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If you are not located in the United States, you'll have -to check the laws of the country where you are located before using this ebook. - -Title: Versöhnung - Gesänge und Psalmen - -Author: Oskar Schürer - -Release Date: June 2, 2016 [EBook #52221] - -Language: German - -Character set encoding: ISO-8859-1 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK VERSÖHNUNG *** - - - - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net - - - - - - - Oskar Schürer - - - - - Versöhnung - - - Gesänge und Psalmen - - Kurt Wolff Verlag · Leipzig - 1919 - - Bücherei »Der jüngste Tag«, Band 71 - - Gedruckt bei Poeschel & Trepte, Leipzig - - Copyright by Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1919 - - - - - Armes Wort - - - So steig ich wieder auf, heimlich erhobene Schale! - Schon schüttet ewiger Sinn sich in mich schwer. - Wird mich nicht überreicher Drang zermahlen? - Gesang quält wieder auf und bettelt sehr. - Doch immer spür ich Scheu, hinaufzublicken: - Geahnter! Du wirst Wert und Wort der Stunde knicken. - - Sieh, meine Hände sich wie Ringer keuchend um dich falten! - Wie halten -- o wie retten dich in mein Erkalten? - Du lädst dich in mein armes Schaun, wie schwank ich wild! - Berührten, die ich pflückte, Erdenharmonien dein ewig Bild? - So schlürft ich nie, Verzehrender! so ward ich nie verschleudert! - Hinrasend Meer! Aufblühe, Mensch! noch Tierblick sich ins Ahnen - läutert! - - O lösch mich aus, Gewalt! so trüb dort unten spült der Tag. - Schmilzt hin vor dir und höhnt, der so an deinem Busen lag. - Schon gleit ich nieder. Täler brüllen auf, da ich sie fülle - in Drang und Trotz. Sie werden über mir zusammenschlagen. - Ein Schluchzen nur in armer Hand werd ich in meine Hütte tragen, - Ein Schluchzen, drin ich mich in lauter Scham verhülle. - - Doch immer hart getürmt auf mein Verzagen ragt Gebot: - »Ich hab mich dir gezeigt. Du wieder sollst mich zeigen! - Ich bin der Sinn und Form ist meine Not.« - Dann werde ich mich neigen, großer Rufer! tiefer neigen. - Dein Bild zu wagen, taste ich nach Körnern warmer Erde: - Ach wie ich greife, wird es Asche werden. - - - - - Winterritt mit weißen Hunden - - - Weicher Hufschlag kost die weißen Flächen, - lichtumspülte Berge wandern mit. - Selig Jagen, daß die Fernen brechen, - wilde Nähe dampft von meinem Ritt. - - Schneegewölke stiebt um unsre Lenden, - Sonne schauert auf in weißem Gischt. - Meine Hunde schießen vor und wenden, - Wellenlust, die sich dem Schäumen mischt. - - Froh umbellt und königlich getragen, - Gold blitzt auf dem wildgeworfnen Huf. - Bläh' die Nüstern, Brauner! Friß dein Jagen, - spür auch du den Drang, der dich erschuf. - - Tag schreit auf und selig kreist die Sonne, - trunkner Bräutigam umkniet die Braut. - Ich bin Tag und Hund und Pferd und bin die Wonne, - die in Taumeln ihren Gott erschaut. - - - - - Nacht im Februar 1917 - - - So ritt ich durch die armen Fetzen Ewigkeit. - In stummem Zwange lag die Nacht geknebelt - und lohte hungernd, wie ein ausgeweintes Leben - nach einem Schmerzensschrei, der sie erlöste. - - Erbarmungsloses Mondlicht drängte alle Sterne - in freudenlose Firmamente roh hinauf, - mit kalten Hieben warf es unsre Erde - -- das weiße Schneeland, das um Sonne trauert -- - wie einen Toten in den fahlen Grund. - - Gespenstisch fror das kalte Dämmern auf dem Leichnam, - den ich mit grauem Schauder überritt. - - Aus ihrer Schattenbläue sprangen dunkle Bäume - wie rasende Fontänen schwarzen Blutes auf, - im lodernden Geäste sich verspritzend. - Rauchende Dolden tobten wild ins Graun. - - Und harter Mondschein starrte alle Brunnen Blutes, - und fror gespenstisch auf der Leiche Welt, - in die mein Pferd die scharfen Hufe bohrte. - - Solang ich ritt, umgraute mich der Leichnam - und Wunden sprangen blutend, wo ich ritt. - Da half mir niemand solche Wehschau zu ertragen. - - Du arme Welt, wer hat dich so geschlagen? - O Menschenerde, wie du dich verklagst! - Ich schrei den Bußeruf, den du nicht wagst. - - - - - Märzpsalm - - - Erbarmender! daß ich hier liege - niedergeworfen in deine keimenden Schollen! - Höre mein Schrein! - Wer warf uns in solche Geschicke? - Raserei über uns! ewig urfremdes Sterben! - Sterben in Frühen und Abend und duldenden Nächten. - Leben uns ausspie; - in Erden müssen wir kauern, ach! hassen die dumpfen Tage! - Immer geduckt unter drohenden Fäusten, - brechendem Hohn. - O wer hat uns so unterjocht? - - Empörung lauert in allen tödlichen Schlachten, - da aus der Not sich erkannte - Opfer und Mord. - Wohin, ihr Alten, stelltet ihr eure Söhne, - daß sie euch hassen müssen - jungguten Erkennens! - Denn euer Tun müssen wir büßen -- - Was fehlten wir? - Euern verirrten Begierden - was bluten wir noch? - - Säulen von Vätern lasten - schwer auf uns. - Wir wollen sie vertoben, - verspritzen, - in Tage baun, uns zu erfüllen! - Es wartet ein Tun in den Welten: ich möchte es wagen! - Es jagt ein rotheißes Geblüt in den Adern der Erde: - ich möchte es küssen! - Geschöpf sein und leben! - - Ging ich, mein Vater, nicht, - ein Schwankender, - unter den Lasten deiner Gesichte! - Lagerten sich nicht schwer - auf meine Tage - all deiner Schöpfungen blitzende Momente - Schicht um Schicht! - Daß auferstand aus Gebirgen Fühlens, - -- zu reifen in unendlichen Jubel -- - Gütiger, dein Bild! - dein Lächeln, mein Vater! - - Jetzt schütten aus grausamen Stunden - Aschen nieder die Tage - und tiefer immer versinkt mir - dein erhabenes Gesicht. - Halte mich, Vater! - O, dich zu halten aus dem schwingenden Lachen der Stürme - sandtest du diesen Tag! - Sandtest Geläute der Himmel, - daß ich dich greife, - aus den verzückenden Sonnen dich, Rufender, zwinge - in mein empörendes, in mein - demütiges Lied. - - - - - Seht, wie Tod bereite Schale hebt - - - Immer glüht der Tod um unsre Glieder. - Schaut sein Flammen armen Leib umlohn! - Tage schmelzen uns und Stunden nieder. - Schon auf toten Vätern schreit der Sohn. - - Alles Tun rinnt ab von unserm Wollen. - Seht, wie Tod bereite Schale hebt! - Alles Schlürfen ist Verrat am Vollen! - In sein Sterben reift, was immer lebt. - - Wessen Schwur sich reißt vom Mutterschoße, - sinkt schon hin in tödlicher Magie, - brennt sich ab nach dem erzwungnen Lose, - bis ihn letzte Stufe niederzieh. - - Wort, das in das große Lauschen hallte, - schlägt sich ein in Wellenmeer und stirbt. - Tod ist Freundschaft, die hinüberwallte. - Liebesblick, erloschner, nie mehr wirbt. - - Schritt, den ich getan, ist Raub des Todes, - da ihn furchtbar großer Raum verschlingt. - Liebes Gestern, grausam hin verloht es. - Melodie ins Nichtmehrsein verklingt. - - Wir sind Wälder nur dem Tod zu pflücken - -- Sonne winkt vergeblich blau und rot -- - Tropfen nur, die sich im Fall verzücken. - Schwankend unten füllt sich Schale Tod. - - - - - Einer doch wandelt ... - - - Einer doch wandelt - unter allen Menschen - und noch einer wohl, - der trägt und trachtet - Leid und Last seiner Welt. - Hat sein Erbarmen gestachelt ein voriges Schicksal, - Blutet er unterm Erinnern des lächelnden Gotts? - Plötzlicher Schreck dolcht sein Lachen und trinken nimmer in Frieden - kann er der gütenden Nächte Beruhigung, - denn ewig rafft ihn der Schrei: - Grausames Mißtun der Erde! - Notverkrampfte Arme zucken nach Sonnen hin - und Mutterhände, fiebernd gefaltete, würgen sein Träumen. - Heiß überm Lärmen umgellt ihn die Klage der Väter, - wenn sie am Abend gehn, siech um den Märtyrer Sohn. - So wandelt der eine durch schreiende Tage und Länder. - Tief in sein Aug ist gekerbt alles Leiden der Welt. - Frierender Kinder und stinkender muß er erbarmen. - Hunger der Vielen durchschüttelt ihn und noch der Huren - anklagend Geheul reißt sein teilendes Herz in Zerrüttung. - Silbernes Lachen der Mädchen kann ihn nicht trösten. - Jubellust Gieriger stampft unter Füße sein blutendes Menschsein. - Wild aus Erinnern und Vorschaun auftobt ihm Verzweiflung. - Dann wird er Mensch sein! - Aufstemmt ihn rasende Lust - zu tragen, zu leiden, - der Tiefste zu tauchen in ausgeschüttete Qualen der Welt. - Nottrank der Nächte schlürft er, bitteren Balsam dem Wunden der - Tage. - O, Phalangen Schwerterglut pflückt er mit selig erwachender Brust! - Aus Krämpfen und Krümmung der schreienden Glieder dann - -- Tobe du Seliger -- - Aufblüht sein siegender Tanz. - - - - - Ein Menschentag - - - I. - - Frühe spaltet die Mauer, die Mauer Nacht. - Flammender Riß in der Ewigkeit: Tag erwacht. - Nachttiefen schleudern schon schwanke blaugoldne Gefilde - an meine rasenden Fenster. Dämongebilde. - Höhlen und Hallen aufdämmern, draus donnert ein Urgesang. - Schaukelnde Wände noch stauen den schütternden Morgendrang. - - Ewigkeit schäumt über Deine Erden und Welten, - Schöpfer Du, trunkene Deines erhabenen Gesichts, - nun die geschäftigen Menschen in Hütten und Zelten - verkrochen noch harren des deutenden flachenden Lichts. - Teile mit mir, Deinem Einsamen, göttliche Stunde! - Jauchzenden Urbeginn pflück ich aus Deinem Munde. - - Einziger Quell ich im Weiten! Jetzt finde ich rauschenden Chor - in Deiner stummen Geschöpfe ewigem Hymnen. - Erdschollen schwer aus der Finsternis rollen hervor, - Wälder schon gischtend im Morgenschaum jubelnd erglimmen. - Türme, ein königlich Bruderpaar, stürmen herein, - Edelwild, kühn aus den Träumen von schlafenden Städten. - Flammenden Himmel sie tragen auf goldnen Geweihn - zum Strome und huldigend beugen sich Hügelketten. - - Rasender Schnellzug! Mein zischender Pfeil durch die Nacht, - splitterst du? Schmilzst an des Morgens glühenden Rändern? - Schreit ein Getöse auf. Plötzlich ein Ungetüm lacht, - reißt alle Sichten zu tanzenden jagenden Bändern. - Hetzt alle Bilder gegen mich an, fordert Gestalt. - Werdenden Tages Begehren aus blauer Frühe! - Alles Lebendige hat sich in mich verkrallt, - fordert Leben und Sinn. O marternde Mühe! - - Taumel der Schöpfung in mir! Fieber des Werdens! - Schädel ist nicht mehr Schädel! durchrissene Schau. - Lauschend zerstiebt mein Gehirn, zertümmelt von wütenden Herden, - brandende Morgennot taumelt um neues Vertraun. - Schlürfe ich -- werd ich geschlürft von rasenden Schwingen? - Stürzendes Einfallstor unausgedachtem Verlauf! - Ungeheueres, werdender Tag, wirst Du bringen! - Läutet, ihr Berge, aufdampfende Meere! Menschen, wacht auf! - - - II. - - Hoher Tag schwingt in Kristallen auf mich zu. - Reife Stunde ruft: o du! o du! - An mir vorüber wild jagen - Bilder aus vorigen Tagen. - Gebirge vor mir her - Mein Wünschen rast. - Doch über allem donnerschwer - wuchtet Gesang dieses Tags: - Mensch, o daß du dem Rhythmus der Welten genast, - ertrag's! Ertrag's! - - Stunde ist geladen mit brechender Magie: - Rühr mich nicht an! - Aufspritzender See seine Wogen spie, - Sphären saugen wie Vampyrn sich an. - Schicksale schreien wild sich entgegen, - Fernen sich aufgetan regen - von unerhörten Tumulten des werbenden Tags. - Geheimnis aller Symbole stob hin - entsetzt solchen Taumeln. Gedanke, Gedanke muß fliehn. - Ertrag's! Ertrag's! - - Jetzt press' ich nackte Welt an nackte Brust. - O rasender Pulse Ineinanderhämmern. - Wirf einen Haß, eine Liebe, Raserei in diese Brust, - mich in die Endlichkeiten einzudämmern! - Wie trag ich solches? Furchtbar schwillt mein Tanz, - Kampf mit Unendlichem, den ich wage! - Götter, herunter zerr ich euern Kranz. - Ich Träger des Lebens! - des Heute und seiner ewigen Lust! - Mein ist der Tag! - - - III. - - Von unermessenen Küsten, - Ozean, - schütte dich nieder! - O, daß dein Wogengetürme - sternenauf wüchse - furchtbaren Falls dich zu schleudern - Wider die Erde, - wider unseligsten Stern! - - Schlürfe doch, o schlürfe meinen brüllenden Stein! - Was hält er mich noch? - Stemmt ihn mein lastender Fuß - in solches Trotzen? - Raub ihn! Verschlinge ihn! - Siehe, ich stoß ihn dir zu! - Du Gewaltiger, den ich doch höhne, - du zauderst? - Lock ich noch immer nicht deine tobende Rache? - Ha, du verschmähst mich, - den Winzigen, - verächtlichen Gaukler! - - So stürz nieder, Sonne, - lügendes Gestirn, - polternd schon bricht ja dein Taggesäul, - das du verraten. - Nieder stürz, anderen Welten - flamme den heuchelnden Glanz! - Andere Welten - locke zu Tanzen und Singen, - locke zum Preise des Gottes - tückische Täuschung. - - Uns ward der Glanz trüb. - Uns warf sein tödlich Gepränge - der Sternentag hin, - da wir nun wissen, - daß nur zu ruchlosen Freveln sich - Todreigen schlinge, - daß sich Geschöpftes zerrase - in ewigem Kampf. - - Teilsein ist Menschenlos. - Weinend um seine Begierden mengt sich die Zwei. - Du aber lächelst uns - einstens und immer - Güte und einendes Sein. - - Verhülle dich, Erde! - Verhüll deine ewige Täuschung, du Ungeheuer! - Dem stürzenden Meere zum Fraß - wirf deine Sonne hin! - Zerschmetter' dich endlich am Hohn deines Nichts. - O, vergehe in Dunkel und laß uns - mit dir vergehn! - - - IV. - - Daß solches Nachten wieder auf uns taut - und warme Sterne müden Scheitel netzen! - So darfst du dich am hohen Sinne letzen, - dem sich dein Leben wieder anvertraut. - - Bis endlich sich dein voller Tag erbaut. - O Drang der Frühe, Taglust und Entsetzen - des Abends mußten in dich stürzen -- Fetzen - des schweren Segels, das sich rauschend staut - - in diesen ewigen Hauch. Jetzt spann dich weit, - zu saugen aus dem All, was dich begüte. - Quellender Blutmast Mensch, sollst Träger sein! - - Du Schiffer zwischen Horizonten Ewigkeit! - Toter und Ungeborener flüchtige Blüte, - schöpf' aus der Nacht Gedulden und Gedeihn. - - - - - Flucht und Zuflucht - - - I. - - Mein Vater, wandeln Deine Sterne nimmer? - So müder Himmel meine Schulter drückt, - ach, hämmert solch Geschrei aus meinem Wimmern: - Wer hat mich frech aus Deiner Hand gepflückt? - Brautgarten, drin Dein Lächeln mich umkoste, - mir blaue Stürme kündeten Dein Nahn, - was läßt Du mich verwelken, Deine Blüte? - Dein Schwert, das Dich aus allen Steinen sprühte, - zürnend der Scharten, hast Du's abgetan? - Im armen Winkel läßt Du es verrosten. - - Wie starb ich von Dir ab? o müdes Sinken, - kaum such ich mehr nach Brücken oder Weg - und trage doppelt Sterben, nun Dein Winken - aus vorigen Tagen dunkelt im Geheg. - Als Du ein Ahnen, dem ich mich vertraut, - zu Domen über meinem Tag erbaut! - Ich Meer, gestürzt in bodenlose Tiefe! - Aufschossen Ufer, Feld, ragende Wand, - dran Wellenträume fetzen, die Dich riefen. - Jetzt bin ich hohler Sumpf und Modersand. - - Nur manchmal bröckelt Sturm in meine Nächte. - Dann schreck ich auf, von Himmeln ganz erdrückt, - und grabe müder armem Tag die Schächte, - der mich von Deinem Flammenstrauch geknickt. - O, ward ich überwachsen von den Bäumen, - die ich, versuchend frech Dein hohes Dulden, - in Deine Gunst zu pflanzen mich getraut! - O durft ich mich an Ding und Ding versäumen, - an lautem Tun mich lästernd so verschulden, - da noch aus Dickichten Dein Strahl mir taut! - - - II. - - Schau her, mein Vater, wie ich mich zerbreche. - Mein arges Tun, ich schlepp es keuchend her, - hier steht er nackt, des Gottes trunkner Zecher! - Ach, seine Schalen sind von Dir so leer. - Sein Mund: noch grinst Verrat an seinem Rande. - Dies Auge: kaum verdeckt es seine Gier. - Die Hände immer tastend nach der Schande - und Leib und Bein so träg, so stumpf, so Tier. - - Schau, welke Blumen reiß ich mir vom Scheitel! - In wildes Schreien trotzt jetzt meine Scham. - Ach, wo ich gut mich nannte, war ich eitel, - und Falschheit gab ich, wo Vertrauen nahm. - In wüstem Heute meine Tänze stöhnen. - Jetzt büße, daß Du mich so klein erschufst. - Gestrüpp von Fluch und Kniefall, Betteln und Verhöhnen. - Zertritt mich doch -- ich trag's nicht, daß Du rufst. - - Und doch ist Lauschen noch in meiner Seele. - Barmherziger! Jetzt stürzst Du groß zu Tal. - O bist Du süßeste Frucht aus allem Fehle? - Ringt sich zu Dir nur alle Sündenqual? - Brauch ich mein Lästern reiner Dich zu quellen, - ras' ich durch Buße tief in Deinen Schoß? - Soll ich an jedem lauten Tag zerschellen? - Nur Abtakt Deines Reigens ewig groß! - - - III. - - Darf ich noch flehn, so fleh ich Not und Fehle. - Noch scheiden tausend Freuden mich von Dir. - Verrat nur lauert, wo ich tastend wähle. - So sei im Leiden Du mein einzig Hier! - Ein Mädchen ging so arm an mir vorüber, - hinkenden Fußes, schwarz, im Trauerkleid. - Was barg ihr noch die Erde: Gram und Fieber, - doch fühlt ich tief: Dir war sie ganz bereit. - - Ich aber hänge noch an vielen Lichtern. - Der Scholle Segen hält mich und ihr Fluch. - Mir gaukelt Welt in lockenden Gesichtern - und blätternd haft' ich noch an ihrem Buch. - Noch