div> + +<p><b>Galba</b> (<i>Servius Sulpicius Galba</i>),</p> + +<p>der sich bald durch unzeitige Strenge und Sparsamkeit +verhaßt macht. Die Prätorianer ermorden +ihn und erheben an seiner Stelle</p> + +<div class="sidenote"><b>69.</b> +Jan.–Apr.</div> + +<p><b>Otho</b> (<i>Marcus Salvius Otho</i>),</p> + +<p>einen ehemaligen Günstling Neros. Schon vorher +war von den Legionen am Rhein zum Imperator +ausgerufen</p> + +<div class="sidenote"><b>69.</b> +Apr.–Dez.</div> + +<p><b>Vitellius</b> (<i>Aulus Vitellius</i>),</p> + +<p>der, nachdem seine Legaten den Otho bei <i>Bedriacum</i> +(östlich von <i>Cremona</i>) besiegt haben und dieser +sich selbst getötet hat, in Rom einrückt und die Stadt zum +Schauplatze seiner Prasserei und Verschwendung macht. Er +wird bei einem Straßenkampf in Rom umgebracht.</p> + +<div class="sidenote"><b>69–96.</b></div> + +<p><b>Die drei Flavier</b>:</p> + +<div class="sidenote"><b>69–79.</b></div> + +<p><b>Vespasianus</b> (<i>Titus Flavius Vespasianus</i>),</p> + +<p>besonders auf Betreiben des Statthalters von Syrien, +<i>Licinius Mucianus</i>, zum Imperator ausgerufen, während er in<span class="pagenum"><a name="Page_128" id="Page_128">[128]</a></span> +Palästina seit 66 gegen die aufständischen Juden Krieg führt. +Er übergibt seinem Sohne <i>Titus</i> den Oberbefehl und kommt +nach längerem Aufenthalt in <i>Alexandrīa</i> nach Rom, wo inzwischen +Vitellius durch das siegreiche Eindringen der Donauarmee +(<i>Antonius Primus</i>) beseitigt ist. — Wiederherstellung +der Mannszucht im Heere, der Ordnung in den Finanzen. Der +Kaiser gibt das Beispiel strengerer und einfacher Sitte, sorgt +für öffentlichen Unterricht von Staats wegen (Grammatik und +Rhetorik).</p> + +<div class="sidenote"><b>69–71.</b></div> + +<p><b>Aufstand der Batāver unter Claudius Civīlis,</b></p> + +<p>einem ihrer Häuptlinge aus fürstlichem Geschlecht. +Die Aufständischen geben anfangs vor, nicht gegen das römische +Reich, sondern <i>gegen Vitellius</i> und <i>für Vespasianus</i> zu kämpfen. +Dadurch gelingt es ihnen, einen Teil der römischen Soldaten +für sich zu gewinnen. <i>Civilis</i> schlägt die Römer wiederholt +und dringt, durch beutelustige rechtsrheinische Germanen unterstützt, +weit in Gallien vor. Ein großer Teil der gallischen +Völkerschaften fällt ihm zu; es tritt der Plan hervor, ein unabhängiges +<i>gallisches Reich</i> zu gründen. Nachdem aber die +Herrschaft Vespasians in Rom befestigt ist, macht <i>Petilius +Cerialis,</i> begünstigt durch die unter den verbündeten Völkern +ausgebrochenen Zwistigkeiten, dem Aufstand ein Ende und +unterwirft ganz Gallien wieder der römischen +Herrschaft.</p> + +<div class="sidenote"><b>70.</b> +(Septbr.)</div> + +<p><b>Titus erobert und zerstört Jerusalem</b> nach langer, +hartnäckiger Verteidigung. Schreckliches Strafgericht +über die zum Osterfest dort zusammengekommenen +Juden. Triumphbogen in Rom errichtet im Anschluß +an andere Bauten Vespasians (Templum Pacis; <i>Amphitheatrum +Flavium,</i> auch <i>Colosseum</i> genannt).</p> + +<div class="sidenote">78.</div> + +<p><i>Gn. Iulius Agricola,</i> Schwiegervater des Geschichtschreibers +<i>Tacitus</i>, wird Statthalter in Britannien. +Dem Vespasian folgt sein Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>79–81.</b></div> + +<p><b>Titus</b> (<i>Titus Flavius Vespasianus</i>),</p> + +<p>der die ihm entgegengebrachten Befürchtungen +durch milde und sorgsame Regierung glänzend widerlegt +(<i>»amor et deliciae generis humani«</i>).</p> + +<div class="sidenote">79.</div> + +<p>Ausbruch des Vesuvs. <i>Herculanĕum</i> durch Lava, +<i>Pompeii</i> durch Asche und Schlamm verschüttet +(Ausgrabungen seit 1719 und 1748). Tod des älteren <i>Plinius,</i> +Anführers der römischen Flotte in Misenum. — Dem Titus +folgt sein ihm unähnlicher Bruder</p> + +<div class="sidenote"><b>81–96.</b></div> + +<p><b>Domitianus</b> (<i>Titus Flavius Domitianus</i>),</p> + +<p>der mit der Zeit immer mehr zum habsüchtigen +und grausamen Despoten wird.<span class="pagenum"><a name="Page_129" id="Page_129">[129]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +84.</div> + +<p>Feldzug gegen die Chatten. Im Anschluß daran wird +der großartige Grenzwall (<i>limes</i>) zwischen dem +mittleren Rhein und der oberen Donau (von Rheinbrohl bis +Kehlheim) begonnen. Eins der dazu gehörenden Kastelle ist in +der <i>Saalburg</i> wieder erstanden. Das dahinter liegende Land als +Zehntland (<i>agri decumates</i>) mit der Provinz <i>Germania superior</i> +(Hauptstadt Moguntiacum, Mainz) verbunden.</p> + +<div class="sidenote">81–84.</div> + +<p>Glückliche Feldzüge des <b>Agricola</b> in Britannien, die +römische Herrschaft bis nach Schottland hinein +ausgedehnt.</p> + +<div class="sidenote">86–90.</div> + +<p>Erfolgloser Krieg gegen die Dacier; Domitian soll +vom Könige <i>Decebălus</i> den Frieden erkauft haben.</p> + +<div class="sidenote">96.</div> + +<p>Domitian durch eine Palastverschwörung ermordet.</p> + +<div class="sidenote"><b>96–192.</b></div> + +<p><b>Nerva und seine Adoptivfamilie</b>:</p> + +<div class="sidenote"><b>96–98.</b></div> + +<p><b>Nerva</b> (<i>Marcus Cocceius Nerva</i>),</p> + +<p>ein 64 jähriger Senator, durch die Mörder Domitians +und den Senat auf den Thron erhoben, stellt die Majestätsprozesse +ab, ruft die Verbannten zurück, vermindert die Abgaben, legt +den Grund zur Einrichtung der <i>Alimentatio</i>, d. h. Staatsunterstützung +zur Erziehung der Kinder, in Italien. Er adoptiert und +ernennt zu seinem Mitregenten und Nachfolger</p> + +<div class="sidenote"><b>98–117.</b></div> + +<p><b>Trajan</b> (<i>Marcus Ulpius Traianus</i>),</p> + +<p>Statthalter der Provinz <i>Germania superior</i>, geboren +53 in der römischeu Kolonie <i>Italica</i> in Spanien, den ersten Nicht-Italiker +auf dem Throne der Cäsaren. Trefflicher Regent und +Feldherr. Großartige Bauten in Rom (<i>Forum Traiani</i>); Straßen +und Häfen in den Provinzen, der Hauptteil des germanischen +Grenzwalls gebaut.</p> + +<div class="sidenote">101–107.</div> + +<p>Unterwerfung des Landes <b>Dacien</b> (Rumänien und +Siebenbürgen). Die römischen Legionen dringen +aus Mösien und Pannonien (Kolonie <i>Sirmium</i> an der Save) +über die Donau vor, erstürmen Sarmizegethusa, die Hauptstadt +des <i>Decebălus</i>; eine steinerne Brücke wird (unterhalb Orsova) +über die Donau gebaut. Decebalus unterwirft sich (102), doch +wird 105 neuer Krieg nötig; 107 wird das Land römische +<i>Provinz</i>. Ansiedlung zahlreicher Kolonisten, von denen die +heutigen <i>Rumänen</i> abstammen. Darstellung des Krieges auf +den Reliefs der Trajanssäule in Rom.</p> + +<div class="sidenote">105.</div> + +<p>Einrichtung der römischen Provinz <b>Arabia</b> durch +den Statthalter von <i>Syrien</i>, A. Cornelius Palma, +(das Land östlich und südlich von Damaskus und Judäa, bis +zum Roten Meere; Hauptstadt <i>Petra</i>).</p> + +<div class="sidenote">114–116.</div> + +<p>Krieg Trajans gegen die <b>Parther</b>.</p> + +<p>Der Neffe des Partherkönigs <i>Chosroës</i> wird aus +Armenien vertrieben. <i>Armenia</i>, <i>Mesopotamia</i>, <i>Assyria</i> römische<span class="pagenum"><a name="Page_130" id="Page_130">[130]</a></span> +Provinzen. Trajan erobert <i>Seleucia</i> und <i>Ktesiphon</i> am Tigris, +fährt zu Schiff den Tigris hinunter bis zum Persischen Meerbusen, +setzt bei den Parthern einen Vasallenkönig ein, stirbt +auf der Rückkehr in <i>Cilicien.</i></p> + +<div class="sidenote"> +<b>117–138.</b></div> + +<p><b>Hadrian</b> (<i>Publius Aelius Hadrianus</i>),</p> + +<p>von seinem Verwandten Trajan adoptiert. Friedliebend, +auf sorgsame Verwaltung des Reiches bedacht, gelehrt +und kunstliebend. Er gibt die neuen Provinzen <i>Armenia</i>, +<i>Mesopotamia</i> und <i>Assyria</i> wieder auf, so daß der Euphrat die +östliche Grenze des Reiches bildet, stellt in <i>Mösien</i> und <i>Dacien</i> +die Ruhe wieder her, regiert in Rom in gutem Einverständnis +mit dem Senat.</p> + +<p><i>Rundreisen</i> durch die Provinzen des Reiches (121–126, +129–134), um überall die Wohlfahrt zu fördern; sein Günstling +und Begleiter Antinous; längerer Aufenthalt in <i>Athen</i>, wo er +einen neuen Stadtteil anlegt und den Zeustempel (S. 36) vollendet. +In Rom erbaut er den Doppeltempel der Venus und +Roma; sein großes Grabmal Mausoleum Hadriani, jetzt die +Engelsburg. Seine Villa bei <i>Tibur</i> (Tivŏli) mit prächtigen +Gartenanlagen. In Britannien <i>Grenzwall</i> gegen die Picten und +Scoten (von Newcastle bis zum Solwaybusen).</p> + +<p>Sammlung der Edikte früherer Prätoren (<i>Edictum perpetuum</i>) +durch den Rechtsgelehrten <i>Salvius Iulianus</i>; daran knüpft sich +die weitere Ausbildung der Rechtsgelehrsamkeit, welche für +den inneren Bestand des großen Reiches von der höchsten Bedeutung +war.</p> + +<div class="sidenote">132–135.</div> + +<p>Aufstand der <b>Juden</b> wegen Anlegung der Kolonie +<i>Aelia Capitolina</i> an der Stelle des zerstörten +Jerusalem. Ihr Anführer Bar-Kochba. Verzweifelter Kampf; +Niederlage und <i>Zerstreuung</i> der Juden. Eine <i>christliche</i> Gemeinde +sammelt sich bald wieder an der heiligen Stätte; der +Name <i>Jerusalem</i> wird später wieder hergestellt.</p> + +<div class="sidenote"><b>138–161.</b></div> + +<p><b>Antoninus Pius</b> (<i>Titus Aurelius Antoninus Pius</i>),</p> + +<p>von Hadrian adoptiert. Friedliche, segensreiche +Regierung, jedoch die Grenzen des Reiches kräftig gegen die +Angriffe der Barbaren geschützt. Zweiter Grenzwall in Britannien +(vom Forth zum Clyde). Gemäß der von Hadrian festgesetzten +Erbfolgeordnung folgt ihm sein Neffe</p> + +<div class="sidenote"><b>161–180.</b></div> + +<p><b>Marcus Aurelius Antoninus</b>, +weiser und tätiger Regent, hochgebildet (Schüler +des Redners <i>Cornelius Fronto</i>), stoischer Philosoph, bis 169 +gemeinschaftlich mit seinem Adoptivbruder, dem ausschweifenden +<b>Lucius Verus</b>.</p> + +<div class="sidenote">162–165.</div> + +<p>Krieg gegen die <b>Parther</b>, unter Oberleitung des +<i>L. Verus</i>, der sich aber bald in Antiochia dem +Wohlleben hingibt, während seine Legaten den Krieg glücklich<span class="pagenum"><a name="Page_131" id="Page_131">[131]</a></span> +führen. Ein <i>Teil</i> Mesopotamiens wird wieder römische Provinz +(S. 130).</p> + +<div class="sidenote"> +166–180.</div> + +<p>Krieg mit den <b>Markomannen</b> und <b>Quaden</b> (in Böhmen).</p> + +<p>Marcus Aurelius kämpft mit wechselndem Glück +gegen die immer von neuem andringenden Barbaren. Während +eines kurzen Friedens mit ihnen Besiegung des aufständischen +<i>Avidius Cassius</i> in Syrien, 175. Triumph in Rom 176; der +Senat errichtet dem Kaiser eine Reiterstatue, die noch heute +das Kapitol schmückt. Ehe es dem Kaiser gelingt, die Grenze +des Reiches an der Donau völlig zu sichern, stirbt er in <i>Vindobŏna</i> +(Wien). Ihm folgt sein entarteter Sohn</p> + +<div class="sidenote">180–192.</div> + +<p><b>Commodus</b>,</p> + +<p>der mit den Germanen Frieden schließt und sich +in Rom, die Regierung meist den Praefectis praetorio (S. 122) +überlassend, Ausschweifungen und seinem immer mehr hervortretenden +Hange zu Grausamkeiten hingibt. Er wird endlich +von seiner Umgebung ermordet.</p> + + +<h5><b>Silbernes Zeitalter der römischen Literatur.</b></h5> + +<p>Philosophische Schriften und Briefe des Stoikers <i>L. Annaeus +Seneca</i> († 65); sein Neffe <i>M. Annaeus Lucanus</i> verfaßt ein +Epos Pharsalia. Epigramme des <i>Martialis</i>, Satiren des <i>Persius</i> +und <i>Iuvenalis</i>. M. Fabius <i>Quintilianus</i> Lehrer der Rhetorik, +Verfasser der Institutio oratoria. Ein Werk umfassender Gelehrsamkeit +ist die Naturalis historia des <i>C. Plinius Secundus</i> +(† 79). Briefsammlung seines Neffen, des <i>jüngeren Plinius</i>, +welcher mit dem Geschichtschreiber <i>Cornelius Tacitus</i> († 117), +dem hervorragendsten Schriftsteller dieser Zeit, befreundet war; +Tacitus’ Germania 98, Plinius Statthalter in Bithynien 111. — +Kaiserbiographien des <i>C. Suetonius</i>.</p> + + +<h5><b>Nachblüte der griechischen Literatur.</b></h5> + +<p>Unter Augustus der Geograph <i>Strabo</i> aus Amaseia in Pontus, +der Altertumsforscher <i>Dionysios von Halikarnaß</i>, beide +in Rom. Unter Trajan und Hadrian der Philosoph und Geschichtschreiber +<i>Plutarchos</i> von Chaironeia, der Perieget +<i>Pausanias</i>. Um 150 der Geograph <i>Ptolemaios</i> zu Alexandrīa, +um 180 der Satiriker <i>Lukianos</i> von Samosata, um 220 der Geschichtschreiber +<i>Cassius Dio</i>.</p> + + +<h5><b>Ausbreitung des Christentums.</b></h5> + +<p>Wirksamkeit der <i>Apostel</i> im ersten Jahrhundert. <i>Paulus</i> +predigt in Antiochia (42), in Athen und Korinth (53), in +Ephesos (55), wird 61 nach <i>Rom</i> geführt, erleidet dort gleichwie +<i>Petrus</i> den Märtyrertod. Verfolgungen im zweiten und +dritten Jahrhundert können die zahlreichen christlichen Ge<span class="pagenum"><a name="Page_132" id="Page_132">[132]</a></span>meinden +nicht ausrotten; das Beispiel der <i>Märtyrer</i> (<i>Ignatius</i> +Bischof von Antiochia 115, <i>Polykarpos</i> Bischof von Smyrna +167 und viele andere) wirkt erhebend. Christliche Schriftsteller: +<i>Clemens</i>, Bischof von Rom (um 90), <i>Clemens</i> in Alexandria +(200), <i>Tertullianus</i> in Karthago (200), <i>Origenes</i> in Alexandria +(230), <i>Cyprianus</i> in Karthago (230), <i>Lactantius</i> in Nicomedia +(300), <i>Eusebios</i>, Bischof von Cäsarea (330), <i>Augustinus</i>, +Bischof von Hippo Regius (354–430), s. S. 141.</p> + +<div class="sidenote"> +<b>193–284</b>.</div> + +<p><b>Zeit der Soldatenkaiser.</b></p> + +<p>Der Mangel einer festen Erbfolge stürzt das +römische Reich oftmals in Verwirrung; dennoch behauptet es +sich noch lange gegen die andringenden Barbaren. Nach den +kurzen Regierungen der von den Prätorianern erhobenen Kaiser +<i>Pertinax</i> und <i>Didius Iulianus</i> folgt der von den illyrischen +Legionen zum Kaiser ausgerufene Statthalter von +Pannonien</p> + +<div class="sidenote"><b>193–211.</b></div> + +<p><b>Septimius Severus</b>,</p> + +<p>welcher vom Senat anerkannt wird und sich gegen +die anderen Prätendenten (<i>Pescennius Niger</i> im Orient, <i>Clodius +Albinus</i> in Britannien und Gallien) behauptet. Umwandlung +der bisher aus Italikern bestehenden <i>Prätorianer</i> in eine aus +allen Provinzlegionen sich ergänzende Truppe. Verbesserung +der Rechtspflege (die Juristen <i>Papinianus, Ulpianus, Paulus</i>). +Erfolgreicher Krieg gegen die <i>Parther</i>, ihre Hauptstadt <i>Ktesiphon</i> +197 zerstört; die Provinz <i>Mesopotamien</i> wiederhergestellt. +(Hauptstädte Edessa und Nisibis). Zug nach Britannien 208; +der Grenzwall Hadrians wiederhergestellt. <i>Septimius</i> stirbt in +<i>Eburācum</i> (York). Sein Sohn</p> + +<div class="sidenote">211–217.</div> + +<p><b>Caracalla</b> (<i>M. Aurelius Antoninus</i>)</p> + +<p>ermordet seinen Bruder und Mitregenten <b>Geta</b> mit +Tausenden seiner Anhänger, darunter <i>Papinianus</i>. Durch die +<i>Constitutio Antoniniana</i> 212 Erteilung des römischen Bürgerrechts +an alle freien Provinzialen. Aber auch von der Grausamkeit +und Habsucht des Kaisers werden die Provinzen in weitem +Umfange betroffen (das Blutbad in <i>Alexandrīa</i> 215).</p> + +<p>Caracalla bekämpft 213 die <i>Alamannen</i> jenseits des Grenzwalls, +214 die <i>Goten</i> an der unteren Donau, greift 216 die +Parther an, wird in Mesopotamien auf Anstiften des Praefectus +praetorio <b>Macrinus</b> ermordet. Dieser, vom Heere zum Nachfolger +erwählt, erkauft von den Parthern den Frieden. Die +Soldaten rufen zum Imperator aus den 14jährigen <i>Varius +Avitus Bassianus</i>, genannt</p> + +<div class="sidenote">218–222.</div> + +<p><b>Elagabălus</b>, Sonnenpriester zu Emĕsa in Syrien, der +für einen Sohn Caracallas ausgegeben wird. Macrinus, +bei Antiochia besiegt, wird in Kleinasien verhaftet und +hingerichtet. Elagabalus überläßt sich in Rom den schänd<span class="pagenum"><a name="Page_133" id="Page_133">[133]</a></span>lichsten +Ausschweifungen; die Regierung führt seine Großmutter +<i>Julia Maesa</i>, Schwester der Mutter Caracallas. Er wird von +den Prätorianern ermordet; ihm folgt sein Vetter</p> + +<div class="sidenote"> +<b>222–235.</b></div> + +<p><b>Alexander Severus</b>,</p> + +<p>von den besten Absichten beseelt, aber schwankend +und nicht energisch, geleitet von seiner Mutter <i>Julia Mamaea</i>, +Tochter der Julia Maesa, und von den Rechtsgelehrten <i>Domitius +Ulpianus</i> und <i>Julius Paulus</i>. Seine Maßregeln zur Herstellung +der Mannszucht im Heere veranlassen Empörungen; bei einer +derselben wird <i>Ulpianus</i>, der Befehlshaber der Prätorianer, +ermordet.</p> + +<div class="sidenote"><b>226.</b></div> + +<p>Infolge der Auflösung des <i>Partherreiches</i> unter den +Arsakiden (S. 65) und Stiftung des <b>Neupersischen +Reichs</b> (Dynastie der <i>Sassaniden</i>) erwächst dem römischen +Reiche ein neuer gefährlicher Feind im Orient, doch wird im +Kriege (231–33) die Reichsgrenze vorerst noch behauptet, +Nach Ermordung des Alexander Severus am Rhein erheben die +Soldaten auf den Thron ihren Feldherrn</p> + +<div class="sidenote">235–238.</div> + +<p><b>Maximinus Thrax</b>,</p> + +<p>einen Thraker von außerordentlicher Größe und +Stärke. Siegreicher Zug über den Rhein, dann nach der untern +Donau. Unterdessen wird in Afrika zum Imperator ausgerufen der +80jährige Senator <i>Gordianus I.</i>, der seinen Sohn <i>Gordianus II.</i> +zum Mitregenten ernennt, bald aber sich selbst tötet, nachdem +der Sohn in Afrika kämpfend gefallen. <i>Maximinus</i>, vom Senat +für abgesetzt erklärt, wird bei der Belagerung von <i>Aquileia</i> +von den Soldaten getötet. — Die Prätorianer erheben Gordians I. +Enkel, <b>Gordianus III.</b>, auf den Thron. Dieser wird nach glücklicher +Beendigung eines Krieges gegen die Neuperser 244 ermordet +auf Veranlassung des Praefectus praetorio <b>Philippus +Arabs</b>, eines Mannes von semitischer Abkunft, welcher 248 das +<i>tausendjährige Bestehen</i> des römischen Reiches feiert, 249 von +den mösischen Legionen unter ihrem Feldherrn <b>Decius</b> besiegt +und getötet wird. Unter diesem Kaiser</p> + +<div class="sidenote"><b>250.</b></div> + +<p>Allgemeine <b>Christenverfolgung</b>, nachdem man +längere Zeit die Christen hatte gewähren lassen. +Decius schlägt die <i>Goten</i>, welche <i>Thrakien</i> plündern, verliert +aber Sieg und Leben, als er sie nach der Donau hin verfolgt +(251). Die Legionen erwählen den Feldherrn <b>Gallus</b>, unter +dessen ebenfalls kurzer Regierung die Pest in mehreren Provinzen +des Reiches wütet. Er wird 253 ermordet von dem +gegen die <i>Goten</i> siegreichen <b>Aemilianus</b>, dieser nach kaum +4 Monaten von</p> + +<div class="sidenote">253–260.</div> + +<p><b>Valerianus</b>,</p> + +<p>der seinen Sohn <b>Gallienus</b> zum Mitregenten annimmt. +Beide kämpfen gegen die fortwährend erneuten Einfälle<span class="pagenum"><a name="Page_134" id="Page_134">[134]</a></span> +germanischer Heerhaufen, namentlich der <i>Franken</i> in Gallien +und Spanien, der <i>Alamannen</i> in Ober-Italien (bei Mailand +besiegt), der <i>Goten</i> in die Balkan-Halbinsel und Kleinasien. +Unglücklicher Feldzug des <i>Valerianus</i> gegen die Perser; er +wird bei <i>Edessa</i> geschlagen, gefangen und (als 70jähriger Greis) +bis zu seinem Tode von dem König Sapores als Sklave umhergeschleppt. +Gegen ihn und seinen Sohn</p> + +<div class="sidenote"> +260–268.</div> + +<p><b>Gallienus</b></p> + +<p>tritt eine große Anzahl von Gegenkaisern auf, +während die Barbaren ihre Einfälle in das römische Gebiet +fortsetzen. Längere Zeit behaupten sich <i>Postumus</i> in Gallien +und <i>Odaenathus</i> (aus Palmȳra) in Syrien. Letzterer wird von +Gallienus als Mitregent für den Orient anerkannt; nach seiner +Ermordung (267) herrscht seine Gemahlin <i>Zenobia</i> in Palmȳra. +Gallienus wird vor Mediolanum, wo er den Prätendenten +<i>Aureŏlus</i> belagert, von Verschwörern ermordet. Diese erheben +auf den Thron</p> + +<div class="sidenote">268–270.</div> + +<p><b>Claudius II.</b>,</p> + +<p>einen erfahrenen Feldherrn, der nach Hinrichtung +des Aureolus die <i>Alamannen</i> am Gardasee, <i>die Goten</i> bei Naissus +in Mösien (an der Morawa) besiegt. Ihm folgt</p> + +<div class="sidenote"><b>270–275</b>.</div> + +<p><b>Aurelianus</b>, der Hersteller des Reiches (<i>Restitutor +orbis</i>). Er schließt mit den Goten Frieden, indem +er die Provinz <i>Dacien</i> aufgibt. Die Donau von jetzt ab Reichsgrenze; +der größte Teil der römischen Kolonisten wird nach +<i>Mösien</i> zurückversetzt. Aurelian vertreibt die abermals in +Italien eingedrungenen Alamannen und Markomannen und beginnt +zum Schutze Roms vor den Barbaren den Bau einer +neuen <i>Stadtmauer</i>, welche die erweiterte <i>Kaiserstadt</i> umfaßt. +Er unterwirft <i>Syrien</i>, belagert und zerstört <i>Palmyra</i> (273), +nimmt Zenobia gefangen und erobert <i>Ägypten</i> wieder. Nachdem +er so den Orient unterworfen, wendet er sich gegen <i>Tetricus</i> +in Gallien, der, bei Châlons besiegt, sich ergibt. Nach kurzem +Aufenthalt in Rom reist er wieder in die östlichen Provinzen, +wird aber unweit Byzanz von Verschwörern ermordet. Auf +Ansuchen des Heeres ernennt der Senat in Rom zum Augustus +den 75jährigen Senator</p> + +<div class="sidenote">275–276.</div> + +<p><b>Tacitus</b>,</p> + +<p>der die <i>Alanen</i> und <i>Goten</i>, welche in Kleinasien +eingefallen waren, schlägt, aber bald von den Soldaten ermordet +wird.</p> + +<div class="sidenote">276–282.</div> + +<p><b>Probus</b></p> + +<p>schlägt am Rhein die <i>Franken</i> und <i>Alamannen</i>, +an der Donau die <i>Burgunder</i>, <i>Vandalen</i> und <i>Goten</i> zurück, +stellt den Grenzwall (<i>limes</i>) zwischen Rhein und Donau wieder +her, fördert den Weinbau in Gallien, am Rhein und an der<span class="pagenum"><a name="Page_135" id="Page_135">[135]</a></span> +Mosel, sichert auch Syrien und Mesopotamien gegen die Perser. +Starke Ansiedelung von Barbaren in den Grenzgebieten des +Reiches. Als er in Pannonien die Soldaten zu Kanal- und +Wegebauten nötigt, wird er bei Sirmium von +ihnen erschlagen,</p> + +<div class="sidenote"> +282–284.</div> + +<p><b>Carus</b></p> + +<p>besiegt an der unteren Donau die <i>Sarmaten</i> und +dringt, während der germanische Grenzwall mit den <i>agri decumates</i> +an die <i>Alamannen</i> verloren geht, erfolgreich gegen die +<i>Perser</i> vor, stirbt aber bald nach der Einnahme von <i>Ktesiphon</i> +(vom Blitze erschlagen?). Das heimkehrende Heer wählt in +Chalkēdon zum Kaiser den Feldherrn</p> + +<div class="sidenote"><b>284–305.</b></div> + +<p><b>Diocletianus</b>,</p> + +<p>welcher dem römischen Reiche eine neue Verfassung +gibt auf Grund der <b>unbeschränkten Monarchie</b>. Der +Senat verliert allen Einfluß auf die Regierung, <i>Rom</i> nicht +mehr Wohnsitz des Kaisers. Strenges Hofceremoniell nach +orientalischer Art. Der Kaiser trägt das Diadem, läßt sich mit +Dominus anreden. Neuordnung der Verwaltung, die Provinzen +verkleinert und an Zahl vermehrt (101 Provinzen, in 12 <i>Diöcesen</i> +geordnet; auch Italien in Provinzen geteilt). Steigender Abgabendruck. +Zum <i>Mitregenten</i> (mit dem Titel Augustus) ernennt +Diocletian, indem er sich außer der allgemeinen Oberleitung +die Regierung des Ostens vorbehält (Residenz <i>Nicomedia</i> in +Bithynien), seinen Waffengefährten <b>Maximianus</b> (Residenz +<i>Mediolanum</i>, Mailand).</p> + +<div class="sidenote">293.</div> + +<p><b>Diocletian</b> ernennt zwei Cäsaren: 1. <b>Constantius +Chlorus</b>, der seine Gemahlin <i>Helĕna</i>, eine Christin, +verstoßen und die Stieftochter Maximians heiraten muß; er erhält +die Verwaltung von <i>Gallien, Britannien</i> und <i>Spanien</i> +(Residenzen <i>Augusta Treverorum</i> (Trier) und <i>Eburācum</i> (York)), +während <i>Maximianus</i> die Verwaltung von <i>Italien</i> und <i>Afrika</i> +behält; 2. <b>Galerius</b>, welcher Diocletians Schwiegersohn wird +und die Verwaltung von <i>Illyricum</i> (mit Makedonien und +Griechenland, Residenz <i>Sirmium</i> a. d. Save) übernimmt.</p> + +<p>Die vier Regenten sorgen im Einverständnis miteinander +für die Verwaltung und den Grenzschutz, Diocletian selbst +namentlich in Ägypten, Galerius am Euphrat gegen die <i>Perser</i>. +Der Tigris als Grenzfluß festgesetzt. <i>Edictum de pretiis</i> 301 +zur Abstellung des Wuchers. Glänzende Bauten +in <i>Trier</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>303.</b></div> + +<p>Allgemeine <b>Christenverfolgung</b>, durch Constantius +in seinen Provinzen gemildert.</p> + +<div class="sidenote">305.</div> + +<p><i>Diocletian</i> († 313 in Salona in Dalmatien) und +<i>Maximian</i> danken ab, <b>Constantius</b> und <b>Galerius</b><span class="pagenum"><a name="Page_136" id="Page_136">[136]</a></span> +werden Augusti; letzterer setzt die Christenverfolgung fort. +Die beiden nach seinem Vorschlag von Diocletian ernannten +Cäsaren kommen nicht zu Ansehen; in den westlichen Provinzen +übernimmt 306 <b>Constantinus</b>, Sohn des Constantius und der +Helena, nach dem Tode des Vaters die Regierung, in Rom erheben +die Prätorianer <b>Maxentius</b>, den Sohn +Maximians.</p> + +<div class="sidenote"> +312.</div> + +<p>Nach Galerius’ Tode Krieg zwischen Maxentius und +<i>Konstantin</i>; dieser dringt in Italien ein und siegt +bei <i>Turin</i> und bei <i>Saxa rubra</i> unweit Rom <i>(hoc signo vince!</i>); +Maxentius ertrinkt auf der Flucht im Tiber. Konstantin erkennt +<b>Licinius</b> an, welchen Galerius zum Mitregenten des +Ostens ernannt hatte, und erläßt 313 in Mailand ein <b>Edikt +zum Schutze der Christen</b>. Nach einiger Zeit entsteht Krieg +zwischen den beiden Herrschern; Licinius, 323 in zwei Schlachten, +bei Adrianopel und bei Chalkēdon, besiegt, ergibt sich und wird +325 hingerichtet.</p> + +<div class="sidenote"><b>328–337.</b></div> + +<p><b>Konstantin der Große Alleinherrscher.</b></p> + +<p>Das <b>Christentum</b> wird vom <b>Staate anerkannt</b> und dem Heidentum gegenüber begünstigt.</p> + +<div class="sidenote"><b>325.</b></div> + +<p>Erste <b>allgemeine Kirchenversammlung</b> (ökumenisches +Konzil), unter Vorsitz des Kaisers zu <b>Nicaea</b> +in Bithynien. Der <i>Arianismus</i>, d. h. die Lehre des <i>Arius</i>, ehemaligen Presbyters in <i>Alexandria</i>, von der Gott dem Vater nur <i>ähnlichen</i> Natur Christi wird verworfen; die Lehre des +<i>Athanasius</i> (späteren Bischofs von Alexandria) von der Gott +dem Vater <i>gleichen</i> Natur Christi wird durch das <i>Symbŏlum +Nicaenum</i> zum Dogma der Kirche erhoben.</p> + +<div class="sidenote">330.</div> + +<p>Konstantin erwählt <i>Byzantium</i> unter dem Namen +<b>Constantinopolis</b> zur Hauptstadt. Die Reichsverwaltung +wird auf den von <i>Diocletian</i> geschaffenen Grundlagen +abschließend geordnet; Einteilung in 4 Präfekturen (<i>Oriens, +Illyricum, Italia, Galliae</i>), mit 14 Diöcesen und <b>117</b> Provinzen. +Strenge Rangordnung der Beamten, 7 Minister bekleiden die +obersten Hofämter, Staatsrat (<i>consistorium principis</i>), Trennung +der Zivil- und Militärgewalt. Neue Abgabenordnung. Abschaffung +der Prätorianer. Verminderung der Truppenzahl der +Legionen, dafür Erhöhung der Anzahl der Legionen auf 175. +Den Oberbefehl führen 2 Kronfeldherren (magistri militum), +5 magistri der Reiterei und des Fußvolkes, unter ihnen stehen +die Comites und Duces (Grafen und Herzoge).</p> + +<p>Konstantin empfängt kurz vor seinem Tode die Taufe und +teilt die Verwaltung des Reiches unter seine drei Söhne als +<i>Augusti</i> und zwei Neffen als <i>Cäsaren</i>. Nachdem er in Nikomedia +gestorben ist, werden die beiden Cäsaren getötet. Die<span class="pagenum"><a name="Page_137" id="Page_137">[137]</a></span> +drei Augusti geraten bald in Streit: <i>Constantinus II.</i> wird 340 +bei Aquileia erschlagen, als er gegen <i>Constans</i>, der in Italien +herrscht, zu Felde zieht. <b>Constantius II.</b> schützt den Osten +gegen die Perser, vereinigt nach Constans’ Tode 350 das ganze +Reich. Sein Vetter <i>Julianus</i> besiegt als Statthalter Galliens +357 die Alamannen bei <i>Argentoratum</i> (Straßburg) und bekämpft +erfolgreich die Franken; die Soldaten rufen ihn 361 zum Kaiser +aus. Constantius stirbt auf dem Zuge gegen ihn.</p> + +<div class="sidenote"> +361–363.</div> + +<p><b>Iulianus</b>, genannt <i>Apostăta</i>, weil er als Anhänger +der heidnischen Philosophie (Schule der Cyniker) das +Christentum verläßt und eine Wiederherstellung des heidnischen +Götterdienstes in gereinigter Form versucht. Er muß bald einen +Krieg gegen die <i>Perser</i> beginnen, besiegt sie bei <i>Ktesiphon</i>, +stirbt aber auf dem Rückzuge an einer Wunde. Die Soldaten +erheben zum Kaiser den <i>Christen</i> <b>Iovianus</b>, der mit den +Persern Frieden schließt, aber schon 364 stirbt.</p> + +<div class="sidenote">364–375.</div> + +<p><b>Valentinianus</b>, in <i>Nicaea</i> erwählt, ebenfalls Christ, +teilt abermals das Reich, ernennt seinen Bruder +<b>Valens</b>, einen Arianer, zum Mitregenten für den Osten; beide +um gute Verwaltung des Reiches bemüht. Herabsetzung der +Steuern. Edikt gegen die Schenkungen an den Klerus und die +Kirche. Religiöse Duldung auch gegen die Heiden geübt. Die +Regierung des Westens übernimmt 375 Valentinians Sohn +<b>Gratianus</b>, schon vorher Mitregent.</p> + +<div class="sidenote">375.</div> + +<p><b>Beginn der Völkerwanderung</b> (s. S. 140). Nachdem +Valens bei <i>Adrianopel</i> (378) gegen die Westgoten +gefallen ist, erhebt Gratianus den Spanier</p> + +<div class="sidenote">379–395.</div> + +<p><b>Theodosius</b> zum Mitregenten und übergibt ihm die +Verwaltung des Ostens. Theodosius schreitet mit +wachsender Entschiedenheit gegen das Heidentum ein. Gratian +fällt 383 im Kampfe gegen den in Britannien von den Soldaten +erhobenen <b>Maximus</b>; Theodosius erkennt diesen als Herrscher +des Westens an, doch soll Italien dem Bruder Gratians, +<i>Valentinian II.</i>, verbleiben. Als Maximus dennoch in Italien +eindringt, wird er 388 von den Truppen des Theodosius in +Aquileia getötet. Gute Reichsverwaltung, glänzende Bauten +in Konstantinopel. 381 Konzil zu Konstantinopel. Die athanasianische +Lehre als allein berechtigt anerkannt.</p> + +<div class="sidenote">390.</div> + +<p>Aufstand in Thessalonike, von Theodosius grausam +bestraft; 7000 Menschen im Cirkus getötet. Deshalb +schließt der Bischof <b>Ambrosius</b> von <b>Mailand</b> den Kaiser +von der christlichen Kommunion aus, bis er (8 Monate später) +öffentlich Buße getan hat.</p> + +<div class="sidenote">392.</div> + +<p>Allgemeines <i>Verbot der heidnischen Opfer</i>, die sich +auf dem Lande länger halten als in den Städten; +die Heiden werden in dieser Zeit <i>pagani</i> genannt. Letzte +Feier der Spiele zu <i>Olympia</i> (s. S. 30).<span class="pagenum"><a name="Page_138" id="Page_138">[138]</a></span></p> + +<div class="sidenote"> +394.</div> + +<p>Theodosius siegt bei Aquileia über den Franken +<i>Arbogast</i>, der Valentinian II. gestürzt und getötet +und einen Schattenkaiser ernannt hat. Das römische Reich +nochmals vereinigt.</p> + +<div class="sidenote"><b>395.</b></div> + +<p><b>Bleibende Reichsteilung</b> nach Theodosius’ Tode. +Sein älterer Sohn</p> + +<p><b>Arcadius</b> erhält das <b>oströmische Reich</b> (395–1453), auch +<b>byzantinisches</b> oder <b>griechisches</b> Kaisertum genannt; Hauptstadt: +<i>Byzanz</i> oder <i>Konstantinopel</i>.</p> + +<p><b>Honorius</b>, der jüngere Sohn, erhält das <b>weströmische +Reich</b> (395–476); Hauptstadt <i>Rom</i>, seit 402 <i>Ravenna</i> kaiserliche +Residenz. Die Grenze bildet etwa die Verlängerung der +Linie Budapest-Draumündung.</p> + +<p>Beide Reiche werden durch das Eindringen germanischer +Völker gefährdet; der größte Ansturm wendet sich gegen das +weströmische.</p> + +<div class="sidenote">395–423.</div> + +<p><b>Honorius</b>, anfangs unter Vormundschaft des Vandalen +<i>Stilicho</i>, unfähig, das Reich zu schützen.</p> + +<div class="sidenote">425–455.</div> + +<p><b>Valentinian III.</b>, lange unter Vormundschaft seiner +Mutter <i>Placidia</i>, sieht sich auf den unsicheren +Besitz Italiens beschränkt. Auf ihn folgen in schnellem Wechsel +ohnmächtige Kaiser, die teils von dem <i>Sueben</i> <b>Ricimer</b> († 472), +dem Anführer der germanischen Soldtruppen, teils vom oströmischen +Kaiser ernannt werden. Zuletzt wird</p> + +<div class="sidenote">476.</div> + +<p><b>Romulus Augustus</b>, der Sohn eines Feldherrn +<i>Orestes</i> aus Pannonien, von den Truppen seines +Vaters auf den Thron erhoben, jedoch von <b>Odovakar</b>, dem Anführer +der germanischen Truppen, abgesetzt. Odovakar beherrscht +Italien, dem Namen nach unter Oberhoheit des oströmischen +Kaisers <i>Zeno</i>, der ihm den Titel eines <i>Patricius</i> +verleiht und die Verwaltung der Diöcese Italien überträgt.<span class="pagenum"><a name="Page_139" id="Page_139">[139]</a></span></p> + + + + +<h2><b>II. Mittlere Geschichte</b></h2> + + + + +<h3><b>A. Vom Beginn der Völkerwanderung +bis zum Vertrage von Verdun. 375–843.</b></h3> + + +<h4>§ 1. Völkerwanderung.</h4> + +<p>In den Kulturkreis des Altertums dringen die <b>Germanen</b> +mit frischer Volkskraft ein, zunächst vieles zerstörend. Bald +aber gründen sie neue Staaten, in welche die antike Kultur +aufgenommen wird. Der Schauplatz der Geschichte erweitert +sich über ganz Europa; es scheiden sich <i>romanische</i> und <i>germanische</i> +Staaten; im Osten treten die <i>Slaven</i> hinzu.</p> + +<p><b>Sitze germanischer Volksstämme um 375 nach Chr.</b></p> + +<p><i>Ostgoten</i> im südlichen Rußland, <i>Westgoten</i> in Dacien (<i>östl.</i> +Ungarn, Rumänien), <i>Vandalen</i> in Pannonien (<i>südwestl.</i> Ungarn), +<i>Sueben</i> in Mähren, Böhmen und Bayern, <i>Burgunder</i> am Neckar +und Main, <i>Alamannen</i> am Oberrhein, <i>ripuarische Franken</i> zu +beiden Seiten des Niederrheins (bei Köln), <i>salische Franken</i> +in Belgien und an den Rheinmündungen, <i>Sachsen</i> von der +Elbe bis fast an den Rhein, <i>Thüringer</i> in Mitteldeutschland, +<i>Langobarden</i> an der untern Elbe, <i>Friesen</i> an der Nordseeküste.</p> + +<p><b>Religion und Staatswesen der Germanen</b>:</p> + +<p>Verehrung der Götter auf Bergen oder in heiligen Hainen; +keine Tempel und Götterbilder. <i>Wodan</i> der Himmelsgott, +<i>Donar</i> der Donnergott, <i>Ziu</i> der Kriegsgott. Glaube an ein +Fortleben der Helden nach dem Tode in <i>Walhalla</i>.</p> + +<p>Keine Städte; die Volksstämme teilen sich nach der Lage +der vereinzelten Wohnstätten in <i>Gaue</i>. Unvollkommener Ackerbau, +meist den <i>Hörigen</i> (Unfreien) überlassen. Jagd und Krieg +die Hauptbeschäftigung der <i>Freien</i>.</p> + +<p>Die <i>Versammlung der Freien</i> entscheidet über Krieg und +Frieden und schwere Rechtsfälle; sie wählt Gauvorsteher +(Richter) und für den Kriegsfall Herzöge, meist aus den <i>Edlen</i>, +die aber keinen geschlossenen Stand mit besonderen Vorrechten +bilden. Kampflustige Freie schließen sich als <i>Gefolge</i>, zur +Treue verpflichtet, an hervorragende Edle an.<span class="pagenum"><a name="Page_140" id="Page_140">[140]</a></span></p> + +<p>Größere Kriege führen zur Ausbildung des <i>Königtums</i>, +welches während der Völkerwanderung bei den meisten germanischen +Völkern durchdringt. Grenzkriege mit den Römern am +Rhein und an der Donau; germanische Heerscharen oft in römischem +Solde. Die <i>Goten</i>, welche um 180 von der Weichsel +nach der unteren Donau vordringen, sind bis 270 gefährliche +Feinde des römischen Reiches; dann meist friedliches Verhältnis. +Eine Schar christlicher (arianischer) <i>Westgoten</i> unter dem +Bischof <b>Ulfila</b> wird 348 in <i>Mösien</i> angesiedelt; Ulfilas <i>Bibelübersetzung</i> +das erste Schriftwerk in gotischer Sprache; er +stirbt 381 in Konstantinopel.</p> + +<div class="sidenote"><b>375.</b></div> + +<p><b>Anfang der Völkerwanderung.</b></p> + +<p>Die <b>Hunnen</b>, ein <i>mongolisches, nomadisches Reitervolk</i>, +unterwerfen, nachdem sie etwa 372 die Wolga überschritten +und die nichtgermanischen <i>Alanen</i> besiegt haben, das <b>Ostgotenreich</b> +(am Dnjepr, König Ermanarich aus dem Geschlechte der +Amăler) und stürzen sich dann auf die <b>Westgoten</b>. Der heidnische +Teil der Westgoten unter <i>Athanarich</i> zieht sich nach +Siebenbürgen und in die Karpathen zurück, der christliche unter +<i>Fritigern</i> und <i>Alaviv</i> erhält von Kaiser <i>Valens</i> Sitze in Mösien +und Thrakien zugesichert. Streitigkeiten mit den römischen +Beamten nach dem Übergang über die Donau führen zum +Kampf, die Goten dringen verwüstend vor.</p> + +<div class="sidenote">378.</div> + +<p><b>Schlacht bei Adrianopel.</b> <i>Valens</i> besiegt und +getötet.</p> + +<p>Sein Nachfolger <i>Theodosius</i> schließt Frieden mit den Westgoten, +welche gegen Sold und Wohnsitze in Mösien und Thrakien +als <i>foederati</i> die Grenze des römischen Reiches schützen +sollen. Das <b>Reich der Hunnen</b> breitet sich in den Ländern +<i>nördlich der Donau</i> aus.</p> + +<div class="sidenote">395.</div> + +<p><b>Alarich</b>, König der Westgoten, verwüstet, da nach +Theodosius’ Tode <i>Arcadius</i> den Sold nicht zahlt, +Makedonien, Illyrien und Griechenland und dringt bis in die +Peloponnes vor. <b>Stilicho</b>, Feldherr des weströmischen Reiches, +kommt dem oströmischen zu Hilfe, schließt die Westgoten am +Gebirge Pholoë in <i>Arkadien</i> ein, läßt sie aber entkommen. +Alarich zieht nach Illyrien, wird vom Kaiser Arcadius zum +<i>Dux</i> von Illyricum orientale ernannt. Das Vordringen der +germanischen Völker richtet sich nun gegen das <i>west</i>römische +Reich.</p> + +<div class="sidenote">401.</div> + +<p>Alarichs erster <b>Einfall in Italien</b>, Stilicho tritt ihm +entgegen. Schlacht bei <i>Pollentia</i> (402); Alarich +kehrt nach Illyrien zurück.</p> + +<div class="sidenote">405.</div> + +<p>Germanische Heerhaufen, namentlich <i>Ostgoten</i> unter +<i>Radagais</i>, fallen in Italien ein, werden aber von +Stilicho mit Hilfe der rheinischen Legionen bei <i>Fäsulä</i> besiegt<span class="pagenum"><a name="Page_141" id="Page_141">[141]</a></span> +und durch Kampf und Hunger aufgerieben. Die Rheingrenze +seitdem verloren.</p> + +<div class="sidenote">406.</div> + +<p>Heerhaufen von <b>Vandalen</b>, <b>Sueben</b> und <b>Alanen</b> +ziehen aus den Donauländern unter hartem Kampf +mit den Franken über den Rhein und brechen dann 409 in +<b>Spanien</b> ein. Die Vandalen besetzen den südlichen Teil (Andalusien += Vandalicia), die Alanen den Südwesten (Lusitanien), +die Sueben den Nordwesten (Gallaecia).</p> + +<p>Um dieselbe Zeit breiten sich die <b>salischen Franken</b> im +nördlichen Gallien aus; die <b>Burgunder</b> setzen sich am mittleren +Rhein fest, <i>Worms</i> ihre Hauptstadt.</p> + +<div class="sidenote">408.</div> + +<p>Stilicho gestürzt und auf Befehl des Kaisers Honorius +ermordet. <b>Alarichs</b> zweiter Einfall in Italien, er +belagert Rom, zieht aber gegen Lösegeld ab. Da der kaiserliche +Hof zu Ravenna sich weigert, den Goten Landbesitz in Noricum +zu gewähren, rückt <i>Alarich</i> zum zweiten Male vor Rom (409) +und erzwingt vom Senate die Ernennung des Stadtpräfekten +<i>Attălus</i> zum Gegenkaiser. <i>Alarich</i> belagert <i>Honorius</i> vergeblich +in <i>Ravenna</i>, entzweit sich mit Attalus, setzt ihn ab und rückt +zum dritten Male vor Rom.</p> + +<div class="sidenote">410.</div> + +<p>Einnahme und Plünderung <b>Roms</b> durch Alarich. +Er zieht darauf nach Unteritalien, um nach Sicilien +und von da nach Afrika überzusetzen, stirbt aber unterwegs +(im <i>Busento</i> bei Cosenza begraben).</p> + +<div class="sidenote">410–415.</div> + +<p><b>Athaulf</b>, Alarichs Schwager, führt die Westgoten +nach Gallien, vermutlich infolge eines Übereinkommens +mit dem Kaiser Honorius zur Bekämpfung der dort +eingedrungenen Germanen. Er vermählt sich in Narbo 414 +mit <i>Placidia</i>, Schwester des Honorius, wird aber bald darauf +von dem kaiserlichen Feldherrn <i>Constantius</i> angegriffen, zieht +nach <i>Spanien</i>, erobert <i>Barcelona</i>, wird dort ermordet. +Sein Bruder</p> + +<div class="sidenote">415–419.</div> + +<p><b>Wallia</b> schließt wiederum Vertrag mit Honorius, +sendet Placidia zurück und kämpft für die Römer +gegen Vandalen, Alanen und Sueben. Ihm wird das südliche +<i>Gallien</i> unter römischer Hoheit abgetreten.</p> + +<div class="sidenote"><b>415–711.</b></div> + +<p><b>Westgotenreich</b> in Südgallien und Spanien, +bald von Rom unabhängig. Hauptstadt <i>Tolosa</i> +(Toulouse), später <i>Toledo</i>.</p> + +<div class="sidenote">429.</div> + +<p>König <i>Genserich</i> führt die <i>Vandalen</i> aus Spanien +nach Afrika hinüber, herbeigerufen von dem abtrünnigen +römischen Statthalter <i>Bonifatius</i>, der nachher vergeblich +die Eingedrungenen bekämpft. <i>Augustinus</i>, Bischof +von Hippo Regius, † 430 während der Belagerung dieser Stadt +durch die Vandalen. <i>Karthago</i>, die Hauptstadt der römischen +Provinz, wird erst 439 von ihnen erobert.<span class="pagenum"><a name="Page_142" id="Page_142">[142]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>429–534.</b></div> + +<p><b>Vandalenreich</b> in Afrika.</p> + +<p>Die Vandalen (Arianer) gründen eine Seemacht +und beginnen die Küsten und Inseln des Mittelmeeres zu +plündern. Ihre früheren Wohnsitze in <i>Spanien</i> werden von +den Westgoten in Besitz genommen.</p> + +<div class="sidenote">443.</div> + +<p>Die <b>Burgunder</b>, unter ihrem König <i>Gundahar</i>, +von dem römischen Feldherrn <i>Aëtius</i> mit Hilfe +hunnischer Söldner besiegt, erhalten Wohnsitze an der oberen +Rhone und Saône. Die <b>Alamannen</b> breiten sich (an Stelle der +Burgunder) über die frühere römische Provinz <i>Germania +superior</i> (Elsaß) und die Schweizer Ebene aus.</p> + +<div class="sidenote"><b>449.</b></div> + +<p><i>Britannien</i> besetzt von <b>Sachsen</b>, <b>Angeln</b> und <b>Jüten</b>, +die von den Briten gegen die räuberischen Stämme +der nördlichen Gebirge (<i>Picten</i> und <i>Scoten</i>) zu Hilfe gerufen +werden. Sie setzen (nach der Sage unter den Führern <i>Hengist</i> +und <i>Horsa</i>) nach Britannien über und gründen dort 7 Staaten: +<i>Kent</i>, <i>Sussex</i>, <i>Wessex</i>, <i>Essex</i>, <i>Ostangeln</i>, <i>Mercia</i>, <i>Northumbria</i>. +Die christlichen <i>Briten</i> werden teils nach der Westseite der +Insel (<i>Wales</i>, Sagen von König Artus) gedrängt, teils siedeln +sie nach der Küstenlandschaft <i>Aremorica</i> (Bretagne) +in Gallien über.</p> + +<div class="sidenote"><b>451.</b></div> + +<p><b>Attila</b> (<i>Etzel</i>), König der <b>Hunnen</b>, bricht verheerend +in Gallien ein; in seinem Gefolge auch die Heerscharen +der ihm unterworfenen <i>germanischen</i> Völker, <i>Ostgoten</i>, +(Attila gotisch = Väterchen) <i>Gepiden</i>, <i>Heruler</i>, <i>Rugier</i> u. a. Er +belagert vergeblich <i>Orléans</i> (Civitas Aureliani).</p> + +<div class="sidenote">451.</div> + +<p><b>Schlacht</b> auf den <b>Katalaunischen Feldern</b> (nach +<i>Catalaunum</i>, d. i. <i>Châlons-sur-Marne</i>, das Schlachtfeld +selbst näher bei <i>Troyes</i>). Attila von dem römischen Heer +unter <b>Aëtius</b> und den <i>Westgoten</i> (mit Hilfstruppen der <i>Burgunder</i>, +<i>Franken</i> u. a.) in gewaltigem Kampfe besiegt, geht +über den Rhein zurück.</p> + +<div class="sidenote">452.</div> + +<p><b>Attila</b> zieht nach <b>Italien</b>, zerstört <i>Aquileia</i>, dessen +Bewohner in die Lagunen flüchten (Entstehung der +Stadt <i>Venedig</i>). Er verwüstet die Po-Ebene, <i>bedroht Rom</i>, +kehrt aber um auf Bitten einer Gesandtschaft, an deren Spitze +der römische Papst Leo I. steht.</p> + +<div class="sidenote">453.</div> + +<p>Attila stirbt in Pannonien; nach seinem Tode <b>Zerfall +des Hunnenreiches</b>. Die bisher den Hunnen +unterworfenen germanischen Völker werden frei; die <i>Gepiden</i> +begründen ein Reich in Dacien, die <i>Ostgoten</i> in Pannonien.</p> + +<p>Vordringen <b>slavischer Völker</b> in die von den Germanen +verlassenen Gebiete bis zur <i>Elbe</i>.</p> + +<div class="sidenote">455.</div> + +<p>Rom nach Ermordung Valentinians III. 14 Tage lang +von den <b>Vandalen</b> geplündert, welche Eudoxia, die +Witwe Valentinians, herbeigerufen haben soll. Die Vandalen<span class="pagenum"><a name="Page_143" id="Page_143">[143]</a></span> +beherrschen die Nordküste Afrikas bis Kyrēne und die Inseln +des westlichen Mittelmeeres.</p> + +<div class="sidenote"><b>476.</b></div> + +<p><b>Odovakar</b>, Anführer von Herŭlern und anderen +Germanen in römischem Solde, wird nach Absetzung +des letzten weströmischen Kaisers Herrscher in Italien +(vgl. S. 138).</p> + + +<h5>Gründung des <b>Frankenreiches</b> in Gallien.</h5> + +<div class="sidenote">486.</div> + +<p>Der Merowinger <b>Chlodwig</b> (Chlodovech), König +der <i>salischen Franken</i> (481–511), besiegt bei +<b>Soissons</b> den römischen Statthalter <i>Syagrius</i> und vernichtet +dadurch den letzten Rest des weströmischen Reiches.</p> + +<div class="sidenote"><b>496.</b></div> + +<p>Chlodwig besiegt die <b>Alamannen</b> im Elsaß (<i>nicht</i> +bei Zülpich, wo früher ein Kampf zwischen Alamannen +und ripuarischen Franken stattgefunden hatte). Chlodwig +gelobt in der Schlacht, <i>Christ</i> zu werden, nimmt mit seinem +Volke die <i>katholische</i> Lehre an, wird in <i>Reims</i> vom Bischof +Remigius getauft.</p> + +<div class="sidenote">500.</div> + +<p>Chlodwig besiegt die <b>Burgunder</b> bei <i>Dijon</i>, doch +behauptet König Gundobad seine Herrschaft. Durch +List und Gewalt macht Chlodwig sich zum Alleinherrscher +<i>aller</i> Franken, s. unten und S. 145 ff.</p> + +<div class="sidenote"><b>493–553.</b></div> + +<p><b>Ostgotenreich</b> in Italien.</p> + +<p><b>Theoderich der Große</b>, christlicher König der +Ostgoten, führt nach Übereinkunft mit dem oströmischen Kaiser +<i>Zeno</i>, der ihm den Rang eines Patricius (S. 138) und Konsuls +verlieh, sein Volk aus Pannonien nach Italien, siegt über Odovakar +am Isonzo 489, belagert ihn in <i>Ravenna</i>, läßt ihn 493 +nach Einnahme der festen Stadt hinrichten. Er sorgt in Italien +für Erhaltung der römischen Kultur und friedliches Zusammenleben +von Römern und Goten. Seine Regierung für Italien +eine Zeit des Glückes und Wohlstandes. Sein Minister <i>Cassiodorius</i> +schreibt die Geschichte der Goten und verkündet Gesetze +in lateinischer Sprache. Doch bleibt der Zwiespalt zwischen +beiden Nationen, da die Goten <i>Arianer</i> sind. Boëthius und +Symmachus 525 hingerichtet wegen geheimer Verbindungen +mit dem oströmischen Kaiser.</p> + +<p>Theoderich schließt Frieden mit den <i>Vandalen</i>, welche ihre +Raubzüge gegen Italien aufgeben, nimmt die <i>Alamannen</i> und +<i>Westgoten</i> gegen die wachsende Macht des Frankenreiches in +Schutz, waltet als Friedenshort und Völkerhirt unter seinen +germanischen (arianischen) Stammverwandten.</p> + +<div class="sidenote">507.</div> + +<p>Chlodwig besiegt die <b>Westgoten</b> bei <i>Voullon</i> oder +<i>Voullé</i> (unweit Poitiers) und besetzt ihr Land bis +zur Garonne: in <i>Arles</i> behaupten sie sich mit Hilfe der Ostgoten. +Theoderich vereinigt die Provence mit seinem Reiche<span class="pagenum"><a name="Page_144" id="Page_144">[144]</a></span> +und übernimmt die vormundschaftliche Regierung für seinen +Enkel <i>Amalarich</i>, den Sohn des bei Voullon gefallenen Westgotenkönigs +Alarich II.</p> + +<div class="sidenote">526.</div> + +<p>Theoderich † zu <i>Ravenna</i>; sein Grabmal dort erhalten. +In den deutschen Heldenliedern erscheint +er als <i>Dietrich von Bern</i> (Verona).</p> + +<p>Das <i>Westgotenreich</i> behauptet sich in <i>Spanien</i> (Hauptstadt +<i>Toledo</i>) bis 711. Gegen das <i>Vandalen</i>reich und das <i>Ostgoten</i>reich +erhebt sich die wieder erstarkte Macht des <b>oströmischen +Kaisertums</b>.</p> + +<div class="sidenote">534.</div> + +<p><b>Belisar</b>, Feldherr des oströmischen Kaisers Justinian +(S. 147), zerstört das <b>Vandalenreich</b> in Afrika.</p> + +<p>Verfall des Vandalenreichs seit Genserichs Tode (477). Den +letzten König <i>Gelimer</i> nimmt Belisar gefangen.</p> + +<div class="sidenote">535–553.</div> + +<p>Vernichtungskrieg <i>Justinians</i> gegen das +<b>Ostgotenreich.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: <i>Amalaswintha</i>, Tochter Theoderichs d. Gr., +526–534 Regentin für ihren unmündigen Sohn Athalarich, wird +nach dessen Tode ermordet von <i>Theodahad</i>, den sie zum Mitregenten +angenommen hat. Kaiser Justinian tritt als ihr +Rächer auf.</p> + +<div class="sidenote">535–540.</div> + +<p><b>Belisar</b> erobert zuerst Sicilien, dann Neapel, bekämpft +<i>Vitigis</i>, den die Ostgoten an Stelle Theodahads +zum König erwählt haben, erobert Rom und führt +Vitigis als Gefangenen nach Konstantinopel. Während er dann +im Osten des Reichs die <i>Perser</i> bekämpft, erobern die Ostgoten +unter König <i>Totila</i> den größten Teil Italiens wieder.</p> + +<div class="sidenote">544–549.</div> + +<p>Belisar, aufs neue nach Italien gesandt, kämpft mit +wechselndem Erfolge gegen Totila. Nach Belisars +zweiter Abberufung wird Rom von Totila wieder +erobert.</p> + +<div class="sidenote">552.</div> + +<p><b>Narses</b>, Belisars Nachfolger, siegt mit germanischen +Hilfstruppen über Totila bei <i>Tagīnä</i> (in Umbrien, +nicht weit von Sentinum); Totila fällt. <i>Teja</i>, der letzte Ostgotenkönig, +fällt im Verzweiflungskampfe am <i>Mons lactarius</i> +(in der Nähe des Vesuv); die Reste seines Heeres erhalten +freien Abzug.</p> + +<div class="sidenote">553.</div> + +<p>Scharen von <i>Franken</i> und <i>Alamannen</i>, welche über +die Alpen in Italien eindringen, werden von <i>Narses</i> +zurückgeschlagen, die letzten am <i>Volturnus</i> vernichtet. Italien +wird Provinz des oströmischen Reiches (<i>Exarchat</i>). Narses +erster Exarch, sein Sitz in Ravenna.</p> + +<div class="sidenote"><b>568–774.</b></div> + +<p><b>Langobardenreich</b> in Italien.</p> + +<p><b>Alboin</b>, König der seit etwa 500 in Pannonien +ansässigen <i>Langobarden</i>, zerstört mit Hilfe der <i>Avaren</i>, eines +den Hunnen verwandten, asiatischen Volkes, welches bis zur<span class="pagenum"><a name="Page_145" id="Page_145">[145]</a></span> +Donau vorgedrungen ist, das Reich der <i>Gepiden</i> (566) und führt +bald darauf (568) sein Volk nach <i>Italien</i>, vielleicht von Narses, +der am byzantinischen Hof in Ungnade gefallen war, herbeigerufen. +<i>Pavīa</i> (Ticīnum), erst nach dreijähriger Belagerung +erobert, wird Hauptstadt seines Reiches. Unter seinen Nachfolgern +werden langobardische Herzogtümer in <i>Friaul</i>, <i>Spoleto</i>, +<i>Benevent</i> gegründet. Unter oströmischer Herrschaft bleiben +nur <i>Venedig</i>, <i>Ravenna</i>, <i>Neapel</i>, und <i>Kalabrien</i>.</p> + +<p>Die Bischöfe von <b>Rom</b> wissen ihrem Gebiete, dem <b>Patrimonium +Petri</b>, die Unabhängigkeit zu sichern (später Berufung +auf eine <i>Schenkung Konstantins</i> in den um die Mitte +des 9. Jahrh. entstandenen, gefälschten pseudo-isidorischen +Dekretalen).</p> + +<div class="sidenote">589.</div> + +<p><i>Authari</i> (Sohn <i>Klephs</i>), der 3. König des Langobardenreiches, +vermählt mit Theodelinde, Tochter +des <i>Bayern</i>herzogs Garibald, durch deren Einfluß der Übertritt +der Langobarden vom <i>Arianismus</i> zur <i>katholischen Lehre</i> bewirkt +wird. Gleichzeitig vollzieht sich dieselbe Umwandlung +im spanischen <b>Westgotenreich</b>, welches 585 durch Unterwerfung +des <i>Suebenreiches</i> erweitert ist.</p> + +<div class="sidenote">590–604.</div> + +<p><b>Gregor I.</b> (der Große), Bischof von Rom, befestigt +das Ansehen des <b>Papsttums</b>. (Pápa, d. h. Vater, +früher der Name jedes christlichen Bischofs, bald dem Nachfolger +<i>Petri</i> ausschließlich beigelegt.) — Sendung von Glaubensboten +zu den Angelsachsen nach <i>England</i> (597), der Abt +<i>Augustinus</i> begründet das Erzbistum <i>Canterbury</i>. — Ausbreitung +der <b>Klöster</b>; Mönchsregel des h. <i>Benedikt</i> von Nursia, +der 529 das Mutterkloster des Benediktiner-Ordens auf dem +Monte Cassino in Kampanien gründete. Nach dem Untergang +des weströmischen Reiches ist die <i>römische Kirche</i> von größter +Bedeutung für die Erhaltung und Fortbildung der aus dem +Altertum überlieferten <i>Kultur</i>.</p> + + +<h4>§ 2. Frankenreich unter den Merowingern.</h4> + +<p class="center">(Vgl. S. 143.)</p> + +<div class="sidenote">511.</div> + +<p>Nach Chlodwigs Tode <i>erste</i> Teilung (doch nicht völlige +Gebietstrennung) des Frankenreiches. Seine vier +Söhne herrschen gemeinsam, aber mit gesondertem Hofhalt zu +<i>Metz</i>, <i>Orléans</i>, <i>Paris</i>, <i>Soissons</i>.</p> + +<div class="sidenote">531–532.</div> + +<p>Das Reich der <b>Thüringer</b> wird von Theoderich, +dem ältesten der Brüder, durch den Sieg bei +<i>Scheidungen</i>, das der <b>Burgunder</b> von den jüngeren Söhnen +Chlodwigs: <i>Chlodomer</i>, <i>Childebert</i>, <i>Chlotar</i>, erobert.</p> + +<p>Der <i>nördliche</i> Teil Thüringens (bis zur <i>Unstrut</i>) fällt an +die <i>Sachsen</i> als Bundesgenossen der Franken in dem Kriege; +in das <i>Main</i>gebiet, welches ebenfalls zum alten Thüringerreich +gehörte, ziehen fränkische Ansiedler ein (Ost<i>franken</i>).<span class="pagenum"><a name="Page_146" id="Page_146">[146]</a></span></p> + +<p>Nach dem Untergang des ostgotischen Reiches Erwerbung +der <i>Provence</i> (536); auch die <i>Bayern</i> (entstanden aus Vereinigung +der Markomannen und Quaden (S. 131) mit anderen Volks-Stämmen) +schließen sich dem Frankenreiche an; sie behalten aber +ihr heimisches Herzogsgeschlecht, die Agilolfinger.</p> + +<div class="sidenote">558–561.</div> + +<p>Das Frankenreich wieder vereinigt unter <b>Chlotar I.</b>, +Chlodwigs jüngstem Sohn, der seine Brüder überlebt. +Nach seinem Tode <i>zweite</i> Teilung, zuerst in vier, dann +in drei Reichsteile: Austrasien, Neustrien, Burgund. Es folgt eine +Zeit der Zerrüttung; <i>Brunhild</i>, eine westgotische Königstochter, +veranlaßt ihren Gemahl <i>Sigibert</i> von Austrasien zum Kriege +gegen seinen Bruder <i>Chilperich</i> von Neustrien, der ihre Schwester +verstoßen und sich mit <i>Fredegunde</i> vermählt hat. Chilperich +ermordet 584, darauf Kampf der Adelsparteien.</p> + +<div class="sidenote">613–628.</div> + +<p>Zweite Wiedervereinigung des ganzen Frankenreiches +durch <b>Chlotar II.</b> von Neustrien, Sohn der Fredegunde. +Brunhild gefangen, gemartert und zu Tode geschleift.</p> + +<p><b>Verfassung des Frankenreiches</b>: Das Land ist in <i>Gaue</i> +(<i>pagi</i>) eingeteilt, deren Vorsteher die vom König ernannten <i>Grafen</i> +(<i>comites</i>) sind; die Gaue zerfallen in <i>Hundertschaften</i> (<i>centenae</i>). +Jede Hundertschaft hat ihre Gerichtsstätte, <i>Malberg</i> genannt, +wo unter Leitung ihres Vorstehers (centenarius) oder des Grafen +die Freien zum Gerichtstag (<i>Ding</i>) erscheinen. Das Volksrecht +aufgezeichnet als <i>lex Salica</i> (schon unter Chlodwig) und <i>lex +Ripuaria</i>; das Deutsche war Volkssprache, aber nicht Schriftsprache. +Altgermanisches Gerichtsverfahren: Eideshelfer, Zweikampf, +Gottesurteile durch siedendes Wasser oder glühendes +Eisen. Totschlag kann durch Wergeld gesühnt werden. Oberstes +Gericht das Hofgericht des Königs.</p> + +<p>Stände des Volkes: Freie, Halbfreie oder Hörige (<i>liti</i>) und +Unfreie (<i>Leibeigene</i>). Die Mitglieder des königlichen Gefolges +(<i>antrustiones</i>) haben das dreifache <i>Wergeld</i> der Freien. Freie, +die sich in den Schutz eines Mächtigeren oder des Königs begeben, +sind dessen <i>Vasallen</i>. Sie empfangen von ihm Grundbesitz +zum Nießbrauch; daraus entwickelt sich in der karolingischen +Zeit das <i>Lehnswesen</i> (<i>beneficium</i> oder <i>feudum</i>, das +Lehngut, im Gegensatz zum Eigengut, <i>allodium</i>).</p> + +<p>Die aus römischer Zeit vorhandenen <i>Städte</i> behalten eine +gewisse Bedeutung als Bischofsitze; die Einwohner sind aber +meistens Halbfreie oder Unfreie. Die zahlreichen <i>Kirchengüter</i> +erhalten allmählich Befreiung von der Gerichtsbarkeit der +Grafen (<i>Immunität</i>); ein von dem Bischof oder Abt erwählter +Schutzherr (<i>advocatus</i>, <i>Vogt</i>) übt dann die Gerichtsbarkeit.</p> + +<p>Zum Kriegsdienst sind alle Freien verpflichtet (<i>Heerbann</i>); +die Vasallen ziehen unter Führung ihres Beschützers (<i>senior</i>) +zu Felde, die übrigen unter Führung des Grafen. In Reichsteilen, +die früher selbständig waren (Aquitanien, Bretagne,<span class="pagenum"><a name="Page_147" id="Page_147">[147]</a></span> +Bayern, Thüringen), hat der <i>Herzog</i> (<i>dux</i>) den Oberbefehl über +den Heerbann mehrerer Grafschaften. Bei der jährlichen Heeresmusterung +(<i>Märzfeld</i>, später <i>Maifeld</i>) versammelt der König +die Großen zu Beratungen (<i>placita</i>) und verkündet mit ihrer +Zustimmung <i>Gesetze</i>.</p> + +<p>Die wichtigsten Hofämter sind: Seneschall, Marschall +(comes stabuli), Kämmerer, Mundschenk, Kanzler, Pfalzgraf +(<i>comes palatii</i> oder <i>palatinus</i>). Der <i>Majordomus</i>, ursprünglich +Vorsteher der königlichen Hofhaltung, gewinnt allmählich die +größte Macht als Stellvertreter des bald hier, bald dort residierenden +Königs.</p> + +<p>Unter <i>Chlotar II.</i> hat jeder der drei großen Reichsteile einen +eigenen <i>Majordomus</i>; unter seinem Sohne <i>Dagobert</i> kommt +<b>Pippin</b> (der Ältere) zu besonderem Ansehen in Austrasien. Dessen +Enkel <b>Pippin</b> (der Mittlere) macht sich durch den</p> + +<div class="sidenote">687.</div> + +<p>Sieg bei <i>Testri</i> (unweit St. Quentin) über den +Majordomus von Neustrien zum <i>Majordomus des +ganzen Frankenreiches.</i></p> + +<p>Sein Sohn <b>Karl Martel</b> gilt, obgleich er noch nicht den +Königstitel annahm, als Begründer der Dynastie, welche das +entartete Haus der Merowinger verdrängte.</p> + + +<h4>§ 3. Das oströmische Reich.</h4> + +<p>Nach Attilas Tode (S. 142) Aufhören der Bedrängnis durch +die <i>Hunnen</i>. Das wieder erstarkende Reich bewahrt unter despotischen, +aber oft von ihrer Umgebung abhängigen Herrschern +noch Jahrhunderte lang die griechische Kultur.</p> + +<div class="sidenote"><b>527–565</b></div> + +<p><b>Justinian I.</b> läßt durch seinen Minister <i>Tribonianus</i> +aus den Gesetzen früherer Kaiser und den Schriften +früherer Rechtsgelehrter ein umfassendes Gesetzbuch, <b>Corpus +iuris civilis</b>, zusammenstellen. Teile desselben: 1. <i>Institutiones</i>, +2. <i>Pandectae</i> oder <i>Digesta</i>, 3. <i>Codex Justinianeus</i>, 4. <i>Novellae</i> +später hinzugefügt.</p> + +<div class="sidenote"><b>532.</b></div> + +<p><b>Nika-Aufstand</b> in Konstantinopel, veranlaßt durch +die Parteien der Rennbahn, die sich mit dem +Schlachtruf <i>Nika</i> gegen die Regierung erheben, aber bald unter +sich uneinig werden. Die <i>Blauen</i>, von <i>Belisars</i> Truppen unterstützt, +siegen über die <i>Grünen</i>. Ein großer Teil der Stadt +durch Brand zerstört, dann schöner wiederhergestellt. Großartige +Prachtbauten, z.B. 25 neue Kirchen, darunter die +<i>Sophienkirche</i>.</p> + +<p>Kriege gegen die <i>Germanen</i> (s.S. 144); Afrika und Italien +für die oströmische Herrschaft wiedergewonnen. Im Osten Bedrängnis +durch die <b>Perser</b>, welche in Syrien eindringen. Blüte +des Sassanidenreiches (S. 133) unter König <i>Kosru I.</i>, die alt<span class="pagenum"><a name="Page_148" id="Page_148">[148]</a></span>persische +<i>Masda</i>religion (S. 17) herrscht dort in neuer Kraft. +Die Donaugrenze wird mit Mühe geschützt gegen Einfälle der +<i>Bulgaren</i> und <i>slavischen</i> Stämme; zu deren Bekämpfung wird +das mongolische Volk der <i>Avaren</i> gewonnen, welches seine +Wohnsitze in den Steppen an der Donau und Theiß nimmt, +wo früher die Hunnen hausten.</p> + +<p>Unter den folgenden Kaisern Verfall des Reiches. Italien +geht größtenteils verloren (S. 145); <i>Bulgaren</i> und <i>Serben</i> +siedeln sich südlich der Donau an, doch unter Oberhoheit des +Reiches.</p> + +<div class="sidenote">627.</div> + +<p><b>Heraklios II.</b> besiegt die <i>Perser</i> bei den Ruinen +von <i>Ninive,</i> verliert aber bald darauf Syrien und +Ägypten durch das erobernde Vordringen der Araber. Der +übrige Bestand des Reiches ist gesichert.</p> + +<div class="sidenote">668–675.</div> + +<p>Unter Kaiser <i>Konstantin IV.</i> Abwehr der wiederholten +Angriffe der Araber auf <i>Konstantinopel</i> +(das griechische Feuer).</p> + +<div class="sidenote">726.</div> + +<p><i>Leo III.</i> verbietet nach abermaliger Abwehr der +Araber den <i>Bilderdienst.</i> Dadurch werden langdauernde +kirchliche Streitigkeiten veranlaßt; die Parteien der +Bilderdiener und Bilderstürmer bekämpfen einander, bis die +Kaiserin <i>Irene</i> 787 den Bilderdienst wiederherstellt. Nach ihrem +Tode erneuter Streit: <i>Leo V.,</i> siegreich gegen die Bulgaren, +verbietet 815 den Bilderdienst, wird 820 von Verschwörern +ermordet; endlich entscheidet 842 die Kaiserin <i>Theodora</i> zu +Gunsten des Bilderdienstes.</p> + + +<h4>§ 4. Mohammed und das Kalifat.</h4> + +<p>Die <b>Arăber</b>, lange Zeit durch die Natur ihres Landes vom +Völkerverkehr ferngehalten, erheben sich unter der Einwirkung +einer neuen <i>Religion</i> aus der Stammverfassung zur Gründung +einer Reichsmacht. Diese tritt in Kampf gegen das christliche +Europa.</p> + +<p><b>Mohammed,</b> geb. 571 zu Mekka, aus dem Stamme Kureïsch, +lernt auf Handelsreisen nach Syrien die jüdische und die christliche +Religion kennen, zieht sich öfters in die Einsamkeit +zurück, tritt dann unter seinem Stamme als Prophet auf. +Hauptsatz seiner Lehre, des <b>Islâm</b>: Es ist nur ein Gott (Allah), +und Mohammed sein Prophet. Die Gläubigen (<i>Moslemin</i>) sind +zu Gebeten, Fasten, Almosen, Wallfahrten verpflichtet; Gerechtigkeit +die Haupttugend. Vielweiberei gestattet. Glaube +an Vorherbestimmung (Fatalismus), sinnliche Vorstellungen vom +Fortleben im Paradiese.</p> + +<div class="sidenote">622.</div> + +<p>Mohammeds Flucht (<b>Hedschra</b>) von <i>Mekka</i> nach +<i>Medina</i> Anfang einer neuen Zeitrechnung bei den +Völkern, die den Islam annehmen.<span class="pagenum"><a name="Page_149" id="Page_149">[149]</a></span></p> + +<div class="sidenote">630.</div> + +<p>Mohammeds Rückkehr; er reinigt die <i>Káaba</i>, das +alte Heiligtum in Mekka, von Götzenbildern. Bald +ganz Arabien ihm untertan. Er stirbt 632, sein Grab in Medīna. +Seine Nachfolger die <b>Kalifen</b>:</p> + +<div class="sidenote">632–634.</div> + +<p><b>Abu Bekr</b>, Schwiegervater des Propheten. Entstehung +des 114 Suren umfassenden <b>Koran</b>, der +später ergänzt wird durch Aufzeichnung mündlich überlieferter +Aussprüche des Propheten (die <i>Sunna</i>). Spaltung der Gläubigen +in <i>Sunniten</i>, welche diese anerkennen, und <i>Schiiten</i>, welche +sie verwerfen und <b>Ali</b>, den Schwiegersohn Mohammeds, als +dessen einzig rechtmäßigen Nachfolger betrachten. (Die Perser +z. B. sind Schiiten, die Türken Sunniten.)</p> + +<div class="sidenote">634–644.</div> + +<p><b>Omar</b>, Begründer der arabischen Herrschaft im Orient: +1. Zerstörung des <i>Neupersischen Reiches</i> der Sassaniden; +der Feldherr Saad zieht 636 als Sieger in Ktesiphon ein.</p> + +<p>2. Dem <i>oströmischen</i> Reiche entreißt Omar <i>Syrien</i> und +<i>Palästina</i> (Damaskus 635, Jerusalem 637); sein Feldherr Amru +erobert <i>Ägypten</i> (Alexandria 641). Gründung der Städte +<i>Kairo</i> und <i>Basra</i> (am Schatt el Arab). Die erobernden Araber +nehmen vieles von der persischen und griechischen Kultur an, +machen aber ihre Religion und Sprache zur herrschenden.</p> + +<p>Innere Kriege unter den beiden folgenden Kalifen; <i>Othman</i> +wird 656 in einem Aufstande zu Medina ermordet, <i>Ali</i>, Mohammeds +Schwiegersohn, 661 durch Verschwörer.</p> + +<div class="sidenote"><b>661–750.</b></div> + +<p><b>Die Omaijaden.</b></p> + +<p><i>Muawija</i>, Urenkel des Omaija, eines Verwandten +Mohammeds, gründet eine <i>sunnitische</i> Dynastie, verlegt die +Residenz von Medina nach <b>Damaskus</b>. Seine Feldherrn belagern +Konstantinopel vergeblich; in Kleinasien beginnen langdauernde +Kämpfe, da das byzantinische Reich starken Widerstand +leistet. <i>Nordafrika</i> wird von den Arabern gewonnen; 697 +zerstören sie Karthago.</p> + +<div class="sidenote">711.</div> + +<p>Der Feldherr <i>Tarik</i> setzt nach <i>Spanien</i> über, herbeigerufen +von Graf Julian, dem Statthalter von +Ceuta, gegen den Westgotenkönig Roderich. Er landet bei +dem nach ihm benannten Berge Dschebel al-Tarik (Gibraltar) +und vernichtet durch die siebentägige Schlacht am Guadalete +und Saladofluß bei <b>Xeres de la Frontera</b> das <i>Westgotenreich</i>. +Nur ein kleines christliches Königreich <i>Asturien</i> behauptet sich +im Norden der Halbinsel.</p> + +<div class="sidenote">717.</div> + +<p>Konstantinopel wiederum vergeblich belagert; dagegen +wird das Indusland, Baktrien, Sogdiana dem +Islam unterworfen. Im Innern häufige Kämpfe mit den Anhängern +Alis; Entfaltung der Künste und Wissenschaften, +namentlich unter <i>Welid I.</i> (705–715), welcher die prachtvolle +Moschee zu Damaskus baut.</p> + +<div class="sidenote">750.</div> + +<p>Merwan II. wird in der blutigen Schlacht am <i>Zab</i> +(Nebenfluß des Tigris) besiegt von <i>Abul Abbas</i>, +<span class="pagenum"><a name="Page_150" id="Page_150">[150]</a></span>der das Geschlecht der Omaijaden ausrottet; nur <i>Abdurrahman</i> +entkommt nach <i>Spanien</i> und gründet dort ein selbständiges +Kalifat in Cordova. Hier wie in Granada (Alhambra) großartige +Baudenkmäler aus jener Zeit erhalten.</p> + +<div class="sidenote"><b>750–1258.</b></div> + +<p><b>Die Abbassiden.</b></p> + +<p>Neue Residenz <b>Bagdad</b>; glänzende Regierung +<i>Harun al Raschids</i> 786–809, von den Dichtern gepriesen. +Blüte des Handels, der Architektur und der Wissenschaften +(Philosophie, Mathematik, Geographie, Naturforschung, Medizin) +unter seinem Sohne <i>Mamun</i> 813–833. Bagdad, Damaskus, +Mekka, Kairo Mittelpunkte der arabischen Kultur. Die Nachfolger +haben mit Aufständen zu kämpfen.</p> + + +<h4>§ 5. Frankenreich unter den Karolingern.</h4> + +<p><b>Karl Martel</b> (der Hammer, Majordomus 714–741) unterwirft +die unbotmäßigen Großen des Reiches, bekämpft die +<i>Friesen</i> und <i>Sachsen</i>, sichert das Frankenreich gegen die +vordringenden <i>Araber</i> durch die siebentägige</p> + +<div class="sidenote">732.</div> + +<p>Schlacht <b>zwischen Tours und Poitiers.</b></p> + +<p>Er regiert seit 737 ohne König, seine beiden Söhne +<i>Karlmann</i> und <i>Pippin</i> setzen 743 wieder einen König (Childerich +III.) ein. Karlmann tritt 747 von der Regierung +zurück.</p> + +<div class="sidenote"><b>751–768.</b></div> + +<p><b>Pippin, König der Franken,</b></p> + +<p>nachdem Childerich III. unter Zustimmung des +Papstes Zacharias durch die zu <i>Soissons</i> versammelten fränkischen Großen abgesetzt und in ein Kloster geschickt ist. Pippin +wird auf den Schild erhoben, dann von den Bischöfen gesalbt. +753 Kriegszug gegen die <i>Sachsen</i>.</p> + +<div class="sidenote">754.</div> + +<p>Papst Stephan II., der als Schutzflehender erscheint, +wiederholt zu St. Denys (bei Paris) die Salbung +an Pippin und seinen Söhnen. Pippin zieht darauf nach <i>Italien</i> +und drängt den Langobardenkönig <i>Aistulf</i> zurück, welcher +<i>Rom</i> seinem Reiche einverleiben will. Pippin bestätigt den +Papst in dem Besitz des Ducats von Rom (Kirchenstaat, S. 145) +und erweitert ihn durch Schenkung des <i>Exarchats Ravenna</i> +und der <i>Pentapolis</i> (Gebiet von <i>Ancona</i> und <i>Rimini</i>). Er +beansprucht für sich und erhält vom Papst den Titel <i>Patricius</i> +von Rom (S. 138, 143).</p> + +<div class="sidenote">719–754.</div> + +<p><b>Bonifatius</b>, der Apostel der Deutschen.</p> + +<p>Im inneren Deutschland hatten in der Merowingerzeit +<b>irische</b> und <b>fränkische</b> Missionare, gestützt auf die aus +römischer Zeit her bestehenden Bistümer in Basel, Konstanz, +Straßburg, Augsburg, Mainz, Trier, Köln, an mehreren Orten +Kirchen und Klöster gegründet: <i>Columba</i> und <i>Gallus</i> um 610 +bei den Alamannen am Bodensee (Kloster St. Gallen), <i>Pirmin</i><span class="pagenum"><a name="Page_151" id="Page_151">[151]</a></span> +(Kloster Reichenau), <i>Emmeram</i> in Regensburg, <i>Kilian</i> in +Würzburg, <i>Rupert</i> in Salzburg u. a.</p> + +<p><b>Bonifatius</b> (sein ursprünglicher Name <i>Winfried</i>), ein +<b>Angelsachse</b> aus Wessex, erhält 719 in Rom von Papst Gregor II. +den Auftrag, in den noch heidnischen Gegenden Deutschlands +das Christentum zu verkündigen. Er predigt zuerst in Gemeinschaft +mit seinem Landsmann <i>Wilibrord</i>, dem Bischof von +Utrecht, in <i>Friesland</i>, wendet sich dann nach Ostfranken, +Thüringen, Hessen, Bayern. Bei Geismar in Hessen fällt er die +Wodanseiche. Seit 722 Bischof, 732 Erzbischof ohne bestimmten +Bischofsitz, bringt er alle neu gegründeten Bistümer (Salzburg, +Regensburg, Freising, Passau, Würzburg, Eichstätt, Erfurt, +letzteres bald zu Mainz gezogen) und Klöster (Fritzlar, Fulda, +Ohrdruf) in strenge Abhängigkeit vom römischen Stuhle. Auch +im westlichen Teile des Frankenreichs ordnet er die verfallenen +kirchlichen Einrichtungen wieder. Er wird 748 <b>Erzbischof von +Mainz</b>, 755 bei einer letzten Missionsreise von den heidnischen +Friesen bei Dokkum erschlagen; begraben in <i>Fulda</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>768–814.</b></div> + +<p><b>Karl der Große</b>,</p> + +<p>anfangs gemeinschaftlich mit seinem Bruder <i>Karlmann</i> +regierend, nach dessen Tode 771 Alleinherrscher. Karlmanns +Söhne fliehen zu <i>Desiderius</i>, dem König der Langobarden, +dessen Tochter Desiderata Karl geheiratet, dann verstoßen hatte. +Zur Sicherung der Reichsgrenze beginnt Karl die langwierigen +<b>Sachsenkriege</b>; durch die Unterwerfung der noch heidnischen +<i>Sachsen</i> (geteilt in Westfalen, Engern, Ostfalen, Nordalbinger) +wird die Einigung der deutschen Volksstämme im Frankenreiche +vollendet.</p> + +<div class="sidenote">772.</div> + +<p><b>Erster Sachsenkrieg.</b> Maifeld zu <i>Worms</i>, von da +aus Zug gegen die <i>Engern</i>. Eroberung der <i>Eresburg</i> +(Stadtberge an der Diemel), Zerstörung der <i>Irminsul</i>, +eines heiligen Denkmals.</p> + +<div class="sidenote">773–774.</div> + +<p>Zug nach <i>Italien</i>; <b>Zerstörung des Langobardenreiches</b>.</p> + +<p>Da Papst Hadrian I. sich weigert, Karlmanns Söhne zu +Königen der Franken zu krönen, besetzt Desiderius die <i>Pentapolis</i> +und bedroht Rom. Karl als <i>Patricius</i> von Rom kommt dem +Papst zu Hilfe. Einnahme von <i>Pavīa</i> nach langwieriger Belagerung; +Desiderius in ein Kloster gebracht. Karl krönt sich +mit der eisernen Krone der Langobarden und wird König von +<i>Italien</i> (Langobardenreich, also Nord- und Mittel-Italien; Süd-Italien +bleibt teils im Besitz der Byzantiner, teils selbständig +unter dem Herzog von Benevent). Karl bestätigt dem Papst +die Schenkung seines Vaters.</p> + +<div class="sidenote">775–777.</div> + +<p>Fortsetzung des <b>Sachsenkrieges</b>: 775 Zug von +Düren aus nach <i>Westfalen</i>, Eroberung der <i>Sigiburg</i> +(Hohensyburg am Einfluß der Lenne in die Ruhr). 776<span class="pagenum"><a name="Page_152" id="Page_152">[152]</a></span> +von Worms aus Wiederherstellung der von den Sachsen zerstörten +<i>Eresburg</i> und Zug bis zur Lippe, 777 Maifeld in +<i>Paderborn</i>.</p> + +<div class="sidenote">778.</div> + +<p>Zug nach <i>Spanien</i>, veranlaßt durch ein Hilfsgesuch +des Emirs von Saragossa gegen den Kalifen von +Cordŏva. Pamplona erobert, Saragossa belagert. Beim Rückzuge +überfallen die Basken im Tal <i>Roncesvalles</i> die Nachhut +des Heeres. Tod des in der Sage gefeierten Helden <i>Roland</i>. +Infolgedessen die spanischen Eroberungen verloren.</p> + +<p>Inzwischen neue Erhebung der <b>Sachsen</b> unter <i>Widukind</i>. +Karl siegt 779 bei <i>Bocholt</i> an der Aa (nördlich von Wesel), +zieht 780 von der Eresburg aus nach Lippspringe und von da +bis zur Elbe. Die Sachsen unterwerfen sich, Einführung des +Christentums.</p> + +<div class="sidenote">781.</div> + +<p>Zug nach <i>Italien</i>, Zusammenkunft mit dem Papste +in Rom.</p> + +<div class="sidenote">782.</div> + +<p>Abermals Aufstand der <b>Sachsen</b> unter <i>Widukind</i>. +Sie vernichten ein fränkisches Heer, welches mit +ihnen zusammen die wendischen <i>Sorben</i> bekämpfen soll, am +Berge <i>Süntel</i>. Deshalb Strafgericht zu <i>Verden</i> an der Aller, +4500 Sachsen getötet. 783 infolge dieser Bluttat neuer, furchtbarer +Aufstand. Karl siegt erst bei <i>Detmold</i>, dann an der +<i>Hase</i>, dringt bis zur <i>Elbe</i> verwüstend vor. 785 unterwirft +sich Widukind und wird Christ.</p> + +<p>Einführung der fränkischen <i>Grafschafts</i>verfassung in Sachsen. +Anfänge des städtischen Lebens knüpfen sich an die nach und +nach gegründeten <i>Bischofsitze</i>: Bremen, Münster, Paderborn, +später Osnabrück, Verden, Minden; unter Ludwig dem Frommen +Hildesheim und Halberstadt.</p> + +<div class="sidenote">787.</div> + +<p>Zug nach <i>Italien</i>; Herzog Arichis von Benevent +unterwirft sich.</p> + +<div class="sidenote">788.</div> + +<p>Aufhebung des Herzogtums <i>Bayern</i> nach zweimaliger +Auflehnung des Herzogs <i>Tassilo</i>; dieser wird in +ein Kloster geschickt.</p> + +<div class="sidenote">789.</div> + +<p>Krieg gegen die <b>Slaven</b> (Wenden); Karl zieht von +Köln aus durch Sachsen, überschreitet die Elbe, +besiegt den Stamm der Wilzen, dringt bis zur +<i>Peene</i> vor.</p> + +<div class="sidenote">791.</div> + +<p>Krieg gegen die <b>Avaren</b> (S. 148), welche Tassilo unterstützt +hatten; Zug von Regensburg aus bis zur Raab.</p> + +<div class="sidenote">794.</div> + +<p>Karl und sein gleichnamiger ältester Sohn unterdrücken +einen neuen Aufstand der <b>Sachsen</b>, mit +zwei getrennten Heeren eindringend. Fernere Züge 795–799, +viele Sachsen hinweggeführt und in fränkischem Gebiet angesiedelt.</p> + +<div class="sidenote">795.</div> + +<p>Karls Sohn Ludwig bekämpft die Mauren, gründet +bis 811 die <i>spanische</i> Mark (Barcelona 801 erobert).<span class="pagenum"><a name="Page_153" id="Page_153">[153]</a></span></p> + +<div class="sidenote">796.</div> + +<p>Karls Sohn Pippin erstürmt den Königsring (Hauptlager) +der <i>Avaren</i> zwischen Donau und Theiß. +Das Land zwischen <i>Enns</i> und <i>Raab</i> wird als Avarische +Mark mit deutschen Ansiedlern besetzt, <i>Salzburg</i> 798 zum +Erzbistum erhoben, ebenso um dieselbe Zeit <i>Köln.</i></p> + +<div class="sidenote"><b>800.</b> +25. Dezbr.</div> + +<p><b>Karl erneuert das weströmische Kaisertum.</b></p> + +<p>Papst Leo III., von Verwandten seines Vorgängers +Hadrian bei einem Aufstande mißhandelt und verjagt, +sucht Schutz bei Karl im Lager zu Paderborn (799). Karl +läßt ihn mit bewaffnetem Geleit nach Rom zurückführen, begibt +sich zunächst nach <i>Aachen</i>, dann nach der <i>Nordseeküste</i>, um +eine Flotte und befestigte Küstenplätze einzurichten zur Abwehr +der seeräuberischen <i>Normannen</i>, zieht dann nach Italien +und wird am Weihnachtsfest 800 in der Peterskirche zu <i>Rom</i> +vom Papste als römischer Kaiser gekrönt. Gesandte des Kalifen +<i>Harun al Raschid</i> begrüßen ihn 801 in Ivrea, Gesandte des oströmischen +Reiches 802 in Aachen.</p> + +<div class="sidenote">804.</div> + +<p>Letzter Feldzug gegen die <b>Sachsen</b>; Karl zieht von +Aachen aus nach Lippspringe, hält dort das Maifeld +ab, dringt dann bis zur unteren Elbe (bei +Harburg) vor.</p> + +<div class="sidenote">806.</div> + +<p>Karl der Jüngere besiegt den slavischen Stamm der +<b>Sorben</b> (zwischen Elbe und Saale); Grenzfesten +werden bei Magdeburg und Halle angelegt. <i>Sorbische Mark</i> +gegründet.</p> + +<div class="sidenote">808.</div> + +<p>Karl der Jüngere bekämpft jenseits der Elbe die +<b>Dänen</b>; ihr König <i>Götrik</i> befestigt das <i>Danewerk</i> +(westlich von Schleswig) zum Schutz seiner Grenze, wird 810, +als der Kaiser selbst gegen ihn zieht, von seinen Untertanen +ermordet. 811 Friede mit seinem Nachfolger Hemming an der +<i>Eider</i>. Bei diesen Expeditionen werden <i>Hamburg</i> und <i>Itzehoe</i> und +nördlich von der Eider die <i>Dänische Mark</i> angelegt.</p> + +<div class="sidenote">811.</div> + +<p>Maifeld zu <i>Aachen</i>; dann besichtigt der Kaiser die +in <i>Boulogne</i> zur Abwehr der <b>Normannen</b> gerüstete +Flotte.</p> + +<div class="sidenote">813.</div> + +<p>Nach dem Tode der beiden älteren Söhne Karl und +Pippin krönt Karl zu <i>Aachen</i> seinen jüngsten Sohn +<i>Ludwig</i> als Nachfolger. Er stirbt daselbst, 72 Jahre alt, am +28. Januar 814. Sein Grab in dem von ihm dort erbauten Münster.</p> + +<p>Grenzen des Frankenreiches: Ebro — Raab, Eider — Garigliano. +Grenzmarken: die spanische und bretonische (S. 142) +im Westen, die avarische und sorbische im Osten, die sächsische +und dänische im Norden. Während seiner ganzen Regierung +sorgt Karl d. Gr. für <i>Gesetzgebung</i> und <i>Verwaltung</i>. Aufzeichnung +der noch ungeschriebenen Volksrechte (lex Saxonum); +die in den verschiedenen Reichsteilen geltenden älteren Volksrechte +der Franken, Westgoten, Burgunder, Alamannen, Bayern,<span class="pagenum"><a name="Page_154" id="Page_154">[154]</a></span> +Langobarden werden ergänzt durch die <i>Capitularia</i>, die bei +den Versammlungen der geistlichen und weltlichen Großen +(<i>Placita, Conventus generales</i>) verkündet werden. Aufsicht +über die von den Bischöfen, Gaugrafen und Markgrafen (marchiones) +geführte Verwaltung durch die <i>Königsboten</i> (missi +regis, missi dominici); die Herzogswürde ist abgeschafft. Bei +wachsender Ausbildung des <i>Lehnswesens</i> ruht doch die Hauptkraft +des Heeres noch auf dem <i>Heerbann</i> der <i>Freien</i>; die +ärmeren Freien werden geschützt gegen die Versuche der +Großen, sie gewaltsam zu abhängigen Lehnsträgern zu machen.</p> + +<p>Zur Förderung der Bildung im Frankenreiche werden ausländische +Geistliche berufen, besonders der Angelsachse <i>Alcuin,</i> +Abt von Tours. <i>Hofschule</i> zur Ausbildung tüchtiger Beamten; +zahlreiche <i>Klosterschulen</i> (Fulda, St. Gallen). Paul, Warnefrieds +Sohn (<i>Paulus Diacŏnus</i>) Geschichtschreiber der Langobarden; +der Franke <i>Einhard</i>, Verfasser der <i>Vita Carŏli imperatoris</i>. +Karl d. Gr. selbst bemüht sich um die Grammatik der deutschen +Sprache, gibt den Monaten und den Winden deutsche Namen, +läßt die alten Heldenlieder sammeln. Sorge für den Landbau +(Capitulare de villis). Anlage eines Kanals von der Donau zum +Main, 793 in Regensburg angeordnet, aber nicht vollendet. +Residenzen des Herrschers die <i>Pfalzen</i> (palatia) zu Aachen, +Ingelheim, Worms, Nimwegen, Heristal, Diedenhofen, +Attigny u. a.</p> + +<div class="sidenote"><b>814–840.</b></div> + +<p><b>Ludwig der Fromme.</b> Die Reichsverwaltung wird +zunächst in der von Karl d. Gr. begründeten +Weise weitergeführt, doch wird der Einfluß der Geistlichen +überwiegend. Ludwig läßt sich 816 in <i>Reims</i> nochmals vom +<i>Papste</i> Stephan IV. krönen; sein ältester Sohn <i>Lothar</i>, schon +817 zum Mitregenten ernannt, übernimmt die Verwaltung +<i>Italiens</i> und wird 823 in Rom zum <i>Kaiser</i> gekrönt.</p> + +<div class="sidenote">826.</div> + +<p>Taufe des Dänenkönigs Harald zu <i>Mainz</i>; der +Mönch <i>Ansgar</i> von Corvey predigt das Christentum +in Dänemark, dann auch in Schweden.</p> + +<div class="sidenote">830.</div> + +<p>Empörung der drei älteren Söhne, Lothar, Pippin +und Ludwig, als der Kaiser die früher beschlossene +Reichsteilung abändert zu Gunsten des jüngsten Sohnes Karl (aus +zweiter Ehe mit Judith, die aus dem alamannischen Geschlecht +der <i>Welfen</i> stammte). Eine Reichsversammlung zu <i>Nimwegen</i> +setzt den Kaiser wieder in volle Macht ein.</p> + +<div class="sidenote">831.</div> + +<p>Gründung des Erzbistums <i>Hamburg</i>; Ansgar erster +Erzbischof.</p> + +<div class="sidenote">833.</div> + +<p>Zweite Empörung der Söhne. Der Kaiser, auf dem +<i>Lügenfelde</i> bei Colmar im Elsaß von seinem Heere +verlassen, wird gefangen und von Lothar zu öffentlicher Kirchenbuße +in <i>Soissons</i> genötigt, bald aber von Ludwig und Pippin +befreit und wieder auf den Thron gesetzt.<span class="pagenum"><a name="Page_155" id="Page_155">[155]</a></span></p> + +<div class="sidenote">838.</div> + +<p>Pippin †, Ludwig erhebt sich gegen den Vater, der +jetzt an Lothar eine Stütze findet.</p> + +<div class="sidenote">840.</div> + +<p>Ludwig der Fromme † auf einer Rheininsel bei +Ingelheim; der Zwist der Söhne dauert fort.</p> + +<div class="sidenote">841.</div> + +<p>Schlacht bei <i>Fontenay</i> (unweit Auxerre an der +Yonne); Ludwig und Karl siegen über Lothar.</p> + +<p>Sie befestigen ihr Bündnis 842 durch die Eide zu <i>Straßburg,</i> +in welchen die Scheidung der deutschen und französischen +Sprache im Frankenreiche deutlich hervortritt.</p> + +<div class="sidenote"><b>843.</b></div> + +<p><b>Vertrag zu Verdun</b>, Teilung des Reiches.</p> + +<p>Kaiser <b>Lothar</b> erhält <i>Italien</i> und <i>Mittelfranken</i>, +begrenzt östlich vom Rhein, westlich von Rhone, Saône, Maas +und Schelde, mit den Hauptstädten <i>Rom</i> und <i>Aachen</i>;</p> + +<p><b>Ludwig der Deutsche</b> erhält <i>Ostfranken</i>, das rechtsrheinische +Land, dazu auf dem linken Rheinufer die Gaue von +Mainz, Worms, Speier (propter vini copiam).</p> + +<p><b>Karl der Kahle</b> erhält <i>Westfranken</i> (Neustrien, Aquitanien, +Burgund).</p> + +<p>In Ludwigs Reich überwiegt die <i>germanische</i>, in Karls +Reich die <i>romanische</i> Bevölkerung. So entwickeln sich fortan +<i>Deutschland</i> und <i>Frankreich</i> als nationale Staaten. Die Ostfranken +nennen ihre Sprache im Gegensatz zu der römischen +Sprache der gelehrten Geistlichkeit die <i>deutsche</i>, d. h. die volkstümliche; +allmählich werden die deutschredenden Stämme als +<i>Deutsche</i> vereinigt.</p> + + + + +<h3><b>B. Vom Vertrage zu Verdun +bis zum Beginn der Kreuzzüge. 843–1096.</b></h3> + + +<h4>§ 1. Italien und Deutschland.</h4> + +<div class="sidenote"><b>843–875.</b></div> + +<p><b>Karolinger<a name="FNanchor_30_30" id="FNanchor_30_30"></a><a href="#Footnote_30_30" class="fnanchor">[30]</a> in Italien.</b></p> + +<p><i>Lothar</i> regiert bis 855, nach ihm sein ältester +Sohn <i>Ludwig II.</i> als Kaiser bis 875; er herrscht über Italien; +von den beiden jüngeren Söhnen erhält Lothar II. das Gebiet<span class="pagenum"><a name="Page_156" id="Page_156">[156]</a></span> +von der Nordsee bis zur Rhone und Saône (Lothari regnum, +<i>Lothringen</i>), Karl den südlichen Teil. Die nordafrikanischen +<b>Araber</b> (Sarazenen), seit 827 im Besitze <i>Siciliens</i>, beunruhigen +durch Seezüge die Küsten Italiens. Rom gesichert durch die +aurelianische Mauer (S. 134); Papst <i>Leo IV.</i> läßt auch den +Stadtteil auf dem rechten Tiberufer (Peterskirche und Vatikan) +ummauern.</p> + +<p>Papst <i>Nikolaus I.</i> (858–867), gestützt auf die <i>pseudo-isidorischen +Dekretalen</i> (S. 145) (Bischof Isidor von Sevilla, um +600, hatte zuerst päpstliche Entscheidungen gesammelt), bringt +die päpstliche Macht gegenüber den Bischöfen und den karolingischen +Herrschern zu hohem Ansehen, kann aber die durch +dogmatische Streitigkeiten veranlaßte Loslösung der <i>griechisch-katholischen +Kirche</i> von der Oberhoheit Roms nicht verhindern. +Der Patriarch <i>Photius</i> in Konstantinopel tritt 863 dem päpstlichen +Bann entgegen; völlige Trennung der beiden Kirchen +erst 1054.</p> + +<p>Die Slavenapostel <i>Methodius</i> und <i>Cyrillus</i>, 863 aus Thessalonich +nach <i>Mähren</i> berufen, erkennen Roms Oberhoheit an; +von Mähren aus verbreitet sich das Christentum um 900 nach +<i>Böhmen</i> und <i>Polen</i>.</p> + +<div class="sidenote">875.</div> + +<p><i>Karl der Kahle</i> von Frankreich gewinnt in Rom +die Kaiserkrone, † 877 <i>(Karl II.).</i></p> + +<div class="sidenote"><b>843–911.</b></div> + +<p><b>Karolinger in Deutschland.</b></p> + +<div class="sidenote"><b>843–876.</b></div> + +<p><b>Ludwig der Deutsche</b> führt Grenzkriege gegen +die <i>Slaven</i> (Abodriten in Mecklenburg, Sorben, +Czechen), setzt in Mähren den Herzog Rastislav ein.</p> + +<div class="sidenote">845.</div> + +<p><i>Hamburg</i> zerstört von den <i>Normannen</i>, die schon +mehrmals die friesische Küste heimgesucht hatten; +das Erzbistum wird nach <i>Bremen</i> verlegt. Die ferneren +Raubzüge der Normannen richten sich gegen das westfränkische +Reich.</p> + +<div class="sidenote">870.</div> + +<p><b>Vertrag zu Mersen</b> (an der Maas) mit Karl dem +Kahlen; nach dem Tode der beiden jüngeren +Söhne Lothars I. wird deren Erbe zwischen Deutschland und +Frankreich geteilt. Der germanische Teil (Friesland, Lothringen, +Elsaß) kommt an Deutschland, der romanische (Flandern, Brabant, +Verdun, Burgund, Provence) an Frankreich.</p> + +<div class="sidenote">874.</div> + +<p>Swatopluk, Fürst von Mähren, zur Huldigung genötigt.</p> + +<div class="sidenote"><b>876–887.</b></div> + +<p><b>Karl der Dicke</b> regiert zuerst gemeinsam mit seinen +älteren Brüdern Karlmann und Ludwig. Letzterer +weist durch den Sieg bei <i>Andernach</i> am Rhein 876 Karls des +Kahlen Ansprüche auf Lothringen zurück. Karl zieht 879 und +881 nach Italien, erlangt 881 in Rom die Kaiserkrone (<i>Karl III.</i>) +wird 884 auch in Westfranken zum König gewählt. So vereinigt<span class="pagenum"><a name="Page_157" id="Page_157">[157]</a></span> +er noch einmal <b>Karls des Großen Monarchie</b> mit Ausnahme +von <i>Niederburgund</i> (Rhônegebiet), wo 879 Boso von Vienne, +Schwiegersohn Kaiser Ludwigs II., zum König erwählt war +(Hauptstadt <i>Arles</i>, daher der Name Arelatisches Reich). Aber +er verliert bald sein Ansehen, weil er den <i>Paris</i> belagernden +<i>Normannen</i> ein Lösegeld von 7000 Pfund Silber bewilligt +und Burgund verpfändet; er wird von den zu <i>Tribur</i> (südöstlich +von Mainz auf dem rechten Rheinufer) versammelten +Fürsten des ostfränkischen Reiches abgesetzt und stirbt bald +darauf. <i>Hochburgund</i> (Westschweiz und Franche-Comté) wird +888 ein selbständiges Reich unter dem Welfen +Rudolf.</p> + +<div class="sidenote"><b>887–899.</b></div> + +<p><b>Arnulf von Kärnten,</b> Sohn Karlmanns, schlägt die +Normannen bei <i>Löwen</i> an der <i>Dyle</i> 891 und +kämpft im Bunde mit dem finnischen Reitervolke der <b>Magyaren</b> +(Ungarn), das vom Ural her in die früheren Wohnsitze der +Avaren eingedrungen ist, gegen <i>Swatopluk</i> von <i>Mähren</i>, dessen +slavisches Reich nach seinem Tode (894) zerfällt. Arnulf zieht +zweimal nach Italien, wird 896 in Rom zum Kaiser gekrönt, +stirbt aber, ehe er sein Reich befestigen kann. Ihm folgt sein +sechsjähriger Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>899–911.</b></div> + +<p><b>Ludwig das Kind</b> unter Leitung des Erzbischofs +<i>Hatto</i> von Mainz. Furchtbare Verheerung Deutschlands +durch die Raubzüge der <i>Magyaren</i>; wiederholt durchziehen +sie Bayern (907 Herzog Luitpold, Stammvater der +<i>Wittelsbacher</i> samt seinem Heer vernichtet), Thüringen und +Sachsen. Zugleich innere Fehden: Graf Adalbert von <i>Babenberg</i> +kämpft gegen die in Franken und Hessen begüterten +<i>Konradiner</i>; er wird besiegt und vor seiner Burg hingerichtet.</p> + +<p>In verschiedenen Reichsteilen erhebt sich wieder das durch +Karl den Großen beseitigte <i>Stammesherzogtum</i>; es bilden +sich die Stammherzogtümer <b>Sachsen, Franken, Bayern, +Schwaben, Lothringen</b>. Nach Ludwigs Tode lehnt der greise +<i>Otto der Erlauchte</i>, Herzog von Sachsen, die Königskrone ab +und lenkt die Wahl der Großen auf den mit den Karolingern +nahe verwandten Konradiner</p> + +<div class="sidenote"><b>911–918.</b></div> + +<p><b>Konrad I. von Franken</b>. Einfälle der Dänen, Slaven +und Magyaren. Konrad kämpft vergeblich um +die Anerkennung der Königsgewalt, namentlich gegen <i>Heinrich</i>, +Ottos des Erlauchten Sohn, seit 912 Herzog von Sachsen. +<i>Lothringen</i> wendet sich dem westfränkischen Reiche zu, <i>Elsaß</i> +bleibt mit Schwaben verbunden.</p> + +<p>In <b>Italien</b>, welches von Raubzügen der Magyaren und der +Araber heimgesucht wird, hat nach Arnulfs Tode <i>Berengar von +Friaul</i> ein Königtum begründet, er erlangt 915 auch die Kaiserwürde. +Gegen ihn tritt 922 <i>Rudolf II.</i> von Hochburgund auf, +gegen diesen <i>Hugo</i> von Niederburgund. Rudolf II. schließt<span class="pagenum"><a name="Page_158" id="Page_158">[158]</a></span> +933 Vertrag mit Hugo, der zum König von Italien gekrönt, auf +Niederburgund verzichtet; vereinigtes <b>Reich Burgund</b> (Hauptstadt +Arles) 933–1033. Dagegen gewinnt das italische Königtum +keinen festen Bestand; Hugo wird 945 von <i>Berengar von +Ivrea</i> vertrieben; Hugos Sohn Lothar, mit Rudolfs II. Tochter +<i>Adelheid</i> (deren zweiter Gemahl Otto der Große) vermählt, +sucht nach dem Tode seines Schwiegervaters vergebens dessen +Reich wiederzugewinnen, † 950. Das <i>Papsttum</i> ist in dieser +Zeit in tiefem Verfall, abhängig von streitenden römischen +Adelsparteien.</p> + + +<div class="clear"> +<p><b>919–1024. Sächsische Könige und Kaiser.</b></p> + +<pre> + Heinrich I. †936. +________________|_______________________________________ +Thankmar <b>Otto I.</b> †973 Heinrich, Brun, + †938. | Herzog v. Bayern †955. Erzb. v. +_____________|_________ ________|___________ Köln. + Lindolf <b>Otto II.</b> †983. Heinrich d. Zänker, + †957 | Herzog v. Bayern †995. + __|__ __|__ + <b>Otto III.</b> <b>Heinrich II.</b> †1024. + †1002. +</pre> +</div> +<p>Auf Wunsch des sterbenden Konrad und auf Betreiben +<i>Eberhards</i>, seines Bruders, wird zu <i>Fritzlar</i> an der <i>Eder</i> von +den <i>Franken</i> und <i>Sachsen</i> erwählt</p> + +<div class="sidenote"><b>919–936.</b></div> + +<p><b>Heinrich I., der Begründer des Deutschen Reiches.</b></p> + +<p>Er nötigt durch Kriegszüge die Herzöge Burkhard +von <i>Schwaben</i> und Arnulf von <i>Bayern</i> zur Anerkennung seiner +Oberhoheit, schließt 924 mit den <i>Magyaren</i> (Ungarn) einen +9jährigen Waffenstillstand, welcher gegen Tribut <i>Sachsen</i> und +<i>Thüringen</i> sicher stellt, bringt 925 durch einen Kriegszug über +den Rhein <i>Lothringen</i> wieder zum Reiche; Herzog <i>Giselbert</i> +wird sein Schwiegersohn.</p> + +<p>In <i>Sachsen</i> sorgt er für Befestigung älterer Ortschaften +(Merseburg, Goslar) und Anlage neuer Burgen (Quedlinburg); +die Sachsen gewöhnen sich allmählich an <i>städtisches</i> Leben +und an <i>Reiter</i>dienst im Kriege.</p> + +<div class="sidenote">928.</div> + +<p>Glückliche Kämpfe gegen die <i>Wenden</i>; Brennabor, +Stadt der Heveller, im Winter erobert; im Lande +der Daleminzier die Feste <i>Meißen</i> gegründet.</p> + +<div class="sidenote">929.</div> + +<p>Zug nach <i>Prag</i>, Herzog Wenzel von <i>Böhmen</i> zur +Huldigung genötigt. Währenddessen Aufstand der +nördlichen Wenden; sie werden von den sächsischen Grafen +Bernhard und Thietmar bei <i>Lenzen</i> (unweit Dömitz an der +Elbe) geschlagen.</p> + +<div class="sidenote">932.</div> + +<p>Unterwerfung der Wenden in der <i>Lausitz</i>.</p> + +<div class="sidenote">933.</div> + +<p><b>Sieg</b> Heinrichs über die <b>Ungarn</b> an der Unstrut +(bei Riade); Sachsen fortan vor ihnen gesichert.</p> + +<div class="sidenote">934.</div> + +<p>Zug gegen die <i>Dänen</i> unter König Gorm; Wiederherstellung +der Grenzmark zwischen Eider und +Schlei, später Mark <i>Schleswig</i> genannt.<span class="pagenum"><a name="Page_159" id="Page_159">[159]</a></span></p> + +<div class="sidenote">936.</div> + +<p>Heinrich † zu <i>Memleben</i> an der Unstrut, begraben +in dem von ihm gegründeten Münster zu Quedlinburg. +Ihm folgt sein mit der angelsächsischen Königstochter +<i>Editha</i> vermählter Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>936–973.</b></div> + +<p><b>Otto I., der Grosse.</b> Krönung in <i>Aachen</i> durch +den Erzbischof von Mainz; die Herzöge verwalten +dabei die Hofämter: Giselbert von Lothringen <i>Kämmerer</i>, +Eberhard von Franken <i>Truchseß</i>, Hermann von Schwaben +<i>Mundschenk</i>, Arnulf von Bayern <i>Marschall</i>. Otto, erst 24 Jahre +alt, sucht die Selbständigkeit der Herzöge zu +beschränken.</p> + +<div class="sidenote">937.</div> + +<p>Einfall der Ungarn in <i>Franken</i>; von Otto zurückgeschlagen +ziehen sie nach Westen, verheeren +große Strecken von Frankreich und Burgund, dringen auch in +Italien ein.</p> + +<div class="sidenote">938.</div> + +<p>Aufstand des zu einer Strafe verurteilten Frankenherzogs +<i>Eberhard</i> in Gemeinschaft mit Ottos +Halbbruder <i>Thankmar</i>, der in der Eresburg getötet wird. +Eberhard unterwirft sich und erhält Verzeihung; Otto schlägt +einen Einfall der Ungarn in <i>Sachsen</i> zurück und zieht dann +nach Bayern gegen die Söhne des Herzogs Arnulf († 937), die +ihm Huldigung verweigern; er setzt Arnulfs Bruder Berthold als +Herzog, einen der Söhne als <i>Pfalzgrafen</i> in Bayern ein zur +Ausübung der höchsten Gerichtsbarkeit und Aufsicht über die +königlichen Besitzungen und Einkünfte im Lande.</p> + +<div class="sidenote">939.</div> + +<p>Abermaliger Aufstand <i>Eberhards</i> in Gemeinschaft +mit Ottos jüngerem Bruder <i>Heinrich</i> und dessen +Schwager Herzog <i>Giselbert</i> von Lothringen. Eberhard fällt im +Kampfe bei <i>Andernach</i>, Giselbert ertrinkt auf der Flucht im +Rhein; Heinrich entkommt nach Frankreich, kehrt aber bald +zurück und erhält Verzeihung.</p> + +<div class="sidenote">940.</div> + +<p>König Ludwig IV. von <b>Frankreich</b>, mit Giselberts +Witwe vermählt, versucht <i>Lothringen</i> an sich zu +reißen. Otto dringt mit Heeresmacht in Frankreich ein bis zur +Seine, sichert Lothringen dem deutschen Reiche. Er gibt dieses +Herzogtum 944 an <i>Konrad den Roten</i> (Ahnherrn des fränkisch-salischen +Königshauses), der sein Schwiegersohn wird. Zum +Herzog von Bayern ernennt er nach Bertholds Tode 947 seinen +Bruder <i>Heinrich</i>, zum Herzog von Schwaben 950 seinen Sohn +<i>Liudolf</i>; Franken und Sachsen behält er selbst.</p> + +<p><i>Hermann Billung</i>, Markgraf gegen die nördlichen Wenden +und Dänen, erhält später die Herzogsgewalt in Sachsen. Die +Mark an der mittleren Elbe verwaltet Markgraf <i>Gero</i>, unter +dessen Schutze im Wendenlande die Bistümer <i>Havelberg</i> und +<i>Brandenburg</i> gegründet werden.</p> + +<div class="sidenote">946.</div> + +<p>Zweiter Zug Ottos nach <i>Frankreich</i> bis Rouen, +diesmal zur Unterstützung König <i>Ludwigs IV.</i>,<span class="pagenum"><a name="Page_160" id="Page_160">[160]</a></span> +besonders gegen <i>Hugo</i>, den Herzog von Francien (beide seine +Schwäger).</p> + +<p>Die bedeutende Machtstellung, welche Otto errungen hat, legt es dem tatkräftigen Herrscher nahe, +nun auch in die zerrütteten Verhältnisse <b>Italiens</b> einzugreifen.</p> + +<div class="sidenote">951.</div> + +<p>Erster Zug nach <i>Italien</i> (über den Brennerpaß) gegen +Berengar von Ivrea (S. 158). Otto befreit und +heiratet (in zweiter Ehe) die burgundische Königstochter <b>Adelheid</b> +(s. S. 158). Er empfängt in <i>Pavia</i> die Huldigung der italischen +Großen, Berengar unterwirft sich ihm als Vasall.</p> + +<div class="sidenote">953.</div> + +<p><i>Liudolf</i> von Schwaben und sein Schwager <i>Konrad</i> +von Lothringen empören sich gegen den König +und verbinden</p> + +<div class="sidenote">954.</div> + +<p>sich mit den <i>Ungarn</i>, die durch Bayern und Franken +bis nach Lothringen streifen. Sie werden nach +hartem Kampfe besiegt und verlieren ihre Herzogtümer, sind +fortan dem Könige getreu.</p> + +<div class="sidenote"><b>955.</b> +10. Aug.</div> + +<p><b>Sieg Ottos über die Ungarn auf dem Lechfelde +bei Augsburg.</b> Konrad, für den König kämpfend, +fällt in der Schlacht. Die bayrische <i>Ostmark</i> +(aus der später das Herzogtum <i>Österreich</i> hervorgeht) wird +wiederhergestellt. Das Herzogtum <i>Bayern</i> geht nach dem +Tode Heinrichs 955 auf dessen Sohn über (Heinrich der Zänker), +in <i>Schwaben</i> regiert Heinrichs Schwiegersohn Burkhard; <i>Lothringen +</i>verwaltet Ottos jüngster Bruder, Erzbischof Brun von +Köln. Ottos Sohn Wilhelm ist Erzbischof von <i>Mainz</i>. So +suchte Otto das Reich zu festigen, indem er die Herzogtümer +seinen Verwandten gab. Zur Beaufsichtigung und Beschränkung +der herzoglichen Gewalt setzte er überall Pfalzgrafen ein, die +das Königsgut verwalteten.</p> + +<div class="sidenote">Okt.</div> + +<p>Zug Ottos gegen die <i>Wenden</i>, Sieg an der <i>Recknitz</i> +(in Mecklenburg) im Verein mit Markgraf Gero.</p> + +<div class="sidenote">957.</div> + +<p><i>Liudolf zieht</i> im Auftrage des Vaters nach Italien gegen +<i>Berengar</i>, besiegt ihn, stirbt aber vor der Rückkehr.</p> + +<div class="sidenote">961–965.</div> + +<p>Zweiter Zug Ottos nach Italien, da Papst Johann XII. +um Hilfe gegen Berengar bittet.</p> + +<div class="sidenote"><b>962.</b> +2. Febr.</div> + +<p><b>Kaiserkrönung Ottos I. in Rom.</b> Während Kaiser +Otto in der Lombardei gegen Berengar kämpft, +versucht Papst Johann XII. sich der kaiserlichen +Schutzherrschaft zu entziehen. Otto kehrt mit Heeresmacht +nach Rom zurück (Nov. 963); der Papst entflieht und wird abgesetzt. +Otto zieht wieder nach Oberitalien; Berengar unterwirft +sich und wird als Gefangener nach Bayern gesandt, stirbt +966 in Bamberg. Inzwischen wird der von Otto eingesetzte +Papst Leo VIII. aus Rom vertrieben; Otto zieht zum dritten +Mal dorthin und sendet den Gegenpapst Benedikt V. als Gefangenen +nach Hamburg.<span class="pagenum"><a name="Page_161" id="Page_161">[161]</a></span></p> + +<div class="sidenote">965.</div> + +<p>Rückkehr des Kaisers nach Deutschland. Fürstentag +in <i>Ingelheim</i>; dann in <i>Köln</i> Zusammenkunft mit +seiner Schwester Gerberga, der Königin von Frankreich, und +ihrem Sohne, König Lothar. Er begibt sich nach <i>Sachsen</i> +und teilt nach dem Tode Geros dessen Gebiet in sechs Marken, +die später in drei zusammengezogen werden: <i>Nordmark</i> (Altmark) +an der mittleren Elbe, <i>Ostmark</i> (Lausitz) weiter südlich +die Mark <i>Meißen</i>. Der Tod des Erzbischofs Brun veranlaßt +den Kaiser 966 zu einem abermaligen Zuge nach <i>Köln</i>; er ordnet +die Verhältnisse in Lothringen und hält dann einen Reichstag +zu <i>Worms</i>.</p> + +<div class="sidenote">966–972.</div> + +<p>Dritter Zug nach Italien (über Chur und den Septimerpaß). +Ottos Sohn, Otto II. (geb. 955), schon 961 als +deutscher König gekrönt, empfängt in Rom die Kaiserkrone. Die +Huldigung der Herzöge von Capua und Benevent (s. S. 152) gibt +Anlaß zu Feldzügen nach <i>Apulien</i> gegen die oströmische Herrschaft. +968 Synode zu Ravenna; dort wird die Gründung des +Erzbistums <i>Magdeburg</i> und der Bistümer Merseburg, Zeitz, +Meißen beschlossen. Der Kaiser residiert längere Zeit in +<i>Pavia</i>, schickt nach abermaligen Kämpfen in Apulien Gesandte +nach Konstantinopel; 972 wird in <i>Rom</i> die Vermählung seines +Sohnes Otto mit der oströmischen Prinzessin <i>Theophano</i> gefeiert. +Apulien und Calabrien, Neapel und Salerno bleiben +unter oströmischer, Capua und Benevent unter deutscher +Herrschaft.</p> + +<div class="sidenote">972.</div> + +<p>Rückkehr nach Deutschland; Synode in Ingelheim, +Fürstentag in Frankfurt. Im März 973 ist der +Kaiser in Magdeburg, dann in Quedlinburg und Merseburg; er +stirbt am 7. Mai 973 in Memleben, wird im Dom zu Magdeburg +neben seiner ersten Gemahlin Editha bestattet.</p> + +<p><b>Verfassung des deutschen Reiches</b>: <i>Wahlkönigtum</i>; die +Königsmacht beruht auf bedeutenden Reichsgütern in allen Teilen +des Reiches, besonders in Franken und Sachsen, zu deren Verwaltung +der König <i>Pfalzgrafen</i> ernennt. Keine feste Residenz; +der König ordnet überall die wichtigen Angelegenheiten persönlich. +Oberste Beamte sind die <i>Herzöge</i>, dem Könige ebenso +zur Lehnstreue verpflichtet wie die ihnen untergeordneten +Grafen und kleineren Vasallen. Da diese jedoch starke partikularistische +Gelüste zeigen, so sucht der Kaiser die Reichseinheit +später auf die Kirche zu gründen. Er stützt sich auf +die nur von ihm ernannten <i>Erzbischöfe</i> und <i>Bischöfe</i>, welche +bedeutende Reichslehen empfangen und nun einen neuen geistlichen +Beamtenstand bilden, dessen Lehen nicht erblich sind. +Diese vom Könige eingesetzten geistlichen Fürsten erweisen +sich als bessere Stützen des Reiches, als die nach Erblichkeit +der Lehen strebenden weltlichen Fürsten. Die Zahl der unabhängigen +<i>Freien</i> ist vermindert; der Heerbann tritt allmählich<span class="pagenum"><a name="Page_162" id="Page_162">[162]</a></span> +zurück gegen das <i>Lehnsaufgebot</i>. Die Städte sind noch unbedeutend. +Das <i>Kaisertum</i> gibt den deutschen Königen als +obersten Herrschern über das römische Reich deutscher Nation +Anspruch auf Oberhoheit über die benachbarten Länder und +Schutzherrschaft über die Kirche.</p> + +<div class="sidenote"><b>973–983.</b></div> + +<p><b>Otto II.</b> erhält die von seinem Vater begründete +Kaisermacht aufrecht. 974 Zug gegen <i>Dänemark</i> +bis zum Danewerk, 976 Absetzung des aufständischen Herzogs +Heinrich des Zänkers von <i>Bayern</i>. Bayern wird verkleinert +durch Abtrennung des Herzogtums <i>Kärnten</i> mit der Mark +Verona, sowie durch Errichtung einer Mark im <i>Nordgau</i>, nördlich +von Regensburg. Die früher schon errichtete Mark <i>Österreich +</i>erhält der Babenberger (s.S. 157) Luitpold. Herzog +Boleslav von <i>Böhmen</i> huldigt 978 zu Magdeburg.</p> + +<div class="sidenote">978.</div> + +<p>König Lothar von Frankreich überfällt den Kaiser +in <i>Aachen</i>, versucht Lothringen zu erobern, verzichtet +aber darauf, nachdem Otto mit Heeresmacht bis <i>Paris</i> +vorgedrungen ist.</p> + +<div class="sidenote">980–983</div> + +<p>Krieg in Italien. Der Kaiser dringt von Rom aus +nach Unter-Italien vor, siegt 982 über die Griechen +und Sarazenen am Kap Colonne, südlich von Cotrone (Kroton), +muß aber nach einer vernichtenden Niederlage bei <i>Squillace</i> an +der <i>Küste von Calabrien</i> umkehren. Reichstag zu <i>Verona</i>. +Ottos dreijähriger Sohn zum König gewählt.</p> + +<div class="sidenote">983.</div> + +<p>Aufstand der <i>Dänen</i> und <i>Wenden</i>; Hamburg und die +Bistümer Havelberg, Brandenburg, Zeitz zerstört. +Otto II. stirbt in Rom 28 Jahre alt, wird in der +Peterskirche begraben.</p> + +<div class="sidenote"><b>983–1002.</b></div> + +<p><b>Otto III.,</b> beim Tode des Vaters 3 Jahre alt. +Heinrichs des Zänkers Anspruch auf die Vormundschaft, +ja sogar auf die Krone, wird zurückgewiesen, doch erhält +er Bayern zurück. Ottos Mutter, die Griechin <i>Theophano</i>, +herrscht in Deutschland, seine Großmutter <i>Adelheid</i> in Italien. +Wachsende Selbständigkeit der Großen des Reiches, doch wird +der Reichsfriede erhalten. Nach Theophanos Tode (991) führen +Adelheid und der Erzbischof <i>Willigis</i> von Mainz die Regierung, +bis der junge Fürst 995 sie selbst übernimmt.</p> + +<div class="sidenote">996.</div> + +<p>Otto III. wird in Rom durch den von ihm eingesetzten +deutschen Papst <i>Gregor V.</i> gekrönt, befreundet +sich mit <i>Adalbert von Prag</i> und Erzbischof <i>Gerbert</i> +von Reims, der bald nach Deutschland kommt und in Magdeburg +Ottos Lehrer wird.</p> + +<div class="sidenote">997.</div> + +<p>Adalbert von den heidnischen <i>Preußen</i> erschlagen.</p> + +<div class="sidenote">998–999.</div> + +<p>Ottos zweiter Zug nach Rom, Gerbert als Papst eingesetzt +(Silvester II.); Ottos Plan, als Kaiser in +<i>Rom</i> seinen Wohnsitz zu nehmen und von hier aus die Christenheit +als einen theokratischen Universalstaat zu beherrschen.<span class="pagenum"><a name="Page_163" id="Page_163">[163]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1000.</div> + +<p>Ottos III. Wallfahrt zum Grabe des heiligen Adalbert +in <i>Gnesen</i>, wo er in Gemeinschaft mit Herzog +Boleslav von Polen ein Erzbistum errichtet: dann nach <i>Aachen</i> +zum Grabe Karls d. Gr. Von da reist er nach Rom.</p> + +<div class="sidenote">1001.</div> + +<p>Papst Silvester II. verleiht dem <i>Ungarn</i>fürsten +<i>Stephan dem Heiligen</i>, der sein Volk zum Christentum +bekehrt, die Königskrone (Stephanskrone). Otto III., +durch Aufstand <i>aus Rom vertrieben</i>, begibt sich mit dem +Papste nach Ravenna, versucht vergebens Rom +wiederzuerobern.</p> + +<div class="sidenote">1002.</div> + +<p>Otto † in Paterno (am Fuße des Sorakte), in Aachen +bestattet. Silvester kehrt nach Rom zurück.</p> + +<div class="sidenote"><b>1002–1024.</b></div> + +<p><b>Heinrich II.</b> (der Heilige), Herzog von Bayern, +Sohn Heinrichs des Zänkers und der Schwester +König Rudolfs III. von Burgund, zu Mainz zum König erwählt +und gekrönt, im Gegensatz zu Otto III. eine nüchterne, praktische +Herrschernatur. Er stellt das erschütterte Ansehen der +Kaisergewalt wieder her und behauptet das <i>deutsch-italische</i> Reich.</p> + +<div class="sidenote">1004.</div> + +<p>Erster Zug nach Italien gegen <i>Arduin</i> von Ivrea. +Heinrich unterwirft Ober-Italien und wird in Pavia +zum König von Italien gekrönt.</p> + +<div class="sidenote">1004–1018.</div> + +<p>Kriege gegen <i>Boleslav Chrobry (der Kühne)</i> von +<b>Polen</b>, der Böhmen aufgeben muß, aber die +Lausitz behält. Die <i>Wenden</i> im Havellande bleiben +unabhängig.</p> + +<div class="sidenote">1007.</div> + +<p>Gründung des Bistums <i>Bamberg</i>. Förderung der +von dem französischen Kloster <i>Cluny</i> ausgehenden, +auf strengste mönchische Zucht und eine Erneuerung und Vertiefung +des religiösen Lebens gerichteten Reform des Mönchtums. +Die Bischöfe dienen, wie unter Otto I., der geordneten +Reichsverwaltung.</p> + +<div class="sidenote">1014.</div> + +<p>Zweiter Zug nach Italien, Heinrich in Rom zum +<i>Kaiser</i> gekrönt. Arduin gibt den Widerstand auf +(† 1015).</p> + +<div class="sidenote">1016–1018.</div> + +<p>Kämpfe und Verhandlungen Heinrichs, um sein +Erbrecht auf <i>Burgund</i> zur Anerkennung zu bringen.</p> + +<div class="sidenote">1022.</div> + +<p>Dritter Zug nach Italien. Heinrich unterwirft +<i>Benevent, Capua, Salerno</i>, wird beim Kampfe +gegen die Griechen in Apulien von den nach einem Zuge +nach Jerusalem dort unlängst eingewanderten <i>Normannen</i> +unterstützt.</p> + +<div class="sidenote">1023.</div> + +<p>Fürstentag zu <i>Aachen</i>, dann Zusammenkunft mit +König Robert von <i>Frankreich</i> zu Ivois am Chiers +(Nebenfluß der Maas, südöstlich von Sedan).</p> + +<div class="sidenote">1024.</div> + +<p>Tod des Kaisers in der Pfalz zu <i>Grona</i> (bei +Göttingen). Sein Grab im Dom zu Bamberg.<span class="pagenum"><a name="Page_164" id="Page_164">[164]</a></span></p> + +<div class="clear"> +<p> +<b>1024–1125 Fränkische oder salische Kaiser.</b></p> +<pre> + Otto der Grosse †973 + | +Konrad der Rote †955. Luitgard. +|______________________________| + | + <b>Konrad II.</b> †1039. + Gem. Gisela. + | + <b>Heinrich III.</b> †1056. + Gem. Agnes von Poitou. + | + <b>Heinrich IV.</b> †1106. +_______________________|___________________________ +Konrad <b>Heinrich V.</b> †1125. Agnes, Gem. +†1101. Friedrich von Büren, + Herzog von Schwaben. +</pre> +</div> + +<p>Königswahl durch die Fürsten <i>aller</i> Stämme auf der Rheinebene +zwischen Mainz und Worms (bei Kamba). Die Wahl +richtet sich auf die beiden <i>Konrade</i>, Brudersöhne, Urenkel +Konrads des Roten (S. 159); nach kurzem Schwanken wird der +ältere erwählt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1024–1039.</b></div> + +<p><b>Konrad II.</b> unternimmt nach der Krönung zu +Mainz einen Umritt durch das Reich (Aachen, +Nimwegen, Dortmund, Hildesheim, Goslar, Magdeburg, Augsburg, +Konstanz, Basel, Straßburg, Worms), hält dann einen Fürstentag +in Tribur.</p> + +<div class="sidenote">1026.</div> + +<p>Zug nach <i>Italien</i>, Krönung zum lombardischen +König, Kaiserkrönung zu Rom 1027 in Gegenwart +<i>Knuds des Großen,</i> Königs von England und Dänemark, und +<i>Rudolfs III.</i> von Burgund. In Apulien huldigen ihm die +Fürsten von Benevent, Capua, Salerno. Rückkehr über Ravenna +und Verona. Unterdessen Fürstenerhebung in Deutschland. +In Ulm unterwirft sich ihm sein Stiefsohn <i>Ernst, Herzog +von Schwaben,</i> welcher Ansprüche auf Burgund erhoben hatte, +weil seine Mutter Gisela eine Nichte des kinderlosen Königs +Rudolf III. war. Er kommt in Haft nach der Burg Giebichenstein +bei Halle, wird nach einiger Zeit begnadigt, dann aber +geächtet, weil er sich weigert, seinen Freund Werner von +Kiburg zu bekämpfen; beide fallen 1030 in einem Gefecht im +Schwarzwald.</p> + +<div class="sidenote">1030.</div> + +<p>Einfall der <i>Polen</i> unter Herzog Miesco; sie verwüsten +das Land zwischen Elbe und Saale, werden +von dem Grafen Dietrich von Wettin vertrieben. Der Kaiser +unternimmt zunächst einen Zug nach <i>Ungarn</i>, um die bayrischen +Marken gegen Einfalle zu sichern, zieht dann 1031 nach <i>Polen.</i> +Miesco muß die Lausitz zurückgeben, huldigt dem Kaiser 1033 +zu Merseburg.</p> + +<div class="sidenote">1033</div> + +<p><b>Burgund mit dem deutschen Reiche vereinigt.</b> +Konrad gewinnt das <i>arelatische</i> Königreich (S. 158) +nach dem Tode Rudolfs III. durch drei Feldzüge gegen den<span class="pagenum"><a name="Page_165" id="Page_165">[165]</a></span> +Grafen <i>Odo</i> von Champagne, Neffen Rudolfs III, nach Abschluß +eines Bündnisses mit König Heinrich I. von Frankreich. In +<i>Zürich</i> und <i>Genf</i> huldigen ihm die burgundischen +Großen.</p> + +<div class="sidenote">1035</div> + +<p>Konrad verlobt zu Bamberg seinen Sohn <i>Heinrich</i>, +Herzog von Bayern (später auch von Schwaben) +mit der Tochter Knuds von <i>Dänemark</i> und überläßt diesem +die Mark <i>Schleswig</i>; die Eider wieder Reichsgrenze.</p> + +<div class="sidenote">1037–1038.</div> + +<p>Zweiter Zug nach Italien. Die <i>Erblichkeit</i> der +kleineren <i>Lehen</i> wird für Italien durch Gesetz festgestellt. +Der Normanne <i>Rainulf</i> wird mit der Grafschaft +<i>Aversa</i> in Campanien belehnt.</p> + +<div class="sidenote">1039.</div> + +<p>Konrad † in Utrecht, begraben in dem von ihm +gegründeten Dom zu <i>Speier</i>. Er war einer der +bedeutendsten Herrscher des Mittelalters, reich an Erfolgen. +Gegen die großen Vasallen suchte er ein Gegengewicht in den +Inhabern der kleinen Lehen, für deren Erblichkeit er eintrat. +Von den neu ernannten Kirchenfürsten verlangte er eine Abgabe. +Ihm folgt sein schon als Knabe in Aachen zum König gekrönter Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>1039–1056.</b></div> + +<p><b>Heinrich III.</b> Hohe Machtstellung des Kaisertums. +König Heinrich ist beim Beginn seiner Regierung +Herzog von <i>Bayern, Schwaben</i> und <i>Franken</i>, setzt aber später +in Bayern und Schwaben wieder andere Herzöge ein. In +<i>Sachsen</i> ist die Kaiserpfalz zu <i>Goslar</i> oft sein +Wohnsitz.</p> + +<div class="sidenote">1041.</div> + +<p>Unterwerfung des Herzogs Bretislav von <b>Böhmen.</b></p> + +<div class="sidenote">1042.</div> + +<p>Zug nach <i>Burgund</i>, Herstellung des Landfriedens +daselbst im Anschluß an die in Frankreich verkündete +<i>Treuga Dei</i> (s. S. 169).</p> + +<div class="sidenote">1042–1044.</div> + +<p>In <b>Ungarn</b> wird König Peter, von Heinrich durch +drei Feldzüge wieder eingesetzt, ein Vasall des +Reiches. Vergrößerung der bayrischen Ostmark bis zur <i>Leitha</i>. +Die Lehnshoheit über Ungarn wird nicht lange behauptet.</p> + +<div class="sidenote">1046.</div> + +<p>Zug nach <i>Italien</i>. Heinrich läßt durch die Synode +zu <i>Sutri</i> drei gleichzeitige, der Simonie (Verkauf +geistlicher Ämter) schuldige Päpste absetzen, ernennt einen +Deutschen (Clemens II.), der ihn zum Kaiser krönt, und weiterhin +noch <i>drei</i> deutsche Päpste, belehnt <i>Drogo</i>, Sohn des Normannen +<i>Tankred von Hauteville,</i> mit <b>Apulien.</b></p> + +<div class="sidenote">1048.</div> + +<p><i>Oberlothringen</i> wird nach Absetzung des Herzogs +Gottfried an den elsässischen Grafen <i>Gerhard,</i> +Stammvater des lothringischen Herzogshauses, gegeben.</p> + +<div class="sidenote">1055.</div> + +<p>Zweiter Zug nach Italien; die Markgräfin <i>Beatrix +von Tuscien</i>, mit welcher sich Gottfried vermählt<span class="pagenum"><a name="Page_166" id="Page_166">[166]</a></span> +hat, um in Italien neue Macht zu gewinnen, muß dem Kaiser +nach Deutschland folgen. Unterdrückung einer Fürstenverschwörung; +Gottfried unterwirft sich dem Kaiser.</p> + +<div class="sidenote">1056.</div> + +<p>Sieg der Wenden über ein sächsisches Heer bei +<i>Pritzlava</i> an der Havelmündung. Heinrich, +erst 39 Jahre alt, auf der Burg <i>Bodfeld</i> im Harz. Ihm folgt +sein 6jähriger, bereits 1054 zu Aachen gekrönter Sohn.</p> + +<div class="sidenote"><b>1056–1106.</b></div> + +<p><b>Heinrich IV.</b> Seine Mutter <i>Agnes</i> von Poitou, +Reichsverweserin, gibt Schwaben an ihren +Schwiegersohn <i>Rudolf von Rheinfelden</i>, Kärnten an <i>Berthold +von Zähringen</i>, Bayern an den sächsischen Grafen <i>Otto +von Nordheim.</i> Die Macht der Fürsten erhebt sich bald gegen +das Kaisertum.</p> + +<div class="sidenote">1062.</div> + +<p>Entführung des jungen Königs von <i>Kaiserswert</i> nach +<i>Köln</i> durch Erzbischof <i>Anno</i> von Köln, der die +Erziehung des Königs übernimmt, aber bald seinen Einfluß mit +Erzbischof <i>Adalbert</i> von Bremen teilen muß. König Heinrich, +1065 mündig erklärt, entfernt auf Verlangen der Fürsten Adalbert +aus seiner Umgebung, richtet alsbald seinen Unwillen gegen die +sächsischen Großen.</p> + +<div class="sidenote">1070.</div> + +<p><i>Otto von Nordheim,</i> eines Mordanschlags auf den +König angeklagt, verliert das Herzogtum Bayern; +es kommt an seinen Schwiegersohn <i>Welf</i>, den Sohn des Markgrafen +Azzo von Este und der letzten Welfin, der nach dem Aussterben +des Mannsstammes eine neue Linie des <i>Welfenhauses</i> +(S. 154) begründet. <i>Magnus</i>, Sohn des Sachsenherzogs Ordulf, +wird als Bundesgenosse Ottos in Haft gehalten.</p> + +<div class="sidenote">1073.</div> + +<p><i>Aufstand der Sachsen</i> gegen die von Heinrich in +ihrem Lande angelegten <i>Burgen</i>; Flucht Heinrichs +von der <i>Harzburg</i>, demütigender Friede zu Gerstungen, Zerstörung +der Harzburg. Heinrich findet Hilfe bei den Bürgern +von <i>Worms</i> und mehreren Fürsten, besiegt die Sachsen an der +<i>Unstrut</i> 1075. Bald aber gerät er in Streit mit</p> + +<div class="sidenote">1073–1085.</div> + +<p><b>Papst Gregor VII.</b> (Hildebrand), aus einer Bauernfamilie in Toskana stammend, aufgewachsen in +Rom unter dem Einfluß der von dem französischen Kloster +<i>Cluny</i> (westlich der Saône, unweit Mâcon) ausgehenden streng +kirchlichen Richtung. Er hatte als Archidiakonus und Kanzler +unter <i>fünf</i> Päpsten die weltlichen Geschäfte des römischen +Stuhles geleitet. Unter seinem Einfluß erließ 1059 Nikolaus II. +das Dekret über die Papstwahl durch die <i>Kardinäle</i>.</p> + +<p>Gregors Ziel ist die von allen Cluniazensern angestrebte +<b>Erhebung der Kirche über die Staaten</b>, des <b>Papsttums</b> über +das <b>Kaisertum.</b> Er gebietet strenge Durchführung des <i>Cölibats</i> +(Ehelosigkeit) der Geistlichen, verbietet die von Heinrich ebenso +wie von Konrad II. geübte <i>Simonie</i> (Geldzahlung für den<span class="pagenum"><a name="Page_167" id="Page_167">[167]</a></span> +Empfang eines geistlichen Amtes. Apostelgesch. 8, 18) und die +<i>Laieninvestitur</i> (kein Bischof oder Abt soll die Belehnung mit +<i>Ring</i> und <i>Stab</i> aus Laienhand empfangen).</p> + +<div class="sidenote">1076.</div> + +<p>Heinrich läßt den Papst durch eine Synode deutscher +Bischöfe in <i>Worms</i> für abgesetzt erklären; darauf +spricht Gregor gegen ihn den <i>Bann</i> aus. Ein Fürstentag zu +<i>Tribur</i> erklärt den König für abgesetzt, wenn er nicht binnen +Jahresfrist sich vom Banne löse.</p> + +<div class="sidenote">1077. +Januar.</div> + +<p><b>Heinrich büßt</b> vor dem Papst <b>in Canossa</b>, einem +Schlosse bei Reggio nell’ Emilia, der Markgräfin +<b>Mathilde</b> von Tuscien, Tochter der Beatrix, gehörig +(S. 165). Der Papst löst ihn vom Banne unter der Bedingung, daß +er in seinem Streit mit den Fürsten die Entscheidung des Papstes +anerkenne. Heinrich bleibt in Oberitalien, verhindert die Reise +des Papstes nach Deutschland. Die Fürsten wählen <i>Rudolf +von Schwaben</i> zum deutschen König.</p> + +<div class="sidenote">1077–1080.</div> + +<p>Krieg in Deutschland zwischen Heinrich IV. und +seinem Schwager Rudolf, letzterer wird in der +Schlacht an der <i>Elster</i> 1080 tödlich verwundet; sein Herzogtum +<i>Schwaben</i> hat <i>Friedrich von Hohenstaufen</i>, Heinrichs +Schwiegersohn, bereits 1079 erhalten.</p> + +<div class="sidenote">1081.</div> + +<p>Heinrich, zum <i>zweiten Mal</i> gebannt, zieht nach Italien, +erobert Rom 1084, wird durch den von ihm erhobenen +Gegenpapst Clemens III. zum Kaiser gekrönt. Gregor +in der Engelsburg belagert, durch die ihm treu ergebenen Normannen +unter <i>Robert Guiscard</i> befreit, stirbt 1085 in Salerno. +Seine letzten Worte »<i>Dilexi iustitiam et odi iniquitatem, +propterea morior in exilio</i>«.</p> + +<p>Deutschland durch Bürgerkrieg zerrüttet. Kaiser Heinrich +erobert 1084 Augsburg, zieht dann nach Metz, läßt 1085 durch +eine Synode zu <i>Mainz</i> den Gottesfrieden für das ganze Reich +verkünden. In <i>Sachsen</i> bekämpft er den Gegenkönig <i>Hermann +von Salm</i>, welcher 1088 abdankt; die Sachsen unterwerfen sich +nach Anerkennung ihrer alten Rechte.</p> + +<div class="sidenote">1090–1097.</div> + +<p>Heinrich kämpft in Italien gegen die Markgräfin +<i>Mathilde</i> und Papst Urban II. Abfall seines Sohnes +Konrad († 1101). In Deutschland ist Herzog <i>Welf</i> von Bayern +Führer der päpstlichen Partei. Der Kaiser verweilt fast machtlos +in Italien, während Urban II. als Gebieter der ganzen Christenheit +auftritt und das große Unternehmen des ersten Kreuzzuges +(S. 173) ins Werk setzt. Nach Aussöhnung mit Herzog <i>Welf</i> +kehrt der Kaiser nach Deutschland zurück, stellt den Landfrieden +zum Schutze der Bürger und Bauern wieder her und besetzt +die Bistümer nach seinem Ermessen. Aber die Bischöfe fast +immer auf der Seite seiner Gegner.</p> + +<div class="sidenote">1104.</div> + +<p>Empörung seines zweiten Sohnes Heinrich, der ihn +in der Burg <i>Böckelheim</i> (an der Nahe) gefangen<span class="pagenum"><a name="Page_168" id="Page_168">[168]</a></span> +setzt und zur Verlesung eines Sündenbekenntnisses und Abdankung +zwingt (Fürstentag zu <i>Ingelheim</i>). Der Kaiser entflieht +nach <i>Lüttich</i>, wo er 1106 stirbt, während das deutsche Bürgertum +für ihn zum Kriege rüstet; die Leiche erst 1111 vom Bann +gelöst und im Dom zu <i>Speier</i> beigesetzt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1106–1125.</b></div> + +<p><b>Heinrich V.</b>, durch die päpstliche Partei zum +Thron gelangt, aber entschlossen, sein Herrscherrecht +zu behaupten. Nachdem er die Grenzländer des Reiches +im Westen und Osten (Lothringen und Böhmen) durch Feldzüge +gesichert hat, zieht er nach Rom, nimmt den Papst +Paschālis II. gefangen, erzwingt die Kaiserkrönung und das +Recht der <i>Investitur</i> (1111). Sobald aber der Kaiser Italien +verlassen hat, erklärt ein zu Rom im Lateran versammeltes +Konzil den Vertrag für erzwungen und nichtig; ein zweites +Konzil zu <i>Vienne</i> spricht den Bann über Heinrich aus.</p> + +<p>Neuer Aufstand der <i>Sachsen</i> unter ihrem Herzog <i>Lothar</i> +von Supplinburg, der die Billunger (S. 159) beerbt hatte; die Erzbischöfe +von Mainz und Köln u. a. Fürsten schließen sich an. +Sieg der Sachsen am <i>Welfesholze</i> bei Mansfeld 1115. <i>Friedrich</i> +und <i>Konrad</i> von <i>Staufen</i> verteidigen die Sache des Kaisers, +während dieser zum zweiten Mal nach Italien zieht, dort die +der Kirche vererbten Mathildischen Güter in Besitz nimmt +und einen Gegenpapst aufstellt (1118). Der <b>Investiturstreit</b> +wird nach langen Verhandlungen mit dem Papste <i>Calixtus II.</i> +beendigt durch das</p> + +<div class="sidenote"><b>1122.</b></div> + +<p><b>Wormser Konkordat</b>: Kirchliche Wahl der Bischöfe +und Äbte für Deutschland in Gegenwart des +Kaisers oder seiner Abgesandten, <i>kaiserliche</i> Belehnung <i>vor</i> +der Weihe, aber <i>nicht</i> mit Ring und Stab, sondern mit dem +<i>Scepter</i>; für Italien und Burgund die gleiche Belehnung erst +<i>nach</i> erfolgter Wahl und Weihe. Die geistlichen Fürsten bleiben +Lehnsträger des Reiches; sie erscheinen auch fernerhin vielfach +als treue Stützen der kaiserlichen Macht.</p> + +<p>Die <i>Verbindung Deutschlands mit Italien</i>, trotz der vielfachen +Kämpfe segensreich für beide Länder, aber in Italien +mehr und mehr als Fremdherrschaft empfunden, dauert fort. +Handel und Gewerbe entfalten sich in den aufblühenden Städten, +z. B. Worms, Köln, Augsburg u. a. m. (S. 190). Kunst und +Wissenschaft, von der Kirche gefördert, tragen in Deutschland +noch römisches Gepräge, entwickeln sich aber selbständig. +<i>Romanischer Baustil</i>: Dome zu Mainz und Speier, Kaiserpfalz +zu Goslar. Der kunstsinnige Bischof Bernward von Hildesheim +(† 1022). Dichtung und Geschichtschreibung in lateinischer +Sprache: das Waltharilied, Roswitha von Gandersheim, Widukind +von Corvey, Lambert von Hersfeld u. a. Die Volkssprache +wird erst allmählich zur Schriftsprache.<span class="pagenum"><a name="Page_169" id="Page_169">[169]</a></span></p> + + +<h4>§ 2. Frankreich.</h4> + +<div class="sidenote"><b>843–987.</b></div> + +<p><b>Karolinger</b> in Frankreich.</p> + +<p><i>Karl der Kahle</i> behauptet sich mit Mühe gegen +die aufständischen Großen, erlangt 875 in Italien den Kaisertitel, +† 877. Sein Enkel <i>Ludwig III.</i> besiegt 881 die <i>Normannen</i> +bei Saulcourt (Ludwigslied in deutscher Sprache). +<i>Karl der Dicke</i> machtlos gegen sie; nach seiner Absetzung +(S. 157) wird Graf <i>Odo</i> von Paris, der sich bei der Verteidigung +von Paris gegen die Normannen tapfer gezeigt hat, zum König +erwählt, † 898. Eine Gegenpartei erwählt 893 <i>Karl den Einfältigen</i>, +Bruder Ludwigs III., der nach Odos Tode allgemein +anerkannt wird. Durch ihn erhalten normannische Scharen, +die bereit sind, das Christentum anzunehmen, 912 feste Wohnsitze +in dem oft von ihnen heimgesuchten Küstenlande. <i>Rolf</i>, +getauft <i>Robert</i>, erster Herzog der <i>Normandie</i>, herrscht als +Vasall des französischen Königs auch über die <i>Bretagne</i>.</p> + +<p>Häufige Empörungen gegen das schwache Königtum; Karls +Sohn <i>Ludwig IV.</i> (d’Outre-mer genannt, weil er nach England +geflüchtet war) wird von Herzog <i>Hugo von Francien</i>, +dem Neffen Odos, bedrängt, von Otto I. von Deutschland unterstützt +(S. 159). Letzte Karolinger: <i>Lothar</i> († 986). <i>Ludwig V.</i> +(Fainéant) † 987.</p> + +<div class="sidenote"><b>987–1328.</b></div> + +<p><b>Capetinger.</b></p> + +<p><b>Hugo Capet</b>, Sohn Hugos von Francien, von den +Großen erwählt, dann in <i>Reims</i> gekrönt, bringt das Königtum +wieder zu Ansehen. Er hat den Vasallen gegenüber noch keine +bedeutende Macht, hält aber die Lehnshoheit fest. Seine Nachfolger +<i>Robert</i>, <i>Heinrich I.</i>, <i>Philipp I.</i>, († 1108) wissen die Erblichkeit +des Königtums zu wahren. Heinrich I. gibt das <i>Herzogtum +Burgund</i> (Hauptstadt Dijon, zu unterscheiden von dem mit +Deutschland vereinigten Königreich Burgund, S. 164) seinem +jüngeren Bruder Robert als Lehen. Zur Sicherung des Landfriedens +verkündet der Klerus (zuerst 1040 in Aquitanien) die +<b>Treuga Dei</b>, den Gottesfrieden, einen von der Kirche gebotenen +Stillstand aller Fehden während der kirchlichen Festzeiten und +der zweiten Hälfte jeder Woche (von Mittwoch Abend bis +Montag früh).</p> + + +<h4>§ 3. England und der Norden.</h4> + +<div class="sidenote"><b>827–1066.</b></div> + +<p>England unter <b>sächsischen Königen.</b></p> + +<div class="sidenote">827.</div> + +<p><i>Egbert</i> von <i>Wessex</i> vereinigt die sieben Reiche +(S. 142) als erster König von <b>England</b>. Einfälle und +Ansiedlungen der heidnischen <i>Normannen</i> (<i>Dänen</i>). Sein Enkel<span class="pagenum"><a name="Page_170" id="Page_170">[170]</a></span></p> + +<div class="sidenote">871–901.</div> + +<p><b>Alfred der Große</b> bekämpft glücklich die Dänen +und stellt die alte <i>Grafschafts</i>verfassung wieder her; +das Grafschaftsgericht unter Leitung des vom König ernannten +<i>Ealdorman</i>, dessen Stellvertreter der <i>shirgerefa</i> (sherif). Blüte +des Reiches noch unter seinem Sohne und seinem Enkel, dann +Verfall und neue Bedrängnis durch die Dänen.</p> + +<div class="sidenote">1002.</div> + +<p><b>Ermordung der Dänen</b> auf englischem Boden an +<i>einem</i> Tage (dänische Vesper), auf Befehl König +<i>Ethelreds II.</i> Infolge davon neue Rachezüge der Dänen nach +England und endlich</p> + +<div class="sidenote">1016–1042.</div> + +<p><b>dänische Herrschaft</b> über England unter <b>Knud +dem Grossen</b> (S. 164), der als Sieger Milde übt +und in Dänemark das Christentum zum Siege bringt († 1035), +und unter seinen Söhnen <i>Harald I.</i> und <i>Hardiknud</i>.</p> + +<div class="sidenote">1042–1066.</div> + +<p>Das Regiment der angelsächsischen Könige wiederhergestellt. +<b>Eduard der Bekenner</b>, Sohn <i>Ethelreds</i>, +aus der Normandie zurückgekehrt, begünstigt die Normannen +an seinem Hofe, die aber von seinem Schwiegervater <i>Godwin</i> +vertrieben werden. Sein Feldherr Siward besiegt <i>Macbeth</i>, der +sich in <i>Schottland</i> nach der Ermordung des Königs <i>Duncan</i> +des Thrones bemächtigt hat (1054). Duncans Sohn Malcolm +nimmt Schottland von Eduard zu Lehen. Nach Eduards Tode +wird <i>Harald II.</i>, Godwins Sohn, zum König ausgerufen, verliert +aber Thron und Leben in der</p> + +<div class="sidenote">1066.</div> + +<p><b>Schlacht bei Hastings</b> (spr. Hēstings) gegen <b>Wilhelm +den Eroberer</b>, Herzog von der <b>Normandie</b>, der +sich in Westminster zum König von England krönen läßt. +König Malcolm von Schottland schließt mit ihm Vertrag.</p> + +<p><i>Dänemark</i>, <i>Norwegen</i>, <i>Schweden</i> bestehen seit Anfang des +11. Jahrhunderts als christliche Königreiche (Olaf der Heilige +in Norwegen † 1030) nebeneinander, noch oft von wildem +Streit erfüllt. Am meisten kommt <i>Dänemark</i> empor unter +dem Neffen Knuds d. Gr. <i>Svend Estridson</i> († 1076) und dessen +Söhnen.</p> + +<p><b>Fernere Staatengründungen der Normannen</b>:</p> + +<p>1. Schwedische <i>Waräger</i> fahren über die Ostsee; ihr Fürst +<i>Rurik</i> gründet 862 durch Vereinigung slavischer Stämme das +<b>russische Reich</b> (Hauptstadt <i>Nowgorod</i>, dann <i>Kiew</i>). Rußland +entwickelt sich unter den <i>Ruriks</i> (862–1598) als <i>slavischer</i> +Staat im Anschluß an das oströmische Reich. Großfürst +<i>Wladimir</i> der Große, vermählt mit der Tochter eines oströmischen +Kaisers, führt 988 das Christentum nach griechischer +Lehre ein.</p> + +<p>2. Norwegische <i>Wikinger</i> kommen um 860 nach Island, +983 nach Grönland (Erich der Rote), um 1000 nach der Küste +Nordamerikas (Vinland). Diese Niederlassungen von den Eskimos<span class="pagenum"><a name="Page_171" id="Page_171">[171]</a></span> +zerstört. Bestand hat dagegen der Freistaat auf der Insel +<b>Island</b>. Hier werden um 1100, als das Christentum bereits +eingeführt ist, die nordischen Götter- und Heldensagen in der +poetischen oder Lieder-<i>Edda</i> aufgezeichnet (ergänzt durch die +jüngere prosaische Edda von dem Isländer Snorri Sturluson +um 1230). Island wird 1262 mit Norwegen vereinigt.</p> + +<p>3. Der Normannenstaat in <b>Unteritalien</b>, um 1020 von +christlichen Normannen aus der Normandie gegründet (vgl. +S. 163), nimmt italienische und arabische Kultur an. Bald +treten sie in enge Beziehungen zum Papst. Von Robert Guiskard +(S. 167) wird das ganze unteritalische Festland, von seinem +Bruder Roger Sicilien den Sarazenen entrissen. Herzog <i>Roger</i> +wird 1130 vom Papste in Palermo als <i>König von Neapel</i> und +<i>Sicilien</i> gekrönt.</p> + + +<h4>§ 4. Die Pyrenäische Halbinsel.</h4> + +<div class="sidenote"><b>955–1031.</b></div> + +<p><b>Kalifat von Cordŏva</b>, gegründet von dem Omaijaden +<i>Abdurrahman</i> (s. S. 150). Glänzendste Zeit +im 10. Jahrh. (Abdurrahman III, Hakem II., der Feldherr +<i>Almansur</i>). Das volkreiche <i>Cordŏva</i> Sitz der Wissenschaften +und Künste.</p> + +<div class="sidenote">1031.</div> + +<p>Auflösung des Kalifats von Cordŏva in eine Menge +kleiner Herrschaften. Die <i>Morabethen</i> aus Mauretanien +zu Hilfe gerufen, stellen sich mit Erfolg dem Andrängen +der Christen entgegen (1086 Schlacht bei <i>Salaka</i> unweit Badajoz) +und reißen dann die Herrschaft des mohammedanischen Spaniens +an sich.</p> + +<p><b>Christliche Reiche</b>: <i>Asturien</i>, seit Alfons III. († 910) bis +zum Duero reichend, nach der neuen Residenz auch Königreich +Leon genannt, mit dem Grenzgebiet <i>Kastilien</i>, das seinen Namen +von den gegen die Araber errichteten Kastellen hat. <b>Navarra</b>, +ursprünglich fränkische Grafschaft, seit 905 Königreich, erweitert +durch Eroberung der Landschaft <i>Aragon</i> am oberen Ebro. +<b>Barcelona</b>, ebenfalls fränkische Grafschaft (S. 152), seit etwa +900 unabhängig unter einer erblichen Dynastie.</p> + +<div class="sidenote">1035.</div> + +<p><i>Sancho III.</i>, der Große, König von <i>Navarra</i>, auch +über <i>Kastilien</i> herrschend, teilt sein Reich unter +seine Söhne. Der zweite, welcher Kastilien erhält, gewinnt +bald auch Leon hinzu; der dritte erhält Aragon als Königreich. +Daher fortan die drei Königreiche <b>Navarra</b>, <b>Kastilien</b>, <b>Aragon</b>, +daneben die Markgrafschaft <b>Barcelona</b> (Katalonien).</p> + +<p>König <i>Alfons VI.</i> von <i>Kastilien</i>, Enkel Sanchos d. Gr., +erobert 1085 <i>Toledo</i>; der kastilische Ritter <i>Rodrigo Diaz</i>, von +den Arabern <b>Cid</b>, d. h. Herr, genannt, erobert 1094 <i>Valencia</i>, +doch fällt es nach seinem Tode wieder in die Hände der Araber.<span class="pagenum"><a name="Page_172" id="Page_172">[172]</a></span></p> + + +<h4>§ 5. Der Osten.</h4> + +<div class="sidenote"><b>867–1057.</b></div> + +<p>Das <b>oströmische Reich</b> unter der <b>makedonischen +Dynastie.</b></p> + +<p><i>Basilius I.</i> (867–886), durch Ermordung seines Vorgängers +Michael III. auf den Thron gelangt, regiert kraftvoll, wehrt die +Araber in Kleinasien und zur See ab, mildert den Steuerdruck, +verbessert die Rechtspflege. Seine beiden Nachfolger <i>Leo VI.</i> +und <i>Konstantin VII. Porphyrogennetos</i> Beschützer der Wissenschaften. +<i>Nikëphoros II.</i> (963–969) kämpft glücklich gegen +Araber und <i>Bulgaren</i>; <i>Basilius II.</i> (976–1025) unterwirft +die Bulgaren in blutigen Kämpfen.</p> + +<div class="sidenote">1043.</div> + +<p>Die <b>Serben</b>, ein im 7. Jahrhundert eingewandertes +slavisches Volk, machen sich unabhängig von +Ostrom; Königreich <i>Serbien</i> bis 1458.</p> + +<div class="sidenote"><b>1057–1204.</b></div> + +<p>Haus der <b>Komnenen</b>.</p> + +<p><i>Alexius I.</i> (1081–1118) tritt dem von der Donau +her vordringenden türkischen Stamme der <i>Petschenegen</i> erfolgreich +entgegen. Den <i>Seldschuken</i> (s. u.) kann Kleinasien nicht +wieder entrissen werden.</p> + +<p>Das <b>Kalifat von Bagdad</b> gerät seit 861 durch Emporkommen +von Teilfürsten in Verfall. Die <i>Abbassiden</i> werden +von den Anführern ihrer türkischen Leibwache +abhängig.</p> + +<div class="sidenote">935.</div> + +<p>Die aus Persien stammenden <i>Bujiden</i> reißen die +Würde des <i>Emir al Omra</i> (Fürst der Fürsten) an +sich; der Kalif bleibt nur noch geistliches Oberhaupt</p> + +<div class="sidenote">969.</div> + +<p><i>Ägypten</i> sondert sich ab als eigenes Kalifat unter +den <i>Fatimiden</i> (Schiiten, vergl. S. 149). Kairo +glänzende Hauptstadt, Syrien bald hinzuerobert.</p> + +<div class="sidenote">998–1030.</div> + +<p>Sultan <i>Mahmud</i>, Herrscher des <i>Gasnaviden</i>reichs, +gewinnt die früher von den <i>Samaniden</i> (unter +Oberhoheit der Kalifen) beherrschten Gebiete um Buchara und +Samarkand, dringt erobernd nach <i>Indien</i> vor. An seinem Hofe +zu Gasna (in Afghanistan) der persische Dichter <i>Firdusi</i> und +der arabische Philosoph <i>Ibn Sina</i> (Avicenna), Erklärer des +Aristoteles.</p> + +<div class="sidenote">1058.</div> + +<p><i>Togrulbeg</i>, Sultan der <i>seldschukischen</i>, aus der +Bucharei stammenden <i>Türken</i>, befreit den Kalifen +von der Übermacht der Bujiden. Er vererbt die Würde des +Emir al Omra auf seinen Neffen <i>Alp Arslan</i> und dessen Sohn +<i>Malekschah</i>; dieser stellt die Einheit des Kalifenreiches wieder +her, entreißt den Fatimiden Syrien, den Gasnaviden Buchara +und Samarkand, residiert zu Ispahan.</p> + +<div class="sidenote">1092.</div> + +<p>Nach Malekschahs Tode <i>Teilung der Seldschukenherrschaft</i>; +besondere Sultanate in Iran, Karman<span class="pagenum"><a name="Page_173" id="Page_173">[173]</a></span> +(östliches Persien), Aleppo, Damaskus, Iconium. Trotzdem wird +der Bestand des Kalifats durch die nun folgenden Angriffe der +Christen nicht wesentlich erschüttert.</p> + +<p><i>Bagdad</i> bleibt glänzender Herrschersitz bis zum Eindringen +der Mongolen (S. 195).</p> + + +<h3><b>C. Das Zeitalter der Kreuzzüge. (1096–1270).</b></h3> + +<h4>§ 1. Die Kreuzzüge.</h4> + +<p><b>Veranlassung</b>: Die Wallfahrten der Christen nach dem +<i>heiligen Grabe</i> (die Kirche über demselben erbaut von <i>Helĕna</i>, +der Mutter Konstantins d. Gr.) werden gestört, seitdem die +<i>Fatimiden</i>, und mehr noch seitdem die <i>Seldschuken</i> über +Palästina herrschen. Mißhandlungen der Pilger, Hilferufe des +bedrängten byzantinischen Reiches; das neu erstarkte Papsttum +schenkt ihnen Gehör und ruft mit Benutzung der asketisch angeregten +und zugleich kriegerischen Stimmung im Abendlande +eine großartige Völkerbewegung hervor.</p> + +<div class="sidenote">1095.</div> + +<p>Papst <i>Urban II.</i> ruft auf den Kirchenversammlungen +zu <i>Piacenza</i> und zu <i>Clermont</i> in der Auvergne +die Gläubigen zum Kreuzzug auf; allgemeine Begeisterung. +(<i>Gott will es!</i>). Der Eremit <i>Peter von Amiens</i> predigt in +Frankreich mit großem Erfolge das Kreuz. Die von ihm und +dem Ritter <i>Walter Senzaveir</i> (Habenichts) geführten Scharen +gelangen unter großen Verlusten nach Kleinasien und werden +dort im Kampfe aufgerieben, andere gehen schon in Ungarn +und Bulgarien zugrunde.</p> + +<div class="sidenote"><b>1096–1099.</b></div> + +<p><b>Erster Kreuzzug.</b> Königreich Jerusalem. +Anführende Fürsten: <i>Gottfried von Bouillon</i>, +Herzog von Nieder-Lothringen; seine Brüder <i>Balduin</i> und +<i>Eustachius</i>; <i>Robert</i>, Herzog der Normandie, Sohn Wilhelms +des Eroberers; <i>Robert</i> von Flandern; <i>Stephan</i> von Blois; +<i>Raimund</i>, Graf von Toulouse; <i>Hugo von Vermandois</i>, Bruder +Philipps I., Königs von Frankreich; <i>Boëmund</i> von Tarent, +Sohn Robert Guiscards; sein Neffe <i>Tankred</i>. Sie führen über +200000 Krieger, meist Franzosen und Normannen, nach dem +Orient. Der Bischof <i>Adhemar von Puy</i>, der in Clermont zuerst +sich das Kreuz anheftete, nimmt als päpstlicher Legat am Zuge +Teil († 1098).</p> + +<p>Die Fürsten ziehen auf verschiedenen Wegen (Gottfried +von Bouillon die Donau abwärts, Raimund von Toulouse durch +Oberitalien und Dalmatien, die Nordfranzosen und Normannen +von Apulien aus zur See) nach Konstantinopel; sie leisten mit<span class="pagenum"><a name="Page_174" id="Page_174">[174]</a></span> +Ausnahme Raimunds dem Kaiser <i>Alexius Komnenus</i> den Lehnseid +für die zu erobernden Länder und werden auf griechischen +Schiffen übergesetzt.</p> + +<div class="sidenote">1097.</div> + +<p><i>Nicäa,</i> von den Kreuzfahrern belagert, ergibt sich +dem griechischen Kaiser. Sieg der Kreuzfahrer bei +<i>Doryläum</i> über den Sultan von <i>Iconium. Balduin</i> trennt sich +vom Hauptheere, zieht über den Euphrat und erwirbt sich die +Herrschaft in <i>Edessa.</i></p> + +<div class="sidenote">1097–1098. +Okt. Juni.</div> + +<p>Das Hauptheer belagert lange vergeblich Antiochīa +am Orontes, endlich verrät ein armenischer Renegat +die Stadt an <i>Boemund</i> von Tarent.</p> + +<div class="sidenote">1098.</div> + +<p><i>Kerboga,</i> Emir von Mosul, rückt mit einem ungeheuren +Heere heran und belagert in Antiochīa +die durch Krankheit und Mangel erschöpften Kreuzfahrer. +Siegreicher Ausfall der Christen (die heilige Lanze!), das Heer +der Seldschuken wird in die Flucht geschlagen und zerstreut. +Lange Rast und Streitigkeiten der Kreuzfahrer in +Antiochīa.</p> + +<div class="sidenote"><b>1099.</b></div> + +<p>Zug an der Küste entlang nach Jerusalem. Am +7. Juni erblicken die Kreuzfahrer (nur noch 21500 +kampffähige Krieger) die heilige Stadt, welche im J. 1098 den +Seldschuken durch die <i>Fatimiden</i> wieder entrissen worden war. +Nach fünfwöchiger Belagerung.</p> + +<div class="sidenote">15. Juli.</div> + +<p><b>Erstürmung Jerusalems.</b> Furchtbares Blutbad, +Wallfahrt nach der Kirche des heiligen Grabes.</p> + +<p>Das <i>christliche Königreich Jerusalem</i> wird als Lehnsstaat +nach französischem Vorbild eingerichtet; kleinere Lehnsstaaten: +das Fürstentum <i>Antiochīa,</i> die Grafschaften <i>Edessa</i> und <i>Tripolis.</i> +Sammlung der Gesetze in den <i>Assises du royaume de +Jérusalem.</i> Zwei Patriarchen, in <i>Jerusalem</i> und in <i>Antiochīa.</i></p> + +<p>Gottfried von Bouillon, <i>Beschützer des heiligen Grabes.</i> +Er besiegt den Sultan von Ägypten bei <i>Askalon</i> 1099; † 1100. +Sein Bruder <i>Balduin I.</i> nimmt den <i>Königs</i>titel an. Akkon, +Tripolis, Beirut, Sidon mit Hilfe der Pisaner und Genuesen +erobert, etwas später <i>Tyrus</i> mit Hilfe der Venetianer.</p> + +<p>Auf Balduin I. († 1118) folgen <i>Balduin II.</i> († 1131), <i>Fulco</i> +von Anjou († 1143), unter dem das Königreich Jerusalem die +größte Ausdehnung gewinnt, <i>Balduin III.</i> († 1162), <i>Amalrich</i> +(† 1173), <i>Balduin IV.</i> († 1184), <i>Balduin V.</i> (unmündig, † 1186), +<i>Guido</i> von Lusignan († 1195) s. S. 175.</p> + +<div class="sidenote"><b>1147–1149.</b></div> + +<p><b>Zweiter Kreuzzug.</b> Ohne Erfolg. +<b>Veranlassung</b>: Eroberung <i>Edessas</i> durch <i>Imadeddin +Zenki,</i> Emir von Mosul (1144), und nochmals durch +dessen Sohn <i>Nureddin</i> (1146). Abt <i>Bernhard</i> von Clairvaux +predigt das Kreuz.</p> + +<p><i>Konrad III.</i> von Deutschland und <i>Ludwig VII.</i> von Frankreich +brechen, jener von <i>Regensburg,</i> dieser etwas später von<span class="pagenum"><a name="Page_175" id="Page_175">[175]</a></span> +Metz aus, nach Palästina auf. Sie ziehen nacheinander durch +Ungarn nach Kleinasien. Das <i>deutsche</i> Heer dringt bis Doryläum +vor, erleidet aber durch Mangel und Kämpfe mit dem +Sultan von Iconium schwere Verluste. Die nach Nicäa Entkommenen +kehren zum Teil heim; mit den übrigen schließt sich +Konrad dem Zuge des <i>französischen</i> Heeres <i>an der Küste +entlang</i> an, kehrt aber zur Herstellung seiner Gesundheit nochmals +nach Konstantinopel zurück. <i>Ludwig</i> fährt mit dem +französischen Adel zu Schiffe nach Antiochīa. Das übrige Heer +setzt den Weg zu Lande fort, wobei es durch Hunger und +feindliche Angriffe vollends aufgerieben wird. <i>Konrad</i> kommt +1148 zur See nach dem Heiligen Lande und macht zusammen +mit den Franzosen einen vergeblichen Angriff auf +<i>Damaskus</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1189–1192.</b></div> + +<p><b>Dritter Kreuzzug.</b> Eroberung von Akkon.</p> + +<p><b>Veranlassung: Saladin</b>, Sohn des Kurden Ejub, +Gründer der Dynastie der <i>Ejubiden</i> in Ägypten, erobert +Nureddins Reich, schlägt die Christen in der blutigen Schlacht +bei <i>Hittin</i> (Tiberias) am See Genezareth, <b>erobert Jerusalem</b> +1187. Die christlichen Einwohner großmütig behandelt, König +Guido von Lusignan und viele Ritter geraten in Gefangenschaft.</p> + +<p><b>Kaiser Friedrich I.</b>, der als Jüngling am zweiten Kreuzzug +teilgenommen hatte, tritt als Greis im Frühjahr 1189 den +Zug von Regensburg aus an, zieht durch Ungarn, erzwingt den +Durchzug durch das griechische Kaiserreich, bleibt den Winter +in Adrianopel, setzt 1190 nach Kleinasien über, erobert Iconium +und zieht nach Cilicien; dort ertrinkt er (10. Juni) im <i>Kalykadnus</i> +(Saleph). Sein Sohn, Herzog <i>Friedrich</i> von Schwaben, +führt einen Teil der Pilger (viele kehren um) über Tarsus, +Antiochīa und Tyrus nach <i>Akkon</i>. Er stirbt 1191 während +der Belagerung dieser Stadt, welche der frei gewordene König +<i>Guido</i> leitet.</p> + +<p><b>Richard Löwenherz</b>, König von England, und <b>Philipp II.</b> +<i>Augustus</i>, König von Frankreich, fahren zur See, Richard von +Marseille, Philipp von Genua aus nach dem Heiligen Lande +(1190); Beteiligung von <i>Genua</i>, <i>Pisa</i> und <i>Venedig</i>. Nach +längerem Aufenthalt in Sicilien kommen die beiden Könige vor +<i>Akkon</i> an, welches Lusignan schon fast zwei Jahre belagerte. +Die Stadt wird nun schnell zur Übergabe gezwungen (Juli 1191).</p> + +<p>Philipp, mit Richard entzweit, kehrt nach Frankreich zurück. +Heldentaten und Grausamkeiten Richards, der zweimal vor +Jerusalem umkehren muß. Waffenstillstand mit Saladin (1192): +der Küstenstrich von <i>Joppe bis Akkon</i> wird an die Christen abgetreten, +der Besuch der heiligen Orte gestattet. <i>Cypern</i> wird +von Richard, der es 1191 erobert hatte, an Guido von Lusignan +zu Lehen gegeben, der seine Würde als »König von Jerusalem« +an <i>Heinrich von Champagne</i> überläßt.<span class="pagenum"><a name="Page_176" id="Page_176">[176]</a></span></p> + +<p>Richard leidet auf der Rückkehr Schiffbruch bei Aquileja, +wird trotz seiner Verkleidung bei Wien erkannt, von Herzog +<i>Leopold VI. von Österreich</i>, den er vor Akkon tödlich beleidigt +hatte, festgenommen und an Kaiser <i>Heinrich VI.</i> ausgeliefert. +Dieser hält ihn in der Feste <i>Trifels</i> (westlich von Landau in +der Pfalz) gefangen und gibt ihn erst nach 13 Monaten gegen +ein Lösegeld von 100000 Mark Silbers und Lehnshuldigung +frei.</p> + +<div class="sidenote"><b>1202–1204</b>.</div> + +<p><b>Vierter Kreuzzug</b>.</p> + +<p>Lateinisches Kaisertum 1204–1261.</p> + +<p>Auf Anregung des Papstes <i>Innocenz III.</i> (1198–1216) +(Kreuzpredigt des <i>Fulco</i> von Neuilly) unternehmen mächtige +französische Barone zusammen mit dem Grafen <i>Balduin</i> von +Flandern und dem Markgrafen <i>Bonifacius</i> von Montferrat einen +Kreuzzug, der ursprünglich gegen Ägypten gerichtet war. Die +Kreuzfahrer übernehmen für die Venetianer (Doge <i>Heinrich +Dandolo</i>), zum Teil als Preis der Überfahrt, die Eroberung +von <i>Zara</i> in Dalmatien.</p> + +<p>Auf Bitten des byzantinischen Prinzen <i>Alexius</i> für seinen +Vater, den entthronten Kaiser <i>Isaak Angelus</i>, fahren die Kreuzfahrer +auf der venetianischen Flotte nach <b>Konstantinopel</b>, +nehmen die Stadt ein und setzen Alexius und seinen Vater auf +den Thron (1203). Aber die Erfüllung der eingegangenen +Bedingungen (Vereinigung der griechischen Kirche mit der +römischen, Zahlung bedeutender Geldsummen) scheitert an dem +Widerstande der Bevölkerung. Streitigkeiten, bei denen die +Stadt in Brand gerät. Zweite Einnahme der Stadt; Plünderung, +wobei viele Werke der alten Kunst zugrunde gehen (1204).</p> + +<p>Errichtung des <b>Lateinischen Kaisertums</b> (<i>Balduin</i> Kaiser). +Viele Küstenstriche und Inseln kommen an die <i>Venetianer</i>; +Korfu, Zante, Kandia, ein großer Teil von Morea (Peloponnes). +Gewaltiges Aufblühen des venetianischen Handels. Der Markgraf +von Montferrat wird König von <i>Thessalonich</i>, französische +Herzöge in <i>Athen</i>, <i>Theben</i>, <i>Achaja</i>; Villehardouin, der Geschichtschreiber +des Kreuzzuges, Marschall des Reiches.</p> + +<p>Ein <i>griechisches</i> Kaisertum behauptet sich in <i>Nicäa</i>, ein +zweites in <i>Trapezunt</i> am Schwarzen Meere. Von Nicäa aus +macht <i>Michael Paläolŏgus</i> 1261, von <i>Genua</i> unterstützt, dem +Lateinischen Kaisertum ein Ende. Er erkennt 1274 die Suprematie +des Papstes an. Aber der griechische Klerus und das +Volk gegen die Ansprüche der Päpste. Schon 1280 wurde diese +Union wieder gelöst (S. 218).</p> + +<div class="sidenote">1212.</div> + +<p><i>Kinderkreuzzug</i>. Tausende von Knaben und Mädchen +aus Frankreich und Deutschland ziehen nach Marseille +und Genua; viele kommen unterwegs um, manche werden +zur Rückkehr genötigt, andere in Alexandria als Sklaven +verkauft.<span class="pagenum"><a name="Page_177" id="Page_177">[177]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1217.</div> + +<p>Kreuzzug des Königs <i>Andreas II.</i> von Ungarn; er +versucht von Akkon aus vorzudringen, doch ohne +Erfolg.</p> + +<p>Neue Pilgerscharen, die sich in <i>Akkon</i> sammeln, unternehmen +einen Angriff auf Ägypten, erobern <i>Damiette</i> 1219, +müssen es aber 1221 wieder räumen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1228–1229.</b></div> + +<p><b>Fünfter Kreuzzug.</b> Jerusalem auf kurze Zeit +wiedergewonnen.</p> + +<p><b>Friedrich II.</b>, römischer Kaiser, wegen verzögerter Erfüllung +seines Versprechens, einen Kreuzzug zu unternehmen, +im päpstlichen Banne, fährt zur See nach Akkon, erhält von +dem ägyptischen Sultan <i>Elkâmil</i> durch Vertrag <i>Jerusalem</i> (wo +er sich krönt<a name="FNanchor_31_31" id="FNanchor_31_31"></a><a href="#Footnote_31_31" class="fnanchor">[31]</a>) und <i>Nazareth</i>, sowie die Landstriche von da +bis zur Küste, nebst <i>Sidon</i>.</p> + +<div class="sidenote">1244.</div> + +<p><i>Jerusalem</i> durch die Chowaresmier (S. 195) im +Dienste des Sultans von Ägypten erobert und den +Christen auf immer verloren.</p> + +<div class="sidenote"><b>1248–1254.</b></div> + +<p><b>Sechster Kreuzzug.</b> Ohne Erfolg.</p> + +<p>Ludwig IX., der Heilige, König von Frankreich, +fährt zur See nach <i>Cypern</i> und verweilt dort den Winter. Um +die Sarazenenherrschaft in ihrem Hauptsitze <b>Ägypten</b> zu vernichten, +fährt er im Frühjahr 1249 nach <i>Damiette</i> und nimmt +die Stadt ein. Auf dem Zuge nach <i>Kairo</i> wird Ludwig geschlagen, +von Damiette abgeschnitten und mit dem ganzen +französischen Heere gefangen (April 1250). Die Ausführung des +Friedensvertrages, wonach der König gegen Räumung von +Damiette und bedeutendes Lösegeld frei kommen soll, gefährdet +vorübergehend der Sturz der Ejubiden (S. 175) durch die +<i>Mamelucken</i>. Ludwig fährt nach Palästina, befestigt während +eines fast vierjährigen Aufenthalts <i>Akkon</i> und andere Küstenstädte, +kehrt 1254 nach Frankreich zurück.</p> + +<div class="sidenote">1268.</div> + +<p><i>Antiochīa</i> von dem Sultan Bibars von Ägypten +erobert.</p> + +<div class="sidenote"><b>1270.</b></div> + +<p><b>Siebenter Kreuzzug.</b> Ohne Erfolg.</p> + +<p>Ludwig IX. fährt zur See nach <i>Tunis</i>, wo ihn und +einen großen Teil des Heeres Krankheit hinwegrafft.</p> + +<div class="sidenote">1291.</div> + +<p><i>Akkon</i> wird von den Mamelucken erstürmt, die letzten +Besitzungen in Palästina (<i>Tyrus</i>, <i>Beirut</i>, <i>Sidon</i>) +werden von den Christen geräumt.</p> + +<p><b>Folgen der Kreuzzüge</b>: 1. Erhöhtes Ansehen der Kirche +und des <i>Papsttums</i>. 2. Ausbildung des <i>Rittertums</i>, welches +sowohl für den Staat wie für das gesellschaftliche Leben hohe<span class="pagenum"><a name="Page_178" id="Page_178">[178]</a></span> +Bedeutung erlangt. 3. Aufschwung des Seehandels und Entwickelung +der <i>Städte</i>, zunächst in Italien (Venedig und Genua). +4. Fortschreiten der geistigen Bildung durch die im Orient gewonnenen +neuen Anschauungen und Kenntnisse (besonders +der Philosophie des Aristoteles, Geographie und Naturkunde).</p> + +<p>Stützen der kirchlichen Macht, zugleich Förderer des Ackerbaues, +der Künste und Wissenschaften sind die neugebildeten +<b>Mönchsorden</b>: <i>Cistercienser</i> 1098 (Citeaux unweit Dijon), <i>Prämonstratenser</i> +1120 (Prémontré bei Laon), die Bettelorden der +<i>Dominikaner</i> 1216, <i>Franziskaner</i> 1223 (Franz von Assisi in +Umbrien) und <i>Augustiner</i> 1244. Ausbildung der <b>Scholastik</b> +(Philosophie im Dienste der Kirche) durch die beiden Dominikaner +<i>Albertus Magnus</i> (Albert von Bollstädt in Schwaben, +lehrte in Paris und Köln, † 1280) und <i>Thomas von Aquino</i> +(lehrte in Paris, Köln, Rom, Neapel, † 1274).</p> + +<p>Die kräftigsten Vorkämpfer der christlichen Staaten im +Orient waren</p> + + +<h5><b>Die geistlichen Ritterorden.</b></h5> + +<p>1. <b>Tempelherren</b> oder <b>Templer</b> (so genannt nach ihrem +nahe der Stelle des salomonischen <i>Tempels</i> gelegenen Ordenshause +in Jerusalem), hervorgegangen aus einem 1118 geschlossenen +Bunde 8 französischer Ritter (<i>Hugo de Payens</i>). Zu den drei +Mönchsgelübden (Armut, Keuschheit, Gehorsam) wird die Verpflichtung +zum Kampfe gegen die Ungläubigen hinzugefügt. +<i>Weißer</i> Mantel, <i>rotes</i> Kreuz. Der Orden wird 1291 nach +Cypern verlegt, 1312 auf dem Konzil zu <i>Vienne</i> durch Papst +Clemens V. aufgehoben.</p> + +<p>2. <b>Johanniter</b>, entstanden aus der Brüderschaft des Hospitals +des heiligen Johannes in Jerusalem, welches Kaufleute +aus <i>Amalfi</i> um 1048 gestiftet hatten. Die Brüderschaft wird +erweitert nach dem ersten Kreuzzuge, dann nach dem Vorbild +der Templer zum Ritterorden umgestaltet (<i>Raimund Dupuis</i>). +<i>Schwarzer</i> Mantel, <i>weißes</i> Kreuz. Der Orden wird verlegt +nach Cypern 1291, nach Rhodus 1310, nach Malta 1526, wo er +bis 1798 seinen Sitz hat (daher Malteser genannt).</p> + +<p>3. <b>Deutscher Orden</b>, aus einer bei der Belagerung von +<b>Akkon</b> 1190 gestifteten Brüderschaft für Krankenpflege<a name="FNanchor_32_32" id="FNanchor_32_32"></a><a href="#Footnote_32_32" class="fnanchor">[32]</a> zum +ritterlichen Orden umgewandelt 1198. <i>Weißer</i> Mantel, <i>schwarzes</i> +Kreuz. Ordenssitz in <i>Akkon</i>. Unter dem Hochmeister <i>Hermann +von Salza</i> wird 1226 der Orden von dem polnischen Herzog +<i>Konrad von Masovien</i> zur Bekämpfung der heidnischen <b>Preussen</b> +eingeladen, von Kaiser <i>Friedrich II.</i> dazu bevollmächtigt und +im Besitz des Landes Kulm sowie der künftigen Eroberungen<span class="pagenum"><a name="Page_179" id="Page_179">[179]</a></span> +bestätigt. <i>Hermann Balk</i>, erster <i>Landmeister</i> in Preußen, +welches durch blutige Kämpfe 1230–1283 unterworfen wird. +Im Jahre 1291 wird der Sitz des Hochmeisters nach <i>Venedig</i>, +1309 nach <i>Marienburg</i>, 1457 nach <i>Königsberg</i> verlegt. 1525 +wird das Ordensland weltliches Herzogtum. Die katholisch +bleibenden Ritter behaupten sich im Besitz der deutschen +Güter; Sitz ihres Hochmeisters zu <i>Mergentheim</i> in Franken. +Der Orden wird 1809 aufgehoben.</p> + +<p>In allen drei Orden: <i>Ritter</i>, <i>Priester</i>, <i>dienende Brüder</i>.</p> + + +<h4>§ 2. Deutschland und Italien.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1125–1137.</b></div> + +<p><b>Lothar von Sachsen</b>, gewählt auf Betreiben der +Erzbischöfe von Mainz und Köln, (er läßt seine +Wahl vom Papst bestätigen) im Gegensatz zu den Neffen +Heinrichs V., <i>Friedrich</i> und <i>Konrad</i> von Staufen. Er bekämpft +sie mit Hilfe seines Schwiegersohnes <i>Heinrichs des Stolzen</i>, +Herzogs von Bayern, aus dem <i>Welfen</i>hause (S. 166). Konrad +läßt sich in Italien zum König krönen, wird aber bald von +seinen Anhängern verlassen; Friedrich verteidigt sein Herzogtum +<i>Schwaben</i>; beide unterwerfen sich erst 1135.</p> + +<div class="sidenote">1130.</div> + +<p>Lothar entscheidet bei einer zwiespältigen Papstwahl +für <i>Innocenz II.</i>, zieht dann 1131 nach <i>Dänemark</i> +und benutzt einen Thronstreit daselbst, um den König Magnus +zum Vasallen des Reiches zu machen; dann 1132 Zug nach +<i>Italien</i>.</p> + +<div class="sidenote">1133.</div> + +<p>Lothar, in Rom von Innocenz II. zum Kaiser gekrönt, +nimmt die Allodien der Markgräfin <i>Mathilde +von Tuscien</i> († 1115) vom Papste zu Lehen, kehrt nach Deutschland +zurück, ohne den Gegenpapst <i>Anaklet</i>, der sich auf die +<i>Normannen</i> stützt (S. 171), aus Rom vertrieben +zu haben.</p> + +<div class="sidenote">1136–1137.</div> + +<p>Zweiter Zug nach <i>Italien</i>. Lothar vertreibt den +Normannenfürsten <i>Roger II.</i> auf kurze Zeit vom +italischen Festlande, stirbt auf dem Rückwege in Bayern, nachdem +er <i>Heinrich dem Stolzen</i> die Mathildischen Güter und +das Herzogtum Sachsen übertragen hat.</p> + +<p>Unter Lothars Regierung erfolgreicher Wiederbeginn der +<b>deutschen Kolonisation</b> im Norden und Osten des Reiches. +Drei Fürstenhäuser, welche dafür viel geleistet haben, verdanken +ihm ihre Einsetzung: die <i>Schauenburger</i> in <b>Holstein</b>, die +<i>Wettiner</i> in <b>Meissen</b>, die <i>Askanier</i> in <b>Brandenburg</b> (Albrecht +der Bär 1134, Markgraf der Nordmark, (Altmark)). Bei den +wendischen Pommern predigt Bischof <i>Otto von Bamberg</i> 1124 +und 1127 das Christentum.</p> + +<div class="sidenote"><b>1138–1254.</b></div> + +<p><b>Haus der Hohenstaufen</b> (Staufer), +<span class="pagenum"><a name="Page_180" id="Page_180">[180]</a></span>nach der Burg <i>Staufen</i> in Schwaben benannt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1188–1152.