zieht mich Hoffnung in die blauen Gründe, - Erinnern läßt tiefatmend mich erblühn. - O blaue Meerfahrt! Liebe, der ich münde! - Und Sonne, Sonne will in mir verglühn. - - Du aber stehst beiseit' und läßt mich währen, - bist nur ein leises Rufen in der Nacht. - O, hilf mir, Vater, daß ich zu Dir kehre, - nimm von mir meiner Tage eitle Tracht! - Gürt mich in Leid, verhülle mich in Reue, - streif die Gewänder Erdlust von mir ab. - Schon spülen Träume mich in Deine Bläue, - nackt sinke ich in Deinen Schoß hinab! - - - IV. - - Einst riß ein Rufen aus getürmten Zeiten - mich wild hinaus Heißdürstenden zum Trank: - Dich schreit Gebild. Propheten um Dich leiden. - Wie sank ich nieder, bis ich ganz versank. - Schwer lastete auf mir Dein groß' Begehren. - Und Not ums All fiel steil mich zu verzehren. - - Und wieder auf ins Brausen der Geschicke - warf ich mich brünstig. Zeiten schlugen wild. - O Schicksals Babelturm auf mir: ersticke - im Sturz der Massen, der dich nimmer stillt, - und röchle armen Tanz, so heut wie gestern: - Ihr Stückchen Gottes kosend alle Menschen gehn. - Zerbrich's an Deiner Gier: Verzweiflung wird dich lästern. - Wild lachend Sonnen ihre Kurven wehn. - - Ich stürmte weltenauf und weltennieder. - O Tage, von Tumulten übervielen greis! - Bis mir ein Trösten stieg aus dem Verwirrten: - Mein eignes Rufen hallt die Fremde wider. - - Ich Mund allallen Jauchzens und Geschreis. - So kehr' ich heim, zurück zu mir Verirrtem. - Laß mich denn, Vater, ganz in Dir verstummen! - Sei meines Auf und Nieders letzte Ruh. - Und schüttelt Drang von der Geschicke Summen: - Doch aller tiefste Melodie bist Du! - Will nur mehr schürfen tief in mir ein Lauschen. - Schon klingt Dein Regen, wie Du Dich mir neigst. - Aufraucht mein letztes Opfer, bis Du rauschend, - mein Gott, Deinem Getrümmer Mensch entsteigst. - - - - - Nacht - - - Erhabene, glühst du mir wieder, - Dunkelumfangende du! - Schwankend auf deinen Säulen - und doch voller Ruhe! - O, du überschüttest mich nicht und wirst mich nicht stürzen. - Weit hast du dich gespannt und du versagst dich nicht - meinem Aufruhr! - Hintaumeln darf er unter deinen Gewölben - und sich vergeuden. - Ah, kein aufdrohendes Notgebild - zückt ihm die Zeit. - Sterne schüttest du, unzählige Geschwister - den Bränden meiner Brust, - und wo du die Säume faltest deines Mantels, - da wartet mein Träumen. - - O, daß du wartest, Geduldige, - o nimmer mich zwingst - auszubrechen in die berstenden Schollen, - in saugende Klüfte - vor solchem Gefühl! - Ruhe spülst du in meine Adern und kosendes Dunkel - hast du zu einer mildladenden Pforte gestellt, - -- o nächtiges Tor! -- - ohn' Ende zu schreiten, zu atmen - und hinzubreiten wie Wellengeriesel die dunkelgeballte Inbrunst - den sonnigen Spielen meines - ewigen Tags! - - - - - Frühling - Eine Trilogie - - - I. - Elegie - - Brach uns der Flieder schon auf? O, schütteten heimliche Nächte - Duften in unseren Traum, daß er das Herz uns betört? - Sehet, wie andere Himmel schaukeln die volleren Bäume - auf ihren Blätterstolz schon selig das Strahlengewölb. - Blühen umsäumt uns lauschige Wege, und junggrüne Matten - kosen im spielenden Licht, kosen dem werbenden Wind. - Tänze aus brauendem Wohllaut heben sich lind uns zu schmeicheln. - Mädchen, dein flatterndes Haar lockt uns zur schwellenden Brust. - Weitet sich all unser Fühlen so plötzlich in lindere Räume, - hält uns ein goldenes Netz Vogelsangs heimlich umspannt? - Herz, was erschrickst du? Ermattest von so viel offener Freude? - Schauerst so einsam zurück? Nimmt dich der Jubel nicht auf? - Ach, über Nacht brach der Frühling in deine umschmerzten Gehege, - pocht nun wie feuriger Wein; wehe, du kennst ihn nicht mehr! - Hobest ihn nicht aus dem Ahnen mit spähenden tastenden Augen, - reiftest nicht gläubig hinein in seine schwellende Lust. - Mußtest in Sehnsucht und Qual die stürzenden Tage verjagen, - durftest nicht lauschen, wie lind neuer Gesang sich erschuf. - Schauer sind dir und Jubel die hetzenden Treiber der Tage, - fremd aus versäumtem Bereich fächelt der tröstende Hauch. - Triebe nicht und nicht die Knospen sahst du im lockenden Morgen - atmen und schwellen und blühn, eh sie die Sonne verriet, - daß sie in Jubel aufschäumten, als hätte sich lichtes Gewölke - mild auf dem zarten Gezweig kosend und bergend versäumt. - Sahst nicht die jubelnden Bäume hinstürmen in weitoffne Himmel! - Schriest nicht in blühenden Sturm! Wehe, es ist nicht dein Lenz! - Stehst nun, ein Fremdling, im lieblichen Segen frohlockender Gärten. - Stiegst wohl vom Berge herab, nimmer erkennt dich das Tal, - nimmer umspielt dich Willkommen der selbstgepflanzten Gebüsche, - mütterlich Raten und Tun hegt nicht den heimlichen Ort. - Blickst nun so einsam, verstoßen, auf dankbare Freude der Andern, - in ihr auflachendes Spiel lockt dich kein freundlicher Ruf. - Gehst in den Abend und schauerst vor Kühle, nun Flöten aufschluchzen - nun sich ein Mädchenlied süß noch in den Amselsang flicht. - Ah, und da kommt es dir, Armer: die Tränen hast du vergessen, - linderndes Schluchzen der Nacht, das dich den Tagen versöhnt. - Drin sich das hastende Leben rückfindet und ausruht für Künfte, - dämmernde Teiche, darin Rosen trinken den Mond. - Hast nicht die Süße des Trauerns vergönnt deiner wartenden - Sehnsucht! - Unausgeweintes Leid, mußt es nun tragen so schwer. - - - II. - Bacchanale - - Taumelt der alte Gott über meine Erde? - Locken schneeige Brüste aus Sonnenglut, - daß ich sie küsse, - daß ich ersticke in ihrer hüllenden Lust? - O mein Frühling du im rauschenden Zenith! - Wie brandest du rasend über uns Kleinen - und ohn Erbarmen! - - Sehnend standest du auf, bis du schwanktest - in deinem Blütenrausch, - und wieder verschütten wirst du dich, - niederstürzen vom Berg deiner Trunkenheit. - Dein Vergehen noch überjubelst du - glühenden Tanzes! - - O Seliger über uns allen! Hier meinen Sang - deinem höchsten Tag! - Deinem Triumphe, du Göttlicher, - beuge ich mich tief. - Klirrend dir entgegen zückt - aller Welten Blut. - Zeugung ohn' Ende und Wollust, die sie geboren, - spritzt heiß aus deinem Wahn, - aus Blütenkelchen, Dolden, Träumen, Rausch! - - Magnolien verschäumen sich, und des Rhododendrons Süße - lohte deinen Küssen, erbarmungsloser Sieger, schon hin. - Sternig perlt Goldregen nieder zur Erde, - -- Umarmung der Danae! -- - und dunkle Rosen ertrinken in zuckenden Orchideen - wie Tropfen Blutes. - Meere schütten sich dir aus - und über sterbenden Flieder noch stöhnt der Jasmin seine Lust. - - Farben und Düfte taumeln ineinander - zu deinem tödlichen Trunke, - o reiche ihn uns! - Wir jubeln des Gifts, das in unsern Adern frohlockt, - und der treibenden Sünde. - Zerstör' uns, vernichte uns, panischer Zauber des Blutes! - Komm an, du Allbefreier! o, endlich nimm uns auf! - Deine Grausamkeit, laß sie uns küssen, - du spielende Natur! - O Bestie, wir beten dich an, - noch unterm Dolche, den du uns lachend zückst. - Erwürge uns, Rasende, immer noch - ist unser der Triumph! - - Ihr berstenden Sphären, brecht los eure drohenden Gewitter! - Versengt uns! O tötet uns! Nirvana glüht! - Schon packen die Stürme in meine rauschenden Buchen, - beugen sie tief, - schon ächzen die knorrig verwurzelten Stämme - unterm düstern Firmament. - Entladung umgärt uns! - Donner brechen vor aus Himmelshöhlen, - zerschmettern die Wölbung -- - o wie stehen wir hohl! - In stäubende Blütenwolken hüllen wir uns tief - und bergen uns, - bis kühlende Tropfen uns netzen -- - O, Regensang lindet! -- - und unser Aufruhr ergibt sich in jubelndes Schluchzen: - O du, unsre Erde! - - - III. - Ode - - Wo ist ein Leid, so tief, daß es mich hülle! - Wo quillt ein Schicksal, das mich unterjocht! - Uns zwingt ein Drang aus übermächtiger Fülle - auf Höhen, wo der Gott im Rausche pocht. - Die Himmel öffnend, stürzt er uns entgegen. - Trieb Jubel oder Not uns auf den Grat? - Wir fragen nicht. Wir schlürfen seinen Segen - und warten demutvoll auf unsre Tat. - - Denn irgendwo ist sie dem Mann beschieden; - gespiegelt schon aus Höhlen seiner Not, - formloser Traum befreiter Karyatiden, - weitoffen dem unendlichen Gebot! - O magisch Wirken, das sie heimlich bindet, - die Schwestern Eigennot und Tatenglück: - Not lischt, die sich in Taten sicher gründet, - und Tat schmilzt mündend in die Not zurück. - - Wir kennen nicht des Leidens bange Süße, - des Trauerns Säumnis ist uns nicht vergönnt. - Und wo wir Lust mit stolz Entsagen büßen, - wir dulden keinen Zug, der es euch nennt. - Und schreiten herben Augs die steilen Pfade. - Gewölke Lächelns blühn zu Seiten auf. - Schon winkt in Fernen Opfers reinste Gnade - zu bändigen des Chaos rasenden Lauf. - Wir tragen dieses Erdenseins Empörung. - Donnernd stürzt Weltennot in eigne Qual. - Zerstampfe sie und lache der Zerstörung: - Auf reißt uns Wollen immer höh'rer Wahl. - Wie sich Gewalten in uns stemmen, bauschen! - Wir Trunkene des grenzenlosen Falls, - ballten wir Wehr aus dem Vernichtungsrausche? - Ah! Retter sind wir des bedrohten Alls! - - - - - Orphischer Psalm - - - Treibender Du, - den alles Wesen verkündet, - Geburt und alle Gebärde jubelt - und noch jauchzt das Vergehn, - zu groß sind, ach! Deine Welten - meinem Umklammern, - zu groß noch -- daß ich Hingerissener wagte - mich ganz Dir zu nahn: -- - meinem rasenden Zerstören. - - Siehe, Deiner Tage sind viel - und bunt sind ihre Gewänder und flattern im Sturm. -- - und lockt doch in ihrem verschlungenen Reigen - verborgen ein Spiel! - Laß es mich künden, Erhabener! - Tiefer sind Deine Nächte und ihre Weihn - schlingen wie Brücken von Tag zu Tage sich hin, -- - doch ihren letzten Gesang - Du läßt ihn mich schweigen. - Dumpf aus den Gründen verhöhnen mich - Fetzen Antworts. - - Träume ewigen Beginnens wüten - um endliche Gestalt. - Traumstümpfe züngeln hinauf in den dunkeln Raum, - aber in meinen gierigen Händen - zerbrechen alle Bilder, - zerbrechen an Deinem Allsein, - das uns verschmäht. - - Berstend von Deinem Rufen entfloh ich, - -- mühselige Gedankenflucht! -- - Immer doch warst Du über mir - und ich erkannte Dich nicht. - Entfernt Dich nur immer weiter mein dunkles Sehnen? - Wie härmt ich mich, Vater! - Bis mich dein Sinn in tiefes Träumen rief. - O lockend süßer Grund! Weg über Moore! - Wie sank ich gern ins ewige Zurück. - Und goldne Kreise schwingend mit mir sanken. - Tiefblaue Räume perlten klares Taun, - Goldkreise zogen milddurchstrahlten Reigen, - Glanzschächte brachen auf, in ihrem Blaun - flammende Pfeile sah ich sinken, steigen. - - Wie brach ich wunschlos ganz in mir zusammen! - War frohe Beute grenzenlosem Spiel. - O Bad in violetten Wolkenflammen, - hier ist mein Wesen klar geschautes Ziel. - Hier quillt kein Fragen: Deutung alles Werden; - im Gleichklang strömen volle Welten hin, - und ewig wechselnd tauschen sich Gebärden; - doch über allem: Lächeln ist ihr Sinn. - So schweb ich in der Gunst der Harmonien, - aus tief verborgenem Grund ein Singen quillt, - schon rhythmen sich die Spiele, Kreise sprühen: - Aus dem Gewoge taucht der Leier Bild, - wächst höher, strebt hinauf in mein Erwachen, - Spätabend tönt ihr süßen Willkomm dar. - Jetzt gib mir eine liebe Welt zum Spiele. - Der mich im Traum erhört, Du sei mein Tag, - daß ich die Leier, Deiner Träume Gabe, - den Welten, Deinem Spiegel schlagen mag. - Du laß mich lieben, bis ich wunderbar - in meinem Rausch das All umschlungen habe. - - Was schmerzt dich, Bruder Mensch? O, traue, sage! - Haßt du mich noch, da ich dir singend nah? - Gib her dein Leid, ich will es mit dir tragen - und will dir künden, was ich träumend sah. - Ihr lieben Tiere, daß ihr noch müßt toben! - Noch habt ihr solches Singen nicht gehört. - In Dumpfheit Arme, kommt, auch ihr dürft loben, - wenn euch der wilde Schreck nicht mehr umstört. - Ihr Blumen, duldende! Ihr kühlen Steine! - Hier ist ein Trank, der alle hüpfen macht. - Ihr Hügel, lernt nun endlich euer Weinen, - in goldnen Spielen sei es euch gebracht. - Ihr Welten, stürzt zusammen solcher Einung! - Ein Stern in eure armen Seelen fällt. - Frohlocken heißt die göttliche Beweinung! - Erlösung blutet immer durch die Welt. - Was durft ich schauen! O, was durft ich singen! - Geh ich nicht, Rasender, am Rand des Nichts? - Lauert nicht Schwäche hinter meinem Schreiten, - stößt mich ein böser Blick hinab, hinab! - Ach, werden nicht die Dinge sich empören? - Wütende Dinge, die ich in Liebe gebannt! - Wird nicht ein Zauber ausbrechen, - dem ich das Siegel entwand? - Ach, einmal werden mich alle Bilder hassen, - zurück mich schleudern aus ihrem sichern Verband! - Nichts wird mehr mein sein, - nichts auf der grünen Erde! - Verstoßen wird sein, wer das All zu früh erkannt. - Dämonen werden sich auf mich stürzen. - Bestien geknechteten Leids. - Rache der Zeichen! - Schlotternd werde ich hingehn - und nicht mehr wissen mein Lied. - Träume hetzen mich, - Fieber züngeln um meinen brennenden Leib. - Mänaden! Mänaden über mir! - O, blaues Meer wird mich nicht retten, - wird dampfen von meinem Blut! - Schreien werde ich, schreien - und Dich nicht mehr kennen, mein Vater! - - Dann bleib mir nah! - O walte Du in meinem irren Traum! - Du schwebe mild in meinem irren Lächeln, - Du sei die Glut, die noch im Fieber loht! - Mit Deiner milden Hand nimm auf mein Rasen - und friede es gütig - zu einem Beten in Deinem - mildlösenden Busen. - - - - - Gotischer Psalm - - - Gebirge stemmtest du auf, - fühlloser Stein! - Und trotzige Felsen in lichtdurchwühlte Himmel, - daß Stürme an dir zerbrachen, - die heulenden wilden, - und furchtbar dich umschatteten - die bleichen Hände der großen ewigen Nacht. - Bis endlich in neue Sonnen sich entfaltete - dein morscher Trotz, - bis unter Menschenhand ausbrachen - in Blüten und wiegende Rosen - deine Gemäuer, - und ragende wildgeschleuderte Arme dich boten, - die wehenden Türme der Kathedralen - dich boten dem Gott! - Lächelnder Geist sank in die offenen Kelche, - loderndes Blütenfeld! - O ihr Türme über den fliehenden Landen, - ihr Arme der Menschheit! - Ragendes Menschenblut plötzlich all dies Getürme! - Göttliche Winde harfen darinnen ihr Lied. - - In Spiele lindet schon der Symbole schaurig Tanzen; - Mein nothaft Stöhnen rhythmet sich zum Sang. - Deutung des Tags erlischt -- Urdeutung jubelt; - Aus seinen Trümmern steigt der ewige Tag, - nagt sich empor an selbsterdachten Welten, - aus Untergängen hehr verjüngter Geist. - Was gilt Getanes noch, wo Tun doch alles! - In schwingenden Kreisen stirbt der alte Tod. - - O Tore Lebens, denen wir genesen! - So schleudert Sterben uns in reinern Drang! - Wo ist noch Finsternis? Wo lauern Schrecken? - Hier ist der Tag, den Gott in Händen hält. - Stürzt neubeseligt uns in solch Vergeuden: - O, nehmt mich hin! o, nehmt doch -- ich halte mich nicht! - Brech hin, Geripp, wie ich mich taumelnd verschütte, - rotleuchtendes Meer von Wollen und Gewähr! - - Schon rennen Tiere neu uns zu vertrauen, - geheime Sphäre wölkt um unsern Sinn. - O Bruder Mensch! Kristall, den ich durchleuchte! - Dumpf schauert zwischen Mensch und Mensch der Gott! - Brech durch zum andern! Zwing die letzten Tode: - durchgottet ist der weite Sinn des Alls! - Und wie du dich bewegst, du wirst ihn raffen. - Erlös ihn, daß er wachsend dich erlös. - Stürz auf in deine offenen Geschicke! - O erster Schrei aus dumpfer Lagernacht - in rote Frühn, o ewiges Entscheiden - in blitzenden Momenten! Werdetanz! - - So münd ich hin, aus dem ich einst gebrochen, - ins wild entbundne All. Stern rast um Stern. - Zuckt Ewigkeitsbeginnen solcher Einung? - O Kreatur! zurück in zeitlos Sein! - Aus gierer Lust, die dich dem Gott entrissen, - kehrst du nun heim zu deiner höchsten Lust. - Durch bunte Welten hast du dich gelitten, - bis Sühne dich entband zum Jubel: »Gott! - Ich deine Welt! Pokal und trunkner Zecher! - Und Sonnen reifen mich zum süßen Trank!