</b></div> + +<p><b>Konrad III.</b>, von der dem sächsischen Hause +feindlichen Partei ohne Beteiligung der <i>Sachsen</i> +und <i>Bayern</i> gewählt.</p> + +<p>Kampf der <b>Welfen</b> gegen die <b>Staufer</b> (letztere auch <i>Waiblinger</i> +genannt nach der Burg Waiblingen in Schwaben). In +Italien heißen die Parteinamen <i>Guelfen</i> und <i>Ghibellinen</i>.</p> + +<p>König Konrad spricht über <i>Heinrich den Stolzen</i> die Acht +aus und verleiht das Herzogtum Sachsen an <i>Albrecht den +Bären</i>, Bayern an <i>Leopold IV.</i>, Markgrafen von Österreich. +Während des Kampfes stirbt Heinrich der Stolze 1139. Die +sächsischen Großen halten zu seinem 10jährigen Sohne Heinrich; +in Bayern und Schwaben kämpft sein Bruder Welf VI. +für seinen Neffen.</p> + +<div class="sidenote">1140.</div> + +<p><i>Schlacht bei Weinsberg</i> (unweit Heilbronn), Sieg +Konrads über Welf VI., die Stadt muß sich ergeben. +(Die treuen Weiber von Weinsberg).</p> + +<p>Nach dem Tode Leopolds von Österreich kommt Bayern +an seinen Bruder <i>Heinrich Jasomirgott</i>,<a name="FNanchor_33_33" id="FNanchor_33_33"></a><a href="#Footnote_33_33" class="fnanchor">[33]</a> welcher <i>Gertrud</i>, +Heinrichs des Stolzen Witwe, heiratet (1142). Des letzteren Sohn +<i>Heinrich der Löwe</i> erhält Sachsen zurück. Albrecht der Bär +entsagt seinen Ansprüchen auf das Herzogtum Sachsen, erhält +seine anhaltischen Besitzungen zurück, regiert in der Nordmark +und (seit Pribislavs Tode 1150) im Havellande als <i>Markgraf +von Brandenburg</i> (S. »Anhang«).</p> + +<div class="sidenote">1147.</div> + +<p>Während Konrad III. den zweiten Kreuzzug nach +Palästina unternimmt, herrscht in Italien große +Verwirrung. Der Mönch <i>Arnold von Brescia</i> im Kampf mit +dem Papst. In Rom eine Republik gegründet, der Papst vertrieben. +In Norddeutschland <b>Wendenkreuzzug</b>: Heinrich der +Löwe gegen den Obotritenfürsten <i>Niklot</i>, dessen Söhne später +das Christentum annehmen; Albrecht der Bär und Konrad von +Wettin gegen den Pommernfürsten <i>Ratibor</i>, der 1149 sich +zum Christentum bekennt. Seitdem deutsche Einwanderung in +<i>Mecklenburg</i> und <i>Pommern</i>, welche deutsche Reichsländer +werden.</p> + +<p>Konrad III. empfiehlt zum Nachfolger seinen Neffen <i>Friedrich +von Schwaben</i>, der von den Fürsten einstimmig in <i>Frankfurt</i> +gewählt, dann in <i>Aachen</i> gekrönt wird. Im Gegensatz zu +Lothar und Konrad III. zeigt er dem Papst seine +Wahl nur an.</p> + +<div class="sidenote"><b>1152–1190.</b></div> + +<p><b>Friedrich I., Barbarossa</b>, durch Tapferkeit und +Gerechtigkeit hervorragend. Reichstag zu Merseburg +1152, Entscheidung des dänischen Thronstreits: <i>Svend</i> wird +König von Dänemark als Vasall des Reiches.<span class="pagenum"><a name="Page_181" id="Page_181">[181]</a></span></p> + +<div class="clear"> +<p> +<b>Welfen.</b></p> +<pre> +Welf IV., +Hz. v. Bayern, †1101. + | +Heinrich d. Schwarze, +Hz. v. Bayern, †1126. +Gem. Wulfhild, T. des Magnus Billung. + _________|__________________ + | | | +Heinrich der Stolze, Welf VI. Judith, Gem. v. Friedrich Hz. +Hz. v. Bayern u. †1191. v. Schwaben, +Sachsen, †1139. †1147. +Gem. Gertrud, T. +Lothars v. Sachsen. + | +<b>Heinrich</b> der Löwe +Herzog v. Sachsen u. Bayern, †1195. + ____|__________________ + | | +<b>Otto IV.,</b> Wilhelm + †1218. | +1. Gem. Beatrix | +2. Maria Otto das Kind, +v. Brabant erster Hz. v. + Braunschweig-Lüneburg. +</pre> + +<p> +<b>Hohenstaufen (Staufer).</b></p> +<pre> +Friedrich, Herzog von Schwaben, †1105. +Gem. Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV. + _____________|_________________ +| | +Friedrich Hz. <b>Konrad III.,</b> +v. Schwaben, †1147. †1152. + | +<b>Friedrich I.,</b> Barbarossa + †1190. + ___|__________________________________________ + | | | +<b>Heinrich VI.,</b> Friedrich <b>Philipp</b> +†1197. Hz. v. Schwaben von Schwaben +Gem. Konstanze. †1191. †1208. + | ________|___________ +<b>Friedrich II.,</b> Beatrix, Beatrix, +†1250. Gem. Otto IV. Gem. Ferdinand III. + | von Kastilien. + ________________________________________________________ |____ +| | | | | | +Heinrich, <b>Konrad IV.,</b> Margarete, †1270, Enzio, Manfred, Alfons X. +†1242. †1254. Gem. Albrecht †1272. †1266. von + | von Thüringen. | Kastilien. + | __|__________ | + Konradin Friedrich. Diezmann. Constantia, + †1268. Gem. Peter III. von + Aragon. +</pre> +</div> +<p><span class="pagenum"><a name="Page_182" id="Page_182">[182]</a></span></p> + +<p>Friedrichs Hauptbestreben ist, das Ansehen des <b>Kaisertums</b> +wiederherzustellen. Daher Streit mit den zu mächtigen Republiken +gewordenen <b>lombardischen Städten</b>. Sechs Züge nach +<b>Italien</b>, bei welchen das deutsche <i>Rittertum</i> seine Kraft entfaltet.</p> + +<div class="sidenote">1154–1155.</div> + +<p><i>Erster Zug.</i> Friedrich zerstört einige kleine +Orte, die sich ihm widersetzen, und wird in Rom +von Hadrian IV. zum Kaiser gekrönt. Tapferer Kampf <i>Heinrichs +des Löwen</i> gegen die aufständischen Römer. <i>Arnold +von Brescia</i> (Schüler des Scholastikers <i>Abälard</i>), der gegen +die weltliche Herrschaft der Geistlichen und den Güterbesitz +der Kirche aufgetreten war, wird verurteilt und verbrannt.</p> + +<p>Auf dem Rückwege von Rom erstürmt <i>Otto von Wittelsbach</i> +den Engpaß im Etschtale bei <i>Verona</i>.</p> + +<div class="sidenote">1156.</div> + +<p>Heinrich der Löwe erhält auch Bayern zurück. +<i>Österreich</i> bleibt im Besitze der <i>Babenberger</i> +(S. 162) als ein auch in weiblicher Linie erbliches <i>Herzogtum</i>.</p> + +<p>Gegenüber der welfischen Machtstellung in Sachsen und +Bayern stützt die kaiserliche Macht sich auf die Stammgüter +in <i>Schwaben</i> und auf die von den Saliern ererbten Güter in +<i>Franken</i>, außerdem auf bedeutende <i>Reichsgüter</i> in anderen +Landschaften, besonders in der Rheingegend. Das »goldene +Mainz« Mittelpunkt des Handels und Verkehrs. Die Verwaltung +dieser Güter werden <i>Ministerialen</i> übertragen, d. h. den Gehülfen +(ministri) der Ritter und freien Herren, die ursprünglich +unfrei gewesen waren, dann aber infolge ihrer gehobenen +Stellung sich mehr und mehr von ihren hörigen Standesgenossen +abhoben und schließlich den freien Rittern gleich geachtet +wurden. <b>Kaiserliche Pfalzen</b> zu Hagenau (im Elsaß), Trifels +und Kaiserslautern (in der Rheinpfalz), Ingelheim, Gelnhausen, +Aachen, Dortmund, Goslar, Tilleda (am Kyffhäuser), Nürnberg +u. a. Die <i>Pfalzgrafschaft am Rhein</i> überträgt Friedrich +1156 seinem Halbbruder Konrad, der die Burg <i>Heidelberg</i> +gründet.</p> + +<div class="sidenote">1156</div> + +<p>vermählt Friedrich sich mit <i>Beatrix</i>, der Erbin von +Hochburgund.</p> + +<div class="sidenote">1157.</div> + +<p>Zug Friedrichs über die Oder nach <i>Polen</i>. Herzog +Boleslav IV. unterwirft sich, räumt um 1163 seinen +Neffen besondere Fürstentümer in <b>Schlesien</b> ein; +seitdem deutsche Einwanderung in dieses Land.</p> + +<div class="sidenote">Sept.</div> + +<p>Reichstag zu <i>Würzburg</i>; es erscheinen Gesandtschaften +aus dem byzantinischen Reich, aus England, +Dänemark, Ungarn, Italien, <b>Burgund</b>. Auf dem Reichstage +zu <i>Besançon</i> (Okt.) huldigen die burgundischen Großen. +Der Kanzler des Kaisers, Graf <i>Rainald von Dassel</i>, tritt gegen +den Kardinal <i>Roland von Siena</i> auf, welcher auf Grund eines<span class="pagenum"><a name="Page_183" id="Page_183">[183]</a></span> +päpstlichen Schreibens die Kaiserkrone für ein päpstliches Lehen +(<i>beneficium</i>) erklärt.</p> + +<div class="sidenote">1158.</div> + +<p>Fürstentag zu <i>Regensburg</i>; Herzog Wladislav von +<b>Böhmen</b> erhält von Friedrich die <i>Königskrone</i>.</p> + +<div class="sidenote">1158–1162.</div> + +<p><i>Zweiter Zug</i> nach <b>Italien</b>. Die lombardischen +Städte, auch Mailand, unterwerfen sich. Reichstag +auf den <i>Ronkalischen Feldern</i> (bei Piacenza), die kaiserlichen +Hoheitsrechte über die Städte in Oberitalien auf Grund des +<i>römischen Rechts</i> festgestellt. Die Mailänder empören sich +von neuem. Streit des Kaisers mit dem Papste über die +kaiserlichen Rechte in Rom. Krieg gegen Mailand, das sich +nach längerer Belagerung ergeben muß. Auf Befehl des Kaisers +wird</p> + +<div class="sidenote">1162.</div> + +<p><b>Mailand zerstört</b> durch die Einwohner der Nachbarstädte.</p> + +<div class="sidenote">1159–1177.</div> + +<p>Kirchenspaltung. Papst <b>Alexander III.</b> (Roland +von Siena) von der Mehrzahl der Kardinale gewählt, +Viktor IV. von der kaiserlich gesinnten Minderheit. +Friedrich entscheidet auf dem Konzil zu Pavia (<i>Rainald</i>, Erzbischof +von Köln) für Viktor. Alexander III., im Bunde mit +den lombardischen Städten, spricht über den Kaiser den <i>Bann</i> +aus, sieht sich aber genötigt, nach Frankreich zu +entweichen.</p> + +<div class="sidenote">1163.</div> + +<p><i>Dritter Zug</i>. Der Kaiser ohne Heer. Er bestätigt +die Anordnungen seines Kanzlers <i>Rainald</i>. Bald +neue Unruhen in Italien, Alexander III. kehrt nach +Rom zurück.</p> + +<div class="sidenote">1166–1168.</div> + +<p><i>Vierter Zug</i>. Paschalis III., Viktors Nachfolger, +wird von Friedrich nach Rom geführt; Alexander +entflieht nach Benevent, findet Schutz im Normannenreich +(S. 171). Unterdessen stellen die Lombarden <i>Mailand</i> wieder +her, erbauen <i>Alessandria</i> (dem Papste zu Ehren benannt) und +besetzen die Alpenpässe. Der Kaiser, dessen Heer durch eine +in Rom ausgebrochene <i>Seuche</i> fast aufgerieben war, entkommt +nur mit Mühe nach Deutschland.</p> + +<p>Fehde zwischen <i>Heinrich dem Löwen</i>, der seine Herzogsgewalt +über Mecklenburg und Pommern ausgedehnt hat, und +den ihm feindlichen Fürsten (den Erzbischöfen von Magdeburg +und Bremen, Albrecht dem Bären, Otto von Meißen, Ludwig +dem Eisernen von Thüringen u. a.). Der Kaiser schlichtet den +Streit zu Gunsten Heinrichs des Löwen, bringt aber durch Vertrag +mit dem kinderlosen Welf VI. die <i>welfischen Stammgüter</i> +in Schwaben (Altorf und Ravensburg) an sich, um seine Hausmacht +zu vermehren. Heinrich der Löwe unternimmt eine +Wallfahrt nach Jerusalem (1172).</p> + +<div class="sidenote">1174–1178.</div> + +<p><i>Fünfter Zug</i> Friedrichs nach Italien. Er belagert +<span class="pagenum"><a name="Page_184" id="Page_184">[184]</a></span>vergeblich das feste <i>Alessandria</i>. Heinrich der +Löwe verweigert auf den Anruf des Kaisers die Heeresfolge +(Zusammenkunft in <i>Partenkirchen</i> oder <i>Chiavenna</i>). Der Kaiser +greift die Lombarden an, wird aber in der</p> + +<div class="sidenote">1176.</div> + +<p><b>Schlacht bei Legnano</b> besiegt. Unterhandlungen +und Waffenstillstand mit Alexander III. und den +lombardischen Städten.</p> + +<div class="sidenote">1177.</div> + +<p>Aussöhnung zwischen Kaiser und Papst in <i>Venedig</i>. +Alexander III. wird durch Erzbischof Christian +von Mainz im Auftrage des Kaisers nach Rom zurückgeführt. +Friedrich ordnet die Verhältnisse Italiens, empfängt 1178 +in <i>Arles</i> die burgundische Krone, kehrt dann nach Deutschland +zurück, um seinen Vetter <i>Heinrich den Löwen</i> zu demütigen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1180.</b></div> + +<p><b>Heinrich der Löwe geächtet</b> und seiner Lehen +verlustig erklärt, nachdem er auf viermalige Vorladung +nicht erschienen ist. Friedrich zieht mit Heeresmacht +gegen ihn, dringt 1181 durch Sachsen bis <i>Lübeck</i> vor und +nimmt diese Stadt ein, darauf unterwirft sich Heinrich der +Löwe zu <i>Erfurt</i>. Er behält seinen Allodialbesitz von mütterlicher +Seite, Braunschweig und Lüneburg, muß aber auf drei +Jahre in die Verbannung gehen, begibt sich nach <i>England</i> zu +seinem Schwiegervater König Heinrich II.</p> + +<p><b>Teilung des Herzogtums Sachsen</b>. <i>Westfalen</i> kommt +größtenteils an das Erzbistum Köln; die Grafen von <i>Holstein, +Schwerin, Oldenburg, Teklenburg</i> u. a. werden reichsunmittelbar; +ebenso die Stadt <i>Lübeck</i>, während <i>Hamburg</i> den Grafen +von Holstein, <i>Bremen</i> seinem Erzbischof noch Untertan bleibt.<a name="FNanchor_34_34" id="FNanchor_34_34"></a><a href="#Footnote_34_34" class="fnanchor">[34]</a></p> + +<p>Das <i>östliche Sachsen</i> (Wittenberg und Lauenburg) mit der +Herzogswürde erhält <i>Bernhard von Askanien,</i> Sohn Albrechts +des Bären; <b>Bayern</b> (ohne <i>Steiermark</i>, welches selbständiges +Herzogtum wird, bald aber an Österreich kommt) erhält <i>Otto +von Wittelsbach</i> († 1183).</p> + +<div class="sidenote">1183.</div> + +<p>Friede mit den lombardischen Städten zu <i>Konstanz</i>. +Die meisten beanspruchten Rechte (namentlich +freie Wahl der Stadtobrigkeit, Consules) werden ihnen gegen +Anerkennung der Oberhoheit des deutschen Reiches +zugestanden.</p> + +<div class="sidenote">1184.</div> + +<p>Glänzendes Reichsfest in der Rheinebene bei <i>Mainz</i>; +der Kaiser erteilt seinen beiden ältesten Söhnen +den Ritterschlag. <b>Einheit und Macht des deutschen Reiches +überall anerkannt.</b><span class="pagenum"><a name="Page_185" id="Page_185">[185]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1184–1186.</div> + +<p><i>Sechster</i> (friedlicher) Zug nach Italien. Der +Kaiser vermählt in <i>Mailand</i> seinen schon längst +zum deutschen König gewählten 21jährigen Sohn <b>Heinrich</b> +mit <b>Konstanze,</b> der Erbin des <i>Normannenreiches</i> +in Unteritalien.</p> + +<div class="sidenote">1189–1190.</div> + +<p><i>Friedrichs Kreuzzug</i> und <i>Tod</i> (s. S. 175). Sein +Sohn Heinrich Reichsverweser. <i>Heinrich der +Löwe,</i> der bei des Kaisers Aufbruch abermals auf 3 Jahre das +Reich hatte verlassen müssen, kehrt eigenmächtig aus England +zurück. Da im Nov. 1189 König Wilhelm II. von Sicilien +gestorben ist, so beeilt sich König Heinrich, mit Heinrich dem +Löwen einen Vertrag zu schließen. Mittlerweile kommt die +Nachricht von Kaiser Friedrichs Tode nach +Deutschland.</p> + +<div class="sidenote"><b>1190–1197.</b></div> + +<p><b>Heinrich VI.,</b> ein staatskluger, hochgebildeter +Fürst, aber streng und rücksichtslos.</p> + +<div class="sidenote">1191.</div> + +<p><i>Erster Zug</i> nach <i>Italien.</i> Heinrich empfängt die +Kaiserkrone in Rom und zieht nach Neapel, um +das Erbe seiner Gemahlin Konstanze dem Normannen <i>Tankred</i> +<i>von Lecce</i> zu entreißen. Vergebliche Belagerung von Neapel. +Krankheiten in seinem Heere zwingen den Kaiser zur Rückkehr +nach Deutschland. Dort</p> + +<div class="sidenote">1192–1194.</div> + +<p>neuer Krieg mit Heinrich dem Löwen, der den +Vertrag nicht gehalten hat. Den Krieg beendet +ein Vergleich, welcher erleichtert wird durch die Freigebung +von Heinrichs des Löwen Schwager, <i>Richard Löwenherz</i> von +England (s. S. 176). Heinrich der Löwe stirbt 1195 zu Braunschweig.</p> + +<div class="sidenote">1194.</div> + +<p><i>Zweiter Zug</i> nach <i>Italien</i>; das Königreich beider +Sicilien unterworfen, Krönung zu <i>Palermo</i>. <b>Kaiserliche +Herrschaft über ganz Italien,</b> deutsche Statthalter in +Tuscien, Ancona, Spoleto.</p> + +<div class="sidenote">1196.</div> + +<p>Reichstag zu <i>Würzburg</i>. Der Plan Heinrichs, +Deutschland (vereinigt mit dem Königreich beider +Sicilien) zum <i>Erbreich</i> zu machen, wogegen ebenso alle Lehen, +auch in weiblicher Linie, erblich werden sollen, scheitert an +dem Widerstande der geistlichen und weltlichen +Fürsten.</p> + +<div class="sidenote">1197.</div> + +<p><i>Dritter Zug</i> Heinrichs nach <i>Italien</i>. Er unterdrückt +eine Verschwörung mit grausamer Härte. Inmitten +großartiger Pläne (Eroberung des oströmischen Reiches, Gründung +einer Weltherrschaft, Kreuzzug) stirbt er, erst 32 Jahre alt, +plötzlich in Messina. Sein Sohn Friedrich, noch nicht 3 Jahre +alt, schon vor seiner Taufe von den deutschen Fürsten zum +Nachfolger seines Vaters ernannt.</p> + +<p>In Deutschland Doppelwahl;<span class="pagenum"><a name="Page_186" id="Page_186">[186]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1198–1208.</b></div> + +<p><b>Philipp von Schwaben</b> (jüngster Sohn Friedrich +Barbarossas).</p> + +<div class="sidenote"><b>1198–1215.</b></div> + +<p><b>Otto IV. von Braunschweig</b> (Sohn Heinrichs +des Löwen).</p> + +<div class="sidenote">1198–1215.</div> + +<p>Thronkrieg zwischen <i>Staufern</i> und <i>Welfen</i>.<a name="FNanchor_35_35" id="FNanchor_35_35"></a><a href="#Footnote_35_35" class="fnanchor">[35]</a></p> + +<p>Otto IV. von Papst <b>Innocenz III.</b> anerkannt, von +seinem durch den Papst gebannten Gegenkönig Philipp besiegt +und fast auf Braunschweig beschränkt.</p> + +<div class="sidenote">1208.</div> + +<p>Philipp wird <i>zu Bamberg</i> ermordet von dem bayrischen +Pfalzgrafen <i>Otto von Wittelsbach</i> (Privatrache). +Darauf wird <b>Otto IV.</b>, der sich mit Philipps junger Tochter +verlobt, allgemein anerkannt und von Papst Innocenz III. in +Rom 1209 zum Kaiser gekrönt, nachdem er dem päpstlichen +Stuhle die Mathildischen Güter (S. 179) überlassen und andere +Zugeständnisse gemacht hat. Bald aber gerät er in Streit mit +dem Papste, welcher im Verein mit der staufischen Partei in +Deutschland gegen ihn 1212 als König aufstellt seinen Mündel +<b>Friedrich</b>, Sohn Heinrichs VI. Friedrich verspricht, Sicilien, +das die Kurie als ein päpstliches Lehen ansah, nie mit dem +Reich zu vereinigen.</p> + +<div class="sidenote">1214.</div> + +<p>Otto IV., als Bundesgenosse Englands von Philipp II. +Augustus von Frankreich bei <i>Bouvines</i> (unweit <i>Lille</i>) +besiegt (S. 193), zieht sich in seine Erblande zurück († 1218 +auf der Harzburg).</p> + +<p>Hohes Ansehen des <b>Papsttums</b> unter <b>Innocenz III.</b> (1198 +bis 1216), der als Statthalter Christi auf Erden auch zwischen +Frankreich und England (S. 193), in Aragon und Portugal, +Ungarn und den skandinavischen Reichen als Schiedsrichter +auftritt. Herstellung des <i>Kirchenstaats</i>, Krieg gegen die Ketzer +in Südfrankreich (S. 191), Einsetzung der <i>Inquisition</i> auf dem +Laterankonzil zu Rom 1215.</p> + +<p>Blüte der ritterlichen <b>Dichtkunst</b> in Deutschland: Heinrich +von Veldeke, Hartmann von Aue; <i>Wolfram von Eschenbach</i> +und <i>Walther von der Vogelweide</i> am Hofe des Landgrafen +Hermann von Thüringen († 1217) auf der Wartburg. Schriftliche +Aufzeichnung des <i>Nibelungenliedes</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1212(15)–1250.</b></div> + +<p><b>Friedrich II., zugleich König beider Sicilien</b>, +der geistig bedeutendste Fürst des Mittelalters, +leidenschaftlich, mehr Italiener als Deutscher (in Sicilien geboren, +von seiner italienischen Mutter erzogen), entschiedener +Gegner der geistlichen Herrschaft.</p> + +<p>Er wird von einem Teile der Fürsten 1212 in Frankfurt +zum König gewählt, verleiht 1214 die <i>Pfalzgrafschaft am +Rhein</i> (S. 182) dem Herzog Ludwig I. von Bayern, dem Sohne<span class="pagenum"><a name="Page_187" id="Page_187">[187]</a></span> +Ottos von Wittelsbach, und bestätigt dem König Waldemar II. +von <i>Dänemark</i> den Besitz der Länder jenseits der <i>Elbe</i> und +<i>Elde</i> (Holstein und Mecklenburg), welche dieser während des +deutschen Thronstreits an sich gerissen hatte.</p> + +<div class="sidenote"><b>1215</b>.</div> + +<p>Friedrich II. allgemein anerkannt und zu <i>Aachen</i> +gekrönt. Er gelobt einen Kreuzzug und verläßt +Deutschland 1220, nachdem er die Wahl seines jungen Sohnes +<i>Heinrich</i> zum römischen König erreicht hat.</p> + +<div class="sidenote">1220.</div> + +<p>Kaiserkrönung Friedrichs II. in <i>Rom</i> nach erneutem +Versprechen eines Kreuzzugs; darauf ordnet er die +Verhältnisse des sicilischen Reiches. In Deutschland Erzbischof +<i>Engelbert von Köln</i> Reichsverweser († 1225), dann König +Heinrich.</p> + +<div class="sidenote">1223.</div> + +<p><i>Waldemar II. von Dänemark</i> wird von dem Grafen +Heinrich von Schwerin gefangen genommen und +nach Deutschland geführt. <i>Hermann von Salza</i>, Hochmeister +des Deutschen Ordens, vermittelt im Auftrage des Kaisers seine +Freilassung, die erst 1225 gegen hohes Lösegeld und Verzicht +auf die deutschen Gebiete erfolgt.</p> + +<div class="sidenote">1226.</div> + +<p>Der Kaiser bevollmächtigt den Deutschen Orden zur +Eroberung <i>Preußens</i> (S. 178). Reichstag zu +<i>Cremona</i>, Streitigkeiten mit den lombardischen +Städten.</p> + +<div class="sidenote">1227.</div> + +<p>Das in Apulien versammelte Kreuzheer löst sich auf +wegen Ausbruchs der Pest. Ludwig, Landgraf von +Thüringen, Gemahl der heiligen Elisabeth, stirbt. Papst Gregor IX. +(1227–41) spricht den Bann über den Kaiser aus.</p> + +<div class="sidenote">1227.</div> + +<p><b>Schlacht bei Bornhöved</b> in Holstein. Waldemar II., +der Sieger, besiegt von den Grafen von Holstein +und Schwerin, Herzog Albert von Sachsen, dem Erzbischof von +Bremen und den Bürgern von Lübeck und Hamburg. Das +Land bis zur Eider für Deutschland gerettet.</p> + +<div class="sidenote">1228–1229.</div> + +<p><b>Kreuzzug</b> Friedrichs II. (S. 177). Nach der Rückkehr +vertreibt er die in sein italisches Reich eingedrungenen +päpstlichen Truppen (Schlüsselsoldaten +genannt).</p> + +<div class="sidenote">1230.</div> + +<p>Friede mit dem Papste zu <b>San Germano</b>, Aufhebung +des Bannes. Gesetzgebung Friedrichs II. für das +unteritalische Reich (Constitutio Monarchiae Siculae); geordnete +Verwaltung und Rechtspflege; auf den Landtagen erscheinen +neben dem Adel Vertreter der Städte; direkte und indirekte +Steuern eingeführt; Beamtentum, Söldnerheer und Flotte geschaffen; +staatliche Universität in Neapel gegründet.</p> + +<div class="sidenote">1231.</div> + +<p>In Deutschland wird die <b>Landeshoheit</b> der geistlichen +und weltlichen <b>Fürsten</b> über ihre Gebiete +befestigt durch die von Friedrich II. genehmigten Beschlüsse +des Reichstags zu <i>Worms</i>.<span class="pagenum"><a name="Page_188" id="Page_188">[188]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1233.</div> + +<p>Der Dominikaner <i>Konrad von Marburg</i>, Beichtvater +der Landgräfin Elisabeth von Thüringen +(1207–1231), welcher in Deutschland als Ketzerrichter auftrat, +wird erschlagen; aber ein Kreuzheer besiegt und vernichtet +1234 die der Ketzerei beschuldigten <i>Stedinger</i> Bauern in +Oldenburg.</p> + +<div class="sidenote">1235.</div> + +<p>Friedrich II. kommt wegen Empörung seines Sohnes +Heinrich nach Deutschland, schickt ihn als Gefangenen +nach Italien († 1242), erläßt auf dem <i>Reichstag zu +Mainz</i> ein <b>Landfriedensgesetz</b> (<i>erste</i> Veröffentlichung eines +Reichsgesetzes auch in <i>deutscher</i> Sprache) und verleiht dem +Welfen <i>Otto</i>, Neffen Ottos IV., das Herzogtum <i>Braunschweig-Lüneburg</i>.</p> + +<div class="sidenote">1236.</div> + +<p>Siegreicher Kampf Friedrichs gegen die <i>lombardischen +Städte</i>, in welchen die Partei der <b>Guelfen</b> +herrscht. Sein Verbündeter der grausame <i>Ezzelino da Romano</i>, +Markgraf von Verona, an der Spitze der <b>Ghibellinen</b>. Der +Kaiser zieht noch einmal nach Deutschland, um Herzog Friedrich +den Streitbaren von <i>Österreich</i> wegen Empörung zu strafen +und die Wahl seines zweiten Sohnes Konrad zum römischen +König durchzusetzen.</p> + +<div class="sidenote">1237.</div> + +<p>Glänzender Sieg Friedrichs über die Lombarden bei +<b>Cortenuova</b>. Seine zu weit gehenden Forderungen +vereiteln jedoch die völlige Unterwerfung der Lombardei. Sein +Sohn Enzio mit der Erbin von Sardinien vermählt, über das +die Kurie die Lehnshoheit beanspruchte. Papst Gregor IX. +beschuldigt ihn der Ketzerei und bannt ihn 1239 abermals. +Er dringt 1240 vor bis in die Nähe Roms, wendet sich dann +nach Ancona und belagert Faenza.</p> + +<div class="sidenote">1241.</div> + +<p>Seesieg seines Sohnes <i>Enzio</i> bei <i>Elba</i> über die +genuesische Flotte, viele zum Konzil nach Rom +fahrende Geistliche gefangen. Gregor IX. †. Sein Nachfolger Innocenz +IV. verhandelt mit dem Kaiser, entflieht aber 1244 nach +Genua und weiter nach Lyon. (Bedrohung Deutschlands durch +die Mongolen, s. S. 195).</p> + +<div class="sidenote"><b>1245.</b></div> + +<p><b>Absetzung des Kaisers</b> durch Beschluß des <i>Konzils +zu Lyon</i>. Innocenz IV. erneuert den Bann gegen +ihn und fordert die deutschen Fürsten zu einer Neuwahl auf. +Die Bettelmönche (Franziskaner und Dominikaner) predigen +das Kreuz gegen ihn.</p> + +<div class="sidenote">1246–1247.</div> + +<p><b>Heinrich Raspe</b>, Landgraf von Thüringen, Schwager +der heiligen Elisabeth, der sie mit ihren Kindern +von der Wartburg vertrieb, als Gegenkönig anfangs siegreich +gegen Konrad, Friedrichs Sohn, dann aber bei Ulm zurückgeschlagen, +stirbt 1247 auf der Wartburg. Mit ihm erlischt +das landgräfliche Haus von Thüringen, dessen <i>östlicher</i> Teil +mit der Markgrafschaft <i>Meißen</i> vereinigt wird; aus dem <i>westlichen</i> +geht die Landgrafschaft <i>Hessen</i> hervor.<span class="pagenum"><a name="Page_189" id="Page_189">[189]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1247–1256.</div> + +<p><b>Wilhelm von Holland</b>, zweiter Gegenkönig, der +jedoch kein Ansehen in Deutschland erlangt.</p> + +<p><b>Friedrich</b> kämpft 1248 in Italien anfangs glücklich, wird +aber vor Parma zurückgeschlagen. Sein Sohn <i>Enzio</i> gerät +1249 beim Kampfe gegen Bologna in Gefangenschaft († nach +23jähriger Haft im Kerker). Der Kanzler <i>Petrus von Vinea</i> +wird wegen geheimer Verhandlungen mit dem Papste als Verräter +geblendet, † 1249.</p> + +<div class="sidenote">1250.</div> + +<p>Friedrich stirbt zu Fiorentino (in Apulien) in den +Armen seines Sohnes Manfred. Ihm folgt in +Deutschland sein Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>1250–1254.</b></div> + +<p><b>Konrad IV.</b> (Gegenkönig Wilhelm von Holland), +der aber schon 1251 nach Italien zieht, um gemeinsam +mit Manfred um das unteritalische Erbreich zu +kämpfen. Er erobert 1253 Neapel, stirbt aber im folgenden +Jahre am Fieber.</p> + +<div class="sidenote">1256.</div> + +<p>Wilhelm von Holland fällt im Kampfe gegen die +Friesen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1256–1273.</b></div> + +<p><b>Interregnum in Deutschland.</b></p> + +<p>Graf <i>Richard von Cornwallis</i>, Bruder Heinrichs III. +von England, Schwager Kaiser Friedrichs II., von einem Teil +der Fürsten erwählt, in Aachen gekrönt, kommt nur am Rhein +zur Anerkennung († 1272). <i>Alfons X. von Kastilien</i>, Enkel +des Hohenstaufen Philipp von Schwaben, von andern Fürsten +gewählt, kommt nie nach Deutschland.</p> + +<p><b>Verfall des deutschen Reiches.</b> Die Reichsgüter (S. 182) +werden teils von den Fürsten in Besitz genommen, teils reichsfreier +Besitz von Rittern, Städten und Klöstern. Fehden und +Raubrittertum namentlich am Rhein und in Schwaben. 1254 +Stiftung des <i>rheinischen Bundes</i> (ausgehend von den Städten +Mainz und Worms; die Erzbischöfe von Mainz, Trier, Köln, +mehrere Bischöfe, Grafen und Städte schließen sich an) zur +Wahrung des Landfriedens und Beseitigung ungerechter Zölle.</p> + +<p><b>Befestigung der Landeshoheit</b> in den größeren fürstlichen +Gebieten: die <i>Wittelsbacher</i> in Bayern und der Rheinpfalz +(Residenz Heidelberg, S. 186), die <i>Welfen</i> in Braunschweig-Lüneburg +(S. 188), die <i>Askanier</i> in Sachsen-Wittenberg und +Sachsen-Lauenburg, Anhalt und Brandenburg (S. 180, 184), die +<i>Wettiner</i> in Meißen und Thüringen (S. 188). In den östlichen +Landschaften Fortschreiten der deutschen <i>Kolonisation</i> (S. 179).</p> + +<p>Bei dem Mangel geordneter Rechtsprechung von Reichs +wegen gewinnt das von dem sächsischen Schöffen <i>Eike von +Repgow</i> um 1230 aufgezeichnete Rechtsbuch, der <i>Sachsenspiegel</i>, +bald große Verbreitung; in ähnlicher Weise wird das +in Oberdeutschland geltende Land- und Lehnsrecht um 1276 im +<i>Schwabenspiegel</i> aufgezeichnet. In Westfalen entwickeln sich<span class="pagenum"><a name="Page_190" id="Page_190">[190]</a></span> +aus den alten Grafschaftsgerichten die <i>Femgerichte</i>; der Erzbischof +von Köln Oberstuhlherr, Freischöffen im ganzen Reiche.</p> + +<p>Allmähliches <b>Aufblühen der Städte</b>: sie streben, zum Teil +auf frühere kaiserliche Privilegien gestützt, nach <i>Selbstregierung</i> +durch den von den Bürgern erwählten <i>Rat</i>. Worms und Köln +treten schon unter Heinrich IV. und V. hervor. Die Bürger +von <i>Köln</i> behaupten ihre Rechte im Streit gegen den Erzbischof +1258–1271 und in der Schlacht bei Worringen 1288, +die Bürger von <i>Straßburg</i> siegen über den Bischof 1262 bei +Hausbergen. Diese und andere <i>bischöfliche</i> Städte (Worms, +Speier, Augsburg, Regensburg) werden gleich den früher von +<i>königlichen</i> Beamten (Burggrafen oder Vögten) regierten Städten +(Frankfurt, Aachen, Dortmund, Lübeck, Goslar, Nürnberg, Ulm +u. a.) allmählich zu <b>freien Reichsstädten</b>. Andere bleiben +unter bischöflicher oder <i>fürstlicher</i> Hoheit (Mainz, Magdeburg, +Würzburg, München, Braunschweig, Stralsund u. a.), erlangen +aber doch bedeutende Rechte zur Sicherung ihres Handels und +Gewerbefleißes.</p> + +<p><b>Aufblühen der Baukunst.</b> Den romanischen Rundbogenstil +(Dome zu Mainz, Worms, Speier und Bamberg; Wartburg) +verdrängt allmählich der zuerst von den Arabern angewandte +sog. gotische Spitzbogenstil: Dom zu <i>Köln</i> 1248 vom Erzbischof +Konrad von Hochstaden an Stelle eines älteren Doms +gegründet; Erwin von Steinbach beginnt 1277 die Westfront +des Münsters zu <i>Straßburg.</i></p> + +<div class="sidenote"><b>1266–1268.</b></div> + +<p><b>Untergang des staufischen Herrscherhauses in +Italien.</b></p> + +<p><b>Manfred</b> verteidigt das Königreich beider Sicilien zuerst +als Reichsverweser für Konradin, den in Deutschland zurückgebliebenen +Sohn Konrads IV., seit 1258 als König. Er fällt +1266 in der <i>Schlacht bei Benevent</i> im Kampfe gegen <i>Karl +von Anjou</i>, Bruder Ludwigs IX. von Frankreich, welchem der +Papst das Königreich zu Lehen gegeben hat.</p> + +<p><b>Konradin</b> geht 1267 mit <i>Friedrich von Baden</i> (als Sohn +der babenbergischen Erbtochter von Österreich auch Friedrich +<i>von Österreich</i> genannt) nach Italien. Er wird 1268 bei +<b>Tagliacozzo</b> (nahe dem <i>Logo di Celano</i>, Fuciner-See) geschlagen +und auf Befehl Karls von Anjou in Neapel hingerichtet.</p> + +<p>Die Grausamkeit des Königs erregt Unruhen in +Sicilien.</p> + +<div class="sidenote"><b>1282.</b> 30. März.</div> + +<p><b>Sicilianische Vesper,</b> so genannt, weil der Aufstand +am Ostermontag gegen Abend ausbrach. Ermordung +aller Franzosen in <i>Palermo</i>, dann in ganz Sicilien, +angestiftet von dem Ghibellinen Johann von <i>Procida</i>. König +Pedro III. von <i>Aragon</i>, Schwiegersohn Manfreds, vereinigt +Sicilien mit seinem Reiche; Karl von Anjou behält das Königreich +Neapel.<span class="pagenum"><a name="Page_191" id="Page_191">[191]</a></span></p> + + +<h4>§ 3. Frankreich.</h4> + +<p>Allmähliches Erstarken des Königtums. Die Macht der +<b>Capetinger</b> ist noch auf ihr Herzogtum <i>Francien</i> (Isle de France +und Orléanais) beschränkt, doch halten sie die Lehnshoheit über +die großen Vasallen fest.</p> + +<p><i>Philipp I.</i> (1060–1108) mit Gregor VII. in Streit wegen +der Hoheitsrechte über die Bischöfe, während des ersten Kreuzzuges +im Bann wegen Verstoßung seiner Gemahlin, vererbt +doch die königlichen Rechte auf seinen Sohn <i>Ludwig VI.</i> +(1108–1137). Dieser bringt mit Hilfe des staatsklugen Abtes +<i>Suger</i> von St.-Denis die königliche Gerichtsbarkeit über die +Vasallen zu Ansehen und fördert die Städte. Veredlung des +<i>Rittertums</i> durch die Kreuzzüge; Aufblühen der ritterlichen +Dichtkunst (<i>Troubadours</i> in der Provence, Trouvères in Nordfrankreich). +<i>Ludwig VII.</i> (1137–1180) unternimmt den zweiten +Kreuzzug (S. 174f.), läßt sich von seiner Gemahlin <i>Eleonore</i> +von Aquitanien scheiden; diese heiratet Heinrich II. Plantagenet, +König von England, der dadurch <i>Poitou</i>, <i>Guyenne</i> und <i>Gascogne</i> +u. a.m. erhält.</p> + +<div class="sidenote"><b>1180–1223.</b></div> + +<p><b>Philipp II.</b> Augustus. Dritter Kreuzzug mit +Richard Löwenherz (S. 175f.). Siegreiche Kriege +gegen England nach der Rückkehr (S. 193); Mehrung der +Königsmacht.</p> + +<div class="sidenote">1209–1229.</div> + +<p><b>Albigenserkriege</b> in Südfrankreich, veranlaßt +durch die Predigten der Cistercienser und Dominikaner +(S. 178) gegen die kirchlichen Sekten der <i>Katharer</i> (in +Deutschland <i>Ketzer</i> genannt) und <i>Waldenser</i> (Petrus Waldus +zu Lyon 1173). Graf Raimund VI. von <i>Toulouse</i> nimmt sich +der Bedrängten an, welche grausam verfolgt werden (Einwohnerschaft +des erstürmten Béziers, 20000 Seelen, umgebracht), muß +vor Simon von Montfort zurückweichen, gewinnt aber schließlich +seine Besitzungen wieder. Philipp II., Augustus, vermeidet die +Einmischung in den Krieg; sein Sohn <i>Ludwig VIII.</i> (1223–1226) +folgt dem Hilferuf Amalrichs von Montfort gegen Raimund VII., +stirbt aber vor Beendigung des Kriegszuges. Die päpstliche +Inquisition vollendet die gewaltsame Bekehrung +der Albigenser.</p> + +<div class="sidenote"><b>1226–1270.</b></div> + +<p><b>Ludwig IX., der Heilige,</b> anfangs unter Vormundschaft +seiner Mutter Blanka von Kastilien. +Raimund VII. unterwirft sich 1229; die Grafschaft <i>Toulouse</i> +mit der Krone vereinigt, ebenso andere Provinzen durch Vertrag +oder Erbanfall. Friedliche Regierung, Verbot der Fehden, Fürsorge +für die Rechtspflege; Gottesurteile abgeschafft; die Gerichtsbarkeit +der großen Vasallen beschränkt durch die Oberaufsicht +der königlichen Gerichte (Parlamente). Aufblühen der<span class="pagenum"><a name="Page_192" id="Page_192">[192]</a></span> +Universität <i>Paris</i>. Ludwigs Kaplan Robert von Sorbon gründet +die <i>Sorbonne</i>, berühmt als Hauptsitz der theologischen Studien. +Sechster und siebenter Kreuzzug (S. 177).</p> + + +<h4>§ 4. England.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1066–1154.</b></div> +<p><b>Normannische Könige.</b></p> + +<div class="sidenote"><b>1066–1087.</b></div> + +<p><b>Wilhelm I.</b>, der Eroberer, Sohn Roberts II, des +Teufels, vollendet in blutigen Kämpfen die Unterwerfung +der Angelsachsen und richtet den normannischen +Lehnsstaat ein, aber mit Beibehaltung der angelsächsischen +Grafschaftseinteilung und Gerichtsverfassung. Aufzeichnung der +Rechtsverhältnisse und Abgaben der Grundbesitzer im <i>Domesdaybook</i> +(von domus dei): Ritterlehen, Kirchengüter, städtischer +Besitz, freie Bauerngüter, Höfe der Unfreien. Zwei Volksstämme +und zwei Sprachen, die <i>sächsische</i> und die <i>französische,</i> +bestehen noch lange Zeit in England nebeneinander; König +und Adel sind französische Normannen.</p> + +<p>Wilhelms I. ältester Sohn Robert erbt die <i>Normandie</i>; in +England folgen die jüngeren Söhne, zuerst <i>Wilhelm II.</i>, dann +<i>Heinrich I.</i>, welcher 1106 auch die Normandie in Besitz nimmt. +Ihm folgt sein Schwestersohn <i>Stephan von Blois</i>, gegen welchen +Heinrichs Tochter Mathilde, vermählt mit dem Grafen Gottfried +von Anjou, Erbansprüche erhebt. Langwierige Kämpfe; endlich +wird Mathildens Sohn Heinrich von Anjou als Thronfolger anerkannt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1154–1399.</b></div> + +<p><b>Haus Anjou-Plantagenet.</b><a name="FNanchor_36_36" id="FNanchor_36_36"></a><a href="#Footnote_36_36" class="fnanchor">[36]</a></p> + +<div class="sidenote"><b>1154–1189.</b></div> + +<p><b>Heinrich II.</b> besitzt große französische Lehen: +1. <i>Normandie</i> und <i>Bretagne</i> als Erbe der normannischen +Könige, 2. <i>Anjou</i>, <i>Maine</i>, <i>Touraine</i> von seinem +Vater, 3. durch Heirat mit <i>Eleonore</i> (1152, s. S. 191) <i>Poitou</i>, +<i>Guyenne</i> und <i>Gascogne</i>, also im ganzen mehr als +halb Frankreich.</p> + +<div class="sidenote">1164.</div> + +<p>Reform der Rechtspflege durch die Beschlüsse von +<i>Clarendon</i>, namentlich werden die Vorrechte der +Geistlichen beschränkt. Deswegen Streit mit dem Erzbischof +<i>Thomas Becket</i> von Canterbury, welcher von Anhängern des +Königs 1170 ermordet wird.</p> + +<div class="sidenote">1171.</div> + +<p>Kriegszug nach <i>Irland</i>, die Fürsten der Insel unterwerfen +sich der englischen Lehnshoheit. Durch +einen Aufstand wird ein Teil wieder selbständig.</p> + +<div class="sidenote">1174.</div> + +<p>Heinrichs Buße am Grabe des auf sein Anstiften +ermordeten Erzbischofs; seine aufständischen Söhne<span class="pagenum"><a name="Page_193" id="Page_193">[193]</a></span> +müssen sich unterwerfen. Die Gerichtsbarkeit über die Geistlichen +wird durch Verträge mit Papst Alexander III. +geregelt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1189–1199.</b></div> + +<p><b>Richard Löwenherz</b>, in ritterlichen Kämpfen +hervorragend, aber ohne Mäßigung. Kreuzzug, Gefangenschaft +in Deutschland (S. 176), dann Kriege mit Philipp II. +Augustus von Frankreich. Richards Bruder</p> + +<div class="sidenote"><b>1199–1216.</b></div> + +<p><b>Johann</b> (ohne Land) läßt seinen Neffen <i>Arthur +von der Bretagne</i>, der ihm den Thron streitig macht, +ermorden, wird deshalb als französischer Vasall (S. 192) von +Philipp II. vor den französischen Lehnsgerichtshof geladen, verliert +1204 die Normandie, bald auch die übrigen französischen +Lehen bis auf Guyenne an die Krone Frankreich. — Streit mit +Papst Innocenz III. über die Wahl eines Erzbischofs von Canterbury +(1205). England mit dem Interdikt, Johann mit dem Bann +belegt. Der König unterwirft sich dem Papst und leistet ihm +den Lehnseid (1213). Während er dann von La Rochelle aus +die verlorenen Gebiete in Frankreich zurückzuerobern versucht, +werden seine Verbündeten, der Graf von Flandern und Otto IV. +von Deutschland, bei <i>Bouvines</i> geschlagen (1214 s. S. 186). +Aufstand der großen Vasallen; sie erzwingen auf der Wiese +Runnymede bei <i>Windsor</i> die Bewilligung der</p> + +<div class="sidenote">1215.</div> + +<p><b>Magna charta libertatum</b>, <i>Grundlage der englischen +Verfassung</i>: Freie Wahl der Bischöfe und +Äbte durch die Geistlichen; Erblichkeit der Lehen; Steuern +anstatt der Lehnsdienste (Schildgeld) und Hilfsgelder sollen nur +mit Zustimmung der Prälaten und Barone erhoben werden; +jeder Freie soll nur von seinesgleichen nach Landesrecht gerichtet +werden; die Städte sollen ihre Privilegien behalten und +die Kaufleute freien Verkehr haben.</p> + +<div class="sidenote"><b>1216–1272.</b></div> + +<p><b>Heinrich III.</b>, anfangs unter Vormundschaft des +Grafen Wilhelm von <i>Pembroke</i>. Ein französisches +Heer, das in England gelandet war, wird zum Abzug genötigt. +Vertrag mit Frankreich 1259; Guyenne als englischer Besitz +anerkannt.</p> + +<p>Öftere Streitigkeiten mit den zum <i>Parlament</i> versammelten +Baronen; das Land bedrückt durch die Geldforderungen päpstlicher +Legaten, um Heinrichs jüngstem Sohn Edmund die +Herrschaft über Neapel und Sicilien zu verschaffen. <i>Simon +von Montfort,</i> Graf von <i>Leicester</i> (spr. Lester), nimmt 1264 den +König gefangen, beruft 1265 auch Vertreter der Grafschaften +(zwei Ritter aus jeder Grafschaft) und der Städte zum Parlament, +wird aber bei <i>Evesham</i> von dem Kronprinzen Eduard besiegt. +Der König befreit; darauf erneute Bestätigung der <i>Magna +charta.</i> In dieser Zeit allmähliche Vermischung und Ausgleichung +der Angelsachsen und Normannen.<span class="pagenum"><a name="Page_194" id="Page_194">[194]</a></span></p> + + +<h4>§ 5. Die Pyrenäische Halbinsel.</h4> + +<p>Fortdauernde Kämpfe zwischen Christen und Mohammedanern. +König Alfons VI. von <b>Kastilien</b> überträgt dem +Grafen <i>Heinrich von Burgund</i> 1095 die Grafschaft <b>Portugal</b> +(zwischen Minho und Duero) als Lehen. Heinrichs Sohn Alfons +macht sich von der Lehnspflicht frei und nennt sich 1140 <b>König +von Portugal</b>. Deutsche Kreuzfahrer aus den Rheinlanden, +welche zur See nach Palästina ziehen, helfen 1147 zur Eroberung +<i>von Lissabon.</i></p> + +<div class="sidenote">1118.</div> + +<p>König Alfons I. von <b>Aragon</b> vertreibt die Araber aus +<i>Saragossa</i>. Durch die Vermählung seiner Nichte +mit dem Markgrafen von Barcelona werden 1137 die Länder +Aragon und Katalonien vereinigt.</p> + +<div class="sidenote">1157.</div> + +<p><b>Kastilien</b> geschwächt durch Abtrennung von Leon. +Dem erneuten Anstürmen der Araber treten die +drei bald darauf gegründeten <b>Ritterorden</b> von <i>Alcántara</i> (am +Tajo), <i>Calatrāva</i> (am Guadiana), <i>San Jago di Compostella</i> (in +Galicien) erfolgreich entgegen.</p> + +<div class="sidenote">1212.</div> + +<p>Großer Sieg der vereinigten Könige und Ritter bei +<b>Tolosa</b> (in der Sierra Morena).</p> + +<div class="sidenote">1230.</div> + +<p><i>Ferdinand III.</i> vereinigt Leon wieder mit Kastilien, +erobert 1236 <i>Cordova</i>, 1248 <i>Sevilla</i>. Sein Sohn +<i>Alfons X.</i>, der Weise (S. 189) erweitert sein Reich auf Kosten +der Mauren. Selbst Philosoph und Astronom (seine Verbesserung +der Ptolemäischen Planetentafeln), ist er ein eifriger +Förderer der Wissenschaften; Universität Salamanca. Alfons +1282 abgesetzt, † 1284 als Flüchtling bei den Mauren in +Sevilla.</p> + +<div class="sidenote">1238.</div> + +<p>Jakob I. von Aragon erobert <i>Valencia</i>, bald darauf +vertreibt Alfons III. von Portugal die Araber aus +<i>Algarbe</i>. Nur in Andalusien behauptet sich das arabische +Königreich <b>Granāda</b> bis 1492.</p> + + +<h4>§ 6. Der Osten.</h4> + +<p>Das <b>oströmische Reich</b> ist unter den letzten Komnenen +(S. 172) durch Thronstreitigkeiten geschwächt; die <i>Bulgaren</i> +machen sich 1186 unabhängig. Das 1204 von den Kreuzfahrern +errichtete <i>Lateinische Kaisertum</i> (S. 176) gewinnt keinen festen +Bestand; griechische Sprache und Sitte behauptet sich. Unter +dem Hause der <b>Paläologen</b> seit 1261 bleibt das Reich von +dem Ansturm der Mongolen verschont, wird aber bald danach +von den Türken bedrängt.</p> + +<div class="sidenote">1206.</div> + +<p>Die <b>Mongolen</b> erheben am Amur den Stammfürsten +<i>Temudschin</i> zu ihrem Oberhaupt, <b>Tschingis Chan</b> +<span class="pagenum"><a name="Page_195" id="Page_195">[195]</a></span>† 1226. Er beginnt große Eroberungszüge, unterwirft Nord-China +und vernichtet nach Westen zu das Reich der <i>Chowaresmier,</i> +welche seit 1150 die meisten seldschuckischen Sultanate +und das frühere Gasnavidenreich (S. 172) erobert hatten. Sein +Sohn <i>Oktai</i> macht <i>Karakorum</i> zum Herrschersitz. Sein Enkel +<i>Kublai Chan</i> (1260–1294) begründet in China die mongolische +Dynastie <i>Jüan</i> (1280–1367), sucht auch Japan zu erobern +(S. 220). An Kublais Hofe in Peking der venezianische Reisende +<i>Marco Polo</i> (S. 221).</p> + +<div class="sidenote">1237.</div> + +<p>Temudschins Enkel <i>Batu</i> dringt vom <i>Chanat Kiptschak</i> +(Reich der Goldenen Horde) aus erobernd +in Rußland ein. Moskau und Kiew verbrannt, dann Zug +durch Polen und Angriff auf <i>Schlesien</i>. Ein deutsches Ritterheer +unter <i>Heinrich dem Frommen,</i> Herzog von Liegnitz, +tritt den Mongolen entgegen.</p> + +<div class="sidenote">1241.</div> + +<p><b>Schlacht bei Wahlstatt</b> (Liegnitz). Die Mongolen, +obwohl Sieger, ziehen nach Südosten ab durch +Ungarn, nehmen ihre Wohnsitze im <i>Chanat Kiptschak</i>; Hauptstadt +Sarai (Gouv. Astrachan). <i>Rußland</i> bleibt +ihnen Untertan bis 1480.</p> + +<div class="sidenote"><b>1258.</b></div> + +<p><b>Vernichtung des Kalifats</b> durch die asiatischen +Mongolen, welche <i>Bagdad</i> zerstören. Ihrem Vordringen +nach Syrien treten die <i>Mamelucken</i> (S. 177) entgegen. +Das große Reich der Mongolen, welche größtenteils den Islam +annehmen, löst sich in einzelne Chanate auf; China wird 1368 +durch <i>Taitsu</i>, einen buddhistischen Priester, von der Mongolenherrschaft +befreit. Mit ihm beginnt die Dynastie der <i>Ming</i> +(1368–1644).</p> + + + + +<h3>D. Vom Ende der Kreuzzüge bis zur Entdeckung Amerikas. (1270–1492.)</h3> + + +<h4>§ 1. Deutschland.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1273–1347.</b></div> + +<p><b>Könige und Kaiser aus verschiedenen +Häusern.</b></p> + +<div class="sidenote"><b>1273–1291.</b></div> + +<p><b>Rudolf I., Graf von Habsburg</b>, reich begütert +im Aargau und am Vierwaldstättersee, Landgraf im +Elsaß, wird in <i>Frankfurt</i> von den sieben angesehensten Reichsfürsten +zum römischen König gewählt, besonders auf Betreiben +seines Verwandten, des Burggrafen Friedrich III. von Nürnberg +(aus dem Hause <i>Hohenzollern</i>). Krönung zu <i>Aachen,</i> +erster Reichstag 1274 zu <i>Nürnberg</i>; Beschluß, das Reichsgut +zurückzufordern. Doch kommt dieser Beschluß nur in geringem +Maße zur Ausführung; der König sieht sich auf Vergrößerung +seiner <i>Hausmacht</i> angewiesen.<span class="pagenum"><a name="Page_196" id="Page_196">[196]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1276.</div> + +<p>Krieg gegen <b>Ottokar</b>, König von Böhmen, welcher +nach dem Aussterben der Babenberger (1246) +<i>Österreich</i> in Besitz genommen, von den Ungarn <i>Steiermark</i> +wieder erobert, <i>Kärnten</i> und <i>Krain</i> durch Erbschaft erworben +hatte. Ottokar wird geächtet, unterwirft sich, erneuert aber +bald den Krieg.</p> + +<div class="sidenote"><b>1278.</b></div> + +<p><b>Sieg Rudolfs auf dem Marchfelde</b> (bei Dürnkrut), +Ottokar fällt. Vergleich mit dem Vormunde seines +Sohnes <i>Wenzel</i>. Dieser behält <i>Böhmen</i>, später bekommt er +auch <i>Mähren</i> zurück. Bildung der <b>habsburgischen Hausmacht</b>: +<i>Österreich</i>, <i>Steiermark</i> und <i>Krain</i> kommen als Reichslehen +an die Söhne Rudolfs, <i>Kärnten</i> an Graf <i>Meinhard</i> von +Tirol, seinen Schwager.</p> + +<div class="sidenote">1281.</div> + +<p>Rudolf verkündet <i>Landfriedens</i>ordnungen in Bayern, +Franken und am Rhein. In Schwaben leisten Graf +Eberhard von <i>Württemberg</i> und Markgraf Rudolf von <i>Baden</i> +(Stammburg <i>Zähringen</i> bei Freiburg im Breisgau) der Absicht +des Königs, das Herzogtum Schwaben wiederherzustellen, erfolgreich +Widerstand.</p> + +<div class="sidenote">1289.</div> + +<p>Feldzug nach <i>Burgund</i>; die Freigrafschaft (<i>Franche-Comté</i>, +Hauptstadt Besançon) für das deutsche +Reich wiedergewonnen. Die Provence und Avignon bleiben +im Besitz Karls von Anjou (S. 190).</p> + +<div class="sidenote">1290.</div> + +<p>Rudolf residiert zu <i>Erfurt</i>, schlichtet Streitigkeiten +in Thüringen, läßt 29 Raubritter enthaupten und +66 Burgen brechen.</p> + +<div class="sidenote">1291.</div> + +<p>Rudolf † zu <i>Speier</i>. Zum Nachfolger wird nicht +sein Sohn Albrecht gewählt, sondern auf Betreiben +des Erzbischofs von Mainz, Gerhard v. Eppstein, ein mit diesem +verwandter, minder mächtiger Graf,</p> + +<div class="sidenote"><b>1292–1298.</b></div> + +<p><b>Adolf von Nassau</b>. Dieser will den Streit zwischen +Landgraf <i>Albrecht</i> dem Entarteten von Thüringen +und seinen Söhnen <i>Friedrich</i> und <i>Diezmann</i> (S. 181) benutzen, +um die Mark <i>Meißen</i> als erledigtes Reichslehen einzuziehen, wird +aber, ehe er dies durchführen kann, durch eine von Erzbischof Gerhard +v. Eppstein berufene Fürstenversammlung <i>abgesetzt</i> und +fällt in der Schlacht bei <i>Göllheim</i> (am Donnersberge) im Kampfe +gegen den nun zum Throne berufenen</p> + +<div class="sidenote"><b>1298–1308.</b></div> + +<p><b>Albrecht I. von Österreich,</b> Sohn Rudolfs I. +Papst Bonifacius VIII. verweigert ihm die Anerkennung; +Albrecht schließt ein Bündnis mit König Philipp IV. +von Frankreich und demütigt die vier <i>rheinischen Kurfürsten</i> +(Mainz, Trier, Köln, Pfalz), indem er 1301 zu Gunsten der Städte +die willkürlichen Rheinzölle aufhebt.</p> + +<div class="sidenote">1303.</div> + +<p>Aussöhnung mit dem Papste, dessen Recht auf Bestätigung +der deutschen Königswahl Albrecht anerkennt. +Gleich darauf <b>Sturz der päpstlichen Macht</b> (S. 207),<span class="pagenum"><a name="Page_197" id="Page_197">[197]</a></span> +doch unternimmt Albrecht keinen Zug nach Italien, sondern +versucht <i>Böhmen</i> für seine <i>Hausmacht</i> zu gewinnen. Das von +ihm nach Meißen entsandte Heer wird 1307 von Friedrich und +Diezmann bei <i>Lucka</i> unweit Altenburg geschlagen.</p> + +<div class="sidenote">1308.</div> + +<p>Albrecht wird von seinem Neffen <i>Johann</i> (Parricīda), +dem er sein Erbe vorenthielt, zwischen Aar und +Reuß, nahe bei der <i>Habsburg</i> ermordet. Die Königswahl +lenkt der Erzbischof von Trier auf seinen Bruder:</p> + +<div class="sidenote"><b>1308–1313.</b></div> + +<p>Heinrich VII., Graf von <b>Luxemburg</b>. Dieser +stellt die Rheinzölle zu Gunsten der Fürsten wieder +her. Den Söhnen Albrechts bestätigt er den Besitz ihrer Lehen, +erkennt aber 1309 die <b>Schweizer Waldstätte</b> als <b>reichsunmittelbar</b> +an.</p> + + +<h5><b>Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft.</b></h5> + +<p>Schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts treten die +Waldorte dem Bestreben der Grafen von Habsburg, die mit der +Grafschaft verbundene Vogtei zu einer vollständigen Landeshoheit +über sie auszubilden, entgegen. König Heinrich (S. 187) +erteilt 1231 einen Freibrief für <i>Uri</i>, Kaiser Friedrich II. 1240 +für <i>Schwyz</i>. König Rudolf erkennt den Freibrief für Uri an, +ernennt in Schwyz nur einheimische Amtleute. Gleich nach +seinem Tode, am 1. August 1291, schließen die drei Waldorte +<i>Uri</i>, <i>Schwyz</i>, <i>Unterwalden</i> zur Erhaltung ihrer Freiheit einen +<i>ewigen Bund,</i> fügen sich aber zunächst noch der Herrschaft +König Albrechts.</p> + +<p>Die von der Volksdichtung ausgeschmückte Erzählung, welche +die Tatsache des <i>allmählichen</i> Erringens der <i>Reichsunmittelbarkeit</i> +der Waldstätte auf ein kurzes Zeitmaß zusammendrängt, +erscheint erst nach und nach sich ausbildend in Chroniken des +15. Jahrhunderts und steht vielfach in Widerspruch mit den +Urkunden. Weder der <i>Schwur auf dem Rütli</i> (1307, Werner +Stauffacher, Walter Fürst, Arnold vom Melchtal), noch die Vertreibung +der Vögte am 1. Januar 1308 ist historisch verbürgt. +Ein Landvogt <i>Geßler</i> hat weder in Uri noch in Küßnacht regiert. +Die Sage vom Apfelschuß findet sich auch in Norwegen, Island, +Dänemark, am Rhein und in England; sie ist eine allgemein +germanische Sage. Das älteste Lied von <i>Tell</i> stammt aus der +Zeit der burgundischen Kriege (1477); die uns geläufige Tradition +gibt erst der Chronist <i>Tschudi</i> (um 1550).</p> + +<div class="sidenote"><b>1310.</b></div> + +<p>Heinrichs VII. Sohn <i>Johann</i> wird König von <b>Böhmen</b>, +gewählt durch die böhmischen Stände entgegen +den Ansprüchen der Habsburger (der Mannesstamm der <i>Prschemysliden</i> +in Böhmen war 1306 ausgestorben, Johann heiratet +den letzten weiblichen Sproß); dadurch erhalten die Luxemburger +eine <i>Hausmacht</i>. Seitdem Gegensatz zwischen den +Habsburgern und Luxemburgern.<span class="pagenum"><a name="Page_198" id="Page_198">[198]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1310–1313.</div> + +<p>Heinrichs VII. Römerzug. Er wird von den +<i>Ghibellinen</i> (<i>Dante</i>, 1302 aus Florenz verbannt) +herbeigerufen, schlichtet die Parteikämpfe in Mailand (die <i>Visconti</i> +hier seit 1277), unterwirft Brescia, wird in Genua und +Pisa freudig aufgenommen, in <i>Rom</i> zum Kaiser gekrönt, belagert +aber vergeblich die guelfisch gesinnte Stadt <i>Florenz</i> +und stirbt auf dem Zuge gegen Neapel.</p> + +<p>In dieser Zeit bringt König Philipp IV. von Frankreich +die <i>Freigrafschaft Burgund</i> (S. 196) durch Heirat an sich und +zwingt den Erzbischof von <i>Lyon</i> zur Huldigung.</p> + +<div class="sidenote"><b>1314–1347.</b>}</div> + +<p><b>Ludwig der Bayer</b> (Haus Wittelsbach).</p> + +<div class="sidenote"><b>1314–1330.</b>}</div> + +<p><b>Friedrich von Österreich</b>, Sohn Albrechts. +Doppelwahl durch Parteiung der Fürsten; beide +Könige sind Enkel Rudolfs von Habsburg. Friedrichs Macht +wird geschwächt durch den</p> + +<div class="sidenote">1315.</div> + +<p>Sieg der Schweizer Eidgenossen am Berge <b>Morgarten</b> +über <i>Leopold von Österreich</i>, Friedrichs +Bruder. Darauf bestätigt der von der luxemburgischen Partei +gewählte Herzog Ludwig von Oberbayern, der kurz vorher +(1313) die Österreicher bei Gammelsdorf a. d. Isar besiegt hatte, +den Waldstätten ihre Reichsunmittelbarkeit.</p> + +<div class="sidenote">1322.</div> + +<p>Schlacht bei <b>Ampfing</b> oder <b>Mühldorf</b>. Friedrich +von Österreich geschlagen (Sage von Schweppermann) +und als Gefangener nach der Burg <i>Trausnitz</i> +geführt.</p> + +<div class="sidenote">1324.</div> + +<p>Papst <i>Johann XXII.</i>, in Avignon (s. S. 207) unter +französischem Einfluß, mischt sich in den Thronstreit +und spricht den Bann über <i>Ludwig</i> aus, doch bleibt derselbe +unwirksam, da durch die sittliche Entartung des päpstlichen +Hofes in Avignon das Ansehen des Papsttums überhaupt +gesunken ist.</p> + +<p>Ludwig gibt die durch Aussterben der Askanier 1320 erledigte +Mark <i>Brandenburg</i> (S. 179) seinem Sohne <i>Ludwig</i>, mit dem +er später <i>Margarete Maultasch</i>, Erbin von Tirol und Kärnten, +vermählt, nachdem diese ihre Ehe mit einem Sohne Johanns +von Böhmen getrennt hat. Kärnten kommt, ehe die Vermählung +stattfindet, an die Herzöge von <i>Österreich</i> (1335). Tirol wird +von Margarete Maultasch nach dem Tode ihres zweiten Gemahls +Ludwig doch dem Hause Habsburg vermacht +(S. 200).</p> + +<div class="sidenote">1325.</div> + +<p>Friedrich wird gegen Verzichtleistung auf den Thron +in Freiheit gesetzt, stellt sich wieder als Gefangener, +wird von Ludwig als Mitkönig anerkannt, +stirbt 1330.</p> + +<div class="sidenote">1327–1330.</div> + +<p>Ludwigs Römerzug. Er wird in Rom zum Kaiser +gekrönt, stellt einen Gegenpapst auf, kann aber +die kaiserlichen Herrschaftsrechte nur wenig zur Geltungbringen,<span class="pagenum"><a name="Page_199" id="Page_199">[199]</a></span> +In Deutschland Streitigkeiten mit den Fürsten. Frankreich und +dem Papste gegenüber einigen sich endlich die Kurfürsten zur +Unterstützung Ludwigs:</p> + +<div class="sidenote"><b>1338.</b></div> + +<p>Der <b>Kurverein zu Rense</b> (am Rhein, oberhalb +Koblenz) erklärt jeden rechtmäßig gewählten +deutschen König auch ohne päpstliche Krönung für den rechtmäßigen +<b>römischen Kaiser.</b></p> + +<p>Ludwigs eigenmächtiges Verfahren zur Vergrößerung seiner +Hausmacht (Brandenburg, Tirol, Holland) führt im Verein mit +päpstlichen und französischen Umtrieben 1346 zur Wahl eines +Gegenkönigs: <i>Karl</i> a. d. Hause Luxemburg, Sohn des bei +<i>Crecy</i> im Kampfe für Frankreich gefallenen Königs Johann von +Böhmen (S. 208). Kaiser Ludwig † 1347 (auf der Bärenjagd +bei München), <i>Karl</i> wird allgemein anerkannt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1347–1437.</b></div> + +<p><b>Luxemburgische Kaiser.</b></p> + +<div class="sidenote"><b>1347–1378.</b></div> + +<p><b>Karl IV.,</b> ein staatskluger Fürst, gelehrt und +kunstsinnig. Die bayrische Partei stellt 1349 den +Grafen <i>Günther von Schwarzburg</i> als Gegenkönig auf; doch +stirbt dieser schon nach wenigen Monaten. In <i>Brandenburg</i> +tritt, von Karl begünstigt, der <i>falsche Waldemar</i> gegen die +bayrischen Markgrafen auf. (S. Anhang.) 1350 Aussöhnung mit +den Wittelsbachern.</p> + +<div class="sidenote">1349–50.</div> + +<p><b>Pest</b> (schwarzer Tod) in Deutschland und in fast +ganz Europa. Erbitterte Verfolgungen der durch +Verleihen von Geld gegen Zinsen reich gewordenen Juden. +Sie sollten die Brunnen vergiftet haben. Umzüge der Geißler +(Flagellanten).</p> + +<p>Karls Hauptsorge ist auf sein Erbland <b>Böhmen</b> gerichtet. +Er zieht deutsche Ansiedler heran, baut in <i>Prag</i> den Dom und +die Burg Hradschin, stiftet daselbst 1348 nach dem Muster von +Paris (S. 192) eine <b>Universität</b> mit vier Fakultäten, die erste +in Deutschland. Durch Verträge mit den schlesischen Fürsten +(S. 182) vollendet er die schon von seinem Vater angebahnte +Vereinigung <i>Schlesiens</i> mit Böhmen; auch die <i>Lausitz</i> kommt +zu Böhmen.</p> + +<div class="sidenote">1353.</div> + +<p>Zutritt <i>Berns</i> zur Eidgenossenschaft, welche nun, +immer noch zum deutschen Reich gehörig, Uri, +Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern +(die sogenannten 8 <i>alten</i> Orte) umfaßt.</p> + +<div class="sidenote">1354–1355.</div> + +<p>Erster Zug Karls IV. nach Italien. Während der +Abwesenheit der Päpste in Avignon hatte <i>Cola +di Rienzi</i> sich zum »Volkstribunen« gemacht und die altrömische +Republik wieder aufgerichtet (S. 211). Karl empfängt die +Huldigung der lombardischen Städte, verweilt aber in Rom +nur einen Tag, um die Kaiserkrone zu empfangen.<span class="pagenum"><a name="Page_200" id="Page_200">[200]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1356.</b></div> + +<p><b>Goldene Bulle</b>,<a name="FNanchor_37_37" id="FNanchor_37_37"></a><a href="#Footnote_37_37" class="fnanchor">[37]</a> <i>Reichsgrundgesetz</i>, beschlossen +auf zwei Reichstagen zu <i>Nürnberg</i> und <i>Metz</i>. +Die Kaiserwahl wird endgültig den 7 Kurfürsten übertragen, +welche sie schon seit längerer Zeit tatsächlich ausübten;<a name="FNanchor_38_38" id="FNanchor_38_38"></a><a href="#Footnote_38_38" class="fnanchor">[38]</a> <i>drei +geistliche</i>: 1. Erzbischof von <b>Mainz</b> (Erzkanzler für Deutschland), +2. Erzbischof von <b>Trier</b> (Erzkanzler für Burgund), +3. Erzbischof von <b>Köln</b> (Erzkanzler für Italien); <i>vier weltliche</i>: +4. König von <b>Böhmen</b> (Erzschenk), 5. <b>Pfalz</b>graf bei Rhein +(Erztruchseß), 6. Herzog von <b>Sachsen</b>-Wittenberg (Erzmarschall), +7. Markgraf von <b>Brandenburg</b> (Erzkämmerer).</p> + +<p>Die Kurfürstentümer, welche im Mannesstamme auf den +Erstgeborenen forterben und gewisse Regalien erhalten (Privilegium +<i>de non appellando,</i> Münzrecht, Bergwerks- und Salzhoheit, +Judenzoll u. a. m.), sollen unteilbar sein. Bestimmungen +über den <i>Landfrieden</i>; den Städten wird die Bildung besonderer +Städtebündnisse und die Aufnahme von Pfahlbürgern (die in +der Stadt nicht ansässig sind) untersagt.</p> + +<div class="sidenote">1363.</div> + +<p>Österreich erwirbt <i>Tirol</i> durch Vertrag mit Margarete +Maultasch.</p> + +<div class="sidenote">1365.</div> + +<p>Karl IV. reist nach <i>Avignon</i>, um den Papst zur +Rückkehr nach Rom zu bewegen, und läßt sich +in <i>Arles</i> krönen, um die Oberhoheit über die tatsächlich an +Frankreich gekommenen burgundischen Gebiete festzuhalten +(S. 196, 198).</p> + +<div class="sidenote">1368.</div> + +<p>Zweiter Römerzug. Karl IV. führt Papst Urban V. +nach Rom, aber bald nach seinem Abzuge kehrt +der Papst nach Avignon zurück.</p> + +<div class="sidenote">1373.</div> + +<p>Durch den Vertrag zu <i>Fürstenwalde</i> überläßt <i>Otto +der Finne</i> (Faule), der letzte bayrische Markgraf +von Brandenburg, die Mark gegen ein Jahrgehalt an Karl IV.</p> + + +<h5><b>Städtebünde.</b></h5> + +<p>Die <b>Hanse.</b> Verbindungen deutscher Kaufleute im Auslande, +namentlich zu <i>Wisby</i> auf der Insel Gotland und in +<i>London</i> schon im 12. Jahrhundert, haben Handelsbündnisse ihrer +Heimatstädte zur Folge. 1241 Bündnis zwischen <i>Lübeck</i> und +<i>Hamburg</i>. Um 1294 tritt <b>Lübeck</b> an die Spitze eines Bundes +von Seestädten an der Nord- und Ostseeküste (von <i>Bremen</i> bis +<i>Reval</i>), denen sich zahlreiche norddeutsche Binnenstädte (Köln, +Osnabrück, Braunschweig, Magdeburg, Berlin, Thorn, Breslau<span class="pagenum"><a name="Page_201" id="Page_201">[201]</a></span> +u. a.) anschließen, später auch die niederländischen Seestädte +(Kampen, Deventer u. a.) Zweck des Bundes: Sicherung der +Straßen zu Wasser und zu Lande, Erwerbung und Erhaltung +von Handelsprivilegien im Auslande. <i>Hansetage</i> meist zu +<i>Lübeck</i> gehalten. Auswärtige Niederlassungen (Kontore) zu +<i>Brügge</i>, <i>London</i>, <i>Bergen</i>, <i>Nowgorod.</i> In Wisby, Stockholm, +Kopenhagen, Malmö, Riga zahlreiche deutsche Kaufleute ansässig. +Jährlicher Markt zur Zeit des Heringsfangs an der +Küste von <i>Schonen</i>. Einteilung des Bundes in 3 Drittel, im +16. Jahrhundert in 4 Quartiere mit den Vororten Lübeck, Köln, +Braunschweig, Danzig.</p> + +<div class="sidenote">1361–1362.</div> + +<p>Krieg gegen Waldemar IV., König von Dänemark, +welcher <i>Wisby</i> eingenommen und geplündert hatte. +Die Kriegsflotte der Hanse hat anfangs Erfolge, wird aber vor +<i>Helsingborg</i> geschlagen. Ihr Führer, der Lübecker Bürgermeister +Johann <i>Wittenborg</i>, wird deshalb angeklagt und in +Lübeck hingerichtet.</p> + +<div class="sidenote">1367–1370.</div> + +<p>Zweiter Krieg; Waldemar IV. flüchtet aus seinem +Reiche. Kopenhagen, Helsingör u. a. Städte erobert. +Im Frieden zu <i>Stralsund</i> 1370 wird die Küste von +Schonen auf 15 Jahre an die Hanse abgetreten; auch verspricht +der dänische Reichsrat, den Nachfolger Waldemars nur mit Zustimmung +der Städte zu erwählen. Bis ins 16. Jahrhundert behauptet +der Hansebund die Handelsherrschaft über Skandinavien, +Rußland, England. Da er sich aber nicht an einen starken Staat +anlehnte, so zerfiel er, als die nordischen Staaten mehr und +mehr erstarkten. Die im Binnenlande gelegenen deutschen +Städte wurden durch ihre Landesfürsten teilweise zum Austritt +aus der Hanse gezwungen, wie z. B. Berlin durch Kurfürst +Friedrich II.</p> + +<p>Im Innern zeigt sich in den <b>Hansestädten,</b> in welchen der +Großhandel die Gewerbtätigkeit übertrifft, das Festhalten an +der aristokratischen Regierung des sich selbst ergänzenden <i>Rats</i>, +während in den <b>süddeutschen Städten</b> die nach <i>Zünften</i> geordneten +Handwerker bedeutenden Anteil an der meist jährlichen +Neuwahl des Rats erhalten. <i>Zunftkämpfe</i> in Ulm 1292, Speier +1327, Straßburg 1332, Regensburg 1334, Augsburg 1368; in +Nürnberg behaupten die Patrizier 1349 das Übergewicht, ebenso +in Köln 1370, doch siegen dort die Zünfte 1396.</p> + +<p>Nicht von gleicher Dauer wie der Hansebund waren die +<b>süddeutschen Städtebündnisse</b>, welche die Selbständigkeit der +Städte gegen die <i>Fürsten</i> und die <i>Reichsritter</i> sichern sollten: +der 1254 geschlossene <b>rheinische Bund</b> (S. 189) öfters von +seiten der Städte erneuert; der <b>schwäbische Städtebund</b>, zuerst +1331, dann wiederum 1376 geschlossen, namentlich gegen +den Grafen von Württemberg <i>Eberhard den Greiner</i> (d. h. +Zänker), auch der Rauschebart genannt.<span class="pagenum"><a name="Page_202" id="Page_202">[202]</a></span></p> + +<p><b>Adelsbündnisse</b> in Schwaben, Franken und am Rhein +gegen Fürsten und Städte gerichtet (der <i>Löwenbund</i>, der +<i>St. Georgsbund</i>, die <i>Schlegler</i>).</p> + +<div class="sidenote"><b>1377–1389.</b></div> + +<p><b>Süddeutscher Städtekrieg.</b></p> + +<div class="sidenote">1377.</div> + +<p>Sieg der schwäbischen Städte (Vorort <i>Ulm</i>) bei +<i>Reutlingen</i> über Eberhards Sohn Ulrich. Der +schwäbische Städtebund vom Kaiser anerkannt.</p> + +<div class="sidenote">1378.</div> + +<p>Tod Karls IV., nachdem er seine Länder unter seine +drei Söhne so geteilt hat, daß <i>Wenzel</i> Böhmen und +Schlesien (später fällt ihm auch Luxemburg zu), <i>Sigismund</i> die +Mark Brandenburg, <i>Johann</i> die Lausitz erhält. In <i>Mähren</i> +herrschen 2 Neffen Karls, <i>Jobst</i> und <i>Prokop</i> als Markgrafen. +Zum deutschen König war schon gewählt worden</p> + +<div class="sidenote"><b>1378–1400.</b></div> + +<p><b>Wenzel</b>, Karls IV. ältester Sohn.</p> + +<div class="sidenote">1381.</div> + +<p>Der <i>schwäbische</i> Städtebund vereinigt sich mit den +<i>rheinischen</i> und schließt bald auch ein Bündnis +mit einem Teil der Schweizer Eidgenossenschaft.</p> + +<div class="sidenote">1384.</div> + +<p>Wenzel bringt einen Landfrieden auf vier Jahre zustande +(Fürstentag zu <i>Heidelberg</i>), doch beginnen +die Fehden, sobald er nach Böhmen zurückgekehrt ist, aufs +neue. Herzog <i>Leopold III.</i> von <i>Österreich</i> bekriegt im Bunde +mit dem süddeutschen Adel die Eidgenossen. Das Ritterheer +wird in der</p> + +<div class="sidenote"><b>1386.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Sempach</b> (<i>Arnold Winkelried?</i>) +gänzlich geschlagen, ebenso 1388 in der Schlacht +bei <i>Näfels</i>. Die Herzöge von Österreich verzichten auf die +Unterwerfung der Schweiz.</p> + +<div class="sidenote">1388.</div> + +<p>Erneuerung des Städtekrieges. Eberhard der Greiner +siegt über die schwäbischen Städte bei <i>Döffingen</i> +(wo sein einziger Sohn <i>Ulrich</i> fällt), Pfalzgraf <i>Ruprecht</i> über +die rheinischen bei <i>Worms</i>.</p> + +<div class="sidenote">1389.</div> + +<p>Landfriede zu <i>Eger</i>, von König Wenzel verkündet. +Die Städte behalten ihre Reichsfreiheit, müssen +aber auf Sonderbündnisse verzichten.</p> + +<div class="sidenote">1400.</div> + +<p>Wenzel, in Böhmen durch Härte (der Generalvikar +des Erzbischofs von Prag, Johann von Nepomuk, +Beichtvater der Gemahlin Wenzels, in die Moldau gestürzt) +und Trägheit verhaßt, aus Anlaß innerer Zerwürfnisse wiederholt +gefangen gesetzt, wird von den am Königsstuhl bei Rense versammelten +rheinischen Kurfürsten der deutschen Königswürde +entsetzt. Er stirbt 1419 als König von Böhmen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1400–1410.</b></div> + +<p><b>Ruprecht von der Pfalz</b> vermag selbst bei seiner +Partei kaum das königliche Ansehen zur Geltung +zu bringen.</p> + +<div class="sidenote">1401.</div> + +<p>Unglücklicher Zug Ruprechts nach Italien. Das +deutsche Heer wird bei <i>Brescia</i> geschlagen von<span class="pagenum"><a name="Page_203" id="Page_203">[203]</a></span> +<i>Johann Galeazzo Visconti,</i> den König Wenzel zum erblichen +Herzog von Mailand ernannt hatte (1395) (S. 198).</p> + +<div class="sidenote">1409.</div> + +<p>Infolge der hussitischen Streitigkeiten (s. S. 204) in +Prag und einer Veränderung der Universitätsstatuten +zu Gunsten der czechischen Nation verlassen die deutschen Professoren +und Studenten die Universität Prag und gehen meist +nach <i>Leipzig</i>, wo <i>Friedrich der Streitbare</i> von Meißen (S. 204) +eine Universität stiftet.</p> + +<div class="sidenote">1409.</div> + +<p><b>Konzil zu Pisa,</b> berufen zur Wiederherstellung der +kirchlichen Einheit (seit 1378 <i>zwei</i> Päpste, einer +in <i>Rom</i>, einer in <i>Avignon</i>). Der vom Konzil erwählte Papst +Alexander V. vermag die beiden anderen nicht zur Abdankung +zu nötigen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1410–1437.</b></div> + +<p><b>Sigismund,</b> Wenzels Bruder, Markgraf von +<i>Brandenburg</i> und König von <i>Ungarn</i> (als Gemahl +der Tochter König Ludwigs des Großen, S. 217), gewählt +besonders auf Betreiben des Burggrafen <i>Friedrich VI. von Nürnberg,</i> +doch nur durch drei Kurstimmen, während die anderen für +<i>Jobst von Mähren</i> abgegeben werden und <i>Wenzel</i> als dritter +noch Ansprüche auf die Krone erhebt. Jobst † 1411; darauf +zweite Wahl einstimmig für Sigismund. Dieser zieht nach +Italien und einigt sich mit Papst <i>Johann XXIII.</i>, Alexanders V. +Nachfolger, über die Berufung eines allgemeinen Konzils nach +einer <i>deutschen</i> Stadt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1414–1418.</b></div> + +<p><b>Kirchenversammlung zu Konstanz,</b> zahlreich +besucht von Fürsten und Prälaten, hat eine dreifache +Aufgabe zu lösen: 1. Beseitigung der Kirchenspaltung +(<i>causa unionis</i>), 2. Verbesserung der kirchlichen Zustände <i>(causa +reformationis),</i> 3. Abstellung der Ketzerei <i>(causa fidei).</i></p> + +<p>Von der Reformpartei wird die Abstimmung nach <i>Nationen</i> +(deutsche, franz., engl., italien., je eine <i>Kuriatstimme</i>) durchgesetzt. +Papst Johann XXIII., der persönlich erschienen war, +wird zu öffentlicher Abdankung bewogen, entflieht dann aber +mit Hilfe des Herzogs Friedrich von Österreich. Dieser, in die +Acht erklärt, muß sich unterwerfen. Das Konzil spricht auf +Antrag <i>Gersons</i>, des Kanzlers der Pariser Universität, den Grundsatz +aus, <i>daß das Konzil über dem Papste stehe</i>; Johann XXIII. +wird abgesetzt, Gregor XII. in Rom verzichtet freiwillig.</p> + +<p>Inzwischen ist der Tscheche <i>Johann Hus,</i> Professor in Prag, +Anhänger der Lehren des Engländers <i>Wycliffe</i> (S. 312, Verwerfung +des Ablasses, der Ohrenbeichte, der Transsubstantiation), seit 1412 +im Bann, im Vertrauen auf das von Sigismund ihm gewährte +sichere Geleit in Konstanz erschienen; er wird als Ketzer verurteilt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1415.</b> +6. Juli.</div> + +<p><b>Hus verbrannt,</b> 1416 sein Freund <i>Hieronymus</i> +von Prag. Sigismund reist nach Spanien, um +Benedikt XIII., der sich von Avignon nach der<span class="pagenum"><a name="Page_204" id="Page_204">[204]</a></span> +Burg Peniscola (unweit Valencia) zurückgezogen hat, zur Abdankung +zu bewegen. Dies mißlingt, aber die spanische +Geistlichkeit sagt sich von Benedikt los. Sigismund reist über +Paris nach England, um zwischen Frankreich und England +Frieden zu vermitteln (S. 209), doch ohne Erfolg. Nach seiner +Rückkehr 1417 Beratung über die <i>Kirchenverbesserung</i> (Beschränkung +der päpstlichen Willkür in der Verleihung kirchlicher +Ämter, Aufhebung drückender Abgaben, Besserung des +Lebens der Geistlichen).</p> + +<p>Dem Verlangen der Reformpartei, daß diese Verbesserung +<i>vor</i> der Wahl eines neuen Papstes zum Abschluß komme, treten +die Anhänger des Papsttums in den romanischen Nationen, verstärkt +durch die Spanier als <i>fünfte</i> Nation, entgegen. Der neugewählte +Papst <i>Martin V.</i> (Kardinal Colonna, S. 211) bringt <i>drei +Konkordate</i>, mit den Deutschen, Engländern und Romanen, +zum Abschluß, die aber nicht zur Abstellung der +Mißbräuche führen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1415.</b></div> + +<p>Sigismund überträgt in <i>Konstanz</i> dem Burggrafen +<i>Friedrich VI. von Nürnberg</i>, als Belohnung für +wichtige, ihm und dem Reiche geleistete Dienste die <b>Mark +Brandenburg</b> mit der Kur- und Erzkämmererwürde (Belehnung +1417).</p> + +<div class="sidenote">1423.</div> + +<p>Sigismund belehnt <i>Friedrich den Streitbaren</i>, Markgrafen +von <i>Meißen</i>, aus dem Hause <i>Wettin</i> (s. S. 179, +203) mit dem Kurfürstentum <b>Sachsen-Wittenberg</b>, nach dem +Aussterben der dort regierenden Askanier (S. 189). In Sachsen-Lauenburg +regieren Askanier noch bis 1689, dann kommt das +Land an Hannover.</p> + +<div class="sidenote"><b>1419–1436.</b></div> + +<p><b>Hussitenkrieg.</b> Entrüstung der Böhmen über +Hus’ Hinrichtung. Seine Anhänger, <i>Hussiten</i>, +auch <i>Utraquisten</i> genannt (weil sie das Abendmahl <i>sub utraque +specie</i>, Brot und Wein, auch für die Laien verlangen), wollen +die Ausübung ihrer vom Konzil verworfenen Lehre mit Gewalt +durchsetzen. König Wenzel sucht zu vermitteln; nach seinem +Tode 1419 Aufstand in Prag. <i>Ziska</i>, Anführer der Hussiten. +Sigismund, Erbe der böhmischen Krone, wird zwar in Prag +gekrönt, muß aber das Land bald verlassen. Die 1421 in +Böhmen eindringenden Reichstruppen werden zurückgeschlagen, +Sigismunds Heer wird 1422 bei <i>Deutsch-Brod</i> vernichtet. Verheerende +Züge der Hussiten in die umliegenden Länder (Österreich, +Bayern, Franken, Sachsen, Schlesien, Lausitz, Brandenburg); +öftere Niederlagen der gegen sie aufgebotenen +Reichsheere.</p> + +<div class="sidenote"><b>1431–1449.</b></div> + +<p><b>Konzil zu Basel</b>, zur Wiederherstellung des Friedens +und zur Durchführung der kirchlichen Reformen +berufen. Durch Gesandte des Konzils wird ein Vergleich mit<span class="pagenum"><a name="Page_205" id="Page_205">[205]</a></span> +den gemäßigten Hussiten (Kalixtinern, Utraquisten) geschlossen: +<i>Prager Kompaktaten</i> 1433; die <i>Taboriten</i>, (Tabor, Stadt in +Böhmen), welche den Vergleich nicht annehmen, werden bei +<i>Böhmisch-Brod</i> 1434 besiegt, Sigismund zieht 1436 in Prag ein.</p> + +<p>Während dieser Bedrängnis des deutschen Reiches im Osten +erhebt sich im Westen die Macht der französischen Herzöge +von <b>Burgund,</b> welche ansehnliche deutsche Reichslehen an sich +bringen. Philipp der Kühne (S. 208) verschafft seinem zweiten +Sohne die Nachfolge in <i>Brabant</i> und <i>Limburg</i>; sein Enkel +Philipp der Gute erbt diese Länder und außerdem 1428 die +Grafschaften <i>Holland</i>, <i>Seeland</i>, <i>Hennegau</i>, bald auch <i>Luxemburg</i>. +Auch das Herzogtum <b>Lothringen</b> kommt nach dem Aussterben +des Mannesstammes (S. 165) 1431 an eine <i>französische</i> +Dynastie, da die Erbin sich mit <i>René von Anjou</i>, Graf von +Provence, Titularkönig von Neapel (S. 211) vermählt.</p> + +<p>Im Innern des deutschen Reiches Verwirrung, Fehden und +Selbsthilfe. Bei der herrschenden Rechtsunsicherheit erlangen +die <i>Femgerichte</i> (S. 190) für einige Zeit große +Bedeutung.</p> + +<div class="sidenote"><b>1438–1740.</b></div> + +<p><b>Kaiser aus dem Hause Habsburg.</b></p> + +<div class="sidenote"><b>1438–1439.</b></div> + +<p><b>Albrecht II.</b>, der tatkräftige Schwiegersohn Sigismunds, +dem er auch in <i>Böhmen</i> und <i>Ungarn</i> folgt, +stirbt nach der Rückkehr von einem Türkenzuge.</p> + +<div class="sidenote"><b>1440–1493.</b></div> + +<p><b>Friedrich III.</b> von Steiermark, (Vetter Albrechts), +der letzte in Rom (1452) gekrönte deutsche Kaiser. +Ein durchaus unfähiger Herrscher, läßt er sich durch seinen +Ratgeber <i>Aeneas Silvius Piccolomini</i> (später Papst <i>Pius II.</i>) +bewegen, in dem Streit zwischen dem <b>Baseler Konzil</b> und +Papst Eugen IV. auf die Seite des Papstes zu treten. Die von +dem Konzil beschlossenen kirchlichen Reformen werden durch +das <i>Wiener Konkordat</i> 1448 vereitelt; das Konzil löst sich +auf 1449.</p> + +<p>Bürgerkrieg in der <i>Schweiz</i> 1440–1450; Zürich mit Österreich +verbündet. Auf Kaiser Friedrichs Bitte schickt Karl VII. +von Frankreich den Dauphin (als König Ludwig XI.) mit den +zügellosen Scharen der <i>Armagnacs</i> gegen <i>Basel</i>. Heldentod +von 1600 Eidgenossen bei <b>St. Jakob</b> 1444. Die Armagnacs +plündern darauf im Elsaß, bis der Kurfürst von der Pfalz sie +vertreibt. Friede der Schweizer mit Frankreich. Das Haus +Habsburg verliert seine letzten Besitzungen in der Schweiz; +es behält seine Besitzungen im Elsaß und in Schwaben (Vorder-Österreich).</p> + +<p><b>Fehden im deutschen Reiche</b>, denen der Kaiser untätig +zusieht. In <i>Sachsen</i> Bruderkrieg zwischen Kurfürst Friedrich +dem Sanftmütigen und seinem Bruder Wilhelm (1446–50); im +Anschluß daran der <i>Prinzenraub</i>: Ritter Kunz von Kaufungen<span class="pagenum"><a name="Page_206" id="Page_206">[206]</a></span> +entführt 1455 die beiden Söhne Friedrichs aus dem Schloß zu +Altenburg, wird aber von Köhlern im Walde gefangen. Der +Erzbischof von Köln führt Krieg gegen die Stadt <i>Soest</i> (Soester +Fehde 1444–1449), Kurfürst <i>Albrecht Achilles</i> von Brandenburg +gegen <i>Nürnberg</i> (1449–1453), Pfalzgraf <i>Friedrich der +Siegreiche</i> gegen den Erzbischof von <i>Mainz</i>, den Grafen von +Württemberg und den Markgrafen von Baden (Pfälzer Fehde +1462). Zur Herstellung des Friedens in Deutschland ist der +<i>schwäbische Bund</i> förderlich, 1488 auf Betreiben des Kaisers +von Fürsten, Rittern und Städten geschlossen.</p> + +<div class="sidenote">Um <b>1450.</b></div> + +<p><b>Johann Gutenberg</b> (in Mainz) erfindet die Buchdruckerkunst. +(<i>Johann Fust, Peter Schöffer.</i>)</p> + +<p>In <b>Böhmen</b> Parteikämpfe während der Unmündigkeit des +jungen Königs <i>Ladislaus Postumus</i> (Sohn Albrechts II.), für +den Friedrich III. die Vormundschaft führt. <i>Georg Podiebrad</i> wird 1452 zum Reichsverweser, 1458 nach Ladislaus’ Tode +zum König gewählt, aber als Utraquist angefeindet († 1471). +<i>Matthias Corvinus</i> wird König von Ungarn (S. 218), besetzt +die Nebenländer Mähren, Schlesien, Lausitz; schließt 1478 +Frieden mit Georgs Nachfolger <i>Wladislav</i> (Sohn Kasimirs IV. +von Polen).</p> + +<div class="sidenote">1474–1475.</div> + +<p><i>Karl der Kühne</i> von <b>Burgund</b>, durch Verpfändung +im Besitz der habsburgischen Teile des <i>Elsaß</i>, +dringt in das Erzbistum <i>Köln</i> ein, um den abgesetzten Erzbischof +zurückzuführen, belagert <i>Neuß</i>, wird aber durch das +Anrücken eines Reichsheeres unter Friedrich III. und durch +den Angriff der Schweizer auf Héricourt zum Abzug +bewogen.</p> + +<div class="sidenote">1476.</div> + +<p>Karl der Kühne stürzt sich, nachdem er sich <i>Lothringens</i> bemächtigt und den Herzog Renatus vertrieben +hat, auf die Schweizer, wird bei <i>Granson</i> und bei +<i>Murten</i> geschlagen.</p> + +<div class="sidenote">1477.</div> + +<p>Karl der Kühne fällt im Kampfe gegen den zurückgekehrten +Herzog von Lothringen vor <i>Nancy</i>; +seine Tochter Maria vermählt sich mit Friedrichs III. Sohn, +Erzherzog <i>Maximilian</i>. Dieser gewinnt dadurch die <b>Niederlande</b> +und die <b>Freigrafschaft Burgund</b> (S. 198) für die <i>habsburgische +Hausmacht,</i> verteidigt diese Erwerbung im Kriege +gegen Ludwig XI. von Frankreich, der die burgundischen Städte +in der Picardie und das <i>Herzogtum Burgund</i> als erledigte Mannslehen +einzieht.</p> + +<div class="sidenote">1490.</div> + +<p>Friedrich III., von <i>Matthias Corvinus</i> aus Wien +vertrieben (1485), wird nach dessen Tode († 1490) +von seinem Sohn <i>Maximilian</i> zurückgeführt.</p> + +<div class="sidenote">1491.</div> + +<p><i>Wladislav IV.</i> von Böhmen, nach Corvinus’ Tode +auch König von <i>Ungarn</i>, sichert im Frieden zu +<i>Preßburg</i> dem Hause Habsburg die Nachfolge zu.<span class="pagenum"><a name="Page_207" id="Page_207">[207]</a></span></p> + +<div class="clear"> +<pre> + Albrecht II. †1439. + Gem. Elisabeth, Tochter Sigismunds. + _______________|_________________ + | | + Elisabeth, Ladislaus Postumus, + Gem. Kasimir IV. von Polen. †1457. + | + Wladislav, +1471 König v. Böhmen, 1490 König v. Ungarn. + __________|______________ + | | + Ludwig II. †1526. Anna, +Gem. Maria v. Österreich. Gem. Ferdinand I. +</pre> +</div> + +<h4>§ 2. Frankreich.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1270–1285.</b></div> + +<p><b>Philipp III.</b>, <i>der Kühne</i> (<i>le Hardi</i>), vermählt seinen</p> + +<div class="sidenote"><b>1285–1314.</b></div> + +<p>Sohn <b>Philipp IV.</b>, <i>den Schönen</i> (<i>le Bel</i>), mit +<i>Johanna</i>, Erbin von Navarra. Kampf mit Papst +<i>Bonifacius VIII.</i>, der dem König die Besteuerung der französischen +Geistlichkeit untersagt. Der Papst wird 1313 in +Anagni von Verschwörern gefangen genommen, doch von seinen +Anhängern befreit, stirbt bald darauf.</p> + +<div class="sidenote">1309.</div> + +<p>Papst <i>Clemens V.</i>, vorher Bischof von Bordeaux, +verlegt die päpstliche Residenz nach <b>Avignon</b> (an +der Rhone); das Papsttum von Frankreich abhängig (Babylonische +Gefangenschaft (1309–1377)).</p> + +<div class="sidenote">1312.</div> + +<p>Aufhebung des <i>Tempelherrn</i>ordens durch Clemens V., +auf Antrieb des nach den Schätzen und Gütern +des Ordens lüsternen Königs. In Paris werden 54 Ritter verurteilt +und verbrannt, zuletzt auch der Großmeister <i>Jakob</i> +von <i>Molay</i> (1314). Erwerbung burgundischer Gebiete (s. S. 198). +Auf <i>Philipp IV.</i> folgen hintereinander seine drei Söhne Ludwig +X., Philipp V., Karl IV., dann nach dem <i>salischen Gesetz</i>, +welches die Frauen von der Thronfolge ausschließt<a name="FNanchor_39_39" id="FNanchor_39_39"></a><a href="#Footnote_39_39" class="fnanchor">[39]</a> (Beschluß +der Reichsstände von 1317), das</p> + +<div class="sidenote"><b>1328–1498.</b></div> + +<p><b>Haus Valois</b> (Nebenlinie der Capetinger).</p> + +<div class="sidenote"><b>1328–1350.</b></div> + +<p><b>Philipp VI.,</b> Sohn Karls von Valois, eines Bruders +Philipps IV. Gegen ihn erhebt Ansprüche auf +den französischen Thron <b>Eduard III.</b> von England, als Sohn +einer Tochter Philipps IV., daher</p> + +<div class="sidenote"><b>1339–1453.</b></div> + +<p>mehr als <b>hundertjähriger Krieg</b> zwischen Frankreich +und England.</p> + +<div class="sidenote">1340.</div> + +<p>Seesieg der Engländer bei <b>Sluys</b>, dem Hafenort +von Brügge. Die flandrischen Städte, geleitet von +<i>Jakob von Artevelde</i>, mit ihnen verbündet.<span class="pagenum"><a name="Page_208" id="Page_208">[208]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1346.</div> + +<p>Sieg der Engländer bei <b>Crécy</b> in der Picardie, Anwendung +von <i>Geschützen</i>; Tod des blinden Königs +<i>Johann von Böhmen</i> (S. 199). <i>Calais</i> erobert 1347</p> + +<div class="sidenote"><b>1350–1364.</b></div> + +<p><b>Johann II., der Gute.</b></p> + +<div class="sidenote">1356.</div> + +<p>Sieg des <i>Schwarzen Prinzen</i> (Sohn Eduards III.) +bei <i>Maupertuis</i> unweit <i>Poitiers</i>. Johann 4 Jahre +lang in England Gefangener. Währenddessen in Frankreich Verwirrung +und furchtbare innere Kämpfe, da der junge Dauphin<a name="FNanchor_40_40" id="FNanchor_40_40"></a><a href="#Footnote_40_40" class="fnanchor">[40]</a></p> + +<p>als Statthalter nicht durchzugreifen vermag.</p> + +<div class="sidenote">1357–1358.</div> + +<p>Aufstand in Paris, geleitet von <i>Etienne Marcel</i>, dem +Vorsteher der Innungen (<i>prévôt des marchands</i>), +der mit <i>Karl dem Bösen</i>, König von Navarra, in +Verbindung tritt.</p> + +<div class="sidenote">1358.</div> + +<p>Bauernkrieg mit furchtbaren Greueltaten, <i>Jacquerie</i> +genannt nach dem Anführer <i>Guillaume Caillet</i>, mit +dem Beinamen <i>Jacques Bonhomme</i>, welcher dann zum Spottnamen +des französischen niederen Volks wurde. Der Adel schart +sich um den Dauphin; nach Unterwerfung der Bauern wird +auch der Aufstand in Paris blutig unterdrückt.</p> + +<div class="sidenote">1360.</div> + +<p><i>Friede</i> mit England zu <i>Bretigny</i> (bei <i>Chartres</i>): +Eduard III. verzichtet auf die französische Krone +und erhält <i>Poitou</i>, <i>Guyenne</i> und <i>Gascogne</i> als unabhängigen +Besitz ohne Lehnspflicht (S. 192).</p> + +<div class="sidenote">1363.</div> + +<p>Johann gibt das Herzogtum <i>Burgund</i> seinem +jüngeren Sohn <i>Philipp dem Kühnen</i> (burgundische +Nebenlinie der Valois). Dieser legt durch seine Heirat mit +der Erbtochter des Grafen von <i>Flandern</i> den Grund zur Herrschaft +des burgundischen Hauses in den Niederlanden +(S. 205).</p> + +<div class="sidenote"><b>1364–1380.</b></div> + +<p><b>Karl V., der Weise</b>. Beruhigung der inneren +Verhältnisse, dann Erneuerung des Krieges; die +meisten früheren (S. 192) englischen Besitzungen in Frankreich +werden wiedergewonnen.</p> + +<p>Ritter <i>Bertrand du Guesclin</i>, seit 1370 Connétable +von Frankreich, siegreich gegen die Engländer.</p> + +<div class="sidenote"><b>1380–1422.</b></div> + +<p><b>Karl VI.</b>, verfällt in Wahnsinn, seine Oheime, +die Herzoge von Orléans und Burgund, Reichsverweser, +2 Parteien: <i>Burgund</i> und <i>Orléans</i> (Armagnacs) +(S. 205).</p> + +<div class="sidenote">1407.</div> + +<p>Der Herzog von Orléans wird auf Befehl des Herzogs +<i>Johann</i> von Burgund ermordet. Die dadurch veranlaßten +Parteikämpfe erleichtern das abermalige Vordringen +der Engländer.<span class="pagenum"><a name="Page_209" id="Page_209">[209]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1415.</div> + +<p>Sieg <i>Heinrichs V.</i>, Königs von England, bei <b>Azincourt</b> +(unweit Crécy), darauf Eroberung der Normandie.</p> + +<div class="sidenote">1419.</div> + +<p>Johann von Burgund auf der Brücke von Montereau +durch die Begleiter des Dauphin Karl (<i>Duchâtel</i>) +ermordet. Johanns Sohn <i>Philipp</i> schließt deshalb mit Beistimmung +der Königin <i>Isabeau</i> mit den Engländern den Vertrag +von <i>Troyes</i>; Heinrich V. heiratet <i>Katharina</i>, Tochter Karls VI., +und wird als Regent und Nachfolger auf dem Thron Frankreichs +anerkannt, † 1422.</p> + +<p>Unter <i>Johann</i> und seinem Sohne <i>Philipp dem Guten</i> erreicht +das burgundische Herzogshaus den Gipfel seiner Macht. +Blüte des Handels, der Gewerbe und der Künste in den flandrischen +Städten, besonders in <i>Brügge</i> und <i>Gent</i> (die Maler Hubert +und Johann van Eyck um 1420). Philipp bemächtigt sich der +Erbschaft der Gräfin Jakobäa von <i>Holland</i> (S. 205).</p> + +<div class="sidenote"><b>1422–1461.</b></div> + +<p><b>Karl VII.</b>, zunächst nur südlich von der Loire anerkannt, +im Norden der minderjährige <i>Heinrich VI.</i>, +König von England, geb. 1421.</p> + +<div class="sidenote">1429.</div> + +<p><b>Johanna d’Arc</b> (geb. 1412 in Domremy an der +Maas), genannt die <b>Jungfrau von Orléans</b>, weil +sie dieser Stadt Entsatz bringt. Die Engländer und Burgunder +zurückgetrieben, Karl VII. in Reims gekrönt. <i>Johanna</i> 1430 +bei Compiègne von den Burgundern gefangen, den Engländern +ausgeliefert, 1431 in Rouen von einem geistlichen Gerichtshof als +Zauberin und Ketzerin verurteilt und verbrannt. Das ungerechte +Urteil wird später (1456) auf Befehl des Papstes widerrufen. +Ihre Seligsprechung durch Papst Leo XIII. 1894.</p> + +<div class="sidenote">1435.</div> + +<p>Friede zu <i>Arras</i> zwischen Karl VII. und Philipp von +Burgund. Die Engländer verlieren schließlich <i>alle</i> +französischen Besitzungen außer <i>Calais</i> (S. 236), ihr Feldherr +<i>Talbot</i> † 1453 in dem Treffen bei <i>Castillon</i>. Errichtung der Ordonnanz-Kompanien, +Anfang der stehenden Heere.</p> + +<div class="sidenote"><b>1461–1483.</b></div> + +<p><b>Ludwig XI.</b> bricht durch Klugheit und Treulosigkeit +die Macht der großen Vasallen, welche gegen +ihn die <i>Ligue du bien public</i> schließen (Herzöge von Burgund, +Bretagne, Orléans, Anjou, Nemours, Bourbon, Grafen von Charollais +u. a.) und legt den Grund zur <i>unumschränkten</i> Monarchie. +Nach dem Tode Karls des Kühnen (1477, s. S. 206) zieht er +das Herzogtum <i>Burgund</i> als erledigtes Lehen ein, während die +andern Besitzungen des Herzogs an Deutschland kommen; nach +dem Tode Renés von Anjou (1480) werden <i>Anjou</i>, <i>Maine</i> und +die <i>Provence</i> mit den Kronländern vereinigt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1483–1498.</b></div> + +<p><b>Karl VIII.</b> gewinnt die <i>Bretagne</i> durch Vermählung +mit der Tochter des letzten Herzogs (S. 235), +zieht 1494 nach Italien, um die Ansprüche des Hauses Anjou +auf das Königreich <i>Neapel</i> geltend zu machen (S. 190). Er<span class="pagenum"><a name="Page_210" id="Page_210">[210]</a></span> +erobert das Königreich, wird aber durch ein Bündnis zwischen +dem Papste, dem Kaiser, dem Herzog von Mailand, Venedig +und Spanien zum Rückzuge genötigt.</p> + + +<h4>§ 3. Italien.</h4> + +<p>Entwickelung selbständiger Staaten seit dem Sinken der +deutschen Kaisermacht (1250).</p> + +<p><b>Mailand</b>, seit Kaiser Heinrich VII. (1310) unter den <i>Visconti</i> +als kaiserlichen Statthaltern, seit 1395 als <i>Herzögen</i> (S. 203). +Nach dem Aussterben der Visconti bemächtigt sich der von +den Mailändern in Sold genommene Condottiere <i>Franz Sforza</i> +der Herrschaft und wird 1450 Herzog von Mailand.</p> + +<p>Die Grafen von <b>Savoyen</b>, deren Ahnherr Graf Humbert +Weißhand 1032 mit Burgund unter die Herrschaft der deutschen +Könige kam, seit etwa 1050 durch Heirat auch im Besitz +von Piemont, erhalten 1416 von Kaiser Sigismund die <i>Herzogs</i>würde. +Die Markgrafen von <i>Este</i> (S. 166) werden 1452 von +Friedrich III. zu Herzögen von <b>Modena</b> und <i>Reggio</i> erhoben; +Papst Paul II. belehnt sie 1471 mit dem Herzogtum <i>Ferrara</i>.</p> + +<p><b>Venedig</b>, seit 697 durch Vereinigung der Inselgemeinden +<i>ein</i> Staat unter einem <i>Dogen</i> (dux), seit etwa 1000 Beherrscherin +des Adriatischen Meeres, wächst während der Kreuzzüge an +Macht und Ansehen (s. S. 176, 178). Nach Beendigung der Seekriege +mit <i>Genua</i> (1381) ist Venedig Herrin des Mittelmeeres +und des Levantehandels. Sein Festlandsgebiet erstreckt sich +über Padua und Verona bis Brescia; seine Seemacht stützt sich +auf den Besitz von Dalmatien, Kandia und Korfu. <b>Verfassung</b> +streng aristokratisch. 1172 Einsetzung des <i>großen</i> Rates (450 +bis 500 Mitglieder), dann des <i>kleinen</i> Rates (Signoria), der die +Macht des Dogen noch mehr beschränkt. 1298 <i>Schließung</i> +des <i>großen Rates</i>, die Namen der ratsfähigen Familien (Nobili) +werden in dem <i>Goldenen Buch</i> verzeichnet. Zur Unterdrückung +von Verschwörungen 1310 der <i>Rat der Zehn</i> eingerichtet; Hinrichtung +des Dogen <i>Marino Falieri</i> 1355. Seit 1539 ernennt +der Rat der Zehn die drei <i>Staatsinquisitoren</i>, deren strenge +Herrschaft aber erst 1583 beginnt.</p> + +<p><b>Genua</b>, seit Herstellung des griechischen Kaisertums (1261) +im Orient mächtig, nach dem Siege über Pisa (1284) auch im +Besitz der Inseln Sardinien, Korsika, Elba, dann aber durch +die Kriege mit Venedig und innere Unruhen geschwächt, seit +1396 bald von Frankreich, bald von Mailand abhängig.</p> + +<p><b>Florenz</b>, seit 1282 mit demokratischer Verfassung (die +<i>Priori delle arti</i> bilden die <i>Signoria</i>), öfters durch Parteikämpfe +erschüttert, gewinnt allmählich die Herrschaft über die Landschaft +<i>Toskana</i>; Pisa erst 1429 unterworfen. Seit 1400 gelangt<span class="pagenum"><a name="Page_211" id="Page_211">[211]</a></span> +das Geschlecht der <b>Medici</b> zu hohem Ansehen und fürstlicher +Stellung. <i>Johann von Medici</i>, reicher Bankier, Begründer der +Macht des Hauses. Sein Sohn <i>Cosĭmo</i>, der <i>Vater des Vaterlandes</i>, +(† 1464), Beschützer der Künste (Brunelleschi, Ghiberti, +Donatello u. a.), Begründer der platonischen Akademie und der +mediceischen Bibliothek. Unter dessen Enkel <i>Lorenzo</i> (il Magnifico, +† 1492) die glänzendste Zeit für Florenz.</p> + +<p>Entfaltung der <b>italienischen Literatur</b> durch die drei +florentinischen Dichter <i>Dante</i> Alighieri († 1321), <i>Petrarca</i> +(† 1374), <i>Boccaccio</i> († 1375). Von Petrarca besonders angeregt +entwickelt sich das erneute Studium der Wissenschaft und +Poesie des Altertums (<i>Humanismus</i>), gefördert durch griechische +Gelehrte, die nach der Eroberung Konstantinopels (S. 218) aus dem +byzantinischen Reiche vor den Türken geflohen waren. Hand +in Hand damit geht der Aufschwung der <b>bildenden Kunst</b> +(<i>Renaissance</i>) zuerst in Florenz, dann in Rom (Peterskirche).</p> + +<p>Der <b>Kirchenstaat</b>, in der Langobardenzeit begründet, durch +die von Karl d. Gr. bestätigte Schenkung Pippins (s. S. 150) +und andere Erwerbungen erweitert, seit Innocenz III. vom +deutschen Reiche völlig unabhängig. Zerrüttung durch Adelskämpfe +(die Orsini und Colonna), während die Päpste in <i>Avignon</i> +residieren (1309–1376). <i>Cola di Rienzi</i> tritt 1347 als Volkstribun +auf, wird vertrieben, kehrt 1354 als päpstlicher Senator +zurück, wird aber durch Volksaufstand getötet (S. 199). Herstellung +der Einheit der Kirche durch das Konzil zu Konstanz +(S. 203f.), des Kirchenstaats erst durch Papst <i>Nikolaus V.</i> (1447 +bis 1455), der als Freund der Wissenschaften die vatikanische +Bibliothek begründet.</p> + +<p>In <b>Neapel</b> Haus <i>Anjou</i> bis 1435. <b>Sicilien</b> 1282–1295 mit +<i>Aragon</i> verbunden (S. 190), dann unter einer Nebenlinie des +aragonischen Hauses, seit 1409 wieder bei Aragon, dessen König +<i>Alfons V.</i> 1435–1442 auch Neapel erobert. Glänzende Hofhaltung, +Pflege des Humanismus (<i>Laurentius Valla</i>). Nach Alfons’ +Tode (1458) kommt <i>Neapel</i> ohne Sicilien an seinen natürlichen +Sohn Ferdinand I. und dessen Nachkommen; in Sicilien aragonische +Dynastie bis 1504. Von 1504–1713 Neapel und +Sicilien bei Spanien (S. 235).</p> + + +<h4>§ 4. England.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1272–1307.</b></div> + +<p><b>Eduard I.</b>, Sohn Heinrichs III. (S. 193), unterwirft +<i>Wales</i> vollständig (Prinz von Wales, Titel +seines ältesten Sohnes und fortan jedes Thronerben), mischt sich +als Lehnsherr in die schottischen Thronstreitigkeiten, beruft +Vertreter der Grafschaften und Städte zum Parlament; Anfang +des Unterhauses.</p> + +<div class="sidenote"><b>1307–1327.</b></div> + +<p><b>Eduard II.</b>, von den Schotten geschlagen, muß +Robert Bruce als schottischen König anerkennen.<span class="pagenum"><a name="Page_212" id="Page_212">[212]</a></span> +Er wird auf Anstiften der Königin und ihres Günstlings <i>Mortimer</i> +vom Parlament abgesetzt und später auf grausame Weise +ermordet. Ihm folgt der tatkräftige</p> + +<div class="sidenote"><b>1327–1377.</b></div> + +<p><b>Eduard III.</b> König <i>David Bruce</i> von Schottland +als Gefangener in London, gegen Lösegeld freigelassen. +Seit 1371 Haus <i>Stuart</i> in Schottland; Robert II., +1371–1390, Tochtersohn von Robert Bruce, nicht mehr lehnsabhängig +von England. — Trennung des englischen Parlaments +in <i>Oberhaus</i> und <i>Unterhaus</i>. Steuerbewilligungsrecht und +Petitionsrecht des Unterhauses. Ausbildung des <i>Selfgovernment</i> +in den Grafschaften (das Friedensrichteramt). Krieg mit Frankreich +s. S. 207. Geoffrey <i>Chaucer</i>, Begründer der englischen +Literatur, † 1400.</p> + +<div class="sidenote"><b>1377–1399.</b></div> + +<p><b>Richard II.</b>, Enkel Eduards III. Die Bestrebungen +des Reformators <i>Wycliffe</i> (Prof. in Oxford, 1382 +abgesetzt, vgl. S. 203) werden vereitelt durch den gefährlichen +Aufstand der Bauern unter <i>Wat Tyler</i> 1381. Richard zur Abdankung +genötigt von seinem Vetter <i>Heinrich von Lancaster</i>, +† im Gefängnis.</p> + +<div class="sidenote">1399–1461.</div> + +<p><b>Haus Lancaster</b> (Nebenlinie des Hauses +Plantagenet).</p> + +<div class="sidenote"><b>1399–1413.</b></div> + +<p><b>Heinrich IV.</b>, Enkel Eduards III. Kämpfe gegen +Empörungen des hohen Adels (Heinrich Percy); +der König behauptet sich im Bunde mit der Kirche. Grausame +Verfolgung der Anhänger Wycliffes.</p> + +<div class="sidenote"><b>1413–1422.</b></div> + +<p><b>Heinrich V.</b>, als Prinz der Genosse wüster Gesellen, +als König energisch und tapfer. Aufstand +der <i>Lollharden</i> (Anhänger Wycliffes) unterdrückt. Krieg in +Frankreich s. S. 209.</p> + +<div class="sidenote"><b>1422–1461.</b></div> + +<p><b>Heinrich VI.</b>, beim Regierungsantritt unmündig, +später von Günstlingen geleitet, kann den Übermut +des Adels nicht im Zaum halten. Unglücklicher Ausgang des +Krieges in Frankreich. Sein Vetter <i>Richard von York</i>, zweimal +wegen Krankheit des Königs zum Protektor des Reiches erwählt, +erhebt zuerst 1452 offen Anspruch auf die Krone. Gegen +ihn die Königin <i>Margarete</i> (aus dem Hause <i>Anjou</i>) und der +Herzog von <i>Somerset</i> († 1454).</p> + +<div class="sidenote">1459–1485.</div> + +<p><b>Bürgerkrieg in England</b>; Parteien der <i>Roten +Rose</i> (Lancaster) und der <i>Weißen Rose</i> (York). +Richard von York bei Wakefield besiegt und getötet 1460. +Dennoch behauptet sich seine Partei im Felde und ruft 1461 +in London seinen Sohn <i>Eduard</i> zum König aus.</p> + +<p> +Die Familien <b>Lancaster</b>, <b>York</b> und <b>Tudor</b>.</p> +<pre> + Eduard III. †1377. + _____________________|_________________________________________ + | | | | +Eduard, Lionel Johann von Gent, Edmund, +(der Schwarze Prinz) Hz. v. Clarence Hz. <b>v. Lancaster</b>, Hz. <b>v. York</b>, +†1376. †1368. †1399. †1402. + | | ____|__________ +<b>Richard II.</b>, | | | +abgesetzt 1399, | <b>Heinrich IV.</b> John Bedford. +†1400. | †1413 | + | | | + | | | + | <b>Heinrich V.</b> John Bedford. + | †1422 Gem. Kath. | + | v. Frankreich | + | | | + Seine <b>Heinrich VI.</b> <b>Margarete.</b> + Urenkelin -- 1461, Gem. Edm. <b>Tudor</b> + Anna ermordet (Sohn v. Owen Tudor + Mortimer, 1471. u. Kath. v. +| Gem. v. | Frankreich, + Richard v. Eduard, Witwe + Cambridge Prinz v. Wales, Heinrichs V.). + ermordet 1471. | + | + <b>Heinrich VII.</b> †1509. + Tudor. + ___________|________ + | | + <b>Heinrich VIII.</b> Margarete, + †1547. Gem. Jakob IV. Stuart + | v. Schottland. + ___|________________________________ + | | | + <b>Maria</b> die <b>Elisabeth</b> <b>Eduard VI.</b> + Katholische †1558. †1603. †1553. + + + Edmund, + Hz. <b>v. York</b>, + 1402. + ________|_______ + | | + Eduard, Richard, + Hz. v. York Gr. v. Cambridge. + Gem. Anna Mortimer. + | + _________________________ + Richard, Hz. v. York, 1460 + ________|________ + | | + <b>Eduard IV.</b> <b>Richard III.</b> + 1483 (Hz. v. Gloucester) + | 1485 + _|_______________________________________ +| | | +Elisabeth, <b>Eduard V.</b> Richard. +Gem. Heinr. Tudor. ermord. ermord. + 1483 1483 +</pre> + +<div class="sidenote">1461–1485.</div> + +<p><b>Haus York</b> (Nebenlinie des Hauses +Plantagenet).</p> + +<div class="sidenote"><b>1461–1483.</b></div> + +<p><b>Eduard IV.</b> sichert seine Herrschaft durch die +Siege bei <i>Towton</i> 1461 und <i>Hexham</i> 1464, nimmt<span class="pagenum"><a name="Page_213" id="Page_213">[213]</a></span> +Heinrich VI. gefangen, doch wird er 1470 von <i>Margarete</i> und +Graf <i>Warwick</i> (dem »Königsmacher«), der früher das meiste zu +seiner Erhebung beigetragen hatte, vertrieben und Heinrich VI. +wieder auf den Thron gesetzt. Eduard IV. kehrt bald zurück, +besiegt das Haus Lancaster bei <i>Barnet</i> (Warwick †) und +<i>Tewkesbury</i> 1471 und rottet es fast aus; nur <i>Heinrich Tudor</i> +entkommt. König Heinrich VI. im Tower ermordet 1471.<span class="pagenum"><a name="Page_214" id="Page_214">[214]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1483.</b></div> + +<p><b>Eduard V.</b>, Sohn Eduards IV., mit seinem jungen +Bruder <i>Richard</i> im Tower erstickt auf Befehl +seines Oheims, des grausamen <i>Richard von Gloucester</i> (spr. +Gloster), welcher den Thron besteigt als</p> + +<div class="sidenote"><b>1483–1485.</b></div> + +<p><b>Richard III.</b> Er wird bei <i>Bosworth</i> 1485 besiegt +von einem Sprößling des Hauses Lancaster, <b>Heinrich +Tudor</b>, Grafen von Richmond, welcher durch seine Heirat mit +<i>Elisabeth von York</i>, Tochter Eduards IV., die Ansprüche beider +Häuser vereinigt. Nach Beendigung der blutigen Adelskriege +erstarkt das <i>Königtum</i> unter dem Hause <i>Tudor</i> (1485–1603).</p> + + +<h4>§ 5. Die Pyrenäische Halbinsel.</h4> + +<p>Den vier christlichen Königreichen steht noch immer das +durch Ackerbau und Kunstfleiß blühende arabische (maurische) +Königreich <i>Granāda</i> gegenüber (S. 194).</p> + +<p><b>Navarra</b>, 1285–1329 mit Frankreich vereinigt (s. S. 207), +1425–1431 mit Aragon, bleibt ein unbedeutendes Grenzland.</p> + +<p>König Pedro III. von <b>Aragon</b> (S. 190) unterstützt die +Sicilianische Vesper, gewährt 1283, um die Kriegskosten zu bestreiten, +den Reichsständen (Cortes) große Rechte durch das +Privilegium von Saragossa. Pedro IV. erhöht 1348 die Macht +des Königtums und erobert die Balearen, bewilligt aber die +Einsetzung eines Oberrichters (Justicia), der Streitigkeiten +zwischen König und Reichsständen zu entscheiden hat.</p> + +<p>Alfons XI. von <b>Kastilien</b> besiegt 1340 die Araber, bringt +aber den Krieg nicht zu Ende. Zwiespalt unter seinen Söhnen +<i>Pedro dem Grausamen</i> und <i>Heinrich von Trastamara</i>; letzterer +findet bei Aragon Hilfe und vertreibt mit französischen Söldnern +den Gegner. Pedro wird 1367 durch einen Kriegszug des +Schwarzen Prinzen (S. 208) zurückgeführt, aber nach Erneuerung +des Kampfes 1369 besiegt und getötet. Heinrich herrscht +darauf bis 1379 in Freundschaft mit Frankreich. Sein Sohn +<i>Johann I.</i> versucht vergebens 1385 <b>Portugal</b> zu erobern. +Unter <i>Johann II.</i> tritt der Connétable <i>Alvaro de Luna</i> der +großen Macht des Adels entgegen, wird aber 1453 gestürzt. +Johanns Tochter <i>Isabella</i> vermählt sich 1469 mit <i>Ferdinand</i>, +dem Thronfolger von <i>Aragon</i>, wird 1474 Königin von Kastilien.<span class="pagenum"><a name="Page_215" id="Page_215">[215]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1479–1516.</div> + +<p>Ferdinand II., der Katholische, von Aragon. Vereinigung +der beiden Reiche <i>Kastilien</i> und <i>Aragon</i>, +doch regiert Isabella in Kastilien selbständig. Die Großmeisterwürde +der drei Ritterorden (S. 194) wird mit der Krone vereinigt, +die Willkür des Adels durch Erneuerung des Friedensbundes +der Städte (<i>Hermandad</i>) eingeschränkt. Mit päpstlicher +Genehmigung Erneuerung der <b>Inquisition</b> (S. 186) zur Verfolgung +der Ketzer, besonders gegen die Moriscos (Nachkommen +der Mauren, span. Moros) und Juden gerichtet. Der Dominikaner +<i>Torquemada</i> 1483 zum Großinquisitor ernannt; Tausende +zum Feuertode verurteilt (Autos da fé).</p> + +<div class="sidenote">1492.</div> + +<p>Eroberung von <b>Granada</b>; der letzte König Abdallah +(Boabdil) zieht sich nach Afrika zurück.</p> + +<p><b>Portugal</b> im Aufblühen unter der unecht burgundischen +Dynastie seit 1385. Unter König Johann I. wird <i>Ceuta</i> erobert +1415; sein Sohn <i>Heinrich der Seefahrer</i> fördert die Entdeckungsfahrten +längs der afrikanischen Küste. 1455 wird <i>Cap +Verde</i> erreicht, 1482 die Kongomündung: an dieser Fahrt nahm +der um die Nautik und Geographie (sein Globus in Nürnberg) +sehr verdiente Nürnberger Kaufmann Martin Behaim teil, +Freund des Columbus und Magelhães, († 1506 in Lissabon). +1487 umfährt <b>Bartolomeo Diaz</b> das <i>Cabo tormentoso</i>, von +König Johann II. <i>Cabo de boã esperanza</i> (Kap der guten +Hoffnung) genannt.</p> + + +<h4>§ 6. Der Norden und Osten.</h4> + +<p><b>Dänemark</b>, seit <i>Knud</i> dem Großen (S. 170) ein christliches +Reich, entfaltet seine Seemacht unter <i>Waldemar I.</i>, der +1168 Rügen erobert, und Waldemar II., dem Sieger, der 1219 +Estland gewinnt, auch bis 1227 über Holstein und den +angrenzenden Teil von Mecklenburg herrscht (S. 187). Dann +folgen schwächere Könige; erst <i>Waldemar IV.</i> beseitigt die +innere Zerrüttung. Er überläßt 1346 Estland dem Deutschen +Orden, gewinnt 1360 von Schweden die Landschaft Schonen +zurück, muß dann vor der Seemacht der deutschen Hanse +weichen (S. 201).</p> + +<p><i>Margareta</i>, Tochter Waldemars IV., Gemahlin Hakons VI. +von Norwegen, regiert seit 1375 in Dänemark für ihren unmündigen +Sohn Olaf († 1387), nach Hakons Tode 1380 auch +in <b>Norwegen</b>, wird 1388 von einem Teil des schwedischen +Adels zur Regentin <b>Schwedens</b> erwählt. Sie besiegt ihren +Gegner Albrecht von Mecklenburg (seit 1364 König von +Schweden), dessen Anhänger sich mit Hilfe der seeräuberischen +<i>Vitalienbrüder</i> noch einige Jahre in Stockholm behaupten, bis +die deutsche <i>Hanse</i> dagegen einschreitet.<span class="pagenum"><a name="Page_216" id="Page_216">[216]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1397.</div> + +<p><b>Kalmarische Union</b>. Die Stände der drei Reiche +beschließen zu <i>Kalmar</i> die Vereinigung unter +einem gemeinsamen Wahlkönigtum. <i>Margareta</i> regiert mit +hohem Ansehen, † 1412.</p> + +<div class="sidenote">1409–1435.</div> + +<p>Krieg um <b>Schleswig</b>. Dieses Herzogtum, schon +seit 1326 nach der sogen. Waldemarschen Konstitution, +nach der es nie wieder mit Reich und Krone von +Dänemark vereinigt werden sollte, größtenteils im erblichen +Besitz der deutschen Grafen von <i>Holstein</i> (aus dem Hause +Schauenburg, S. 179), 1386 von Margareta dem Grafen Gerhard +VI. zu Lehen gegeben, wird von seinen Söhnen mit Hilfe +der Hanse behauptet gegen Margaretas Nachfolger <i>Erich VII</i>.</p> + +<div class="sidenote">1460.</div> + +<p>König <i>Christian I.</i> von Dänemark (aus dem Hause der +Grafen von Oldenburg, Schwestersohn Adolfs VIII. +von Holstein) wird von den Ständen von <i>Schleswig-Holstein</i> +nach dem Aussterben des Schauenburgischen Hauses zum Herzog +erwählt, nachdem er die Waldemarsche Konstitution beschworen +hat. Personal-Union mit Dänemark bis 1863.</p> + +<p>Als Unionskönig kann Christian I. die Herrschaft über +<i>Schweden</i> gegen den dort erwählten Reichsvorsteher <i>Sten Sture</i> +nicht behaupten, doch wird unter seinem Nachfolger <i>Johann</i> +die Union der drei Reiche wieder hergestellt.</p> + +<div class="sidenote">1500.</div> + +<p>Schlacht bei <i>Hemmingstedt</i>; die <i>Dithmarschen</i>, +wie die Stedinger (S. 188), eine Art Bauernrepublik +unter dem Schutze des Stiftes Bremen, behaupten ihre Freiheit +gegen das dänisch-holsteinische Adelsheer.</p> + +<p><b>Rußland,</b> nach dem Tode Wladimirs des Großen (S. 170) +in mehrere Fürstentümer geteilt unter Oberhoheit des Großfürsten +von <i>Kiew</i>, kommt 1237 unter die Herrschaft der <i>Mongolen</i> +(S. 195). Der Chan der »Goldenen Horde« ernennt den +Großfürsten und die Teilfürsten, empfängt von ihnen Tribut. +Um 1330 wird Moskau Residenz des Großfürsten, als Kiew +von den <i>Litauern</i> erobert worden ist.</p> + +<div class="sidenote"><b>1480.</b></div> + +<p><b>Iwan III., der Große</b>, Zar von Großrußland, Begründer +der einheitlichen Monarchie, macht der +Mongolenherrschaft ein Ende, nachdem er 1478 die mit der +deutschen Hanse verbündete Republik <i>Nowgorod</i> unterworfen hat.</p> + +<p><b>Polen,</b> seit etwa 840 unter Fürsten aus dem Hause der +Piasten, christlich seit 965, oft in Kampf mit dem deutschen +Reiche, mit den heidnischen Preußen (später dem Deutschen +Orden) und mit Rußland. An Stelle der Teilfürstentümer begründet +<i>Wladislaw Lokietek</i> 1320 ein einheitliches <i>Königtum</i>, +Residenz <i>Krakau</i>.</p> + +<div class="sidenote">1333–1370.</div> + +<p><b>Kasimir der Große</b>, trefflicher Regent, sorgt für +den Bauernstand, gründet Städte, zieht deutsche<span class="pagenum"><a name="Page_217" id="Page_217">[217]</a></span> +Ansiedler herbei. Ihm folgt sein Schwestersohn <i>Ludwig der +Große</i> (s. unten) von Ungarn († 1382); dessen Tochter Hedwig +vermählt sich 1386 mit dem bisher noch heidnischen Großfürsten +<i>Jagello von Litauen</i>. Seitdem Polen und Litauen vereinigt +unter den Jagellonen 1386–1572. Ludwigs zweite Tochter +Maria, Erbin von Ungarn, mit dem deutschen König Sigismund +vermählt (S. 203).</p> + +<p><b>Preußen</b> wird 1230–1283 in langem Kampfe von dem +<b>Deutschen Orden</b> (s. S. 178f.) erobert; durch den Anschluß des +in Livland vom Bischof von Riga gegründeten <i>Schwertbrüder</i>ordens +(1237) erweitert sich das Ordensgebiet über Kurland, +Livland, Estland hin. <i>Königsberg</i> 1255 gegründet; seit 1309 +die <b>Marienburg</b> Sitz des Hochmeisters. Blüte des Ordens unter +<i>Winrich von Kniprode</i> (1351–1382), dann allmählicher Verfall. +Verhängnisvoll für den Orden wurde die Vereinigung +Litauens mit Polen 1386.</p> + +<div class="sidenote"><b>1410.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Tannenberg,</b> Sieg der <b>Polen</b> über +den Orden. <i>Heinrich von Plauen</i> verteidigt die +Marienburg, schließt als Hochmeister den noch günstigen <i>ersten</i> +Frieden zu Thorn, wird aber 1413 von den Ordensrittern abgesetzt. +Unzufriedenheit des Landadels und der Städte mit +der Ordensherrschaft, sie treten in Verbindung mit <i>Polen</i>. Neuer +Krieg 1454, König Kasimir II. erobert 1457 die Marienburg +und behauptet sie in heftigem Kampfe 1460; der Hochmeister +zieht sich nach Königsberg zurück.</p> + +<div class="sidenote"><b>1466.</b></div> + +<p><b>Zweiter Friede zu Thorn</b>: Westpreußen mit Ermeland +an Polen abgetreten, <i>Ostpreußen</i> bleibt dem +Orden als <i>polnisches Lehen</i>.</p> + +<p>In <b>Livland</b> behauptet ein Teil des Ordens unter dem Landmeister +Wolter von <i>Plettenberg</i> (1494–1535) seine Unabhängigkeit +gegen Rußland.</p> + +<p><b>Ungarn</b> gegen Ende des 9. Jahrhunderts von den <b>Magyaren</b> +(S. 158, 160) in Besitz genommen, bis 1301 unter dem +Regentenhause der <i>Arpaden</i>. Einführung des Christentums +durch Herzog <i>Geisa</i> und seinen Sohn <i>Stephan den Heiligen</i>, +ersten <i>König</i> von Ungarn (S. 163). Einwanderung zahlreicher +Deutscher, namentlich in <i>Siebenbürgen</i> unter König Geisa II. +um 1150. Bildung einer mächtigen Aristokratie (<i>Magnaten</i>). +Die <i>Goldene Bulle</i>, dem Könige <i>Andreas II.</i> 1222 nach seiner +Rückkehr von einem Kreuzzuge (S. 177) abgenötigt, bildet die +Grundlage der Privilegien des ungarischen Adels.</p> + +<p>Nach dem Erlöschen der Arpaden regiert in Ungarn das +Haus <b>Anjou</b> (1308–1382), Blütezeit unter <b>Ludwig dem Großen</b> +(1342–1382, s. oben), der 1370 auch den polnischen Thron besteigt.</p> + +<p>Unter König <i>Sigismund</i>, Ludwigs d. Gr. Schwiegersohn +aus dem Hause Luxemburg (1387–1437), beginnender Verfall<span class="pagenum"><a name="Page_218" id="Page_218">[218]</a></span> +des Reiches. Albrecht von Österreich 1438–1439, dann 1440 +<i>Wladislaw III.</i> von Polen gewählt, der bei <i>Varna</i> 1444 gegen +die Türken fällt, darauf Albrechts unmündiger Sohn <i>Ladislaus +Postumus</i> (vgl. S. 206). Der Reichsverweser <i>Johann Hunyadi</i> +besiegt die Türken bei Belgrad 1456; sein Sohn <b>Matthias +Corvinus</b> wird zum König erwählt. Nach dessen glänzender +Regierung (1458–1490) wird Ungarn unter <i>Wladislaw</i>, dem +Sohn Kasimirs IV. von Polen, mit Böhmen vereinigt und dem +Erzherzog Maximilian (S. 206) die Nachfolge zugesichert.</p> + +<p>Reich der <b>Osmanischen Türken</b>, um 1300 durch +<i>Osman I.</i> in Kleinasien begründet. Sein Sohn <i>Urchan</i> erobert +1330 <i>Nicäa</i>, bildet aus dem Knabenzins unterworfener christlicher +Völker das Fußvolk der <i>Janitscharen</i>, unternimmt +Landungen an der europäischen Küste. <i>Murad I.</i> macht +Adrianopel 1365 zu seiner Residenz, unterwirft +Bulgarien (S. 194).</p> + +<div class="sidenote">1389.</div> + +<p>Sieg Murads über die <i>Serben</i> auf dem Amselfelde +bei <i>Kossova</i>; Serbien wird tributpflichtig (S. 172).</p> + +<div class="sidenote">1396.</div> + +<p>Sieg Bajazets I. bei <i>Nikopoli</i> an der Donau über +ein großes Kreuzheer ungarischer, deutscher und +französischer Ritter unter Führung König Sigismunds. Seitdem +Schrecken des türkischen Namens im christlichen Abendlande.</p> + +<p>Die weitere Entfaltung der osmanischen Macht wird vorübergehend +gehemmt durch eine neue Erhebung der <b>Mongolen</b> +in Asien unter <i>Timur Lenk</i>, welcher in gewaltigem Siegeszuge +Persien (bei Ispahan 70000 Köpfe erschlagener Feinde zusammengeschichtet), +das Indusland, Syrien, Kleinasien unterwirft. +Bagdad zerstört. Hauptstadt seines Reiches <i>Samarkand</i>.</p> + +<div class="sidenote">1402.</div> + +<p>Schlacht bei <i>Angora</i> in Kleinasien; Bajazet besiegt +und gefangen.</p> + +<p>Nach Timurs Tode (1405) zerfällt sein Reich; die Osmanen +stellen ihre Herrschaft in Kleinasien und der griechischen Halbinsel +wieder her. Erste Belagerung von Konstantinopel 1422.</p> + +<p>Die Donaugrenze wird von den <b>Ungarn</b> heldenmütig verteidigt. +Öftere Verhandlungen der oströmischen Kaiser mit +den Päpsten über Herstellung der kirchlichen Einheit (S. 176); +die Beschlüsse des (in Ferrara 1438 eröffneten) <i>Unionskonzils</i> +zu <i>Florenz</i> 1439 werden in Konstantinopel von der Geistlichkeit +und dem Volke nicht angenommen. Papst Eugen IV. läßt +das Kreuz predigen gegen die Türken, aber die Schlacht bei +Varna (s. oben) lähmt den Kriegseifer. Sultan Mohammed II. +macht dem oströmischen Reiche ein Ende durch die</p> + +<div class="sidenote"><b>1453.</b></div> + +<p><b>Eroberung Konstantinopels.</b></p> + +<div class="sidenote"><b>29. Mai.</b></div> + +<p>Tapfere Verteidigung durch den letzten Kaiser +<i>Konstantin XII.</i> und den Genuesen <i>Giustiniani</i>. +Griechische Gelehrte flüchten nach Italien (s. S. 211).<span class="pagenum"><a name="Page_219" id="Page_219">[219]</a></span></p> + +<p><i>Athen</i> wird 1456 von den Türken besetzt, die Halbinsel +<i>Morea</i> 1460 verwüstet. In <i>Albanien</i> leistet Georg Castriota +(Skanderbeg) tapferen Widerstand, † 1467. <i>Bosnien</i> und die +<i>Walachei</i> werden 1462–1464 unterworfen, bald auch Albanien. +Belgrad (S. 218) bleibt noch bis 1521 (s. unten) ungarische +Grenzfeste.</p> + +<div class="sidenote">1463–1479.</div> + +<p>Seekrieg der <i>Venetianer</i> gegen die Türken; sie +behalten Kandia, Korfu und mehrere Plätze in +Morea, verpflichten sich aber zur Tributzahlung, um ihren +Handel zu behalten.</p> + +<div class="sidenote">1480.</div> + +<p>Rhodus von den <i>Johannitern</i> rühmlich verteidigt. +Sultan Bajazet II. überläßt 1489 den Venetianern +die Insel <i>Cypern</i> (Katharina Cornaro, Gemahlin des letzten +Fürsten aus dem Hause Lusignan, s. S. 175), vertreibt sie aber +1500 aus Morea. Kriegszug nach der <i>Moldau</i> 1497.</p> + +<p>Sultan Selim I. unterwirft 1515–1517 Mesopotamien, +Syrien und Ägypten. Die Ausbreitung der Türkenherrschaft +versperrt die alten Handelswege nach Indien.</p> + +<p>Die von den <i>Türken</i> dem christlichen Europa drohende +Gefahr steigert sich unter Sultan Soliman II., der 1521 <i>Belgrad</i> +erobert (vgl. S. 230).</p> + +<p>In <b>Persien</b> erst 1505 die Mongolenherrschaft beseitigt +und eine einheimische Dynastie wieder eingesetzt. Begründung +des neupersischen Reiches. 1582–1627 regiert der Schah +Abbas der Große. Residenz Ispahan.</p> + +<p>In <b>Indien</b> begründet Baber, ein Nachkomme Timurs, +1525 das Reich des Großmogul; Hauptstadt Delhi. Blüte dieses +Reiches unter Dschelaleddin Mohammed (Akbar) 1556–1605.</p> + +<p>In <b>China</b> unter der Ming-Dynastie (1368–1644) wird die +bis 1911 noch geltende Regierungsform ausgebildet. Der Kaiser, +»der Sohn des Himmels«, besitzt unumschränkte Gewalt über alle +Untertanen, ist geistliches Oberhaupt, höchster Richter und +Anführer im Kriege. Er genießt abgöttische Verehrung (Kotau). +Strenges Zeremoniell. Gelbe Kleidung äußeres Zeichen seiner +Würde. Der Nachfolger von ihm aus seinen Söhnen gewählt, +falls diese fehlen, aus den nächsten Verwandten. Dem Kaiser +stehen Minister zur Seite, auf deren Anregung und Verantwortung +er die Gesetze erläßt. In Wirklichkeit jedoch ist die +Regierung des Reiches der Mitte in eine Willkürherrschaft der +Provinzvorstände (Vizekönige) ausgeartet.</p> + +<p><b>Japan</b>, wohin um die Mitte des 6. Jahrhunderts nach Chr. +von China aus (über Korea) der Buddhismus und zugleich +chinesische Civilisation gekommen, wird aus einem Geschlechterstaat +in einen Beamtenstaat nach chinesischem Muster umgewandelt. +Der <i>Mikado</i> wird unumschränkter Herrscher des<span class="pagenum"><a name="Page_220" id="Page_220">[220]</a></span> +Reiches. Hauptstadt Kioto. Der Großkanzler (Daijo Daijin) +und die Minister führen die Regierung des Landes, die Provinzen +von Statthaltern verwaltet. Alle Beamten mit erblichem Landbesitz +ausgestattet. Einzelne Familien sichern sich den erblichen +Besitz der wichtigsten Ämter. So bildet sich ein Hausmeiertum +aus. Der Mikado von den Ministern, die Provinzialstatthalter +von den Großgrundbesitzern in den Provinzen, d. h. von +den Ministern allmählich bei Seite geschoben. Militär- und +Zivilgewalt getrennt. Der Oberfeldherr des aus den Hörigen der +mächtigsten Geschlechter hervorgegangenen Soldatenstandes, +der <i>Shogun</i>, bringt schließlich auch das Amt des Großkanzlers +in seinen Besitz. Nach langen erbitterten Kämpfen fällt das +Shogunat, d. h. der Inbegriff aller Regierungsgewalt, der +Familie der Minamoto zu. Der Kaiser in Kioto in strenger +Abhängigkeit gehalten, bleibt nur im Besitz gewisser Ehrenrechte. +Residenz der Shogune in Kamakura.</p> + +<div class="sidenote">1275.</div> + +<p>Vergebliche Expedition des Mongolenfürsten Kublai-Chans +zur Unterwerfung Japans. Eine zweite +Flotte gleichfalls zurückgeschlagen, durch einen Taifun völlig +vernichtet (S. 195). Gegen Ende des 15. Jahrhunderts werden +die Militärgouverneure in den Provinzen (Shugo) nach Beseitigung +der Statthalter unabhängige Territorialherren (Daimyo).<span class="pagenum"><a name="Page_221" id="Page_221">[221]</a></span></p> + + + + +<h2><b>III. Neuere Geschichte.</b></h2> + + + + +<h3><b>A. Von der Entdeckung Amerikas +bis zum Westfälischen Frieden. (1492–1648.)</b></h3> + + +<h4>§ 1. Erfindungen, Entdeckungen u. Kolonien.</h4> + +<p>Drei noch dem <i>Mittelalter</i> angehörige <b>Erfindungen</b>, die +mit dem Beginn der neueren Zeit zu allgemeinerer Anwendung +kommen, sind auf die Umgestaltung der Welt von großem Einfluß +gewesen. 1. Der <b>Kompaß</b> (um 1310 durch <i>Flavio Gioja</i> +von Amalfi erfunden?), fördert Sicherheit der Schiffahrt und +ermöglicht die Entdeckungsfahrten. 2. Das <b>Schießpulver</b>, +wahrscheinlich aus Asien (China, Indien, Arabien) nach Europa +gekommen, nach einer unhaltbaren Überlieferung erfunden durch +den Mönch <i>Berthold Schwarz</i> zu Freiburg im Breisgau (1354?), +jedenfalls um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa zuerst +angewendet. Durch diese Erfindung eine allmähliche Umgestaltung +des <i>Kriegswesens</i> und der Untergang des <i>Rittertums</i> +herbeigeführt (S. 226). 3. Die <b>Buchdruckerkunst</b> (S. 206), allgemeiner +verbreitet, seitdem sich nach der Eroberung von Mainz +(1462 in der Pfälzer Fehde, s. S 206) die Gehilfen <i>Fusts</i> in verschiedene +Länder zerstreut hatten, das wichtigste Mittel zur +Verbreitung geistiger Bildung, Förderung des +Humanismus und der <i>Reformation</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1492.</b></div> + +<p><b>Entdeckung Amerikas</b> durch <b>Columbus</b>.</p> + +<p><b>Cristoforo Columbo</b> (er selbst nannte und schrieb +sich, seit er Spanier geworden, stets <b>Cristobal Colon</b>), aus +<i>Genua</i>, seit seiner frühesten Jugend Seefahrer, will einen westlichen +Seeweg nach <i>Indien</i> und namentlich nach der Wunderinsel +<i>Zipangu</i> (Japan) suchen, welche der Venetianer <i>Marco +Polo</i> (Reisen von 1271–1295, S. 206) in dem Buche <i>Mirabilia +mundi</i> beschrieben hatte. Vom Könige von Portugal abgewiesen, +tritt Colon 1486 in den Dienst der Königin Isabella +von <i>Kastilien</i> (S. 214). Erst nach der Einnahme Granādas +werden notdürftige Mittel für das große Unternehmen beschafft. +Vertrag mit <i>Colon</i>, dem der Adel, die erbliche Würde eines +Admirals und Vizekönigs und ⅒ der Einkünfte der neuen +Länder zugestanden werden. Er unternimmt 4 Reisen.</p> + +<p><b>Erste Reise</b> 1492. Abfahrt von Palos mit 3 kleinen Schiffen +am 3. Aug. 1492, von den Kanarischen Inseln am 6. September.<span class="pagenum"><a name="Page_222" id="Page_222">[222]</a></span> +Am 12. Oktober Landung auf <i>Guanahani</i> (San Salvador), einer +von den Bahama-Inseln. Entdeckung von <i>Cuba</i> und <i>Haïti</i>; +erste Kolonie Española auf Haïti gegründet.</p> + +<p><b>Zweite Reise</b> 1493–1496 von Cadiz aus. Entdeckung der +Kleinen <i>Antillen</i> und der Insel <i>Jamaika</i>; Niederwerfung des +Aufstandes in Española.</p> + +<p><b>Dritte Reise</b> 1498–1500. <i>Trinidad</i> und das Festland +von Südamerika<a name="FNanchor_41_41" id="FNanchor_41_41"></a><a href="#Footnote_41_41" class="fnanchor">[41]</a> (die Mündung des <i>Orinoko</i>) entdeckt; dann +Fahrt nach Española. Colon, als Ausländer, auch durch Härte +und nicht abzuleugnende Habsucht verhaßt, wird bei Hofe angeklagt. +<i>Bobadilla</i>, mit Vollmacht als Oberrichter nach der +Kolonie gesendet, schickt ihn in Ketten nach Spanien. Dort +wird Colon sofort in Freiheit gesetzt und mit Auszeichnung +behandelt, behält auch die <i>Admirals</i>würde, wird aber als +<i>Statthalter</i> durch <i>Ovando</i> ersetzt.</p> + +<p><b>Vierte Reise</b> 1502–1504. Küste von Honduras entdeckt, +Schiffbruch, trauriger Aufenthalt bei den Wilden auf Jamaika, +endlich Rückkehr von Haïti aus.</p> + +<p>Columbus stirbt in Valladolid 1506, ohne zu wissen, daß er +einen <i>neuen Erdteil</i> entdeckt hat; er hielt jene Länder für Teile +Asiens (Indien). Sein Sohn <i>Diego Colon</i>, 1509 Admiral und +Vizekönig von Española († 1526). Die Admiralswürde vererbt +sich auf seinen Enkel und Urenkel.</p> + +<p>Der gelehrte Florentiner <b>Amerigo Vespucci</b> gibt nach +mehreren Fahrten mit den Portugiesen nach Südamerika (die Küste +von Venezuela durch den Spanier <i>Hojeda</i> entdeckt) Karten und +Beschreibungen der neu entdeckten Länder heraus. <i>Nach</i> ihm, +nicht durch ihn erhält der neue Erdteil den Namen <b>Amerika</b>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1498.</b></div> + +<p><b>Seeweg nach Ostindien</b> von <b>Vasco da Gama</b> entdeckt. +Die Portugiesen behalten die schon seit +längerer Zeit von ihnen verfolgte Richtung der Entdeckungsfahrten +(S. 215) bei; <i>Vasco da Gama</i> landet um Weihnachten +1497 an der <i>Costa Natal</i>, dann in <i>Melinde</i>; von da gelangt er +unter Führung eines arabischen Lotsen nach <i>Calicut</i> an der +Küste <i>Malabar</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1500.</b></div> + +<p><b>Brasilien</b> entdeckt von <b>Cabral</b>, dessen Schiffe bei +der zweiten Fahrt nach Indien in die westliche +Meeresströmung geraten; er landet dann in Calicut +und Cotschin.</p> + +<div class="sidenote">1505–1515.</div> + +<p>Begründung portugiesischer Kolonien in Asien +durch die Vizekönige <i>Almeida</i> und <i>Albuquerque</i>.<span class="pagenum"><a name="Page_223" id="Page_223">[223]</a></span> +Hauptort <i>Goa</i>, andere Ansiedlungen in Diu, Malakka, Ceylon, +Macao (der Dichter <i>Camoëns</i> 1555).</p> + +<div class="sidenote">1513.</div> + +<p>Der Spanier <i>Balboa</i> dringt vom Meerbusen von +<i>Darien</i> aus zum <i>Stillen Ozean</i> vor.</p> + +<div class="sidenote">1515.</div> + +<p>Der Spanier <i>Diaz de Solis</i> erreicht die <i>La Plata</i>-Mündung.</p> + +<div class="sidenote"><b>1519–1522.</b></div> + +<p><b>Erste Erdumsegelung</b> unter <b>Ferdinand Magalhães</b> +(spr. Magaliängs), einem in spanische Dienste +getretenen Portugiesen. Durchfahrt nach dem Stillen Ozean +durch die <i>Magalhães</i>straße. Er selbst wird 1521 auf einer der +Philippineninseln erschlagen (S. 215).</p> + +<div class="sidenote">1519–1521.</div> + +<p>Eroberung von <b>Mexiko</b> durch <b>Hernan Cortez</b>. +Dieser segelt mit 600 spanischen Soldaten von +Cuba nach dem Hafenort Veracruz, wo er seine Schiffe versenkt. +Dann marschiert er mit den Tlaskalanern verbündet +auf <i>Mexiko</i>, die Residenz des Königs der Azteken, <i>Montezuma</i>, +der ihn in die Stadt einläßt. Er nimmt den König in seinem +Palast gefangen. Infolgedessen Aufstand der Mexikaner, Tod +Montezumas. Die Spanier verlassen die Stadt, nächtlicher +Kampf auf einem der Dämme des Sees, furchtbare Verluste +(<i>Noche triste</i>). Sieg der Spanier. Von Tlaskala, wohin er sich +zurückgezogen, kehrt Cortez bald mit Verstärkungen vor die +Hauptstadt zurück. Einnahme von Mexiko nach hartnäckigem +Belagerungskampf 1521. Der König <i>Guatmotzin</i> hingerichtet. +Cortez anfangs unumschränkter Statthalter von <i>»Neuspanien«</i>, +dann auf die militärische Oberleitung beschränkt, entdeckt +<i>Kalifornien</i> 1535, stirbt in Spanien 1547.</p> + +<div class="sidenote">1532.</div> + +<p>Eroberung von <b>Peru</b> durch <b>Pizarro</b>.</p> + +<p>Die »Conquistadoren« (Eroberer) finden in dem +silberreichen Peru, wie in Mexiko, eine schon lange bestehende +einheimische Kultur vor. Adelsherrschaft bei den <i>Inkas</i>, die +sich »Söhne der Sonne« nannten. Sonnentempel in der Hauptstadt +<i>Cuzko</i>, reich mit Gold geschmückt. Pizarro nimmt den +König <i>Atahualpa</i> vor seinem Heere gefangen und läßt ihn, +nachdem er ein ungeheueres Lösegeld von ihm erpreßt hat, +hinrichten. Gründung von <i>Lima</i> 1535, Fehden zwischen den +spanischen Anführern. Pizarros Nebenbuhler <i>Almagro</i>, aus +<i>Chile</i> zurückgekehrt, wird 1538 von ihm besiegt und hingerichtet, +er selbst von dessen Freunden 1541 in einem Aufstande erschlagen. +Die Krone übernimmt die Verwaltung des Landes 1548.</p> + +<p>Drei spanische Vizekönigreiche: <i>Mexiko</i>, <i>Peru</i>, <i>Neu-Granada</i>, +später ein viertes für das <i>La Plata</i>-Gebiet; für die westindischen +Inseln das Generalkapitanat <i>Cuba</i>.</p> + +<p><b>China</b> und <b>Japan</b> werden den Portugiesen im 16. Jahrh. +gleichfalls geöffnet (<i>Ningpo</i>, <i>Macao</i>), später auch den Spaniern<span class="pagenum"><a name="Page_224" id="Page_224">[224]</a></span> +und Niederländern (<i>Formosa</i>). Der Handelsverkehr mit Europa +von den <i>Daimyo</i> in Japan (S. 220) sehr begünstigt. Das +<i>Christentum</i> (schon Papst Clemens V. hatte 1307 ein Erzbistum +in Peking und 1313 ein Bistum in Zeitun eingerichtet) (S. 195), +findet in China (Jesuiten Franz Xaver, Ruggieri) und ebenso +in Japan schnell Verbreitung.</p> + + +<h5><b>Folgen der Entdeckungen.</b></h5> + +<p>1. Die Ausbreitung des Christentums und der europäischen +Kultur über die ganze Erde ist ermöglicht. 2. Aufschwung +von Handel und Gewerbe durch die Verwertung der überseeischen +Erzeugnisse, Sinken des Geldwertes durch die Ausbeutung +der Gold- und Silberbergwerke in Südamerika. 3. Bereicherung +der Wissenschaften, besonders der Geographie und +Naturkunde. 4. Im europäischen Staatensystem kommen die <i>Seemächte</i> +durch den Besitz von <i>Kolonien</i> zu besonderer Geltung. +Spanien und Portugal treten jedoch am Ende des 16. Jahrh. +zurück gegen die Niederlande und England. 5. Auswanderung +aus den übervölkerten Teilen Europas nach Amerika.</p> + + +<h4>§ 2. Die Reformation in Deutschland.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1493–1519.</b></div> + +<p><b>Maximilian I.</b> zieht nicht mehr zur Krönung nach +Rom, nennt sich <i>»erwählter römischer Kaiser«</i>.</p> + +<div class="sidenote">1495.</div> + +<p>Reform der Reichsverfassung durch die Beschlüsse +des Reichstags zu <i>Worms</i>: <b>Ewiger Landfriede</b>, +Reichssteuer (gelangt nicht zu bleibender Einführung), <b>Reichskammergericht</b> +(erst in <i>Frankfurt</i>, dann in <i>Speier</i>, seit 1693 +in <i>Wetzlar</i>). Besserung der Rechtsprechung durch Annahme +des <i>römischen Rechts</i> (S. 147), welches seit Friedrich I. (S. 183) +noch immer als kaiserliches Recht galt.</p> + +<p>Auf den <i>Reichstagen</i> werden, nachdem die Berufung der +Reichsstädte (seit 1487) üblich geworden ist, die kaiserlichen +Vorschläge in 3 <i>Kollegien</i> beraten: Kurfürsten, Fürsten (geistliche +und weltliche), Reichsstädte. Der Kaiser verkündet die +Beschlüsse im <i>Reichsabschied</i>.</p> + +<div class="sidenote">1512.</div> + +<p>Reichstag zu <i>Köln</i>, Einteilung des deutschen Reiches +in 10 <b>Landfriedenskreise</b>:</p> + +<p>1. der <i>österreichische</i>, 2. <i>bayrische</i>, 3. <i>schwäbische</i>, 4. <i>fränkische</i> +(Maingebiet, Burggrafschaft Nürnberg), 5. <i>oberrheinische</i> +(Lothringen, Hessen u. a.), 6. <i>kurrheinische</i> (Mainz, Trier, Köln, +Pfalz), 7. <i>burgundische</i> (Niederlande), 8. <i>westfälische</i>, 9. <i>niedersächsische</i> +(Braunschweig, Lüneburg, Lauenburg, Holstein, +Mecklenburg u. a.), 10. <i>obersächsische</i> (Sachsen, Brandenburg, +Pommern u. a.).</p> + +<p><i>Böhmen</i> (mit seinen Nebenländern Mähren, Schlesien, +Lausitz) und die <i>Schweiz</i> bleiben außerhalb der Kreisver<span class="pagenum"><a name="Page_225" id="Page_225">[225]</a></span>fassung; +das Ordensland <i>Preußen</i> steht unter <i>polnischer</i> Oberhoheit +(S. 217).</p> + +<p>Wenig erfolgreiche Teilnahme Maximilians an den <i>italienischen</i> +Kriegen (S. 285, 239); <i>Mailand</i> kommt an Frankreich, +die <i>Schweiz</i> wird tatsächlich unabhängig vom deutschen Reiche, +da den Eidgenossen (seit 1501 dreizehn Orte, außerdem die +»zugewandten Orte«) Freiheit von Reichssteuern und vom +Reichskammergericht zugestanden wird (S. 260).</p> + +<p><b>Bildung der habsburgischen Hausmacht.</b> Durch Verträge +und Heiraten gewinnt Maximilian seinem Hause die +Herrschaft über <i>Spanien</i> mit seinen Nebenländern, sowie über +<i>Böhmen</i> und <i>Ungarn</i>.</p> + +<pre> +<b>Maximilian I.</b>, <b>Maria</b> <b>Ferdinand</b>, <b>Isabella</b>, +Kaiser, v. Burgund, K. v. Aragon, K. v. Kastilien, +†1519. †1482. †1516. †1504 +|____________________________| |__________________| + | | + <b>Philipp der Schöne</b>, <b>Johanna die Wahnsinnige</b>, + Erzhz. v. Österr., †1506. K. v. Aragon u. Kast., †1555. + |___________________________________________________| + | + <b>Karl V.</b> (I.), †1558, <b>Ferdinand I.</b>, †1564, + Gem. Isabella v. Portugal Gem. Anna von Ungarn. + | | + <b>Philipp II.</b>, K. v. Spanien. <b>Maximilian II.</b>, Kaiser, + †1598. †1576. +</pre> + +<p>Maximilians Sohn, Erzherzog <i>Philipp</i>, heiratet <i>Johanna</i>, +die Erbin der spanischen Monarchie (Aragon, Kastilien, Neapel +[s. S. 235] und die amerikanischen Kolonien), nimmt 1504 den +Titel König von Kastilien an, stirbt aber, ehe sein Anspruch +mit dem Recht König Ferdinan/ds auf die Regentschaft über +Kastilien ausgeglichen ist (S. 241).</p> + +<p>Philipps ältester Sohn <i>Karl</i>, 1516 König des vereinigten +<b>Spaniens</b>, erbt 1519 von Maximilian die <b>habsburgischen Erblande</b> +(Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Vorderösterreich +am Oberrhein, Tirol) und die <b>Niederlande</b>, überträgt die +ersteren 1521 bezw. 1522 an seinen Bruder <i>Ferdinand</i>. Dieser +heiratet <i>Anna</i>, Schwester Ludwigs II., des letzten Königs von +<i>Böhmen</i> und <i>Ungarn</i> (dessen Gemahlin <i>Maria</i> ist Ferdinands +Schwester) und erwirbt 1526 die Herrschaft über <b>Böhmen</b> +und <b>Ungarn</b> (S. 207, 230).</p> + +<p>Die <b>Umbildung des Rechts</b> unter dem beherrschenden +Einfluß des römischen (S. 224) bewirkt in Deutschland allmählich +eine Stärkung der fürstlichen Gewalt. Das römische Recht, das +der jetzt allgemein durchgeführten Geld Wirtschaft mehr entspricht +als das der früheren Naturalwirtschaft angepaßte deutsche +Recht, mißt den Landesherren unumschränkte Gewalt zu (S. 183), +schließt das Volk und den Adel von der Teilnahme an der Rechtsprechung +und Verwaltung aus und überträgt diese den römisch +gebildeten Juristen. So bildet sich im Laufe der Zeit überall +<b>der fürstliche Absolutismus</b> aus, wie ihn in Italien Friedrich II.<span class="pagenum"><a name="Page_226" id="Page_226">[226]</a></span> +begründete (S. 187). In Deutschland werden die Fürsten nach und +nach absolute Territorialherren, deren Selbständigkeit die Kaiser +nicht zu bezwingen vermögen. Unter dem Einfluß des römischen +Rechts wird auch die Erstgeburtserbfolge und die Aufhebung der +Landesteilungen allmählich durchgeführt, z. B. für Brandenburg +in der Constitutio Achillea von 1473, für Bayern 1506 usw.</p> + +<p>An die Stelle des alten ritterlichen Lehnsaufgebots tritt +das <b>Söldnerheer</b> (<i>Landsknechte</i>), das weniger durch den Fahneneid +als durch die Soldzahlung an die Fürsten gekettet (vgl. +S. 229), die sicherste Stütze des Absolutismus wird. Der Unterhalt +dieser stehenden Heere durch Steuern aufgebracht, deren +Bewilligung den Landständen (Vertretung der Geistlichkeit, der +Vasallen und Städte) vorbehalten bleibt.</p> + +<p>Das <b>Rittertum</b> verliert den militärischen Vorrang seit der +Einführung der Feuerwaffen an die Landsknechte und die +bürgerliche Artillerie. Die Burgen gewähren keinen sicheren +Schutz mehr. Infolge der veralteten Art der Bewirtschaftung +(Dreifelderwirtschaft) ist der Ackerbau unrentabel geworden, +zumal im Verhältnis zu den städtischen Erwerbszweigen. Hierdurch +und durch die fortgesetzten Erbteilungen der Adelsgüter +verschlechtert sich auch die materielle Lage der Ritter. Daher +Erhöhung der Leistungen und Abgaben der <b>Bauern</b>, die infolge +der Bevölkerungszunahme auch vielfach die Hufen teilen müssen, +da sie von jedem gewerblichen Betrieb der Bürger ausgeschlossen +sind. In den <b>Städten</b> blühen Handel und Gewerbe. Ansammlung +großer Kapitalien in den Händen der patrizischen Geschlechter, +z. B. der <i>Welser</i> und <i>Fugger</i> in Augsburg (S. 234). +Blüte der Kunst und Literatur. Pflege des Meistergesanges (<i>Hans +Sachs</i> in Nürnberg). In den Städten geordnete Verwaltung, +Sorge für Unterricht, Arme und Kranke, während der fürstliche +Staat für die Volkswohlfahrt wenig leistet, weil es ihm +an Beamten fehlt.</p> + +<p><b>Aufblühen der Wissenschaften und Künste in Deutschland</b>, +angeregt durch den von Italien aus sich verbreitenden +<i>Humanismus</i> (S. 211). Deutsche Humanisten: <i>Johann v. Dalberg</i>, +1483 Kanzler der Universität Heidelberg und Bischof von +Worms, <i>Konrad Celtis</i>, 1497 Prof. in Wien, <i>Wilibald Pirkheimer</i>, +Ratsherr in Nürnberg, <i>Konrad Peutinger</i> in Augsburg, +<i>Johann Reuchlin</i>, Prof. in Tübingen, 1482 mit Graf Eberhard +in Italien, 1502 Richter des schwäbischen Bundes (S. 206), +gerät 1510 mit den Dominikanern von Köln in Streit über die +Religionsbücher der Juden: viele Humanisten nehmen an dem +Streit teil, namentlich der Ritter <i>Ulrich von Hutten</i>, als Mitverfasser +der <i>Epistolae obscurorum virorum</i> 1516. <i>Erasmus +von Rotterdam</i>, bekannt durch seine satirische Schrift <i>Laus +stultitiae</i>, gibt 1516 das griechische Neue Testament heraus.<span class="pagenum"><a name="Page_227" id="Page_227">[227]</a></span></p> + +<p>Nikolaus <i>Kopernikus</i> (geb. zu Thorn 1473, Domherr zu +Frauenburg am Frischen Haff, † 1543), angeregt durch die +Schriften des Astronomen <i>Johannes Müller</i> von Königsberg in +Franken (<i>Regiomontanus</i>, 1471 in Nürnberg, † 1476), begründet +die richtige Lehre vom Sonnensystem, Seine Nachfolger Joh. +<i>Kepler</i> aus Württemberg († 1630) und <i>Galilei</i> aus Pisa († 1642).</p> + +<p>Blüte der bildenden Künste namentlich in <i>Nürnberg</i>: der +Holzschnitzer <i>Veit Stoß</i> († 1533), der Bildhauer <i>Adam Kraft</i> +(† 1507), der Erzgießer <i>Peter Vischer</i> († 1529), der Maler +<i>Albrecht Dürer</i> (geb. 1471, † 1528); in Augsburg die Maler +<i>Hans Holbein,</i> Vater und Sohn, † 1524 im Elsaß, bezw. 1543 +in London.</p> + +<p>Auch die <b>Baukunst</b> strebte die Wiedergeburt der griechisch-römischen +Bauweise im Anschluß an die erhaltenen Baudenkmäler +an (<b>Renaissancestil</b>) (S. 211). In Deutschland vermischte +sich der antike Stil vielfach mit nationalen, der Gotik entlehnten +Elementen, z.B. Türmchen und Erkern. (<i>Heidelberger +Schloß</i>.)</p> + +<div class="sidenote"><b>1517.</b></div> + +<p>Beginn der <b>Reformation</b> durch <b>Luther.</b></p> + +<p><b>Martin Luther,</b> geb. 10. Nov. 1483 in Eisleben, +Sohn eines Bergmanns, studiert seit 1501 in <i>Erfurt</i>, geht 1505 +ins Augustinerkloster daselbst, wird 1508 Professor an der +Universität <i>Wittenberg</i>, 1511 in Angelegenheiten seines Ordens +nach Rom geschickt. Da der Dominikaner <i>Johann Tetzel</i> im +Auftrage des Erzbischofs Albrecht von Mainz Ablaß verkaufend +umherzieht, schlägt Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Sätze +(Thesen) gegen den Mißbrauch des Ablasses an die Tür der +Schloßkirche zu Wittenberg.</p> + +<div class="sidenote">1518.</div> + +<p>In der <i>Schweiz</i> Beginn der Reformation durch +Ulrich <b>Zwingli</b> in Zürich, veranlaßt durch den +Ablaßkrämer Bernardin <i>Samson</i>.</p> + +<p><i>Luther</i>, vor den Kardinal Thomas de Vio aus Gaëta (<i>Cajetanus</i>) +nach Augsburg gefordert, weigert sich zu widerrufen, +appelliert an den Papst.<a name="FNanchor_42_42" id="FNanchor_42_42"></a><a href="#Footnote_42_42" class="fnanchor">[42]</a> Vermittelung durch den päpstlichen +Kämmerer <i>v. Miltitz</i> (Gespräch zu <i>Altenburg</i>). Luther geschützt +von Kurfürst <i>Friedrich dem Weisen</i> von Sachsen (<i>Ernestinische</i> +Linie des Hauses Wettin), während Herzog Georg (<i>Albertinische</i> +Linie) ihm abgeneigt bleibt.<a name="FNanchor_43_43" id="FNanchor_43_43"></a><a href="#Footnote_43_43" class="fnanchor">[43]</a> Philipp <i>Melanchthon</i><span class="pagenum"><a name="Page_228" id="Page_228">[228]</a></span> +(Schwarzerd), ein Verwandter Reuchlins, geb. 1497 zu Bretten +in Baden, seit 1518 als Professor in Wittenberg, Luthers Mitarbeiter +(† 1560).</p> + +<div class="sidenote">1519.</div> + +<p><i>Disputation zu Leipzig</i>; Joh. <i>Eck</i>, Prof. zu Ingolstadt, +gegen <i>Karlstadt</i> (Andreas Bodenstein aus +Karlstadt) und <i>Luther</i>. Letzterer bekennt, daß Papst und Konzilien +nicht unfehlbar seien, und daß sich in Hussens Lehre +viel Wahres finde. Das war der Bruch mit Rom. Eck reist +darauf nach Rom und erwirkt eine päpstliche Verdammungsbulle +gegen 41 Artikel aus Luthers Schriften.</p> + +<div class="sidenote">1520.</div> + +<p>Luther veröffentlicht 3 reformatorische Schriften: +1. An den christlichen Adel deutscher Nation von +des christlichen Standes Besserung, 2. Von der babylonischen +Gefangenschaft der Kirche, 3. Von der Freiheit eines Christenmenschen, +verbrennt die päpstlichen Dekretalen und die Bannbulle +vor dem Elstertore zu Wittenberg.</p> + +<div class="sidenote"><b>1519–1556.</b></div> + +<p><b>Karl V.</b>, Enkel Maximilians, abwesend gewählt +von den in Frankfurt versammelten Kurfürsten, +1520 in Aachen gekrönt. <i>Friedrich der Weise</i> hatte die Kaiserkrone +wegen hohen Alters abgelehnt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1521.</b> +18. April</div> + +<p><b>Reichstag zu Worms.</b> Luther verteidigt seine Lehre +vor dem Kaiser, der ihm das freie Geleit hält. +Doch wird er in die Reichsacht erklärt und auf Befehl +<i>Friedrichs des Weisen</i> aus Vorsicht auf die <i>Wartburg</i> gebracht. +Das <i>Wormser Edikt</i> verbietet alle Neuerungen. — Luther +beginnt die <b>Bibelübersetzung</b> (vollendet 1534). Er kehrt auf die +Nachricht von <i>Karlstadts</i> Unordnungen nach Wittenberg zurück +(Frühjahr 1522) und predigt gegen die <i>Bilderstürmer</i>, richtet +dann den Gottesdienst mit deutscher Predigt und Abendmahl +unter beiderlei Gestalt in Kursachsen ein. Die Ausbreitung der +Reformation in Deutschland wird dadurch gefördert, daß Karl V. +bald nach Spanien zurückkehrt und dann durch Kriege mit +Franz I. von Frankreich in Anspruch genommen ist.</p> + +<div class="sidenote">1522–1523.</div> + +<p>Reichstag zu Nürnberg. Die Durchführung des +Wormser Edikts für unmöglich erklärt. Die Berufung +eines Konzils verlangt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1522–1523.</b></div> + +<p><b>Ritterkrieg</b> im Rheinlande. <i>Franz von Sickingen</i> +an der Spitze eines Ritterbundes gegen die geistlichen +Fürstentümer, belagert vergeblich <i>Trier</i>, wird in seiner +Burg <i>Landstuhl</i> (bei Kaiserslautern) eingeschlossen und fällt. +Sein Freund <i>Ulrich von Hutten</i> stirbt als Flüchtling auf der +Insel Ufnau im Zürchersee.</p> + +<div class="sidenote"><b>1524–1525.</b></div> + +<p><b>Bauernkrieg</b> in Schwaben und Franken, begleitet +von furchtbaren Greueln. Die 12 <i>Artikel</i> der Bauern +fordern Wahl der Pfarrer durch die Gemeinde, Beschränkung +der Abgabe des Zehnten auf den Kornzehnt, Aufhebung der<span class="pagenum"><a name="Page_229" id="Page_229">[229]</a></span> +Leibeigenschaft, Freiheit der Jagd und des Fischfanges u. a. +Luther ermahnt anfangs zum Frieden, schreibt dann heftig »wider +die mördischen und raubischen Bauern«. Die Aufständischen +werden geschlagen (namentlich bei Königshofen a. d. Tauber) +und blutig bestraft. — Die <i>Wiedertäufer</i> in Thüringen mit den +Bauern verbündet; sie werden bei Frankenhausen geschlagen, +ihr Führer <i>Thomas Münzer</i> mit 25 anderen Anführern in Mühlhausen +in Thüringen hingerichtet.</p> + +<div class="sidenote">1525.</div> + +<p>Kurfürst Friedrich der Weise †. Ihm folgt sein +Bruder Johann der Beständige (1525–1532). Reformation +in <i>Preußen</i>. Hochmeister <i>Albrecht von +Brandenburg</i> wird <i>Herzog</i> in Preußen unter +polnischer Lehnshoheit.</p> + +<p>Luthers Vermählung mit Katharina von Bora. +Kirchenvisitation in Sachsen, Sorge für die Schulen, +Katechismus 1529.</p> + +<div class="sidenote"><b>1521–1526.</b></div> + +<p><b>Erster Krieg</b> Karls V. gegen Franz I. von Frankreich. +Karl erhebt Ansprüche auf <i>Mailand</i> und +das <i>Herzogtum</i> Burgund (S. 206), Franz auf das spanische +Navarra und auf Neapel (S. 235). Die Franzosen werden aus +Mailand vertrieben, welches <i>Franz Sforza</i> (S. 210) 1522 erhält. +Der französische <i>Connétable Karl von Bourbon</i> geht zu Karl V. +über. Mißglückter Einfall der Franzosen in Italien (1523–1524, +auf dem Rückzuge fällt <i>Bayard</i>, S. 235), darauf Einfall der +Kaiserlichen in das südliche Frankreich. Franz I. geht über den +Mont Cenis, nimmt Mailand wieder.</p> + +<div class="sidenote">1525.</div> + +<p><b>Schlacht bei Pavīa</b>, Sieg der Spanier unter <i>Pescara</i> +und der deutschen Landsknechte unter <i>Georg von +Frundsberg</i>; Franz I. gefangen.</p> + +<div class="sidenote">1526.</div> + +<p>Friede zu <b>Madrid</b>. Franz entsagt allen Ansprüchen +auf Mailand und Neapel, sowie der Lehnshoheit +über Flandern und Artois, willigt in die Herausgabe des Herzogtums +Burgund, stellt seine Söhne als Geiseln. Gleichzeitig +zeichnet er einen feierlichen Protest gegen den Frieden auf, +läßt sich dann vom Papst von seinem Eide lösen und erklärt +die in Madrid beschworenen Bedingungen als erzwungen für +nichtig. Papst Clemens schließt (Mai 1526) mit Frankreich, +Venedig, Florenz und Mailand die <i>Heilige Liga</i> von <i>Cognac</i> +gegen Karl V.</p> + +<div class="sidenote"><b>1526.</b></div> + +<p><b>Erster Reichstag zu Speier.</b> Die Evangelischen, +an der Spitze Kurfürst Johann der Beständige +von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, erwirken einen +der Ausbreitung der neuen Lehre günstigen Reichsabschied.</p> + +<div class="sidenote"><b>1527–1529.</b></div> + +<p><b>Zweiter Krieg</b> zwischen Karl V. und Franz I. +Das kaiserliche (nicht bezahlte und aufrührerische) +Heer unter dem Connétable von Bourbon nimmt Rom mit<span class="pagenum"><a name="Page_230" id="Page_230">[230]</a></span> +Sturm, Bourbon fällt, der Papst wird in der Engelsburg belagert +(1527), doch erfolgt bald die Aussöhnung mit dem Hofe +zu Madrid. Vergeblicher Einfall der Franzosen +in Neapel.</p> + +<div class="sidenote">1529.</div> + +<p>Damenfriede zu <b>Cambrai</b>. <i>Margarete von</i> Österreich, +Tante Karls, und <i>Luise von Savoyen</i>, Mutter des +Königs von Frankreich. Letzterer zahlt 2 Millionen Kronen und +entsagt den Ansprüchen auf Italien. Karl verspricht seine Ansprüche +auf Burgund <i>für jetzt</i> nicht geltend zu machen und +entläßt die französischen Prinzen.</p> + +<div class="sidenote">1529.</div> + +<p><b>Zweiter Reichstag zu Speier</b>, wo Ferdinand (S. 225) +und die katholische Partei infolge der siegreichen +Machtstellung des Kaisers energischer auftreten. Der Reichstagsbeschluß +von 1526 wird aufgehoben. Strenge Durchführung +des <i>Wormser Edikts</i> in den evangelischen Territorien beschlossen. +Hiergegen protestieren die evangelischen Stände (daher Protestanten +genannt). Darauf <i>Religionsgespräch zu Marburg</i> +zwischen Luther und Zwingli. Einigung über 14 Artikel, doch +nicht über die Lehre vom Abendmahl.</p> + +<div class="sidenote"><b>1526–1532.</b></div> + +<p><b>Krieg mit den Türken.</b> Sultan <i>Soliman II.</i>, +welcher 1522 die Johanniter (S. 219) aus Rhodus +vertrieben hat, fällt in Ungarn ein; König Ludwig II. von +Ungarn und Böhmen † in der <i>Schlacht bei Mohacz</i> (1526). +Eine Partei des ungarischen Adels wählt <i>Ferdinand</i>, Karls +Bruder, die andere <i>Johann Zapolya</i> von Siebenbürgen, zu +dessen Schutze Soliman abermals erscheint, jedoch <i>Wien</i> vergeblich +belagert (1529).</p> + +<div class="sidenote">1530.</div> + +<p>Karl V. in <i>Bologna</i> gekrönt; letzte Krönung eines +deutschen Kaisers durch den Papst.</p> + +<p>Glänzender <b>Reichstag zu Augsburg</b> unter persönlichem +Vorsitz des Kaisers. Überreichung der +von <i>Melanchthon</i> verfaßten <b>Augsburgischen Konfession</b> (Confessio +Augustana). Der Reichsabschied gebietet die Aufhebung +aller Neuerungen. Deshalb</p> + +<div class="sidenote">Dez.</div> + +<p><b>Schmalkaldischer Bund</b> der meisten protestantischen +Fürsten und Reichsstädte.</p> + +<div class="sidenote">1531.</div> + +<p>Treffen bei <i>Kappel</i>; die Züricher von den katholischen +Waldkantonen geschlagen, Zwingli †, doch +behauptet sich seine Lehre.</p> + +<p>Karl V. läßt seinen Bruder <i>Ferdinand</i> in Köln zum +römischen König wählen und in Aachen krönen. Der Kurfürst +von Sachsen protestiert im Namen der Evangelischen dagegen. +Infolge der von neuem drohenden Türkengefahr kommt zustande +der</p> + +<div class="sidenote"><b>1532.</b></div> + +<p><b>Religionsfriede zu Nürnberg.</b> Den Protestanten +wird bis zu einem allgemeinen Konzil freie +Religionsübung zugestanden.<span class="pagenum"><a name="Page_231" id="Page_231">[231]</a></span></p> + +<p>Soliman II. fällt verheerend in Ungarn ein. Heldenmütige +Verteidigung von <i>Güns</i>. Ein großes Reichsheer sammelt sich +bei Wien, Soliman geht zurück. Karl V. reist wieder nach +Spanien.</p> + +<div class="sidenote">1534–1535.</div> + +<p>Unruhen der <b>Wiedertäufer</b> in <b>Münster</b> (Jan +Matthys aus Harlem, dann <i>Johann Bockelson</i> +aus Leyden, »König von Zion«).</p> + +<div class="sidenote">1534.</div> + +<p>Landgraf Philipp von Hessen führt den 1519 vom +schwäbischen Bunde vertriebenen (lutherischen) +Herzog Ulrich von <b>Württemberg</b> in sein Herzogtum zurück, +mit welchem der Kaiser seinen Bruder <i>Ferdinand</i> belehnt hatte. +Dieser verzichtet im Frieden zu Kadan auf den ferneren Besitz +Württembergs, wird dafür von den Evangelischen als römischer +König anerkannt. Landgraf Philipp leistet darauf dem Bischof +von <i>Münster</i> Hilfe zur Unterwerfung der Stadt; Johann von +Leyden nebst anderen Anführern grausam hingerichtet.</p> + +<p>Württemberg, Pommern, Anhalt und mehrere Reichsstädte +treten dem Schmalkaldischen Bunde bei (1536).</p> + +<div class="sidenote">1535.</div> + +<p>Karls V. Zug gegen <i>Tunis</i> (Seeräuber <i>Chaireddin +Barbarossa</i>). Tunis erobert und alle Christensklaven +befreit.</p> + +<div class="sidenote"><b>1536–1538.</b></div> + +<p><b>Dritter Krieg</b> zwischen Karl V. und Franz I., +letzterer erneuert seine Ansprüche auf <i>Mailand</i> +nach dem Tode des Herzogs Franz Sforza. Er verbündet sich +mit <i>Soliman II.</i>, der Ungarn bedrängt und durch seine Flotte die +Küste Italiens plündern läßt.</p> + +<div class="sidenote">1538.</div> + +<p><i>Waffenstillstand zu Nizza</i> auf Grund des Besitzstandes. +Darauf reist Karl V., um einen Aufruhr +in seiner Geburtsstadt <i>Gent</i> zu bekämpfen, durch Frankreich, wo +er von Franz I. ausgezeichnet empfangen wird.</p> + +<p>Einführung der Reformation im <i>Herzogtum</i> Sachsen (Herzog +Georg † 1539), im Kurfürstentum Brandenburg (1539), im +Herzogtum Mecklenburg (1540).</p> + +<div class="sidenote">1540.</div> + +<p>Der <b>Jesuiten-</b>Orden, von dem Spanier <i>Ignatius von +Loyōla</i> 1534 gestiftet zur Ausbreitung der katholischen +Lehre, wird von Papst Paul III. bestätigt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1541.</b></div> + +<p><b>Reformation in Genf</b> durch <b>Johann Calvin.</b> Jean +<i>Cauvin</i> aus Noyon in der Picardie, geb. 1509, +tritt 1532 in Paris als Reformator auf, findet Schutz bei Margarete +von Navarra, Schwester Franz’ I. (S. 236). Aus Frankreich +1534 vertrieben, lebt Calvin abwechselnd in Basel, Genf, Straßburg, +von 1541 bis zu seinem Tode 1564 in <i>Genf</i>. Die Anhänger +Zwinglis schließen sich ihm allmählich an. Calvinische +<i>Kirchenverfassung</i>: Die Gemeinde von den erwählten Geistlichen +und <i>Ältesten</i> (Presbyterium) regiert, mehrere Gemeinden +durch die <i>Synode</i>; strenge Kirchenzucht. Der Arzt Servet +1553 als Irrlehrer (De trinitatis erroribus) verbrannt.<span class="pagenum"><a name="Page_232" id="Page_232">[232]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1541.</div> + +<p>Verlängerung des Religionsfriedens auf dem Reichstag +zu <i>Regensburg</i> in Gegenwart Karls V.</p> + +<p>Soliman II. setzt in <i>Ofen</i> einen türkischen Pascha ein. +Karls V. unglücklicher Zug nach <i>Algier</i>.</p> + +<div class="sidenote">1542.</div> + +<p>Vertreibung des Herzogs <i>Heinrich</i> von Braunschweig-Wolfenbüttel +durch den Schmalkaldischen Bund.</p> + +<div class="sidenote"><b>1542–1544.</b></div> + +<p><b>Vierter Krieg</b> Karls V. gegen Franz I., der +wiederum mit Soliman II. verbündet ist. Der Kaiser +unterwirft den Herzog von <i>Cleve</i>, der sich an Frankreich angeschlossen +hat, und dringt bis <i>Soissons</i> vor.</p> + +<div class="sidenote">1544.</div> + +<p>Friede zu <b>Crespy</b> (spr. <i>Crépi</i>): Der Herzog von +Orléans, zweiter Sohn des französischen Königs, +soll eine kaiserliche Prinzessin heiraten und Mailand erhalten. +Da er aber schon 1545 stirbt, so bleibt <i>Mailand</i> dem Kaiser, +der es seinem Sohne <i>Philipp</i> zu Lehen gibt.</p> + +<div class="sidenote">1545.</div> + +<p><i>Hermann von Wied</i>, Erzbischof von <i>Köln</i>, welcher +<i>Melanchthon</i> zu sich berufen hatte, um in seinem +Erzstift die Reformation einzuführen, wird vom Kaiser verwarnt +und sucht Hilfe beim Schmalkaldischen Bunde.</p> + +<div class="sidenote"><b>1545–1563.</b></div> + +<p><b>Kirchenversammlung zu Trient</b> (Tridentum) in +Tirol, von den Protestanten nicht beschickt, vom +Papste zweimal vertagt. Kirchliche Reformen, zugleich genauere +Feststellung der katholischen Lehre.</p> + +<div class="sidenote">1546.</div> + +<p>18. Febr. Tod Luthers in Eisleben.</p> + +<div class="sidenote"><b>1546–1547.</b></div> + +<p><b>Schmalkaldischer Krieg.</b> Karl V. will die +reichsständische Selbständigkeit in Deutschland +brechen und zugleich im Bunde mit dem Papste, der ihm Geld +und Truppen sendet, die kirchliche Einheit wiederherstellen. +Die Häupter des Schmalkaldischen Bundes, <i>Johann Friedrich</i>, +Kurfürst von Sachsen, und Landgraf <i>Philipp</i> von Hessen werden +in die Acht erklärt. Herzog <i>Moritz</i> von Sachsen, Philipps +Schwiegersohn, schließt sich der Sache des +Kaisers an.</p> + +<div class="sidenote">1546.</div> + +<p>Unentschlossene Kriegführung der Verbündeten an +der <i>Donau</i>. Johann Friedrich wird durch einen +Einfall des Herzogs Moritz in sein Land zur Rückkehr veranlaßt. +Die süddeutschen Protestanten (Ulm, Augsburg, Straßburg, +Herzog Ulrich von Württemberg u. a.) unterwerfen sich, +Hermann von Wied wird aus Köln vertrieben. Karl V. zieht +mit seinem aus Spaniern (Herzog <i>Alba</i>) und Italienern gebildeten +Heere nach Sachsen, geht über die Elbe, schlägt +in der</p> + +<div class="sidenote"><b>1547.</b> +24. April.</div> + +<p><b>Schlacht bei Mühlberg</b> (auf der Lochauer Heide, +bei Torgau) den Kurfürsten von Sachsen, nimmt +ihn gefangen und zieht als Sieger in <i>Wittenberg</i> +ein. Vergleich unter Vermittelung Joachims II. von Brandenburg. +Die Kurwürde und die Kurländer kommen an die<span class="pagenum"><a name="Page_233" id="Page_233">[233]</a></span> +<i>Albertinische</i> Linie des Hauses Wettin (Herzog Moritz); die +Ernestinische Linie behält nur die thüringischen Gebiete +(<i>Weimar</i>, <i>Jena</i>, <i>Eisenach</i>, <i>Gotha</i> u. a., S. 227). <i>Philipp von +Hessen</i> unterwirft sich in <i>Halle</i> und wird, obgleich sich Moritz +und Joachim II. für seine Freiheit verbürgt hatten, gefangen +gehalten.</p> + +<div class="sidenote">1548.</div> + +<p>Auf dem <i>Reichstag</i> zu <i>Augsburg</i> dekretiert der +Kaiser, da das Tridentiner Konzil vom Papste +nach Bologna verlegt ist, das <b>Interim,</b> welches den Protestanten +aufgezwungen werden soll. Einstweilen wird ihnen die Priesterehe +und das Abendmahl unter beiderlei Gestalt zugestanden. +Sonst soll Lehre und Kirchenverfassung im wesentlichen +katholisch bleiben. Die Stadt <i>Magdeburg</i>, als Mittelpunkt des +Widerstandes in die Reichsacht erklärt, wird vom Kurfürsten +<b>Moritz von Sachsen</b> 1550–51 belagert, unterwirft sich ihm, +ohne Glaubenszwang zu erleiden. Moritz, erbittert über die +Behandlung seines Schwiegervaters und besorgt für seine +Stellung und die »Libertät« aller deutschen Fürsten, rüstet +heimlich gegen den Kaiser und nötigt ihn, nach Abschluß eines +Bündnisses mit <i>Heinrich II.</i> von Frankreich, zur</p> + +<div class="sidenote"><b>1552.</b></div> + +<p>Flucht aus <i>Innsbruck</i>. Das in <i>Trient</i> wieder versammelte +Konzil vertagt sich und tritt erst 1562 +wieder zusammen. In Passau tritt ein Fürstentag zusammen. +König <i>Ferdinand</i> vermittelt den</p> + +<p><b>Passauer Vertrag</b>: Das Interim abgeschafft. Freilassung +Philipps von Hessen, der Religionsfriede soll auf dem nächsten +<i>Reichstage</i> festgestellt werden. Auch Kurfürst Johann Friedrich +wird freigelassen.</p> + +<div class="sidenote">1552.</div> + +<p><b>Karl V.</b> zieht mit Heeresmacht gegen <b>Heinrich II.</b> +von Frankreich, welcher als Moritz’ Verbündeter +die <b>lothringischen Bistümer</b> <i>Metz</i>, <i>Toul</i> und <i>Verdun</i> besetzt +hat. Vergebliche Belagerung von <i>Metz</i>, welches Franz von +Guise mit Erfolg verteidigt. Frankreich bleibt im Besitz der +drei Bistümer, während das <i>Herzogtum</i> Lothringen nach wie +vor beim deutschen Reiche bleibt.</p> + +<div class="sidenote">1553.