« - - Schon stäubt wie Sand, was mir Dein Bild verschleiert. - Aufbricht der Sinn. In Schächte blaugehöhlt - stürzt schmetternd in sein Flammen alles Wesen - und Ruhen lächelnd birgst Ruhlosen Du! - - Du lichter Schatten sinnenlos umwunden. - Lebendiger außer allem Leben! Geist im Leib! - Wie weil ich lind in Deinem Lächeln, Vater! - Hier flicht sich ewiger Kranz. -- Leib faßt Dich nicht. - Zurück ins Branden muß ich Dich zu halten, - zurück in bunter Sinne Wechselspiel. - - Wie rag ich noch? In Dir doch so entworden. - Welt spült und leckt an meinem neuen Strand. - Du gib mir strenge Form den Wunsch zu straffen, - züchte die Sinne, walte Du als Maß! - Musik in hartem Takt, doch schwingend Triumphe! - So Dich zu baun aus Leben, dulde Du! - - O Bild, du Schrei der tiefverborgenen Sinne! - O Sturz ins Wort, du Reife ins Gebet! - In mir erst wirst Du, steigender Gott! mein Wollen - schürft Dich aus dumpfer Ruh in meinen Sturm -- - Und formt in mir die stammelnden Gesichte, - an denen ich mich höher ranken mag. - Und Sünde lauert, wo mein Drang ermüdet - Dir, Rufender, zu folgen Tor um Tor! - Du lockst zu immer neuen Wanderfahrten, - Du Insel überm dunkelblauen Meer. - Und irr ich weit -- ich habe Dich umworben, - in meine Not taut Trost aus Deiner Ruh. - Du Schwingender zwischen den engen Sphären - Du treibst aus mir, Du guter Drang, zu Dir! - Und überwölbst uns groß zu keimenden Domen - und Türme schießen aus gestauter Brunst. - Gestein blüht auf, wo sie Dein klargetürmtes Echo rühren, - wiegende Rose singt in Deinem Sturm: - singt allen Lebens ewig sich neuende Schöpfung - im brüderlichen Tausch des werdenden Gotts. - - - - - Inhalt - - - Seite - Armes Wort 5 - Winterritt mit weißen Hunden 7 - Nacht im Februar 1917 8 - Märzpsalm 9 - Seht, wie Tod bereite Schale hebt 12 - Einer doch wandelt 13 - Ein Menschentag I-IV 15 - Flucht und Zuflucht I-IV 21 - Nacht 26 - Frühling (Eine Trilogie) 28 - Orphischer Psalm 36 - Gotischer Psalm 41 - - - - - Von Oskar Schürer erschienen ferner: - - - Kleine Lieder (Sammlung »Die Pforte«) - - Dreiländerverlag - - »1917« (Fragment eines Kriegs in Gesängen) - - Dreiländerverlag - - Drohender Frühling, Gesänge und Stanzen - - Roland-Verlag, München - - - - -Anmerkungen zur Transkription - - -Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert wie hier aufgeführt -(vorher/nachher): - - [S. 41]: - ... Aus seinen Trümmern steigt der ewige Tag. ... - ... Aus seinen Trümmern steigt der ewige Tag, ... - - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Versöhnung, by Oskar Schürer - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK VERSÖHNUNG *** - -***** This file should be named 52221-8.txt or 52221-8.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/2/2/2/52221/ - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. 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You may copy it, give it away or re-use it under the terms of -the Project Gutenberg License included with this eBook or online at -www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have -to check the laws of the country where you are located before using this ebook. - -Title: Versöhnung - Gesänge und Psalmen - -Author: Oskar Schürer - -Release Date: June 2, 2016 [EBook #52221] - -Language: German - -Character set encoding: ISO-8859-1 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK VERSÖHNUNG *** - - - - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net - - - - - - -</pre> - - -<div class="frontmatter"> -<div class="rightpic logo" id="img-logo"> -<img src="images/logo.jpg" alt="" /></div> - -</div> - -<div class="frontmatter"> -<p class="aut"> -Oskar Schürer -</p> - -<h1 class="title"> -Versöhnung -</h1> - -<p class="subt"> -Gesänge und Psalmen -</p> - -<p class="pub"> -Kurt Wolff Verlag · Leipzig<br /> -1919 -</p> - -</div> - -<div class="frontmatter"> -<p class="ser"> -Bücherei „Der jüngste Tag“, Band 71 -</p> - -<p class="printer"> -Gedruckt bei Poeschel & Trepte, Leipzig -</p> - -<p class="cop"> -Copyright by Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1919 -</p> - -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-1"> -<a id="page-5" class="pagenum" title="5"></a> -<span class="line1">Armes Wort</span> -</h2> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">So steig ich wieder auf, heimlich erhobene Schale!</p> - <p class="verse">Schon schüttet ewiger Sinn sich in mich schwer.</p> - <p class="verse">Wird mich nicht überreicher Drang zermahlen?</p> - <p class="verse">Gesang quält wieder auf und bettelt sehr.</p> - <p class="verse">Doch immer spür ich Scheu, hinaufzublicken:</p> - <p class="verse">Geahnter! Du wirst Wert und Wort der Stunde knicken.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Sieh, meine Hände sich wie Ringer keuchend um dich falten!</p> - <p class="verse">Wie halten — o wie retten dich in mein Erkalten?</p> - <p class="verse">Du lädst dich in mein armes Schaun, wie schwank ich wild!</p> - <p class="verse">Berührten, die ich pflückte, Erdenharmonien dein ewig Bild?</p> - <p class="verse">So schlürft ich nie, Verzehrender! so ward ich nie verschleudert!</p> - <p class="verse">Hinrasend Meer! Aufblühe, Mensch! noch Tierblick sich ins Ahnen läutert!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">O lösch mich aus, Gewalt! so trüb dort unten spült der Tag.</p> - <p class="verse">Schmilzt hin vor dir und höhnt, der so an deinem Busen lag.</p> - <p class="verse">Schon gleit ich nieder. Täler brüllen auf, da ich sie fülle</p> - <p class="verse">in Drang und Trotz. Sie werden über mir zusammenschlagen.</p> -<a id="page-6" class="pagenum" title="6"></a> - <p class="verse">Ein Schluchzen nur in armer Hand werd ich in meine Hütte tragen,</p> - <p class="verse">Ein Schluchzen, drin ich mich in lauter Scham verhülle.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Doch immer hart getürmt auf mein Verzagen ragt Gebot:</p> - <p class="verse">„Ich hab mich dir gezeigt. Du wieder sollst mich zeigen!</p> - <p class="verse">Ich bin der Sinn und Form ist meine Not.“</p> - <p class="verse">Dann werde ich mich neigen, großer Rufer! tiefer neigen.</p> - <p class="verse">Dein Bild zu wagen, taste ich nach Körnern warmer Erde:</p> - <p class="verse">Ach wie ich greife, wird es Asche werden.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-2"> -<a id="page-7" class="pagenum" title="7"></a> -<span class="line1">Winterritt mit weißen Hunden</span> -</h2> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Weicher Hufschlag kost die weißen Flächen,</p> - <p class="verse">lichtumspülte Berge wandern mit.</p> - <p class="verse">Selig Jagen, daß die Fernen brechen,</p> - <p class="verse">wilde Nähe dampft von meinem Ritt.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Schneegewölke stiebt um unsre Lenden,</p> - <p class="verse">Sonne schauert auf in weißem Gischt.</p> - <p class="verse">Meine Hunde schießen vor und wenden,</p> - <p class="verse">Wellenlust, die sich dem Schäumen mischt.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Froh umbellt und königlich getragen,</p> - <p class="verse">Gold blitzt auf dem wildgeworfnen Huf.</p> - <p class="verse">Bläh’ die Nüstern, Brauner! Friß dein Jagen,</p> - <p class="verse">spür auch du den Drang, der dich erschuf.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Tag schreit auf und selig kreist die Sonne,</p> - <p class="verse">trunkner Bräutigam umkniet die Braut.</p> - <p class="verse">Ich bin Tag und Hund und Pferd und bin die Wonne,</p> - <p class="verse">die in Taumeln ihren Gott erschaut.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-3"> -<a id="page-8" class="pagenum" title="8"></a> -<span class="line1">Nacht im Februar 1917</span> -</h2> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">So ritt ich durch die armen Fetzen Ewigkeit.</p> - <p class="verse">In stummem Zwange lag die Nacht geknebelt</p> - <p class="verse">und lohte hungernd, wie ein ausgeweintes Leben</p> - <p class="verse">nach einem Schmerzensschrei, der sie erlöste.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Erbarmungsloses Mondlicht drängte alle Sterne</p> - <p class="verse">in freudenlose Firmamente roh hinauf,</p> - <p class="verse">mit kalten Hieben warf es unsre Erde</p> - <p class="verse">— das weiße Schneeland, das um Sonne trauert —</p> - <p class="verse">wie einen Toten in den fahlen Grund.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Gespenstisch fror das kalte Dämmern auf dem Leichnam,</p> - <p class="verse">den ich mit grauem Schauder überritt.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Aus ihrer Schattenbläue sprangen dunkle Bäume</p> - <p class="verse">wie rasende Fontänen schwarzen Blutes auf,</p> - <p class="verse">im lodernden Geäste sich verspritzend.</p> - <p class="verse">Rauchende Dolden tobten wild ins Graun.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Und harter Mondschein starrte alle Brunnen Blutes,</p> - <p class="verse">und fror gespenstisch auf der Leiche Welt,</p> - <p class="verse">in die mein Pferd die scharfen Hufe bohrte.