</div> + +<p>Moritz siegt bei <i>Sievershausen</i> (unweit Hannover) +über seinen bisherigen Verbündeten <i>Albrecht Alcibiades +von Brandenburg-Kulmbach</i> (der den Passauer Vertrag +nicht anerkennen will), wird aber tödlich verwundet.</p> + +<p>Karl V. zieht sich verstimmt nach den Niederlanden zurück, +überläßt die Herstellung des Friedens in Deutschland seinem +Bruder Ferdinand.</p> + +<div class="sidenote"><b>1555.</b></div> + +<p><b>Augsburger Religionsfriede</b>. Die <i>Landesherren</i> +und <i>freien Städte</i>, welche sich zur <i>Augsburgischen +Konfession</i> bekennen, erhalten Religionsfreiheit und das Recht, +in ihren Gebieten die Konfession ihrer Untertanen zu bestimmen: +cuius regio, eius religio. Den andersgläubigen Untertanen soll<span class="pagenum"><a name="Page_234" id="Page_234">[234]</a></span> +das Recht auszuwandern gewahrt bleiben. Zu Gunsten der +katholischen Kirche <b>geistlicher Vorbehalt</b> (<i>Reservatum ecclesiasticum</i>), +daß geistliche Reichsstände, welche protestantisch +werden, Amt, Gebiet und Einkünfte verlieren sollen (S. 232). Die +Evangelischen fügen sich dieser Bestimmung gegen eine <i>Deklaration</i>, +daß evangelische Untertanen geistlicher Reichsstände +bei ihrer Religion gelassen werden sollen. Die Reformierten +sind von dem Frieden ausgeschlossen.</p> + + +<h5><b>Wirkungen der Reformation.</b></h5> + +<p>Die von Deutschland ausgehende religiöse Bewegung führt +in den meisten europäischen Ländern 1. zur <i>Abschaffung +kirchlicher Mißbräuche</i> und Vertiefung des religiösen Lebens, +2. zu erhöhter Pflege der von den Fesseln der Kirche befreiten +<i>Wissenschaften</i>, Verbesserung des Schulwesens, Verbreitung +geistiger Bildung, 3. zur Stärkung der Gewalt der Territorialfürsten +und durch den Gegensatz der Konfessionen zu <i>politischen +Kämpfen</i>, in denen das europäische <i>Staatensystem</i> +sich ausbildet.</p> + +<p><b>Luthers Lehre</b> verbreitet sich nach Dänemark, Schweden, +Norwegen und den Ostseeprovinzen, <i>Calvins</i> Lehre (die +<b>reformierte Kirche</b>) nach Frankreich, den Niederlanden, Schottland; +in Deutschland findet sie namentlich im Kurfürstentum +Pfalz (Heidelberger Katechismus 1563), in Hessen und Bremen +Eingang.</p> + +<p>Hebung des Wohlstandes in Deutschland, namentlich in +den oberdeutschen <i>Reichsstädten</i>; die Kaufmannshäuser Fugger +und Welser in <i>Augsburg</i>. Aufblühen der <i>deutschen Literatur</i>: +Hans Sachs († 1576) in <i>Nürnberg</i>, Joh. Fischart in <i>Straßburg</i> +(† 1591); das protestantische Kirchenlied. Die Maler Lukas +Kranach, Vater und Sohn, in <i>Wittenberg</i>, später in Weimar +(† 1553 bezw. 1586).</p> + +<div class="sidenote"><b>1550.</b></div> + +<p><b>Abdankung Karls V.</b> in Brüssel. Die Krone <b>Spanien</b> +(mit den Kolonien), dazu <i>Neapel</i>, <i>Mailand</i>, Freigrafschaft +<i>Burgund</i> und die Niederlande kommen an seinen +Sohn <i>Philipp</i>, die Kaiserwürde an seinen Bruder <i>Ferdinand I.</i> +(s. S. 225). Karl lebt in der Nähe des Klosters S. Just (in +Estremadura, nördlich vom Tajo) als Privatmann (nicht Mönch), +stirbt 1558.</p> + + +<h4>§ 3. Frankreich.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1498–1589.</b></div> + +<p>Häuser <b>Orléans</b> und <b>Angoulême</b>.</p> + +<p>Nebenlinien des Hauses Valois (s. S. 208), deren +Zusammenhang mit der Hauptlinie die folgende Stammtafel +darstellt.<span class="pagenum"><a name="Page_235" id="Page_235">[235]</a></span></p> + +<pre> +<b>Karl V.</b> (dritter K. aus dem Hause <i>Valois</i>) †1380. +___________________|_______________________ +<b>Karl VI.</b> †1422. Ludwig, Hz. v. Orléans. + | Gem. Valentine Visconti. + | ______|__________________ +<b>Karl VII.</b> †1461. Karl, Hz. Johann, Graf + | v. Orléans. v. Angoulême. + | | | +<b>Ludwig XI.</b> †1483. <b>Ludwig XII.</b> Karl, Graf v. Angoulême. + | †1515. Gem. Anna v. Gem. Louise v. Savoyen. + | d. Bretagne, Witwe | + | Karls VIII. | + | | | +<b>Karl VIII.</b> †1498. Claudia. <b>Franz I.</b> †1547. +Gem. Anna v. d. Bretagne. _____________________________ + | + <b>Heinrich II.</b> †1559. + Gem. Katharina v. Medici. + _______________________________|____________________________________________ +| | | | | | +<b>Franz II.</b> Elisabeth, <b>Karl IX.</b> <b>Heinrich III.</b> Franz, Margarete, +†1560. Gem. Gem. †1574. (Hz. v. Anjou) Hz. v. Gem. +Maria Stuart. Philipp II. K. v. Polen. Alençon. Heinrich IV. + K. v. Spanien. †1589. +</pre> + +<p>Die französische Monarchie, nach Zeiten schwerer Erschütterung +wieder erstarkt, beginnt schon unter <i>Karl VIII.</i> +(S. 209) eine gegen <i>Italien</i> gerichtete Eroberungspolitik, doch +ohne dauernden Erfolg.</p> + +<div class="sidenote">1498–1515.</div> + +<p><b>Ludwig XII.</b> heiratet Anna von der <i>Bretagne</i>, +Karls VIII. Witwe, um dieses Herzogtum bei der +Krone zu erhalten, macht Ansprüche auf <b>Mailand</b> als Enkel +von <i>Valentine Visconti</i>, verjagt den Herzog <i>Ludovico Moro</i> +(aus dem Hause <i>Sforza</i>, s. S. 211), der, als er nach Mailand +zurückkehrt, gefangen wird (1500).</p> + +<div class="sidenote">1501.</div> + +<p><i>Ludwig XII.</i> erobert im Bunde mit <i>Ferdinand dem +Katholischen</i>, König von Aragon, das Königreich +<b>Neapel</b>. Spanier und Franzosen bald uneinig, die letzteren +von dem spanischen Feldherrn <i>Gonsalvo de Cordŏva</i> am <i>Garigliano</i> +geschlagen (1504). Ludwig XII. verzichtet auf Neapel, +behauptet aber die Schutzherrschaft über <i>Genua</i>. Neapel und +Sicilien bis 1713 in spanischem Besitz. Gonsalvo erster Vizekönig.</p> + +<div class="sidenote">1508.</div> + +<p>Teilnahme Ludwigs an der <i>Liga zu Cambrai</i> gegen +Venedig, aber Papst Julius II., Ferdinand der +Katholische und Venedig verbinden sich 1511 zur <i>Heiligen +Liga</i>, um die Franzosen aus Italien zu vertreiben. Diese +führen den Krieg unter <i>Gaston de Foix</i>, Neffen Ludwigs XII., +anfangs glücklich, nehmen 1512 <i>Brescia</i> mit Sturm (<b>Bayard</b>, +der Ritter ohne Furcht und Tadel, S. 229), schlagen mit Hilfe +von 5000 deutschen Landsknechten das spanisch-päpstliche Heer +bei <i>Ravenna</i>, werden aber 1513 von den Schweizern bei <i>Novāra</i> +geschlagen und räumen Italien.</p> + +<div class="sidenote"><b>1515–1547.</b></div> + +<p><b>Franz I.</b></p> + +<div class="sidenote">1515.</div> + +<p>Er erobert <i>Mailand</i> wieder durch den glänzenden +Sieg über die Schweizer bei <b>Marignano</b>.<span class="pagenum"><a name="Page_236" id="Page_236">[236]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1520.</div> + +<p>Zusammenkunft mit Heinrich VIII. von England +(<i>Camp du drap d’or</i>) in der Nähe von Calais.</p> + +<p>Kriege mit <i>Karl V.</i> (s. S. 229–232): <i>Mailand</i> verloren. +Künste und Wissenschaften werden gefördert durch den Verkehr +mit Italien. Schloßbauten: der <i>Louvre</i> in Paris.</p> + +<p>Erhöhung der königlichen Macht durch ein Konkordat mit +dem Papste (1516), welches die Wahl der Bischöfe und Äbte +im wesentlichen dem König überläßt; dagegen Wiedereinführung +der <i>Annaten</i> (Gebühren für die Bestätigung durch den Papst +in der Höhe eines Jahreseinkommens) und Verzichtleistung auf +den Grundsatz des Konstanzer und Baseler Konzils, daß ein +allgemeines Konzil <i>über</i> dem Papste stehe (s. S. 203). Verfolgung +der Protestanten und grausame Hinrichtungen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1547–1559.</b></div> + +<p><b>Heinrich II.</b> Wachsende Macht der <b>Guisen</b>, +eines Nebenzweiges des Hauses Lothringen, (<i>Franz</i>, +Herzog von Guise, und <i>Karl</i>, der »Kardinal von Lothringen«). +Verfolgung der Protestanten in Frankreich, aber Unterstützung +der <i>deutschen</i> Protestanten. 1552 <i>Metz</i>, <i>Toul</i>, <i>Verdun</i> gewonnen, +Krieg mit Karl V. (s. S 233).</p> + +<div class="sidenote">1556–1559.</div> + +<p>Krieg mit <i>Philipp II.</i> von Spanien. Die Franzosen +von den Spaniern (mit Hilfe der Engländer) +bei <i>St. Quentin</i> 1557 und durch den Grafen <i>Egmont</i> bei +<i>Gravelingen</i> 1558 geschlagen. <i>Franz von Guise</i> nimmt <i>Calais</i>, +die letzte Besitzung der Engländer in Frankreich +(S. 209).</p> + +<div class="sidenote">1559.</div> + +<p>Im Frieden zu <i>Cateau Cambrésis</i> geben die Franzosen +alle Eroberungen, außer <i>Calais</i>, heraus. +Philipp II. heiratet Elisabeth, älteste Tochter Heinrichs II. +Auf Heinrich II., der an einer Turnierwunde stirbt, folgen +hintereinander seine drei schwachen Söhne.</p> + +<div class="sidenote"><b>1559–1560.</b></div> + +<p><b>Franz II.</b>, erster Gemahl der <i>Maria Stuart</i> von +Schottland, einer Nichte der Guisen. Verfolgung +der Protestanten, grausame Hinrichtungen (<i>Chambres ardentes</i>). +Des Königs Mutter <b>Katharina von Medici</b> mit den Guisen +verbündet, während die Prinzen aus dem Hause <i>Bourbon</i>, +Anton, König von Navarra,<a name="FNanchor_44_44" id="FNanchor_44_44"></a><a href="#Footnote_44_44" class="fnanchor">[44]</a> und Ludwig von Condé, sich der +Protestanten annehmen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1560–1574.</b></div> + +<p><b>Karl IX.</b>, 10 Jahre alt, ebenfalls unter der +Leitung seiner Mutter <i>Katharina von Medici</i>,<span class="pagenum"><a name="Page_237" id="Page_237">[237]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1562–1598.</div> + +<p><b>Hugenottenkriege.<a name="FNanchor_45_45" id="FNanchor_45_45"></a><a href="#Footnote_45_45" class="fnanchor">[45]</a></b></p> + +<p>Die Verletzung eines den Reformierten gewährten +Toleranzedikts durch <i>Franz von Guise</i> (Blutbad zu <i>Vassy</i> in +der Champagne 1562) und grausame Verfolgungen in mehreren +Städten veranlassen eine bewaffnete Erhebung der Reformierten +unter Führung des Prinzen von <i>Condé</i> und des Admirals +<i>Coligny</i>. Sie erkämpfen in <i>drei Kriegen</i> (bis 1570) das Zugeständnis +bedingter Religionsfreiheit, welches durch Einräumung +von 4 Sicherheitsplätzen (namentlich der Hafenstadt <i>La Rochelle</i>) +gewährleistet wird.</p> + +<div class="sidenote"><b>1572.</b> +23.–24. Aug.</div> + +<p><b>Die Bartholomäusnacht</b> oder <b>Pariser Bluthochzeit.</b> +Bei Gelegenheit der Vermählung <i>Heinrichs +von Bourbon</i> und <i>Navarra</i>, der nach Condés +Tode an die Spitze der Hugenotten getreten war, mit der Schwester +des Königs Karl IX., Margarete von Valois, zuerst ein Mordanschlag +auf <i>Coligny</i> gemacht, dann Ermordung aller in Paris +anwesenden Hugenotten, geleitet von <i>Heinrich von Guise</i> und +der Königin-Mutter <i>Katharina von Medici</i>. Heinrich von +Navarra rettet sein Leben durch Übertritt zur katholischen +Kirche. In der Hauptstadt werden über 2000, in ganz Frankreich +gegen 20000 Hugenotten ermordet. Diese Bluttat entzündet +den <i>vierten</i> Krieg (1572–1573). La Rochelle, von Herzog +<i>Heinrich von Anjou</i>, Bruder des Königs Karl IX., belagert, +verteidigt sich tapfer (Graf Montgomery). Die Wahl des Herzogs +von Anjou zum König von Polen bewirkt einen Vergleich.</p> + +<p>Karl IX. stirbt 1574. Sein Bruder, der aus Polen entweicht, +wird König von Frankreich als</p> + +<div class="sidenote"><b>1574–1589.</b></div> + +<p><b>Heinrich III.</b> Der <i>fünfte</i> Krieg, während dessen +Heinrich von Navarra wieder zum reformierten +Glauben übertritt, wird 1576 unter Bedingungen beendigt, die +für die Hugenotten günstiger sind als die früheren Friedensschlüsse. +Daher Unzufriedenheit der strengen Katholiken; die +<b>Heilige Ligue</b> beabsichtigt im Bunde mit <i>Philipp II.</i> Vernichtung +der reformierten Partei und Erhebung der Guisen auf +den Thron. Der König erklärt sich aus Furcht vor der Ligue +zum Haupt derselben und verbietet den reformierten Gottesdienst +in ganz Frankreich.</p> + +<p>Daher nochmals <i>drei Kriege</i>, der letzte (1585–1589) genannt +<b>Krieg der drei Heinriche</b> (<i>Heinrich III.</i> von Valois, +<i>Heinrich</i> von Navarra, <i>Heinrich</i> von Guise). In Paris bildet +sich die <b>Ligue der Sechzehn</b>, welche die Absetzung des<span class="pagenum"><a name="Page_238" id="Page_238">[238]</a></span> +schwachen Königs bezweckt. Volksaufstand, Tag der Barrikaden +12. Mai 1588. Heinrich III. entflieht nach <i>Blois</i>, wohin er die +Reichsstände (États-généraux) zusammenruft. Da er bei diesen +keinen Beistand gegen die Ligue findet, läßt er den Herzog +<i>Heinrich von Guise</i> und dessen Bruder, den <i>Kardinal Ludwig</i>, +ermorden. Aufstand der Katholiken, an dessen Spitze sich der +Bruder der Ermordeten, Herzog <i>Karl von Mayenne</i>, stellt. +Heinrich III. flieht zu Heinrich von Navarra in das Lager der +Hugenotten, wird vor Paris, in St. Cloud, von dem Mönch <i>Jakob +Clément</i> ermordet (1589).</p> + +<div class="sidenote"><b>1589–1792.</b></div> + +<p><b>Haus Bourbon</b> (stammt ab von einem +jüngeren Sohne Ludwigs IX., des Heiligen).</p> + +<div class="sidenote"><b>1589–1610.</b></div> + +<p><b>Heinrich IV.</b> Die katholische Partei verweigert +ihm die Anerkennung. Heinrich IV. siegt über +Karl von Mayenne bei <b>Ivry</b> 1590, belagert aber vergeblich +Paris, welches von Mayenne und dem Herzog von Parma (s. S. 243) +entsetzt wird. Erst nachdem Heinrich in St.-Denis abermals +seinen Übertritt zur katholischen Kirche erklärt hat, öffnet +ihm Paris die Tore (1594). Darauf Aufhebung des päpstlichen +Bannes, Friede mit Philipp II. von Spanien. Die Religionskriege +werden beendet durch das</p> + +<div class="sidenote"><b>1598.</b></div> + +<p><b>Edikt von Nantes</b>, welches den Reformierten gleiche +<i>bürgerliche</i> Rechte mit den Katholiken gibt, aber +keineswegs vollständig freie Religionsübung. Es gestattet den +reformierten Kultus den <i>Edelleuten</i> mit selbständiger Gerichtsbarkeit +(<i>seigneurs hauts justiciers</i>) und den <i>Bürgern</i> in einer +<i>bestimmten</i> Anzahl von Städten und Flecken, untersagt ihn +aber in allen bischöflichen und erzbischöflichen Städten, am +Hofe des Königs, in Paris, sowie im Umkreise von 5 Meilen +um die Hauptstadt. Die Reformierten werden zu öffentlichen +Ämtern zugelassen und behalten ihre Sicherheitsplätze. Das +Edikt wird erst nach langer Weigerung von den Parlamenten +(d. h. höchsten Gerichtshöfen) registriert.</p> + +<p>Heinrichs IV. Minister, der Herzog von <b>Sully</b>, trifft Maßregeln +zur Wiederherstellung des zerrütteten Wohlstandes und +der Finanzen. Förderung des Ackerbaues und Gewerbes, des +Seehandels; Kolonien in <i>Kanada</i> (Quebec 1608). Der König +beabsichtigt, als Verbündeter der protestantischen <i>Union</i> in den +Jülich-Cleveschen Erbstreit (S. 252) einzugreifen, wird aber von +dem Fanatiker Franz <i>Ravaillac</i> in Paris ermordet. +Sein Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>1610–1643.</b></div> + +<p><b>Ludwig XIII.</b>, 9 Jahre alt. Regentschaft seiner +Mutter <i>Maria von Medici</i>. Sully vom Amte entfernt; +an die Spitze der Geschäfte tritt der Italiener <i>Concini</i> +(Maréchal <i>d’Ancre</i>), nach dessen Ermordung 1617 der Herzog +von <i>Luynes</i>, endlich der große Staatsmann <b>Kardinal Richelieu</b><span class="pagenum"><a name="Page_239" id="Page_239">[239]</a></span> +(Armand-Jean du Plessis, geb. 1585 in Poitou, 1607 Bischof +von Luçon, 1616 Staatssekretär, 1622 Kardinal, † 1642). Von +1624–1642 verwaltet <b>Richelieu</b> eigentlich allein das Reich; +nur einmal (11. Nov, 1630, <i>journée des dupes</i>) glaubt Maria +von Medici ihn gestürzt zu haben, doch beherrscht er von da +an den König sicherer als je.</p> + +<p>Richelieus Ziel ist die Erhebung Frankreichs zur ersten +Macht Europas und die Begründung der Allgewalt des Königs. Er +bricht die Macht des Adels, macht die Krone unabhängig von +den <i>Reichsständen</i>, die nicht mehr berufen werden, besiegt die +Hugenotten (Belagerung und Einnahme von <i>La Rochelle</i> 1628), +welche fortan nicht mehr eine bewaffnete politische Partei, +sondern eine <i>geduldete Sekte</i> sind. Unruhen, erregt von <i>Gaston +von Orléans</i>, Bruder des Königs, enden mit dem vollständigen +Siege Richelieus; die Königin-Mutter wird verbannt, Gaston entflieht +nach <i>Lothringen</i>, versucht vergebens gewaltsame Rückkehr +mit Hilfe des Herzogs von <i>Montmorency</i>, des Statthalters von Languedoc; +dieser wird 1632 in Toulouse hingerichtet.</p> + +<div class="sidenote">1633.</div> + +<p>Das Herzogtum <i>Lothringen</i> (vgl. S. 206, 233) von +französischen Truppen besetzt (bis 1659). Der +Dreißigjährige Krieg bietet Gelegenheit, Frankreichs Macht +auf Kosten Deutschlands zu erhöhen.</p> + +<p><i>Richelieu</i> legt den Grund zur Machtstellung Ludwigs XIV. +Frankreich verdankt ihm die Segnungen einer geordneten <i>Verwaltung</i> +und das Aufblühen seiner klassischen <i>Literatur</i>. +Stiftung der französischen Akademie 1635, der maßgebenden Behörde +in Sachen der Sprache und des Stils; <i>Corneilles</i> Cid 1636.</p> + + +<h4>§ 4. Italien.</h4> + +<p>Das Herzogtum <b>Mailand</b> ist seit 1556 (s. S. 234) ein Nebenland +von <i>Spanien</i>, dem Namen nach deutsches Reichslehen. +In <b>Mantua</b> herrscht seit 1328 das Haus <i>Gonzaga</i>; nach dessen +Aussterben der Mantuanische Erbfolgekrieg 1628–1631. <i>Richelieu</i> +zieht persönlich gegen die Kaiserlichen zu Felde und setzt +die Ansprüche der französischen Nebenlinie <i>Nevers</i> auf das +Herzogtum durch.</p> + +<p>Glänzender Hof der Herzöge von <b>Ferrara</b> (S. 210). Nach +dem Tode Alfons’ II. 1597 wird Ferrara als päpstliches Lehen +mit dem Kirchenstaate vereinigt; <b>Modena</b> und Reggio verbleiben +einer Nebenlinie des Hauses <i>Este</i>.</p> + +<p><b>Parma</b> und Piacenza früher zu Mailand gehörig, 1512 vom +Papst Julius II. für den Kirchenstaat in Besitz genommen, +bilden seit 1545 ein selbständiges Herzogtum im Besitz des +Hauses <i>Farnese</i> bis 1731.</p> + +<p><b>Venedig</b> ist 1508 gefährdet durch die Liga von <i>Cambrai</i> +(Papst Julius II., Kaiser Maximilian I., Ludwig XII., Ferdinand<span class="pagenum"><a name="Page_240" id="Page_240">[240]</a></span> +der Katholische); doch wendet sich der Krieg bald gegen Frankreich +(S. 235). Während der folgenden Kriege ist Venedig +meist mit Karl V. verbündet. Gegenüber dem Vordringen der +<i>Türken</i> schließt es sich an Spanien an, muß aber trotz des +mit den Spaniern gemeinsam erfochtenen Sieges bei Lepanto +(S. 242) 1573 den Türken <i>Cypern</i> abtreten; es behält von seinem +Inselbesitz nur <i>Kandia</i> und die <i>Ionischen Inseln.</i></p> + +<p><b>Genua</b> macht sich 1529 unter dem Dogen <i>Andrea Doria</i>, +welcher der Republik eine neue Verfassung gibt, frei von der französischen +Schutzherrschaft (S. 235). Verschwörung des<i>Fiesco</i> 1547. +<i>Giannettino Doria</i>, der Neffe des Dogen, wird ermordet, Andrea +Doria muß flüchten. Schon sind die Verschworenen im Besitz +fast der ganzen Stadt, als Fiesco durch Zufall ertrinkt. Rückkehr +des Dogen, Wiederherstellung der Verfassung.</p> + +<p>Die Herzöge von <b>Savoyen</b>, welche auch <i>Piemont</i> besitzen +(S. 210), sind unter den einheimischen Fürsten von Nord-Italien +die mächtigsten. Doch verlieren sie 1536 das <i>Waadtland</i> an +Bern und geraten während der Kriege Frankreichs mit Karl V. +und Philipp II. in Bedrängnis. Nach dem Frieden von Cateau-Cambrésis +(1559, S. 236) wird <i>Emanuel Philibert</i> in sein +Herzogtum zurückgeführt.</p> + +<p>In <b>Florenz</b> wird 1494 Pietro von Medici, Lorenzos Sohn, +weil er mit dem erobernd vordringenden Karl VIII. von Frankreich +(S. 209 f.) einen Vertrag geschlossen hatte, vertrieben. Haupt +der demokratischen Partei der Dominikaner <i>Savonarōla</i>. Er +bewirkt auf kurze Zeit eine Wendung zur Sittenstrenge, verfällt +aber dem päpstlichen Bann und wird 1498 hingerichtet. +Infolge des Sieges der Heiligen Liga (S. 235) werden 1512 die +<i>Medici</i> wiedereingesetzt. Zweite Vertreibung 1527, die Republik +auf kurze Zeit wiederhergestellt. Karl V. setzt 1531 <i>Alessandro</i> +von Medici als erblichen Herzog ein. Dessen Nachfolger +<i>Cosimo</i> vereinigt die Republik <i>Siena</i> mit seinem Gebiete und +wird 1569 vom Papst Pius V. zum <b>Großherzog von Toskana</b> +erhoben (bestätigt von Kaiser Rudolf II. 1576). Unter Cosimos II. +Regierung lehrt in Florenz <i>Galileo Galilei</i>, der 1633 von der +Inquisition in Rom gezwungen wird, das <i>Kopernikanische +Sonnensystem</i> abzuschwören († 1642 in Arcetri bei Florenz).</p> + +<p>Die <b>Päpste</b> dieser Zeit sind mit Erfolg bestrebt, den +Kirchenstaat zu vergrößern und ihr geistliches Ansehen zu +erhöhen.</p> + +<div class="sidenote">1492–1502.</div> + +<p><i>Alexander VI.</i> aus dem Hause <i>Borgia</i>, durch Ausschweifungen +berüchtigt; sein Sohn <i>Cesar Borgia</i> +herrscht grausam in der Romagna.</p> + +<div class="sidenote">1503–1513.</div> + +<p><i>Julius II.</i>, kriegerisch und kunstliebend, beginnt +den Neubau der Peterskirche, beruft dazu den +Baumeister Bramante, den Bildhauer Michelangelo (an Julius’ II. +Grab Statue des Moses) und den Maler Raffael nach Rom.<span class="pagenum"><a name="Page_241" id="Page_241">[241]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1513–1521.</div> + +<p><i>Leo X.,</i> Sohn Lorenzos von Medici (S. 211), kunstliebend +und gelehrt.</p> + +<div class="sidenote">1521–1523.</div> + +<p><i>Hadrian VI.,</i> aus Utrecht, früher Lehrer Karls V., +auf Abstellung kirchlicher Mißbräuche bedacht.</p> + +<div class="sidenote">1523–1534.</div> + +<p><i>Clemens VII.,</i> Neffe Lorenzos von Medici, klug, +aber nicht tatkräftig.</p> + +<div class="sidenote">1555–1559.</div> + +<p><i>Paul IV.,</i> streng kirchlich, hat 1542 als Kardinal +unter Paul III. die Herstellung der <i>Inquisition</i> +(S. 186) und die Einrichtung des Index librorum +prohibitorum bewirkt.</p> + +<div class="sidenote">1572–1585.</div> + +<p><i>Gregor XIII.</i> ordnet 1582 den <i>verbesserten Kalender</i> +an (Ausfall des Schaltjahres am Ende des Jahrhunderts, +mit Ausnahme jedes vierten Jahrhunderts).</p> + +<div class="sidenote">1575–1590.</div> + +<p><i>Sixtus V.</i> unterdrückt das Räubertum im Kirchenstaat; +Vollendung der Peterskirche.</p> + +<p><b>Neapel</b> ist von 1504–1713 ein Nebenland Spaniens (s. S. 235). +Der Aufstand des Fischers <i>Tommaso Aniello,</i> genannt <i>Masaniello</i> +(1647), wird schnell unterdrückt.</p> + +<p><b>Blütezeit der italienischen Kunst und Literatur.</b></p> + +<p>Maler: <i>Leonardo da Vinci</i> († 1519), <i>Raffael Santi</i> († 1520), +<i>Antonio Allegri,</i> genannt <i>Correggio</i> († 1534), <i>Michelangelo +Buonarotti</i> († 1564), zugleich Bildhauer und Architekt, <i>Tizian</i> +(† 1576), <i>Paul Veronese</i> († 1588). Musiker: <i>Palestrina</i> († 1594). +Dichter: <i>Ariosto</i> († 1533), <i>Torquato Tasso</i> († 1595). Unter +den Prosaschriftstellern ragt hervor der Politiker <i>Macchiavelli</i> +(† 1527 in Florenz: Il Principe, Buch vom Fürsten).</p> + + +<h4>§ 5. Pyrenäische Halbinsel und Niederlande,</h4> + +<div class="sidenote"><b>1479–1516.</b></div> + +<p><b>Ferdinand der Katholische,</b> König von <i>Aragon,</i> +übernimmt 1504 nach dem Tode seiner Gemahlin +<i>Isabella</i> (S. 215) die Regierung in <i>Kastilien</i> für seine abwesende +Tochter <i>Johanna</i>, Gemahlin des Erzherzogs Philipp von Österreich +(S. 225). Philipp und Johanna kommen 1506 nach +Kastilien; Ferdinand tritt in einem Vertrage die Regentschaft +an Philipp ab, aber bald darauf stirbt dieser plötzlich 1506. +Johanna, schon früher schwermütig, verfällt in Wahnsinn, lebt +im Schlosse <i>Tordesillas</i> in Haft bis zu ihrem Tode (1555). +Ferdinand übernimmt wieder die Regentschaft, erweitert 1512 +das Reich Aragon durch Eroberung des kleinen Königreichs +<i>Navarra</i>; nur der nördlich von den Pyrenäen gelegene Teil +desselben bleibt dem französischen Grafen <i>Jean d’Albret</i> (S. 236). +Befestigung der Monarchie in dem nunmehr vereinigten <b>Königreich +Spanien</b> mit Hilfe des staatsklugen Kardinals <i>Ximenez</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1516–1556.</b></div> + +<p><b>Karl I.</b> (als deutscher Kaiser <i>Karl V.,</i> s. S. 228) +begründet nach Niederwerfung eines Aufstandes in<span class="pagenum"><a name="Page_242" id="Page_242">[242]</a></span> +Kastilien (1521) die unbeschränkte Königsgewalt in <i>Spanien</i>; +die Cortes fortan ohne Bedeutung. Durch Erwerbung großer +Gebiete in <i>Amerika</i> (S. 223) gelangt Spanien zu hoher Machtstellung.</p> + +<div class="sidenote"><b>1556–1598.</b></div> + +<p><b>Philipp II.</b>, viermal vermählt, mit: 1. <i>Maria</i> von +Portugal (Mutter des Don Carlos), 2. <i>Maria der +Katholischen</i> von England (S. 246), 3. <i>Elisabeth</i> von Valois +(S. 236), 4. <i>Anna</i>, Tochter Maximilians II. Unter seinem starren +Despotismus erschöpfen sich die Kräfte des spanischen Reiches.</p> + +<p>Krieg mit Frankreich (S. 236). Blutige Verfolgung der +Moriskos und der Protestanten in Spanien; die Schrecken der +Inquisition (S. 215) dauern fort. Zwist zwischen dem König +und seinem Erben <i>Don Carlos</i>; dieser wird verhaftet und stirbt +im Gefängnis 1568. Über die <i>Türken</i>, welche 1565 vergeblich +die dem Johanniterorden (S. 178) gehörige Insel <i>Malta</i> angreifen +(tapfere Verteidigung durch den Großmeister <i>La Valette</i>), +erficht <i>Don Juan d’ Austria</i>, Karls I. (V.) natürlicher Sohn, +den großen</p> + +<div class="sidenote"><b>1571.</b></div> + +<p><b>Seesieg bei Lepanto</b> (Naupaktos, S. 44). +In demselben Jahre werden die <i>Philippinen</i>-Inseln +in Besitz genommen (1898 an die Union abgetreten).</p> + +<div class="sidenote"><b>1568–1648.</b></div> + +<p><b>Freiheitskrieg der Niederlande.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Die seit Karls V. Abdankung an Spanien +gekommenen niederländischen Provinzen (S. 225) waren seit +alter Zeit im Besitz bedeutender Privilegien; die <i>Stände</i> (<i>Staaten</i>, +<i>États</i>) hatten Steuern und Truppen zu bewilligen. Aber Druck +der spanischen Besatzungen, Strafedikte gegen die Ketzer, die +geplante Gründung neuer Bistümer, Furcht vor Einführung der +spanischen Inquisition bewirken unter der Statthalterin <i>Margarete +von Parma</i> (1559–1567), der Halbschwester des Königs +Philipp II. (ihr Ratgeber Bischof <i>Granvella</i>), heftige Erregung. +Bund des Adels (Kompromiß zu <i>Breda</i>) zur Verteidigung der +Privilegien. Im Staatsrat sind Graf <i>Egmont</i>, Statthalter von +Flandern, und Wilhelm von <i>Nassau-Oranien<a name="FNanchor_46_46" id="FNanchor_46_46"></a><a href="#Footnote_46_46" class="fnanchor">[46]</a></i>, Statthalter von +Holland und Seeland, um Erhaltung des Friedens +bemüht.</p> + +<div class="sidenote">1566.</div> + +<p>Überreichung einer Bittschrift an die Statthalterin +in <i>Brüssel</i> durch 300 Vertreter des niederen Adels +(<b>Geusen</b>, Bettler, ihr Parteiname, entstanden durch den verächtlichen +Ausruf des Grafen von Barlaimont: <i>Ce n’est qu’un +tas de gueux</i>). Volksunruhen, veranlaßt durch calvinische +Prediger; Bildersturm und Plünderung der Kirchen. Egmont +und Wilhelm von Oranien treten diesen Unordnungen entgegen.<span class="pagenum"><a name="Page_243" id="Page_243">[243]</a></span></p> + +<p>Obwohl die Ruhe schließlich wiederhergestellt +war, wird</p> + +<div class="sidenote">1567.</div> + +<p>Herzog <b>Alba</b> mit einem spanischen Heere über +<i>Genua, Savoyen, Burgund</i> nach den Niederlanden +gesandt. Wilhelm von Oranien entflieht nach Nassau. Tausende +von Niederländern verlassen ihr Vaterland. Alba übernimmt +die Regierung; der von ihm in Brüssel eingesetzte Gerichtshof +arbeitet entsetzlich, vom Volk als »Blutrat« bezeichnet.</p> + +<div class="sidenote">1568.</div> + +<p>Hinrichtung der Grafen <i>Egmont</i> und <i>Hoorn</i>.</p> + +<p><b>Wilhelm von Oranien</b> macht mit Flüchtlingen +und deutschen Söldnern, die er in Nassau um sich gesammelt +hat, einen Einfall in die Niederlande, wird aber von Alba +zurückgeschlagen.</p> + +<p>Die willkürlichen, von Alba auferlegten Steuern (der 10te +Pfennig von jeder verkauften Ware, der 100ste vom Vermögen) +erregen einen neuen Aufstand. Einnahme von <i>Briel</i> (an der +Maasmündung) durch die Wassergeusen 1572. Schnelle Ausbreitung +des Aufstandes, besonders in den nördlichen Provinzen, +wo Wilhelm von Oranien nach seiner Rückkehr aus Deutschland +an die Spitze tritt. Herzog Alba wird auf seinen eigenen Antrag +1573 zurückberufen.</p> + +<p>Sein Nachfolger <i>Luis de Requesens</i> siegt zwar 1574 auf +der Mooker Heide, wo zwei Brüder des Prinzen von Oranien +fallen, belagert aber <i>Leyden</i> vergeblich (Durchstechung der +Deiche, Gründung der Universität) und kann des Aufstandes +nicht Herr werden († 1576). Plünderungen der Städte Antwerpen, +Mastricht, Gent u. a. durch die königlichen Truppen führen die</p> + +<div class="sidenote"><b>1576.</b></div> + +<p><b>Pazifikation von Gent</b> herbei, einen Vertrag <i>aller</i> +Provinzen, durch welchen sie sich, ungeachtet der +religiösen und nationalen Unterschiede, vereinigen, um die +spanischen Soldaten aus dem Lande zu treiben.</p> + +<p>Der neue Statthalter <i>Don Juan d’Austria</i>, Philipps II. +Halbbruder, wird von den meisten Provinzen nicht anerkannt, +doch entsteht unter ihnen bald Uneinigkeit. Ihm folgt +<i>Alexander Farnese von Parma</i>, Margaretes Sohn (1578–1592), +ein staatskluger Fürst und trefflicher Feldherr. Dieser unterwirft +unter dem Versprechen der Herstellung ihrer alten +politischen Freiheiten die <i>südlichen</i>, katholischen Provinzen +(Belgien). Die sieben <i>nördlichen</i>, überwiegend calvinischen +(Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Overyssel, Groningen, +Friesland) schließen</p> + +<div class="sidenote"><b>1579.</b></div> + +<p>die <b>Utrechter Union</b>, sagen sich 1581 gänzlich von +Spanien los und übertragen die Leitung <i>Wilhelm +von Oranien</i>. Nach dessen Ermordung zu <i>Delft</i> 1584 durch +den Fanatiker Balthasar Gerard tritt sein Sohn, der 17jährige<span class="pagenum"><a name="Page_244" id="Page_244">[244]</a></span> +<b>Moritz von Oranien</b>, an die Spitze. Kriegsglück Alexanders +von Parma, Einnahme von <i>Antwerpen</i> 1585. Die den Holländern +geleistete englische Hilfe (<i>Leicester</i> Statthalter) bestimmt Philipp +zur Ausrüstung der <b>Armāda</b>, welche, angeführt vom Herzog +Medina Sidonia, furchtbaren Stürmen und der Tapferkeit der +Engländer erliegt (1588). Seitdem Niedergang der spanischen +Seeherrschaft. Moritz erobert Breda 1590, dann Nimwegen +und Groningen, die Spanier erobern 1604 nach dreijähriger Belagerung +Ostende. Endlich wird unter König</p> + +<div class="sidenote"><b>1598–1621.</b></div> + +<p><b>Philipp III.</b></p> + +<div class="sidenote">1609.</div> + +<p>ein zwölfjähriger <b>Waffenstillstand</b> geschlossen. Unter +dem schwachen, von Günstlingen beherrschten +Könige sinkt Spaniens Macht und Wohlstand weiter, namentlich +auch infolge der Austreibung von 500000 Moriskos. Nach +Ablauf des Waffenstillstandes mit den Niederländern wird der +Kampf wieder aufgenommen, bis unter König</p> + +<div class="sidenote"><b>1621–1665.</b></div> + +<p><b>Philipp IV.</b> die <b>Republik der Niederlande</b> im +Westfälischen Frieden 1648 (s. S. 260) die Anerkennung +ihrer Unabhängigkeit von seiten Spaniens und des +Deutschen Reiches erlangt.</p> + +<p>In dem aufblühenden neuen Staate fehlt es nicht an inneren +Parteiungen; der <i>oranischen</i> Partei steht die <i>Generalstaaten</i>-Partei +gegenüber, den strengen Calvinisten (Gomarianern) die +gemäßigten (Arminianer). Die Synode zu <i>Dordrecht</i> verurteilt +1619 den verdienten Staatsmann <i>Olden Barneveld</i>, welcher +Moritz von Oranien entgegengetreten war, zum Tode; <i>Hugo +Grotius</i>, zur Haft verurteilt, flieht 1621 nach Frankreich (sein +Buch <i>de iure belli ac pacis</i> Grundlage des Völkerrechts, 1635 +schwedischer Gesandter in Paris, † 1645). Die Statthalterwürde +wird 1650 aufgehoben, 1672 wiederhergestellt.</p> + +<pre> + Wilhelm I. von Nassau-Oranien, + †1584. + _______________|_____________ + | | +Moritz, Friedrich Heinrich, +†1625. †1647. + ____________|___________ + | | + Wilhelm II., Luise Henriette, †1667. + †1650. Gem. Friedrich Wilhelm + | v. Brandenburg. + | | + Wilhelm III., Friedrich I. + †1702. von Preußen. +</pre> + +<p><b>Aufschwung der niederländischen Seemacht</b>: Ostindische +Kompagnie 1602 gegründet, <i>Neu-Amsterdam</i> (New +York, S. 270) 1612, <i>Batavia</i> auf Java 1619, <i>Kapstadt</i> 1651, <i>Ceylon</i> +besetzt 1656, 1634–54 auch <i>Brasilien</i>. <i>Tasman</i> umfährt +Australien (Neu-Holland) 1642.</p> + +<p>Blüte der Wissenschaften auf der Universität <i>Leyden</i> +(gegr. 1575). Der Philosoph <i>Baruch Spinoza</i> geb. zu Amsterdam +1632, † 1677.<span class="pagenum"><a name="Page_245" id="Page_245">[245]</a></span></p> + +<p>Blüte der Malerei (<i>Rembrandt</i> † 1669, <i>Ruysdael</i> † 1682, +<i>Hobbema</i> † 1709), der Dichtkunst (<i>Vondel</i> † 1679) und Musik +(Roland de Lattre [Orlandus Lassus] † 1594 in München).</p> + +<p>In den spanischen Niederlanden die Maler <i>Rubens</i>, geb. in +Siegen 1577, † in Antwerpen 1640; <i>van Dyk</i> † 1641; <i>Teniers</i> +der Ältere † 1649, <i>Teniers</i> der Jüngere † 1690; <i>Snyders</i> † 1657.</p> + +<p>Auch in <b>Spanien</b> Blüte der Literatur (<i>Cervantes</i> † 1616, +<i>Lope de Vega</i> † 1635, <i>Calderon</i> † 1681) und Malerei <i>(Velasquez</i> +† 1660, <i>Murillo</i> † 1682), aber das Volk verarmt und unwissend; +Gewerbfleiß, Handel und Seemacht im Niedergang begriffen.</p> + +<p><b>Portugal</b> im Besitz ansehnlicher Kolonien, blühend unter +<i>Emanuel dem Großen</i> (1495–1521). Sein Urenkel <i>Sebastian</i> +fällt 1578 in der unglücklichen Schlacht bei <i>Alkassar</i> in Marokko. +Philipp II. von Spanien erhebt Erbansprüche als Sohn einer +Tochter Emanuels, nimmt 1580 das Land in Besitz. Als +<b>spanische Provinz (1580–1640)</b> verliert Portugal einen großen +Teil seiner Kolonien (Molukken, Sunda-Inseln, Ceylon) an die +Niederländer. 1640 Erhebung gegen die spanische Herrschaft; +eine fast unblutige Revolution erhebt das Haus <b>Braganza</b> +(König Johann IV.) auf den Thron, das ihn bis 1910 behauptet.</p> + + +<h4>§ 6. England und Schottland.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1485–1603.</b></div> + +<p><b>Haus Tudor</b> (s. s. 213).</p> + +<div class="sidenote">1485–1509.</div> + +<p><b>Heinrich VII.</b> erhöht das Ansehen der Krone, +indem er dem Adel verbietet, bewaffnetes Gefolge +zu halten (Gerichtshof der <i>Sternkammer</i> gegen Aufruhrversuche) +und die Finanzen ordnet. Er versucht ganz Irland zu +unterwerfen (S. 192). Seine Tochter <i>Margarete</i> vermählt mit +<i>Jakob IV.</i>, König von Schottland (aus dem Hause <i>Stuart</i>, +s. S. 212).</p> + +<div class="sidenote"><b>1509–1547.</b></div> + +<p><b>Heinrich VIII.</b>, grausam und tyrannisch. Er ist +sechsmal vermählt, nämlich mit: 1. <i>Katharina von +Aragon</i>, Schwester der »wahnsinnigen« Johanna (S. 225), Witwe +seines Bruders <i>Arthur</i>, Mutter von <i>Maria der Katholischen</i> +(geschieden). 2. <i>Anna Boleyn</i>, Mutter der <i>Elisabeth</i> (hingerichtet). +3. <i>Johanna Seymour</i> († nach der Geburt ihres +Sohnes <i>Eduard VI.</i>). 4. <i>Anna von Cleve</i> (geschieden). +5. <i>Katharina Howard</i> (hingerichtet). 6. <i>Katharina Parr</i> +(überlebt den König). Die verweigerte Scheidung von der +ersten Gemahlin (Kardinal <i>Wolsey</i>, gestürzt 1529) wird für den +anfangs streng katholischen König (<i>Defensor fidei</i>) Grund zur +Trennung der <i>englischen Kirche</i> vom Papsttum (1531). Der +König kirchliches Oberhaupt. Blutige Verfolgung aller den +<i>Suprematseid</i> Verweigernden (der Kanzler Thomas More † 1535); +Einziehung vieler Klöster, aber Beibehaltung katholischer Lehren +(die 6 Artikel).<span class="pagenum"><a name="Page_246" id="Page_246">[246]</a></span></p> + +<p><b>Stammtafel der Familien Tudor und Stuart</b> (S. 213):</p> + +<pre> + <b>Heinrich VII.</b> †1509. + ______________|_____________________________________ + | | | + <b>Heinrich VIII.</b> Margarete, Maria, + †1547. Gem. Jakob IV. Gem. Hz. + | v. Schottland. v. Suffolk +<b>Maria d. Katholische</b> | | + †1558. <b>Jakob V.</b> | +<b>Elisabeth</b> †1603. v. Schottland Franziska, +<b>Eduard VI.</b> †1553. †1542. Gem. Henry Gray. + Gem. Maria | + v. Guise. Johanna Gray + | †1554. + <b>Maria (Stuart)</b> †1587. + Gem. Darnley. + | + <b>Jakob VI.</b> v. Schottland †1625. +</pre> + +<div class="sidenote"><b>1547–1553.</b></div> + +<p><b>Eduard Vl.</b>, 10 Jahre alt. Die Regierung geleitet +von dem Protektor Herzog von <i>Somerset</i>, dann +von Graf <i>Warwick</i>, Herzog von <i>Northumberland</i>. Nun erst +finden die <i>Lehren</i> der Reformation in England Eingang. +Gründung der episkopalen Hochkirche (High Church). <i>Book +of common prayer</i> und Glaubensbekenntnis in 42 Artikeln, +verfaßt von Thomas <i>Cranmer</i>, Erzbischof von +Canterbury.</p> + +<div class="sidenote"><b>1553–1558.</b></div> + +<p><b>Maria die Katholische</b>, »die Blutige«. <i>Northumberlands</i> +Versuch, <i>Johanna Gray</i>, die Gemahlin +seines Sohnes, auf den Thron zu setzen, mißlingt; alle +drei werden hingerichtet. Maria vermählt sich mit Philipp II. +von Spanien, dem aber keine Regierungsrechte zugestanden +werden. Wiederherstellung der katholischen Religion. Grausame +Verfolgung der Protestanten, Erzbischof <i>Cranmer</i> und +viele andere verbrannt. <i>Calais</i> an Frankreich verloren +(s. S. 236).</p> + +<div class="sidenote"><b>1558–1603.</b></div> + +<p><b>Elisabeth.</b> Wiederherstellung der <b>anglikanischen +Kirche</b> (Episkopalkirche), protestantische Lehre +mit Beibehaltung der katholischen Hierarchie und teilweise des +Kultus. Glaubensbekenntnis die <b>39 Artikel</b>. Zahlreiche <i>Dissenters</i> +(Presbyterianer, Puritaner). Handel und Schiffahrt entwickeln +sich, besonders seit der Vernichtung der Armada. Entdeckungsreisen +(<i>Franz Drake</i>, zweite Erdumsegelung 1577 bis +1580, S. 223). Ansiedelungen in Nordamerika, <i>Walther Raleigh</i> +gründet die Kolonie <i>Virginia</i> 1584. Ostindische Kompagnie 1600. +Die Kaufleute der deutschen Hanse werden 1598 aus ihrem +Hause in London, dem <i>Stalhof</i>, vertrieben, erhalten es jedoch +später noch einmal zurück. — Unter Elisabeths Regierung lebt +der große dramatische Dichter <b>William Shakespeare</b> (1564 +bis 1616 und der Philosoph Franz Bacon von Verulam, 1561 +bis 1626).</p> + +<div class="sidenote">1587. +8. Febr.</div> + +<p><b>Hinrichtung</b> der Königin <b>Maria Stuart</b>.</p> + +<p><i>Maria Stuart</i>, Tochter <i>Jakobs V.</i> von Schottland +und der <i>Maria von Guise</i> (S. 236), Urenkelin +Heinrichs VII. von England, geb. 1542, zuerst vermählt mit<span class="pagenum"><a name="Page_247" id="Page_247">[247]</a></span> +<i>Franz II.</i> von Frankreich († 1560), nimmt nach dem Tode +der Königin <i>Maria der Katholischen</i> den Titel <i>Königin von +England</i> an. Nach dem Tode ihres Gemahls Franz übernimmt +sie die Regierung in <b>Schottland</b> (1561). Streit mit den +schottischen Calvinisten. (<i>John Knox</i>, in Genf mit <i>Calvin</i> +befreundet, † 1572). Maria heiratet ihren Vetter <i>Heinrich +Darnley</i>, der ihren Günstling <i>Riccio</i> ermorden läßt (1566) und +dann unter Mitwissenschaft der Königin von <i>Bothwell</i> ermordet +wird (1567). Maria heiratet gleich darauf in dritter Ehe den +Mörder <i>Bothwell</i>. Aufstand der Schotten, Maria gefangen, ihr +und Darnleys einjähriger Sohn <i>Jakob</i> als König anerkannt. +Maria entflieht nach England (1568). Hier wird sie bis 1587 +gefangen gehalten und zuletzt in Fotheringhay wegen Teilnahme +an Verschwörungen gegen das Leben Elisabeths hingerichtet.</p> + +<div class="sidenote">1588.</div> + +<p>Krieg mit Spanien, Vernichtung der spanischen +<b>Armada</b> (130 große Schiffe) durch Seegefechte im +<i>Kanal</i> und durch Stürme an den Küsten von Schottland und +Irland (S. 244). Eine englische Flotte (unter Graf <i>Essex</i> und Admiral +<i>Howard</i>) erobert 1596 <i>Cadiz</i> und kehrt mit reicher Beute +zurück. Graf <i>Essex</i>, Günstling der Königin, wird darauf nach +<i>Irland</i> gesandt, um den Aufstand dort zu dämpfen, kehrt +eigenmächtig zurück, wird wegen Empörung hingerichtet (1601). +Die von Spanien unterstützten katholischen Iren 1601 besiegt. +Irland damit endgültig unterworfen (S. 245, 192). Nach Elisabeths +Tode folgt in England als Erbe des Hauses Tudor das +in Schottland (S. 212) seit 1371 regierende</p> + +<div class="sidenote"><b>1603–1649 (1714).</b></div> + +<p><b>Haus Stuart.</b> Personal-Union +zwischen England und Schottland.</p> + +<div class="sidenote"><b>1603–1625.</b></div> + +<p><b>Jakob I.</b> (als König von Schottland Jakob VI.), +Sohn der Maria Stuart, in Schottland <i>calvinisch</i> +erzogen, bekennt sich dann zur <i>anglikanischen</i> Kirche. Das +Fehlschlagen der Hoffnungen, welche die Katholiken auf ihn +als Sohn der Maria Stuart gesetzt hatten, bewirkt die sogenannte +<b>Pulververschwörung</b> (1605). Doch wird der Plan, König und +Parlament in die Luft zu sprengen, noch rechtzeitig vereitelt. +Streitigkeiten mit dem Parlament wegen der schlechten Finanzwirtschaft +des Königs und der geplanten Vermählung des Thronfolgers +mit einer spanischen Infantin.</p> + +<div class="sidenote"><b>1625–1649.</b></div> + +<p><b>Karl I.</b>, Gemahl der katholischen <i>Henriette</i> von +Frankreich, strebt nach unumschränkter Gewalt +des Königtums. Geldverlegenheiten nötigen ihn zur Erhöhung +des »Tonnen- und Pfundgeldes«, einer Steuer für ein- und ausgeführte +Waren, und dann nach vergeblicher Auflösung von +zwei Parlamenten zur Bewilligung der <i>Bitte um Recht</i> (<b>Petition +of Right</b> 1628) gegen willkürliche Besteuerung und Verhaftung<span class="pagenum"><a name="Page_248" id="Page_248">[248]</a></span> +englischer Bürger. Karls Günstling, der Herzog von <i>Buckingham</i>, +wird ermordet, als er in Portsmouth den Befehl über die +zum Entsatz von <i>La Rochelle</i> (s. S. 239) bestimmte Flotte übernehmen +will.</p> + +<p>Nach Auflösung des dritten Parlaments (1629) regiert Karl +11 Jahre lang willkürlich ohne Parlament. Seine Ratgeber +Lord <b>Strafford</b>, früher Mitglied der Oppositionspartei im Unterhause, +und Erzbischof <b>Laud</b>. Willkürliche Erhebung des +»Schiffsgeldes«, einer Geldabfindung der Seestädte für die Stellung +von Schiffen zum Küstenschutz; <i>John Hampden</i> verweigert +die Zahlung dieser Abgabe, wird gerichtlich dazu verurteilt. +Dieser Prozeß ruft große Aufregung hervor. Auswanderung +bedrückter <i>Puritaner</i> (John Milton ihr Dichter † 1674) nach +den amerikanischen Kolonien, <i>Boston</i> gegründet 1630.</p> + +<div class="sidenote">1637.</div> + +<p>Der unkluge Versuch, die Liturgie und Verfassung +der englischen Episkopalkirche in Schottland einzuführen, +bewirkt offenen Aufruhr und einen förmlichen <b>Bund +der Schotten</b> (<i>Covenant</i>) zum Schutze der religiösen und +politischen Rechte und Freiheiten ihres Landes. Um Geld zum +Kriege gegen die Schotten zu erlangen, beruft der König +(April 1640) ein Parlament. Dieses bewilligt nichts, sondern +erneuert die alten Beschwerden. Ein kleines, durch freiwillige +Spenden und Darlehen der königlich Gesinnten aufgebrachtes +Heer marschiert gegen die Schotten, wird aber +zurückgeschlagen.</p> + +<div class="sidenote">1640. +Nov.</div> + +<p>Karl beruft von neuem ein Parlament. Dieses, das +sogenannte <b>Lange Parlament</b>, wird bald mächtiger +als der König. Der Minister <i>Strafford</i>, vom Unterhause +vor dem Oberhause angeklagt, wird trotz seiner glänzenden +Verteidigung verurteilt und hingerichtet. Erzbischof <i>Laud</i> verhaftet +und später ebenfalls hingerichtet. Ein Aufstand der +katholischen <i>Irländer</i> vermehrt den Unwillen des englischen +Volkes. Der Versuch des Königs, 5 Häupter der Opposition +persönlich im Parlament zu verhaften, bringt den Aufruhr in +London zum Ausbruch (1642). Parteinamen der <i>Kavaliere</i> +(Royalisten) und der <i>Rundköpfe</i> (Republikaner). Karl verläßt +London und geht nach York.</p> + +<div class="sidenote">1642–1649.</div> + +<p><b>Bürgerkrieg in England</b>; den Truppen des Königs +tritt ein <i>Parlamentsheer</i> entgegen. Der König, +anfangs siegreich, beruft das Parlament nach <i>Oxford</i> (1644), +wo sich 83 Lords und 165 Mitglieder des Unterhauses einfinden. +Dagegen Vereinigung der <i>Schotten</i> mit dem englischen <i>Parlamentsheere</i>. +Die Königlichen werden bei <i>Marstonmoor</i> (der +Reiterführer <i>Cromwell</i>) und 1645 bei <i>Naseby</i> geschlagen. Karl, +in Oxford belagert, flieht zu den Schotten, die ihn an das +englische Parlament ausliefern (Januar 1647).<span class="pagenum"><a name="Page_249" id="Page_249">[249]</a></span></p> + +<p>Während des Bürgerkrieges wird die <i>Episkopalkirche</i> in +England <i>aufgehoben</i>; gegen die <i>Presbyterianer</i> aber, die zum +Vergleich mit dem Könige geneigt sind, erhebt sich die Partei +der <b>Independenten</b>, an ihrer Spitze <b>Oliver Cromwell</b>. Sie +erlangen das Übergewicht im Heere und bemächtigen sich auch +des gefangenen Königs. Cromwell schlägt die jetzt <i>zu Gunsten +Karls</i> in England einfallenden <i>Schotten</i> bei <i>Preston</i> und verjagt +seine presbyterianischen Gegner aus dem Parlament (1648). +Das nunmehrige <i>Rumpfparlament</i> (<i>Rump-Parliament</i>) setzt den +König ab und läßt ihn durch einen Gerichtshof +verurteilen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1049.</b></div> + +<p>30. Jan. <b>Karl I.</b> zu Whitehall in London <b>hingerichtet</b>.</p> + +<p>Abschaffung des Oberhauses. England wird <b>Republik</b>, geleitet +von dem Parlament und einem Staatsrat von 42 Mitgliedern.</p> + + +<h4>§ 7. Der Norden und Osten.</h4> + +<p><b>Christian II.</b> von <b>Dänemark</b> (1513–23) versucht +Schweden zu unterwerfen (vgl. S. 216), aber das <b>Stockholmer +Blutbad</b> (1520) führt die vollständige Auflösung der <i>skandinavischen +Union</i> herbei. Aufstand der Talbewohner (<i>Dalkarlar</i>) +unter <b>Gustav Wasa</b> (geb. 1496, als Geisel nach Dänemark geführt +1518, flüchtet 1519 nach Lübeck, kehrt 1520 insgeheim +zurück). Er wird 1521 zum Reichsverweser, 1523 zum König +erwählt, nimmt <i>Stockholm</i> ein mit Hilfe der hansischen, von +Lübeck und Danzig gestellten Kriegsflotte.</p> + +<div class="sidenote"><b>1523–1654.</b></div> + +<p>Haus <b>Wasa in Schweden</b>. Unter <i>Gustav I.</i> +Wasa (1523–1560) Einführung der Reformation. +Der Thron erblich; die Handelsprivilegien der deutschen Hanse +werden bald beschränkt, schließlich aufgehoben +(S. 201, 246).</p> + +<div class="sidenote">1561.</div> + +<p>Auflösung des deutschen Ordensstaates in Kurland, +<b>Livland</b> und Estland (S. 217). Der größte Teil +seines Gebiets kommt an <i>Polen</i>, Estland an <i>Schweden</i>; der +letzte Landmeister Gotthard Kettler wird als Herzog von <i>Kurland</i> +polnischer Vasall.</p> + +<p>Gustav Wasas ältester, geisteskranker Sohn <i>Erich XIV</i>. +wird 1568 entthront von seinem Bruder <i>Johann III.</i> Dessen +Sohn <i>Sigismund</i> katholisch und seit 1587 König von Polen, +wird in Schweden 1598 verdrängt von seinem Oheim <i>Karl IX.</i>, +dem jüngsten Sohne Gustavs I. Dieser ordnet die zerrüttete +Verwaltung des Landes und behauptet gegen Polen den Besitz +Estlands. Sein Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>1611–1632.</b></div> + +<p><b>Gustav II. Adolf</b> gewinnt im Kriege mit Rußland +<i>Karelien</i> und <i>Ingermanland</i> (1617), im Kriege<span class="pagenum"><a name="Page_250" id="Page_250">[250]</a></span> +mit Polen (S. 256), <i>Livland</i> (1621), schließt 1629 unter Richelieus +Vermittelung mit Polen Waffenstillstand, um den Krieg +in Deutschland (S. 256) zu beginnen. Ihm folgt, zuerst unter +Vormundschaft des Reichsrats, seine Tochter</p> + +<div class="sidenote"><b>1632–1654.</b></div> + +<p><b>Christine,</b> gelehrt, aber ohne Lust für die Regierungsgeschäfte. +Sie dankt 1654 ab zu Gunsten +ihres Vetters <i>Karl Gustav</i> von Pfalz-Zweibrücken (Sohn einer +Schwester Gustav Adolfs), wird dann katholisch, stirbt in Rom +1689.</p> + +<p><b>Dänemark</b> und <b>Norwegen</b> bleiben bis 1815 vereinigt. +Schon unter Christian II., Schwager Kaiser Karls V., dringt +die Reformation in Dänemark ein. Christian von seinem Oheim, +dem Herzog von Schleswig-Holstein, verdrängt, der als <i>Friedrich I.</i> +(1523–1533) mit Hülfe Lübecks den dänischen Thron besteigt +und die Reformation begünstigt.</p> + +<div class="sidenote">1534–1536.</div> + +<p>Die <i>Grafenfehde</i>: Jürgen Wullenwever, protestantischer +Bürgermeister von <i>Lübeck</i>, unterstützt den +Grafen Christoph von Oldenburg gegen Friedrichs I. Sohn +<i>Christian III.</i> Dieser aber behauptet die Herrschaft in Dänemark +(1534–1559) und führt die Reformation vollständig durch. +Wullenwever vom Erzbischof von Bremen verhaftet, an den +Herzog von Braunschweig ausgeliefert, 1537 in Wolfenbüttel +hingerichtet.</p> + +<div class="sidenote">1559–1588.</div> + +<p><i>Friedrich II.</i> beginnt seine Regierung mit der +Unterwerfung der <i>Dithmarschen</i> (S. 216), führt</p> + +<div class="sidenote">1563–1570</div> + +<p>im Bunde mit Lübeck Krieg gegen <i>Schweden</i>, beschränkt +die Privilegien der Hansa.</p> + +<div class="sidenote">1588–1648.</div> + +<p><i>Christian IV.,</i> nimmt am 30jährigen Kriege teil +(s. S. 255). Im Frieden zu <i>Brömsebro</i> 1645 +werden von ihm an Schweden die Provinzen Jämtland und +Herjedalen, die Inseln Gotland und Ösel abgetreten, auch wird +den schwedischen Schiffen Freiheit vom <i>Sundzoll</i> zugestanden.</p> + +<p><b>Polen</b> gewinnt unter den <b>Jagellonen (1386–1572)</b> seine +größte Ausdehnung (Ostsee, Karpathen, Schwarzes Meer), doch +schon in dieser Zeit entwickelt sich durch die <i>Privilegien des +zahlreichen Adels</i> der Keim des Verfalls. Seit 1572 ist Polen +<b>Wahlreich</b>. Einführung des <i>liberum veto</i> auf den Reichstagen. +Wahlkönige: <i>Heinrich von Anjou</i> (s. S. 237), <i>Stephan Bathŏry</i> +von Siebenbürgen, dann (1587–1668) 3 Könige aus dem Hause +<i>Wasa: Sigismund III.</i> † 1632, <i>Wladislaw IV.</i> † 1648, <i>Johann +Kasimir</i> (dankt ab 1668).</p> + +<p><b>Rußland</b> unter <b>Iwan IV.,</b> <i>dem Schrecklichen</i> (1533 bis +1584) vergrößert durch Eroberung der Reiche <i>Kasan</i> und +<i>Astrachan</i>; der Kosakenhetman Jermak beginnt 1581 die Eroberung +<i>Sibiriens</i>. Nach dem Aussterben des Hauses <b>Rurik</b> +mit Iwans IV. Sohn <i>Feodor I.</i> 1598 (Feodors jüngerer Bruder<span class="pagenum"><a name="Page_251" id="Page_251">[251]</a></span> +Demetrius war von Boris Godunow [Zar von 1598–1605] umgebracht +worden) mehrjähriger Thronstreit; 1605–1606 regiert +der von Polen unterstützte <i>falsche Demetrius</i>, dem dann noch +zwei andere folgen. Ein Reichstag zu Moskau erhebt 1613 +Michael <b>Romanow</b> auf den Thron, dessen Haus bis 1762 +regiert.</p> + +<p>Das Reich der <b>osmanischen Türken</b> erreicht seine +höchste Blüte unter <b>Soliman II.</b> (1520–1566), dem Zeitgenossen +Kaiser Karls V. (vgl. S. 230–232). Er stirbt in Ungarn bei +der Belagerung der von <i>Zriny</i> tapfer verteidigten Feste <i>Szigeth</i> +(1566). Unter seinen Nachfolgern beginnt der Verfall, namentlich +infolge der Unbotmäßigkeit der <i>Janitscharen</i>.</p> + +<p>In China kommt die Dynastie der <i>Mandschu</i> oder <i>Tsing</i> +zur Regierung (1644 bis jetzt noch). Im 17. Jahrh. der größte Teil +der Dsungarei, ganz Turkestan und Tibet erobert. Auch den +Russen, Franzosen und Engländern (Kanton) Handelsverkehr +gestattet (S. 223f.).</p> + +<p><b>Japan</b> wird nach Abschaffung des Shogunats (1573–1603) +dem Mikado nach und nach wieder Untertan. Ende des mehr +als 500jährigen Bürgerkrieges. Begünstigung des Christentums. +Unglücklicher Eroberungskrieg gegen <b>Korea</b> 1598.</p> + +<div class="sidenote">1603.</div> + +<p>Das Shogunat wird vom Mikado der Familie Tokugawa +erblich übertragen. Ihre Residenz Tokio. +Seitdem 250jähriger Friede und hohe Kulturentwickelung. +Seiden- und Baumwollenindustrie, Aufschwung der Porzellanfabrikation. +Unter den Tokugawa (1603–1867) Abschließung +Japans gegen das Ausland. Fernhaltung der Fremden. 1614 +die fremden Priester für Landesfeinde erklärt und Ausrottung +des Christentums befohlen; grausame Verfolgungen. Erst seit +dem Niedergang der Tokugawa-Herrschaft Handelsbeziehungen +mit Europa und Amerika angeknüpft und von 1854 an einzelne +Häfen geöffnet.</p> + + +<h4>§ 8. Deutschland, Dreißigjähriger Krieg.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1556–1564.</b></div> + +<p><b>Ferdinand I.</b>, seit 1526 König von <i>Böhmen</i> und +<i>Ungarn</i>; doch muß er die größere Hälfte Ungarns +den Türken überlassen. Unter ihm und seinem Nachfolger +Friedenszeit in Deutschland, aber die <i>Ostseeprovinzen</i> (S. 249) +und die <i>Niederlande</i> (S. 242ff.) gehen dem Deutschtum verloren. +Während die Protestanten sich durch theologische Streitigkeiten +entzweien (Haß der strengen Lutheraner an der 1548 +eröffneten Universität Jena gegen den »Kryptocalvinismus« +Melanchthons), befestigt sich der Katholizismus durch das +eifrige Wirken der <i>Jesuiten</i> (S. 231) und das Tridentinum<span class="pagenum"><a name="Page_252" id="Page_252">[252]</a></span> +(S. 232). Beginn der <i>Gegen</i>reformation in Österreich, Bayern +und den geistlichen Fürstentümern.</p> + +<div class="sidenote"><b>1564–1576.</b></div> + +<p><b>Maximilian II.,</b> mild und den Protestanten zugetan, +denen er in seinen Erblanden freie Religionsübung +gestattet. Doch wird Herzog <i>Johann Friedrich</i> von +Sachsen-Gotha, der im Bunde mit dem gewalttätigen Reichsritter +<i>v. Grumbach</i> die Länder seines Vaters (S. 232 f.) wiederzugewinnen +trachtet, 1566 geächtet und bis an seinen Tod (1595) +in Österreich gefangen gehalten (Grumbachsche +Händel).</p> + +<div class="sidenote"><b>1576–1612.</b></div> + +<p><b>Rudolf II.,</b> von den Jesuiten erzogen, gelehrt, +aber unfähig zu regieren. Die Astronomen <i>Tycho +de Brahe</i> (aus Schonen, † 1601) und <i>Kepler</i> (S. 227) an seinem +Hofe in Prag.</p> + +<p>Im Reiche nehmen Streitigkeiten überhand. Sonderung +der Lutheraner von den Reformierten durch die <i>Konkordienformel, +</i>1580 zuerst in Sachsen verkündet, aber nicht von allen +lutherischen Landeskirchen angenommen. Auf den Reichstagen +Streit über den geistlichen Vorbehalt (S. 234). Der Kurfürst von +<i>Köln</i> Gebhard Truchseß von Waldburg 1583 vertrieben, weil er +zum Protestantismus übertritt. In <i>Straßburg</i> 1592 zwiespältige +Bischofswahl; der von den Protestanten gewählte Administrator +muß 1604 zurücktreten. Die Reichsstadt <i>Donauwörth</i>, vom +Kaiser in die Acht erklärt, weil das Volk eine katholische +Prozession gestört hatte, wird von <i>Maximilian von Bayern,</i> +der die Acht vollstreckt (1607), besetzt und mit Bayern vereinigt. +Deshalb</p> + +<div class="sidenote">1608.</div> + +<p>Gründung der protestantischen <b>Union</b>; Oberhaupt +der reformierte Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz;</p> + +<div class="sidenote">1609.</div> + +<p>Katholische <b>Liga,</b> Oberhaupt Herzog Maximilian +von Bayern. Beide Fürsten sind <i>Wittelsbacher</i> +(S. 200, Anm. 2); Sachsen bleibt der Union fern.</p> + +<div class="sidenote"><b>1609–1014.</b></div> + +<p><b>Jülich-Clevescher Erbfolgestreit.</b> Johann Sigismund +von <i>Brandenburg</i> und Wolfgang Wilhelm +von <i>Pfalz-Neuburg</i> nehmen das Land als das Erbe ihrer Gemahlinnen +nach dem Tode des letzten Herzogs Johann Wilhelm +gemeinsam in Besitz und werden von der Union gegen den +vom Kaiser gesandten Erzherzog Leopold Wilhelm geschützt. +Später entzweien sie sich, Wolfgang Wilhelm wird <i>katholisch</i> +und ruft die Hilfe der <i>Liga</i> und <i>Spaniens</i> an. Johann Sigismund +tritt zur <i>reformierten</i> Lehre über und findet Rückhalt +an <i>Holland</i> und Heinrich IV. von Frankreich († 1610, S. 238), +doch wird ein Krieg vermieden.</p> + +<p>Vertrag zu <i>Xanten</i> 1614: <i>Cleve, Mark</i> und <i>Ravensberg</i> +kommen an Brandenburg, <i>Jülich</i> und <i>Berg</i> an Pfalz-Neuburg. +Spanische und holländische Besatzungen bleiben noch längere +Zeit, erst 1666 wird der Vertrag vollständig ausgeführt.<span class="pagenum"><a name="Page_253" id="Page_253">[253]</a></span></p> + +<p>Kaiser Rudolf, von seinem Bruder <i>Matthias</i> gezwungen, +ihm Ungarn, Mähren und Österreich zu überlassen, gibt den +Böhmen, um sie für sich zu gewinnen, den</p> + +<div class="sidenote">1609.</div> + +<p><b>Majestätsbrief</b>. Dieser gestattet <i>allen Bewohnern</i> +Böhmens den Anschluß an die »utraquistische«, +auf entschieden protestantischem Standpunkt stehende <i>Böhmische +Konfession</i> von 1575 und erlaubt den 3 Ständen der <i>Herren</i>, +<i>Ritter</i> und <i>königlichen Städte</i> den Bau von Kirchen. Der +zugleich abgeschlossene, vom Kaiser anerkannte ständische +<i>Vergleich</i> gibt diese Erlaubnis auch den <i>Untertanen</i> auf den +<i>königlichen Gütern</i>.</p> + +<div class="sidenote">1611.</div> + +<p>Rudolf verliert auch die Herrschaft über Böhmen, +stirbt 1612 machtlos in Prag.</p> + +<div class="sidenote"><b>1612–1619.</b></div> + +<p><b>Matthias</b> verschafft, da er kinderlos ist und seine +Brüder Verzicht leisten, seinem streng katholischen, +von den Jesuiten erzogenen Vetter <b>Ferdinand</b>, Herzog von +Steiermark, Kärnten und Krain, die Nachfolge auch in Böhmen +und Ungarn, trotz des Widerwillens der protestantischen Stände.</p> + +<div class="sidenote"><b>1618–1648.</b></div> + +<h5><b>Der Dreißigjährige Krieg.</b></h5> + +<p>Versuch des Hauses <i>Habsburg</i>, im Bunde mit der +katholischen Kirche die Machtstellung des Kaisertums zu erhöhen. +In den drei ersten Abschnitten des Krieges überwiegt die <i>religiöse</i> +Parteiung; aus dem Aufstand in Böhmen entwickelt sich ein +großer Kampf des katholischen Europa gegen das protestantische. +Zuletzt führen Schweden und Frankreich im Kampf gegen das +Haus Habsburg <i>Eroberungs</i>kriege <i>auf deutschem Boden</i>.</p> + + +<h6><b>1. Böhmisch-pfälzischer Krieg 1618–1623.</b></h6> + +<p><b>Veranlassung</b>: Schließung der utraquistischen Kirche in +Braunau im Gebiet des dortigen Abts und Niederreißung der +Kirche in Klostergrab im Sprengel des <i>Erzbischofs von Prag</i>, +also in Gebieten <i>geistlicher</i> Stände, welche nach Auffassung +der Protestanten kraft der böhmischen Landesverfassung als +<i>königliche Güter</i> zu betrachten waren. Versammlung der 1609 +mit Zustimmung des Kaisers eingesetzten <i>Defensoren</i> und der +protestantischen Stände.</p> + +<div class="sidenote"><b>1618.</b> +23. Mai.</div> + +<p><b>Aufstand in Prag</b>; an der Spitze steht Graf <i>Matthias +von Thurn</i>. Die Statthalter <i>Martinitz</i> und +<i>Slawata</i> und der Geheimschreiber <i>Fabricius</i> +werden aus den Fenstern der kaiserlichen Burg hinausgestürzt, +kommen aber mit dem Leben davon. Die Aufständischen übertragen +die Regierung Böhmens an 30 <i>Direktoren</i>. Aus Italien +kommt Graf <i>Ernst von Mansfeld</i> zu Hilfe, gesandt vom +Herzog von Savoyen; aus Schlesien zieht Markgraf Johann +Georg von <i>Jägerndorf</i> herbei.</p> + +<div class="sidenote">1619.</div> + +<p>Kaiser Matthias stirbt; Graf Thurn zieht gegen +<i>Wien</i>. Die österreichischen, meist protestantischen<span class="pagenum"><a name="Page_254" id="Page_254">[254]</a></span> +Stände stellen drohende Forderungen an <i>Ferdinand</i>, der durch +die Ankunft einiger Truppen aus der gefährlichsten Lage gerettet +wird. Thurn wird durch eine ungünstige Wendung des +Krieges in Böhmen zum Abzug bewogen. Ferdinand begibt +sich nach <i>Frankfurt</i>, wird dort von den drei geistlichen Kurfürsten +und den Gesandten von Pfalz, Sachsen, Brandenburg +zum Kaiser gewählt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1619–1637.</b></div> + +<p><b>Ferdinand II.</b> Unterdessen sprechen die Böhmen +seine Absetzung als König von Böhmen aus und +wählen den jungen <b>Friedrich V.</b>, Kurfürsten von der Pfalz, +Oberhaupt der Union und der deutschen <i>Calvinisten</i>, Schwiegersohn +Jakobs I., Königs von England.</p> + +<p>Graf Thurn zum zweitenmal vor Wien, mit <i>Bethlen Gabor</i>, +Fürsten von Siebenbürgen, vereinigt (Nov. 1619). Kälte, Mangel +und der Einfall eines kaiserlichen Parteigängers in Ungarn bewirken +den Rückzug.</p> + +<p>Ferdinand verbündet sich mit seinem Jugendfreunde <b>Maximilian</b>, +Herzog von <b>Bayern</b>, dem Haupt der katholischen Liga, +welcher ihm die österreichischen Stände unterwerfen hilft, mit +Spanien (Spinŏla bricht in die Kurpfalz ein) und mit dem +lutherischen Kurfürsten <i>Johann Georg</i> von Sachsen, welcher +die Lausitz und Schlesien wieder unterwirft. Maximilian von +Bayern zieht mit dem Heere der Liga (<i>Tilly</i>) nach Böhmen, +vereinigt sich mit dem kaiserlichen Feldherrn <i>Buquoi</i>. Beide +siegen in der</p> + +<div class="sidenote"><b>1620.</b> +8. Nov.</div> + +<p><b>Schlacht</b> auf dem <b>Weißen Berge</b> bei <b>Prag</b> über +Friedrichs V., vom Fürsten <i>Christian von Anhalt</i> +geführte Truppen. Friedrich, der »Winterkönig«, +entflieht nach Holland, wird vom Kaiser trotz kurfürstlichen +Protestes geächtet, ebenso Christian von Anhalt und der Markgraf +von Jägerndorf. Strenges Walten der Sieger in <i>Böhmen</i>; +die Häupter des Aufstandes hingerichtet, viele Güter eingezogen, +der Protestantismus ausgerottet. Gewaltsame <i>Gegenreformation</i> +auch in Österreich und (weniger hart) in Schlesien.</p> + +<p>Die protestantische <i>Union</i> löst sich auf, als die Kriegsgefahr +näher rückt. Das Kurfürstentum <b>Pfalz</b> wird in Vollstreckung +der Reichsacht von Maximilians Feldherrn <b>Tilly</b> mit +Hilfe spanischer Truppen unter <i>Spinŏla</i> erobert. Heidelberg +erstürmt, die Bibliothek (Palatina) nach Rom gebracht. Tilly, +1622 bei <i>Wiesloch</i> von Mansfeld geschlagen, siegt bald darauf +bei <i>Wimpfen</i> über den Markgrafen von Baden-Durlach, bei +<i>Höchst</i> über Christian von Braunschweig, Administrator des +Bistums Halberstadt.</p> + +<div class="sidenote">1623.</div> + +<p>Tilly dringt nach <i>Westfalen</i> vor, siegt bei <i>Stadtlohn</i> +abermals über Christian, bleibt mit seinen Truppen +im niedersächsischen Kreise zum Schutz der geistlichen Gebiete. +Herzog Maximilian erhält auf dem Fürstentag zu Regensburg<span class="pagenum"><a name="Page_255" id="Page_255">[255]</a></span> +die pfälzische <i>Kurwürde</i> und die <i>Oberpfalz</i>, Sachsen die +<i>Lausitz</i> (zunächst als Pfand).</p> + + +<h6><b>2. Dänisch-niedersächsischer Krieg 1625–1629.</b></h6> + +<p><b>Christian IV.</b>, König von Dänemark (S. 250) und Herzog +von Holstein, als Oberster des niedersächsischen Kreises (S. 224) +an der Spitze der Protestanten, von <i>Holland</i> und <i>England</i> +zur Wiedereinsetzung Friedrichs V. angetrieben, aber unzureichend +unterstützt.</p> + +<p>Albrecht von <b>Wallenstein</b> (eig. <i>Waldstein</i>) geb. 1583 in +Böhmen, aus utraquistischer Familie, aber katholisch erzogen, +1619 Oberst, 1623 Fürst, 1625 Herzog von <i>Friedland</i>, wird +kaiserlicher Obergeneral über ein von ihm selbst errichtetes, +durch ein Raubsystem zu erhaltendes Söldnerheer.</p> + +<div class="sidenote"><b>1626.</b></div> + +<p><i>Wallenstein</i> schlägt <i>Mansfeld</i> bei der <b>Dessauer +Brücke</b>, verfolgt ihn durch Schlesien und Mähren +nach Ungarn, wo sich Mansfeld mit <i>Bethlen Gabor</i> vereinigt, +aber von diesem keine Hilfe erhält. Mansfeld stirbt +in Bosnien. (»Imperatorem decet stantem mori!«)</p> + +<div class="sidenote">1626. +Aug.</div> + +<p>Tilly schlägt Christian IV. bei <b>Lutter am Barenberge</b> +in Braunschweig. Tilly und Wallenstein +erobern <i>Holstein</i> (1627), Wallenstein allein <i>Schleswig</i> +und <i>Jütland</i>. Er besetzt <i>Mecklenburg</i>, wird vom Kaiser +1628 mit diesem Herzogtum belehnt und zum General des +Baltischen und Ozeanischen Meeres ernannt. Er zwingt den +Herzog von <i>Pommern</i> zur Unterwerfung, erhält aber von den +Hansestädten keine Schiffe und belagert vergebens <b>Stralsund</b> +(1628), dessen Bürger sich mit dänischer und schwedischer Hilfe +zehn Wochen lang tapfer verteidigen. Sein Unterfeldherr <i>Arnim</i> +zieht darauf mit 15000 Mann nach Westpreußen, um die Polen +gegen Gustav Adolf (S. 250) zu unterstützen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1629.</b></div> + +<p><b>Friede zu Lübeck</b> zwischen dem Kaiser und +Christian IV. Dieser erhält seine Länder zurück, +entsagt aber jeglicher Teilnahme an den deutschen Streitigkeiten. +Ferdinand II. erläßt das</p> + +<p><b>Restitutionsedikt</b>: 1. Auf Grund des <i>geistlichen Vorbehaltes</i> +(S. 234) sollen die seit dem Passauer Vertrage 1552 +von protestantischen Fürsten in Besitz genommenen geistlichen +Güter herausgegeben werden. Dies betrifft 2 Erzbistümer: +<i>Magdeburg</i> und <i>Bremen</i>; 12 Bistümer: <i>Minden</i>, <i>Verden</i>, +<i>Halberstadt</i>, <i>Lübeck</i>, <i>Ratzeburg</i>, <i>Meißen</i>, <i>Merseburg</i>, <i>Naumburg</i> +(diese drei werden jedoch dem <i>Kurfürsten von Sachsen</i> +ausnahmsweise belassen), <i>Brandenburg</i>, <i>Havelberg</i>, <i>Lebus</i> und +<i>Kammin</i>, außerdem viele Klöster und Stifter. 2. <i>Nur</i> die Bekenner +der <i>Augsburgischen</i> Konfession sollen freie Religionsübung +<span class="pagenum"><a name="Page_256" id="Page_256">[256]</a></span>haben, alle anderen »Sekten« — also auch die Reformierten +— sollen aufhören. — Anfang rücksichtsloser Ausführung +des Resitutionsedikts durch die Truppen der Liga +und Wallensteins.</p> + +<div class="sidenote"><b>1630.</b></div> + +<p><b>Kurfürstentag zu Regensburg.</b></p> + +<p>Die katholischen Kurfürsten, gestützt auf die +lauten Klagen aller Reichsstände über die von Wallensteins +Truppen verübten Grausamkeiten und Erpressungen, erlangen +vom Kaiser Ferdinand II. die <i>Absetzung Wallensteins</i>.</p> + + +<h6><b>3. Schwedischer Krieg 1630–1635.</b></h6> + +<div class="sidenote"><b>1630.</b> +Juni</div> + +<p><b>Gustav II. Adolf</b>, König von Schweden, landet auf +der Insel Usedom.</p> + +<p><i>Zwecke und Gründe seiner Einmischung</i>: Schutz +der unterdrückten Protestanten; Wiedereinsetzung der Herzöge +von Mecklenburg, seiner Verwandten; Sicherung seiner Herrschaft +gegen die mit dem Kaiser verbündete polnische Linie +des Hauses Wasa (s. S. 250); Besorgnis vor der Begründung +einer kaiserlichen Seemacht auf der Ostsee.</p> + +<p>Damalige <i>Machtstellung</i> Schwedens: Finnland, Karelien, +Ingermanland, Estland, Livland (S. 249 f.), gehörten zu Gustav +Adolfs Reiche, Kurland stand unter schwedischem Einfluß. Es +lag für einen ehrgeizigen Monarchen nahe, an die Erwerbung +von <i>Preußen</i> und <i>Pommern</i> zu denken, welche das Baltische +Meer völlig unter den beherrschenden Einfluß Schwedens gebracht +hätte.</p> + +<p>Nach der Eroberung der Inseln <i>Usedom</i>, <i>Wollin</i> und <i>Rügen</i> +besetzt Gustav Adolf <i>Stettin</i>, schließt ein Bündnis mit Herzog Bogislaw +XIV., vertreibt die kaiserlichen Truppen aus Pommern. Subsidienvertrag +mit Frankreich (<i>Richelieu</i>). Er rückt an der Oder vor, +wo ihm Tilly entgegentritt (1631), wendet sich nach Mecklenburg, +dann zur Oder zurück, nimmt die Stadt Frankfurt ein. Inzwischen +hat Tilly <i>Magdeburg</i> zu belagern begonnen. Gustav Adolf +unterhandelt mit seinem Schwager <i>Georg Wilhelm</i>, Kurfürsten +von <i>Brandenburg</i>, der Bedenken trägt, vom Kaiser abzufallen; +endlich wird ihm die Festung <i>Spandau</i> eingeräumt. Weitere +Unterhandlungen mit Kurfürst Johann Georg von <i>Sachsen</i>, der +neutral zu bleiben versucht. Währenddessen</p> + +<div class="sidenote"><b>1631.</b></div> + +<p>(10./20. Mai.) Eroberung <b>Magdeburgs</b> durch Tilly. +Der Sturm geleitet von <i>Pappenheim</i>. Furchtbares +Blutbad und Plünderung durch die zügellosen Soldaten +Tillys. Durch eine plötzlich an verschiedenen Stellen ausbrechende +Feuersbrunst wird die Stadt Magdeburg mit Ausnahme +des Domes in Asche gelegt (<i>nicht</i> auf Tillys Befehl).</p> + +<p>Tilly will den Kurfürsten von Sachsen zum Anschluß an +den Kaiser zwingen. Johann Georg ruft Schwedens +Hilfe an.</p> + +<div class="sidenote"><b>1631.</b> +7. / 17.Sept.</div> + +<p><b>Schlacht bei Leipzig</b> oder <b>Breitenfeld</b>. Zuerst +werden die Sachsen von Tilly in die Flucht geschlagen, +dann glänzender Sieg Gustav Adolfs.<span class="pagenum"><a name="Page_257" id="Page_257">[257]</a></span></p> + +<p>Die Sachsen unter <i>Arnim</i>, dem früheren Unterfeldherrn +Wallensteins, rücken in <i>Böhmen</i> ein und nehmen <i>Prag</i>. Gustav +Adolf zieht durch <i>Thüringen</i> und <i>Franken</i> nach dem Rhein +(über Erfurt, Würzburg, Hanau, Frankfurt). Die Pfalz erobert. +<b>Mainz</b> besetzt, hier Winterquartiere.</p> + +<p><i>Wallenstein</i>, vom Kaiser wieder zum Kommando und unbeschränkten +Oberbefehl über alle kaiserlichen Truppen berufen, +wirbt ein neues Heer und vertreibt (Mai 1632) die Sachsen aus +Böhmen. Gustav Adolf zieht nach <i>Nürnberg</i> und siegt über +Tilly bei <i>Rain</i> am Lech (5./15. April). Tilly, tödlich verwundet, +stirbt in Ingolstadt.</p> + +<p>Gustav Adolf nimmt <i>Augsburg</i> ein, belagert vergeblich +Maximilian in Ingolstadt, zwingt <b>München</b> zur Übergabe. +Wallenstein von Maximilian zu Hilfe gerufen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1632.</b> +Juli–Sept.</div> + +<p><b>Festes Lager bei Nürnberg.</b> Gustav Adolf und +Wallenstein lagern einander 7 Wochen gegenüber. +Ein Angriff der Schweden auf Wallensteins Verschanzungen +wird blutig zurückgeschlagen. Darauf rückt Gustav +Adolf gegen die Donau, Wallenstein nach Sachsen. Auf den +Hilferuf des Kurfürsten kommt Gustav Adolf in Eilmärschen +herbei, vereinigt sich mit <i>Bernhard von Weimar</i> und greift, +als er hört, daß Wallenstein von Leipzig aus Pappenheim nach +Nordwesten abgesandt hat, die Kaiserlichen (etwa 18000 gegen +20000 Schweden) an.</p> + +<div class="sidenote">6./16. Nov.</div> + +<p><b>Schlacht bei Lützen.</b> <b>Gustav Adolf fällt.</b> <i>Pappenheim</i>, +der, schnell zurückgerufen, von 3 Uhr ab mit +seinen Reitern an der Schlacht teilgenommen hatte, war kurz +vor dem König tödlich verwundet worden. Der Sieg der +Schweden wird durch Bernhard von Weimar vollendet.</p> + +<p><i>Bernhard</i>, <i>Gustav Horn</i> und <i>Banér</i> erhalten den Befehl +über die schwedischen Heere. Die politische Leitung übernimmt +der schwedische Reichskanzler <b>Axel Oxenstierna</b>; er +schließt den <i>Heilbronner Bund</i>: Schweden an der Spitze der +4 oberdeutschen Reichskreise (Baden, Württemberg, Hessen-Kassel, +die süddeutschen Reichsstädte).</p> + +<div class="sidenote"><b>1633.</b></div> + +<p>Zug <i>Bernhards’ von Weimar</i> nach Franken. Er +läßt sich von dem schwedischen Kanzler mit den +Bistümern Würzburg und Bamberg als <i>Herzogtum</i> <b>Franken</b> +belehnen und besetzt die Oberpfalz.</p> + +<p>Wallenstein rückt aus Böhmen nach <i>Schlesien</i> vor, nimmt +bei <i>Steinau</i> an der Oder ein schwedisches Korps gefangen, +kehrt dann aber nach Böhmen zurück und weigert sich, dem +Kurfürsten Maximilian von Bayern abermals zu Hilfe zu kommen, +obgleich <i>Regensburg</i> (14. Nov.) von Bernhard von Weimar besetzt +ist. Spannung zwischen <i>Wallenstein</i> und dem kaiserlichen +Hofe. Die ihm feindliche ligistisch-spanische Partei will ihn +vom Oberbefehl entfernen. Wallenstein führt geheime Unter<span class="pagenum"><a name="Page_258" id="Page_258">[258]</a></span>handlungen +mit den Sachsen, Schweden und Franzosen. Er beabsichtigt, +sich durch sein Heer (Revers der Obersten in <i>Pilsen</i>) +eine <i>unabhängige Stellung</i> zu verschaffen, den Kaiser von der +Herrschaft der spanischen Partei zu befreien und den Reichsfrieden +herzustellen.</p> + +<p>Der Wiener Hof macht ihm die Hauptführer der Truppen +(Gallas, Piccolomini, Aldringen, Maradas, Colloredo) abwendig; +Ilow, Terzka, Kinsky bleiben Wallenstein treu. Ein kaiserliches +Patent vom 18. Februar 1634 erklärt Wallenstein für abgesetzt, +weil »er eine Konspiration anzuspinnen sich angemaßt, Uns +und Unser hochlöbliches Haus von unserem Erbkönigreich, +Land und Leuten zu vertreiben«. Wallenstein verläßt Pilsen +und zieht nach <i>Eger</i>, wohin auch Bernhard von Weimar und +Arnim kommen sollen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1634.</b> +25. Febr.</div> + +<p><b>Wallenstein ermordet zu Eger</b> auf Veranstaltung +des irischen Obersten <i>Butler</i>, der mit Gallas und +Piccolomini im Einverständnis war. Der Kaiser +hat den Mord nicht befohlen, aber die Mörder mit Ehren und +Reichtümern belohnt.</p> + +<div class="sidenote">6./16. Sept.</div> + +<p>Schlacht bei <b>Nördlingen</b>, Sieg der mit einem +spanischen Hilfskorps vereinigten Kaiserlichen +(unter <i>Ferdinand</i>, des Kaisers Sohn, und <i>Gallas</i>) und Bayern +(<i>Johann von Werth</i>) über die Schweden unter Horn und +Bernhard von Weimar. Die süddeutschen Protestanten suchen +Hilfe bei Frankreich.</p> + +<div class="sidenote"><b>1635.</b></div> + +<p><b>Friede zu Prag</b>, zwischen dem Kaiser und dem +Kurfürsten von Sachsen: 1. Der Kurfürst von +Sachsen erhält die <i>Lausitz</i> erblich, das Erzbistum Magdeburg +für seinen zweiten Sohn <i>August</i> auf Lebenszeit. 2. Die <i>geistlichen +Güter</i> (s. S. 255) sollen den protestantischen Besitzern +auf 40 Jahre verbleiben. 3. Gemeinsame Bekämpfung der +Schweden und ihrer Bundesgenossen. — <i>Brandenburg</i> und +andere protestantische Reichsstände treten diesem Frieden bei; +einige aber bleiben dem Bündnis mit Schweden treu.</p> + + +<h6><b>4. Schwedisch-französischer Krieg 1635–1648.</b></h6> + +<p>Frankreich, durch <i>Richelieus</i> Politik mit Schweden eng +verbündet (S. 256), erklärt dem Kaiser, bald auch dem König +von Spanien den Krieg. Subsidienvertrag mit <i>Bernhard von +Weimar</i>, welcher sich, da er infolge der Schlacht bei Nördlingen +sein Herzogtum Franken verloren hat, im <i>Elsaß</i> einen +neuen Staat zu erobern sucht. Einnahme von <i>Breisach</i> 1638. +Nach seinem Tode 1639 bemächtigt sich Frankreich seines +Heeres und seiner Eroberungen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1636.</b></div> + +<p>Sieg der Schweden (nachdem sie fast bis an die +Ostsee zurückgedrängt gewesen waren) unter Banér +bei <b>Wittstock</b> über das kaiserlich-sächsische Heer.</p> + +<div class="sidenote">1637.</div> + +<p>Kaiser Ferdinand II. †. Sein Sohn<span class="pagenum"><a name="Page_259" id="Page_259">[259]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1037–1657.</b></div> + +<p><b>Ferdinand III.</b>, zum Frieden geneigt. Das +<i>pommersche</i> Herzoghaus erlischt (1637).</p> + +<div class="sidenote">1640.</div> + +<p>Georg Wilhelm †. <b>Friedrich Wilhelm</b>, Kurfürst von +Brandenburg (der <b>Große Kurfürst</b>, 1640–1688. +S. auch Anhang):</p> + +<div class="sidenote">1641.</div> + +<p>Friedensverhandlungen in <i>Hamburg</i>, ein Kongreß +verabredet.</p> + +<div class="sidenote"><b>1642.</b></div> + +<p><b>Zweite</b> Schlacht bei <b>Leipzig</b> (Breitenfeld), Banérs +Nachfolger <b>Torstenson</b> siegt über die Kaiserlichen +unter Erzherzog <i>Leopold Wilhelm</i> und <i>Piccolomini</i>, dringt +darauf durch Böhmen nach Mähren vor. Die feindliche Haltung +des auf Schwedens Erfolge eifersüchtigen Dänenkönigs +Christian IV. (S. 255) veranlaßt ihn zur Umkehr.</p> + +<div class="sidenote">1643. +Sept.</div> + +<p>Torstenson zieht in Eilmärschen durch Schlesien, +Sachsen, Braunschweig nach dem Norden, erobert +Holstein und Schleswig, rückt in Jütland ein.</p> + +<p>Unterdessen dringen die Franzosen in Schwaben vor, werden +aber bei <i>Tuttlingen</i> von einem österreichisch-bayrischen Heere +(unter <i>Mercy</i> und <i>Johann von Werth</i>) geschlagen.</p> + +<div class="sidenote">1644.</div> + +<p>Die Gesandten der Krieg führenden Staaten versammeln +sich in <i>Münster</i> und <i>Osnabrück</i>; langwierige +Vorverhandlungen. Der Marschall <b>Turenne</b> und der +23jährige Herzog von <i>Enghien</i>, später Prinz <b>Condé</b>, erhalten +den Oberbefehl über die französischen Truppen. Sie zwingen +die Bayern zum Rückzug und erobern einen großen Teil der +Rheinlande (Worms, Mainz, Bingen u. a. Städte).</p> + +<div class="sidenote"><b>1645.</b> +Jan.</div> + +<p>Ein den Dänen zu Hilfe gesandtes kaiserliches Heer +unter <i>Gallas</i> wird von <i>Torstenson</i> aus Holstein +zurückgetrieben und bei Magdeburg fast vernichtet. +Glänzender Sieg <i>Torstensons</i> über die Kaiserlichen</p> + +<div class="sidenote">März.</div> + +<p>bei <b>Jankau</b> (in Böhmen), worauf er, mit dem siebenbürgischen +Fürsten <i>Rakoczy</i> verbündet, Mähren +erobert und bis nahe vor Wien rückt.</p> + +<p><i>Turenne</i>, von <i>Mercy</i> und <i>Johann von Werth</i> bei <i>Mergentheim</i> +(in Franken) geschlagen, siegt mit Condé vereinigt bei +<i>Allerheim</i> (unweit Nördlingen).</p> + +<p>Friede zwischen <i>Schweden</i> und <i>Dänemark</i> zu <i>Brömsebro</i> +(s. S. 250).</p> + +<p>Nach dem Mißlingen der Belagerung von Brünn geht +<i>Torstenson</i> nach Böhmen zurück und legt wegen Krankheit +den Oberbefehl nieder, welchen <i>Wrangel</i> erhält.</p> + +<div class="sidenote">1646.</div> + +<p>Schweden und Franzosen rücken in <i>Bayern</i> ein, +zwingen den Kurfürsten Maximilian (1647), einen +Waffenstillstand zu schließen.</p> + +<div class="sidenote">1648.</div> + +<p>Zweiter Einfall der Schweden und Franzosen in +<i>Bayern</i>, nachdem Maximilian den Waffenstillstand +gekündigt hat; furchtbare Verheerung des Landes. Der schwe<span class="pagenum"><a name="Page_260" id="Page_260">[260]</a></span>dische +General <i>Königsmark</i> nimmt die <i>Kleinseite</i> von <i>Prag</i> +auf dem linken Moldauufer ein.</p> + +<div class="sidenote"><b>1648.</b></div> + +<p><b>Westfälischer Friede.</b> Unterhandlungen von +1645 bis 1648 zu <i>Münster</i> mit den Franzosen, zu +<i>Osnabrück</i> mit den Schweden. Der kaiserliche Gesandte Graf +<i>Trautmannsdorf</i>.</p> + + +<h5><i>A. Entschädigungen.</i></h5> + +<p>1. <b>Schweden</b> erhält als <b>Reichslehen</b>: <i>Vorpommern</i> mit +Stettin, Rügen, Usedom und Wollin, die bisher mecklenburgische +Stadt <i>Wismar</i> und die Bistümer <i>Bremen</i> (<b>nicht</b> die Stadt) +und <i>Verden</i> (spr. <i>Fērden</i>) als weltliche Herzogtümer, dazu +5 Millionen Taler.</p> + +<p>2. <b>Frankreich</b> erhält den Besitz der schon 1552 (s. S. 233) +gewonnenen lothringischen Bistümer <i>Metz, Toul</i> und <i>Verdun</i> +bestätigt; der Streit mit dem seit 1634 vertriebenen <i>Herzog</i> <i>von</i> <b>Lothringen</b> bleibt unerledigt (bis 1659, vgl. S. 262). Im +<b>Elsaß</b> erhält es die österreichische <i>Landgrafschaft</i> (S. 195), +den <i>Sundgau</i> und die <i>Landvogtei</i> über 10 Reichsstädte; diese +Städte selbst verbleiben dem Reiche, ebenso Stadt und Bistum +<i>Straßburg</i>. Auf dem rechten Rheinufer erhält Frankreich die +Stadt <i>Breisach</i> und das Besatzungsrecht von <i>Philippsburg</i>.</p> + +<p>3. <b>Bayern</b> bleibt im Besitz der <i>Oberpfalz</i>, <b>Sachsen</b> im +Besitz der <i>Lausitz</i>; <b>Brandenburg</b> erhält <i>Hinterpommern</i> mit +dem Bistum <i>Kammin</i>, die Bistümer <i>Halberstadt</i> und <i>Minden</i> +und die Anwartschaft auf das Erzbistum <i>Magdeburg</i> (erworben +1680, S. 258). <i>Hessen-Kassel</i> erhält die Abtei Hersfeld und +einen Teil der Grafschaft Schauenburg, <i>Mecklenburg</i> die Bistümer +Schwerin und Ratzeburg, <i>Braunschweig-Lüneburg</i> ein +Anrecht auf das Bistum Osnabrück, wo bis 1803 abwechselnd +ein katholischer und ein evangelischer Bischof regiert.</p> + + +<h5><i>B. Weltliche Reichsangelegenheiten.</i></h5> + +<p>1. Allgemeine Amnestie und Wiedereinsetzung in den Stand +von 1618, doch bleibt die <i>bayrische</i> Linie des Hauses Wittelsbach +im Besitz der Kurwürde; für die <i>pfälzische</i> wird eine +neue, <i>achte</i> Kurwürde errichtet. 2. Den Reichsständen wird im +Verhältnis zum Kaiser die <i>Landeshoheit (Superioritas territorialis)</i> +zuerkannt, namentlich das Recht, Bündnisse unter sich +und mit Auswärtigen, außer gegen Kaiser und Reich, zu +schließen. 3. Die Republik der <b>Niederlande</b> (S. 244) und die +<b>Schweiz</b> (S. 225) werden als <b>unabhängig vom Reiche</b> anerkannt.</p> + +<h5><i>C. Geistliche Angelegenheiten.</i></h5> + +<p>1. Der <i>Augsburger</i> Religionsfriede wird bestätigt und auf +die <i>Reformierten</i> ausgedehnt. 2. In betreff der geistlichen +Güter und der Religionsübung wird der 1. Januar <b>1624 (Annus +normalis)</b> als maßgebend festgesetzt.<span class="pagenum"><a name="Page_261" id="Page_261">[261]</a></span></p> + +<p>Frankreich und Schweden <b>garantieren</b> den Frieden. Ihre +Truppen verlassen erst 1650 nach Abzahlung der Kriegsentschädigungen +das deutsche Gebiet.</p> + + + + +<h5><b>Folgen des Dreißigjährigen Krieges.</b></h5> + + +<p>1. Deutschland ist verwüstet und kommt nur langsam wieder +empor. Das <i>Deutsche Reich</i> ist nach außen ohnmächtig, im +Innern geschwächt durch die Selbständigkeit der vielen kleinen +Staaten. Sinken der Städte, der Hansebund ist aufgelöst.<a name="FNanchor_47_47" id="FNanchor_47_47"></a><a href="#Footnote_47_47" class="fnanchor">[47]</a></p> + +<p>2. Die Religionsfreiheit ist für Deutschland und dadurch auch +für das übrige Europa gesichert. 3. <i>Frankreich</i> und <i>Schweden</i> +gelangen zu besonderem Ansehen im europäischen Staatensystem.</p> + +<p>Der <b>brandenburgisch-preußische</b> Staat beginnt sich zu entfalten. +Er übernimmt fortan in Deutschland den Schutz der vom +Kurfürsten von Sachsen preisgegebenen protestantischen Sache.</p> + + + + +<h3><b>B. Vom Westfälischen Frieden +bis zur französischen Revolution. (1648–1789.)</b></h3> + + +<h4>§ 1. Frankreich.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1643–1715.</b></div> + +<p><b>Ludwig XIV.</b>, beim Tode seines Vaters Ludwig XIII. +(S. 238) 5 Jahre alt, zunächst unter Vormundschaft +seiner Mutter <i>Anna</i>, Tochter Philipps III. von Spanien; die +Regierung leitet der Kardinal <b>Mazarin</b>.</p> + +<div class="sidenote">1648–1653.</div> + +<p>Unruhen der <b>Fronde</b>, veranlaßt durch den Widerstand +des Pariser Parlaments gegen Mazarins Verordnungen. +Eine unzufriedene Adelspartei schließt sich dem +Widerstand an; Prinz <i>Condé</i>, anfangs für die Regierung kämpfend, +entzweit sich ebenfalls mit Mazarin; dieser geht 1651 für kurze +Zeit in die Verbannung. 1652 Kampf zwischen Condé und +<i>Turenne</i>, der die königlichen Truppen befehligt, im <i>Faubourg +St. Antoine</i>; Condé dringt in die Stadt Paris ein, wird aber +bald beim Volke unbeliebt. Der Hof kehrt nach Paris zurück, +Condé entweicht nach Spanien. <i>Mazarin</i> befestigt das Ansehen +der Monarchie.</p> + +<div class="sidenote">1648.</div> + +<p>Frankreichs Erwerbungen im Westfälischen Frieden s. S. 260.</p> + +<p>Der 1635 ausgebrochene <i>Krieg mit Spanien</i> (Sieg Condés +bei Rocroy 1643) wird beendet durch den<span class="pagenum"><a name="Page_262" id="Page_262">[262]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1659.</b></div> + +<p><b>Pyrenäischen Frieden</b>:<a name="FNanchor_48_48" id="FNanchor_48_48"></a><a href="#Footnote_48_48" class="fnanchor">[48]</a> 1. Frankreich erhält die +Grafschaft <i>Roussillon</i> (im NO. der Pyrenäen) und +mehrere Plätze in <i>Artois</i> und <i>Flandern</i>. 2. Der <i>Herzog von +Lothringen</i>, Spaniens Verbündeter, wird in sein Herzogtum +wieder eingeführt, muß jedoch den Franzosen eine Heerstraße +von Metz nach dem Elsaß zugestehen. 3. Prinz <i>Condé</i> kehrt +zurück; Ludwig XIV. heiratet <i>Maria Theresia</i>, älteste Tochter +Philipps IV. von Spanien, welche jedoch ihren Erbansprüchen entsagt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1661.</b></div> + +<p><b>Tod Mazarins</b>. <b>Ludwigs Selbstregierung</b> (1661 +bis 1715), ohne Reichsstände (<i>États généraux</i>), +ohne Beachtung der Einsprüche des Pariser Parlaments, nach +persönlicher Willkür (<i>L’État c’est moi</i>). <i>Colbert</i> Finanzminister, +Förderung der Gewerbtätigkeit und des Handels durch das +<i>Merkantilsystem</i> (Schutzzölle zur Abwehr ausländischer Erzeugnisse, +Verbesserung der Wege, Kanalbauten). <i>Kolonien</i> +auf den Kleinen Antillen, in Canada, Cayenne, Louisiana, Pondichery. +Große Handels- und Kriegsflotte. <i>Louvois</i> Kriegsminister; +starkes stehendes Heer. <i>Vauban</i> genialer Festungsbaumeister.</p> + +<p>Um Frankreichs Ansehen vor dem übrigen Europa zur +Geltung zu bringen, unternimmt Ludwig XIV. eine Reihe von +<i>Eroberungskriegen</i> gegen die Nachbarstaaten.</p> + +<div class="sidenote"><b>1667–1668.</b></div> + +<p><b>Raubkrieg gegen Spanien</b> (Devolutionskrieg). +Nach dem Tode Philipps IV. (1665) erhebt Ludwig +XIV., gestützt auf das in einigen belgischen Provinzen +geltende <i>Devolutionsrecht</i>, wonach die Töchter erster Ehe ein +den Söhnen zweiter Ehe vorangehendes Erbrecht haben, Ansprüche +auf die spanischen Niederlande. <i>Turenne</i> erobert einen +Teil von Flandern und Hennegau, <i>Condé</i> besetzt die nicht verteidigte +Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté). Die von dem +holländischen Ratspensionär <i>Jan de Witt</i> zustande gebrachte +<b>Tripelallianz</b> (England, Holland, Schweden) führt den Frieden +zu <i>Aachen</i> herbei: Frankreich erhält eine Anzahl von Grenzstädten, +darunter <i>Lille</i>, welches von Vauban zu einer starken +Festung umgeschaffen wird, gleichwie das 1662 von England +(S. 270) erworbene <i>Dünkirchen</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1672–1678.</b></div> + +<p><b>Raubkrieg gegen Holland.</b> Ludwig XIV. schließt +Bündnisse und Subsidienverträge mit <i>England</i> +(S. 270), <i>Schweden</i> und mehreren deutschen Reichsfürsten (besonders +den geistlichen Fürsten von <i>Köln</i> und <i>Münster</i>), vertreibt +den Herzog Karl IV. von <i>Lothringen</i> 1670. Verbündeter der +niederländischen Republik ist Kurfürst <i>Friedrich Wilhelm</i> von +<i>Brandenburg</i> (s. S. 244).<span class="pagenum"><a name="Page_263" id="Page_263">[263]</a></span></p> + +<p>Schnelle Eroberung eines großen Teiles der Niederlande +(<i>Turenne</i>, <i>Condé</i>, der König an der Spitze von über 100000 Mann). +Die Brüder <i>de Witt</i>, Führer der aristokratisch-republikanischen +Partei, in einem Aufstande vom Volke getötet; <i>Wilhelm III. +von Oranien</i> an die Spitze der Republik gestellt. Die Öffnung +der Schleusen rettet die Provinz Holland und die Stadt +Amsterdam.</p> + +<p>Kurfürst Friedrich Wilhelm schließt mit Kaiser <i>Leopold</i> +(S. 265) ein Bündnis gegen Frankreich, wird aber von dem kaiserlichen +Feldherrn <i>Montecuccoli</i> in seinen Truppenbewegungen +gehemmt. <i>Turenne</i>, in Westfalen vordringend, nötigt ihn 1673 +zu einem Frieden, den Ludwig XIV. in <i>Vossem</i> (unweit Löwen) +bestätigt: Der Kurfürst erhält das von den Franzosen besetzte +Land <i>Cleve</i> (S. 252) zurück mit Ausnahme der Festungen Wesel +und Rees.</p> + +<p>Auch <i>Spanien</i> nimmt an dem Kriege teil. 1674 erfolgt +die Kriegserklärung des <i>Deutschen Reiches</i> an Frankreich. +Ludwig XIV. besetzt die Franche-Comté; Condé kämpft gegen +den Prinzen von Oranien in der unentschiedenen Schlacht bei +<i>Seneffe</i> (südlich von Brüssel), Turenne gegen den kaiserlichen +General Bournonville bei <i>Enzheim</i> im Elsaß. Kurfürst Friedrich +Wilhelm erscheint mit 20000 Mann im Elsaß, kann sich aber +mit Bournonville nicht einigen über gemeinsames Vordringen; +beide werden von <i>Turenne</i> zum Rückzug über den Rhein genötigt. +Friedrich Wilhelm, durch den Einfall der mit Ludwig XIV. +verbündeten Schweden in sein Land zurückgerufen, besiegt die +Schweden in der</p> + +<div class="sidenote"><b>1675</b> (18./28. Juni).</div> + +<p><b>Schlacht bei Fehrbellin</b> (Derfflinger). +In demselben Jahre (Juli) fällt <i>Turenne</i> bei <i>Sasbach</i> +in Baden. Die Franzosen gehen über den Rhein zurück, +dringen aber bald wieder vor. Friedrich Wilhelm erobert bis 1679 +Stettin und ganz Schwedisch-Pommern nebst Rügen, treibt die +Schweden auch aus Preußen bis nach Livland zurück.</p> + +<div class="sidenote"><b>1678–1679.</b></div> + +<p><b>Friede zu Nimwegen</b>: 1. Die <i>Republik der +Niederlande</i> erhält ihr ganzes Gebiet zurück gegen +das Versprechen der Neutralität. 2. <i>Spanien</i> tritt an Frankreich +die <i>Franche-Comté</i> und abermals Grenzplätze seines niederländischen +Gebiets ab (u. a. <i>Valenciennes</i> und <i>Cambrai</i>). 3. Der +Kaiser tritt Freiburg an Frankreich ab, welches das Besatzungsrecht +von <i>Philippsburg</i> (S. 260) aufgibt. 4. <i>Lothringen</i> wird +dem Herzog Karl V. unter sehr beschränkenden Bedingungen +zurückgegeben; da er diese nicht annimmt, bleibt es von den +Franzosen besetzt. Den vom Kaiser und Reich preisgegebenen +Kurfürsten von Brandenburg zwingt Ludwig XIV. zu dem</p> + +<div class="sidenote"><b>1679.</b></div> + +<p><b>Frieden zu Saint Germain en Laye</b>, in welchem +dieser den Schweden fast alle seine Eroberungen<span class="pagenum"><a name="Page_264" id="Page_264">[264]</a></span> +in Pommern (Stettin, Stralsund, Rügen) herausgeben muß. +Bald darauf <i>Bündnis</i> des gegen den Kaiser erbitterten Kurfürsten<a name="FNanchor_49_49" id="FNanchor_49_49"></a><a href="#Footnote_49_49" class="fnanchor">[49]</a></p> + +<p>mit Frankreich, bis 1685.</p> + +<p>Infolge der Schwäche des Deutschen Reiches steigt der +Übermut Ludwigs XIV. so weit, daß er 1680 <b>Reunionskammern</b> +in <i>Metz</i>, <i>Breisach</i>, <i>Besançon</i>, <i>Tournay</i> einsetzt. Diese französischen +Gerichtshöfe untersuchen und entscheiden, was jemals +zu den in den letzten vier Friedensschlüssen an Frankreich abgetretenen +Ländern und Plätzen gehört hat. Der König vollstreckt +mit seinen Truppen die Reunionsbeschlüsse, indem er +zu der Gewalttat mitten im Frieden den Hohn einer Rechtsform +fügt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1681.</b> +30. Sept.</div> + +<p><b>Die Franzosen besetzen Straßburg</b> im Einverständnis +mit dem <i>Bischof Franz Egon von Fürstenberg</i>. +Einfall in die spanischen Niederlande 1683. +Besetzung von <i>Luxemburg</i> und <i>Trier</i> 1684. Diesen Rechtsverletzungen +tritt das Deutsche Reich nur mit leeren Protesten +entgegen; schließlich wird 1684 zu <i>Regensburg</i> ein <i>zwanzigjähriger</i> +<b>Waffenstillstand</b> mit Ludwig XIV. abgeschlossen, +wonach er alle bis zum 1. August 1681 besetzten Gebiete, dazu +auch Straßburg behält.</p> + +<div class="sidenote">1684.</div> + +<p>Eine französische Flotte bombardiert <i>Genua</i>, um es +für seine Verbindung mit Spanien zu strafen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1685.</b></div> + +<p><b>Aufhebung des Edikts von Nantes</b> (s. S. 238). +Die Ausübung des <i>reformierten</i> Bekenntnisses in +Frankreich wird untersagt, die Erziehung der Kinder in der +katholischen Religion befohlen, die Auswanderung verboten. +Über 50000 Familien entkommen indes nach Holland, England, +Brandenburg. Die <i>Protestanten im Elsaß</i> behalten die ihnen +zugesicherte Religionsfreiheit.</p> + +<div class="sidenote"><b>1688–1697.</b></div> + +<p><b>Raubkrieg gegen Deutschland</b> (Pfälzischer Krieg). +Nach dem Tode des Kurfürsten Karl von der +<i>Pfalz</i> (1685), dessen Schwester Elisabeth Charlotte (Liselotte) +mit dem Herzog Philipp von Orléans, Bruder Ludwigs XIV., +vermählt war, erhebt Frankreich gegenüber der Linie Pfalz-Neuburg +Ansprüche auf einen großen Teil des Landes. Im +Erzbistum <i>Köln</i> will Ludwig XIV. die Wahl des Straßburger +Bischofs Wilhelm von Fürstenberg gegen den Prinzen +Clemens von Bayern durchsetzen. Bündnis zu <i>Augsburg</i> +1686 gegen Frankreich zwischen dem <i>Kaiser</i>, <i>Spanien</i>, +<i>Schweden</i> und den bedeutendsten <i>Reichsfürsten</i>, nach der in +England 1688 erfolgten Thronveränderung (S. 271) zu der +<i>Großen Allianz</i> erweitert, der <i>England</i>, <i>Holland</i> und <i>Savoyen</i> +beitreten.<span class="pagenum"><a name="Page_265" id="Page_265">[265]</a></span></p> + +<p>Die französischen Heere rücken in die Rheinlande ein +(Sept. 1688). <b>Furchtbare Verheerung der Pfalz</b> durch <b>Mélac</b> +auf Befehl von Louvois (März-Juni 1689); die Städte <i>Heidelberg</i>, +<i>Mannheim</i>, <i>Speier</i>, <i>Worms</i> und Hunderte von kleineren +Orten verbrannt. Das deutsche Reichsheer erobert <i>Mainz</i> und +<i>Bonn</i>, kann aber am Oberrhein die Franzosen nicht vertreiben; +der Markgraf <i>Ludwig von Baden</i> erobert Heidelberg wieder, +hält sich dann aber meist allzu vorsichtig hinter seiner festen +Verteidigungsstellung bei Heilbronn.</p> + +<p>In den Niederlanden siegt der Marschall <i>von Luxembourg</i> +bei <i>Fleurus</i> 1690, <i>Steenkerken</i> 1692, <i>Neerwinden</i> 1693, doch +behauptet <i>Wilhelm III.</i> durch zähe Ausdauer das Feld. Eine +französische Landung in <i>Irland</i> zu Gunsten des vertriebenen +<i>Jakob II.</i> hat nur vorübergehenden Erfolg (s. S. 272).</p> + +<div class="sidenote">1692.</div> + +<p>Seesieg der verbündeten <i>englischen</i> und <i>holländischen</i> +Flotte über die französische bei <b>La Hougue</b> +(Ostseite der Halbinsel Cotentin).</p> + +<div class="sidenote"><b>1697.</b></div> + +<p><b>Friede zu Ryswyk</b> (spr. <i>Reisweik</i>, Dorf beim Haag): +1. Frankreich behält die <i>im Elsaß</i> besetzten Gebiete, +gibt aber <i>Freiburg</i> zurück (S. 263); die pfälzische Erbschaftssache +wird einem Schiedsgericht übergeben. 2. Der +Herzog von <i>Lothringen</i> wird vollständig wieder eingesetzt +(S. 263). 3. Spanien erhält <i>Luxemburg</i> zurück, tritt aber +einige Grenzgebiete seiner Niederlande ab. 4. <i>Wilhelm III.</i> +wird als König von England anerkannt.</p> + +<p>Blüte der <b>französischen Literatur</b> im Zeitalter Ludwigs +XIV. <i>Corneille</i> († 1684), <i>Racine</i> († 1699), <i>Molière</i> +(† 1673), <i>La Fontaine</i> († 1695), <i>Boileau</i> († 1711), <i>Bossuet</i> +(† 1704), <i>Fléchier</i> († 1710), <i>Fénelon</i> († 1715).</p> + +<p>Ludwigs Hofleben in <i>Versailles</i>, <i>Marly</i>, <i>Trianon</i> das Vorbild +der europäischen Höfe. Bauten, Luxus, Maitressen (<i>La +Vallière</i>, <i>Montespan</i>, <i>Fontange</i>). Nach dem Tode seiner Gemahlin +<i>Maria Theresia</i> von Spanien († 1683) vermählt sich +Ludwig insgeheim mit <i>Françoise d’ Aubigné</i>, Witwe des Dichters +<i>Scarron</i>, die er zur Marquise von <i>Maintenon</i> erhebt. Seitdem +Frömmelei am Hofe. Die Finanzen geraten nach Colberts Tode +(1683) in Unordnung, zunehmende Willkürherrschaft im Innern. +Beginn des wirtschaftlichen Niedergangs.</p> + + +<h4>§ 2. Deutschland.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1658–1705.</b></div> + +<p><b>Leopold I.</b> (Sohn Ferdinands III.), mehr auf die +Mehrung der habsburgischen Hausmacht bedacht, +als auf die Wiederaufrichtung des geschwächten Deutschen +Reiches. Unter den Reichsfürsten ragt <b>Friedrich Wilhelm</b>, +der <b>Große Kurfürst</b> von <b>Brandenburg</b> (1640–1688) hervor als +Verteidiger der Selbständigkeit Deutschlands, während andere,<span class="pagenum"><a name="Page_266" id="Page_266">[266]</a></span> +namentlich die drei geistlichen Kurfürsten zu gegenseitigem +Schutze mit Frankreich 1658 den <i>Rheinbund</i> schließen (aufgelöst +1667).</p> + +<p>Seit 1663 <i>dauernder</i> <b>Reichstag zu Regensburg</b>, von den +Gesandten der 8 Kurfürsten, der 33 geistlichen, der 61 weltlichen +Fürsten (dazu 2 Kurien der Prälaten, 4 Kurien der +Reichsgrafen) und der 51 Reichsstädte gebildet. Für Religionssachen +getrennte Beratung, Corpus <i>Catholicorum</i> und Corpus +<i>Evangelicorum</i>. Neben dem Reichskammergericht in Wetzlar +(S. 224) gilt auch der <i>Reichshofrat</i> zu <i>Wien</i> als oberstes Gericht. +Kriegswesen und Finanzen in schlechtem Zustande, weil alles +von der Bewilligung der so zahlreichen Reichsstände abhängt. +Doch kämpfen die Reichstruppen tapfer mit in den von Österreich +mit Nachdruck geführten <b>Türkenkriegen</b>.</p> + +<div class="sidenote">1664.</div> + +<p>Sieg des kaiserlichen Feldherrn <i>Montecuccoli</i> über +die Türken bei <i>St. Gotthard</i> an der <i>Raab</i>. Darauf +Friedensschluß; die größere Hälfte von Ungarn bleibt unter +türkischer Hoheit (vgl. S. 232). Eine Verschwörung ungarischer +Magnaten gegen die habsburgische Herrschaft wird 1670 entdeckt +und bestraft; Aufstand unter Führung des Grafen <i>Tököly</i> +1678; dieser ruft die Türken zu Hilfe.</p> + +<div class="sidenote"><b>1683.</b></div> + +<p><b>Belagerung Wiens durch die Türken.</b> Heldenmütige +Verteidigung, geleitet durch <i>Rüdiger von +Starhemberg</i>. Glücklicher Entsatz durch die <i>Schlacht am +Kahlen Berge</i>; Sieg des vereinigten deutschen und polnischen +Heeres unter <i>Karl V. von Lothringen</i> und dem Polenkönig +<i>Johann Sobieski</i>. 1684 Beitritt <i>Venedigs</i> zum Kriegsbündnis +gegen die Türkei.</p> + +<div class="sidenote">1686.</div> + +<p><i>Ofen</i> erobert von kaiserlichen und brandenburgischen +Truppen. Sieg Karls von Lothringen bei <i>Mohacz</i>.</p> + +<div class="sidenote">1687.</div> + +<p>Der Reichstag zu Preßburg überträgt dem österreichischen +Mannesstamm die erbliche Thronfolge +in Ungarn.</p> + +<div class="sidenote">1691.</div> + +<p>Sieg des Markgrafen <i>Ludwig von Baden</i> bei <i>Slankamen</i> +unweit Peterwardein, des Prinzen <i>Eugen +von Savoyen</i> bei <i>Zenta</i> an der Theiß 1697.</p> + +<div class="sidenote"><b>1699.</b></div> + +<p><b>Friede zu Karlowitz</b>: <i>Ungarn</i> und <i>Siebenbürgen</i> +kommen an Österreich, türkisch bleibt nur das Gebiet +von <i>Temesvar</i>. Morea kommt an Venedig, Asow an Rußland.</p> + +<p><b>Standeserhöhungen deutscher Fürsten</b> am Ende des 17. +und am Anfang des 18. Jahrhunderts:</p> + +<div class="sidenote">1692.</div> + +<p>1. Herzog <i>Ernst August</i> von Braunschweig-Lüneburg +(Haus der <i>Welfen</i>, s. S. 184) erhält als Kurfürst +von <b>Hannover</b> die <i>neunte</i> Kurwürde.</p> + +<div class="sidenote">1697.</div> + +<p>2. <i>Friedrich August I.</i>, Kurfürst von <i>Sachsen</i>, wird +nach dem Tode Johann Sobieskis zum <b>König von +Polen</b> erwählt als <i>August II.</i> (<i>der Starke</i>).<span class="pagenum"><a name="Page_267" id="Page_267">[267]</a></span></p> + +<p>3. Kurfürst <i>Friedrich III. von Brandenburg</i> (1688 +bis 1713), Sohn des Großen Kurfürsten, nimmt</p> + +<div class="sidenote"><b>1701.</b> +18. Jan.</div> + +<p>mit Zustimmung des Kaisers (S. 272) den Titel +<b>König in Preußen (Friedrich I.)</b> an und krönt +sich in <i>Königsberg</i>.</p> + +<p>Wiederherstellung des <b>Geisteslebens in Deutschland</b> nach +der Zerrüttung des Dreißigjährigen Krieges:</p> + +<p><i>Paul Gerhard</i> († 1676), <i>Ph. J. Spener</i> († 1705), <i>A.H. Franke</i> +(gründet 1698 das Waisenhaus in Halle). Der Philosoph, Mathematiker +und Geschichtsforscher <i>G.W. Leibniz</i> (geb. 1646 zu +Leipzig, 1676 in Hannover, 1700 in Berlin, † 1716 in Hannover). +<i>Chr. Thomasius</i> in Halle († 1728) hält zuerst deutsche Vorlesungen, +bekämpft die Hexenprozesse und die Anwendung der Folter.</p> + + +<h4>§ 3. Der Norden und Osten.</h4> + +<p><b>Schweden</b>, durch den Besitz bedeutender Nebenländer +(S. 256, 260) fast rund um die Ostsee ausgedehnt, ist seit dem +Dreißigjährigen Kriege die erste Macht des Nordens.</p> + +<div class="sidenote">1654–1718.</div> + +<p>Haus Pfalz-Zweibrücken (s. S. 250).</p> + +<div class="sidenote"><b>1655–1660.</b></div> + +<p><b>Schwedisch-Polnischer Krieg.</b></p> + +<p><b>Karl X. Gustav</b> (1654–1660) beginnt Krieg mit +Polen, weil <i>Johann Kasimir</i> (aus der <i>katholischen</i> Linie des +Hauses <i>Wasa</i>) ihn ebenso wenig anerkennen will, wie früher +Sigismund III. Gustav Adolf (S. 250). Er dringt von Pommern +her in Polen ein, nimmt Warschau und Krakau; Johann Kasimir +flüchtet nach Schlesien. Kurfürst <i>Friedrich Wilhelm</i> von +Brandenburg sieht sich genötigt, im Vertrage zu <i>Königsberg</i> +1656 sein Herzogtum Preußen von <i>Schweden</i>, wie bisher von +<i>Polen</i> (S. 229), zu Lehen zu nehmen; dazu erhält er das Bistum +<i>Ermeland</i>. In Polen Aufstand gegen die Schweden. <i>Karl Gustav</i> +und <i>Friedrich Wilhelm</i> gewinnen die dreitägige</p> + +<div class="sidenote"><b>1656</b> (Juli).</div> + +<p><b>Schlacht bei Warschau</b> gegen die Polen.</p> + +<p>Um sich die weitere Hilfe des Kurfürsten von +Brandenburg zu sichern, gesteht <i>Karl Gustav</i> diesem in dem +Vertrage zu <i>Labiau</i> die <i>Souveränität</i> (lehnsfreie Herrschaft) +über Ostpreußen und Ermeland zu. Allein es erklären sich +gegen Schweden: <i>Rußland</i>, <i>Dänemark</i>, der <i>Kaiser Leopold I.</i> +und bald auch der <i>Kurfürst von Brandenburg</i>, dem Polen +im Vertrage zu <i>Wehlau</i> 1657 ebenfalls die Souveränität über +Ostpreußen (ohne Ermeland) zusichert. Die Schweden werden +bald aus Polen zurückgedrängt, nur Polnisch-Preußen bleibt +von ihnen besetzt. Karl Gustav greift <b>Dänemark</b> an und erzwingt +durch schnelles Vordringen (Übergang über die gefrorenen +<i>Belte</i>, Januar 1658) den<span class="pagenum"><a name="Page_268" id="Page_268">[268]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1658.</b></div> + +<p><b>Frieden zu Roeskild</b>: Dänemark tritt den südlichen +Teil der skandinavischen Halbinsel (<i>Schonen</i>, <i>Halland</i>, +<i>Blekingen</i>), das Stift <i>Dronthjem</i> und die Insel <i>Bornholm</i> +an Schweden ab.</p> + +<p>Noch in demselben Jahre zweiter Angriff Karl Gustavs, +aber die belagerte Hauptstadt <i>Kopenhagen</i> verteidigt sich tapfer. +Eine holländische Flotte (die Holländer Handelsrivalen der +Schweden) kommt zu Hilfe; kaiserliche, polnische und brandenburgische +Truppen vertreiben die Schweden aus Holstein und +Schleswig. Die Brandenburger besetzen unter Führung des +Kurfürsten die Insel <i>Alsen</i>. Karl X. hebt die Belagerung von +Kopenhagen auf, stirbt bald darauf zu Gotenburg. Ihm folgt +sein minderjähriger Sohn Karl XI. (1660–1697).</p> + +<div class="sidenote"><b>1660.</b></div> + +<p><b>Friede zu Olīva</b> (Kloster bei Danzig).</p> + +<p>Johann Kasimir entsagt allen Ansprüchen auf den +schwedischen Thron, sowie auf <i>Livland</i> und <i>Estland</i>; der Herzog +von <i>Kurland</i> wird als polnischer Vasall wieder eingesetzt. Die +<b>Souveränität Preußens</b> wird von <i>Schweden</i> und <i>Polen</i> bestätigt.</p> + +<p>Gleich darauf <b>Friede zu Kopenhagen</b> mit Dänemark; der +Roeskilder Frieden bestätigt, aber Dronthjem und Bornholm +an Dänemark zurückgegeben.</p> + +<p>In <b>Dänemark</b> wird gleich nach dem Frieden von dem +der Adelsherrschaft überdrüssigen <i>dritten</i> Stande (Bürger) und +der <i>Geistlichkeit</i> dem Könige Friedrich III. (1648–1670) eine +ganz unumschränkte Gewalt übertragen. Im Anschluß daran +erklärt das <i>Königsgesetz</i> 1665 Dänemark für ein Erbreich in +männlicher und weiblicher Linie; es gilt aber nicht für die +Herzogtümer Schleswig-Holstein, welche auch ihren eigenen +Landtag behalten. Das Herzogtum <i>Oldenburg</i> 1667 nach dem +Aussterben der dort regierenden Linie (S. 216) mit Dänemark +vereinigt.</p> + +<p>Auch in <b>Schweden</b> übertragen die Stände, der übermäßigen +Gewalt des Reichsrats müde, 1682 dem großjährig gewordenen +Könige Karl XI. eine fast unumschränkte Gewalt.</p> + +<p>In <b>Polen</b> dagegen ist seit der Einführung der Wahlmonarchie +1572 (S. 250) die königliche Macht zum Schatten +herabgesunken, der Staat ist tatsächlich eine <i>Adelsrepublik</i>. +Der aus dem <i>Senat</i> (Bischöfe, Woiwoden, Kastellane) und den +gewählten <i>Landboten</i> (Abgeordnete des Adels) bestehende +Reichstag übt alle Gewalt aus. Das <i>liberum veto</i>, d. h. das Recht +<i>jedes</i> einzelnen Mitgliedes, einen Reichstagsbeschluß durch +seinen Einspruch ungültig zu machen, führt zu Bestechung, +Gewalttat und schließlich fast zur Anarchie; nur selten kommt +ein Beschluß zustande.</p> + +<p>Nach <i>Johann Kasimirs</i>, des letzten der 3 katholischen Wasas +Abdankung blutige Thronstreitigkeiten; dann regiert <i>Johann<span class="pagenum"><a name="Page_269" id="Page_269">[269]</a></span> +Sobieski</i> 1674–1696, der den kriegerischen Adel durch Feldzüge +gegen die Türken (vgl. S. 266) an sich fesselt. Ihm folgt +<i>August II.</i> von Sachsen 1697–1733; Friede mit den Türken +zu <i>Karlowitz</i>.</p> + +<p><b>Rußland</b> unter dem Hause <b>Romānow</b> (1613–1762) +wachsend an Macht und Ansehen. <i>Michael Romānow</i> (1613 +bis 1645) kämpft zwar unglücklich gegen Polen, ordnet aber +die innere Verwaltung. Sein Sohn <i>Alexei</i> (1645–1676) gewinnt +die Länder am Dnjepr (Smolensk und Kiew) von Polen zurück, +unterwirft Sibirien bis zum äußersten Osten und das Amurland +(S. 250) und fängt an, europäische Kultur in Rußland zu verbreiten. +Nach dem Tode seines ältesten Sohnes <i>Feodor</i> (1682) +werden von den <i>Strelitzen</i>, der adligen Leibwache des Zaren, +dessen beide Brüder <i>Iwan</i> und <b>Peter</b> unter Vormundschaft +ihrer älteren Schwester <i>Sophia</i> zu Zaren ausgerufen. Peter in +<i>Preobraschensk</i> (bei Moskau) mit militärischen Übungen beschäftigt; +aus seinen Spielgefährten (Poteschnie) wird später +die Garde des Heeres gebildet. Sophia, die ihn vom Thron +ausschließen will, wird 1689 in ein Kloster geschickt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1689–1725.</b></div> + +<p><b>Peter der Große</b>, regiert als Alleinherrscher, da +der geistesschwache Bruder Iwan bis zu seinem +Tode (1696) ohne jede Macht bleibt. Er ist der Gründer des +russischen Staates.</p> + +<p>Peter beginnt seine Reformen mit Hilfe des Schotten +<i>Gordon</i> und des Genfers <i>Lefort</i>. <i>Asow</i> erobert 1696 (S. 266). +Grausame Bestrafung eines Aufruhrs der <i>Strelitzen</i>. Darauf +<i>Reise</i> des Zaren durch Deutschland über Königsberg und Berlin +nach Holland, wo er in <i>Zaandam</i> als Schiffszimmermann +arbeitet, dann nach England. Anwerbung ausländischer Handwerker, +Künstler, Offiziere. Fortsetzung der Reise über Dresden +nach Wien; im Begriff nach Venedig abzureisen, wird der Zar +durch die Nachricht von einem abermaligen Aufruhr der +Strelitzen zurückgerufen. Blutiges Strafgericht; das ganze +Korps wird aufgelöst, das Heer nach europäischer Weise gebildet.</p> + +<p>Nach Leforts Tode 1699 <i>Menschikow</i> Günstling und Minister +des Zaren, bemüht um weitere Einführung der westeuropäischen +Kultur in Rußland, doch auch habsüchtig und bestechlich. +Peters Entschluß zu dem Kriege gegen Schweden (S. 274) wird +entscheidend für Rußlands weiteren Aufschwung.</p> + + +<h4>§ 4. England.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1649–1660.</b></div> + +<p><b>England Republik</b> (<i>Commonwealth</i>).</p> + +<p><b>Cromwell</b> (s. S. 249) unterwirft nach blutigem +Kampfe die über die Hinrichtung des zum Katholizismus hinneigenden +Königs Karl erbitterten Iren, dann durch die Siege<span class="pagenum"><a name="Page_270" id="Page_270">[270]</a></span> +bei <i>Dunbar</i> (1650) und bei <i>Worcester</i> (spr. u_͡__ustĕr, 1651) das +aufständische Schottland (S. 249), von wo er des hingerichteten +Königs Sohn, <i>Karl II.</i>, vertreibt. In England löst Cromwell +das Rumpf-Parlament und das von ihm selbst berufene, aus +eifrigen Independenten bestehende <i>Barebone</i>-Parlament auf. +Durch das Heer wird</p> + +<div class="sidenote">1653–1658.</div> + +<p><b>Cromwell Lord-Protektor</b> der drei Reiche (England, +Schottland, Irland). Seine Regierung hält +die Ordnung im Innern aufrecht und macht England +zur ersten protestantischen Macht in Europa.</p> + +<div class="sidenote">1651.</div> + +<p><b>Navigationsakte</b>, welche den Fremden auf ihren +eigenen Schiffen nur die Einfuhr eigener Erzeugnisse +erlaubt und namentlich den <i>holländischen</i> Zwischenhandel +schwer trifft, da die Erzeugnisse der englischen Kolonien nur +auf englischen Schiffen nach England gebracht werden dürfen. +Daher Krieg mit <i>Holland</i> (1652–1654), aus welchem die Engländer +als Sieger hervorgehen. England seitdem die erste Seemacht; +Holland tritt mehr zurück (S. 244). Im Kriege mit +<i>Spanien</i> (1655–1658) Eroberung <i>Jamaikas</i> und Einnahme von +<i>Dünkirchen</i>.</p> + +<p>Nach <i>Oliver Cromwells</i> Tode folgt ihm als Protektor sein +ihm unähnlicher Sohn <i>Richard Cromwell</i>, der schon nach +8 Monaten abdankt. Zwistigkeiten unter den Befehlshabern +des Heeres führen zur</p> + +<div class="sidenote"><b>1660.</b></div> + +<p><b>Herstellung des Königtums.</b> General <i>Monk</i> versammelt +ein neues Parlament (Oberhaus und Unterhaus, +S. 249), welches auf den Thron ruft Karls I. +Sohn, den gewissenlosen, verschwenderischen und +ausschweifenden</p> + +<div class="sidenote"><b>1660–1685.</b></div> + +<p><b>Karl II.</b> Herstellung der Episkopalkirche; von der +<i>Amnestie</i> werden diejenigen ausgenommen, welche +Karl I. zum Tode verurteilt hatten. Cromwells Leiche an den +Galgen gehängt. 1662 <i>Dünkirchen</i> an Frankreich verkauft; +1664–1667 abermaliger <i>Seekrieg mit Holland</i>; 1664 New-York +(1612 von den Holländern als Neu-Amsterdam gegründet) von +den Engländern besetzt. 1666 Pest und große Feuersbrunst in +London. 1667 dringt Admiral Ruyter (1607–1676) in die +Themse ein.</p> + +<p>Der Minister <i>Clarendon</i> 1667 verbannt; das <i>Cabal</i>-Ministerium +(<b>C</b>lifford, <b>A</b>rlington, <b>B</b>uckingham, <b>A</b>shley, <b>L</b>auderdale) +bewegt den König, für französische Jahrgelder aufs neue <i>Krieg +gegen Holland</i> (1672–74, s. S. 262) zu führen und zu Gunsten +der Katholiken die <i>Indulgenzerklärung</i> zu erlassen. Allgemeine +Entrüstung; das Parlament setzt 1673 die <b>Testakte</b> durch, +welche jeden Engländer, der ein Amt bekleiden will, zur Anerkennung +der Oberhoheit des Königs über die englische Kirche +und zu einer Erklärung gegen die katholische Abendmahlslehre<span class="pagenum"><a name="Page_271" id="Page_271">[271]</a></span> +zwingt. Der katholische Bruder des Königs, <i>Jakob, Herzog +von York</i>, legt sein Amt als Großadmiral nieder. 1674 das +Cabal-Ministerium gestürzt, Friede mit Holland.</p> + +<p>Neue Streitigkeiten mit dem Parlament, in welchem sich +das Verlangen erhebt, den <i>Herzog von York</i> als »Papisten« +von der Thronfolge auszuschließen. Unter dem Ministerium +<i>Shaftesbury</i> wird 1679 die <b>Habeascorpusakte</b> (Schutz gegen +willkürliche Verhaftung) durchgesetzt.</p> + +<p>Entstehung der Parteinamen <b>Whigs</b> (Liberale) und <b>Tories</b> +(Konservative), ursprünglich Spottnamen, der erstere ein <i>schottischer</i> +für Anhänger des Covenants (S. 248), der zweite ein +<i>irischer</i> für Anhänger des <i>Papismus</i>.</p> + +<p>Die <i>Ausschließungsbill</i> wird im Unterhause von den Whigs +durchgesetzt, im Oberhause verworfen. Die Entdeckung einer +Verschwörung gegen den König hat strenge Maßregeln gegen +die Whigs zur Folge; Lord <i>Will. Russell</i> und <i>Algernon Sidney</i> +hingerichtet, der Herzog von <i>Monmouth</i> (natürlicher Sohn des +Königs) flüchtet nach Holland. Karl II. stirbt 1685, nachdem +er auf dem Totenbette Katholik geworden ist.</p> + +<div class="sidenote"><b>1685–1688.</b></div> + +<p><b>Jakob II.,</b> Bruder Karls II., bei der überlieferten +Politik seines Hauses verharrend, sucht die <i>unumschränkte</i> Königsgewalt und den Katholizismus in England +wieder herzustellen. <i>Monmouth</i> landet in England, wird bei +<i>Sedgemoor</i> geschlagen, gefangen und hingerichtet (1685). Blutige +Assisen (Gerichtssitzungen), geleitet von dem grausamen und +habsüchtigen Oberrichter <i>Jeffreys</i>.</p> + +<p>Anstellung von Katholiken unter Erlassung des durch die +Testakte verlangten Eides. Dann Aufhebung der Testakte; Religionsfreiheit +verkündet. Sieben anglikanische Bischöfe weigern +sich, die Indulgenzerklärung zu verkündigen. Prozeß und Freisprechung +der Bischöfe. Durch die Geburt eines katholischen +<i>Prinzen von Wales</i> (von Jakobs <i>zweiter</i> Gemahlin Maria d’Este, +Prinzessin von Modena) wird die Aussicht auf protestantische +Thronfolge vereitelt; die beiden Töchter Jakobs aus erster Ehe, +<i>Maria</i> und <i>Anna</i>, waren protestantisch. <i>Whigs</i> und <i>Tories</i> +wenden sich an <i>Wilhelm von Oranien,</i> Gemahl der <i>Maria,</i> und durch seine Mutter Enkel Karls I. (vgl. die Stammtafel +S. 299).</p> + +<div class="sidenote">1688. +5. Nov.</div> + +<p>Landung Wilhelms, der von Friedrich III. von +Brandenburg und andern norddeutschen Fürsten +unterstützt wird, in <i>Torbay</i>; das Heer und die ganze +Nation fallen ihm zu, Jakob entflieht nach Frankreich.</p> + +<div class="sidenote"><b>1689–1702.</b></div> + +<p><b>Wilhelm III.</b> (und <b>Maria</b> bis 1694), durch Parlamentsakte +auf den Thron erhoben. Personalunion +zwischen England und Holland. Die Regierung führt Wilhelm III. +allein. Das <b>Gesetz der Rechte</b> (<i>Bill of rights</i> 1689) sichert +die verfassungsmäßigen Freiheiten der Nation.<span class="pagenum"><a name="Page_272" id="Page_272">[272]</a></span></p> + +<p>Aufstand der katholischen Iren für Jakob, der daselbst +landet und fast ein Jahr herrscht. Wilhelm schlägt ihn 1690 +am <i>Boynefluß</i>. Teilnahme am Kriege gegen Ludwig XIV., +s. S. 264; Englands Seemacht gesichert. 1701 Ordnung der +Thronfolge: die katholischen Stuarts ausgeschlossen, erbberechtigt +ist das protestantische Haus <i>Hannover</i> (S. 299).</p> + +<p>Aufschwung der Literatur und Wissenschaft: Die Dichter +<i>Milton</i> († 1674) und <i>Dryden</i> († 1700); der Theosoph <i>Bunyan</i> +(† 1688); die Philosophen <i>Hobbes</i> († 1679) und <i>Locke</i> († 1704), +der Naturforscher <i>Newton</i> († 1722).</p> + + +<div class="sidenote"><b>1701–1714.</b></div> + +<h4>§ 5. Der spanische Erbfolgekrieg.</h4> +<div class="clear"> +<div class="p2"> +<pre> +<b>Philipp III.,</b> König von Spanien, †1621. +_________|_________________________________________ +<b>Anna,</b> <b>Philipp IV.,</b> †1665. <b>Maria Anna,</b> +Gem. Ludwig XIII. | Gem. Ferdinand III. + | __|_____________________ | +<b>Ludwig XIV.</b> Maria <b>Karl II.,</b> Marg. <b>Leopold I.,</b> + | Theresia. †1700. Theresia. †1705. + |___________| |_________| + | | + | | +<b>Ludwig, Dauphin</b>, †1711. <b>Maria Antonie,</b> + | Gem. Max Emanuel v. Bayern. + | | +<b>Philipp von Anjou,</b> <b>Joseph Ferdinand,</b> +als K. v. Spanien <b>Philipp V.,</b> †1699, + †1746. Kurprinz v. Bayern. +</pre> +</div></div> + +<p>Kaiser Leopold I. hatte außer seiner Tochter Maria Antonie +zwei <i>Söhne</i> aus dritter Ehe, <i>Joseph I.</i> (Kaiser 1705–1711) und +<i>Karl VI.</i> (Kaiser 1711–1740). Er nimmt als Vertreter der +deutschen Linie des Hauses Habsburg das spanische Erbe für +den zweiten Sohn in Anspruch. Ludwig XIV. dagegen fordert +es für seinen zweiten Enkel <i>Philipp von Anjou.</i> Wilhelm III. +an der Spitze der <i>Seemächte</i> (England und Holland) schließt +mit Ludwig XIV. 1698 einen <i>Teilungsvertrag</i>: Haupterbe soll +der Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern sein, Frankreich +und Österreich die Nebenländer erhalten. Dagegen setzt Karl II. +den Kurprinzen durch Testament zum Erben der <i>gesamten</i> +Monarchie ein. Nach dessen plötzlichem Tode 1699 neue +Unterhandlungen; endlich unterzeichnet Karl II. ein Testament, +welches <i>Philipp von Anjou</i> zum Erben einsetzt. <b>Große Allianz</b> +der <i>Seemächte</i> (1701) mit Kaiser <i>Leopold</i>, zunächst um dem +Hause Österreich die spanischen Besitzungen in den <i>Niederlanden</i> +und in <i>Italien</i> zu verschaffen. Auf Frankreichs Seite +stehen die Herzöge von <i>Savoyen</i> und <i>Mantua</i>, die Kurfürsten +von <i>Bayern</i> und <i>Köln</i> (zwei Brüder); die übrigen deutschen +Reichsstände und <i>Preußen</i> (Friedrich III. von Brandenburg +durch den »Krontraktat« die Annahme der Königswürde gestattet) +sind mit dem Kaiser verbündet. <i>Portugal</i> tritt der +großen Allianz bei, endlich auch <i>Savoyen</i> (1703).<span class="pagenum"><a name="Page_273" id="Page_273">[273]</a></span></p> + +<p>Vier Kriegsschauplätze: <i>Spanien</i>, <i>Italien</i>, <i>Niederlande</i>, +<i>Deutschland</i>.</p> + +<p>Philipp von Anjou wird in Spanien als König <b>Philipp V.</b> +anerkannt. Seine Hauptstütze ist <i>Kastilien</i>.</p> + +<div class="sidenote">1701.</div> + +<p>Prinz <b>Eugen von Savoyen</b> (1663–1736) als Feldherr +Kaiser Leopolds eröffnet den Krieg siegreich +in Oberitalien, wird aber 1702 vom Herzog von Vendôme in +seinem Vordringen gehemmt.</p> + +<div class="sidenote">1703.</div> + +<p>Die Bayern fallen als Verbündete Frankreichs in +<i>Tirol</i> ein, werden aber zurückgetrieben. Der englische +Feldherr <b>Marlborough</b> dringt in den Niederlanden +vor.</p> + +<div class="sidenote">1704.</div> + +<p>Erzherzog Karl landet in Portugal, die Engländer +erobern <b>Gibraltar</b>. Prinz <i>Eugen</i> und <i>Marlborough</i> +vereinigen sich an der Donau und siegen (unweit Donauwörth) +über die Franzosen und Bayern in der</p> + +<div class="sidenote"><b>1704.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Höchstädt und Blindheim</b>. Bayern +von den kaiserlichen Truppen besetzt.</p> + +<div class="sidenote">1706.</div> + +<p>Erzherzog Karl gewinnt auf kurze Zeit <i>Madrid</i>; +Marlborough siegt bei <b>Ramillies</b> (nördlich von +Namur), Prinz Eugen bei <b>Turin</b> mit Hilfe der <i>Preußen</i> unter +<i>Leopold von Dessau</i>. Die Franzosen werden aus Italien verdrängt, +<i>Mantua</i> (s. S. 239) von Österreich in Besitz genommen, +dann auch <i>Neapel</i> (S. 241).</p> + +<div class="sidenote"><b>1708.</b></div> + +<p>Sieg Marlboroughs und Prinz Eugens bei <b>Oudenarde</b>; +<i>Lille</i> belagert und genommen. Strenger Winter +in Frankreich.</p> + +<p><i>Friedensverhandlungen</i>. Die Verbündeten fordern Herausgabe +der spanischen Monarchie an Erzherzog Karl von Österreich, +der niederländischen Grenzfestungen an die Holländer, +für das Deutsche Reich Wiederherstellung des im <i>Westfälischen +Frieden</i> festgesetzten Besitzstandes. Dies alles wird <i>von Ludwig +XIV. bewilligt</i>. Aber die Forderung, daß er seinen Enkel +Philipp mit <i>französischen Waffen</i> aus Spanien vertreiben soll, +bewirkt den Abbruch der Verhandlungen.</p> + +<p>Fortgang des Krieges. Die Franzosen aufs neue gedemütigt +durch den</p> + +<div class="sidenote"><b>1709.</b></div> + +<p>Sieg Prinz Eugens und Marlboroughs bei <b>Malplaquet</b>. +Neue Friedensanträge Ludwigs, der sogar Hilfsgelder +gegen seinen Enkel zahlen will, während die Verbündeten +verlangen, daß er ihn durch seine <i>Heere</i> vertreiben +soll.</p> + +<p>Der Fall des <i>Whigministeriums</i> in England (1710) und der +Tod Kaiser <b>Josephs I.</b> (1711) ändern alle Verhältnisse zu Gunsten +Ludwigs XIV. Marlborough abberufen; Erzherzog Karl verläßt +Spanien, um die österreichischen Erblande zu übernehmen. +England beginnt Friedensverhandlungen (S. 299).<span class="pagenum"><a name="Page_274" id="Page_274">[274]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1712.</div> + +<p>Kongreß zu Utrecht. Der französische Feldherr +Villars siegt bei <i>Denain</i> (an der Schelde) über +einen Teil von Prinz Eugens Heer.</p> + +<div class="sidenote"><b>1713.</b></div> + +<p><b>Friede zu Utrecht</b> (ohne Beteiligung Kaiser Karls VI.):</p> + +<p>1. <b>Philipp V.</b>, Enkel Ludwigs XIV., wird als +König von <i>Spanien</i> anerkannt. Die meisten <i>Nebenländer</i> +(Niederlande, Mailand, Neapel, Sardinien) sollen <b>Karl VI.</b> zufallen, +Sicilien als Königreich dem Herzog von <i>Savoyen</i>.</p> + +<p>2. <b>England</b> erhält von Frankreich <i>Neufundland</i>, <i>Neuschottland</i> +(Akadien) und die <i>Hudsonsbailänder</i>, von Spanien +<i>Gibraltar</i> und <i>Menorka</i>. Anerkennung der protestantischen +Thronfolge versprochen (S. 284).</p> + +<p>3. <b>Holland</b> erhält das Besatzungsrecht in einigen Grenzfestungen +der bisher spanischen Niederlande, <i>Lille</i> wird an +Frankreich zurückgegeben.</p> + +<p>4. <b>Preußen</b> erlangt Anerkennung des Königstitels und des +Besitzes von <i>Neuchâtel</i> und Valengin (aus der oranischen Erbschaft +nach Wilhelms III. Tode 1702, vgl. die Stammtafel S. 244), +dazu <i>Obergeldern</i> (an der Maas). Es überläßt an Frankreich +seine Ansprüche auf das Fürstentum <i>Oranien</i> oder <i>Orange</i> (an +der Rhone, S. 242 Anm.).</p> + +<p>Karl VI. verweigert seine Zustimmung, der Krieg wird +am Rhein weitergeführt. Villars erobert Landau und Freiburg. +Darauf</p> + +<div class="sidenote"><b>1714.</b></div> + +<p><b>Friede zu Rastatt und Baden</b> (im Aargau, Schweiz). +Karl VI. nimmt die ihm bestimmten Länder an. +Österreich gewinnt damit nach der Erwerbung Ungarns unter +Leopold I. (S. 266) unter dessen Sohn Karl VI. auch noch die +Niederlande und die Herrschaft in Italien. Für das <i>Deutsche +Reich</i> wird nur der Friede von Ryswyk bestätigt; <i>Landau</i> +bleibt französisch. Die in die Reichsacht erklärten Kurfürsten +von <i>Bayern</i> und <i>Köln</i> werden in ihre Würden und Länder +wieder eingesetzt.</p> + + +<div class="sidenote"><b>1700–1721.</b></div> + +<h4>§ 6. Der Nordische Krieg.</h4> + +<p><b>Peter der Große</b> (S. 269) will Rußland zur <i>Seemacht</i> +erheben und Schwedens Herrschaft über die Ostsee +(S. 256) brechen. Er schließt unter Vermittelung des livländischen +Edelmanns <i>Patkul</i> ein Bündnis mit <i>August dem +Starken</i> (S. 266), welcher Livland wieder für Polen beansprucht +(S. 249, 268). Friedrich IV. von <i>Dänemark</i> schließt sich an, um +das Haus Holstein-Gottorp (jüngere Linie des dänischen Königshauses) +aus dem Mitbesitz von Schleswig-Holstein zu verdrängen.</p> + +<p><b>Karl XII., König von Schweden</b> (geb. 1682, reg. 1697 +bis 1718), Enkel Karls X. Gustav von Pfalz-Zweibrücken (S. 250),<span class="pagenum"><a name="Page_275" id="Page_275">[275]</a></span> +nimmt sich des Herzogs von Holstein-Gottorp, seines Schwagers, +an, landet 1700 auf Seeland, bedroht Kopenhagen und erzwingt +den <b>Frieden zu Travendal</b> (in Holstein a. d. Trave); Dänemark +gibt den Angriff auf. Dann wendet er sich gegen Peter d. Gr. +und besiegt mit 8000 Schweden 40000 Russen bei <b>Narwa</b> (in +Ingermanland). <i>Sächsische</i> Truppen haben inzwischen <i>Riga</i> +belagert. Karl XII. dringt 1701 in <i>Polen</i> ein und verlangt +Absetzung Augusts II., zieht 1702 in Warschau ein, siegt bei +<i>Klissow</i> und 1703 bei <i>Pultusk</i> über sächsische und polnische +Truppen.</p> + +<div class="sidenote">1704.</div> + +<p><i>Stanislaus Lesczinski</i> vom polnischen Reichstag +zum König gewählt.</p> + +<p>Währenddessen legt <i>Peter</i> den Grund zu der neuen Hauptstadt +<b>St. Petersburg</b> 1703 und erobert <i>Narwa</i> 1704.</p> + +<p>Fortgang des Krieges in Polen und Litauen, Siege Karls XII. +bei <i>Punitz</i> 1704 und seines Generals <i>Rehnskjöld</i> bei Fraustadt +1706. Karl dringt durch Schlesien in Sachsen ein und erzwingt +den</p> + +<div class="sidenote"><b>1706.</b></div> + +<p><b>Frieden zu Altranstädt</b> (bei Leipzig): 1. August II. +entsagt der polnischen Krone und erkennt <i>Stanislaus +Lesczinski</i> als König von Polen an. 2. Er gibt das +Bündnis mit dem Zaren auf und liefert dessen Bevollmächtigten +<i>Patkul</i> aus (welchen Karl grausam hinrichten läßt). 3. <i>Sachsen</i> +sorgt den Winter über für Unterhalt und Sold des schwedischen +Heeres.</p> + +<p>Karl bricht dann gegen den russischen Zaren auf (Sept. 1707), +der die Zeit zur Festsetzung an der Ostsee und zur Bildung +eines kriegstüchtigen Heeres trefflich benutzt hatte. Der Weg +nach Moskau versperrt durch Verwüstung des Landes. Durch +den von Rußland abgefallenen Kosakenhetman <i>Mazeppa</i> läßt +sich Karl verleiten, über den Dnjepr (1708) nach der <i>Ukraine</i> +zu gehen. Vergebliche Belagerung <i>Pultawas</i>; Peter eilt zum +Entsatz herbei und schlägt mit überlegener Streitmacht die durch +Märsche und Mangel ermatteten Schweden in der</p> + +<div class="sidenote">1709 (8. Juli).</div> + +<p><b>Schlacht bei Pultāwa,</b> welche Schwedens +Übermacht mit einem Schlage vernichtet. Das +schwedische Heer völlig aufgelöst und größtenteils +gefangen. Karl flüchtet zu den Türken.</p> + +<div class="sidenote">1709–1714.</div> + +<p>Karl XII. <i>in der Türkei</i> (Lager bei <i>Bendēr</i>), sucht +die Pforte zum Kriege gegen Rußland zu bewegen. +Dies gelingt endlich 1711. Peter, verbündet mit dem <i>Fürsten +der Moldau,</i> geht über den Dnjestr, wird am <i>Pruth</i> eingeschlossen, +erkauft von den Türken durch Bestechung des Großwesirs +(auf Rat seiner Gemahlin <i>Katharina</i>) den</p> + +<div class="sidenote"><b>1711.</b></div> + +<p><b>Frieden am Pruth</b>: 1. <i>Asow</i> an die Pforte zurückgegeben +(S. 266) 2. Dem Könige von Schweden +freie Rückkehr in seine Staaten zugesichert.<span class="pagenum"><a name="Page_276" id="Page_276">[276]</a></span></p> + +<p>Karl XII., über diesen Frieden entrüstet, verweigert starrsinnig +die Abreise, wird 1713 von den Türken in seinem Lager +bei <i>Bender</i> gefangen genommen und nach <i>Demotika</i> (bei +Adrianopel) gebracht. Währenddessen nutzen seine Feinde die +Zeit aus. August II. vertreibt den König Stanislaus aus Polen; die +Dänen suchen (allerdings vergeblich) die südlichen Provinzen +Schwedens zu erobern. <i>Peter der Große</i> nimmt <i>Livland, Estland, +Ingermanland, Karelien, Finnland</i> vollständig in Besitz.</p> + +<p>Im <i>Haager Konzert</i> (1710) war, um den Krieg von Deutschlands +Grenzen fern zu halten, die Neutralität aller <i>deutsch-schwedischen</i> +Provinzen, sowie <i>Schleswigs</i> und <i>Jütlands</i> festgesetzt +worden. Da aber Karl XII. gegen diesen Vertrag von +der Türkei aus protestiert, so nehmen die Dänen dem Herzog +von Holstein-Gottorp <i>Schleswig</i> weg und erobern die seit 1648 +(S. 260) schwedischen Herzogtümer <i>Bremen</i> und <i>Verden</i> (1712), +welche dann gegen eine Geldzahlung dem Kurfürsten von +Hannover überlassen werden.</p> + +<div class="sidenote">1712. +Dez.</div> + +<p>Der schwedische General <i>Stenbock</i> besiegt die Dänen +bei <i>Gadebusch</i> (in Mecklenburg), rückt dann nach +Holstein vor, verbrennt <i>Altona</i>, wird aber (Febr. +1713) von Dänen und Russen bei <i>Tönning</i> a. d. +Eider gefangen.</p> + +<div class="sidenote">1713.</div> + +<p>König <i>Friedrich Wilhelm I.</i> von <b>Preußen</b> (S. 279) +schließt sich den Feinden Schwedens an und besetzt +<i>Stettin</i> nach Abschluß eines Vertrages mit dem russischen +General Menschikow, wonach Stettin und Vorpommern gegen +Zahlung von 400000 Talern vorläufig von Preußen beschlagnahmt +(sequestriert) werden.</p> + +<div class="sidenote">1714.</div> + +<p>Karl XII. kehrt endlich in seine Staaten zurück. +Abenteuerlicher Ritt durch Ungarn und Deutschland +über Wien, Nürnberg, Braunschweig nach +<i>Stralsund</i>.</p> + +<div class="sidenote">1715.</div> + +<p>Belagerung von <i>Stralsund</i> durch preußische, dänische +und sächsische Truppen. Der preußische Feldmarschall +Fürst Leopold von Dessau erobert die Insel <i>Rügen</i>.</p> + +<p>Karl XII. gibt Stralsund auf und kehrt nach +Schweden zurück.</p> + +<div class="sidenote"><b>1716–1717.</b></div> + +<p>Peters d. Gr. <i>zweite Reise</i> (vgl. S. 269) nach +Deutschland, Dänemark, Holland, Frankreich.</p> + +<p>Karl XII. unterhandelt mit Peter d. Gr. durch den Freiherrn +<i>von Görz</i>, der trotz des Hasses der schwedischen Großen +auch an die Spitze der inneren Verwaltung Schwedens gestellt +wird. Vor Abschluß der Verhandlungen, die ihm Aussicht auf +russische Hilfe geben, beginnt Karl einen neuen Krieg gegen +<i>Dänemark</i>, indem er in <i>Norwegen</i> einfällt, wird aber bei der<span class="pagenum"><a name="Page_277" id="Page_277">[277]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1718.</b></div> + +<p>Belagerung von <i>Frederikshall</i> durch eine Kugel +getötet. Ende des Hauses Pfalz-Zweibrücken (seit +1654) in Schweden.</p> + +<p>Der schwedische Reichsrat, schon lange mit Karls Regierung +unzufrieden, beruft nicht den Sohn seiner älteren Schwester, +Karl Friedrich von <i>Holstein-Gottorp</i> (S. 293), zur Regierung, +sondern die jüngere Schwester Ulrike Eleonore und deren Gemahl, +Prinz <i>Friedrich</i> von <i>Hessen-Kassel</i> (1720–1751).</p> + +<p><i>Görz</i> wird verurteilt und hingerichtet (1719). Das Königtum +wird gänzlich abhängig von dem Reichsrat, dessen nächste +Sorge auf Herstellung des Friedens gerichtet ist.</p> + +<p>Den Nordischen Krieg beenden die Friedensschlüsse zu +<b>Stockholm 1719</b> mit <i>Hannover</i>, welches <i>Bremen</i> und <i>Verden</i> +behält und an Schweden 1 Mill. Taler zahlt; <b>1720</b> mit <i>Preußen,</i> +welches <i>Stettin</i>, <i>Vorpommern bis an die Peene</i>, die Inseln +<i>Usedom</i> und <i>Wollin</i> erhält und 3 Mill. Taler zahlt; zu <b>Friedrichsburg</b> +auf Seeland <b>1720</b> mit <i>Dänemark</i>, welches alle Eroberungen +zurückgibt. Dafür zahlt Schweden 600000 Taler, entsagt der +Zollfreiheit im Sunde (s. S. 250) und gibt den Herzog von +Holstein-Gottorp preis, dem Dänemark seinen Anteil an +<i>Schleswig</i> nimmt. Mit <i>Polen</i> bleibt es bei dem 1719 geschlossenen +Waffenstillstand. <i>August der Starke</i> als König +anerkannt. Stanislaus Lescynski führt den Königstitel weiter +und erhält 1 Mill. Taler (S. 279).</p> + +<div class="sidenote"><b>1721.</b></div> + +<p>Friede zu <b>Nystadt</b> zwischen <i>Schweden</i> und <i>Rußland</i>: +1. Schweden tritt an Rußland ab: <i>Livland,</i> +<i>Estland,</i> <i>Ingermanland,</i> <i>Karelien</i> und die dazu gehörigen +Inseln (<i>Ösel,</i> <i>Dagö</i> u. a.). 2. Rußland gibt <i>Finnland</i> zurück +und zahlt 2 Mill. Taler.</p> + +<p>Schweden, seiner früheren Machtstellung beraubt, behält +doch noch deutsche Gebiete: <i>Wismar</i>, welches erst 1803 durch +Verpfändung (1903 endgültig) an Mecklenburg kommt, und +<i>Vorpommern</i> nördlich der Peene mit <i>Rügen</i> (1815 an Preußen). +Karl Friedrich von Holstein-Gottorp geht nach Rußland, vermählt +sich mit <i>Anna</i>, Tochter Peters d. Gr. Sein Sohn ist +der Zar Peter III., 1728 in Kiel geboren, Stammvater des +russischen Kaiserhauses (S. 293).</p> + +<p><b>Rußland</b> hat sich an Schwedens Stelle zur <b>europäischen +Großmacht</b> erhoben und nach langem Ringen die Ostsee erreicht. +Peters d. Gr. innere Regierung ist auf Förderung von +Handel und Gewerbe, Bergwesen und Forstkultur, Volksbildung, +Ordnung der Verwaltung gerichtet. Dem Erbadel setzt er einen +<i>Amtsadel</i> zur Seite; 14 Rangstufen der Offiziere und Beamten +(Tschin), die oberen adlig. Oberste Behörde der <i>Senat</i>, 1711 +an Stelle des früheren Rats der Bojaren errichtet; zur Leitung +der Kirche der <i>Heilige Synod</i> 1721 errichtet, dessen Mitglieder<span class="pagenum"><a name="Page_278" id="Page_278">[278]</a></span> +der Zar ernennt. Die Zahl der Klöster eingeschränkt. Mönche +und Nonnen zu nützlicher Tätigkeit angehalten.</p> + +<p>Peters d. Gr. letzte Kriegstat ist eine Heerfahrt gegen +<i>Persien</i> und die Eroberung von <i>Derbent</i> (am Kaspischen Meere) +1722; doch wird dieser Küstenstrich 1732 an Persien zurückgegeben. +Die Küstenlandschaften am Schwarzen Meere sind +noch ganz im Besitz der <i>Türken</i>; den Grenzschutz leistet das +Reitervolk der <i>Kosaken</i> in der Ukraine.</p> + + +<h4>§ 7. Deutschland.</h4> + +<p>Das <i>Deutsche Reich</i> vermag in den europäischen Kriegen +das Eindringen fremder Truppen nicht abzuwehren, ist aber +selbst nicht Gegenstand des Angriffs. Die letzten habsburgischen +Kaiser (S. 272) sind nur auf ihre Hausmacht bedacht; Ausbildung +der <i>österreichischen Monarchie</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1711–1740.</b></div> + +<p>Kaiser <b>Karl VI.</b> erwirbt 1714 die spanischen +Nebenländer (S. 274). Im Bunde mit Venedig +1715–1718 glücklicher <i>Türkenkrieg</i>. Prinz Eugen siegt 1716 +bei <i>Peterwardein</i>, 1717 bei <i>Belgrad</i>. Der Besitz dieser Stadt +und eines Teils von Serbien samt der Kleinen Walachei und +dem Banat von Temesvar im Frieden zu <i>Passarowitz</i> 1718 +bestätigt. Venedig behält Korfu und die eroberten Plätze in +Dalmatien und Albanien, verliert Morea (S. 304).</p> + +<div class="sidenote">1720.</div> + +<p>Ein Versuch Philipps V. von <i>Spanien</i>, die verlorenen +Nebenländer (S. 274) wiederzugewinnen, wird durch +die 1718 geschlossene <i>Quadrupelallianz</i> (England, Frankreich, +Österreich, Holland) vereitelt. Der Herzog von Savoyen muß +<i>Sicilien</i> (S. 274) an <i>Österreich</i> überlassen, erhält dafür <i>Sardinien</i> +und nimmt den Titel <i>König von Sardinien</i> an.</p> + +<p>Kaiser Karl VI., ohne männliche Nachkommen, setzt eine +Erbfolgeordnung fest unter dem Titel <b>Pragmatische Sanktion</b>, +welche 1. die Unteilbarkeit der zur österreichischen Monarchie +gehörigen Länder anordnet, 2. dieselben in Ermangelung männlicher +Nachkommen auf Karls Töchter (die älteste <b>Maria Theresia</b>) +und deren Nachkommen nach dem Erstgeburtsrecht vererbt, +3. im Fall des Aussterbens dieser Linie die Töchter <i>Josephs I.</i> +(vermählt mit Friedrich August II. von Sachsen (in Polen +August III.) und Kurfürst Karl Albert von Bayern, S. 282) +und deren Nachkommen zu Erben einsetzt.</p> + +<div class="sidenote">1725.</div> + +<p>Bündnis zwischen <i>Österreich</i> und <i>Spanien</i> zum +Schutz der Pragmatischen Sanktion; Gegenbündnis +(zu Herrenhausen bei Hannover) zwischen <i>England</i>, <i>Frankreich</i> +und <i>Preußen</i>. Doch tritt Preußen bald wieder auf die Seite +Karls VI., der 1728 in dem Berliner Vertrag verspricht, nach +dem Aussterben des Pfalz-Neuburger Hauses Preußen zum Besitz<span class="pagenum"><a name="Page_279" id="Page_279">[279]</a></span> +des Herzogtums Berg (S. 252) zu verhelfen. (In einem geheimen +Vertrage versprach Karl VI. 1739 die Erbnachfolge in +Jülich und Berg der Linie Pfalz-Sulzbach, aus der auch Karl +Theodor 1743 das Erbe antrat.) Auch England erkennt 1731 +die Pragmatische Sanktion an.</p> + +<div class="sidenote"><b>1733–1735.</b></div> + +<p><b>Polnischer Thronfolgekrieg.</b></p> + +<p>Von Frankreich geleitet, wählt nach dem Tode +Augusts II. von Sachsen 1733 die Mehrheit des polnischen Adels +den König <b>Stanislaus Lesczinski</b>, welcher Schwiegervater <i>Ludwigs +XV.</i> geworden war, zum zweiten Male (S. 277). <i>Rußland</i> +und <i>Österreich</i> lassen von einer Minderheit den Kurfürsten von +Sachsen (Augusts II. Sohn) als <b>August III.</b> wählen und halten die +Wahl in Polen mit ihren Truppen aufrecht. Dagegen treten <i>Frankreich</i>, +<i>Spanien</i> und <i>Sardinien</i> für Stanislaus mit den Waffen ein.</p> + +<p>Hauptschauplatz des Krieges <i>Italien</i>, wo <i>Mailand</i>, <i>Neapel</i> +und <i>Sicilien</i> erobert werden, die Österreicher also alles bis +auf <i>Mantua</i> verlieren. Am <i>Oberrhein</i> kämpft der alte <i>Prinz +Eugen</i> († 1736) ohne Glück, nur Herzog <i>Franz Stephan</i> von +Lothringen, der spätere Gemahl Maria Theresias, hält die +Ehre der kaiserlichen Waffen aufrecht. <i>Lothringen</i> von den +Franzosen besetzt. Friedenspräliminarien 1735 und nach weiteren +Unterhandlungen</p> + +<div class="sidenote"><b>1738.</b></div> + +<p><b>Friede zu Wien</b>: 1. <i>Stanislaus Lesczinski</i> verzichtet +zum zweiten Mal auf den polnischen Thron, +erhält als Entschädigung die Herzogtümer <b>Lothringen</b> und <b>Bar</b>, +welche <b>nach seinem Tode Frankreich zufallen</b> (Stanislaus +† 1766). 2. Der Herzog von Lothringen <i>Franz Stephan</i>, Gemahl +der Maria Theresia, wird durch das Großherzogtum <b>Toskana</b> +entschädigt, wo 1737 das Haus <i>Medici</i> (S. 240) ausgestorben +war. 3. Österreich überläßt <b>Neapel</b> und <b>Sicilien</b> als eine +<i>Sekundogenitur</i> (so daß dieses Königreich nicht mit der Krone +Spanien vereinigt werden darf) an die spanische Linie des +Hauses <i>Bourbon</i>; es erhält dafür <i>Parma</i> und <i>Piacenza</i> (nach +dem Aussterben der <i>Farnese</i> (S. 239) 1731 durch Erbschaft an +Spanien gekommen). 4. Frankreich garantiert die Pragmatische +Sanktion.</p> + +<div class="sidenote">1736–1739.</div> + +<p>Unglücklicher <b>Türkenkrieg</b> Österreichs (im Bunde +mit Rußland, s. S. 295); <b>Friede zu Belgrad</b>: +<i>Orsowa</i>, <i>Belgrad</i>, <i>Serbien</i> und die Kleine <i>Walachei</i> +den Türken zurückgegeben (S. 278). Temesvar +bleibt bei Österreich.</p> + +<div class="sidenote"><b>1713–1740.</b></div> + +<p><b>Friedrich Wilhelm I., König von Preußen</b>, Sohn +Friedrichs I. (S. 267) erschließt durch gute Verwaltung +und soldatische Zucht die natürlichen Hilfsquellen des +Landes und hebt dessen Ertragsfähigkeit (s. <i>Anhang</i>). Bei nur +2½ Mill. Einwohnern hinterläßt er ein vorzügliches Heer von<span class="pagenum"><a name="Page_280" id="Page_280">[280]</a></span> +83000 Mann (<i>Fürst Leopold von Anhalt-Dessau</i>) und einen +Staatsschatz von 10 Mill. Talern. <i>Seine Regierung bereitet +die künftige Größe Preußens vor.</i></p> + +<div class="sidenote"><b>1740–1786.</b></div> + +<p><b>Friedrich II., der Große,</b><a name="FNanchor_50_50" id="FNanchor_50_50"></a><a href="#Footnote_50_50" class="fnanchor">[50]</a></p> + +<p>vereint die strenge Staatsordnung mit vielseitigen +Kulturbestrebungen (S. Anhang): »Der König ist der erste Diener +seines Staates« (Schrift <i>Anti-Macchiavell</i>). Kluge Fürsorge für +sein Land und Heer, hohe Feldherrnbegabung und politisches +Talent wirken zusammen zu großen Erfolgen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1740.</b> +Okt.</div> + +<p>Mit dem Tode <b>Karls VI. erlischt der Mannesstamm</b> +des Hauses <b>Habsburg</b>. (Stammtafel S. 282). +Die deutsche <i>Kaiser</i>würde bleibt erledigt bis 1742.</p> + +<div class="sidenote"><b>1740–1780.</b></div> + +<p><b>Maria Theresia</b>, Königin von Böhmen und +Ungarn, Erzherzogin von Österreich, geb. 1717, +vermählt 1736 mit <i>Franz Stephan</i> aus dem Hause <b>Lothringen</b>, +seit 1738 Großherzog von Toskana (Mitregent).</p> + +<div class="sidenote"><b>1740–1748.</b></div> + +<p><b>Österreichischer Erbfolgekrieg.</b> Auf das habsburgische +Erbe erhebt Anspruch Kurfürst <i>Karl +Albert von Bayern</i>, der die Pragmatische Sanktion nicht anerkannt +hatte, als Nachkomme einer Tochter Kaiser Ferdinands I. +auf Grund eines Testaments von 1547. Er wird unterstützt +von <i>Frankreich</i>, welches auch Philipp V. von Spanien und +Friedrich August II. von Sachsen (Gemahl der ältesten Tochter +Josephs I., S. 278, 282) veranlaßt, Ansprüche zu erheben.</p> + +<p>Friedrich II. von Preußen erbietet sich, gegen Anerkennung +seiner Ansprüche auf Teile Schlesiens <i>für</i> Österreich zu +kämpfen; durch die Zurückweisung seines Anerbietens entsteht +noch vor Eröffnung der Feindseligkeiten durch die übrigen +Prätendenten der</p> + +<div class="sidenote"><b>1740–1742.</b></div> + +<p><b>Erste Schlesische Krieg.</b></p> + +<p><i>Preußische Ansprüche</i> auf Teile Schlesiens: 1. Das +Fürstentum <i>Jägerndorf</i> war 1523 von der Ansbacher Linie des<span class="pagenum"><a name="Page_281" id="Page_281">[281]</a></span> +Hauses Hohenzollern erworben, später (1596) mit Brandenburg +vereinigt, aber Fürst <i>Johann Georg</i> wurde 1621 als Anhänger +<i>Friedrichs V.</i> von der Pfalz von Kaiser Ferdinand II. in die Acht +erklärt und vertrieben (S. 253 f.). 2. Mit dem Herzog von <i>Liegnitz</i>, +<i>Brieg</i> und <i>Wohlau</i> hatte Kurfürst <i>Joachim II.</i> <b>1537</b> eine Erbverbrüderung +geschlossen, der jedoch Ferdinand I. als König +von Böhmen und Oberlehnsherr widersprochen hatte. Nach +dem Aussterben des herzoglichen Hauses der Piasten 1675 setzte +sich Österreich in den Besitz ihrer Länder. 1686 entsagte Kurfürst +<i>Friedrich Wilhelm</i> den schlesischen Herzogtümern gegen Abtretung +des <i>Schwiebuser</i> Kreises und Erteilung einer Anwartschaft +auf <i>Ostfriesland</i>. Der Schwiebuser Kreis ward aber +Österreich in einem <i>geheimen Vertrag mit dem Kurprinzen</i> +wieder zugesichert und von diesem (als Kurfürst Friedrich III.) +1695 wieder zurückgegeben.</p> + +<div class="sidenote">1740. (Dez.)</div> + +<p>Friedrich besetzt einen großen Teil Schlesiens.</p> + +<div class="sidenote"><b>1741.</b></div> + +<p>Einzug Friedrichs in <i>Breslau</i> (3. Jan.), Erstürmung +der Festung <i>Glogau</i> (9. März, Erbprinz Leopold +von Dessau). Sieg bei <b>Mollwitz</b> (10. April, Feldmarschall +<i>Schwerin</i>) über ein österreichisches Heer unter Neipperg, welches +aber ungehindert aus Schlesien abzieht. Bündnis mit <i>Frankreich</i> +(5. Juni).</p> + +<p><i>Franzosen</i> und <i>Bayern</i> rücken in Österreich ein und besetzen +<i>Linz</i> (15. Sept.); Maria Theresia ruft in <i>Preßburg</i> die +Hilfe des ungarischen Adels an und läßt durch Neipperg zu +<i>Klein-Schnellendorf</i> einen Waffenstillstand mit Preußen schließen +(9. Okt.), indem sie Niederschlesien aufgibt. Die Franzosen, +Bayern und Sachsen erobern <i>Prag</i> (16. Nov.); Karl Albert +läßt sich als König von Böhmen huldigen, wird bald darauf +in Frankfurt als</p> + +<div class="sidenote"><b>1742–1745.</b></div> + +<p><b>Karl VII.</b> zum deutschen Kaiser gewählt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1742.</b></div> + +<p>Die Österreicher rücken in <i>Bayern</i>, die Preußen in +<i>Mähren</i> ein. Friedrichs Sieg bei <b>Chotusitz und +Czaslau</b> (17. Mai) führt zu dem</p> + +<p><b>Frieden zu Breslau</b>: Österreich tritt an Preußen +<i>Ober-</i> und <i>Niederschlesien</i> und die <i>Grafschaft +Glatz</i> ab, es behält nur die Fürstentümer <i>Teschen</i>, +<i>Troppau</i> und (zum Teil) <i>Jägerndorf</i>.</p> + +<p>Österreich führt nun den Krieg gegen Frankreich und +Bayern mit mehr Glück; die Franzosen räumen <i>Prag</i> (Dez. +1742), Karl VII. muß aus München entfliehen (Juni 1743). Ein +neues französisches Heer wird von König Georg II. von England +(1727–1760), der als Bundesgenosse Österreichs die sog. +<i>Pragmatische Armee</i> (Engländer, Hannoveraner, Hessen) heranführt, +besiegt in der</p> + +<div class="sidenote"><b>1743.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Dettingen</b> (am Main unweit Aschaffenburg). +Kaiser Karl VII. lebt als Flüchtling in Frankfurt.<span class="pagenum"><a name="Page_282" id="Page_282">[282]</a></span></p> +<div class="clear"> +<pre> + Deutsche Linie des Hauses Habsburg. + + Ferdinand I. (1556–1564). + __________________|________________________________________ +Maximilian II. (1564–1576). Ferdinand v. Tirol. Karl von Steiermark. +__________________|____________________________ | +Rudolf II. Matthias Maximilian. Albrecht, Ferdinand II. +(1576–1612). (1612–1619). Statth. (1619–1637). + d. span. | + Niederlande, Ferdinand III. + 1595–1621. (1637–1657). + | + Leopold I. + (1658–1705). +___________________________________________________|___________________ +Maria Antonie, Joseph I. (1705–1711). Karl VI. (1711–1740). +Gem. Max Em. | | +v. Bayern. | | +______|__ _______|________ | +Joseph Ferdinand, Maria Josepha, Maria Amalia, Maria Theresia +Kurpr. v. Bayern Gem. August III. Gem. Karl Albert (1740–1780). +(†1699). v. Sachsen-Polen, v. Bayern + (Kais. Karl VII.). + + + Haus Lothringen. + +Franz I., Großhzg. v. Toskana 1738, deutscher Kaiser 1745–1765. +Gem. Maria Theresia, Tochter Karls VI, des letzten Habsburgers. +_______________________|_______________________ +Joseph II., Leopold II., Ferdinand, +1765–1790. Großhzg. v. Toskana Gem. d. Erbin v. + seit 1765, deutscher Modena. + Kaiser 1790–1792. _______________________ +__________________|_____________________________________________ | +Franz II (I.), Ferdinand, Karl, Joseph, Johann, Rainer, Ludwig, | +deutscher Kaiser Grhzg. v. †1847. †1847. Reichs- †1853. †1864. Franz IV., +1792–1806, Toskana, | verweser Herzog v. +Kaiser v. †1824. Albrecht, 1848–1849, Modena. +Österreich | †1895. †1859. | +1804–1835. Leopold II., Grhzg. v. Toskana. Franz V. Ferdinand, +_______|_________________________________ | 1859 vertrieben, +Marie Luise, Ferdinand I., Franz Karl Ferdinand IV., †1875. +Gem. 1835–1848, †1875. Gem. Sophie letzter Grhz. +Napoleons I., v. Bayern. v. Toskana. +Hzgn. v. Parma, | †1908. +†1847. | + | +____________________________________|_________________________ +Franz Joseph I., Ferdinand Karl Ludwig, †1896. Ludwig. +Gem. Elisabeth Maximilian, ___|______________________________ +v. Bayern, Ks. v. Mexiko, Franz Ferdinand, Otto, †1906. Ferdinand. +†1898. †1867. (Thronfolger). | +____|___________________ Gem. Sophie, _____|__________ +Gisela, Rudolf, Valerie, Hzgn. v. Karl Franz Maximilian +Gem. †1889. Gem. Franz Hohenberg. Joseph, Eugen Ludwig. +Leopold Salvator, präsumpt +von Bayern. Neffe Ferdinands IV. Thronerbe. + Gem. Zita v. + Bourbon-Parma. +</pre> +</div> +<p><span class="pagenum"><a name="Page_283" id="Page_283">[283]</a></span></p> + +<pre> + Haus Hohenzollern. + +<b>Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst</b> (1640–1688) +Gem. Luise Henriette von Oranien †1667. +<b>Friedrich III. (I.)</b> 1688 (1701)–1713. +<b>Friedrich Wilhelm I.,</b> 1713–1740. + ___________|_____________________________ +| | | | +Friedrich II., August Wilhelm, Heinrich, Ferdinand, +d. Große, †1758. †1802. †1813. +1740–1786. | _____|_____________ + | | | + <b>Friedrich Wilhelm II.</b>, Louis Ferdinand, August, + 1786–1797. †1806. †1843. + _________________|_____________________________________________________ +| | | | | | +<b>Friedrich Wilhelm III.,</b> Ludwig, Wilhelmine, Auguste, Heinrich, Wilhelm, +1797–1840. †1796. Königin d. Kurfürstin †1846. †1851. +Gem. Luise v. Mecklenburg, Niederl. v. Hessen, | + †1810. †1837. †1841. _____________|__ + | | | | + | Adalbert, Waldemar, Maria, + | †1873. †1849. †1889. + | Gem. Max. II., + | K. v. Bayern. + ________|_____________________________________________________________... +| | | | +<b>Friedrich</b> <b>Wilhelm I.,</b> Charlotte, Karl. +<b>Wilhelm IV.,</b> 1861–1888, †1860, †1883. +1840–1861. 1871 <b>deutsch.</b> Gem. Nikolaus I., Gem. Maria +Gem. Elisabeth <b>Kaiser,</b> Ks. v. Russland. v. S.-Weimar. +v. Bayern. Gem. Augusta | + v. Sachs.-Weimar, | + †1890. | + _______________|_____ Friedrich Karl, + | | †1885. +<b>Friedrich III.,</b> Luise, ___________|_______ +†1888, Gem. Grhz. | | +als Kronprinz v. Baden, Luise Margarete, Friedr. Leopold, +Friedrich Wilhelm. †1907. Gem. Artur. Gem. Luise Sophie +Gem. Viktoria, Hz. v. Connaught. v. Holst-Augustenb. +Princess Royal +v. England, +†1901. + _______________________________________________________________________ +| | | | | +<b>Wilhelm II.,</b> Charlotte, Heinrich, Viktoria, Sophie, Margarete, +seit 1888. Gem. Erbprinz Gem. Irene Gem. Prinz Gem. Gem. Prinz +Gem. Auguste Viktoria v. Meiningen. v. Hessen, Adolf v. Kronprinz Karl v. +v. Holstein- _________| Schbg. v. Hessen. +Augustenburg. ______|_______ -Lippe. Griechenland. + | | | + | <b>Waldemar.</b> Sigismund. + ___|___________________________________________________________________ +| | | | | | | +Wilhelm, Eitel Adalbert. August Wilhelm. Oskar. Joachim. Viktoria +Gem. Cecilie Friedrich, Gem. Alexandra Luise. +V. Mecklenburg. Gem. Sophie v. Schl.-Holstein. + | Charlotte + | v. Oldenburg. + _____|___________________________________________ +| | | | +Wilhelm. Louis Ferdinand. Hubertus Karl. Friedrich + + +<b>Friedrich Wilhelm III.,</b> +1797–1840. +Gem. Luise v. Mecklenburg, +†1810. +...__|_________________________________________ + | | | + Alexandrine, Luise, Albrecht, + †1892. †1870. †1872. + Gem. Grh. Paul Gem. Friedrich, Gem. Marianne, + Friedr.v.Meckl. Prz. d. Niederl. Przin. d. Niederl. + | + Albrecht, + Regent v. Braunschw. + †1906. + | + Friedr. Heinr. + Joachim Albrecht. + Friedrich Wilhelm. + Gem. Agathe + v. Ratibor + u. Corvey. +</pre> +<p><span class="pagenum"><a name="Page_284" id="Page_284">[284]</a></span></p> + +<p>Diese Erfolge Österreichs und dessen Verträge mit <i>Sardinien</i> +und <i>Sachsen</i> gegen Preußen machen den König Friedrich für +seine neue Erwerbung besorgt. Er schließt abermals ein Bündnis +mit <i>Frankreich</i> und <i>Karl VII.</i> und beginnt, nachdem er (1744) +<i>Ostfriesland</i> nach dem Aussterben des Fürstenhauses der Cirksena +mit seinem Staate vereinigt hat (S. 281), den</p> + +<div class="sidenote"><b>1744–1745.</b></div> + +<p><b>Zweiten Schlesischen Krieg.</b></p> + +<p>Mit 80 000 Mann »kaiserlicher Hilfstruppen« rückt der +König durch Sachsen in Böhmen ein, erobert <i>Prag</i>, wird aber bald +darauf infolge des Rückzuges der Franzosen, die ihn ohne Beistand +lassen, nach Schlesien zurückgedrängt (1744).</p> + +<div class="sidenote"><b>1745.</b></div> + +<p>Nach Karls VII. Tode in München entsagt sein +Sohn <i>Max Joseph</i> (1745–1777) im <b>Frieden zu +Füßen</b> allen Erbansprüchen auf Österreich und verspricht dem +Gemahl der Maria Theresia, <i>Franz Stephan</i>, seine Stimme bei +der Kaiserwahl.</p> + +<p>Die Franzosen unter dem Marschall <i>Moritz von Sachsen</i>, +einem Sohne Augusts II. und der Gräfin Aurora Königsmark, +dringen nach dem Siege bei <i>Fontenoy</i> in die <i>österreichischen +Niederlande</i> ein und erobern Brüssel.</p> + +<div class="sidenote"><b>1745.</b></div> + +<p>Friedrichs Siege bei <b>Hohenfriedeberg</b> (in Schlesien, +4. Juni, über Herzog Karl von Lothringen, Bruder +Franz Stephans) und bei <b>Soor</b> (im nordöstl. Böhmen, 30. Sept.) +beweisen aufs neue die Überlegenheit der preußischen Waffen. +Nach einem dritten Siege, den der alte Feldmarschall <i>Leopold +von Dessau</i> († 1747) bei <b>Kesselsdorf</b> (unweit Dresden, 15. Dez.) +über die Sachsen davonträgt, folgt der</p> + +<p><b>Friede zu Dresden</b>: Bestätigung des Besitzes von <i>Schlesien</i>; +Friedrich erkennt den Gemahl Maria Theresias als +Kaiser an.</p> + +<div class="sidenote"><b>1745–1765.</b></div> + +<p><b>Franz I.</b> deutscher Kaiser <b>(Haus Lothringen- +Toskana</b> 1745–1806).</p> + +<p><i>Beendigung des Österreichischen Erbfolgekriegs</i>: Nachdem +die besten englischen Truppen nach England gegen den von +Frankreich unterstützten Prätendenten <i>Karl Eduard</i> (S. 299) abberufen +sind, vollendet der Marschall Moritz von Sachsen durch +den Sieg bei <b>Raucoux</b> 1746 die Eroberung der österreichischen +Niederlande. Maria Theresia schließt ein Bündnis mit Elisabeth +von <i>Rußland</i> (S. 295), die 1748 Truppen nach Deutschland sendet. +Frankreichs Verluste in dem gleichzeitigen <i>Seekriege</i> mit England +(S. 299f.) dämpfen die Kriegslust der Franzosen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1748.</b></div> + +<p><b>Friede zu Aachen</b>: 1. Österreich tritt <i>Parma</i> und +<i>Piacenza</i> an den spanischen Infanten <i>Don Philipp</i> +ab (zweite Sekundogenitur der <i>spanischen</i> Bourbons in Italien, +S. 279). 2. Gewährleistung <i>Schlesiens</i> für <i>Preußen</i>, der <i>Pragmatischen +Sanktion</i> für <i>Österreich</i>, der <i>britischen Thronfolge</i> +für das Haus <i>Hannover</i> (S. 272).<span class="pagenum"><a name="Page_285" id="Page_285">[285]</a></span></p> + +<p>Veränderung des europäischen Staatensystems durch den +Eintritt Preußens in die Reihe der Hauptmächte. <b>Friedrichs +d. Gr. Friedensregierung</b> (s. <i>Anhang</i>) wird ein Vorbild für +andere Staaten. — In <i>Sanssouci</i> (1745–1747 erbaut) lebt +1750–1763 <i>Voltaire</i>; auch die Gelehrten Maupertuis, d’Argens, +La Mettrie und Algarotti werden herangezogen.</p> + +<p>In <b>Österreich</b> durch Maria Theresia Abstellung vieler Mißstände, +Hebung der Finanzen, Bildung eines tüchtigen Heeres +(Daun). Sparsame Hofhaltung. Sorge für Handel, Industrie und +Ackerbau. Erleichterung der Leibeigenschaft. Gründung der +Volksschule. Abschaffung der Folter.</p> + +<p>In <b>Dresden</b> glänzende Hofhaltung Augusts des Starken +(† 1733) und Augusts III. († 1763). Italienische Oper, Gründung +der Gemälde-Gallerie 1746. Minister Graf <i>Brühl</i> († 1763).</p> + +<p>Aufblühen der <b>deutschen Literatur</b>: Albrecht von <i>Haller</i> +in Bern, dann in Göttingen (Universität gegr. 1737; † 1777 in +Bern). Fr. von <i>Hagedorn</i> in Hamburg († 1754), <i>Gottsched</i> († 1766) +und <i>Gellert</i> († 1769) in Leipzig; <i>Gleim</i> in Halberstadt († 1803), +<i>Ramler</i> († 1798) und Ewald von <i>Kleist</i> in Berlin († 1759 in +Frankfurt a. O.). <i>Klopstock</i> geb. 1724 zu Quedlinburg (1748 +der Messias), 1751 in Kopenhagen († 1803 in Hamburg). +<i>Lessing</i> geb. 1729 zu Kamenz (Oberlausitz), 1751 in Berlin +(† 1781 in Braunschweig).</p> + +<div class="sidenote"><b>1756–1763.</b></div> + +<p><b>Siebenjähriger (Dritter Schlesischer) Krieg.</b></p> + +<p>Maria Theresia, seit 1746 mit <i>Rußland</i> verbündet, sucht +auch Frankreich zu gewinnen. Fürst <i>Kaunitz</i> (1740–1753 österreichischer +Gesandter in Paris, dann Reichskanzler in Wien) bewirkt +eine Aussöhnung der Jahrhunderte lang feindseligen +(S. 206) Kabinette von Wien und Versailles; die <i>Marquise von +Pompadour</i> begünstigt das Bündnis. <i>England</i>, 1750 dem österreichisch-russischen +Bündnis angeschlossen, tritt 1755 mit +Rußland in besonderen Bund, aber erneute Feindseligkeiten +Frankreichs wegen der Besitzungen in Nordamerika veranlassen +Georg II., im Jan. 1756 den Vertrag von <i>Westminster</i> mit +<i>Preußen</i> abzuschließen. Beide Mächte garantieren sich ihren +Besitz. Für den Fall eines Krieges verspricht England Hilfsgelder. +Darauf Bündnis zwischen <i>Frankreich</i> (Ludwig XV. +1715–1774) und <i>Österreich</i> (Mai 1756).