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Solang ich ritt, umgraute mich der Leichnam</p> - <p class="verse">und Wunden sprangen blutend, wo ich ritt.</p> - <p class="verse">Da half mir niemand solche Wehschau zu ertragen.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Du arme Welt, wer hat dich so geschlagen?</p> - <p class="verse">O Menschenerde, wie du dich verklagst!</p> - <p class="verse">Ich schrei den Bußeruf, den du nicht wagst.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-4"> -<a id="page-9" class="pagenum" title="9"></a> -<span class="line1">Märzpsalm</span> -</h2> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Erbarmender! daß ich hier liege</p> - <p class="verse">niedergeworfen in deine keimenden Schollen!</p> - <p class="verse">Höre mein Schrein!</p> - <p class="verse">Wer warf uns in solche Geschicke?</p> - <p class="verse">Raserei über uns! ewig urfremdes Sterben!</p> - <p class="verse">Sterben in Frühen und Abend und duldenden Nächten.</p> - <p class="verse">Leben uns ausspie;</p> - <p class="verse">in Erden müssen wir kauern, ach! hassen die dumpfen Tage!</p> - <p class="verse">Immer geduckt unter drohenden Fäusten,</p> - <p class="verse">brechendem Hohn.</p> - <p class="verse">O wer hat uns so unterjocht?</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Empörung lauert in allen tödlichen Schlachten,</p> - <p class="verse">da aus der Not sich erkannte</p> - <p class="verse">Opfer und Mord.</p> - <p class="verse">Wohin, ihr Alten, stelltet ihr eure Söhne,</p> - <p class="verse">daß sie euch hassen müssen</p> - <p class="verse">jungguten Erkennens!</p> - <p class="verse">Denn euer Tun müssen wir büßen —</p> - <p class="verse">Was fehlten wir?</p> - <p class="verse">Euern verirrten Begierden</p> - <p class="verse">was bluten wir noch?</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Säulen von Vätern lasten</p> - <p class="verse">schwer auf uns.</p> -<a id="page-10" class="pagenum" title="10"></a> - <p class="verse">Wir wollen sie vertoben,</p> - <p class="verse">verspritzen,</p> - <p class="verse">in Tage baun, uns zu erfüllen!</p> - <p class="verse">Es wartet ein Tun in den Welten: ich möchte es wagen!</p> - <p class="verse">Es jagt ein rotheißes Geblüt in den Adern der Erde:</p> - <p class="verse">ich möchte es küssen!</p> - <p class="verse">Geschöpf sein und leben!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Ging ich, mein Vater, nicht,</p> - <p class="verse">ein Schwankender,</p> - <p class="verse">unter den Lasten deiner Gesichte!</p> - <p class="verse">Lagerten sich nicht schwer</p> - <p class="verse">auf meine Tage</p> - <p class="verse">all deiner Schöpfungen blitzende Momente</p> - <p class="verse">Schicht um Schicht!</p> - <p class="verse">Daß auferstand aus Gebirgen Fühlens,</p> - <p class="verse">— zu reifen in unendlichen Jubel —</p> - <p class="verse">Gütiger, dein Bild!</p> - <p class="verse">dein Lächeln, mein Vater!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Jetzt schütten aus grausamen Stunden</p> - <p class="verse">Aschen nieder die Tage</p> - <p class="verse">und tiefer immer versinkt mir</p> - <p class="verse">dein erhabenes Gesicht.</p> - <p class="verse">Halte mich, Vater!</p> - <p class="verse">O, dich zu halten aus dem schwingenden Lachen der Stürme</p> - <p class="verse">sandtest du diesen Tag!</p> -<a id="page-11" class="pagenum" title="11"></a> - <p class="verse">Sandtest Geläute der Himmel,</p> - <p class="verse">daß ich dich greife,</p> - <p class="verse">aus den verzückenden Sonnen dich, Rufender, zwinge</p> - <p class="verse">in mein empörendes, in mein</p> - <p class="verse">demütiges Lied.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-5"> -<a id="page-12" class="pagenum" title="12"></a> -<span class="line1">Seht, wie Tod bereite Schale hebt</span> -</h2> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Immer glüht der Tod um unsre Glieder.</p> - <p class="verse">Schaut sein Flammen armen Leib umlohn!</p> - <p class="verse">Tage schmelzen uns und Stunden nieder.</p> - <p class="verse">Schon auf toten Vätern schreit der Sohn.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Alles Tun rinnt ab von unserm Wollen.</p> - <p class="verse">Seht, wie Tod bereite Schale hebt!</p> - <p class="verse">Alles Schlürfen ist Verrat am Vollen!</p> - <p class="verse">In sein Sterben reift, was immer lebt.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Wessen Schwur sich reißt vom Mutterschoße,</p> - <p class="verse">sinkt schon hin in tödlicher Magie,</p> - <p class="verse">brennt sich ab nach dem erzwungnen Lose,</p> - <p class="verse">bis ihn letzte Stufe niederzieh.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Wort, das in das große Lauschen hallte,</p> - <p class="verse">schlägt sich ein in Wellenmeer und stirbt.</p> - <p class="verse">Tod ist Freundschaft, die hinüberwallte.</p> - <p class="verse">Liebesblick, erloschner, nie mehr wirbt.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Schritt, den ich getan, ist Raub des Todes,</p> - <p class="verse">da ihn furchtbar großer Raum verschlingt.</p> - <p class="verse">Liebes Gestern, grausam hin verloht es.</p> - <p class="verse">Melodie ins Nichtmehrsein verklingt.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Wir sind Wälder nur dem Tod zu pflücken</p> - <p class="verse">— Sonne winkt vergeblich blau und rot —</p> - <p class="verse">Tropfen nur, die sich im Fall verzücken.</p> - <p class="verse">Schwankend unten füllt sich Schale Tod.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-6"> -<a id="page-13" class="pagenum" title="13"></a> -<span class="line1">Einer doch wandelt ...</span> -</h2> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Einer doch wandelt</p> - <p class="verse">unter allen Menschen</p> - <p class="verse">und noch einer wohl,</p> - <p class="verse">der trägt und trachtet</p> - <p class="verse">Leid und Last seiner Welt.</p> - <p class="verse">Hat sein Erbarmen gestachelt ein voriges Schicksal,</p> - <p class="verse">Blutet er unterm Erinnern des lächelnden Gotts?</p> - <p class="verse">Plötzlicher Schreck dolcht sein Lachen und trinken nimmer in Frieden</p> - <p class="verse">kann er der gütenden Nächte Beruhigung,</p> - <p class="verse">denn ewig rafft ihn der Schrei:</p> - <p class="verse">Grausames Mißtun der Erde!</p> - <p class="verse">Notverkrampfte Arme zucken nach Sonnen hin</p> - <p class="verse">und Mutterhände, fiebernd gefaltete, würgen sein Träumen.</p> - <p class="verse">Heiß überm Lärmen umgellt ihn die Klage der Väter,</p> - <p class="verse">wenn sie am Abend gehn, siech um den Märtyrer Sohn.</p> - <p class="verse">So wandelt der eine durch schreiende Tage und Länder.</p> - <p class="verse">Tief in sein Aug ist gekerbt alles Leiden der Welt.</p> - <p class="verse">Frierender Kinder und stinkender muß er erbarmen.</p> - <p class="verse">Hunger der Vielen durchschüttelt ihn und noch der Huren</p> - <p class="verse">anklagend Geheul reißt sein teilendes Herz in Zerrüttung.</p> - <p class="verse">Silbernes Lachen der Mädchen kann ihn nicht trösten.</p> - <p class="verse">Jubellust Gieriger stampft unter Füße sein blutendes Menschsein.</p> -<a id="page-14" class="pagenum" title="14"></a> - <p class="verse">Wild aus Erinnern und Vorschaun auftobt ihm Verzweiflung.</p> - <p class="verse">Dann wird er Mensch sein!</p> - <p class="verse">Aufstemmt ihn rasende Lust</p> - <p class="verse">zu tragen, zu leiden,</p> - <p class="verse">der Tiefste zu tauchen in ausgeschüttete Qualen der Welt.</p> - <p class="verse">Nottrank der Nächte schlürft er, bitteren Balsam dem Wunden der Tage.</p> - <p class="verse">O, Phalangen Schwerterglut pflückt er mit selig erwachender Brust!</p> - <p class="verse">Aus Krämpfen und Krümmung der schreienden Glieder dann</p> - <p class="verse">— Tobe du Seliger —</p> - <p class="verse">Aufblüht sein siegender Tanz.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-7"> -<a id="page-15" class="pagenum" title="15"></a> -<span class="line1">Ein Menschentag</span> -</h2> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-7-1"> -I. -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Frühe spaltet die Mauer, die Mauer Nacht.