</p> + +<p>Friedrich d. Gr., von den Plänen seiner Feinde unterrichtet, +entschließt sich ihnen zuvorkommen und eröffnet den Krieg, +ehe die Rüstungen der Gegner beendet sind.</p> + +<div class="sidenote"><b>1756.</b></div> + +<p>(29. Aug.) Einfall <i>Friedrichs</i> in Sachsen mit 67000 +Mann. Dresden besetzt, das sächsische Heer bei +<i>Pirna</i> eingeschlossen. Friedrich zieht mit 24000 +Mann den <i>Österreichern</i> entgegen und gewinnt den<span class="pagenum"><a name="Page_286" id="Page_286">[286]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1. Okt.</div> + +<p><b>Sieg bei Lobositz</b> (in Böhmen).</p> + +<div class="sidenote">16. Okt.</div> + +<p>17000 Sachsen ergeben sich als Kriegsgefangene und +werden zum Dienst im preußischen Heere gezwungen. +Kurfürst Friedrich August II. verläßt die Festung +Königstein und entflieht nach Warschau (S. 279).</p> + +<div class="sidenote"><b>1757.</b></div> + +<p>Erklärung des <i>Reichskrieges</i> an Preußen; doch +bleiben Hannover, Hessen, Braunschweig, Sachsen-Gotha +mit Preußen verbunden. <i>Österreich</i> und <i>Rußland</i> (Elisabeth, +Tochter Peters d. Gr. 1741–1762) schließen einen. Angriffs- +und Teilungsvertrag gegen Preußen (Febr.), ebenso <i>Österreich</i> +und <i>Frankreich</i> (Mai). König Adolf Friedrich von <i>Schweden</i> +(1751–1771, S. 294) tritt gegen das Versprechen, Pommern zu +bekommen, dem Bunde gegen seinen Schwager Friedrich bei; +seine Teilnahme am Kriege ist jedoch unbedeutend. Bündnis +zwischen <i>Preußen</i> und <i>England</i>; letzteres verpflichtet sich +1758 zur Zahlung von Hilfsgeldern (4 Millionen +Taler jährlich).</p> + +<div class="sidenote">April.</div> + +<p>Die Preußen rücken in vier Heeresabteilungen (über +Trautenau, Reichenberg, Nollendorf, Komotau, +zusammen 117000 Mann) in Böhmen ein.</p> + +<div class="sidenote">6. Mai.</div> + +<p><b>Sieg Friedrichs bei Prag</b> über die Österreicher +(Herzog Karl von Lothringen und Browne). +<b>Schwerin †.</b></p> + +<p>Friedrich belagert <i>Prag</i>, greift mit einem Teil seines +Heeres den zum Einsatz anrückenden <i>Daun</i> an, +erleidet aber eine bedeutende</p> + +<div class="sidenote">18. Juni.</div> + +<p><b>Niederlage bei Kolin.</b> Prag und ganz Böhmen +aufgegeben, Rückzug nach der Lausitz. Die +Franzosen dringen bis zur Weser vor.</p> + +<div class="sidenote">26. Juli.</div> + +<p><b>Schlacht bei Hastenbeck</b>, Sieg der <i>Franzosen</i> +über Friedrichs Verbündete (unter dem <i>Herzog von +Cumberland</i>, zweitem Sohne König Georgs II.).</p> + +<p>Die Russen (<i>Apraxin</i>) greifen in Ostpreußen den Feldmarschall +Lehwaldt mit überlegener Macht an und siegen +(30. Aug.) bei <b>Großjägersdorf</b>, gehen aber wegen Verpflegungssorgen +und Krankheit der Kaiserin Elisabeth nach der preußisch-polnischen +Grenze zurück.</p> + +<p>Friedrich läßt die größere Hälfte seines Heeres (unter dem +Herzog von <i>Braunschweig-Bevern</i> und General <i>v. Winterfeld</i>) +in der Lausitz zurück und zieht mit 25000 Mann nach Thüringen. +Winterfeld † im Gefecht bei <i>Moys</i> (unweit Görlitz, +7. Sept.).</p> + +<div class="sidenote">8. Sept.</div> + +<p>Vertrag zu <b>Kloster Zeven</b> (Herzog von <i>Cumberland</i> +und <i>Richelieu</i>), wonach die Franzosen <i>Hannover</i> +besetzen. Ein <i>zweites</i> französisches Heer unter <i>Soubise</i> vereinigt +sich mit dem <i>Reichsheere</i>, um Sachsen zu befreien.<span class="pagenum"><a name="Page_287" id="Page_287">[287]</a></span> +Friedrich zieht diesen Feinden entgegen; General <i>v. Seydlitz</i> +mit der Vorhut vertreibt sie (19. Sept.) aus <i>Gotha</i>.</p> + +<div class="sidenote">5. Nov.</div> + +<p><b>Sieg Friedrichs bei Roßbach</b> (westlich von der +Saale, unweit Merseburg) mit 22000 Mann (die +Reiterei unter <b>Seydlitz</b>) über <i>Soubise</i> und das <i>Reichsheer</i> +(64000 Mann).</p> + +<p>Der Vertrag von Zeven wird von der englischen Regierung +verworfen. Herzog <b>Ferdinand von Braunschweig</b> erhält den +Oberbefehl gegen die Franzosen. Friedrich zieht in Eilmärschen +nach Schlesien, wo die <i>Österreicher</i> den Herzog von <i>Braunschweig-Bevern</i> +in der</p> + +<div class="sidenote">22. Nov.</div> + +<p><i>Schlacht bei Breslau</i> geschlagen und gefangen hatten.</p> + +<div class="sidenote">5. Dez.</div> + +<p><b>Sieg Friedrichs bei Leuthen</b> mit 32000 Mann +über 80000 <i>Österreicher</i> (Karl von Lothringen +und Daun). <i>Breslau</i> wiedergewonnen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1758.</b></div> + +<p>Friedrich erobert Schweidnitz, dringt in <i>Mähren</i> +ein, belagert <i>Olmütz</i> vergeblich, muß sich, da +Daun heranrückt, nach Schlesien zurückziehen. Im Osten Vorrücken +der Russen (<i>Fermor</i>), die sich mit den Österreichern +zu vereinigen suchen. Im Westen treibt <i>Ferdinand von Braunschweig</i> +die Franzosen über den Rhein zurück, +schlägt sie in der</p> + +<div class="sidenote">23. Juni.</div> + +<p><b>Schlacht bei Krefeld</b> und verteidigt sich dann, +durch englische Truppen (8500 Mann) verstärkt, +in <i>Westfalen</i> gegen zwei französische Heere.</p> + +<p>Die Russen dringen nach Eroberung Ostpreußens bis zur +Oder vor und belagern <i>Küstrin</i>. Friedrich läßt einen Heeresteil +in Sachsen unter seinem Bruder, dem Prinzen <i>Heinrich</i>, +zurück, einen andern in Schlesien unter dem Feldmarschall +<i>Keith</i> und zieht gegen die Russen.</p> + +<div class="sidenote">25. Aug.</div> + +<p><b>Sieg Friedrichs</b> (<i>Seydlitz</i>) <b>bei Zorndorf</b> (unweit +Küstrin) über die Russen (42000 Mann unter +<i>Fermor</i> gegen 36000 Preußen).</p> + +<p>Die Österreicher rücken nach der Lausitz vor; der +König kommt seinem Bruder Heinrich zu Hilfe.</p> + +<div class="sidenote">14. Okt.</div> + +<p><b>Niederlage Friedrichs bei Hochkirch</b> (unweit +Bautzen) durch <b>Daun.</b> Dennoch behauptet er +Sachsen und Schlesien und entsetzt <i>Neiße</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1759.</b></div> + +<p>Herzog <i>Ferdinand von Braunschweig</i>, von den +Franzosen unter dem Herzog von Broglie bei +<i>Bergen</i> (unweit Frankfurt am Main) zurückgeschlagen (13. April), +behauptet, das Wesergebiet durch seinen</p> + +<div class="sidenote">1. Aug.</div> + +<p><b>Sieg bei Minden.</b> Erneutes Vorrücken der Russen +(<i>Soltykow</i>), sie schlagen den General <i>v. Wedell</i>, +dem der König die Vollmacht eines Dictators gegeben hatte, +bei <b>Kay</b> unweit Züllichau (23. Juli). Friedrich kann ihre Ver<span class="pagenum"><a name="Page_288" id="Page_288">[288]</a></span>einigung +mit den <i>Österreichern</i> unter <i>Laudon</i> nicht hindern. +Schwere</p> + +<div class="sidenote">12. Aug.</div> + +<p><b>Niederlage Friedrichs bei Kunersdorf</b> (bei Frankfurt +a. d. Oder) durch die <i>Österreicher</i> und die +im Anfange bereits geschlagenen <i>Russen</i>. Aber <i>Daun</i> mit dem +zweiten österreichischen Heere bleibt in der Lausitz stehen, +wird von Prinz <i>Heinrich</i> am Vorrücken gehindert. Friedrichs +Lager bei <i>Fürstenwalde</i>. Er folgt den in der Richtung auf +<i>Glogau</i> abziehenden Russen und wendet sich dann +nach Sachsen.</p> + +<div class="sidenote">4. Sept.</div> + +<p><i>Dresden</i> von Österreichern und Reichstruppen eingenommen. +Der General Schmettau erhält freien +Abzug. Friedrich versucht die Stadt wiederzugewinnen; aber +das von ihm nach <b>Maxen</b> (unweit Pirna) entsandte Korps des +General <i>Finck</i> (12000 Mann) wird von Daun eingeschlossen</p> + +<div class="sidenote">20. Nov.</div> + +<p>und gefangen. Friedrich behauptet +seine Winterquartiere in der Gegend zwischen +Freiberg und Meißen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1760.</b></div> + +<p><i>Fouqué</i> von <i>Laudon</i> in der</p> + +<div class="sidenote">23. Juni.</div> + +<p><b>Schlacht bei Landshut</b> geschlagen und mit 8000 +Mann gefangen. Nach vergeblicher Belagerung +<i>Dresdens</i> zieht der König nach Schlesien, wo <i>Breslau</i> vom +General <i>v. Tauenzien</i> tapfer verteidigt wird.</p> + +<div class="sidenote">15. Aug.</div> + +<p><b>Sieg Friedrichs bei Liegnitz</b> über die <i>Österreicher</i> +unter <i>Laudon</i>. Er hindert die Vereinigung der +Russen mit den Österreichern.</p> + +<div class="sidenote">Sept.</div> + +<p><i>Kolberg</i> behauptet sich gegen die belagernden +Russen, wird entsetzt durch den raschen Zug des +Generals von Werner.</p> + +<div class="sidenote">Okt.</div> + +<p>Besetzung <i>Berlins</i> durch Russen (<i>Tottleben</i>) und +Österreicher. Beim Heranrücken des Königs ziehen +sich die Feinde zurück. Darauf blutiger</p> + +<div class="sidenote">3. Nov.</div> + +<p><b>Sieg Friedrichs bei Torgau</b> über die <i>Österreicher</i> +unter <i>Daun</i>. General <i>v. Zieten</i> entscheidet den +Sieg durch Erstürmung der Süptitzer Höhen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1761.</b></div> + +<p>Friedrich im Lager bei <b>Bunzelwitz</b> (bei Schweidnitz) +den vereinigten <i>Österreichern</i> (Laudon) und <i>Russen</i> +(Buturlin) gegenüber, die nichts Entscheidendes gegen ihn wagen. +Trennung der verbündeten Heere. <i>Schweidnitz</i> wird von den +Österreichern, <i>Kolberg</i> von den Russen genommen. Friedrich +im Lager bei <i>Strehlen</i>, um Breslau zu decken. In Sachsen behauptet +sich Prinz Heinrich, an der Weser Herzog Ferdinand +von Braunschweig. Bedrängte Lage Friedrichs, der infolge der +Thronbesteigung <i>Georgs III.</i> (1760–1820) auch die englischen +Hilfsgelder verliert. Der</p> + +<div class="sidenote"><b>1762.</b> +5. Jan.</div> + +<p><b>Tod der Kaiserin Elisabeth</b> von Rußland bringt +eine günstige Wendung. Ihr Nachfolger <i>Peter III.</i><span class="pagenum"><a name="Page_289" id="Page_289">[289]</a></span> +(S. 277, 293), ein Verehrer Friedrichs, schließt mit Preußen +Frieden, bald darauf ein <i>Bündnis</i>, doch wird dieses durch +seine Entthronung und Ermordung (Juli) wieder aufgehoben. +Seine Nachfolgerin <i>Katharina II.</i> ruft ihre Truppen von +Friedrichs Heer ab, doch tragen die Russen unter Czernitschew +noch durch ihre untätige Gegenwart zu dem</p> + +<div class="sidenote">21. Juli.</div> + +<p><b>Sieg Friedrichs bei Burkersdorf</b> über die <i>Österreicher</i> +bei. Schweidnitz wiedergewonnen. Nachdem +Herzog Ferdinand die Franzosen bei <i>Wilhelmsthal</i> unweit +Kassel (24. Juni), Prinz Heinrich die Österreicher und Reichstruppen +bei <b>Freiberg</b> (29. Okt.) besiegt hat und General v. Kleist +bis <i>Nürnberg</i> vorgedrungen ist (29. Nov.), tritt Waffenruhe +ein. Da England und Frankreich miteinander Frieden schließen +und die französischen Truppen Deutschland räumen, ist auch +Maria Theresia zum Frieden geneigt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1763.</b> +15. Febr.</div> + +<p><b>Friede zu Hubertusburg</b> (Jagdschloß unweit +Grimma): Friedrich d. Gr. behält Schlesien, räumt +den noch besetzten Teil Sachsens, verspricht seine +Kurstimme für die Wahl des Erzherzogs <i>Joseph</i> zum römischen +König.</p> + +<p><b>Preußen</b> hat im Siebenjährigen Kriege den Kampf um sein +Dasein ruhmvoll bestanden und Deutschland gegen die Angriffe +des Auslandes verteidigt. Das gesunkene deutsche Nationalgefühl +richtet sich wieder an Friedrichs Heldentum auf.</p> + +<p>Durch die Eroberung von Schlesien, die Erwerbung Westpreußens +bei der ersten polnischen Teilung (S. 296), — Friedrich +nennt sich seitdem König <i>von</i> Preußen — und die Aufrechterhaltung +des deutschen Reichssystems gegen die Bestrebungen +Kaiser Josephs II. (S. 290f.) wird Preußen eine <i>europäische +Großmacht</i>. Alle Welt bewunderte das Resultat, aber das +preußische Staatswesen besaß bereits nicht mehr die Zuneigung +der Zeitgenossen. — Friedrichs Fürsorge für sein +Land, s. Anhang.</p> + +<div class="sidenote"><b>1765–1790.</b></div> + +<p><b>Joseph II., deutscher Kaiser</b>, für die österreichischen +Länder bis <b>1780</b> nur <i>Mitregent</i> seiner +Mutter <i>Maria Theresia</i> und wie sein Vater +ohne bedeutenden Einfluß auf die innere Regierung.</p> + +<div class="sidenote">1767.</div> + +<p>Versuch einer Reform des Reichskammergerichts zu +<i>Wetzlar</i>.</p> + +<div class="sidenote">1769.</div> + +<p>Zusammenkunft mit Friedrich II. in <i>Neiße</i>, der +1770 ein Gegenbesuch in <i>Mährisch-Neustadt</i> folgt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1778–1779.</b></div> + +<p><b>Bayrischer Erbfolgekrieg.</b> Veranlassung: Aussterben +der bayrischen Kurlinie mit <i>Max Joseph</i> +(1777). <i>Karl Theodor</i>, 1743–1799 (S. 279), Kurfürst von der +Pfalz und Herzog von Jülich und Berg, als Haupt der älteren<span class="pagenum"><a name="Page_290" id="Page_290">[290]</a></span> +Linie des Hauses <i>Wittelsbach</i> (vgl. S. 186) rechtmäßiger Erbe +der bayrischen Länder, läßt sich von Kaiser Joseph II. bewegen, +alte Ansprüche Österreichs auf <i>Niederbayern</i> und auf +Teile der <i>Oberpfalz</i> anzuerkennen.</p> + +<p>Vertrag zu Wien (1778, Januar). Besetzung von Niederbayern +durch österreichische Truppen. <i>Karl Theodor</i> war +kinderlos; mit seinem Erben, dem Herzog Karl von <i>Pfalz-Zweibrücken</i>, +tritt Friedrich der Große in Verbindung und ermutigt +ihn zum Widerstande gegen die österreichischen Ansprüche.</p> + +<p>Friedrich rückt mit Truppen in <i>Böhmen</i> ein; es kommt +zu keiner Schlacht.</p> + +<div class="sidenote"><b>1779.</b></div> + +<p><b>Friede zu Teschen</b>: Österreich behält von Bayern +nur das <i>Innviertel</i> und willigt in die künftige +(1791 erfolgte) Vereinigung der Markgrafschaften <i>Ansbach</i> und +<i>Baireuth</i> mit der <i>preußischen Monarchie</i>. Bayern und <i>Pfalz</i> (mit +Jülich und Berg, s. S. 252, 279) bleiben vereinigt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1780–1790.</b></div> + +<p><b>Joseph II.</b> in Österreich. Auf die durch manche +Verbesserungen der Verwaltung für Österreich +segensreiche Regierung Maria Theresias (S. 285) folgt das stürmische +Vorgehen Josephs. Von dem Ideal eines starken Einheitsstaates +erfüllt, strebt er danach, die Macht der bevorrechtigten +Stände (Geistlichkeit und Adel) zu brechen, alle provinzielle +Selbständigkeit zu beseitigen und <i>Einheit</i> der Verwaltung +(Zentralisation) herzustellen. Die deutsche Sprache auch in +Ungarn als Amtssprache eingeführt.</p> + +<div class="sidenote">1781.</div> + +<p><i>Toleranzedikt</i> zu Gunsten der nicht katholischen +Untertanen. Über 700 <i>Klöster</i> aufgehoben, für +die noch verbleibenden (mehr als 1300) Staatsaufsicht vorgeschrieben. +Beschränkung des Verkehrs der Geistlichkeit mit +Rom; der Besuch des jesuitischen Collegium germanicum in +Rom verboten (Jesuitenorden 1773 durch Papst Clemens XIV. +aufgehoben); landesherrliches <i>Placet</i> für die päpstlichen Erlasse +eingeführt. Vergebliche Reise des Papstes Pius VI. nach Wien +1782, um diese Neuerungen abzuwenden.</p> + +<p><i>Aufhebung der Leibeigenschaft</i>, doch bleiben noch manche +Dienstverpflichtungen der Bauern bestehen. Reform des Gerichtswesens.</p> + +<div class="sidenote"><b>1785.</b></div> + +<p>Kaiser Josephs Plan eines Ländertausches, wonach +<i>Karl Theodor</i> ganz <i>Bayern</i> an Österreich abtreten +und dafür die <i>österreichischen Niederlande</i> (Belgien) +außer <i>Luxemburg</i> und <i>Namur</i> als <b>Königreich Burgund</b> erhalten +soll. Frankreich verhält sich gleichgültig, Rußland +sucht durch Zureden und Drohungen den bayrischen Thronerben, +den Herzog Karl von <i>Pfalz-Zweibrücken</i>, zur Einwilligung +zu bewegen. Dieser wendet sich um Hilfe an <i>Friedrich +den Großen</i>, welcher noch ein Jahr vor seinem Tode +(† 1786, 17. Aug.), den<span class="pagenum"><a name="Page_291" id="Page_291">[291]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1785.</b></div> + +<p><b>deutschen Fürstenbund</b> zwischen <i>Preußen</i>, <i>Sachsen</i>, +<i>Hannover</i> zustande bringt, dem dann viele kleinere +Staaten beitreten nach dem Vorgang »des einstigen Schmalkaldischen« +(S. 230ff.).</p> + +<p>Damit die deutsche Reichsverfassung und die Dynastien gegen +die Pläne des Kaisers sicher gestellt. Ebenso Widerstand gegen +Josephs Reformen in den österreichischen Niederlanden und +in Ungarn. Die Aufhebung der Verfassung von Brabant bewirkt +einen Aufstand der belgischen Provinzen (1789). Joseph, aus +dem gemeinschaftlich mit Rußland unternommenen Türkenkriege +(S. 297) krank zurückgekehrt, stirbt kinderlos Febr. 1790, nachdem +er fast alle Neuerungen wieder aufgehoben hatte.</p> + +<div class="sidenote"><b>1786–1797.</b></div> + +<p><b>Friedrich Wilhelm II., König von Preußen</b>, +Neffe Friedrichs d. Gr., nicht von gleicher Tätigkeit +und Entschlossenheit wie seine beiden Vorgänger. Die Finanzen +des Staates kommen in Unordnung, das Heerwesen verfällt +(s. Anhang).</p> + +<div class="sidenote">1791.</div> + +<p>Ansbach und Bayreuth durch Erbanfall gewonnen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1790–1792.</b></div> + +<p><b>Leopold II. Kaiser</b>, Josephs Bruder und Nachfolger, +seit 1765 Großherzog von Toskana. Er unterdrückt +den Aufstand in Belgien, indem er zugleich die alten +Verfassungen und Privilegien wiederherstellt. Manche Reformen +Josephs noch von Leopold II. beseitigt, doch bleibt das Toleranzedikt +und die Aufhebung der Leibeigenschaft. Durch die Konferenzen +in <i>Reichenbach</i> 1790 wird ein Krieg mit <i>Preußen</i> +abgewendet, welches mit den <i>Türken</i> und mit <i>Polen</i> Bündnisse +geschlossen hatte (Minister <i>v. Hertzberg</i>), um Rußland und +Österreich entgegenzuwirken (S. 297). Der Fürstenbund gesprengt. +Preußen wieder im Schlepptau der österreichischen +Politik.</p> + + +<h5><b>Entfaltung d. deutschen Literatur u. Wissenschaft.</b></h5> + +<p><i>Winkelmann</i> 1717–1768, Geschichte der Kunst des Altertums +1764. <i>Lessings</i> Laokoon 1766, Hamburgische Dramaturgie +1767, Nathan 1779; <i>Goethes</i> Götz v. Berlichingen 1773, Iphigenie +1787, Hermann und Dorothea 1797; <i>Schillers</i> Räuber +1781, Don Carlos 1787, Glocke und Wallenstein 1799. <i>Kant</i> +1724–1804 in Königsberg i. Pr.; Kritik der reinen Vernunft +1781; F. A. <i>Wolf</i> 1759–1824, Prolegomena ad Homerum 1792.</p> + +<p><b>Klopstock</b> s. S. 285. <b>Lessing</b> 1729 in Kamenz geb., 1760 +in Breslau, 1767 in Hamburg, 1770 in Wolfenbüttel, † 1781. +<b>Wieland</b> 1772–1813 (geb. 1733), <b>Goethe</b> 1775, <b>Herder</b> 1776 +bis 1803 (geb. 1744) in <b>Weimar</b> am Hofe des Herzogs <i>Karl +August</i>. <b>Goethe</b> geb. 1749 in Frankfurt a. M., † 1832 in Weimar. +<b>Schiller</b> geb. 1759 in Marbach, 1782 Flucht aus Stuttgart, 1785 +in Dresden, 1789 in Jena, 1799 in Weimar, † 1805.<span class="pagenum"><a name="Page_292" id="Page_292">[292]</a></span></p> + +<p>Zu nationaler und allgemeiner Bedeutung gelangt auch die +<b>deutsche Musik</b>: <i>Seb. Bach</i> in Leipzig († 1750, Matthäuspassion +1729), <i>Händel</i> (geb. in Halle a. Saale, † in London 1759, +Messias 1741), <i>Gluck</i> († in Wien 1787), <i>Haydn</i> († in Wien +1809, die Schöpfung 1797), <i>Mozart</i> († in Wien 1791).</p> + +<p>Auch an dem Aufschwung der <b>Naturwissenschaften</b> nimmt +Deutschland teil. <i>Linné</i> 1741 in Upsala, <i>Jussieu</i> und <i>Buffon</i> +in Paris. <i>Euler</i> 1741 in Berlin, 1766 in Petersburg, <i>Blumenbach</i> +1780 in Göttingen; <i>Herschel</i>, 1781 Entdeckung des Planeten +Uranus in Greenwich. <i>Celsius</i> 1730 in Upsala, <i>Réaumur</i> in +Paris. <i>Galvani</i> 1780 in Bologna, <i>Volta</i> in Pavia. <i>Lavoisier</i> +1794 in Paris hingerichtet. Französische Gradmessung zur Bestimmung +des Erdumfangs 1792–1808.</p> + + +<h4>§ 8. Der Norden und Osten.</h4> + +<p><b>Dänemark</b> (mit <b>Norwegen</b>), seit Beendigung des Nordischen +Krieges im vollständigen Besitz <i>Schleswigs</i> (S. 277), +erfreut sich unter <i>Friedrich IV.</i>, <i>Christian VI.</i>, <i>Friedrich V.</i>, +<i>Christian VII.</i>, (Graf <i>Bernstorff</i> Minister 1751–1770) eines +langen inneren und äußeren Friedens. Unter dem schwachen +<i>Christian VII.</i> beginnt 1770 der Minister <b>Struensee</b> (geb. in +Halle, Arzt in Altona, Reisebegleiter des Königs, Erzieher des +Kronprinzen, Günstling der Königin <i>Karoline Mathilde</i>) übereilte +Reformen nach dem Vorbild Friedrichs II. und Josephs II. +Er wird 1772 durch eine Verschwörung der Adelsaristokratie +(Königin-Mutter <i>Juliane Marie</i>) gestürzt und mit seinem +Freunde <i>Brandt</i> enthauptet.</p> + +<p>Der jüngere <i>Bernstorff</i> (Neffe des vorigen), Minister 1773 +bis 1780 und wiederum 1784–1797, beendigt den Streit mit +dem Hause Holstein-Gottorp 1773 durch einen Vertrag mit der +in <i>Rußland</i> regierenden älteren Linie desselben: Abtretung des +Stammlandes <i>Oldenburg</i> (S. 268) an die jüngere Linie, welche +im Besitz des Bistums <i>Lübeck</i> (S. 255, Hauptort Eutin) war; +dafür ganz <i>Holstein</i> mit Dänemark vereinigt.</p> + +<p><b>Schweden</b> im Innern zerrüttet und geschwächt durch +die Zwistigkeiten der den Reichstag beherrschenden Adelsparteien +(<i>Hüte</i> für Frankreich, <i>Mützen</i> für Rußland). Die königliche +Gewalt unbedeutend unter <i>Friedrich</i> von Hessen-Kassel (1720 +bis 1751, S. 277). Unglücklicher <b>Krieg gegen Rußland</b> 1741 +bis 1743, beendigt durch den Frieden zu <b>Åbo</b>: 1. Abtretung des +südlichen Finnland, der <i>Kymmene</i>-Fluß wird Grenze zwischen +Schweden und Rußland, dadurch gesicherte Lage Petersburgs. +2. Prinz <i>Adolf Friedrich</i> von Holstein-Gottorp (S. 293), Verwandter +des russischen Kaiserhauses, wird zum Thronfolger in +Schweden bestimmt.<span class="pagenum"><a name="Page_293" id="Page_293">[293]</a></span></p> + +<pre> +<b>Das dänische Königshaus und das Haus Holstein-Gottorp.</b> + +Christian I., K. v. Dänemark, † 1481. + _________________|___________ +| | +Johann, K. v. Friedrich I., K. v. Dänemark, † 1533. +Dänemark, † 1513. | + | ______|____________ + | | | +Christian II., Christian III., Adolf, Hz. zu Gottorp. +K. v. Dänemark, K. v. Dänemark, | +abgesetzt 1523. † 1559. | + ___________|__ Sein Urenkel + | | Christian Albrecht, +Friedrich II., Johann, Stifter der Universität Kiel 1665. +K. v. Dänemark. Hg. zu _____|________________ +| Sonderburg. Friedrich IV., Christian August, +Königliche Linie | Hz. zu. Gottorp. Bischof v. Lübeck. +bis Friedrich VII., ___|_____ | | +† 1863 | | | _______|_______________________ + Augustenburger Glücksburger | | | | + Linie. Linie. | Adolf Friedr., Friedr. Aug., Georg + _______| K. v. Bischof Ludwig. + | Schweden. v. Lübeck, + Karl Friedrich, Gem. Luise 1773 Hz. + Gem. Anna, d. Ulrike v. Oldenburg. + ält. Tochter v. Preußen. + Peters d. Gr. + | | + Peter III., † 1762, | | + Zar von Rußland. Schwedische Peter, + Gem. Katharina II. Linie bis 1818. Begründer der + v. Anhalt Zerbst, † 1796. Oldenburger + | Linie. + Russische Linie. +</pre> +<p><span class="pagenum"><a name="Page_294" id="Page_294">[294]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1751–1818.</b></div> + +<p><b>Haus Holstein-Gottorp</b> in Schweden.</p> + +<p>Unter Adolf Friedrich (1751–1771) unrühmliche +Teilnahme am Siebenjährigen Kriege. Sein Sohn <b>Gustav III.</b> +(1771–1792) stürzt durch einen unblutigen Staatsstreich 1772 +die Macht des Adels; die <i>Stände</i> (Adel, Geistlichkeit, Bürger, +Bauern) beraten fortan nur über die vom König gemachten +Vorschläge und haben das Recht des Einspruchs gegen einen +Angriffskrieg.</p> + +<div class="sidenote">1788–1790.</div> + +<p><b>Krieg gegen Rußland</b>, um die Ostseeprovinzen +wiederzugewinnen. Nach dem unentschiedenen +Seetreffen bei der Insel <i>Hogland</i> rückt Gustav III. in den an +Rußland 1743 abgetretenen Teil Finnlands ein; die Offiziere verweigern +ihm den Gehorsam. Er findet Unterstützung in Stockholm +und Dalarne; die Stände bewilligen ihm (<i>gegen</i> den Adel) +das Recht des <i>Angriffskrieges</i>. Trotz glänzender Waffentaten +Gustavs (Seesieg bei Svenskasund 1790) Friede zu <i>Werelä</i> ohne +Vorteil für Schweden.</p> + +<div class="sidenote">1792.</div> + +<p><i>Gustav III.</i> von <i>Ankarström</i>, einem ehemaligen +Offizier, ermordet; Regentschaft eingesetzt für +seinen minderjährigen Sohn Gustav IV.</p> + + +<h5><b>Rußland</b> und <b>Polen</b>.</h5> + +<pre> + Alexei, †1676. + ____________|_________________________________ +| | | | +<b>Feodor III.</b>, <b>Iwan V.</b>, Sophia. <b>Peter der Große</b>, +†1682. †1696. †1725. Gem. + _________|____ <b>Katharina I.</b>, + | | †1727. + Katharina, <b>Anna</b>, ________|________________ + Herzogin v. †1740. Alexei, Anna, <b>Elisabeth</b>, + Meckl.-Schwerin. †1718. Gem. Karl †1762. + | | Friedr. v. + Anna, <b>Peter II.</b>, Holstein-Gottorp. + Herzogin v. Braunschweig. †1730. | + | <b>Peter III.</b>, + <b>Iwan VI.</b> bis 1741, † 1764. †1762. Gem. + <b>Katharina II.</b>, + † 1796. +</pre> + +<p>Auf <i>Peter den Großen</i>, dessen zur altrussischen Partei +neigender Sohn <i>Alexei</i>, vom Vater zum Tode verurteilt, im +Gefängnis gestorben war (1718), folgt kraft eines von Peter +1722 erlassenen Gesetzes, welches den jedesmaligen Herrscher +zur Ernennung seines Nachfolgers ermächtigte (später durch +Paul I. wieder aufgehoben), seine Gemahlin</p> + +<div class="sidenote"><b>1725–1727.</b></div> + +<p><b>Katharina I.</b>, geleitet von Fürst <b>Menschikow</b>, +(S. 269), der durch seine Herrschsucht sich den +Haß der altrussischen Partei zuzieht.</p> + +<div class="sidenote"><b>1727–1730.</b></div> + +<p><b>Peter II.</b>, 12 Jahre alt, Enkel Peters d. Gr. Menschikow +durch die Familie <i>Dolgoruki</i> gestürzt und +nach Sibirien verbannt, wo er 1729 stirbt. Die +Residenz nach Moskau zurückverlegt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1730–1740.</b></div> + +<p><b>Anna Iwanowna</b>, Nichte Peters d. Gr., von +<i>Münnich, Ostermann</i> und ihrem Günstling <i>Biron</i><span class="pagenum"><a name="Page_295" id="Page_295">[295]</a></span> +(eigentlich <i>Bühren</i>) geleitet. Rückkehr des Hofes nach St. Petersburg; +Biron herrscht bald unumschränkt und unterdrückt die +<i>Dolgoruki</i>; 1737 wird er auf Wunsch der Kaiserin von +August III., König von Polen (1733–1763), zum <i>Herzog von +Kurland</i> ernannt. Rußlands Einfluß in Polen wird durch den +polnischen Thronfolgekrieg (s. S. 279f.) begründet. In dem +mit Österreich gemeinschaftlich (s. S. 279) geführten <i>Türkenkrieg</i> +wird trotz der Siege des Feldmarschalls <i>Münnich</i> nur +<i>Asow</i> wieder gewonnen (S. 275). Auf die Kaiserin Anna folgt +ihr Großneffe, der unmündige</p> + +<div class="sidenote"><b>1740–1741.</b></div> + +<p><b>Iwan VI.</b>, dessen Mutter <i>Anna von Braunschweig</i> +nach dem durch <i>Münnich</i> bewirkten Sturz Birons +kurze Zeit die Regierung führt (Biron nach Sibirien). +Durch einen Soldatenaufstand erlangt den Thron</p> + +<div class="sidenote"><b>1741–1762.</b></div> + +<p><b>Elisabeth</b>, die jüngste Tochter Peters des Großen. +<i>Iwan</i> wird gefangen. <i>Münnich</i> und <i>Ostermann</i> +werden nach Sibirien geschickt, <i>Biron</i> kommt zurück. Launenhafte +Regierung unter dem Einfluß der Günstlinge; der preußenfreundliche +<i>L’Estocq</i>, dem die Kaiserin hauptsächlich den Thron +verdankt, wird 1748 durch <i>Bestuschew</i>, den Freund Österreichs, +gestürzt, Bestuschew fällt 1758 in Ungnade. Rußlands Teilnahme +am Siebenjährigen Kriege s. S. 285–289. Nach Elisabeths +Verfügung gelangt ihr Neffe Peter, Herzog von Holstein-Gottorp, +zum Thron.</p> + +<p>Seit <b>1762. Haus Holstein-Gottorp</b> in Rußland.</p> + +<pre> + Peter III., †1762, + Gem. Katharina II., †1796. + | + Paul I., †1801. + ______________________|__________________ +Alexander I., Konstantin, Nikolaus I. + †1825. †1831. †1855. + Gem. Charlotte v. Preußen, + †1860. + _________________________________|_________________ +Alexander II., Konstantin, Nikolaus, Michael, +†1881. †1892. †1891. †1909. +Gem. Maximiliane v. Hessen. + ______|________________________________________________ +Alexander III., Wladimir, Alexei, Sergius, Paul. +†1894. †1909. | †1908. †1905. | +Gem. Dagmar v. Dänemark, |_______________________ | + | Kyrill. Boris. Andreas. Demetrius + _____|__________________________________ + Nikolaus II., Georg, Michael.| + 1894-x †1899 + Gem. Alix v. Hessen. + | + Alexei. +</pre> + +<div class="sidenote">1762.</div> + +<p><b>Peter III.</b> beginnt unvorsichtig ins Werk gesetzte +Neuerungen, wird nach 6 Monaten entthront und +gefangen gesetzt von seiner Gemahlin (Prinzessin +von Anhalt-Zerbst), der energischen und sittenlosen</p> + +<div class="sidenote"><b>1762–1796.</b></div> + +<p><b>Katharina II.</b> Die Brüder Gregor und Alexei +<i>Orlow</i>, Günstlinge Katharinas, lassen den Kaiser er<span class="pagenum"><a name="Page_296" id="Page_296">[296]</a></span>drosseln; +<i>Iwan VI.</i> wird im Gefängnis zu Schlüsselburg getötet. +<i>Münnich</i>, unter Peter III. zurückgekehrt, bleibt in Ansehen +(† 1767).</p> + +<p>Katharina, zugleich auf innere Reformen und auf Erhöhung +der Machtstellung Rußlands bedacht, wendet sich bald gegen +<i>Polen</i>. Sie fordert und erhält von König August III. <i>Kurland</i> +zurück für <i>Biron</i>, der das Herzogtum unter russischem Einfluß +verwaltet und auf seinen Sohn vererbt.</p> + +<p>Nach dem Tode <i>Augusts III.</i> 1763 setzt Katharina in Verbindung +mit Friedrich II. die Wahl ihres Schützlings</p> + +<div class="sidenote"><b>1764–1795.</b></div> + +<p><b>Stanislaus Poniatowski</b> († 1798) zum König +von Polen durch. Auf Rußlands und Preußens +Betreiben erhalten die <i>Dissidenten</i> (Anhänger der <i>griechischen</i> +Kirche und <i>Protestanten</i>) gleiche Rechte mit den Katholiken. +Der russenfreundliche Teil des Adels schließt 1767 die <i>Konföderation +von Radom</i>, der auch der König beitritt. Dagegen +1768 Bund des national gesinnten Teils des Adels, die <i>Konföderation +von Bar</i> »zum Schutze der Religion und Freiheit +Polens«. Mißglückter Versuch derselben, den König zu entführen. +In dem Bürgerkriege wird der König durch ein russisches +Heer gegen die Konföderation von Bar unterstützt. Die +Türken erklären als Verbündete dieser Konföderation den Russen +den Krieg (1768–1774). Rußlands Erfolge in demselben erregen +<i>Preußens</i> und <i>Österreichs</i> Eifersucht. Um eine gleichmäßige +Machtvergrößerung der drei Mächte herbeizuführen, +erfolgt die</p> + +<div class="sidenote"><b>1772.</b></div> + +<p><b>erste Teilung Polens</b>: 1. <b>Rußland</b> erhält das Land +jenseits der Düna und des Dnjepr (110000 qkm). +2. <b>Österreich</b>: Ostgalizien und Lodomirien (70000 qkm); (die +Zips schon 1770 besetzt). 3. <b>Preußen</b>: <i>Westpreußen</i> mit Ausnahme +von Danzig und Thorn, das Bistum <i>Ermeland</i> und den +<i>Netzedistrikt</i> (35000 qkm), vgl. Anhang. Der polnische Reichstag +gibt widerstrebend 1773 seine Zustimmung.</p> + +<div class="sidenote"><b>1768–1774.</b></div> + +<p><b>Krieg gegen die Türken.</b> Die türkische Flotte +wird von der russischen (unter Alexei <i>Orlow</i>) in +der Bucht von <i>Tschesme</i> (der Insel Chios gegenüber) 1770 geschlagen +und verbrannt. Während des Krieges Aufstand des +Kosaken <i>Pugatschew</i>, der sich für Peter III. ausgibt. <i>Romanzows</i> +Erfolge, der die Walachei erobert und den türkischen +Großvezier bei <i>Schumla</i> einschließt, bewirken den <b>Frieden von +Kutschuck Kainardsche:</b></p> + +<p>1. <i>Rußland</i> erhält <i>Kinburn</i> an der Dnjeprmündung, <i>Jenikale</i> +und <i>Kertsch</i> in der Krim, freie Handelsschiffahrt auf allen türkischen +Meeren. 2. Die <i>Tataren</i> in der <i>Krim</i> und am <i>Kuban</i> +werden für »unabhängig« erklärt. 3. Rückgabe der russischen +Eroberungen in der Moldau und Walachei an ihre Fürsten, welche +Rußland <i>fortan in Konstantinopel der Pforte gegenüber vertritt.</i><span class="pagenum"><a name="Page_297" id="Page_297">[297]</a></span></p> + +<p>Reformen in der Verwaltung Rußlands: Neue Einteilung +der Gouvernements, Städteordnung, Milderung der Leibeigenschaft, +Verwaltung der Kirchengüter durch eine kaiserliche Behörde. +An die Stelle des Gregor <i>Orlow</i> tritt <i>Potemkin</i> als +mächtiger Günstling der Kaiserin.</p> + +<div class="sidenote"><b>1780.</b></div> + +<p><b>Bewaffnete Seeneutralität</b>, zur Sicherung des +Handelsverkehrs während des nordamerikanischen +Krieges (s. S. 300f.). Von Rußland angeregt, treten ihr nach und +nach bei: <i>Dänemark</i>, <i>Schweden</i>, <i>Preußen</i>, <i>Österreich</i>, <i>Portugal</i>; +Spanien und Frankreich erkennen sie an. Dem Beitritt <i>Hollands</i> +kommt England durch eine Kriegserklärung zuvor.</p> + +<p>Forderungen der bewaffneten Neutralität: 1. Freie Schiffahrt +neutraler Schiffe von Hafen zu Hafen und an den Küsten +Krieg führender Mächte; 2. Feindliches Eigentum ist frei in neutralen +Schiffen mit Ausnahme der <i>Kriegszufuhr</i>; 3. Genaue +Bestimmung, was ein <i>blockierter</i> Hafen ist; eine Hafensperre, +die nicht durch mehrere Kriegsschiffe in der Nähe des betreffenden +Hafens aufrecht erhalten wird, ist ungültig.</p> + +<div class="sidenote">1783.</div> + +<p>Die <i>Krim</i> wird russische Provinz (Gouvernement +Taurien); die christlichen Fürsten von <i>Georgien</i> +und <i>Mingrelien</i> (südlich vom Kaukasus) treten +unter russischen Schutz.</p> + +<div class="sidenote"><b>1787–1792.</b></div> + +<p><b>Zweiter Türkenkrieg.</b> Bündnis mit Österreich, +Zusammenkunft Katharinas und Josephs II. in der +neugegründeten Stadt <i>Cherson</i> am Dnjepr (1787). <i>Potemkin</i> +erstürmt <i>Oczakow</i> 1788, <i>Suwōrow</i> erstürmt Ismail (am Donaudelta) +1790. Die Österreicher kämpfen anfangs unglücklich, doch +erobert General <i>Laudon</i> 1789 Belgrad. Österreich schließt 1791 +den <b>Frieden von Sistowa</b> mit den Türken und erhält wenig +mehr als Alt-Orsowa (an der Donau, Paß des Eisernen Tores). +Rußland erhält 1792 im <b>Frieden zu Jassy</b> das Küstenland am +Schwarzen Meere bis zum <i>Dnjestr</i>. An dieser Küste wird 1793 die +schnell aufblühende Handelsstadt <b>Odessa</b> gegründet.</p> + +<div class="sidenote"><b>1793.</b></div> + +<p><b>Zweite Teilung Polens</b>. Die Polen hatten den +Türkenkrieg Rußlands und Österreichs und die +anscheinend günstige Stimmung Preußens zu benutzen gesucht, +um ihrer Abhängigkeit von den Nachbarstaaten und den anarchischen +inneren Zuständen ein Ende zu machen. Bündnis +mit Preußen 1790 (s. S. 291).</p> + +<p>Die neue <b>Verfassung von 1791</b> verwandelt 1. das <i>Wahlreich</i> +in ein <i>Erbreich</i>, erklärt den Kurfürsten von <i>Sachsen</i> zum +Nachfolger des Königs Stanislaus Poniatowski und den Thron +für erblich im <i>sächsischen Hause</i>, überträgt 2. dem Könige +und einem Staatsrate die <i>ausübende</i>, einem Reichsrate in zwei +Kammern die <i>gesetzgebende</i> Gewalt <i>unter Aufhebung des +liberum veto</i>, macht 3. dem Bürger- und Bauernstande <i>einige</i> +<span class="pagenum"><a name="Page_298" id="Page_298">[298]</a></span>Zugeständnisse, ermöglicht namentlich den Eintritt in den Adelsstand, +dessen Privilegien im übrigen <i>bestätigt werden.</i></p> + +<p>Gegen diese Verfassung tritt unter dem Schutze Rußlands +die <i>Konföderation von Targowitz</i> auf. Vordringen eines +russischen Heeres in Polen 1791. Tapferer, aber vergeblicher +Widerstand unter Fürst <i>Poniatowski</i>, dem Neffen des Königs, +und <i>Kosciuszko</i>; beide werden bei <i>Dubienka</i> 1792 geschlagen. +Der König tritt der Konföderation von Targowitz bei, die neue +Verfassung wird aufgehoben. <i>Preußen</i> verständigt sich mit +Rußland und sendet ebenfalls Truppen nach Polen. Auf dem +Reichstage zu <i>Grodno</i> wird die Einwilligung der Nation zu +den neuen Abtretungen erzwungen:</p> + +<p><b>Rußland</b> nimmt den noch übrigen Teil <i>Litauens</i>, <i>Wolhynien</i> +und <i>Podolien</i> (236000 qkm), Preußen nimmt <i>Danzig</i> und +<i>Thorn</i>, <i>Posen</i> und <i>Kalisch</i> (Südpreußen) (55000 qkm). Außerdem +erzwingt Rußland einen <i>Unionsvertrag</i>, durch welchen es +1. freien Einmarsch seiner Truppen in Polen, 2. die Leitung +aller künftigen Kriege, 3. das Bestätigungsrecht aller Verträge +Polens mit auswärtigen Mächten erhält.</p> + +<div class="sidenote">1794.</div> + +<p>Aufstand in Polen, <b>Kosciuszko</b> an der Spitze. Die +Russen unter <i>Igelström</i> in Warschau teils niedergemetzelt, +teils zur Stadt hinausgeschlagen. Preußische und +russische Truppen siegen über Kosciuszko bei <i>Sczekozyn</i>; die +Preußen unter Friedrich Wilhelm II. nehmen <i>Krakau</i>, belagern +Warschau vergeblich. <i>Suwōrow</i> siegt bei <i>Brzesc</i> und bei +<i>Macziejovice</i>, wo Kosciuszko gefangen wird (1797 entlassen); +erstürmt dann <i>Praga</i>, die Vorstadt von Warschau.</p> + +<div class="sidenote"><b>1795.</b></div> + +<p><b>Dritte und letzte Teilung Polens.</b> <b>Preußen</b> +nimmt <i>Masovien</i> mit <i>Warschau</i>, das Land zwischen +<i>Weichsel</i>, <i>Bug</i> und <i>Niemen</i> (<i>Neu-Ostpreußen</i>), einen Teil des +Gebiets von Krakau (<i>Neu-Schlesien</i>); <b>Österreich</b> <i>Westgalizien</i> +und <i>Krakau</i>; <b>Rußland</b> alles übrige, auch das Herzogtum +<i>Kurland</i>. Durch die drei Teilungen erhalten die Mächte etwa +folgenden Zuwachs:</p> + + +<div class="center"> +<table class="tdl" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary=""> +<tr><td align="left"><i>Rußland</i></td><td align="left">465000</td><td align="left">qkm</td><td align="left">(8500 □ Meil.)</td><td align="left">mit</td><td align="left">6</td><td align="left">Mill.</td><td align="left">Einw.</td></tr> +<tr><td align="left"><i>Österreich</i></td><td align="left">115000</td><td align="center">„</td><td align="left">(2100 □ „ )</td><td align="center">„</td><td align="left">4</td><td align="left">„</td><td align="left">„</td></tr> +<tr><td align="left"><i>Preußen</i></td><td align="left">145000</td><td align="center">„</td><td align="left">(2700 □ „ )</td><td align="center">„</td><td align="left">2½</td><td align="left">„</td><td align="left">„</td></tr> +</table></div> + + +<h4>§ 9. Großbritannien und Nordamerika.</h4> + +<p>Auf <i>Wilhelm III.</i> (s. S. 271), welcher kinderlos stirbt +folgt seine Schwägerin</p> + +<div class="sidenote"><b>1702–1714.</b></div> + +<p><b>Anna</b>, zweite Tochter Jakobs II., unter welcher +lange Zeit die Partei der <i>Whigs</i> die Regierung +leitet. <i>John Churchill</i>, Herzog von <i>Marlborough</i>, siegreich +als Feldherr (S. 273), seine Gemahlin beherrscht den Hof.<span class="pagenum"><a name="Page_299" id="Page_299">[299]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1707.</b></div> + +<p>Vereinigung Englands und Schottlands (<i>Großbritannien</i>) +durch <i>ein</i> Parlament an Stelle der +bisherigen Personal-Union. Schottland nimmt an dem Aufschwung +Englands teil.</p> + +<div class="sidenote">1710.</div> + +<p>Das Whigministerium durch ein Toryministerium +(Lord <i>Bolingbroke</i>) ersetzt, dann Friede mit Frankreich +nach dem spanischen Erbfolgekrieg. Vergebliche Bemühungen +der Tories und der Königin, ihrem Stiefbruder, dem +Prätendenten <i>Jakob Eduard</i>, genannt <i>Jakob III.</i>, die Thronfolge +zu verschaffen. Nach dem Gesetze von 1701 (S. 272) +folgt das <i>protestantische</i> Haus <b>Hannover</b>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1714–1901.</b></div> + +<div class="clear"> +<p><b>Haus Hannover</b> (s. S. 352).</p> + +<pre> +Jakob I. (<b>Stuart</b>), †1625. + _________|______________ +| | +<b>Elisabeth</b>, <b>Karl I.</b>, +Gem. Friedrichs V. †1649. +von der Pfalz. __|________________________________ + | | | | +<b>Sophia</b>, <b>Karl II.</b>, <b>Maria</b>, <b>Jakob II.</b>, +Gem. Ernst Augusts †1685 Gem. Wilhelms II. vertrieben 1688, +von Hannover. von Oranien. †1701. + ___|_________________ |______ | +| | | | +<b>Georg I.</b>, <b>Sophie Charlotte</b>, †1705, | | +†1727. Gem. Friedrichs I. v. Preußen. | | + ___|_________________ | | +| | | | +<b>Georg II.</b>, <b>Sophie Dorothea</b>, †1757, | | +†1760. Gem. Friedrich Wilhelms I. | | + von Preußen. ___________________| | + | ________________|_________ +Friedrich <b>Wilhelm III.</b>, verm. <b>Maria</b>, <b>Anna</b>, Jakob Eduard, +Ludwig, †1702. m. †1694. †1714. Prätendent, +Prinz von Gem. Georgs †1766. +Wales, v. Dänemark. | +1751. _____|__ + | | +<b>Georg III.</b>, Karl Eduard, Heinrich, +†1820. Prätendent, †1807. + †1788. +</pre> +</div> + +<p>Unter <b>Georg I.</b> (1714–1727) Herrschaft der Whigs, ebenso +unter <b>Georg II.</b> (1727–1760). Der Minister <i>Walpole</i> (bis 1742) +sorgt für Erhaltung des Friedens und Förderung des Handels. +1739 Seekrieg gegen <i>Spanien</i>, 1744–1747 gegen <i>Frankreich</i>.</p> + +<p>Der von Frankreich unterstützte Versuch des Prätendenten +<i>Karl Eduard</i>, die Ansprüche des Hauses <i>Stuart</i> nochmals zur +Geltung zu bringen, hat anfangs Erfolg in <i>Schottland</i>, wo die +kriegerischen Hochländer sich erheben, wird aber durch den +Sieg des Herzogs von Cumberland bei <i>Culloden</i> 1746 vereitelt +(S. 284).</p> + +<div class="sidenote">1755–1763.</div> + +<p><b>Krieg gegen Frankreich</b>, durch Grenzstreitigkeiten +in Nord-Amerika entstanden, zu Lande in +Amerika und Deutschland, zur See in allen Weltteilen geführt. +Ministerium des <b>älteren Pitt</b> 1757–1761, Bündnis mit <i>Preußen</i> +(s. S. 286). Die Engländer sind fast überall im Vorteil gegen +die Franzosen.<span class="pagenum"><a name="Page_300" id="Page_300">[300]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1759.</div> + +<p>Landsieg des englischen Generals <i>Wolfe</i> bei <i>Quebec</i>, +<i>Kanada</i> erobert. Seesiege bei <i>Lagos</i> in Portugal +und <i>Quibéron</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1760–1820.</b></div> + +<p><b>Georg III.</b>, Enkel Georgs II., zum Frieden geneigt. +Frankreich verbündet sich mit <i>Spanien</i> +(Bourbonischer Familienpakt 1761); <i>Pitt</i> tritt aus dem Ministerium, +weil nicht sofort Krieg an Spanien erklärt wird. Sein Nachfolger +<i>Bute</i> sucht den Frieden herbeizuführen, sieht sich aber +doch zur Kriegserklärung gegen Spanien genötigt. Die englische +Flotte erobert 1762 Martinique, Havanna, Manila; Spaniens +Seemacht fast vernichtet.</p> + +<div class="sidenote">1763.</div> + +<p><b>Friede zu Paris</b>: 1. <b>Frankreich</b> tritt <i>Louisiana</i> +östlich vom Mississippi (seit 1682 französische +Kolonie), <i>Kanada</i> und die Insel <i>Cap Breton</i>, sowie seine +afrikanischen Besitzungen am <i>Senegal</i> an England ab, erhält +seinen Besitz in Ostindien (Pondichery und Chandarnagar) +zurück. 2. <b>Spanien</b> erhält Cuba und die Philippinen zurück, +tritt <i>Florida</i> an England ab, erhält von Frankreich Louisiana +westlich vom Mississippi.</p> + +<div class="sidenote">1757–1784.</div> + +<p><b>Eroberung Ostindiens.</b> Die ostindische Kompagnie +(S. 246) hatte 1639 <i>Madras</i>, 1664 <i>Bombay</i> +erworben, um 1700 <i>Kalkutta</i> angelegt. <b>Robert Clive</b> siegt 1757 +bei <i>Plassey</i> über den mit Frankreich verbündeten Nabob von +<i>Bengalen</i> und erobert dieses reiche Land. Der Großmogul in Delhi +(S. 219) behält nur den Schein der Herrschaft; die indischen +Fürsten müssen hohen Tribut zahlen. Clive 1765 abermals nach +Indien gesandt, unterdrückt Aufstände und erweitert das englische +Gebiet. <b>Warren Hastings</b>, seit 1773 General-Gouverneur, besiegt +die <i>Mahratten</i> und den Sultan <i>Hyder Ali</i> von <i>Mysore</i> 1781, +unterwirft dadurch den größten Teil von Dekhan.</p> + +<div class="sidenote">1784.</div> + +<p><i>East-India-Bill</i> des <b>jüngeren Pitt</b> (Minister 1783 +bis 1801); die Kompagnie wird in militärischen und +politischen Angelegenheiten einer königlichen Aufsichtsbehörde +untergeordnet, behält aber die Verwaltung der ausgedehnten +Gebiete in eigner Hand (bis 1858).</p> + +<div class="sidenote">1799.</div> + +<p>Hyder Alis Sohn <i>Tippu Sahib</i>, der sich nochmals +gegen die englische Herrschaft erhoben hat, fällt +bei der Erstürmung seiner Hauptstadt <i>Seringapatam</i>.</p> + +<p>Durch diese Erfolge ist England zur vorherrschenden <b>See- +und Kolonialmacht</b> geworden. Zugleich bedeutende Entwickelung +der Industrie, <i>Birmingham</i> und <i>Manchester</i> entwickeln +sich als Fabrikstädte, <i>London</i> und <i>Liverpool</i> als +Haupthandelsplätze. Einen Verlust erleidet England durch den +Abfall seiner nordamerikanischen Kolonien.</p> + +<div class="sidenote"><b>1775–1783.</b></div> + +<p><b>Nordamerikanischer Freiheitskrieg</b></p> + +<p>Das englische Parlament, in welchem die Kolonien +nicht vertreten sind, beschließt 1765 die Einführung einer<span class="pagenum"><a name="Page_301" id="Page_301">[301]</a></span> +Stempel-Abgabe, 1760 eine Steuer auf Tee, Glas, Papier und +Farben. Die Kolonien widersetzen sich einer Besteuerung +ohne ihre Zustimmung; im Hafen von <i>Boston</i> wird 1773 eine +Teeladung ins Meer geworfen. Die englische Regierung verhängt +Hafensperre über Boston und verändert die Verfassung +der Kolonie <i>Massachusetts</i>; ein Kongreß von Abgeordneten der +Kolonien in <b>Philadelphia</b> 1774 beschließt das Aufhören des +Handelsverkehrs mit dem Mutterlande.</p> + +<p>1775 erstes Gefecht bei <i>Lexington</i>. Die Engländer, in +<i>Boston</i> belagert, räumen diese Stadt im Frühjahr 1776, werden +durch 12000 von ihrem Landesherrn verkaufte Hessen und +andere deutsche Mietstruppen verstärkt, besetzen <i>Long-Island</i> +und die Stadt <i>New-York</i>. <b>George Washington</b> (geb. 1732 in +Virginien, † 1799, am Ende des französischen Krieges <i>Oberst</i>) +erhält den Oberbefehl und bildet ein Heer.</p> + +<div class="sidenote"><b>1776.</b> +4. Juli.</div> + +<p><b>Unabhängigkeits-Erklärung der 13 Vereinigten +Staaten.</b></p> + +<p><i>Washington</i>, von französischen Freiwilligen (Marquis +<i>v. Lafayette</i>) begleitet, kämpft zunächst mit wechselndem +Erfolge. Der früher preußische Major <i>v. Steuben</i> unterstützt ihn +bei der kriegsmäßigen Ausbildung der Truppen.</p> + +<div class="sidenote">1777.</div> + +<p>General <i>Gates</i> nimmt ein englisches Korps von +6000 Mann bei <i>Saratoga</i> (am Hudson) gefangen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1778.</b></div> + +<p><b>Bündnis Frankreichs</b> mit den amerikanischen Freistaaten, +abgeschlossen durch <b>Benjamin Franklin</b> +(geb. 1706 in Boston, Buchdrucker, Schriftsteller, Erfinder des +Blitzableiters, General-Postmeister der Kolonien, seit 1776 Gesandter +in Versailles). Bald tritt <i>Spanien</i> dem Bündnis bei; +andererseits erklärt England den Krieg an <i>Holland</i> +(S. 297).</p> + +<div class="sidenote">1779–1782.</div> + +<p><i>Gibraltar</i> von Franzosen und Spaniern vergeblich +belagert, von <i>Elliot</i> tapfer verteidigt; dagegen +nehmen die Spanier 1782 die Insel <i>Menorka</i> (S. 274).</p> + +<p>Seesiege des englischen Admirals <i>Rodney</i> bei <i>S. Vincent</i> +1780 und <i>Dominika</i> 1782. Unentschiedene Seeschlacht zwischen +Engländern und Holländern an der <i>Doggerbank</i> in der Nordsee +1781.</p> + +<div class="sidenote">1781.</div> + +<p>Entscheidung des Landkrieges zu Gunsten der Amerikaner; +Washington und Lafayette nehmen ein +englisches Korps von 7200 Mann bei <i>Yorktown</i> +(in Virginien) gefangen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1783.</b></div> + +<p><b>Friede zu Versailles</b>: 1. Anerkennung der Unabhängigkeit +der 13 Vereinigten Staaten. Das <i>Western +Territory</i> erhalten die Amerikaner, die Schiffahrt auf dem Mississippi +bleibt gemeinschaftlich. 2. <i>England</i> tritt an Frankreich +in Westindien ab: <i>Tabago</i>; in Afrika: das Gebiet des <i>Senegal</i>;<span class="pagenum"><a name="Page_302" id="Page_302">[302]</a></span></p> + +<p>3. <i>Spanien</i> bleibt im Besitz von <i>Menorka</i> und <i>Florida</i> (S. 300), +verzichtet auf Gibraltar (S. 274).</p> + +<div class="sidenote">1789–1797.</div> + +<p><b>George Washington</b>, erster Präsident der <b>Vereinigten +Staaten</b> (<i>United States</i> of America).</p> + +<p>Verfassung des Bundesstaates: Über Krieg und Frieden, Heer +und Flotte, Verträge mit fremden Staaten, Münze, Maß und +Gewicht, Zölle und Steuern beschließt der <i>Kongreß</i>, bestehend +aus Senat und Repräsentantenhaus. Die Einzelstaaten verwalten +nur ihre inneren Angelegenheiten. Der Präsident, auf 4 Jahre +durch Wahlmänner aus allen Staaten erwählt, ernennt die Beamten +und leitet die Regierung nach den Beschlüssen des +Kongresses. Gegen dieselben steht ihm ein aufschiebendes <i>Veto</i> +zu, bis der Kongreß mit Zweidrittelmajorität entscheidet.</p> + +<p>Aufblühen des neuen Staatswesens durch Einwanderung. +Vordringen der Ansiedler nach Westen, <i>Cincinnati</i> 1791 gegründet, +die Bundeshauptstadt <i>Washington</i> 1793. Auf dem +Kapitol hält der Kongreß seine Sitzungen, das Weiße Haus +die Amtswohnung des Präsidenten.</p> + +<div class="sidenote">1812–1815.</div> + +<p><b>Krieg mit England</b> (S. 331). Die Amerikaner +dringen in <i>Kanada</i> ein. Die Engländer treiben sie +zurück, besetzen <i>Washington</i> und zerstören das Kapitol, werden +aber nach einer Landung bei <i>New-Orleans</i> besiegt (Jan. 1815). +Unterdessen bereits (Dez. 1814) Friede zu <i>Gent</i>. Die Eroberungen +gegenseitig zurückgegeben.</p> + +<p>Die 13 Staaten vermehren sich bis 1821 auf 26; <i>Louisiana</i>, von +Spanien 1800 an Frankreich zurückgegeben, wird 1803 von den +Vereinigten Staaten durch Kauf erworben, ebenso <i>Florida</i> 1819, +<i>Texas</i> und <i>Kalifornien</i> 1848 durch Krieg gegen Mexiko. <i>Alaska</i> +1867 durch Kauf von Rußland, <i>Portorico</i> und die <i>Philippinen</i> +1898 durch Krieg gegen Spanien, 1900 <i>Sandwichinseln</i> annektiert. +Jetzt 47 Staaten, 3 Territorien und 1 Bundesdistrikt.</p> + +<p>Neuen Machtzuwachs für England bringt die Erschließung +der seit 1600 durch Portugiesen, Spanier (Torres) und Holländer +(Tasman) entschleierten <i>australischen Inselwelt</i> durch die Entdeckungsreisen +von <b>James Cook</b> 1768–1779. Er wird bei der +dritten Reise auf <i>Hawaii</i>, der größten der <i>Sandwich</i>inseln, +von den Eingeborenen 1779 erschlagen. Andere bisher unbekannte +Gebiete werden erschlossen durch die Reisen des +Schotten <i>Bruce</i> (Abessinien) und <i>Mungo Park</i> +(Nigerstrom).</p> + +<div class="sidenote">1788.</div> + +<p><i>Sydney</i> erste englische Kolonie in Australien. +<b>Weitere Entfaltung der englischen Literatur +und Wissenschaft</b>: Shaftesbury, Pope, Swift, Prior, Defoe, +Addison, Steele, (»Tatler«, »Spectator« erste moralische Wochenschriften), +Sterne, Fielding, Goldsmith, Richardson, Gray, Sam. +Johnson (Macphersons <i>Ossian</i> 1760). Der Naturforscher Robert +<i>Boyle</i> († 1691 in London), der Philologe Rich. <i>Bentley</i> in<span class="pagenum"><a name="Page_303" id="Page_303">[303]</a></span> +Oxford und Cambridge († 1742), der Philosoph und Geschichtschreiber +David <i>Hume</i> in Edinburg († 1776), der Geschichtschreiber +<i>Gibbon</i> († 1794); Adam <i>Smith</i>, Prof. in Glasgow, +begründet 1776 die Volkswirtschaftslehre. Aufschwung der +englischen Malerei: <i>Hogarth</i> († 1764), <i>Joshua Reynolds</i> +(† 1792), <i>Gainsborough</i> († 1788).</p> + + +<h4>§ 10. Südeuropa.</h4> + +<p><b>Portugal</b>, unter den ersten Königen aus dem Hause +<i>Braganza</i> (S. 245) wieder zu einiger Macht gelangt, seit dem +Besitz <i>Brasiliens</i> 1500 (S. 222) als Kolonialmacht nicht unbedeutend, +gerät durch einen 1703 geschlossenen Handelsvertrag +in Abhängigkeit von <i>England</i>. Große Macht der Geistlichkeit +unter Johann V. (1706–1750); wohltätige Reformen unter +Joseph I. (1750–1777) durch den Minister Carvalho, Marquis +von <b>Pombal</b>.</p> + +<div class="sidenote">1755. +1. Nov.</div> + +<p><i>Lissabon</i> durch <i>Erdbeben</i> größtenteils zerstört, +Pombal sorgt für die Wiederherstellung.</p> + +<div class="sidenote">1759.</div> + +<p>Vertreibung der <i>Jesuiten</i> infolge eines Mordversuchs +gegen den König.</p> + +<div class="sidenote">1762–1763.</div> + +<p>Im Bunde mit England Krieg gegen Spanien. +Pombal beruft den Grafen <i>Wilhelm von Schaumburg-Lippe</i> +nach Portugal. Dieser organisiert Heer und Flotte. Im +<i>Frieden von Paris</i> 1763 gibt Spanien die eroberten Plätze zurück.</p> + +<p>Unter der Königin Maria, der Tochter Josephs I. (1777 +bis 1792), Wiederherstellung der geistlichen Macht, Pombal vor +Gericht gestellt, aber begnadigt, † 1782.</p> + +<p><b>Spanien</b>, seit 1701 unter Königen aus dem Hause <i>Bourbon</i> +(S. 274), in der auswärtigen Politik mit Frankreich verbündet, +gelangt nicht wieder zu seiner früheren Machtstellung. Unter +Karl III. (1759–1788) Reformen des Ministers <i>Aranda</i>, welcher +1767 die Jesuiten vertreibt.</p> + +<p><b>Sardinien</b>, Königreich seit 1720 (S. 278), tritt unter Karl +Emanuel I. (1730–1773) im Polnischen Thronfolgekrieg kriegerisch +gegen, im Österreichischen Erbfolgekrieg für Österreich +auf, erwirbt 1748 durch den Frieden zu Aachen (S. 284), einen +Teil des Herzogtums Mailand.</p> + +<p>Die Republik <b>Genua</b> hat fortdauernd ihre Unabhängigkeit +gegen mächtige Nachbarn (<i>Savoyen</i>, <i>Frankreich</i>, <i>Österreich</i>) +zu verteidigen. Die Bewohner der seit Ende des 11. Jahrh. +von den Pisanern und Genuesen umstrittenen Insel <b>Korsika,</b> +seit 1300 unter genuesischer Herrschaft, empören sich 1729. +Nach wechselvollem Kampfe, wobei ein deutscher Abenteurer, +<i>Baron Neuhof</i> aus Westfalen, kurze Zeit als <i>König Theodor I.</i> +von Korsika auftritt (1736), ruft Genua Frankreichs Hilfe an;<span class="pagenum"><a name="Page_304" id="Page_304">[304]</a></span> +die Insel wird 1739 unterworfen. Doch bald neue Kämpfe, +seit 1755 <i>Pasquale Paoli</i> an der Spitze. Genua tritt 1768 +die Insel an <i>Frankreich</i> ab; Paoli flieht 1769 nach England, +versucht 1790–1796 nochmals Korsika zu befreien, † in England +1807.</p> + +<p><b>Venedig</b> kann die frühere Blüte nicht wieder erreichen, +doch werden noch ruhmvolle Kriege gegen die <b>Türken</b> +geführt:</p> + +<div class="sidenote">1645–1669.</div> + +<p>Krieg um <b>Kandia</b> (Kreta); die Türken mehrmals +von der venetianischen Flotte besiegt; trotz tapferer +Verteidigung, welche <i>Morosini</i> leitet, endet der Krieg mit dem +Verlust der Insel für Venedig.</p> + +<div class="sidenote">1685–1699.</div> + +<p>Krieg um <b>Morea</b> (Peloponnes). Venedig mit +Kaiser Leopold I. und Polen verbündet (S. 266). +<i>Morosini</i>, verstärkt durch deutsche Mietstruppen unter Graf +<i>Königsmark</i>, vertreibt die Türken aus Morea, erobert 1687 +<i>Athen</i>, bei dessen Belagerung der Mittelbau des Parthenon +(S. 46) durch eine venetianische Bombe zerstört wird. Darauf +zum Dogen erwählt, kehrt er 1693 auf den Kriegsschauplatz +zurück, stirbt aber 1694 in Nauplia. Im Frieden zu <i>Karlowitz</i> +(S. 266) bleibt Morea den Venetianern, welche die Halbinsel durch +griechische Kolonisten neu bevölkern und bessere Verwaltung +einführen.</p> + +<div class="sidenote">1715.</div> + +<p>Die Türken erobern Morea für immer (vgl. S. 278); +nach dem Frieden von <i>Passarowitz</i> 1718 bleibt +Venedig immer noch im Besitz eines ansehnlichen Festlandsgebietes +(Verona, Brescia, Bergamo, Udine, Istrien, Dalmatien) +und der Ionischen Inseln.</p> + +<p><b>Toskana</b>, nach dem Aussterben des Hauses Medici 1737 +österreichische Sekundogenitur (S. 279), erfreut sich des Wohlstandes +unter dem Großherzog <i>Leopold</i> (1765–1790), dem +zweiten Sohne Maria Theresias und nachmaligen Kaiser Leopold +II. Diesem folgt sein zweiter Sohn Ferdinand III. (1790 +bis 1824).</p> + +<p><b>Parma</b> mit Piacenza und Guastalla seit 1748 spanische +Sekundogenitur (S. 284); <b>Modĕna</b> im Besitz des Hauses <i>Este</i> +(S. 210); am Hofe des Herzogs Franz III. lebt der Geschichtsforscher +<i>Muratori</i> († 1750).</p> + +<p>Der <b>Kirchenstaat</b> behauptet sein ansehnliches Gebiet (das +alte Latium, Umbrien, die Marken, Ancona, Rimini, Ravenna, +Bologna, Ferrara) in gutem Einvernehmen mit Österreich und +Spanien.</p> + +<div class="sidenote">1773.</div> + +<p><i>Papst Clemens XIV.</i>, dem Andringen katholischer +Staaten nachgebend, hebt den <i>Jesuiten-Orden</i> +auf, nachdem der Ordensgeneral <i>Ricci</i> jede Reform abgelehnt +hat (<i>sint, ut sunt, aut non sint</i>).<span class="pagenum"><a name="Page_305" id="Page_305">[305]</a></span></p> + +<p>Neapel mit <b>Sicilien</b> unter Königen aus dem Hause <b>Bourbon</b> +(1735–1799, dann wieder 1815–1860). <i>Karl IV.</i>, bis 1759 +(als <i>Karl III.</i>, König von Spanien, S. 303), verbessert die Verwaltung +mit Hilfe des Ministers <i>Tanucci</i>, der auch unter Karls +Sohn <i>Ferdinand IV.</i> (1759–1825) bis 1777 im Amte bleibt; +1767 Vertreibung der Jesuiten. Nach Tanuccis Sturz führt +die Königin <i>Caroline Marie</i>, Tochter der <i>Maria Theresia</i>, die +Regierung. Ihr Minister <i>Arcton</i>. 1799 muß der König vor +den eindringenden Franzosen nach Sicilien entweichen (S. 317).</p> + + +<h4>§ 11. Frankreich.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1715–1774.</b></div> + +<p><b>Ludwig XV.</b>, Urenkel Ludwigs XIV., dessen Sohn +und Enkel vor ihm gestorben waren (S. 349). Während +der Minderjährigkeit führt der Herzog <i>Philipp von Orléans</i>, +Sohn der <i>Elisabeth Charlotte von der Pfalz</i> († 1721), die +Regentschaft; dieser gibt durch seine Ausschweifungen dem Volke +ein übles Beispiel († 1723). Mißglückter Versuch des Schotten +<i>John Law</i>, durch Gründung einer Bank (1718) und Ausgabe +von Papiergeld die zerrütteten Finanzen in Ordnung zu bringen. +Gemäßigte Staatsverwaltung des Kardinals <i>Fleury</i> 1726–1743, +dann Herrschaft der Buhlerinnen (Marquise von <i>Pompadour</i> +1745–1764, Gräfin <i>Dubarry</i> 1769–1774).</p> + +<p>Lothringen erworben 1738 (S. 279); erfolglose Teilnahme +am österreichischen Erbfolgekrieg und am Siebenjährigen Krieg, +unglücklicher Krieg mit England (S. 299f.). Verlust der Kolonien +in Nordamerika (S. 300). Vertreibung der Jesuiten 1761 durch +den Minister <i>Choiseul</i>. Opposition des höchsten Gerichtshofs, +des Parlaments zu Paris; Aufhebung der Parlamente 1771. +Beim Tode des Königs 4000 Mill. Livres Staatsschulden; der +Staat heillos zerrüttet.</p> + +<div class="sidenote"><b>1774–1792.</b></div> + +<p><b>Ludwig XVI.</b>, dessen redlicher Wille bei dem +Mangel an Tatkraft den herannahenden Sturm der +Revolution nicht mehr durch schwache Reformversuche zu beschwichtigen +vermag. Wiederherstellung der Parlamente 1774. +Ludwig XVI., Enkel seines Vorgängers, persönlich ehrbar und +sittenrein. Seine Gemahlin <i>Marie Antoinette</i>, Tochter <i>Maria +Theresias</i> von Österreich, anfangs beim Volke nicht unbeliebt, +wird bald Gegenstand der gehässigsten Verleumdungen, namentlich +infolge des anstößigen Halsbandprozesses (Kardinal <i>Rohan</i>, +Gräfin <i>Lamotte</i>). Frankreichs Teilnahme am <i>Nordamerikanischen +Freiheitskriege</i> (S. 301) verschärft den alten Gegensatz gegen +England.</p> + +<p>Die französische <b>Literatur</b> im 18. (<i>philosophischen</i>) Jahrhundert +ist ein getreues Abbild der Sitten des französischen +Hofes und Volkes: <i>Lesage</i> († 1747), <i>Montesquieu</i> († 1755),<span class="pagenum"><a name="Page_306" id="Page_306">[306]</a></span> +<i>Voltaire</i> (1694–1778), <i>Rousseau</i> (1712–1778), <i>B. de St-Pierre</i> +(† 1814), <i>A. Bertin</i> († 1790), <i>Beaumarchais</i> († 1799). Als +<i>Maler</i> verdienen Erwähnung: <i>Watteau</i> (Hauptmeister des +Rokoko, † 1721), <i>Boucher</i> († 1770), <i>Fragonard</i> († 1806).</p> + + + + +<h3>C. Vom Beginn der französischen Revolution +bis zum Wiener Kongress. (1789–1815.)</h3> + + +<h4>§ 1. Die Revolution in Frankreich.</h4> + +<p><b>Ursachen</b>: 1. Der auf Vernichtung oder Umbildung des +Bestehenden gerichtete Geist des 18. Jahrhunderts. Angriffe +französischer Schriftsteller auf Staat und Kirche. <i>Montesquieu</i> +(Esprit des lois 1748) und <i>Rousseau</i> (Contrat social 1762) bekämpfen +das unbeschränkte Königtum und stellen neue Staatslehren +auf. <i>Voltaire</i> (Henriade 1723, Prozeß des Jean Calas +1762) bekämpft die religiöse Unduldsamkeit und das Christentum +überhaupt; die <i>Enzyklopädie</i>, ein philosophisches Wörterbuch, +1751–1780 herausgegeben von <i>Diderot</i> und <i>d’Alembert</i>, +verbreitet die Lehren der Aufklärung und Freigeisterei.</p> + +<p>2. Die großen Mißbräuche im französischen Staatswesen, +verschuldet durch die willkürliche und entartete Regierung, +während in allen übrigen europäischen Staaten Verbesserungen +durchgeführt werden. Seit 1614 die altherkömmlichen <i>Reichsstände</i> +(États-généraux) nicht mehr einberufen (s. S. 238). Verfügung +über die Freiheit der Untertanen durch willkürliche +Verhaftsbefehle (lettres de cachet, <i>Bastille</i>), über ihr Vermögen +durch willkürliche Besteuerung. Gegen den Anspruch des +Pariser Parlaments, die Eintragung der Steueredikte verweigern +zu können, wendet der Hof <i>königliche Thronsitzungen</i> (<i>lits de +justice</i>) und Verweisung der Parlamentsmitglieder an. <i>Käuflichkeit</i> +der Offizierstellen im Heere, der Sitze in den Parlamenten, +der höheren Ämter, aber meist nur für den <i>Adel</i>. Die +<i>bevorrechtigten Stände</i> (<i>Adel</i> und <i>Geistlichkeit</i>) sind bei den +direkten Abgaben sehr begünstigt, obgleich keineswegs ganz +frei von denselben; die Bauern durch Frondienste gedrückt, +die Entwickelung von Handel und Gewerbe durch Zunftzwang +gehemmt.</p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Die ungeheure <i>Staatsschuld</i>. Entstanden +durch die Kriege Ludwigs XIV., seine kostspieligen Bauten und +seine verschwenderische Hofhaltung, wächst der jährliche Fehlbetrag +durch die Verschwendung Ludwigs XV. und die Kosten +des nordamerikanischen Krieges unter Ludwig XVI. bis fast +auf die Hälfte der jährlichen Einnahme.<span class="pagenum"><a name="Page_307" id="Page_307">[307]</a></span></p> + +<p><i>Turgots</i> Maßregeln zur Verbesserung der Verwaltung (Aufhebung +der Binnenzölle, Abschaffung der Wegefronden und +der Zünfte) werden mit seiner Entlassung 1776 aufgegeben. +<i>Necker</i> (bis 1781) sucht durch Anleihen und Sparsamkeit zu +helfen, <i>Calonne</i> (1783–1787) wirtschaftet sorgloser und beruft +zuletzt eine <i>Notabelnversammlung</i>, die keine durchgreifenden +Beschlüsse zu fassen wagt. <i>Necker</i>, 1788 wieder berufen, veranlaßt +die</p> + +<div class="sidenote"><b>1789.</b> +5. Mai.</div> + +<p><b>Berufung der Reichsstände nach Versailles</b>, mit +einer <i>doppelten Vertretung</i> des Bürgerstandes (<i>tiers +état</i>): Geistlichkeit 300, Adel 300, Bürger 600. +Streit über die Art der Beratung und Abstimmung, ob nach +<i>Ständen</i> oder nach <i>Köpfen</i>. Bei der Prüfung der Vollmachten +verlangen Geistlichkeit und Adel eine getrennte, der Bürgerstand +eine gemeinschaftliche Prüfung. Auf <b>Sieyès’</b> Vorschlag +erklären sich die Abgeordneten des Bürgerstandes als <b>Nationalversammlung</b> +(Assemblée nationale) und laden die beiden +anderen Stände zum Beitritt ein.</p> + +<div class="sidenote">20. Juni.</div> + +<p><b>Eid im Ballspielhaus</b> (Jeu de paume). Die Abgeordneten +des dritten Standes schwören, sich +nicht zu trennen, bis sie dem Lande eine Verfassung +gegeben.</p> + +<div class="sidenote">23. Juni.</div> + +<p>Fruchtlose königliche Sitzung. Der Befehl des +Königs, daß die drei Stände <i>getrennt</i> beraten +sollen, wird nicht ausgeführt infolge des von <b>Mirabeau</b><a name="FNanchor_51_51" id="FNanchor_51_51"></a><a href="#Footnote_51_51" class="fnanchor">[51]</a> erhobenen +Widerspruchs. Der König gibt nach; Geistlichkeit und +Adel vereinigen sich mit dem dritten Stand. Die Versammlung +beginnt eine neue <i>Verfassung</i> für Frankreich zu beraten, wird +deshalb bezeichnet als</p> + +<div class="sidenote"><b>1789–1791.</b></div> + +<p><b>Verfassunggebende Versammlung</b> (Assemblée +constituante).</p> + +<p>Gerüchte von einer beabsichtigten Auflösung der Nationalversammlung +und die Entlassung <i>Neckers</i> (11. Juli) veranlassen +Unruhen in Paris.</p> + +<div class="sidenote"><b>1789.</b> +14. Juli.</div> + +<p><b>Einnahme und Zerstörung der Bastille.</b> Necker +zurückberufen, <i>Lafayette</i> Befehlshaber der neuerrichteten +Bürgerwehr (<i>Nationalgarde</i>).</p> + +<p>Unruhen in den <i>Provinzen</i>, Schlösser und Klöster verwüstet. +Viele Adlige verlassen Frankreich. Karl Philipp, Graf von +<i>Artois</i>, zweiter Bruder des Königs, an der Spitze der <i>Emigranten</i>, +seit 1791 in <i>Koblenz</i> am Hofe des Kurfürsten von Trier.<span class="pagenum"><a name="Page_308" id="Page_308">[308]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1789.</b> +4. Aug.</div> + +<p>Freiwillige Verzichtleistung (Vicomte de <i>Noailles</i>) +der Abgeordneten des Adels auf alle Feudalrechte, +der Geistlichkeit auf den Zehnten. Abschaffung +des Feudalstaates. Gleichheit der Besteuerung und gleiche Zulassung +aller Bürger zu allen öffentlichen Ämtern wird festgesetzt. +Öffentliche Werkstätten eingerichtet.</p> + +<div class="sidenote">27. Aug.</div> + +<p>Erklärung der <i>Menschenrechte</i> (Freiheit, Eigentum, +Sicherheit, Widerstand gegen Unterdrückung) auf +<i>Lafayettes</i> Antrag.</p> + +<div class="sidenote">5. Okt.</div> + +<p>Aufstand in <b>Paris</b>, hervorgerufen durch Brotmangel +und Gerüchte von einer beabsichtigten Reaktion. +Zug der durch Agenten des Herzogs <i>Philipp</i> von <i>Orléans</i> aufgeregten +Volksmenge zum König nach <i>Versailles</i>. Die königliche +Familie, von <i>Lafayette</i> durch die Nationalgarde gerettet, +muß nach <b>Paris</b> übersiedeln, ebenso die Nationalversammlung; +200 Mitglieder scheiden aus. Der Pariser Pöbel beherrscht +seitdem die Versammlung.</p> + +<p>Die von der Assemblée constituante ausgearbeitete <b>Verfassung</b> +überträgt die gesetzgebende Gewalt der Nationalversammlung +und gesteht dem König nur ein aufschiebendes +Veto zu. Er darf die Versammlung, die Inhaberin der Souveränität, +nicht auflösen, ja nicht einmal mit Gesetzesvorschlägen +an sie herantreten, geschweige denn ihre Beschlüsse rundweg +ablehnen. Er ist vielmehr nur der Vollstrecker dieser Beschlüsse. +Da aber den nach Aufhebung der alten Provinzen neu geschaffenen +83 Departements nahezu volle Selbstverwaltung und +auch das Recht der Beamtenwahlen verliehen wurde, so war +Frankreich in 83 fast souveräne Republiken aufgelöst, in denen +es königliche Beamte, d. h. Vollstrecker des königlichen Willens +nicht mehr gab. Der König also tatsächlich machtlos.</p> + +<p>Die Ausübung des <i>Aktivbürgerrechts</i> an die Entrichtung +einer direkten Steuer, ein Alter von 25 Jahren und einjährigen +Wohnsitz in der Gemeinde geknüpft. Die aus den Urwahlversammlungen +hervorgehenden <i>Wahlmänner</i> wählen die Volksvertreter +für eine Legislatur von 2 Jahren, desgleichen die +Behörden der Departements und ihrer Distrikte; die Gemeindebeamten +und die Richter werden ebenfalls von den <i>Aktivbürgern</i> +gewählt. Aufhebung der Parlamente; neue Gerichtsverfassung +mit <i>Geschworenengerichten</i>. Abschaffung des <i>Adels</i>, +der Titel und Wappen, sowie der Beschränkung der Presse.</p> + +<p>Um der Finanznot abzuhelfen, erklärt man die geistlichen +Güter für Nationaleigentum und gibt Papiergeld aus (<b>Assignaten</b>, +Anweisungen auf den Wert der Nationalgüter). Der Staat +übernimmt den Unterhalt der Geistlichen.</p> + +<p>Auch die Geistlichen werden fortan von den Aktivbürgern +gewählt (<i>Constitution civile du clergé</i>), jedes Departement +bildet ein Bistum. Nur ⅓ der Geistlichkeit unterwirft sich<span class="pagenum"><a name="Page_309" id="Page_309">[309]</a></span> +der neuen Verfassung durch den geforderten Eid, daher fortan +kirchlicher Zwiespalt.</p> + +<p>Die Aufregung wird vorübergehend beschwichtigt durch +das <i>Verbrüderungsfest</i> (Föderationsfest, 14. Juli 1790), zu +welchem Tausende aus den Provinzen nach Paris kommen. +Lafayette schwört im Namen sämtlicher Nationalgarden der +Nation, dem Gesetz, dem König treu zu sein. Der König +gelobt die von der Nationalversammlung beschlossene und von +ihm angenommene Verfassung anzuwenden.</p> + +<p>Mit diesem Gang der Dinge sind die demokratischen <b>Klubs</b> +nicht zufrieden. Ihr Ziel ist die völlige Beseitigung der Monarchie +und die Gründung einer Republik. Der zahlreichste +und einflußreichste ist der nach seinem Versammlungsort, einem +aufgehobenen Jakobinerkloster, genannte Klub der <b>Jakobiner</b> +(<i>Robespierre</i>); zu den in einem Franziskanerkloster Sitzung +haltenden <b>Cordeliers</b> gehören <i>Danton</i>, <i>Marat</i>, <i>Camille Desmoulins</i>, +<i>Hébert</i>; ihnen gegenüber die gemäßigten, am Königtum +festhaltenden <b>Feuillants</b> (<i>Lafayette</i>, <i>Bailly</i>).</p> + +<p>Verbindung des Hofes mit <i>Mirabeau</i>, der, nachdem die +konstitutionelle Monarchie begründet ist, die Revolution hemmen +und den Umsturz des Thrones verhindern will. <i>Necker</i> tritt +aus dem Ministerium (Sept. 1790), da er die Finanzen nicht in +Ordnung zu bringen vermag.</p> + +<div class="sidenote">1791 (April).</div> + +<p>Mirabeau †. <b>Flucht des Königs</b> (20. Juni). +Er wird mit seiner Familie in <i>Varennes</i> (unweit +Verdun) angehalten, nach Paris zurückgebracht, suspendiert und +eine Zeitlang in den Tuilerien streng bewacht, dann wieder +eingesetzt, nachdem er am 14. Sept. den Eid auf die revidierte +Verfassung geleistet hat. Die Nationalversammlung löst sich +auf, nachdem sie auf <i>Robespierres</i> Antrag beschlossen hat, daß +keins ihrer Mitglieder für die folgende Versammlung wählbar +sei.</p> + +<div class="sidenote"><b>1791–1792.</b> +Okt. Sept.</div> + +<p><b>Gesetzgebende Versammlung</b> (Assemblée +législative).</p> + +<p>745 neue Abgeordnete. Parteien: die <i>rechte</i> Seite +(Feuillants) wird täglich schwächer. Die <i>linke</i>, herrschende Seite +zerfällt in 1. gemäßigte Republikaner (<b>Ebene</b>, la plaine), darunter +die Gruppe der <b>Girondisten</b>, so genannt wegen hervorragender +Mitglieder aus <i>Bordeaux</i>, dem Departement der <i>Gironde</i>: <i>Vergniaud</i>, +<i>Brissot</i> u. a., meist Anhänger der Föderativ-Republik, +2. <b>Bergpartei</b> (la montagne, les montagnards), Radikale, Anhänger +der <i>einen</i>, unteilbaren Republik (une et indivisible).</p> + +<p>Der König wird unbeliebt, da er gegen die Beschlüsse +über Bestrafung der den Eid verweigernden <i>Priester</i> und über +Nötigung der <i>Emigranten</i> zur Rückkehr von seinem <i>Veto</i> Gebrauch +macht und auf Hilfe von <i>Österreich</i> hofft.<span class="pagenum"><a name="Page_310" id="Page_310">[310]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1792.</b> +April.</div> + +<p>Ein girondistisches Ministerium (<i>Roland</i>, <i>Dumouriez</i>) +nötigt den König, <b>Österreich den Krieg zu erklären</b>. +Vermehrte Aufregung, da der Krieg +(S. 313ff.) bei dem zerrütteten Zustande des französischen +Heerwesens anfangs ungünstig verläuft.</p> + +<div class="sidenote">10. Aug.</div> + +<p>Aufruhr in Paris, <b>Erstürmung der Tuilerien</b>. Der +König flüchtet sich in den Sitzungssaal der Gesetzgebenden +Versammlung, sendet an die treue Schweizer-Garde +den Befehl, das Feuern einzustellen. Die abziehenden Schweizer +vom Volk ermordet. Der König wird wieder suspendiert und +als Gefangener in den <i>Temple</i> (früheres Ordenshaus der Tempelherren, +S. 207) gebracht.</p> + +<p>Berufung eines Nationalkonvents zur Feststellung einer +<b>neuen Verfassung</b>.</p> + +<div class="sidenote">Sept.</div> + +<p>Ermordung von etwa 3000 »Verdächtigen« in den +Gefängnissen von Paris, auf Anstiften des Gemeinderates +(la Commune) und des Justizministers +<i>Danton</i>. Die dadurch eingeschüchterte Bevölkerung +wählt nur Radikale in den Convent.</p> + +<div class="sidenote"><b>1792–1795.</b></div> + +<p><b>Nationalkonvent (Convention nationale).</b></p> + +<div class="sidenote">Sept. Okt.</div> + +<p>Parteien: <i>Girondisten</i> und <i>Bergpartei</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1792.</b> +21. Sept.</div> + +<p><b>Abschaffung des Königtums, Frankreich wird +für eine Republik erklärt.</b></p> + +<div class="sidenote">Dez.</div> + +<p>Ludwig XVI. vor dem Konvent <i>angeklagt</i> wegen +Verrats an der Freiheit der Nation. Meisterhafte +Verteidigungsrede von <i>de Sèze</i>; Robespierre dringt auf Verurteilung +des Königs, Vergniaud fordert vergebens Entscheidung +durch Volksabstimmung.</p> + +<div class="sidenote"><b>1793.</b> +Jan.</div> + +<p>Die Mehrheit des Konvents erklärt den König für +schuldig; bei der Abstimmung über die Strafe +stimmen 361, unter ihnen der Herzog Philipp +von Orléans (Égalité) unbedingt für den Tod, 360 für Gefängnis, +Verbannung oder Aufschub der Todesstrafe.</p> + +<div class="sidenote">21. Jan.</div> + +<p><b>Ludwig XVI. hingerichtet.</b> Die Guillotine stand +unweit der Tuilerien auf dem Revolutionsplatze, +der später <i>Place de la Concorde</i> genannt und mit +dem Obelisken von <i>Luxor</i> geziert wurde.</p> + +<div class="sidenote">März.</div> + +<p>Royalistischer Aufstand in der <b>Vendée</b> südlich von +der Loiremündung. Der im Temple gefangen gehaltene +Dauphin wird als König <b>Ludwig XVII.</b> ausgerufen. +Heftige Kämpfe bis zu Ende des Jahres, endlich siegen die +Republikaner (12. Dez. bei Le Mans) und üben blutige Rache.</p> + +<p>Im Konvent bekämpfen sich <i>Girondisten</i> und <i>Bergpartei</i>, +letztere erlangt das Übergewicht. Die Regierung führt in +diktatorischer Weise der aus 9 Mitgliedern bestehende <b>Wohlfahrtsausschuß</b> +(Comité du salut public); an der Spitze <i>Danton</i>,<span class="pagenum"><a name="Page_311" id="Page_311">[311]</a></span> +später <i>Robespierre</i>. Das Revolutionstribunal (<i>Fouquier-Tinville</i>) +eingesetzt als außerordentlicher Gerichtshof zur Verurteilung +der »Verdächtigen«. Zwangskurs für die Assignaten, +Maximum des Kornpreises beschlossen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1793.</b> +2. Juni.</div> + +<p>Ein von dem Pariser Gemeinderat geleiteter Pöbelaufstand +erzwingt vom Konvent die Verhaftung +von 32 Girondisten.</p> + +<p>Die vom Konvent beschlossene <i>zweite</i>, völlig demokratische +Verfassung geht an die Urwählerversammlungen zur Bestätigung, +kommt aber nie zur Ausführung.</p> + +<div class="sidenote">13. Juli.</div> + +<p><i>Marat</i> von <i>Charlotte Corday</i>, einer Anhängerin +der <i>Girondisten</i>, ermordet.</p> + +<div class="sidenote"><b>1793–1794.</b></div> + +<p><b>Schreckensherrschaft</b> in Frankreich.</p> + +<p><b>Robespierre</b> an der Spitze. <i>Revolutionsausschüsse</i> +im ganzen Lande. Kommissare des Wohlfahrtsausschusses wüten +in den großen Provinzialstädten (<i>Tallien</i> in Bordeaux, <i>Lebon</i> in +Arras, <i>Carrier</i> in Nantes, <i>Chalier</i> in Lyon). In Toulon Erhebung +der Bürger gegen den Konvent, Aufnahme einer englisch-spanischen +Flotte in die vom Konvent geächtete Stadt.</p> + +<div class="sidenote">1793. +Okt.</div> + +<p>Hinrichtung der Königin <b>Marie Antoinette</b> und +der verhafteten <i>Girondisten</i>. Schändung der +Königsgräber in St. Denis. Einführung des +republikanischen <i>Kalenders</i> (Beginn des Jahres und der neuen +Zeitrechnung mit dem 22. Sept. 1792; Monate: Vendémiaire, +Brumaire, Frimaire; Nivose, Pluviose, Ventose; Germinal, +Floréal, Prairial; Messidor, Thermidor, Fructidor). <b>Lyon</b> von +einer Revolutionsarmee erobert und zum Teil zerstört (Commune +affranchie).</p> + +<div class="sidenote">Nov.</div> + +<p>Philipp Egalité, der Herzog von Orléans, Bailly +u. a. hingerichtet. Abschaffung des christlichen +Gottesdienstes, Einrichtung des Kultus der Vernunft.</p> + +<div class="sidenote">Dez.</div> + +<p>Eroberung der von englischen, spanischen, sardinischen, +neapolitanischen Truppen verteidigten Seefestung +<b>Toulon</b>, hauptsächlich durch die geschickten Anordnungen +des Artillerie-Hauptmanns <b>Napoléon Bonaparte</b>.<a name="FNanchor_52_52" id="FNanchor_52_52"></a><a href="#Footnote_52_52" class="fnanchor">[52]</a></p> + +<p>Greueltaten der Republikaner in der Vendée.<span class="pagenum"><a name="Page_312" id="Page_312">[312]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1794.</b></div> + +<p><i>Robespierre</i> stürzt seine beiden Gegenparteien, den +»ultrarevolutionären« <i>Gemeinderat</i> und die »gemäßigten« +<i>Dantonisten</i>. Nach einem mißlungenen Aufstandsversuch +werden zuerst die Ultrarevolutionären (<i>Chaumette</i>, +<i>Hébert</i>, <i>Cloots</i> u. a.), dann die »Gemäßigten« und »Verderbten« +(<b>Danton</b>, <i>Camille Desmoulins</i> u. a.) aufs Blutgerüst geschickt. +Robespierre macht dem Vernunftkultus ein Ende und läßt durch +den Konvent das Dasein eines <i>höchsten Wesens</i> (Être suprême) +anerkennen, dessen Fest im Tuileriengarten er als Oberpriester +leitet. Eine Verschwörung unter den Mitgliedern des an Zahl +bereits sehr verringerten Konvents führt</p> + +<div class="sidenote"><b>1794.</b></div> + +<p>27. Juli (9. Thermidor) den <b>Sturz Robespierres</b> +herbei. Im Konvent von <i>Tallien</i> angeklagt und +verhaftet, von den Truppen der <i>Commune</i> (S. 310) befreit, +wird er im Stadthause nach kurzem Kampfe überwältigt und +am folgenden Tage mit 21 seiner Anhänger hingerichtet; am +29. Juli noch 71 hingerichtet, fast die ganze +Commune.</p> + +<div class="sidenote"><b>1794–1795.</b></div> + +<p>Der <b>Nationalkonvent</b> unter der Herrschaft der +<b>Gemäßigteren</b>.</p> + +<p>Öffnung der Gefängnisse; gegen den Pöbel und die Jakobiner +tritt die Jugend der wohlhabenden Stände (<i>Jeunesse dorée</i>) +auf, der Jakobinerklub wird geschlossen, die noch lebenden +Girondisten werden in den Konvent zurückberufen. Zwei +Pöbelaufstände in Paris (1. April und 20. Mai 1795) zu Gunsten +der Jakobiner werden von der Nationalgarde und herbeigerufenen +Linientruppen unterdrückt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1795.</b> +8. Juni.</div> + +<p>Tod des schändlich mißhandelten 10jährigen Dauphins +(Ludwig XVII.) im <i>Temple</i>.</p> + +<div class="sidenote">Aug.</div> + +<p>Verkündigung einer <b>neuen (dritten) Verfassung</b>: +Die ausübende Gewalt wird einem <i>Direktorium</i> +von fünf Personen, die gesetzgebende dem <i>Rate der Alten</i> (250) +und dem <i>Rate der Fünfhundert</i> übertragen, doch sollen für +diesmal ⅔ der Mitglieder beider Räte aus den Konventsmitgliedern +gewählt werden. Gegen diese Wahlbeschränkung erheben +sich die von den Royalisten bearbeiteten Pariser <i>Sektionen</i> +(Stadtviertel) zum Aufstande. Auf <i>Barras’</i> Antrag wird General +<b>Bonaparte</b> an die Spitze der Truppen des Konvents +gestellt.</p> + +<div class="sidenote">5. Okt.</div> + +<p>Blutiger <i>Sieg in den Straßen von Paris</i>. Darauf +Vollziehung der Wahlen, der Konvent löst sich auf.</p> + +<div class="sidenote"><b>1795–1799.</b></div> + +<p><b>Direktorialregierung in Frankreich.</b></p> + +<p>Vergebliche Versuche, die zerrüttete Staatsordnung +wieder herzustellen. Den entwerteten Assignaten immer neue +hinzugefügt. Unerhörtes Raubsystem in den besetzten oder +eroberten Ländern angeordnet, um Geld und Kunstschätze aller<span class="pagenum"><a name="Page_313" id="Page_313">[313]</a></span> +Art nach Paris zu bringen. Unterdrückung der Royalisten und +der kommunistischen Verschwörung des <i>Gracchus Babeuf</i> (1796).</p> + + +<h5><b>Wirkungen der französischen Revolution</b>:</h5> + +<p>l. Frankreich ist nach dem Sturz des unbeschränkten Königtums +und nach schweren inneren Kämpfen zu einer freieren, +aber noch wenig befestigten Verfassung gelangt. 2. Frankreichs +<i>Eroberungslust</i>, genährt durch die Notstände im Innern, gefährdet +den Bestand des europäischen Staatensystems. 3. In +den übrigen europäischen Staaten (mit Ausnahme Englands) +macht sich das Streben nach Einführung <i>freier Verfassungen</i> +geltend, doch lehren die zunächst folgenden Kriegszeiten auch +den Wert einer starken Monarchie erkennen.</p> + + +<h4>§ 2. Frankreichs Kriege gegen das Ausland.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1792–1797.</b></div> + +<p><b>Erster Koalitionskrieg.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Zusammenkunft des Kaisers <i>Leopold +II.</i> und des Königs <i>Friedrich Wilhelm II.</i> von Preußen +zu <b>Pillnitz</b> bei Dresden (Aug. 1791); auch Vertreter der <i>Emigranten</i> +(S. 307) erscheinen dort. Eine gebieterische <i>Erklärung</i> +gegen Frankreich wird beschlossen und veröffentlicht. Leopold +II. ist noch um Erhaltung des Friedens bemüht, schließt +aber (Febr. 1792) mit Preußen ein Verteidigungsbündnis. Sein +Sohn und Nachfolger</p> + +<div class="sidenote"><b>1792–1806.</b></div> + +<p><b>Franz II.</b> (als Kaiser von Österreich <i>Franz I.</i> +bis 1835) empfängt von <i>Frankreich</i> die Kriegserklärung +(S. 310). Der erste Angriff der Franzosen auf das +österreichische <i>Belgien</i> mißlingt. <i>Lafayette</i> führt seine Absicht, +mit Truppen der Nordarmee dem bedrängten König +Ludwig XVI. zu Hilfe zu kommen, nicht aus, wird auf der +Flucht (19. Aug.) von den Österreichern ergriffen und als Gefangener +nach Olmütz gebracht (1797 entlassen).</p> + +<div class="sidenote"><b>1792.</b> +25. Juli.</div> + +<p>Drohendes Manifest des Herzogs <i>Karl Wilhelm +Ferdinand von Braunschweig</i>, welcher mit 80000 +Mann Preußen und Österreichern von Koblenz aus +langsam in Frankreich einrückt. Die Festungen +Longwy und Verdun genommen.</p> + +<div class="sidenote">20. Sept.</div> + +<p>Treffen bei <i>Valmy</i>; der Herzog von Braunschweig +bricht den Kampf ab. Rückzug durch die Champagne.</p> + +<p>Im Süden <i>Savoyen</i> und <i>Nizza</i> von den Franzosen +besetzt, da der König von Sardinien sich dem +Bündnis gegen Frankreich angeschlossen hat.</p> + +<div class="sidenote">Okt.</div> + +<p>Der französische General <i>Custine</i> dringt <i>über den +Rhein</i> vor, erobert Speier, Worms, Mainz und +Frankfurt. Nur Frankfurt wird von preußischen und hessischen +Truppen bald wieder gewonnen.<span class="pagenum"><a name="Page_314" id="Page_314">[314]</a></span></p> + +<div class="sidenote">Nov.</div> + +<p>Der französische General <i>Dumouriez</i> besiegt die +Österreicher bei <i>Jemappes</i> und erobert <i>Belgien</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1793.</b></div> + +<p>Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. treten <i>England</i>, +<i>Holland</i>, <i>Spanien</i>, <i>Neapel</i>, das <i>Deutsche Reich</i> +dem Bündnis gegen Frankreich bei.</p> + +<div class="sidenote">März.</div> + +<p><i>Dumouriez</i>, von den Österreichern (unter dem Prinzen +Friedrich Josias von Koburg) bei <i>Neerwinden</i> geschlagen, +flüchtet mit dem Herzog von Chartres (Ludwig +Philipp, Sohn des Herzogs von Orléans) in das österreichische +Lager, später nach England.</p> + +<div class="sidenote">Juli.</div> + +<p>Die Österreicher erobern die Festungen Condé und +Valenciennes. <i>Custine</i>, welcher nach Dumouriez’ +Flucht in Belgien befehligt, deshalb abgesetzt und +bald darauf in Paris hingerichtet.</p> + +<p>Die Preußen erobern nach längerer Belagerung <i>Mainz</i>. +Der französische General <i>Beauharnais</i> bringt zu +spät Hilfe, wird abgesetzt und hingerichtet.</p> + +<div class="sidenote">Aug.</div> + +<p>Der Konvent verfügt die Aushebung aller Waffenfähigen +vom 18.–25. Lebensjahre (levée en masse). +Energie des Wohlfahrtsausschusses; <b>Carnot</b> stellt +600000 Mann unter Waffen.</p> + +<p>Erfolgreiche Wendung des Krieges für die Franzosen; die +Nordarmee (General <i>Jourdan</i>) siegt bei <i>Hondschoote</i> (unweit +Dünkirchen) über die Engländer, Hannoveraner und Hessen, bei +<i>Wattignies</i> (an der Sambre) über die Österreicher; die Moselarmee +(General <i>Hoche</i>) erobert die von General <i>Wurmser</i> besetzten +<i>Weißenburger Linien</i> im Elsaß wieder.</p> + +<div class="sidenote"><b>1794.</b></div> + +<p>Jourdan siegt bei <i>Fleurus</i> über den Prinzen von +Koburg und erobert <i>Belgien</i>.</p> + +<p>Die Preußen, zweimal siegreich bei <i>Kaiserslautern</i> +in der Rheinpfalz (Mai und Sept., <i>Blüchers</i> Reiterangriffe), +gehen dann doch über den Rhein zurück; +die Franzosen besetzen die Reichsstädte <i>Aachen</i> +und <i>Köln</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1795.</b> +Jan.</div> + +<p>Der französische General <i>Pichegru</i> erobert Holland. +Flucht des Erbstatthalters <i>Wilhelm V.</i> (aus dem +Hause Nassau-Diez, welches 1748 dem Hause +Nassau-Oranien in der Statthalterwürde gefolgt war) nach England, +Begründung der <b>Batavischen Republik</b> (1795–1806). Die +Engländer besetzen die holländischen Kolonien <i>Kapland</i> und +<i>Ceylon</i>.</p> + +<div class="sidenote">April.</div> + +<p><b>Friede zu Basel</b> zwischen <i>Frankreich</i> und <i>Preußen</i>. +<i>Öffentliche Bedingungen</i>: 1. Frankreich bleibt +bis zum endgültigen Frieden mit dem Deutschen Reich im +Besitz des <i>preußischen</i> Gebiets am linken Rheinufer (halb +Cleve, Mörs, Obergeldern). 2. Eine Demarkationslinie (vom Main +bis nach Schlesien) setzt die Neutralität, des nördlichen Deutsch<span class="pagenum"><a name="Page_315" id="Page_315">[315]</a></span>lands +fest. <i>Geheime Bedingung</i>: Für den Fall, daß beim allgemeinen +Frieden das linksrheinische Deutschland an Frankreich +abgetreten wird, erhält Preußen eine Entschädigung aus rechtsrheinischem +Gebiet zugesichert.</p> + +<p>Auch <i>Spanien</i> schließt mit Frankreich Frieden zu <i>Basel</i>, +indem es seinen Anteil an der Insel San Domingo abtritt; der +Minister <i>Godoy</i> erhält den Titel Friedensfürst. Die Verwaltung +Spaniens unter Karl IV. (1788–1808) zerrüttet, die Seemacht +durch die Engländer fast vernichtet.</p> + +<div class="sidenote"><b>1795.</b></div> + +<p>England (Minister William Pitt der Jüngere) verspricht +den Österreichern Subsidiengelder. Wurmser +und <i>Clerfait</i> halten die Rheinlinie gegen Jourdan +und Pichegru.</p> + +<div class="sidenote"><b>1796.</b></div> + +<p>Erzherzog <b>Karl von Österreich</b>, Bruder des Kaisers +Franz, besiegt den französischen General Jourdan +bei <i>Amberg</i> (in der bayrischen Oberpfalz) und <i>Würzburg</i>, +wendet sich dann gegen Moreau, der sich durch den Schwarzwald +zurückzieht. Zur selben Zeit</p> + +<p><b>Napoleon Bonapartes glänzender Feldzug in Italien.</b> Er +besiegt wenige Wochen nach seiner Vermählung mit <i>Josephine</i>, +Witwe des Generals <i>Beauharnais</i> (S. 314), von Nizza aus vordringend, +die Österreicher bei <i>Millesimo</i>, die Sardinier bei +<i>Mondovi</i> und zwingt den König <i>Viktor Amadeus</i> von Sardinien +zum <i>Frieden</i>; Abtretung von <i>Savoyen</i> und <i>Nizza</i> an Frankreich. +Nach Erstürmung der Addabrücke bei <i>Lodi</i> (10. Mai) +zieht er in <i>Mailand</i> ein und erobert die ganze <i>Lombardei</i> bis +auf <i>Mantua</i>. Die Herzöge von <i>Parma</i> und <i>Modĕna</i>, der <i>Papst</i> +und <i>Neapel</i> erkaufen Waffenstillstand und Frieden durch Geld +und Kunstschätze. Papst Pius VI. tritt im Frieden zu <i>Tolentino</i> +(Febr. 1797) Avignon und Venaissin, die Romagna und Ancona, +Bologna und Ferrara ab.</p> + +<div class="sidenote"><b>1796–1797.</b> +Juli–Febr.</div> + +<p><b>Belagerung von Mantua.</b> Die Österreicher versuchen, +die Festung (General Wurmser) zu entsetzen, +werden aber in mehreren Schlachten, namentlich bei +<b>Arcole</b> (Nov. 1796) und <b>Rivoli</b> (Jan. 1797) besiegt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1797.</b> +März</div> + +<p>Nach dem Falle Mantuas dringt <i>Bonaparte</i> über +die Ostalpen vor gegen Wien, während <i>Hoche</i> +und <i>Moreau</i> wieder über den Rhein gehen.</p> + +<p>Die Bewohner des <i>venetianischen</i> Gebiets erheben sich +gegen die Franzosen, in <i>Tirol</i> und <i>Böhmen</i> wird die Bevölkerung +unter die Waffen gerufen. <i>Bonaparte</i>, in Gefahr +abgeschnitten zu werden, knüpft Unterhandlungen an; Friedenspräliminarien +zu <b>Leoben</b> (an der Mur).</p> + +<div class="sidenote">Mai.</div> + +<p>Bonaparte kehrt nach Oberitalien zurück und erklärt +der Republik <b>Venedig</b> den Krieg, besetzt Stadt +und Gebiet ohne bedeutenden Widerstand.<span class="pagenum"><a name="Page_316" id="Page_316">[316]</a></span></p> + +<p>In Oberitalien wird die <b>Cisalpinische Republik</b> (Mailand, +Modĕna, Ferrara, Bologna, Romagna) eingerichtet; die Republik +<i>Genua</i> wird umgewandelt in die <b>Ligurische Republik</b>; beide +von Frankreich abhängig.</p> + +<div class="sidenote"><b>1797.</b> +Sept.</div> + +<p>Staatsstreich in Paris, die Royalisten aus dem Rat +der Alten und dem Rat der Fünfhundert ausgestoßen, +zwei Mitglieder des Direktoriums (<i>Carnot</i> +und <i>Barthélemy</i>) zur Deportation verurteilt. Die Republik +wird dadurch auf Betreiben des von Bonaparte nach Paris abgesandten +Generals <i>Augereau</i> befestigt.</p> + +<div class="sidenote">Okt.</div> + +<p><b>Friede zu Campo Formio</b> (bei Udine) zwischen +Frankreich und Österreich. <i>öffentliche Bedingungen</i>: +1. Österreich tritt die <i>Lombardei</i> und +die <i>Niederlande</i> (Belgien und Luxemburg, S. 274) ab, erhält +<i>Venedig</i> und dessen Gebiet, S. 304 (Venetien, Istrien, Dalmatien, +aber nicht die Ionischen Inseln). 2. Zur Herstellung des Reichsfriedens +und Festsetzung der Entschädigungen tritt ein Kongreß +zu <i>Rastatt</i> zusammen. <i>Geheime Bedingung</i>: Österreich willigt +in die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich; die +beeinträchtigten Fürsten sollen <i>in Deutschland entschädigt +werden</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1797–1840.</b></div> + +<p><b>Friedrich Wilhelm III., König von Preußen</b> +(s. Anhang).</p> + +<div class="sidenote">1797–1799. +Dez. April.</div> + +<p><b>Kongreß zu Rastatt</b>, keine Einigung erzielt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1798.</b> +Febr.</div> + +<p>Die Franzosen besetzen und brandschatzen <i>Rom</i>. +Errichtung der <b>Römischen Republik</b>. Papst +<i>Pius VI.</i> wird als Gefangener nach Valence (an der +Rhone) geführt, wo er im folgenden Jahre stirbt.</p> + +<p>Agitationen in der Schweiz (Waadtland) gegen die +Regierung in Bern. Eindringen der Franzosen.</p> + +<div class="sidenote">April.</div> + +<p>Der Bund der Eidgenossen wird in die <b>Helvetische +Republik</b> (19 gleichberechtigte Kantone, S. 225) +umgewandelt; der Bundesschatz (16 Mill. Francs) +ausgeliefert; <i>Genf</i> an Frankreich abgetreten.</p> + +<div class="sidenote"><b>1798–1799.</b></div> + +<p><b>Bonapartes Zug nach Ägypten</b>, vorbereitet unter +der Maske einer Unternehmung gegen England, +dessen Seeherrschaft zu brechen am ersten im Mittelländischen +Meere gelingen konnte.</p> + +<p>Auslaufen der Flotte aus <i>Toulon</i> (Mai 1798), mit 35000 Mann +unter <b>Bonaparte</b>, <i>Berthier</i>, <i>Kléber</i>, <i>Desaix</i>. Die bisher dem +Johanniterorden (S. 242) gehörige Insel <i>Malta</i> wird für Frankreich +in Besitz genommen. Landung in Ägypten, Einnahme +von <i>Alexandrīa</i>. Sieg über die <i>Mamelucken</i> in der Schlacht +bei den <b>Pyramiden</b> (21. Juli), darauf die Hauptstadt <i>Kairo</i> +besetzt. Desaix dringt nach Oberägypten vor. Französische +Gelehrte (<i>Denon</i>, Generaldirektor der Museen, unter ihm die<span class="pagenum"><a name="Page_317" id="Page_317">[317]</a></span> +Vendômesäule errichtet) beginnen die Altertümer Ägyptens zu +erforschen (S. 4, Anm. 1).</p> + +<div class="sidenote"><b>1798.</b> +1. Aug.</div> + +<p><b>Seeschlacht bei Abukir</b> (<i>Nelson</i>). Die französische +Flotte von den Engländern fast vernichtet, dem +Landheere die Verbindung mit Frankreich abgeschnitten. +Kriegserklärung der Türkei an Frankreich.</p> + +<p>Bonaparte unterdrückt einen Aufstand in <i>Kairo</i> und zieht +darauf nach <i>Syrien</i>, erstürmt <i>Jaffa</i>, kann aber das mit Hilfe von +Engländern verteidigte <i>St. Jean d’Acre</i> (<i>Akkon</i>) nicht nehmen. +Pest im französischen Heere, Rückzug nach Ägypten; Landung +und Niederlage der Türken bei <b>Abukir</b> 1799.</p> + +<div class="sidenote"><b>1799–1802.</b></div> + +<p><b>Zweiter Koalitionskrieg.</b></p> + +<p>Der englische Minister <i>William Pitt</i> (S. 300) gewinnt +<i>Österreich</i>, <i>Rußland</i>, <i>Neapel</i>, <i>Portugal</i>, <i>die Türkei</i> zum +Bündnis gegen Frankreich. Kaiser <b>Paul von Russland</b> (1796 +bis 1801) wird 1798 zum Großmeister des Malteserordens erwählt; +eine russisch-türkische Flotte vertreibt die Franzosen +von den Ionischen Inseln. Preußen unter Friedrich Wilhelm III. +bleibt neutral.</p> + +<p>Eröffnung des Krieges Ende 1798 durch einen Einfall der +Neapolitaner unter dem österreichischen General <i>Mack</i> in die +Römische Republik. Der Einfall wird zurückgeschlagen, der +König Ferdinand IV. von Neapel (S. 305) flieht nach Palermo, +sein festländisches Gebiet wird von den Franzosen besetzt +und in die</p> + +<div class="sidenote"><b>1799.</b> +Jan.</div> + +<p><b>Parthenopeische Republik</b> verwandelt. Auch der +Großherzog Ferdinand III. von <i>Toskana</i> wird verjagt. +Der König Karl Emanuel IV. von <i>Sardinien</i> +entflieht aus Turin nach der Insel Sardinien, seine festländischen +Besitzungen werden in französische Verwaltung genommen und +1802 in Frankreich einverleibt.</p> + +<div class="sidenote">März.</div> + +<p><i>Jourdan</i>, von Erzherzog <i>Karl</i> bei <i>Ostrach</i> und bei +<i>Stockach</i> (nördlich vom Bodensee) geschlagen, +geht über den Rhein zurück.</p> + +<div class="sidenote">April.</div> + +<p>Auflösung des Kongresses zu Rastatt. Zwei von +den abreisenden französischen Gesandten werden +von österreichischen Husaren ermordet.</p> + +<div class="sidenote">Juni.</div> + +<p><i>Masséna</i> bei <b>Zürich</b> von Erzherzog <i>Karl</i> geschlagen, +behauptet aber seine Stellung am Vierwaldstätter +See. Inzwischen ist ein russisches Heer unter <b>Suwōrow</b> (geb. +1729) in Italien erschienen und hat sich mit den Österreichern +(unter <i>Melas</i>) vereinigt. Die Siege bei <b>Cassano</b> und an der +<b>Trebbia</b> bewirken die Auflösung der Cisalpinischen, Römischen +und Parthenopeischen Republik. In Neapel grausames Blutvergießen +nach der mit Unterstützung <i>Nelsons</i> erfolgten Rückkehr +Ferdinands IV.<span class="pagenum"><a name="Page_318" id="Page_318">[318]</a></span></p> + +<p>Ein neues französisches Heer unter Joubert wird bei <b>Novi</b> +(15. Aug.) ebenfalls geschlagen; dann muß Suwōrow auf Betreiben +des österreichischen Ministers <i>Thugut</i> Italien räumen +und über die Alpen ziehen (berühmter Marsch über den St. Gotthardpaß), +um sich mit dem zweiten russischen Heere unter +<i>Korsakow</i> in der Schweiz zu vereinigen. Aber dieses Heer +war, da Erzherzog <i>Karl</i> sich nach dem Rhein gewandt hatte, +vor Suwōrows Ankunft von Masséna in der <i>zweiten</i> Schlacht +bei <b>Zürich</b> (25. 26. Sept.) geschlagen. Suwōrow gelangt nach +weiteren erstaunlich beschwerlichen Märschen und Kämpfen +im Okt. in das Rheintal, führt dann voll Erbitterung gegen +Österreich sein Heer nach Rußland zurück († 1800).</p> + +<div class="sidenote"><b>1799.</b> +Okt.</div> + +<p>Ein <i>englisch-russisches</i> Heer unter dem Herzog +von <i>York</i> (Sohn Georgs III.), welches in Holland +gelandet war, wird von den Franzosen zurückgedrängt +und durch die Kapitulation bei <i>Alkmar</i> zum Abzug +genötigt.</p> + +<p><i>Bonaparte</i> eilt, nachdem er den Befehl in Ägypten an +<i>Kléber</i> (ermordet 1800) übertragen hat, mit wenigen Begleitern +nach Frankreich zurück, um das Mißgeschick der französischen +Waffen wieder gutzumachen. Er stürzt im Einverständnis mit +den Direktoren <i>Sieyès</i> und <i>Roger-Ducos</i> und seinem Bruder +<i>Lucian Bonaparte</i>, Präsidenten des Rates der +Fünfhundert,</p> + +<div class="sidenote">9. Nov.</div> + +<p>durch den <b>Staatsstreich des 18. Brumaire</b> das +Direktorium und treibt am folgenden Tage den +Rat der Fünfhundert auseinander.</p> + +<div class="sidenote"><b>1799–1804.</b></div> + +<p><b>Konsularregierung</b>,</p> + +<p><b>Napoléon Bonaparte</b> an der Spitze des Staates +als <b>erster Konsul</b> <i>auf 10 Jahre</i>; neben ihm zwei von ihm +ernannte Konsuln mit nur beratender Stimme.</p> + +<p>Die <b>neue (vierte) Verfassung</b>, von <i>Sieyès</i> entworfen, aber +von Napoleon bedeutend verändert, durch Abstimmung von der +ganzen Nation angenommen, läßt den <i>Schein einer Republik</i> +bestehen, schafft aber in Wirklichkeit eine <i>Militärmonarchie</i>. +Ein <i>Senat</i> (80 reich besoldete und wenig beschäftigte Senatoren) +ernennt aus den von den Departements eingesandten Namenlisten +die <i>Mitglieder der gesetzgebenden Gewalt</i>, die obersten +Beamten und Richter. Gesetzgebende Gewalt <i>ohne</i> Vorschlagsrecht: +a) <i>Tribunat</i> (100), verhandelt über die Vorschläge der +Regierung, ohne abzustimmen; b) <i>Gesetzgebender Körper</i> (300), +hat diese Vorschläge <i>ohne Debatte</i> anzunehmen oder abzulehnen. +Die <i>ausübende Gewalt</i> hat der <i>erste Konsul</i>, dem ein Staatsrat +zur Seite steht. <b>Talleyrand</b> (früher Bischof von Autun, +dann im Dienst der Revolution) Minister des Auswärtigen +(bis 1807).<span class="pagenum"><a name="Page_319" id="Page_319">[319]</a></span></p> + +<p>Die Verwaltung wird neu geordnet und wieder zentralisiert +(S. 308): strenge Abhängigkeit der <i>Präfekten</i> in den Departements +und ihrer Unterbeamten von der Regierung in Paris. +Ordnung der Finanzen hergestellt; Verbesserung der Rechtspflege, +Ausarbeitung eines neuen Gesetzbuches (<i>Code Napoléon</i> +1804).</p> + +<p>Die Friedensanträge des ersten Konsuls werden zurückgewiesen, +nur Kaiser <i>Paul</i> von Rußland wendet sich von der +Koalition ab. Er erneuert die bewaffnete Seeneutralität (S. 297). +Denselben Zweck verfolgt die <i>Nordische Konvention</i> zwischen +Rußland, Schweden, Dänemark, Preußen (1800), gegen England +gerichtet.</p> + +<div class="sidenote"><b>1800.</b></div> + +<p><i>Napoleon</i> führt sein Heer (32000 Mann) über den +<i>Großen St. Bernhard</i> (Umgehung des Forts <i>Bard</i>), +schlägt die Österreicher unter <i>Melas</i> bei <b>Marengo</b> (14. Juni, +Gen. Desaix †, als er Napoleon im kritischen Augenblick noch +zu Hilfe kommt) und stellt die Cisalpinische Republik wieder her.</p> + +<p>In Deutschland dringt General <i>Moreau</i> unter siegreichen +Gefechten bis <i>München</i> vor, schlägt (3. Dez.) die Österreicher +nochmals bei <b>Hohenlinden</b> (östlich von München), schließt dann +Waffenstillstand zu <i>Steyer</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1801.</b></div> + +<p><b>Friede zu Lunéville</b>: 1. <i>Kaiser und Reich</i> willigen +in die <b>Abtretung des linken Rheinufers an +Frankreich</b>; die Fürsten, welche Gebiet verlieren, sollen <i>in +Deutschland entschädigt</i> werden. 2. Anerkennung der Batavischen, +Cisalpinischen, Ligurischen, Helvetischen Republik. — Deutschland +verliert durch diesen Frieden mit Einschluß des belgischen +Gebietes (vgl. S. 225, 316) 63000 qkm. (1150 □ Meil.) mit beinahe +3½ Mill. Einwohnern. Die schmachvollen Unterhandlungen +über die Entschädigungen ziehen sich <b>2 Jahre</b> hin.</p> + +<p><i>Toskana</i> endlich wird zu Gunsten des in <i>Parma</i> regierenden +spanisch-bourbonischen Herzogs Ludwig I. (S. 284) in ein von +Frankreich abhängiges <i>Königreich Etrurien</i> verwandelt. Ferdinand +III. von Toskana erhält dafür das vergrößerte Erzbistum +Salzburg und die Kurwürde. Ebenso tauscht Herzog <i>Herkules III.</i> +von <i>Modena</i> (S. 341) gegen sein Land den Breisgau und die +Ortenau ein.</p> + +<div class="sidenote"><b>1801–1825.</b></div> + +<p><b>Alexander I., Kaiser von Russland</b>, nach Ermordung +seines Vaters Paul I. durch Verschworene. +Aussöhnung Rußlands mit <i>England</i>, Auflösung +der Nordischen Konvention.</p> + +<div class="sidenote"><b>1801.</b></div> + +<p><b>Die Franzosen räumen Ägypten</b>; das Heer wird +auf englischen Schiffen nach Frankreich zurückgebracht.</p> + +<p><b>Konkordat</b> zwischen dem neuen (S. 316) Papst <i>Pius VII.</i> +und der französischen Republik. Der Papst erkennt die Ein<span class="pagenum"><a name="Page_320" id="Page_320">[320]</a></span>ziehung +der Kirchengüter an, willigt ein, daß die Erzbischöfe +und Bischöfe von der französischen Regierung ernannt werden, +und behält sich nur die Bestätigung vor, begnügt sich mit dem +Besitz des <i>verkleinerten</i> Kirchenstaats (S. 315).</p> + +<div class="sidenote"><b>1802.</b> +März.</div> + +<p><b>Friede zu Amiens</b> zwischen Frankreich und England +(nach Rücktritt des Ministers <i>Pitt</i>):</p> + +<p>1. Herausgabe aller von England gemachten Eroberungen +an Frankreich und seine Verbündeten mit Ausnahme von +<i>Trinidad</i>, welches Spanien, und <i>Ceylon</i> (S. 314), welches die +Batavische Republik abtritt. 2. <i>Malta</i> (von den Engländern 1800 +erobert) soll dem Johanniterorden zurückgegeben werden. +Infolge dieses Friedens ebenfalls <i>Friede</i> zwischen <i>Frankreich</i> +und der <i>Pforte</i>.</p> + +<p>Stiftung des <i>Ordens der Ehrenlegion</i>; monarchisches Auftreten +<i>Napoleons</i>. Er läßt sich zum Präsidenten der <i>Italienischen</i> +(bisher Cisalpinischen) Republik wählen und übernimmt auf +Grund einer Volksabstimmung in Frankreich (3½ Millionen +Stimmen) das</p> + +<div class="sidenote"><b>1802.</b> +Aug.</div> + +<p><b>Konsulat auf Lebenszeit</b>. <i>Elba</i> und <i>Piemont</i> +werden mit Frankreich vereinigt. Die <i>Helvetische +Republik</i> erhält durch die <i>Mediationsakte</i> eine +neue Verfassung (1803).</p> + +<p>Für die inneren Verhältnisse <b>Deutschlands</b> wird der Friede +zu Lunéville nach einem von <i>Frankreich</i> und <i>Rußland</i> festgesetzten +Entschädigungsplan zur Ausführung gebracht +durch den</p> + +<div class="sidenote"><b>1803.</b> +Febr.</div> + +<p><b>Reichsdeputations-Hauptschluß</b> zu Regensburg. +Von <i>geistlichen</i> Ständen bleiben nur: 1. der bisherige +Kurfürst von Mainz, von jetzt ab <i>Kurerzkanzler</i> +und Fürst Primas (v. Dalberg), mit einem Gebiet, gebildet +aus Überresten des Erzstifts Mainz auf dem <i>rechten</i> +Rheinufer, dem Bistum <i>Regensburg</i> und den Städten <i>Regensburg</i>, +<i>Aschaffenburg</i> und <i>Wetzlar</i>; 2. der <i>Johanniter</i>- und der +<i>Deutschordensmeister</i>. Von den 52 freien <i>Reichsstädten</i> bestehen +nur <b>6</b> fort, die 3 Hansestädte <i>Lübeck</i>, <i>Hamburg</i>, <i>Bremen</i>, +ferner <i>Frankfurt</i>, <i>Augsburg</i>, <i>Nürnberg</i>. Alle übrigen geistlichen +Gebiete und Reichsstädte werden zu Entschädigungen +verwendet. Die Kurfürstentümer <i>Trier</i> und <i>Köln</i> gehen ein. +<i>Vier neue Kurfürstentümer</i>: Hessen-Kassel, Baden, Württemberg, +Salzburg.</p> + +<p><i><b>Hauptsächlichste Entschädigungen</b></i>: 1. Großherzog +von <b>Toskana</b>: <i>Salzburg</i> und <i>Berchtesgaden</i>. 2. Herzog von +<b>Modĕna</b>: <i>Breisgau</i> (wofür Österreich die Stifter <i>Trient</i> u. <i>Brixen</i> +erhält). 3. <b>Bayern</b>: Bistümer <i>Würzburg</i>, <i>Bamberg</i>, <i>Freising</i>, +<i>Augsburg</i>, Abteien und Reichsstädte in Franken und dem östlichen +Schwaben. 4. <b>Baden</b> erhält den rechtsrheinischen Teil +der <i>Pfalz</i> (Heidelberg, Mannheim) und der Bistümer Straßburg,<span class="pagenum"><a name="Page_321" id="Page_321">[321]</a></span> +Speier, Basel, Konstanz. 5. <b>Württemberg</b>: mehrere Klöster +und Reichsstädte, besonders <i>Reutlingen</i>, <i>Eßlingen</i>, <i>Heilbronn.</i> +6. <b>Preußen</b>: die Bistümer <i>Münster,</i> <i>Paderborn,</i> <i>Hildesheim,</i> +das mainzische <i>Thüringen</i> (Eichsfeld und Erfurt), mehrere +Abteien, besonders <i>Quedlinburg</i>, und die Reichsstädte <i>Mühlhausen,</i> +<i>Nordhausen,</i> <i>Goslar.</i> 7. <b>Oldenburg</b>: Bistum <i>Lübeck.</i> +8. <b>Hannover</b>: Bistum <i>Osnabrück</i>. 9. <b>Wilhelm</b> von <b>Oranien,</b> +Sohn des Erbstatthalters von Holland: Stifter <i>Fulda</i> und <i>Corvey.</i> +Im allgemeinen <i>gewinnen</i> die entschädigten Fürsten bedeutend +an Gebiet und Untertanen, z.B. erhält Preußen 13000 qkm +(240 □ Meilen), für 2600 qkm (48 □ Meilen); die übergroße +Zahl der deutschen Kleinstaaten wird vermindert.</p> + + +<h4>§ 3. Machtentfaltung des ersten französischen +Kaiserreiches.</h4> + +<div class="sidenote">1803.</div> + +<p>Neuer Bruch zwischen <i>Frankreich</i> und <i>England</i>. +England gibt Malta nicht heraus, fordert die Entfernung +französischer Truppen aus der Batavischen Republik +und der Schweiz, auch Herausgabe von Piemont. Aufenthalt der +bourbonischen Prinzen in London. Die Franzosen <b>besetzen +Hannover;</b> das Lager bei <i>Boulogne</i> bedroht England mit einer +Landung. William <i>Pitt</i> wiederum leitender Minister in England +(† 1806).</p> + +<div class="sidenote">1804.</div> + +<p>Verschwörung gegen das Leben des ersten Konsuls +entdeckt. <i>Pichegru</i> erdrosselt im Gefängnis gefunden, +<i>George Cadoudal</i> hingerichtet, <i>Moreau</i> verbannt, geht +nach Amerika. Der <i>Herzog von Enghien</i> (bourbonischer Prinz +von der Nebenlinie Condé) wird als an der Verschwörung beteiligt +aus Ettenheim in Baden mit Gewalt entführt und auf +Napoleons Befehl in Vincennes (bei Paris) erschossen. Tribunat +und Senat beschließen die Umwandlung der Republik Frankreich +in ein erbliches <i>Kaiserreich</i>; der Beschluß wird durch <i>Volksabstimmung</i> +(mit über 3½ Mill. Stimmen) genehmigt.</p> + +<div class="sidenote">1804. +2. Dez.</div> + +<p><i>Napoleon</i> krönt sich und seine Gemahlin <i>Josephine +Beauharnais</i> in der Kirche <i>Notre-Dame</i> zu Paris, +nachdem Papst Pius VII. die Ceremonie der Salbung +vollzogen hat.</p> + +<div class="sidenote"><b>1804–1814(15).</b></div> + +<p><b>Napoleon I., Kaiser der Franzosen.</b> +Einrichtung eines glänzenden Hofstaates. Großwürdenträger, +18 Maréchaux de l’Empire. Neuer Adel. <i>Senat</i> +und <i>gesetzgebender Körper</i> bleiben, aber ohne selbständige Befugnisse, +das Tribunat wird 1807 aufgehoben.</p> + +<div class="sidenote">1805.</div> + +<p><i>Napoleon</i>, <b>König von Italien.</b> Sein Stiefsohn <i>Eugen</i> +<i>Beauharnais, Vizekönig</i> von Italien. Die <i>Ligurische +Republik</i> wird in Frankreich einverleibt.<span class="pagenum"><a name="Page_322" id="Page_322">[322]</a></span></p> + +<pre> +<b>Die Familie Bonaparte.</b> + + Carlo Bonaparte, †1785, Gem. Maria Lätitia Ramolino, †zu Rom 1836. + ____________________________|________________________________... +| | | | +<b>Joseph,</b> <b>Napoléon I.</b> Lucian, Elise, +K. v. Neapel 1806, 1804–1814, F. v. Canino, Fürstin von +K. v. Span. 1808, †1821. †1840. Piombino, +†als Gr. v. Gem. | †1820. +Sur-villiers 1. Josephine | +1844. Beauharnais, Karl Lucian, + †1814. F. v. Canino. + 2. Marie Luise v. + Österreich, †1847. + (Hzgin. v. Parma.) + ______________|______________________________ + | | | +Stiefkinder: Adoptiert: Eigenes Kind: +a) Eugen, b) Hortense, c) Stephanie, Napoleon (II.), +Vizek. v. Gem. v. Ludw., Großhzgin. König v. Rom, +Italien K. v. Holland, v. Baden, †als Hz. +(Gem. Przn. †1837. †1860. v. Reichstadt +v. Bayern), 1832. +†als Hz. v. +Leuchtenberg +1824. + _|_____________________________________________________________________ +| | | | | | +Josephine Eugenie August, Amalie Theodelinde Max, +(Gem. Oskar (Gem. Fürst von Hz. v. (Gem. Pedro I., (Gem. Gr. v. Hz. v. +I., König Hohenzollern- Leuchtenberg Kaiser Württemberg) Leuchtenberg, +von Hechingen), (Gem. d. v. †1857. †1852. +Schweden) †1847. Kgin. v. Brasilien), +†1876. Portugal). †1873. + †1835. + + + Carlo Bonaparte, †1785, Gem. Maria Lätitia Ramolino, †zu Rom 1836. +...____________________________|_______________________ + | | | | +<b>Ludwig,</b> Pauline, Karoline, Jérôme, +K. v. Holland (Gem. Fürst (Gem. Joachim K. v. Westf. +(Gem. Hortense, v. Borghese), Murat, K. von (Gem. Przn. +Stieftochter †1825. Nepal), v. Württemb.), +Napoleons I.). †1839. †1860. +†1846. | + | | + __|____________ Jérôme Napoléon, †1891, +| | Gem. Clotilde v. Italien, †1911. +Ludwig, Karl Ludwig _____________|_____________ +Großhzg. v. (seit dem | | | +Berg u. Tode seines Napoleon Victor, Louis. Maria Lätitia, +Cleve, Bruders gen. Gem. Clementine Gem. Amadena, +†1831. <b>Louis Napoléon</b>) v. Belgien. Hz. v. Aosta, + als Kaiser †1890 (König v. + <b>Napoléon III.</b>, Gem. Eugenie Montijo, Spanien + 1852–1870. †1873. Gräfin v. Teba. 1870–1873). + |____________________| + | + Napoleon (Prince-Impérial), + †1879. +</pre> + +<p><span class="pagenum"><a name="Page_323" id="Page_323">[323]</a></span></p> + +<p>Napoleons Pläne zur Vernichtung Englands (die Flotte in +<i>Brest</i> soll die Landung des Heeres in England decken, die +Geschwader in <i>Toulon</i> und <i>Rochefort</i> die englische Flotte nach +Westindien locken) werden vereitelt durch <i>Nelsons</i> energische +Maßregeln und durch den</p> + +<div class="sidenote"><b>1805.</b></div> + +<p><b>Dritten Koalitionskrieg.</b></p> + +<p><i>England, Rußland, Österreich</i> und <i>Schweden</i> +(<i>Gustav IV</i>., 1792–1809) einigen sich zur Herstellung des europäischen +Gleichgewichts. <i>Spanien</i> mit Frankreich verbündet.</p> + +<p>Das Lager bei <i>Boulogne</i> wird aufgehoben. Die französischen +Heere rücken unter <i>Davout, Soult, Lannes, Ney</i> nach dem +Rhein zu gegen Österreich, <i>Napoleon</i> vereingt seine Truppen +(200000 Mann) an der oberen Donau. <i>Bernadotte</i>, von Hannover +kommend, marschiert durch das neutrale ansbachische Gebiet +Preußens. <b>Bayern, Württemberg, Baden</b> verstärken Napoleons +Heer. Nach mehreren unglücklichen Treffen wird der österreichische +General</p> + +<div class="sidenote"><b>1805.</b> +Okt.</div> + +<p><b>Mack</b> in <b>Ulm</b> mit 25000 Mann zur Ergebung genötigt +und kriegsgefangen.</p> + +<p>Der Seekrieg (seit 1803) von England glänzend beendet durch</p> + +<div class="sidenote">21. Okt.</div> + +<p><b>Nelsons Seesieg bei Trafalgar</b> unweit Cadiz +über die französische und spanische Flotte, welche +auf Napoleons bestimmten Befehl aus Cadiz ausgelaufen war. +<i>Nelson</i> † (»England expects every man to do his duty«).</p> + +<p>Die Franzosen marschieren auf <b>Wien</b>, das Napoleons +Schwager <i>Murat</i> ohne Widerstand einnimmt. Erzherzog <i>Karl,</i> +der in Italien mit <i>Masséna</i> gekämpft hat, zieht sich über die +Ostalpen zurück; ein russisches Heer unter <i>Kutūsow</i>, ein zweites +unter <i>Kaiser Alexander</i> rückt heran.</p> + +<div class="sidenote">3. Nov.</div> + +<p>Bündnis Alexanders mit Friedrich Wilhelm III. zu +<i>Potsdam</i> (am Sarge Friedrichs d. Gr.).</p> + +<div class="sidenote">2. Dez.</div> + +<p><b>Drei-Kaiser-Schlacht bei Austerlitz</b> (in Mähren). +<i>Napoleon</i> siegt über die vereinigten <i>Russen</i> und +<i>Österreicher</i>, ehe Erzherzog Karl angekommen ist. Waffenstillstand +mit Österreich, Rückzug der Russen.</p> + +<div class="sidenote">15. Dez.</div> + +<p>Vertrag <i>Preußens</i>, das soeben noch bereit war, der +Koalition beizutreten, mit <i>Napoleon</i> zu <i>Schönbrunn</i> +(Gesandter Graf Haugwitz). Preußen tritt an Frankreich +den rechtsrheinischen Rest von <i>Cleve</i> (<i>Wesel</i>) und <i>Neuchâtel,</i> +an Bayern, das <i>Berg</i> an Frankreich überläßt, <i>Ansbach</i> ab, erhält +dafür (das den Engländern erst abzuringende) <i>Hannover,</i> schließt mit Frankreich ein Schutz- und Trutzbündnis.</p> + +<div class="sidenote">26. Dez.</div> + +<p><b>Friede zu Preßburg</b>: 1. Österreich tritt <i>Venedig</i> +nebst Gebiet (S. 316) an das Königreich <i>Italien</i><span class="pagenum"><a name="Page_324" id="Page_324">[324]</a></span> +ab, als dessen König es <b>Napoleon</b> anerkennt. 2. Österreich +tritt an <b>Bayern</b> ab: <i>Tirol,</i> <i>Vorarlberg,</i> <i>Burgau,</i> <i>Lindau,</i> ferner +die Bistümer <i>Brixen, Trient, Eichstädt, Passau</i>; außerdem +erhält Bayern die freie Stadt <i>Augsburg</i>. 3. Von Österreich +erhalten <b>Württemberg</b> und <b>Baden</b> die noch übrigen vorderösterreichischen +Besitzungen in Oberschwaben, den Breisgau, +die Stadt <i>Konstanz</i> u. a., dazu kommen die Gebiete des +Deutschen Ordens und der Johanniter (Malteser) in Süddeutschland +(Mergentheim, s. S. 179). 4. Bayern und Württemberg +werden als <b>Königreiche</b> anerkannt. 5. Österreich erhält als +Entschädigung: <i>Salzburg, Berchtesgaden</i> und die Güter des +<i>Deutschen Ordens</i>; der Kurfürst von <i>Salzburg</i> bekommt von +Bayern <i>Würzburg</i> als Entschädigung. <b>Rußland</b> bleibt im +Kriegsstande, ebenso England und Schweden.</p> + +<div class="sidenote"><b>1805.</b> Dez.</div> + +<p>Das Haus Bourbon in <i>Neapel</i> (S. 305) wird durch +eine Verfügung Napoleons aus Schönbrunn (<i>La +dynastie de Naples a cessé de régner</i>) entthront. +Von Paris aus verfügt er weiter über die unterworfenen +Länder.</p> + +<div class="sidenote"><b>1806.</b></div> + +<p><b>Joseph</b>, Napoleons älterer Bruder, wird König von +Neapel. Der Hof von Neapel zieht sich nach +<i>Palermo</i> zurück. Sicilien ist für Napoleon unerreichbar, da +die Engländer das Meer beherrschen.</p> + +<p><b>Joachim Murat,</b> Schwager Napoleons, wird Großherzog +von <i>Berg</i> (bisher zu Bayern gehörig, S. 289, 323). Marschall +<b>Berthier</b> wird Fürst von <i>Neuchâtel</i>. <b>Louis</b> Bonaparte, Napoleons +dritter Bruder, Gemahl seiner Stieftochter <i>Hortense Beauharnais,</i> +wird König von <b>Holland</b> (frühere Batavische Republik). +Seine Schwestern <i>Elise</i> und <i>Pauline</i> erhalten die Fürstentümer +<i>Piombino</i> (mit <i>Lucca</i> und <i>Carrara</i>) und <i>Guastalla</i>.</p> + +<div class="sidenote">Juli.</div> + +<p><b>Errichtung des Rheinbundes</b> (s. S. 266).</p> + +<p>Napoleon <b>Protektor.</b> Der bisherige Kurerzkanzler +des Reiches <i>Fürst Primas</i> des Rheinbundes, die Könige vor +<i>Bayern</i> und <i>Württemberg</i>, Großherzöge von <i>Baden, Hessen +Darmstadt</i> und <i>Berg</i>, Herzog von <i>Nassau</i> u. a. treten bei. Die +andern regierenden deutschen Fürsten schließen sich nach und +nach an mit Ausnahme derer von <i>Österreich, Preußen, Braunschweig</i> +und <i>Kurhessen</i>.</p> + +<p>Viele bis jetzt reichsunmittelbare Fürsten (Fürstenberg, +Öttingen, Hohenlohe, Thurn und Taxis, Leiningen, Solms, +Sayn-Wittgenstein u. a.), Grafen (Castell, Erbach, Stolberg, +Metternich u. a.) und Ritter (Reichsfreiherr vom <i>Stein</i>) +werden als <i>Mediatisierte</i> den Rheinbundfürsten untertan; die +bisherige Reichsstadt <i>Nürnberg</i> kommt an Bayern, <i>Frankfurt</i> +an den Fürsten Primas <i>Dalberg</i> (<i>Großherzog von Frankfurt</i>). +Der Rheinbund hat dem französischen Kaiserreich 63000 Mann +Truppen zu stellen.<span class="pagenum"><a name="Page_325" id="Page_325">[325]</a></span></p> + +<p>Kaiser <i>Franz</i>, der schon 1804 den Titel <b>Kaiser von Österreich</b> +angenommen hatte, legt (6. Aug.) die deutsche Kaiserwürde +nieder. <b>Ende des alten Deutschen Reiches</b>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1806–1807.</b></div> + +<p><b>Krieg Frankreichs gegen Preußen und Rußland.</b></p> + +<p><i>Gründe der preußischen Kriegserklärung</i>: Errichtung des +Rheinbundes, Wegnahme von <i>Essen</i> und <i>Werden</i> durch den +Großh. von Berg; Anerbieten Napoleons an England, Preußen +das ihm soeben aufgedrängte Land <i>Hannover</i> wieder abzunehmen, +während er Preußen zur Bildung eines <i>norddeutschen +Bundes</i> auffordert (den betreffenden Fürsten aber heimlich abrät).</p> + +<p>Gefahrvolle Lage Preußens beim Ausbruch des Krieges. +Das Heerwesen veraltet (Kanton- und Werbesystem), die +Leitung unentschlossen. Keine Bundesgenossen außer <i>Kursachsen, +Weimar</i> (Herzog <i>Karl August</i>), <i>Oldenburg, Mecklenburg</i> +und dem fernen <i>Rußland</i>; dazu Entzweiung mit England +wegen Hannover.</p> + +<div class="sidenote"><b>1806.</b> +Sept.</div> + +<p>Zusammenziehung des preußischen Heeres in Thüringen +unter Anführung des <i>Herzogs von Braunschweig</i> +(S. 313).</p> + +<div class="sidenote">10. Okt.</div> + +<p>Die Vorhut der Preußen bei <b>Saalfeld</b> geschlagen, +Prinz <i>Louis Ferdinand</i>, Neffe Friedrichs des +Großen (geb. 1772), fällt. Das Hauptheer wird in der</p> + +<div class="sidenote">14. Okt.</div> + +<p><b>Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt</b> vollständig +besiegt. Bei <i>Jena</i> kämpft Napoleon selbst +gegen den Heeresteil des Fürsten Hohenlohe, bei <i>Auerstädt</i> +Marschall Davout gegen den Herzog von Braunschweig und +König Friedrich Wilhelm III. Rückzug des geschlagenen +Heeres über Magdeburg; die Festung <i>Erfurt</i> ergibt sich am +16. Oktober. Die Reservearmee unter Prinz Eugen von Württemberg +wird am 17. Oktober bei <i>Halle</i> von Bernadotte geschlagen. +<i>Spandau</i> ergibt sich am 25. Oktober, am 27. zieht Napoleon +in <b>Berlin</b> ein. Friedrich Wilhelm III. flüchtet mit der königlichen +Familie über Küstrin und Graudenz nach Königsberg.</p> + +<p>Hohenlohe kapituliert mit 10000 Mann bei <i>Prenzlau</i> +(28. Okt.). <i>Blücher</i><a name="FNanchor_53_53" id="FNanchor_53_53"></a><a href="#Footnote_53_53" class="fnanchor">[53]</a> schlägt sich mit 18000 Mann durch bis +<i>Lübeck</i>, wird dort von französischer Übermacht besiegt (6. Nov.) +und ergibt sich mit dem Rest seiner Truppen (9400 Mann) bei +<i>Ratekau</i> (7. Nov.). Sehr bald ergeben sich die Festungen <i>Stettin</i>, +<span class="pagenum"><a name="Page_326" id="Page_326">[326]</a></span><i>Küstrin</i>, <i>Magdeburg</i>, <i>Hameln</i>; dagegen <b>Kolberg</b> (<i>Gneisenau</i>, +<i>Schill</i>, <i>Nettelbeck</i>) und <b>Graudenz</b> (<i>Courbière</i>) halten sich tapfer +bis zum Frieden.</p> + +<p>Ganz Norddeutschland von den Franzosen besetzt. Der bei +Auerstädt schwer verwundete Herzog von Braunschweig stirbt +als Flüchtling (10. Nov.) zu Ottensen bei Hamburg.</p> + +<div class="sidenote">21. Nov.</div> + +<p>Von Berlin aus verfügt Napoleon die <b>Kontinentalsperre</b> +gegen England. Einmarsch der Franzosen, +Bayern und Württemberger in <i>Schlesien</i>, wo nur +die Festungen <i>Kosel</i> und <i>Glatz</i> sich behaupten.</p> + +<div class="sidenote">Dez.</div> + +<p>Napoleon schließt in <i>Posen</i> Frieden und Bündnis mit +dem Kurfürsten <i>Friedrich August III.</i> von <b>Sachsen</b>, +welcher als König dem Rheinbunde beitritt. Inzwischen sind +zwei <i>russische Heere</i> herangekommen; blutige Gefechte bei +<i>Pultusk</i> zwischen Russen und Franzosen. Letztere beziehen +Winterquartiere an der Weichsel (Napoleon 2. Jan. in Warschau), +dringen dann nach Ostpreußen vor.</p> + +<div class="sidenote"><b>1807.</b> +7. u. 8. Febr.</div> + +<p><b>Schlacht bei Preußisch-Eylau.</b> Der mörderische +Kampf bleibt unentschieden, doch schlagen die +Preußen (unter <i>L’Estocq</i> und <i>Scharnhorst</i>) den +rechten Flügel der Franzosen zurück. Abermals Winterquartiere. +König <i>Friedrich Wilhelm III.</i> geht mit seiner Gemahlin <i>Luise</i>, +Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (geb. 1776) und seinen +Kindern nach <i>Memel</i></p> + +<div class="sidenote">26. Mai.</div> + +<p><b>Danzig</b> nach tapferer Verteidigung (Gen. <i>v. Kalkreuth</i>) +von den Franzosen genommen. Nach mehreren +unentschiedenen Treffen siegt Napoleon in der</p> + +<div class="sidenote">14. Juni.</div> + +<p><b>Schlacht bei Friedland</b> über die <i>Russen</i>. <i>Königsberg</i> +und das Land bis zum <i>Niemen</i> von Napoleon +besetzt. Waffenstillstand. Zusammenkunft <i>Napoleons</i>, <i>Alexanders</i> +und <i>Friedrich Wilhelms III.</i> auf dem <i>Niemen</i>. Vergeblicher +Versuch der Königin Luise, Napoleon zu milden Friedensbedingungen +zu bewegen.</p> + +<div class="sidenote">7. u. 9. Juli.</div> + +<p><b>Friede zu Tilsit. A. Rußland</b> erkennt 1. das +Herzogtum <i>Warschau</i> (gebildet aus bisher preußischen +Gebieten, S. 298) unter dem Könige von Sachsen an. <i>Danzig</i> +wird freie Stadt, ein Teil von <i>Neu-Ostpreußen</i> (<i>Bialystock</i>) an +Rußland abgetreten. 2. Rußland erkennt <i>Joseph Bonaparte</i> +als König von Neapel, <i>Louis Bonaparte</i> als König von Holland, +<i>Jérôme Bonaparte</i> als König des neu zu bildenden Königreichs +<i>Westfalen</i>, ferner den Rheinbund an. 3. Es nimmt Napoleons +Vermittelung zum Frieden mit den Türken an (1806 russische +Kriegserklärung an die Türkei wegen Verletzung des Friedens +von <i>Jassy</i>, S. 297), <i>Napoleon</i> dagegen die Vermittelung +<i>Alexanders</i> zum Frieden mit England. In einem <i>geheimen</i> +Artikel verpflichtet sich Alexander, falls England den Frieden +nicht annimmt, zu einem Bündnis mit Frankreich gegen England<span class="pagenum"><a name="Page_327" id="Page_327">[327]</a></span> +<b>B. Preußen</b> tritt ab: a) zur freien Verfügung Napoleons +<i>alle Länder zwischen Rhein und Elbe,</i> b) an <i>Sachsen</i> den +Kottbuser Kreis, c) zur Bildung des Herzogtums <i>Warschau</i> alle +nach 1772 von Polen gewonnenen Länder, auch <i>Danzig</i> und +Gebiet. 2. Es erkennt die drei Brüder Napoleons als Könige +an. 3. Alle preußischen Häfen sind bis zum Frieden mit England +dem britischen Handel verschlossen. — Über die Rückgabe +und Räumung der preußischen Provinzen und Festungen +bestimmt der <i>Vertrag zu Königsberg</i> (12. Juli), daß erst alle +rückständigen Kriegsentschädigungen von Preußen abgetragen +werden müssen.</p> + +<p>Die Entschädigungen, nach preußischer Rechnung noch +19 Millionen Franks, nach französischer 154, werden 1808 durch +den <i>Vertrag zu Paris</i> auf 140 Millionen festgesetzt; auch wird +bestimmt, daß Preußen nur ein Heer von 42 000 Mann halten +dürfe. Starke französische Besatzungen bleiben in den Oderfestungen +<i>Stettin, Küstrin, Glogau</i>; das übrige Land wird +Ende 1808 geräumt. Bis dahin muß der von 5570 auf 2877 +□ Meilen verminderte preußische Staat 150000 Franzosen ernähren.</p> + +<div class="sidenote">1807. +Aug.</div> + +<p>Gründung des <b>Königreichs Westfalen</b> (Hauptstadt +<i>Kassel</i>) durch eine Verfügung Napoleons, der sich +die Hälfte der Domänen vorbehält. <i>Hannover</i> bleibt +von den Franzosen besetzt, ebenso die Städte <i>Danzig</i> und <i>Erfurt</i>.</p> + +<p><b>Schweden</b> unter <i>Gustav IV.</i> (1792–1809) verharrt in Feindschaft +gegen Frankreich. <i>Stralsund</i> und <i>Rügen</i> werden von französischen +Truppen besetzt (1807, Aug.), <i>Finnland</i> von russischen.</p> + +<p>Gewalttat der Engländer gegen <b>Dänemark</b>, das aufgefordert +war, ein Bündnis zu schließen und seine Flotte den Engländern +in Gewahrsam zu geben. Eine englische Flotte beschießt (1807, +Sept.) <i>Kopenhagen</i> und führt die dänische Flotte weg. Die +Insel <i>Helgoland</i> wird englische Seestation. Bündnis <i>Dänemarks</i> +mit Frankreich; <i>Rußland</i> erklärt den Krieg an England.</p> + +<p><b>Portugal</b>, welches, mit England verbündet, dem Kontinentalsystem +nicht beitreten will, wird von einem französischen Heere +unter <i>Junot</i> besetzt (1807, Nov.). Die königliche Familie flieht +nach Brasilien.</p> + +<p>In <b>Spanien</b> rücken unter dem Vorwande, die Küsten gegen +die Engländer zu schützen, 80000 Franzosen ein. König <i>Karl IV.</i> +dankt infolge eines gegen seinen Günstling <i>Godoy</i> (S. 315) ausgebrochenen +Aufstandes zu Gunsten seines Sohnes <i>Ferdinand VII.</i> +ab (1808, März). Vater und Sohn geraten in Streit, werden +von Napoleon nach <i>Bayonne</i> gelockt und gezwungen, dem +Throne zu entsagen (Mai). Napoleon ernennt seinen Bruder +<b>Joseph</b> zum König von Spanien; an Josephs Stelle wird Murat +König von Neapel. <i>Etrurien</i> (S. 319) mit Frankreich vereinigt.<span class="pagenum"><a name="Page_328" id="Page_328">[328]</a></span></p> + +<p>Allgemeiner <b>Aufstand der Spanier</b>; der französische +General Dupont wird bei <i>Baylen</i> (in der Sierra Morena) mit +20000 Mann gefangen (1808, Juli). Die Engländer unter +<i>Wellesley</i> (geb. 1769, anfangs in holländischen Diensten, dann +1796–1805 Offizier in Ostindien, † 1852) landen in Portugal +und zwingen Junot bei <i>Cintra</i> zur Ergebung (Aug.); er wird +mit 21000 Mann auf englischen Schiffen nach Frankreich +gebracht.</p> + +<div class="sidenote"><b>1808–1814.</b></div> + +<p><b>Krieg Napoleons in Spanien und Portugal.</b></p> + +<p>Napoleon, seit dem <b>Fürstentag zu Erfurt</b> (1808, +Okt.), wo ihm 4 <i>Könige</i> und 34 <i>Fürsten</i> und Prinzen aus +Deutschland ihre Huldigungen darbringen, enger mit <i>Kaiser +Alexander</i> verbündet, eilt selbst mit 150000 Mann nach Spanien, +rückt bis <i>Madrid</i> vor, vertreibt (mit <i>Soult</i>) die Engländer aus +Spanien, kehrt dann nach Paris zurück (1809, Jan.). Fortdauernder +Volkskrieg (Guerilla) der Spanier, von den Engländern +unterstützt. Die Festung <i>Saragossa</i> wird nach heldenmütiger +Verteidigung (General <i>Palafox</i>) im Februar 1809 von den +Franzosen erobert. General <i>Wellesley</i> nötigt den Marschall +Soult zum Abzug aus <i>Oporto</i>, wird nach dem Siege über <i>Joseph</i> +bei <i>Talavera</i> (1809, Juli) zum <b>Lord Wellington</b> erhoben und +leitet die fernere Kriegführung in Spanien mit Ausdauer und +Umsicht (S. 331, 337 ff.).</p> + +<div class="sidenote"><b>1807–1811.</b></div> + +<p><b>Neubau des preußischen Staates.</b></p> + +<p>König Friedrich Wilhelm III. beruft den Freiherrn +<b>vom Stein</b><a name="FNanchor_54_54" id="FNanchor_54_54"></a><a href="#Footnote_54_54" class="fnanchor">[54]</a> als leitenden Minister nach Königsberg. <i>Aufhebung +der Erbuntertänigkeit</i> 1807 (9. Okt.), <i>Städteordnung</i> +1808 (19. Nov.). Vereinfachung der Ministerien und Verwaltungbehörden. +Auf Verlangen Napoleons Stein entlassen Nov. 1808; +dann durch ein Dekret Napoleons aus Madrid geächtet flieht +er nach Österreich. Sein Nachfolger <b>v. Hardenberg</b><a name="FNanchor_55_55" id="FNanchor_55_55"></a><a href="#Footnote_55_55" class="fnanchor">[55]</a> ordnet +die Steuern, führt <i>Gewerbefreiheit</i> ein. Gleichzeitig <i>Neuordnung +des Heeres</i> auf Grund der <b>allgemeinen Wehrpflicht</b> (1814<span class="pagenum"><a name="Page_329" id="Page_329">[329]</a></span> +gesetzlich eingeführt) durch <b>Scharnhorst</b>.<a name="FNanchor_56_56" id="FNanchor_56_56"></a><a href="#Footnote_56_56" class="fnanchor">[56]</a> Seine Mitarbeiter +<i>v. Gneisenau</i>, <i>v. Grolmann</i>, <i>v. Boyen</i>, <i>v. Clausewitz</i> u. a.</p> + +<p>In <i>Berlin</i> hält <i>Fichte</i>, während noch französische Besatzung +dort liegt, seine »Reden an die deutsche Nation«. Friedrich +Wilhelm III. kehrt Ende 1809 von Königsberg nach Berlin +zurück. <b>1810</b>, am <b>19. Juli</b>, Tod der edlen Königin <i>Luise</i> in +Hohenzieritz. Errichtung der <i>Berliner Universität</i> (W. v. Humboldt, +Fichte, Niebuhr, Savigny, Schleiermacher). 1811 eröffnet +<i>F. L. Jahn</i> den ersten <i>Turnplatz</i> in der Hasenheide bei Berlin.</p> + +<p>Die Befreiung Deutschlands und Europas von dem französischen +Joche wird vorbereitet. (<i>E. M. Arndts</i> Schrift: Geist +der Zeit, die Lieder <i>Th. Körners</i>, <i>Fr. Rückerts</i> [Geharnischte +Sonette], <i>M. v. Schenkendorfs</i>.) Vergebens versucht Österreich +(leitender Minister seit 1805 Graf <i>Stadion</i>) allein diese Befreiung, +als Napoleon durch den Kampf in Spanien gehemmt +zu sein scheint.</p> + +<div class="sidenote"><b>1809.</b></div> + +<p><b>Krieg gegen Österreich.</b></p> + +<p>Erzherzog <i>Karl</i>, als Befehlshaber des nach <i>Bayern</i>, +Erzherzog <i>Johann</i> an der Spitze des nach <i>Italien</i> vorrückenden +österreichischen Heeres, fordern die deutschen Völker auf zur +Teilnahme an dem Kampfe gegen die französische Herrschaft. +Nur <i>Tirol</i> erhebt sich (<i>Andreas Hofer</i>, <i>Speckbacher</i>, <i>Haspinger</i>).</p> + +<p>Napoleon greift, namentlich mit <b>deutschen</b> Truppen, den +Erzherzog <i>Karl</i> in Bayern an, drängt ihn nach</p> + +<div class="sidenote">April.</div> + +<p>fünftägigen Gefechten bei <i>Abensberg</i>, <i>Landshut</i>, +<i>Eckmühl</i> und <i>Regensburg</i> über die Donau nach</p> + +<div class="sidenote">13. Mai.</div> + +<p>Böhmen und besetzt <b>Wien</b> zum zweitenmal. Sein +Versuch, von der Insel <i>Lobau</i> aus das linke Donauufer +zu besetzen, wird vereitelt durch die blutige</p> + +<div class="sidenote">21. u. 22. +Mai</div> + +<p><b>Schlacht bei Aspern und Eßling</b>. Napoleon zum +erstenmal <i>geschlagen</i> von Erzherzog <i>Karl</i>. Er +muß über die Donau zurückweichen (<i>Masséna</i>), +behauptet aber Wien und vereinigt sich mit dem Vizekönig +<i>Eugen</i>, welcher den Erzherzog <i>Johann</i> aus Ober-Italien nach +Ungarn verfolgt und bei <i>Raab</i> besiegt hatte. Mit 180000 Mann +geht Napoleon wieder über die Donau, schlägt den Erzherzog +<i>Karl</i> in der mörderischen</p> + +<div class="sidenote">5. u. 6. +Juli.</div> + +<p><b>Schlacht bei Wagram</b> und verfolgt ihn nach +Mähren. Waffenstillstand zu <i>Znaim</i>. An die +Stelle des Grafen <i>Stadion</i> tritt <i>Metternich</i> als +leitender Minister Österreichs.<span class="pagenum"><a name="Page_330" id="Page_330">[330]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>14. Okt.</b></div> + +<p><b>Friede zu Wien (Schönbrunn)</b>: Österreich tritt +ein Gebiet von 110000 qkm (2000 □ Meilen) ab: +<i>Salzburg</i> und das <i>Innviertel</i> an <i>Bayern</i>, <i>Westgalizien</i> an das +Herzogtum Warschau, einen Teil <i>Ostgaliziens</i> an Rußland, die +<i>Länder jenseits der Sau</i> nebst <i>Istrien</i> und <i>Dalmatien</i> an +Napoleon, der daraus einen neuen <i>Staat der illyrischen Provinzen</i> +bildet.</p> + +<p>Die <i>Tiroler</i>, welche dreimal die Feinde aus <i>Innsbruck</i> vertrieben +hatten (Kämpfe am Berge Isel), kämpfen tapfer weiter, +unterliegen aber der Übermacht (Nov.). <b>Hofer</b> wird verraten +und (1810, Febr.) von den Franzosen <b>in Mantua erschossen</b>. +Tirol bleibt unter bayrischer Herrschaft; <i>Süd-Tirol</i> kommt an +das <i>Königreich Italien</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1809.</b> +28. April.</div> + +<p>Kühner Zug des preußischen Majors <b>v. Schill</b>, der +mit seinem Husarenregiment von <i>Berlin</i> auszieht +und die Deutschen zum Freiheitskampf aufruft. +Oberst <i>Dörnberg</i> will Jérômes Regierung in Kassel stürzen. +Die Nachrichten von Napoleons ersten Siegen vereiteln diese +Unternehmung. Dörnberg rettet sich nach Böhmen. Schill +kämpft bei <i>Dodendorf</i> (unweit Magdeburg) gegen westfälische +Truppen, zieht weiter nach <i>Dömitz</i> (an der unteren Elbe), fällt +tapfer kämpfend in <i>Stralsund</i> (31. Mai). 11 seiner Offiziere +werden in <i>Wesel</i> kriegsrechtlich erschossen, die gefangenen +Soldaten auf Napoleons Befehl zur Zwangsarbeit verurteilt und +nach Frankreich geschleppt.</p> + +<p>Rachezug <i>des Herzogs</i> <b>Friedrich Wilhelm von Braunschweig</b> +gegen die Räuber seines Landes. Er sammelt eine +Freischar in Schlesien und Böhmen, zieht durch Sachsen, erstürmt +Halberstadt, zieht in Braunschweig ein (31. Juli), muß +aber alsbald vor der feindlichen Übermacht weichen, kämpft +tapfer bei <i>Oelper</i>, erreicht die <i>Weser</i> bei Elsfleth (unterhalb +Bremen), führt seine »schwarze Schar« zu Schiffe nach England. +Der Herzog und die meisten seiner Getreuen treten dann in die +englisch-deutsche Legion, welche in Spanien kämpft.</p> + +<div class="sidenote">März.</div> + +<p>König <i>Gustav IV.</i> von <b>Schweden</b>, erbitterter Feind +der Revolution und Napoleons, seit 1808 in unglücklichem +Kriege mit <i>Rußland</i>, wird durch einen Militäraufstand +zur Abdankung gezwungen. Sein Oheim <i>Karl XIII.</i> +übernimmt die Regierung, schließt Frieden mit Rußland, indem +er <i>Finnland</i> abtritt (S. 277, 327), adoptiert 1810 den französischen +Marschall <i>Bernadotte</i> als Thronfolger.</p> + +<div class="sidenote">Mai.</div> + +<p><b>Der Kirchenstaat mit Frankreich vereinigt</b> durch +Dekret Napoleons von Schönbrunn, weil Papst +Pius VII. (S. 319f.) die Forderung, seine Häfen den Engländern zu +verschließen, standhaft ablehnt. Er spricht den Bann aus, wird +verhaftet und nach Grenoble, von da nach <i>Savona</i> (bei Genua)<span class="pagenum"><a name="Page_331" id="Page_331">[331]</a></span> +geführt. Dort lebt er als Gefangener, während Napoleon ein +Konzil der Bischöfe seines Reichs nach Paris beruft (1811). In +<i>Fontainebleau</i> unterzeichnet Pius (1813, Jan.) ein <i>Konkordat,</i> +widerruft es aber bald und wird nach <i>Savona</i> zurückgebracht, +wo er bis zu Napoleons Sturz 1814 verbleibt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1810.</b> +April</div> + +<p><b>Napoleon,</b> von <i>Josephine Beauharnais</i> († 1814) geschieden, +heiratet <i>Marie Luise,</i> die Tochter des +Kaisers <i>Franz I.</i> von Österreich.</p> + +<div class="sidenote">Juli.</div> + +<p>Abdankung und Flucht des Königs <i>Louis Bonaparte</i> +von Holland, der sein Land nicht durch die Kontinentalsperre +zugrunde richten will. <i>Holland</i> +dem französischen Kaiserreich <i>einverleibt</i>, ebenso +bald darauf der Kanton <i>Wallis</i>.</p> + +<div class="sidenote">Dez.</div> + +<p>Das nördliche <i>Hannover, Oldenburg,</i> die <i>Hansestädte</i> +dem französischen Kaiserreich <i>einverleibt</i> +zur strengeren Durchführung der Kontinentalsperre.</p> + +<p>In <b>Spanien</b> dringen die Marschälle Soult, Viktor, Mortier +nach <i>Andalusien</i> vor; vergebliche Belagerung von <i>Cadiz</i>, wo +die spanischen Cortes (Landstände) zusammentreten und eine +<i>neue Verfassung</i> beschließen (vollendet 1812). <i>Wellington</i> zieht +sich auf die befestigten Höhen von <i>Torres Vedras</i> zwischen +dem Tejo und der portugiesischen Küste zurück, von wo er +1811 gegen <i>Masséna</i> siegreich vordringt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1811.</b> +März.</div> + +<p>Geburt eines Sohnes Napoleons, dem der Titel +<b>König von Rom</b> verliehen wird († 1832).</p> + +<p>Napoleon I. auf dem Gipfel seiner Macht.</p> + +<p>Im Seekriege mit England hat Frankreich (und Holland) +nur Verluste. Die Engländer erobern 1806 das <i>Kapland</i>, 1809 +<i>Cayenne, Martinique, Senegal, San Domingo,</i> 1810 <i>Guadeloupe, +Isle Bourbon, Isle de France</i>, 1811 <i>Java</i>.</p> + +<p>Die Vereinigten Staaten, am Handel mit Frankreich durch +die englische Flotte gehindert, beginnen 1812 Krieg gegen +England, werden aber 1814 durch Besetzung der Hauptstadt +Washington zum Frieden genötigt (S. 302).</p> + + +<h4>§ 4. Sturz des ersten französischen Kaiserreichs.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1812.</b></div> + +<p><b>Krieg Frankreichs gegen Rußland.</b></p> + +<p>Die Weigerung Rußlands, das <i>Kontinentalsystem,</i> +welches Napoleon selbst durch käufliche <i>Lizenzen</i> umging, +streng durchzuführen, erregt den Unwillen des Gewalthabers. +Die Vergrößerung des Herzogtums <i>Warschau</i> durch Westgalizien +(S. 330) erfüllt den Kaiser Alexander mit Besorgnis +vor einer Wiederherstellung Polens; die Absetzung des Herzogs<span class="pagenum"><a name="Page_332" id="Page_332">[332]</a></span> +von <i>Oldenburg</i>, seines nahen Verwandten, (S. 293) wird von +ihm als schwere Beleidigung empfunden.</p> + +<p>Bündnis Napoleons mit <i>Preußen</i>, welches 20000 Mann, und +mit <i>Österreich</i>, welches 30000 Mann zu dem russischen Zuge stellen +muß. Schweden (<i>Bernadotte</i>) benutzt die Gelegenheit, um sich +von der französischen Abhängigkeit zu befreien und durch ein +Bündnis mit Rußland sich <i>Norwegen</i> als Ersatz für Finnland +zu sichern. <i>England</i> und die <i>Türkei</i> schließen Frieden mit +Rußland; die Türkei tritt im Frieden von <i>Bukarest</i> das Land +zwischen Dnjestr und <i>Pruth</i> an Rußland ab.</p> + +<div class="sidenote"><b>1812.</b> +Mai.</div> + +<p>Napoleon wird in <i>Dresden</i> von Kaiser Franz I., +König Friedrich Wilhelm III. und den Rheinbundfürsten +begrüßt, reist von da über Posen und Thorn +nach <i>Königsberg</i> zu seiner Armee, deren Durchzug Preußen schwer +belastet. <i>Berlin</i> hat wiederum französische Besatzung.</p> + +<p>Die <i>große Armee</i> (über 600000 Mann) vereinigt Franzosen, +Deutsche, Italiener, Schweizer, Niederländer, Polen. Beim Vormarsch +bilden die <i>Österreicher</i> unter <i>Schwarzenberg</i>, zusammen +mit Franzosen und Sachsen unter <i>Reynier</i>, den <i>rechten</i> Flügel, +welcher nach Wolhynien vorrückt; die <i>Preußen</i> unter <i>York</i> gehören +dem <i>linken</i> Flügel an, welcher unter <i>Macdonalds</i> Oberbefehl +nach Livland zieht, um Riga zu belagern. Das <i>Hauptheer</i> +überschreitet Ende Juni den Niemen; Napoleon verweilt +18 Tage in <i>Wilna</i>; die Hoffnung der <i>Polen</i> auf Wiederherstellung +ihres Staates verwirklicht sich nicht.</p> + +<p>Die <i>Russen</i> (260000 Mann in 3 Heeren) weichen kämpfend +zurück. Ihre Hauptmacht unter <i>Barclay de Tolly</i> kämpft am +17. August bei <b>Smolensk</b>; die brennende Stadt wird den Franzosen +(18. Aug.) überlassen. Unter <i>Kutūsows</i> Oberbefehl</p> + +<div class="sidenote">7. Sept.</div> + +<p><b>Schlacht bei Borodinó</b> an der Moskwa: beide +Teile erleiden ungeheuere Verluste. Rückzug der +Russen in guter Ordnung bis hinter <i>Moskau</i>. Das französische +Hauptheer, auf 100000 Mann zusammengeschmolzen, besetzt +die von den Einwohnern verlassene Stadt. Napoleon +im <i>Kreml</i>.</p> + +<div class="sidenote">15.–20. +Sept.</div> + +<p><b>Brand von Moskau</b> (der Gouverneur <i>Rostopschin</i>). +Plünderung der Stadt unter Schutt und Trümmern; +der Kreml wird gegen das Feuer geschützt. Kaiser +<i>Alexander</i> lehnt auf <i>Steins</i> Rat Friedensanträge Napoleons ab. +Nach <i>fünfwöchigem</i> Aufenthalt in Moskau</p> + +<div class="sidenote">19. Okt.</div> + +<p><b>Rückzug aus Rußland</b>, von <b>Napoleon</b> erst nach +Südwesten, dann in der Richtung auf <i>Smolensk</i> +angetreten, beunruhigt durch das russische Hauptheer unter +<i>Kutūsow</i> und zahllose Kosakenschwärme.</p> + +<div class="sidenote">6. Nov.</div> + +<p><b>Eintreten der Kälte.</b> Furchtbares Elend durch +Hunger und Frost. Fortwährende Gefechte, namentlich +bei <i>Krasnoi</i> (Ney) und <i>Borissow</i> (Oudinot).<span class="pagenum"><a name="Page_333" id="Page_333">[333]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1812.</b> +26.–28. +Nov.</div> + +<p>Schrecklicher <b>Übergang über die Beresina</b>.</p> + +<p>Brückenbau bei Studienka; <i>Ney</i> und <i>Oudinot</i> +wehren am 28. die andringenden Russen auf dem +rechten Ufer ab, <i>Viktor</i> auf dem linken, doch fallen +Tausende von Nachzüglern den Russen in die Hände. Von da +ab völlige Auflösung des Heeres bei erneuter Kälte; Napoleon +verläßt das Heer (5. Dez.) und eilt nach <i>Paris</i>. <i>Murat</i>, dann +<i>Eugen Beauharnais</i> leiten den Rückzug.</p> + +<div class="sidenote">30. Dez.</div> + +<p><b>York</b> schließt zu <b>Tauroggen</b> (nahe der preußischen +Grenze) einen Neutralitätsvertrag mit dem russischen +General <i>Diebitsch</i>.</p> + +<p>Schwarzenberg führt sein Heer fast ohne Verluste +nach Galizien zurück (Febr. 1813).</p> + +<div class="sidenote"><b>1813 und 1814.</b></div> + +<p><b>Der deutsche Befreiungskrieg.</b></p> + +<div class="sidenote"><b>1813.</b> +3. Febr.</div> + +<p>König <b>Friedrich Wilhelm III.</b> erläßt in <i>Breslau</i> einen +Aufruf zur Bildung freiwilliger Jäger-Abteilungen. +Begeisterte Erhebung in Preußen. Männer und +Jünglinge jedes Standes eilen zu den Waffen.</p> + +<div class="sidenote">7. Febr.</div> + +<p>Der ostpreußische Landtag zu <i>Königsberg</i> beschließt +Ausrüstung von 30000 Mann Linie und Landwehr.</p> + +<div class="sidenote">28. Febr.</div> + +<p>Bündnis zu <b>Kalisch</b> zwischen <i>Rußland</i> und <i>Preußen</i>. +Das russisch-preußische Hauptheer sammelt sich in +<i>Schlesien</i>.</p> + +<p>Die Franzosen räumen <i>Berlin</i> und <i>Hamburg</i>. Die Herzöge +von <i>Mecklenburg</i> sagen sich vom Rheinbund los. <i>Tettenborn</i> +mit den Kosaken zieht als Befreier in Hamburg +ein (18. März).</p> + +<div class="sidenote">17. März.</div> + +<p><b>Aufrufe Friedrich Wilhelms III.</b> <b>»An mein Volk«</b> +und <b>»An mein Kriegsheer«</b>; Verordnung zur +Errichtung der Landwehr und des Landsturmes. +<b>Eisernes Kreuz</b> gestiftet.</p> + +<div class="sidenote">27. März.</div> + +<p><i>Dresden</i> wird nach Abzug des Marschall <i>Davout</i> +durch <i>Russen</i> und <i>Preußen</i> unter <i>Wittgenstein</i> und +<i>Blücher</i> besetzt. Flucht des Königs von Sachsen.</p> + +<div class="sidenote">2. April.</div> + +<p>Gefecht bei <i>Lüneburg</i> (<i>Johanna Stegen</i>). Der französische +General <i>Morand</i> mit 2000 Mann von +Russen und Preußen gefangen. Die Erhebung in +<i>Bremen</i> wird von General <i>Vandamme</i> unterdrückt.</p> + +<div class="sidenote">5. April.</div> + +<p>Gefecht bei <i>Möckern</i> (östlich von Magdeburg). <i>Eugen +Beauharnais</i>, (S. 329) von Preußen (unter York, +Bülow und Borstell) und Russen geschlagen, zieht sich auf +das linke Elbufer zurück. Französische Besatzungen behaupten +sich in Magdeburg, Stettin, Küstrin, Glogau, Danzig, Modlin, +Zamosc.</p> + +<p>Napoleon führt ein neugebildetes Heer (120000 Mann) über +den Rhein, zieht die Truppen der Rheinbundfürsten an sich,<span class="pagenum"><a name="Page_334" id="Page_334">[334]</a></span> +überschreitet den Thüringer Wald, wird beim Vorrücken nach +Sachsen von den Russen und Preußen (85000 Mann) +angegriffen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1813.</b> +2. Mai.</div> + +<p><b>Schlacht bei Groß-Görschen oder Lützen.</b> Der +Sieg bleibt trotz größerer Verluste den Franzosen. +Die Verbündeten ziehen sich über <i>Dresden</i> nach +der <i>Lausitz</i> zurück. <i>Scharnhorst</i>, in der Schlacht +verwundet, stirbt in <i>Prag</i> (28. Juni).</p> + +<p>Napoleon zieht in <i>Dresden</i> ein, führt den aus Prag +zurückgekehrten König von Sachsen dorthin zurück.</p> + +<div class="sidenote">18. Mai.</div> + +<p><i>Schwedische</i> Truppen unter Führung des <i>Kronprinzen</i> +(Bernadotte) landen in Pommern.</p> + +<div class="sidenote">20. u. 21. +Mai.</div> + +<p><b>Schlacht bei Bautzen.</b> Napoleon erzwingt den Übergang +über die Spree und siegt mit großen Verlusten. +Die Verbündeten ziehen sich nach <b>Schlesien</b> zurück. +Blüchers Reitergefecht bei <i>Haynau</i> (26. Mai).</p> + +<div class="sidenote">30. Mai.</div> + +<p><i>Hamburg</i> nach Abzug der Russen von <i>Davout</i> +besetzt und furchtbar gebrandschatzt.</p> + +<div class="sidenote">4. Juni.</div> + +<p><b>Waffenstillstand</b> zu <i>Poischwitz</i> (bei Striegau) auf +sechs Wochen, verlängert bis zum 10. August. +Beide Teile erschöpft, erwarten Verstärkung und bewerben +sich um <i>Österreichs</i> Bundesgenossenschaft.</p> + +<div class="sidenote">14. u. 15. +Juni.</div> + +<p>Subsidienverträge <i>Englands</i> mit <i>Preußen</i> und <i>Rußland</i> +zu <i>Reichenbach</i>.</p> + +<div class="sidenote">17. Juni.</div> + +<p>Franzosen und Rheinbundtruppen überfallen die +Reiterei der <i>Lützowschen Freischar</i> bei <i>Kitzen</i> +(unweit Lützen).</p> + +<p>Verhandlungen zu <b>Prag</b>. Österreich übernimmt die Vermittelung; +Napoleon geht auf <i>Metternichs</i> Bedingungen (Auflösung +des Herzogtums Warschau, Rückgabe der illyrischen +Provinzen an Österreich, Räumung der preußischen Festungen, +der Hansestädte und Oldenburgs) nicht ein.</p> + +<div class="sidenote">12. Aug.</div> + +<p><b>Österreich erklärt den Krieg an Frankreich.</b> +Die Verbündeten, durch englische Hilfsgelder unterstützt, +stellen <b>drei Heere</b> auf:</p> + +<p>1. Das <b>Böhmische</b> oder <b>Hauptheer</b> unter Fürst <b>Schwarzenberg</b>: +123000 Österreicher, 75000 Russen unter <i>Wittgenstein</i>, +49000 Preußen unter <i>Kleist</i>. Beim Heere befinden sich die drei +verbündeten Monarchen <b>Alexander</b>, <b>Franz</b>, <b>Friedrich Wilhelm</b>.</p> + +<p>2. Das <b>Schlesische Heer</b> unter <b>Blücher</b>: 38000 Preußen +unter <i>York</i>, 61000 Russen unter <i>Sacken</i> und <i>Langeron</i>; +<i>Gneisenau</i> Chef des Generalstabes.</p> + +<p>3. Das Nordheer unter dem Kronprinzen <i>Karl Johann</i> +von Schweden (<b>Bernadotte</b>): 75000 Preußen unter <i>Bülow</i> +und <i>Tauenzien</i>, 30000 Russen unter <i>Winzingerode</i>, 20000 +Schweden, 27000 Mann gemischte Truppen (russisch-deutsche<span class="pagenum"><a name="Page_335" id="Page_335">[335]</a></span> +Legion, Kosaken, Hannoveraner, Mecklenburger, Hanseatische +Legion, Lützowsche Freischar) unter <i>Wallmoden</i>.</p> + +<p><b>Im ganzen</b> 485000 gegen 440000 Franzosen und Rheinbundtruppen.</p> + +<p><b>Napoleon</b> beginnt die Feindseligkeiten mit einem Angriff +auf <i>Blücher</i>, der hinter die Katzbach zurückgeht. Indessen +rückt <i>Schwarzenberg</i> aus Böhmen gegen Dresden vor. <i>Napoleon</i> +eilt dorthin und läßt <i>Macdonald</i> gegen <i>Blücher zurück</i>. Ehe +es auf diesen beiden Punkten zur Schlacht kommt, wird <i>Oudinot</i>, +dessen Angriff auf Berlin durch <i>Davout</i> von Hamburg aus +unterstützt werden sollte, in der</p> + +<div class="sidenote"><b>1813.</b> +23. Aug.</div> + +<p><b>Schlacht bei Großbeeren</b> von <i>Bülow</i> geschlagen, +während der Kronprinz von Schweden untätig +zusieht, <i>Berlin</i> wird durch diesen Sieg vor Einnahme +und Plünderung gerettet.</p> + +<p>Davout kehrt nach einigen Gefechten gegen die Truppen des +Generals <i>Wallmoden</i> (<i>Th. Körner</i> † 26. Aug. bei <i>Gadebusch</i>) +nach Hamburg zurück. Ein von Magdeburg gegen Berlin heranziehendes +Korps von 9000 Mann wird bei <i>Hagelberg</i> 27. August +von der kurmärkischen Landwehr vernichtet.</p> + +<div class="sidenote">26. Aug.</div> + +<p><b>Schlacht an der Katzbach</b>. Macdonald, der mit +80000 Mann in Schlesien vorrückt, wird von den +Preußen und Russen unter <i>Blücher</i> (später zum +Fürsten von <i>Wahlstatt</i> ernannt) entscheidend geschlagen.</p> + +<p>Indessen mißglückt der Angriff der <i>Böhmischen +Armee</i> auf <i>Dresden</i>. <i>Napoleon</i> erkämpft in der</p> + +<div class="sidenote">26. u. 27. +Aug.</div> + +<p><b>Schlacht bei Dresden</b> nochmals einen großen Sieg +auf deutschem Boden. Doch wird General <i>Vandamme</i>, +welcher der Böhmischen Armee den Rückzug +abschneiden will, in der</p> + +<div class="sidenote">29. u. 30. +Aug.</div> + +<p><b>Schlacht bei Kulm und Nollendorf</b>, nicht weit +von Teplitz, von Russen und Österreichern geschlagen +und durch das rechtzeitige Erscheinen +der Preußen in seinem Rücken (General <i>v. Kleist</i>) mit 10000 +Mann zur Ergebung genötigt.</p> + +<div class="sidenote">6. Sept.</div> + +<p><b>Schlacht bei Dennewitz</b> (unweit Jüterbog).</p> + +<p>Marschall Ney, welcher mit 70000 Mann Berlin +besetzen soll, von <i>Bülow</i> und <i>Tauenzien</i> geschlagen.</p> + +<p><b>Napoleon</b> zieht nach <i>Bautzen</i> gegen Blücher, der ihm ausweicht, +dann gegen die Böhmische Armee, die ihm bei <i>Nollendorf</i> +(17. Sept.) erfolgreich Widerstand leistet, dann nochmals +gegen Blücher (Gefecht bei <i>Bischofswerda</i>). <b>Blücher</b> gibt dem +Feldzug die entscheidende Wendung durch seinen Übergang +über die <b>Elbe</b>.<span class="pagenum"><a name="Page_336" id="Page_336">[336]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1813.</b> +3. Okt.</div> + +<p>Tapferer Kampf des Yorkschen Korps bei <b>Wartenburg</b> +gegenüber der Einmündung der Schwarzen +Elster. Auch die unter Bernadottes Führung +zögernde Nordarmee überschreitet nun die Elbe.</p> + +<div class="sidenote">8. Okt.</div> + +<p><i>Vertrag zu Ried</i> zwischen <i>Österreich</i> und <i>Bayern</i>, +welches sich vom Rheinbunde lossagt und dem +Bündnis gegen Napoleon beitritt. Dafür wird dem König +<i>Max Joseph</i> von Bayern (1799–1825) die Erhaltung seines +durch Napoleon vergrößerten Gebietes zugesichert.</p> + +<p>Als die 3 Hauptheere der Verbündeten eine Vereinigung +im Rücken Napoleons versuchen, verläßt dieser <i>Dresden</i>, zieht +nach <i>Düben</i> (an der Mulde) gegen <i>Blücher</i>, der ihm ausweicht, +versammelt dann seine Truppen bei <i>Leipzig</i> gegen die inzwischen +durch die Elbpässe gedrungene Böhmische Armee. +Reitergefecht bei <i>Libertwolkwitz</i> (14. Okt.).</p> + +<div class="sidenote"><b>16. 18. 19. Okt.</b></div> + +<p><b>Völkerschlacht bei Leipzig.</b></p> + +<p>Am 16. Okt. unentschiedener Kampf Napoleons +gegen die Böhmische Armee (Schwarzenberg) bei <b>Wachau</b> +(südl. von Leipzig); Sieg <i>Blüchers</i> bei <b>Möckern</b> (nördl. von +Leipzig) über Marmont.</p> + +<p>Am 17. Stillstand des Kampfes; Napoleon schickt Friedensanträge +an Kaiser <i>Franz</i>, die jedoch wegen ihrer Unzulänglichkeit +keine Berücksichtigung finden. Gegen Abend Vereinigung +der <i>vier</i> Heere der Verbündeten: die Nordarmee und die +russische Reservearmee (unter Bennigsen) schließen den Kreis +nördlich, östlich und südlich von Leipzig (die Straße im Westen +nach Lindenau nicht besetzt); 255000 gegen 160000 Mann.</p> + +<p>Am 18. <b>allgemeiner Angriff</b> und nach neunstündigem +Kampfe <b>vollständiger Sieg</b> der Verbündeten. Kampf um +<i>Probstheida</i> südlich, <i>Schönfeld</i> an der Parthe und <i>Paunsdorf</i> +östlich von Leipzig; bei Paunsdorf gehen die meisten <i>Sachsen</i> +und <i>Württemberger</i> zu den Verbündeten über.</p> + +<p>Am 19. Erstürmung von <i>Leipzig</i> und Gefangennehmung +des Königs von Sachsen. Nach Verlust von mehr als 60000 +Mann tritt das geschlagene Heer Napoleons den Rückzug an. +Voreilige Zerstörung der Elsterbrücke. Viele Fliehende, unter +ihnen der tapfere Fürst <i>Poniatowski</i>, Neffe des letzten polnischen +Königs, finden ihren Tod in der Elster.</p> + +<p>Auf dem Rückzuge Kampf Napoleons an der <i>Unstrut</i> gegen +<i>Yorks</i> Vorhut; Sieg bei <b>Hanau</b> (30. und 31. Okt.) über ein +österreichisch-bayrisches Heer unter <i>Wrede</i>.</p> + +<p>Unmittelbare Folgen der Schlacht bei Leipzig: Flucht des +Königs <i>Jérôme</i> aus Kassel, Ende des Königreichs <i>Westfalen</i>, +der Großherzogtümer <i>Frankfurt</i> und <i>Berg</i>. Wiederherstellung +der alten Regierungen in <i>Hessen-Kassel</i>, <i>Braunschweig</i>, +<i>Hannover</i>, <i>Oldenburg</i>. Die »Zentralverwaltung für die in<span class="pagenum"><a name="Page_337" id="Page_337">[337]</a></span> +Deutschland eroberten Länder«, unter dem Freiherrn <i>vom Stein</i>, +sorgt in Sachsen, Frankfurt und Berg für die weiteren +Rüstungen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1813. +Nov.</b></div> + +<p>Napoleon geht bei <i>Mainz</i> über den <i>Rhein</i> zurück. +<b>Württemberg</b>, <b>Hessen-Darmstadt</b>, <b>Baden</b> und +die noch übrigen Glieder des Rheinbundes schließen +sich den Verbündeten an. Allmählich werden die von den Franzosen +besetzten Festungen befreit: <i>Dresden</i> (11. Nov.), <i>Stettin</i> +(21. Nov.), <i>Lübeck</i> (5. Dez.), <i>Zamosc</i>, <i>Modlin</i>, <i>Torgau</i> (26. Dez.), +<i>Danzig</i> (30. Dez.), <i>Wittenberg</i> (12. Jan. 1814), <i>Küstrin</i> (7. März).</p> + +<p>In <i>Glogau</i>, <i>Magdeburg</i>, <b>Hamburg</b> (<i>Davout</i>), <i>Erfurt</i>, +<i>Würzburg</i>, <i>Wesel</i>, <i>Mainz</i> halten sich die französischen Besatzungen +bis zum Frieden.</p> + +<p>Aufstand in <b>Holland</b> (Nov.), die französischen Behörden +verjagt. Ein Teil der <i>Nordarmee</i> unter <i>Bülow</i> rückt in +Holland ein, während der <i>Kronprinz von Schweden in Holstein</i> +einfällt und in einem kurzen Winterfeldzug <b>Dänemark</b> zum +Verzicht auf <i>Norwegen</i> zwingt (Friede zu <i>Kiel</i>, Jan. 1814).</p> + +<p>Aus <b>Spanien</b> werden die Franzosen, nachdem sie schon 1812 +den Süden des Landes und vorübergehend auch Madrid hatten +aufgeben müssen, während des Jahres <b>1813</b> fast ganz verdrängt. +Entscheidender Sieg <i>Wellingtons</i> bei <i>Vittoria</i> (21. Juni).</p> + +<p>In Deutschland erfolgt, da Napoleon auf ein von Metternich +gemachtes Anerbieten, welches ihm die <i>Alpen-</i> und <i>Rheingrenze</i> +verspricht, nicht ernstlich eingeht, am</p> + +<div class="sidenote">1. Dez.</div> + +<p>der Beschluß, den Krieg energisch weiterzuführen +und den Rhein zu überschreiten. Das Hauptheer +unter <i>Schwarzenberg</i> geht Ende Dez. bei <i>Basel</i> über den Rhein, +um die Hochebene von <i>Langres</i> zu erreichen, das Schlesische +Heer unter Blücher in der Neujahrsnacht 1814 bei <i>Mannheim</i>, +<i>Kaub</i> und <i>Koblenz</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1814.</b></div> + +<p><b>Feldzug in Frankreich.</b></p> + +<div class="sidenote">29. Jan.</div> + +<p>Um die Vereinigung der verbündeten Heere zu +verhindern, greift <i>Napoleon</i> bei <b>Brienne</b> <i>Blücher</i> +an, der sich zurückziehen muß, sich aber dann mit +Teilen des Hauptheeres (Kronprinz von Württemberg, +Wrede) vereinigt und den Kaiser in der</p> + +<div class="sidenote">1. Febr.</div> + +<p><b>Schlacht bei La Rothière</b> schlägt und über die +<i>Aube</i> zurückdrängt. Darauf wieder Trennung; +das Hauptheer soll an der <i>Seine</i>, das Schlesische an der <i>Marne</i> +entlang nach Paris vorrücken. Napoleon läßt 40000 Mann +gegen Schwarzenberg zurück, wirft sich mit 30000 auf die getrennten +Teile des <i>Schlesischen</i> Heeres, schlägt</p> + +<div class="sidenote">10.–14. +Febr.</div> + +<p>sie in <i>vier</i> Treffen bei <i>Champaubert</i>, <b>Montmirail</b>, +<i>Château-Thierry</i> und <i>Vauchamps</i> und zwingt +<i>Blücher</i> zum Rückzug über <i>Etoges</i>. Dann wendet<span class="pagenum"><a name="Page_338" id="Page_338">[338]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1814.</b> +17. u. 18. +Febr.</div> + +<p>er sich gegen die vorgeschobenen Teile des Hauptheeres +und schlägt sie bei <i>Nangis</i> und <b>Montereau</b>; +Schwarzenberg ordnet den Rückzug nach +<i>Troyes</i> an. Beide Heere der Verbündeten vereinigen +sich wieder auf kurze Zeit an der <i>Aube</i>. +Mittlerweile waren Bevollmächtigte der Verbündeten mit dem +Gesandten Napoleons, <i>Caulaincourt</i>, zu einem</p> + +<div class="sidenote">5. Febr. +bis +19. März.</div> + +<p><b>Kongreß in Châtillon</b> (an der Seine) zusammengetreten, +auf dem man Napoleon den Besitz <i>Frankreichs</i> +mit den Grenzen von 1792 zugestanden +hätte; allein die Verhandlungen werden infolge +seines übermütigen und zweideutigen Benehmens +abgebrochen.</p> + +<p>Die beiden Heere trennen sich wieder. Das Hauptheer +unter <i>Schwarzenberg</i> siegt in der</p> + +<div class="sidenote">27. Febr.</div> + +<p><b>Schlacht bei Bar-sur-Aube</b> über <i>Oudinot</i> und +<i>Macdonald</i>, rückt aber dann nur langsam vor.</p> + +<p>Blücher dringt vor bis in die Nähe von <i>Meaux</i> (an der +Marne), wendet sich dann nordwärts und vereinigt sich bei +<i>Soissons</i> mit dem <i>Nordheer</i> unter <i>Bülow</i> und <i>Winzingerode</i>, +welches inzwischen Holland und Belgien befreit hat. Die vereinigten +Heere besiegen Napoleon in der</p> + +<div class="sidenote">9. u. 10. +März</div> + +<p><b>Schlacht bei Laon</b>, doch ohne ihn vernichten zu +können. Er zieht mit 30000 Mann gegen das +<i>Hauptheer</i>, welches ihn in der</p> + +<div class="sidenote">20. u. 21. +März.</div> + +<p><b>Schlacht bei Arcis-sur-Aube</b> besiegt. Unterdes +von der <i>spanischen</i> Seite her gleichfalls siegreiches +Vordringen <i>Wellingtons</i> gegen <i>Soult</i>. Besetzung +von <i>Bordeaux</i> (12. März), wo die königliche Fahne der Bourbons +zuerst aufgepflanzt wird.</p> + +<p><i>Napoleon</i> faßt den verwegenen Plan, sich den Verbündeten +in den Rücken, nach <i>Lothringen</i>, zu werfen, die Besatzungen +der Festungen an sich zu ziehen und die gesamte Bevölkerung +zu den Waffen zu rufen. Die Verbündeten senden ihm 8000 +Reiter nach, die übrigen Truppen, 170000 Mann, ziehen gegen +<i>Paris</i>. Die Marschälle Marmont und Mortier werden bei <b>La +Fère Champenoise</b> (25. März) zurückgeschlagen und ziehen +sich nach Paris zurück. Die Regentin <i>Marie Luise</i> entflieht +nach <i>Blois</i>.</p> + +<div class="sidenote">30. März.</div> + +<p><b>Schlacht bei Paris</b>, auf der Ostseite (Pantin, Vincennes), +zuletzt Erstürmung des Berges <i>Montmartre</i> +auf der Nordseite.</p> + +<div class="sidenote">31. März.</div> + +<p><b>Einzug der Verbündeten in Paris</b>, wo der Senat +auf Veranstaltung <i>Talleyrands</i> den Kaiser und +seine Familie des Thrones für verlustig erklärt. <i>Napoleon</i> war, +seiner Hauptstadt zu Hilfe eilend, wenige Stunden zu spät gekommen. +Da ihm zu einem verzweifelten Sturme auf Paris<span class="pagenum"><a name="Page_339" id="Page_339">[339]</a></span> +die Marschälle den Gehorsam verweigern, entsagt er in <i>Fontainebleau</i> +der Krone (6. und 11. April). Er erhält von den +Verbündeten die Insel <i>Elba</i> als Fürstentum mit 2 Millionen +Franks Einkünften aus Frankreich; 800 seiner alten Soldaten +dürfen ihn begleiten. Seine Gemahlin erhält das Herzogtum +<i>Parma</i>; beide behalten den kaiserlichen Titel.</p> + +<div class="sidenote"><b>1814.</b> +10. April.</div> + +<p><b>Wellington</b> besiegt <i>Soult</i> in der <b>Schlacht bei Toulouse</b>.</p> + +<div class="sidenote">4. Mai.</div> + +<p>Ankunft <i>Napoleons</i> auf <i>Elba</i>. Rückkehr der <b>Bourbons</b> +nach Frankreich. Ludwigs XVI. Bruder, +der sich als König</p> + +<div class="sidenote"><b>1814–1824.</b></div> + +<p><b>Ludwig XVIII.</b> nennt, erteilt dem Lande eine +der englischen nachgebildete, gemäßigte <i>Verfassung</i> +(Charte octroyée: <i>Pairskammer</i> und <i>Deputiertenkammer</i>) +und schließt mit den Verbündeten den</p> + +<div class="sidenote"><b>1814.</b> +30. Mai.</div> + +<p><b>Ersten Frieden zu Paris</b>: 1. <b>Frankreich</b> nimmt +im allgemeinen seine Grenzen von 1792 wieder +an (gegen 1790 Vermehrung um 8200 qkm +[150 □ Meilen]: <i>Avignon</i> und <i>Venaissin</i>, <i>Teile</i> von Savoyen, +Elsaß und Belgien). 2. <i>England</i> gibt die französischen Kolonien +zurück mit Ausnahme von <i>Tabago</i>, <i>St. Lucie</i> und <i>Isle de +France</i>, behält ferner <i>Malta</i> (S. 320f) und die früher holländischen +Kolonien <i>Kapland</i> (S. 331) und <i>Ceylon</i>. 3. Die <b>Verbündeten</b> +<i>verzichten auf alle Summen</i>, welche sie als Entschädigung +für französische Erpressungen zu fordern haben (!).</p> + +<p>Nach dem Pariser Frieden kehrt Papst <i>Pius VII.</i> nach +<i>Rom</i>, der König von Sardinien <i>Viktor Emanuel</i> nach <i>Turin</i>, +der König von Spanien <i>Ferdinand VII.</i> nach <i>Madrid</i> zurück. +In <i>Spanien</i> beginnt, nachdem der König die sehr freisinnige +Verfassung der <i>Cortes</i> vom Jahre 1812 verworfen hat, sofort +ein grausamer Kampf der unumschränkten Gewalt gegen die +liberale Partei. — Pius VII. stellt den <i>Jesuitenorden</i> (s. S. 304) +wieder her.</p> + +<p>Besuch Kaiser <i>Alexanders</i> und König <i>Friedrich Wilhelms +III.</i> in <i>London</i> (Juni 1814), begleitet von ihren siegreichen +Feldherren (<i>Blücher</i>); begeisterter Empfang von seiten der englischen +Nation.</p> + + +<h4>§ 5. Wiederherstellung des europäischen +Staatensystems.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1814–1815.</b> +Sept. Juni.</div> + +<p><b>Wiener Kongreß</b>,</p> + +<p>unter persönlicher Teilnahme der Kaiser von +<i>Österreich</i> und <i>Rußland</i>, der Könige von <i>Preußen</i>, +<i>Dänemark</i>, <i>Bayern</i> und <i>Württemberg</i> und vieler deutscher +Fürsten. Vertreten sind alle Staaten Europas, mit Ausnahme<span class="pagenum"><a name="Page_340" id="Page_340">[340]</a></span> +der Türkei. Die geschäftliche Leitung der Verhandlungen hat +der österreichische Staatskanzler Fürst <i>Metternich</i>; für Frankreich +weiß <i>Talleyrand</i> als Gesandter Ludwigs XVIII. großen +Einfluß zu gewinnen. Streit entsteht namentlich über die +künftige Gestaltung <i>Sachsens</i> und <i>Polens</i>, doch ist der Ausgleich +schon gefunden, ehe die Nachricht von Napoleons Entweichen +aus Elba anlangt.</p> + + +<h5><b>Hauptbestimmungen der Wiener Kongreßakte<br /> +(8. Juni 1815):</b></h5> + +<p>1. <b>Österreich</b> erhält seine alten Gebiete zurück: <i>Tirol, +Vorarlberg, Kärnten, Krain, Triest, Galizien, Mailand,</i> dazu +das 1797 erworbene <i>venetianische Gebiet</i> und das 1805 erworbene +Erzbistum <i>Salzburg</i>, tritt aber den <i>Breisgau</i> und +seine oberschwäbischen Besitzungen an Baden und Württemberg, +<i>Belgien</i> an Holland ab.</p> + +<p>2. <b>Preußen</b> erhält zurück: einen Teil des Herzogtums +Warschau (Provinz <i>Posen</i>) und <i>Danzig</i>, die alten Besitzungen +in Westfalen und am Rhein, auch <i>Neuchâtel</i>. Zur Entschädigung +für nicht zurückerhaltene frühere Besitzungen (<i>Ansbach</i> und +<i>Baireuth</i> an Bayern, <i>Ostfriesland, Goslar, Hildesheim</i> an +Hannover, <i>polnische</i> Gebiete an Rußland) werden die <i>Rheinprovinz</i> +und <i>Westfalen</i> außer anderem besonders durch die +Herzogtümer <i>Jülich</i> und <i>Berg</i>, die Kurlande <i>Köln</i> und <i>Trier</i> +vergrößert, ferner <i>Schwedisch-Pommern</i> mit Rügen und die +Hälfte des Königreichs <i>Sachsen</i> hinzugefügt.</p> + +<p>3. <b>Bayern</b> wird durch <i>Ansbach</i> und <i>Baireuth, Aschaffenburg, +Würzburg</i> und die <i>linksrheinische Pfalz</i> vergrößert; die +rechtsrheinische mit <i>Heidelberg</i> und <i>Mannheim</i> bleibt bei +<i>Baden</i> (S. 320).</p> + +<p>4. Ein <b>Königreich der Niederlande</b> wird gebildet aus der +früheren <i>Republik</i> der Niederlande (<i>Holland</i>) und dem früher +österreichischen <i>Belgien</i>. König <i>Wilhelm I.</i>, Sohn des letzten +Erbstatthalters von Holland (S. 314, 321), erhält zum Ersatz +für seine nassauischen Stammlande auch das <i>Großherzogtum +Luxemburg.</i></p> + +<p>5. Die deutsche <i>Kaiserwürde</i> nicht wiederhergestellt. Der +<b>Deutsche Bund</b> tritt an die Stelle des früheren <i>Deutschen +Reiches,</i> gebildet von 35 souveränen Fürsten und 4 freien +Städten. Grundgesetz die <i>Bundesakte</i> vom 8. Juni 1815, ergänzt +durch die <i>Wiener Schlußakte</i> 1820. Oberste Behörde +der <b>Bundestag zu Frankfurt a. M.</b>, eine Versammlung von +Gesandten der Bundesstaaten unter Vorsitz des österreichischen +Gesandten. Bundesheer aus Kontingenten der Einzelstaaten; +Bundesfestungen: Mainz, Luxemburg, Landau, Ulm, Rastatt. +<i>Österreich</i> und <i>Preußen</i> gehören nicht mit ihrem ganzen Gebiet +zum Bunde, ersteres nicht mit seinen polnischen, ungarischen<span class="pagenum"><a name="Page_341" id="Page_341">[341]</a></span> +und italienischen Gebieten, letzteres nicht mit Preußen und +Posen. <i>Bayern</i>, <i>Württemberg</i>, <i>Sachsen</i> (letzteres verkleinert) +bleiben <i>Königreiche</i>; dazu kommt das frühere Kurfürstentum +<i>Hannover</i> (vergrößert) ebenfalls als Königreich, in Personal-Union +mit England (seit 1714, vgl. S. 299). Der König von England +ist als König von Hannover, der König von <i>Dänemark</i> als +Herzog von Holstein und Lauenburg, der König der <i>Niederlande</i> +als Großherzog von Luxemburg am Deutschen Bunde beteiligt.</p> + +<p>6. <b>Rußland</b> erhält den größten Teil des Herzogtums +<i>Warschau</i> als <b>Königreich Polen</b>. <i>Krakau</i> wird Freistaat +unter dem Schutze <i>Rußlands</i>, <i>Österreichs</i> und <i>Preußens</i>.</p> + +<p>7. <b>England</b> behält <i>Malta</i>, <i>Helgoland</i>, die ihm früher zugesicherten +<i>Kolonien</i> (S. 339) und die Schutzherrschaft über +die Republik der 7 <i>Ionischen Inseln</i> (S. 316). Auf Englands +Antrag gemeinsame Erklärung der Großmächte gegen den +<i>Sklavenhandel</i>.</p> + +<p>8. <b>Schweden</b> wird, gemäß dem Kieler Frieden (S. 337), +mit <i>Norwegen</i> durch Personal-Union vereinigt; <b>Dänemark</b> +wird entschädigt durch Schwedisch-Pommern mit Rügen, wofür +es das von Hannover an Preußen abgetretene <i>Lauenburg</i> +eintauscht (bis 1689 deutsches Herzogtum, vgl. S. 189, 204, +dann mit Hannover vereinigt, 1803 von den Franzosen besetzt).</p> + +<p>9. Die 19 Kantone der Schweiz (S. 316) werden durch +<i>Genf</i>, <i>Wallis</i> und <i>Neuchâtel</i> (zugleich <i>Kanton</i> und <i>Fürstentum</i> +im Besitz der Krone <i>Preußen</i>, S. 274) auf 22 vermehrt, die +Bundesverfassung neu geordnet.</p> + +<p>10. <b>Wiederherstellung</b> der alten Dynastien in <i>Spanien</i>, +<i>Portugal</i>, <i>Sardinien</i> (das durch <i>Genua</i> vergrößert wird) und +<i>Toskana</i>. <i>Moděna</i> wird gleich Toskana österreichisches +Nebenfürstentum, da die Erbtochter des letzten Herzogs aus +dem Hause <i>Este</i> (Herkules III., S. 304) sich mit dem Erzherzog +Ferdinand vermählt hat (S. 282). <i>Parma</i>, <i>Piacenza</i> und +<i>Guastalla</i> (S. 304) kommen an Napoleons Gemahlin, die Erzherzogin +<i>Marie Luise</i>, sollen aber nach ihrem Tode († 1847 als +Witwe des Grafen <i>v. Neipperg</i>) an die in <i>Lucca</i> herrschenden Bourbonen +zurückfallen. Auch der <i>Kirchenstaat</i> wiederhergestellt, +dagegen wird in <i>Neapel</i> Murat (S. 327) als König anerkannt.</p> + +<p>Nachrichten von der Mißstimmung in Frankreich gegen +die Regierung der Bourbons und von den beim Wiener Kongreß +besonders wegen der polnisch-sächsischen Frage ausgebrochenen +Streitigkeiten ermutigen Napoleon zur Rückkehr +nach Frankreich.</p> + +<div class="sidenote"><b>1815.</b> +1. März.</div> + +<p><b>Landung Napoleons bei Cannes</b> mit 7 Schiffen. +Schneller Marsch auf <i>Paris</i>. Alle gegen ihn gesandten +Truppen, auch <i>Ney</i> mit seinem Korps, gehen +zu ihm über. Ludwig XVIII. entflieht nach Gent.<span class="pagenum"><a name="Page_342" id="Page_342">[342]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1815.</b> +20. März.</div> + +<p>Einzug Napoleons in <i>Paris</i> (<i>les cent jours</i>). Die +auf dem Wiener Kongreß vertretenen Staaten +erlassen eine gemeinschaftliche <i>Achtserklärung</i> +gegen ihn und schließen ein neues Kriegsbündnis.</p> + +<div class="sidenote">Mai.</div> + +<p>Napoleon macht der liberalen Partei in Frankreich +einige Zugeständnisse durch die in einer großen +Volks- und Heeresversammlung bei Paris (<i>Maifeld</i>) verkündete +<i>Zusatzakte</i> zur Verfassung des Kaiserreichs, in <i>Belgien</i> wird +ein <i>preußisches</i> Heer unter <b>Blücher</b> und ein <i>englisch-deutsches</i> +unter <b>Wellington</b> gegen ihn zusammengezogen.</p> + +<p><i>Murat</i>, der sich wieder für Napoleon erklärt, wird von den +Österreichern bei <i>Tolentino</i> (3. Mai) geschlagen und entflieht +nach Frankreich. Ferdinand IV. (aus dem Hause <i>Bourbon</i>) kehrt +von <i>Sicilien</i> (S. 304, 324) nach Neapel zurück, nennt sich als +»König beider Sicilien« fortan <i>Ferdinand I.</i> († 1825).</p> + +<div class="sidenote">16. Juni.</div> + +<p><b>Schlacht bei Ligny.</b> Napoleon, in Belgien vorrückend, +schlägt die Preußen trotz tapferer Gegenwehr. +<i>Blücher</i> in Lebensgefahr, von seinem Adjutanten <i>Nostiz</i> +gerettet. <i>Gneisenau</i> befiehlt den Rückzug nach <i>Wavre</i>. An +demselben Tage wird Marschall <i>Ney</i> von <i>Wellington</i>, dessen +Truppen erst nach und nach auf dem Kampfplatz erscheinen, +bei <b>Quatre-Bras</b> zurückgeschlagen. (Herzog Friedrich Wilhelm +von Braunschweig †.) Napoleon sendet 32000 Mann unter +Grouchy zur Verfolgung des preußischen Heeres ab in der +Richtung auf Namur und wendet sich mit über 72000 Mann +gegen Wellington.</p> + +<div class="sidenote">18. Juni.</div> + +<p><b>Schlacht bei Belle-Alliance (Waterloo).</b> Am +Nachmittag ist Wellingtons Heer (24000 Engländer, +13000 Niederländer, 30000 Hannoveraner, Braunschweiger, +Nassauer) an mehreren Punkten bereits zum Weichen gebracht, +als <b>Blücher</b> mit den <i>Preußen</i> (über 40000) anlangt und den +Sieg nach mehrstündigem, erbittertem Kampfe zu Gunsten der +Verbündeten entscheidet. Vollständige Niederlage der Franzosen, +ihr von <i>Gneisenau</i> verfolgtes Heer wird gänzlich zersprengt. +Zur selben Zeit kämpft <i>Grouchy</i>, auf dessen Hilfe +Napoleon gerechnet hatte, fruchtlos gegen ein preußisches Korps +bei <i>Wavre</i>. Napoleon eilt nach <i>Paris</i>, wo er zu Gunsten seines +<i>Sohnes</i> abdankt; dieser ist genötigt, in Österreich zu bleiben +(† 1832 als Herzog von Reichstadt).</p> + +<div class="sidenote">7. Juli.</div> + +<p><b>Zweite Einnahme von Paris.</b> Einzug <i>Blüchers</i> +und <i>Wellingtons</i>, bald darauf Rückkehr <i>Ludwigs +XVIII.</i>, Ankunft der beiden Kaiser und des +Königs von Preußen.</p> + +<p>Unterdes flüchtet <i>Napoleon</i> nach <i>Rochefort</i>, wo er sich +nach vergeblichen Versuchen, nach Amerika zu entkommen, dem +britischen Admiral <i>Hotham</i> ausliefert, der ihn an Bord des +<i>»Bellérophon«</i> nach England bringt. Von dort wird er, nach<span class="pagenum"><a name="Page_343" id="Page_343">[343]</a></span> +gemeinschaftlichem Beschluß der verbündeten Mächte, als +Kriegsgefangener nach <i>St. Helena</i> gebracht († 5. Mai 1821. Seine +Leiche seit 1840 im Invalidendom zu Paris, S. 353).</p> + +<div class="sidenote"><b>1815.</b> +26. Sept.</div> + +<p>Auf Kaiser Alexanders Wunsch Stiftung der <b>Heiligen +Allianz</b> zur Erhaltung des Friedens in Europa, +zunächst zwischen <i>Rußland</i>, <i>Österreich</i> und +<i>Preußen</i>; bald schließen sich die übrigen europäischen Staaten +an, mit Ausnahme Englands, der Türkei und des Kirchenstaates.</p> + +<div class="sidenote">Okt.</div> + +<p><i>Murat</i>, der in Kalabrien gelandet ist, um das +Königreich <i>Neapel</i> wiederzuerobern, wird gefangen +und kriegsrechtlich erschossen.</p> + +<div class="sidenote"><b>20. Nov.</b></div> + +<p><b>Zweiter Friede zu Paris</b>: 1. <b>Frankreich</b> tritt die +Festungen <i>Philippeville</i> und <i>Marienburg</i> an das +Königreich der Niederlande, <i>Saarlouis</i> und <i>Saarbrücken</i> an +Preußen, <i>Landau</i> an Bayern, den im ersten Pariser Frieden +belassenen Teil von <i>Savoyen</i> an das Königreich Sardinien ab. +2. Die Nord- und Ostgrenze Frankreichs <i>mit</i> 17 <i>Festungen</i> +bleibt (auf höchstens 5 Jahre) von 150000 Mann verbündeter +Truppen auf Kosten Frankreichs besetzt. 3. <b>Frankreich</b> bezahlt +700 Millionen Franks Kriegskosten. Außerdem werden die nach +der ersten Einnahme von <i>Paris</i> dort <i>belassenen</i>, von den Franzosen +weggeführten Kunstschätze zurückgenommen.</p> + +<p>Dem Verlangen deutscher Patrioten, auch des preußischen +Staatskanzlers <i>v. Hardenberg</i>, Frankreich wenigstens einen Teil +der alten Vorlande des Deutschen Reichs, <i>Lothringen</i> und +<i>Elsaß</i>, namentlich <i>Straßburg</i>, wieder abzunehmen und es dadurch +seiner <i>Angriffsstellung</i> gegen Deutschland zu berauben, +wird auch diesmal nicht entsprochen.</p> + + + + +<h3><b>D. Vom Wiener Kongress bis auf unsere Zeit.</b></h3> + + +<h4>§ 1. Neue Erfindungen.</h4> + +<p>Aufschwung der Gewerbetätigkeit und des Verkehrs, auch +politische Annäherung der Nationen durch praktische Anwendung +der Naturwissenschaften:</p> + +<p>1. Die ersten Versuche, den <b>Dampf</b> als bewegende Kraft zu +verwenden, reichen ins 17. Jahrhundert zurück. Die Franzosen +schreiben die Erfindung dem Physiker <i>Denis Papin</i> aus Blois +(um 1690), die Engländer dem Marquis <i>von Worcester</i> (1663) +und dem Kapitän <i>Savery</i> (1698) zu. Benutzung einer Dampfmaschine +beim Bergbau durch <i>Newcomen</i> 1706 in Devonshire. +Hauptverbesserer der <i>Dampfmaschine</i>, durch dessen Erfindungen<span class="pagenum"><a name="Page_344" id="Page_344">[344]</a></span> +es erst möglich wurde, dieselbe in den verschiedensten Gewerben +zu verwenden, war <b>James Watt</b> (1769 in <i>Birmingham</i>, +† 1819).</p> + +<p>2. Versuche mit <i>Dampfschiffen</i> wurden (nach Papins Vorgang +1707) 1774 und 1775 auf der <i>Seine</i>, 1786 durch Symington +in <i>Edinburg</i> gemacht. Den ersten regelmäßigen Dampfschiffsverkehr +richtete der Amerikaner <b>Fulton 1807</b> auf dem Hudsonflusse +ein, 1818 ging das erste Dampfschiff von <i>New-York</i> nach +<i>Liverpool</i>. Dampfschiffahrt auf dem Rhein seit 1825. Hamburg-Amerika-Linie +1847, Norddeutscher Lloyd in <i>Bremen</i> 1857 +gegründet.</p> + +<p>3. Gewaltige Entwickelung des Landverkehrs durch die +<b>Eisenbahnen</b>. Holzbahnen mit Eisenschienen seit 1767 in englischen +Bergwerken gebräuchlich. Erfinder der <i>Lokomotive</i> +George <b>Stephenson 1814</b> (in Newcastle am Tyne). Erste größere +Eisenbahnlinie für den Personenverkehr <i>Liverpool-Manchester</i> +1830, in Deutschland <i>Nürnberg-Fürth</i> 1835, <i>Leipzig-Dresden</i> +1837, <i>Berlin-Potsdam</i> 1838, <i>Berlin-Hamburg</i> 1845.</p> + +<p>4. Den <i>elektrischen Telegraphen</i> erfand 1809 <i>Sömmering</i> +in München; den Elektromagnetismus benutzten 1833 <i>Gauß</i> +und <i>Weber</i> in Göttingen zuerst für Fernverständigung; die +ersten für Verkehrszwecke brauchbaren Apparate baute 1837 +<i>Wheatstone</i> in London. Den Schreibtelegraphen erfand <i>Morse</i> +in New-York 1837. Erstes unterseeisches Kabel 1851 von +<i>Dover</i> nach <i>Calais</i>; erste ozeanische Verbindung 1866 von +der Insel <i>Valencia</i> (an der Westküste von Irland) nach <i>Neufundland</i>.</p> + +<p>5. <b>Erweiterte Anwendung der elektrischen Kraft</b>: +<i>Fernsprecher</i> (Telephon), erfunden 1861 von Philipp Reis in +Friedrichsdorf bei Homburg. <i>Elektrische Beleuchtung</i> (1879 +Edison in New-York) neben der seit 1814 (zuerst in London, +1826 in Berlin) üblich gewordenen Gasbeleuchtung. <i>Elektrische +Eisenbahn</i> (1879 Werner Siemens in Berlin). <i>Drahtlose Telegraphie</i>: +Elektrische Wellen im Luftraum, hergestellt und +beobachtet 1887 von <i>H. Hertz</i> in Karlsruhe, zu telegraphischen +Zwecken seit 1897 benutzt von <i>Marconi</i> u. a.</p> + +<p>6. Die <b>Motorwagen</b> (Automobile), seit 1895 in Frankreich +beliebt, dann auch in andern Ländern immer mehr eingeführt, +fördern schnellen Verkehr, ohne an Schienenwege gebunden +zu sein.</p> + +<p>7. <b>Motor-Luftschiffahrt</b>, seit 1907 erfolgreich betrieben +von Graf <i>Zeppelin</i> (Friedrichshafen am Bodensee), Major <i>v. Parseval</i> +(Berlin), Major <i>Groß</i> (Berlin, Militär-Luftschiff). Auch +andere Staaten benutzen das lenkbare Luftschiff zu Kriegszwecken, +ebenso wie in neuester Zeit auch die <b>Flugmaschine</b> +(Aeroplan). Die Gebrüder <i>Wright</i> in Amerika u. a..<span class="pagenum"><a name="Page_345" id="Page_345">[345]</a></span></p> + + +<h4>§ 2. Verfassungs- und Unabhängigkeitskämpfe.</h4> + +<div class="sidenote">1817.</div> + +<p>Dreihundertjährige Jubelfeier der <i>Reformation</i>. Begründung +der <b>Evangelischen Union</b> durch König +Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Das von deutschen +Studenten am 18. Okt. veranstaltete <i>Wartburgfest</i> erregt Befürchtungen +wegen »demagogischer Umtriebe« gegen die deutsche +<i>Bundesverfassung</i> und die Souveränität der +Bundesfürsten.</p> + +<div class="sidenote">1818.</div> + +<p>Kongreß zu <b>Aachen.</b> Die Großmächte beschließen, +die Besatzungstruppen aus Frankreich zurückzuziehen.</p> + +<p>Verfassungen (mit Volksvertretung in zwei Kammern, +vgl. S. 339) werden 1818 in <i>Sachsen-Weimar</i>, +<i>Bayern</i> und <i>Baden</i>, 1819 in <i>Württemberg</i>, 1820 +in <i>Hessen-Darmstadt</i> eingeführt; in <i>Preußen</i> 1823 +nur Provinzialstände.</p> + +<div class="sidenote">1819.</div> + +<p>Der russische Staatsrat <i>Kotzebue</i>, der regelmäßige +Berichte über die nationalen Bestrebungen in +Deutschland an seine Regierung sandte, von dem Studenten +<i>Sand</i> aus politischen Gründen in Mannheim ermordet. <i>Ministerkongreß</i> +in <b>Karlsbad</b>. Auf Antrag des österreichischen Ministers +<b>Metternich</b> wird Zensur für Bücher und Zeitungen, Verbot +des Turnens, Beaufsichtigung der Universitäten, Verbot der +1815 in Jena gestifteten <i>deutschen Burschenschaft</i> beschlossen +und vom Bundestag in <i>Frankfurt</i> genehmigt. Die Bundesversammlung +in Frankfurt wird für die oberste Gesetzgebung +in Deutschland erklärt. Zentral-Untersuchungskommission in +<i>Mainz</i> eingesetzt, um die Bundesbeschlüsse gegen widerstrebende +Bevölkerungen und Regierungen durchzusetzen.</p> + +<div class="sidenote">1820.</div> + +<p><i>Wiener Schlußakte</i> (s. S. 340) gegen die landständischen +Verfassungen gerichtet, zur Sicherung +der Souveränität der deutschen Bundesfürsten.</p> + +<p>In <i>Spanien</i> Erhebung der Liberalen für die aufgehobene +Verfassung von 1812, welche wiederhergestellt +wird (S. 339).</p> + +<div class="sidenote">1820.</div> + +<div class="sidenote">1821.</div> + +<p>Kongreß zu <b>Troppau</b>}</p> + +<p>Kongreß zu <b>Laibach</b>} wegen der aufständischen +Bewegungen in <i>Neapel</i> und +<i>Piemont</i>, wo die Verfassung und alle französischen +Einrichtungen nach der Rückkehr der Herrscher wieder aufgehoben +worden waren, <i>österreichische</i> Truppen rücken in +Neapel und in das Königreich Sardinien ein zur Wiederherstellung +des unumschränkten Königtums. <i>Viktor Emanuel</i> von Sardinien +dankt ab zu Gunsten seines Bruders <i>Karl Felix</i>.</p> + +<div class="sidenote">1822.</div> + +<p>Kongreß zu <b>Verona</b> wegen der spanischen und +griechischen Unruhen (S. 346f.).<span class="pagenum"><a name="Page_346" id="Page_346">[346]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1823.</div> + +<p>Französische Truppen (95000 Mann) rücken in +<i>Spanien</i> ein, dringen unter dem Neffen Ludwigs +XVIII., Herzog von <i>Angoulême</i>, bis Cadiz vor (31. Aug., +der <i>Trocadero</i> erstürmt, eine befestigte Landzunge in der Bai +von Cadiz) und befreien den dort gefangen gehaltenen König +<i>Ferdinand VII.</i> Absolutismus wiederhergestellt. Grausame +Reaktion, zahlreiche Hinrichtungen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1810–1825.</b></div> + +<p><b>Befreiungskrieg der spanischen Kolonien in +Amerika.</b></p> + +<p>Der Beginn des Kampfes gehemmt durch das <i>Erdbeben +von Caracas</i> 1812; 1813 zieht <b>Bolivar</b> als Befreier in Caracas +ein, muß dann vor den Spaniern nach Neu-Granada entweichen, +wird 1819 zum Präsidenten der Bundesrepublik <i>Colombia</i> erwählt, +befreit 1822 <i>Quito</i>, 1823–1824 <i>Peru</i>. <i>Chile</i> erklärt sich +1816, <i>Argentina</i> 1817 unabhängig, später auch <i>Paraguay</i> und +<i>Uruguay</i>. In <i>Mexiko</i> tritt 1821 <i>Iturbide</i> als Kaiser Augustin I. +auf, 1823 wird das Land Bundesrepublik, ebenso die 5 Staaten +von <i>Mittel-Amerika</i>. England (Lord <i>Canning</i> leitender Minister +<i>Georgs IV.</i>) erkennt zuerst die neuen Freistaaten an und schließt +mit ihnen Handelsverträge. Die Vereinigten Staaten von +Amerika (Präsident <i>Monroe</i>) erlassen 1823 die Erklärung, keine +Einmischung Europas in die politische Gestaltung Amerikas +dulden zu wollen (<i>Monroe-Doktrin</i>). Colombia teilt sich 1830 +(Bolivar †) in die drei Republiken <i>Neu-Granada</i> (1861 wieder +Colombia genannt), <i>Venezuela</i>, <i>Ecuador</i>.</p> + +<p>Brasilien, bisher portugiesische Kolonie, wird 1822 unabhängiges +Kaisertum unter <i>Dom Pedro I.</i>, dem Sohne Johanns VI., +letzterer kehrt nach Portugal zurück (vgl. S. 327). Sein jüngerer +Sohn <i>Dom Miguel</i> erregt Unruhen in <b>Portugal</b>, um die Cortes +zu beseitigen, herrscht nach dem Tode des Vaters (1826) gewalttätig +und grausam, wird 1834 von <i>Dom Pedro I.</i> vertrieben. +Dieser überläßt die Regierung Brasiliens seinem Sohne Pedro II., +in Portugal setzt er seine Tochter <i>Maria da Gloria</i> ein, deren +Gemahl Ferdinand von Sachsen-Koburg wird (S. 352). Verfassung +vom Jahre 1826, abgeändert 1838.</p> + +<div class="sidenote"><b>1821–1829.</b></div> + +<p><b>Griechischer Befreiungskrieg</b>, vorbereitet durch +die <i>Hetärie</i> einen 1814 von griechischen Kaufleuten +in Odessa gestifteten Geheimbund zur Befreiung der +Griechen von der türkischen Herrschaft. Fürst Alexander <i>Ypsilanti</i> +(russischer General und Adjutant Kaiser Alexanders I.) +an der Spitze eines Griechenaufstandes in der Moldau und +Walachei (März-Juni 1821), wird geschlagen, rettet sich nach +Österreich, wird 6 Jahre in Munkacz und Theresienstadt gefangen +gehalten, † in Wien 1828.</p> + +<div class="sidenote">1821. +April.</div> + +<p>Aufstand in Morea (<i>Mainoten</i>) und auf den Inseln. +Wüten der Türken gegen die Griechen in Konstantinopel. +Der Patriarch <i>Gregorios</i> aufgeknüpft.<span class="pagenum"><a name="Page_347" id="Page_347">[347]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1822.</div> + +<p>Blutbad auf der Insel <i>Chios</i>, die Türken ermorden +über 20000 Griechen. <i>Kanaris</i> verbrennt einen +Teil der türkischen Flotte an der Küste von Chios. Der tapfere +Widerstand der Griechen (Miaulis aus Hydra. Marcus Bozzaris +u. a.) erregt überall Teilnahme. Freiwillige (Philhellenen) eilen +aus Deutschland, Italien, Frankreich herbei; der englische Dichter +Lord <i>Byron</i> landet mit zwei Schiffen bei der bedrohten Festung +<i>Missolunghi</i> (1824); der Genfer Bankier <i>Eynard</i> organisiert +die Hilfsvereine. <i>Wilhelm Müllers</i> Griechenlieder.</p> + +<div class="sidenote">1825.</div> + +<p>Mehemed Ali, Pascha von Ägypten, sendet dem +Sultan Mahmud II. seinen Sohn <i>Ibrahim</i> zu Hilfe, +welcher in <i>Morea</i> grausam wütet. Aussicht auf russische +Hilfe für die Griechen erst nach dem Tode des kinderlosen +Alexander I. (1. Dez.). Ihm folgt sein Bruder als</p> + +<div class="sidenote"><b>1825–1855.</b></div> + +<p><b>Nikolaus I., Kaiser von Rußland</b>, nach Verzichtleistung +des älteren Bruders <i>Konstantin</i> (S. 295).</p> + +<div class="sidenote">1826.</div> + +<p>Die Türken erobern die heldenmütig verteidigte +Festung <i>Missolunghi</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1827.</b></div> + +<p><i>England</i>, <i>Rußland</i> und <i>Frankreich</i> schließen auf +Betreiben des englischen Ministers <i>George Canning</i> +ein Bündnis zum Schutze der Griechen.</p> + +<div class="sidenote">Juni.</div> + +<p>Aufstand der <i>Janitscharen</i> in Konstantinopel; sie +werden auf Befehl des Sultans teils getötet, teils +nach Asien abgeführt.</p> + +<div class="sidenote">20. Okt.</div> + +<p><b>Schlacht bei Navarin.</b></p> + +<p>Die türkische Flotte wird +von der englischen, französischen und russischen +zerstört (»untoward event«). Französische Truppen landen in +Morea, Ibrahim zum Abzug genötigt.</p> + +<p>Russische Truppen besetzen 1828 die Donaufürstentümer, +General <i>Diebitsch</i> überschreitet 1829 den Balkan und besetzt +Adrianopel, während in Asien General <i>Paskjewitsch</i> Kars und +Erzerum erobert.</p> + +<p>Im <b>Frieden zu Adrianopel</b> 1829 erhält Rußland die Inseln +vor der Donaumündung, in Asien das Gebiet von Achalzik südlich +vom Kaukasus. Den Donaufürstentümern <i>Serbien</i>, <i>Moldau</i>, +<i>Walachei</i> wird das Recht, christliche Statthalter (Hospodare) +unter türkischer Oberhoheit zu wählen, bestätigt. Die Türkei +erkennt im voraus die Beschlüsse der <i>Londoner Konferenz</i> an, +welche 1830 die <b>Unabhängigkeit Griechenlands</b> aussprechen.</p> + +<p>Graf <i>Capodistrias</i> (1814–22 russischer Minister) führt vorläufig +als Präsident die Verwaltung; er wird 1831 in <i>Nauplĭa</i>, +dem Sitz der Regierung, ermordet. Darauf erheben die Schutzmächte +(England, Rußland, Frankreich) zum König von Griechenland +den Sohn König Ludwigs I. von Bayern, <b>Otto I.</b>, welcher +1832–1862 regiert, dann durch einen Aufstand vertrieben wird +(† 1867). <b>Athen</b> erhebt sich als Residenzstadt zu neuer Bedeutung.<span class="pagenum"><a name="Page_348" id="Page_348">[348]</a></span></p> + +<p><b>Rußland</b> beginnt, nachdem 1795 <i>Derbent</i> (S. 278) abermals +besetzt, 1801 <i>Georgien</i> (S. 297) zur Provinz gemacht, 1813 +die Südwestküste des Kaspischen Meeres mit <i>Baku</i>, 1827 <i>Eriwan</i> +den Persern entrissen ist, langwierige Kämpfe zur Unterwerfung +der <i>Kaukasus</i>völker.</p> + +<div class="sidenote">1829.</div> + +<p>In <b>England,</b> wo 1820–1830 <i>Georg IV.</i> regiert, +unter dem Ministerium des Herzogs von <i>Wellington</i> +nach Aufhebung der Testakte (S. 270) <i>Emanzipation der Katholiken</i>, +d. h. Zulassung derselben zum Parlament und zu Staatsämtern. +Nach lebhaften Verhandlungen folgt 1832 unter König +<i>Wilhelm IV.</i> (1830–1837) die <b>Parlamentsreform</b>; 56 kleine +Orte verlieren das Wahlrecht, eine Anzahl von Grafschaften +und größeren Städten wählt dafür fortan mehr Vertreter ins +Unterhaus.</p> + + +<h4>§ 3. Die Zeit von 1830–1848.</h4> + +<p>Abermals geht von <b>Frankreich</b> eine Erschütterung der +europäischen Verhältnisse aus, die jedoch leichter überwunden +wird als die frühere. <b>König Karl X.</b> (1824–1830, Bruder +Ludwigs XVI. und XVIII., früher Graf von Artois, s. S. 307) +regiert wie sein Bruder, der Talleyrand entlassen, den Marschall +Ney zum Tode und alle Mitglieder der Familie Bonaparte nebst +den »Königsmördern« zur Verbannung verurteilt hatte, und +erregt durch sein Streben nach Herstellung des unbeschränkten +Königtums wachsende Mißstimmung, die auch durch einen Erfolg +der auswärtigen Politik, die Eroberung des Seeräuberstaates +<b>Algier</b> (Juni und Juli 1830) nicht vermindert wird.</p> + +<div class="sidenote"><b>1830.</b></div> + +<p><b>Pariser Julirevolution.</b> Durch das ultraroyalistische +Ministerium <i>Polignac</i> wird der König am +25. Juli 1830 zur Unterzeichnung von 5 Ordonnanzen (Verfügungen) +bewogen, welche 1. die letzten oppositionellen Kammerwahlen +für ungültig erklären, 2. das <i>Wahlgesetz</i> zu einem +Privilegium der reichsten Grundbesitzer machen (262 Abgeordnete +statt der früheren 430) und 3. die <i>Preßfreiheit</i> aufheben. +Diese Verletzung der Verfassung erregt einen Aufstand +in Paris. Nach dreitägigem Straßenkampf (27.–29. Juli) ziehen +die Truppen sich zurück. Karl X. dankt ab zu Gunsten seines +Enkels, des 1820 geborenen Herzogs Heinrich von Bordeaux, +<i>Graf von Chambord</i>, dessen Vater, der Herzog von Berry, +1820 (Febr.) ermordet worden war; aber durch Beschluß der +Pairs und Deputierten wird auf den Thron erhoben der Sohn +Philipp Egalités, <i>Herzog Ludwig Philipp von Orléans</i> aus +der jüngeren Linie des Hauses Bourbon (s. S. 349) als</p> + +<div class="sidenote"><b>1830–1848.</b></div> + +<p><b>Ludwig Philipp I.,</b> König der Franzosen.</p> + +<div class="sidenote">1830.</div> + +<p><b>Belgischer Aufstand.</b> Das vom Wiener Kongreß +geschaffene Königreich der <i>Niederlande</i> hat keinen<span class="pagenum"><a name="Page_349" id="Page_349">[349]</a></span> +Bestand; die Belgier, durch Sprache, Konfession und Beschäftigung +verschieden, fühlen sich unter der holländischen +Regierung zurückgesetzt und hoffen auf Frankreichs +Hilfe.<span class="pagenum"><a name="Page_350" id="Page_350">[350]</a></span></p> + +<pre> + <b>Häuser Bourbon älterer und jüngerer Linie (Orléans).</b> + + <b>Heinrich IV.</b>, erster König aus dem Hause Bourbon, †1610. + | + <b>Ludwig XIII.,</b> †1643. + |___________________... + | + <b>Ludwig XIV.</b>, †1715. + | + Ludwig, Dauphin, †1711. + ________________|_________________ + | | +Ludwig, Hz. v. Bourgogne, Philipp V., K. v. Spanien, + †1712. Stammvater der Bourbons + | in Spanien, Neapel u. Parma, †1746. + | +<b>Ludwig XV.</b>, †1774. + | +Ludwig, Dauphin, †1765. + ______|___________________________________ + | | | +<b>Ludwig XVI.</b>, <b>Ludwig XVIII.</b>, <b>Karl X.</b>, +†1793. †1824. †1836. + | | +Ludwig (XVII.), Karl Ferdinand, +†1795. Hz. v. Berry, + †1820. + | + Heinrich V., + Graf v. Chambord, + †1883. + + + <b>Heinrich IV.</b>, erster König aus dem Hause Bourbon, †1610. + | + <b>Ludwig XIII.,</b> †1643. + ...__|______________________ + | + Philipp, Hz. v. Orléans, †1701. + Gem. Elisabeth Charlotte v. d. Pfalz, †1721. + | + Philipp, Regent, †1723. + | + Ludwig, †1752. + | + Ludwig Philipp, †1785. + | + L. Philipp (Égalité), †1793. + | + <b>Ludwig Philipp</b>, + K. d. Franzosen, †1850. + _____________________________________________________________ +| | | | | | +Ferdinand, Ludwig, Klementine, Franz, Heinrich, Anton, +Hz. v. Orléans, Hz. v. Gem. August Hz. v. Hz. v. Hz. v. +†1842. Nemours, v. Koburg, Joinville, Aumale, Montpensier. + | †1896. †1907. †1900. †1897. †1890. + | |______________ |__ | +__|__________________ __|___________ | | +Ludw. Philipp, Robert, Gaston, Ferdinand, Peter, Anton, +Graf v. Paris, Hz. v. Graf v. Eu. Hz. v. Hz. v. Infant v. +†1894. Chartres. Alençon. Penthièvre Spanien. + | __|___________ | + | Johann, | _________|__________ + | Hz. v. Guise. 1. Pedro, Emanuel, Alfons. Louis Ferdinand. + | 2. Ludwig, Hz. v. +__|__________________________ 3. Anton. Vendôme. +Ludw. Philipp, Ferdinand, 3 Kinder. +Hz. v. Orléans. Hz. v. Montpensier. Karl Philipp. +</pre> + +<div class="sidenote">25. Aug.</div> + +<p>Aufstand in <i>Brüssel</i>, bald auch im ganzen Lande. +Prinz <i>Friedrich</i>, der zweite Sohn König Wilhelms I., +wird gezwungen, mit den holländischen Truppen Brüssel zu +verlassen; General <i>Chassé</i> behauptet die Citadelle von <i>Antwerpen</i>, +indem er die Stadt beschießen läßt. 18. Nov. <i>Unabhängigkeitserklärung</i> +des belgischen Nationalkongresses. Provisorische +Regierung.</p> + +<p>Die <i>Londoner</i> Konferenz der Großmächte (Lord <i>Palmerston</i> +englischer Minister) bewirkt Einstellung der Feindseligkeiten +und erkennt den neuen Staat an (Jan. 1831), der sich eine freisinnige +monarchische Verfassung gibt. Nachdem <i>Ludwig Philipp</i> +die auf seinen zweiten Sohn gefallene Königswahl abgelehnt +hat, wird zum <i>König der Belgier</i> gewählt</p> + +<div class="sidenote">1831–1865.</div> + +<p><b>Leopold I.</b> von Sachsen-Koburg (S. 352), der sich +mit einer Tochter Ludwig Philipps vermählt. Fortgang +des Kampfes mit Holland bis 1833. Einmarsch eines +französischen Heeres. Belagerung und Einnahme der Citadelle +von <i>Antwerpen</i>. Friede 1839.</p> + +<p>In <b>Deutschland</b> wird 1830 Herzog Karl von <i>Braunschweig</i> +vertrieben († 1873 in Genf); sein Bruder Wilhelm übernimmt +nach einem Beschluß des Bundestages die Regierung. Unruhen +in <i>Sachsen</i> und <i>Kurhessen</i>; in beiden Ländern wird 1831 eine +neue Verfassung verkündet, in <i>Hannover</i> 1833.</p> + +<div class="sidenote"><b>1830–1831.</b></div> + +<p><b>Polnischer Aufstand.</b> Erhebung in Warschau +(1830, 29. Nov.). Ein Mordversuch gegen den +Großfürsten <i>Konstantin</i>, Bruder des Kaisers Nikolaus (S. 347), +mißlingt. Provisorische Regierung mit Fürst <i>Adam Czartoryski</i> +an der Spitze. Kaiser Nikolaus durch den Reichstag +abgesetzt (1831, Jan.). Ein russisches Heer von 118000 Mann +unter General <i>Diebitsch</i> dringt in Polen ein; blutige <b>Gefechte +bei Grochow</b> (19.–25. Febr. 1831), wo die Polen der russischen +Übermacht lange Widerstand leisten, sich aber doch zuletzt auf +Praga zurückziehen müssen. Der Aufstand verbreitet sich über +Litauen und Podolien. Diebitsch siegt in der Schlacht bei +<b>Ostrolenka</b> (26. Mai), stirbt aber bald darauf an der Cholera. +Uneinigkeit der Polen, Bluttat der demokratischen Partei in +Warschau. Dadurch wird dem neuen russischen Oberfeldherrn +<i>Paskjewitsch</i> das Vordringen erleichtert, er erobert Warschau +(Sept. 1831). Bald wird der Aufstand im ganzen Lande unterdrückt. +Polen verliert die von Kaiser Alexander I. 1815 verliehene +Verfassung und wird fortan als russische Provinz mit +Strenge regiert.<span class="pagenum"><a name="Page_351" id="Page_351">[351]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1831.</div> + +<p>Aufstände in <i>Modĕna</i>, <i>Parma</i> und der <i>Romagna</i>, +mit österreichischer Hilfe unterdrückt.</p> + +<div class="sidenote">1833–1840.</div> + +<p>In <b>Spanien</b> Bürgerkrieg nach dem Tode Ferdinands +VII. Durch <i>Espartero</i> siegt nach blutigem +Kampfe die <i>Verfassungs</i>partei (Christinos) für die unmündige +Königin <i>Isabella II.</i> (1833–1868) und deren Mutter <i>Marie +Christine</i> (von Neapel) über die »Karlisten«, d. h. die Anhänger +des Prinzen Don <i>Carlos</i> (Bruder Ferdinands VII.), welcher 1839 +zur Flucht nach Frankreich genötigt wird († 1855 in Triest). +Verkündigung einer Verfassung.</p> + +<div class="sidenote">1837.</div> + +<p><i>Espartero</i> Regent (1841–1843), dann sein persönlicher +Feind <i>Narvaez</i>; dieser ruft die von Espartero +vertriebene Königin Marie Christine zurück und verstärkt +durch die abgeänderte Verfassung (1845) die königliche +Gewalt.</p> + +<div class="sidenote">1833.</div> + +<p>Aufstandsversuch in <i>Frankfurt a. M.</i> gegen den +deutschen Bundestag. Hierdurch und durch das +im Jahre vorher von der demokratischen Partei in Rheinbayern +veranstaltete <i>Hambacher Fest</i> werden wiederum (S. 345) die +Einsetzung politischer Untersuchungskommissionen, Verhaftungen +und Verurteilungen herbeigeführt.</p> + +<div class="sidenote">1833.</div> + +<p>Gründung des <b>deutschen Zollvereins,</b> angeregt +durch das <i>preußische Zollgesetz</i> von 1818, welches +alle Zollgrenzen im Innern des Landes aufhob und alle Zollstellen +an die Grenzen verlegte. Besondere Vereine der kleineren +Staaten, namentlich der 1828 gegründete mitteldeutsche Handelsverein +haben keinen Bestand. Nach und nach werden Verträge +mit Preußen abgeschlossen.</p> + +<p><i>Österreich</i>, wo 1835–1848 <b>Kaiser Ferdinand I.</b> regiert, +bleibt ausgeschlossen. Hannover, Braunschweig, Oldenburg, +Mecklenburg-Strelitz und Schaumburg-Lippe bilden 1834 den +<i>Steuerverein</i> und treten dem deutschen Zollverein erst 1851 bei. +Der Zollanschluß der Hansestädte Bremen und Hamburg erfolgt +erst 1888.</p> + +<div class="sidenote"><b>1837.</b></div> + +<p>Nach dem Tode Wilhelms IV., Königs von England +(1830–1837), folgt in <i>Hannover</i> nach dem salischen +Gesetze (s. S. 207) sein Bruder <i>Ernst August</i> (1837–1851), +welcher die 1833 für Hannover verkündigte Verfassung aufhebt, +weil sie ohne seine, des damaligen Thronerben, Zustimmung +zustande gekommen sei. Absetzung der 7 dagegen protestierenden +Göttinger Professoren (<i>Jakob</i>und <i>Wilhelm Grimm</i>, <i>Dahlmann</i>, +<i>Gervinus</i>, <i>Ewald</i>, <i>Albrecht</i> und <i>Weber</i>). Abgeänderte Verfassung +1840.</p> + +<div class="sidenote">1837 u. 1838.</div> + +<p>Streit der preußischen Regierung mit den Erzbischöfen +von <i>Köln</i> und <i>Gnesen-Posen</i>, besonders +wegen der konfessionellen Erziehung der Kinder aus gemischten +Ehen.<span class="pagenum"><a name="Page_352" id="Page_352">[352]</a></span></p> + +<div class="clear"> +<pre> + <b>Georg III.,</b> + K. v. England u. Hannover, + †1820. + _____|_________________________________________________ +| | | | +<b>Georg IV.,</b> <b>Wilhelm IV.,</b> Eduard, <b>Ernst August,</b> +K. v. E. u. H., K. v. E. u. H., Hz. v. Kent, K. v. Hannover, +†1830. †1837. †1820. †1851. + | | | + | <b>Viktoria,</b> <b>Georg V.,</b> + | K. v. England, K. v. + | †1901, Hannover, +Charlotte, Gem. Albert †1878. +†1817, v. Koburg, | +Gem. Leopold I. †1861. Ernst August, +v. Koburg, Hz. v. +†1865. Cumberland. + _____|______ + Georg Wilhelm. Ernst August. + + Albert, + †1861, + Gem. + Viktoria + v. Engl., + †1901. + _______________________________________________|___________________ +| +Viktoria, <b>Eduard VII.,</b> <b>Alfred,</b> Arthur, Leopold +†1901, †1910. Hz. v. Hz. v. Hz. v. Albany, +Gem. K. v. England, Koburg, Connaught. †1884. +Friedr. III. Gem. Alexandra †1900. | +v. Preußen. v. Dänemark. <b>Karl Eduard,</b> + | Hz. v. Koburg. + <b>Georg V.,</b> | + Gem. Mary v. Teck. Johann Leopold. + _______________|___________________________________ +Eduard, Prinz v. Wales; Albert, Heinrich, Georg, Johann. + + + <b>Franz,</b> + Hz. v. Koburg, + †1806. + _______|___________________________________________________ +| | | +<b>Ernst I.</b> Ferdinand <b>Leopold I.,</b> +Hz. v. Koburg, Gem. Fürstin v. Kohary, K. d. Belgier, +†1844. †1851. †1865. + __|_______________ __|_____________________ __|__________________ +| | | | | | | +<b>Ernst II.,</b> Albert, <b>Ferdinand II.,</b> August, <b>Leopold II.,</b> Philipp, + †1861, †1885, G. Gem. K. d. Belgier, G. v. + Gem. Maria da Klementine †1909. Flandern, + Viktoria Gloria, K. v. †1905. + v. Engl., v. Portugal, Orléans, + †1901. †1853. †1907. + ________________________|__ | + | | _______|________ + <b>Pedro V.,</b> <b>Ludwig I.,</b> | | + K. v. K. v. Philipp, <b>Ferdinand,</b> + Portugal, Portugal, Prinz v. 1887 Fürst, + †1861. †1889. Koburg. 1908 K. v. + | Bulgarien. + <b>Karl I.,</b> | + K. v. Portugal 1. Boris, + †1908. Prinz v. + | Tirnowa. + | 2. Kyrill. + <b>Manuel II.,</b> + K. v. Portugal, + vertrieben 1910. <b>Albert I.,</b> + K. d. Belgier. + _________|________ + | | + Leopold. Karl. +</pre> +</div> +<p><span class="pagenum"><a name="Page_353" id="Page_353">[353]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1840–1861.</b></div> + +<p><b>Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen,</b> +bei seinem Regierungsantritt mit großen Erwartungen +begrüßt. Amnestie für politische Vergehen, Freilassung +der verhafteten Erzbischöfe von Köln und Gnesen-Posen. +1847 Berufung des <i>ersten vereinigten Landtags</i> nach +Berlin (s. Anhang).</p> + +<div class="sidenote"><b>1837–1901.</b></div> + +<p><b>Viktoria, Königin von England,</b> Nichte <i>Wilhelms +IV.</i>, 1840 vermählt mit <i>Albert</i> von Sachsen-Koburg +(prince-consort, † 1861). Vgl. die Stammtafel S. 352. +In Irland vergebliche Bestrebungen für den Widerruf (<i>repeal</i>) +der seit 1801 bestehenden parlamentarischen Vereinigung mit +England (<i>O’Connell,</i> † 1847). In England Bewegung für den +Freihandel (Richard <i>Cobden</i> in Manchester); die Abschaffung +der beschränkenden Korngesetze wird 1846 erreicht.</p> + +<p>Krieg gegen <i>Afghanistan</i> 1839–1842; durch zwei Kriege +gegen die <i>Sikhs</i> (1845–1849) wird das Pendschab-Gebiet unterworfen. +Krieg gegen <i>China</i> 1810 wegen Verbots der Opiumeinfuhr +aus Indien (<i>Opiumkrieg</i>); 1842 werden fünf chinesische +Häfen den Europäern geöffnet, der Opiumhandel gestattet, die +Insel <i>Hongkong</i> an England abgetreten. In <i>Hinterindien</i> erwirbt +England durch Kriege gegen das Reich <i>Birma</i> 1826 die +Küste von Arakan und die Landschaft Assam, 1853 das Mündungsgebiet +des Irawadi (Pegu), 1886 ganz Birma (s. § 13).</p> + +<p>In <b>Frankreich</b> versucht während der Regierung Ludwig +Philipps der Neffe Napoleons I., <b>Louis Napoleon,</b><a name="FNanchor_57_57" id="FNanchor_57_57"></a><a href="#Footnote_57_57" class="fnanchor">[57]</a> 1836 in +<i>Straßburg</i> und 1840 in <i>Boulogne</i> einen Aufstand. Er wird +das erstemal auf einem französischen Kriegsschiff nach Amerika +geschickt, das zweitemal zu lebenslänglicher Haft verurteilt, +entkommt aber 1846 aus der Festung Ham.</p> + +<div class="sidenote"><b>1840.</b></div> + +<p>Beginn der <i>Befestigung von Paris</i> unter dem +Ministerium <i>Thiers</i> aus Anlaß einer Kriegsgefahr, +welche dadurch entstanden war, daß Frankreich sich des aufständischen +<i>Mehemed Ali</i> von Ägypten (s. S. 347) gegen den +Sultan annahm. Frankreichs Kriegsdrohung gegen Deutschland +erregt das Nationalgefühl gewaltig. Nik. <i>Beckers</i> Rheinlied, +<i>Schneckenburgers</i> »Wacht am Rhein«. Bündnis der 4 anderen +Großmächte; Frankreich gibt nach, an Stelle von Thiers tritt +<i>Guizot</i> (Okt. 1840). Mehemed Ali, dessen Sohn Ibrahim die +Türken 1839 bei <i>Nisib</i> in Syrien besiegt hatte, muß auf Verlangen +Englands (Lord <i>Palmerston</i>) Syrien räumen und behält +nur die <i>erbliche</i> Herrschaft über <i>Ägypten</i> unter Oberhoheit der +Pforte.<span class="pagenum"><a name="Page_354" id="Page_354">[354]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1840.</b> +15. Dez.</div> + +<p>Die Überreste Napoleons I., durch den Prinzen von +Joinville, dritten Sohn Ludwig Philipps, von St. +Helena nach Paris gebracht, werden dort im Dom +der Invaliden feierlich beigesetzt.</p> + +<p>Langwierige Kriege in <b>Algier</b> (S. 348) zur Eroberung des +inneren Landes (Marschall <i>Bugeaud</i>, General aus Napoleons +Schule). <i>Abd-el-Kader</i>, Anführer der Araber und Kabylen, +wird 1847 gefangen, 1852 nach Kleinasien entlassen.</p> + +<div class="sidenote">1846.</div> + +<p>Der Freistaat <b>Krakau</b> wird wegen erneuter polnischer +Aufstandsversuche durch Beschluß der +Schutzmächte (S. 341) dem Kaiserreich <i>Österreich</i> +einverleibt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1847.</b></div> + +<p><b>Sonderbundskrieg in der Schweiz.</b> Sieben katholische Kantone sagen sich von der Eidgenossenschaft +los, werden aber von den Bundestruppen unter General +Dufour besiegt. Darauf (1848) Umgestaltung des <i>Staatenbundes</i> (S. 341) souveräner Kantone zu einem <i>Bundesstaat</i> (Föderativrepublik +von 25 Staaten, vgl. S. 302). An die Stelle der bisherigen +Tagsatzung, in der abwechselnd Zürich, Bern und +Luzern Vorort gewesen war, tritt die <b>Bundesversammlung</b> in +<b>Bern</b>, bestehend aus 1. <i>Ständerat</i> (44 Vertreter der einzelnen +Kantone), 2. <i>Nationalrat</i> (Vertreter der ganzen Schweizer Bevölkerung, +nach Maßgabe der Volkszahl gewählt). Die vollziehende +Gewalt übt der von der Bundesversammlung gewählte +<b>Bundesrat</b> (7 Mitglieder, auf 3 Jahre gewählt). Bundesgericht, +einheitliches <i>Militär-, Post-</i>und <i>Münzwesen</i> (s. § 14).</p> + + +<h4>§ 4. Die Revolutionszeit 1848–1852.</h4> + +<p>In Frankreich führt die Unzufriedenheit mit der Politik des +Ministeriums <i>Guizot</i> und den noch bestehenden Beschränkungen +des <i>Wahlrechts</i> zur</p> + +<div class="sidenote"><b>1848.</b> +22.–24. +Febr.</div> + +<p><b>Pariser Februarrevolution.</b> Straßenkampf gegen +die Truppen; Barrikaden erbaut. Die Nationalgarde +bleibt untätig, die Truppen geben den Kampf +bald auf. <i>Ludwig Philipp</i> flieht nach England +(† 1850). Seine Thronentsagung zu Gunsten seines Enkels, des +<i>Grafen von Paris</i> (S. 349), wird nicht beachtet, sondern die +Republik proklamiert. Die Deputiertenkammer wählt eine +provisorische Regierung. <i>Lamartine</i> als Mitglied derselben +hindert Verwüstung und Plünderung. Eine <i>Nationalversammlung</i> wird nach Paris berufen, um die Verfassung der +Republik festzustellen. Die Forderungen der Sozialisten (<i>Louis +Blanc</i>) führen zur Einrichtung von <i>Nationalwerkstätten</i> in +Paris, in denen jedem französischen Bürger vom Staate Arbeit +und Lohn geboten werden soll. Diese erweisen sich jedoch +bald als kostspielig und zwecklos.<span class="pagenum"><a name="Page_355" id="Page_355">[355]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1848.</b> +23.–26. +Juni.</div> + +<p>Blutiger Straßenkampf in Paris nach Schließung +der Nationalwerkstätten. General <i>Cavaignac</i> erhält +durch Beschluß der Nationalversammlung diktatorische +Gewalt und wirft den Aufstand der Arbeiter +nieder (gegen 10000 getötet, viele deportiert).</p> + +<div class="sidenote">10. Dez.</div> + +<p>Prinz <b>Louis Napoleon</b> (S. 353) wird infolge der +Furcht aller Besitzenden vor dem Sozialismus und +unter dem Einfluß der Geistlichkeit durch <i>Volksabstimmung</i> +(Plebiscit) mit fast 6 Millionen Stimmen zum <i>Präsidenten</i> +der französischen Republik erwählt. Seine Regierung findet +Beifall, doch weigert sich die Nationalversammlung, die Verfassung +abzuändern, welche die Wiederwahl desselben Präsidenten +erst nach 4 Jahren gestattet.</p> + +<div class="sidenote"><b>1851.</b> +2. Dez.</div> + +<p><b>Staatsstreich Louis Napoleons.</b> Er läßt die angesehensten +Mitglieder der Nationalversammlung +verhaften, erklärt diese für aufgelöst, fordert +wiederum <i>Volksabstimmung</i>, läßt Aufstandsversuche in Paris +am 3. und 4. Dez. blutig niederwerfen. Er wird mit mehr als +7 Mill. Stimmen zum <i>Präsidenten auf 10 Jahre</i> erwählt. Am +14. Jan. 1852 verkündet er eine neue, der des ersten Kaiserreiches +ähnliche Verfassung (Senat, gesetzgebender Körper, s. +S. 318). Feierliche Friedensversicherungen gegenüber den europäischen +Staaten, besonders durch eine Rede in Bordeaux +(»<i>L’Empire c’est la paix</i>«). Auf Grund eines Senatsbeschlusses +und einer <i>dritten Volksabstimmung</i> besteigt er als</p> + +<div class="sidenote"><b>1852.</b> +2. Dez.</div> + +<p><b>Napoleon III., Kaiser der Franzosen</b> (1852–1870) +den Thron und wird bald von allen Mächten anerkannt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1848.</b> +Frühjahr.</div> + +<p><b>Revolutionäre Bewegungen in Deutschland und +Österreich.</b> Eine badische Volksversammlung bei +<i>Mannheim</i> (27. Febr.) fordert Preßfreiheit, Schwurgerichte, +Vereinsrecht, Volksbewaffnung, deutsches Parlament. +Ähnliche Versammlungen finden in Württemberg, Hessen-Darmstadt, +Nassau u. a. Staaten statt. Die Regierungen zeigen sich +nachgiebig; der <i>Bundestag in Frankfurt</i> hebt die Zensur für +Druckschriften auf.</p> + +<div class="sidenote">13.–15. +März.</div> + +<p>Aufstand in Wien. Metternich, seit 1809 leitender +Minister Österreichs, wird vertrieben. <i>Bürgerwehr</i> +und <i>Studenten</i> herrschen in der Stadt.</p> + +<div class="sidenote">18. März.</div> + +<p>Straßenkampf in Berlin, obwohl der König <i>Friedrich +Wilhelm IV.</i> schon aus freien Stücken eine Verfassung +und Preßfreiheit versprochen hatte. Die <i>unbesiegten,</i> +aber ermatteten Truppen verlassen auf Befehl des Königs am +19. ihre Stellungen und marschieren aus der Stadt. Bildung +einer Bürgerwehr. Berufung einer <i>preußischen Nationalversammlung</i> +nach Berlin. Prinz <i>Wilhelm</i> geht auf Befehl seines +Bruders nach England.<span class="pagenum"><a name="Page_356" id="Page_356">[356]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1848.</b> +20. März.</div> + +<p>Infolge wiederholter Unruhen in <b>München</b> dankt +König <i>Ludwig I.</i> († 1868) zu Gunsten seines Sohnes +<i>Maximilian II.</i> (1848–1864) ab.</p> + +<div class="sidenote">15. Mai.</div> + +<p><i>Zweiter</i> Aufstand in <b>Wien</b>, welcher die Einberufung +eines <i>österreichischen Reichstags</i> erzwingt. Kaiser +Ferdinand I. verläßt Wien und geht nach <i>Innsbruck</i>.</p> + +<div class="sidenote">Juni.</div> + +<p><b>Slavenkongreß</b> in Prag, von den <b>Tschechen</b> (<i>Palacki</i>) +ausgeschrieben, um die Bestrebungen der +slavischen Völker Österreichs <i>gegen das Deutschtum</i> zu vereinigen. +Im Anschluß daran tschechische Erhebung in <b>Prag</b>, +besiegt durch Fürst <i>Windischgrätz</i>.</p> + +<div class="sidenote">31. Okt.</div> + +<p>Einnahme des aufständischen <b>Wien</b> durch kaiserliche +Truppen (<i>Windischgrätz,</i> <i>Jellachich</i> Ban von +Kroatien). <i>Robert Blum</i>, Mitglied des Frankfurter Parlaments, +und viele andere werden erschossen. Der Reichstag wird nach +<i>Kremsier</i> verlegt. Fürst Felix <i>Schwarzenberg</i> übernimmt das +Ministerium.</p> + +<div class="sidenote">9. Nov.</div> + +<p>Die preußische Nationalversammlung in <b>Berlin</b> wird +auf Befehl des Königs (Ministerium <i>Brandenburg-Manteuffel</i>) +vertagt und zum 27. Nov. nach +<i>Brandenburg</i> berufen.</p> + +<div class="sidenote">10. Nov.</div> + +<p>General <i>Wrangel</i> rückt, ohne Widerstand zu finden, +in <i>Berlin</i> ein. Erklärung des Belagerungszustandes, +Entwaffnung der Bürgerwehr. — Da die Nationalversammlung +in Brandenburg nicht in beschlußfähiger Zahl zusammenkommt, +befiehlt der König</p> + +<div class="sidenote">5. Dez.</div> + +<p><i>Auflösung</i> der Nationalversammlung und Verkündigung +einer preußischen <i>Verfassung</i>, welche +nach Beratung durch die neu zu wählenden +Kammern in Gültigkeit treten soll.</p> + +<div class="sidenote"><b>1848–1849.</b></div> + +<p><b>Aufstand in Oberitalien gegen Österreich</b>.</p> + +<p>Beginn der Erhebung in <i>Mailand</i> (18. März 1848) +die österreichischen Truppen ziehen sich nach der Festung <i>Verona</i> +zurück. König <i>Karl Albert</i> von <i>Sardinien</i> (1831–1849), +welcher Italien befreien will, wird bei <b>Custozza</b> (25. Juli) von +dem Feldmarschall <b>Radetzki</b> vollständig geschlagen. <i>Mailand</i> +von den Österreichern wieder eingenommen.</p> + +<p>Waffenstillstand bis 20. März 1849, darauf erzwingt +<i>Radetzki</i> durch die Siege bei <i>Mortara</i> (21. März) und <b>Novara</b> +(23. März) den Frieden. <i>Karl Albert</i> dankt zu Gunsten seines +Sohnes <i>Viktor Emanuel</i> (1849–1878) ab. Einnahme von <i>Brescia</i> +nach furchtbarem Straßenkampf; Grausamkeit des Generals +<i>Haynau</i> gegen die Gefangenen.</p> + +<p>In <b>Venedig</b> nach Abzug der österreichischen Besatzung +(1848, März) erst <i>provisorische</i> Regierung im Namen des <i>Königs +von Sardinien</i>, dann nach der Niederlage des italienischen<span class="pagenum"><a name="Page_357" id="Page_357">[357]</a></span> +Heeres <i>Republik</i> (Präsident <i>Manin</i>). Belagerung und Einnahme +Venedigs durch die Österreicher (August 1849). Das ganze +lombardo-venetianische Königreich ist der Herrschaft Österreichs +wieder unterworfen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1848–1849.</b></div> + +<p><b>Aufstand der Ungarn gegen Österreich.</b> Die +Ungarn (Magyaren) verlangen und erhalten ein +eigenes Ministerium (1848, April). Graf <i>Batthyany</i> Ministerpräsident, +<b>Kossuth</b> (spr. <i>Kóschūt</i>) Finanzminister. Reichstag +in Pest unter Vorsitz des Erzherzogs <i>Stephan</i> als <i>Palatin</i>. Der +<i>Widerstand</i> der <i>slavischen</i> Bevölkerung und der <i>Nebenländer</i> +der Krone Ungarn (<i>Kroatien, Siebenbürgen</i>) gegen die magyarischen +Ansprüche, ihre Forderung politischer Gleichberechtigung +werden vom Wiener Hofe unterstützt. <i>Jellachich</i>, zum +<i>Ban von Kroatien</i> ernannt, fällt mit Heeresmacht in Ungarn +ein; Erzherzog <i>Stephan</i> legt sein Amt nieder. Graf <i>Lamberg, +kaiserlicher Statthalter</i> von Ungarn, wird in Pest ermordet +(Sept.); der Kaiser verfügt die Auflösung des Reichstages.</p> + +<p>Nach Abdankung <i>Ferdinands I.</i> (2. Dez. 1848) besteigt +den Thron sein Neffe (S. 282)</p> + +<div class="sidenote"><b>Seit 1848.</b></div> + +<p><b>Franz Joseph I.</b>, Kaiser von Österreich. Der ungarische +Reichstag erkennt den Thronwechsel nicht +an. Fürst <i>Windischgrätz</i> rückt mit einem österreichischen +Heere in Ungarn ein. <i>Kossuth</i> zieht sich mit den magyarischen +Behörden nach <i>Debreczin</i> zurück, Windischgrätz besetzt Pest +(1849, Jan.), besiegt ein ungarisches, von dem polnischen General +<i>Dembinski</i> geführtes Heer bei <i>Kapolna</i> (Febr.). In Siebenbürgen +ist der polnische General <i>Bern</i>, welchem Kossuth ein Kommando +übergeben hatte, siegreich gegen österreichische Truppen und +die von diesen zu Hilfe gerufenen <i>Russen</i>. Der ungarische +General <i>Görgey</i> überschreitet mit 50000 Mann die Theiß, entsetzt +die belagerte Festung <i>Komorn</i>. Windischgrätz von der +Regierung in Wien abberufen, Pest geräumt; in <i>Ofen</i> bleibt +eine österreichische Besatzung. Infolge der Verkündigung +einer</p> + +<div class="sidenote"><b>1849.</b> +4. März.</div> + +<p><b>Gesamtverfassung für Österreich</b>, welche die alte +ungarische Verfassung aufhebt, spricht auf Kossuths +Antrag der Reichstag die Absetzung des Hauses +<i>Habsburg-Lothringen</i> aus. <i>Kossuth</i> wird als »Gouverneur« +zum Haupt der magyarischen Regierung ernannt. <i>Görgey</i> erstürmt +<i>Ofen</i> (21. Mai); Kossuth und der Reichstag halten einen +pomphaften Einzug in Pest. Unterdes wird bei einer Zusammenkunft +der <i>Kaiser</i> von <i>Österreich</i> und <i>Rußland</i> in +<i>Warschau</i> die <b>russische Intervention</b> verabredet und ein gemeinsamer +Kriegsplan für die Unterwerfung Ungarns festgestellt.</p> + +<p>Ein russisches Heer von 80000 Mann unter <i>Paskjewitsch</i> +überschreitet die Karpathen (Juni), ein zweites rückt von der +Walachei aus vor, von Westen her die Österreicher unter<span class="pagenum"><a name="Page_358" id="Page_358">[358]</a></span> +<i>Haynau</i>. Die magyarische Regierung zieht sich nach <i>Szegedin</i> +zurück. <i>Kossuth</i> legt bald darauf die Regierungsgewalt nieder, +die Diktatur wird <i>Görgey</i> übertragen. Dieser entschließt</p> + +<div class="sidenote"><b>1849.</b> +13. Aug.</div> + +<p>sich zur <b>Kapitulation von Vilagos</b> und +streckt mit 25000 Mann vor dem russischen General +<i>Rüdiger</i> die Waffen. Die meisten andern ungarischen +Führer ergeben sich auf Gnade und Ungnade; nur +<i>Klapka</i>, der Komorn verteidigt, erhält eine ehrenvolle Kapitulation. +<i>Kossuth, Bem, Dembinski</i> retten sich auf türkisches +Gebiet. Haynau verhängt über die gefangenen Häupter des +Aufstandes ein furchtbares Strafgericht. Graf Batthyany nebst +vielen anderen hingerichtet, ihre Güter eingezogen. Aufhebung +der ungarischen Verfassung, Siebenbürgen und Kroatien werden +von Ungarn getrennt.</p> + +<p>Die <i>Gesamtverfassung für Österreich,</i> welche nie wirklich +ins Leben getreten war, wird am 31. Dez. 1851 für aufgehoben +erklärt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1848–1850.</b></div> + +<p><b>Versuche, Deutschland zu einigen.</b></p> + +<div class="sidenote"><b>1848.</b> +31. März.</div> + +<p>Mit Zustimmung des Bundestages tritt in <i>Frankfurt +am Main</i> ein aus Mitgliedern deutscher Ständeversammlungen +gebildetes <b>Vorparlament</b> zusammen +und beschließt die Berufung einer +<i>deutschen Nationalversammlung</i> zur Feststellung +der deutschen Reichsverfassung.</p> + +<div class="sidenote">April.</div> + +<p>Eine republikanische Erhebung in <i>Baden</i> (Hecker, +Struve, Herwegh) wird durch deutsche Bundestruppen +schnell unterdrückt.</p> + +<div class="sidenote">18. Mai.</div> + +<p><b>Deutsche Nationalversammlung (Parlament)</b> in +Frankfurt am Main (Paulskirche). Auf des Präsidenten +<i>Heinrich von Gagern</i> Vorschlag wird <b>Erzherzog Johann</b> +von Österreich zum <b>Reichsverweser</b> erwählt; der Bundestag +löst sich auf. Erzherzog Johann ernennt ein Reichsministerium; +doch zeigt sich bald, daß die neu geschaffene <i>Zentralgewalt</i> +weder den <i>Einzelstaaten</i> noch dem <i>Auslande</i> gegenüber wirkliche +Macht hat.</p> + +<div class="sidenote">18. Sept.</div> + +<p>Volksaufstand in Frankfurt, veranlaßt durch die +Annahme des Waffenstillstandes mit Dänemark +(s. S. 362). Zwei Mitglieder der Nationalversammlung, +Fürst <i>Lichnowski</i> und General <i>v. Auerswald,</i> +von Volkshaufen ermordet.</p> + +<div class="sidenote"><b>1849.</b> +März.</div> + +<p>Vollendung der <b>deutschen Reichsverfassung</b> nach +lebhaften Parteikämpfen in der Nationalversammlung +(»<i>Großdeutsche</i>«, welche Österreich an der +Spitze Deutschlands erhalten wollen, und »<i>Kleindeutsche</i>«, +welche Ausschluß Österreichs und engeren Bund unter Preußens +<span class="pagenum"><a name="Page_359" id="Page_359">[359]</a></span>Führung anstreben). An der Spitze des Reichs soll ein erblicher +<i>Kaiser</i> stehen, neben ihm ein Reichstag, bestehend aus +<i>Staatenhaus</i> (zur Hälfte von den Regierungen, zur Hälfte von +den Volksvertretungen der Einzelstaaten zu ernennen) und <i>Volkshaus</i> +(aus allgemeinen und direkten Wahlen hervorgehend). +Kaiserwahl am 28. März.</p> + +<div class="sidenote"><b>1849.</b> +3. April.</div> + +<p>König <i>Friedrich Wilhelm IV.</i> von Preußen erklärt +die ihm angetragene Würde eines <b>Kaisers der +Deutschen</b> nur mit Zustimmung <i>aller</i> deutschen +Regierungen annehmen zu können. Endgültige Ablehnung am +28. April, nachdem inzwischen 28 kleinere Staaten zugestimmt +haben.</p> + +<div class="sidenote">Mai.</div> + +<p>Aufstand in <b>Dresden,</b> um die Einführung der +Reichsverfassung zu erzwingen, mit preußischer +Hilfe niedergeworfen.</p> + +<p>In <b>Baden</b> und der bayrischen <b>Pfalz</b> republikanischer Aufstand +unter Beteiligung des Heeres. Preußische und deutsche +Bundestruppen rücken ein unter dem Oberbefehl des Prinzen +<i>Wilhelm</i> von Preußen. Die Aufständischen in mehreren Treffen +besiegt, die Festung <i>Rastatt</i> (22. Juli) zur Übergabe gezwungen. +Abberufung und Austritt einer großen Zahl Abgeordneter aus +der Frankfurter Nationalversammlung. Das »<i>Rumpfparlament</i>«, +welches seinen Sitz in <i>Stuttgart</i> nimmt, wird (18. Juni) von +der württembergischen Regierung aufgelöst.</p> + +<div class="sidenote">Dez.</div> + +<p>Erzherzog <i>Johann</i> legt die Würde des Reichsverwesers +nieder.</p> + +<p>Die Fürsten von <i>Hohenzollern</i> (Hechingen und +Sigmaringen) legen die Regierung nieder; ihre +Gebiete werden mit <i>Preußen</i> vereinigt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1850.</b> +6. Febr.</div> + +<p>In Preußen wird die revidierte Verfassung von dem +Könige und den Kammern feierlich beschworen. +Die gesetzgebende Gewalt wird fortan »gemeinschaftlich +durch den König und die beiden Häuser des <i>Landtags</i> +ausgeübt«. Der König ist unverantwortlich und wird von +verantwortlichen Ministern beraten. Jeder Regierungsakt des +Königs muß von einem Minister gegengezeichnet sein. An +Stelle der »ersten Kammer« tritt 1854 das <i>Herrenhaus</i>, bestehend +aus Mitgliedern, welche der König erblich oder auf +Lebenszeit ernennt. Das <i>Abgeordnetenhaus</i> geht aus öffentlichen, +indirekten Dreiklassenwahlen (Wahlmänner) hervor. Jetzt +433 Mitglieder. Die Legislaturperioden früher dreijährig, seit +1888 fünfjährig. Die Abgeordneten erhalten Tagegelder und +Reisekosten.</p> + +<p>Preußens Versuch, eine <b>deutsche Union</b> mit Ausschluß +Österreichs zu schaffen (General <i>v. Radowitz</i>), gestützt auf den +am 26. Mai 1849 mit Sachsen und Hannover geschlossenen +<span class="pagenum"><a name="Page_360" id="Page_360">[360]</a></span><i>Dreikönigsbund,</i> gefördert durch eine Versammlung von Mitgliedern<br /> +<span style="margin-left: 1em;">der früheren erbkaiserlichen Partei des Frankfurter</span><br /> +Parlaments zu <i>Gotha</i> (Juni 1849) und durch den Beitritt der +meisten kleineren Staaten, führt zu dem</p> + +<div class="sidenote"><b>1850.</b> +20. März.</div> + +<p><b>Erfurter Parlament</b>, welches die Beratung über +die Verfassung der deutschen Union schnell zu Ende +führt. Darauf</p> + +<div class="sidenote">Mai.</div> + +<p><b>Fürstenkongreß zu Berlin</b>, aber keine Einigung, +zumal da Sachsen und Hannover sich schon vorher +von dem Dreikönigsbund losgesagt und auf Österreichs Betreiben +mit Bayern und Württemberg den »Vierkönigsbund« +geschlossen haben.</p> + +<p>Den preußischen Unionsbestrebungen tritt Österreich nach +der Niederwerfung des ungarischen Aufstandes (S. 357f.) entschlossener +entgegen durch Berufung einer Konferenz der ihm +anhängenden Staaten nach Frankfurt (10. Mai) und +Einladung zur</p> + +<div class="sidenote">1. Sept.</div> + +<p><b>Wiedereröffnung des Frankfurter Bundestages.</b></p> + +<p>Verfassungskampf im <i>Kurfürstentum Hessen</i>; +Kurfürst <i>Friedrich Wilhelm</i> sucht durch seinen Minister <i>Hassenpflug</i> +die Verfassung von 1831 zu beseitigen. Wiederholte +Auflösung der Ständeversammlung; Kriegszustand über das +Land verhängt (7. Sept.). Widerstand der Behörden und Gerichte. +Der Kurfürst verläßt das Land und erhält die Hilfe +des von Österreich wiederhergestellten, von Preußen und seinen +Bundesgenossen nicht beschickten Bundestages zugesagt.</p> + +<p>Bruch zwischen <i>Österreich und Preußen</i>, das die Intervention +des Bundestages in Hessen nicht dulden will. Kaiser +Franz Joseph hat in <i>Bregenz</i> eine Zusammenkunft mit den +Königen von Bayern und Württemberg, darauf in <i>Warschau</i> +(28. Okt.) mit Kaiser Nikolaus von Rußland, der den preußischen +Gesandten Graf Brandenburg zum Nachgeben ermahnt. Bundesexekution +gegen <i>Hessen</i> durch bayrische und österreichische +Truppen wird in Frankfurt beschlossen. Auch preußische +Truppen rücken in Hessen ein, ziehen sich aber nach einem +Zusammenstoß der Vorposten bei <i>Bronnzell</i> (8. Nov.) zurück. +Friedrich Wilhelm IV. entläßt den Minister v. Radowitz und +gibt die Unionsbestrebungen auf.</p> + +<div class="sidenote">29. Nov.</div> + +<p><b>Vertrag zu Olmütz</b> (<i>Manteuffel</i> und <i>Schwarzenberg</i>). +Preußen fügt sich allen Forderungen Österreichs. +<i>Schleswig-Holstein</i> wird den Dänen überlassen, in +<i>Hessen</i> die unumschränkte Herrschaft des Kurfürsten wiederhergestellt. +Preußen verzichtet auf seine Pläne hinsichtlich der +Neugestaltung Deutschlands; für die deutsche Verfassung werden +Konferenzen in <i>Dresden</i> anberaumt, welche die</p> + +<div class="sidenote"><b>1851.</b></div> + +<p><span class="pagenum"><a name="Page_361" id="Page_361">[361]</a></span><b>Wiederherstellung des deutschen Bundes</b> beschließen. +Österreich hat in den deutschen Verhältnissen +ebenso wie in seinen inneren Kämpfen gegen die +nationalen Aufstände gesiegt. Doch hält Preußen den <i>Zollverein</i> +(S. 351) aufrecht, welchem nun auch Hannover und +Oldenburg beitreten, und begründet allmählich eine <i>preußische +Kriegsflotte</i>, indem es mehrere von den 1852 im Auftrage des +Bundestages versteigerten Schiffen übernimmt, welche die +deutsche Nationalversammlung 1849 als <i>deutsche Flotte</i> gegen +Dänemark zusammengebracht hatte (S. 361). Ein Gebiet an +der <i>Jahdemündung</i> wird 1853 durch Vertrag mit Oldenburg +erworben zur Anlage des Kriegshafens <i>Wilhelmshaven</i>, an der +Nordsee.</p> + +<div class="sidenote"><b>1848–1850.</b></div> + +<p><b>Schleswig-Holsteins Erhebung gegen Dänemark.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: »Offener Brief« des Königs +Christian VIII. (1839–1848) vom 8. Juli 1846, welcher den Fortbestand +der Union der <i>Herzogtümer</i> mit <i>Dänemark</i> trotz des +in den beiden Staaten verschiedenen Erbfolgerechts (s. S. 268) +verfügt. Ein Aufstand in Kopenhagen (30. März 1848) zwingt +seinen Nachfolger Friedrich VII., die <b>Einverleibung Schleswigs</b> +in Dänemark auszusprechen. Nach der bis dahin nie bezweifelten +Thronfolge mußten die Herzogtümer nach dem +Aussterben des Königlichen Mannesstammes an den Herzog +<i>Christian</i> von Sonderburg-Augustenburg fallen. Daher Aufstand +in den Herzogtümern und Bildung einer <i>provisorischen Landesregierung</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1848.</b> +April.</div> + +<p>Preußische und andere deutsche Bundestruppen +kommen den Schleswig-Holsteinern, welche sich +eine Armee neu bilden müssen, zu Hilfe. General +<i>v. Wrangel</i> vertreibt die Dänen aus dem <i>Danewerk</i> bei <i>Schleswig</i> +(23. April) und dringt bis nach Jütland vor. Aber die Verluste +des Ostseehandels durch die dänische Blockade und englisch-russischer +Einfluß bewirken den Abschluß eines Waffenstillstandes +zu <b>Malmö</b>. Eine <i>»gemeinschaftliche Regierung«</i> wird für die +Herzogtümer eingesetzt. Unzufriedenheit mit diesem Waffenstillstand +in ganz Deutschland; die Nationalversammlung zu Frankfurt +genehmigt ihn nach heftigen Verhandlungen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1849.</b> +März.</div> + +<p>Einsetzung einer <i>Statthalterschaft</i> für Schleswig-Holstein +durch die deutsche Zentralgewalt.</p> + +<p>Bei <i>Eckernförde</i> wird das Linienschiff <i>Christian VIII.</i> +in Brand geschossen und die Fregatte <i>Gefion</i> genommen (5. April). +Erstürmung der Düppeler Höhen durch bayrische und sächsische +Truppen (13. April). Das schleswig-holsteinische Heer, geführt +von dem preußischen General <i>v. Bonin</i>, besiegt die Dänen bei +<i>Kolding</i> (23. April). Doch wiederum wird die Weiterführung +des Krieges durch die Drohungen Englands und Rußlands gelähmt. +Die neu gegründete <i>deutsche Flotte</i> liefert den Dänen +ein Seetreffen bei <i>Helgoland</i> (5. Juni), ist aber dann genötigt, +<span class="pagenum"><a name="Page_362" id="Page_362">[362]</a></span>untätig in der Wesermündung zu bleiben. Das schleswig-holsteinische +Heer belagert die Festung <i>Fridericia</i>, erleidet +aber durch einen glücklichen Ausfall der Dänen bedeutende +Verluste.</p> + +<div class="sidenote"><b>1849.</b> +Juli.</div> + +<p>Waffenstillstand zwischen <i>Preußen</i> und <i>Dänemark</i>; +Schleswig soll im Norden von schwedischen, im +Süden von preußischen Truppen besetzt und von +einer dänisch-preußischen Kommission verwaltet werden. Die +schleswig-holsteinische Armee geht über die Eider zurück; Holstein +bleibt noch unter der Statthalterschaft. Nach Abschluß +des Friedens zwischen Preußen und Dänemark (Juli 1850) werden +alle preußischen Offiziere aus der schleswig-holsteinischen Armee +abberufen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1850.</b></div> + +<p>Die von Deutschland verlassenen Schleswig-Holsteiner +kämpfen allein weiter. Der ehemalige preußische +General <i>v. Willisen</i> übernimmt den Oberbefehl über ihr Heer. +Er wird bei <b>Idstedt</b> (24. und 25. Juli) geschlagen, Schleswig +von den Dänen besetzt. In dem Gefecht bei <i>Missunde</i> (12. Sept.) +werden die Schleswig-Holsteiner ebenfalls besiegt, auch beim +Sturm auf <i>Friedrichstadt</i> (4. Okt.) mit Verlust zurückgeschlagen.</p> + +<p>Der inzwischen wiederhergestellte <b>deutsche Bund</b> erzwingt +unter dem Einfluß Österreichs die Einstellung der Feindseligkeiten. +Holstein wird mit preußischer Zustimmung von österreichischen +Truppen besetzt (Jan. 1851) und den Dänen gegen +das Versprechen »die Rechte der Herzogtümer zu wahren« +überlassen (Febr. 1852).</p> + +<div class="sidenote"><b>1852.</b> +8. Mai.</div> + +<p><b>Londoner Vertrag</b> (Protokoll), unterzeichnet von +den fünf <i>Großmächten</i>, <i>Schweden</i> und <i>Dänemark</i>. +Um den Bestand des dänischen Gesamtstaates zu +wahren, wird eine neue Thronfolgeordnung für das Königreich +<i>Dänemark</i> und die <i>Herzogtümer</i> festgestellt. Prinz <i>Christian +von Sonderburg-Glücksburg</i>, Gemahl der Prinzessin <i>Luise</i> von +<i>Hessen-Kassel</i>, einer Schwestertochter Christians VIII. von +Dänemark, wird zum Erben des kinderlosen Königs Friedrich VII. +für die gesamte Monarchie bestimmt. Der Herzog Christian +von Augustenburg verspricht, der neuen Erbfolgeordnung in +Dänemark nicht entgegentreten zu wollen, überträgt 1863 seine +Erbansprüche auf seinen Sohn <i>Friedrich</i> (Vater der Kaiserin +<i>Auguste Viktoria</i>).</p> + +<p>Die deutsche Nationalität in den Herzogtümern wird von +den Dänen fortan schwer bedrückt.</p> + + +<h5><b>Einwirkung der Revolution von 1848 auf die übrigen +europäischen Staaten.</b></h5> + +<p>König Karl Albert von <i>Sardinien</i> verleiht seinem Staat im +Februar 1848 eine Verfassung, ebenso der Großherzog Leopold II. +von <i>Toskana</i> und Papst Pius IX. (1846–1878) dem <i>Kirchenstaat</i>.<span class="pagenum"><a name="Page_363" id="Page_363">[363]</a></span> +Sicilien erklärt seinen Abfall vom Königreich <i>Neapel</i>, +obgleich König Ferdinand II. daselbst schon im Januar 1848 +eine Verfassung verkündigt hat. Nach dem Siege der Schweizertruppen +im Straßenkampf zu Neapel (Mai) wird Sicilien mit +großer Härte unterworfen (5tägige Beschießung der Stadt <i>Messina</i> +im Sept.), darauf die Verfassung des Königreichs wieder aufgehoben. — Papst +Pius IX., in dem manche vorübergehend den +Schöpfer der Einheit Italiens gesehen hatten, flieht im Nov. +1848, als in Rom sein Minister Rossi ermordet worden war, +nach Gaëta. <i>Römische Republik</i> errichtet (Mazzini), welcher +sich auch Toskana nach Vertreibung des Großherzogs anschließt. +Aber <i>österreichische</i> Truppen besetzen Toskana und die zum +Kirchenstaat gehörige Romagna, <i>französische</i> Truppen stellen +in Rom die weltliche Herrschaft des Papstes wieder her. <b>Französische +Besatzung in Rom.</b></p> + +<p><i>Spanien</i> und <i>Portugal</i> werden von den Erschütterungen +des Jahres 1848 wenig berührt. In Spanien neue Parteikämpfe +nach dem Sturz des Ministers Narvaez (S. 351) 1851, der 1856 +zurückkehrt und noch öfters die Leitung des Ministeriums übernimmt +(† 1868, sein Gegner <i>O’Donnell</i>). In Portugal Revision +der Verfassung 1852; auf die Königin Maria (S. 346) folgt 1853 +ihr Sohn <i>Pedro V.</i>, für welchen bis 1855 sein Vater <i>Ferdinand</i> +die Regierung führt (S. 352).</p> + +<p>Das Königreich der <i>Niederlande</i> erhält im November 1848, +<i>Dänemark</i> 1849 eine repräsentative Verfassung. In <i>Schweden</i> +bleibt die <i>ständische</i> Verfassung (Adel, Geistlichkeit, Bürger, +Bauern) vom Jahre 1809, in <i>Norwegen</i> die repräsentative von +1814. Zweikammersystem in Schweden 1866 eingeführt durch +König Karl XV. (1859–1872), Enkel von Karl XIV. Johann +(Bernadotte).</p> + +<p>In <i>England</i> wird der Versuch der Chartisten, durch eine +Massenpetition das allgemeine Wahlrecht einzuführen, durch +die entschlossene Haltung der Londoner Bevölkerung (10. April +1848) vereitelt.</p> + + +<h4>§ 5. Kunst und Wissenschaft im 19. Jahrhundert.</h4> + +<p>Neues Aufblühen der <i>bildenden Künste</i> durch Vereinigung +der Künstler aus verschiedenen Nationen in <i>Rom</i>, besonders +Carstens aus Schleswig (1792–1798 †), Thorwaldsen aus Kopenhagen +(1797, † 1844), der Italiener Canova († 1822), die deutschen +Maler Overbeck († 1869), Cornelius († 1867) und Schnorr von +Carolsfeld († 1841).</p> + +<p>Nachblüte der Malerei in <i>Frankreich</i> während des ersten +Kaiserreichs: David († 1825), Horace Vernet, Delaroche, Prudhon, +Gérard, Isabey, Mme. Lebrun; in Belgien Wappers, +L. Gallait, Alma Tadema (lebt in England).<span class="pagenum"><a name="Page_364" id="Page_364">[364]</a></span></p> + +<p>Französische Maler nach dem ersten Kaisertum: Delacroix, +Scheffer, Jugres; der Bildhauer Carpeaux. Maler der neuesten +Zeit: Millet, Cabanel († 1889), Meissonier († 1891), Baudry +(† 1886). In der <i>Schweiz</i>: Calame († 1864).</p> + +<p>Kunsttätigkeit in <i>München</i> unter König Ludwig I. (reg. +1825–1848): Cornelius, Kaulbach, v. Schwind, Schwanthaler, +v. Klenze. Neuere Münchener Malerschule: Piloty, Makart († in +Wien 1884), Piglhein, Defregger, Lenbach († 1904).</p> + +<p>In <i>Berlin</i> unter Friedrich Wilhelm III: Schinkel, Gottfr. +Schadow, Rauch; unter Friedrich Wilhelm IV.: Cornelius, Kaulbach, +Stüler; unter Wilhelm I. und Wilhelm II. Ad. Menzel, +Reinhold Begas, Anton v. Werner.</p> + +<p>In <i>Dresden</i>: Gottfried Semper († 1879), Rietschel († 1861).</p> + +<p>Malerakademie in <i>Düsseldorf</i>: W. Schadow, Bendemann, +K. F. Lessing, Achenbach, Camphausen.</p> + +<p>Die deutschen <i>Stilisten</i>: Böcklin († 1901), Thoma, Klinger.</p> + +<p><i>Musik</i>: Vollendung der klassischen <i>deutschen Musik</i> +(S. 292) durch Beethoven († in Wien 1827). Ausbildung der +<i>Oper</i> durch K. M. v. Weber († 1826), Spohr, Cherubini, Spontini, +Rossini, Meyerbeer, Auber, Berlioz, Gounod, Bizet, Richard +Wagner († 1883), Verdi († 1901). F. Mendelssohns <i>Oratorium</i> +Paulus 1836, Elias 1846; Franz Schubert († 1828), Robert +Schumann († 1856), Joh. Brahms († 1897).</p> + +<p><i>Dichter</i> des Befreiungskrieges: E. M. Arndt († 1860), +Th. Körner († 1813), v. Schenkendorf. — <i>Romantische Schule</i>: +A. W. Schlegel, L. Tieck, Heinr. v. Kleist, Ad. v. Chamisso. — Platen, +Heine, Rückert, Uhland, Geibel, Scheffel, G. Freytag +(† 1895), Grillparzer, Hebbel, E. v. Wildenbruch († 1909).</p> + +<p><i>Französische</i> Literatur: Mme. de Staël († 1817), Chateaubriand, +Courier, Lamartine, Béranger, Scribe, Victor Hugo, +Delavigne, Musset, George Sand, A. Dumas, Augier. <i>Englische</i> +Literatur: Byron (s. S. 347), Keats, Shelley, Wordsworth, +Walter Scott († 1832), Thomas Moore, Tennyson, Swinburne, +Bulwer, Dickens, Thackeray, Meredith, Stevenson, Kipling.</p> + +<p><i>Norwegische</i> Dichter: Ibsen († 1906), Björnson († 1910).</p> + +<p><i>Russische</i> Dichter: Alex. Puschkin († 1837), Turgenjew +(† 1883), Graf Leo Tolstoi († 1910). (Der Maler Wereschtschagin.)</p> + +<p><i>Geschichtschreibung</i>: In Deutschland Quellensammlung der +<i>Monumenta Germaniae</i>, 1819 vom Freiherrn v. Stein begründet; +Niebuhr († 1831), Schlosser, Dahlmann, Ranke († 1886), v. Sybel, +v. Treitschke († 1896), Mommsen († 1903). In Frankreich: +Barante, Guizot, Mignet, Aug. Thierry, Thiers, Tocqueville, +Taine. In England: Grote, Buckle, Carlyle, Macaulay.</p> + +<p><i>Altertumsforschung</i> und <i>Sprachwissenschaft</i>: Franz Bopp, +Wilh. v. Humboldt († 1835), Gottfr. Hermann, Aug. Böckh, +E. Curtius, Th. Mommsen († 1903); H. Schliemann. — <i>Deutsches +Altertum</i>: Jakob und Wilhelm Grimm, K. Müllenhoff.<span class="pagenum"><a name="Page_365" id="Page_365">[365]</a></span></p> + +<p>Preußisches Archäologisches Institut in <i>Rom</i> 1829 begründet, +1871 vom Deutschen Reiche übernommen. Deutsches Archäologisches +Institut in <i>Athen</i> seit 1874 (vgl. S. 30).</p> + +<p><i>Philosophie</i>: Fichte († 1814 in Berlin), Schelling, Hegel +(† 1831 in Berlin), Herbart, Schopenhauer, J. S. Mill, Lotze, Wundt.</p> + +<p>Protestantische <i>Theologie</i>: Schleiermacher († 1834 in Berlin), +Neander, David Strauß (1835 Leben Jesu), Tholuck († 1877 in +Halle), Beyschlag († 1901 in Halle), Harnack.</p> + +<p><i>Naturforschung</i>: Laplace († 1827), Ampère, Arago, Cuvier +(† 1832); Berzelius, Nobel († 1896); Wöhler, J. v. Liebig, +Bunsen, Pasteur, Curie (Radium); Alex. v. Humboldt († 1859 +in Berlin). Darwin († 1882), Wallace, Virchow, Robert Koch +(† 1910); Volta, Faraday, Mayer, Helmholtz, Röntgen, Edison.</p> + +<p><i>Astronomie</i>: Gauß, Bessel, Herschel, Leverrier, Schiaparelli.</p> + +<p><i>Erdkunde</i>: Karl Ritter († 1859 in Berlin); die Entdeckungsreisenden +Livingstone († 1863), Burton, Baker, Stanley († 1904), +Barth, Rohlfs, Schweinfurth, Nachtigal († 1885), Emin Pascha +(Schnitzer), Wißmann († 1905). Die Nordpolfahrer Roß († 1856), +Parry, Franklin: Nordenskjöld (Umsegelung Asiens), Nansen, +Peary; die Südpolfahrer Borchgrevink und Shackleton; der Erforscher +Zentralasiens Sven Hedin.</p> + + +<h4>§ 6. Machtentfaltung des zweiten französischen +Kaiserreiches.</h4> + +<p><b>Napoleon III.</b>, 1853 vermählt mit der spanischen Gräfin +<i>Eugenie von Montijo</i> und Teba (1856 Geburt des Thronfolgers +Louis, † 1879), beschließt, den Plänen <i>Rußlands</i> in der Türkei +entgegenzutreten (s. S. 296). Kaiser <i>Nikolaus I.</i>, stolz auf +seine Erfolge in Ungarn (S. 357f.) und gegenüber Preußen (S. 360), +sendet den Fürsten <i>Menschikow</i> nach Konstantinopel und +fordert die Schutzherrschaft über alle griechischen Christen im +türkischen Reiche; dagegen einigen sich <i>Frankreich</i> und <i>England</i> +zur Unterstützung des Sultans.</p> + +<div class="sidenote"><b>1853.</b> +Juni</div> + +<p>Eine französisch-englische Beobachtungsflotte wird +am Eingang der Dardanellen, später im Bosporus +aufgestellt.</p> + +<div class="sidenote">Juli.</div> + +<p>80000 Russen gehen über den Pruth und besetzen +die Donaufürstentümer.</p> + +<div class="sidenote">Sept.</div> + +<p>Zusammenkunft des Kaisers Nikolaus mit dem Kaiser +von <i>Österreich</i> in Olmütz, dann mit dem König +von <i>Preußen</i> in Berlin, doch erreicht er nicht das gewünschte +Bündnis, sondern nur Versicherung der Neutralität unter bestimmten +Voraussetzungen.</p> + +<div class="sidenote">Okt.</div> + +<p>Die Pforte erklärt den Krieg an Rußland. <i>Omer +Pascha</i> geht bei Widdin über die Donau und be<span class="pagenum"><a name="Page_366" id="Page_366">[366]</a></span>hauptet +sich gegen die Russen bei <i>Oltenitza</i> (4. Nov.). Die +russische Flotte überfällt und vernichtet ein türkisches Geschwader +bei <i>Sinōpe</i> (30. Nov.). Auf die Weigerung des Kaisers, +die Donaufürstentümer zu räumen, folgt, nachdem in England +ein Whigministerium (<b>Palmerston</b>) ans Ruder gekommen ist, +ein Bündnis der Westmächte (Frankreich und England) mit +der Türkei (1854, März).</p> + +<div class="sidenote"><b>1854–1856.</b></div> + +<p><b>Krieg der Westmächte gegen Rußland +(Krimkrieg).</b></p> + +<p>Der russische Feldherr <i>Paskjewitsch</i> überschreitet die +Donau, belagert aber vergeblich <i>Silistria</i>. Frankreich und +England schicken Truppen nach der Türkei, welche bei <i>Gallipoli</i> +und <i>Varna</i> landen. <i>Österreich</i>, mit Preußen verbündet, +verlangt, daß die Russen die Donaufürstentümer räumen; Kaiser +Nikolaus befiehlt die Räumung aus »strategischen Gründen« +(1854, Juli). Eine zweite französisch-englische Flotte erscheint +in der Ostsee, vermag jedoch nichts gegen die Festung <i>Kronstadt</i> +auszurichten und nimmt nur die kleine Festung <i>Bomarsund</i>, +auf einer der Alands-Inseln.</p> + +<div class="sidenote"><b>1854.</b> +14. Sept.</div> + +<p>Landung der Franzosen und Engländer (zusammen +55000 Mann unter Marschall St. Arnaud und Lord +Raglan) an der Küste der <b>Halbinsel Krim</b>; auch +6000 Türken nehmen an dem Feldzuge teil.</p> + +<div class="sidenote">20. Sept.</div> + +<p><b>Schlacht an der Alma</b>, Sieg über die Russen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1854–1855.</b> +Okt. Sept.</div> + +<p><b>Belagerung von Sebastopol</b>, welches die Russen +unter <i>Menschikow</i> mit neuen Befestigungen (unter +<i>Totlebens</i> Leitung) umgeben, während der Hafen +durch Versenkung von Kriegsschiffen gesperrt wird. Nachdem +<i>Menschikow</i> Verstärkung erhalten hat, greift er die Verbündeten +von neuem an, wird aber nach blutigem Kampfe in der</p> + +<div class="sidenote"><b>1854.</b> +5. Nov.</div> + +<p><b>Schlacht bei Inkerman</b> zurückgeschlagen. Langsamer +Fortgang der Belagerungsarbeiten während +des Winters. <i>Österreich</i> tritt trotz der früheren +Dienste Rußlands in Ungarn und gegen Preußen (Dez. 1854) +dem Bunde der Westmächte bei und stellt ansehnliche Streitkräfte +an der russischen Grenze auf, ohne jedoch wirklich den +Krieg zu beginnen. Seitdem <i>Spannung zwischen Rußland</i> +und <i>Österreich</i>. Preußen verharrt (trotz Olmütz) in seiner +neutralen Stellung, gewinnt damit ein Anrecht auf Rußlands +Dank. König <i>Viktor Emanuel II. von Sardinien</i> schließt ein +Bündnis mit den Westmächten und schickt 15000 Mann unter +<i>Lamarmora</i> nach der Krim. Die Belagerungsarmee wird bis +zu 174000 Mann verstärkt (28000 Türken).</p> + +<div class="sidenote">1855, 2. März.</div> + +<p>Tod <i>Nikolaus’ I.</i>, Kaisers von Rußland. Sein Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>1855–1881.</b></div> + +<p><b>Alexander II.</b> läßt die Verteidigung Sebastopols +durch Fürst <i>Gortschakow</i> weiterführen. Große +<span class="pagenum"><a name="Page_367" id="Page_367">[367]</a></span>Verluste der Belagerer durch Krankheit, Entbehrungen und +tägliche Kämpfe. Endlich nach dreitägiger starker Beschießung</p> + +<div class="sidenote"><b>1855.</b> +8. Sept.</div> + +<p><b>Erstürmung des Malakowturms</b> durch die Franzosen +(unter <i>Pélissier</i>), des <b>Redan</b> durch die Engländer, +die aber von den Russen wieder hinausgeschlagen +werden.</p> + +<div class="sidenote">11. Sept.</div> + +<p>Die Russen ziehen sich mittels einer Schiffbrücke +in den nördlichen Teil der Festung zurück. Besetzung +der Stadt <i>Sebastopol</i> durch die Verbündeten.</p> + +<p>In Asien Einnahme der Festung <i>Kars</i> durch die</p> + +<div class="sidenote">28. Nov.</div> + +<p>Russen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1856.</b> +30. März.</div> + +<p><b>Friede zu Paris</b>: 1. <i>Rußland</i> tritt die <i>Donaumündungen</i> +mit einem kleinen, am linken Ufer +der untern Donau gelegenen Teil von <i>Bessarabien</i> +ab. 2. Es entsagt der besonderen Schutzherrschaft über die +Christen in der Türkei (deren Gleichstellung mit der mohammedanischen +Bevölkerung von der Pforte zugesichert wird) und +über die Donaufürstentümer (deren Verhältnis später geregelt +werden soll). 3. Es gibt <i>Kars</i> zurück und verspricht, am +Schwarzen Meere keine Waffenplätze anzulegen und dort nicht +mehr Schiffe als die Pforte zu halten. 4. Die Westmächte +geben <i>Sebastopol</i> nach Zerstörung der Hafenbauten und Befestigungen +an Rußland zurück. — Die Moldau und Walachei +werden 1859 vereinigt als Fürstentum <i>Rumänien</i> unter Oberhoheit +des türkischen Sultans. Seit 1866 Fürst <i>Karl von Hohenzollern</i> +(1881 König).</p> + +<p>Das <b>zweite französische Kaiserreich</b> gelangt durch diesen +Krieg zu hohem Ansehen in Europa. Zugleich Sorge Napoleons +für die innere Verwaltung. Glänzende Bauten in <i>Paris</i>, 1855 +Weltausstellung daselbst (nach dem Vorbilde der Weltausstellung +in London 1851).</p> + +<div class="sidenote">1856–1857.</div> + +<p>Zerwürfnis zwischen dem Könige von <i>Preußen</i> und +der <i>Schweiz</i> infolge einer Erhebung der königlich +gesinnten Partei in <i>Neuchâtel</i> (Neuenburg) gegen die daselbst +1848 eingerichtete republikanische Verfassung (S. 274, 354). +Unter französischer Vermittelung wird durch <i>Freilassung der +Gefangenen</i> seitens der Schweiz und <i>Verzichtleistung auf Neuchâtel</i> +durch den König von Preußen der Streit +beigelegt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1857.</b> +Okt.</div> + +<p>Wegen schwerer Erkrankung König <i>Friedrich +Wilhelms IV.</i> übernimmt sein Bruder <b>Wilhelm</b>, +Prinz von Preußen, die Stellvertretung, ein Jahr +darauf die <i>Regentschaft</i>.</p> + +<p><b>Dänemark</b> verzichtet auf Verlangen der am Ostseehandel +beteiligten Staaten auf die fernere<span class="pagenum"><a name="Page_368" id="Page_368">[368]</a></span> +Erhebung des <i>Sundzolls</i> (S. 250) gegen eine Entschädigung +von 30 Mill. dän. Talern.</p> + +<div class="sidenote"><b>1857–1858.</b></div> + +<p><b>Aufstand in Ostindien</b>, erst nach furchtbarem +Blutvergießen von den Engländern unterdrückt. +Die einheimischen Truppen (<i>Sepoys</i>), geführt von dem Großmogul +<i>Mohammed Bahadur Schah</i>, verteidigen sich hartnäckig +in der alten Residenzstadt <i>Delhi</i>, belagern die Engländer in +<i>Lucknow</i>. Delhi wird erstürmt, Lucknow entsetzt. Nach Herstellung +der Ruhe wird die Ostindische Kompagnie (S. 300) +aufgelöst und die Verwaltung der englischen Krone übertragen; +seitdem steht ein Vizekönig an der Spitze des Landes. +1876 nimmt die Königin <i>Viktoria</i> den Titel »<i>Kaiserin von +Indien</i>« an.</p> + +<div class="sidenote"><b>1857–1860.</b></div> + +<p><b>Englisch-französischer Krieg gegen China.</b></p> + +<p><i>Veranlassung</i>: Verletzungen des englisch-chinesischen +Handelsvertrages von 1842 seitens der Chinesen führen +im Oktober 1856 zu Feindseligkeiten zwischen den Engländern +und den chinesischen Behörden von <i>Kanton</i>. Die französische +Regierung, welche ebenfalls eine Änderung ihrer Handelsverträge +mit China wünscht, schließt sich den englischen Forderungen +an.</p> + +<div class="sidenote">1857.</div> + +<p>Dez. <i>Kanton</i> durch die Verbündeten besetzt.</p> + +<div class="sidenote">1858. +Juni.</div> + +<p>Vertrag von <i>Tientsin</i>, welcher dem europäischen +Handel und den Missionen Zutritt in das Innere +von China gewährt und stehende Gesandtschaften +in der Hauptstadt <i>Peking</i> gestattet.</p> + +<p>Da die Ratifikation dieses Vertrages von den Chinesen +unter nichtigen Vorwänden hinausgeschoben wird, während die +Forts von <i>Taku</i> am Peiho befestigt werden, landen französische +und bald auch englische Truppen und dringen (Sept. 1860) +gegen <i>Peking</i> vor. Schlacht bei <i>Palikao</i>; der kaiserliche +Sommerpalast vor Peking geplündert und verbrannt. Darauf +Friede von <i>Peking</i> geschlossen; der Vertrag von Tientsin wird +erneuert, China zahlt an England 60 Mill. Franks, an Frankreich +30 Mill. als Entschädigung für die Kriegskosten. Für +die auswärtigen Angelegenheiten wird eine besondere Behörde +(Tsunglijamen) eingesetzt und dieser auch das von den Europäern +geleitete Seezollamt unterstellt.</p> + +<p><b>Japan</b> öffnet sich dem Verkehr mit anderen Staaten williger +als China. Handelsverträge mit den Vereinigten Staaten und +mit England 1854, mit Rußland 1855, mit <i>Preußen</i> 1861 (ostasiatische +Expedition unter Führung des Grafen <i>Eulenburg</i> +1859–62, der auch mit China und Siam Handelsverträge +schließt). Seit Anfang 1867 Mikado <i>Mutsuhito</i> (geb. 1852). +Widerstand der Großen (Daimios) gegen die Zulassung der +Fremden (S. 220, 251), 1868 unterdrückt. Schon 1867 Abdankung<span class="pagenum"><a name="Page_369" id="Page_369">[369]</a></span> +des Shoguns (S. 251) und Wiederherstellung der Macht des +Kaisers (S. 220); Berufung einer Volksvertretung 1869. Der Mikado +verlegt seine Residenz von Kioto nach Tokio. Beginn der +neuen Ära für Japan. Regelmäßige Parlamente seit 1890. Viele +Einrichtungen europäischer Kultur eingeführt; erste Eisenbahn +1872. Das Heerwesen zuerst nach französischem, dann nach +preußischem Muster eingerichtet.</p> + +<p><b>Frankreich</b> nimmt 1862 das Mündungsgebiet des <i>Mekong</i> +in <i>Hinterindien</i> in Besitz (<i>Cochinchina</i>). Napoleon III., bemüht, +die Kolonialmacht seines Reiches zu entwickeln, ordnet +1865 persönlich die Verhältnisse der Kolonie <i>Algier</i> (S. 348, +354); General Mac-Mahon 1864–1870 Gouverneur daselbst.</p> + +<p><b>Rußland</b> erwirbt 1860 von China das <i>Amur</i>gebiet, unterwirft +1859 die <i>Kaukasus</i>völker, nimmt 1865–68 <i>Turkestan</i> +(Städte Taschkent und Samarkand) in Besitz, verkauft <i>Alaska</i> +1867 für 7 Mill. Dollar an die Vereinigten Staaten von Amerika. +Im Innern <b>Aufhebung der Leibeigenschaft</b> 1861 durch weise +Maßregeln Kaiser Alexanders II. begonnen.</p> + +<p><b>Polen</b> verliert nach Niederwerfung des Aufstandes von 1863 +(S. 372) seine letzten Freiheiten. Seitdem russische Sprache +und Gesetze eingeführt (S. 350).</p> + + +<h5><b>Die nationale Einigung Italiens.</b></h5> + +<p><i>Napoleon III.</i> unterstützt das Königreich <i>Sardinien</i> zu erneutem +Angriff auf die Herrschaft <i>Österreichs</i> in Oberitalien +(s. S. 356). (<i>Orsinis</i> Attentat und »Testament«.) Graf <i>Cavour</i>, +Minister des Königs Viktor Emanuel II., verfolgt zugleich den +Plan, den trostlosen Zuständen in den andern italienischen Staaten +ein Ende zu machen und Italien politisch zu einigen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1859.</b></div> + +<p><b>Krieg Frankreichs und Sardiniens gegen Österreich.</b> +Napoleon III. übernimmt selbst den Oberbefehl +über die französischen Truppen, zieht nach dem Siege +bei <b>Magenta</b> (4. Juni, Gen. <i>Mac-Mahon</i>) zusammen mit Viktor +Emanuel in Mailand ein.</p> + +<div class="sidenote">24. Juni.</div> + +<p><b>Schlacht bei Solferino</b> (südlich vom Gardasee), +111000 Franzosen und 50000 Sardinier gegen +140000 Österreicher unter Kaiser Franz Joseph. Die feste +Stellung der Österreicher wird erstürmt; sie ziehen sich in das +<i>Festungsviereck</i> (Mantua, Peschiera, Verona, Legnago) zurück. +Der Prinzregent von Preußen zur Hilfeleistung bereit, verlangt +aber für sich den Oberbefehl über die <i>gesamte deutsche Streitmacht</i> +und völlige Selbständigkeit. Österreich dagegen fordert +von ihm Unterordnung unter die Befehle des Bundestages. +Zusammenkunft der beiden Kaiser in Villafranca, dann Waffenstillstand +von <i>Villafranca</i> (Juli) und (10. Nov.) <b>Friede zu +Zürich</b>: 1. Österreich tritt die <i>Lombardei</i> (mit Ausnahme von<span class="pagenum"><a name="Page_370" id="Page_370">[370]</a></span> +<i>Mantua</i> und <i>Peschiera</i>) an <i>Napoleon II.</i> ab, der sie an <i>Sardinien</i> +gibt. 2. Italien soll einen <i>Staatenbund</i> bilden unter +dem Ehrenvorsitz des Papstes. 3. Die während des Krieges +vertriebenen Herrscher von <i>Toskana</i> und <i>Modĕna</i> sollen wieder +eingesetzt, die aufständischen <i>Legationen</i> (Bologna usw.) dem +Papst zurückgegeben werden, aber »ohne fremde Intervention«.</p> + +<p>Trotz dieser Bestimmungen des Züricher Friedens werden +durch Volksabstimmung</p> + +<div class="sidenote"><b>1860.</b></div> + +<p><i>Toskana</i>, <i>Parma</i> (wo der Herzog gleichfalls hatte +fliehen müssen), <i>Modĕna</i> und die päpstlichen <i>Legationen</i> +mit der Monarchie Viktor Emanuels vereinigt, wogegen +dieser <i>Savoyen</i> und <i>Nizza</i> an Frankreich abtreten muß.</p> + +<p>Landung <b>Garibaldis</b> in <i>Sicilien</i> (11. Mai) mit 1000 Freiwilligen, +deren Zahl sich schnell vermehrt. Palermo und Messina +ohne großen Widerstand eingenommen. Er setzt nach dem Festlande +über (20. Aug.); König Franz II. verläßt seine Hauptstadt +<i>Neapel</i> und zieht sich mit 40000 Mann hinter den <i>Volturno</i> +zurück. Unterdes waren <i>sardinische</i> Truppen in Umbrien und +die Marken eingerückt. Der in päpstliche Dienste getretene +französische General <i>Lamoricière</i> wird in dem</p> + +<div class="sidenote">18. Sept.</div> + +<p><b>Treffen bei Castelfidardo</b> von <i>Cialdini</i> geschlagen.</p> + +<p>Der Kirchenstaat mit Ausnahme des Gebietes um +Rom (<i>Patrimonium Petri</i>) wird von Viktor Emanuel besetzt, +der alsdann in das neapolitanische Gebiet einrückt und sich +mit Garibaldi vereinigt. König <i>Franz II.</i> zieht sich mit seinen +Truppen nach <b>Gaëta</b> zurück. Belagerung dieser Festung; sie +ergibt sich Febr. 1861.</p> + +<div class="sidenote"><b>1861.</b> +17. März.</div> + +<p><b>Viktor Emanuel II. König von Italien.</b> Mit Ausnahme +von <i>Venetien</i> und dem Gebiet um <i>Rom</i> (Patrimonium +Petri) ist die ganze Halbinsel unter <i>einem</i> +Scepter vereinigt. Die meisten der vertriebenen Fürsten wenden +sich nach Österreich. Tod <i>Cavours</i> 6. Juni 1861.</p> + +<div class="sidenote">1862.</div> + +<p>Neuer Freischarenzug <i>Garibaldis</i>, um gegen den +Willen der Regierung Rom zu befreien. Er wird +am <i>Aspromonte</i>, der Südspitze Italiens, verwundet und gefangen, +zieht sich dann nach der Insel <i>Caprera</i> (bei Sardinien) +zurück.</p> + +<div class="sidenote"><b>1864.</b> +15. Sept.</div> + +<p>Vertrag zwischen <i>Frankreich</i> und <i>Italien</i>: die Dauer +der französischen Besetzung Roms (s. S. 363) auf +noch 2 Jahre festgesetzt, zur Hauptstadt Italiens +wird <b>Florenz</b> bestimmt; die italienische Regierung übernimmt +den Schutz des Patrimonium Petri gegen jeden fremden +Einfall.</p> + +<div class="sidenote"><b>1861–1867.</b></div> + +<p><b>Krieg in Mexiko.</b> Der 1861 in den Vereinigten +Staaten von Amerika ausgebrochene +Bürgerkrieg (s. u. § 18) veranlaßt <i>Napoleon III.</i> zu einem weit<span class="pagenum"><a name="Page_371" id="Page_371">[371]</a></span>ausschauenden +Unternehmen. Frankreich verbündet sich mit <i>England</i> +und <i>Spanien</i>, um die Republik <i>Mexiko</i> (Präsident <i>Juarez</i>) +zur Erfüllung vertragsmäßiger Verpflichtungen gegen Kaufleute +dieser Länder zu zwingen. Nach Besetzung der Hafenstadt +<i>Veracruz</i> kommt ein Vertrag zustande; die französischen Truppen +aber dringen weiter vor. England und Spanien nehmen an +dem nun beginnenden Kriege nicht teil.</p> + +<div class="sidenote">1863.</div> + +<p>Die Franzosen erobern <i>Puebla</i>, dann auch die Hauptstadt +<i>Mexiko</i>; eine dorthin berufene Nationalversammlung +wählt den Erzherzog <b>Maximilian</b>, Bruder des +Kaisers von Österreich (S. 282), zum <b>Kaiser von Mexiko</b>. Dieser +erscheint 1864, kämpft gegen die republikanischen Truppen, +unterstützt von den Franzosen unter <i>Bazaine</i>, kann aber des +Landes nicht Herr werden. Die <i>Vereinigten Staaten</i>, wo +mittlerweile der Krieg zu Ungunsten der Südstaaten entschieden +ist, schreiten zu Gunsten der Republik ein, nach dem von +<i>Monroe</i> (S. 346) ausgesprochenen Grundsatz.</p> + +<div class="sidenote">1867.</div> + +<p>Abzug der Franzosen aus Mexiko. Kaiser Maximilian +setzt allein den Kampf fort, wird nach tapferer +Gegenwehr in <i>Queretaro</i> eingeschlossen, durch Verrat gefangen, +auf Juarez’ Befehl vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. +<i>Juarez</i>, 1871 als Präsident wiedergewählt, hat mit Parteikämpfen +zu ringen, † 1872. Geordnete Zustände stellt der +Präsident Porfirio <i>Diaz</i> (1877–1911) her (s. u. § 18).</p> + +<p>Napoleons III. Ansehen in Frankreich durch das Fehlschlagen +der Expedition nach Mexiko schwer erschüttert; er versucht es durch +<i>Einmischung in die deutschen Verhältnisse</i> wiederherzustellen.</p> + + +<h4>§ 7. Deutschlands Einigung durch Preußen.</h4> + +<div class="sidenote"><b>1861.</b> +26. Febr.</div> + +<p>In <b>Österreich</b> wird eine neue <b>Gesamtstaatsverfassung</b> +verkündigt (engerer Reichsrat für die +deutsch-slavischen Länder, weiterer Reichsrat durch +Hinzutritt der ungarischen Abgeordneten für die gemeinsamen +Angelegenheiten). Widerstand gegen diese Verfassung besonders +von seiten der <i>Ungarn</i>, welche die Wiederherstellung ihrer +besonderen Verfassung mit eigenem Ministerium und die politische +Wiedervereinigung der seit 1849 abgetrennten Länder +Siebenbürgen, Kroatien, Slawonien und der Militärgrenze mit +dem Königreich Ungarn verlangen (S. 357 f.)</p> + +<div class="sidenote">2. Jan.</div> + +<p>In <b>Preußen</b> nach dem Tode Friedrich Wilhelms IV. +König <b>Wilhelm I.</b>;<a name="FNanchor_58_58" id="FNanchor_58_58"></a><a href="#Footnote_58_58" class="fnanchor">[58]</a> Krönung in <i>Königsberg</i> +<span class="pagenum"><a name="Page_372" id="Page_372">[372]</a></span>18. Okt. Bald darauf bricht infolge der von der Regierung auf Veranlassung +des Königs durchgeführten +<i>Verstärkung des Heeres</i> (Kriegsminister <i>v. Roon</i>) ein +<b>Verfassungsstreit</b> aus.</p> + +<div class="sidenote"><b>1862.</b></div> + +<p>Auflösung des Abgeordnetenhauses. Die oppositionelle Mehrheit kehrt +infolge der Neuwahlen verstärkt zurück.</p> + +<div class="sidenote">23. Sept.</div> + +<p>Ministerpräsident <b>v. Bismarck.</b><a name="FNanchor_59_59" id="FNanchor_59_59"></a><a href="#Footnote_59_59" class="fnanchor">[59]</a> Die Verstärkung des Heeres wird +aufrecht erhalten; das <i>Staatshaushaltsgesetz</i> kommt in diesem und den +nächsten Jahren nicht zustande.</p> + +<p>Der Kurfürst von <i>Hessen</i> (S. 360 [III.D§4]) wird genötigt, die vom +deutschen Bundestage nunmehr gebilligte Verfassung von 1831 +anzuerkennen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1863.</b></div> + +<p><i>Aufstand in Polen.</i> Intervention der drei Mächte England, Frankreich, +Österreich zu Gunsten der Polen ohne Erfolg. Preußen schließt einen +Vertrag mit Rußland und sperrt seine Grenzen für die Aufständischen aufs +strengste ab. Damit erwirbt es sich ein weiteres Anrecht auf Rußlands +Dank (S. 366 [III.D§6]).</p> + +<div class="sidenote">Aug.</div> + +<p><b>Fürstentag zu Frankfurt am Main</b> unter Vorsitz des Kaisers <i>Franz +Joseph,</i> zur Beratung einer <i>Reform des Deutschen Bundes</i> (Direktorium +von 5 Fürsten und Bundesrat unter Österreichs Vorsitz, Parlament aus +Abgesandten der Landtage der Einzelstaaten). Die Beratungen bleiben +erfolglos, da <i>Preußen</i> die Beteiligung ablehnt.</p> + +<p>Durch die wiederholte Verletzung des Londoner Protokolls, besonders aber +durch das dänische Patent vom 30. März 1863 und die in Kopenhagen von +den »<i>Eiderdänen</i>« durchgesetzte gemeinsame <i>Verfassung</i> für Dänemark +und Schleswig, welche <i>Schleswig</i> mit <b>Dänemark</b> vereinigt, also von +Holstein trennt und die Rechte der holsteinischen Stände (S. 362 +[III.D§4]) auf ein geringes Maß herabdrückt, wird die seit 1852 +gegenüber den Übergriffen der Dänen oft bewährte Geduld des deutschen +<i>Bundestages</i> erschöpft; er beschließt (1. Okt. 1863) <b>Bundesexekution</b> +gegen Dänemark.<span class="pagenum"><a name="Page_373" id="Page_373">[373]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1863.</b> +15. Nov.</div> + +<p>Tod Friedrichs VII.; nach dem Londoner Protokoll +(S. 362) folgt <i>Christian IX.</i> († 1906). Dieser bestätigt +die Gesamtstaatsverfassung. Große Aufregung +in Deutschland; man fordert vollständige <i>Trennung</i> +Schleswig-Holsteins von Dänemark und sofortige Besetzung des +ganzen Landes durch deutsche Bundestruppen. Aber auf Antrag +<i>Österreichs</i> und <i>Preußens</i>, welche sich durch das Londoner +Protokoll gebunden erklären, bringt der Bundestag nur seinen +früheren Beschluß zur Ausführung und läßt 12000 <i>Hannoveraner</i> +und <i>Sachsen</i> in die zum Bunde gehörigen Herzogtümer <i>Holstein</i> +und <i>Lauenburg</i> einrücken. In Holstein wird <i>Friedrich VIII.</i> +von Augustenburg (S. 362) als Herzog ausgerufen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1864.</b></div> + +<p><b>Krieg gegen Dänemark.</b></p> + +<p><i>Österreich</i> und <i>Preußen</i> verlangen (Jan. 1864) die +Aufhebung der neuen dänischen Verfassung, weil sie den 1852 +übernommenen Verpflichtungen widerspreche. Da Dänemark +sich weigert, rücken 37000 Preußen und 23000 Österreicher +unter dem Oberbefehl des preuß. Feldmarschalls <i>v. Wrangel</i> +in Schleswig ein. Holstein bleibt von den Bundestruppen besetzt. +Die Österreicher rücken auf das <i>Danewerk</i> los; die +Preußen gehen nach einem vergeblichen Versuch bei <i>Missunde</i> +bei <i>Arnis</i> über die <i>Schlei</i>. Darauf Rückzug der dänischen +Truppen (35000 Mann) aus dem Danewerk; der größte Teil +zieht nach <i>Düppel</i>. General <i>v. Moltke</i><a name="FNanchor_60_60" id="FNanchor_60_60"></a><a href="#Footnote_60_60" class="fnanchor">[60]</a> trifft beim Oberkommando +der Verbündeten ein. Die Österreicher unter <i>Gablenz</i> +dringen nach siegreichem Kampfe bei <i>Översee</i> (6. Febr.) vereint +mit einem Teil der Preußen in <i>Jütland</i> ein; die preußischen +Hauptkräfte übernehmen die Belagerung der Düppeler +Schanzen.</p> + +<div class="sidenote"><b>18. Apr.</b></div> + +<p><b>Die Preußen erstürmen die Düppeler Schanzen</b> +(118 Geschütze erobert). Die Dänen ziehen sich +nach Alsen, Fünen und Nordjütland zurück, räumen +auch die Festung Fridericia.</p> + +<div class="sidenote">12. Mai +bis +25. Juni.</div> + +<p><b>Waffenruhe</b>, Verhandlungen zu <b>London</b>. Da man +sich weder über eine <i>Personal-Union</i> der Herzogtümer +mit der Krone Dänemark, noch über eine +<i>Teilung Schleswigs</i> nach den Nationalitäten einigen +kann (Dänemark hofft vergeblich auf Hilfe von England und +Rußland), so sagt Preußen sich von dem durch Dänemark so +oft gebrochenen Londoner Protokoll los, und der Krieg beginnt<span class="pagenum"><a name="Page_374" id="Page_374">[374]</a></span> +von neuem. — Die <i>Preußen</i> unter General <i>Herwarth von Bittenfeld</i> +bewerkstelligen bei Nacht auf Kähnen den</p> + +<div class="sidenote"><b>1864. +29. Juni.</b></div> + +<p><b>Übergang nach der Insel Alsen</b>, schlagen die +Dänen auf allen Punkten und treiben sie nach +Fünen hinüber. Auch Nordjütland wird von den +Verbündeten besetzt.</p> + +<p>Zur See hatten am 17. März drei preußische Schiffe bei +<i>Jasmund</i> (an der Ostseite von Rügen), am 9. Mai zwei österreichische +und drei preußische Schiffe bei <i>Helgoland</i> gegen +die Dänen gekämpft; vom 13. bis 17. Juli gelang mit Hilfe +der Kanonenboote die Besetzung der Inseln <i>Sylt</i> +und <i>Föhr</i>.</p> + +<div class="sidenote">20. Juli.</div> + +<p>Waffenstillstand, Verhandlungen in Wien.</p> + +<div class="sidenote">22. Aug.</div> + +<p><b>Genfer Konvention</b> zum Schutz der Verwundeten +und Kranken im Kriege, von den meisten europäischen +Staaten unterzeichnet (das Rote Kreuz).</p> + +<div class="sidenote">30. Okt.</div> + +<p><b>Friede zu Wien</b>: König Christian IX. von Dänemark +tritt die Herzogtümer Schleswig, Holstein +und Lauenburg an <i>Österreich</i> und <i>Preußen ab</i>.</p> + +<p>Die Bundestruppen verlassen Holstein; Österreich und +Preußen setzen für die Herzogtümer eine <i>gemeinschaftliche +Regierung</i> ein. Mißstimmung darüber in den Herzogtümern +und vielfach in Deutschland; man wünscht ein <i>selbständiges +Schleswig-Holstein</i>. Österreich begünstigt die Einsetzung des +Prinzen Friedrich von Augustenburg; der preußische Minister +<i>v. Bismarck</i> verlangt (Febr. 1865) für den Fall, daß zu den +in Deutschland vorhandenen Kleinstaaten ein neuer hinzutreten +soll: 1. Daß dessen gesamte Streitkräfte ein Teil der preußischen +Armee und Flotte werden, 2. Seine Eisenbahnen, sein Post- und +Telegraphenwesen unter preußische Leitung kommen, 3. Eintritt +der Herzogtümer in den Zollverein und Abtretung einiger +militärisch wichtiger Orte, namentlich Friedrichsort an der +Kieler Förde und Sonderburg.</p> + +<p>Um Streitigkeiten zwischen den Regierungskommissaren der +beiden Großmächte fernerhin zu vermeiden, schließen Österreich +und Preußen den</p> + +<div class="sidenote"><b>1865.</b> +14. Aug.</div> + +<p><b>Vertrag zu Gastein</b>: 1. Beide Mächte behalten die +gemeinschaftliche Oberhoheit über <i>beide</i> Herzogtümer; +<i>Österreich</i> übernimmt <i>vorläufig</i> die Verwaltung +in Holstein, <i>Preußen</i> in Schleswig. <i>Rendsburg</i> soll +Bundesfestung, <i>Kiel</i> Bundeshafen werden; die Benutzung dieses +Hafens bleibt gemeinschaftlich, doch erhält <i>Preußen</i> dort den +Oberbefehl; auch werden ihm zwei Militärstraßen, Telegraphen- +und Postlinien durch Holstein zugesichert. 3. Österreich tritt +das Herzogtum <i>Lauenburg</i> (S. 341) an Preußen ab gegen +Zahlung von 2½ Millionen dänischer Taler.<span class="pagenum"><a name="Page_375" id="Page_375">[375]</a></span> +Bald zeigt sich, daß diese Einigung keinen Bestand haben +kann. Österreich, entschlossen, eine wesentliche Machtvergrößerung +Preußens nicht zuzugeben, verständigt sich mit den +<i>deutschen Mittelstaaten</i>; Preußen, welches eine kriegerische +Entscheidung der deutschen Frage als unvermeidlich ansieht, +tritt mit <i>Italien</i> in Unterhandlung. Es beginnt ein <i>Krieg,</i> +der durch das energische Vorgehen der preußischen Heeresmacht +schnell zu Ende geführt wird.</p> + + +<h5><b>1866. Der deutsche Krieg.</b></h5> + +<p>Verbündete <b>Preußens</b>: Die <i>kleineren norddeutschen</i> Staaten +und <i>Italien</i> (s. S. 379).</p> + +<p>Verbündete <b>Österreichs</b>: <i>Bayern, Württemberg, Sachsen, +Hannover, Baden, beide Hessen.</i></p> + +<p><b>Ursache</b>: Das Verlangen der deutschen Nation nach größerer +Einheit. Eine Neugestaltung Deutschlands mit starker Bundesgewalt +gegenüber den Einzelstaaten war unmöglich, solange +sich im Deutschen Bunde <i>zwei</i> Großmächte gegenüberstanden, +von welchen die eine größtenteils <i>nicht deutsche</i> Bevölkerung +und <i>nicht deutsche</i> Interessen hatte.</p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Der Streit über die Zukunft der Herzogtümer +Schleswig und Holstein.</p> + +<div class="sidenote"><b>1866.</b><br />9. April.</div> + +<p>Preußen stellt bei dem <i>Bundestage</i> in Frankfurt den +Antrag auf <i>Reform der Verfassung des Deutschen +Bundes</i> unter Mitwirkung eines aus allgemeinem +Wahlrecht hervorgehenden <i>Parlaments.</i></p> + +<p>Die von <i>Frankreich, England</i> und <i>Rußland</i> (24. Mai) +angebotene Vermittelung wird vereitelt durch die Forderung +Österreichs, daß auf der etwaigen <i>Friedenskonferenz</i> von keiner +<i>Gebietsveränderung</i> die Rede sein solle.</p> + +<p>Österreich stellt (1. Juni) die Entscheidung der +schleswig-holsteinischen +Erbfolgefrage dem <i>Deutschen Bunde</i> anheim und +läßt durch den Gouverneur <i>v. Gablenz</i> die holsteinische Ständeversammlung +einberufen. Preußen erklärt dies für einen Bruch des +Gasteiner Vertrages; Gen. <i>v. Manteuffel,</i> Gouverneur von Schleswig, +rückt mit Truppen in Holstein ein. Gablenz mit den österreichischen +Truppen zieht sich unter Protest zurück.</p> + +<div class="sidenote">10. Juni.</div> +<p>Preußen legt den deutschen Regierungen den Entwurf +einer neuen <i>bundesstaatlichen</i> Verfassung +unter preußischer Leitung mit Ausschluß Österreichs +vor. Der Bundestag zu Frankfurt beschließt +auf Österreichs Antrag</p> + +<div class="sidenote">14. Juni.</div> +<p><b>Mobilmachung</b> der gesamten <b>Bundesarmee</b> mit +Ausnahme der drei preußischen Bundesarmeekorps. +Austritt Preußens und <b>Auflösung</b> des <b>Deutschen +<span class="pagenum"><a name="Page_376" id="Page_376">[376]</a></span>Bundes</b>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1866.</b> +15. Juni.</div> + +<p>Aufforderung <i>Preußens</i> an <i>Sachsen, Hannover</i> und +<i>Kurhessen</i>, von dem Bundesbeschluß zurückzutreten, +ihre Truppen auf Friedensfuß zu setzen +und sich dem vorgeschlagenen neuen Bunde unter preußischer +Leitung anzuschließen. Diese Aufforderung wird abgelehnt.</p> + + +<h6><b>A. Östlicher (Haupt-) Kriegsschauplatz.</b><br /> + + +<b>Preußen gegen Österreicher und Sachsen.</b></h6> + +<p><b>Preußen</b>: <i>Erste Armee</i> (<b>Prinz Friedrich Karl</b>) i. d. <i>Lausitz,</i> +93000 M. <i>Elbarmee</i> (General <i>Herwarth v. Bittenfeld</i>) i. d. +Provinz <i>Sachsen</i>, 46000 M. <i>Erstes Reserve-Korps</i> (General +<i>v. d. Mülbe</i>) bei <i>Berlin</i>, 24000 M. <i>Zweite Armee</i> (<b>Kronprinz +Friedrich Wilhelm</b>) in <i>Schlesien</i>, 115000 M.</p> + +<p><b>Österreich</b>: <i>Nordarmee</i> (<b>Feldzeugmeister v. Benedek</b>) +in <i>Böhmen</i> und <i>Mähren</i>, 240000 M.</p> + +<p><i>Sächsische Armee (Kronprinz Albert)</i> 24000 M.</p> + +<div class="sidenote">16. Juni.</div> + +<p>Einmarsch der preußischen Elbarmee in Sachsen. +König Johann begleitet seine Truppen nach +<i>Böhmen</i>; nur die Festung <i>Königstein</i> bleibt von +sächsischen Truppen besetzt.</p> + +<div class="sidenote">19. Juni.</div> + +<p>Die Elbarmee besetzt <i>Dresden</i>; bei ihrem weiteren +Vormarsch bleibt die 1. Division des <i>Korps +v. d. Mülbe</i> als Besatzung in Sachsen.</p> + +<div class="sidenote">23. Juni.</div> + +<p>Die preußische Elb- und die erste Armee überschreiten +die <i>österreichische Grenze ohne Gefecht,</i> die zweite +Armee folgt am 26. Juni; gemeinsames Ziel <i>Gitschin</i>.</p> + +<p>Erstes Zusammentreffen an der <i>Iser</i>: Siegreiche Gefechte +der Preußen am 26. Juni bei <i>Podol</i> (Teile der <i>ersten Armee</i>) +und bei <i>Hühnerwasser</i> (Teile der <i>Elbarmee</i>); dann gewinnen +beide Armeen Anschluß und sind bei <i>Münchengrätz</i> (28. Juni) +und <i>Gitschin</i> (29. Juni) siegreich.</p> + +<p>Das zur preußischen <i>zweiten Armee</i> gehörige Korps v. Bonin +wird am 27. Juni von den Österreichern bei <i>Trautenau</i> geschlagen, +aber die preußische Garde dringt siegreich vor bei +<i>Soor</i> (28. Juni) und besetzt <i>Königinhof</i> (29. Juni). Vereinigung +mit dem Korps des Generals von Steinmetz, welcher +drei österreichische Korps bei <i>Nachod</i> (27. Juni), <i>Skalitz</i> +(28. Juni), <i>Schweinschädel</i> (29. Juni) zurückgeschlagen hat.</p> + +<p><b>König Wilhelm I.</b> trifft am 1. Juli in Gitschin ein und +übernimmt den <b>Oberbefehl</b> über <b>alle preußischen Heere</b>; +Chef des Generalstabes <b>General v. Moltke.</b> Es wird beschlossen, +mit vereinten Kräften die Österreicher anzugreifen, +welche hinter dem Flüßchen <i>Bistritz</i> auf den Höhen von +<i>Chlum</i>, im Rücken gedeckt durch die Festung <i>Königgrätz,</i> +ihre Aufstellung genommen hatten (206000 Mann mit über +500 Geschützen).<span class="pagenum"><a name="Page_377" id="Page_377">[377]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1866.</b> +3. Juli.</div> + +<p><b>Schlacht bei Königgrätz.</b> Harter Kampf der +ersten preußischen Armee bei <i>Sadowa</i> und <i>Benatek</i> +gegen die Österreicher; große Verluste erleidet +die Division des Generals v. Fransecky im Walde von <i>Masloved</i>. +Auf dem rechten Flügel kämpft die <b>Elbarmee</b> bei <i>Nechanitz</i> +gegen Sachsen und Österreicher. Am Nachmittag kommt die +zweite (schlesische) Armee unter dem <i>Kronprinzen</i> nach anstrengendem +Marsche von links her den Österreichern in die +Flanke; das Gardekorps erstürmt die Höhe von <i>Chlum</i>. Rückzug +der Österreicher nach <i>Königgrätz</i>, die Preußen erbeuten +5 Fahnen, 161 Geschütze, machen 20000 Gefangene. Weiterer +Rückzug nach <i>Olmütz</i>.</p> + +<p>Kaiser <i>Franz Joseph</i> ruft Frankreichs Vermittelung an und +tritt <i>Venetien</i> an Napoleon III. ab; der von Frankreich begehrte +Waffenstillstand wird jedoch von <i>Preußen</i> und von <i>Italien</i> +zurückgewiesen. Ein großer Teil der österreichischen Südarmee +wird aus Italien zum Schutze der bedrohten Hauptstadt <i>Wien</i> +herangezogen. Die Preußen besetzen <b>Prag</b> (8. Juli) und <b>Brünn</b> +(12. Juli); die erste Armee rückt von Brünn aus rasch gegen +<i>Wien</i> vor, während die zweite nach dem Treffen bei <i>Tobitschau</i> +(15. Juli, General v. Bonin) durch Besetzung von <i>Prerau</i> die +Eisenbahnverbindung zwischen Olmütz und Wien abschneidet.</p> + +<p>Benedek führt seine Truppen über die <i>Kleinen Karpathen</i>, +um Wien auf dem Umwege durch das Waagtal zu erreichen. +Das preußische Hauptquartier wird am 18. Juli nach <i>Nikolsburg</i> +(südlich der Taya) verlegt. Das Treffen bei <b>Blumenau</b> +(unweit <i>Preßburg</i>) am 22. Juli (General <i>v. Fransecky</i>) entscheidet +sich bereits zu Gunsten der Preußen, als es um 12 Uhr +abgebrochen werden muß infolge der mittlerweile abgeschlossenen +<i>fünftägigen Waffenruhe</i>. Darauf</p> + +<div class="sidenote"><b>26. Juli.</b></div> + +<p><b>Waffenstillstand zu Nikolsburg</b>, nachdem ohne +Frankreichs Mitwirkung, aber mit Rücksicht auf +seine Forderungen, die <i>Friedenspräliminarien</i> +unterzeichnet worden sind.</p> + + +<h6><b>B. Westlicher Kriegsschauplatz.</b></h6> + + +<p class="center"><b>a) Preußen gegen Hannover und Kurhessen.</b></p> + +<p><b>Preußische Westarmee</b>: General <b>Vogel v. Falckenstein</b>; +sie ist zunächst noch getrennt: Division Goeben bei <i>Minden</i>, +Division Manteuffel in <i>Holstein</i>, Division Beyer bei <i>Wetzlar</i>, +zusammen 48000 M.</p> + +<p><i>Hannoveraner</i> 21000 M., <i>Kurhessen</i> 8000 M.</p> + +<div class="sidenote"><b>1866.</b> +16.–18. Juni.</div> + +<p>Die preußische Westarmee besetzt <i>Hannover</i> und +<i>Kurhessen</i>.</p> + +<p>Abmarsch der <i>hannoverschen</i> Truppen über +<i>Göttingen</i> nach <i>Heiligenstadt</i> zur Vereinigung mit den süddeutschen +<span class="pagenum"><a name="Page_378" id="Page_378">[378]</a></span>Bundeskorps, die aber nicht erreicht wird. König +<i>Georg V.</i> begleitet sein Heer. Die <i>Kurhessen</i> gewinnen durch +schleunigen Abmarsch Anschluß an die Süddeutschen, finden +im Laufe des Feldzuges als Besatzung von <i>Mainz</i> Verwendung. +<i>Kurfürst Friedrich Wilhelm</i> von Hessen kommt als Gefangener +nach <i>Stettin</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1866. 27. Juni.</b></div> + +<p>Gefecht bei <b>Langensalza</b> zwischen 20500 <i>Hannoveranern</i> +und 8500 <i>Preußen</i> und <i>Koburg-Gothaern</i> +(Gen. <i>v. Flies</i>). Die Preußen müssen sich nach +7stündigem, hartem Kampfe zurückziehen; aber durch schnelles +Herbeiziehen von Verstärkungen (Generale <i>v. Manteuffel</i> und +<i>v. Beyer</i>) wird der Zweck erreicht, der hannoverschen Armee +den Weg zu ihren süddeutschen Verbündeten zu +verlegen.</p> + +<div class="sidenote">29. Juni.</div> + +<p><b>Kapitulation von Laugensalza</b>. Das Heer wird +aufgelöst und entwaffnet (mit Ausnahme der Offiziere); +König <i>Georg V.</i> begibt sich nach Österreich.</p> + + +<p class="center"><b>b) Preußen gegen die Süddeutschen.</b></p> + +<p><b>Die preußische Mainarmee,</b> bisher Westarmee (S. 377) +45000 M. Bei dem später eintreffenden Korps des Großherzogs +<i>Friedrich Franz</i> von Mecklenburg-Schwerin die Truppen von +Mecklenburg, Sachsen-Altenburg und Braunschweig.</p> + +<p>Nach Langensalza erhält die <i>Mainarmee</i> den Auftrag, über +Fulda auf Schweinfurt zu marschieren, um die Vereinigung der +beiden süddeutschen Korps zu verhindern und zunächst die +Bayern zu schlagen.</p> + +<p><b>Für Österreich</b>: Das VII. Bundes-Armeekorps (<i>Bayern</i>-Versammlung +bei Schweinfurt) 40000 M. und das VIII. Bundes-Armeekorps +(Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau +und eine österreichische Brigade-Versammlung bei <i>Frankfurt +a. M.</i>) 46000 M. Oberbefehl: Prinz <i>Karl von Bayern.</i></p> + +<p>Die <i>Mainarmee</i> besiegt die <i>Bayern</i> bei <b>Dermbach</b> (4. Juli) +und an der Fränkischen Saale (Kissingen 10. Juli), die <i>Hessen</i> +bei <b>Laufach</b> (13. Juli) und das <i>VIII</i>. Korps bei <b>Aschaffenburg</b> +(14. Juli). Dadurch werden die Verbündeten (dauernd getrennt) +auf das <i>linke Mainufer</i> gedrängt; am 16. Juli besetzt General +<i>v. Falckenstein</i> Frankfurt, von wo sich der Bundestag nach +<i>Augsburg</i> geflüchtet hat.</p> + +<p>Fortsetzung des Feldzuges unter dem Oberbefehl des Gen. +<b>v. Manteuffel</b>. Gefechte bei <i>Tauberbischofsheim</i> gegen die +Württemberger und bei <i>Werbach</i> gegen die Badener (24. Juli), +bei <i>Roßbrunn</i> gegen die Bayern (26. Juli). Die Bayern behaupten +noch die Citadelle von <i>Würzburg</i>, aber das von +Leipzig her vorrückende Reservekorps des Großherzogs von +Mecklenburg (25000 M.) besetzt <b>Nürnberg</b> (31. Juli). Waffenstillstand +am 2. August.<span class="pagenum"><a name="Page_379" id="Page_379">[379]</a></span></p> + + +<h6><b>C. Krieg zwischen Österreich und Italien.</b></h6> + +<p>Italien zum Bündnis mit Preußen veranlaßt durch die +günstige Gelegenheit, <i>Venetien</i> zu gewinnen.</p> + +<p>Die österreichische Südarmee (138000 Mann) unter Erzherzog +<i>Albrecht</i> sammelt sich bei Verona. Von den Italienern +(210000 Mann) rückt ein Korps von Bologna her gegen den +Po vor, der größte Teil überschreitet unter Führung des +Königs <i>Viktor Emanuel</i> den Mincio, wird aber am 24. Juni +bei <b>Custozza</b> geschlagen. Neues Vorgehen der Italiener, nachdem +ein großer Teil der österreichischen Truppen zum Schutze +Wiens abberufen ist. Die italienische Flotte wird am 20. Juli +bei der Insel <b>Lissa</b> von der österreichischen (Admiral <i>Tegethof</i>) +geschlagen. Waffenstillstand am 25. Juli.</p> + +<div class="sidenote"><b>1866.</b> +23. Aug.</div> + +<p><b>Friede zu Prag</b> zwischen <i>Preußen</i> und <i>Österreich</i>: +1. Der Kaiser von Österreich erkennt die <i>Auflösung +des Deutschen Bundes</i> an, gibt seine Zustimmung +zu einer <b>Neugestaltung Deutschlands ohne Österreich</b>, +erkennt im voraus die in Norddeutschland von <i>Preußen</i> +vorzunehmenden Gebietsveränderungen an, bedingt aber dem +Königreich Sachsen unveränderten Bestand (als Glied des neuen +Norddeutschen Bundes) aus. 2. <i>Österreich</i> überträgt seine +Rechte auf <i>Schleswig-Holstein</i> an <i>Preußen</i>, nur soll der nördliche +Teil Schleswigs mit Dänemark wieder vereinigt werden, +wenn die Bevölkerung den Wunsch dazu durch freie Abstimmung +zu erkennen gibt (aufgehoben 1878). 3. <i>Österreich</i> +zahlt 20 Millionen Taler Kriegskosten. 4. <i>Preußen</i> bedingt die +Übergabe <i>Venetiens</i> an Italien aus.</p> + +<p><b>Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau</b> und +die freie Stadt <b>Frankfurt</b> werden mit der preußischen Monarchie +vereinigt. Die süddeutschen Staaten und Sachsen müssen einzeln +Frieden schließen und Kriegskosten zahlen. — Von den beabsichtigten +Gebietsabtretungen der Südstaaten wird in der +Hauptsache Abstand genommen (nur Bayern und Hessen müssen +Grenzstriche abtreten, jenes <i>Orb</i> und <i>Gersfeld</i>, dieses die eben +geerbte Landgrafschaft <i>Hessen-Homburg</i>), weil Napoleon III. +Deutschland gegenüber das Verlangen nach einer <i>»Grenzberichtigung«</i> +zeigt (s. S. 377).</p> + +<p>Zwischen <b>Preußen</b> und den <b>Südstaaten</b> werden Schutz- und +Trutzbündnisse geschlossen: Gegenseitige Garantie des Gebiets, +die süddeutschen Staaten stellen für den Fall eines Krieges +ihre gesamten Streitkräfte unter den Oberbefehl des Königs von +Preußen. Das Verlangen Napoleons III. (Abtretung der bayrischen +Rheinpfalz und des linksrheinischen Hessen mit <i>Mainz</i>) +wird zurückgewiesen.</p> + +<div class="sidenote">3. Okt.</div> + +<p><b>Friede zu Wien</b> zwischen <i>Österreich</i> und <i>Italien.</i> +Venetien wird mit dem Königreich Italien vereinigt.<span class="pagenum"><a name="Page_380" id="Page_380">[380]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1866.</b> +3. Sept.</div> + +<p>Beilegung des <i>Verfassungsstreits</i> in Preußen (S. 372) +durch ein vom Landtage angenommenes <i>Indemnitätsgesetz</i> +wegen der seit 1862 ohne Staatshaushaltsgesetz +geführten Verwaltung.</p> + +<p>Der <b>Norddeutsche Bund</b>, gebildet von <i>Preußen</i>, den im +Kriege mit ihm verbündet gewesenen Staaten, dem Königreich +<i>Sachsen</i> und der nördlichen Hälfte des Großherzogtums <i>Hessen.</i> +Erster <b>Reichstag</b> des Norddeutschen Bundes 1867 in <b>Berlin</b>; +die Verfassung wird vereinbart. Bundesleitung bei der Krone +<b>Preußen</b>, welche den Bund völkerrechtlich vertritt, in seinem +Namen Krieg erklärt, Frieden und Bündnisse schließt, Gesandte +beglaubigt. Die Vertretung der Regierungen bildet der <b>Bundesrat</b>, +in dem Preußen 17, die übrigen 21 Bundesglieder zusammen +26 Stimmen haben. Reichstag aus <i>allgemeinen</i> und +<i>direkten</i> Wahlen. Einheitliches Heer unter dem Oberbefehl des +Königs von Preußen (allgemeine Wehrpflicht), einheitliche Zoll-, +Post- und Telegraphenverwaltung. Graf <i>Bismarck</i> <b>Bundeskanzler</b>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1868.</b></div> + +<p>Deutsches <i>Zollparlament</i>. Abgeordnete aus den +süddeutschen Staaten erscheinen im norddeutschen +Reichstag, um die durch Vertrag zwischen den Regierungen +1867 angebahnte Wiederherstellung des <i>Zollvereins</i> (S. 361) +durchzuführen.</p> + +<p>Die preußische Flotte (S. 361) wird zur <i>norddeutschen +Kriegsflotte</i>; Kriegshäfen werden in <i>Kiel</i> und <i>Wilhelmshaven</i> +angelegt. Bestand der Flotte 1870: 3 Panzerfregatten, 2 Panzerfahrzeuge, +9 Korvetten, 2 Avisos, 22 Kanonenboote.</p> + +<div class="sidenote"><b>1867.</b></div> + +<p>Streit über Luxemburg. Napoleon III. unterhandelt, +um für Frankreich doch eine Vergrößerung +zu gewinnen (S. 379), mit dem König der Niederlande über +<i>Abtretung des Großherzogtums Luxemburg an Frankreich</i> +gegen eine Geldentschädigung und verlangt, daß die früher +zum Deutschen Bunde (S. 341), nicht aber zu dem neuen +Norddeutschen Bunde gehörende Festung Luxemburg von der +<i>preußischen Besatzung</i> geräumt werde.</p> + +<p>Ausgleich durch Beschluß einer Konferenz der Großmächte +zu London (<i>Italien</i> als sechste Großmacht anerkannt): +1. Die Neutralität des Großherzogtums wird von den Großmächten +<i>gemeinsam</i> gewährleistet; 2. Die preußische Besatzung +räumt die Stadt <i>Luxemburg</i>, deren Festungswerke geschleift +werden.</p> + +<p><b>Ende des Kirchenstaates</b>. <i>Italienische</i> Freischaren machen +mit stillschweigender Gutheißung ihrer Regierung 1867 (Sept.) +einen Angriff auf das päpstliche Gebiet. Napoleon III. erklärt +den früheren Vertrag (S. 370) für gebrochen und schickt dem Papste +Hilfe. Die Freischaren werden bei <i>Mentana</i> geschlagen; ihr<span class="pagenum"><a name="Page_381" id="Page_381">[381]</a></span> +Führer <i>Garibaldi</i> wird nach kurzer Haft wiederum nach +<i>Caprera</i> entlassen. <b>Rom</b> erhält von neuem eine <b>französische +Besatzung</b> (S. 363, 370).</p> + +<div class="sidenote"><b>1869.</b> +8. Dez.</div> + +<p>Eröffnung des <b>Vatikanischen Konzils</b> in Rom, durch +welches das Ansehen des Papsttums nach der Einschränkung +seiner weltlichen Herrschaft gesichert +und erhöht werden soll. Verkündung des <i>Unfehlbarkeits-Dogmas</i> +am 18. Juli 1870. Am 20. Sept. 1870 wird Rom von den +italienischen Truppen besetzt, da die französische Besatzung +zurückgezogen ist (s. S. 385). <b>Aufhebung des Kirchenstaates.</b> +<i>Rom wird Hauptstadt des geeinigten Italiens.</i></p> + + +<h4>§ 8. Deutsch-französischer Krieg 1870–1871.</h4> + +<p><b>Ursache</b>: Die Meinung der Franzosen, daß ihrer Nation +auf dem europäischen Festlande eine herrschende Machtstellung +zukomme. Letztere hatte die Schwäche der Nachbarstaaten, vor +allem Deutschlands zur Voraussetzung. Die Begründung des +italienischen Einheitsstaates und die Entstehung eines mächtigen +deutschen Bundesreiches erschien den Franzosen wie eine +Schmälerung ihres Ruhmes.</p> + +<p><b>Veranlassungen</b>: 1. Die inneren Verlegenheiten der Regierung +Napoleons III., welcher, für seinen Thron fürchtend, +dem gesetzgebenden Körper (S. 355) erweiterte Rechte zögernd +zugesteht; 2. Die Ablehnung der seit 1866 wiederholt verlangten +Ausgleichungen für die Vergrößerung Preußens an Land und +Macht (S. 379, 380). Der von Napoleon durch Benedetti 1867 +schriftlich in Berlin eingereichte Vertragsentwurf, nach welchem +Napoleon Luxemburg und Belgien besetzen und dafür Preußen +die Aufnahme der süddeutschen Staaten in den Norddeutschen +Bund gestatten wollte, war von Bismarck »dilatorisch« behandelt +worden.</p> + +<p><b>Vorwand</b>: Die Übertragung der spanischen Krone an den +Prinzen <i>von Hohenzollern</i> (s. u. § 16), die in Paris als eine +<i>preußische</i>, Frankreich gefährdende Intrige dargestellt wird.</p> + +<p>Das durch den französischen Botschafter <i>Benedetti</i> in Ems +(9. Juli) an König Wilhelm I. gestellte Verlangen, »dem Prinzen +von Hohenzollern die Annahme der spanischen Krone zu verbieten«, +wird zurückgewiesen. Nach dem freiwilligen Rücktritt +des Prinzen verlangt die französische Regierung eine Erklärung +des Königs, »daß er die Bewerbung des Prinzen um die spanische +Krone in Zukunft niemals wieder zulassen werde«. König +Wilhelm weist den französischen Botschafter ab (13. Juli); Graf +Bismarck läßt die Nachricht davon gebende »Emser Depesche« +in verkürzter Form alsbald durch die Zeitungen verbreiten. +Darauf Kriegserklärung Frankreichs (19. Juli). Die <i>süddeutschen +Staaten</i> schließen sich unverzüglich auf Grund der<span class="pagenum"><a name="Page_382" id="Page_382">[382]</a></span> +bestehenden Bündnisse (S. 379) der Kriegsrüstung des Norddeutschen +Bundes an.</p> + + +<h5>A. Krieg gegen die kaiserliche Armee.</h5> + + +<p class="center"><b>Deutsche Streitkräfte, Oberbefehl König Wilhelm I.</b></p> + +<p class="center"><i>Chef des Generalstabes</i>: General <b>v. Moltke.</b></p> + +<p>Am 31. Juli stehen bereit:</p> + + +<div class="center"> +<table class="tdl" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary=""> +<tr><td align="right">I.</td><td>Armee (General <b>v. Steinmetz</b>) <i>südlich</i> von <i>Trier</i>, 60000 M.</td></tr> +<tr><td align="right">II.</td><td>Armee (Prinz <b>Friedrich Karl</b>) <i>südlich</i> von <i>Mainz</i>, 194000 M. einschl. Reserve.</td></tr> +<tr><td align="right">III.</td><td>Armee (hierbei zwei Bayr. Korps, sowie Württemb. und Badische Div.; <b>Kronprinz von Preußen</b>) <i>zwischen Landau</i> und <i>Speier</i>, 130000 M.</td></tr> +</table></div> +<p>Drei Armeekorps (100000 M.) werden Anfang August zur +Verstärkung herangezogen.</p> + +<p>Zur <i>Küstenverteidigung</i>: General-Gouverneur <i>Vogel v. +Falckenstein</i>, 17. Division und Landwehr.</p> + +<p>Zusammen (einschl. aller Besatzungs- und Ersatztruppen) +nahezu eine Million Mann.</p> + +<p><b>Feldzugsplan</b>: Eroberung von Paris, auf dem Wege dahin +Abdrängen des Feindes von dem reichen Süden in das engere +Hinterland des nördlichen Frankreichs. <i>Angreifen</i> unter Zusammenhalten +der Kräfte, wo sich der Feind stellt.</p> + +<p><b>Französische Streitkräfte</b>: 300000 M., vorläufig als Rheinarmee +unter Oberbefehl des Marschalls <i>Bazaine</i>. Davon stehen:</p> + +<p>Marschall <b>Mac-Mahon</b> bei <i>Straßburg</i> mit 100000 M.,</p> + +<p>Marschall <b>Bazaine</b> bei <i>Metz</i> mit 150000 M.,</p> + +<p>Reserven bei <i>Nancy</i> und <i>im Lager von Châlons-sur-Marne</i>,</p> + +<p>zusammen 50000 M. Außerdem können noch 115 Bataillone +ins Feld rücken, sobald die <i>Nationalgarde</i> sie im Innern des +Landes ersetzt.</p> + +<p>Auch der französische Feldzugsplan geht auf <i>überraschenden +Angriff</i> aus, wird aber zu langsam ausgeführt.</p> + +<p>Eine <i>französische Flotte</i> erscheint in der <i>Ostsee</i>, bald +darauf eine zweite in der <i>Nordsee</i>; es kommt aber zu keiner +Landung. Die <i>norddeutsche Flotte</i> bewacht die Flußmündungen; +17. Aug. Gefecht der <i>Grille</i>, von 3 Kanonenbooten unterstützt, +bei <i>Rügen</i> gegen 8 französische Schiffe. Im Sept. ziehen beide +französische Flotten sich zurück. 9. Nov. Kampf des Kanonenboots +<i>Meteor</i> bei <i>Havanna</i> gegen ein größeres französisches +Schiff, das zum Rückzug in den Hafen genötigt wird. Im +Januar 1871 nimmt die Korvette <i>Augusta</i> in der <i>Gironde</i> +französische Transportschiffe weg, muß dann aber in einem +spanischen Hafen Schutz suchen.</p> + +<p><i>Bismarck</i> erreicht (29. Juli) durch eine aktenmäßige Enthüllung +<span class="pagenum"><a name="Page_383" id="Page_383">[383]</a></span>der Anerbietungen Napoleons auf Kosten Süddeutschlands,<br /> +<span style="margin-left: 1em;">Luxemburgs und Belgiens, daß England, Dänemark,</span><br /> +Österreich und Italien neutral bleiben. Rußland tritt diplomatisch +für Preußen in Wien ein.</p> + +<div class="sidenote"><b>1870.</b> +2. Aug.</div> + +<p>Die Franzosen, von <i>Metz</i> her vorrückend, besetzen +durch ein Armeekorps in Gegenwart des Kaisers +Napoleon die nur von 1500 Mann preußischer +Truppen verteidigte Stadt <b>Saarbrücken</b></p> + +<div class="sidenote">4. Aug.</div> + +<p>Treffen bei <b>Weißenburg</b>. Die Vorhut der <b>III. Armee</b> +(Preußen und Bayern) erstürmt Weißenburg und +den stark befestigten <i>Geisberg</i>.</p> + +<p><b>Mac-Mahon</b> vereinigt seine Truppen und erwartet +den Feind in starker Stellung, erleidet aber in der</p> + +<div class="sidenote">6. Aug.</div> + +<p><b>Schlacht bei Wörth</b> durch das Heer des Kronprinzen +<b>Friedrich Wilhelm</b> eine vollständige +Niederlage. <i>Mac-Mahon</i> zieht sich auf das befestigte Lager +bei <i>Châlons</i> zurück.</p> + +<p>Daselbst trifft bald auch Kaiser <i>Napoleon III.</i> ein und überträgt +<b>Mac-Mahon</b> den Oberbefehl über die neugebildete Armee.</p> + +<div class="sidenote">6. Aug.</div> + +<p><b>Schlacht bei Spichern</b> (<i>Saarbrücken</i>). Teile der +I. und II. Armee (Gen. v. Kameke, v. Alvensleben, +v. Goeben) erstürmen die stark verschanzten Spicherer Höhen.</p> + +<p>Der Kronprinz mit der <b>III. Armee</b> rückt, nach Absendung +eines Korps unter General v. Werder zur Belagerung von +<i>Straßburg</i>, durch die unverteidigten Pässe des <i>Wasgen-Waldes</i> +nach <i>Nancy</i>. Die <b>I. Armee</b> marschiert auf <i>Metz</i>, die <b>II. Armee</b> +auf <i>Pont à Mousson</i> mit der Absicht, das französische Heer +in und bei Metz von Paris abzuschneiden.</p> + +<p>Um dem zuvorzukommen, beschließt <b>Bazaine</b> den Rückzug +über <i>Verdun</i> nach <i>Châlons-sur-Marne</i>, zur Vereinigung mit +<i>Mac-Mahon</i> und neu herangezogenen Truppen. <i>Napoleon III.</i> +eilt voraus nach Châlons. <i>Bazaine</i> nimmt, als ihn unweit Metz +die Vorhut der I. Armee angreift, den Kampf auf dem <i>rechten</i> +Moselufer an. Durch die</p> + +<div class="sidenote">14. Aug.</div> + +<p><i>Schlacht bei Colombey-Nouilly</i> wird deutscherseits +der Zweck erreicht, den Abzug des Gegners auf +Verdun zu verzögern. Der Abmarsch wird gänzlich +vereitelt durch die</p> + +<div class="sidenote"><b>16. Aug.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Vionville — Mars la Tour</b>, in welcher +Prinz <i>Friedrich Karl</i> mit Teilen der II. Armee +(die Brandenburger unter Gen. v. Alvensleben) die weit überlegenen +feindlichen Streitkräfte bei Metz festhält. Verlust +16000 Mann, ebensoviel auf französischer Seite.</p> + +<p>Nachdem die übrigen Truppen der I. und II. Armee herangekommen +sind, werden die Franzosen in ihren <i>befestigten +Stellungen</i> westlich von Metz von neuem angegriffen.<span class="pagenum"><a name="Page_384" id="Page_384">[384]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1870 +18. Aug.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Gravelotte-Saint Privat.</b> 180000 +Deutsche unter dem Oberbefehl <i>König Wilhelms</i> +gegen mindestens ebensoviel Franzosen. Mörderischer +Kampf auf dem linken Flügel; die preußische Garde, von +den Sachsen unterstützt, erstürmt die Höhen von <i>St. Privat</i>. Verlust +der Deutschen 20000, der Franzosen 13000. Bazaines Armee +wird in die Festung <i>Metz</i> gedrängt und daselbst eingeschlossen.</p> + +<p>Prinz <i>Friedrich Karl</i> leitet die <b>Belagerung von Metz,</b> +während die III. Armee (Kronprinz) von Nancy her gegen +<i>Châlons</i> vorrückt. Mit ihr wirkt zusammen eine von der +II. Armee (die vor Metz bleibt) abgetrennte IV. <i>(Maas-) Armee</i> +unter <b>Kronprinz Albert von Sachsen.</b></p> + +<p><i>Mac-Mahon</i> verläßt, von Napoleon III. begleitet, Châlons +und versucht auf dem Umwege über Reims <i>Metz</i> zu erreichen, +um sich mit Bazaine zu vereinigen. Dies Unternehmen wird +deutscherseits rechtzeitig entdeckt; die III. und IV. Armee +schwenken deshalb vom Vormarsch gegen Paris rechts ab; die +<i>IV. Armee</i> erreicht die Franzosen an der <i>Maas</i>, greift an und +verhindert durch die siegreiche</p> + +<div class="sidenote">30. Aug.</div> + +<p><b>Schlacht bei Beaumont</b> den geplanten Entsatzversuch +von Metz, drängt auch die Mac-Mahonsche +Armee in eine äußerst ungünstige Lage.</p> + +<p><i>Bazaine</i> versucht die Einschließung von Metz zu durchbrechen, +wird aber durch die</p> + +<div class="sidenote">31. Aug. u. 1. Sept.</div> + +<p><b>Schlacht bei Noisseville</b> zurückgetrieben.</p> + +<p>Gleichzeitig wird Mac-Mahon von der III. und +IV. deutschen Armee bei <i>Sedan</i> an der Maas eingeschlossen +(über 200000 Deutsche gegen 124000 Franzosen).</p> + +<div class="sidenote"><b>1. Sept.</b></div> + +<p><b>Schlacht bei Sedan.</b> Heftiger Kampf der Bayern +bei <i>Bazeilles</i>, der Sachsen bei <i>Daigny</i>, der Preußen +bei <i>Givonne</i>, <i>Illy</i> und <i>Floing</i>. Die Franzosen werden in die +Stadt hineingedrängt. Nach Beginn der Beschießung wird in +der Stadt die weiße Fahne aufgezogen. <b>Napoleon III.</b> gibt +sich gefangen, verläßt die Stadt am 2. Sept. früh. Zusammentreffen +mit Graf Bismarck bei <i>Donchery</i>, wo während der Nacht +über die Bedingungen der Übergabe verhandelt war (<i>Moltke,</i> +<i>Bismarck,</i> <i>Wimpffen,</i> Mac-Mahon war verwundet).</p> + +<div class="sidenote"><b>2. Sept.</b></div> + +<p><b>Übergabe von Sedan,</b> 39 Generale, über 2300 +Offiziere, 83000 Mann (außerdem schon während +der Schlacht über 20000 M.) kriegsgefangen, 419 Feld- und +139 Festungsgeschütze erbeutet.</p> + +<p>3090 Mann erreichen die belgische Grenze und werden dort +entwaffnet; das Korps Vinoy entkommt von Mézières nach Paris.</p> + +<p>Zusammenkunft zwischen Kaiser <b>Napoleon III.</b> und <b>König +Wilhelm I.</b> in dem Schlosse <i>Bellevue</i> bei <i>Donchery</i>; Napoleon +als Kriegsgefangener nach <i>Wilhelmshöhe</i> (bei Kassel) gebracht.<span class="pagenum"><a name="Page_385" id="Page_385">[385]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1870. +4. Sept.</b></div> + +<p><b>Frankreich Republik</b> (<i>Dritte Republik</i>). Provisorische +»Regierung der nationalen Verteidigung«: +<i>Trochu</i> Präsident und Gouverneur von Paris, <i>Favre</i> +Auswärtiges, <i>Gambetta</i> Inneres. Für den Krieg »bis aufs +Äußerste« wird die ganze Nation zu den Waffen gerufen, die +Flotten werden aus der Nordsee und Ostsee zurückgezogen. Die +Kaiserin Eugenie flieht mit ihrem Sohn nach England.</p> + +<p>Alle deutschen Truppen, welche bei Sedan gekämpft haben, +marschieren gegen Paris und erreichen bis 19. Sept. die Einschließung +(S. 387ff.).</p> + + +<h5><b>B. Krieg gegen die republikanischen Heere.</b></h5> + +<p>In zahlreichen Festungen Frankreichs stehen noch kaiserliche +Truppen, die sich aber den Geboten der Republik fügen. +Nach dem Sturz des Kaisertums zunächst Friedensverhandlungen +in <i>Ferières</i> zwischen Bismarck und Favre. Sie bleiben erfolglos, +da Frankreich jede Gebietsabtretung verweigert. <i>Thiers</i> +bereist die europäischen Höfe, findet aber keine Unterstützung +(S. 382f.). Besonders aus England erhält Frankreich starke +Zufuhr an Waffen und Munition.</p> + +<p>Das Korps des <i>Großherzogs von Mecklenburg</i> (s. S. 378), +bisher zum Schutz der deutschen Küste tätig, sichert die +<i>Eisenbahnverbindung</i> nach Deutschland durch Einnahme der +Festungen <i>Toul</i> und <i>Soissons</i>. Demselben Zwecke dient die +nach und nach folgende Einnahme der Festungen Schlettstadt, +Verdun (8. Nov.), Diedenhofen, Montmédy, Mézières u. a. +Schwieriger Schutz der Etappenstraßen gegen Überfälle französischer +<i>Franctireurs</i>. Das besetzte französische Gebiet wird +in 4 General-Gouvernements eingeteilt.</p> + +<div class="sidenote">27. Sept.</div> + +<p><b>Übergabe von Straßburg</b> nach längerer Belagerung +(bei der die wertvolle Bibliothek zerstört wurde) +durch preußische und badische Truppen unter Gen. <i>v. Werder.</i> +Besatzung von 17000 Mann kriegsgefangen. Die preußische +Garde-Landwehr zieht gegen Paris; mit der badischen Division +und einigen preußischen Regimentern marschiert Gen. <i>v. Werder</i> +durch den Wasgau nach Südwesten (Epinal — Vesoul — Dijon, +S. 387ff.).</p> + +<p><b>Gambetta</b>, welcher Paris im Luftballon verlassen hat, übernimmt +(9. Okt.) die Diktatur in <b>Tours.</b> Seinem Organisationstalent +gelingt es, im Laufe der nächsten vier Monate etwa +800000 M. ins Feld zu stellen: aus Resten der alten Armee, +Zuzügen aus Algier, Marinetruppen und durch Massenaufgebot. +Es entstehen vier neue Heere; die <i>Loire-Armee</i> bei Orléans, +die <i>Westarmee</i> bei Rouen, die <i>Nordarmee</i> bei Lille, die <i>Ostarmee</i> +bei Besançon. <b>Eroberung oder Rettung von Paris +bleibt Hauptziel des Krieges.</b><span class="pagenum"><a name="Page_386" id="Page_386">[386]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1870. +27. Okt.</b></div> + +<p><b>Übergabe von Metz</b> (belagert seit 19. August). +Nach mehreren vergeblichen Ausfällen ergibt sich +<i>Bazaine</i>, durch Hunger gezwungen, mit seiner +großen Armee; 6000 Offiziere, 187000 Mann kriegsgefangen, +622 Feld-, 876 Festungsgeschütze erbeutet.</p> + +<p><b>Prinz Friedrich Karl</b> mit der II. Armee marschiert gegen +die französische <i>Loire-Armee</i>, General <b>v. Manteuffel</b> mit einer neu +eingeteilten I. Armee gegen die <i>französische Nordarmee</i> (S. 387).</p> + +<h6><i>a) Der Feldzug an der Loire und gegen Le Mans.</i></h6> + +<div class="sidenote">Okt.</div> + +<p>Die <b>Loire-Armee</b> (etwa 30000 M. stark und noch +nicht kriegsbereit) ergreift in den ersten Oktobertagen +von <b>Orléans</b> aus die Offensive auf <b>Paris.</b> Gegen sie +marschiert südlich von Paris General <b>v. d. Tann</b> mit dem +I. bayrischen Korps und der 22. Division, drängt die Franzosen +nach empfindlicher Niederlage bei <i>Artenay</i> (10. Okt.) zurück +<i>und besetzt Orléans</i> (11. Okt.).</p> + +<div class="sidenote">Nov.</div> + +<p>Zweite Offensive der auf 200000 Mann verstärkten +<i>Loire-Armee</i>, welche den General v. d. Tann bei +<i>Coulmiers</i> (9. Nov.) zum Rückzug auf Artenay und zur +<i>Räumung von Orléans</i> nötigt, v. d. Tann gewinnt (nicht verfolgt) +Anschluß an den <i>Großherzog von Mecklenburg</i>, tritt +in den Verband der diesem unterstellten <b>Armee-Abteilung</b> +(50000 M.), welche die Einschließung von Paris gegen Westen +und Süden sichern soll. Sie drängt zunächst ein von Westen +her anrückendes französisches Korps in beschwerlichem Kleinkriege +gegen Freischaren nach <i>Le Mans</i> zurück.</p> + +<p>Inzwischen hat die <i>Loire-Armee</i> sich befestigte Stellungen +nördlich von Orléans geschaffen; von deutscher Seite aber rückt +Prinz <b>Friedrich Karl</b> heran, und der <b>Großherzog von Mecklenburg</b> +kommt von Westen her zu gemeinsamem Angriff. Das +erneute Vorrücken der Loire-Armee wird durch die</p> + +<div class="sidenote">28. Nov.</div> + +<p><i>Schlacht bei Beaune la Rolande</i> (II. Armee) und die</p> + +<div class="sidenote">2. Dez.</div> + +<p><i>Schlacht bei Loigny-Poupry</i> (Großherzog von +Mecklenburg) rechtzeitig vereitelt.</p> + +<p>Nach weiteren harten Kämpfen der beiden deutschen Heere +wird <b>Orléans</b> <i>von ihnen besetzt</i>.</p> + +<p>Von der Loire-Armee entweicht ein Teil nach Süden, wo +<i>General Bourbaki</i> neue Streitkräfte organisiert (vgl. S. 388), +der andere wird durch General <i>Chanzy</i> nach <i>Westen</i> zurückgeführt +und auch durch Verstärkungen neu gefestigt. Chanzy +versucht, über <i>Vendôme</i> auf Paris zu ziehen; dies vereitelt die +deutsche Armee-Abteilung durch schwere Kämpfe</p> + +<div class="sidenote">7.–10. +Dez.</div> + +<p>bei <i>Beaugency-Cravant</i>. Chanzy geht hinter die +Loir auf <i>Le Mans</i> zurück. Deutsche Erkundungsgefechte: +Das Detachement <i>Boltenstern</i> bei <i>Montoire</i><span class="pagenum"><a name="Page_387" id="Page_387">[387]</a></span> +(27. Dez.). Die Regierung von Tours wird nach <i>Bordeaux</i> +verlegt. (Gambetta in Bourges.)</p> + +<div class="sidenote"><b>1871.</b> +Jan.</div> + +<p>Die Armee-Abteilung wird aufgelöst und findet teils +bei der II. Armee, teils bei Orléans und Paris +Verwendung. <b>Prinz Friedrich Karl</b>, unaufhaltsam +vorrückend trotz der Winterkälte, vernichtet +die Armee des General <i>Chanzy</i> (150000 M.) in der</p> + +<div class="sidenote"><b>10.–12. +Jan.</b></div> + +<p><b>Schlacht vor Le Mans</b> (20000 Gefangene). Die +deutsche II. Armee bleibt bei Le Mans und an +der Loire, das Korps des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin +marschiert nach Rouen.</p> + + +<h6><i>b) Der Feldzug im Norden und Nordwesten Frankreichs.</i></h6> + +<p>Um die Einschließung von <i>Paris</i> gegen Truppenansammlungen +im Norden Frankreichs zu sichern, rückt die I. Armee, +drei preußische Korps unter General <b>v. Manteuffel</b>, von Metz +aus in nordwestlicher Richtung vor (S. 386). Sie schlägt die +aus Marinetruppen und Mobilgarden gebildete französische +<i>Nord</i>armee in der</p> + +<div class="sidenote"><b>1870.</b> +27. Nov.</div> + +<p><b>Schlacht bei Amiens</b>, nimmt diese Stadt ein und besetzt +dann <b>Rouen</b> (5. Dez.); die dort auftretende französische +<i>West</i>armee (S. 385) weicht ernsten Kämpfen +aus. Die <i>Nordarmee</i>, von General <i>Faidherbe</i> wieder gesammelt +und verstärkt, rückt wieder gegen <i>Amiens</i> vor.</p> + +<div class="sidenote">23. u. 24. +Dez.</div> + +<p><b>Schlacht an der Hallue</b> (Nebenfluß der Somme). +Die Franzosen ziehen sich unter Mangel und Kälte +auf <i>Arras</i> zurück. Die Deutschen belagern darauf +die Festung <i>Péronne</i>; Faidherbes Versuch, diese zu entsetzen, +wird vereitelt durch die Schlacht bei <b>Bapaume</b> (3. Jan. 1871); +Péronne ergibt sich 9. Jan. Die bei Rouen verbliebenen Ostpreußen +(I. A.-K.) zerstreuen eine Ansammlung der Westarmee +durch das Gefecht bei <i>Robert-le-Diable</i> (4. Jan.).</p> + +<p>Am 8. Jan. hat für den zum südöstlichen Kriegsschauplatz +abberufenen Gen. v. Manteuffel Gen. <b>v. Goeben</b> den Oberbefehl +übernommen. Der Plan der Franzosen, über <i>St. Quentin und +Reims auf Paris</i> zu marschieren, wird rechtzeitig erkannt; sie +werden durch das Gefecht bei <i>Tertry-Poeuilly</i> (18. Jan.) aufgehalten.</p> + +<div class="sidenote"><b>1871. +19. Jan.</b></div> + +<p><b>Schlacht von St. Quentin</b>, in welcher General +v. Goeben die Nordarmee entscheidend schlägt. +Die <i>Nordfestungen</i> verhindern ausgiebige Verfolgung.</p> + + +<h6><i>c) Der Feldzug im Osten Frankreichs.</i></h6> + +<div class="sidenote"><b>1870</b> (Okt.).</div> + +<p>General <b>v. Werder</b> wendet sich nach der Einnahme +von Straßburg (S. 385) gegen die Francti<span class="pagenum"><a name="Page_388" id="Page_388">[388]</a></span>reurs +in den <i>Vogesen</i> und die französische <b>Ostarmee</b> in <i>Ober-Elsaß +und Burgund</i>, insbesondere um den Heeren vor Paris +und Metz die Verbindung nach Deutschland zu sichern. Die +Ostarmee will den Abstieg aus den Vogesen bei <i>St. Dié</i> verwehren, +wird aber auf Besançon zurückgedrängt. Die badischen +Truppen besetzen <b>Dijon</b> (31. Okt.); die aus dem Elsaß nachrückende +Landwehr-Division v. Tresckow schließt die Festung +<b>Belfort</b> ein (8. Nov.).</p> + +<p>Die Franzosen verstärken sich durch Heranziehung der vor +Orléans (S. 386) geschlagenen und bei Bourges wieder gesammelten +Loire-Truppen; den Oberbefehl übernimmt Gen. +<b>Bourbaki</b>. Gen. v. Werder tritt den von Süden her anrückenden +Feinden bei <i>Nuits</i> entgegen (18. Dez.), räumt dann +aber freiwillig <i>Dijon</i>, um die Belagerung von Belfort zu decken, +und vereinigt sein Korps in starker Stellung bei <i>Vesoul</i> (30. Dez.). +Bourbaki, von Gambetta getrieben, aber durch mangelnde Ausrüstung +der Truppen gehemmt, beginnt seinen Vormarsch. +Dijon wird von den unter <i>Garibaldis</i> (S. 370, 381) Befehl +stehenden Freischaren besetzt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1871.</b> +9. Jan.</div> + +<p>Treffen bei <i>Villersexel</i>, anfangs glücklich für die +Franzosen, aber bei Abbruch des Nachtgefechts +ist die Stadt in deutscher Hand.</p> + +<p>General v. Werder durchkreuzt die Absicht Bourbakis, ihn +von Belfort abzudrängen, durch Abmarsch hinter die <i>Lisaine</i> +(Nebenfluß des Doubs) und schiebt sich in einer Stellung +Héricourt-Montbéliard zwischen die französische Ostarmee und +Belfort.</p> + +<div class="sidenote"><b>15.–17. +Jan.</b></div> + +<p><b>Schlacht an der Lisaine.</b> In dreitägigem Kampfe +bei strenger Kälte gelingt es den Franzosen +(140000 M.) nicht, die deutschen Linien (43000 M., +Badener und preußische Landwehr) zu durchbrechen; in voller +Auflösung strömt die Ostarmee auf Besançon zurück.</p> + +<p>Zu derselben Zeit erreichen die zur Unterstützung gesandten +deutschen Truppen (II. und VII. A.-K.) unter General <b>v. Manteuffel</b> +die Gegend westlich <i>Vesoul</i>. Auf die Nachricht von +Werders Sieg wendet sich Manteuffel sofort südlich nach Besançon; +Werder schließt sich diesem Vormarsch an. Weitestes +Vordringen einer deutschen <b>Südarmee</b>.</p> + +<p>Hierdurch ist für Bourbaki der Rückzug nach Westen oder +Süden abgeschnitten; nach seiner Absetzung führt General +<i>Clinchant</i> die Ostarmee auf Pontarlier, in der Hoffnung, längs +der Grenze zu entkommen. Durch den <i>Jura</i> drängen aber die +Deutschen kräftig nach, und unter letzten Gefechten bei <i>La +Cluse</i> und <i>Pontarlier</i> tritt die Ostarmee (80000 Mann) auf +<b>Schweizer Gebiet</b> (1.–3. Febr.) über und gerät damit in +Kriegsgefangenschaft. Nur Teile der Division Cremer entkommen +nach Südfrankreich.<span class="pagenum"><a name="Page_389" id="Page_389">[389]</a></span></p> + +<p>Beim Vormarsch auf Belfort (Vesoul) hatte General v. Manteuffel +die Brigade <i>v. Kettler</i> gegen <b>Dijon</b> geschickt. Das dort +stehende Korps <i>Garibaldi</i> (20000 M.) beschränkt sich darauf, +die Angriffe dieser 5 Bataillone am 21. und 23. Januar abzuwehren +(Verlust der <i>einzigen</i> deutschen Fahne — aufgefunden +unter Leichen). Als Verstärkung für General v. Kettler anrückt, +ziehen sich Garibaldis Scharen mit Benutzung der Eisenbahn +nach <i>Lyon</i> zurück.</p> + +<div class="sidenote"><b>1871.</b> +16. Febr.</div> + +<p><b>Übergabe von Belfort.</b> Selbst während der +Schlacht an der Lisaine waren die Angriffsarbeiten +nicht unterbrochen worden. Den tapferen Verteidigern +(Oberst <i>Denfert</i>) wird freier Abzug gewährt.</p> + + +<h6><i>d) Belagerung von Paris.</i></h6> + +<p>Starke Befestigungen: Ringmauer von 34 km Umfang mit +Umwallung, davor ein Gürtel von Forts, namentlich auf der +Ost- und Südseite; im Westen der stark befestigte <i>Mont Valérien</i>, +im Norden der befestigte Vorort <i>St. Denis</i>, im Osten der steile +<i>Mont Avron</i>, »der Schlüssel von Paris«. Besatzung 72000 M. +Linien- und Marinetruppen, 115000 M. Mobilgarden aus der +Provinz, über 130000 M. Nationalgarde.</p> + +<p>Einschließung durch die III. und IV. deutsche Armee +(S. 385) in einem Gürtel von 82 km Umfang, anfangs nur +130000 M., bald auf 240000 M. verstärkt. Hauptquartier König +Wilhelms in <i>Versailles</i>. Alle Entsatzversuche der französischen +Loire- und Nordarmee werden vereitelt, ebenso die zahlreichen +Ausfälle der Belagerten.</p> + +<div class="sidenote"><b>1870.</b> +21. Okt.</div> + +<p>Ausfallgefecht bei <i>La Malmaison</i> (im Westen), +General Ducrot wird zurückgeschlagen.</p> + +<div class="sidenote">30. Okt.</div> + +<p>Erstürmung von <i>Le Bourget</i> (im Nordosten) durch +die preußische Garde. Dies Dorf lag unter den +Geschützen von 5 Forts und war am 28. Okt. (deutscherseits +schwach besetzt) von den Franzosen genommen. Fernere Gefechte +bei Le Bourget am 21. Dez. und 13. Jan.</p> + +<p>Der ernstlichste Versuch zur Befreiung beginnt am 30. Nov. +General Ducrot geht mit 40000 M. auf das linke Marne-Ufer +und erobert, unterstützt durch Scheinangriffe anderer Abteilungen +im Norden (Epinay) und Südosten (Mont Mesly), die östlich +gelegenen Dörfer <i>Brie</i> und <i>Champigny</i>.</p> + +<div class="sidenote">2. u. 3. Dez.</div> + +<p><b>Schlacht b. Champigny-Yilliers.</b> Ducrots Truppen, +die auf den Anmarsch der Loire-Armee gehofft +hatten (S. 386), werden in heftigem Kampfe zurückgeworfen +(Württemberger und Sachsen unter dem preußischen General +<i>v. Fransecky</i>).</p> + +<p>Nachdem sich die Erwartung, Paris durch Hunger zu bezwingen, +als falsch erwiesen hat, beginnt am<span class="pagenum"><a name="Page_390" id="Page_390">[390]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1870.</b> +27. Dez.</div> + +<p><b>die Beschießung von Paris,</b> zunächst gegen die +<i>Ostfront</i> aus verschanzter Stellung, dem <i>Mont +Avron</i> gegenüber, der von den Franzosen bald +geräumt wird, sodann seit Anfang Januar auch gegen <i>die Südfront, +die Nordforts und St. Denis</i>. Infolge des Eingreifens +der schweren Artillerie gestaltet sich die Lage der Deutschen +erheblich günstiger, weil die Verteidiger die Stellungen im +Vor- und Zwischengelände räumen müssen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1871.</b> +18. Jan.</div> + +<p>Erneuerung der <b>deutschen Kaiserwürde</b> +im Spiegelsaal des Schlosses zu <b>Versailles</b>, nachdem +die süddeutschen Staaten sich zu dauernder +Vereinigung mit dem Norddeutschen Bunde bereit erklärt haben +und König Ludwig II. von Bayern, der Aufforderung <i>Bismarcks</i> +entsprechend, im Namen der Fürsten und freien Städte Deutschlands +dem König <i>Wilhelm I. von Preußen</i> die Kaiserwürde +angetragen hat.</p> + + +<h5><b>Wilhelm I. Deutscher Kaiser 1871–1888.</b></h5> + +<div class="sidenote">19. Jan.