</p> - <p class="verse">Flammender Riß in der Ewigkeit: Tag erwacht.</p> - <p class="verse">Nachttiefen schleudern schon schwanke blaugoldne Gefilde</p> - <p class="verse">an meine rasenden Fenster. Dämongebilde.</p> - <p class="verse">Höhlen und Hallen aufdämmern, draus donnert ein Urgesang.</p> - <p class="verse">Schaukelnde Wände noch stauen den schütternden Morgendrang.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Ewigkeit schäumt über Deine Erden und Welten,</p> - <p class="verse">Schöpfer Du, trunkene Deines erhabenen Gesichts,</p> - <p class="verse">nun die geschäftigen Menschen in Hütten und Zelten</p> - <p class="verse">verkrochen noch harren des deutenden flachenden Lichts.</p> - <p class="verse">Teile mit mir, Deinem Einsamen, göttliche Stunde!</p> - <p class="verse">Jauchzenden Urbeginn pflück ich aus Deinem Munde.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Einziger Quell ich im Weiten! Jetzt finde ich rauschenden Chor</p> - <p class="verse">in Deiner stummen Geschöpfe ewigem Hymnen.</p> - <p class="verse">Erdschollen schwer aus der Finsternis rollen hervor,</p> - <p class="verse">Wälder schon gischtend im Morgenschaum jubelnd erglimmen.</p> - <p class="verse">Türme, ein königlich Bruderpaar, stürmen herein,</p> - <p class="verse">Edelwild, kühn aus den Träumen von schlafenden Städten.</p> -<a id="page-16" class="pagenum" title="16"></a> - <p class="verse">Flammenden Himmel sie tragen auf goldnen Geweihn</p> - <p class="verse">zum Strome und huldigend beugen sich Hügelketten.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Rasender Schnellzug! Mein zischender Pfeil durch die Nacht,</p> - <p class="verse">splitterst du? Schmilzst an des Morgens glühenden Rändern?</p> - <p class="verse">Schreit ein Getöse auf. Plötzlich ein Ungetüm lacht,</p> - <p class="verse">reißt alle Sichten zu tanzenden jagenden Bändern.</p> - <p class="verse">Hetzt alle Bilder gegen mich an, fordert Gestalt.</p> - <p class="verse">Werdenden Tages Begehren aus blauer Frühe!</p> - <p class="verse">Alles Lebendige hat sich in mich verkrallt,</p> - <p class="verse">fordert Leben und Sinn. O marternde Mühe!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Taumel der Schöpfung in mir! Fieber des Werdens!</p> - <p class="verse">Schädel ist nicht mehr Schädel! durchrissene Schau.</p> - <p class="verse">Lauschend zerstiebt mein Gehirn, zertümmelt von wütenden Herden,</p> - <p class="verse">brandende Morgennot taumelt um neues Vertraun.</p> - <p class="verse">Schlürfe ich — werd ich geschlürft von rasenden Schwingen?</p> - <p class="verse">Stürzendes Einfallstor unausgedachtem Verlauf!</p> - <p class="verse">Ungeheueres, werdender Tag, wirst Du bringen!</p> - <p class="verse">Läutet, ihr Berge, aufdampfende Meere! Menschen, wacht auf!</p> - </div> - </div> -</div> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-7-2"> -II. -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Hoher Tag schwingt in Kristallen auf mich zu.</p> - <p class="verse">Reife Stunde ruft: o du! o du!</p> -<a id="page-17" class="pagenum" title="17"></a> - <p class="verse">An mir vorüber wild jagen</p> - <p class="verse">Bilder aus vorigen Tagen.</p> - <p class="verse">Gebirge vor mir her</p> - <p class="verse">Mein Wünschen rast.</p> - <p class="verse">Doch über allem donnerschwer</p> - <p class="verse">wuchtet Gesang dieses Tags:</p> - <p class="verse">Mensch, o daß du dem Rhythmus der Welten genast,</p> - <p class="verse">ertrag’s! Ertrag’s!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Stunde ist geladen mit brechender Magie:</p> - <p class="verse">Rühr mich nicht an!</p> - <p class="verse">Aufspritzender See seine Wogen spie,</p> - <p class="verse">Sphären saugen wie Vampyrn sich an.</p> - <p class="verse">Schicksale schreien wild sich entgegen,</p> - <p class="verse">Fernen sich aufgetan regen</p> - <p class="verse">von unerhörten Tumulten des werbenden Tags.</p> - <p class="verse">Geheimnis aller Symbole stob hin</p> - <p class="verse">entsetzt solchen Taumeln. Gedanke, Gedanke muß fliehn.</p> - <p class="verse">Ertrag’s! Ertrag’s!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Jetzt press’ ich nackte Welt an nackte Brust.</p> - <p class="verse">O rasender Pulse Ineinanderhämmern.</p> - <p class="verse">Wirf einen Haß, eine Liebe, Raserei in diese Brust,</p> - <p class="verse">mich in die Endlichkeiten einzudämmern!</p> - <p class="verse">Wie trag ich solches? Furchtbar schwillt mein Tanz,</p> - <p class="verse">Kampf mit Unendlichem, den ich wage!</p> - <p class="verse">Götter, herunter zerr ich euern Kranz.</p> - <p class="verse">Ich Träger des Lebens!</p> -<a id="page-18" class="pagenum" title="18"></a> - <p class="verse">des Heute und seiner ewigen Lust!</p> - <p class="verse">Mein ist der Tag!</p> - </div> - </div> -</div> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-7-3"> -III. -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Von unermessenen Küsten,</p> - <p class="verse">Ozean,</p> - <p class="verse">schütte dich nieder!</p> - <p class="verse">O, daß dein Wogengetürme</p> - <p class="verse">sternenauf wüchse</p> - <p class="verse">furchtbaren Falls dich zu schleudern</p> - <p class="verse">Wider die Erde,</p> - <p class="verse">wider unseligsten Stern!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Schlürfe doch, o schlürfe meinen brüllenden Stein!</p> - <p class="verse">Was hält er mich noch?</p> - <p class="verse">Stemmt ihn mein lastender Fuß</p> - <p class="verse">in solches Trotzen?</p> - <p class="verse">Raub ihn! Verschlinge ihn!</p> - <p class="verse">Siehe, ich stoß ihn dir zu!</p> - <p class="verse">Du Gewaltiger, den ich doch höhne,</p> - <p class="verse">du zauderst?</p> - <p class="verse">Lock ich noch immer nicht deine tobende Rache?</p> - <p class="verse">Ha, du verschmähst mich,</p> - <p class="verse">den Winzigen,</p> - <p class="verse">verächtlichen Gaukler!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">So stürz nieder, Sonne,</p> - <p class="verse">lügendes Gestirn,</p> -<a id="page-19" class="pagenum" title="19"></a> - <p class="verse">polternd schon bricht ja dein Taggesäul,</p> - <p class="verse">das du verraten.</p> - <p class="verse">Nieder stürz, anderen Welten</p> - <p class="verse">flamme den heuchelnden Glanz!</p> - <p class="verse">Andere Welten</p> - <p class="verse">locke zu Tanzen und Singen,</p> - <p class="verse">locke zum Preise des Gottes</p> - <p class="verse">tückische Täuschung.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Uns ward der Glanz trüb.</p> - <p class="verse">Uns warf sein tödlich Gepränge</p> - <p class="verse">der Sternentag hin,</p> - <p class="verse">da wir nun wissen,</p> - <p class="verse">daß nur zu ruchlosen Freveln sich</p> - <p class="verse">Todreigen schlinge,</p> - <p class="verse">daß sich Geschöpftes zerrase</p> - <p class="verse">in ewigem Kampf.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Teilsein ist Menschenlos.</p> - <p class="verse">Weinend um seine Begierden mengt sich die Zwei.</p> - <p class="verse">Du aber lächelst uns</p> - <p class="verse">einstens und immer</p> - <p class="verse">Güte und einendes Sein.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Verhülle dich, Erde!</p> - <p class="verse">Verhüll deine ewige Täuschung, du Ungeheuer!</p> - <p class="verse">Dem stürzenden Meere zum Fraß</p> - <p class="verse">wirf deine Sonne hin!</p> -<a id="page-20" class="pagenum" title="20"></a> - <p class="verse">Zerschmetter’ dich endlich am Hohn deines Nichts.</p> - <p class="verse">O, vergehe in Dunkel und laß uns</p> - <p class="verse">mit dir vergehn!</p> - </div> - </div> -</div> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-7-4"> -IV. -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Daß solches Nachten wieder auf uns taut</p> - <p class="verse">und warme Sterne müden Scheitel netzen!</p> - <p class="verse">So darfst du dich am hohen Sinne letzen,</p> - <p class="verse">dem sich dein Leben wieder anvertraut.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Bis endlich sich dein voller Tag erbaut.</p> - <p class="verse">O Drang der Frühe, Taglust und Entsetzen</p> - <p class="verse">des Abends mußten in dich stürzen — Fetzen</p> - <p class="verse">des schweren Segels, das sich rauschend staut</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">in diesen ewigen Hauch. Jetzt spann dich weit,</p> - <p class="verse">zu saugen aus dem All, was dich begüte.