</div> + +<p><b>Schlacht am Mont Valérien</b> (im Westen). Letzter +großer Ausfall, bei dem auch die bisher geschonten +Nationalgarden Verwendung finden. Die Franzosen nehmen +<i>St. Cloud</i>, aber ihr Angriff (90000 M. unter General <i>Trochu</i>) +scheitert, bevor er die Hauptstellung der Deutschen erreicht. +Die tapferen Verteidiger von St. Cloud, beim Rückzug vergessen, +ergeben sich am nächsten Tage.</p> + +<p>Da jede Hoffnung auf Entsatz geschwunden ist und die +Not der Bevölkerung von Paris bedenklich steigt, wird durch +Unterhandlungen zwischen <i>Favre</i> und <i>Bismarck</i> die</p> + +<div class="sidenote"><b>28. Jan.</b></div> + +<p><b>Übergabe von Paris</b> zum Abschluß gebracht. Bedingungen: +1. Übergabe sämtlicher Forts mit dem +Kriegsmaterial an die deutschen Truppen, Entwaffnung der +Ringmauer. 2. Alle französischen <i>Soldaten</i> in Paris gelten als +Kriegsgefangene und werden entwaffnet, mit Ausnahme von +12000 Mann, welche mit der Nationalgarde die Ordnung aufrecht +erhalten; für die Verproviantierung sorgen die französischen +Behörden. 3. Die Stadt Paris zahlt 200 Millionen Francs Kriegssteuer. +4. Waffenstillstand auf allen Kriegsschauplätzen, mit +Ausnahme der Departements <i>Doubs, Jura</i> und <i>Côte d’or</i>, auf +<i>drei</i> Wochen, um die Wahlen zu einer französischen <i>Nationalversammlung</i> +zu ermöglichen, welche in <i>Bordeaux</i> zusammentreten +und über Krieg und Frieden entscheiden soll.</p> + +<p><b>Gambettas</b> Widerstand gegen diese Übereinkunft wird bald +gebrochen; er legt sein Amt als Mitglied der Regierung nieder +(6. Febr.). <b>Thiers,</b> von der Nationalversammlung in <i>Bordeaux</i> +an die Spitze der französischen Regierung gestellt, führt die +Unterhandlungen mit Graf <b>Bismarck.</b><span class="pagenum"><a name="Page_391" id="Page_391">[391]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1871.</b> +26. Febr.</div> + +<p><b>Friedenspräliminarien zu Versailles</b>: 1. Frankreich +tritt an Deutschland ab: das <b>Elsaß</b> außer +<i>Belfort</i>, ferner <b>Deutsch-Lothringen</b> mit <i>Metz</i> +und <i>Diedenhofen</i> (<i>Thionville</i>), zusammen 14500 qkm mit +1½ Mill. Einwohnern; 2. Frankreich zahlt in drei Jahren +<i>5 Milliarden</i> Francs Kriegsentschädigung; zur Sicherstellung der +Zahlung bleiben die östlichen Départements besetzt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1. März.</b></div> + +<p><b>Einzug</b> von 30000 Mann deutscher Truppen <b>in +Paris</b> und Besetzung eines Teils der großen Stadt. +Nachdem die Friedensbedingungen noch an demselben Tage von +der französischen Nationalversammlung angenommen worden +sind, wird am 2. März Paris von den Deutschen geräumt. +Kaiser <b>Wilhelm</b> verläßt das Hauptquartier <i>Versailles</i> am 7. März +und kehrt nach <i>Berlin</i> zurück.</p> + +<p>Die Friedensbedingungen werden bestätigt und im einzelnen +näher bestimmt (Austausch eines französischen Bezirks bei +<i>Belfort</i> gegen einen deutschen in <i>Lothringen</i>) in dem</p> + +<div class="sidenote"><b>10. Mai.</b></div> + +<p><b>Frieden zu Frankfurt a. M.</b> Die drei großen Ergebnisse +des blutigen Krieges sind: 1. Das Aufhören +der <i>vorherrschenden</i> Machtstellung Frankreichs. 2. Deutschland +gewinnt eine sichere Westgrenze. 3. Die seit langen Jahren erstrebte +<b>Einigung Deutschlands</b> ist verwirklicht.</p> + +<div class="sidenote">14. April.</div> + +<p>Der nach <b>Berlin</b> berufene Reichstag genehmigt fast +einstimmig folgende <b>Reichsverfassung</b>: 1. An der +Spitze des Reiches steht als <b>Deutscher Kaiser</b> der <i>König von +Preußen</i>; die Kaiserwürde ist mit der Krone Preußens fortan +<i>erblich</i> verbunden. Der Kaiser vertritt das Reich völkerrechtlich, +erklärt Krieg und Frieden (mit Zustimmung des +Bundesrats), schließt Bündnisse und Verträge, führt den Oberbefehl +über die gesamte deutsche Land- und Seemacht. 2. Die +Vertretung der 25 Staaten bildet der <b>Bundesrat</b> (im ganzen +58, seit 1911 61 Stimmen: <i>Preußen</i> 17, <i>Bayern</i> 6, <i>Sachsen</i> +und <i>Württemberg</i> je 4, <i>Baden</i>, <i>Hessen</i> und <i>Elsaß-Lothringen</i> +je 3, <i>Mecklenburg-Schwerin</i> und <i>Braunschweig</i> je 2, die übrigen +je 1); den Vorsitz führt der <b>Reichskanzler</b> (der erste: <b>Fürst +Bismarck</b>). 3. Die Vertretung der Bevölkerung bildet der +zum 21. März 1871 zum erstenmal nach Berlin berufene deutsche +<b>Reichstag</b>, bestehend aus 382 (seit Hinzutreten der Elsaß-Lothringischen +397) Abgeordneten, die aus allgemeinen und +direkten geheimen Wahlen hervorgehen. Einheitliches Heerwesen +mit <i>allgemeiner Wehrpflicht</i>: Im stehenden Heere +7 Jahre; hiervon aktiv bei Kavallerie und reitender Feldartillerie +3 Jahre, sonst seit 1893 2 Jahre; die übrige Zeit in der Reserve. +Landwehrpflicht (I. und II. Aufgebot) bis zum vollendeten 39. +und Landsturmpflicht bis zum vollendeten 45. Lebensjahre. +Das Reich bildet <i>ein</i> Zollgebiet (S. 351). Gemeinsames Post- +und Telegraphenwesen, gleichmäßige Verwaltung der Eisen<span class="pagenum"><a name="Page_392" id="Page_392">[392]</a></span>bahnen. +Einheitliches Dezimal-, Münz-, Maß- und Gewichtssystem; +Einheit des Rechts. Bayern und Württemberg haben +sich Sonderrechte, namentlich in der Heeres- und Postverwaltung, +vorbehalten.</p> + +<p>Das Gebiet des neuen <b>Deutschen Reiches</b> umfaßt +544000 qkm; 1871: 41 Millionen, 1910: rund 65 Millionen +(Preußen 40 Mill.) Einwohner. Das <b>Reichsland Elsaß-Lothringen</b> +wird seit 1879 von einem <i>Statthalter</i> des Kaisers regiert +(Gen. <i>v. Manteuffel</i> bis 1885, Fürst <i>Hohenlohe-Schillingsfürst</i> +bis 1894, Fürst <i>Hohenlohe-Langenburg</i> bis 1907, seitdem +Graf <i>v. Wedel</i>). Anfangs im Bundesrat nicht vertreten, erhält +es 1911 als 26. selbständiger Bundesstaat 3 Stimmen eingeräumt +(S. 397).</p> + +<p>Ihre <b>Einkünfte</b> erhalten die Einzelstaaten hauptsächlich aus +direkten Steuern und aus der Verwaltung der Eisenbahnen, das +<i>Reich</i> aus den Zöllen und indirekten Steuern, sowie aus Beiträgen +der Einzelstaaten, soweit erforderlich (Matrikularbeiträge). +Das Reich bestreitet die Ausgaben für Heer und Kriegsflotte. +Grundlagen der Reichseinheit sind das deutsche <i>Handelsgesetzbuch</i>, +schon 1861–65 in den meisten Staaten des Deutschen +Bundes eingeführt, das deutsche <i>Strafgesetzbuch</i> von 1870, die +Gesetze des Norddeutschen Bundes über Freizügigkeit 1867, +die Gewerbeordnung 1869, das Bürgerliche Gesetzbuch (B.G.B.) +1900 u. a. (s. S. 394 ff.).</p> + +<div class="sidenote"><b>1871.</b> +März-Mai.</div> + +<p><b>Herrschaft der sozialistischen Kommune in Paris.</b> +Nach der Kapitulation hatten sich die als Nationalgarde +bewaffneten Arbeiter vieler Kanonen bemächtigt +und die nordöstlichen Teile der Stadt (namentlich +<i>Montmartre</i> und <i>Belleville</i>) fast in Festungen verwandelt. Der +Versuch der Linientruppen, ihnen die Kanonen wieder abzunehmen, +führt zu einem Aufstand; die Linientruppen räumen +die Stadt und die Forts der Südseite. Der von den Aufständischen +erwählte <i>Gemeinderat</i> (la <i>Commune</i>) verfügt Erpressungen und +Gewaltmaßregeln. Schreckensherrschaft der Sozialisten unter +Mitwirkung eines Ausschusses der <i>»Internationale«</i> (s. S. 394). +Plünderung der Kirchen, Verhaftung des Erzbischofs <i>Darboy</i> +und anderer »Geiseln«; fast alle werden schließlich ermordet. +Ein Angriff auf die zum Schutze der jetzt in <i>Versailles</i> tagenden +französischen Nationalversammlung vereinigten Truppen mißlingt, +hauptsächlich infolge des Geschützfeuers vom +Mont Valérien.</p> + +<div class="sidenote">6. April.</div> + +<p><b>Zweite Belagerung von Paris</b>, unter Leitung <i>Mac-Mahons</i>, +von Süden und Westen her, während die +<i>deutschen</i> Truppen unter Beobachtung strenger Neutralität die +nördlichen und östlichen Forts besetzt halten. Fort <i>Issy</i> genommen +(9. Mai). Endlich dringen die Versailler Truppen in<span class="pagenum"><a name="Page_393" id="Page_393">[393]</a></span> +die Stadt ein; verzweifelter Barrikadenkampf (21.–28. Mai). +Die Hauptgebäude der Stadt (<i>Tuilerien</i>, <i>Finanzministerium</i>, +<i>Polizeipräfektur</i>, <i>Stadthaus</i> u. a.) werden von den Aufständischen +in Brand gesteckt, die Vendômesäule (S. 317) zerstört. Blutige +Niederwerfung des Aufstandes; gegen 17 000 getötet, 50 000 gefangen; +viele später zur Verbannung nach Neu-Kaledonien +verurteilt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1873.</b> +Sept.</div> + +<p>Die deutschen Truppen verlassen nach beschleunigter +Abzahlung der Kriegsentschädigung das französische +Gebiet.</p> + + +<h4>§ 9. Das Deutsche Reich seit 1871.</h4> + +<p>Das Deutsche Reich, als Bundesstaat geeinigt, bewährt sich +als Hort des Friedens in Europa. Durch die mächtige Entwickelung +der <b>Gewerbetätigkeit</b> und des <b>überseeischen Handels</b>, +sowie die Erwerbung von <b>Kolonien</b> (seit 1884, s. § 20) nimmt +es den ihm gebührenden Platz unter den <i>Weltmächten</i> ein. +Der Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens vermehrt die +Klassengegensätze und gibt Anlaß zu einer <b>sozialen Gesetzgebung</b> +(S. 395), die in anderen Ländern Nachahmung findet.</p> + +<p>Bedeutsame Einwirkungen ergeben sich aus Streitigkeiten +mit der katholischen Kirche und durch das Anwachsen der +<i>Sozialdemokratie</i>, welche mit Hilfe des allgemeinen Wahlrechts +den Staat und die Eigentumsverhältnisse umgestalten +will (Lassalles Allgemeiner deutscher Arbeiterverein 1863, Internationale +Arbeitervereinigung 1864 in London von K. Marx +begründet, Gothaer Programm 1875).</p> + +<div class="sidenote">1872.</div> + +<p>Das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit (S. 381) +veranlaßt in Deutschland, der Schweiz und Österreich +die Bildung <i>alt</i>katholischer Gemeinden, die sich von der +römisch-katholischen Kirche lossagen. Ausweisung des <i>Jesuiten</i>-Ordens +aus dem Deutschen Reiche; in Preußen Schulaufsichtsgesetz.</p> + +<div class="sidenote">1873–1875.</div> + +<p>Kirchengesetze in Preußen (Kultusminister Falk), +welchen die katholische Geistlichkeit Widerstand +leistet. Die Bischöfe werden nach und nach abgesetzt; erledigte +Pfarrämter können nicht wieder besetzt werden. Papst Pius IX. +geht auf Verhandlungen nicht ein; sein Nachfolger Leo XIII. +(1878–1903) zeigt sich nachgiebiger, gesteht die Anzeigepflicht +bei Besetzung der Bistümer und Pfarrämter zu. Fürst <i>Bismarck</i> +bewirkt 1880 Milderung der Kirchengesetze, 1886 und 1887 +weitere Zugeständnisse, doch bleibt das Aufsichtsrecht des Staates +über kirchliche Angelegenheiten.</p> + +<div class="sidenote">1872.</div> + +<p><i>Dreikaiserbund</i>, von den drei Kaisern Wilhelm I., +Franz Joseph und Alexander II. bei einer Zusammenkunft +in Berlin geschlossen zur Aufrechterhaltung des Friedens.<span class="pagenum"><a name="Page_394" id="Page_394">[394]</a></span> +Dies Bündnis löste sich infolge des russisch-türkischen Krieges +und des Berliner Kongresses (s. S. 401).</p> + +<div class="sidenote">1872–1875.</div> + +<p>Verwaltungsreform in Preußen; <i>Kreisordnung</i> und +<i>Provinzialordnung</i>. Die Kreise und Provinzen +erhalten in mancher Hinsicht Selbstverwaltung; den Regierungsbehörden +treten Kreistag und Kreisausschuß, Provinziallandtag +und Provinzialausschuß zur Seite. Landgemeindeordnung s. +S. 396.</p> + +<div class="sidenote">1873.</div> + +<p>Synodal-Ordnung für die evangelische Kirche in +Preußen; 1874 Einführung der bürgerlichen Eheschließung +und der Standesregister in Preußen, 1875 im ganzen +Deutschen Reiche, 1876 General-Synodalordnung.</p> + +<div class="sidenote">1874.</div> + +<p><i>Reichs-Militärgesetz</i>; die Friedenspräsenzstärke festgesetzt +auf 401659 Mann, eingeteilt in 18 Armeekorps +(14 preußische, 2 bayrische, l sächsisches, l württembergisches). +In der Folgezeit wird die Zahl mehrmals erhöht, entsprechend +der Zunahme der Bevölkerung; sie beträgt 1911 über 600000 Mann, +eingeteilt in 23 Armeekorps (17, 3, 2, 1).</p> + +<div class="sidenote"><b>1874.</b> +Okt.</div> + +<p><b>Begründung des Weltpostvereins.</b> Auf Anregung +der <i>deutschen</i> Reichspostverwaltung (Staatssekretär +<i>v. Stephan</i>) einigen sich die europäischen und die +meisten außereuropäischen Staaten auf einem <i>Kongreß zu Bern</i> +über gemeinsame, dem Verkehr günstige Grundsätze der Postverwaltung.</p> + +<div class="sidenote"><b>1878.</b></div> + +<p>Gesetz gegen die Ausschreitungen der <i>Sozialdemokratie</i>, +veranlaßt durch zwei Mordversuche auf +Kaiser Wilhelm I. der bei dem zweiten schwer verwundet +wird. Verbot sozialdemokratischer Vereine und Zeitungen; +Ausweisung der Parteiführer und ihrer Agenten aus den größeren +Städten. Das Gesetz, zunächst für 2½ Jahre erlassen, dann +verlängert, wird 1890 aufgehoben.</p> + +<div class="sidenote"><b>1879.</b></div> + +<p>Neuer <i>Zolltarif</i> des Deutschen Reiches, vom Fürsten +<i>Bismarck</i> veranlaßt, um durch Erschwerung der +Einfuhr ausländischer Erzeugnisse die einheimische Produktion +zu schützen und die Einkünfte des Reiches zu erhöhen (Schutzzollpolitik). +<i>Hamburg</i> und <i>Bremen</i>, bisher Freihäfen, werden +1881 und 1885 zum Eintritt in die Zollgemeinschaft des Reiches +(zum Okt. 1888), mit Vorbehalt eines beschränkten Freihafengebietes, +veranlaßt. Seit dem Ende der 70er Jahre <i>Verstaatlichung +der Eisenbahnen</i> in Preußen nach und nach durchgeführt +(Minister Maybach). Später Betriebsgemeinschaft der +preußischen und hessischen Bahnen eingerichtet.</p> + +<div class="sidenote">1. Okt.</div> + +<p>Die neuen <i>Justizgesetze</i> für das ganze Deutsche +Reich (Gerichts-Verfassung, Zivil-Prozeß, Strafprozeß) +treten in Kraft. Oberstes <i>Reichsgericht</i> in Leipzig. +Bürgerliches Gesetzbuch (S. 396).<span class="pagenum"><a name="Page_395" id="Page_395">[395]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1879.</b> +7. Okt.</div> + +<p>Infolge der Spannung zwischen Deutschland und Rußland +nach dem Berliner Kongreß (S. 401 f.) <b>Schutzbündnis +zwischen dem Deutschen Reich und +Österreich</b> nach einem Besuch des Fürsten <i>Bismarck</i> in Wien +(Graf <i>Andrassy</i>). <b>Italien</b>, durch Eröffnung der Gotthardbahn +1882 mit den nördlichen Ländern besser verbunden, schließt +sich 1883 an; <b>Dreibund</b> zur Erhaltung des europäischen Friedens.</p> + +<p>1884 Zusammenkunft der 3 Kaiser: <i>Wilhelms I.</i>, <i>Franz +Josephs</i> und <i>Alexanders III.</i> in <i>Skierniewice</i> in Polen; Neutralitätsvertrag +mit <i>Rußland</i> (nach Bismarcks Rücktritt 1890 +nicht wieder erneuert).</p> + +<div class="sidenote"><b>1881.</b> +19. Nov.</div> + +<p>Kaiserliche Botschaft an den Reichstag, betreffend +die Gesetzgebung zur <b>Förderung des Wohles der +Arbeiter</b>. Darauf 1883 Gesetz über Krankenversicherung, +1884–87 Gesetze über Unfallversicherung. (1908 +waren 13 Mill. Reichsangehörige gegen Krankheit, 24 Mill. gegen +Unfall versichert, S. 396).</p> + +<div class="sidenote"><b>1884.</b></div> + +<p><b>Gründung deutscher Kolonien</b> in Südwestafrika, +Togo, Kamerun, 1885 in Ostafrika und auf den +australischen Inseln (s. S. 423 ff.).</p> + +<div class="sidenote">1884–85.</div> + +<p><b>Kongo-Konferenz</b> in Berlin unter dem Vorsitz des +Fürsten <i>Bismarck</i> (s. S. 410).</p> + +<p>Nach dem Tode des unvermählten Herzogs <i>Wilhelm</i> († 1884) +ist 1885–1896 Prinz <i>Albrecht</i> von Preußen Regent des Herzogtums +<i>Braunschweig</i>, da der erbberechtigte Herzog Ernst August +von Cumberland, Sohn Georgs V. (S. 378), seine Ansprüche +auf Hannover nicht aufgeben will. Sein Nachfolger 1907 +Herzog <i>Johann Albrecht</i> von Mecklenburg.</p> + +<div class="sidenote">1886.</div> + +<p><i>Ansiedlungsgesetz</i> für die Provinzen Posen und +Westpreußen zur Stärkung des Deutschtums, erneuert +und ergänzt 1898, 1902, zuletzt 1908 mit Einführung +eines beschränkten staatlichen Enteignungsrechts. Bis Ende +1907 wurden für über 300 Mill. Mark 335383 ha angekauft und +darauf 15751 Ansiedlerstellen angelegt.</p> + +<div class="sidenote">1888.</div> + +<p><i>Landwehr- und Landsturmgesetz</i> veranlaßt durch +die in Frankreich (Kriegsminister Boulanger) und +Rußland stattfindenden Kriegsrüstungen. Fürst <i>Bismarcks</i> +Rede im Reichstag 6. Februar: »Wir Deutschen fürchten +Gott, sonst nichts auf der Welt«. Der Friede bleibt erhalten.</p> + +<div class="sidenote"><b>1888.</b> +9. März.</div> + +<p><b>Tod Kaiser Wilhelms des Großen.</b> Sein Sohn, +krank in San Remo, kommt nach Charlottenburg +und übernimmt die Regierung.</p> + +<div class="sidenote">15. Juni.</div> + +<p><b>Friedrich III., Deutscher Kaiser, König von +Preußen †.</b><span class="pagenum"><a name="Page_396" id="Page_396">[396]</a></span></p> + + +<h5><b>Kaiser Wilhelm II. 1888-x.</b></h5> + +<p><i>Fortsetzung</i> der Reichsgesetzgebung zum Wohle der +Arbeiter: 1889 Gesetz über Invaliditäts- und Altersversicherung, +1891 Arbeiterschutzgesetz (Sonntagsruhe, Arbeitszeit der Frauen +und Kinder beschränkt).</p> + +<div class="sidenote">1890. +März.</div> + +<p>Europäische Arbeiterschutz-Konferenz zu <i>Berlin</i>: +Beratung über allgemeine Maßregeln zur Verbesserung +der Lage des Arbeiterstandes.</p> + +<div class="sidenote">20. März.</div> + +<p><i>Fürst Bismarck</i> scheidet aus seinen Ämtern als +Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident. +Sein Nachfolger General <i>v. Caprivi</i> bis Okt. 1894, dann Fürst +<i>Hohenlohe</i> (vorher Statthalter des Reichslandes); Okt. 1900 +Graf <i>Bülow</i> (seit 1905 Fürst).</p> + +<div class="sidenote">1890.</div> + +<p>Grenzregulierung in <i>Ostafrika</i> zwischen Deutschland +und <i>England</i>. <i>Helgoland</i> kommt an Preußen +(Kreis Süder-Dithmarschen, s. S. 407). 1894 Abgrenzung des +Hinterlandes von Kamerun durch Verträge mit <i>Frankreich</i> und +<i>England</i>. Das deutsche Gebiet erreicht von Süden her den +<i>Schari</i> und den <i>Tsadsee</i>.</p> + +<div class="sidenote">1891.</div> + +<p><i>Handelsverträge</i> mit Österreich, Italien, Belgien, +bald auch mit anderen Staaten; Herabsetzung der +Zölle, wodurch eine schwierige Lage für die deutsche Landwirtschaft +entsteht. In Preußen Fortsetzung der Verwaltungsreform: +Landgemeinde-Ordnung (Minister Herrfurth); Reform +der Steuern (Finanzminister Miquel).</p> + +<div class="sidenote"><b>1895.</b></div> + +<p>Vollendung des <i>Nord-Ostseekanals</i> (von Brunsbüttel +an der Elbe nach Holtenau bei Kiel 97 km) nach +achtjähriger Bauzeit (Baukosten 156 Mill. Mark). Es folgt 1899 +der Dortmund-Ems-Kanal und der Ausbau des Hafens von +Emden, 1900 der Elb-Trave-Kanal. Der preußische Landtag +genehmigt außer anderem 1905 den Bau eines Kanals vom +Rhein (bei Duisburg) zur Weser bis nach Hannover (Mittellandkanal) +und eines Großschiffahrtsweges von Berlin nach +Stettin. Von Bayern und Elsaß-Lothringen Kanalisierung des +Main und der Mosel angeregt. Verbesserungen der Wasserstraßen +im Oberlauf des Rheins, der Elbe und Oder von den +anliegenden Staaten erwogen. — Für die seit 1907 ausgeführte +<i>Erweiterung</i> und <i>Vertiefung</i> des <i>Kaiser-Wilhelms-Kanals</i> sind +223 Mill. Mark bewilligt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1898.</b></div> + +<p>Pachtvertrag mit <i>China</i> über <i>Kiautschou</i> auf 99 Jahre +(s. S. 420, 426).</p> + +<div class="sidenote">30. Juli.</div> + +<p><i>Fürst Bismarck</i> † in Friedrichsruh.</p> + +<p>Das Deutsche Reich erwirbt von <i>Spanien</i> die +<i>Karolinen</i>, <i>Marianen</i> und <i>Palau-Inseln</i>, (S. 413).</p> + +<div class="sidenote">1900. +1. Jan.</div> + +<p>Das <i>Bürgerliche Gesetzbuch</i> tritt für das Deutsche +Reich in Kraft.<span class="pagenum"><a name="Page_397" id="Page_397">[397]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1900.</b> +März.</div> + +<p>Erwerbung von <i>Deutsch-Samoa</i> (s. S. 407, 426). +<i>Deutschland</i>, <i>England</i>, <i>Frankreich</i>, <i>Rußland</i>, +<i>Italien</i>, <i>Amerika</i>, <i>Japan</i> treffen Abmachungen +über die <i>»Politik der offenen Tür«</i> in <i>China</i>.</p> + +<p><i>Flottengesetz</i> zum Schutze des deutschen Welthandels +(die Transportfähigkeit der deutschen +Handelsflotte hat sich von 1876–1909 versiebenfacht). Bis +1917 soll die Kriegsflotte auf 38 Linienschiffe, 14 große, 38 +kleine Kreuzer gebracht werden; dazu die Wacht- und Schulschiffe +und die seit 1880 ansehnlich vermehrten Kanonen- und +Torpedoboote.</p> + +<div class="sidenote">1902.</div> + +<p>Neuer <i>Zolltarif</i> als Grundlage für fernere Handelsverträge.</p> + +<div class="sidenote">1906.</div> + +<p>Erhöhung der Reichssteuern und beschleunigte Vermehrung +der Kriegsflotte beschlossen.</p> + +<div class="sidenote">1908–1909.</div> + +<p><i>Reichsfinanzreform</i>. An die Stelle des Fürsten +Bülow tritt 1909 (Juli) Reichskanzler <i>v. Bethmann +Hollweg</i>.</p> + +<div class="sidenote">1910.</div> + +<p>Besuch des Kaisers Nikolaus II. in Potsdam.</p> + +<p>Verständigung mit <i>Rußland</i>. Keine der beiden +Mächte will sich einer Staatenvereinigung anschließen, die ihre +Spitze gegen die andere richtet.</p> + +<div class="sidenote">1911. +März.</div> + +<p>Verfassungs- und Wahlgesetz für <i>Elsaß-Lothringen</i>. +Die Staatsgewalt übt der Kaiser durch einen von +ihm ernannten Statthalter aus (s. S. 392). Zwei-Kammersystem +eingeführt. Die 41 Mitglieder der ersten +Kammer werden von dem Kaiser auf Vorschlag des Bundesrats +ernannt; die zweite Kammer (60) geht aus allgemeinen +direkten Wahlen (an einem Sonntag) mit geheimer Abstimmung +hervor.</p> + +<div class="sidenote">Aug.</div> + +<p><i>Vertrag mit Rußland</i> über die Abgrenzung der +Interessen der beiden Mächte in <i>Persien</i>. Deutschland +verfolgt nur Handelsziele: Eisenbahn-, Wegebau-, Schiffahrts-, +Telegraphenkonzessionen (s. S. 416, 419).</p> + +<div class="sidenote">Nov.</div> + +<p>Abkommen mit <i>Frankreich</i> über <i>Marokko</i> und +<i>Äquatorialafrika</i> (s. S. 405).</p> + +<div class="sidenote">Dez.</div> + +<p>Schiffahrtsabgabengesetz. Privatbeamten-Versicherungsgesetz.</p> + +<div class="sidenote">1912. +1. Jan.</div> + +<p>Die Reichsversicherungsordnung vom 19. Juli 1911 +tritt in Kraft.</p> + + +<h4>§ 10. Österreich-Ungarn.</h4> + +<div class="sidenote">1867.</div> + +<p>Nach dem unglücklichen Kriege mit Preußen und +Italien von 1866 (S. 375 ff.) gelingt es dem Reichskanzler +Graf <i>Beust</i> (1853–1866 Ministerpräsident in Sachsen), +den Verfassungsstreit in <i>Österreich</i> (S. 357 f., 371) durch den<span class="pagenum"><a name="Page_398" id="Page_398">[398]</a></span> +<b>Ausgleich mit Ungarn</b> auf der Grundlage des <i>Dualismus</i> beizulegen. +<i>Ungarn</i>, mit <i>Siebenbürgen</i> und <i>Kroatien</i> wieder vereinigt +(S. 371), erhält einen besonderen <i>Reichstag</i> (in <i>Pest</i>) und +ein eigenes Ministerium. Die ungarische Verfassung wird +wiederhergestellt. Kaiser <i>Franz Joseph</i> am 8. Juni in Pest als +<i>König von Ungarn</i> gekrönt. Die <i>cisleithanischen</i> Länder +(nebst <i>Galizien</i>) im <i>Reichsrat</i> (in <i>Wien</i>) vertreten. Zur Beschlußfassung +über die gemeinsamen Angelegenheiten (Heerwesen, +Finanzen, auswärtige Politik) treten jährliche Abgesandte +(Delegationen) aus beiden Reichstagen zusammen. Von den +gemeinsamen Ausgaben, soweit sie nicht aus dem Ertrag der +Zölle bestritten werden, trägt Österreich zunächst 70%, Ungarn +30%. Ministerpräsident in Österreich Graf Beust (bis 1871), +in Ungarn Graf <i>Andrassy</i> (bis 1879).</p> + +<p>Der Doppelstaat wird in seiner inneren Entwickelung vielfach +gehemmt durch die widerstrebenden Interessen und durch +Nationalhaß der Tschechen, Polen und Magyaren gegen die +Deutschen. Bemühungen der Tschechen um die Selbständigkeit +der böhmischen (Wenzels-) Krone und die Wiederherstellung +des sog. Böhmischen Staatsrechts. 1874 Kirchengesetze an +Stelle des Konkordats von 1855.</p> + +<div class="sidenote">1878.</div> + +<p>Besetzung der bis dahin türkischen Provinzen +<i>Bosnien</i> und <i>Herzegowina</i> (S. 401) zum Teil nach +blutigem Widerstande.</p> + +<div class="sidenote">1879.</div> + +<p>Das Sandschak <i>Novipazar</i> auf Grund eines Abkommens +mit der Türkei besetzt.</p> + +<div class="sidenote">1879.</div> + +<p>Bündnis mit dem Deutschen Reich, 1883 auch mit +Italien (S. 395).</p> + +<div class="sidenote">1880.</div> + +<p><i>Taaffes</i> Sprachenverordnung für Böhmen zu Ungunsten +des deutschen Elements. Die Universität +<i>Prag</i> 1882 in eine deutsche und tschechische Hochschule geteilt.</p> + +<div class="sidenote">1890.</div> + +<p>Böhmischer Ausgleich. — 1883 magyarisches Schulgesetz +in Ungarn. 1887 Kranken- und Unfallversicherung in +Österreich. 1891 Krankenversicherung in Ungarn.</p> + +<div class="sidenote">1888.</div> + +<p>Das Wehrgesetz von 1879 durch ein neues ersetzt. +Steigerung der Rekrutenzahl. 1892 Erhöhung der +Friedenspräsenz. 1893 Ergänzung zum Landwehrgesetz von +1883. Neue Rekrutenvorlage 1909 bewilligt.</p> + +<div class="sidenote">1889 (30. Jan.).</div> + +<p>Tod des Kronprinzen <i>Rudolf</i> (geb. 1858).</p> + +<div class="sidenote">1897.</div> + +<p><i>Badenis</i> Sprachenverordnungen für Böhmen und +Mähren. Obstruktion der Deutschen im Reichsrat +bei der Herstellung des Ausgleichs mit Ungarn.</p> + +<div class="sidenote">1898 (10. Sept.).</div> + +<p>Die Kaiserin <i>Elisabeth</i> in Genf ermordet.</p> + +<div class="sidenote">1899.</div> + +<p>Aufhebung der Sprachenverordnungen für Böhmen +und Mähren.</p> + +<div class="sidenote">1901.</div> + +<p>Wasserstraßenvorlage zur Verbindung der Donau +mit der Elbe und Oder genehmigt.<span class="pagenum"><a name="Page_399" id="Page_399">[399]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1906.</div> + +<p>Bewilligung eines eigenen Zolltarifs für Ungarn. +Damit sind nach heftigen parlamentarischen +Kämpfen in beiden Reichshälften die Magyaren der angestrebten +Auflösung der Gemeinschaft mit Österreich einen Schritt näher +gekommen.</p> + +<div class="sidenote">1907.</div> + +<p>Reform des Wahlgesetzes für die cisleithanischen +Länder.</p> + +<div class="sidenote"><b>1908.</b> Okt.</div> + +<p>Aufnahme <i>Bosniens</i> und der <i>Herzegowina</i> in den +Staatsverband der österreichischen Monarchie. +Zunächst bilden die beiden Provinzen (51110 qkm) +ein Verwaltungsgebiet für sich. 1910 besondere Verfassung für +Bosnien und Herzegowina erlassen. Das Sandschak <i>Novipazar</i> +den Türken als Entschädigung zurückgegeben. Kriegsdrohungen +in <i>Serbien</i> und <i>Montenegro</i> wegen Vernichtung der groß-serbischen +Hoffnungen. Im Febr. 1909 Anerkennung der Annexion +durch die Pforte gegen Zahlung von 2½ Mill. türkischen +Pfund (60 Mill. Frs.) für die ehemals türkischen Staatsgüter. +Infolge der energischen Unterstützung der österreichischen +Politik durch das Deutsche Reich lassen die Mächte in Belgrad +erklären, daß Serbien auf die Hilfe von Rußland, Frankreich +und England nicht zu rechnen habe. Daraufhin stellt Serbien +die Rüstungen ein (März 1909); Kronprinz Georg verzichtet +zu Gunsten seines Bruders Alexander.</p> + +<div class="sidenote">1911.</div> + +<p>Stapellauf des ersten österreichisch-ungarischen +Dreadnought: Viribus unitis.</p> + + +<h4>§ 11. Rußland.</h4> + +<p>In Rußland unter Kaiser Alexander II. manche Reformen +der Verwaltung (vgl. S. 369); die auswärtige Politik bleibt auf +die Balkanhalbinsel, wo das türkische Reich immer schwächer +wird, und auf Asien gerichtet.</p> + +<div class="sidenote"><b>1877–1878.</b></div> + +<p><b>Russisch-türkischer Krieg.</b></p> + +<p><b>Veranlassung</b>: Die Fürsten <i>Nikita</i> von <i>Montenegro</i> +und <i>Milan</i> von <i>Serbien</i> beginnen 1876 Krieg gegen +die Türkei zur Unterstützung eines in der <i>Herzegowina</i> gegen +die türkischen Grausamkeiten ausgebrochenen Aufstandes. Eine +Erhebung der <i>Bulgaren</i> wird von den Türken blutig unterdrückt, +die <i>Serben</i> werden an der Morawa zurückgeschlagen. Die +Großmächte, namentlich <i>Rußland</i> und <i>England</i>, verhandeln +mit der Türkei über Reformen der Regierung und Sicherung +der christlichen Untertanen. Da die Verhandlungen erfolglos +bleiben, erklärt <i>Rußland</i> den Krieg.</p> + +<p>Nach Abschluß eines Vertrages mit <i>Rumänien</i> (Fürst <i>Karl</i> +von Hohenzollern-Sigmaringen, s. S. 367) geht ein russisches +Korps bei <i>Galacz</i> über die Donau und besetzt die Dobrudscha;<span class="pagenum"><a name="Page_400" id="Page_400">[400]</a></span> +das Hauptheer, bei welchem Kaiser <i>Alexander II.</i> sich befindet, +erzwingt den</p> + +<div class="sidenote">1877. +27. Juni.</div> + +<p><b>Übergang über die Donau bei Sistowa</b>. Während +ein fliegendes Korps unter General <i>Gurko</i> schnell +auf einem unbesetzten Nebenpaß den Balkan überschreitet +und durch einen Angriff von Süden her (17.–19. Juli) +die türkische Besatzung von dem wichtigen <b>Schipka-Paß</b> vertreibt, +macht der eine Hauptteil des Heeres unter dem <i>Großfürsten-Thronfolger +Alexander</i> Front nach Osten und verhindert +in monatelangen, schweren Kämpfen an den Flüssen +<i>Jantra</i> und <i>Lom</i> den von dorther zu befürchtenden Durchbruch +eines türkischen Heeres.</p> + +<p>Der andere Teil des russischen Heeres nimmt <i>Nikopoli</i> +(15. Juli), wird aber vor <b>Plewna</b> (südwestlich von Nikopoli), +wo <i>Osman Pascha</i> türkische Streitkräfte gesammelt hat und +starke Befestigungen anlegt, blutig zurückgewiesen (20. und +30. Juli) und muß Verstärkungen abwarten.</p> + +<p>Währenddessen bestürmt <i>Suleiman Pascha</i> von Süden her +mit überlegener Macht, aber vergeblich (Hauptkämpfe am +23. Aug. und 17. Sept.) den <b>Schipka-Paß</b>. Er erhält dann +den Oberbefehl über die türkische Ost-Armee am <i>Lom</i>, kann +aber Plewna nicht entsetzen.</p> + +<p>Eintreffen der Truppen <i>Rumäniens</i> und russischer Verstärkungen +vor <i>Plewna</i>. Nach dem Mißlingen eines neuen +Gewaltangriffs (7.–12. Sept.) wird zur regelmäßigen Belagerung +(Gen. <i>Totleben</i>) geschritten und</p> + +<div class="sidenote"><b>10. Dez.</b></div> + +<p><b>Plewna genommen</b> durch General <i>Skobeleff</i>. <i>Osman +Pascha</i> muß sich nach einem vergeblichen Durchbruchsversuch +mit 44000 Mann ergeben. Rückkehr der <i>Rumänen</i> +in ihr Land, des Kaisers <i>Alexander II.</i> nach Petersburg. +<b>Serbien</b> erklärt von neuem den Krieg an die Pforte.</p> + +<p>Die russischen Heere rücken vom Balkan aus vor bis nahe +an Konstantinopel.</p> + +<p>Auf dem asiatischen Kriegsschauplatz werden die Russen +zuerst von <i>Muchtar Pascha</i> mehrfach geschlagen, dringen dann +aber nach Erstürmung von <i>Kars</i> (18. Nov.) siegreich bis <i>Erzerum</i> +vor.</p> + +<p>Die Türkei ruft die Vermittelung Englands an, sieht sich +aber durch die Bedrohung von Konstantinopel genötigt, sich +mit Rußland zu verständigen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1878</b>. +3. März.</div> + +<p><b>Friede zu San Stefano</b> (unweit Konstantinopel): +1. <i>Montenegro</i> und <i>Serbien</i>, beide durch türkisches +Gebiet erheblich vergrößert, werden als unabhängig +anerkannt, ebenso <i>Rumänien</i>. 2. <i>Bulgarien</i>, bis zum Ägäischen +Meere vergrößert, bleibt der Pforte tributpflichtig, erhält aber +einen christlichen Fürsten und eigene Verwaltung; ein russischer +Kommissar mit 50000 Mann bleibt auf 2 Jahre im Lande.<span class="pagenum"><a name="Page_401" id="Page_401">[401]</a></span> +3. Die Pforte führt in dem ihr verbleibenden geringen Rest +ihrer europäischen Besitzungen (159000 qkm) gewisse Reformen +ein. 4. Sie zahlt an Rußland 300 Millionen Rubel und tritt +in <i>Asien</i> bedeutende Teile <i>Armeniens</i>, in <i>Europa</i> die <i>Dobrudscha</i> +ab; letztere wird von Rußland als Ersatz für den von +ihm 1856 abgetretenen und jetzt zurückzunehmenden Teil von +<i>Bessarabien</i> (s. S. 367) an <i>Rumänien</i> gegeben.</p> + +<p>Widerspruch <b>Englands</b> gegen diese Bedingungen; auch +<i>Österreich</i> will Rußlands Übermacht auf der Balkanhalbinsel +nicht zugeben. Die Türkei ruft den Schutz Englands an und +gibt die Insel <i>Cypern</i> in englische Verwaltung.</p> + +<p>Nachdem unter Deutschlands Vermittelung, um einen neuen +Krieg zu verhüten, Rußland und England sich über die wichtigsten +Streitpunkte vorläufig verständigt haben, tritt unter dem +Vorsitz des <b>Fürsten Bismarck</b> zusammen der</p> + +<div class="sidenote"><b>1878.</b> +13. Juni +bis +13. Juli.</div> + + +<p><b>Berliner Kongreß.</b></p> + +<p><i>Hauptsächlichste Bestimmungen</i>: 1. <b>Montenegro, +Serbien</b> und <b>Rumänien</b> werden unabhängig, doch +werden die an beide erstere Staaten zu machenden +Abtretungen beschränkt, das von Rumänien für +Bessarabien einzutauschende Gebiet etwas vergrößert. 2. Das +<b>Fürstentum Bulgarien</b> wird auf das Land <i>zwischen Donau +und Balkan,</i> jedoch einschließlich <i>Sofia</i> und Gebiet, beschränkt. +3. Der südliche Teil Bulgariens, jedoch nach Westen und +Süden erheblich enger begrenzt, bleibt als Provinz <b>Ostrumelien</b> +unter der Botmäßigkeit des Sultans, erhält aber eigene Verwaltung +unter einem <i>christlichen Generalgouverneur.</i> 4. Die +russischen Truppen sollen Ostrumelien und Bulgarien innerhalb +9 <i>Monaten</i>, Rumänien innerhalb eines Jahres räumen. +5. <b>Österreich</b> übernimmt die Besetzung und Verwaltung <i>Bosniens</i> +und der <i>Herzegowina</i>. 6. Der Türkei wird die Abtretung +eines Teils von <i>Epirus</i> und <i>Thessalien</i> an <b>Griechenland</b> +empfohlen. 7. <b>Rußland</b> begnügt sich in Asien mit <i>Batum</i> (als +Freihafen), <i>Kars, Adaghan</i> und einigen angrenzenden Gebieten. +8. In der Türkei und allen von ihr losgelösten Staaten soll +<i>politische Gleichberechtigung aller Konfessionen</i> herrschen. +9. Der 1841 zwischen den 5 Großmächten und der Pforte abgeschlossene +Vertrag (vgl. S. 353), wonach kein Kriegsschiff in +die Dardanellen einlaufen darf (bestätigt im Pariser Frieden +von 1856, S. 367), wird erneuert. Die Schließung der Dardanellen +für fremde Kriegsschiffe wird der Pforte zur Pflicht +gemacht.</p> + +<div class="sidenote">1872 - 1876</div> + +<p>hatte Rußland bereits seine asiatische Provinz +<b>Turkestan</b> (Taschkent und Samarkand, S. 369) +durch Unterwerfung des Chans von <i>Khiwa</i>, des Emirs von +<i>Bochara</i> und des Chans von <i>Kokand</i> (Ferghana) erweitert,<span class="pagenum"><a name="Page_402" id="Page_402">[402]</a></span> +1875 durch Vertrag mit Japan sich den Besitz der Insel +<i>Sachalin</i> gesichert.</p> + +<p>Nach dem Berliner Kongreß zeigt Rußland (Minister Fürst +Gortschakow) feindselige Haltung gegen Deutschland, welches +deshalb das bisherige engere Verhältnis zu Rußland (S. 393f.) +löst und sich mit Österreich verbündet (S. 395). Kaiser +Alexander II., im Begriff, eine Volksvertretung zu berufen, +wird 1881 durch Verschwörer (Nihilisten) ermordet.</p> + +<div class="sidenote">1881–1894.</div> + +<p><b>Alexander III.</b> (Gem. Dagmar — Maria Feodorowna — von +Dänemark) ordnet strenge Maßregeln +an gegen das Deutschtum in den Ostseeprovinzen (Russifizierung +der Universität <i>Dorpat</i>), schließt trotz des Neutralitätsvertrages +mit Deutschland Freundschaft mit Frankreich +(S. 395, 404). 1893 Zollkrieg gegen Deutschland, der aber +1894 durch Handelsvertrag beigelegt wird.</p> + +<div class="sidenote">1885.</div> + +<p>Vertrag mit England über die Nordgrenze von +<i>Afghanistan</i>, nachdem Rußland 1884 das Gebiet +von <i>Merw</i> besetzt hat. 1887 nimmt Rußland noch <i>Pendschdeh</i>. +Bau der Transkaspischen Eisenbahn, 1888 bis Samarkand +vollendet. Rußland nimmt dann 1892–1895 den größten Teil +des <i>Pamir</i>hochlandes in Besitz, baut die Sibirische Eisenbahn, +1901 bis Wladiwostock vollendet.</p> + +<p><b>Nikolaus II.</b> (Gem. Alix — Alexandra Feodorowna — von +Hessen), seit Nov. 1894, stellt bessere Beziehungen zu +Deutschland her.</p> + +<div class="sidenote">1899.</div> + +<p><i>Kongreß im Haag</i>; auf Rußlands Wunsch wird +ein Schiedsgericht für internationale Streitigkeiten +eingesetzt.</p> + +<div class="sidenote">1904–1905.</div> + +<p>Nach dem unglücklichen Verlauf des Krieges +gegen <i>Japan</i> (s. S. 422f.) bedrohliche Unruhen im +russischen Reiche: Attentate auf Mitglieder der Zarenfamilie +(Großfürst <i>Sergius</i>, Oheim des Zaren, † 1905) und andere einflußreiche +Persönlichkeiten, Judenverfolgungen, Plünderungen. +Der Zar verkündet (19. Aug. 1905) die Berufung einer <i>Duma</i> +(Reichsversammlung). In <i>Livland</i> Aufstand der Letten gegen +die deutschen Gutsbesitzer.</p> + +<div class="sidenote">1906.</div> + +<p><b>Verfassung</b> eingeführt (Reichsrat und Duma). Die +erste Duma wird nach stürmischen Verhandlungen +aufgelöst, ebenso 1907 die zweite. Reformdekrete der Regierung +(Minister <i>Stolypin</i>, 1911 ermordet), namentlich zur Besserung +der Lage des Bauernstandes; strenge Maßregeln gegen Polen und +Livland. Die dritte Duma 1908 bewilligt eine bedeutende +Anleihe.</p> + +<div class="sidenote">1910–1911.</div> + +<p>Abkommen mit Deutschland über <i>Persien</i> (S. 397).</p> + +<div class="sidenote">1911.</div> + +<p>Neues Abkommen mit <i>Japan</i> über die <i>Mandschurei</i> +(vgl. S. 422f.).</p> + +<p>Verständigung (Entente) mit <i>Japan</i> und endgültiger Ausgleich +aller durch den Krieg von 1904–1905 bedingten An<span class="pagenum"><a name="Page_403" id="Page_403">[403]</a></span>sprüche +ohne Hilfe eines Schiedsgerichts. — Rußland, das mit +England noch 1907 die Unantastbarkeit und Unabhängigkeit +<i>Persiens</i> verkündet, aber bereits 1909 ein gemeinsames Einschreiten +gegen die Regierung des Schah und eine Teilung des +Landes in eine russische (Norden) und englische (Süden) Interessenzone +vereinbart hat, greift 1911 in die persischen Wirren +ein (s. S. 419).</p> + +<p>Abschluß einer Militärkonvention mit <i>Bulgarien</i>.</p> + +<div class="sidenote">1912.</div> + +<p>Rußland erkennt die Unabhängigkeit der <i>Mongolei</i> +(s. S. 422) an und gesteht der Regierung in China +nur die Aufsicht zu über die auswärtigen Beziehungen des Landes.</p> + + +<h4>§ 12. Die dritte französische Republik.</h4> + +<p><b>Frankreich</b> Republik seit 1871; ein Versuch, den Grafen +Chambord (S. 349) als König einzusetzen, scheitert an dessen +Weigerung, bestimmte Versprechungen zu geben und die Tricolore +anzunehmen (1873, Okt.) Gesetz über allgemeine Wehrpflicht +1872. Organisationsgesetz 1873. Frankreich in 18 Regionen +eingeteilt, denen je ein Armeekorps entspricht; das 19. +in Algier. (1897 Einteilung in 19 Regionen; daher 20. Armeekorps +eingerichtet.)</p> + +<div class="sidenote">1873–1879.</div> + +<p>Präsident <i>Mac-Mahon</i>, Nachfolger von Thiers. +Marschall <i>Bazaine</i>, vom Kriegsgericht wegen der +Übergabe von Metz zum Tode verurteilt, vom Präsidenten zu +zwanzigjähriger Haft begnadigt, entkommt 1874 nach Spanien, +stirbt dort 1888. Feststellung der <i>Verfassung</i> 1875: Präsident +auf 7 Jahre, Senat, Deputiertenkammer. — <i>Napoleon III.</i> stirbt +im Januar 1873 zu Chislehurst in England; sein Sohn fällt +1879 im Kriege der Engländer gegen die Zulukaffern, als Freiwilliger +kämpfend.</p> + +<div class="sidenote">1879–1887.</div> + +<p>Präsident <i>Grévy</i>, 1885 wiedergewählt. Unterrichtsgesetz +1880 zur Beschränkung des Einflusses +der Geistlichkeit; Ausweisung der Jesuiten, doch nicht streng +durchgeführt. <i>Gambetta</i> Nov. 1881 Ministerpräsident, tritt aber +nach zwei Monaten zurück, da die von ihm vorgeschlagene +Änderung des Wahlgesetzes (Listenwahl statt Einzelwahl) abgelehnt +wird. Starke Heeresrüstung, doch wird der Rachekrieg +gegen Deutschland vertagt; der Kriegsminister <i>Boulanger</i> tritt +zurück (Mai 1887), Frankreich wendet sich einer <b>weitgreifenden +Kolonialpolitik</b> zu. Grévy dankt 1. Dez. 1887 ab.</p> + +<div class="sidenote">1883.</div> + +<p><i>Brazza</i> legt die Station <i>Brazzaville</i> am <i>Stanley +Pool</i> an und stellt eine Verbindung der Küste +mit dem <i>Kongo</i> her. Auf der Kongo-Konferenz 1885 setzt +Frankreich die Ausdehnung der bisherigen Kolonie <i>Gabun</i> bis +zum rechten Ufer des <i>Kongo</i> durch. Von hier — <i>»Französisch-Kongo«</i> — aus +dringen die Franzosen bis zum <i>Tsadsee</i><span class="pagenum"><a name="Page_404" id="Page_404">[404]</a></span> +vor und gewinnen durch Vertrag mit dem Deutschen Reich +1894 das Hinterland von Kamerun bis über den <i>Schari</i> hinaus +(Äquatorial-Afrika, S. 396). 1908 die Grenze zwischen Französisch-Kongo, +Kamerun und dem Kongostaat endgültig festgelegt.</p> + +<div class="sidenote">1881.</div> + +<p><b>Frankreich</b> nimmt <b>Tunis</b> in Besitz, ohne die +Proteste der Türkei und die Verstimmung Italiens +zu beachten.</p> + +<div class="sidenote">1883.</div> + +<p>Das Reich <b>Anam</b> in Hinterindien (vgl. S. 369) tritt +die Provinz <i>Tonking</i> an Frankreich ab und wird +bald darauf französischer Schutzstaat. Frankreich behauptet diese +Erwerbung im Kriege gegen China (1884–1885).</p> + +<div class="sidenote">1885.</div> + +<p>Die Insel <b>Madagaskar</b> kommt unter französische +Schutzherrschaft; die Regierung der Königin der +malaiischen <i>Hova</i>, <i>Ranavalo Manjaka III.</i>, in +<i>Tananarivo</i> 1896 aufgehoben.</p> + +<div class="sidenote">1887–1894.</div> + +<p>Präsident <i>Carnot</i>; Wehrgesetz, Freundschaft mit +Rußland. Carnot wird von einem Italiener ermordet, +sein Nachfolger <i>Périer</i> dankt Jan. 1895 ab, dann folgt +<i>Faure</i>, 1899–1906 <i>Loubet</i>, beide bemüht, die Freundschaft mit +Rußland zu erhalten. 1897 Unfallversicherung, 1901 Vereinsgesetz +zur Beschränkung der geistlichen Orden und Kongregationen. +1903 Unterrichtsgesetz, Einrichtung weltlicher Volksschulen +an Stelle der von Geistlichen geleiteten. 1905 Gesetz +über Trennung von Kirche und Staat; deshalb Streit mit der +katholischen Kirche. Der Kirchenbesitz wird den Gemeinden +überwiesen. Gesetz über Altersunterstützung und Sonntagsruhe. +Seit 1906 Präsident <i>Fallières</i>. 1907 und 1911 Winzerunruhen. +Die Beziehungen Frankreichs zu England gestalten sich immer +enger; das Bündnis mit Rußland bleibt erhalten.</p> + +<div class="sidenote">1890.</div> + +<p>Frankreichs Herrschaft im Gebiet des mittleren +<i>Niger</i> (Sudan), der westlichen und mittleren <i>Sahara</i> +von England anerkannt (S. 407) und 1904 erweitert +(s. S. 405).</p> + +<div class="sidenote">1891.</div> + +<p><b>Tahiti</b>, schon früher französischer Schutzstaat, wird +nach dem Tode des englisch-protestantischen Königs +Pomare V. französisches Gebiet.</p> + +<div class="sidenote">1892.</div> + +<p><i>Behanzin</i>, König von <i>Dahomey</i>, (Ober-Guinea) besiegt. +Sein Reich wird französische Kolonie.</p> + +<div class="sidenote">1893.</div> + +<p>In Hinterindien weiter vordringend nimmt Frankreich +einen großen Teil des Reiches <b>Siam</b> in Besitz. +1904 der <i>Menam</i> als Grenze der französischen und englischen +Einflußsphäre festgesetzt. 1907 wieder 3 Provinzen an der Grenze +von Kambodscha an Frankreich abgetreten.</p> + +<div class="sidenote">1898.</div> + +<p>Frankreich versucht vom Kongo aus vordringend +<span class="pagenum"><a name="Page_405" id="Page_405">[405]</a></span><i>Faschoda</i> am oberen Nil zu besetzen (General +<i>Marchand</i>), wird aber durch Kriegsdrohung Englands und Einmarsch +des Gen. <i>Kitchener</i> genötigt, dies aufzugeben.</p> + +<div class="sidenote">1905.</div> + +<p>Nach <i>Abschluß eines Vertrages mit England</i> +(8. April 1904), der alle kolonialen Differenzen +aus dem Wege räumt (Frankreich erkennt Englands Herrschaft +in Ägypten an, England räumt den Franzosen die Vorherrschaft +in <i>Marokko</i> ein u. a. m.), sucht Frankreich die Schutzherrschaft +über das Reich <b>Marokko</b> zu erwerben. Widerspruch <b>Deutschlands</b>; +Reise Kaiser Wilhelms II. nach <i>Tanger</i>. Eine Konferenz +der am Handel mit Marokko beteiligten Staaten in +<i>Algeciras</i> (bei Gibraltar) beschließt (Febr. 1906) Reformen für +Marokko unter gemeinsamer Aufsicht der in Tanger wohnenden +Gesandten. Frankreich erhält eine bevorzugte Stellung in +Marokko.</p> + +<p>Ein östlicher, an Tunis angrenzender Teil des Reiches +Marokko bleibt von den Franzosen besetzt; 1907 besetzen sie +auch die Hafenstadt <i>Casablanca</i> und das benachbarte Schauja-Gebiet. +Sultan Muley Hafid, seit 1908 von den europäischen +Staaten anerkannt, sucht sich ihren Forderungen zu entziehen. +1909 Krieg <i>Spaniens</i> gegen die <i>Rifkabylen</i>. Schwere Kämpfe +um <i>Melilla</i> (s. S. 413). Die Häuptlinge unterwerfen sich. Gleichzeitig +der Thronprätendent <i>Bu Hamara</i> im Kampfe gegen +Muley Hafid. Ersterer besiegt und gefangen. Die Konsuln +der Mächte schreiten ein gegen Muley Hafids +Grausamkeiten.</p> + +<div class="sidenote">1911.</div> + +<p>Neue Unruhen in Marokko. Der Sultan, von feindlichen +Stämmen in <i>Fez</i> eingeschlossen, ruft <i>Frankreichs</i> +Hilfe an. Darauf französische Expedition nach Fez, angeblich +zum Schutz der bedrohten Europäer. Der Sultan gerät +ganz in die Gewalt der Franzosen. Diese treten ziemlich unbeschränkt +im Lande auf. (Juli) Entsendung eines deutschen +Kriegsschiffes nach <i>Agadir</i> zur Verteidigung bedrohter deutscher +Interessen. Nach schwierigen Unterhandlungen, wobei Frankreich +von dem verbündeten England geleitet und unterstützt +wird, 4. Nov. <b>Marokkoabkommen zwischen Deutschland +und Frankreich</b>: <i>Deutschland verzichtet auf jeden Landerwerb +im Scherifenreich</i> (<i>Sus</i>-Provinz), nachdem seine handelspolitischen +und wirtschaftlichen Interessen nach Möglichkeit +sicher gestellt sind. <i>Frankreich übernimmt das Protektorat +in Marokko</i>, tritt von <b>Äquatorial-Afrika</b> ein Gebiet von etwa +300000qkm im Süden und Osten von <i>Kamerun</i> mit Zugang +zum <i>Kongo</i> und <i>Ubangi</i> an das Deutsche Reich ab. Das +Dreieck zwischen <i>Logone</i> und <i>Schari</i> (12000 qkm) von Deutschland +an Frankreich überlassen.</p> + +<p>Frankreich erwirbt einen erheblichen Teil der Negerrepublik +<i>Liberia</i>. Östlich von Tunis besetzt es die Oase <i>Djanet</i> (zu +Tripolis gehörig).<span class="pagenum"><a name="Page_406" id="Page_406">[406]</a></span></p> + + +<h4>§ 13. England.</h4> + +<p><b>England</b> 1837–1901 unter der <b>Königin Viktoria</b> (S. 353) +ist hauptsächlich bestrebt, sein ungeheures <b>Kolonialreich</b> zu +erhalten und zu erweitern.</p> + +<div class="sidenote">1867.</div> + +<p>Krieg gegen Negus <i>Theodor von Abessinien</i>. Magdala +von Sir Robert <i>Napiers</i> mit indischen Truppen +erstürmt; Theodor †. Abessinien wird von den Engländern +geräumt.</p> + +<div class="sidenote"><b>1869.</b></div> + +<p><b>Der Suez-Kanal</b> eröffnet, 160 km lang; nach zehnjähriger +Bauzeit vollendet unter Leitung des +Franzosen Ferdinand <i>de Lesseps</i> (früher franz. Konsul in Kairo). +Abkürzung des Seewegs nach Indien, Ostasien, Australien. Jährlich +benutzen den Kanal jetzt gegen 4000 Schiffe.</p> + +<div class="sidenote">1876.</div> + +<p>Die Königin Viktoria nimmt auch den Titel <b>Kaiserin +von Indien</b> an. Seitdem nach jedem Thronwechsel +besondere Krönungsfeierlichkeiten in <i>Delhi</i> (S. 219).</p> + +<div class="sidenote">1877–1881.</div> + +<p>Krieg in <b>Afghanistan,</b> um die dem Emir 1869 +auferlegte Schutzherrschaft zu erhalten General +<i>Roberts</i> besetzt 1879 die Hauptstadt Kabul und dringt bis +Kandahar vor (s. S. 419f.).</p> + +<div class="sidenote"><b>1877.</b></div> + +<p>Erweiterung des Besitzes in <b>Südafrika.</b> Die <i>Transvaalrepublik</i>, +begründet 1848 von holländischen +Buren, die aus der <i>Kapkolonie</i><a name="FNanchor_61_61" id="FNanchor_61_61"></a><a href="#Footnote_61_61" class="fnanchor">[61]</a> auswanderten, wird dem englischen +Kolonialgebiet einverleibt; bald wird auch ein großer +Teil des Kaffernlandes englischer Schutzstaat. Unabhängig +bleibt der 1854 von England anerkannte <i>Oranje-Freistaat</i>.</p> + +<div class="sidenote">1878.</div> + +<p>England nimmt <i>Cypern</i> in Verwaltung (S. 401).</p> + +<div class="sidenote">1879.</div> + +<p>Krieg gegen die <i>Zulukaffern</i> (Cetewayo). Prinz +Louis Napoleon † (S. 403).</p> + +<div class="sidenote"><b>1881.</b></div> + +<p>Erhebung der <b>Buren</b> gegen die englische Herrschaft +und Sieg bei <i>Majubahill</i>. Die Transvaalrepublik +(Südafrikanische Republik) wieder hergestellt, doch behält England +in dem 1884 geschlossenen Vertrage sich die Genehmigung +der Verträge dieses Staates mit anderen Staaten vor.</p> + +<div class="sidenote">1882.</div> + +<p>Besetzung von <b>Ägypten</b>, veranlaßt durch einen +Militäraufstand in Alexandrien unter <i>Arabi Pascha</i> +gegen den Khedive <i>Tewfik</i> und durch die Ermordung vieler +Europäer; Arabi bei <i>Tel-el-Kebir</i> von <i>Wolseley</i> besiegt und gefangen. +Dem Namen nach bleibt die Regierung des dem türkischen +Sultan tributpflichtigen Vizekönigs (Khedive); tatsächlich +wird <b>Ägypten ein englischer Schutzstaat.</b> Neuordnung der<span class="pagenum"><a name="Page_407" id="Page_407">[407]</a></span> +Verwaltung und des Heeres (<i>Baring</i> und <i>Kitchener</i>); Nilstauwerk +bei <i>Assuan</i>.</p> + +<div class="sidenote">1883–1885.</div> + +<p>Aufstand des ägyptischen Sudan gegen die Engländer +unter Führung des <b>Mahdi</b>, eines mohammedanischen +Propheten. Vernichtung eines ägyptischen Heeres +von 11000 Mann (<i>Hicks Pascha</i>) bei <i>El Obeïd</i>. Der englische +General <i>Gordon</i> versucht <i>Khartum</i> zu behaupten, wird bei der +Eroberung der lange belagerten Stadt von den Truppen des +Mahdi getötet (Jan. 1885). Fruchtlose Nilexpedition der Engländer; +sie behalten im Sudan nur den Hafen <i>Suakin</i>, verteidigen +aber Ägypten mit Erfolg gegen wiederholte Angriffe +der Mahdisten (1885–1898). In der <i>Äquatorprovinz (Wadelai)</i> +hält sich der deutsche Afrikaforscher <i>Emin Pascha</i> (Dr. Schnitzer) +als Statthalter des Khedive, bis er 1889 von <i>Stanley</i> nach der +Küste (Bagamoyo) geführt wird. 1893 wird Emin bei einem +Versuch, bis zum Kongo vorzudringen, ermordet.</p> + +<div class="sidenote">1884.</div> + +<p>Britisch <b>Neu-Guinea</b> wird unter englischen Schutz +gestellt.</p> + +<div class="sidenote">1886.</div> + +<p>England erweitert sein indisches Reich durch völlige +Unterwerfung von <b>Birma</b> in Hinterindien (S. 353).</p> + +<div class="sidenote"><b>1889.</b></div> + +<p>Vertrag mit Deutschland und den Vereinigten Staaten +über die <b>Samoa</b>-Inseln.</p> + +<div class="sidenote"><b>1890.</b></div> + +<p>Vertrag mit Deutschland über <b>Ostafrika.</b> Das +Wituland, Uganda und Sansibar englisch; das +deutsche Gebiet zwischen Kilimandscharo und Rovumafluß reicht +im Innern bis zu den großen Seen.</p> + +<p>Vertrag mit Frankreich über <b>Westafrika</b>: England herrscht +im Gebiet des unteren Niger (<i>Nigeria</i>) bis zum Tsadsee. Abgrenzung +der englischen und französischen Gebiete gegen das +Deutsche Hinterland von <b>Kamerun</b> durch Verträge mit dem +Deutschen Reiche 1893 und 1894.</p> + +<div class="sidenote">1890–1893.</div> + +<p>England erweitert sein Gebiet in <b>Südafrika</b> durch +Unterwerfung des <i>Betschuana</i>- und <i>Matabele-</i>Landes. +<i>Cecil Rhodes</i>, Leiter der Britischen Südafrika-Gesellschaft, +seit 1890 Minister der Kapkolonie, verfolgt noch weitergreifende +Pläne, findet aber Widerstand bei den <i>Buren</i>-Republiken +(S. 408). Transvaal wehrt einen Einfall englischer +Streifscharen (800 Mann) unter <i>Jameson</i> bei <i>Krügersdorp</i> ab +(1. Jan. 1896). Jameson gefangen, an England ausgeliefert, zu +längerer Haft verurteilt, aber bald begnadigt.</p> + +<div class="sidenote">1897.</div> + +<p>Die Engländer besetzen <i>Tirah</i>, ein afghanisches +Grenzgebiet.</p> + +<div class="sidenote">1898.</div> + +<p>England gewinnt die Herrschaft über den <b>ägyptischen +Sudan</b> zurück; General Kitchener siegt bei <i>Omdurman</i> +und erobert <i>Khartum</i>.</p> + +<div class="sidenote">1899.</div> + +<p>Abermaliger Vertrag über die <b>Samoa</b>-Inseln; sie +werden geteilt zwischen Deutschland und den Ver<span class="pagenum"><a name="Page_408" id="Page_408">[408]</a></span>einigten +Staaten. England verzichtet auf einen Anteil, erhält +dafür bedeutenden Gebietszuwachs im Hinterlande von Togo, +außerdem die <i>Tonga</i>inseln und die Inseln <i>Choiseul</i> und <i>lsabel</i> +(Salomoninseln).</p> + +<div class="sidenote">1899–1902.</div> + +<p><b>Krieg Englands gegen die Buren in Südafrika.</b></p> + +<p>Äußerer Anlaß: Zurücksetzung der Ausländer in Transvaal. +Die Buren in Transvaal (Präsident <i>Krüger</i>) schließen ein +Bündnis mit dem Oranje-Freistaat (Präsident <i>Steijn</i>) und erklären +den Engländern den Krieg. Sie dringen in das englische Gebiet +<i>Natal</i> ein und führen den Krieg anfangs erfolgreich. Einschließung +einer englischen Division in <i>Ladysmith</i>; die Entsatzversuche +des Gen. <i>Buller</i> werden (Dez.) bei <i>Colenso</i> und (Jan. +1900) am <i>Spion-Kop</i> abgeschlagen. Ebenso werden englische +Truppen, die in den westlichen Teil von Transvaal eingedrungen +sind, in <i>Kimberley</i> und <i>Mafeking</i> eingeschlossen.</p> + +<div class="sidenote">1900.</div> + +<p>Umschwung zu Gunsten der Engländer, nachdem +Lord <i>Roberts</i> den Oberbefehl übernommen hat; +ihr Heer wird bald auf 100000 Mann gebracht, gegen etwa +45000 Buren. Doch erschwert die weite Ausdehnung des Kriegsschauplatzes +die Erfolge. Im Febr. wird <i>Kimberley</i> entsetzt, +Gen. <i>Cronje</i> mit 4000 Buren am Modderfluß gefangen. Auch +<i>Ladysmith</i> wird von Gen. Buller entsetzt. Roberts mit der +Hauptmacht besetzt <i>Blomfontein</i>, Hauptstadt des Oranje Freistaats, +dann weiter <i>Johannesburg, Pretoria</i>, Hauptstadt von +Transvaal, Middelburg, Lydenburg. Im Rücken des englischen +Heeres beginnen die Burenführer <i>de Wet</i> und <i>Olivier</i> einen erfolgreichen +Kleinkrieg; in der Kapkolonie erheben sich die +<i>Afrikander</i> zu Gunsten der Buren. Präsident <i>Krüger</i> reist +nach Europa, um Hilfe zu suchen, wird in Frankreich und den +Niederlanden begeistert aufgenommen, erlangt aber keine Einmischung +in den Krieg. († 1904 in der Schweiz.)</p> + +<div class="sidenote">1901–1902.</div> + +<p>Fortdauer des Kleinkrieges. Die Engländer unter +<i>Kitchener</i> (über 200000 Mann) versuchen vergeblich +die von <i>Botha, de Wet</i> u. a. geführten Streifscharen der +Buren einzuschließen, führen aber viele Gefangene, namentlich +Frauen und Kinder, hinweg in die durch Stacheldraht eingehegten +Konzentrationslager. Andere werden nach Ceylon, +Indien, St. Helena gebracht. Unterstützung mit Geldmitteln +und Kriegsbedarf aus den Niederlanden, Frankreich und Deutschland +reicht nicht aus, um den Buren zum Siege zu verhelfen. +Friedensschluß 31. Mai 1902: die Burenstaaten sind aufgehoben: +die Buren müssen in die Einverleibung ihrer beiden Staaten +in das britische Südafrika willigen; jedoch wird ihnen baldige +Selbstverwaltung versprochen (S. 409). Sie erhalten als englische +Untertanen zur Herstellung zerstörter Wohnorte eine Beihilfe +von 3 Mill. Pfund Sterling (60 Mill. Mark).<span class="pagenum"><a name="Page_409" id="Page_409">[409]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1900.</div> + +<p>Die englischen Kolonien in <b>Australien</b> (S. 302) +werden durch eine Bundesverfassung zu <i>einem</i> +Staat (Commonwealth) vereinigt.</p> + +<p>Unter der langen Regierung der Königin Viktoria wechseln +konservative und liberale Ministerien miteinander. 1843 irische +Waffenbill (verbietet Einführung von Waffen nach Irland). +1845 Steuer- und Zollreform. 1869 Aufhebung der irischen +Staatskirche. 1881 irische Landbill, vom Minister <i>Gladstone</i> +beantragt, um die Mißstände und Unruhen in Irland zu bessern. +1885 Parlamentsreform (vgl. S. 348), nachdem schon 1867 das +Wahlrecht erweitert war; Bildung gleichmäßiger Wahlkreise, +das Wahlrecht bleibt an den Nachweis einer eigenen, wenn +auch gemieteten Wohnung geknüpft (Minimalmietzins 10 Pfund +Sterling). Der 1886 mit großer Mehrheit verworfene Antrag +Gladstones, für Irland ein eigenes Parlament einzurichten (<i>Home-rule-bill</i>) +wird 1893 vom Unterhaus angenommen, vom Oberhaus +und dann von den Wählern verworfen. 1897 Haftpflichtgesetz +zum Schutze der Arbeiter.</p> + +<div class="sidenote"><b>1901–1910.</b> +Jan. Mai.</div> + +<p><b>König Eduard VII.</b> (S. 352). Der Minister +<i>Chamberlain</i> betreibt einen engeren Anschluß der +Kolonien an das Mutterland (Zollbund und Beiträge +zur Unterhaltung der Kriegsflotte), tritt aber 1903 zurück. +Neue irische Landbill 1903; die Pächter können mit Beihilfe des +Staates Landeigentümer werden. Die Einsetzung eines Verwaltungsrats +für Irland, 1907 vom Unterhause beschlossen, wird +nicht vollzogen, da die Iren Widerspruch erheben und ein +eigenes Parlament fordern. 1908 Gesetz über Altersunterstützung. +1909–1910 sozialpolitische Gesetzgebung. <i>Lord Roberts’</i> Antrag +auf Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1909 vom Oberhaus +abgelehnt.</p> + +<div class="sidenote">1904.</div> + +<p>Englisch-französischer Vertrag über Ägypten und +Marokko (s. S. 405). Die Neutralität des Suezkanals +durch England garantiert.</p> + +<div class="sidenote">1904.</div> + +<p>Englische Expedition von Indien aus nach <b>Tibet.</b> +<i>Lhassa</i>, Residenz des <i>Dalai-Lama</i>, des Oberhauptes +der Buddhisten, erreicht. Ergebnis: Tibet darf ohne +Englands Zustimmung kein Gebiet an eine fremde Macht abtreten +und keine Erlaubnis zur Anlage von Eisenbahnen, Telegraphenlinien +und Bergwerken geben.</p> + +<div class="sidenote">1909.</div> + +<p>Englisch-russisches Abkommen über <i>Persien</i> (s. S. 403). +Das englische Parlament genehmigt eine Bundesverfassung +für die <b>Südafrikanische Union</b> mit +Einschluß der früheren Burenstaaten, welche die 1902 versprochene +Selbstregierung 1906 erhielten. <i>Botha</i> Premier-Minister.</p> + +<p><i>Siam</i> tritt die Staaten <i>Kelantan, Trengganu</i> und <i>Kedah</i> +(auf Malakka) an England ab.<span class="pagenum"><a name="Page_410" id="Page_410">[410]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1910-x.</div> + +<p><b>König Georg V.</b></p> + +<div class="sidenote">1911.</div> + +<p>Englisch-amerikanischer Schiedsvertrag. Infolgedessen +Revision des englisch-japanischen Bündnisses +(s. S. 423).</p> + +<p>Japan nähert sich Rußland wieder (s. S. 402).</p> + +<p>Durch die radikale Parlamentsbill (<i>Vetobill</i>) des Ministers +<i>Asquith</i> wird das Oberhaus fast aller seiner Rechte beraubt; +es behält nur ein aufschiebendes Veto.</p> + +<p>Während des Krönungsdurbar in Indien (Delhi) wird der +alte Herrschersitz <b>Delhi</b> (S. 219, 300, 368) von König Georg V. +an Stelle von <i>Kalkutta</i> zur <b>Hauptstadt Indiens</b> erhoben.</p> + +<p>Englisch-ägyptische Truppen besetzen den Hafen und das +Gebiet von <i>Solum</i> im Osten der <i>Cyrenaica</i> (Tripolis).</p> + + +<h4>§ 14. Holland, Luxemburg, Belgien, Dänemark, +Skandinavien, Schweiz.</h4> + +<p>Das Königreich der <b>Niederlande</b> unter <i>Wilhelm III.</i> 1849 +bis 1890 (vgl. S. 340 u. 363). 1873–1879 Krieg gegen den +Sultan von <i>Atschin</i> auf Sumatra. Der Widerstand der Atschinesen +erst 1895 gebrochen. 1887 Verfassungsrevision. Nach +dieser folgt dem König seine Tochter <i>Wilhelmina</i>, bis 1898 +unter Vormundschaft der Mutter <i>Emma</i> von Waldeck, seit 1901 +mit dem Prinzen Heinrich von Mecklenburg-Schwerin vermählt. +1911 Gesetz über Alters- und Invalidenversicherung.</p> + +<p>Das Großherzogtum <b>Luxemburg</b> (S. 380), seit 1842 im +deutschen Zollverein, kommt 1890 durch männliche Erbfolge an +<i>Adolf</i>, den früheren Herzog von <i>Nassau</i> (S. 379). Ihm folgt +1905 sein Sohn <i>Wilhelm</i>, der letzte männliche erbberechtigte +Oranier. Regentin die Großherzogin <i>Maria Anna</i> von Braganza. +Thronerbin: Prinzessin <i>Marie</i> (kath.).</p> + +<p><b>Belgien</b> unter <i>Leopold II.</i> (1865–1909, s. S. 350) in friedlicher +Entwickelung als Industriestaat, doch nicht ohne Parteikämpfe +(Liberale und Klerikale) und Arbeiterunruhen.</p> + +<div class="sidenote">1884–1885.<br /> +Nov. Febr. +</div> + +<p><b>Konferenz zu Berlin</b> unter Vorsitz des Fürsten +<i>Bismarck</i> über das durch <i>Stanleys</i> Reise 1876 +bis 1877 erschlossene <b>Kongo</b>-Gebiet. Ein neutraler +<i>Kongostaat</i> wird gegründet unter der Oberhoheit +Leopolds II., Königs der Belgier.</p> + +<div class="sidenote">1908.</div> + +<p>Der <b>Kongostaat</b> wird Kolonialgebiet des Königreichs +<b>Belgien.</b></p> + +<div class="sidenote">1909-x.</div> + +<p>König <i>Albert I.</i> Neffe Leopolds II. (S. 352). Gemahlin +<i>Elisabeth</i>, Herzogin in Bayern.</p> + +<div class="sidenote">1910.</div> + +<p>Weltausstellung in <i>Brüssel</i>, zum Teil durch Feuer +zerstört.<span class="pagenum"><a name="Page_411" id="Page_411">[411]</a></span></p> + +<p>In <b>Dänemark</b> unter <i>Christian IX.</i> (1863–1906) lange Zeit +Zwiespalt zwischen Regierung und Volksvertretung, besonders +wegen der Befestigung von Kopenhagen, 1901 beigelegt durch +Nachgeben des Königs. Kopenhagen befestigt. Herstellung +freundlicher Beziehungen zu Deutschland seit dem Tode der +Königin <i>Luise</i> 1898 (S. 362). König <i>Friedrich VIII.</i> seit 1906, +vermählt mit <i>Luise</i> von Schweden. Befestigung der Verbindung +mit den auswärtigen Besitzungen. 1904 neue Verfassung für +<i>Island</i>. Reise des Königs <i>Friedrich VIII.</i> nach <i>Island</i>. Eifrige +Pflege der Handels- und Verkehrsbeziehungen. 1903 Dampffähre +für Eisenbahnzüge zwischen <i>Warnemünde</i> und <i>Gjedser</i> +eröffnet. (Direkte Dampferlinie <i>Kopenhagen-Bangkok</i>.) Entsendung +des Prinzen Waldemar zur Krönung des Königs von +<i>Siam</i> 1911.</p> + +<p><b>Schweden,</b> 1872–1907 unter <i>Oskar II.</i>, Bruder Karls XV. +(S. 363), kann die seit 1814 bestehende Personalunion mit Norwegen +nicht behaupten. Norwegen sagt sich 1905 los. Prinz +Karl von Dänemark, Sohn Friedrichs VIII., Großneffe Oskars II., +nennt sich als König von Norwegen <i>Hakon VII.</i> (s. S. 215). +Seine Gemahlin <i>Maud</i>, Tochter Eduards VII. von England. +In <i>Schweden</i> seit 1907 <i>Gustav V.</i>, Gemahlin <i>Viktoria</i> von +Baden. 1909 Dampffähre zwischen <i>Trelleborg</i> und <i>Saßnitz</i> +(Rügen) eröffnet.</p> + +<p>In der <b>Schweiz</b> 1874 Änderung der Bundesverfassung; für +neue Gesetze wird der Bundesversammlung (S. 354) die Entscheidung +entzogen und <i>Volksabstimmung</i> (Referendum) vorgeschrieben, +wenn 8 Kantone oder 30000 Bürger sie verlangen. +Ein Gesetz über Kranken- und Unfallversicherung wird 1900 +durch Volksabstimmung verworfen, 1912 angenommen.</p> + +<p>1905 Internationale Arbeiterschutz-Konferenz in Bern. +Durchstich des <i>Simplon</i> 1906 vollendet, neue Eisenbahnverbindung +mit Italien, für Frankreich erwünscht seit der Eröffnung +der St. Gotthardbahn 1882. Bundespräsident ist seit 1903 +Dr. <i>Deucher</i>.</p> + + +<h4>§ 15. Italien.</h4> + +<p><b>Italien,</b> seit 1861 einheitliches Königreich unter <b>Viktor +Emanuel II.</b> (S. 370, 379, 381).</p> + +<p>Dem <b>Papste</b> ist durch das Garantiegesetz von 1870 der +Besitz der Peterskirche, des Vatikan- und des Lateranpalastes, +dazu ein Jahreseinkommen von über 3 Mill. Francs gesichert; +aber der Anspruch auf Herstellung des Kirchenstaats wird von +päpstlicher Seite nicht aufgegeben. Aufhebung vieler Klöster, +doch bleiben die Ordensgenerale und die geistlichen Seminare +in Rom unter dem Schutz des Papstes.</p> + +<p>Unter König <b>Humbert</b> (1878–1900) schließt der Minister +<i>Robilant</i> 1887 den <i>Dreibund</i> (S. 395), den der Ministerpräsident<span class="pagenum"><a name="Page_412" id="Page_412">[412]</a></span> +<i>Crispi</i>, mit Bismarck persönlich befreundet, aufrecht erhält. +Sorge für Besserung der Finanzen, Ausbau der Eisenbahnen, +Anbau der römischen Campagna, Ausgrabungen und Neubauten +in Rom. Der König wird 1900 (Juli) von einem Anarchisten +in Monza ermordet.</p> + +<div class="sidenote">1885.</div> + +<p><b>Italien</b> nimmt den Hafen <i>Massaua</i> am Roten Meer +in Besitz. Erweiterung des Gebiets im Kriege +gegen den <i>Negus</i> Negesti <i>Johannes</i> von Abessinien 1887–1889 +zur <i>Colonia Eritrea</i>. Neue Kämpfe mit dem Negus <i>Menelik</i> +(reg. 1889–1910 in Addis Abeba, seitdem sein Enkel <i>Lidj +Jeassu</i> [geb. 1896], zunächst unter Vormundschaft). 1896 Niederlage +der Italiener bei <i>Adua</i>, nur Massaua mit dem Küstengebiet +(118000 qkm.) wird behauptet.</p> + +<div class="sidenote">1887.</div> + +<p>Italien erwirbt das <i>Somali</i>gebiet.</p> + +<div class="sidenote">1900-x.</div> + +<p><b>Viktor Emanuel III.</b> (Gem. <i>Elena</i> von Montenegro). +Der Dreibund wird trotz aller Vorliebe der Italiener +für die Franzosen aufrechterhalten. (1909 Begegnung des Königs +mit Zar Nikolaus II. in <i>Racconigi</i>.)</p> + +<div class="sidenote">1906</div> + +<p>Verderblicher Ausbruch des Vesuv.</p> + +<div class="sidenote">1907, 28. u. 29. Dez.</div> + +<p>Messina und Reggio durch Erdbeben +zerstört.</p> + +<div class="sidenote">1903.</div> + +<p>Papst Leo XIII. † (S. 393). Ihm folgt <b>Pius X.,</b> +der sich 1907 in einer Allocution und einer Encyclica +gegen den <i>Reformkatholizismus</i> und die sog. +<i>Modernisten</i> wendet.</p> + +<div class="sidenote">1911–1912.</div> + +<p><b>Krieg Italiens gegen die Türkei</b>: Italien, schon +lange auf Ausbreitung seiner Macht in <i>Nordafrika</i> +bedacht (S. 404), erhält 1901 von Frankreich (und bald +darauf auch von England) die Anerkennung seiner Anwartschaft +auf <i>Tripolis</i>. Zunächst nur wirtschaftliche Durchdringung +des Landes geplant. Infolge des deutsch-französischen Abkommens +über Marokko 1911 will Italien seine Entschädigung +in Tripolis suchen. Die Stadt Tripolis nach kurzem Bombardement +besetzt (Okt.), ebenso <i>Benghasi, Derna</i> und andere +Hafenplätze. Im Nov. die unwiderrufliche Besitzergreifung +von Tripolis und Cyrenaica verfügt und den Mächten angezeigt. +Das Deutsche Reich übernimmt den Schutz der Italiener in +der Türkei und der türkischen Untertanen in Italien. Einspruch +von Rußland, Frankreich und England gegen eine Blockade +der Dardanellen (S. 401). Unterstützung der Türken durch +die Araber und die islamitische Welt. Die Eroberung des +tapfer verteidigten Hinterlandes (Oasen Ain Zara, Tadjura, +Birtobras, Gargaresch) geht nur langsam vorwärts. Im <i>Roten +Meer</i> werden Jan. 1912 sieben türkische Kanonenboote +durch italienische Torpedobootzerstörer vernichtet. Der Krieg +dauert noch fort.<span class="pagenum"><a name="Page_413" id="Page_413">[413]</a></span></p> + + +<h4>§ 16. Die Pyrenäische Halbinsel.</h4> + +<p><b>Spanien</b>: 1868 (Sept.) <b>Aufstand</b>; <i>Königin Isabella II.</i> +(S. 351, 363) vertrieben, flüchtet nach Frankreich. Die nach +Madrid einberufenen <i>Cortes</i> beschließen, trotz des Widerstandes +der republikanischen Partei, eine neue konstitutionell-<i>monarchische</i> +Verfassung; Marschall <i>Serrano</i> einstweilen Regent. +Nach mehrfachen Verhandlungen mit auswärtigen Fürsten +nimmt Prinz <i>Leopold</i> von Hohenzollern-Sigmaringen 1870 die +spanische Krone an. Nach seinem Rücktritt wird während des +deutsch-französischen Krieges der <i>Herzog von Aosta</i>, <i>zweiter</i> +Sohn des Königs <i>Viktor Emanuel II.</i> von Italien, von den +Cortes zum König gewählt und besteigt als <b>Amadeo I.</b> 1870 +(s. a. S. 381) den spanischen Thron. Jedoch fortdauernde Parteikämpfe +veranlassen Amadeo schon 1873 zur Abdankung. Dann +Bürgerkrieg; gegen die in Madrid eingesetzte republikanische +Regierung kämpfen die Anhänger des <i>Don Carlos</i> (Enkel des +S. 351 erwähnten). Herstellung der Monarchie 1875; König +<b>Alfons XII.</b>, Sohn der 1868 vertriebenen Königin Isabella +bringt dem Lande Frieden, unterstützt von dem Minister +<i>Canovas</i>. Don Carlos entflieht nach Frankreich. Alfons XII. +stirbt 1885; für seinen Sohn <b>Alfons XIII.</b> regiert bis 1902 die +Mutter Marie Christine von Österreich, unterstützt von dem +Minister <i>Sagasta</i>.</p> + +<div class="sidenote">1898.</div> + +<p><i>Krieg mit den Vereinigten Staaten von Amerika</i> (S. 418).</p> + +<div class="sidenote">1899.</div> + +<p>An Deutschland werden gegen eine Geldentschädigung +überlassen: die <i>Marianen</i>, <i>Karolinen</i> (schon 1885 +von Deutschland besetzt, aber durch Schiedsspruch des Papstes +Leo XIII. den Spaniern zuerkannt) und <i>Palau-Inseln</i> (S. 396). +Spanien behält von seinem alten Kolonialbesitz nur noch die +Kanarischen Inseln, Span. Guinea (Rio Muni, Fernando Po, +Corisco), die Küste von Rio de Oro und die 5 <i>Presidios</i> +(Ceuta, Velez de la Gomera, Alhucemas, Melilla, Chafarinas) +an der <i>Küste von Marokko</i>.</p> + +<div class="sidenote">1903 u. 1904.</div> + +<p>Sozialistische Aufstände, namentlich in <i>Barcelona</i>; +doch bleibt die Monarchie erhalten.</p> + +<div class="sidenote">1906.</div> + +<p>Vermählung des Königs mit Viktoria <i>Eugenie</i> (Ena) +von Battenberg (Nichte Eduards VII. von England). +Bombenattentat am Hochzeitstage des Königpaares.</p> + +<div class="sidenote">1909.</div> + +<p>Tod des Prätendenten Don Carlos.</p> + +<div class="sidenote">1909–1910.</div> + +<p><b>Krieg gegen die Rifkabylen in Marokko</b>, die +ein 300 km langes, 100 km breites Gebiet vom +Kap Tres Forcas, unweit Melilla, bis an die Straße von Gibraltar +beherrschen. Blutige Kämpfe um <i>Melilla</i>. Infolge der Truppensendungen +nach Afrika schwere Ruhestörungen in Barcelona +und ganz Katalonien. Der »Freiheitsapostel« <i>Ferrer</i> trotz vieler +Protestkundgebungen hingerichtet.<span class="pagenum"><a name="Page_414" id="Page_414">[414]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1910.</div> + +<p>Erneuerte Kämpfe um <b>Melilla</b>. 1911 (Jan.) Reise +des Königs Alfons XIII. nach Marokko. Endlich +(Nov.) Friedensvertrag mit den Kabylen.</p> + +<p>Unterdessen und besonders infolge des deutsch-französischen +Marokkoabkommens (S. 405) auch manche Reibereien zwischen +Spaniern und Franzosen in Marokko. Die Verhandlungen mit +Frankreich über die Abgrenzung der spanischen Besitzungen +und Rechte in Marokko sind zur Stunde noch nicht abgeschlossen.</p> + +<p><b>Portugal</b> (S. 363) gelangt nach früheren Bürgerkriegen +zu ruhigeren Zuständen unter den Königen aus dem Hause +<i>Koburg</i>, seit 1853 (S. 352). Doch erhebt sich 1907 eine starke +Bewegung gegen den Ministerpräsidenten Franco; am 1. Febr. +1908 wird König <i>Karl I.</i>, mit ihm der Kronprinz Ludwig +Philipp von Verschwörern erschossen. Sein zweiter Sohn und +Nachfolger <i>Manuel II.</i> wird 1910 (Okt.) durch eine Revolution +vertrieben, lebt in England. Portugal als <b>Republik</b> von den +Mächten anerkannt. Trennung von Kirche und Staat durchgeführt. +Bewegungen zu Gunsten der Monarchie mehrfach +unterdrückt. Präsident: <i>Manuel d’Arriaga</i> (seit 1911).</p> + + +<h4>§ 17. Die Balkanhalbinsel.</h4> + +<p><b>Rumänien</b> (S. 367, 399ff.) nimmt auf fast allen Gebieten +einen erfreulichen Aufschwung. Eifrige Sorge des Fürsten Karl +für Heer und Landesbefestigungen, Finanzen und Unabhängigkeit +des Landes, Handel und Ackerbau, Volksbildung und Gesetzlichkeit. +1881 erklären die Kammern Rumänien als <i>Königreich</i>. +<b>König Karl I.</b> erhält gute Beziehungen zum Dreibund, +schließt eine Militärkonvention mit Österreich.</p> + +<p>In <b>Serbien</b> nimmt Fürst <i>Milan</i> (Obrenowitsch) 1882 den +<i>Königstitel</i> an, dankt aber 1889 ab zu Gunsten seines 12jährigen +Sohnes <i>Alexander</i>. Dieser erklärt sich bereits 1893 für mündig, +wird 1903 samt seiner Gemahlin <i>Draga</i> durch eine Verschwörung +ermordet. Milan, von seiner Gemahlin <i>Natalie</i> geschieden, +† 1901 in Wien. Seit 1903 <b>Peter I.</b> (Karageorgiewitsch) <b>König</b> +von <b>Serbien</b> (s. S. 399).</p> + +<p>In <b>Montenegro</b> seit 1860 Fürst <b>Nikita</b> (Nikolaus). Bei +der Feier seines Regierungsjubiläums 1910 nimmt er ebenfalls +den <i>Königstitel</i> an.</p> + +<p>In <b>Bulgarien</b> wird 1879 Prinz <i>Alexander</i> von Battenberg +(Hessen), ein Neffe des russischen Kaisers Alexander II. von der +Sobranje (Deputiertenkammer) zum Fürsten erwählt.</p> + +<div class="sidenote">1885.</div> + +<p>Erhebung der <i>Bulgaren</i> gegen die Türken; <i>Ostrumelien</i> +(S. 401) vereinigt sich mit dem Fürstentum +<i>Bulgarien</i>, gegen Rußlands Willen. <i>Serbien</i> (König Milan) +beginnt Krieg gegen Bulgarien. Fürst Alexander besiegt die<span class="pagenum"><a name="Page_415" id="Page_415">[415]</a></span> +Serben bei <i>Slivnitza und Pirot</i> (Nov. 1885), schließt aber auf +Verlangen Österreichs Frieden. Er wird 1886 von der russischen +Partei vertrieben, doch bleibt Ostrumelien mit Bulgarien +vereinigt. Sein Nachfolger <b>Ferdinand I.</b> von Koburg-Kohary +(S. 352) stützt sich zunächst auf Österreich, wird 1896 auch +von Rußland anerkannt. Seine Diplomatie und das Ansehen +seines Heeres setzen ihn in den Stand, 1908 die <i>Erhebung</i> +<b>Bulgariens</b> (mit Ostrumelien) zu einem von der Türkei völlig +unabhängigen <b>Königreich</b> ohne Schwertstreich durchzusetzen. +Seitdem entschiedene Anlehnung an Rußland.</p> + +<p><b>Griechenland</b>, seit 1863 unter <b>König Georg I.</b> (v. Dänemark), +1864 durch Abtretung der <i>Ionischen Inseln</i> von seiten +Englands (s. S. 341) vergrößert, erhält 1881, da die Großmächte +ihr Verlangen an die Türkei (S. 401) erneuern, Thessalien und +einen kleinen Teil von Epirus.</p> + +<div class="sidenote">1897.</div> + +<p><i>Krieg Griechenlands gegen die Türkei</i>, veranlaßt +durch einen Aufstand auf der Insel <i>Kreta</i> gegen +die türkische Herrschaft. Die Griechen werden in Thessalien +und Epirus geschlagen, müssen Frieden schließen und Kriegskosten +zahlen. Kreta erhält auf Verlangen der europäischen +Großmächte selbständige Verwaltung unter türkischer Oberhoheit; +Prinz Georg von Griechenland Gouverneur bis 1906. +Die Nichtbenutzung der Gelegenheit, die Insel Kreta in dem +Augenblick anzugliedern, wo Österreich und Bulgarien 1908 +Bosnien und Ostrumelien einverleibten, ruft in Griechenland +lebhafte Erregung hervor, besonders im Heere. Mehrere Prinzen +scheiden 1909 aus Armee und Flotte aus und erhalten mehrjährigen +Auslandsurlaub. Auf Kreta (August 1909) überall die +griechische Flagge gehißt. Die türkische Oberhoheit bleibt +jedoch erhalten.</p> + +<p>Das <b>türkische Reich</b>, seit 1878 (russisch-türkischer +Krieg, s. S. 399ff.) in seinem europäischen Bestande sehr eingeschränkt +(S. 401), hat immer wieder mit Empörungen seiner +christlichen Untertanen zu kämpfen.</p> + +<div class="sidenote">1895.</div> + +<p>Blutige Verfolgung der <i>Armenier</i> und der <i>syrischen +Christen</i>; England, Frankreich und Rußland gebieten +Einhalt.</p> + +<div class="sidenote">1903.</div> + +<p>Aufstand in <b>Macedonien</b>, von den <i>Bulgaren</i> unterstützt; +Österreich und Rußland nötigen die türkische +Regierung zu Reformen, die aber nur halb zur Ausführung +kommen. Der Kriegszustand dauert fort.</p> + +<div class="sidenote">1908.</div> + +<p>Für die <b>Türkei</b> erzwingt ein Militäraufstand (Jungtürken) +vom Sultan <i>Abdul Hamid</i> (1876–1909) +die Gewährung einer <i>Verfassung</i> (Senat und Deputiertenkammer), +die schon 1876 verkündet, aber nach kurzer Zeit wieder +aufgehoben worden war. Bosnien (S. 398 f.), Ostrumelien (s. oben) +verloren; Novipazar wieder gewonnen (S. 398, 399).<span class="pagenum"><a name="Page_416" id="Page_416">[416]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1909.</div> + +<p>Sultan Abdul Hamid ebenso wie 1876 sein älterer +Bruder Sultan <i>Murad V.</i> abgesetzt. Seitdem +Sultan <b>Mohammed V.</b></p> + +<div class="sidenote">1911.</div> + +<p>Die türkische Regierung beschränkt die Weiterführung +der von Konstaninopel ausgehenden <i>Anatolischen +Eisenbahn</i> (<b>Bagdadbahn</b>; ihre Erbauung 1893 durch +<i>Georg von Siemens</i> für die deutsche Arbeit [Deutsche Bank] +gesichert, zunächst bis Kaisarie gestattet, 1902 einem deutsch-französischen +Syndikat übertragen) auf die Strecke <i>El Halif</i> +(zwischen Harran und Mosul) bis <i>Bagdad</i>. Später soll <i>Kuweit</i> +am Persischen Meerbusen Endpunkt sein. Zweigbahn nach +<i>Alexandrette</i>, Anschluß an die <i>Hedschas</i>bahn von <i>Damaskus</i> +nach <i>Medina-Mekka</i> und die russisch-persischen Bahnen über +Teheran nach Bagdad gesichert (S. 397).</p> + +<div class="sidenote">1911–1912.</div> + +<p><i>Italienisch-türkischer Krieg</i> (s. S. 412).</p> + + +<h4>§ 18. Amerika.</h4> + +<p>Die <b>Vereinigten Staaten</b> von Amerika, deren Gebiet seit +1848 bis zum Stillen Ozean reicht (S. 301 f.), an Volkszahl +schnell wachsend durch Einwanderung aus Europa (1860: 31½ +Mill. Einwohner), aufblühend durch Handel und großstädtische +Industrie, geraten in schwere Gefahr durch Zwiespalt zwischen +den Nordstaaten und den Sklaven haltenden Südstaaten. Die +Wahl <i>Abraham Lincolns</i> zum Präsidenten der Union von +seiten der Nichtsklavenstaaten führt zum</p> + +<div class="sidenote"><b>1861–1865.</b></div> + +<p><b>Bürgerkrieg</b>. Die 11 Südstaaten erklären ihren +Austritt (secession) aus der Union und schließen +einen <i>Sonderbund</i>. <i>Jefferson Davis</i> Präsident. Sie erklären +die Fortdauer der Negersklaverei wegen des Plantagenbaues +(Zucker, Reis, Tabak, Baumwolle) für notwendig. Hauptschauplatz +des Krieges der zu den Südstaaten gehörige Staat <i>Virginia</i> +und das angrenzende <i>Maryland</i>. Die Sonderbundstruppen +bedrohen 1861 nach dem Siege bei <i>Bull-Run</i> und 1862 nach +der siebentägigen Schlacht bei <i>Richmond</i> die Bundeshauptstadt +Washington, werden jedoch wieder zurückgedrängt. Die Unionstruppen +erobern 1862 <i>New-Orleans</i>, 1863 <i>Vicksburg</i> am +Mississippi.</p> + +<div class="sidenote">1863. +1. Jan.</div> + +<p>Eine Proklamation Lincolns erklärt alle Sklaven der +Südstaaten für frei. Der Südstaatengeneral <i>Lee</i> +siegt bei <i>Fredericksburg</i> (Virginia), überschreitet +den Grenzfluß Potomac, wird aber bei <i>Gettysburg</i> +in Pennsylvanien zurückgeschlagen.</p> + +<div class="sidenote">1864.</div> + +<p>Der Nordstaatengeneral <i>Grant</i> kämpft gegen Lee +in der <i>Wilderness</i> und bei <i>Spotsylvania</i>, belagert +ihn dann in der starken Stellung zwischen den Festungen <i>Richmond</i> +und <i>Petersburg</i>. Ein zweites Heer der Nordstaaten<span class="pagenum"><a name="Page_417" id="Page_417">[417]</a></span> +unter <i>Sherman</i> siegt bei <i>Atlanta</i> im Staate Georgia, dringt +bis zur Küste vor nach Savannah, zieht im Frühjahr 1865 gegen +Petersburg heran.</p> + +<div class="sidenote">1865. +April.</div> + +<p>General Lee räumt Richmond und Petersburg, kapituliert +mit 26000 Mann, bald darauf ergeben sich +auch die übrigen Truppen der Südstaaten. Die +Union bleibt erhalten, doch fügen die Südstaaten sich nicht +bedingungslos.</p> + +<p>Präsident <i>Lincoln</i>, der umsichtige Leiter der Union, wird +von einem Anhänger der Südstaaten ermordet (14. April); sein +Nachfolger <i>Johnson</i> zeigt sich nachgiebiger in der Sklavenfrage +und gerät deshalb in Konflikt mit dem Kongreß, welcher die +Aufhebung der Sklaverei im ganzen Unionsgebiet als Gesetz +verkündet und den Negern Bürgerrecht und Stimmrecht verleiht. +Daraus ergeben sich Übelstände, die zur Folge haben, +daß unter dem Präsidenten <i>Grant</i> (1869–1877) die Südstaaten +in mancher Hinsicht noch unter der Diktatur des Kongresses +bleiben.</p> + +<p>Aussöhnung erst unter Präsident <i>Hayes</i> (1877–1881), der +auch die bei großer Steigerung des Handelsreichtums eingerissene +Bestechlichkeit und Ämterjagd bekämpft, unterstützt +von dem Deutschen <i>Karl Schurz</i> als Minister des Innern. +Sein Nachfolger <i>Garfield</i>, der diese Bestrebungen weiterführt, +wird nach wenigen Monaten ermordet (1881).</p> + +<div class="sidenote">1867.</div> + +<p>Erwerbung des russischen Amerika (Alaska) für +7200000 Dollar.</p> + +<div class="sidenote">1869.</div> + +<p>Eröffnung der ersten <i>Pacificbahn</i> (Omaha bis San +Francisco). Schnellere Verbindung zwischen den +Küsten des Atlantischen und des Großen Ozeans.</p> + +<p>Auf die Streitigkeiten der <i>mittel-</i> und <i>südamerikanischen +Republiken</i> wirkt die Union oft vermittelnd ein, so 1869 bei +dem Frieden zwischen Spanien und dem erfreulich aufstrebenden +<b>Chile</b>, das 1879–1884 Bolivia und Peru niederwirft, aber 1891 +in einen gefährlichen Bürgerkrieg hineingerissen wird. In +<b>Brasilien</b> wird 1889 eine Föderativrepublik von 20 Staaten +(Vereinigte Staaten von Brasilien) eingerichtet (1888 die Sklaverei +plötzlich abgeschafft); Kaiser Pedro II. (S. 346) zieht sich nach +Portugal zurück. Seit 1910 Präsident <i>Hermes da Fonseca</i>. +Gegenüber den europäischen Staaten nimmt die Union öfters +eine feindliche Haltung an; s. Frankreich S. 371. Streit mit +<i>England</i> über Schadenersatz, weil während des Bürgerkrieges +Kaperschiffe für die Südstaaten in England ausgerüstet waren; +ein Schiedsgericht zu Genf entscheidet 1872, daß England über +3 Mill. Pfund Sterling zu zahlen habe.</p> + +<p>In der Union stark anwachsende Bevölkerung; 1890: 63 Mill., +1910: 88 Mill. Einwohner. Viele Eisenbahnen gebaut, um das +weite Gebiet aufzuschließen (vgl. S. 421). Die Mac Kinley-Bill<span class="pagenum"><a name="Page_418" id="Page_418">[418]</a></span> +1890 erhöht den Zolltarif der Vereinigten Staaten, um die +europäische Einfuhr zu beschränken; 1891 Gesetz gegen die +Einwanderung unbemittelter Personen.</p> + +<div class="sidenote">1896–1901.</div> + +<p>Präsident <i>Mac Kinley</i>; die Union beginnt auswärtige +Besitzungen zu erwerben, zuerst 1897 die +<i>Sandwich-Inseln</i> annektiert (seit 1900 Territorium).</p> + +<div class="sidenote">1898.</div> + +<p><b>Krieg gegen Spanien</b> zur Unterstützung der schon +1895 auf <i>Cuba</i> und den seit 1569 spanischen +<i>Philippinen</i> (S. 223, 242) ausgebrochenen Aufstände. Die +spanische Flotte wird in zwei Seetreffen, bei <i>Cavite</i> (Insel Luzon) +und <i>Santiago</i> (Insel Cuba) vernichtet. Im Frieden zu <i>Paris</i> +tritt Spanien Puerto Rico und die Philippinen gegen eine Geldentschädigung +an die Union ab. <i>Cuba wird eine Republik</i>, +muß aber der Union gewisse Aufsichtsrechte und mehrere +Flottenstationen einräumen (Insel Guam s. S. 426).</p> + +<div class="sidenote">1899.</div> + +<p>Bei der Teilung der <i>Samoa</i>-Inseln (S. 407) nimmt +die Union <i>Tutuila</i> mit dem Hafen Pago-Pago und +die Manuagruppe (203 qkm).</p> + +<div class="sidenote">1901–1909.</div> + +<p>Präsident <i>Roosevelt</i>, Nachfolger des ermordeten +Mac Kinley. Das Deutsche Reich tritt in engere +Beziehungen zur Union. Als Deutschland, England und Italien +wegen Handelsstörungen mit der Republik <i>Venezuela</i> (Präsident +<i>Castro</i>) in Streit geraten und ihre Küste durch Kriegsschiffe +blockieren, Vermittlung durch den Vertrag zu <i>Washington</i> +(Juli 1903); Venezuela muß bedeutende Entschädigung +zahlen.</p> + +<div class="sidenote">1903.</div> + +<p>Vertrag der Union mit <i>Colombia</i> (S. 346) über +Gebietsabtretung zum Ausbau des 1881 von französischen +Kapitalisten (Panamagesellschaft, 1889 aufgelöst) begonnenen +<i>Panama</i>-Kanals. Da in Colombia sich Widerspruch +erhebt, bildet sich eine besondere Republik <i>Panama</i> unter +dem Schutze der Vereinigten Staaten. Der Kanal (Schleusenkanal) +soll am 1. Jan. 1915 eröffnet werden, wie der Suezkanal +neutral und allen Völkern unter den gleichen Bedingungen geöffnet +sein.</p> + +<div class="sidenote">1906.</div> + +<p><i>San Franzisko</i> durch Erdbeben größtenteils zerstört, +doch bald wiederhergestellt.</p> + +<div class="sidenote">1907.</div> + +<p>Verschärftes Gesetz über die Einwanderung.</p> + +<div class="sidenote">Seit 1909.</div> + +<p>Präsident <i>Taft</i>, vorher Kriegsminister und Gouverneur +der Philippinen, hält das gute Einvernehmen +mit dem Deutschen Reiche aufrecht.</p> + +<div class="sidenote">1910–1911.</div> + +<p>Aufstand in <b>Mexiko</b>. Verschwörung gegen den +Präsidenten <i>Porfirio Diaz</i> (S. 371). Die Vereinigten +Staaten ziehen Truppen an der Grenze zusammen. +Porfirio Diaz dankt 1911 ab. <i>Madero</i>, der Hauptführer der +Aufständischen, wird zu seinem Nachfolger gewählt, Ende des +Aufstandes. 1912 neue Unruhen.<span class="pagenum"><a name="Page_419" id="Page_419">[419]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1911.</div> + +<p>Englisch-amerikanischer Schiedsvertrag. <b>Japan</b> +(Spannung seit der Besetzung der Sandwich-Inseln +und der Philippinen, durch den Bau des Panamakanals noch +gesteigert) knüpft wieder freundschaftliche Beziehungen mit +den Vereinigten Staaten an.</p> + + +<h4>§ 19. Asien.</h4> + +<p>In <b>Persien</b> (S. 219), das auf eine fast 2500 Jahre alte +Kultur zurückblickt, hat das autokratische Regiment die Entwickelung +und die Wohlfahrt des Volkes sehr beeinträchtigt. +Von persischen Gebieten sind jedoch bisher nur <i>Georgien</i>, +<i>Transkaukasien</i> und ein Teil <i>Armeniens</i> an Rußland verloren +gegangen (S. 297, 348).</p> + +<div class="sidenote"><b>1906.</b></div> + +<p>Verfassung eingeführt. Doch gerät der Schah <i>Mohammed +Ali</i> bald in Streit mit dem Parlament +(<i>Medschlis</i>) und löst es auf. Daher Aufstand +im Lande.</p> + +<div class="sidenote"><b>1909.</b></div> + +<p><i>England</i> und <i>Rußland</i> als die Nachbarn fordern +vom Schah Wiederberufung des Medschlis, Gewährung +einer Verfassung und Reform der Verwaltung als Bedingung +für die Zulassung einer Anleihe. Diese Einmischung +abgelehnt. Einmarsch russischer Truppen in <i>Täbris</i>; englische +besetzen <i>Abuscher</i> am Persischen Golf. Straßenkämpfe in +<i>Teheran</i>. Mohammed Ali abgesetzt, begibt sich nach Rußland. +Der Titel Schah abgeschafft. Seitdem <i>Sultan Ahmed Mirsa</i> +(geb. 1897). Regent Ali Reza Chan. Verfassung wiederhergestellt. +Schwierigkeit für das Parlament, das Reichsbudget +im Gleichgewicht zu halten. Anleihe in Rußland und England +genehmigt gegen Verpfändung persischer Zolleinkünfte. England +und Rußland grenzen ihre Interessensphären ab (S. 403, vgl. +Deutsch-russisches Abkommen über Persien, S. 397). Berufung +belgischer Beamten für Zoll- und Postverwaltung, amerikanischer +Beiräte für die Ordnung der Finanzen. Der Amerikaner <i>Morgan +Shuster</i> Generalschatzmeister. Protest der Jungperser +gegen die russisch-englischen Pläne.</p> + +<div class="sidenote"><b>1910.</b></div> + +<p>Tod des Regenten. Sein Nachfolger <i>Nasr el Mulk</i>. +Landung englischer Truppen am Persischen Golf.</p> + +<div class="sidenote"><b>1911.</b></div> + +<p>Rückkehr des Exschahs Mohammed Ali. Im Norden +Persiens wechselvolle Kämpfe zwischen seinen Anhängern +und den Regierungstruppen. Russisches Ultimatum; +u. a. Morgan Shusters Entlassung gefordert. Landung und +Vormarsch russischer Truppen von <i>Rescht</i> aus. Alle russischen +Forderungen erfüllt. Nordpersien gerät immer mehr in Abhängigkeit +von Rußland. Die Wirren dauern fort.</p> + +<p>Der Emir von <b>Afghanistan</b> (S. 353) beherrscht trotz +des Verlustes weiter Gebiete an Rußland (S. 402) und England<span class="pagenum"><a name="Page_420" id="Page_420">[420]</a></span> +(S. 406 f.) noch ein Land von 624000 qkm. — 1893 Vertrag +zwischen dem Emir <i>Abdurrhaman</i> und der englischen Regierung, +die ihm eine jährliche Rente von etwa 3½ Mill. Mark +bewilligt.</p> + +<div class="sidenote">1907.</div> + +<p>Englisch-russischer Vertrag mit dem Emir <i>Habib +Ullah</i> (seit 1901) über die Aufrechterhaltung des +gegenwärtigen Besitz- und Rechtsstandes in Afghanistan.</p> + +<p>Das Königreich <b>Siam</b> in Hinterindien ist trotz der Begehrlichkeit +seiner Nachbarn, England (S. 409) und Frankreich +(S. 404), immer noch größer als das Deutsche Reich (600000 qkm, +6½ Mill. Einwohner). König <b>Maha Chulalongkorn</b> (1868 bis +1910) war ein großer Freund Europas und seiner Sitten (sein +Besuch bei Bismarck in Friedrichsruh 1897), schuf eine moderne +Armee und Flotte, Eisenbahnen und Dampferlinien, richtete +Steuer-, Post- und Münzwesen nach europäischem Muster ein +und suchte seine Unabhängigkeit durch Verträge mit England +und Frankreich sicher zu stellen. Handelsverträge zwischen +Siam und Europa seit Mitte des vorigen Jahrhunderts (S. 368, +411). Seit 1910 <b>Maha Wajirawudh</b> Herrscher im Reiche des +weißen Elefanten.</p> + +<p><b>China</b>, seit 1842 dem europäischen Handel geöffnet (S. 353), +bald auch mit den Vereinigten Staaten in Handelsbeziehungen, +nimmt nicht wie <i>Japan</i> (S. 369) an den Fortschritten europäischer +Kultur teil; im Volke Haß gegen die Fremden verbreitet. +Verlust des Amurgebietes (S. 369).</p> + +<div class="sidenote">1894–1895.</div> + +<p><b>Krieg Japans gegen China</b> wegen der Schutzherrschaft +über <i>Korea</i> (S. 251). Korea wird unabhängig, +Japan gewinnt die Insel <i>Formosa</i> (Taiwan). Die +im Frieden zu <i>Schimonoseki</i> durch <i>Li-hung-tschang</i> zugestandene +Abtretung der Halbinsel <i>Liau-tung</i> mit dem Hafen +<i>Port Arthur</i> wird durch Rußland, Deutschland und Frankreich +rückgängig gemacht.</p> + +<div class="sidenote">1897. +Nov.</div> + +<p>Deutschland besetzt das Hafengebiet <i>Kiau-tschou</i>; +ein Pachtvertrag mit China auf 99 Jahre wird +1898 geschlossen.</p> + +<div class="sidenote">1898.</div> + +<p>Rußland besetzt den Hafen <i>Port Arthur</i> an der +Einfahrt zum Meerbusen von Petschili, England +den gegenüberliegenden Hafen <i>Wei-hai-wei</i>.</p> + +<div class="sidenote">1900.</div> + +<p><b>Aufstand in China gegen die Christen und Ausländer</b> +(vergl. S. 251), geleitet von weitverzweigten +Geheimbünden (Boxer). Zweideutige Haltung der chinesischen +Regierung; da sie weder Ordnung noch Genugtuung schafft, +vereinigen sich hierzu Deutschland, England, Rußland, Frankreich, +Österreich, Italien, Japan und die Vereinigten Staaten. +Kriegsschiffe der Verbündeten erscheinen vor der Mündung des +Peiho und entsenden eine Schutzwache für die Gesandten nach +<i>Peking</i>.<span class="pagenum"><a name="Page_421" id="Page_421">[421]</a></span></p> + +<p>Da die Unruhen fortdauern, zieht der englische Admiral +<i>Seymour</i> mit 2000 Mann gegen Peking, muß aber, da die Eisenbahn +zerstört ist und starke Scharen ihm entgegentreten, umkehren. +Beim Marsch auf Tientsin stete Gefechte, in schwierigster +Lage »the Germans to the front«. Inzwischen in Peking der +<i>deutsche Gesandte</i> v. Ketteler ermordet (20. Juni).</p> + +<div class="sidenote">17. Juni.</div> + +<p>Erstürmung der <i>Taku-Forts</i> (S. 368), um eine +Landung zu ermöglichen (das deutsche Kanonenboot +<i>Iltis</i>). <i>Tientsin</i> nach schweren Kämpfen erobert; <i>Peking</i> +erreicht (14. Aug.), die Gesandten befreit. Der Kaiser und die +Kaiserinwitwe fliehen nach Sianfu.</p> + +<div class="sidenote">20. Sept.</div> + +<p>Erstürmung der <i>Peitang-Forts</i> nahe der Küste, +Besetzung des Hafens Schan-hai-kwan, für die +Russen »Tor zur Mandschurei«.</p> + +<div class="sidenote">27. Sept.</div> + +<p>Der deutsche Feldmarschall <b>Graf Waldersee</b> übernimmt +den Oberbefehl über die verbündeten +Truppen (zuletzt 64000 Mann, darunter 19000 Deutsche). Die +Amerikaner zurückgerufen; die Russen wenden sich hauptsächlich +nach der <i>Mandschurei</i>, um dort den Bau der Eisenbahn zu schützen.</p> + +<p>Während des Winters Kriegszüge von Peking und Tientsin +aus. <i>Paoting-fu</i>, Hauptstation der Boxer, 19. Okt. besetzt; +Erstürmung der Bergfeste <i>Tse-kin-kwa</i> 29. Okt. Russen und +Engländer geraten in Streit über den Besitz der Eisenbahn +Tientsin-Peking; Waldersee erreicht die Fertigstellung der Bahn +bis Mitte Dezember.</p> + +<div class="sidenote">1901. +März.</div> + +<p>Vorrücken der Deutschen bis zur <i>Großen Mauer</i>. +23. April Sieg bei <i>Huolu</i>.</p> + +<div class="sidenote">Mai.</div> + +<p>Nach Besetzung eines großen Teils der Provinz +Petschili und Flucht ihrer Truppen hinter die Große +Mauer bewilligt die chinesische Regierung alle Forderungen: +Bestrafung der Urheber des Aufruhrs, Befestigung der Gesandtschaftsgebäude +in Peking, Schutzwachen der verbündeten Mächte +daselbst, Schutz der Eisenbahn von Peking bis zur Küste durch +befestigte Plätze mit Garnisonen, Schleifung der Küstenforts, +Zahlung von 450 Mill. Taels (1350 Mill. Mark) in 39 Jahren +aus den Erträgen der Seezölle, deren Verwaltung von Beamten +der verbündeten Mächte geleitet wird (S. 368).</p> + +<p>Nach dem Abzug der verbündeten Truppen bleiben größere +Besatzungen, namentlich in Tientsin und Schanghai. Prinz +<i>Tschun</i>, Bruder des Kaisers von China, überreicht (Sept.) dem +Deutschen Kaiser in Potsdam ein Entschuldigungsschreiben +wegen Ermordung des Gesandten; diesem in Peking ein Denkmal +errichtet.</p> + +<p>Die Erschließung Chinas in den folgenden Jahren durch, +eine Reihe von Eisenbahnbauten (auch amerikanisches Kapital +beteiligt) gefördert. 1906 schon 6300 engl. Meilen in Betrieb. +Lebhafter Dampfschiffsverkehr auf den großen Strömen.<span class="pagenum"><a name="Page_422" id="Page_422">[422]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1905.</div> + +<p>Die <i>Mandschurei</i> an China zurückgegeben (S. 423). +»Offene Tür« daselbst allen Mächten garantiert.</p> + +<div class="sidenote">1909.</div> + +<p>Streitigkeiten mit <i>Rußland</i> und <i>Japan</i> über die +Abgrenzung der Rechte in der Mandschurei geregelt. +Der <i>Tumen</i>fluß als Grenze zwischen der Mandschurei +und Korea festgesetzt. 1911 Pest in der Mandschurei (Charbin).</p> + +<p>Das Eindringen der europäischen Kultur und der Vergleich +mit Japan erwecken in weiten Kreisen den Wunsch nach zeitgemäßen +Reformen. Manche Vizekönige Anhänger dieser Reformpartei, +z. B. <i>Juanschikai</i>. Er wird 1909 abgesetzt, weil er die +Gleichstellung der Mandschu mit den Chinesen und die Beseitigung +ihrer Renten gefordert hatte. 1910 die Abschaffung +der Sklaverei von der Regierung verfügt. Vorbereitungen für +die Berufung eines Parlaments getroffen. Kaiserlicher Erlaß über +die Bildung eines verantwortlichen Ministeriums.</p> + +<div class="sidenote">1911.</div> + +<p>In den südlichen Provinzen (<i>Kanton</i>) bricht eine +Revolution aus. Beseitigung der Mandschudynastie +gefordert. <i>Hankau</i> erobert (Eingreifen deutscher Marinetruppen +zu Gunsten der Regierung), ebenso <i>Nanking</i>. Dr. <i>Sunyatsen</i> +Leiter der Revolutionäre. Juanschikai erhält Vollmacht zu +allen ihm geeignet erscheinenden Maßregeln. Kaiserlicher Erlaß +verheißt Einführung einer Verfassung und Amnestie. Juanschikai +Ministerpräsident. Der Prinzregent Tsaifeng (Kaiser <i>Pu Yi</i> +geb. 1906) leistet den Eid auf die Verfassung. Waffenstillstand. +In <i>Schanghai</i> Versammlung der Abgeordneten der 14 südlichen +Provinzen. Sunyatsen vorläufig zum Präsidenten der »<i>Vereinigten +Staaten von China</i>« gewählt. <i>Abfall der Mongolei</i> +(S. 403). Juanschikai sucht eine konstitutionelle Monarchie +unter den Mandschu zu erhalten. Als die Aufständischen +Truppen gegen die nördlichen Provinzen senden, +erfolgt die</p> + +<div class="sidenote">1912. +Febr.</div> + +<p><b>Abdankung der Mandschudynastie</b> (S. 251). <b>China +Republik</b>. <i>Juanschikai Präsident</i>.</p> + +<p><b>Japan</b> seit seinem Siege über China (S. 420) die herrschende +Macht in Ostasien. Korea gerät immer mehr unter japanischen +Einfluß.</p> + +<div class="sidenote"><b>1904–1905.</b></div> + +<p><b>Krieg zwischen Rußland und Japan</b> wegen +der beiderseitigen Ansprüche auf <i>Korea</i> und die +<i>Mandschurei</i>. <i>Japan seit 1902 mit England verbündet</i>, doch +greift England in den Krieg nicht ein. Die japanische Flotte +blockiert <i>Port Arthur</i> und <i>Wladiwostok</i>; japanische Landtruppen +besetzen einen Teil von Korea, dringen nach der +Mandschurei vor, siegen 1. Mai 1904 am <i>Jalu</i>fluß. Eine zweite +Armee landet auf der Halbinsel Liau-tung und schließt Port +Arthur von der Landseite ein. Die russische Flotte versucht +die Blockade zu brechen, wird 10. August mit großem Verlust<span class="pagenum"><a name="Page_423" id="Page_423">[423]</a></span> +zur Rückkehr genötigt. Verstärkungen des Landheeres kommen +auf der Sibirischen Eisenbahn nur langsam heran.</p> + +<div class="sidenote">1904. +24.–31. +Aug.</div> + +<p>Schlacht bei <i>Liau-jang</i> in der Mandschurei. Die +Japaner (160000 Mann unter Marschall <i>Ojama</i>) +drängen die Russen (Gen. <i>Kuropatkin</i>) in hartnäckigen +Kämpfen zurück.</p> + +<div class="sidenote">15.–18. +Okt.</div> + +<p>Schlacht am Flusse <i>Schaho</i>; Kuropatkins Angriffe +mißlingen.</p> + +<div class="sidenote">1905. +2. Jan.</div> + +<p><i>Port Arthur</i>, von Gen. <i>Stössel</i> verteidigt, kapituliert +(Gen. <i>Nogi</i>); über 40000 Mann kriegsgefangen.</p> + +<div class="sidenote">24. Febr. +bis 10. März.</div> + +<p>Schlacht bei <i>Mukden</i>; die Russen müssen nach +starken Verlusten (90000 Mann) weichen, behaupten +sich aber noch in der Mandschurei.</p> + +<div class="sidenote">1905. +27.–28. +Mai.</div> + +<p>Seeschlacht bei <i>Tschuschima</i> (Insel in der Straße +von Korea). Die russische Ostsee-Flotte (16 große +Schiffe, 4 kleine Kreuzer) von Admiral <i>Togo</i> annähernd +vernichtet.</p> + +<div class="sidenote">Juli.</div> + +<p>Die Japaner besetzen den südlichen Teil der Insel +<i>Sachalin</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1905.</b> +5. Sept.</div> + +<p><b>Friede zu Portsmouth</b> (amerikanische Küstenstadt +unweit Boston) unter Vermittlung des Präsidenten +<i>Roosevelt</i>. Japan erhält die Schutzherrschaft +über Korea, Port Arthur mit umliegendem Gebiet, Sachalin +bis zum 50. Breitengrad. Rußland zahlt keine Kriegsentschädigung, +behält Wladiwostok und sein Amur-Gebiet. Die Mandschurei +soll an <i>China</i> zurückgegeben werden, doch behalten +Japan und Rußland ihre dort angelegten Eisenbahnen (s. S. 422).</p> + +<p>In den folgenden Jahren macht Japan, dessen Heer überall +Bewunderung erweckt hat, weitere Fortschritte auf dem Wege +finanzieller Erstarkung und politischer Vorherrschaft auf <i>Korea</i>. +1909 Koreanische Gerichtshoheit, 1910 Polizeigewalt auf Japan +übertragen. Fürst <i>Ito</i>, früher Generalresident in Korea, 1909 +von einem Koreaner ermordet. 1910 die Annexion Koreas +durchgeführt; Kaiser <i>Ytschak</i> dankt ab.</p> + +<div class="sidenote">1911.</div> + +<p>Bündnis zwischen Rußland und Japan (S. 402 f.). +Infolgedessen Revision des englisch-japanischen +Bündnisses von 1902 (S. 422). Anknüpfung freundschaftlicher Beziehungen +mit den Vereinigten Staaten von Amerika (S. 419).</p> + + +<h4>§ 20. Entwickelung der deutschen Kolonien.</h4> + +<p><i>Gründung</i> s. S. 395. <i>Zweck</i>: Gewinnung von Rohprodukten; +Absatzgebiete für den heimischen Handel und Besiedelung. +Das Reich stellte auf Nachsuchen die kaufmännischen +Niederlassungen unter seinen Schutz, zur Sicherung gegen +fremde Herrschaft (<i>Deutsche Schutzgebiete</i>). Die Kolonisation +begann an den Küsten und dehnte sich allmählich in das Innere<span class="pagenum"><a name="Page_424" id="Page_424">[424]</a></span> +aus; hierfür von größtem Einfluß die Erschließung durch <i>Eisenbahnen</i> +und die <i>Wasserversorgung</i>. Sicherung durch Schutzverträge +mit den einheimischen Häuptlingen mit Handelsvorteilen, +namentlich für europäische Waren. Verwaltung durch <i>Gouverneure</i> +mit Bezirksämtern und Stationen; militärische Sicherung +durch die <i>Schutztruppen</i>.</p> + +<p><i>Erweiterung der Kolonien</i> (S. 396, 397, 405). Der deutsche +Kolonialbesitz ist jetzt über fünfmal größer als das Heimatsgebiet, +hat aber kaum ein Viertel der Einwohnerzahl. Am +<i>Handelsergebnis</i> der Kolonien (Einfuhr und Ausfuhr) <i>war +Deutschland 1910 mit 66,3 v. H. beteiligt</i>. Regelmäßige <i>Seeverbindung</i> +durch Hamburg-Amerika- und Woermann-Linie nach +der afrikanischen Westküste, Norddeutschen Lloyd (Bremen) und +Reichspostdampfer nach Ostafrika, Australien und Ostasien. <i>Telegraphische +Verbindung</i> fehlt noch nach den Besitzungen in der +Südsee; deutsche <i>Seekabelverbindung</i> schreitet kräftig fort, ist +aber nur nach Ostasien von fremden Leitungen unabhängig; besonders +nach Ostafrika sind englische Kabel beteiligt. <i>Funkenstationen</i> +in allen afrikanischen Kolonien und in Kiautschou.</p> + +<p><i>Deutsche Kolonialgesellschaft</i> in Berlin (Herzog Johann +Albrecht von Mecklenburg), Kolonialinstitut in Hamburg und +mehrere Kolonialschulen.</p> + +<p>1. <b>Südwestafrika</b> (835100 qkm). Missionsstationen bestanden +seit 1860 im Damara- und Namaqualande; das Küstengebiet +Angra Pequena wurde 1883 von dem Bremer Kaufmann +Lüderitz erworben; 1884 Erweiterung durch Verträge mit den +einheimischen Häuptlingen; 1893 der Hafen Swakopmund angelegt.</p> + +<div class="sidenote">1894.</div> + +<p>Gouverneur <i>Leutwein</i> geht mit der verstärkten +Schutztruppe gegen unzuverlässige Häuptlinge vor. +Nach den Gefechten bei <i>Naukluft</i> verbündet sich Hendrik <i>Witboi</i> +mit den Deutschen und leistet Hilfe bei ferneren Kämpfen, so +noch 1903 gegen die Bondelzwarts-Hottentotten.</p> + +<div class="sidenote"><b>1904–1906.</b></div> + +<p>Allgemeiner <i>Aufstand</i> gegen die auf weites Gebiet +verteilte Schutztruppe. Die Hereros zerstören +die Eisenbahn Swakopmund–Windhuk und ermorden viele +Ansiedler. Mühsame Kriegführung in dem wasserarmen, vielfach +gebirgigen Lande. Die Schutztruppe verteidigt Omaruru +und andere Stationen, wird unterstützt durch ein Landungskorps +vom Kreuzer Habicht, dann durch das Seebataillon; bald +erscheint eine kriegsstarke Division, gebildet aus Freiwilligen +des ganzen deutschen Heeres.</p> + +<div class="sidenote">1904. +11. u. 12. Aug.</div> + +<p>Sieg des Generals v. Trotha am <i>Waterberge</i>; er +drängt die Hereros nach Osten in die Kalahariwüste, +wo viele umkommen. Darauf allmähliche +Unterwerfung des nördlichen Landesteils, aber im Süden erhebt +sich nun <i>Witboi</i> gegen die Deutschen.<span class="pagenum"><a name="Page_425" id="Page_425">[425]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1905.</div> + +<p>Hartnäckige Kämpfe um die Wasserstelle bei Groß-Nabas, +dann in den Karasbergen und am Großen +Fischfluß; Witboi †. Der deutsche Reichstag bewilligt den +Bau der Eisenbahn Lüderitzbucht–Kubub (100km).</p> + +<div class="sidenote">1906.</div> + +<p>Kämpfe am Oranjefluß; Oberstlt. v. Estorff drängt +die Hottentotten nach Osten. Ihr Führer <i>Morenga</i> +flüchtet auf englisches Gebiet, versucht 1907 nochmals in das +inzwischen unterworfene Land einzudringen, wird in einem +Gefecht mit englischen Truppen getötet. Der Reichstag bewilligt +5 Mill. Mark für die Verluste der Ansiedler.</p> + +<p><i>Gesamtbevölkerung</i> 1911: rund 14000 Weiße und 72000 +Farbige, also nur 0,1 Einwohner auf l qkm. Jede Selbständigkeit +der Häuptlinge hat aufgehört. <i>Regierungssitz</i>: Windhuk. +<i>Wassererschließung</i> schreitet fort. <i>Eisenbahnen</i>: 1909 km im +Betrieb, 217 km im Bau. <i>Ausfuhr</i> vornehmlich: <i>Diamanten</i> +und Kupfererze, ferner Blei, Häute, Straußenfedern und Vieh. +<i>Handelsergebnis</i> 1910: Ausfuhr für über 34½ Mill. Mark. Einfuhr +für rund 44½ Mill. Mark.</p> + +<p>2. <b>Ostafrika</b> (995000 qkm). Verkehr nach Sansibar seit +etwa 1860; <i>Landerwerbungen</i> 1884 im Auftrage der Gesellschaft +für deutsche Kolonisation durch K. Peters, Jühlke, Graf Pfeil, +1885 vom Sultan von Sansibar anerkannt nach dem Erscheinen +deutscher Kriegsschiffe.</p> + +<div class="sidenote">1888–1890.</div> + +<p>Aufstand der Eingeborenen, veranlaßt durch +arabische Sklavenhändler (Buschiri), niedergeworfen +durch Kriegszüge des Reichskommissars Major +<i>Wißmann</i> unter Mitwirkung von Kriegsschiffen.</p> + +<div class="sidenote">1889.</div> + +<p><i>K. Peters</i> dringt nach <i>Uganda</i> vor (Nordufer des +Victoria-Nyanza) und schließt dort Verträge; die +Ostafrikanische Handelsgesellschaft erwirbt das <i>Witu</i>land (nördlich +von Sansibar); beide Gebiete werden 1890 an England +überlassen (S. 407).</p> + +<div class="sidenote">1905–1906.</div> + +<p>Aufstände im Süden durch die Schutztruppe +niedergeschlagen.</p> + +<p><i>Gesamtbevölkerung</i> 1911: 4230 Weiße und etwa 10 Mill. +Farbige. Gute Häfen, hierunter der Regierungssitz <i>Daressalam</i> +und <i>Tanga</i>, welche Ausgangspunkte der beiden Bahnlinien +sind (1199 km im Betrieb, die Zentralbahn wird von <i>Tabora</i> +nach dem <i>Tanganjika-See</i> weitergeführt). Die Siedelungen +am <i>Viktoria-See</i> sind noch auf Karawanenstraßen und die +englische Ugandabahn angewiesen. Die Sultane westlich des +Sees stehen unter Kaiserlichen Residenten.</p> + +<p><i>Wirtschaftlich</i> maßgebend sind Ackerbau und Viehzucht. +Der Hauptertrag wird im Lande verzehrt. Zur <i>Ausfuhr</i> kommen +vornehmlich: <i>Kautschuk</i>, Hanf, Häute, Kopra. <i>Handelsergebnis</i> +1910: Einfuhr für fast 38½ Mill. Mark, Ausfuhr für +20¾ Mill. Mark.<span class="pagenum"><a name="Page_426" id="Page_426">[426]</a></span></p> + +<p>3. <b>Kamerun</b>, bisher 495600 qkm mit rund 1450 Weißen +und über 2½ Mill. Farbigen, also 5,4 Einw. auf 1 qkm. +Regierungssitz <i>Buea</i>, Hafen <i>Duala</i>. Eisenbahnen 160 km im +Betrieb, 360 km im Bau. Zur <i>Ausfuhr</i> kommen vornehmlich: +<i>Kautschuk</i>, Palmkerne, Kakao, Palmöl, Elfenbein. <i>Handelsergebnis</i> +1910: Ausfuhr für rund 20 Mill. Mark, Einfuhr für +rund 25½ Mill. Mark.</p> + +<div class="sidenote"><b>1911.</b></div> + +<p><i>Nordmakas</i> Aufstand (Major Dominik †). Erweiterung +usw. durch das <i>Marokkoabkommen</i> (s. S. 405).</p> + +<p>4. <b>Togo</b>, 87200 qkm mit rund 360 Weißen und 1 Mill. +Farbigen. Regierungssitz und Haupthafen <i>Lome</i>, von wo drei +Bahnen ausgehen (im Ganzen 323 km im Betrieb). Vornehmliche +<i>Ausfuhr</i>: Palmkerne, Palmöl, Kautschuk, Baumwolle. +<i>Handelsergebnis</i> 1910: Ausfuhr für rund 7¼ Mill. Mark, Einfuhr +für rund 11½ Mill. Mark.</p> + +<p>5. <b>Neu-Guinea</b>, Regierungssitz Rabaul (Neupommern). +a) <i>Altes Schutzgebiet</i>, erworben 1884/85: <i>Kaiser Wilhelmsland +und Bismarck-Archipel</i>: zusammen 240000 qkm mit rund +750 Weißen und 530000 Farbigen. <i>Friedrich Wilhelmshafen</i>, +keine Eisenbahnen. Vornehmliche <i>Ausfuhr</i>: Kopra, Paradiesvögel, +Perlmutter, Kakao. <i>Handelsergebnis</i> 1910: Ausfuhr für +fast 3¾ Mill. Mark, Einfuhr für fast 4 Mill. Mark; b) <i>Inselgebiet</i> +seit 1898 erworben: <i>Ost- und Westkarolinen</i>, <i>Palau</i>, +<i>Marianen</i>, <i>Marschall-Inseln</i>, zusammen 2476 qkm mit rund +1000 Weißen und 65000 Farbigen (Insel Guam +gehört zur Union).</p> + +<div class="sidenote"><b>1910–1911.</b> +Dez. Febr.</div> + +<p>Aufstand auf Ponape und <i>Dschokadsch</i> (Ostkarolinen) +niedergeworfen durch Landungstruppen von +4 deutschen Kriegsschiffen. Vornehmliche <i>Ausfuhr</i>: +Phosphat, Kopra, Trepang. <i>Handelsergebnis</i> 1910: Ausfuhr +für rund 10 Mill. Mark, Einfuhr für rund 2 Mill. Mark.</p> + +<p>6. <b>Samoa-Inseln</b> (2572 qkm) mit 491 Weißen und 40000 +Farbigen (1911). Schon 1879 erwarb das Deutsche Reich hier +eine Marinestation, um den von Hamburger Kaufleuten begründeten +Handel zu schützen. 1889 Vertrag mit England und +Nordamerika, um den Parteikämpfen der einheimischen Könige +ein Ende zu machen; 1899 Aufhebung des Königtums. Deutschland +erwirbt die vier westlichen Inseln (S. 407). Hafenstadt +<i>Apia</i> auf der Insel Upolu. Fruchtbares Land; <i>Ausfuhr</i> von +Kopra und Kakao. <i>Handelsergebnis</i> 1910: Ausfuhr und Einfuhr +für <i>je</i> rund 3½ Mill. Mark. Das Christentum schon seit +1830 eingeführt durch englische Missionare.</p> + +<p>7. <b>Kiautschou</b> (550 qkm), 1898 <i>auf 99 Jahre gepachtet</i>, +jetzt 1680 Weiße (ohne Truppen) und 162000 Eingeborene. +Hafenstadt <i>Tsingtau</i>, gute Handels- und Flottenstation, Ausgangspunkt +der nordost-chinesischen Eisenbahnen. Im Hinterlande +reiche Steinkohlenlager.<span class="pagenum"><a name="Page_427" id="Page_427">[427]</a></span></p> + + + + +<h2><b>Anhang.</b></h2> + + +<h3>I. Brandenburgisch-preußische Geschichte.</h3> + +<div class="sidenote"> +Um 780.</div> + +<p>Grenzmarken des deutschen Reiches an der <i>Elbe</i> und +<i>Saale</i> zum Schutz gegen die Wenden gegründet +von <b>Karl d. Gr.</b> Befestigung und Erweiterung +derselben durch die Feldzüge <i>Heinrichs I.</i> (928).</p> + +<div class="sidenote">937–965.</div> + +<p>Markgraf <b>Gero</b>, von König <b>Otto I.</b> eingesetzt, unterwirft +das Wendenland bis zur Oder. Bistümer +<i>Havelberg</i> und <i>Brandenburg</i>. Nach Geros Tode Teilung des +Gebiets der Mark: Nordmark, Ostmark, Meißen.</p> + +<div class="sidenote"><b>983.</b></div> + +<p>Aufstand der Wenden, die <i>Nordmark</i> auf das <i>linke +Elbufer</i> beschränkt, Residenz der Markgrafen zu +<i>Salzwedel</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1134–1320.</b></div> + +<p><b>Askanische (anhaltische) Markgrafen.</b></p> + +<div class="sidenote">1134–1170.</div> + +<p><b>Albrecht der Bär</b>, von Kaiser <i>Lothar</i> mit der +<i>Nordmark</i> (<i>Altmark</i>) belehnt, erobert die <i>Priegnitz</i> +auf dem rechten Elbufer, erwirbt das <i>Havelland</i> durch +Vertrag mit dem christlichen Wendenfürsten Pribislav, der ihn +zum Erben einsetzt, und nennt sich Markgraf von <b>Brandenburg</b> +(S. 179). Wiederherstellung der beiden Bistümer, deutsche +Ansiedler namentlich aus den Niederlanden herbeigezogen.</p> + +<div class="sidenote">1220–1267.</div> + +<p><b>Johann I.</b> und <b>Otto III.</b>, als Brüder gemeinsam +regierend, erweitern die <i>Mittelmark</i> durch das +Gebiet zu beiden Seiten der unteren Spree (Barnim und Teltow) +und gewinnen die <i>Uckermark</i> und <i>Neumark</i> hinzu; Otto III. +erwirbt die <i>Oberlausitz</i> durch Vermählung mit der Schwester +Ottokars von Böhmen. Viele Städte gegründet: Spandau, +<i>Berlin</i> um 1240, Frankfurt a. O., Landsberg u. a.</p> + +<div class="sidenote">1166–1309.</div> + +<p><b>Otto IV.</b> (mit dem Pfeil) führt Krieg mit dem +Erzbistum <i>Magdeburg</i>, bis er die Erwählung +seines jüngeren Bruders Erich zum Erzbischof +durchsetzt, erwirbt die <i>Niederlausitz</i>.</p> + +<div class="sidenote">1309–1319.</div> + +<p>Markgraf <b>Waldemar der Große</b> kämpft rühmlich +gegen die Nachbarfürsten (Pommern, Mecklenburg, +Meißen), nimmt die Hansestadt <i>Stralsund</i> in Schutz gegen +Dänemark und den Fürsten von Rügen.</p> + +<div class="sidenote">1320–1324.</div> + +<p>Interregnum in der Mark nach dem Erlöschen des +<i>askanischen</i> Hauses. Als Verwandte erheben die +Herzöge von Sachsen-Wittenberg (S. 184) und die Fürsten von<span class="pagenum"><a name="Page_428" id="Page_428">[428]</a></span> +Anhalt Ansprüche, aber Kaiser <i>Ludwig der Bayer</i> zieht das +Land als erledigtes Lehen ein (S. 198). Die Lausitz kommt +wieder an Böhmen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1314–1373.</b></div> + +<p><b>Bayrische Markgrafen.</b></p> + +<p><i>Ludwig I.</i>, Sohn des Kaisers Ludwig des Bayern; +gegen ihn 1348–50 der <i>falsche Waldemar</i> (S. 199).</p> + +<p><i>Ludwig II.</i> (der Römer) wird 1356 Kurfürst. <i>Otto</i> (der +Faule) tritt 1373 das Land an Kaiser Karl IV. ab.</p> + +<div class="sidenote"><b>1373–1415.</b></div> + +<p><b>Luxemburgische Markgrafen.</b></p> + +<p><i>Karl IV.</i> vereinigt die Mark mit seinem Königreich +<i>Böhmen</i>, ordnet die Verwaltung durch Anlegung des <i>Landbuchs</i>. +Residenz Tangermünde. Sein Sohn <i>Sigismund</i> (1378) wird +König von Ungarn (1387) und verpfändet die Mark an <i>Jobst von +Mähren</i>, die Neumark an den <i>Deutschen Ritterorden</i>. Zerrüttung +des Landes durch die Willkürherrschaft des Adels.</p> + +<div class="sidenote">1411–1414.</div> + +<p><i>Friedrich VI.</i>, Burggraf von Nürnberg, aus dem +Hause <i>Hohenzollern</i>, als Statthalter von Sigismund +eingesetzt, bricht die Macht des märkischen Raubadels +(Dietrich <i>v. Quitzow</i> auf Burg <i>Friesack</i>).</p> + +<div class="sidenote"><b>1415–1701.</b></div> + +<p><b>Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern.</b></p> + +<p>Die schwäbischen Grafen von Zollern (Ahnherr: Burchard +von Zolorin, † 1061) seit 1192 Burggrafen von <i>Nürnberg</i>. 1227 +Teilung in zwei Linien: die <i>schwäbische</i> behält die Stammgüter +Hechingen und Sigmaringen, die <i>fränkische</i> erweitert ihren Besitz +zu den Fürstentümern <i>Ansbach</i> und <i>Baireuth</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1415–1440.</b></div> + +<p><b>Friedrich I.</b>, von Kaiser Sigismund als Kurfürst +eingesetzt, belehnt zu Konstanz 1417 (S. 204), erkämpft +von Pommern die <i>Uckermark</i>, von Mecklenburg die +<i>Priegnitz</i> zurück, wendet sich dann wieder seinen fränkischen +Fürstentümern zu und bekämpft als Reichsfeldherr die Hussiten. +Sein Sohn <i>Johann</i> Statthalter in der Mark, kann sie gegen +die Hussiten nicht schützen. Ihm folgt in Brandenburg der +zweite Sohn</p> + +<div class="sidenote"><b>1440–1470.</b></div> + +<p><b>Friedrich II.</b> (der Eiserne). Er unterwirft die +Städte, namentlich <i>Berlin-Kölln</i>, gründet das +Schloß zu Kölln an der Spree, kauft 1455 die <i>Neumark</i> vom +Deutschen Orden zurück, erwirbt 1462 von Böhmen einen Teil +der Niederlausitz (<i>Kottbus</i> und <i>Peitz</i>).</p> + +<div class="sidenote"><b>1470–1486.</b></div> + +<p><b>Albrecht</b> (Achilles). 1473 <b>Hausordnung</b> (<i>Disposito +Achillea</i>). Die <i>Mark</i> soll ungeteilt an den +ältesten Sohn fallen, in den <i>fränkischen</i> Fürstentümern <i>nur</i> +2 Regenten. Die schlesischen Herzöge (vgl. S. 182) treten +1482 <i>Krossen</i> und <i>Züllichau</i> an Brandenburg ab. Streit mit +Herzog Bogislav X. von <i>Pommern</i> wegen der Lehnshoheit +über Pommern.<span class="pagenum"><a name="Page_429" id="Page_429">[429]</a></span></p> + +<div class="sidenote"><b>1486–1499.</b></div> + +<p><b>Johann</b> (Cicero). Die fränkischen Fürstentümer +kommen an seine jüngeren Brüder. <i>Zossen</i> 1490 +durch Vertrag mit dem König von Böhmen erworben. Sorge +für die Landesverwaltung im Einverständnis mit den <i>Landständen</i> +(Vertreter des Adels und der Städte).</p> + +<div class="sidenote"><b>1499–1535.</b></div> + +<p><b>Joachim I.</b> Räubereien des Adels streng bestraft; +<i>Universität</i> in <i>Frankfurt a. O.</i> gestiftet 1506. +Judenverfolgung 1510. <i>Kammergericht in Berlin</i>. Vertrag +zu <i>Grimnitz</i> 1529: Die Herzöge von <i>Pommern</i> erkennen das +Erbfolgerecht Brandenburgs an; dieses verzichtet auf die Lehnshoheit. +<i>Joachim I.</i> eifriger Gegner der Reformation. Sein +Bruder <i>Albrecht</i>, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, sendet +<i>Tetzel</i> aus (s. S. 227).</p> + +<div class="sidenote"><b>1535–1571.</b></div> + +<p><b>Joachim II.</b> In der <i>Neumark</i> sein Bruder Markgraf +<i>Johann</i> von Küstrin.</p> + +<div class="sidenote">1537.</div> + +<p>Erbverbrüderung mit dem Herzog von <i>Liegnitz</i>, +<i>Brieg</i> und <i>Wohlau</i>; diesem werden Krossen, +Kottbus, Peitz und Zossen zugesagt für den Fall, +daß das kurfürstliche Haus aussterbe (vgl. S. 281).</p> + +<div class="sidenote">1539.</div> + +<p><b>Einführung der Reformation.</b> Vom König von +Polen erlangt Joachim die Mitbelehnung über +<i>Preußen</i>. Seine beiden jüngeren Söhne nacheinander evangelische +Erzbischöfe in <i>Magdeburg</i>. (S. auch S. 233.)</p> + +<div class="sidenote"><b>1190.</b></div> + +<p>Der <b>Deutsche Ritterorden</b> gestiftet bei der Belagerung +von Akkon (s. S. 178f.).</p> + +<div class="sidenote">1230–1283.</div> + +<p>Unterwerfung des Landes <b>Preußen</b> (s. S. 217).</p> + +<div class="sidenote">1525.</div> + +<p>Umwandlung des Ordensstaates in ein <b>weltliches +Herzogtum</b> unter polnischer Oberlehnshoheit; +Einführung der Reformation. Erster Herzog der +bisherige Hochmeister <b>Albrecht von Brandenburg</b> +(aus der Ansbachischen Linie).</p> + +<div class="sidenote"><b>1571–1598.</b></div> + +<p><b>Johann Georg</b> vereint als Kurfürst von Brandenburg +wieder die ganze Mark. 1578 die Mitbelehnung +über <i>Preußen</i> erneuert (s. o.). Sein Enkel <i>Johann Sigismund</i> +vermählt sich mit <i>Anna</i>, der ältesten Tochter des Herzogs +Albrecht Friedrich von <i>Preußen</i>, durch ihre Mutter Nichte und +Erbin des Herzogs Johann Wilhelm von <i>Jülich</i> +(S. 252).</p> + +<div class="sidenote"><b>1598–1608.</b></div> + +<p><b>Joachim Friedrich</b>, seit 1566 Administrator des +Erzbistums <i>Magdeburg</i>; diese Würde geht 1598 +auf seinen Sohn <i>Christian Wilhelm</i> über. <b>Geraischer Vergleich</b> +(1599) mit dem kinderlosen Markgrafen <i>Georg Friedrich</i> +aus der fränkischen Linie: Die <i>Mark</i> verbleibt ungeteilt der +kurfürstlichen Linie, die Stiefbrüder des Kurfürsten erhalten +<i>Ansbach</i> und <i>Baireuth</i>, sein zweiter Sohn das schlesische Fürstentum +<i>Jägerndorf</i> (1523 von der fränkischen Linie erworben).<span class="pagenum"><a name="Page_430" id="Page_430">[430]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1604.</div> + +<p>Der <i>Geheime Rat</i> als oberste Regierungsbehörde +eingesetzt. Seit 1605 regiert der Kurfürst mit Zustimmung +des Königs von Polen in <i>Preußen</i> als <i>Administrator</i> +für den geisteskranken Herzog <i>Albrecht Friedrich</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1608–1619.</b></div> + +<p><b>Johann Sigismund.</b> Nach dem Tode des Herzogs +<i>Johann Wilhelm von Jülich</i> <b>Erbfolgestreit</b> (1609) +zwischen <i>Pfalz-Neuburg</i> und <i>Brandenburg</i>. <i>Johann Sigismund</i> +tritt 1613 zur <i>reformierten</i> Kirche über.</p> + +<div class="sidenote">1614.</div> + +<p>Vertrag zu <b>Xanten</b> wegen der <i>jülichschen Erbschaft</i>: +<i>Cleve</i>, <i>Mark</i> und <i>Ravensberg</i> an Brandenburg, +die ersten Erwerbungen im <i>Westen</i> Deutschlands +(s. S. 252).</p> + +<div class="sidenote">1618.</div> + +<p><i>Johann Sigismund</i> nach <i>Albrecht Friedrichs</i> Tode +<b>Herzog von Preußen</b>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1619–1640.</b></div> + +<p><b>Georg Wilhelm</b>, geleitet von dem kaiserlich gesinnten +Grafen <i>Adam v. Schwarzenberg</i>. Furchtbare +Zerrüttung des Landes im Dreißigjährigen Kriege. <i>Jägerndorf</i> +von Kaiser Ferdinand II. eingezogen (S. 280 f.). <i>Gustav +Adolf</i> mit der Schwester des Kurfürsten vermählt, zwingt ihn +zum Bündnis 1631 (S. 256). Brandenburg tritt dem <i>Prager +Frieden</i> bei 1635 (S. 258).</p> + +<div class="sidenote">1637.</div> + +<p>Erlöschen des <i>pommerschen</i> Herzogshauses. Brandenburg +kann trotz kaiserlicher Hilfe sein Erbrecht auf +Pommern gegen die Schweden nicht durchsetzen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1640–1688.</b></div> + +<p><b>Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst</b> erhebt +den <i>brandenburgisch-preußischen Staat</i> zu einer +europäischen Macht, begründet durch Einschränkung der Rechte +der Landstände die <i>unbeschränkte Monarchie</i> (s. auch S. 265).</p> + +<p>Als Kurprinz hatte er in den Niederlanden (1634–1638) +Staatsverwaltung und Kriegskunst gelernt. Er schützt sein +Land durch Waffenstillstandsverträge mit den Schweden, sorgt +für den Ackerbau, begründet ein <i>stehendes Heer</i> (miles perpetuus). +Seine Gemahlin <i>Luise Henriette</i> von Oranien +(s. S. 244).</p> + +<div class="sidenote"><b>1648.</b></div> + +<p>Erwerbungen im <b>Westfälischen Frieden</b>: <i>Hinterpommern</i>, +<i>Halberstadt</i>, <i>Minden</i>, <i>Magdeburg</i> (s. +S. 260). Magdeburg zunächst noch im Besitz des Administrators +August von Sachsen, wird 1666 besetzt (der Bürgermeister +<i>Otto von Guericke</i>). <i>Postverbindung</i> zwischen den getrennten +Landesteilen eingerichtet, ohne Rücksicht auf das Reichspostprivilegium +der Fürsten von Thurn und Taxis. Ordnung der +<i>Steuern</i>, Accise für die Städte eingeführt. Universität <i>Duisburg</i> +1655 gegründet (1818 aufgehoben), Bibliothek im Schlosse +zu <i>Berlin</i>. <i>Friedrich-Wilhelms-Kanal</i> zwischen Oder und Spree +1662–1668 erbaut.</p> + +<div class="sidenote"><b>1656.</b></div> + +<p>Sieg bei <b>Warschau</b> über die <i>Polen</i>, im Bunde mit +Schweden (s. S. 267).<span class="pagenum"><a name="Page_431" id="Page_431">[431]</a></span></p> + +<div class="sidenote">1657.</div> + +<p>Erwerbung von <i>Lauenburg</i> und <i>Bütow</i> in Hinterpommern +durch den Vertrag zu <i>Wehlau</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1660.</b></div> + +<p>Friede zu <b>Oliva</b>; das <b>Herzogtum Preußen souverän,</b> +d. h. frei von polnischer Lehnshoheit (S. 268). +Der Widerstand der preußischen Stände (Hieronymus Roth, v. Kalkstein) +wird durch strenge Maßregeln gebrochen.</p> + +<div class="sidenote">1672.</div> + +<p>Teilnahme am Reichskrieg gegen <i>Frankreich</i>, 1674 +Feldzug im <i>Elsaß</i> (s. S. 263).</p> + +<div class="sidenote"><b>1675.</b></div> + +<p>Sieg bei <b>Fehrbellin</b> über die <i>Schweden</i> (Prinz +Friedrich von Homburg, Feldmarschall Derfflinger, +der Stallmeister Froben). Der Kurfürst vertreibt die Schweden +aus <i>Pommern</i>, erobert 1677 Stettin, 1678 Rügen und Stralsund, +vergilt einen Einfall der Schweden von Livland her durch einen +Kriegszug über das <i>Frische</i> und <i>Kurische Haff</i> (Jan. 1679), +muß aber fast alle Eroberungen im</p> + +<div class="sidenote">1679.</div> + +<p>Frieden zu <i>St. Germain en Laye</i> (S. 263 f.) an +Schweden zurückgeben und schließt noch 1679 +ein <i>Bündnis</i> mit <i>Frankreich</i>.</p> + +<div class="sidenote">1683.</div> + +<p>Gründung einer <i>Kolonie</i> an der Goldküste von +<i>Guinea</i> (Fort Großfriedrichsburg), nachdem eine +Kriegsflotte mit Hilfe des Holländers Raule eingerichtet war. +Kriegshafen <i>Pillau</i>; Afrikanische Handelsgesellschaft +in <i>Emden</i>.</p> + +<div class="sidenote">1685.</div> + +<p>Bruch mit Frankreich. Aufnahme französischer +Protestanten, namentlich in Berlin.</p> + +<div class="sidenote">1686.</div> + +<p>Vertrag mit <i>Kaiser Leopold I.</i> über Schlesien +(S. 281).</p> + +<div class="sidenote"><b>1688–1713.</b></div> + +<p><b>Friedrich III.,</b> als König <b>Friedrich I.</b> Das +Testament des Großen Kurfürsten, das den Söhnen +aus zweiter Ehe Länderbesitz erteilt, wird aufgehoben, da es +der von Albrecht Achilles gegebenen Hausordnung und dem +Geraischen Vergleich widerspricht.</p> + +<div class="sidenote">1688.</div> + +<p>Brandenburgische Truppen unterstützen <i>Wilhelms III.</i> +von Oranien Zug nach England (S. 271).</p> + +<p>Universität <i>Halle</i> gestiftet 1694; ebenda gründet <i>Aug. +Herm. Francke</i> das Waisenhaus. Der <i>Schwiebuser</i> Kreis 1695 +an den Kaiser zurückgegeben (S. 281). Der Minister <i>Danckelmann,</i> +gestürzt 1697. <i>Charlottenburg</i> für des Kurfürsten Gemahlin, +die geistvolle <i>Sophie Charlotte</i> von Hannover, angelegt. +Ausbau des Schlosses zu Berlin (<i>Schlüter</i>). Akademie der +Künste 1696 gegründet, Akademie der Wissenschaften 1700 auf +Veranlassung des Philosophen <i>Leibnitz</i>.</p> + +<div class="sidenote"><b>1701. +18. Januar</b></div> + +<p><b>Preußen wird Königreich</b> (s. S. 267). +Krönung zu <i>Königsberg</i>, Stiftung des <i>Schwarzen +Adlerordens</i>. Anteil am Spanischen Erbfolgekriege +(s. S. 272 f.). Streit um die <i>oranische Erbschaft</i> nach dem Tode<span class="pagenum"><a name="Page_432" id="Page_432">[432]</a></span> +Wilhelms III. (1702). Preußen erlangt 1702 <i>Mörs</i> und <i>Lingen</i>, +<i>Neuchâtel</i> und <i>Valengin</i>. Durch Kauf erworben das Schutzrecht +über die Abtei <i>Quedlinburg</i>, Grafschaft <i>Tecklenburg</i> in +Westfalen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1713–1740.</b></div> + +<p><b>Friedrich Wilhelm I.</b> Strenge Sparsamkeit; +der glänzende Hofhalt des Vaters sogleich aufgelöst. +Neuordnung der Steuern; auch den Rittergütern wird +1717 eine Abgabe (statt des Lehnsdienstes zum Kriege) auferlegt. +Oberste Finanzbehörde das <i>General-Direktorium</i> 1723; +unter ihm die Kriegs- und Domänenkammern. Sorge für den +<i>Landbau</i>, besonders in <i>Ostpreußen</i>; hier 1732 die aus dem +Erzbistum <i>Salzburg</i> vertriebenen Protestanten angesiedelt. +Schutz der Bauern gegen Willkür der Gutsherrn und der königlichen +Beamten. Sorge für die <i>Volksschulen</i>, 1717 der Grundsatz +der allgemeinen <i>Schulpflicht</i> verkündet. Beträchtliche +Vermehrung des <i>stehenden Heeres</i>; Kanton-Einteilung des +Landes 1733 zum Zwecke der Aushebung; daneben die Anwerbung +beibehalten. Die Riesengarde in Potsdam. Fürst +Leopold von Anhalt-Dessau (s. auch S. 280).</p> + +<p>Teilnahme am Nordischen Kriege (S. 276 f.). Stettin und Vorpommern +bis zur Peene erworben 1720; die afrikanische Kolonie +1717 (überlassen 1721) an die Holländer verkauft.</p> + +<div class="sidenote"><b>1740–1786.</b></div> + +<p><b>Friedrich II., der Große</b> (S. 280–291), erwirbt +<i>Schlesien</i> 1742, <i>Ostfriesland</i> 1744, <i>Westpreußen</i> +1772 und erhebt seinen Staat zu einer europäischen Großmacht. +Friedrichs eifrige <i>Fürsorge für sein Land,</i> um die Wunden +der Kriege zu heilen: Verteilung der Vorräte aus den Magazinen, +Steuererlaß für einzelne Provinzen; Gründung der Landschaftsbanken, +der Bank und der Seehandlung in Berlin. 1766 <i>strenges +Steuersystem</i> (Regie meist mit französischen Beamten); viele +Verbrauchsgegenstände besteuert, besonders Kaffee und Tabak.</p> + +<p>Sorge für die <i>Rechtspflege</i>: die Folter 1740 abgeschafft, neue +Gerichtsordnung 1747 (codex Fridericianus, der Justizminister +v. Cocceji). Allgemeines preußisches Landrecht (v. Carmer, +Suarez) erst 1794 vollendet. Sorge für den <i>Landbau</i>: das Oderbruch +urbar gemacht 1746–53, das Netzebruch 1773–80. +Sorge für <i>Fabriken</i> in den Städten (1751 Berliner Porzellanmanufaktur), +Förderung des Verkehrs durch <i>Kanäle</i>: Plauescher, +Finow- und Bromberger Kanal. General-<i>Landschul</i>-Reglement +1763. Erlaß über das Unterrichtswesen 1779. Bauwerke in +Berlin (Opernhaus, Dom, Bibliothek) und Potsdam (Sanssouci, +Neues Palais). Unermüdliche Tätigkeit des Königs für <i>Verwaltung</i> +und <i>Heer</i> (150000 Mann stark); jährliche Reisen in +die Provinzen.</p> + +<div class="sidenote"><b>1786–1797.</b></div> + +<p><b>Friedrich Wilhelm II.</b> (S. 291, 297f., 313f.) erwirbt +<i>Ansbach</i> und <i>Baireuth</i> 1791, <i>Posen</i> 1793, +Südpreußen mit <i>Warschau</i> 1795.<span class="pagenum"><a name="Page_433" id="Page_433">[433]</a></span></p> + +<p>Hertzberg 1791 entlassen. Die drückende Regie aufgehoben. +Üppigkeit am Hofe, sorglosere Verwaltung, doch wird der +Verkehr durch Anlage von <i>Kunststraßen</i> (Chausseen) gefördert, +das Schulwesen durch Einsetzung eines Ober-Schulkollegiums. +<i>Religionsedikt</i> des Ministers Wollner 1788. Brandenburger +Tor 1789–1793 erbaut.</p> + +<div class="sidenote"><b>1797–1840.</b></div> + +<p><b>Friedrich Wilhelm III.</b> (S. 316 ff.) erwirbt <i>Münster</i>, +<i>Paderborn</i>, <i>Hildesheim</i> u. a. 1803 (S. 321), tritt +Ansbach ab 1805 (S. 323), alles Land links der Elbe und die +polnischen Gebiete 1807 (S. 327), erwirbt halb <i>Sachsen</i>, +Schwedisch-<i>Pommern</i>, einen großen Teil <i>Westfalens</i> und der +<i>Rheinprovinz</i> 1815 (S. 340).</p> + +<p>Aufhebung des Religionsedikts 1797. <b>Große Reformen +von 1807–1811</b> s. S. 328, 329: Die Aufhebung der Erbuntertänigkeit +und Feststellung des bäuerlichen Grundbesitzes befreien +den <i>Bauernstand</i>; die Aufhebung des Zunftzwanges, +Gewöhnung an Selbstverwaltung (Städteordnung) und Einführung +der Gewerbefreiheit fördern den <i>Bürgerstand</i>; die +Einführung der allgemeinen Wehrpflicht kommt der sittlichen +Erziehung des ganzen Volkes zugute. Einziehung der geistlichen +Güter. Einteilung des Staates in 8 Provinzen und 25 +Regierungsbezirke 1815. Vereinigung der lutherischen und +reformierten Kirche zu einer <i>evangelischen</i> Landeskirche (<i>Union</i>) +1817. Zollgesetz 1818. Neuordnung der Steuern und des +Staatsschuldenwesens 1820. Einrichtung der Provinzial-Landtage +1823. <i>Deutscher Zollverein</i> 1833. Gesetz über die Anlage +von <i>Eisenbahnen</i> 1838. — Universitäten zu Berlin 1810, +Breslau 1811, Bonn 1818; Entwickelung der Gymnasien unter +dem Minister v. Altenstein seit 1817; Museum zu +Berlin 1830.</p> + +<div class="sidenote"><b>1840–1861.</b></div> + +<p><b>Friedrich Wilhelm IV.</b> (S. 353ff.) erwirbt <i>Hohenzollern</i> +1849 (S. 359), das <i>Jahdegebiet</i> 1853 (S. 361), +verzichtet auf Neuchâtel 1857 (S. 367).</p> + +<p>Gesetz über die Armenpflege 1842, Gewerbe-Ordnung 1845, +Vereinigter Landtag 1847 (S. 353). Neue Gerichtsordnung +(Geschworenengerichte) 1849. <b>Verfassung</b> des preußischen +Staats 1850 (S. 359). Evangelischer Ober-Kirchenrat 1850. Gründung +einer <i>preußischen Kriegsflotte</i> 1853. Sorge für Kunst +und Wissenschaft; das Neue Museum in Berlin 1855.</p> + +<div class="sidenote"><b>1861–1888.</b></div> + +<p><b>Wilhelm I., der Große</b>, 1857–1861 Prinz-Regent +(S. 367), erwirbt 1866 <i>Schleswig-Holstein</i>, +<i>Hannover</i>, <i>Kurhessen</i>, <i>Nassau</i>, <i>Frankfurt</i> (S. 371–380), wird +1871 <b>Deutscher Kaiser</b> (S. 381–393).</p> + +<p>Neugestaltung des Heerwesens 1860–1862 (S. 372). Umbildung +der preußischen Flotte zu einer <i>deutschen</i> Kriegsflotte +seit 1867 (S. 380). Kirchengesetze 1873–1875 (S 393). Verwaltungsreform +in den (seit 1. Jan. 1878) 12 Provinzen 1872<span class="pagenum"><a name="Page_434" id="Page_434">[434]</a></span> +bis 1875 (S. 394). Ansiedlungsgesetz für Posen und Westpreußen +(S. 395). Vollendung des Kölner Doms 1880; +Denkmal auf dem Niederwald 1883. Begründung deutscher +Kolonien (S. 395).</p> + +<div class="sidenote"><b>1888.</b></div> + +<p><b>Friedrich III.</b> (März bis Juni) als Kronprinz siegreicher +Feldherr (S. 375ff., 382ff.).</p> + +<div class="sidenote">Seit <b>1888.</b></div> + +<p><b>Wilhelm II.</b> (S. 396–397). Vermehrung der +deutschen Kolonien. Ausbau der Wasserstraßen +in Preußen (S. 396). Fortführung der Gesetzgebung zum Wohle +der Arbeiter, Fortsetzung der Verwaltungsreform (S. 396) und +der Ansiedlungstätigkeit (S. 395). Förderung des Schulwesens, +besonders der technischen Hochschulen. Universität in <i>Münster</i> +1902, Akademie in <i>Posen</i> 1903. Technische Hochschulen in +<i>Danzig</i> 1904, <i>Breslau</i> 1909. Denkmäler in der Siegesallee zu +<i>Berlin</i>; Neubau des Doms daselbst 1905 vollendet. Bau einer +Pfalz in <i>Posen</i> (1910 vollendet). Erweiterungsbauten der +Königlichen Museen, Neubau der Königlichen Bibliothek in +<i>Berlin</i>. 1910 Gründung der <i>Kaiser-Wilhelms-Gesellschaft</i> in +<i>Berlin</i> zur <i>Förderung der Wissenschaften</i>.</p> + + +<h3>II. Die andern Staaten des Deutschen Reiches.</h3> + +<p><b>Bayern,</b> altes Stammherzogtum, seit 1180 unter Herzögen +aus dem Hause <i>Wittelsbach</i> (S. 184). Herzog Ludwig I. wird +1214 durch Erwerbung der <i>Rheinpfalz</i> auch <i>»Pfalzgraf bei +Rhein«</i> (S. 186, 189). Kaiser <i>Ludwig der Bayer</i>. Bayerische +Markgrafen in Brandenburg (S. 198–200). Seit dem Hausvertrag +von Pavia 1329 <i>Bayern</i> und <i>Pfalz</i> getrennt. Bayern +1392 unter drei Linien geteilt, 1503 wieder vereinigt: weitere +Teilungen durch das Primogeniturgesetz 1506 verboten (S. 226).</p> + +<p>Herzog <i>Maximilian I.</i>, Oberhaupt der katholischen Liga +im Dreißigjährigen Kriege (S. 252 ff.), wird 1623 <i>Kurfürst</i> und +erwirbt die Oberpfalz (S. 254f.). <i>Maximilian II. Emanuel</i> tapfer +in den Türkenkriegen 1683–1688, Statthalter der spanischen +Niederlande 1691, aus Bayern vertrieben 1704, wiedereingesetzt +1714, † 1726. Sein Sohn <i>Karl Albert</i> 1742–1745 deutscher +Kaiser (S. 280ff.). <i>Maximilian III. Joseph</i> (1745–1777) sorgt +für gute Verwaltung, stiftet 1758 die Akademie der Wissenschaften +in München; mit ihm stirbt die bisher in Bayern +regierende Linie aus. <i>Karl Theodor</i> (1777–1799) vereinigt +Pfalz und Bayern (S. 289 ff.), verliert 1797 das linksrheinische +Gebiet (S. 316 u. 319).</p> + +<p>Maximilian IV. Joseph (1799–1825), seit 1806 <i>König +Maximilian I.</i>, erwirbt 1803 und 1805 große Gebiete hinzu +(S. 320, 324, vgl. S. 340) und tritt 1806 dem Rheinbunde +bei (S. 324), erwirbt 1806 Ansbach, 1809 Baireuth, schließt<span class="pagenum"><a name="Page_435" id="Page_435">[435]</a></span> +sich vor der Schlacht bei Leipzig dem Bunde gegen Frankreich +an (S. 336), erhält 1815 die linksrheinische Pfalz zurück +(S. 340). Verfassung des Königreichs 1818. <i>Ludwig I.</i> (1825 +bis 1848) fördert Kunst und Wissenschaft: Pinakothek und +Glyptothek in München, Walhalla bei Regensburg. Universität +Ingolstadt 1826 nach München verlegt. <i>Maximilian II.</i> (1848 +bis 1864): Nationalmuseum in München, Historische Kommission +bei der Akademie der Wissenschaften. <i>Ludwig II.</i> (1864 bis +1886): Schloßbauten in den bayrischen Alpen, Bühnenfestspielhaus +in Baireuth. Für den geisteskranken König <i>Otto</i> (seit +1886) regiert sein Oheim Prinz <i>Luitpold</i>, Bruder Maximilians II.</p> + +<p><b>Sachsen</b>, hervorgegangen aus der Markgrafschaft <i>Meißen</i> +(S. 161), einem Vorlande des alten Stammherzogtums Sachsen. +Seit 1089 regiert in Meißen das Haus <i>Wettin</i> (S. 179 u. 189). +Heinrich der Erlauchte erwirbt 1247 die Landgrafschaft +<i>Thüringen</i>, Friedrich der Streitbare (1381–1428) 1423 das <i>Kurfürstentum +Sachsen Wittenberg</i> (S. 204), einen Teil des alten +Stammherzogtums (S. 184). Er gründet 1409 die Universität +<i>Leipzig</i> (S. 203). Kurfürst <i>Friedrich der Sanftmütige</i> (1428 +bis 1464, S. 205, 227). Unter seinem Sohn Kurfürst <i>Ernst</i> +(1464–1486) Teilung 1485: die <i>Ernestinische Linie</i> (S. 227) +erhält Sachsen-Wittenberg mit der daran haftenden Kurwürde +und Thüringen, die <i>Albertinische Linie</i> Meißen. Die Kurfürsten +<i>Friedrich der Weise</i> (1486–1525), <i>Johann der Beständige</i> +(1525–1532) und <i>Johann Friedrich der Großmütige</i> (1532 +bis 1547), Luthers Beschützer (S. 227 ff.). Umwandlung 1547, +Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde kommt an die <i>Albertinische</i> +Linie, S. 232f. (Kurfürst <i>Moritz</i>, Gründer der drei +Fürstenschulen zu Meißen, Grimma und Pforta).</p> + +<p>Kurfürst <i>Friedrich August I.</i> wird 1697 König von <i>Polen</i> +(August II., S. 266), ebenso 1733 sein Sohn <i>Friedrich August II.</i> +(August III., S. 279). Kunstpflege in Dresden (S. 285). Friedrich +August III. (1763–1827) sorgt für bessere Verwaltung, tritt im +Dez. 1806 als <i>König Friedrich August I.</i> dem Rheinbunde +bei (S. 326), erhält 1807 das Herzogtum Warschau, wird 1813 +nach der Schlacht bei Leipzig als Gefangener nach Preußen +geführt, 1815 in die Regierung seines verkleinerten Landes +wieder eingesetzt. Verfassung 1831 unter König <i>Anton</i> (1827 +bis 1836); ihm folgen <i>Friedrich August II.</i> (1836–1854), +<i>Johann</i> (1854–1873), <i>Albert</i>, 1870–71 als Kronprinz ruhmreicher +Feldherr (1873–1902), <i>Georg</i> (1902–1904), <i>Friedrich +August III.</i> seit 1904.</p> + +<p><b>Württemberg,</b> ursprünglich Grafschaft im alten Stammherzogtum +<i>Schwaben</i>, das sich während des Interregnums +auflöst. <i>Eberhard der Erlauchte</i> (1265–1325) und sein Nachfolger +vergrößern das Gebiet, <i>Eberhard der Greiner</i> (1344 bis +1392) kämpft gegen Ritter und Reichsstädte, <i>Eberhard im<span class="pagenum"><a name="Page_436" id="Page_436">[436]</a></span> Barte</i> +stiftet 1477 die Universität Tübingen und wird 1495 +<i>Herzog.</i> <i>Ulrich</i> 1519 vom schwäbischen Bunde vertrieben, +1534 durch Philipp von Hessen wieder eingesetzt, führt die +Reformation ein; sein Sohn <i>Christoph</i> (1550–1568) sorgt für +Kirche und Schule. Verwüstung im Dreißigjährigen Kriege; +Mißregierung unter <i>Eberhard Ludwig</i> (1677–1733) und <i>Karl +Alexander</i> (1733–1737); Wendung zum Besseren unter dem +allerdings despotischen <i>Karl Eugen</i> (1737–1793), der 1770 die +Karlsschule gründet. Prinz <i>Eugen</i> von Württemberg (1788 bis +1857) trat früh in russische Kriegsdienste, erprobter Heerführer +in den Befreiungskriegen. Herzog <i>Friedrich</i> (1797–1816) wird +1803 Kurfürst (S. 320), 1806 <i>König</i> (S. 324); seine Nachfolger +<i>Wilhelm I.</i> (1816–1864), <i>Karl I.</i> (1864–1891), <i>Wilhelm II.</i> +seit 1891.</p> + +<p><b>Baden</b>, Markgrafschaft im alten Herzogtum Schwaben. +Die Grafen von <i>Zähringen</i> nannten sich seit 1112 Markgrafen +von Baden. Teilung 1535 in die beiden Linien Baden-Baden +und Baden-Durlach. <i>Ludwig Wilhelm</i> von Baden-Baden (reg. +1677–1707) zeichnet sich als Feldherr in den Türkenkriegen aus, +leistet 1693 und 1702–1704 den Franzosen rühmlich Widerstand +(S. 265 f.). <i>Karl Friedrich</i> von Baden-Durlach (1738 +bis 1811) erbt nach dem Aussterben der andern Linie 1771 +deren Besitz, sorgt für gute Verwaltung, erhält 1803 den rechtsrheinischen +Teil des früheren Kurfürstentums <i>Pfalz</i> (Heidelberg +und Mannheim, S. 320, vgl. S. 340), wird 1806 <i>Großherzog</i> +(S. 324). Seine Nachfolger <i>Karl</i> (1811–1818), <i>Ludwig</i> (1818 +bis 1830), <i>Leopold</i> (1830–1852), <i>Friedrich I.</i> +(1852–1907), ein +hervorragender Herrscher und Mitbegründer des Deutschen +Reiches. Seit 1907 <i>Friedrich II.</i></p> + +<p><b>Hessen</b>, ein Teil des alten Herzogtums Franken, kam 1130 +an die Landgrafen von Thüringen und bildete nach deren Aussterben +1247 eine eigene <i>Landgrafschaft</i>; erster Landgraf +<i>Heinrich v. Brabant</i>, Residenz Kassel. Seine Nachkommen +vergrößern das Gebiet. <i>Philipp der Großmütige</i> (1509–1567) +Beschützer der Reformation; von seinen Söhnen stammen die +beiden Linien Hessen-<i>Kassel</i> und Hessen-<i>Darmstadt</i>; ein Zweig +der letzteren regierte 1622–1866 in Hessen-<i>Homburg</i>. Die +Landgrafschaft Hessen-Kassel, 1803 zum Kurfürstentum erhoben, +wird 1866 mit Preußen vereinigt, ebenso Hessen-Homburg. +Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt wird 1806 Großherzog +(Ludwig I.), erhält 1815 ein ansehnliches linksrheinisches +Gebiet. Großherzog <i>Ludwig III.</i> tritt 1866 einen Grenzstrich +an Preußen ab, schließt sich dem Norddeutschen Bunde an. +Seine Nachfolger <i>Ludwig IV.</i> (1877–1892), <i>Ernst Ludwig</i> +seit 1892.</p> + +<p><b>Mecklenburg</b>. Die Nachkommen des Wendenfürsten <i>Niklot</i> +(S. 180) teilen sich 1229 in mehrere Linien; durch Aussterben<span class="pagenum"><a name="Page_437" id="Page_437">[437]</a></span> +der jüngeren Linien wird im 15. Jahrhundert das Land wieder +vereinigt. <i>Albrecht II.</i> wird 1348 <i>Herzog</i>, erwirbt 1359 die +Grafschaft <i>Schwerin</i>. Sein Sohn Albrecht III. 1364–1389 König +von <i>Schweden</i> (S. 215). Stiftung der Universität <i>Rostock</i> 1419, +Einführung der Reformation 1523–1540. Teilung in die Linien +Schwerin und Güstrow 1621. <i>Wallenstein</i> Herzog 1628–1630. +Teilung in die Linien <i>Schwerin</i> und <i>Strelitz</i> 1701. Beide +Landesteile werden 1815 vom Wiener Kongreß als <i>Großherzogtümer</i> +anerkannt. Großherzog <i>Friedrich Franz II.</i> von Mecklenburg-Schwerin +Feldherr im Kriege 1870/71. Seit 1897 <i>Friedrich +Franz IV.</i> in Schwerin; in Strelitz seit 1904 <i>Adolf Friedrich.</i></p> + +<p><b>Oldenburg</b>, Grafschaft im alten Herzogtum Sachsen, vergrößert +durch Kämpfe mit den <i>Friesen</i>, 1667–1773 mit <i>Dänemark</i> +vereinigt, 1773 Herzogtum (s. S. 292), 1810–1813 französisch, +1815 Großherzogtum. Seit 1900 <i>Friedrich August.</i></p> + +<p><b>Die sächsischen Herzogtümer</b>, entstanden aus dem Erbe, +das 1547 der <i>Ernestinischen</i> Linie des Hauses <i>Wettin</i> verblieb. +Herzog <i>Bernhard</i> von <i>Sachsen-Weimar</i> (1604–1639) einer der +berühmtesten Helden des Dreißigjährigen Krieges (S. 257f.) +<i>Weimar</i> seit 1815 Großherzogtum; Großherzog <i>Karl August</i> +1775–1828, <i>Karl Alexander</i> 1853–1901. Seitdem <i>Wilhelm +Ernst</i>. In Sachsen-Altenburg seit 1908 <i>Ernst II.</i>; in Sachsen-Koburg-Gotha +seit 1900 <i>Karl Eduard</i> in Sachsen-Meiningen +seit 1866 <i>Georg II.</i></p> + +<p><b>Herzogtum Braunschweig</b>, ein Teil des Gebietes, das +1235 dem <i>Welfenhause</i> verblieb (S. 184, 188). Teilungen der Linien +Braunschweig und Lüneburg 1267, 1409, 1635. Das Lüneburger +Gebiet 1692 zum Kurfürstentum <i>Hannover</i> erhoben, 1866 mit +Preußen vereinigt. Aus der Braunschweiger Linie sind eine +Reihe von berühmten Heerführern hervorgegangen: Herzog +<i>Christian</i> (1599–1626) kühner Heerführer im Dreißigjährigen +Kriege (S. 254f.), Herzog <i>Ferdinand</i> (1721–1792) preußischer +Generalfeldmarschall unter <i>Friedrich dem Großen</i> (S. 287ff.), +Herzog <i>Karl Wilhelm Ferdinand</i> (1735–1806), Neffe des +vorigen, Oberbefehlshaber des preußischen Heeres 1792–1794 +(S. 313f.) und 1806 (S. 325f.), Herzog <i>Friedrich Wilhelm</i> +(1771–1815), Sohn des letzteren, bekannter Held der Freiheitskriege +(S. 330, 342). Mit dessen Sohn. Herzog <i>Wilhelm</i> (1806 +bis 1884), starb die Linie aus. Regentschaft s. S. 395.</p> + +<p><b>Herzogtum Anhalt</b>, entstanden aus Grenzmarken des alten +Herzogtums Sachsen. <i>Otto der Reiche</i>, Graf von Aschersleben +und Ballenstedt, † 1123, sein Sohn <i>Albrecht der Bär</i> (S. 179f.). +Von dessen älterem Sohne Otto stammen die Brandenburgischen +Askanier (bis 1320), von dem jüngeren Sohne Bernhard die +Herzöge von Sachsen-Wittenberg und Sachsen-Lauenburg (ausgestorben +1422 und 1689) und das fürstliche Haus <i>Anhalt</i>, +welches sich in mehrere Linien teilt. Hauptteilung 1603:<span class="pagenum"><a name="Page_438" id="Page_438">[438]</a></span> +Dessau, Bernburg, Zerbst, Cöthen. Die Linie Zerbst stirbt +1793 aus, Cöthen 1847, Bernburg 1863. Herzogtümer seit 1806 +und 1807; zu <i>einem</i> Herzogtum vereinigt 1863. Fürst <i>Christian</i> +(1568–1630) s. S. 254. Fürst <i>Leopold</i> (1693–1747) preußischer +Feldherr (S. 273, 284), Leopold <i>Friedrich Franz</i> (1751–1817), +Begründer des Philanthropins in Dessau 1774, des Parks zu +Wörlitz 1796. Seit 1904 Friedrich II.</p> + +<p><b>Fürstentümer Schwarzburg,</b> hervorgegangen aus der alten +Landgrafschaft Thüringen. Teilung der Grafschaft Schwarzburg +1599 in die Gebiete <i>Sondershausen</i> und <i>Rudolstadt,</i> Erhebung +der Grafen in den Fürstenstand 1697 und 1709. Seit 1909 +beide Länder durch Personalunion vereinigt. Fürst <i>Günther</i> +von Schw.-Rudolstadt seit 1890.</p> + +<p><b>Fürstentümer Reuß,</b> entstanden aus dem einst zu Thüringen +gehörigen Besitz der Reichsvögte von Plauen, Weida und Gera. +Teilung 1564, Hauptlinien <i>Greiz</i> und <i>Gera</i>. Erhebung in den +Fürstenstand 1778 u. 1790. In Greiz (ä. L.) Fürst <i>Heinrich XXIV.</i> +seit 1902, in Gera (j. L.) Fürst <i>Heinrich XIV.</i> seit 1867; +Regent für beide Staaten Erbprinz <i>Heinrich XXVII.</i> (j. L.)</p> + +<p><b>Fürstentümer Lippe,</b> Grafschaft im alten Herzogtum +Sachsen. Teilung 1603, Linien <i>Detmold</i> und <i>Bückeburg</i>; die +letztere erbt 1640 die Grafschaft <i>Schaumburg</i>. Graf <i>Wilhelm</i> +von Schaumburg-Lippe († 1777) Erbauer der Festung <i>Wilhelmstein</i> +im Steinhuder Meer und Gründer einer berühmten Kriegsschule +(s. S. 303). Erhebung in den Fürstenstand 1720 und +1807. In Lippe Fürst <i>Leopold IV.</i> aus der <i>Biesterfelder</i> Linie +seit 1904; in Schaumburg-Lippe Fürst <i>Adolf</i> seit 1911.</p> + +<p><b>Fürstentum Waldeck,</b> Grafschaft im alten Herzogtum +Sachsen. 1712 Fürstentum. Graf <i>Georg Friedrich v. Waldeck</i> +(† 1692), Staatsmann und Feldherr im Dienste des Großen Kurfürsten +von Brandenburg. Durch Vertrag von 1868 ist die +Verwaltung des Landes an Preußen übertragen. Seit 1893 +Fürst <i>Friedrich</i>.</p> + +<p><b>Die drei Hansestädte</b> (S. 200 f.), seit 1630 nach dem Aufhören +des Hansebundes besonders verbündet, 1815 als Freie +Städte Mitglieder des Deutschen Bundes (vgl. S. 320).</p> + +<p><b>Elsaß-Lothringen.</b> <i>Elsaß</i> ein Teil des alten Herzogtums +Schwaben; <i>Straßburg</i> 1205 freie Reichsstadt. Die österreichischen +Besitzungen im Elsaß kommen 1648 an Frankreich, +Straßburg 1681, die letzten noch deutschen Teile des Elsaß +1792. Das ganze Elsaß <b>1870</b> wieder gewonnen. <i>Lothringen</i> +altes Herzogtum des deutschen Reiches, seit 1431 unter einer +französischen Dynastie (S. 205); <i>Metz</i> seit dem 13. Jahrhundert +freie Reichsstadt, 1552 von den Franzosen besetzt. Ganz Lothringen +1766 französisch (S. 279), der östliche Teil <b>1870</b> wieder +gewonnen. Betreffs der Regierung des Landes s. S. 392, 397.<span class="pagenum"><a name="Page_439" id="Page_439">[439]</a></span></p> + + + + +<h2>Namen- und Sachregister</h2> + + +<p> +B. = Bündnis.<br /> +Bl. = Belagerung.<br /> +Br. = Brandenburg.<br /> +D. = Deutschland.<br /> +Dn. = Dänemark,<br /> +E. = England.<br /> +Erzb.= Erzbischof, Erzbistum.<br /> +f. = folgende Seite.<br /> +F. = Friede.<br /> +Fr. = Frankreich.<br /> +Gr. = Große.<br /> +Grh. = Großherzog, Großherzogtum.<br /> +H. = Haus.<br /> +Hz. = Herzog, Herzogtum.<br /> +K. = König, Königin.<br /> +Kapit. = Kapitulation.<br /> +Kf.= Kurfürst, Kurfürstentum.<br /> +Kgr. = Königreich.<br /> +Ko. = Kongreß, Konferenz.<br /> +Konz. = Konzil.<br /> +Kr. = Krieg.<br /> +Ks. = Kaiser, Kaiserin.<br /> +Ö. = Österreich.<br /> +P. = Papst.<br /> +Pr. = Preußen.<br /> +R. = Rußland.<br /> +Rchst. = Reichstag.<br /> +S. = Schlacht.<br /> +Schw. = Schweden.<br /> +Sp. = Spanien.<br /> +St. = Stammtafel.<br /> +V. = Vertrag.<br /> +W. = Waffenstillstand.<br /> +</p> + +<div class="register"> + +<ul class="index"><li class="ifrst"><b>A.</b></li> + +<li class="isub1">Aachen <a href="#Page_153">153</a>–<a href="#Page_155">155</a>. <a href="#Page_159">159</a>. <a href="#Page_162">162</a> f. <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_189">189</a> f. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_228">228</a>. <a href="#Page_230">230</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_262">262</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_345">345</a>, Ko.</li> +<li class="isub1">Abbassiden <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_172">172</a>.</li> +<li class="isub1">Abd-el-Kader <a href="#Page_354">354</a>.</li> +<li class="isub1">Abdurrahman <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_420">420</a>.</li> +<li class="isub1">Abessinien <a href="#Page_302">302</a>. <a href="#Page_406">406</a>. <a href="#Page_412">412</a>.</li> +<li class="isub1">Åbo F. <a href="#Page_292">292</a>.</li> +<li class="isub1">Abu-Bekr <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Abukir S. <a href="#Page_317">317</a>.</li> +<li class="isub1">Abuscher <a href="#Page_419">419</a>.</li> +<li class="isub1">Abydos <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_52">52</a>, S. <a href="#Page_59">59</a>.</li> +<li class="isub1">Achäer <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_31">31</a> f. <a href="#Page_45">45</a>. <a href="#Page_58">58</a> f. <a href="#Page_97">97</a>.</li> +<li class="isub1">Achäischer Bund <a href="#Page_68">68</a>. 9<a href="#Page_5">5</a>–<a href="#Page_97">97</a>. <a href="#Page_98">98</a>.</li> +<li class="isub1">Achaja <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_40">40</a>. <a href="#Page_48">48</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_122">122</a>, <a href="#Page_176">176</a>, Hz.</li> +<li class="isub1">Achämeniden <a href="#Page_19">19</a>.</li> +<li class="isub1">Ackergesetze <a href="#Page_78">78</a>. <a href="#Page_81">81</a> f. <a href="#Page_100">100</a> f. <a href="#Page_110">110</a> f.</li> +<li class="isub1">Actium S. <a href="#Page_47">47</a>. <a href="#Page_120">120</a>.</li> +<li class="isub1">Adalbert v. Bremen <a href="#Page_166">166</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Prag <a href="#Page_162">162</a>.</li> +<li class="isub1">Adelheid Ks. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_162">162</a>.</li> +<li class="isub1">Adolf v. Nassau <a href="#Page_196">196</a>.</li> +<li class="isub2">— Fr. K. v. Schw. <a href="#Page_292">292</a></li> +<li class="isub2">— v. Lippe <a href="#Page_438">438</a>.</li> +<li class="isub1">Adrianopel <a href="#Page_175">175</a>. <a href="#Page_218">218</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_347">347</a>, S. <a href="#Page_136">136</a> f. <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Aedilen <a href="#Page_77">77</a>. <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_96">96</a>.</li> +<li class="isub1">Aegat. Inseln S. <a href="#Page_88">88</a>.</li> +<li class="isub1">Aegina <a href="#Page_25">25</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_37">37</a>–<a href="#Page_41">41</a>. <a href="#Page_44">44</a>. <a href="#Page_48">48</a>.</li> +<li class="isub1">Aigospotamoi S. <a href="#Page_53">53</a>.</li> +<li class="isub1">Aegypten <a href="#Page_3">3</a>–<a href="#Page_6">6</a>. <a href="#Page_9">9</a> f. <a href="#Page_11">11</a>. <a href="#Page_19">19</a>–<a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_24">24</a>. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_44">44</a> f. <a href="#Page_57">57</a>. <a href="#Page_60">60</a>. <a href="#Page_63">63</a>. <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_97">97</a>. <a href="#Page_115">115</a> f. <a href="#Page_119">119</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_120">120</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_134">134</a>;</li> +<li class="isub2">im Mittelalter <a href="#Page_149">149</a>. <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_175">175</a>. <a href="#Page_178">178</a>;</li> +<li class="isub2">in der Neuzeit <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_353">353</a>, <a href="#Page_405">405</a>–<a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub1">Aemilius Paulus <a href="#Page_90">90</a>. <a href="#Page_96">96</a>.</li> +<li class="isub1">Aeneas <a href="#Page_27">27</a>. <a href="#Page_71">71</a>.</li> +<li class="isub2">— Silvius <a href="#Page_205">205</a>.</li> +<li class="isub1">Aeoler <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub1">Aequer <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_77">77</a> f. <a href="#Page_80">80</a>.</li> +<li class="isub1">Aeschines <a href="#Page_58">58</a>. <a href="#Page_62">62</a>. <a href="#Page_70">70</a>.</li> +<li class="isub1">Aeschylos <a href="#Page_47">47</a>.</li> +<li class="isub1">Aëtius <a href="#Page_142">142</a>.</li> +<li class="isub1">Aetoler <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_68">68</a>. <a href="#Page_91">91</a>, <a href="#Page_95">95</a> f.</li> +<li class="isub1">Afghanistan <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_406">406</a>. <a href="#Page_407">407</a>. <a href="#Page_419">419</a> f.</li> +<li class="isub1">Africa, röm. Prov. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_116">116</a>. <a href="#Page_119">119</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_133">133</a>. <a href="#Page_135">135</a>. <a href="#Page_142">142</a>.</li> +<li class="isub1">Agadir <a href="#Page_405">405</a>.</li> +<li class="isub1">Agamemnon <a href="#Page_27">27</a>.</li> +<li class="isub1">Agathokles <a href="#Page_67">67</a>. <a href="#Page_87">87</a>.</li> +<li class="isub1">Agbatana <a href="#Page_18">18</a> f. <a href="#Page_61">61</a>. <a href="#Page_62">62</a>.</li> +<li class="isub1">Agesilaos <a href="#Page_56">56</a> f.</li> +<li class="isub1">Agis <a href="#Page_29">29</a>. <a href="#Page_51">51</a>. <a href="#Page_53">53</a>. <a href="#Page_62">62</a>. <a href="#Page_68">68</a>.</li> +<li class="isub1">Agricola <a href="#Page_128">128</a> f.</li> +<li class="isub1">Agrigent, Akragas <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_47">47</a>. <a href="#Page_87">87</a>.</li> +<li class="isub1">Agrippa <a href="#Page_77">77</a>. <a href="#Page_119">119</a>. <a href="#Page_123">123</a>.</li> +<li class="isub1">Agrippina <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_125">125</a> f.</li> +<li class="isub1">Akkon <a href="#Page_175">175</a>. <a href="#Page_177">177</a> f. <a href="#Page_314">314</a>.</li> +<li class="isub1">Akropolis <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_36">36</a>. <a href="#Page_41">41</a>. <a href="#Page_43">43</a>. <a href="#Page_46">46</a>. <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Alalia S. <a href="#Page_14">14</a>. <a href="#Page_32">32</a>.</li> +<li class="isub1">Alamannen <a href="#Page_132">132</a>–<a href="#Page_135">135</a>. <a href="#Page_137">137</a>. <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_143">143</a>. <a href="#Page_150">150</a>.</li> +<li class="isub1">Alanen <a href="#Page_134">134</a>. <a href="#Page_140">140</a> f.</li> +<li class="isub1">Alarich <a href="#Page_140">140</a> f. <a href="#Page_144">144</a>.</li> +<li class="isub1">Alaska <a href="#Page_302">302</a>. <a href="#Page_417">417</a>.</li> +<li class="isub1">Alba Hz. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_243">243</a>.</li> +<li class="isub2">— Longa <a href="#Page_71">71</a> f.</li> +<li class="isub1">Albert K. v. Sachsen <a href="#Page_384">384</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub1">Albert v. Koburg <a href="#Page_353">353</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Belgien <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Albertus Magnus <a href="#Page_178">178</a>.</li> +<li class="isub1">Albigenser <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub1">Alboin <a href="#Page_144">144</a>.</li> +<li class="isub1">Albrecht I. K. v. D. <a href="#Page_196">196</a> f.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub2">— Achilles <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Bär <a href="#Page_179">179</a> f. <a href="#Page_415">415</a>. <a href="#Page_427">427</a>.</li> +<li class="isub2">— Erzh. <a href="#Page_379">379</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. v. Meckl. <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. V. Pr. <a href="#Page_228">228</a>. <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub2">— Prinz v. Pr. <a href="#Page_395">395</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub1">Albuquerque <a href="#Page_222">222</a>.</li> +<li class="isub1">Alcuin <a href="#Page_154">154</a>.</li> +<li class="isub1">Alesia Bl. <a href="#Page_112">112</a>.</li> +<li class="isub1">Alessandria <a href="#Page_183">183</a>.</li> +<li class="isub1">Alexander K. v. Mak. <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_41">41</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Gr. <a href="#Page_14">14</a>. <a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_58">58</a>–<a href="#Page_62">62</a>.</li> +<li class="isub2">— III. P. <a href="#Page_183">183</a>. <a href="#Page_193">193</a>.</li> +<li class="isub2">— VI. <a href="#Page_240">240</a>.</li> +<li class="isub2">— I. Ks. v. R. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_326">326</a>. <a href="#Page_328">328</a>. <a href="#Page_331">331</a> f. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_347">347</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_366">366</a>. <a href="#Page_369">369</a>. <a href="#Page_399">399</a> ff.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_400">400</a>. <a href="#Page_402">402</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Bulgarien <a href="#Page_414">414</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Parma <a href="#Page_238">238</a>. <a href="#Page_243">243</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Pherä <a href="#Page_56">56</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Serbien <a href="#Page_399">399</a>. <a href="#Page_414">414</a>.</li> +<li class="isub2">— Severus Ks. <a href="#Page_133">133</a>.</li> +<li class="isub1">Alexandria <a href="#Page_60">60</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_97">97</a>. <a href="#Page_115">115</a> f. <a href="#Page_128">128</a>. <a href="#Page_131">131</a>. <a href="#Page_136">136</a>. <a href="#Page_149">149</a>. <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_406">406</a>.</li> +<li class="isub1">Alexei <a href="#Page_269">269</a>. <a href="#Page_294">294</a>.</li> +<li class="isub1">Alexius Ks. <a href="#Page_172">172</a>.</li> +<li class="isub1">Alfons K. v. Kastilien <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Neapel <a href="#Page_211">211</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Sp. <a href="#Page_413">413</a> ff.</li> +<li class="isub1">Alfred d. Gr. <a href="#Page_170">170</a>.</li> +<li class="isub1">Algeciras <a href="#Page_405">405</a>. +<span class="pagenum"><a name="Page_440" id="Page_440">[440]</a></span>Algier <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_354">354</a>. <a href="#Page_369">369</a>.</li> +<li class="isub1">Ali <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Aliso <a href="#Page_124">124</a>.</li> +<li class="isub1">Alkassar S. <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub1">Alkibiades <a href="#Page_50">50</a>–<a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Alkmäoniden <a href="#Page_34">34</a>. <a href="#Page_36">36</a>.</li> +<li class="isub1">Alkmar Kapit. <a href="#Page_318">318</a>.</li> +<li class="isub1">Allia <a href="#Page_8">8</a>. <a href="#Page_80">80</a>.</li> +<li class="isub1">Alsen <a href="#Page_268">268</a>. <a href="#Page_373">373</a> f.</li> +<li class="isub1">Altenburg <a href="#Page_197">197</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_227">227</a>;</li> +<li class="isub2">Hz. <a href="#Page_378">378</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub1">Altmark <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_427">427</a>.</li> +<li class="isub1">Altranstädt F. <a href="#Page_275">275</a>.</li> +<li class="isub1">Amberg S. <a href="#Page_315">315</a>;</li> +<li class="isub1">Ambrosius <a href="#Page_137">137</a>.</li> +<li class="isub1">Amerigo Vespucci <a href="#Page_222">222</a>.</li> +<li class="isub1">Amiens F. <a href="#Page_320">320</a>, S, <a href="#Page_387">387</a>.</li> +<li class="isub1">Ampfing S. <a href="#Page_198">198</a>.</li> +<li class="isub1">Amphiktyonien <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_57">57</a>–<a href="#Page_59">59</a>.</li> +<li class="isub1">Amphipolis <a href="#Page_46">46</a>. <a href="#Page_57">57</a>. <a href="#Page_99">99</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_49">49</a>.</li> +<li class="isub1">Amphissa <a href="#Page_59">59</a>.</li> +<li class="isub1">Amsterdam <a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_263">263</a>.</li> +<li class="isub1">Anakreon <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub1">Anaxagoras <a href="#Page_47">47</a>.</li> +<li class="isub1">Ancus Marcius <a href="#Page_72">72</a>.</li> +<li class="isub1">Andernach S. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_159">159</a>.</li> +<li class="isub1">Andreas K. v. Ung. <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub1">Angelsachsen <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_159">159</a>. <a href="#Page_169">169</a>. <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub1">Anglikan. Kirche <a href="#Page_246">246</a>. <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_270">270</a>.</li> +<li class="isub1">Angora S. <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub1">Anhalt Hz. <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub1">Anjou <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub2">— H. in E. <a href="#Page_192">192</a>;</li> +<li class="isub2">in Neapel <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_211">211</a>;</li> +<li class="isub2">in Ungarn <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub1">Anna Boleyn <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Bretagne <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. E. <a href="#Page_298">298</a>.</li> +<li class="isub2">— Ks. v. R. <a href="#Page_294">294</a>.</li> +<li class="isub1">Ansbach <a href="#Page_290">290</a>. <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_428">428</a>. <a href="#Page_429">429</a>. <a href="#Page_432">432</a>. <a href="#Page_434">434</a>.</li> +<li class="isub1">Ansgar <a href="#Page_154">154</a>.</li> +<li class="isub1">Antalkidas F. <a href="#Page_55">55</a>.</li> +<li class="isub1">Antigonos <a href="#Page_60">60</a>. <a href="#Page_63">63</a> f. <a href="#Page_66">66</a> bis <a href="#Page_68">68</a>.</li> +<li class="isub1">Antiochia <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_125">125</a>. <a href="#Page_130">130</a> bis <a href="#Page_132">132</a>. <a href="#Page_174">174</a>. <a href="#Page_177">177</a>.</li> +<li class="isub1">Antiochos <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_95">95</a>. <a href="#Page_97">97</a>. <a href="#Page_100">100</a>.</li> +<li class="isub1">Antipater <a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_62">62</a>–<a href="#Page_64">64</a>.</li> +<li class="isub1">Anton v. Navarra <a href="#Page_236">236</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Sachsen <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub1">Antoninus Pius Ks. <a href="#Page_9">9</a>. <a href="#Page_130">130</a>.</li> +<li class="isub1">Antonius C. <a href="#Page_110">110</a>.</li> +<li class="isub2">— M. <a href="#Page_115">115</a>–<a href="#Page_120">120</a>.</li> +<li class="isub1">Antwerpen <a href="#Page_243">243</a>. <a href="#Page_350">350</a>.</li> +<li class="isub1">Apelles <a href="#Page_69">69</a>.</li> +<li class="isub1">Apia <a href="#Page_426">426</a></li> +<li class="isub1">Appius Claudius <a href="#Page_79">79</a>. <a href="#Page_84">84</a>. <a href="#Page_86">86</a>. <a href="#Page_101">101</a>.</li> +<li class="isub1">Apulien <a href="#Page_85">85</a>. <a href="#Page_90">90</a> f. <a href="#Page_93">93</a>. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_163">163</a>. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_189">189</a>.</li> +<li class="isub1">Aquae Sextiae <a href="#Page_101">101</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_104">104</a>.</li> +<li class="isub1">Aquileja <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_133">133</a>. <a href="#Page_137">137</a>. <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_176">176</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_138">138</a>.</li> +<li class="isub1">Aquitanien <a href="#Page_111">111</a> f. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_146">146</a>. <a href="#Page_155">155</a>. <a href="#Page_170">170</a>.</li> +<li class="isub1">Araber <a href="#Page_148">148</a>–<a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_215">215</a>.</li> +<li class="isub1">Arabia röm. Prov. <a href="#Page_129">129</a>.</li> +<li class="isub1">Arabi Pascha <a href="#Page_406">406</a>.</li> +<li class="isub1">Aragon <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_214">214</a> f.</li> +<li class="isub1">Aranda <a href="#Page_303">303</a>.</li> +<li class="isub1">Aratos <a href="#Page_68">68</a>.</li> +<li class="isub1">Arausio S. <a href="#Page_103">103</a>.</li> +<li class="isub1">Arbela S. <a href="#Page_60">60</a>.</li> +<li class="isub1">Arbogast <a href="#Page_138">138</a>.</li> +<li class="isub1">Arcadius Ks. <a href="#Page_138">138</a>. <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Archelaos <a href="#Page_54">54</a>. <a href="#Page_105">105</a>.</li> +<li class="isub1">Archidamos <a href="#Page_48">48</a>. <a href="#Page_66">66</a>.</li> +<li class="isub1">Archilochos <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub1">Archimedes <a href="#Page_92">92</a>.</li> +<li class="isub1">Archonten <a href="#Page_33">33</a>–<a href="#Page_36">36</a>. <a href="#Page_39">39</a>. <a href="#Page_44">44</a>.</li> +<li class="isub1">Arcis-sur-Aube S. <a href="#Page_338">338</a>.</li> +<li class="isub1">Arcole S. <a href="#Page_315">315</a>.</li> +<li class="isub1">Arelat. Kgr. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_164">164</a>.</li> +<li class="isub1">Areopag <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_35">35</a>. <a href="#Page_44">44</a>.</li> +<li class="isub1">Arginusen S. <a href="#Page_53">53</a>.</li> +<li class="isub1">Argonauten <a href="#Page_26">26</a>.</li> +<li class="isub1">Argos <a href="#Page_24">24</a>. <a href="#Page_26">26</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_32">32</a> f. <a href="#Page_43">43</a>. <a href="#Page_50">50</a>. <a href="#Page_55">55</a>. <a href="#Page_58">58</a>. <a href="#Page_69">69</a>. <a href="#Page_86">86</a>.</li> +<li class="isub1">Arianismus <a href="#Page_136">136</a>. <a href="#Page_142">142</a> f.</li> +<li class="isub1">Arier <a href="#Page_15">15</a>–<a href="#Page_17">17</a>. <a href="#Page_24">24</a>.</li> +<li class="isub1">Arion <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub1">Ariovist <a href="#Page_111">111</a>.</li> +<li class="isub1">Aristagoras <a href="#Page_20">20</a>.</li> +<li class="isub1">Aristarchos <a href="#Page_70">70</a>.</li> +<li class="isub1">Aristides <a href="#Page_39">39</a>. <a href="#Page_41">41</a> f. <a href="#Page_43">43</a>.</li> +<li class="isub1">Aristodemos <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_76">76</a></li> +<li class="isub1">Aristogeiton <a href="#Page_36">36</a>.</li> +<li class="isub1">Aristomenes <a href="#Page_32">32</a>.</li> +<li class="isub1">Aristophanes <a href="#Page_47">47</a>.</li> +<li class="isub1">Aristoteles <a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_172">172</a>.</li> +<li class="isub1">Arkadien <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_56">56</a>. <a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Arles <a href="#Page_143">143</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_200">200</a>.</li> +<li class="isub1">Armada <a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_247">247</a>.</li> +<li class="isub1">Armagnacs <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub1">Armenien <a href="#Page_9">9</a>. <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_116">116</a>. <a href="#Page_119">119</a>. <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_125">125</a>. <a href="#Page_127">127</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_129">129</a>;</li> +<li class="isub2">in der Neuzeit <a href="#Page_401">401</a>. <a href="#Page_415">415</a>.</li> +<li class="isub1">Armin <a href="#Page_124">124</a> f.</li> +<li class="isub1">Arminianer <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub1">Arnold v. Brescia <a href="#Page_182">182</a>.</li> +<li class="isub1">Arnulf Ks. <a href="#Page_157">157</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. v. Bayern <a href="#Page_159">159</a>.</li> +<li class="isub1">Arpaden <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub1">Arras <a href="#Page_387">387</a>, F. <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub1">Arsakiden <a href="#Page_65">65</a>.</li> +<li class="isub1">Artaphernes <a href="#Page_39">39</a>.</li> +<li class="isub1">Artaxata <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_127">127</a>.</li> +<li class="isub1">Artaxerxes I. <a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_43">43</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_21">21</a>.</li> +<li class="isub1">Artemision S. <a href="#Page_40">40</a>.</li> +<li class="isub1">Artevelde <a href="#Page_207">207</a>.</li> +<li class="isub1">Artois <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_307">307</a>.</li> +<li class="isub1">Aschaffenburg S. <a href="#Page_378">378</a>.</li> +<li class="isub1">Asculum S. <a href="#Page_86">86</a>.</li> +<li class="isub1">Asia röm. Prov. <a href="#Page_101">101</a>. <a href="#Page_104">104</a> f. <a href="#Page_119">119</a>. <a href="#Page_122">122</a> f.</li> +<li class="isub1">Askalon S. <a href="#Page_174">174</a>.</li> +<li class="isub1">Askanier <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_204">204</a>. <a href="#Page_427">427</a> f. <a href="#Page_437">437</a> f.</li> +<li class="isub1">Asow <a href="#Page_269">269</a>. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_295">295</a>.</li> +<li class="isub1">Aspern S. <a href="#Page_329">329</a>.</li> +<li class="isub1">Assignaten <a href="#Page_308">308</a>. <a href="#Page_311">311</a>. <a href="#Page_312">312</a>.</li> +<li class="isub1">Assyrien <a href="#Page_7">7</a>–<a href="#Page_10">10</a>. <a href="#Page_12">12</a>. <a href="#Page_18">18</a>. <a href="#Page_129">129</a>.</li> +<li class="isub1">Asturien <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_149">149</a>. <a href="#Page_171">171</a>.</li> +<li class="isub1">Athaulf <a href="#Page_141">141</a>.</li> +<li class="isub1">Athen <a href="#Page_25">25</a> f. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_33">33</a>–<a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_62">62</a> f. <a href="#Page_67">67</a>. <a href="#Page_69">69</a> f. <a href="#Page_85">85</a>. <a href="#Page_99">99</a>. <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_110">110</a>. <a href="#Page_119">119</a>. <a href="#Page_130">130</a>. <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_347">347</a>.</li> +<li class="isub1">Athos <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub1">Atschin <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Attila <a href="#Page_142">142</a>.</li> +<li class="isub1">Augsburg <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_164">164</a>. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_378">378</a>;</li> +<li class="isub2">B. <a href="#Page_264">264</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_260">260</a>;</li> +<li class="isub2">Rchst. <a href="#Page_230">230</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_160">160</a>.</li> +<li class="isub1">August II. K. v. Polen <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_274">274</a>–<a href="#Page_276">276</a>. <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_424">424</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_295">295</a> f. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub1">Augustinus <a href="#Page_132">132</a>. <a href="#Page_141">141</a>. <a href="#Page_145">145</a>.</li> +<li class="isub1">Augustus Ks. <a href="#Page_121">121</a>–<a href="#Page_125">125</a>.</li> +<li class="isub1">Aurelianus Ks. <a href="#Page_134">134</a>.</li> +<li class="isub1">Austerlitz S. <a href="#Page_323">323</a>.</li> +<li class="isub1">Australien <a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_302">302</a>. <a href="#Page_406">406</a>. <a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub1">Austrasien <a href="#Page_146">146</a> f.</li> +<li class="isub1">Avaren <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_148">148</a>. <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_158">158</a>.</li> +<li class="isub1">Aversa <a href="#Page_165">165</a>.</li> +<li class="isub1">Avesta <a href="#Page_17">17</a>.</li> +<li class="isub1">Avignon <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_199">199</a> f. <a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_207">207</a>. <a href="#Page_211">211</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_339">339</a>.</li> +<li class="isub1">Azincourt S. <a href="#Page_209">209</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>B.</b></li> + +<li class="isub1">Babenberger <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_196">196</a>.</li> +<li class="isub1">Babylon <a href="#Page_7">7</a>–<a href="#Page_11">11</a>. <a href="#Page_18">18</a>–<a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_60">60</a>. <a href="#Page_62">62</a>. <a href="#Page_64">64</a>.</li> +<li class="isub1">Baden F. <a href="#Page_274">274</a>.</li> +<li class="isub2">— Markgr. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_254">254</a>;</li> +<li class="isub2">Kf. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_323">323</a>.</li> +<li class="isub2">— Grh. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_359">359</a>. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_378">378</a>. <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub1">Badeni <a href="#Page_398">398</a>.</li> +<li class="isub1">Bagdad <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_196">196</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_441" id="Page_441">[441]</a></span></li> +<li class="isub1">Bagdadbahn <a href="#Page_416">416</a>.</li> +<li class="isub1">Bajazet <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub1">Bakchiaden <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_72">72</a>.</li> +<li class="isub1">Baktrien <a href="#Page_17">17</a>. <a href="#Page_61">61</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Balboa <a href="#Page_223">223</a>.</li> +<li class="isub1">Balduin <a href="#Page_174">174</a>. <a href="#Page_176">176</a>.</li> +<li class="isub1">Bamberg <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_163">163</a>. <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Banér <a href="#Page_257">257</a>.</li> +<li class="isub1">Bar, Konföd. <a href="#Page_296">296</a>.</li> +<li class="isub1">Barcelona <a href="#Page_141">141</a>. <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_413">413</a>.</li> +<li class="isub1">Barnet S. <a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub1">Barneveld <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub1">Bar-sur-Aube S. <a href="#Page_338">338</a>. <a href="#Page_371">371</a>.</li> +<li class="isub1">Bartholomäusnacht <a href="#Page_237">237</a>.</li> +<li class="isub1">Basel <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_164">164</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_339">339</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_314">314</a>;</li> +<li class="isub2">Konz. <a href="#Page_204">204</a>. <a href="#Page_236">236</a>.</li> +<li class="isub1">Bastille <a href="#Page_307">307</a>.</li> +<li class="isub1">Bataver <a href="#Page_128">128</a>.</li> +<li class="isub1">Batav. Rep. <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_324">324</a>.</li> +<li class="isub1">Bauernkrieg deutscher <a href="#Page_228">228</a>;</li> +<li class="isub2">engl. <a href="#Page_212">212</a>;</li> +<li class="isub2">frz. <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub1">Bautzen S. <a href="#Page_334">334</a>.</li> +<li class="isub1">Bayard <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub1">Bayern Hz. <a href="#Page_146">146</a>. <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_162">162</a> f. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_179">179</a> bis <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_434">434</a>.</li> +<li class="isub2">— Kf. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_257">257</a>–<a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_272">272</a> bis <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_280">280</a> f. <a href="#Page_289">289</a> f. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_434">434</a>.</li> +<li class="isub1">Bayern Kgr. <a href="#Page_323">323</a> f. <a href="#Page_336">336</a>. <a href="#Page_340">340</a> f. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_364">364</a>. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_378">378</a> f. <a href="#Page_382">382</a>. <a href="#Page_390">390</a>. <a href="#Page_392">392</a>. <a href="#Page_428">428</a>. <a href="#Page_434">434</a> f.</li> +<li class="isub1">Baylen Kapit. <a href="#Page_328">328</a>.</li> +<li class="isub1">Bayrische Markgr. in Br. <a href="#Page_178">178</a>–<a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub1">Bazaine <a href="#Page_371">371</a>. <a href="#Page_382">382</a>–<a href="#Page_384">384</a>. <a href="#Page_403">403</a>.</li> +<li class="isub1">Beaugency S. <a href="#Page_386">386</a>.</li> +<li class="isub1">Beauharnais <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_331">331</a>.</li> +<li class="isub1">Beaumont S. <a href="#Page_384">384</a>.</li> +<li class="isub1">Beaune la Rolande S. <a href="#Page_386">386</a>.</li> +<li class="isub1">Behanzin <a href="#Page_404">404</a>.</li> +<li class="isub1">Belfort <a href="#Page_388">388</a> f. <a href="#Page_391">391</a>.</li> +<li class="isub1">Belgien <a href="#Page_243">243</a>. <a href="#Page_290">290</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_340">340</a>–<a href="#Page_342">342</a>;</li> +<li class="isub2">Kgr. <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_396">396</a>. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Belgrad <a href="#Page_218">218</a>. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_278">278</a>. <a href="#Page_297">297</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_279">279</a>.</li> +<li class="isub1">Belisar <a href="#Page_144">144</a>.</li> +<li class="isub1">Belle-Alliance S. <a href="#Page_342">342</a>.</li> +<li class="isub1">Benedek <a href="#Page_376">376</a> f.</li> +<li class="isub1">Benedikt <a href="#Page_145">145</a>.</li> +<li class="isub2">— P. <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_203">203</a>.</li> +<li class="isub1">Benevent S. <a href="#Page_86">86</a>. <a href="#Page_190">190</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_151">151</a> f. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_163">163</a>.</li> +<li class="isub1">Berengar <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_160">160</a>.</li> +<li class="isub1">Beresina <a href="#Page_333">333</a>.</li> +<li class="isub1">Berg Hz. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_289">289</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Bergen <a href="#Page_201">201</a>, S. <a href="#Page_287">287</a>.</li> +<li class="isub1">Berlin <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_288">288</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_329">329</a>. <a href="#Page_332">332</a> f. <a href="#Page_335">335</a>. <a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_355">355</a> f. <a href="#Page_364">364</a>. <a href="#Page_376">376</a>. <a href="#Page_380">380</a>. <a href="#Page_391">391</a>. <a href="#Page_424">424</a>. <a href="#Page_427">427</a>. <a href="#Page_429">429</a>. <a href="#Page_430">430</a> ff.</li> +<li class="isub2">Ko. <a href="#Page_360">360</a>. <a href="#Page_394">394</a>. <a href="#Page_396">396</a>. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Bern <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_354">354</a>;</li> +<li class="isub2">Ko. <a href="#Page_394">394</a>. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Bernadotte <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_330">330</a>. <a href="#Page_332">332</a>. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_363">363</a>.</li> +<li class="isub1">Bernhard v. Askan. <a href="#Page_184">184</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Clairvaux <a href="#Page_174">174</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Weimar <a href="#Page_257">257</a> f.</li> +<li class="isub1">Bernstorff <a href="#Page_292">292</a>.</li> +<li class="isub1">Bernward <a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Besançon <a href="#Page_111">111</a>. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_388">388</a>.</li> +<li class="isub1">Bethlen Gabor <a href="#Page_254">254</a> f.</li> +<li class="isub1">Bilderstreit <a href="#Page_148">148</a>.</li> +<li class="isub1">Bill of rights <a href="#Page_271">271</a>.</li> +<li class="isub1">Biron <a href="#Page_294">294</a> f.</li> +<li class="isub1">Bismarck <a href="#Page_372">372</a>. <a href="#Page_374">374</a>. <a href="#Page_381">381</a>. <a href="#Page_390">390</a>. <a href="#Page_391">391</a>. <a href="#Page_393">393</a>–<a href="#Page_396">396</a>. <a href="#Page_401">401</a>. <a href="#Page_410">410</a>. <a href="#Page_412">412</a>.</li> +<li class="isub1">Bithynien <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_96">96</a>. <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_131">131</a>. <a href="#Page_135">135</a>.</li> +<li class="isub1">Blücher <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_333">333</a> bis <a href="#Page_338">338</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_342">342</a>.</li> +<li class="isub1">Bocchus <a href="#Page_103">103</a>. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Bocholt S. <a href="#Page_152">152</a>.</li> +<li class="isub1">Boëmund <a href="#Page_173">173</a> f.</li> +<li class="isub1">Böhmen <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_162">162</a> f. <a href="#Page_165">165</a>;</li> +<li class="isub2">Kgr. <a href="#Page_183">183</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_197">197</a>–<a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_202">202</a>–<a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_225">225</a>;</li> +<li class="isub2">östr. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_251">251</a>–<a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_257">257</a> f. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_286">286</a>. <a href="#Page_334">334</a> f. <a href="#Page_376">376</a>. <a href="#Page_398">398</a>.</li> +<li class="isub1">Boleslav <a href="#Page_163">163</a>. <a href="#Page_182">182</a>.</li> +<li class="isub1">Bolivar <a href="#Page_346">346</a>.</li> +<li class="isub1">Bologna <a href="#Page_71">71</a>. <a href="#Page_118">118</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub1">Bonaparte <a href="#Page_311">311</a>. <a href="#Page_315">315</a>–<a href="#Page_317">317</a>;</li> +<li class="isub2">St. <a href="#Page_322">322</a>.</li> +<li class="isub1">Bonifacius <a href="#Page_176">176</a>.</li> +<li class="isub2">— VIII. P. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_207">207</a>.</li> +<li class="isub1">Bonifatius <a href="#Page_141">141</a>. <a href="#Page_151">151</a>.</li> +<li class="isub1">Bordeaux <a href="#Page_207">207</a>. <a href="#Page_309">309</a>. <a href="#Page_311">311</a>. <a href="#Page_338">338</a>. <a href="#Page_355">355</a>. <a href="#Page_387">387</a>. <a href="#Page_390">390</a>.</li> +<li class="isub1">Borgia <a href="#Page_240">240</a>.</li> +<li class="isub1">Bornhöved S. <a href="#Page_187">187</a>.</li> +<li class="isub1">Borodino S. <a href="#Page_332">332</a>.</li> +<li class="isub1">Bosnien <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_398">398</a> f. <a href="#Page_401">401</a>.</li> +<li class="isub1">Bosporus <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_109">109</a>.</li> +<li class="isub1">Boston <a href="#Page_248">248</a>. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub1">Bosworth S. <a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub1">Bothwell <a href="#Page_247">247</a>.</li> +<li class="isub1">Bourbaki <a href="#Page_388">388</a> f.</li> +<li class="isub1">Bourbon Conn. <a href="#Page_229">229</a> f.</li> +<li class="isub2">— H. in Fr. <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_278">278</a> f. <a href="#Page_305">305</a>. <a href="#Page_309">309</a> f. <a href="#Page_339">339</a>;</li> +<li class="isub2">St. <a href="#Page_349">349</a>.</li> +<li class="isub2">— in Neapel <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_305">305</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_342">342</a>.</li> +<li class="isub2">— in Sp. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_303">303</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_413">413</a>.</li> +<li class="isub2">— Familienpakt <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub1">Bouvines S. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_193">193</a>.</li> +<li class="isub1">Bovianum S. <a href="#Page_84">84</a>.</li> +<li class="isub1">Boyne S. <a href="#Page_272">272</a>.</li> +<li class="isub1">Braganza H. <a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_303">303</a>.</li> +<li class="isub1">Brandenburg <a href="#Page_159">159</a>. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_356">356</a>.</li> +<li class="isub2">— Mark <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_427">427</a> ff.</li> +<li class="isub2">— Kf. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_258">258</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_262">262</a> f. <a href="#Page_265">265</a> bis <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_427">427</a>–<a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub1">Brasidas <a href="#Page_49">49</a>.</li> +<li class="isub1">Brasilien <a href="#Page_223">223</a>. <a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_303">303</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_417">417</a>.</li> +<li class="isub1">Braunschweig <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_200">200</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_286">286</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_336">336</a>. <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_391">391</a>. <a href="#Page_395">395</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub1">Brazza, Brazzaville <a href="#Page_403">403</a>.</li> +<li class="isub1">Breisach <a href="#Page_258">258</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_264">264</a>.</li> +<li class="isub1">Breitenfeld S. <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_259">259</a>.</li> +<li class="isub1">Bremen <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_261">261</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_333">333</a>. <a href="#Page_344">344</a>. <a href="#Page_394">394</a>.</li> +<li class="isub2">— Erzb. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_183">183</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_255">255</a>;</li> +<li class="isub2">Hz. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_276">276</a> f.</li> +<li class="isub1">Brennus <a href="#Page_80">80</a>.</li> +<li class="isub1">Brescia <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_356">356</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub1">Breslau <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_333">333</a>. <a href="#Page_433">433</a>. <a href="#Page_434">434</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_281">281</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_287">287</a>.</li> +<li class="isub1">Bretigny F. <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub1">Brienne <a href="#Page_311">311</a>, S. <a href="#Page_337">337</a>.</li> +<li class="isub1">Britannicus <a href="#Page_126">126</a>.</li> +<li class="isub1">Britannien <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_112">112</a>. <a href="#Page_126">126</a>. <a href="#Page_128">128</a> f. <a href="#Page_132">132</a>. <a href="#Page_135">135</a>. <a href="#Page_142">142</a>.</li> +<li class="isub1">Brömsebro F. <a href="#Page_250">250</a>. <a href="#Page_259">259</a>.</li> +<li class="isub1">Brügge <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub1">Brun Erzb. <a href="#Page_160">160</a> f.</li> +<li class="isub1">Brundisium <a href="#Page_86">86</a>. <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_109">109</a>. <a href="#Page_114">114</a>.</li> +<li class="isub2">V. <a href="#Page_119">119</a>.</li> +<li class="isub1">Brunhild <a href="#Page_146">146</a>.</li> +<li class="isub1">Brüssel <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_242">242</a>. <a href="#Page_350">350</a>.</li> +<li class="isub1">Brutus Dec. <a href="#Page_118">118</a>.</li> +<li class="isub2">— L. <a href="#Page_73">73</a>. <a href="#Page_75">75</a> f.</li> +<li class="isub2">— M. <a href="#Page_118">118</a> f.</li> +<li class="isub1">Buchdr.-Kunst <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_221">221</a>.</li> +<li class="isub1">Buckingham <a href="#Page_248">248</a>.</li> +<li class="isub1">Buddhismus <a href="#Page_16">16</a> f. <a href="#Page_22">22</a>. <a href="#Page_219">219</a>.</li> +<li class="isub1">Bu Hamara <a href="#Page_405">405</a>.</li> +<li class="isub1">Bulgarien <a href="#Page_148">148</a>. <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_400">400</a>–<a href="#Page_403">403</a>. <a href="#Page_414">414</a> f.</li> +<li class="isub1">Bülow Gen. <a href="#Page_333">333</a>. <a href="#Page_334">334</a>–<a href="#Page_338">338</a>.</li> +<li class="isub2">— Kanzler <a href="#Page_396">396</a> f.</li> +<li class="isub1">Bundesg.-Kr. <a href="#Page_57">57</a>. <a href="#Page_104">104</a>.</li> +<li class="isub1">Buren <a href="#Page_406">406</a> ff.</li> +<li class="isub1">Bürgerkrieg, amerik. <a href="#Page_416">416</a> f.</li> +<li class="isub2">— engl. <a href="#Page_212">212</a>. <a href="#Page_248">248</a> f.</li> +<li class="isub2">— frz. <a href="#Page_208">208</a> f. <a href="#Page_237">237</a>. <a href="#Page_306">306</a> bis <a href="#Page_312">312</a>. <a href="#Page_354">354</a> f. <a href="#Page_392">392</a> f.<span class="pagenum"><a name="Page_442" id="Page_442">[442]</a></span></li> +<li class="isub2">— röm. <a href="#Page_103">103</a>. <a href="#Page_105">105</a> f. <a href="#Page_114">114</a> bis <a href="#Page_117">117</a>. <a href="#Page_118">118</a>–<a href="#Page_120">120</a>. <a href="#Page_127">127</a>.</li> +<li class="isub1">Bürgerkrieg in der Schweiz <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_354">354</a>.</li> +<li class="isub1">Burgund <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_155">155</a>, Hz. <a href="#Page_169">169</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_208">208</a>. <a href="#Page_229">229</a>.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_164">164</a> f. <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_290">290</a>.</li> +<li class="isub2">— Freigrafschaft <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_262">262</a> f.</li> +<li class="isub1">Burgunder <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_141">141</a>–<a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub1">Burkersdorf S. <a href="#Page_289">289</a>.</li> +<li class="isub1">Byron <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_364">364</a>.</li> +<li class="isub1">Byzanz <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_42">42</a>. <a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_56">56</a>. <a href="#Page_136">136</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>C.</b></li> + +<li class="isub1">Cabal Min. <a href="#Page_270">270</a>.</li> +<li class="isub1">Cabral <a href="#Page_222">222</a>.</li> +<li class="isub1">Cadiz <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_93">93</a>. <a href="#Page_222">222</a>. <a href="#Page_247">247</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_346">346</a>.</li> +<li class="isub1">Caecilius Met. <a href="#Page_69">69</a>. <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_103">103</a>. <a href="#Page_106">106</a>.</li> +<li class="isub1">Caesar C. Jul. <a href="#Page_109">109</a>–<a href="#Page_117">117</a>. <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub2">— C. u. L. <a href="#Page_123">123</a>.</li> +<li class="isub2">— L. <a href="#Page_105">105</a>.</li> +<li class="isub1">Calais <a href="#Page_208">208</a>. <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_246">246</a>. <a href="#Page_344">344</a>.</li> +<li class="isub1">Calderon <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub1">Caligula Ks. <a href="#Page_126">126</a>.</li> +<li class="isub1">Calixtus II. P. <a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Calvin <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_247">247</a>.</li> +<li class="isub1">Cambrai <a href="#Page_263">263</a>, B. <a href="#Page_235">235</a>. <a href="#Page_239">239</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub1">Camillus <a href="#Page_80">80</a>. <a href="#Page_82">82</a>.</li> +<li class="isub1">Camoëns <a href="#Page_223">223</a>.</li> +<li class="isub1">Campanien <a href="#Page_70">70</a> f. <a href="#Page_83">83</a>. <a href="#Page_90">90</a>. <a href="#Page_165">165</a>.</li> +<li class="isub1">Campo Formio F. <a href="#Page_316">316</a>.</li> +<li class="isub1">Cannae S. <a href="#Page_90">90</a>.</li> +<li class="isub1">Canning <a href="#Page_346">346</a> f.</li> +<li class="isub1">Canossa <a href="#Page_167">167</a>.</li> +<li class="isub1">Canovas <a href="#Page_413">413</a>.</li> +<li class="isub1">Canterbury <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_192">192</a>. <a href="#Page_246">246</a>.</li> +<li class="isub1">Canuleius <a href="#Page_79">79</a>.</li> +<li class="isub1">Capetinger <a href="#Page_169">169</a>. <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub1">Capodistrias <a href="#Page_347">347</a>.</li> +<li class="isub1">Capua <a href="#Page_83">83</a>. <a href="#Page_86">86</a>. <a href="#Page_90">90</a> ff. <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_114">114</a>. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_163">163</a>.</li> +<li class="isub1">Caracalla Ks. <a href="#Page_132">132</a>.</li> +<li class="isub1">Caracas <a href="#Page_346">346</a>.</li> +<li class="isub1">Carnot <a href="#Page_314">314</a>, <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Carrhae S. <a href="#Page_113">113</a>.</li> +<li class="isub1">Carus Ks. <a href="#Page_135">135</a>.</li> +<li class="isub1">Cassano S. <a href="#Page_317">317</a>.</li> +<li class="isub1">Cassius C. <a href="#Page_118">118</a> f.</li> +<li class="isub2">— Sp. <a href="#Page_77">77</a> f.</li> +<li class="isub2">— Dio <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Cateau-Cambr. F. <a href="#Page_236">236</a>.</li> +<li class="isub1">Catilina <a href="#Page_109">109</a> f.</li> +<li class="isub1">Cato <a href="#Page_95">95</a> f. <a href="#Page_97">97</a>. <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub2">— d. jung. <a href="#Page_110">110</a> f. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Catullus <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub1">Catulus <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_104">104</a>.</li> +<li class="isub1">Cavaignac <a href="#Page_355">355</a>.</li> +<li class="isub1">Cavour <a href="#Page_369">369</a> f.</li> +<li class="isub1">Censoren <a href="#Page_79">79</a>. <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_96">96</a>. <a href="#Page_106">106</a> f. <a href="#Page_122">122</a>.</li> +<li class="isub1">Census <a href="#Page_63">63</a>. <a href="#Page_75">75</a>. <a href="#Page_116">116</a>. <a href="#Page_123">123</a>.</li> +<li class="isub1">Centurien <a href="#Page_74">74</a> f.</li> +<li class="isub1">Cervantes <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub1">Cetewayo <a href="#Page_406">406</a>.</li> +<li class="isub1">Ceuta <a href="#Page_413">413</a>.</li> +<li class="isub1">Ceylon <a href="#Page_16">16</a>. <a href="#Page_223">223</a>. <a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_408">408</a>.</li> +<li class="isub1">Chabrias <a href="#Page_56">56</a> f.</li> +<li class="isub1">Chaironeia S. <a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_105">105</a>.</li> +<li class="isub1">Chalkedon <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_135">135</a> f.</li> +<li class="isub1">Chalkidike <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_55">55</a>. <a href="#Page_57">57</a>. <a href="#Page_94">94</a>.</li> +<li class="isub1">Châlons <a href="#Page_382">382</a> f., S. <a href="#Page_134">134</a>. <a href="#Page_142">142</a>.</li> +<li class="isub1">Chatillon Ko. <a href="#Page_338">338</a>.</li> +<li class="isub1">Chersones, taur. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_108">108</a>.</li> +<li class="isub2">— thrak. <a href="#Page_36">36</a>. <a href="#Page_46">46</a>. <a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_58">58</a>.</li> +<li class="isub1">Childerich <a href="#Page_150">150</a>.</li> +<li class="isub1">China <a href="#Page_21">21</a> f. <a href="#Page_194">194</a> f. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_223">223</a>. <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_368">368</a>. <a href="#Page_420">420</a>–<a href="#Page_422">422</a>.</li> +<li class="isub1">Chios <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_51">51</a>. <a href="#Page_56">56</a> f. <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_347">347</a>.</li> +<li class="isub1">Chlodwig <a href="#Page_143">143</a> f.</li> +<li class="isub1">Chowaresmier <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_195">195</a>.</li> +<li class="isub1">Chremonides <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub1">Christentum <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_131">131</a> f. <a href="#Page_136">136</a>. <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_163">163</a>. <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_306">306</a>. <a href="#Page_312">312</a>. <a href="#Page_415">415</a>. <a href="#Page_426">426</a>.</li> +<li class="isub1">Christenverfolgung <a href="#Page_127">127</a>. <a href="#Page_131">131</a>. <a href="#Page_133">133</a>. <a href="#Page_135">135</a>.</li> +<li class="isub1">Christian v. Anhalt <a href="#Page_254">254</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Braunschw. <a href="#Page_254">254</a>.</li> +<li class="isub2">— T. K. v. Dn. <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub2">— II. u. III. <a href="#Page_249">249</a> f.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_250">250</a>. <a href="#Page_255">255</a>.</li> +<li class="isub2">— VI u. VII. <a href="#Page_292">292</a>.</li> +<li class="isub2">— VIII. <a href="#Page_361">361</a>.</li> +<li class="isub2">— IX. <a href="#Page_373">373</a> f. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Christine K. v. Schw. <a href="#Page_250">250</a>.</li> +<li class="isub1">Chulalongkorn <a href="#Page_420">420</a>.</li> +<li class="isub1">Cicero <a href="#Page_109">109</a> f. <a href="#Page_113">113</a>–<a href="#Page_118">118</a>. <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub1">Cid <a href="#Page_171">171</a>.</li> +<li class="isub1">Cimbern <a href="#Page_103">103</a>.</li> +<li class="isub1">Cincinnatus <a href="#Page_78">78</a>. <a href="#Page_80">80</a>.</li> +<li class="isub1">Cinna <a href="#Page_105">105</a>.</li> +<li class="isub1">Cintra Kapit. <a href="#Page_328">328</a>.</li> +<li class="isub1">Cirta <a href="#Page_93">93</a>.</li> +<li class="isub1">Cisalpin. Rep. <a href="#Page_316">316</a> f. <a href="#Page_319">319</a> f.</li> +<li class="isub1">Civilis <a href="#Page_128">128</a>.</li> +<li class="isub1">Claudius Ks. <a href="#Page_126">126</a>. <a href="#Page_134">134</a>.</li> +<li class="isub2">— Nero <a href="#Page_93">93</a>. <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_125">125</a>.</li> +<li class="isub2">— Pulcher <a href="#Page_88">88</a>.</li> +<li class="isub1">Clemens V. P. <a href="#Page_207">207</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_229">229</a> f. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub2">— XIV. <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Clermont <a href="#Page_112">112</a>. <a href="#Page_173">173</a>.</li> +<li class="isub1">Cleve <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_263">263</a>. <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_430">430</a>.</li> +<li class="isub1">Clive <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub1">Clodius <a href="#Page_111">111</a>. <a href="#Page_113">113</a>.</li> +<li class="isub1">Cluny <a href="#Page_163">163</a>. <a href="#Page_166">166</a>.</li> +<li class="isub1">Cobden <a href="#Page_353">353</a>.</li> +<li class="isub1">Colbert <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_265">265</a>.</li> +<li class="isub1">Cölibat <a href="#Page_166">166</a>.</li> +<li class="isub1">Coligny <a href="#Page_237">237</a>.</li> +<li class="isub1">Collatinus <a href="#Page_73">73</a>. <a href="#Page_75">75</a>.</li> +<li class="isub1">Colombey S. <a href="#Page_383">383</a>.</li> +<li class="isub1">Colombia <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_418">418</a>.</li> +<li class="isub1">Colonne S. <a href="#Page_162">162</a>.</li> +<li class="isub1">Colosseum <a href="#Page_128">128</a>.</li> +<li class="isub1">Columbus <a href="#Page_221">221</a> f.</li> +<li class="isub1">Comitia cent. <a href="#Page_76">76</a>. <a href="#Page_79">79</a>. <a href="#Page_81">81</a> f. <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_117">117</a>. <a href="#Page_125">125</a>.</li> +<li class="isub2">— cur. <a href="#Page_74">74</a>. <a href="#Page_76">76</a>.</li> +<li class="isub2">— trib. <a href="#Page_77">77</a>. <a href="#Page_79">79</a>. <a href="#Page_81">81</a> f. <a href="#Page_101">101</a>. <a href="#Page_106">106</a>.</li> +<li class="isub1">Commodus Ks. <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Commune v. Paris <a href="#Page_310">310</a>. <a href="#Page_392">392</a>.</li> +<li class="isub1">Concini <a href="#Page_238">238</a>.</li> +<li class="isub1">Condé <a href="#Page_237">237</a>. <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_261">261</a>–<a href="#Page_263">263</a>.</li> +<li class="isub1">Constantius Ks. <a href="#Page_136">136</a>.</li> +<li class="isub1">Constituante <a href="#Page_307">307</a>.</li> +<li class="isub1">Cook <a href="#Page_302">302</a>.</li> +<li class="isub1">Corday, Charl. <a href="#Page_311">311</a>.</li> +<li class="isub1">Cordova <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_194">194</a>.</li> +<li class="isub1">Corfinium <a href="#Page_104">104</a>. <a href="#Page_114">114</a>.</li> +<li class="isub1">Coriolan <a href="#Page_78">78</a>.</li> +<li class="isub1">Corneille <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_265">265</a>.</li> +<li class="isub1">Cornelia <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_100">100</a>.</li> +<li class="isub1">Corpus iuris <a href="#Page_147">147</a>.</li> +<li class="isub1">Cortenuova S. <a href="#Page_188">188</a>.</li> +<li class="isub1">Cortez <a href="#Page_223">223</a> f.</li> +<li class="isub1">Coulmiers S. <a href="#Page_386">386</a>.</li> +<li class="isub1">Covenant <a href="#Page_248">248</a>.</li> +<li class="isub1">Cranmer <a href="#Page_246">246</a>.</li> +<li class="isub1">Crassus <a href="#Page_107">107</a>. <a href="#Page_109">109</a>. <a href="#Page_111">111</a> bis <a href="#Page_113">113</a>. <a href="#Page_121">121</a>. <a href="#Page_123">123</a>.</li> +<li class="isub1">Crécy S. <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub1">Cremera S. <a href="#Page_78">78</a>.</li> +<li class="isub1">Cremona <a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_127">127</a>. <a href="#Page_187">187</a>.</li> +<li class="isub1">Crespy F. <a href="#Page_232">232</a>.</li> +<li class="isub1">Crispi <a href="#Page_412">412</a>.</li> +<li class="isub1">Cromwell <a href="#Page_248">248</a> f. <a href="#Page_269">269</a> f.</li> +<li class="isub1">Cuba <a href="#Page_222">222</a> f. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_418">418</a>.</li> +<li class="isub1">Culloden S. <a href="#Page_299">299</a>.</li> +<li class="isub1">Curius Dentatus <a href="#Page_85">85</a> f.</li> +<li class="isub1">Custine <a href="#Page_313">313</a> f.</li> +<li class="isub1">Custozza S. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_379">379</a>.</li> +<li class="isub1">Cypern <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_35">35</a>. <a href="#Page_42">42</a>. <a href="#Page_44">44</a> f. <a href="#Page_55">55</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_111">111</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_177">177</a> f. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_401">401</a>. <a href="#Page_406">406</a>.</li> +<li class="isub1">Czaslau S. <a href="#Page_281">281</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>D.</b></li> + +<li class="isub1">Dacien <a href="#Page_129">129</a>. <a href="#Page_134">134</a>. <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_142">142</a>.</li> +<li class="isub1">Dagobert <a href="#Page_147">147</a>.</li> +<li class="isub1">Dahomey <a href="#Page_404">404</a>.</li> +<li class="isub1">Dalai Lama <a href="#Page_409">409</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_443" id="Page_443">[443]</a></span></li> +<li class="isub1">Damaskus <a href="#Page_9">9</a>. <a href="#Page_12">12</a>. <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_129">129</a>. <a href="#Page_149">149</a> f. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_175">175</a>.</li> +<li class="isub1">Damenfriede <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub1">Damiette <a href="#Page_177">177</a>.</li> +<li class="isub1">Dampfschiffahrt <a href="#Page_344">344</a>. <a href="#Page_424">424</a>.</li> +<li class="isub1">Dandolo <a href="#Page_176">176</a>.</li> +<li class="isub1">Dänemark <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_179">179</a> f. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_215">215</a> f. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_249">249</a> f. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_268">268</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_276">276</a> f. <a href="#Page_292">292</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_361">361</a> f. <a href="#Page_373">373</a> f. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Dänen <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_169">169</a> f.</li> +<li class="isub1">Danewerk <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_373">373</a>.</li> +<li class="isub1">Dante <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_211">211</a>.</li> +<li class="isub1">Danton <a href="#Page_309">309</a>–<a href="#Page_312">312</a>.</li> +<li class="isub1">Danzig <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_326">326</a> f. <a href="#Page_333">333</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_340">340</a>.</li> +<li class="isub1">Dardanellen <a href="#Page_401">401</a>.</li> +<li class="isub1">Dardanos F. <a href="#Page_105">105</a>.</li> +<li class="isub1">Dareios I. <a href="#Page_19">19</a>. <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_21">21</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_60">60</a> f.</li> +<li class="isub1">Dauphiné <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub1">Davout <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_333">333</a> bis <a href="#Page_335">335</a>. <a href="#Page_337">337</a>.</li> +<li class="isub1">Decebalus <a href="#Page_129">129</a>.</li> +<li class="isub1">Decemvirn <a href="#Page_78">78</a> f.</li> +<li class="isub1">Decius Ks. <a href="#Page_133">133</a>.</li> +<li class="isub2">— Mus <a href="#Page_83">83</a>. <a href="#Page_85">85</a>.</li> +<li class="isub1">Deiotarus <a href="#Page_109">109</a>. <a href="#Page_116">116</a>. <a href="#Page_117">117</a>.</li> +<li class="isub1">Dekeleia <a href="#Page_51">51</a>.</li> +<li class="isub1">Dekretalen <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_228">228</a>.</li> +<li class="isub1">Delhi <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_368">368</a>. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Delion S. <a href="#Page_49">49</a>.</li> +<li class="isub1">Delos <a href="#Page_36">36</a>. <a href="#Page_43">43</a>. <a href="#Page_45">45</a>.</li> +<li class="isub1">Delphi <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_34">34</a>. <a href="#Page_41">41</a>. <a href="#Page_57">57</a>. <a href="#Page_67">67</a>. <a href="#Page_73">73</a>.</li> +<li class="isub1">Demaratos <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_40">40</a>.</li> +<li class="isub1">Demetrios v. Phal. <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub2">— Poliork. <a href="#Page_64">64</a>. <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub2">— in Rußl. <a href="#Page_251">251</a>.</li> +<li class="isub1">Demosthenes <a href="#Page_49">49</a>. <a href="#Page_51">51</a>.</li> +<li class="isub2">— Redner <a href="#Page_58">58</a>. <a href="#Page_62">62</a> f. <a href="#Page_70">70</a>.</li> +<li class="isub1">Denain S. <a href="#Page_274">274</a>.</li> +<li class="isub1">Dennewitz S. <a href="#Page_335">335</a>.</li> +<li class="isub1">Desiderius <a href="#Page_151">151</a>.</li> +<li class="isub1">Dessauer Brücke S. <a href="#Page_255">255</a>.</li> +<li class="isub1">Detmold S. <a href="#Page_152">152</a>.</li> +<li class="isub1">Dettingen S. <a href="#Page_281">281</a>.</li> +<li class="isub1">Deutsch-Brod S. <a href="#Page_204">204</a>.</li> +<li class="isub1">Deutsche Flotte <a href="#Page_361">361</a>. <a href="#Page_380">380</a>. <a href="#Page_397">397</a>. <a href="#Page_433">433</a>.</li> +<li class="isub2">— Literatur <a href="#Page_140">140</a>. <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_329">329</a>. <a href="#Page_364">364</a>.</li> +<li class="isub1">Deutscher Bund <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_355">355</a>. <a href="#Page_359">359</a> f. <a href="#Page_372">372</a> f. <a href="#Page_375">375</a>.</li> +<li class="isub2">— Krieg <a href="#Page_375">375</a>–<a href="#Page_379">379</a>.</li> +<li class="isub2">— Orden <a href="#Page_178">178</a> f. <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub1">Deutsches Reich <a href="#Page_155">155</a> bis <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_179">179</a>–<a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_195">195</a>–<a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_251">251</a>–<a href="#Page_261">261</a>. <a href="#Page_263">263</a> bis <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_278">278</a>–<a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_289">289</a>–<a href="#Page_292">292</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_319">319</a>–<a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_324">324</a> f. <a href="#Page_358">358</a>. <a href="#Page_390">390</a>–<a href="#Page_397">397</a>. <a href="#Page_423">423</a> ff.;</li> +<li class="isub2">Verfassung <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_224">224</a> f. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_391">391</a> f. <a href="#Page_397">397</a>.</li> +<li class="isub1">Deutsch-frz. Kr. <a href="#Page_381">381</a> bis <a href="#Page_393">393</a>.</li> +<li class="isub1">Devolutionskr. <a href="#Page_262">262</a>.</li> +<li class="isub1">Diadochen <a href="#Page_63">63</a> f.</li> +<li class="isub1">Diaz <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_371">371</a>.</li> +<li class="isub1">Dictatur <a href="#Page_76">76</a>. <a href="#Page_90">90</a>. <a href="#Page_99">99</a>. <a href="#Page_106">106</a> f. <a href="#Page_115">115</a>.</li> +<li class="isub1">Diebitsch <a href="#Page_333">333</a>. <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_350">350</a>.</li> +<li class="isub1">Dijon <a href="#Page_169">169</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_143">143</a>. <a href="#Page_388">388</a> f.</li> +<li class="isub1">Diocletian Ks. <a href="#Page_135">135</a>.</li> +<li class="isub1">Dionysios I. u. II. <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub1">Direktorium in Fr. <a href="#Page_312">312</a>. <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_318">318</a>.</li> +<li class="isub1">Dithmarschen <a href="#Page_216">216</a>. <a href="#Page_250">250</a>.</li> +<li class="isub1">Döffingen S. <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Doge <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Doggerbank S. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub1">Domesdaybook <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub1">Dominika S. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub1">Dominikaner <a href="#Page_178">178</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_191">191</a>. <a href="#Page_227">227</a>.</li> +<li class="isub1">Domitian Ks. <a href="#Page_128">128</a> f.</li> +<li class="isub1">Donaufürstentümer <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_346">346</a> f. <a href="#Page_365">365</a>–<a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_399">399</a> ff.</li> +<li class="isub1">Donauwörth <a href="#Page_252">252</a>.</li> +<li class="isub1">Don Carlos <a href="#Page_242">242</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_413">413</a>.</li> +<li class="isub1">Doria <a href="#Page_240">240</a>.</li> +<li class="isub1">Dorische Wanderung <a href="#Page_28">28</a>.</li> +<li class="isub1">Doryläum S. <a href="#Page_174">174</a>.</li> +<li class="isub1">Drake <a href="#Page_246">246</a>.</li> +<li class="isub1">Drakon <a href="#Page_34">34</a>.</li> +<li class="isub1">Dreibund <a href="#Page_395">395</a>. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Dreißigj. F. <a href="#Page_45">45</a>.</li> +<li class="isub2">— Kr. <a href="#Page_251">251</a>–<a href="#Page_261">261</a>.</li> +<li class="isub1">Dreißig in Athen <a href="#Page_53">53</a> f.</li> +<li class="isub1">Drepana S. <a href="#Page_88">88</a>.</li> +<li class="isub1">Dresden <a href="#Page_284">284</a> f. <a href="#Page_288">288</a>. <a href="#Page_333">333</a> bis <a href="#Page_335">335</a>. <a href="#Page_359">359</a>. <a href="#Page_376">376</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_284">284</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_335">335</a>.</li> +<li class="isub1">Drusus <a href="#Page_102">102</a>. <a href="#Page_104">104</a>. <a href="#Page_123">123</a>–<a href="#Page_126">126</a>.</li> +<li class="isub1">Duchatel <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub1">Duilius <a href="#Page_87">87</a>.</li> +<li class="isub1">Dumouriez <a href="#Page_314">314</a>.</li> +<li class="isub1">Dünkirchen <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_270">270</a>.</li> +<li class="isub1">Düppel S. <a href="#Page_361">361</a>. <a href="#Page_373">373</a>.</li> +<li class="isub1">Dürer <a href="#Page_227">227</a>.</li> +<li class="isub1">Dyle S. <a href="#Page_157">157</a>.</li> +<li class="isub1">Dyrrhachium <a href="#Page_47">47</a>. <a href="#Page_99">99</a>. <a href="#Page_114">114</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_115">115</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>E.</b></li> + +<li class="isub1">Eberhard v. Franken <a href="#Page_158">158</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Württ. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_201">201</a> f. <a href="#Page_226">226</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub1">Eckmühl S. <a href="#Page_329">329</a>.</li> +<li class="isub1">Edda <a href="#Page_171">171</a>.</li> +<li class="isub1">Edessa <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_132">132</a>. <a href="#Page_134">134</a>. <a href="#Page_174">174</a>.</li> +<li class="isub1">Eduard d. Bek. <a href="#Page_170">170</a>.</li> +<li class="isub1">Eduard I.-III. K. v. E. <a href="#Page_207">207</a>. <a href="#Page_211">211</a> f.</li> +<li class="isub2">— IV. u. V. <a href="#Page_212">212</a>–<a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub2">— VI. <a href="#Page_246">246</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub2">— d. schw. Pr. <a href="#Page_208">208</a>. <a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub1">Egbert v. Wessex <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub1">Eger <a href="#Page_258">258</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Egmont <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_242">242</a> f.</li> +<li class="isub1">Eidgenossen <a href="#Page_197">197</a>–<a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_237">237</a>.</li> +<li class="isub1">Einhard <a href="#Page_154">154</a>.</li> +<li class="isub1">Eisenbahnen <a href="#Page_344">344</a>. <a href="#Page_369">369</a>. <a href="#Page_391">391</a> f. <a href="#Page_394">394</a>. <a href="#Page_397">397</a>. <a href="#Page_411">411</a> f. <a href="#Page_416">416</a> f. <a href="#Page_421">421</a>. <a href="#Page_425">425</a> f.</li> +<li class="isub1">Eknomos S. <a href="#Page_87">87</a>.</li> +<li class="isub1">Elagabalus Ks. <a href="#Page_132">132</a>.</li> +<li class="isub1">Elam <a href="#Page_7">7</a>–<a href="#Page_10">10</a>. <a href="#Page_18">18</a>.</li> +<li class="isub1">Elba <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_339">339</a>.</li> +<li class="isub1">Eleonore v. Poitou <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub1">Eleusis <a href="#Page_46">46</a>. <a href="#Page_52">52</a>.</li> +<li class="isub1">Elisabeth K. v. E. <a href="#Page_246">246</a> f.</li> +<li class="isub2">— Ks. v. R. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_288">288</a>. <a href="#Page_295">295</a>.</li> +<li class="isub2">— Charl. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_305">305</a>.</li> +<li class="isub1">Elsaß <a href="#Page_142">142</a> f. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_205">205</a> f. <a href="#Page_258">258</a>;</li> +<li class="isub2">an Fr. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_343">343</a>;</li> +<li class="isub2">wieder deutsch <a href="#Page_392">392</a>. <a href="#Page_397">397</a>. <a href="#Page_438">438</a>.</li> +<li class="isub1">Elster S. <a href="#Page_167">167</a>.</li> +<li class="isub1">Emanuel K. v. Port. <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub1">Emigranten <a href="#Page_307">307</a>. <a href="#Page_313">313</a>.</li> +<li class="isub1">Emin Pascha <a href="#Page_407">407</a>.</li> +<li class="isub1">Emir al Omra <a href="#Page_172">172</a>.</li> +<li class="isub1">Engelsburg <a href="#Page_130">130</a>. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub1">Enghien <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_321">321</a>.</li> +<li class="isub1">England <a href="#Page_169">169</a> f. <a href="#Page_175">175</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_192">192</a> f. <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_204">204</a>. <a href="#Page_207">207</a>–<a href="#Page_209">209</a>. <a href="#Page_211">211</a>–<a href="#Page_214">214</a>. <a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_269">269</a>–<a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_284">284</a>–<a href="#Page_288">288</a>. <a href="#Page_298">298</a>–<a href="#Page_303">303</a>. <a href="#Page_314">314</a>–<a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_327">327</a> f. <a href="#Page_330">330</a> f. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_341">341</a> f. <a href="#Page_346">346</a>–<a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_361">361</a>–<a href="#Page_371">371</a>. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_396">396</a> f. <a href="#Page_399">399</a> ff. <a href="#Page_405">405</a>. <a href="#Page_406">406</a>–<a href="#Page_411">411</a>. <a href="#Page_412">412</a>. <a href="#Page_414">414</a>. <a href="#Page_415">415</a>. <a href="#Page_417">417</a>. <a href="#Page_419">419</a> ff. <a href="#Page_422">422</a> f.</li> +<li class="isub1">Engl. Lit. <a href="#Page_212">212</a>. <a href="#Page_272">272</a>. <a href="#Page_302">302</a> f. <a href="#Page_364">364</a>.</li> +<li class="isub1">Ennius <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub1">Entdeckungen 221–224 <a href="#Page_302">302</a>. <a href="#Page_365">365</a>.</li> +<li class="isub1">Enzio <a href="#Page_188">188</a> f.</li> +<li class="isub1">Epameinondas <a href="#Page_56">56</a> f.</li> +<li class="isub1">Ephesos <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_95">95</a>. <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Ephialtes <a href="#Page_40">40</a>. <a href="#Page_44">44</a>.</li> +<li class="isub1">Ephoren <a href="#Page_29">29</a>. <a href="#Page_43">43</a>. <a href="#Page_68">68</a>.</li> +<li class="isub1">Epigonen <a href="#Page_26">26</a>.</li> +<li class="isub1">Epikur <a href="#Page_70">70</a>.</li> +<li class="isub1">Epimenides <a href="#Page_34">34</a>.</li> +<li class="isub1">Epirus <a href="#Page_27">27</a>. <a href="#Page_43">43</a>. <a href="#Page_66">66</a> f. <a href="#Page_85">85</a> f. <a href="#Page_95">95</a>. <a href="#Page_97">97</a>. <a href="#Page_115">115</a>. <a href="#Page_120">120</a>. <a href="#Page_401">401</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_444" id="Page_444">[444]</a></span></li> +<li class="isub1">Erasmus <a href="#Page_226">226</a>.</li> +<li class="isub1">Eratosthenes <a href="#Page_27">27</a>. <a href="#Page_70">70</a>.</li> +<li class="isub1">Erbfolgekrieg, bayr. <a href="#Page_289">289</a> f.</li> +<li class="isub2">— österr. <a href="#Page_280">280</a> f. <a href="#Page_284">284</a>.</li> +<li class="isub2">— span. <a href="#Page_272">272</a>–<a href="#Page_274">274</a>.</li> +<li class="isub1">Eresburg <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_159">159</a>.</li> +<li class="isub1">Eretria <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_39">39</a>.</li> +<li class="isub1">Erfindungen <a href="#Page_221">221</a>. <a href="#Page_343">343</a> f.</li> +<li class="isub1">Erfurt <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_337">337</a>;</li> +<li class="isub2">Ko. <a href="#Page_328">328</a>;</li> +<li class="isub2">Parl. <a href="#Page_360">360</a>.</li> +<li class="isub1">Ernestiner <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub1">Ernst August <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_395">395</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Schwaben <a href="#Page_164">164</a>.</li> +<li class="isub1">Erwin v. Steinbach <a href="#Page_190">190</a>.</li> +<li class="isub1">Erzämter <a href="#Page_147">147</a>. <a href="#Page_159">159</a>. <a href="#Page_200">200</a>.</li> +<li class="isub1">Espartero <a href="#Page_351">351</a>.</li> +<li class="isub1">Essex <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_247">247</a>.</li> +<li class="isub1">Este H. <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Estland <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_276">276</a> f.</li> +<li class="isub1">Etrurien <a href="#Page_71">71</a>. <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_110">110</a>.</li> +<li class="isub2">Kgr. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_327">327</a>.</li> +<li class="isub1">Etrusker <a href="#Page_71">71</a>. <a href="#Page_73">73</a>. <a href="#Page_76">76</a>–<a href="#Page_78">78</a>. <a href="#Page_80">80</a>. <a href="#Page_84">84</a>. <a href="#Page_104">104</a>. <a href="#Page_120">120</a>.</li> +<li class="isub1">Eugen v. Savoyen <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_273">273</a>. <a href="#Page_278">278</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Württemberg <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub1">Eukleides <a href="#Page_54">54</a>. <a href="#Page_70">70</a>.</li> +<li class="isub1">Eumenes <a href="#Page_63">63</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_97">97</a>.</li> +<li class="isub1">Eupatriden <a href="#Page_26">26</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_37">37</a>.</li> +<li class="isub1">Euripides <a href="#Page_47">47</a>.</li> +<li class="isub1">Eurymedon S. <a href="#Page_43">43</a>. <a href="#Page_95">95</a>.</li> +<li class="isub1">Exarchat <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_145">145</a>.</li> +<li class="isub1">Eylau S. <a href="#Page_326">326</a>.</li> +<li class="isub1">Ezzelino <a href="#Page_188">188</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>F.</b></li> + +<li class="isub1">Fabier <a href="#Page_78">78</a>.</li> +<li class="isub1">Fabius Cunct. <a href="#Page_90">90</a>. <a href="#Page_92">92</a>.</li> +<li class="isub2">— Rullianus <a href="#Page_84">84</a> f.</li> +<li class="isub1">Fabricius <a href="#Page_86">86</a>.</li> +<li class="isub1">Faschoda <a href="#Page_404">404</a>.</li> +<li class="isub1">Fatimiden <a href="#Page_172">172</a> f.</li> +<li class="isub1">Fehrbellin S. <a href="#Page_263">263</a>. <a href="#Page_431">431</a>.</li> +<li class="isub1">Femgerichte <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_205">205</a>.</li> +<li class="isub1">Ferdinand I. Ks. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_230">230</a> f. <a href="#Page_252">252</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_253">253</a>–<a href="#Page_258">258</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_259">259</a>.</li> +<li class="isub2">— I. Ks. v. Ö. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_357">357</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Kathol. <a href="#Page_214">214</a> f. <a href="#Page_239">239</a> f. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. K. v. Neapel <a href="#Page_305">305</a>. <a href="#Page_317">317</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. K. v. Sp. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_339">339</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Braunschw. <a href="#Page_287">287</a> bis <a href="#Page_289">289</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Bulgarien <a href="#Page_415">415</a>.</li> +<li class="isub1">Ferrara <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_304">304</a>.</li> + +<li class="isub1">Fiesco <a href="#Page_240">240</a>.</li> +<li class="isub1">Fimbria <a href="#Page_105">105</a>.</li> +<li class="isub1">Finnland <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_276">276</a> f. <a href="#Page_294">294</a>. <a href="#Page_330">330</a>.</li> +<li class="isub1">Firdusi <a href="#Page_172">172</a>.</li> +<li class="isub1">Flamininus <a href="#Page_95">95</a>.</li> +<li class="isub1">Flaminius <a href="#Page_90">90</a>.</li> +<li class="isub1">Flandern <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_193">193</a>. <a href="#Page_207">207</a>–<a href="#Page_209">209</a>. <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_242">242</a>. <a href="#Page_262">262</a>.</li> +<li class="isub1">Fleurus S. <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_314">314</a>.</li> +<li class="isub1">Fleury <a href="#Page_305">305</a>.</li> +<li class="isub1">Florenz <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_210">210</a> f. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_370">370</a>;</li> +<li class="isub2">Konz. <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub1">Florida <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_302">302</a>.</li> +<li class="isub1">Fontenoy S. <a href="#Page_155">155</a>. <a href="#Page_284">284</a>.</li> +<li class="isub1">Franken <a href="#Page_134">134</a>. <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_144">144</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_159">159</a> f. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_183">183</a>. <a href="#Page_257">257</a> f.</li> +<li class="isub1">Frankenhausen S. <a href="#Page_229">229</a>.</li> +<li class="isub1">Frankenreich <a href="#Page_143">143</a>. <a href="#Page_145">145</a> bis <a href="#Page_147">147</a>. <a href="#Page_150">150</a>–<a href="#Page_156">156</a>.</li> +<li class="isub1">Frankfurt a. M. <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_324">324</a>;</li> +<li class="isub2">Bundestag <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_355">355</a>. <a href="#Page_360">360</a>. <a href="#Page_372">372</a>. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_378">378</a>;</li> +<li class="isub1">Parl. <a href="#Page_358">358</a>;</li> +<li class="isub2">Ko. <a href="#Page_372">372</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_391">391</a>.</li> +<li class="isub1">Fränkische Ks. <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_164">164</a> bis <a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Franklin <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub1">Frankreich <a href="#Page_155">155</a>. <a href="#Page_159">159</a>. <a href="#Page_162">162</a> f. <a href="#Page_169">169</a>. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_191">191</a>. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_207">207</a>–<a href="#Page_209">209</a>. <a href="#Page_229">229</a> f. <a href="#Page_232">232</a> f. <a href="#Page_234">234</a>–<a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_255">255</a> f. <a href="#Page_258">258</a> bis <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_272">272</a>–<a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_278">278</a>–<a href="#Page_280">280</a>. <a href="#Page_284">284</a>–<a href="#Page_289">289</a>. <a href="#Page_297">297</a>. <a href="#Page_301">301</a>. <a href="#Page_305">305</a> bis <a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_347">347</a>–<a href="#Page_349">349</a>. <a href="#Page_353">353</a> bis <a href="#Page_355">355</a>. <a href="#Page_365">365</a>–<a href="#Page_371">371</a>. <a href="#Page_379">379</a> bis <a href="#Page_393">393</a>. <a href="#Page_397">397</a>. <a href="#Page_402">402</a>–<a href="#Page_405">405</a>. <a href="#Page_420">420</a>;</li> +<li class="isub2">Kaiserreich <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_355">355</a>;</li> +<li class="isub2">Rep. <a href="#Page_310">310</a>. <a href="#Page_385">385</a>–<a href="#Page_405">405</a>.</li> +<li class="isub1">Franz I. Ks. <a href="#Page_284">284</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub2">— I. K. v. Fr. <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_235">235</a> f.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_236">236</a>.</li> +<li class="isub2">— II. K. v. Neapel <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub2">— Joseph Ks. v. Ö. <a href="#Page_357">357</a>. <a href="#Page_369">369</a>. <a href="#Page_372">372</a>. <a href="#Page_377">377</a>. <a href="#Page_398">398</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Guise <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_236">236</a> f.</li> +<li class="isub2">— Sforza <a href="#Page_210">210</a>.</li> +<li class="isub1">Franz. Lit. <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_305">305</a> f. <a href="#Page_363">363</a> f.</li> +<li class="isub1">Freiberg S. <a href="#Page_289">289</a>.</li> +<li class="isub1">Freiburg <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_221">221</a>. <a href="#Page_263">263</a> f.</li> +<li class="isub1">Freiheitskrieg, deutscher <a href="#Page_333">333</a>–<a href="#Page_339">339</a>.</li> +<li class="isub2">— griech. <a href="#Page_346">346</a> f.</li> +<li class="isub2">— niederl. <a href="#Page_242">242</a> f.</li> +<li class="isub2">— amerik. <a href="#Page_300">300</a>–<a href="#Page_302">302</a>.</li> +<li class="isub1">Friedland <a href="#Page_255">255</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_326">326</a>.</li> +<li class="isub1">Friedrich I. Ks. <a href="#Page_175">175</a>. <a href="#Page_180">180</a>–<a href="#Page_185">185</a>.</li> +<li class="isub2">II. <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_186">186</a>–<a href="#Page_189">189</a>.</li> +<li class="isub1">Friedrich III. <a href="#Page_205">205</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Baden <a href="#Page_190">190</a>.</li> +<li class="isub2">— Grh. v. Baden <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Meißen <a href="#Page_196">196</a> f. <a href="#Page_204">204</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Nürnb. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_203">203</a> f. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Öst. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_203">203</a>.</li> +<li class="isub2">— v. d. Pfalz <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_254">254</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Staufen <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_179">179</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Weise <a href="#Page_227">227</a> f.</li> +<li class="isub2">— I. Kf. v. Br. <a href="#Page_204">204</a>. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub2">— I. K. v. Pr. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_272">272</a> bis <a href="#Page_276">276</a>. <a href="#Page_431">431</a> f.</li> +<li class="isub2">— II. d. Gr. <a href="#Page_280">280</a>–<a href="#Page_290">290</a>. <a href="#Page_432">432</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_395">395</a>. <a href="#Page_434">434</a>.</li> +<li class="isub2">— I u. II. K. v. Dn. <a href="#Page_250">250</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_268">268</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_292">292</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_361">361</a> f.</li> +<li class="isub2">— VIII. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Schw. <a href="#Page_277">277</a>. <a href="#Page_292">292</a>.</li> +<li class="isub2">— Aug. K. v. Sachsen <a href="#Page_326">326</a>. <a href="#Page_333">333</a>. <a href="#Page_336">336</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub2">— Franz Grh. v. Meckl. <a href="#Page_378">378</a>. <a href="#Page_385">385</a> ff. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub2">— Karl <a href="#Page_376">376</a>. <a href="#Page_382">382</a>–<a href="#Page_387">387</a>.</li> +<li class="isub1">Friedr. Wilh. d. Gr. Kf. <a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_262">262</a> f. <a href="#Page_265">265</a> bis <a href="#Page_267">267</a> f. <a href="#Page_430">430</a> f.</li> +<li class="isub2">— — I. K. v. Pr. <a href="#Page_276">276</a>. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_431">431</a> f.</li> +<li class="isub2">— — II. <a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_421">421</a>. <a href="#Page_432">432</a> f.</li> +<li class="isub2">— — III. <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_323">323</a>–<a href="#Page_328">328</a>. <a href="#Page_332">332</a>–<a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_342">342</a>. <a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_364">364</a>. <a href="#Page_433">433</a>.</li> +<li class="isub2">— — IV. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_355">355</a> f. <a href="#Page_359">359</a> f. <a href="#Page_364">364</a>. <a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_371">371</a>. <a href="#Page_433">433</a>.</li> +<li class="isub2">— — Kronprinz <a href="#Page_376">376</a> ff. <a href="#Page_382">382</a> ff. <a href="#Page_434">434</a>.</li> +<li class="isub2">— — v. Braunschweig <a href="#Page_330">330</a>. <a href="#Page_342">342</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub1">Friesland <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_156">156</a>.</li> +<li class="isub1">Fronde <a href="#Page_261">261</a>.</li> +<li class="isub1">Frundsberg <a href="#Page_229">229</a>.</li> +<li class="isub1">Fulda <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_154">154</a>.</li> +<li class="isub1">Fürstenbund <a href="#Page_291">291</a>.</li> +<li class="isub1">Fürstenwalde <a href="#Page_288">288</a>;</li> +<li class="isub2">V. <a href="#Page_200">200</a>.</li> +<li class="isub1">Füßen F. <a href="#Page_284">284</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>G.</b></li> + +<li class="isub1">Gadebusch S. <a href="#Page_276">276</a>. <a href="#Page_335">335</a>.</li> +<li class="isub1">Gades <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_93">93</a>. <a href="#Page_114">114</a>.</li> +<li class="isub1">Gaëta <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub1">Galater <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_96">96</a>. <a href="#Page_109">109</a>.</li> +<li class="isub1">Galba Ks. <a href="#Page_127">127</a>.</li> +<li class="isub1">Galerius Ks. <a href="#Page_135">135</a>.</li> +<li class="isub1">Galilei <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_240">240</a>.</li> +<li class="isub1">Galizien <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_298">298</a>. <a href="#Page_330">330</a>. <a href="#Page_340">340</a>.</li> +<li class="isub1">Gallas <a href="#Page_258">258</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_445" id="Page_445">[445]</a></span></li> +<li class="isub1">Gallia cisalpina <a href="#Page_71">71</a>. <a href="#Page_82">82</a>. <a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_94">94</a>, <a href="#Page_99">99</a>. <a href="#Page_118">118</a>.</li> +<li class="isub1">Gallier <a href="#Page_80">80</a>. <a href="#Page_82">82</a>. <a href="#Page_89">89</a> f. <a href="#Page_111">111</a> bis <a href="#Page_113">113</a>. <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_128">128</a>.</li> +<li class="isub1">Gambetta <a href="#Page_385">385</a> f. <a href="#Page_388">388</a>. <a href="#Page_390">390</a>. <a href="#Page_403">403</a>.</li> +<li class="isub1">Garibaldi <a href="#Page_370">370</a>. <a href="#Page_381">381</a>. <a href="#Page_388">388</a> f.</li> +<li class="isub1">Garigliano <a href="#Page_153">153</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub1">Gasnaviden <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_195">195</a>.</li> +<li class="isub1">Gastein V. <a href="#Page_374">374</a>.</li> +<li class="isub1">Gelon <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_41">41</a>. <a href="#Page_50">50</a>.</li> +<li class="isub1">Genf <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_247">247</a>. <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_417">417</a>;</li> +<li class="isub2">V. <a href="#Page_374">374</a>.</li> +<li class="isub1">Genserich <a href="#Page_141">141</a>.</li> +<li class="isub1">Gent <a href="#Page_209">209</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_341">341</a>;</li> +<li class="isub2">V. <a href="#Page_243">243</a>.</li> +<li class="isub1">Genua <a href="#Page_93">93</a>. <a href="#Page_175">175</a> f. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_221">221</a>. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_303">303</a> <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_341">341</a>.</li> +<li class="isub1">Georg I. K. v. E. <a href="#Page_299">299</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_299">299</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_346">346</a>.</li> +<li class="isub2">— V. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub2">— V. K. v. Hann. <a href="#Page_378">378</a>.</li> +<li class="isub2">— Podiebrad <a href="#Page_206">206</a>.</li> +<li class="isub2">— Wilh. v. Br. <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_430">430</a>.</li> +<li class="isub2">— I. v. Gr. <a href="#Page_415">415</a>.</li> +<li class="isub1">Gepiden <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_145">145</a>.</li> +<li class="isub1">Geraischer Vergl. <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub1">Gerbert <a href="#Page_162">162</a>.</li> +<li class="isub1">Gergovia Bl. <a href="#Page_112">112</a>.</li> +<li class="isub1">Germanen <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_103">103</a> f. <a href="#Page_111">111</a> f. <a href="#Page_124">124</a> f. <a href="#Page_134">134</a> f. <a href="#Page_139">139</a>–<a href="#Page_147">147</a>.</li> +<li class="isub1">Germanicus <a href="#Page_125">125</a>.</li> +<li class="isub1">Gero <a href="#Page_159">159</a> f. <a href="#Page_427">427</a>.</li> +<li class="isub1">Gerson <a href="#Page_204">204</a>.</li> +<li class="isub1">Geusen <a href="#Page_242">242</a>.</li> +<li class="isub1">Ghibellinen <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_198">198</a>.</li> +<li class="isub1">Gibraltar <a href="#Page_149">149</a>. <a href="#Page_273">273</a> f.;</li> +<li class="isub2">Bl. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub1">Girondisten <a href="#Page_309">309</a>–<a href="#Page_312">312</a>.</li> +<li class="isub1">Giselbert <a href="#Page_158">158</a> f.</li> +<li class="isub1">Gitschin S <a href="#Page_376">376</a>.</li> +<li class="isub1">Gjedser <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Gladstone <a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub1">Gneisenau <a href="#Page_326">326</a>. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_342">342</a>.</li> +<li class="isub1">Godoy <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_327">327</a>.</li> +<li class="isub1">Goethe <a href="#Page_291">291</a>.</li> +<li class="isub1">Goldene Bulle <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub1">Göllheim S. <a href="#Page_196">196</a>.</li> +<li class="isub1">Gonsalvo <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub1">Gordianus Ks. <a href="#Page_133">133</a>.</li> +<li class="isub1">Gordon <a href="#Page_269">269</a>. <a href="#Page_407">407</a>.</li> +<li class="isub1">Gorgias <a href="#Page_50">50</a>.</li> +<li class="isub1">Görz <a href="#Page_276">276</a> f.</li> +<li class="isub1">Goslar <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_164">164</a>. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_340">340</a>.</li> +<li class="isub1">Goten <a href="#Page_132">132</a> f. <a href="#Page_139">139</a>–<a href="#Page_144">144</a>.</li> +<li class="isub1">Gotha <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_285">285</a> f. <a href="#Page_360">360</a>.</li> +<li class="isub1">Gottesfriede <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub1">Gottfried v. Anjou <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Bouillon <a href="#Page_173">173</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Lothringen <a href="#Page_165">165</a>.</li> +<li class="isub1">Göttingen <a href="#Page_163">163</a>. <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_344">344</a>. <a href="#Page_351">351</a>.</li> +<li class="isub1">Gracchen <a href="#Page_100">100</a>. <a href="#Page_103">103</a>.</li> +<li class="isub1">Granada <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_214">214</a> f. <a href="#Page_221">221</a>.</li> +<li class="isub1">Granikos S. <a href="#Page_60">60</a>.</li> +<li class="isub1">Granson S. <a href="#Page_206">206</a>.</li> +<li class="isub1">Granvella <a href="#Page_242">242</a>.</li> +<li class="isub1">Gratianus Ks. <a href="#Page_137">137</a>.</li> +<li class="isub1">Gravelingen S. <a href="#Page_236">236</a>.</li> +<li class="isub1">Gravelotte S. <a href="#Page_384">384</a>.</li> +<li class="isub1">Gregor I. P. <a href="#Page_145">145</a>.</li> +<li class="isub2">— V. <a href="#Page_162">162</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_166">166</a> f.</li> +<li class="isub2">— IX. <a href="#Page_187">187</a> f.</li> +<li class="isub2">— XIII. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Griechenland <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_47">47</a>. <a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_95">95</a>. <a href="#Page_97">97</a>. <a href="#Page_99">99</a>. <a href="#Page_105">105</a> f. <a href="#Page_127">127</a>. <a href="#Page_136">136</a>. <a href="#Page_148">148</a>. <a href="#Page_218">218</a>;</li> +<li class="isub2">Kgr. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_415">415</a>.</li> +<li class="isub1">Griech. Kirche <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub2">— Kunst u. Lit. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_46">46</a>. <a href="#Page_69">69</a> f. <a href="#Page_131">131</a>. <a href="#Page_147">147</a>. <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub1">Grochow S. <a href="#Page_350">350</a>.</li> +<li class="isub1">Großbeeren S. <a href="#Page_335">335</a>.</li> +<li class="isub1">Groß-Görschen S. <a href="#Page_334">334</a>.</li> +<li class="isub1">Großjägersdorf S. <a href="#Page_286">286</a>.</li> +<li class="isub1">Großmogul <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub1">Grotius <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub1">Grumbach <a href="#Page_252">252</a>.</li> +<li class="isub1">Guam <a href="#Page_418">418</a>. <a href="#Page_426">426</a>.</li> +<li class="isub1">Guelfen <a href="#Page_181">181</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_198">198</a>.</li> +<li class="isub1">Guesclin <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub1">Guisen <a href="#Page_236">236</a>–<a href="#Page_238">238</a>.</li> +<li class="isub1">Guizot <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_364">364</a>.</li> +<li class="isub1">Günther v. Schwarzb. <a href="#Page_199">199</a></li> +<li class="isub1">Gustav Wasa <a href="#Page_249">249</a>.</li> +<li class="isub2">— II. Adolf <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_256">256</a> bis <a href="#Page_258">258</a>. <a href="#Page_430">430</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_294">294</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_327">327</a>.</li> +<li class="isub2">— V. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Gutenberg <a href="#Page_206">206</a>.</li> +<li class="isub1">Gyges <a href="#Page_15">15</a>.</li> +<li class="isub1">Gylippos <a href="#Page_50">50</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>H.</b></li> + +<li class="isub1">Haag V. <a href="#Page_276">276</a>;</li> +<li class="isub2">Ko. <a href="#Page_402">402</a>.</li> +<li class="isub1">Habeasc.-Akte <a href="#Page_271">271</a>.</li> +<li class="isub1">Habsburg H. <a href="#Page_195">195</a> f. <a href="#Page_205">205</a> bis <a href="#Page_207">207</a>. <a href="#Page_253">253</a>. <a href="#Page_272">272</a>;</li> +<li class="isub2">St. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_282">282</a>. <a href="#Page_357">357</a>.</li> +<li class="isub1">Hadrian Ks. <a href="#Page_130">130</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. P. <a href="#Page_182">182</a>.</li> +<li class="isub2">— VI. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Hakon VI. K. v. Norw. <a href="#Page_215">215</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Haliartos S. <a href="#Page_55">55</a>.</li> +<li class="isub1">Halle <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_164">164</a>. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_365">365</a>.</li> +<li class="isub1">Hallue S. <a href="#Page_387">387</a>.</li> +<li class="isub1">Hamburg <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_333">333</a> f. <a href="#Page_344">344</a>. <a href="#Page_394">394</a>. <a href="#Page_424">424</a>. <a href="#Page_426">426</a>.</li> +<li class="isub1">Hamilkar <a href="#Page_88">88</a> f.</li> +<li class="isub1">Hampden <a href="#Page_248">248</a>.</li> +<li class="isub1">Hamurrabi <a href="#Page_8">8</a>.</li> +<li class="isub1">Hanau S. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Hannibal <a href="#Page_89">89</a>–<a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_96">96</a>.</li> +<li class="isub1">Hannover Kf. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_276">276</a>. <a href="#Page_286">286</a>. <a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_321">321</a>–<a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_336">336</a>;</li> +<li class="isub2">Kgr. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_359">359</a> f. <a href="#Page_379">379</a>. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_377">377</a>–<a href="#Page_379">379</a>.</li> +<li class="isub1">Hanse <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_215">215</a> f. <a href="#Page_246">246</a>. <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_261">261</a>.</li> +<li class="isub1">Hansestädte <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_394">394</a>. <a href="#Page_438">438</a>.</li> +<li class="isub1">Harald K. v. E. <a href="#Page_170">170</a>.</li> +<li class="isub1">Hardenberg <a href="#Page_328">328</a>. <a href="#Page_343">343</a>.</li> +<li class="isub1">Harun al R. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_153">153</a>.</li> +<li class="isub1">Harzburg <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_186">186</a>.</li> +<li class="isub1">Hasdrubal <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_91">91</a>. <a href="#Page_93">93</a>.</li> +<li class="isub1">Hase S. <a href="#Page_152">152</a>.</li> +<li class="isub1">Hastenbeck S. <a href="#Page_286">286</a>.</li> +<li class="isub1">Hastings S. <a href="#Page_170">170</a>.</li> +<li class="isub1">Hatto v. Mainz <a href="#Page_157">157</a>.</li> +<li class="isub1">Hausmeier, s. Major domus.</li> +<li class="isub1">Haynau <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_358">358</a>.</li> +<li class="isub1">Hedschra <a href="#Page_148">148</a>.</li> +<li class="isub1">Heidelberg <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_226">226</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub1">Heilbronn <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_321">321</a>;</li> +<li class="isub2">B. <a href="#Page_257">257</a>.</li> +<li class="isub1">Heilige Allianz <a href="#Page_343">343</a>.</li> +<li class="isub1">H. Berg <a href="#Page_77">77</a>.</li> +<li class="isub2">— Krieg <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_57">57</a>.</li> +<li class="isub1">H. Liga <a href="#Page_235">235</a> f. <a href="#Page_237">237</a>.</li> +<li class="isub1">Heinrich I. K. v. D. <a href="#Page_158">158</a>.</li> +<li class="isub2">— II. Ks. <a href="#Page_163">163</a>.</li> +<li class="isub2">— III.-V. <a href="#Page_165">165</a>–<a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub2">— VI. <a href="#Page_185">185</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_197">197</a>.</li> +<li class="isub2">— I.-III. K. v. E. <a href="#Page_192">192</a> f.</li> +<li class="isub2">— IV.-VI. <a href="#Page_212">212</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub2">— VIII. <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub2">— I. K. v. Fr. <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_236">236</a>.</li> +<li class="isub2">— III. u. IV. <a href="#Page_237">237</a> f.</li> +<li class="isub2">— Hz. v. Bayern <a href="#Page_159">159</a>. <a href="#Page_162">162</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Braunschw. <a href="#Page_232">232</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Fromme <a href="#Page_195">195</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Guise <a href="#Page_237">237</a>.</li> +<li class="isub2">— Jasomirgott <a href="#Page_180">180</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Löwe <a href="#Page_182">182</a>–<a href="#Page_185">185</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Plauen <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub2">— Prinz v. Pr. <a href="#Page_288">288</a> f.</li> +<li class="isub2">— Raspe <a href="#Page_188">188</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Seefahrer <a href="#Page_215">215</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Stolze <a href="#Page_179">179</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Trastamara <a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Zänker <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_162">162</a>.</li> +<li class="isub1">Helena <a href="#Page_24">24</a>. <a href="#Page_27">27</a>. <a href="#Page_135">135</a> f. <a href="#Page_173">173</a>.</li> +<li class="isub1">Helgoland <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_361">361</a>. <a href="#Page_374">374</a>. <a href="#Page_396">396</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_446" id="Page_446">[446]</a></span></li> +<li class="isub1">Heliaia <a href="#Page_35">35</a>. <a href="#Page_44">44</a>.</li> +<li class="isub1">Heloten <a href="#Page_29">29</a>. <a href="#Page_32">32</a>.</li> +<li class="isub1">Helvetier <a href="#Page_103">103</a>. <a href="#Page_111">111</a>.</li> +<li class="isub1">Helvet. Rep. <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_319">319</a> f.</li> +<li class="isub1">Hemmingstedt S. <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub1">Herakleia <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_66">66</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_85">85</a>.</li> +<li class="isub1">Herakliden <a href="#Page_25">25</a>. <a href="#Page_28">28</a>.</li> +<li class="isub1">Heraklios Ks. <a href="#Page_148">148</a>.</li> +<li class="isub1">Hermandad <a href="#Page_215">215</a>.</li> +<li class="isub1">Hermann Balk <a href="#Page_179">179</a>.</li> +<li class="isub2">— Billung <a href="#Page_159">159</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Salm <a href="#Page_167">167</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Salza <a href="#Page_178">178</a>. <a href="#Page_187">187</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Thüringen <a href="#Page_186">186</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Wied <a href="#Page_232">232</a> f.</li> +<li class="isub1">Herodes <a href="#Page_124">124</a>.</li> +<li class="isub1">Herodot <a href="#Page_4">4</a>. <a href="#Page_6">6</a>. <a href="#Page_18">18</a>. <a href="#Page_39">39</a>. <a href="#Page_47">47</a>.</li> +<li class="isub1">Herrenhausen V. <a href="#Page_278">278</a>.</li> +<li class="isub1">Hessen <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_286">286</a>. <a href="#Page_301">301</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub2">— Grh. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_355">355</a>. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_379">379</a>. <a href="#Page_391">391</a>. <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub2">— Kf. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_336">336</a>. <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_360">360</a>. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_377">377</a>. <a href="#Page_379">379</a>. <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub1">Hiero <a href="#Page_50">50</a>. <a href="#Page_67">67</a>. <a href="#Page_87">87</a>. <a href="#Page_91">91</a>.</li> +<li class="isub1">Hildesheim <a href="#Page_152">152</a>.<a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_340">340</a>.</li> +<li class="isub1">Himera S. <a href="#Page_41">41</a>.</li> +<li class="isub1">Hippias <a href="#Page_36">36</a>. <a href="#Page_39">39</a>.</li> +<li class="isub1">Hippokrates <a href="#Page_48">48</a>.</li> +<li class="isub1">Histiaios <a href="#Page_20">20</a>.</li> +<li class="isub1">Hochkirch S. <a href="#Page_287">287</a>.</li> +<li class="isub1">Höchst S. <a href="#Page_254">254</a>.</li> +<li class="isub1">Höchstädt S. <a href="#Page_273">273</a>.</li> +<li class="isub1">Hofer <a href="#Page_329">329</a> f.</li> +<li class="isub1">Hohenfriedeberg S. <a href="#Page_284">284</a>.</li> +<li class="isub1">Hohenlinden S. <a href="#Page_319">319</a>.</li> +<li class="isub1">Hohenlohe <a href="#Page_325">325</a> f. <a href="#Page_392">392</a>. <a href="#Page_396">396</a>.</li> +<li class="isub1">Hohenstaufen <a href="#Page_167">167</a> f. <a href="#Page_179">179</a> bis <a href="#Page_190">190</a>;</li> +<li class="isub2">St. <a href="#Page_181">181</a>.</li> +<li class="isub1">Hohenzollern <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_359">359</a>. <a href="#Page_428">428</a>–<a href="#Page_434">434</a>;</li> +<li class="isub2">St. <a href="#Page_283">283</a>.</li> +<li class="isub1">Holbein <a href="#Page_227">227</a>.</li> +<li class="isub1">Holland <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_209">209</a>. <a href="#Page_242">242</a> f. <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_268">268</a>. <a href="#Page_270">270</a>. <a href="#Page_272">272</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_301">301</a>. <a href="#Page_314">314</a>;</li> +<li class="isub2">Kgr. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Holstein <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_216">216</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_276">276</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_361">361</a>. <a href="#Page_373">373</a>–<a href="#Page_375">375</a>.</li> +<li class="isub2">— Gottorp H. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_277">277</a>. <a href="#Page_294">294</a>. <a href="#Page_295">295</a>;</li> +<li class="isub2">St. <a href="#Page_293">293</a>.</li> +<li class="isub1">Homer <a href="#Page_28">28</a>.</li> +<li class="isub1">Honorius Ks. <a href="#Page_138">138</a>. <a href="#Page_141">141</a>.</li> +<li class="isub1">Horatius <a href="#Page_76">76</a>. <a href="#Page_79">79</a>. <a href="#Page_122">122</a>.</li> +<li class="isub1">Hubertusb. F. <a href="#Page_289">289</a>.</li> +<li class="isub1">Hugenotten <a href="#Page_237">237</a>–<a href="#Page_239">239</a>.</li> +<li class="isub1">Hugo Capet <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Francien <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub1">Humanisten <a href="#Page_211">211</a>. <a href="#Page_226">226</a>.</li> +<li class="isub1">Humboldt <a href="#Page_329">329</a>. <a href="#Page_365">365</a>.</li> +<li class="isub1">Hunnen <a href="#Page_140">140</a>. <a href="#Page_142">142</a> f.</li> +<li class="isub1">Hunyadi <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub1">Hus, Hussiten <a href="#Page_204">204</a> f. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub1">Hutten <a href="#Page_226">226</a>. <a href="#Page_228">228</a>.</li> +<li class="isub1">Hydaspes S. <a href="#Page_61">61</a>.</li> +<li class="isub1">Hyder Ali <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub1">Hypereides <a href="#Page_63">63</a>. <a href="#Page_70">70</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>I.</b></li> + +<li class="isub1">Iconium <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_174">174</a>.</li> +<li class="isub1">Idisiaviso S. <a href="#Page_125">125</a>.</li> +<li class="isub1">Idstedt S. <a href="#Page_362">362</a>.</li> +<li class="isub1">Ilerda Kapit. <a href="#Page_114">114</a>.</li> +<li class="isub1">Illyrien <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_57">57</a>. <a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_97">97</a>. <a href="#Page_330">330</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_99">99</a>. <a href="#Page_111">111</a>. <a href="#Page_115">115</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_132">132</a>. <a href="#Page_135">135</a>. <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Inaros <a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_44">44</a>.</li> +<li class="isub1">Independenten <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_270">270</a>.</li> +<li class="isub1">Index <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Indien <a href="#Page_15">15</a>–<a href="#Page_17">17</a>. <a href="#Page_61">61</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_222">222</a>. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_368">368</a>. <a href="#Page_406">406</a>. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Ingelheim <a href="#Page_155">155</a>. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_182">182</a>.</li> +<li class="isub1">Innocenz II. P. <a href="#Page_79">79</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_186">186</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_188">188</a>.</li> +<li class="isub1">Inquisition <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Interim <a href="#Page_233">233</a>.</li> +<li class="isub1">Interregnum <a href="#Page_72">72</a>. <a href="#Page_74">74</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_426">426</a>.</li> +<li class="isub1">Invest.-Streit <a href="#Page_166">166</a>–<a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Ionier <a href="#Page_6">6</a>. <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_25">25</a>. <a href="#Page_31">31</a> f. <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_42">42</a>.</li> +<li class="isub1">Ionische Inseln <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_316">316</a> f. <a href="#Page_341">341</a>.</li> +<li class="isub1">Iphikrates <a href="#Page_55">55</a>.</li> +<li class="isub1">Ipsos S. <a href="#Page_64">64</a>. <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub1">Iran <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_17">17</a>. <a href="#Page_172">172</a>.</li> +<li class="isub1">Irene Ks. <a href="#Page_148">148</a>.</li> +<li class="isub1">Irland <a href="#Page_192">192</a>. <a href="#Page_247">247</a> f. <a href="#Page_270">270</a>. <a href="#Page_272">272</a>. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub1">Isaak Ang. Ks. <a href="#Page_176">176</a>.</li> +<li class="isub1">Isabeau K. <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub1">Isabella v. Kast. K. <a href="#Page_214">214</a> f. <a href="#Page_221">221</a>. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Sp. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_413">413</a>.</li> +<li class="isub1">Isagoras <a href="#Page_37">37</a>.</li> +<li class="isub1">Islam <a href="#Page_148">148</a>. <a href="#Page_195">195</a>.</li> +<li class="isub1">Island <a href="#Page_171">171</a>.</li> +<li class="isub1">Issos S. <a href="#Page_60">60</a>.</li> +<li class="isub1">Italien <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_62">62</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_84">84</a>. <a href="#Page_86">86</a>. <a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_103">103</a>. <a href="#Page_119">119</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_134">134</a>–<a href="#Page_138">138</a>;</li> +<li class="isub2">im M.-Alter <a href="#Page_140">140</a>. <a href="#Page_142">142</a>–<a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_152">152</a> f. <a href="#Page_155">155</a> f. <a href="#Page_160">160</a>–<a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_182">182</a>–<a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_198">198</a> f. <a href="#Page_210">210</a> f.;</li> +<li class="isub2">in der Neuzeit <a href="#Page_235">235</a>. <a href="#Page_239">239</a> f. <a href="#Page_273">273</a> f. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_303">303</a> f. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_362">362</a>. <a href="#Page_369">369</a>.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_370">370</a>. <a href="#Page_379">379</a>. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Italien, Kunst u. Lit. <a href="#Page_211">211</a>. <a href="#Page_241">241</a></li> +<li class="isub1">Iuba <a href="#Page_115">115</a>–<a href="#Page_117">117</a>.</li> +<li class="isub1">Ivry S. <a href="#Page_233">233</a></li> +<li class="isub1">Iwan III. Ks. <a href="#Page_216">216</a></li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_250">250</a></li> +<li class="isub2">— VI. <a href="#Page_295">295</a> f.</li> + + +<li class="ifrst"><b>J.</b></li> + +<li class="isub1">Jacquerie <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub1">Jagellonen <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_250">250</a>.</li> +<li class="isub1">Jägerndorf <a href="#Page_253">253</a> f. <a href="#Page_280">280</a> f. <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub1">Jakob I. K. v. E. <a href="#Page_247">247</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_271">271</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Prät. <a href="#Page_299">299</a> f.</li> +<li class="isub1">Jakobäa <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub1">Jakobiner <a href="#Page_309">309</a>. <a href="#Page_312">312</a>.</li> +<li class="isub1">Jan de Witt <a href="#Page_262">262</a> f.</li> +<li class="isub1">Janitscharen <a href="#Page_218">218</a>. <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_347">347</a>.</li> +<li class="isub1">Jankau S. <a href="#Page_259">259</a>.</li> +<li class="isub1">Japan <a href="#Page_22">22</a>. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_223">223</a>. <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_368">368</a>. <a href="#Page_410">410</a>. <a href="#Page_420">420</a>–<a href="#Page_423">423</a>.</li> +<li class="isub1">Jassy F. <a href="#Page_297">297</a>.</li> +<li class="isub1">Jemappes S. <a href="#Page_314">314</a>.</li> +<li class="isub1">Jena <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_345">345</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_325">325</a>.</li> +<li class="isub1">Jérome Bonap. <a href="#Page_326">326</a>. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Jerusalem <a href="#Page_6">6</a>. <a href="#Page_11">11</a> f. <a href="#Page_109">109</a>. <a href="#Page_130">130</a>. <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_174">174</a> f. <a href="#Page_177">177</a>.</li> +<li class="isub1">Jesaja <a href="#Page_12">12</a>.</li> +<li class="isub1">Jesuiten <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_251">251</a> f. <a href="#Page_303">303</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_393">393</a>. <a href="#Page_403">403</a>.</li> +<li class="isub1">Joachim I. Kf. <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub2">— Friedrich <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub1">Jobst v. Mähren <a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub1">Johann K. v. Böhmen <a href="#Page_197">197</a> f. <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub2">— II. K. v. Fr. <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. v. Burgund <a href="#Page_208">208</a> f.</li> +<li class="isub2">— ohne Land <a href="#Page_193">193</a>.</li> +<li class="isub2">— Kasimir K. v. Polen <a href="#Page_250">250</a>. <a href="#Page_267">267</a>.</li> +<li class="isub2">— Sobieski K. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_268">268</a>.</li> +<li class="isub2">— XII. P. <a href="#Page_160">160</a>.</li> +<li class="isub2">— XXII. <a href="#Page_198">198</a>.</li> +<li class="isub2">— XXIII. <a href="#Page_203">203</a>.</li> +<li class="isub2">— Erzh. <a href="#Page_329">329</a>. <a href="#Page_358">358</a> f.</li> +<li class="isub2">— Kf. v. Br. <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Leyden <a href="#Page_231">231</a>.</li> +<li class="isub2">— Parricida <a href="#Page_197">197</a>.</li> +<li class="isub2">— Albrecht Hz. v. Meckl. <a href="#Page_395">395</a>. <a href="#Page_424">424</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub2">— Friedrich Kf. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_252">252</a>.</li> +<li class="isub2">— Georg Kf. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_256">256</a>.</li> +<li class="isub2">— — v. Jägerndorf <a href="#Page_253">253</a> f.</li> +<li class="isub2">— — Kf. v. Br. <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub2">— Sigismund Kf. <a href="#Page_252">252</a>, <a href="#Page_430">430</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Werth <a href="#Page_258">258</a> f.<span class="pagenum"><a name="Page_447" id="Page_447">[447]</a></span></li> +<li class="isub2">— Zapolya <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub1">Johanna Grey <a href="#Page_246">246</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Sp. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Johanniter <a href="#Page_178">178</a>. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_242">242</a>. <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Joseph I. Ks. <a href="#Page_272">272</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_289">289</a> f.</li> +<li class="isub2">— K. v. Sp. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_327">327</a>.</li> +<li class="isub1">Jourdan <a href="#Page_314">314</a> f. <a href="#Page_317">317</a>.</li> +<li class="isub1">Juan d’Austria <a href="#Page_212">212</a>. <a href="#Page_243">243</a>.</li> +<li class="isub1">Juanschikai <a href="#Page_422">422</a>.</li> +<li class="isub1">Juarez <a href="#Page_371">371</a>.</li> +<li class="isub1">Juden <a href="#Page_11">11</a> f. <a href="#Page_19">19</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_130">130</a>. <a href="#Page_215">215</a>.</li> +<li class="isub1">Jugurtha <a href="#Page_103">103</a>.</li> +<li class="isub1">Julia <a href="#Page_110">110</a>. <a href="#Page_123">123</a> f.</li> +<li class="isub1">Julianus Ks. <a href="#Page_137">137</a>.</li> +<li class="isub1">Jülich <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_290">290</a>. <a href="#Page_430">430</a>.</li> +<li class="isub1">Juli-Rev. <a href="#Page_348">348</a>.</li> +<li class="isub1">Julius II. P. <a href="#Page_240">240</a>.</li> +<li class="isub1">Jungfrau v. Orl. <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub1">Justinian Ks. <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_147">147</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>K.</b></li> + +<li class="isub1">Kabira S. <a href="#Page_108">108</a>.</li> +<li class="isub1">Kairo <a href="#Page_149">149</a>. <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_316">316</a>.</li> +<li class="isub1">Kaiserslautern <a href="#Page_182">182</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_314">314</a>.</li> +<li class="isub1">Kalabrien <a href="#Page_121">121</a>. <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_343">343</a>.</li> +<li class="isub1">Kalender <a href="#Page_74">74</a>. <a href="#Page_116">116</a>. <a href="#Page_241">241</a>. <a href="#Page_311">311</a>.</li> +<li class="isub1">Kalifat <a href="#Page_148">148</a> f. <a href="#Page_171">171</a> f. <a href="#Page_195">195</a>.</li> +<li class="isub1">Kalifornien <a href="#Page_223">223</a>. <a href="#Page_302">302</a>.</li> +<li class="isub1">Kalisch <a href="#Page_298">298</a>;</li> +<li class="isub2">B. <a href="#Page_333">333</a>.</li> +<li class="isub1">Kalixtiner <a href="#Page_205">205</a>.</li> +<li class="isub1">Kalmar. Union <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub1">Kanada <a href="#Page_238">238</a>. <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub1">Kandia <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Kant <a href="#Page_291">291</a>.</li> +<li class="isub1">Kapitol <a href="#Page_72">72</a>. <a href="#Page_80">80</a>. <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Kapland <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_406">406</a>. <a href="#Page_407">407</a>.</li> +<li class="isub1">Karl d. Dicke Ks. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Einf. K. <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Große Ks. <a href="#Page_151">151</a>–<a href="#Page_154">154</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Kahle Ks. <a href="#Page_156">156</a> f. <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub2">— Martel <a href="#Page_147">147</a>. <a href="#Page_150">150</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. Ks., <a href="#Page_199">199</a>–<a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub2">— V. <a href="#Page_228">228</a>–<a href="#Page_234">234</a>.</li> +<li class="isub2">— VI. <a href="#Page_272">272</a>–<a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_278">278</a>. <a href="#Page_280">280</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_434">434</a>.</li> +<li class="isub2">— I. K. v. E. <a href="#Page_247">247</a> f.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_270">270</a>.</li> +<li class="isub2">— V. u. VI. K. v. Fr. <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub2">— VIII. <a href="#Page_209">209</a>. <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub2">— IX. <a href="#Page_236">236</a>.</li> +<li class="isub2">— X, <a href="#Page_348">348</a>.</li> +<li class="isub2">— IX. K. v. Schw. <a href="#Page_249">249</a>.</li> +<li class="isub2">— X. u. XI. <a href="#Page_267">267</a> f.</li> +<li class="isub2">— XII. <a href="#Page_274">274</a> f.</li> +<li class="isub2">— XIII. <a href="#Page_330">330</a>.</li> +<li class="isub2">— XIV. u. XV. <a href="#Page_363">363</a>.</li> +<li class="isub2">— I. K. v. Sp. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_272">272</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_303">303</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_327">327</a>.</li> +<li class="isub2">— Albert K. v. Sard. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_362">362</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Anjou <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_196">196</a>.</li> +<li class="isub2">— Aug. v. Weimar <a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Böse <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Bourbon <a href="#Page_229">229</a> f.</li> +<li class="isub2">— Eduard <a href="#Page_299">299</a> f.</li> +<li class="isub2">— Erzh. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_329">329</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Kühne <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Lothr. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_286">286</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Rumänien <a href="#Page_399">399</a>. <a href="#Page_414">414</a>.</li> +<li class="isub2">— Theodor v. d. Pfalz <a href="#Page_289">289</a> f.</li> +<li class="isub2">— Wilh. Ferd. v. Br. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub1">Karlowitz F. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Karlsbad Ko. <a href="#Page_345">345</a>.</li> +<li class="isub1">Kärnten <a href="#Page_103">103</a>. <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_157">157</a>.</li> +<li class="isub2">Hz. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_196">196</a>;</li> +<li class="isub2">östr. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_253">253</a>.</li> +<li class="isub1">Karolinger <a href="#Page_150">150</a>–<a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_169">169</a>;</li> +<li class="isub2">St. <a href="#Page_155">155</a>.</li> +<li class="isub1">Karthago <a href="#Page_14">14</a> f. <a href="#Page_19">19</a>. <a href="#Page_41">41</a>. <a href="#Page_67">67</a>. <a href="#Page_82">82</a>. <a href="#Page_87">87</a>–<a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_91">91</a>. <a href="#Page_93">93</a> f. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_102">102</a>. <a href="#Page_117">117</a>. <a href="#Page_141">141</a>. <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Kasimir K. v. Polen <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub1">Kassander <a href="#Page_64">64</a> f. <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub1">Kastilien <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_215">215</a> f. <a href="#Page_221">221</a>. <a href="#Page_273">273</a>.</li> +<li class="isub1">Katalaun. F., S. <a href="#Page_142">142</a>.</li> +<li class="isub1">Katharina v. Aragon <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Medici <a href="#Page_236">236</a> f.</li> +<li class="isub1">Katharina I. Ks. v. R. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_294">294</a>.</li> +<li class="isub2">— II., <a href="#Page_295">295</a> f.</li> +<li class="isub1">Katzbach S. <a href="#Page_335">335</a>.</li> +<li class="isub1">Kaukasus <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_297">297</a>. <a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_369">369</a>.</li> +<li class="isub1">Kaunitz <a href="#Page_285">285</a>.</li> +<li class="isub1">Keilschrift <a href="#Page_7">7</a>. <a href="#Page_19">19</a>.</li> +<li class="isub1">Kelantan <a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub1">Kelten <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_71">71</a>. <a href="#Page_111">111</a>. <a href="#Page_113">113</a>.</li> +<li class="isub1">Kepler <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_252">252</a>.</li> +<li class="isub1">Kerkyra <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_43">43</a>. <a href="#Page_47">47</a> f. <a href="#Page_56">56</a>.</li> +<li class="isub1">Kesselsdorf S. <a href="#Page_284">284</a>.</li> +<li class="isub1">Kiel <a href="#Page_292">292</a>. <a href="#Page_371">371</a>. <a href="#Page_377">377</a>. <a href="#Page_394">394</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_341">341</a>.</li> +<li class="isub1">Kiew <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub1">Kimon <a href="#Page_39">39</a>. <a href="#Page_43">43</a>–<a href="#Page_45">45</a>.</li> +<li class="isub1">Kinderkreuzzug <a href="#Page_176">176</a>.</li> +<li class="isub1">Kirchenstaat <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_211">211</a>. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_330">330</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_362">362</a> f. <a href="#Page_370">370</a>. <a href="#Page_381">381</a>. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Kleisthenes <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_36">36</a> f.</li> +<li class="isub1">Kleomenes <a href="#Page_37">37</a>–<a href="#Page_39">39</a>. <a href="#Page_68">68</a>.</li> +<li class="isub1">Kleon <a href="#Page_48">48</a> f.</li> +<li class="isub1">Kleopatra <a href="#Page_116">116</a>. <a href="#Page_119">119</a> f.</li> +<li class="isub1">Klissow S. <a href="#Page_275">275</a>.</li> +<li class="isub1">Klopstock <a href="#Page_285">285</a>.</li> +<li class="isub1">Klöster <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_163">163</a>. <a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_290">290</a>. <a href="#Page_309">309</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_400">400</a>.</li> +<li class="isub1">Knidos <a href="#Page_28">28</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_55">55</a>.</li> +<li class="isub1">Knox <a href="#Page_247">247</a>.</li> +<li class="isub1">Knud d. Gr. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_170">170</a>.</li> +<li class="isub1">Koalitionskr. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_323">323</a>.</li> +<li class="isub1">Koblenz <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_307">307</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_372">372</a>.</li> +<li class="isub1">Koburg H. <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_401">401</a>. <a href="#Page_414">414</a>. <a href="#Page_415">415</a>;</li> +<li class="isub2">St. <a href="#Page_352">352</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub2">— Prinz <a href="#Page_314">314</a>.</li> +<li class="isub1">Kodros <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_33">33</a>.</li> +<li class="isub1">Kolberg Bl. <a href="#Page_288">288</a>. <a href="#Page_326">326</a>.</li> +<li class="isub1">Kolin S. <a href="#Page_286">286</a>.</li> +<li class="isub1">Köln, <a href="#Page_124">124</a> f. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_314">314</a>;</li> +<li class="isub2">Rchst. <a href="#Page_224">224</a>.</li> +<li class="isub2">Erzb. <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_160">160</a> f. <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_183">183</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_189">189</a> f. <a href="#Page_351">351</a>;</li> +<li class="isub2">Kf. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_272">272</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Kolonien, griech. <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_27">27</a> f. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_46">46</a>. <a href="#Page_62">62</a>.</li> +<li class="isub2">— röm. <a href="#Page_82">82</a>–<a href="#Page_87">87</a>. <a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_92">92</a> ff. <a href="#Page_102">102</a>. <a href="#Page_117">117</a>.</li> +<li class="isub2">— span. <a href="#Page_222">222</a>–<a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_301">301</a> f. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_413">413</a>.</li> +<li class="isub2">— holl. <a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_339">339</a>.</li> +<li class="isub2">— engl. <a href="#Page_246">246</a>. <a href="#Page_270">270</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_300">300</a> ff. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_368">368</a>. <a href="#Page_406">406</a>–<a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub2">— frz. <a href="#Page_238">238</a>. <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_354">354</a>. <a href="#Page_369">369</a>. <a href="#Page_403">403</a>–<a href="#Page_405">405</a>.</li> +<li class="isub2">— portug. <a href="#Page_222">222</a> f. <a href="#Page_346">346</a>.</li> +<li class="isub2">— deutsche <a href="#Page_395">395</a> ff. <a href="#Page_423">423</a> ff.</li> +<li class="isub2">— belg. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub2">— ital. <a href="#Page_412">412</a>.</li> +<li class="isub1">Komnenen H. <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_194">194</a>.</li> +<li class="isub1">Kong-fu-tse (Confucius) <a href="#Page_22">22</a>.</li> +<li class="isub1">Kongostaat <a href="#Page_395">395</a>. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Königgrätz S. <a href="#Page_377">377</a>.</li> +<li class="isub1">Königsberg <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_325">325</a> f. <a href="#Page_332">332</a> f. <a href="#Page_431">431</a>;</li> +<li class="isub2">V. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_327">327</a>.</li> +<li class="isub1">Königsgesetz <a href="#Page_268">268</a>.</li> +<li class="isub1">Königsmark <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Konkordat, frz. <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_331">331</a>.</li> +<li class="isub2">— östr. <a href="#Page_398">398</a>.</li> +<li class="isub2">— Wiener <a href="#Page_205">205</a>.</li> +<li class="isub2">— Wormser <a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Konkordienformel <a href="#Page_252">252</a>.</li> +<li class="isub1">Konon <a href="#Page_52">52</a> f. <a href="#Page_55">55</a>.</li> +<li class="isub1">Konrad I. K. v. D. <a href="#Page_157">157</a> f.</li> +<li class="isub2">— II. Ks. <a href="#Page_164">164</a> f.<span class="pagenum"><a name="Page_448" id="Page_448">[448]</a></span></li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_174">174</a> f. <a href="#Page_180">180</a>.</li> +<li class="isub1">Konrad IV. <a href="#Page_189">189</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Hochstaden <a href="#Page_190">190</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Marburg <a href="#Page_188">188</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Masovien <a href="#Page_178">178</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Rote <a href="#Page_159">159</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Staufen <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_179">179</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Wettin <a href="#Page_180">180</a>.</li> +<li class="isub1">Konradin <a href="#Page_190">190</a>.</li> +<li class="isub1">Konstantin d. Gr. <a href="#Page_136">136</a> f. <a href="#Page_145">145</a>.</li> +<li class="isub1">Konstantinopel <a href="#Page_42">42</a>. <a href="#Page_136">136</a>. <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_147">147</a>–<a href="#Page_149">149</a>. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_218">218</a>. <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_365">365</a>. <a href="#Page_400">400</a>.</li> +<li class="isub1">Konstanz <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_164">164</a>, F. <a href="#Page_184">184</a>;</li> +<li class="isub2">Konz. <a href="#Page_203">203</a> f.</li> +<li class="isub1">Konstanze <a href="#Page_185">185</a>.</li> +<li class="isub1">Konsulat <a href="#Page_75">75</a>. <a href="#Page_78">78</a> f. <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_99">99</a>. <a href="#Page_122">122</a>;</li> +<li class="isub2">in Fr. <a href="#Page_318">318</a>.</li> +<li class="isub1">Kontinentalsperre <a href="#Page_326">326</a>. <a href="#Page_331">331</a>.</li> +<li class="isub1">Konvent <a href="#Page_310">310</a>–<a href="#Page_312">312</a>.</li> +<li class="isub1">Kopenhagen <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_268">268</a>. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_361">361</a>. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Kopernikus <a href="#Page_227">227</a>.</li> +<li class="isub1">Koran <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Korea <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_420">420</a>. <a href="#Page_422">422</a> ff.</li> +<li class="isub1">Korfu <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_220">220</a>, s. Ion. Inseln.</li> +<li class="isub1">Korinth <a href="#Page_26">26</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_31">31</a> f. <a href="#Page_44">44</a>. <a href="#Page_47">47</a> f. <a href="#Page_55">55</a>. <a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_68">68</a> f. <a href="#Page_72">72</a>. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_117">117</a>.</li> +<li class="isub1">Körner <a href="#Page_335">335</a>. <a href="#Page_364">364</a>.</li> +<li class="isub1">Koroneia S. <a href="#Page_45">45</a>. <a href="#Page_55">55</a>.</li> +<li class="isub1">Korsika <a href="#Page_14">14</a>. <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_303">303</a>. <a href="#Page_311">311</a>.</li> +<li class="isub1">Kosciuszko <a href="#Page_298">298</a>.</li> +<li class="isub1">Kossuth <a href="#Page_357">357</a> f.</li> +<li class="isub1">Krakau <a href="#Page_216">216</a>. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_298">298</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_354">354</a>.</li> +<li class="isub1">Krannon S. <a href="#Page_63">63</a>.</li> +<li class="isub1">Krateros <a href="#Page_60">60</a>. <a href="#Page_62">62</a> f.</li> +<li class="isub1">Krefeld S. <a href="#Page_287">287</a>.</li> +<li class="isub1">Kreta <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_25">25</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_30">30</a>. <a href="#Page_107">107</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_415">415</a>, vgl. Kandia.</li> +<li class="isub1">Kreuzzüge <a href="#Page_173">173</a>–<a href="#Page_179">179</a>.</li> +<li class="isub1">Krim <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_296">296</a>.</li> +<li class="isub1">Krimkrieg <a href="#Page_366">366</a> f.</li> +<li class="isub1">Krimisos S. <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub1">Kritias <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Kroisos <a href="#Page_15">15</a> f.</li> +<li class="isub1">Kroton <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_162">162</a>.</li> +<li class="isub1">Kulm S. <a href="#Page_335">335</a>.</li> +<li class="isub1">Kunaxa S. <a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Kunersdorf S. <a href="#Page_288">288</a>.</li> +<li class="isub1">Kurfürsten <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Kurland <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_268">268</a>. <a href="#Page_295">295</a> f. <a href="#Page_298">298</a>.</li> +<li class="isub1">Kutschuck Kain. F. <a href="#Page_296">296</a>.</li> +<li class="isub1">Kutusow <a href="#Page_323">323</a>–<a href="#Page_332">332</a>.</li> +<li class="isub1">Kylon <a href="#Page_33">33</a> f.</li> +<li class="isub1">Kyme <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_76">76</a>.</li> +<li class="isub1">Kynoskephalä S. <a href="#Page_56">56</a>. <a href="#Page_95">95</a>.</li> +<li class="isub1">Kypselos <a href="#Page_32">32</a>.</li> +<li class="isub1">Kyrene <a href="#Page_6">6</a>. <a href="#Page_14">14</a>. <a href="#Page_19">19</a>. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_107">107</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub1">Kyros <a href="#Page_11">11</a>. <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_15">15</a> f. <a href="#Page_18">18</a> f.</li> +<li class="isub2">— d. jüng. <a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Kythera <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_49">49</a>.</li> +<li class="isub1">Kyzikos <a href="#Page_31">31</a>, S. <a href="#Page_52">52</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>L.</b></li> + +<li class="isub1">Labiau V. <a href="#Page_267">267</a>.</li> +<li class="isub1">Labienus <a href="#Page_112">112</a>. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Lade S. <a href="#Page_20">20</a>.</li> +<li class="isub1">Ladislaus <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub1">Laelius <a href="#Page_93">93</a>.</li> +<li class="isub1">Lafayette <a href="#Page_301">301</a>. <a href="#Page_307">307</a>. <a href="#Page_313">313</a>.</li> +<li class="isub1">Lagos S. <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub1">La Hougue S. <a href="#Page_265">265</a>.</li> +<li class="isub1">Laibach Ko. <a href="#Page_345">345</a>.</li> +<li class="isub1">Lamartine <a href="#Page_354">354</a>. <a href="#Page_364">364</a>.</li> +<li class="isub1">Lamischer Kr. <a href="#Page_63">63</a>.</li> +<li class="isub1">Lancaster H. <a href="#Page_212">212</a>–<a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub1">Landau <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_343">343</a>.</li> +<li class="isub1">Landfriede <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_224">224</a>.</li> +<li class="isub1">Landshut S. <a href="#Page_288">288</a>.</li> +<li class="isub1">Langensalza S. <a href="#Page_378">378</a>.</li> +<li class="isub1">Langobarden <a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_144">144</a> f. <a href="#Page_151">151</a>.</li> +<li class="isub1">Laon S. <a href="#Page_338">338</a>.</li> +<li class="isub1">La Rochelle <a href="#Page_193">193</a>. <a href="#Page_237">237</a>. <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_248">248</a>.</li> +<li class="isub1">La Rothière S. <a href="#Page_337">337</a>.</li> +<li class="isub1">Lat. Kaisert. <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_194">194</a>.</li> +<li class="isub1">Latiner <a href="#Page_70">70</a> f. <a href="#Page_77">77</a>. <a href="#Page_83">83</a>. <a href="#Page_87">87</a>. <a href="#Page_92">92</a>. <a href="#Page_102">102</a>. <a href="#Page_104">104</a>.</li> +<li class="isub1">Land <a href="#Page_248">248</a>.</li> +<li class="isub1">Laudon <a href="#Page_288">288</a>. <a href="#Page_297">297</a>.</li> +<li class="isub1">Lauenburg <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_204">204</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_373">373</a> f. <a href="#Page_431">431</a>.</li> +<li class="isub1">Lausitz <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_163">163</a> f. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_258">258</a>. <a href="#Page_286">286</a> f. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_376">376</a>. <a href="#Page_427">427</a>.</li> +<li class="isub1">La Valette <a href="#Page_242">242</a>.</li> +<li class="isub1">Law <a href="#Page_305">305</a>.</li> +<li class="isub1">Lechfeld S. <a href="#Page_160">160</a>.</li> +<li class="isub1">Leicester <a href="#Page_193">193</a>. <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub1">Leipzig <a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_228">228</a>. <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_394">394</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Le Mans S. <a href="#Page_310">310</a>. <a href="#Page_387">387</a>.</li> +<li class="isub1">Lenzen S. <a href="#Page_158">158</a>.</li> +<li class="isub1">Leo I. P. <a href="#Page_142">142</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_153">153</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_156">156</a>.</li> +<li class="isub2">— VIII. <a href="#Page_160">160</a>.</li> +<li class="isub2">— X. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub2">— XIII. <a href="#Page_393">393</a>.</li> +<li class="isub1">Leoben F. <a href="#Page_315">315</a>.</li> +<li class="isub1">Leon Kgr. <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_194">194</a>.</li> +<li class="isub1">Leonidas <a href="#Page_40">40</a>.</li> +<li class="isub1">Leopold I. Ks. <a href="#Page_263">263</a>. <a href="#Page_265">265</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_313">313</a>.</li> +<li class="isub2">— L K. d. Belgier <a href="#Page_350">350</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Leopold v. Dessau <a href="#Page_273">273</a>. <a href="#Page_280">280</a>. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_432">432</a>. <a href="#Page_438">438</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Öst. <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Lepanto S. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_242">242</a>.</li> +<li class="isub1">Lepidus <a href="#Page_115">115</a>. <a href="#Page_118">118</a> f.</li> +<li class="isub1">Lesbos <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_42">42</a>. <a href="#Page_48">48</a>. <a href="#Page_115">115</a>.</li> +<li class="isub1">Lessing <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_291">291</a>.</li> +<li class="isub1">Leuktra S. <a href="#Page_56">56</a>.</li> +<li class="isub1">Leuthen S. <a href="#Page_287">287</a>.</li> +<li class="isub1">Lexington S. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub1">Leyden <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub1">Licinische Ges. <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_100">100</a>.</li> +<li class="isub1">Licinius Ks. <a href="#Page_136">136</a>.</li> +<li class="isub1">Lidj Jeassu <a href="#Page_412">412</a>.</li> +<li class="isub1">Liegnitz Hz. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_429">429</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_288">288</a>.</li> +<li class="isub1">Liga <a href="#Page_235">235</a>. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_254">254</a>.</li> +<li class="isub1">Ligue <a href="#Page_209">209</a>. <a href="#Page_237">237</a>.</li> +<li class="isub1">Ligurer <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_93">93</a> f.</li> +<li class="isub1">Ligurische Rep. <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_321">321</a>.</li> +<li class="isub1">Limes <a href="#Page_129">129</a>. <a href="#Page_134">134</a> f.</li> +<li class="isub1">Lisaine S. <a href="#Page_388">388</a>.</li> +<li class="isub1">Lissa S. <a href="#Page_379">379</a>.</li> +<li class="isub1">Lissabon <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_303">303</a>.</li> +<li class="isub1">Litauen <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_298">298</a>.</li> +<li class="isub1">Livius <a href="#Page_82">82</a>. <a href="#Page_122">122</a> f.</li> +<li class="isub2">— Drusus <a href="#Page_102">102</a>. <a href="#Page_104">104</a>.</li> +<li class="isub1">Livland <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_268">268</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_276">276</a> f. <a href="#Page_402">402</a>.</li> +<li class="isub1">Lobositz S. <a href="#Page_286">286</a>.</li> +<li class="isub1">Lokrer <a href="#Page_27">27</a>. <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_40">40</a>. <a href="#Page_44">44</a>. <a href="#Page_48">48</a>. <a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_66">66</a> f.</li> +<li class="isub1">Lollharden <a href="#Page_212">212</a>.</li> +<li class="isub1">Lombardei <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_315">315</a> f. <a href="#Page_356">356</a> f. <a href="#Page_369">369</a>.</li> +<li class="isub1">Lombard. Städte <a href="#Page_182">182</a> f. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_199">199</a>.</li> +<li class="isub1">London <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_212">212</a>. <a href="#Page_246">246</a>. <a href="#Page_248">248</a>. <a href="#Page_270">270</a>. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_363">363</a>;</li> +<li class="isub2">Ko. <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_373">373</a>. <a href="#Page_380">380</a>;</li> +<li class="isub2">V. <a href="#Page_362">362</a>.</li> +<li class="isub1">Lothar Ks. <a href="#Page_155">155</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Sachsen <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_179">179</a>.</li> +<li class="isub1">Lothringen Hz. <a href="#Page_157">157</a> bis <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_205">205</a> f. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_233">233</a>;</li> +<li class="isub2">an Frankreich <a href="#Page_239">239</a>;</li> +<li class="isub2">wieder deutsch <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_262">262</a>–<a href="#Page_265">265</a>;</li> +<li class="isub2">an Frankreich <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_343">343</a>;</li> +<li class="isub2">wieder deutsch <a href="#Page_391">391</a>. <a href="#Page_438">438</a>.</li> +<li class="isub2">— H. <a href="#Page_284">284</a>, St. <a href="#Page_282">282</a>.</li> +<li class="isub1">Louis Bonap. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_331">331</a>.</li> +<li class="isub2">— Nap. <a href="#Page_322">322</a>. <a href="#Page_353">353</a>–<a href="#Page_355">355</a>.</li> +<li class="isub1">Louisiana <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_302">302</a>.</li> +<li class="isub1">Löwen S. <a href="#Page_157">157</a>.</li> +<li class="isub1">Lübeck <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_200">200</a> f. <a href="#Page_249">249</a> f. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_337">337</a>, F. <a href="#Page_255">255</a>.</li> +<li class="isub2">— Bistum <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_292">292</a>. <a href="#Page_321">321</a>.</li> +<li class="isub1">Lucaner <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_83">83</a> f. <a href="#Page_92">92</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_449" id="Page_449">[449]</a></span></li> +<li class="isub1">Lucian <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Lucian Bonap. <a href="#Page_318">318</a>. <a href="#Page_322">322</a>.</li> +<li class="isub1">Lucka S. <a href="#Page_197">197</a>.</li> +<li class="isub1">Lucretia <a href="#Page_73">73</a>.</li> +<li class="isub1">Lucullus <a href="#Page_108">108</a>.</li> +<li class="isub1">Ludov. Moro <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub1">Ludwig d. Bayer <a href="#Page_198">198</a> f. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Deutsche <a href="#Page_156">156</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Fromme <a href="#Page_154">154</a> f.</li> +<li class="isub2">— d. Kind <a href="#Page_157">157</a>.</li> +<li class="isub2">— I. K. v. Bayern <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_364">364</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_390">390</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub2">— III. K. v. Fr. <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. u. V. <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub2">— VI. <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_174">174</a> f. <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub2">— VIII. <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub2">— IX. <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub2">— X. <a href="#Page_207">207</a>.</li> +<li class="isub2">— XI. <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub2">— XII. <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub2">— XIII. <a href="#Page_238">238</a> f.</li> +<li class="isub2">— XIV. <a href="#Page_261">261</a>–<a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_272">272</a> bis <a href="#Page_274">274</a>.</li> +<li class="isub2">— XV. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_305">305</a>.</li> +<li class="isub2">— XVI <a href="#Page_305">305</a>–<a href="#Page_310">310</a>.</li> +<li class="isub2">— (XVII.) <a href="#Page_310">310</a>. <a href="#Page_312">312</a>.</li> +<li class="isub2">— XVIII. <a href="#Page_339">339</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Gr. K. v. Ung. <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Baden <a href="#Page_265">265</a>.</li> +<li class="isub2">— Philipp K. v. Fr. <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_353">353</a> f.</li> +<li class="isub1">Lügenfeld S. <a href="#Page_154">154</a>.</li> +<li class="isub1">Luise K. v. Pr. <a href="#Page_326">326</a>. <a href="#Page_329">329</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Savoyen <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub1">Lunéville F. <a href="#Page_319">319</a>.</li> +<li class="isub1">Lusignan <a href="#Page_174">174</a> f. <a href="#Page_219">219</a>.</li> +<li class="isub1">Luther <a href="#Page_227">227</a>–<a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_232">232</a>;</li> +<li class="isub1">Lutter a. B., S. <a href="#Page_255">255</a>.</li> +<li class="isub1">Lützen S. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_334">334</a>.</li> +<li class="isub1">Lützower <a href="#Page_334">334</a> f.</li> +<li class="isub1">Luxemburg <a href="#Page_197">197</a>. <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_264">264</a> f. <a href="#Page_290">290</a>;</li> +<li class="isub2">Grh. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_380">380</a>. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub2">— Marschall <a href="#Page_265">265</a>.</li> +<li class="isub1">Luynes <a href="#Page_238">238</a>.</li> +<li class="isub1">Lydien <a href="#Page_15">15</a> f. <a href="#Page_24">24</a>. <a href="#Page_33">33</a>.</li> +<li class="isub1">Lykurgos <a href="#Page_29">29</a>.</li> +<li class="isub1">Lyon <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_311">311</a>. <a href="#Page_389">389</a>;</li> +<li class="isub2">Konz. <a href="#Page_188">188</a>.</li> +<li class="isub1">Lysander <a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Lysimachos <a href="#Page_63">63</a>–<a href="#Page_66">66</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>M.</b></li> + +<li class="isub1">Macbeth <a href="#Page_170">170</a>.</li> +<li class="isub1">Macchiavelli <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Macdonald <a href="#Page_332">332</a>. <a href="#Page_335">335</a>.</li> +<li class="isub1">Mack <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_323">323</a>.</li> +<li class="isub1">Mac-Mahon <a href="#Page_369">369</a>. <a href="#Page_382">382</a> bis <a href="#Page_384">384</a>. <a href="#Page_392">392</a>. <a href="#Page_403">403</a>.</li> +<li class="isub1">Madagaskar <a href="#Page_404">404</a>.</li> +<li class="isub1">Madrid <a href="#Page_273">273</a>. <a href="#Page_328">328</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_413">413</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_229">229</a>.</li> +<li class="isub1">Maecenas <a href="#Page_122">122</a>.</li> +<li class="isub1">Magalhães <a href="#Page_223">223</a>.</li> +<li class="isub1">Magdeburg <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_161">161</a> f. <a href="#Page_183">183</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_255">255</a> f. <a href="#Page_258">258</a> f. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_427">427</a>. <a href="#Page_429">429</a> f.</li> +<li class="isub1">Magenta S. <a href="#Page_369">369</a>.</li> +<li class="isub1">Mag. equitum <a href="#Page_76">76</a>. <a href="#Page_80">80</a>. <a href="#Page_90">90</a>. <a href="#Page_115">115</a>.</li> +<li class="isub1">Magna Charta <a href="#Page_193">193</a>.</li> +<li class="isub1">Magnesia <a href="#Page_43">43</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_95">95</a>.</li> +<li class="isub1">Magyaren <a href="#Page_157">157</a> f. <a href="#Page_357">357</a>. <a href="#Page_398">398</a>.</li> +<li class="isub1">Mahdi <a href="#Page_407">407</a>.</li> +<li class="isub1">Mähren <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_156">156</a> f. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_287">287</a>. <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_376">376</a>. <a href="#Page_398">398</a>.</li> +<li class="isub1">Maifeld <a href="#Page_147">147</a>. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_342">342</a>.</li> +<li class="isub1">Mailand <a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_134">134</a> f. <a href="#Page_137">137</a>. <a href="#Page_183">183</a>–<a href="#Page_185">185</a>. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_369">369</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. <a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_231">231</a> f. <a href="#Page_234">234</a> f. <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_303">303</a>. <a href="#Page_340">340</a>.</li> +<li class="isub1">Mainz <a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_129">129</a>. <a href="#Page_163">163</a> f. <a href="#Page_167">167</a> f. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_378">378</a>;</li> +<li class="isub2">Bl. <a href="#Page_314">314</a>;</li> +<li class="isub2">Rchst. <a href="#Page_188">188</a>.</li> +<li class="isub2">— Erzb. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_227">227</a>;</li> +<li class="isub2">Kf. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Majestätsbrief <a href="#Page_253">253</a>.</li> +<li class="isub1">Majordomus <a href="#Page_147">147</a>. <a href="#Page_150">150</a>.</li> +<li class="isub1">Makedonien <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_49">49</a>. <a href="#Page_53">53</a>. <a href="#Page_56">56</a>–<a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_63">63</a> f. <a href="#Page_66">66</a>–<a href="#Page_68">68</a>. <a href="#Page_91">91</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_110">110</a>. <a href="#Page_118">118</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_135">135</a>;</li> +<li class="isub2">in der Neuzeit <a href="#Page_415">415</a>.</li> +<li class="isub1">Makedon. Kr. <a href="#Page_91">91</a>. <a href="#Page_94">94</a> f. <a href="#Page_96">96</a> f.</li> +<li class="isub2">— Ks. <a href="#Page_172">172</a>.</li> +<li class="isub1">Makkabäer <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_109">109</a>.</li> +<li class="isub1">Malakka <a href="#Page_223">223</a>. <a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub1">Malmö <a href="#Page_201">201</a>;</li> +<li class="isub2">W. <a href="#Page_361">361</a>.</li> +<li class="isub1">Malplaquet S. <a href="#Page_273">273</a>.</li> +<li class="isub1">Malta <a href="#Page_178">178</a>. <a href="#Page_242">242</a>.</li> +<li class="isub1">Mamelucken <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_195">195</a>.</li> +<li class="isub1">Mamertiner <a href="#Page_87">87</a>.</li> +<li class="isub1">Mandschudynastie <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_422">422</a>.</li> +<li class="isub1">Manfred <a href="#Page_189">189</a> f.</li> +<li class="isub1">Manlius Cap. <a href="#Page_80">80</a>.</li> +<li class="isub2">— Torquatus <a href="#Page_82">82</a> f.</li> +<li class="isub1">Mansfeld <a href="#Page_253">253</a>–<a href="#Page_255">255</a>.</li> +<li class="isub1">Manteuffel Min. <a href="#Page_360">360</a>.</li> +<li class="isub2">— Gen. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_378">378</a>. <a href="#Page_386">386</a>–<a href="#Page_389">389</a>. <a href="#Page_392">392</a></li> +<li class="isub1">Mantineia S. <a href="#Page_50">50</a>. <a href="#Page_57">57</a>.</li> +<li class="isub1">Mantua <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_272">272</a> f. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_330">330</a>. <a href="#Page_369">369</a>;</li> +<li class="isub2">Bl. <a href="#Page_315">315</a>.</li> +<li class="isub1">Manuel K. v. Port. <a href="#Page_414">414</a>.</li> +<li class="isub1">Marathon S. <a href="#Page_39">39</a>.</li> +<li class="isub1">Marbod <a href="#Page_124">124</a> f.</li> +<li class="isub1">Marburg <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub1">M. Aurelius Ks. <a href="#Page_130">130</a> f.</li> +<li class="isub1">Marcellus <a href="#Page_91">91</a> f.</li> +<li class="isub1">Marchfeld S. <a href="#Page_196">196</a>.</li> +<li class="isub1">Marco Polo <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_221">221</a>.</li> +<li class="isub1">Mardonios <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_41">41</a> f.</li> +<li class="isub1">Marengo S. <a href="#Page_319">319</a>.</li> +<li class="isub1">Margarete v. Anjou <a href="#Page_212">212</a>. <a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Dn. <a href="#Page_215">215</a> f.</li> +<li class="isub2">— Maultasch <a href="#Page_198">198</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Navarra <a href="#Page_231">231</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Parma <a href="#Page_242">242</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Valois <a href="#Page_237">237</a>.</li> +<li class="isub1">Maria v. Burgund <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_225">225</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Kathol. <a href="#Page_245">245</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Medici <a href="#Page_238">238</a>.</li> +<li class="isub2">— Stuart <a href="#Page_235">235</a>. <a href="#Page_246">246</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Ungarn <a href="#Page_225">225</a>.</li> +<li class="isub2">— Theresia v. Öst. <a href="#Page_278">278</a> bis <a href="#Page_282">282</a>. <a href="#Page_284">284</a> f. <a href="#Page_289">289</a> f.</li> +<li class="isub2">— — v. Sp. <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_265">265</a>.</li> +<li class="isub1">Marie Ant. <a href="#Page_305">305</a>. <a href="#Page_311">311</a>.</li> +<li class="isub2">— Louise v. Ö. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_338">338</a>.</li> +<li class="isub1">Marienburg <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub1">Marignano S. <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub1">Marius <a href="#Page_103">103</a>–<a href="#Page_105">105</a>.</li> +<li class="isub1">Markomannen <a href="#Page_131">131</a>. <a href="#Page_146">146</a>.</li> +<li class="isub1">Marlborough <a href="#Page_273">273</a>. <a href="#Page_298">298</a>.</li> +<li class="isub1">Marokko <a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_405">405</a>. <a href="#Page_409">409</a>. <a href="#Page_413">413</a> f.</li> +<li class="isub1">Marschall v. Sachsen <a href="#Page_284">284</a>.</li> +<li class="isub1">Marsischer Kr. <a href="#Page_104">104</a>.</li> +<li class="isub1">Mars-la-Tour S. <a href="#Page_383">383</a>.</li> +<li class="isub1">Martin V. P. <a href="#Page_204">204</a>.</li> +<li class="isub1">Masaniello <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Masséna <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_329">329</a>.</li> +<li class="isub1">Massilia <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_101">101</a>. <a href="#Page_114">114</a>.</li> +<li class="isub1">Massinissa <a href="#Page_92">92</a> f. <a href="#Page_97">97</a>.</li> +<li class="isub1">Mathilde v. Tuse. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_179">179</a>.</li> +<li class="isub1">Mathild. Güter <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_186">186</a>.</li> +<li class="isub1">Matthias Ks. <a href="#Page_253">253</a>.</li> +<li class="isub2">— Corvinus <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub1">Maupertuis S. <a href="#Page_208">208</a>.</li> +<li class="isub1">Mauretanien <a href="#Page_103">103</a>. <a href="#Page_116">116</a>. <a href="#Page_126">126</a>. <a href="#Page_171">171</a>.</li> +<li class="isub1">Mausoleum <a href="#Page_69">69</a>.</li> +<li class="isub1">Maxen Kapit. <a href="#Page_288">288</a>.</li> +<li class="isub1">Maxentius Ks. <a href="#Page_136">136</a>.</li> +<li class="isub1">Maximilian I. Ks. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_224">224</a> f. <a href="#Page_228">228</a>. <a href="#Page_239">239</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_252">252</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. v. Bayern <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_257">257</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Bayern <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub2">— Ks. v. Mexiko <a href="#Page_371">371</a>.</li> +<li class="isub1">Max Joseph Kf. v. Bayern <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_289">289</a>.</li> +<li class="isub1">Mayenne <a href="#Page_238">238</a>.</li> +<li class="isub1">Mazarin <a href="#Page_261">261</a> f.<span class="pagenum"><a name="Page_450" id="Page_450">[450]</a></span></li> +<li class="isub1">Mazeppa <a href="#Page_275">275</a>.</li> +<li class="isub1">Mecklenburg <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_183">183</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_276">276</a>. <a href="#Page_333">333</a>;</li> +<li class="isub2">Grh. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_378">378</a>. <a href="#Page_391">391</a>. <a href="#Page_436">436</a> f.</li> +<li class="isub1">Meder <a href="#Page_9">9</a> f. <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_17">17</a>–<a href="#Page_20">20</a>.</li> +<li class="isub1">Medici <a href="#Page_211">211</a>. <a href="#Page_240">240</a> f. <a href="#Page_279">279</a>.</li> +<li class="isub1">Megakles <a href="#Page_34">34</a>. <a href="#Page_36">36</a>.</li> +<li class="isub1">Megalopolis <a href="#Page_56">56</a>. <a href="#Page_68">68</a>.</li> +<li class="isub1">Megara <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_44">44</a>. <a href="#Page_48">48</a>. <a href="#Page_68">68</a>.</li> +<li class="isub1">Mehemed Ali <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_353">353</a>.</li> +<li class="isub1">Meißen <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_188">188</a> f. <a href="#Page_196">196</a> f. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub1">Mélac <a href="#Page_265">265</a>.</li> +<li class="isub1">Melanchthon <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_232">232</a>.</li> +<li class="isub1">Melilla <a href="#Page_405">405</a>. <a href="#Page_413">413</a> f.</li> +<li class="isub1">Menelik <a href="#Page_412">412</a>.</li> +<li class="isub1">Menorka <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub1">Menschikow <a href="#Page_269">269</a>. <a href="#Page_276">276</a>. <a href="#Page_294">294</a>. <a href="#Page_365">365</a> f.</li> +<li class="isub1">Merowinger <a href="#Page_143">143</a>. <a href="#Page_145">145</a> bis <a href="#Page_147">147</a>.</li> +<li class="isub1">Merseburg <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_255">255</a>.</li> +<li class="isub1">Mersen V. <a href="#Page_156">156</a>.</li> +<li class="isub1">Missolunghi <a href="#Page_347">347</a>.</li> +<li class="isub1">Mesopotamien <a href="#Page_6">6</a>. <a href="#Page_60">60</a>. <a href="#Page_113">113</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_129">129</a>–<a href="#Page_132">132</a>. <a href="#Page_135">135</a>.</li> +<li class="isub1">Messalina <a href="#Page_126">126</a>.</li> +<li class="isub1">Messana <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_87">87</a>. <a href="#Page_99">99</a>.</li> +<li class="isub1">Messenien <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_56">56</a>. <a href="#Page_58">58</a>. <a href="#Page_69">69</a>.</li> +<li class="isub1">Messen. Kr. <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_43">43</a>.</li> +<li class="isub1">Messina <a href="#Page_363">363</a>. <a href="#Page_412">412</a>.</li> +<li class="isub1">Metaurus S. <a href="#Page_93">93</a>.</li> +<li class="isub1">Metternich <a href="#Page_329">329</a>. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_355">355</a>.</li> +<li class="isub1">Metz <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_175">175</a>. <a href="#Page_200">200</a>;</li> +<li class="isub2">an Frankreich <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_380">380</a> f. <a href="#Page_384">384</a>;</li> +<li class="isub2">wieder deutsch <a href="#Page_386">386</a>. <a href="#Page_391">391</a>. <a href="#Page_438">438</a>.</li> +<li class="isub1">Mexiko <a href="#Page_223">223</a>. <a href="#Page_302">302</a>. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_370">370</a> f. <a href="#Page_418">418</a>.</li> +<li class="isub1">Michelangelo <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Milan <a href="#Page_399">399</a>. <a href="#Page_414">414</a>.</li> +<li class="isub1">Milet <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_42">42</a>. <a href="#Page_51">51</a>. <a href="#Page_60">60</a>.</li> +<li class="isub1">Milo <a href="#Page_85">85</a>. <a href="#Page_113">113</a>.</li> +<li class="isub1">Miltiades <a href="#Page_36">36</a>. <a href="#Page_39">39</a>.</li> +<li class="isub1">Ming-Dynastie <a href="#Page_219">219</a>.</li> +<li class="isub1">Minden <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_430">430</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_287">287</a>.</li> +<li class="isub1">Mirabeau <a href="#Page_307">307</a>. <a href="#Page_309">309</a>.</li> +<li class="isub1">Mithradates <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_108">108</a> f.</li> +<li class="isub1">Möckern S. <a href="#Page_333">333</a>. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Modena <a href="#Page_118">118</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_271">271</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub1">Mohacz S. <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_266">266</a>.</li> +<li class="isub1">Mohammed <a href="#Page_148">148</a> f. <a href="#Page_416">416</a>.</li> +<li class="isub1">Moldau <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_367">367</a>.</li> +<li class="isub1">Mollwitz S. <a href="#Page_281">281</a>.</li> +<li class="isub1">Moltke <a href="#Page_373">373</a>. <a href="#Page_376">376</a>. <a href="#Page_382">382</a>. <a href="#Page_384">384</a>.</li> +<li class="isub1">Mönchsorden <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_178">178</a>. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Mongolen <a href="#Page_22">22</a>. <a href="#Page_140">140</a>. <a href="#Page_148">148</a>. <a href="#Page_194">194</a> f. <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub1">Monk <a href="#Page_270">270</a>.</li> +<li class="isub1">Monmouth <a href="#Page_271">271</a>.</li> +<li class="isub1">Monroe <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_371">371</a>.</li> +<li class="isub1">Montecuccoli <a href="#Page_263">263</a>. <a href="#Page_266">266</a>.</li> +<li class="isub1">Montenegro <a href="#Page_399">399</a> f. <a href="#Page_414">414</a>.</li> +<li class="isub1">Montereau <a href="#Page_209">209</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_338">338</a>.</li> +<li class="isub1">Montesquieu <a href="#Page_305">305</a>.</li> +<li class="isub1">Montmartre S. <a href="#Page_338">338</a>.</li> +<li class="isub1">Montmirail S. <a href="#Page_337">337</a>.</li> +<li class="isub1">Montmorency <a href="#Page_239">239</a>.</li> +<li class="isub1">Morea <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_347">347</a>.</li> +<li class="isub1">Moreau <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_321">321</a>.</li> +<li class="isub1">Morenga <a href="#Page_425">425</a>.</li> +<li class="isub1">Morgarten S. <a href="#Page_198">198</a>.</li> +<li class="isub1">Moritz v. Or. <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Sachsen <a href="#Page_232">232</a> f. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub1">Morosini <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Mösien <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_134">134</a>. <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Moskau <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_216">216</a>. <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_269">269</a>. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_294">294</a>. <a href="#Page_332">332</a>.</li> +<li class="isub1">Mucius Scaevola <a href="#Page_76">76</a>.</li> +<li class="isub1">Mühlberg S. <a href="#Page_232">232</a>.</li> +<li class="isub1">Mühldorf S. <a href="#Page_198">198</a>.</li> +<li class="isub1">Muley Hafid <a href="#Page_405">405</a>.</li> +<li class="isub1">Mummius <a href="#Page_98">98</a>.</li> +<li class="isub1">München <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_364">364</a>. <a href="#Page_434">434</a> f.</li> +<li class="isub1">Münchengrätz S. <a href="#Page_376">376</a>.</li> +<li class="isub1">Munda S. <a href="#Page_117">117</a>.</li> +<li class="isub1">Municipien <a href="#Page_86">86</a>. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Münnich <a href="#Page_294">294</a> f.</li> +<li class="isub1">Münster <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_434">434</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_260">260</a>.</li> +<li class="isub1">Münzwes., griech. <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_34">34</a>. <a href="#Page_64">64</a>.</li> +<li class="isub2">— röm. <a href="#Page_74">74</a>.</li> +<li class="isub1">Murat <a href="#Page_323">323</a> f. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_343">343</a>.</li> +<li class="isub1">Murten S. <a href="#Page_206">206</a>.</li> +<li class="isub1">Mutina <a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_94">94</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_118">118</a>.</li> +<li class="isub1">Mutsuhito <a href="#Page_368">368</a>.</li> +<li class="isub1">Mykale S. <a href="#Page_42">42</a>.</li> +<li class="isub1">Mykenä <a href="#Page_23">23</a>–<a href="#Page_25">25</a>. <a href="#Page_27">27</a>.</li> +<li class="isub1">Mylae S. <a href="#Page_87">87</a>.</li> +<li class="isub1">Mytilene <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_48">48</a> f. <a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_109">109</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>N.</b></li> + +<li class="isub1">Nabis <a href="#Page_69">69</a>. <a href="#Page_95">95</a>.</li> +<li class="isub1">Nabukudrossor <a href="#Page_8">8</a>. <a href="#Page_10">10</a>. <a href="#Page_13">13</a>.</li> +<li class="isub1">Nachod S. <a href="#Page_376">376</a>.</li> +<li class="isub1">Naevius <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub1">Näfels S. <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Nantes, Edikt <a href="#Page_238">238</a>. <a href="#Page_264">264</a>.</li> +<li class="isub1">Napoleon I. <a href="#Page_311">311</a> f. <a href="#Page_315">315</a> f. <a href="#Page_318">318</a>–<a href="#Page_343">343</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_355">355</a>. <a href="#Page_365">365</a>–<a href="#Page_371">371</a>. <a href="#Page_377">377</a>. <a href="#Page_380">380</a>–<a href="#Page_384">384</a>. <a href="#Page_403">403</a>.</li> +<li class="isub1">Narses <a href="#Page_144">144</a> f.</li> +<li class="isub1">Narvaez <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_363">363</a>.</li> +<li class="isub1">Narwa S. <a href="#Page_275">275</a>.</li> +<li class="isub1">Nassau <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_242">242</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_378">378</a> f. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Naukrarien <a href="#Page_35">35</a>. <a href="#Page_39">39</a>.</li> +<li class="isub1">Naukratis <a href="#Page_6">6</a>. <a href="#Page_31">31</a>.</li> +<li class="isub1">Naupaktos <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_44">44</a>. <a href="#Page_48">48</a>.</li> +<li class="isub1">Navarin S. <a href="#Page_347">347</a>.</li> +<li class="isub1">Navarra <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_207">207</a>. <a href="#Page_211">211</a>. <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_236">236</a>–<a href="#Page_238">238</a>.</li> +<li class="isub1">Navig.-Akte <a href="#Page_270">270</a>.</li> +<li class="isub1">Neapel <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_83">83</a>. <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_185">185</a>. <a href="#Page_189">189</a>.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_185">185</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_211">211</a>. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_235">235</a>. <a href="#Page_241">241</a>. <a href="#Page_273">273</a> f. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_305">305</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_363">363</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub1">Necker <a href="#Page_307">307</a>. <a href="#Page_309">309</a>.</li> +<li class="isub1">Neerwinden S. <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_314">314</a>.</li> +<li class="isub1">Nelson <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_323">323</a>.</li> +<li class="isub1">Nero Ks. <a href="#Page_126">126</a> f.</li> +<li class="isub1">Nerva Ks. <a href="#Page_129">129</a>.</li> +<li class="isub1">Neuchâtel <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_323">323</a> f. <a href="#Page_340">340</a> f. <a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_432">432</a> f.</li> +<li class="isub1">Neupers. Reich <a href="#Page_133">133</a>. <a href="#Page_135">135</a>. <a href="#Page_137">137</a>. <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Neustrien <a href="#Page_146">146</a> f. <a href="#Page_155">155</a>.</li> +<li class="isub1">Newton <a href="#Page_272">272</a>.</li> +<li class="isub1">New-York <a href="#Page_270">270</a>. <a href="#Page_301">301</a>. <a href="#Page_344">344</a>.</li> +<li class="isub1">Nicäa <a href="#Page_137">137</a>. <a href="#Page_174">174</a>. <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_218">218</a>;</li> +<li class="isub2">Konz. <a href="#Page_136">136</a>.</li> +<li class="isub1">Niederlande <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_251">251</a>.</li> +<li class="isub2">— span. <a href="#Page_242">242</a>–<a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_262">262</a>. <a href="#Page_265">265</a>.</li> +<li class="isub2">— österr. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_290">290</a>.</li> +<li class="isub2">— Rep. <a href="#Page_242">242</a>–<a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_263">263</a>. <a href="#Page_314">314</a>.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_349">349</a>. <a href="#Page_363">363</a>. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub1">Niger <a href="#Page_302">302</a>. <a href="#Page_404">404</a>. <a href="#Page_407">407</a>.</li> +<li class="isub1">Nika in Konst. <a href="#Page_147">147</a>.</li> +<li class="isub1">Nikias <a href="#Page_48">48</a>. <a href="#Page_50">50</a>.</li> +<li class="isub1">Nikita <a href="#Page_399">399</a>. <a href="#Page_414">414</a>.</li> +<li class="isub1">Nikolaus I. P. <a href="#Page_156">156</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_166">166</a>.</li> +<li class="isub2">— V. <a href="#Page_211">211</a>.</li> +<li class="isub2">— I. Ks. v. R. <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_357">357</a>. <a href="#Page_360">360</a>. <a href="#Page_365">365</a> f.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_402">402</a>.</li> +<li class="isub1">Nikolsburg W. <a href="#Page_377">377</a>.</li> +<li class="isub1">Nikomedes <a href="#Page_66">66</a>.</li> +<li class="isub1">Nikomedia <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_135">135</a> f.</li> +<li class="isub1">Nikopoli S. <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub1">Nimwegen <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_164">164</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_263">263</a>.</li> +<li class="isub1">Ninive <a href="#Page_8">8</a>–<a href="#Page_10">10</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_60">60</a>.</li> +<li class="isub1">Nisib S. <a href="#Page_353">353</a>.</li> +<li class="isub1">Nizza <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_370">370</a>;</li> +<li class="isub2">W. <a href="#Page_231">231</a>.</li> +<li class="isub1">Nobilität <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_96">96</a>. <a href="#Page_99">99</a>.</li> +<li class="isub1">Nogi <a href="#Page_423">423</a>.</li> +<li class="isub1">Noisseville S. <a href="#Page_384">384</a>.</li> +<li class="isub1">Nola <a href="#Page_105">105</a>. <a href="#Page_125">125</a>;<span class="pagenum"><a name="Page_451" id="Page_451">[451]</a></span></li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_91">91</a>.</li> +<li class="isub1">Nordamer. Kr. <a href="#Page_300">300</a> bis <a href="#Page_302">302</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_416">416</a> f.</li> +<li class="isub1">Norddeutscher Bund <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_380">380</a>. <a href="#Page_382">382</a>. <a href="#Page_390">390</a>.</li> +<li class="isub1">Nordische Konv. <a href="#Page_319">319</a> f.</li> +<li class="isub1">Nord. Krieg <a href="#Page_274">274</a>–<a href="#Page_277">277</a>.</li> +<li class="isub1">Nördlingen S. <a href="#Page_258">258</a>.</li> +<li class="isub1">Nordmark <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_427">427</a>.</li> +<li class="isub1">Normannen <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_156">156</a> f. <a href="#Page_170">170</a> f. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub1">Norm. K. in E. <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub1">Norwegen <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_215">215</a> f. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_250">250</a>. <a href="#Page_276">276</a>. <a href="#Page_332">332</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_364">364</a>. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Notion S. <a href="#Page_52">52</a>.</li> +<li class="isub1">Novara S. <a href="#Page_235">235</a>. <a href="#Page_356">356</a>.</li> +<li class="isub1">Novi S. <a href="#Page_318">318</a>.</li> +<li class="isub1">Nowgorod <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub1">Numantia <a href="#Page_100">100</a>.</li> +<li class="isub1">Numidien <a href="#Page_91">91</a>–<a href="#Page_93">93</a>. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_103">103</a>. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Nürnberg <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_226">226</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_289">289</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_378">378</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_230">230</a>;</li> +<li class="isub2">Rchst. <a href="#Page_196">196</a>.</li> +<li class="isub2">— Burggrafen <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub1">Nystadt F. <a href="#Page_277">277</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>O.</b></li> + +<li class="isub1">Octavian <a href="#Page_118">118</a>–<a href="#Page_125">125</a>.</li> +<li class="isub1">Odessa <a href="#Page_297">297</a>. <a href="#Page_346">346</a>.</li> +<li class="isub1">Odo v. Paris <a href="#Page_169">169</a>.</li> +<li class="isub1">Odovakar <a href="#Page_138">138</a>. <a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub1">Ofen <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_357">357</a>.</li> +<li class="isub1">Oinophyta S. <a href="#Page_44">44</a>.</li> +<li class="isub1">Oldenburg <a href="#Page_216">216</a>, Hz. <a href="#Page_268">268</a>. <a href="#Page_292">292</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_336">336</a>, Grh. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_361">361</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub1">Oliva F. <a href="#Page_268">268</a>. <a href="#Page_431">431</a>.</li> +<li class="isub1">Olmütz <a href="#Page_287">287</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_377">377</a>;</li> +<li class="isub2">V. <a href="#Page_360">360</a>.</li> +<li class="isub1">Olympia <a href="#Page_30">30</a>. <a href="#Page_43">43</a>. <a href="#Page_46">46</a>. <a href="#Page_69">69</a>. <a href="#Page_138">138</a>.</li> +<li class="isub1">Olympias <a href="#Page_64">64</a>. <a href="#Page_66">66</a>.</li> +<li class="isub1">Olynth <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_55">55</a>. <a href="#Page_57">57</a> f.</li> +<li class="isub1">Omar <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Omaijaden <a href="#Page_149">149</a> f.</li> +<li class="isub1">Onomarchos <a href="#Page_57">57</a>.</li> +<li class="isub1">Optimaten <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_90">90</a>. <a href="#Page_101">101</a> f. <a href="#Page_105">105</a> f. <a href="#Page_110">110</a>. <a href="#Page_114">114</a>.</li> +<li class="isub1">Orchomenos <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_26">26</a>, S. <a href="#Page_105">105</a>.</li> +<li class="isub1">Orléans <a href="#Page_112">112</a>. <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_145">145</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_386">386</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. <a href="#Page_208">208</a> f. <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_305">305</a>. <a href="#Page_310">310</a>. <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_348">348</a>, St. <a href="#Page_349">349</a>.</li> +<li class="isub1">Orlow <a href="#Page_295">295</a>–<a href="#Page_297">297</a>.</li> +<li class="isub1">Osmanen <a href="#Page_218">218</a>, s. Türken.</li> +<li class="isub1">Osnabrück <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_321">321</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_260">260</a>.</li> +<li class="isub1">Ostende Bl. <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub1">Österreich Hz. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_225">225</a>.</li> +<li class="isub2">— Kaisert. <a href="#Page_272">272</a>. <a href="#Page_278">278</a>–<a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_284">284</a>–<a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_295">295</a>–<a href="#Page_298">298</a>. <a href="#Page_313">313</a> bis <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_323">323</a>–<a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_329">329</a> bis <a href="#Page_332">332</a>. <a href="#Page_334">334</a>–<a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_354">354</a>–<a href="#Page_358">358</a>. <a href="#Page_360">360</a>. <a href="#Page_362">362</a> f. <a href="#Page_365">365</a> f. <a href="#Page_369">369</a>–<a href="#Page_379">379</a>. <a href="#Page_395">395</a> bis <a href="#Page_399">399</a>. <a href="#Page_401">401</a> f. <a href="#Page_413">413</a>–<a href="#Page_415">415</a>. <a href="#Page_420">420</a>.</li> +<li class="isub1">Ostfriesland <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_432">432</a>.</li> +<li class="isub1">Ostgoten <a href="#Page_140">140</a>–<a href="#Page_144">144</a>.</li> +<li class="isub1">Ostindien <a href="#Page_222">222</a>. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_368">368</a>.</li> +<li class="isub1">Ostind. Komp. <a href="#Page_244">244</a>. <a href="#Page_246">246</a>. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_368">368</a>.</li> +<li class="isub1">Ostmark <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_427">427</a>.</li> +<li class="isub1">Ostrach S. <a href="#Page_317">317</a>.</li> +<li class="isub1">Ostrakismos <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_39">39</a>. <a href="#Page_43">43</a> f. <a href="#Page_50">50</a>.</li> +<li class="isub1">Ostrolenka S. <a href="#Page_350">350</a>.</li> +<li class="isub1">Oström. Reich <a href="#Page_138">138</a>. <a href="#Page_140">140</a>. <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_147">147</a> f. <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_172">172</a> f. <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_218">218</a>.</li> +<li class="isub1">Ostseeprov. <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_276">276</a> f. <a href="#Page_294">294</a>. <a href="#Page_401">401</a>.</li> +<li class="isub1">Otho Ks. <a href="#Page_127">127</a>.</li> +<li class="isub1">Otto I. Ks. <a href="#Page_159">159</a>–<a href="#Page_161">161</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_162">162</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_162">162</a> f.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_186">186</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Griechenland <a href="#Page_347">347</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Bamberg <a href="#Page_179">179</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Nordheim <a href="#Page_166">166</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Wittelsbach <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_184">184</a>.</li> +<li class="isub2">— — Pfalzgr. <a href="#Page_186">186</a>.</li> +<li class="isub1">Ottokar <a href="#Page_196">196</a>.</li> +<li class="isub1">Oudenarde S. <a href="#Page_273">273</a>.</li> +<li class="isub1">Ovidius <a href="#Page_122">122</a>.</li> +<li class="isub1">Oxenstierna <a href="#Page_257">257</a>.</li> +<li class="isub1">Oxford <a href="#Page_212">212</a>. <a href="#Page_248">248</a>. <a href="#Page_303">303</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>P.</b></li> + +<li class="isub1">Paläologen <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_194">194</a>.</li> +<li class="isub1">Palästina <a href="#Page_5">5</a>. <a href="#Page_11">11</a>. <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_19">19</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_109">109</a>. <a href="#Page_128">128</a>. <a href="#Page_173">173</a>–<a href="#Page_175">175</a>. <a href="#Page_177">177</a>.</li> +<li class="isub1">Palermo <a href="#Page_185">185</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub1">Palmerston <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_366">366</a>.</li> +<li class="isub1">Palmyra <a href="#Page_134">134</a>.</li> +<li class="isub1">Panamakanal <a href="#Page_418">418</a>.</li> +<li class="isub1">Pannonien <a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_135">135</a>. <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_142">142</a>–<a href="#Page_144">144</a>.</li> +<li class="isub1">Panormus <a href="#Page_41">41</a>, S. <a href="#Page_88">88</a>.</li> +<li class="isub1">Pantheon <a href="#Page_123">123</a>.</li> +<li class="isub1">Paoli <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Papirius Garbo <a href="#Page_101">101</a>. <a href="#Page_103">103</a>.</li> +<li class="isub2">— Cursor <a href="#Page_84">84</a>.</li> +<li class="isub1">Papsttum <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_207">207</a>. <a href="#Page_211">211</a>. <a href="#Page_227">227</a> f. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_330">330</a> f. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_362">362</a> f. <a href="#Page_370">370</a> f. <a href="#Page_411">411</a> f.</li> +<li class="isub1">Paris <a href="#Page_112">112</a>. <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_169">169</a>. <a href="#Page_192">192</a>. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_208">208</a>. <a href="#Page_236">236</a>–<a href="#Page_238">238</a>. <a href="#Page_261">261</a>. <a href="#Page_306">306</a> +bis <a href="#Page_312">312</a>. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_353">353</a> f. <a href="#Page_385">385</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_418">418</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_338">338</a>;</li> +<li class="isub2">Bl. <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_389">389</a> f. <a href="#Page_392">392</a> f.</li> +<li class="isub1">Parlament in E. <a href="#Page_193">193</a>. <a href="#Page_211">211</a> f. <a href="#Page_247">247</a> f. <a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_409">409</a> f.</li> +<li class="isub2">— deutsches <a href="#Page_358">358</a> f.</li> +<li class="isub2">— in Fr. <a href="#Page_238">238</a>. <a href="#Page_261">261</a> f. <a href="#Page_305">305</a>. <a href="#Page_308">308</a>.</li> +<li class="isub1">Parma <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub1">Parmenion <a href="#Page_60">60</a> f.</li> +<li class="isub1">Parthenier <a href="#Page_32">32</a>.</li> +<li class="isub1">Parthenon <a href="#Page_46">46</a>. <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Parth. Rep. <a href="#Page_317">317</a>.</li> +<li class="isub1">Parther <a href="#Page_17">17</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_113">113</a> f. <a href="#Page_117">117</a>. <a href="#Page_119">119</a>. <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_130">130</a>. <a href="#Page_132">132</a> f.</li> +<li class="isub1">Paschalis II. P. <a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Paskjewitsch <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_366">366</a>.</li> +<li class="isub1">Passarowitz F. <a href="#Page_278">278</a>.</li> +<li class="isub1">Passau <a href="#Page_124">124</a>, V. <a href="#Page_233">233</a>.</li> +<li class="isub1">Patkul <a href="#Page_274">274</a> f.</li> +<li class="isub1">Patrizier <a href="#Page_74">74</a>. <a href="#Page_76">76</a>–<a href="#Page_79">79</a>. <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_109">109</a>.</li> +<li class="isub1">Paul IV. P. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub2">— Ks. v. R. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_319">319</a>.</li> +<li class="isub1">Paulus <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Pausanias <a href="#Page_42">42</a> f. <a href="#Page_53">53</a>. <a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Pavia <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_183">183</a>.</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_229">229</a>.</li> +<li class="isub1">Pedro K. v. Aragon <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub2">— Ks. v. Bras. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_417">417</a>.</li> +<li class="isub1">Peisistratos <a href="#Page_35">35</a> f.</li> +<li class="isub1">Peking <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_368">368</a>. <a href="#Page_420">420</a> f.</li> +<li class="isub1">Pelopidas <a href="#Page_56">56</a>.</li> +<li class="isub1">Peloponnes <a href="#Page_25">25</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_32">32</a> f. <a href="#Page_40">40</a>. <a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_69">69</a>. <a href="#Page_140">140</a>. <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Pelop. Kr. <a href="#Page_44">44</a>. <a href="#Page_47">47</a>–<a href="#Page_53">53</a>.</li> +<li class="isub1">Pelusium S. <a href="#Page_6">6</a>.</li> +<li class="isub1">Perdikkas <a href="#Page_54">54</a>. <a href="#Page_60">60</a>. <a href="#Page_63">63</a>.</li> +<li class="isub1">Pergamon <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_69">69</a>. <a href="#Page_94">94</a> bis <a href="#Page_97">97</a>. <a href="#Page_101">101</a>.</li> +<li class="isub1">Periander <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub1">Perikles <a href="#Page_44">44</a>–<a href="#Page_48">48</a>.</li> +<li class="isub1">Periöken <a href="#Page_29">29</a>. <a href="#Page_40">40</a>.</li> +<li class="isub1">Perserkr. <a href="#Page_38">38</a>–<a href="#Page_46">46</a>.</li> +<li class="isub1">Perseus <a href="#Page_24">24</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_96">96</a> f.</li> +<li class="isub1">Persien <a href="#Page_17">17</a>–<a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_51">51</a> +bis <a href="#Page_55">55</a>. <a href="#Page_60">60</a>–<a href="#Page_62">62</a>. <a href="#Page_133">133</a> bis <a href="#Page_135">135</a>. <a href="#Page_137">137</a>. <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_218">218</a> f. <a href="#Page_278">278</a>. <a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_402">402</a> f. <a href="#Page_409">409</a>. <a href="#Page_419">419</a>.</li> +<li class="isub1">Peru <a href="#Page_223">223</a>. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_417">417</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_452" id="Page_452">[452]</a></span></li> +<li class="isub1">Pest <a href="#Page_357">357</a>. <a href="#Page_398">398</a>.</li> +<li class="isub1">Peter v. Amiens <a href="#Page_173">173</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Gr. <a href="#Page_269">269</a>. <a href="#Page_271">271</a>–<a href="#Page_278">278</a>. <a href="#Page_294">294</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_294">294</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_288">288</a>. <a href="#Page_295">295</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Ung. <a href="#Page_165">165</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Vinea <a href="#Page_189">189</a>.</li> +<li class="isub1">Petersburg <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_292">292</a>. <a href="#Page_295">295</a>. <a href="#Page_400">400</a>.</li> +<li class="isub1">Pet. of rights <a href="#Page_247">247</a>.</li> +<li class="isub1">Petrarca <a href="#Page_211">211</a>.</li> +<li class="isub1">Petreius <a href="#Page_110">110</a>. <a href="#Page_111">111</a>.</li> +<li class="isub1">Pfalzen in D. <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_182">182</a>.</li> +<li class="isub1">Pfalz Kf. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_254">254</a> f. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_264">264</a> f. <a href="#Page_289">289</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_434">434</a> ff.</li> +<li class="isub1">Pfalz-Zweibrücken H. <a href="#Page_250">250</a>. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_290">290</a>.</li> +<li class="isub1">Pfälzischer Kr. <a href="#Page_253">253</a>. <a href="#Page_264">264</a>.</li> +<li class="isub1">Pharnabazos <a href="#Page_52">52</a>.</li> +<li class="isub1">Pharnaces <a href="#Page_109">109</a>. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Pharsalus S. <a href="#Page_115">115</a>.</li> +<li class="isub1">Pheidon <a href="#Page_32">32</a>.</li> +<li class="isub1">Phidias <a href="#Page_46">46</a>.</li> +<li class="isub1">Philipp II. v. Mak. <a href="#Page_57">57</a> +bis <a href="#Page_59">59</a>.</li> +<li class="isub2">— V. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_68">68</a>. <a href="#Page_91">91</a>. <a href="#Page_94">94</a>–<a href="#Page_96">96</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Schwaben <a href="#Page_186">186</a>.</li> +<li class="isub2">— I. K. v. Fr. <a href="#Page_169">169</a>. <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_175">175</a>. <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub2">— III.–VI. <a href="#Page_207">207</a>.</li> +<li class="isub2">— II. K. v. Sp. <a href="#Page_235">235</a>. <a href="#Page_242">242</a> +bis <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub2">— III. u. IV. <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub2">— v. <a href="#Page_272">272</a>–<a href="#Page_274">274</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. v. Burg. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_208">208</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Hessen <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_231">231</a> +bis <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Orl. <a href="#Page_305">305</a>. <a href="#Page_308">308</a>. <a href="#Page_310">310</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Öst. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Philippi S. <a href="#Page_119">119</a>.</li> +<li class="isub1">Philippinen <a href="#Page_223">223</a>. <a href="#Page_242">242</a>. <a href="#Page_300">300</a>, <a href="#Page_418">418</a>.</li> +<li class="isub1">Phil. Arabs Ks. <a href="#Page_133">133</a>.</li> +<li class="isub1">Philokrates F. <a href="#Page_58">58</a>.</li> +<li class="isub1">Philopoimen <a href="#Page_69">69</a>.</li> +<li class="isub1">Philotas <a href="#Page_61">61</a>.</li> +<li class="isub1">Phöbidas <a href="#Page_55">55</a>.</li> +<li class="isub1">Phokäa <a href="#Page_14">14</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_32">32</a>.</li> +<li class="isub1">Phokier <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_44">44</a>. <a href="#Page_48">48</a>.</li> +<li class="isub1">Phokion <a href="#Page_63">63</a>. <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub1">Phöniker <a href="#Page_13">13</a> f. <a href="#Page_19">19</a>. <a href="#Page_21">21</a>. <a href="#Page_45">45</a>. <a href="#Page_60">60</a>.</li> +<li class="isub1">Phrygien <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_54">54</a>. <a href="#Page_60">60</a>. <a href="#Page_63">63</a>. <a href="#Page_65">65</a> f.</li> +<li class="isub1">Phylen <a href="#Page_26">26</a>. <a href="#Page_36">36</a>.</li> +<li class="isub1">Piasten <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub1">Piccolomini <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_258">258</a>.</li> +<li class="isub1">Pillnitz B. <a href="#Page_313">313</a>.</li> +<li class="isub1">Pindar <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_59">59</a>.</li> +<li class="isub1">Pippin <a href="#Page_147">147</a>. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_153">153</a> bis <a href="#Page_155">155</a>. <a href="#Page_211">211</a>.</li> +<li class="isub1">Pirna Kapit. <a href="#Page_285">285</a>.</li> +<li class="isub1">Pisa <a href="#Page_171">171</a> f. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_210">210</a>.</li> +<li class="isub2">Konz. <a href="#Page_203">203</a>.</li> +<li class="isub1">Pitt <a href="#Page_299">299</a> f.</li> +<li class="isub2">— d. j. <a href="#Page_300">300</a>. <a href="#Page_320">320</a> f.</li> +<li class="isub1">Pittakos <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub1">Pius II. P. <a href="#Page_205">205</a>.</li> +<li class="isub2">— VI. <a href="#Page_290">290</a>. <a href="#Page_316">316</a>.</li> +<li class="isub2">— VII. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_330">330</a> f. <a href="#Page_339">339</a>.</li> +<li class="isub2">— IX. <a href="#Page_362">362</a>. <a href="#Page_393">393</a>.</li> +<li class="isub2">— X. <a href="#Page_412">412</a>.</li> +<li class="isub1">Pizarro <a href="#Page_223">223</a>.</li> +<li class="isub1">Placidia <a href="#Page_138">138</a>. <a href="#Page_141">141</a>.</li> +<li class="isub1">Plantagenet H. <a href="#Page_192">192</a> f. <a href="#Page_211">211</a> f.</li> +<li class="isub1">Platää <a href="#Page_39">39</a> f. <a href="#Page_48">48</a>, S. <a href="#Page_42">42</a>.</li> +<li class="isub1">Platon <a href="#Page_54">54</a>. <a href="#Page_67">67</a>. <a href="#Page_69">69</a>;</li> +<li class="isub1">Plautus <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub1">Plebejer <a href="#Page_74">74</a>. <a href="#Page_76">76</a>–<a href="#Page_82">82</a>. <a href="#Page_111">111</a>.</li> +<li class="isub1">Plewna Bl. <a href="#Page_400">400</a>.</li> +<li class="isub1">Plinius <a href="#Page_128">128</a>. <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Plutarch <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Poitiers S. <a href="#Page_150">150</a>.</li> +<li class="isub1">Polen <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_163">163</a> f. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_369">369</a>. <a href="#Page_397">397</a>, Kgr. <a href="#Page_216">216</a> f. <a href="#Page_249">249</a> f. <a href="#Page_267">267</a>–<a href="#Page_269">269</a>. <a href="#Page_274">274</a> bis <a href="#Page_277">277</a>. <a href="#Page_294">294</a>–<a href="#Page_298">298</a>. <a href="#Page_332">332</a>. <a href="#Page_311">311</a>. <a href="#Page_402">402</a>. <a href="#Page_429">429</a> ff.</li> +<li class="isub1">Pollentia S. <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Polybios <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_82">82</a>. <a href="#Page_97">97</a>.</li> +<li class="isub1">Polykrates <a href="#Page_6">6</a>. <a href="#Page_36">36</a>.</li> +<li class="isub1">Pombal <a href="#Page_303">303</a>.</li> +<li class="isub1">Pommern <a href="#Page_179">179</a> f. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_259">259</a> f. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_276">276</a> f. <a href="#Page_286">286</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_428">428</a>–<a href="#Page_433">433</a>.</li> +<li class="isub1">Pompadour <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_305">305</a>.</li> +<li class="isub1">Pompeji <a href="#Page_106">106</a>. <a href="#Page_128">128</a>.</li> +<li class="isub1">Pompejus Cn. <a href="#Page_106">106</a>–<a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_110">110</a>. <a href="#Page_113">113</a>–<a href="#Page_115">115</a>.</li> +<li class="isub2">— S. <a href="#Page_116">116</a>. <a href="#Page_119">119</a>.</li> +<li class="isub1">Poniatowski <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_298">298</a>. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Pontifices <a href="#Page_72">72</a>. <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_120">120</a>.</li> +<li class="isub1">Pontus Kgr. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_105">105</a>;</li> +<li class="isub1">röm.Prov. <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Porsenna <a href="#Page_76">76</a>.</li> +<li class="isub1">Portugal <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_222">222</a>. <a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_273">273</a>. <a href="#Page_303">303</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_363">363</a>. <a href="#Page_414">414</a>.</li> +<li class="isub1">Posen <a href="#Page_298">298</a>. <a href="#Page_226">226</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_395">395</a>. <a href="#Page_432">432</a>. <a href="#Page_434">434</a>.</li> +<li class="isub1">Poteidaia <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_48">48</a>. <a href="#Page_57">57</a>.</li> +<li class="isub1">Potemkin <a href="#Page_297">297</a>.</li> +<li class="isub1">Prag <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_203">203</a> bis <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_252">252</a> f. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_377">377</a>. <a href="#Page_398">398</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_258">258</a>. <a href="#Page_379">379</a>. <a href="#Page_430">430</a>;</li> +<li class="isub2">Ko. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_356">356</a>, S. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_286">286</a>.</li> +<li class="isub1">Pragm. Sanktion <a href="#Page_278">278</a>. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_284">284</a>.</li> +<li class="isub1">Prätoren <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_107">107</a>.</li> +<li class="isub1">Prätorianer <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_126">126</a>. <a href="#Page_132">132</a>. <a href="#Page_137">137</a>.</li> +<li class="isub1">Praxiteles <a href="#Page_69">69</a>.</li> +<li class="isub1">Presbyterianer <a href="#Page_246">246</a>. <a href="#Page_249">249</a>.</li> +<li class="isub1">Preßburg <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_377">377</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_323">323</a>.</li> +<li class="isub1">Preußen <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_178">178</a>. <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_225">225</a>.</li> +<li class="isub2">Hz. <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_429">429</a> f.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_276">276</a> f. <a href="#Page_279">279</a> bis <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_284">284</a>–<a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_296">296</a>–<a href="#Page_299">299</a>. <a href="#Page_313">313</a> f. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_323">323</a>–<a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_355">355</a> f. <a href="#Page_359">359</a>–<a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_371">371</a>–<a href="#Page_397">397</a>. <a href="#Page_429">429</a>–<a href="#Page_434">434</a>.</li> +<li class="isub1">Probus Ks. <a href="#Page_134">134</a>.</li> +<li class="isub1">Proskriptionen <a href="#Page_106">106</a>. <a href="#Page_118">118</a>.</li> +<li class="isub1">Protestanten <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_246">246</a>. <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_264">264</a>.</li> +<li class="isub1">Provence <a href="#Page_143">143</a>. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_191">191</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_209">209</a>. <a href="#Page_307">307</a>.</li> +<li class="isub1">Pruth F. <a href="#Page_275">275</a>.</li> +<li class="isub1">Prytanen <a href="#Page_36">36</a>. <a href="#Page_52">52</a>.</li> +<li class="isub1">Psametik <a href="#Page_6">6</a>. <a href="#Page_33">33</a>.</li> +<li class="isub1">Ptolemäer <a href="#Page_64">64</a>. <a href="#Page_115">115</a> f.</li> +<li class="isub1">Ptolemaios <a href="#Page_9">9</a>. <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Pultawa S. <a href="#Page_275">275</a>.</li> +<li class="isub1">Pultusk S. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_326">326</a>.</li> +<li class="isub1">Pulververschw. <a href="#Page_247">247</a>.</li> +<li class="isub1">Panische Kr. <a href="#Page_87">87</a>–<a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_97">97</a> f.</li> +<li class="isub1">Puritaner <a href="#Page_246">246</a> f.</li> +<li class="isub1">Pydna <a href="#Page_57">57</a>, S. <a href="#Page_97">97</a>.</li> +<li class="isub1">Pylos <a href="#Page_25">25</a>. <a href="#Page_27">27</a>. <a href="#Page_49">49</a>.</li> +<li class="isub1">Pyramiden <a href="#Page_4">4</a>, S. <a href="#Page_316">316</a>.</li> +<li class="isub1">Pyrenäen <a href="#Page_89">89</a>. <a href="#Page_92">92</a>, F. <a href="#Page_262">262</a>.</li> +<li class="isub1">Pyrrhos <a href="#Page_85">85</a> f.</li> +<li class="isub1">Pythagoras <a href="#Page_38">38</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>Q.</b></li> + +<li class="isub1">Quästoren <a href="#Page_75">75</a>. <a href="#Page_80">80</a> f. <a href="#Page_106">106</a>.</li> +<li class="isub1">Quatre-Bras S. <a href="#Page_342">342</a>.</li> +<li class="isub1">Quebec <a href="#Page_238">238</a>, S. <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub1">Quedlinburg <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_432">432</a>.</li> +<li class="isub1">Quibéron S. <a href="#Page_300">300</a>.</li> +<li class="isub1">Quintilian <a href="#Page_131">131</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>R.</b></li> + +<li class="isub1">Raab <a href="#Page_152">152</a> f., S. <a href="#Page_329">329</a>.</li> +<li class="isub1">Radagais <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Radetzki <a href="#Page_356">356</a>.</li> +<li class="isub1">Raffael <a href="#Page_240">240</a>.</li> +<li class="isub1">Raimund v. T. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub1">Rainald v. Dassel <a href="#Page_182">182</a> f.</li> +<li class="isub1">Ramillies S. <a href="#Page_273">273</a>.</li> +<li class="isub1">Rastatt <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_359">359</a>, F. <a href="#Page_274">274</a>;</li> +<li class="isub2">Ko. <a href="#Page_316">316</a> f.</li> +<li class="isub1">Raucoux S. <a href="#Page_284">284</a>.</li> +<li class="isub1">Ravenna <a href="#Page_114">114</a>. <a href="#Page_125">125</a>. <a href="#Page_141">141</a>. <a href="#Page_143">143</a>–<a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_163">163</a>, S. <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub1">Recknitz S. <a href="#Page_160">160</a>.</li> +<li class="isub1">Reformation <a href="#Page_227">227</a>–<a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_246">246</a>. <a href="#Page_249">249</a> f. <a href="#Page_429">429</a>. <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub1">Ref. Kirche <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_237">237</a> f. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_430">430</a>. <a href="#Page_433">433</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_453" id="Page_453">[453]</a></span></li> +<li class="isub1">Regensburg <a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_151">151</a> f. <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_174">174</a> f. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_329">329</a>. <a href="#Page_435">435</a>;</li> +<li class="isub2">W. <a href="#Page_204">204</a>;</li> +<li class="isub2">Rchst. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Regillus S. <a href="#Page_77">77</a>.</li> +<li class="isub1">Regulus <a href="#Page_87">87</a>.</li> +<li class="isub1">Reichenbach V. <a href="#Page_291">291</a>, <a href="#Page_334">334</a>.</li> +<li class="isub1">Reichsdep. H. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Reichsgericht <a href="#Page_394">394</a>.</li> +<li class="isub1">Reichskammergericht <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_289">289</a>.</li> +<li class="isub1">Reichsstädte <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_201">201</a> f. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Reims <a href="#Page_143">143</a>. <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_169">169</a>. <a href="#Page_209">209</a>, <a href="#Page_384">384</a>. <a href="#Page_387">387</a>.</li> +<li class="isub1">Rembrandt <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub1">Renaissance <a href="#Page_211">211</a>.</li> +<li class="isub1">René v. Anjou <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub1">Rense <a href="#Page_202">202</a>, V. <a href="#Page_199">199</a>.</li> +<li class="isub1">Requesens <a href="#Page_243">243</a>.</li> +<li class="isub1">Restitutionsedikt <a href="#Page_255">255</a>.</li> +<li class="isub1">Reuchlin <a href="#Page_226">226</a>.</li> +<li class="isub1">Reunionen <a href="#Page_264">264</a>.</li> +<li class="isub1">Reutlingen S. <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Revol., engl. <a href="#Page_248">248</a> f. <a href="#Page_269">269</a> f.</li> +<li class="isub2">— frz. <a href="#Page_306">306</a>–<a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_354">354</a>;</li> +<li class="isub1">Rheinischer B. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_201">201</a> f;</li> +<li class="isub1">Rheinbund <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_333">333</a>. <a href="#Page_337">337</a></li> +<li class="isub1">Rhodus <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_56">56</a> f. <a href="#Page_64">64</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_96">96</a> f. <a href="#Page_109">109</a>. <a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_178">178</a>. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub1">Richard v. Cornw. <a href="#Page_189">189</a>.</li> +<li class="isub2">— Löwenherz <a href="#Page_175">175</a> f. <a href="#Page_193">193</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_212">212</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub1">Richelieu <a href="#Page_238">238</a> f. <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_258">258</a>.</li> +<li class="isub1">Richmond S. <a href="#Page_416">416</a> f.</li> +<li class="isub1">Ricimer <a href="#Page_138">138</a>.</li> +<li class="isub1">Ried V. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Rienzi <a href="#Page_211">211</a>.</li> +<li class="isub1">Rifkabylen <a href="#Page_405">405</a>. <a href="#Page_413">413</a>.</li> +<li class="isub1">Riga <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_332">332</a>.</li> +<li class="isub1">Ritter, athen. <a href="#Page_34">34</a>, röm. <a href="#Page_74">74</a>. <a href="#Page_84">84</a>. <a href="#Page_102">102</a>. <a href="#Page_104">104</a>.</li> +<li class="isub1">Ritterorden <a href="#Page_178">178</a>. <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_429">429</a>.</li> +<li class="isub1">Rittertum <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_191">191</a>. <a href="#Page_221">221</a>. <a href="#Page_228">228</a>.</li> +<li class="isub1">Robert Guisc. <a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub2">— v. d. Norm. <a href="#Page_169">169</a>. <a href="#Page_173">173</a>.</li> +<li class="isub1">Robespierre <a href="#Page_309">309</a>–<a href="#Page_312">312</a>.</li> +<li class="isub1">Rocroy S. <a href="#Page_261">261</a>.</li> +<li class="isub1">Roeskild F. <a href="#Page_268">268</a>.</li> +<li class="isub1">Roger <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_179">179</a>.</li> +<li class="isub1">Roland <a href="#Page_152">152</a>.</li> +<li class="isub1">Rom <a href="#Page_70">70</a>–<a href="#Page_86">86</a>. <a href="#Page_90">90</a> f. <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_96">96</a>. <a href="#Page_100">100</a>–<a href="#Page_103">103</a>. <a href="#Page_105">105</a> f. <a href="#Page_110">110</a>. <a href="#Page_115">115</a>. <a href="#Page_117">117</a> f. <a href="#Page_120">120</a>–<a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_127">127</a> bis <a href="#Page_130">130</a>. <a href="#Page_132">132</a>. <a href="#Page_134">134</a>–<a href="#Page_136">136</a>;</li> +<li class="isub2">im Mittelalter <a href="#Page_141">141</a>. <a href="#Page_144">144</a> f. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_155">155</a>. <a href="#Page_160">160</a>–<a href="#Page_164">164</a>. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_182">182</a> f. <a href="#Page_185">185</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_198">198</a> f. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_211">211</a>;</li> +<li class="isub2">in derNeuzeit <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_240">240</a> f. <a href="#Page_316">316</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_363">363</a>. <a href="#Page_370">370</a>. <a href="#Page_381">381</a>. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Romanow H. <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_269">269</a>.</li> +<li class="isub1">Römische K. <a href="#Page_71">71</a>–<a href="#Page_74">74</a>.</li> +<li class="isub2">— Ks. <a href="#Page_121">121</a>–<a href="#Page_138">138</a>.</li> +<li class="isub1">Röm. Gerichtswesen <a href="#Page_74">74</a> f. <a href="#Page_107">107</a>. <a href="#Page_117">117</a>.</li> +<li class="isub2">— Heerwesen <a href="#Page_74">74</a>. <a href="#Page_82">82</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_132">132</a>.</li> +<li class="isub2">— Lit. <a href="#Page_121">121</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub2">— Prov. <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_99">99</a>. <a href="#Page_102">102</a>. <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_126">126</a>. <a href="#Page_135">135</a>. <a href="#Page_136">136</a>.</li> +<li class="isub2">— Recht <a href="#Page_78">78</a> f. <a href="#Page_130">130</a>. <a href="#Page_147">147</a>. <a href="#Page_225">225</a>.</li> +<li class="isub2">— Rep. <a href="#Page_75">75</a>. <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_100">100</a>. <a href="#Page_106">106</a>. <a href="#Page_118">118</a>. <a href="#Page_125">125</a>. <a href="#Page_316">316</a> f. <a href="#Page_363">363</a>.</li> +<li class="isub1">Rosen, Kr. der <a href="#Page_212">212</a>.</li> +<li class="isub1">Roßbach S. <a href="#Page_287">287</a>.</li> +<li class="isub1">Rousseau <a href="#Page_306">306</a>.</li> +<li class="isub1">Rubens <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub1">Rudolf v. Burg. <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_164">164</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Hahsb. <a href="#Page_195">195</a> f.</li> +<li class="isub2">— II. Ks. <a href="#Page_252">252</a> f.</li> +<li class="isub2">— v. Schwaben <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_167">167</a>.</li> +<li class="isub1">Rügen <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_263">263</a>. <a href="#Page_276">276</a> f. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_374">374</a>. <a href="#Page_382">382</a>.</li> +<li class="isub1">Rumänien <a href="#Page_129">129</a>. <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_399">399</a>–<a href="#Page_401">401</a>. <a href="#Page_414">414</a>.</li> +<li class="isub1">Ruprecht v. d. Pfalz <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Rurik H. <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_216">216</a>. <a href="#Page_250">250</a>.</li> +<li class="isub1">Rußland <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_216">216</a>. <a href="#Page_250">250</a> f. <a href="#Page_269">269</a>. <a href="#Page_274">274</a>–<a href="#Page_278">278</a>. <a href="#Page_292">292</a>. <a href="#Page_294">294</a>–<a href="#Page_298">298</a>. <a href="#Page_317">317</a>–<a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_323">323</a> bis <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_331">331</a>–<a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_347">347</a> f. <a href="#Page_350">350</a> f. <a href="#Page_357">357</a>. <a href="#Page_361">361</a>. <a href="#Page_365">365</a> bis <a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_399">399</a>–<a href="#Page_403">403</a>. <a href="#Page_414">414</a> bis <a href="#Page_416">416</a>. <a href="#Page_419">419</a>–<a href="#Page_423">423</a>.</li> +<li class="isub1">Ryswijk F. <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_274">274</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>S. </b></li> + +<li class="isub1">Saarbrücken <a href="#Page_383">383</a>.</li> +<li class="isub1">Sabiner <a href="#Page_71">71</a> f. <a href="#Page_77">77</a>. <a href="#Page_85">85</a>.</li> +<li class="isub1">Sachsen <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_150">150</a> bis <a href="#Page_153">153</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. <a href="#Page_158">158</a>–<a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_165">165</a> bis <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_180">180</a> f. <a href="#Page_182">182</a>–<a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_435">435</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub2">— Kf. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_204">204</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_227">227</a> f. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_250">250</a> f. <a href="#Page_254">254</a>–<a href="#Page_258">258</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_284">284</a>–<a href="#Page_289">289</a>. <a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_326">326</a>. <a href="#Page_333">333</a> f. <a href="#Page_336">336</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_360">360</a>. <a href="#Page_376">376</a>. <a href="#Page_379">379</a>. <a href="#Page_391">391</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub1">Sachsenspiegel <a href="#Page_189">189</a>.</li> +<li class="isub1">Sächsische Ks. <a href="#Page_158">158</a>–<a href="#Page_163">163</a>.</li> +<li class="isub2">— K. in E. <a href="#Page_169">169</a> f.</li> +<li class="isub1">Sagunt Bl. <a href="#Page_89">89</a>.</li> +<li class="isub1">Saladin <a href="#Page_175">175</a>.</li> +<li class="isub1">Salamis <a href="#Page_34">34</a>, S. <a href="#Page_41">41</a>. <a href="#Page_45">45</a>.</li> +<li class="isub1">Salische Franken <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub2">— Ks. <a href="#Page_164">164</a>–<a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Salisches Gesetz <a href="#Page_146">146</a>. <a href="#Page_207">207</a>.</li> +<li class="isub1">Salzburg <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_153">153</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_432">432</a>.</li> +<li class="isub1">Samarkand <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_218">218</a>. <a href="#Page_369">369</a>. <a href="#Page_401">401</a>.</li> +<li class="isub1">Samniten <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_82">82</a>–<a href="#Page_86">86</a>. <a href="#Page_91">91</a>. <a href="#Page_106">106</a>.</li> +<li class="isub1">Samoa-Inseln <a href="#Page_397">397</a>. <a href="#Page_407">407</a>. <a href="#Page_418">418</a>. <a href="#Page_426">426</a>.</li> +<li class="isub1">Samos <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_36">36</a> f. <a href="#Page_51">51</a>.</li> +<li class="isub1">Sancho d. Gr. <a href="#Page_171">171</a>.</li> +<li class="isub2">S.Germano F. <a href="#Page_187">187</a>.</li> +<li class="isub2">St. Gotthard S. <a href="#Page_266">266</a>.</li> +<li class="isub2">St. Jakob S. <a href="#Page_205">205</a>.</li> +<li class="isub2">S.Stefano F. <a href="#Page_400">400</a>.</li> +<li class="isub2">S.Vincent S. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub2">St. Germain F. <a href="#Page_263">263</a>.</li> +<li class="isub2">St. Privat S. <a href="#Page_384">384</a>.</li> +<li class="isub2">St. Quentin S. <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_387">387</a>.</li> +<li class="isub1">Sansibar <a href="#Page_407">407</a>. <a href="#Page_425">425</a>.</li> +<li class="isub1">Saragossa <a href="#Page_194">194</a>. <a href="#Page_214">214</a>, Bl. <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_328">328</a>.</li> +<li class="isub1">Saratoga Kapit. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub1">Sardes <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_40">40</a>. <a href="#Page_52">52</a>.</li> +<li class="isub1">Sardinien <a href="#Page_14">14</a>. <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_274">274</a>.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_277">277</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_362">362</a>. <a href="#Page_366">366</a>. <a href="#Page_369">369</a>.</li> +<li class="isub1">Sasbach S. <a href="#Page_263">263</a>.</li> +<li class="isub1">Sassaniden <a href="#Page_17">17</a>. <a href="#Page_133">133</a>. <a href="#Page_147">147</a>.</li> +<li class="isub1">Saturninus <a href="#Page_104">104</a>.</li> +<li class="isub1">Savonarola <a href="#Page_240">240</a>.</li> +<li class="isub1">Savoyen <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_253">253</a>. <a href="#Page_272">272</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_278">278</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub1">Scharnhorst <a href="#Page_326">326</a>.<a href="#Page_329">329</a>.<a href="#Page_334">334</a>.</li> +<li class="isub1">Schießpulver <a href="#Page_221">221</a>.</li> +<li class="isub1">Schill <a href="#Page_326">326</a>. <a href="#Page_330">330</a>.</li> +<li class="isub1">Schiller <a href="#Page_291">291</a>.</li> +<li class="isub1">Schipka-Paß <a href="#Page_400">400</a>.</li> +<li class="isub1">Schlesien <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_280">280</a>. <a href="#Page_284">284</a> +bis <a href="#Page_289">289</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_376">376</a>. <a href="#Page_432">432</a>.</li> +<li class="isub1">Schlesische Kr. <a href="#Page_280">280</a>. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_285">285</a>.</li> +<li class="isub1">Schleswig <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_276">276</a> f. <a href="#Page_292">292</a>, <a href="#Page_373">373</a>.</li> +<li class="isub2">— -Holstein <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_250">250</a>. <a href="#Page_268">268</a>. <a href="#Page_360">360</a> f. <a href="#Page_372">372</a>–<a href="#Page_374">374</a>. <a href="#Page_379">379</a>. <a href="#Page_433">433</a></li> +<li class="isub1">Schmalkald. B. <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub2">— Kr. <a href="#Page_232">232</a>.</li> +<li class="isub1">Scholastik <a href="#Page_178">178</a>.</li> +<li class="isub1">Schönbrunn <a href="#Page_324">324</a>, V. <a href="#Page_323">323</a>.</li> +<li class="isub1">Schonen <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_268">268</a>.</li> +<li class="isub1">Schottland <a href="#Page_142">142</a>.<a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_212">212</a> f. <a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_247">247</a>–<a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_270">270</a>. <a href="#Page_299">299</a> f.</li> +<li class="isub1">Schwaben Hz. <a href="#Page_158">158</a>–<a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_164">164</a> f. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_183">183</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_435">435</a>.</li> +<li class="isub1">Schwab. Bund <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_226">226</a>. <a href="#Page_231">231</a>.</li> +<li class="isub1">Schwarzenberg, brdb. <span class="pagenum"><a name="Page_454" id="Page_454">[454]</a></span>Min. <a href="#Page_430">430</a>.</li> +<li class="isub1">Schwarzenberg, östr. Gen. <a href="#Page_332">332</a>. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_337">337</a>–<a href="#Page_338">338</a>.</li> +<li class="isub2">— östr. Min. <a href="#Page_360">360</a>.</li> +<li class="isub1">Schwarzer Tod <a href="#Page_199">199</a>.</li> +<li class="isub1">Schweden <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_249">249</a> f. <a href="#Page_256">256</a>–<a href="#Page_261">261</a>. <a href="#Page_263">263</a>. <a href="#Page_267">267</a> f. <a href="#Page_274">274</a>–<a href="#Page_277">277</a>. <a href="#Page_286">286</a>. <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_332">332</a>. <a href="#Page_334">334</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_363">363</a>. <a href="#Page_411">411</a>. <a href="#Page_431">431</a>.</li> +<li class="isub1">Schweiz <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_197">197</a>. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_316">316</a> f. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_354">354</a>. <a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_388">388</a>. <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Schwerin, Gen. <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_286">286</a>.</li> +<li class="isub1">Schwiebus <a href="#Page_281">281</a>. <a href="#Page_431">431</a>.</li> +<li class="isub1">Scipio <a href="#Page_84">84</a>. <a href="#Page_89">89</a>–<a href="#Page_91">91</a>, St. <a href="#Page_97">97</a>.</li> +<li class="isub2">— Afr. <a href="#Page_90">90</a>. <a href="#Page_92">92</a>–<a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_96">96</a> f. <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub2">— Aemil. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_100">100</a> f.</li> +<li class="isub1">Sebastian K. v. Port. <a href="#Page_245">245</a>.</li> +<li class="isub1">Secessio pl. <a href="#Page_77">77</a>. <a href="#Page_79">79</a>.</li> +<li class="isub1">Sedan S. <a href="#Page_384">384</a>.</li> +<li class="isub1">Seeneutralität <a href="#Page_297">297</a>. <a href="#Page_319">319</a>.</li> +<li class="isub1">Seeräuber Kr. <a href="#Page_107">107</a> f.</li> +<li class="isub1">Seisachtheia <a href="#Page_34">34</a>.</li> +<li class="isub1">Seldschuken <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_174">174</a>.</li> +<li class="isub1">Seleukiden <a href="#Page_65">65</a>.</li> +<li class="isub1">Sellasia S. <a href="#Page_68">68</a>.</li> +<li class="isub1">Sempach S. <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Sena Gallica <a href="#Page_85">85</a>. S. <a href="#Page_93">93</a>.</li> +<li class="isub1">Senat <a href="#Page_72">72</a>. <a href="#Page_76">76</a>. <a href="#Page_81">81</a>. <a href="#Page_86">86</a> f. <a href="#Page_91">91</a>. <a href="#Page_96">96</a> f. <a href="#Page_101">101</a>–<a href="#Page_107">107</a>. <a href="#Page_110">110</a> f. <a href="#Page_113">113</a> f. <a href="#Page_117">117</a> f. <a href="#Page_122">122</a>. <a href="#Page_125">125</a>. <a href="#Page_130">130</a>. <a href="#Page_135">135</a>.</li> +<li class="isub2">— frz. <a href="#Page_318">318</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_338">338</a>. <a href="#Page_355">355</a>. <a href="#Page_403">403</a>.</li> +<li class="isub1">Seneca <a href="#Page_127">127</a>. <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Seneffe S. <a href="#Page_263">263</a>.</li> +<li class="isub1">Sentinum S. <a href="#Page_85">85</a>.</li> +<li class="isub1">Septim. Sev. Ks. <a href="#Page_132">132</a>.</li> +<li class="isub1">Serbien <a href="#Page_148">148</a>. <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_218">218</a>. <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_399">399</a>–<a href="#Page_401">401</a>. <a href="#Page_414">414</a>.</li> +<li class="isub1">Sertorius <a href="#Page_107">107</a>.</li> +<li class="isub1">Serv. Tullius <a href="#Page_72">72</a> f.</li> +<li class="isub1">Sebastopol Bl. <a href="#Page_366">366</a> f.</li> +<li class="isub1">Seydlitz <a href="#Page_287">287</a> f.</li> +<li class="isub1">Sforza H. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_235">235</a>.</li> +<li class="isub1">Shakespeare <a href="#Page_246">246</a>.</li> +<li class="isub1">Siam <a href="#Page_368">368</a>. <a href="#Page_404">404</a>. <a href="#Page_409">409</a>. <a href="#Page_420">420</a>.</li> +<li class="isub1">Sibirien <a href="#Page_250">250</a>. <a href="#Page_295">295</a> f. <a href="#Page_402">402</a>.</li> +<li class="isub1">Sicilien <a href="#Page_13">13</a> f. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_41">41</a>. <a href="#Page_50">50</a>. <a href="#Page_67">67</a> f. <a href="#Page_87">87</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_92">92</a>. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_115">115</a>. <a href="#Page_119">119</a>. <a href="#Page_122">122</a>;</li> +<li class="isub1">im Mittelalter <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_175">175</a>;</li> +<li class="isub2">in der Neuzeit <a href="#Page_305">305</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_363">363</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_211">211</a>. <a href="#Page_274">274</a>. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_342">342</a>.</li> +<li class="isub1">Sickingen <a href="#Page_228">228</a>.</li> +<li class="isub1">Siebenbürgen <a href="#Page_129">129</a>. <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_250">250</a>. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_357">357</a>.</li> +<li class="isub1">Siebenj. Kr. <a href="#Page_285">285</a>–<a href="#Page_289">289</a>.</li> +<li class="isub1">Sieben Weise <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub1">Sievershausen S. <a href="#Page_233">233</a>.</li> +<li class="isub1">Sigismund Ks. <a href="#Page_203">203</a> f. <a href="#Page_217">217</a> f. <a href="#Page_428">428</a>.</li> +<li class="isub2">— K. v. Polen <a href="#Page_250">250</a> f.</li> +<li class="isub1">Silvester II. P. <a href="#Page_163">163</a>.</li> +<li class="isub1">Simon v. Montfort <a href="#Page_191">191</a>. <a href="#Page_193">193</a>.</li> +<li class="isub1">Simonie <a href="#Page_166">166</a>.</li> +<li class="isub1">Sirmium <a href="#Page_129">129</a>. <a href="#Page_135">135</a> f.</li> +<li class="isub1">Sixtus V. P. <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Sklavenkr. <a href="#Page_100">100</a>. <a href="#Page_107">107</a>.</li> +<li class="isub1">Skopas <a href="#Page_69">69</a>.</li> +<li class="isub1">Skythen <a href="#Page_10">10</a>. <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_18">18</a>. <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_61">61</a>.</li> +<li class="isub1">Slaven <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_170">170</a>.</li> +<li class="isub1">Sluys S. <a href="#Page_207">207</a>.</li> +<li class="isub1">Soissons <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_385">385</a>, S. <a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub1">Sokrates <a href="#Page_47">47</a>. <a href="#Page_53">53</a>. <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Solferino S. <a href="#Page_369">369</a>.</li> +<li class="isub1">Soliman <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_230">230</a>–<a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_251">251</a>.</li> +<li class="isub1">Solon <a href="#Page_34">34</a> f.</li> +<li class="isub1">Soor S. <a href="#Page_284">284</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub1">Sophisten <a href="#Page_47">47</a>. <a href="#Page_50">50</a>.</li> +<li class="isub1">Sophokles <a href="#Page_47">47</a>.</li> +<li class="isub1">Sophoniba <a href="#Page_93">93</a>.</li> +<li class="isub1">Sorbonne <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub1">Sozialdemokr. <a href="#Page_393">393</a>.</li> +<li class="isub1">Spanien <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_91">91</a> bis <a href="#Page_93">93</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_94">94</a>. <a href="#Page_98">98</a> f. <a href="#Page_106">106</a>. <a href="#Page_110">110</a>. <a href="#Page_113">113</a>. <a href="#Page_114">114</a>. <a href="#Page_117">117</a>. <a href="#Page_122">122</a> f. <a href="#Page_127">127</a>. <a href="#Page_129">129</a>. <a href="#Page_134">134</a>. <a href="#Page_135">135</a>;</li> +<li class="isub1">im Mittelalter <a href="#Page_141">141</a> f. <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_171">171</a>. <a href="#Page_194">194</a>.</li> +<li class="isub2">— Kgr. <a href="#Page_214">214</a>. <a href="#Page_221">221</a>. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_234">234</a>. <a href="#Page_241">241</a>–<a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_261">261</a> f. <a href="#Page_270">270</a>. <a href="#Page_278">278</a>. <a href="#Page_299">299</a>. <a href="#Page_303">303</a>. <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_327">327</a> f. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_363">363</a>. <a href="#Page_413">413</a> f.</li> +<li class="isub1">Span. Erbf.-Kr. <a href="#Page_272">272</a>–<a href="#Page_274">274</a>.</li> +<li class="isub1">Sparta <a href="#Page_24">24</a>. <a href="#Page_27">27</a>–<a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_37">37</a> bis <a href="#Page_45">45</a>. <a href="#Page_47">47</a>–<a href="#Page_50">50</a>. <a href="#Page_68">68</a>. <a href="#Page_95">95</a>.</li> +<li class="isub1">Spartacus <a href="#Page_107">107</a>.</li> +<li class="isub1">Speier <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_382">382</a>, Rchst. <a href="#Page_229">229</a> f.</li> +<li class="isub1">Spichern S. <a href="#Page_383">383</a>.</li> +<li class="isub1">Spinoza <a href="#Page_244">244</a>.</li> +<li class="isub1">Städtebünde, griech. <a href="#Page_28">28</a>. <a href="#Page_33">33</a>. <a href="#Page_43">43</a>. <a href="#Page_45">45</a>.</li> +<li class="isub2">— deutsche <a href="#Page_200">200</a>–<a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Stadtlohn S. <a href="#Page_254">254</a>.</li> +<li class="isub1">Stanislaus Lesc. <a href="#Page_275">275</a> f. <a href="#Page_279">279</a> f.</li> +<li class="isub2">— Poniat. <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_297">297</a>.</li> +<li class="isub1">Stanley <a href="#Page_407">407</a>.</li> +<li class="isub1">Stedinger <a href="#Page_188">188</a>.</li> +<li class="isub1">Steiermark <a href="#Page_123">123</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_253">253</a>.</li> +<li class="isub1">Stein <a href="#Page_328">328</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_364">364</a>.</li> +<li class="isub1">Sten Sture <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub1">Stephan II. P. <a href="#Page_150">150</a>.</li> +<li class="isub2">— Bathory <a href="#Page_250">250</a>.</li> +<li class="isub1">Stephan v. Blois <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub2">— d. Heilige <a href="#Page_163">163</a>. <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub1">Stettin <a href="#Page_256">256</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_276">276</a> f. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_396">396</a>. <a href="#Page_431">431</a> f.</li> +<li class="isub1">Stilicho <a href="#Page_138">138</a>. <a href="#Page_140">140</a> f.</li> +<li class="isub1">Stockholm <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_215">215</a>. <a href="#Page_249">249</a>. <a href="#Page_294">294</a>, F. <a href="#Page_277">277</a>.</li> +<li class="isub1">Stössel <a href="#Page_423">423</a>.</li> +<li class="isub1">Stoiker <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_131">131</a>.</li> +<li class="isub1">Strafford <a href="#Page_248">248</a>.</li> +<li class="isub1">Stralsund <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_330">330</a>. <a href="#Page_431">431</a>, Bl. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_276">276</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_201">201</a>.</li> +<li class="isub1">Straßburg <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_155">155</a>. <a href="#Page_190">190</a>, <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_231">231</a> f. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_260">260</a>;</li> +<li class="isub2">an Frankr. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_343">343</a>. <a href="#Page_353">353</a>;</li> +<li class="isub2">wied. deutsch <a href="#Page_385">385</a>. <a href="#Page_438">438</a>.</li> +<li class="isub1">Strelitzen <a href="#Page_269">269</a>.</li> +<li class="isub1">Struensee <a href="#Page_292">292</a>.</li> +<li class="isub1">Stuart H. <a href="#Page_212">212</a>. <a href="#Page_245">245</a>. <a href="#Page_246">246</a> f. <a href="#Page_270">270</a>. <a href="#Page_299">299</a>.</li> +<li class="isub1">Südamer. Rep. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_417">417</a>.</li> +<li class="isub1">Sueben <a href="#Page_111">111</a>. <a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_138">138</a> f. <a href="#Page_141">141</a>. <a href="#Page_145">145</a>.</li> +<li class="isub1">Suez-Kanal <a href="#Page_406">406</a>. <a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub1">Suger <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub1">Sulla <a href="#Page_103">103</a>–<a href="#Page_107">107</a>.</li> +<li class="isub1">Sully <a href="#Page_238">238</a>.</li> +<li class="isub1">Sulpicius <a href="#Page_105">105</a>.</li> +<li class="isub1">Sundzoll <a href="#Page_250">250</a>. <a href="#Page_277">277</a>. <a href="#Page_368">368</a>.</li> +<li class="isub1">Susa <a href="#Page_7">7</a> f. <a href="#Page_10">10</a>. <a href="#Page_19">19</a> f. <a href="#Page_45">45</a>. <a href="#Page_56">56</a>. <a href="#Page_60">60</a>.</li> +<li class="isub1">Sutri <a href="#Page_165">165</a>.</li> +<li class="isub1">Suworow <a href="#Page_297">297</a>. <a href="#Page_317">317</a> f.</li> +<li class="isub1">Syagrius <a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub1">Sybaris <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_46">46</a>.</li> +<li class="isub1">Sybota S. <a href="#Page_47">47</a>.</li> +<li class="isub1">Sykophanten <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Syphax <a href="#Page_91">91</a>. <a href="#Page_93">93</a>.</li> +<li class="isub1">Syrakus <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_50">50</a>. <a href="#Page_67">67</a> f. <a href="#Page_86">86</a> f. <a href="#Page_92">92</a>. <a href="#Page_120">120</a>.</li> +<li class="isub1">Syrien <a href="#Page_5">5</a>. <a href="#Page_8">8</a>–<a href="#Page_10">10</a>. <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_95">95</a>. <a href="#Page_97">97</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_113">113</a>. <a href="#Page_118">118</a> f. <a href="#Page_122">122</a> f. <a href="#Page_125">125</a>. <a href="#Page_129">129</a>. <a href="#Page_132">132</a> f.;</li> +<li class="isub2">im Mittelalter <a href="#Page_149">149</a>. <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_219">219</a>;</li> +<li class="isub2">in der Neuzeit <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_353">353</a>.</li> +<li class="isub1">Syrischer Kr. <a href="#Page_95">95</a>.</li> +<li class="isub1">Szigeth <a href="#Page_250">250</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>T.</b></li> + +<li class="isub1">Taboriten <a href="#Page_205">205</a>.</li> +<li class="isub1">Tacitus <a href="#Page_128">128</a>. <a href="#Page_131">131</a> f., Ks. <a href="#Page_134">134</a>.</li> +<li class="isub1">Tagliacozzo S. <a href="#Page_190">190</a>.</li> +<li class="isub1">Talavera S. <a href="#Page_328">328</a>.</li> +<li class="isub1">Talbot <a href="#Page_209">209</a>.</li> +<li class="isub1">Talleyrand <a href="#Page_318">318</a>. <a href="#Page_338">338</a>. <a href="#Page_340">340</a>.</li> +<li class="isub1">Tanagra S. <a href="#Page_44">44</a>.</li> +<li class="isub1">Tankred <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_173">173</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Lecce <a href="#Page_185">185</a>.</li> +<li class="isub1">Tannenberg S. <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub1">Tarent <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_85">85</a> f. <a href="#Page_92">92</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_455" id="Page_455">[455]</a></span></li> +<li class="isub1">Targowitz <a href="#Page_298">298</a>.</li> +<li class="isub1">Tarquinius <a href="#Page_72">72</a> f. <a href="#Page_75">75</a> f.</li> +<li class="isub1">Tassilo <a href="#Page_152">152</a>.</li> +<li class="isub1">Tasso <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Tauroggen V. <a href="#Page_333">333</a>.</li> +<li class="isub1">Telegraph <a href="#Page_344">344</a>.</li> +<li class="isub1">Teil <a href="#Page_197">197</a>.</li> +<li class="isub1">Tempelherren <a href="#Page_178">178</a>. <a href="#Page_207">207</a>.</li> +<li class="isub1">Terentius <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub2">— Varro <a href="#Page_90">90</a>. <a href="#Page_114">114</a>. <a href="#Page_121">121</a>.</li> +<li class="isub1">Teschen <a href="#Page_281">281</a>, F. <a href="#Page_290">290</a>.</li> +<li class="isub1">Testakte <a href="#Page_270">270</a> f. <a href="#Page_348">348</a>.</li> +<li class="isub1">Testri S. <a href="#Page_147">147</a>.</li> +<li class="isub1">Teutob. Wald S. <a href="#Page_124">124</a>.</li> +<li class="isub1">Teutonen <a href="#Page_103">103</a> f.</li> +<li class="isub1">Thales <a href="#Page_15">15</a>. <a href="#Page_38">38</a>.</li> +<li class="isub1">Thapsus S. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Theagenes <a href="#Page_33">33</a>.</li> +<li class="isub1">Theben <a href="#Page_3">3</a>–<a href="#Page_5">5</a>. <a href="#Page_25">25</a>. <a href="#Page_26">26</a>. <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_40">40</a>. <a href="#Page_42">42</a>. <a href="#Page_48">48</a>. <a href="#Page_53">53</a>–<a href="#Page_59">59</a>. <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub1">Themistokles <a href="#Page_39">39</a>–<a href="#Page_43">43</a>.</li> +<li class="isub1">Theoderich d. Gr. <a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub1">Theodosius Ks. <a href="#Page_137">137</a>. <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Theophano <a href="#Page_162">162</a> f.</li> +<li class="isub1">Theramenes <a href="#Page_51">51</a>. <a href="#Page_53">53</a>.</li> +<li class="isub1">Thermopylä <a href="#Page_58">58</a>, S. <a href="#Page_40">40</a>. <a href="#Page_67">67</a>. <a href="#Page_95">95</a>.</li> +<li class="isub1">Theron <a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_41">41</a>.</li> +<li class="isub1">Theseus <a href="#Page_25">25</a> f.</li> +<li class="isub1">Thessalien <a href="#Page_27">27</a>. <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_40">40</a>. <a href="#Page_48">48</a>. <a href="#Page_55">55</a>. <a href="#Page_56">56</a>. <a href="#Page_68">68</a> f. <a href="#Page_95">95</a>. <a href="#Page_115">115</a>. <a href="#Page_401">401</a>.</li> +<li class="isub1">Thessalonike <a href="#Page_64">64</a>. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_115">115</a>. <a href="#Page_137">137</a>.</li> +<li class="isub1">Thiers <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_364">364</a>. <a href="#Page_385">385</a> f. <a href="#Page_390">390</a>.</li> +<li class="isub1">Thomas v. Aquino <a href="#Page_178">178</a>.</li> +<li class="isub2">— Becket <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub1">Thomasius <a href="#Page_267">267</a>.</li> +<li class="isub1">Thorn <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_227">227</a>, F. <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub1">Thrakien <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_38">38</a>. <a href="#Page_45">45</a>. <a href="#Page_49">49</a>. <a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_55">55</a>. <a href="#Page_57">57</a>. <a href="#Page_63">63</a>. <a href="#Page_95">95</a>;</li> +<li class="isub2">röm. Prov. <a href="#Page_126">126</a>. <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Thrasybulos <a href="#Page_52">52</a>. <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Thukydides <a href="#Page_46">46</a> f. <a href="#Page_49">49</a>.</li> +<li class="isub1">Thurii <a href="#Page_46">46</a>. <a href="#Page_66">66</a>. <a href="#Page_85">85</a>.</li> +<li class="isub1">Thüringen <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_145">145</a>. <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_286">286</a>. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_435">435</a>. <a href="#Page_436">436</a>. <a href="#Page_438">438</a>.</li> +<li class="isub1">Thurn <a href="#Page_253">253</a>.</li> +<li class="isub1">Tiberius Ks. <a href="#Page_123">123</a>–<a href="#Page_126">126</a>.</li> +<li class="isub1">Tibet <a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub1">Ticinus S. <a href="#Page_90">90</a>.</li> +<li class="isub1">Tigranes <a href="#Page_65">65</a>. <a href="#Page_108">108</a>. <a href="#Page_123">123</a>.</li> +<li class="isub1">Tilly <a href="#Page_254">254</a>–<a href="#Page_257">257</a>.</li> +<li class="isub1">Tilsit F. <a href="#Page_326">326</a>.</li> +<li class="isub1">Timoleon <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub1">Timur <a href="#Page_218">218</a> f.</li> +<li class="isub1">Tirol <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_198">198</a>. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_273">273</a>. <a href="#Page_315">315</a>. <a href="#Page_329">329</a>. <a href="#Page_340">340</a>.</li> +<li class="isub1">Tissaphernes <a href="#Page_51">51</a>. <a href="#Page_54">54</a>.</li> +<li class="isub1">Titus Ks. <a href="#Page_128">128</a> f.</li> +<li class="isub1">Tizian <a href="#Page_241">241</a>.</li> +<li class="isub1">Togo <a href="#Page_408">408</a>. <a href="#Page_423">423</a>. <a href="#Page_426">426</a>.</li> +<li class="isub1">Tököly <a href="#Page_266">266</a>.</li> +<li class="isub1">Tolentino F. <a href="#Page_315">315</a>.</li> +<li class="isub1">Tolosa <a href="#Page_141">141</a>. S. <a href="#Page_194">194</a>.</li> +<li class="isub1">Tonking <a href="#Page_404">404</a>.</li> +<li class="isub1">Torgau <a href="#Page_337">337</a>, S. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_288">288</a>.</li> +<li class="isub1">Tories <a href="#Page_271">271</a>. <a href="#Page_299">299</a>.</li> +<li class="isub1">Torstenson <a href="#Page_259">259</a>.</li> +<li class="isub1">Toskana (Tuscien) <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_179">179</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_319">319</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_362">362</a>. <a href="#Page_370">370</a>.</li> +<li class="isub1">Totila <a href="#Page_144">144</a> f.</li> +<li class="isub1">Toulouse <a href="#Page_141">141</a>. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_191">191</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_339">339</a>.</li> +<li class="isub1">Tours <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_385">385</a>, S. <a href="#Page_150">150</a>.</li> +<li class="isub1">Trafalgar S. <a href="#Page_323">323</a>.</li> +<li class="isub1">Trajan Ks. <a href="#Page_129">129</a> f.</li> +<li class="isub1">Transvaal <a href="#Page_406">406</a>. <a href="#Page_407">407</a> f.</li> +<li class="isub1">Trapezunt <a href="#Page_31">31</a>. <a href="#Page_176">176</a>.</li> +<li class="isub1">Trasim. See S. <a href="#Page_90">90</a>.</li> +<li class="isub1">Trautenau S. <a href="#Page_376">376</a>.</li> +<li class="isub1">Travendal F. <a href="#Page_275">275</a>.</li> +<li class="isub1">Trebia S. <a href="#Page_90">90</a>. <a href="#Page_317">317</a>.</li> +<li class="isub1">Trelleborg <a href="#Page_411">411</a>.</li> +<li class="isub1">Treuga Dei <a href="#Page_169">169</a>;</li> +<li class="isub1">Tribunat <a href="#Page_77">77</a>–<a href="#Page_79">79</a>. <a href="#Page_101">101</a> f. <a href="#Page_104">104</a>–<a href="#Page_106">106</a>. <a href="#Page_117">117</a>.</li> +<li class="isub2">— in Fr. <a href="#Page_318">318</a>. <a href="#Page_321">321</a>.</li> +<li class="isub1">Tribur <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_164">164</a>.</li> +<li class="isub1">Tribus <a href="#Page_75">75</a>. <a href="#Page_77">77</a>.</li> +<li class="isub1">Trident. Konz. <a href="#Page_232">232</a> f.</li> +<li class="isub1">Trier <a href="#Page_135">135</a>. <a href="#Page_150">150</a>. <a href="#Page_382">382</a>, Erzb. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_196">196</a>, Kf. <a href="#Page_200">200</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_228">228</a>. <a href="#Page_264">264</a>. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Trierarchie <a href="#Page_39">39</a>.</li> +<li class="isub1">Trifanum S. <a href="#Page_83">83</a>.</li> +<li class="isub1">Trifels <a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_182">182</a>.</li> +<li class="isub1">Triumvirat <a href="#Page_111">111</a>. <a href="#Page_118">118</a>.</li> +<li class="isub1">Troja <a href="#Page_23">23</a>. <a href="#Page_27">27</a>.</li> +<li class="isub1">Troppau <a href="#Page_281">281</a>, Ko. <a href="#Page_345">345</a>.</li> +<li class="isub1">Troubadours <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub1">Tschesme S. <a href="#Page_296">296</a>.</li> +<li class="isub1">Tschingis Khan <a href="#Page_194">194</a>.</li> +<li class="isub1">Tudor H. <a href="#Page_214">214</a>. <a href="#Page_245">245</a>, St. <a href="#Page_246">246</a>.</li> +<li class="isub1">Tunis <a href="#Page_88">88</a>. <a href="#Page_177">177</a>. <a href="#Page_231">231</a>. <a href="#Page_404">404</a>.</li> +<li class="isub1">Turenne <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_261">261</a>–<a href="#Page_263">263</a>.</li> +<li class="isub1">Turgot <a href="#Page_307">307</a>.</li> +<li class="isub1">Turin <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_339">339</a>, S. <a href="#Page_136">136</a>. <a href="#Page_273">273</a>.</li> +<li class="isub1">Türken, Türkei <a href="#Page_172">172</a>. <a href="#Page_219">219</a> f. <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_317">317</a>. <a href="#Page_320">320</a>. <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_365">365</a>–<a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_400">400</a>. <a href="#Page_415">415</a> f.</li> +<li class="isub1">Türkenkr., österr. <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_251">251</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_278">278</a>. <a href="#Page_297">297</a>.</li> +<li class="isub2">— russ. <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_295">295</a>. <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_332">332</a>. <a href="#Page_347">347</a>. <a href="#Page_365">365</a>. <a href="#Page_399">399</a> f.</li> +<li class="isub2">— venetian. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_240">240</a>. <a href="#Page_304">304</a>.</li> +<li class="isub1">Tyrannis <a href="#Page_29">29</a>. <a href="#Page_32">32</a> f. <a href="#Page_36">36</a>–<a href="#Page_37">37</a>. <a href="#Page_67">67</a>.</li> +<li class="isub1">Tyrtaios <a href="#Page_32">32</a>. <a href="#Page_37">37</a>.</li> +<li class="isub1">Tyrus <a href="#Page_9">9</a>–<a href="#Page_11">11</a>. <a href="#Page_13">13</a> f. <a href="#Page_60">60</a>. <a href="#Page_95">95</a>. <a href="#Page_174">174</a>. <a href="#Page_177">177</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>U.</b></li> + +<li class="isub1">Uganda <a href="#Page_407">407</a>. <a href="#Page_425">425</a>.</li> +<li class="isub1">Ulfila <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Ulm <a href="#Page_164">164</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_201">201</a> f. <a href="#Page_232">232</a>. <a href="#Page_340">340</a>, Kapit. <a href="#Page_323">323</a>.</li> +<li class="isub1">Ulpianus <a href="#Page_133">133</a>.</li> +<li class="isub1">Ulrich v. Würt. <a href="#Page_202">202</a>. <a href="#Page_231">231</a>.</li> +<li class="isub1">Ungarn <a href="#Page_157">157</a>–<a href="#Page_160">160</a>, Kgr. <a href="#Page_163">163</a>–<a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_173">173</a>. <a href="#Page_175">175</a>. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_217">217</a>. <a href="#Page_225">225</a>. <a href="#Page_230">230</a> f. <a href="#Page_253">253</a>. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_329">329</a>. <a href="#Page_357">357</a> f. <a href="#Page_397">397</a> f.</li> +<li class="isub1">Union, deutsche <a href="#Page_359">359</a>.</li> +<li class="isub2">— ev. <a href="#Page_345">345</a>. <a href="#Page_433">433</a>.</li> +<li class="isub2">— prot. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_254">254</a>.</li> +<li class="isub1">Unstrut S. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_166">166</a>.</li> +<li class="isub1">Urban II. P. <a href="#Page_167">167</a>. <a href="#Page_173">173</a>.</li> +<li class="isub1">Utica <a href="#Page_13">13</a>. <a href="#Page_98">98</a>. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Utraquisten <a href="#Page_204">204</a> f.</li> +<li class="isub1">Utrecht <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_243">243</a>, F. <a href="#Page_274">274</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>V.</b></li> + +<li class="isub1">Vadimon. See S. <a href="#Page_84">84</a>.</li> +<li class="isub1">Valens Ks. <a href="#Page_137">137</a>. <a href="#Page_140">140</a>.</li> +<li class="isub1">Valentinian Ks. <a href="#Page_137">137</a> f.</li> +<li class="isub1">Valerius Corvus <a href="#Page_82">82</a>.</li> +<li class="isub2">— Poplicola <a href="#Page_75">75</a>.</li> +<li class="isub1">Valmy S. <a href="#Page_313">313</a>.</li> +<li class="isub1">Valois H. <a href="#Page_207">207</a>.</li> +<li class="isub1">Vandalen <a href="#Page_139">139</a>. <a href="#Page_141">141</a>–<a href="#Page_144">144</a>.</li> +<li class="isub1">Varna <a href="#Page_366">366</a>, S. <a href="#Page_218">218</a> f.</li> +<li class="isub1">Varus <a href="#Page_124">124</a>.</li> +<li class="isub1">Vasallen <a href="#Page_146">146</a>. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_169">169</a>. <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub1">Vasco de Gama <a href="#Page_222">222</a>.</li> +<li class="isub1">Vatikan. Konz. <a href="#Page_381">381</a>.</li> +<li class="isub1">Veii <a href="#Page_72">72</a>. <a href="#Page_80">80</a>.</li> +<li class="isub1">Vendée <a href="#Page_310">310</a>.</li> +<li class="isub1">Venedig <a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_175">175</a>–<a href="#Page_176">176</a>. <a href="#Page_179">179</a> f. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_235">235</a>. <a href="#Page_239">239</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_315">315</a> f. <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_379">379</a>.</li> +<li class="isub1">Vercellae S. <a href="#Page_104">104</a>.</li> +<li class="isub1">Vercingetorix <a href="#Page_112">112</a> f.</li> +<li class="isub1">Verden <a href="#Page_152">152</a> f. <a href="#Page_255">255</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_277">277</a> f.</li> +<li class="isub1">Verdun <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_236">236</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_313">313</a>. <a href="#Page_383">383</a>. <a href="#Page_385">385</a>, V. <a href="#Page_155">155</a>.</li> +<li class="isub1">Verein. Staaten <a href="#Page_301">301</a> f. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_370">370</a>. <a href="#Page_407">407</a> f. <a href="#Page_416">416</a> bis <a href="#Page_419">419</a>. <a href="#Page_420">420</a> f. <a href="#Page_426">426</a>.</li> +<li class="isub1">Vergilius <a href="#Page_122">122</a>.</li> +<li class="isub1">Virginia <a href="#Page_79">79</a>.</li> +<li class="isub1">Verona <a href="#Page_144">144</a>. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_304">304</a>. <a href="#Page_369">369</a>, Ko. <a href="#Page_345">345</a>.</li> +<li class="isub1">Versailles <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_307">307</a>. <a href="#Page_389">389</a>–<a href="#Page_392">392</a>, F. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub1">Vesontio S. <a href="#Page_111">111</a>.</li> +<li class="isub1">Vespasian Ks. <a href="#Page_128">128</a>.</li> +<li class="isub1">Vesuv <a href="#Page_128">128</a>. <a href="#Page_412">412</a>, S. <a href="#Page_83">83</a>. <a href="#Page_144">144</a>.</li> +<li class="isub1">Via Aemilia <a href="#Page_94">94</a>.</li> +<li class="isub2">— Appia <a href="#Page_84">84</a>. <a href="#Page_86">86</a>. <a href="#Page_113">113</a>.</li> +<li class="isub1">Vienne <a href="#Page_208">208</a>, Konz. <a href="#Page_168">168</a>. <a href="#Page_178">178</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_456" id="Page_456">[456]</a></span></li> +<li class="isub1">Viktor Eman. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_366">366</a>. <a href="#Page_369">369</a> f. <a href="#Page_379">379</a>. <a href="#Page_411">411</a> f.</li> +<li class="isub1">Viktoria K. v. E. <a href="#Page_353">353</a>. <a href="#Page_406">406</a> +bis <a href="#Page_409">409</a>.</li> +<li class="isub1">Vilagos Kapit. <a href="#Page_358">358</a>.</li> +<li class="isub1">Villars <a href="#Page_274">274</a>.</li> +<li class="isub1">Vionville S. <a href="#Page_383">383</a>.</li> +<li class="isub1">Viriathus <a href="#Page_100">100</a>.</li> +<li class="isub1">Visconti H. <a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_210">210</a>.</li> +<li class="isub1">Vitalienbrüder <a href="#Page_215">215</a>.</li> +<li class="isub1">Vitellius Ks. <a href="#Page_127">127</a>.</li> +<li class="isub1">Vittoria S. <a href="#Page_337">337</a>.</li> +<li class="isub1">Völkerw. <a href="#Page_137">137</a>. <a href="#Page_140">140</a>–<a href="#Page_145">145</a>.</li> +<li class="isub1">Volsker <a href="#Page_70">70</a>. <a href="#Page_77">77</a> f. <a href="#Page_80">80</a>.</li> +<li class="isub1">Voltaire <a href="#Page_285">285</a>. <a href="#Page_306">306</a>.</li> +<li class="isub1">Vorbehalt, geistl. <a href="#Page_234">234</a>, <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_255">255</a>.</li> +<li class="isub1">Vossem F. <a href="#Page_263">263</a>.</li> +<li class="isub1">Voullon S. <a href="#Page_143">143</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>W.</b></li> + +<li class="isub1">Wachau S. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Wagram S. <a href="#Page_329">329</a>.</li> +<li class="isub1">Wahlstatt S. <a href="#Page_195">195</a>. <a href="#Page_335">335</a>.</li> +<li class="isub1">Wajirawudh <a href="#Page_420">420</a>.</li> +<li class="isub1">Walachei <a href="#Page_219">219</a>. <a href="#Page_278">278</a> f. <a href="#Page_296">296</a>. <a href="#Page_346">346</a>. <a href="#Page_366">366</a> f.</li> +<li class="isub1">Waldemar II. K. v. Dn. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_215">215</a>.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_215">215</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Br. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_427">427</a>.</li> +<li class="isub1">Waldenser <a href="#Page_191">191</a>.</li> +<li class="isub1">Waldersee <a href="#Page_421">421</a>.</li> +<li class="isub1">Waldstätte <a href="#Page_197">197</a>.</li> +<li class="isub1">Wales <a href="#Page_142">142</a>.</li> +<li class="isub1">Wallia <a href="#Page_141">141</a>.</li> +<li class="isub1">Wallenstein <a href="#Page_255">255</a>–<a href="#Page_258">258</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub1">Walpole <a href="#Page_299">299</a>.</li> +<li class="isub1">Walther v. d. V. <a href="#Page_186">186</a>.</li> +<li class="isub1">Warschau <a href="#Page_275">275</a>. <a href="#Page_298">298</a>. <a href="#Page_350">350</a>. <a href="#Page_360">360</a>, S. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_430">430</a>.</li> +<li class="isub2">— Hz. <a href="#Page_327">327</a>. <a href="#Page_330">330</a> f. <a href="#Page_341">341</a>.</li> +<li class="isub1">Wartburg <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_188">188</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_228">228</a>. <a href="#Page_345">345</a>.</li> +<li class="isub1">Wartenburg S. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Warwick <a href="#Page_214">214</a>, <a href="#Page_246">246</a>.</li> +<li class="isub1">Wasa H. <a href="#Page_249">249</a> f. <a href="#Page_267">267</a>.</li> +<li class="isub1">Washington <a href="#Page_301">301</a> f. <a href="#Page_321">321</a>. <a href="#Page_416">416</a>, V. <a href="#Page_418">418</a>.</li> +<li class="isub1">Waterloo S. <a href="#Page_342">342</a>.</li> +<li class="isub1">Wat Tyler <a href="#Page_212">212</a>.</li> +<li class="isub1">Watt <a href="#Page_344">344</a>.</li> +<li class="isub1">Wehlau V. <a href="#Page_267">267</a>. <a href="#Page_431">431</a>.</li> +<li class="isub1">Weimar <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_291">291</a>. <a href="#Page_325">325</a>. <a href="#Page_437">437</a>.</li> +<li class="isub1">Weinsberg S. <a href="#Page_180">180</a>.</li> +<li class="isub1">Weißenburg S. <a href="#Page_314">314</a>. <a href="#Page_383">383</a>.</li> +<li class="isub1">Weißer Berg S. <a href="#Page_254">254</a>;</li> +<li class="isub1">Welfen <a href="#Page_154">154</a>. <a href="#Page_157">157</a>. <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_179">179</a>–<a href="#Page_180">180</a>. <a href="#Page_182">182</a> f. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_437">437</a>, St. <a href="#Page_181">181</a>.</li> +<li class="isub1">Welfesholz S. <a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Wellington <a href="#Page_328">328</a>. <a href="#Page_331">331</a>. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_339">339</a>. <a href="#Page_342">342</a>. <a href="#Page_348">348</a>.</li> +<li class="isub1">Wenden <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_158">158</a>. <a href="#Page_160">160</a>. <a href="#Page_162">162</a>. <a href="#Page_180">180</a>.</li> +<li class="isub1">Wenzel Ks. <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Werder <a href="#Page_383">383</a>. <a href="#Page_385">385</a>. <a href="#Page_387">387</a> f.</li> +<li class="isub1">Westfalen <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_254">254</a>. <a href="#Page_287">287</a>. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_433">433</a>;</li> +<li class="isub2">Kgr. <a href="#Page_326">326</a> f. <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub1">Westfäl. F. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_273">273</a>.</li> +<li class="isub1">Westgoten <a href="#Page_139">139</a>–<a href="#Page_142">142</a>. <a href="#Page_143">143</a> f. <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Weström. Reich <a href="#Page_138">138</a>. <a href="#Page_141">141</a>. <a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub1">Wettin H. <a href="#Page_164">164</a>. <a href="#Page_179">179</a> f. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_204">204</a>. <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_233">233</a>. <a href="#Page_435">435</a>. <a href="#Page_437">437</a>;</li> +<li class="isub2">St. <a href="#Page_227">227</a>.</li> +<li class="isub1">Wetzlar <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_289">289</a>. <a href="#Page_320">320</a>.</li> +<li class="isub1">Whigs <a href="#Page_271">271</a>. <a href="#Page_273">273</a>. <a href="#Page_298">298</a>.</li> +<li class="isub1">Widukind <a href="#Page_152">152</a>. <a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Wiedertäufer <a href="#Page_229">229</a>. <a href="#Page_231">231</a>.</li> +<li class="isub1">Wien <a href="#Page_124">124</a>. <a href="#Page_131">131</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_253">253</a>. <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_266">266</a>. <a href="#Page_292">292</a>. <a href="#Page_323">323</a>. <a href="#Page_329">329</a>. <a href="#Page_355">355</a> f.;</li> +<li class="isub2">Bl. <a href="#Page_230">230</a>. <a href="#Page_266">266</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_279">279</a>. <a href="#Page_330">330</a>. <a href="#Page_374">374</a>. <a href="#Page_379">379</a> f.;</li> +<li class="isub2">Ko. <a href="#Page_340">340</a>, V. <a href="#Page_290">290</a>.</li> +<li class="isub1">Wikinger <a href="#Page_156">156</a>. <a href="#Page_170">170</a> f.</li> +<li class="isub1">Wilhelm I. K. v. E. <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_192">192</a>.</li> +<li class="isub2">— III. <a href="#Page_263">263</a>. <a href="#Page_265">265</a>. <a href="#Page_271">271</a> f.</li> +<li class="isub2">— IV. <a href="#Page_348">348</a>. <a href="#Page_351">351</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Holland <a href="#Page_189">189</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Oranien <a href="#Page_243">243</a> f.</li> +<li class="isub2">— K. d. Niederl. <a href="#Page_340">340</a>. <a href="#Page_410">410</a>.</li> +<li class="isub2">— I. K. v. Pr. <a href="#Page_355">355</a>. <a href="#Page_359">359</a>. <a href="#Page_367">367</a>. <a href="#Page_371">371</a>. <a href="#Page_376">376</a>. <a href="#Page_381">381</a>. <a href="#Page_384">384</a>.</li> +<li class="isub1">Deutscher Ks. <a href="#Page_390">390</a> bis <a href="#Page_395">395</a>. <a href="#Page_433">433</a> f.</li> +<li class="isub2">— II. <a href="#Page_396">396</a>. <a href="#Page_434">434</a>.</li> +<li class="isub2">— v. Schaumburg <a href="#Page_303">303</a>. <a href="#Page_438">438</a>.</li> +<li class="isub1">Willigis <a href="#Page_168">168</a>.</li> +<li class="isub1">Wimpfen S. <a href="#Page_254">254</a>.</li> +<li class="isub1">Winfried <a href="#Page_151">151</a>.</li> +<li class="isub1">Winkelried <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Winrich v. Kniprode <a href="#Page_217">217</a>.</li> +<li class="isub1">Wisby <a href="#Page_200">200</a> f.</li> +<li class="isub1">Wismar <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_277">277</a>.</li> +<li class="isub1">Wißmann <a href="#Page_425">425</a>.</li> +<li class="isub1">Witboi <a href="#Page_424">424</a> f.</li> +<li class="isub1">Wittelsbach H. <a href="#Page_184">184</a>. <a href="#Page_186">186</a>. <a href="#Page_189">189</a>. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_260">260</a>. <a href="#Page_289">289</a> f. <a href="#Page_434">434</a> f.</li> +<li class="isub1">Wittenberg <a href="#Page_227">227</a> f. <a href="#Page_232">232</a> f. <a href="#Page_337">337</a></li> +<li class="isub1">Wittstock S. <a href="#Page_258">258</a>.</li> +<li class="isub1">Witu <a href="#Page_407">407</a>. <a href="#Page_425">425</a>.</li> +<li class="isub1">Wladimir <a href="#Page_170">170</a>. <a href="#Page_216">216</a>.</li> +<li class="isub1">Wladislav <a href="#Page_183">183</a>. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_216">216</a>. <a href="#Page_218">218</a>. <a href="#Page_250">250</a>.</li> +<li class="isub1">Worringen S. <a href="#Page_190">190</a>.</li> +<li class="isub1">Worms <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_154">154</a> f. <a href="#Page_164">164</a>. <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_265">265</a>;</li> +<li class="isub2">Konk. <a href="#Page_168">168</a>;</li> +<li class="isub2">Rchst. <a href="#Page_161">161</a>. <a href="#Page_187">187</a>. <a href="#Page_224">224</a>. <a href="#Page_228">228</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_202">202</a>.</li> +<li class="isub1">Wörth S. <a href="#Page_383">383</a>.</li> +<li class="isub1">Wrangel <a href="#Page_259">259</a>. <a href="#Page_356">356</a>. <a href="#Page_361">361</a>.</li> +<li class="isub1">Wrede <a href="#Page_336">336</a> f.</li> +<li class="isub1">Wullenwever <a href="#Page_250">250</a>.</li> +<li class="isub1">Württemberg <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_201">201</a> f. <a href="#Page_206">206</a>. <a href="#Page_231">231</a> f. <a href="#Page_321">321</a>;</li> +<li class="isub2">Kgr. <a href="#Page_323">323</a> f. <a href="#Page_337">337</a>. <a href="#Page_341">341</a>. <a href="#Page_360">360</a>. <a href="#Page_375">375</a>. <a href="#Page_378">378</a>. <a href="#Page_382">382</a>. <a href="#Page_391">391</a>. <a href="#Page_435">435</a> f.</li> +<li class="isub1">Würzburg <a href="#Page_151">151</a>. <a href="#Page_190">190</a>. <a href="#Page_257">257</a>. <a href="#Page_324">324</a>. <a href="#Page_378">378</a>;</li> +<li class="isub2">Rchst. <a href="#Page_182">182</a>. <a href="#Page_185">185</a>.</li> +<li class="isub1">Wycliffe <a href="#Page_203">203</a>. <a href="#Page_212">212</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>X.</b></li> + +<li class="isub1">Xanten <a href="#Page_124">124</a>, V. <a href="#Page_252">252</a>. <a href="#Page_430">430</a>.</li> +<li class="isub1">Xanthippos <a href="#Page_39">39</a>. <a href="#Page_42">42</a> f.</li> +<li class="isub1">Xenophon <a href="#Page_54">54</a>. <a href="#Page_70">70</a>.</li> +<li class="isub1">Xeres de la Fr. S. <a href="#Page_149">149</a>.</li> +<li class="isub1">Xerxes <a href="#Page_20">20</a>. <a href="#Page_40">40</a> f.</li> +<li class="isub1">Ximenez <a href="#Page_241">241</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>Y.</b></li> + +<li class="isub1">York Gen. <a href="#Page_332">332</a> f. <a href="#Page_334">334</a> bis <a href="#Page_336">336</a>.</li> +<li class="isub2">— H. <a href="#Page_212">212</a>–<a href="#Page_214">214</a>.</li> +<li class="isub2">Hz. <a href="#Page_212">212</a>. <a href="#Page_271">271</a>. <a href="#Page_318">318</a>.</li> +<li class="isub1">Yorktown Kapit. <a href="#Page_301">301</a>.</li> +<li class="isub1">Ypsilanti <a href="#Page_346">346</a>.</li> + + +<li class="ifrst"><b>Z.</b></li> + +<li class="isub1">Zähringen H. <a href="#Page_166">166</a>. <a href="#Page_196">196</a>. <a href="#Page_436">436</a>.</li> +<li class="isub1">Zama S. <a href="#Page_93">93</a>.</li> +<li class="isub1">Zapolya <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub1">Zela S. <a href="#Page_116">116</a>.</li> +<li class="isub1">Zeno Ks. <a href="#Page_138">138</a>. <a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub1">Zenobia <a href="#Page_134">134</a>.</li> +<li class="isub1">Zenta S. <a href="#Page_266">266</a>.</li> +<li class="isub1">Zeven V. <a href="#Page_286">286</a>.</li> +<li class="isub1">Ziska <a href="#Page_205">205</a>.</li> +<li class="isub1">Zollverein <a href="#Page_351">351</a>. <a href="#Page_361">361</a>. <a href="#Page_380">380</a>.</li> +<li class="isub1">Zorndorf S. <a href="#Page_287">287</a>.</li> +<li class="isub1">Zriny <a href="#Page_251">251</a>.</li> +<li class="isub1">Zülpich S. <a href="#Page_143">143</a>.</li> +<li class="isub1">Zünfte <a href="#Page_201">201</a>. <a href="#Page_208">208</a>. <a href="#Page_210">210</a>. <a href="#Page_306">306</a>.</li> +<li class="isub1">Zürich <a href="#Page_165">165</a>. <a href="#Page_199">199</a>. <a href="#Page_205">205</a>. <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_230">230</a>;</li> +<li class="isub2">F. <a href="#Page_369">369</a>;</li> +<li class="isub2">S. <a href="#Page_317">317</a>.</li> +<li class="isub1">Zwingli <a href="#Page_227">227</a>. <a href="#Page_230">230</a>.</li> +<li class="isub1">Zwölf Tafeln <a href="#Page_78">78</a>. <a href="#Page_120">120</a>.</li></ul> + +</div> + + + + +<div class="footnotes"><h2 class="nobreak">Fussnoten</h2> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_1_1" id="Footnote_1_1"></a><a href="#FNanchor_1_1"><span class="label">[1]</span></a> Die Entzifferung der Hieroglyphen gelang zuerst dem +französischen Gelehrten <i>Champollion</i> 1822 mit Hilfe des 1799 +von Napoleons I. Soldaten bei <i>Rosette</i> aufgefundenen Steines, +der eine Inschrift aus der Ptolemäerzeit in ägyptischer und +griechischer Sprache enthält.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_2_2" id="Footnote_2_2"></a><a href="#FNanchor_2_2"><span class="label">[2]</span></a> Einunddreißig <i>Dynastien</i> ägyptischer Könige, mit <i>Menes</i> +beginnend, bis auf Alexander d. Gr. verzeichnete um 280 v. Chr. +der Priester <i>Manĕtho</i> zu Heliopolis (On) in einem griechisch +geschriebenen Werke über Ägyptens alte Geschichte.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_3_3" id="Footnote_3_3"></a><a href="#FNanchor_3_3"><span class="label">[3]</span></a> <i>Herodot</i>, welcher um 450 v. Chr. Ägypten bereiste, nennt +die Könige Cheops, Chephren, Mykerinos. Seine Angaben über +die ältere Geschichte Ägyptens sind sagenhaft; wertvoll ist seine +Schilderung des Landes und der Volkssitten.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_4_4" id="Footnote_4_4"></a><a href="#FNanchor_4_4"><span class="label">[4]</span></a> Die Entzifferung der Keilschrift begann <i>G. F. Grotefend</i> +1802, indem er in den Inschriften von Persepolis die persischen +Königsnamen erkannte. Weitere Fortschritte namentlich durch +<i>Rawlinson</i>, welcher 1846 die persische Inschrift von Bagistana +(Behistun) (s. S. 20) herausgab.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_5_5" id="Footnote_5_5"></a><a href="#FNanchor_5_5"><span class="label">[5]</span></a> Die fünfte Dynastie bei <i>Berōssos</i>, der um 280 v. Chr. +die Sagen der babylonischen Urzeit (große Flut) und die +Königsreihen in einem griechisch geschriebenen Geschichtswerk +verzeichnete.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_6_6" id="Footnote_6_6"></a><a href="#FNanchor_6_6"><span class="label">[6]</span></a> Die Ruinen von <i>Ninive</i> bei Môssul (am Tigris) zuerst +1842 von dem Franzosen Botta, 1845 von dem Engländer Layard +erforscht, die Ruinen von <i>Babylon</i> 1853 von Oppert und +Rawlinson. Deutsche Ausgrabungen 1886, dann seit 1901.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_7_7" id="Footnote_7_7"></a><a href="#FNanchor_7_7"><span class="label">[7]</span></a> Mit Nabunâssirs Regierungsantritt 747 v. Chr. beginnt +der in dem astronomischen Werke des Alexandriners <i>Ptolemaios</i> +(um 150 nach Chr.) erhaltene <i>astronomische Kanon</i>, ein Verzeichnis +der Herrscher, die über Babylon regiert haben, bis +Antonius Pius, mit genauer Angabe der Regierungszeiten.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_8_8" id="Footnote_8_8"></a><a href="#FNanchor_8_8"><span class="label">[8]</span></a> Stammtafel der Achämeniden: +</p> +<pre> + Tschischpisch. + _____| |__________ + | | + Kurusch I. Anjarâmna. + | | + Kambudschija I. Arschâma. + | | + Kurusch II. Vischtâspa. + _____| |_____ | + | | | +Kambudschija II. Bardija. Darijavahusch. +</pre> +</div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_9_9" id="Footnote_9_9"></a><a href="#FNanchor_9_9"><span class="label">[9]</span></a> Diese Bezeichnung wahrscheinlich herzuleiten von dem +Volk der <i>Graer</i> in Böotien, das bei der Gründung der Kolonie +Kyme (Cumä) in Campanien durch Auswanderer aus Chalkis +auf Euböa beteiligt gewesen zu sein scheint.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_10_10" id="Footnote_10_10"></a><a href="#FNanchor_10_10"><span class="label">[10]</span></a> Die <i>12 Arbeiten</i>: Nemeischer <i>Löwe</i>, lernäische <i>Hydra</i>, +erymanthischer <i>Eber</i>, kerynitische <i>Hirschkuh</i>, stymphalische +<i>Vögel</i>, Gürtel der <i>Amazonenkönigin</i> Hippoly̆ta, Stall des +<i>Augīas</i>, kretischer <i>Stier</i>, Rosse des <i>Diomēdes</i>, Rinder des +<i>Geryŏnes</i>, Äpfel der <i>Hesperiden</i>, <i>Kerbĕros</i>.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_11_11" id="Footnote_11_11"></a><a href="#FNanchor_11_11"><span class="label">[11]</span></a> Nach der Berechnung des alexandrinischen Gelehrten +<i>Eratosthĕnes</i> ist die Zerstörung Trojas 1184 v. Chr. zu setzen.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_12_12" id="Footnote_12_12"></a><a href="#FNanchor_12_12"><span class="label">[12]</span></a> Die nähere Kenntnis dieses griechischen Nationalheiligtums +verdanken wir den Ausgrabungen, welche auf Veranstaltung +des Deutschen Reiches 1875–81 unter Leitung von <i>E. Curtius</i> +daselbst angestellt worden sind.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_13_13" id="Footnote_13_13"></a><a href="#FNanchor_13_13"><span class="label">[13]</span></a> <b>Attisches Münzwesen</b>: Kleinste Silbermünze der <i>Obŏlos</i> +(13 Pf.); 6 Obolen = l <i>Drachme</i>; größere Silbermünze das +<i>Tetradrachmon</i>. Gepräge: Pallaskopf, auf der Rückseite Eule +und Ölzweig. Goldmünze der <i>Stater</i>, entsprechend dem persischen +<i>Dareikos</i> = 20 Drachmen. Größere Summen werden +nach <i>Minen</i> zu 100 Drachmen und <i>Talenten</i> berechnet; ein +Talent = 6000 Drachmen = 4715 Mark unseres Geldes.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_14_14" id="Footnote_14_14"></a><a href="#FNanchor_14_14"><span class="label">[14]</span></a> Von dem nach Delphi geweihten goldnen Dreifuß ist +das eherne Untergestell erhalten (1856 in Konstantinopel ausgegraben), +drei sich umeinander windende Schlangen, darauf die +Inschrift, welche die Namen der gegen die Perser verbündeten +griechischen Staaten enthält (Thukyd. I, 132).</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_15_15" id="Footnote_15_15"></a><a href="#FNanchor_15_15"><span class="label">[15]</span></a> Die erhaltenen Reste derselben seit 1816 (Lord Elgin) +im Britischen Museum zu <i>London</i>.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_16_16" id="Footnote_16_16"></a><a href="#FNanchor_16_16"><span class="label">[16]</span></a> Die Gemeinde von <i>Epidamnos</i> (späterer Name <i>Dyrrhachium</i>), +bedrängt von den aus der Stadt vertriebenen, mit +den illyrischen Barbaren verbündeten Adligen, bittet die Mutterstadt +<i>Kerkyra</i> vergebens um Hilfe, erhält aber Beistand von +<i>Korinth</i>, der Mutterstadt Kerkyras. Deswegen nehmen die Kerkyräer +für die aus Epidamnos Vertriebenen Partei, besiegen die +Korinther bei <i>Aktion</i> (Actium, 434) und nehmen Epidamnos ein. +Korinth und Kerkyra bewerben sich beide um athenische Hilfe.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_17_17" id="Footnote_17_17"></a><a href="#FNanchor_17_17"><span class="label">[17]</span></a> Seit dieser Zeit wurde es üblich, nach persischer Sitte +das Bildnis des Königs auf die <i>Münzen</i> zu prägen. Auf den +Münzen Alexanders d. Gr. erscheinen noch nach dem älteren +Brauch Götterbilder (Zeus, Athene, Herakles).</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_18_18" id="Footnote_18_18"></a><a href="#FNanchor_18_18"><span class="label">[18]</span></a> Die Bedeutung der Stadt <i>Pergamon</i> bis in die römische +Kaiserzeit hinein ist durch die von <i>K. Humann</i> 1870–1886 +unternommenen Ausgrabungen in helles Licht getreten. Der +von Eumenes II. nach einem abermaligen Siege über die Galater +errichtete <i>Zeusaltar</i> war mit Skulpturen geschmückt, welche +den Kampf der hellenischen Götter gegen die Giganten darstellen +(jetzt im Museum zu Berlin).</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_19_19" id="Footnote_19_19"></a><a href="#FNanchor_19_19"><span class="label">[19]</span></a> Der Name herzuleiten von vitulus = Rinderland, vgl. +Böotien.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_20_20" id="Footnote_20_20"></a><a href="#FNanchor_20_20"><span class="label">[20]</span></a> <b>Römisches Münzwesen</b>: Anfänglich schweres Kupfergeld, +1 As = 1 Pfund Kupfer; seit 268 v. Chr. Silbergeld: +Sestertius = 2½ As, Denarius = 10 As; seit 217 v. Chr. Goldmünzen +zu 20–100 Sestertien. Nach öfterem Sinken des Münzfußes +war seit 217 v. Chr. der Wert des Sestertius 17½ Pf., +des Denarius 70 Pf. unseres Geldes, also 100000 As = 7000 Mark. +Gepräge der ältesten Kupfermünzen: Vorderteil eines Schiffes +und Januskopf; Gepräge der späteren Münzen: Kopf der Göttin +Roma, Victoria auf dem Zweigespann. Mit Cäsar beginnt die +Sitte, den Kopf des Herrschers auf die Münzen zu prägen, nach +griechischem Vorbilde, s. S. 64.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_21_21" id="Footnote_21_21"></a><a href="#FNanchor_21_21"><span class="label">[21]</span></a> Cic. de rep. 2, 31, 54: <i>ne quis magistratus civem Romanum +adversus provocationem necaret neve verberaret.</i></p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_22_22" id="Footnote_22_22"></a><a href="#FNanchor_22_22"><span class="label">[22]</span></a> <i>Polybios</i> setzt diesen Vertrag schon in das erste Jahr +der Republik (509), doch hat die auf <i>Livius</i> beruhende Angabe +mehr Wahrscheinlichkeit.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_23_23" id="Footnote_23_23"></a><a href="#FNanchor_23_23"><span class="label">[23]</span></a> Die Inschrift seines noch erhaltenen Sarkophags lautet +(in saturnischem Versmaß): <i>Cornéliús Lucius Scipiȯ Barbátus || +Gnaivód patre prognátus fórtis vir sapiénsque || quoiús fórma +virtutei parisuma</i> (parissima) <i>fúit || consól censȯr aidilis quei +fuit apúd vos || Taurásiá Cisaúna Sámnió cépit || subigit omné +Loucánam ópsidésque abdoúcit</i>.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_24_24" id="Footnote_24_24"></a><a href="#FNanchor_24_24"><span class="label">[24]</span></a> Stammtafel: +</p> +<pre> + P. Cornelius Scipio, †211. + | + __________________|_______________ + | | +P. Cornelius Scipio Africanus L. Cornelius Scipio +(maior), †183. Asiaticus. + | + __|_______________________________ + | | +P. Cornelius Scipio, Cornelia +Augur 180. Gem. Tib. Sempronius Gracchus, +Adoptivsohn: Consul 177 und 163. +P. Cornelius Scipio | +Aemilianus Africanus (minor) __________________ +Numantinus †129. | | +Gem. Sempronia. Tib. Sempronius C. Sempronius + Gracchus †133. Gracchus †121. +</pre> +</div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_25_25" id="Footnote_25_25"></a><a href="#FNanchor_25_25"><span class="label">[25]</span></a> <i>Civitates foederatae</i> waren Messana, Tauromenium, Tarrăco, +Gades, Athen, Sparta, in Italien Neapolis, Rhegium, +Heraclea u. a., <i>civitates liberae et immunes</i> waren Panormus, +Segesta, Dyrrhachium, Thessalonike, Amphipolis, Utica, Hadrumetum. +Das Gebiet der zerstörten Städte, wie Karthago und +Korinth, war <i>ager publicus</i>.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_26_26" id="Footnote_26_26"></a><a href="#FNanchor_26_26"><span class="label">[26]</span></a> <b>C. Julius Cäsar</b>, geb. 102 v. Chr., 82 als Schwiegersohn +Cinnas von Sulla geächtet, dann begnadigt, tut Kriegsdienste +bei der Belagerung der aufständischen Stadt <i>Mytilene</i> und in +<i>Cilicien</i> unter P. Servilius, tritt nach Sullas Tode in <i>Rom</i> als +Redner vor Gericht auf, reist 76 nach <i>Rhodus</i>, um den Rhetor +Molo zu hören (unterwegs von Seeräubern gefangen, die er +später hinrichten läßt), 68 Quästor in Spanien, 65 Ädil, +63 Pontifex maximus, nachdem das Recht der Komitien, die +Priesterkollegien zu wählen (S. 106), wiederhergestellt war.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_27_27" id="Footnote_27_27"></a><a href="#FNanchor_27_27"><span class="label">[27]</span></a> <b>M. Tullius Cicero</b>, geb. 106 auf einem Gut bei <i>Arpinum</i>, +tut 89 Kriegsdienste im marsischen Kriege, hört dann in Rom +griechische Philosophen, tritt 80 als Anwalt des S. <i>Roscius</i> +zuerst in einer causa publica vor Gericht auf, reist 79–77 nach +Athen und Rhodus, 75 Quästor in Sicilien, 70 Ankläger des +<i>C. Verres</i>, 69 Ädil, 66 Praetor urbanus.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_28_28" id="Footnote_28_28"></a><a href="#FNanchor_28_28"><span class="label">[28]</span></a> Als Erbe Cäsars nannte sich der erste Alleinherrscher +<i>Imperator Caesar Augustus divi Iuli filius</i>.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_29_29" id="Footnote_29_29"></a><a href="#FNanchor_29_29"><span class="label">[29]</span></a> Der Abt Dionysius in Rom (532), dessen Berechnung +durch das Ansehen der Päpste maßgebend wurde, hat die Regierung +des Königs <i>Herodes</i> (40–4 v. Chr.) unrichtig angesetzt. +Herodes starb im Jahre 750 Roms: Christi Geburt ist früher.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_30_30" id="Footnote_30_30"></a><a href="#FNanchor_30_30"><span class="label">[30]</span></a> Stammtafel:</p> +<pre> + <b>Karl der Grosse †814</b> +Karl †811 Pippin †810 <b>Ludwig der Fromme †840</b> +______________________________________|____________________ +<b>Lothar I.</b> †855 Ludwig der Deutsche †876 <b>Karl d. | + | | Kahle</b> †877 | +_____|______________ ______|__________________ _______|___ +<b>Ludwig II.</b> Lothar II. Karl Karlmann Ludwig <b>Karl</b> Französische +†875. v. Lothr. v.d. †880. †882 <b>d. Dicke</b> Karolinger, + †869. Provence _|_ †888. erloschen + Arnulf 987. + †899. + _|_ + Ludwig das Kind †911. +</pre> +</div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_31_31" id="Footnote_31_31"></a><a href="#FNanchor_31_31"><span class="label">[31]</span></a> Friedrichs Nachfolger in der Kaiserwürde führen seitdem +den Titel: König von Jerusalem (seit 1806 die Kaiser von +Österreich).</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_32_32" id="Footnote_32_32"></a><a href="#FNanchor_32_32"><span class="label">[32]</span></a> Ein deutsches Hospital hatte in Jerusalem seit etwa +1110 bestanden, war aber 1187 mit zu Grunde gegangen.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_33_33" id="Footnote_33_33"></a><a href="#FNanchor_33_33"><span class="label">[33]</span></a> So genannt von der Beteuerung, die er stets im Mund +führte.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_34_34" id="Footnote_34_34"></a><a href="#FNanchor_34_34"><span class="label">[34]</span></a> <i>Lübeck</i>, zunächst <i>kaiserliche</i> Stadt, erhielt das Privilegium +als <i>freie Reichsstadt</i> 1226; <i>Hamburg</i> und <i>Bremen</i>, seit 1473 +bisweilen zu Reichstagen berufen, erhielten die ausdrückliche +Anerkennung als freie Reichsstädte erst 1510 bezw. 1646.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_35_35" id="Footnote_35_35"></a><a href="#FNanchor_35_35"><span class="label">[35]</span></a> Vgl. die Lieder Walthers v. d. Vogelweide.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_36_36" id="Footnote_36_36"></a><a href="#FNanchor_36_36"><span class="label">[36]</span></a> So genannt von dem <i>Ginsterzweig</i> (planta genista), +welchen <i>Gottfried</i> von Anjou, Vater Heinrichs II., als Helmzier +zu tragen pflegte.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_37_37" id="Footnote_37_37"></a><a href="#FNanchor_37_37"><span class="label">[37]</span></a> so genannt nach den goldenen Siegelkapseln.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_38_38" id="Footnote_38_38"></a><a href="#FNanchor_38_38"><span class="label">[38]</span></a> Streitig war das Kurrecht zwischen den beiden sächsischen +und den beiden nach dem Tode Ludwigs des Strengen 1294 +entstandenen wittelsbachischen Linien. Dasselbe ward nun +Sachsen-<i>Wittenberg</i> und <i>Pfalz</i> zuerkannt, Sachsen-<i>Lauenburg</i> +und <i>Bayern</i> aber abgesprochen (S. 189).</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_39_39" id="Footnote_39_39"></a><a href="#FNanchor_39_39"><span class="label">[39]</span></a> <i>De terra vero salica in mulierem nulla portio transit, +sed hoc virilis sexus acquirit</i> (bezieht sich eigentlich auf +<i>Allodial</i>besitz und weder auf Lehen noch auf die Thronfolge).</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_40_40" id="Footnote_40_40"></a><a href="#FNanchor_40_40"><span class="label">[40]</span></a> Titel des Thronfolgers seit 1349, da der letzte Graf von +<i>Vienne</i> sein Gebiet (le Dauphiné) dem französischen Königshause +übertrug.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_41_41" id="Footnote_41_41"></a><a href="#FNanchor_41_41"><span class="label">[41]</span></a> Das Festland von <i>Nord-Amerika</i> hatten schon um 1000 +die Normannen (S. 170), dann wieder 1497 John und Sebastian +<b>Cabot</b>, gebürtig aus der Nähe von <i>Genua</i>, bez. aus <i>Venedig</i>, +seit etwa 1490 in <i>Bristol</i> ansässig, entdeckt.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_42_42" id="Footnote_42_42"></a><a href="#FNanchor_42_42"><span class="label">[42]</span></a> <i>De Papa male informato ad Papam melius informandum.</i></p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_43_43" id="Footnote_43_43"></a><a href="#FNanchor_43_43"><span class="label">[43]</span></a> +</p> +<pre> + Friedrich der Sanftmütige. (S. 205, 204.) +_______________|____________________________ + Ernst. Albert. +_____|________________________________ __|__________________ +Friedrich der Weise Johann †1532. Georg Heinrich †1541 +†1525. _________|_________ †1539. __|__ + Johann Friedrich †1554. Moritz †1553. +</pre> +</div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_44_44" id="Footnote_44_44"></a><a href="#FNanchor_44_44"><span class="label">[44]</span></a> +</p> +<pre> + <b>Jean d’Albret</b>, K. von Navarra † 1516. + | + <b>Henri d’Albret</b>, K. von Navarra, +Gem. <b>Margarete</b>, Schwester Franz’ I. von Frankreich. + | + <b>Jeanne d’Albret</b>, Erbin von Navarra, + Gem. Anton von <b>Bourbon</b>. + | + <b>Heinrich IV.</b>, K. v. Frankreich † 1610. + Gem. <b>Margarete von Valois</b>. +</pre></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_45_45" id="Footnote_45_45"></a><a href="#FNanchor_45_45"><span class="label">[45]</span></a> <i>Hugenotten</i> (<i>Huguenots</i>) soll ein Spottname sein, abgeleitet +von <i>König Hugo</i>, einem Gespenst, das nach dem Volksglauben +nächtlich die Straßen von <i>Tours</i> durchzog; danach die +Protestanten von ihren nächtlichen Zusammenkünften <i>Huguenots</i> +genannt. Nach andern ist der Name verdorben aus <i>Eidgenossen</i>.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_46_46" id="Footnote_46_46"></a><a href="#FNanchor_46_46"><span class="label">[46]</span></a> Geb. 1533 zu Dillenburg in Nassau, besaß durch Erbschaft +das souveräne Fürstentum <i>Orange</i> an der Rhone.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_47_47" id="Footnote_47_47"></a><a href="#FNanchor_47_47"><span class="label">[47]</span></a> Doch bleiben die drei Seestädte <i>Lübeck</i>, <i>Hamburg</i>, +<i>Bremen</i> durch ein 1630 geschlossenes Bündnis als <i>Hansestädte</i> +vereinigt.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_48_48" id="Footnote_48_48"></a><a href="#FNanchor_48_48"><span class="label">[48]</span></a> Geschlossen auf einer Insel in dem Grenzfluß <i>Bidassoa</i>, +der in den westlichen Pyrenäen entspringt.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_49_49" id="Footnote_49_49"></a><a href="#FNanchor_49_49"><span class="label">[49]</span></a> Er ließ eine Denkmünze prägen mit der Umschrift: +Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_50_50" id="Footnote_50_50"></a><a href="#FNanchor_50_50"><span class="label">[50]</span></a> Geb. 24. Januar 1712. Strenge Erziehung; Vorliebe des +Prinzen für französische Literatur und Musik, Abneigung gegen +militärische Übungen, Jagden, Tabakskollegium; der Vater hält +ihn daher für untüchtig. Nachdem der Plan einer Vermählung +Friedrichs mit einer Tochter Georgs II. von England (S. 299) +gescheitert ist, <i>Fluchtversuch</i> 1730 unweit Mannheim, während +einer Reise mit dem König. Verhör in <i>Wesel</i>, Kriegsgericht; +der Kronprinz kommt als Gefangener nach <i>Küstrin</i> (<i>Katte</i> hingerichtet), +arbeitet dort in der Kriegs- und Domänenkammer. +1732 Aussöhnung; der Prinz erhält die Führung eines in <i>Neu-Ruppin</i> +stehenden Regiments, heiratet 1733 Elisabeth Christine +von Braunschweig-Bevern, lebt dann mit seinen Freunden im +Schloß <i>Rheinsberg</i> unweit Ruppin. Briefwechsel mit <i>Voltaire</i>.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_51_51" id="Footnote_51_51"></a><a href="#FNanchor_51_51"><span class="label">[51]</span></a> <i>Riquetti</i>, Graf von <i>Mirabeau</i>, geb. 1749, † 1791, von +seltenem Talent, aber sittenlos, verschuldet, mit seiner Familie +zerfallen, gewählt in der Provence als Abgeordneter des dritten +Standes.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_52_52" id="Footnote_52_52"></a><a href="#FNanchor_52_52"><span class="label">[52]</span></a> <b>Napoléon Bonaparte</b> geb. 15. Aug. 1769 in Ajaccio +auf <i>Korsika</i> (S. 303f.), 1779 auf der Kriegsschule zu Brienne, +dann in Paris, 1785 Leutnant in Valence, 1789–92 meist auf +Korsika, wo damals Aufstand gegen die französische Herrschaft +war, 1793 Hauptmann, dann in Paris mit den Jakobinern in +Beziehung, vor Toulon zum Oberst, nach der Einnahme zum +Brigadegeneral der Artillerie befördert, 1794 in Robespierres Sturz +verwickelt und verhaftet, aber wieder freigelassen, 1795 wegen +Insubordination aus den Listen der Armee gestrichen. <b>»Seine +militärische Begabung erhob ihn zum Beherrscher Europas«.</b> +</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_53_53" id="Footnote_53_53"></a><a href="#FNanchor_53_53"><span class="label">[53]</span></a> Gebhard Leberecht <b>v. Blücher</b>, geb. 1742 zu Rostock, +tritt 1758 bei den schwedischen Husaren in Vorpommern ein, +1760 bei den preußischen Husaren, kämpft mit bei Freiberg +1762, nimmt 1773 als Rittmeister seinen Abschied, tritt 1787 +als Major wieder ein, führt 1794 als General sein Regiment bei +Kaiserslautern; 1802–1806 kommandierender General in Münster, +Okt. 1813 Feldmarschall, † 1819.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_54_54" id="Footnote_54_54"></a><a href="#FNanchor_54_54"><span class="label">[54]</span></a> Karl Freiherr vom <b>Stein</b>, geb. 1757 zu Nassau, seit 1780 +im preußischen Staatsdienst, 1796 Oberpräsident der westfälischen +Kammer in Minden, 1804 Finanzminister, Januar 1807 +vom König in Ungnaden entlassen, nach dem Tilsiter Frieden +zurückberufen. Minister bis 1808, 1812 von Kaiser Alexander +nach Petersburg berufen, 1813–14 einflußreich im Hauptquartier +der Verbündeten und auf dem Wiener Kongreß, † 1831 zu +Kappenberg in Westfalen.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_55_55" id="Footnote_55_55"></a><a href="#FNanchor_55_55"><span class="label">[55]</span></a> Karl August <b>v. Hardenberg</b>, geb. 1750 zu Essenroda +im Hannoverschen, seit 1792 im preußischen Staatsdienst, +1804–06 Minister des Auswärtigen, 1810 Staatskanzler, 1814 +in den Fürstenstand erhoben, † 1822.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_56_56" id="Footnote_56_56"></a><a href="#FNanchor_56_56"><span class="label">[56]</span></a> Gerhard David <b>Scharnhorst</b>, geb. 1755 zu Bordenau +im Hannoverschen, seit 1802 preußischer Offizier, 1806 Generalquartiermeister +beim Herzog von Braunschweig, in Lübeck gefangen, +doch bald ausgewechselt, † 28. Juni 1813 in Prag.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_57_57" id="Footnote_57_57"></a><a href="#FNanchor_57_57"><span class="label">[57]</span></a> Geb. 1808 zu Paris, Sohn des Königs von Holland +Louis Napoleon und der Hortense Beauharnais, folgte 1815 +seiner Mutter in die Verbannung und besuchte 8 Jahre das +Gymnasium zu Augsburg (S. 365).</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_58_58" id="Footnote_58_58"></a><a href="#FNanchor_58_58"><span class="label">[58]</span></a> <b>Wilhelm,</b> Prinz von Preußen, geb. 22 März 1797 in +Berlin, 1806–9 mit den Eltern in Königsberg und Memel, dann wieder +in Berlin, 1813 in Breslau, erwirbt 1814 das Eiserne Kreuz in der +Schlacht bei Bar-sur-Aube; nach dem Friedensschluß unablässig um die +Ausbildung der preußischen Truppen bemüht, 1825 kommandierender +General des 3. Armeekorps, 1829 vermählt mit <i>Augusta</i> von +Sachsen-Weimar, übernimmt 1838 das Gardekorps, reist im März 1848 +nach England, leitet 1849 den Feldzug in Baden, lebt dann in Koblenz +als Gouverneur von Rheinland und Westfalen, 1858 Prinz-Regent.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_59_59" id="Footnote_59_59"></a><a href="#FNanchor_59_59"><span class="label">[59]</span></a> <b>Otto v. Bismarck,</b> geb. 1. April 1815 in Schönhausen +bei Stendal, 1847 und 1848 Mitglied des Vereinigten Landtags, 1849 +und 1850 der zweiten Kammer, 1851 Gesandter beim deutschen Bundestag +in Frankfurt, 1859 Gesandter in St. Petersburg, Mai 1862 in Paris.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_60_60" id="Footnote_60_60"></a><a href="#FNanchor_60_60"><span class="label">[60]</span></a> <b>Helmut v. Moltke</b>, geb. 1800 zu Parchim, anfangs in +dänischen Diensten, dann Hauptmann im preußischen Generalstab, +1835–39 in der Türkei mit geographischen Forschungen und +Besserung des türkischen Heerwesens beschäftigt, 1845–46 in +Rom als Adjutant des Prinzen Heinrich von Preußen, 1857 an +die Spitze des Generalstabs gestellt.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_61_61" id="Footnote_61_61"></a><a href="#FNanchor_61_61"><span class="label">[61]</span></a> Die <i>Kapkolonie</i> wurde 1601 angelegt und 1795 von den +Engländern besetzt (S. 314), dann nach dem Frieden von Amiens +zurückgegeben (S. 320) und 1806 von neuem erobert (S. 331).</p></div></div> + + +<div class="p4 break transnote"> +<h2 class="nobreak">Anmerkungen zur Transkription</h2> + + +<p>Die folgenden gedruckten Berichtigungen sind in den Text eingeflossen:</p> + +<div class="center"> +<table class="tdl" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary=""> +<tr><th colspan="8">Berichtigungen:</th></tr> +<tr><td>Seite</td><td class="right">16,</td><td>Zeile</td><td class="right">16</td><td>von</td><td>oben</td><td>lies:</td><td><i>Agni</i>.</td></tr> +<tr><td class="center">„ </td><td class="right">17,</td><td class="center">„ </td><td class="right">4</td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td>Makedonier.</td></tr> +<tr><td class="center">„ </td><td class="right">17,</td><td class="center">„ </td><td class="right">18</td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td>Hinterindien.</td></tr> +<tr><td class="center">„ </td><td class="right">33,</td><td class="center">„ </td><td class="right">18</td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td><i>Mytilene</i>.</td></tr> +<tr><td class="center">„ </td><td class="right">36,</td><td class="center">„ </td><td class="right">7</td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td>Soloi.</td></tr> +<tr><td class="center">„ </td><td class="right">53,</td><td class="center">„ </td><td class="right">13</td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td class="center">„ </td><td><b>Aigospotamoi.</b></td></tr> +<tr><td class="center">„</td><td class="right">173,</td><td class="center">„ </td><td class="right">10</td><td class="center">„ </td><td>unten</td><td class="center">„ </td><td><i>Boëmund</i>.</td></tr> +<tr><td class="center">„</td><td colspan="7">283. Der jüngste Sohn des Kronprinzenpaares heißt Friedrich.</td></tr> +</table></div> + +<p>Die folgenden angenommenen Fehler wurden ebenfalls korrigiert:</p> + +<ul><li>S. 19 "su stellen" geändert zu "zu stellen"</li> + +<li>S. 44 "Boöter" geändert zu "Böoter"</li> + +<li>S. 59 "Im folgt" geändert zu "Ihm folgt"</li> + +<li>S. 81 "s. S. 96)." geändert zu "s. S. 96."</li> + +<li>S. 100 "Mutter-<i>Cornelia</i>" geändert zu "Mutter <i>Cornelia</i>"</li> + +<li>S. 118 "Pausa" geändert zu "Pansa"</li> + +<li>S. 121 "<i>Origenes</i>" geändert zu "<i>Origines</i>"</li> + +<li>S. 123 "Serviltus" geändert zu "Servilius"</li> + +<li>S. 123 "ermordert" geändert zu "ermordet"</li> + +<li>S. 135 "(York)" geändert zu "(York))"</li> + +<li>S. 141 "Haupstadt" geändert zu "Hauptstadt"</li> + +<li>S. 147 "Sohn Sohn <b>Karl Martel</b>" geändert zu "Sein Sohn <b>Karl Martel</b>"</li> + +<li>S. 179 "(Altmark)." geändert zu "(Altmark))."</li> + +<li>S. 196, 315 "Osterreich" geändert zu "Österreich"</li> + +<li>S. 199 "auf der Bärenjagd" geändert zu "(auf der Bärenjagd"</li> + +<li>S. 207 "(1309-1377)" geändert zu "(1309-1377))"</li> + +<li>S. 219 "Skanderbeg)" geändert zu "(Skanderbeg)"</li> + +<li>S. 220 "Hausmeiertum" geändert zu "Hausmeistertum"</li> + +<li>S. 224 "eingerichtet" geändert zu "eingerichtet)"</li> + +<li>S. 235 "Heinrich IV" geändert zu "Heinrich IV."</li> + +<li>S. 244 "wiederhergellt" geändert zu "wiederhergestellt"</li> + +<li>S. 247 "rigths" geändert zu "Right"</li> + +<li>S. 270 "Reiche England," geändert zu "Reiche (England,"</li> + +<li>S. 299 "s. S. 286)" geändert zu "(s. S. 286)"</li> + +<li>S. 302 "Johnsen" geändert zu "Johnson"</li> + +<li>S. 311 "in Lyon" geändert zu "in Lyon)"</li> + +<li>S. 319 "Agypten" geändert zu "Ägypten"</li> + +<li>S. 323 "Erzherog" geändert zu "Erzherzog"</li> + +<li>S. 324 "vom <i>Stein</i>" geändert zu "vom <i>Stein</i>)"</li> + +<li>S. 331 "die Absetung" geändert zu "die Absetzung"</li> + +<li>S. 392 "<i>v. Wedel</i>" geändert zu "<i>v. Wedel</i>)"</li> + +<li>S. 406 "<i>Kapkolonie</i>[60]) auswanderten" geändert zu "<i>Kapkolonie</i>[60] auswanderten"</li> + +<li>S. 430 "perpetuns" geändert zu "perpetuus"</li> + +<li>S. 437 "<i>Ernst II</i>" geändert zu "<i>Ernst II.</i>"</li> + +<li>S. 439 "Abbasiden" geändert zu "Abbassiden"</li> + +<li>S. 439 "Fr.. K. v. Schw." geändert zu "Fr. K. v. Schw."</li> + +<li>S. 440 "Alkuin" geändert zu "Alcuin" und in alphabetischer Reihenfolge geordnet</li> + +<li>S. 440 "Amphiktionen" geändert zu "Amphiktyonien"</li> + +<li>S. 440 "Aristarch" geändert zu "Aristarchos"</li> + +<li>S. 442 "Cisalpin Rep." geändert zu "Cisalpin. Rep."</li> + +<li>S. 442 "Corpus juris" geändert zu "Corpus iuris"</li> + +<li>S. 443 "Dejotarus 66. 109." geändert zu "Deiotarus 109. 116. 117."</li> + +<li>S. 443 "Deutschbrod" geändert zu "Deutsch-Brod"</li> + +<li>S. 443 "Dionys" geändert zu "Dionysios"</li> + +<li>S. 443 "Doggersbank" geändert zu "Doggerbank"</li> + +<li>S. 445 "Großgörschen" geändert zu "Groß-Görschen"</li> + +<li>S. 446 "Hermann Balke" geändert zu "Hermann Balk"</li> + +<li>S. 446 "Histiäos" geändert zu "Histiaios"</li> + +<li>S. 446 "Höchstedt" geändert zu "Höchstädt"</li> + +<li>S. 447 "Juba" geändert zu "Iuba" und in alphabetischer Reihenfolge geordnet</li> + +<li>S. 447 "Kongfutse" geändert zu "Kong-fu-tse"</li> + +<li>S. 448 "Kosciusko" geändert zu "Kosciusko"</li> + +<li>S. 449 "Lüneville" geändert zu "Lunéville"</li> + +<li>S. 449 "Lykurg" geändert zu "Lykurgos"</li> + +<li>S. 449 "Malaka" geändert zu "Malakka"</li> + +<li>S. 450 "Mesolongi" geändert zu "Missolunghi"</li> + +<li>S. 450 "Mingdynastie" geändert zu "Ming-Dynastie"</li> + +<li>S. 450 "Minorka" geändert zu "Menorka" und in alphabetischer Reihenfolge geordnet</li> + +<li>S. 450 "Mohacs" geändert zu "Mohacz"</li> + +<li>S. 450 "Mylä" geändert zu "Mylae"</li> + +<li>S. 451 "Oenophyta" geändert zu "Oinophyta" und in alphabetischer Reihenfolge geordnet</li> + +<li>S. 451 "Paskiewitsch" geändert zu "Paskjewitsch"</li> + +<li>S. 452 "Petrejus" geändert zu "Petreius"</li> + +<li>S. 452 "Philopömen" geändert zu "Philopoimen"</li> + +<li>S. 452 "Psammetik" geändert zu "Psametik"</li> + +<li>S. 455 "Veji" geändert zu "Veii"</li> + +<li>S. 455 "Vercellä" geändert zu "Vercellae"</li> + +<li>S. 455 "Verginia" geändert zu "Virginia"</li> + +<li>S. 455 "Via Aemilla" geändert zu "Via Aemilia"</li></ul> + +<p>Seitenfüllende Familienstammbäume wurden neben den von ihnen illustrierten Text bewegt und stimmen eventuell nicht mit den originalen Seitenzahlen überein.</p> + +<p>Die Scans von S. 171, 173, 265, 282, 283 und 355 waren zum Teil unleserlich, und wurden unter Bezugnahme auf die Ausgabe von 1910 korrigiert. +Die Worte "fast 6" auf p. 355 sind Vermutungen.</p> + +<p>Das erste Datum auf jeder Seite des Abschnitts "Alten Geschichte" enthält "vor Chr." oder "nach Chr."; alle außer die erste Anmerkung wurden entfernt.</p> + +<p>Diakritische Zeichen werden häufig nur benutzt wenn das Wort in fett oder kursiv hervorgehoben wird und werden regelmäßig im Register weggelassen. Registereinträge wurden ansonsten geändert, um dem Text zu entsprechen. Interpunktion im Register wurde ohne Kommentar regularisiert. Andere Unregelmässigkeiten in der Rechtschreibung und Silbentrennung wurden beibehalten.</p> + +</div> + +<div>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44136 ***</div> +</body> +</html> diff --git a/44136-h/images/cover.jpg b/44136-h/images/cover.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..d6409dc --- /dev/null +++ b/44136-h/images/cover.jpg |