</p> - <p class="verse">Quellender Blutmast Mensch, sollst Träger sein!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Du Schiffer zwischen Horizonten Ewigkeit!</p> - <p class="verse">Toter und Ungeborener flüchtige Blüte,</p> - <p class="verse">schöpf’ aus der Nacht Gedulden und Gedeihn.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-8"> -<a id="page-21" class="pagenum" title="21"></a> -<span class="line1">Flucht und Zuflucht</span> -</h2> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-8-1"> -I. -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Mein Vater, wandeln Deine Sterne nimmer?</p> - <p class="verse">So müder Himmel meine Schulter drückt,</p> - <p class="verse">ach, hämmert solch Geschrei aus meinem Wimmern:</p> - <p class="verse">Wer hat mich frech aus Deiner Hand gepflückt?</p> - <p class="verse">Brautgarten, drin Dein Lächeln mich umkoste,</p> - <p class="verse">mir blaue Stürme kündeten Dein Nahn,</p> - <p class="verse">was läßt Du mich verwelken, Deine Blüte?</p> - <p class="verse">Dein Schwert, das Dich aus allen Steinen sprühte,</p> - <p class="verse">zürnend der Scharten, hast Du’s abgetan?</p> - <p class="verse">Im armen Winkel läßt Du es verrosten.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Wie starb ich von Dir ab? o müdes Sinken,</p> - <p class="verse">kaum such ich mehr nach Brücken oder Weg</p> - <p class="verse">und trage doppelt Sterben, nun Dein Winken</p> - <p class="verse">aus vorigen Tagen dunkelt im Geheg.</p> - <p class="verse">Als Du ein Ahnen, dem ich mich vertraut,</p> - <p class="verse">zu Domen über meinem Tag erbaut!</p> - <p class="verse">Ich Meer, gestürzt in bodenlose Tiefe!</p> - <p class="verse">Aufschossen Ufer, Feld, ragende Wand,</p> - <p class="verse">dran Wellenträume fetzen, die Dich riefen.</p> - <p class="verse">Jetzt bin ich hohler Sumpf und Modersand.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Nur manchmal bröckelt Sturm in meine Nächte.</p> - <p class="verse">Dann schreck ich auf, von Himmeln ganz erdrückt,</p> - <p class="verse">und grabe müder armem Tag die Schächte,</p> -<a id="page-22" class="pagenum" title="22"></a> - <p class="verse">der mich von Deinem Flammenstrauch geknickt.</p> - <p class="verse">O, ward ich überwachsen von den Bäumen,</p> - <p class="verse">die ich, versuchend frech Dein hohes Dulden,</p> - <p class="verse">in Deine Gunst zu pflanzen mich getraut!</p> - <p class="verse">O durft ich mich an Ding und Ding versäumen,</p> - <p class="verse">an lautem Tun mich lästernd so verschulden,</p> - <p class="verse">da noch aus Dickichten Dein Strahl mir taut!</p> - </div> - </div> -</div> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-8-2"> -II. -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Schau her, mein Vater, wie ich mich zerbreche.</p> - <p class="verse">Mein arges Tun, ich schlepp es keuchend her,</p> - <p class="verse">hier steht er nackt, des Gottes trunkner Zecher!</p> - <p class="verse">Ach, seine Schalen sind von Dir so leer.</p> - <p class="verse">Sein Mund: noch grinst Verrat an seinem Rande.</p> - <p class="verse">Dies Auge: kaum verdeckt es seine Gier.</p> - <p class="verse">Die Hände immer tastend nach der Schande</p> - <p class="verse">und Leib und Bein so träg, so stumpf, so Tier.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Schau, welke Blumen reiß ich mir vom Scheitel!</p> - <p class="verse">In wildes Schreien trotzt jetzt meine Scham.</p> - <p class="verse">Ach, wo ich gut mich nannte, war ich eitel,</p> - <p class="verse">und Falschheit gab ich, wo Vertrauen nahm.</p> - <p class="verse">In wüstem Heute meine Tänze stöhnen.</p> - <p class="verse">Jetzt büße, daß Du mich so klein erschufst.</p> - <p class="verse">Gestrüpp von Fluch und Kniefall, Betteln und Verhöhnen.</p> - <p class="verse">Zertritt mich doch — ich trag’s nicht, daß Du rufst.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Und doch ist Lauschen noch in meiner Seele.</p> - <p class="verse">Barmherziger! Jetzt stürzst Du groß zu Tal.</p> -<a id="page-23" class="pagenum" title="23"></a> - <p class="verse">O bist Du süßeste Frucht aus allem Fehle?</p> - <p class="verse">Ringt sich zu Dir nur alle Sündenqual?</p> - <p class="verse">Brauch ich mein Lästern reiner Dich zu quellen,</p> - <p class="verse">ras’ ich durch Buße tief in Deinen Schoß?</p> - <p class="verse">Soll ich an jedem lauten Tag zerschellen?</p> - <p class="verse">Nur Abtakt Deines Reigens ewig groß!</p> - </div> - </div> -</div> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-8-3"> -III. -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Darf ich noch flehn, so fleh ich Not und Fehle.</p> - <p class="verse">Noch scheiden tausend Freuden mich von Dir.</p> - <p class="verse">Verrat nur lauert, wo ich tastend wähle.</p> - <p class="verse">So sei im Leiden Du mein einzig Hier!</p> - <p class="verse">Ein Mädchen ging so arm an mir vorüber,</p> - <p class="verse">hinkenden Fußes, schwarz, im Trauerkleid.</p> - <p class="verse">Was barg ihr noch die Erde: Gram und Fieber,</p> - <p class="verse">doch fühlt ich tief: Dir war sie ganz bereit.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Ich aber hänge noch an vielen Lichtern.</p> - <p class="verse">Der Scholle Segen hält mich und ihr Fluch.</p> - <p class="verse">Mir gaukelt Welt in lockenden Gesichtern</p> - <p class="verse">und blätternd haft’ ich noch an ihrem Buch.</p> - <p class="verse">Noch zieht mich Hoffnung in die blauen Gründe,</p> - <p class="verse">Erinnern läßt tiefatmend mich erblühn.</p> - <p class="verse">O blaue Meerfahrt! Liebe, der ich münde!</p> - <p class="verse">Und Sonne, Sonne will in mir verglühn.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Du aber stehst beiseit’ und läßt mich währen,</p> - <p class="verse">bist nur ein leises Rufen in der Nacht.</p> -<a id="page-24" class="pagenum" title="24"></a> - <p class="verse">O, hilf mir, Vater, daß ich zu Dir kehre,</p> - <p class="verse">nimm von mir meiner Tage eitle Tracht!</p> - <p class="verse">Gürt mich in Leid, verhülle mich in Reue,</p> - <p class="verse">streif die Gewänder Erdlust von mir ab.</p> - <p class="verse">Schon spülen Träume mich in Deine Bläue,</p> - <p class="verse">nackt sinke ich in Deinen Schoß hinab!</p> - </div> - </div> -</div> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-8-4"> -IV. -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Einst riß ein Rufen aus getürmten Zeiten</p> - <p class="verse">mich wild hinaus Heißdürstenden zum Trank:</p> - <p class="verse">Dich schreit Gebild. Propheten um Dich leiden.</p> - <p class="verse">Wie sank ich nieder, bis ich ganz versank.</p> - <p class="verse">Schwer lastete auf mir Dein groß’ Begehren.</p> - <p class="verse">Und Not ums All fiel steil mich zu verzehren.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Und wieder auf ins Brausen der Geschicke</p> - <p class="verse">warf ich mich brünstig. Zeiten schlugen wild.</p> - <p class="verse">O Schicksals Babelturm auf mir: ersticke</p> - <p class="verse">im Sturz der Massen, der dich nimmer stillt,</p> - <p class="verse">und röchle armen Tanz, so heut wie gestern:</p> - <p class="verse">Ihr Stückchen Gottes kosend alle Menschen gehn.</p> - <p class="verse">Zerbrich’s an Deiner Gier: Verzweiflung wird dich lästern.</p> - <p class="verse">Wild lachend Sonnen ihre Kurven wehn.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Ich stürmte weltenauf und weltennieder.</p> - <p class="verse">O Tage, von Tumulten übervielen greis!</p> - <p class="verse">Bis mir ein Trösten stieg aus dem Verwirrten:</p> - <p class="verse">Mein eignes Rufen hallt die Fremde wider.</p> - </div> - <div class="stanza"> -<a id="page-25" class="pagenum" title="25"></a> - <p class="verse">Ich Mund allallen Jauchzens und Geschreis.</p> - <p class="verse">So kehr’ ich heim, zurück zu mir Verirrtem.</p> - <p class="verse">Laß mich denn, Vater, ganz in Dir verstummen!</p> - <p class="verse">Sei meines Auf und Nieders letzte Ruh.</p> - <p class="verse">Und schüttelt Drang von der Geschicke Summen:</p> - <p class="verse">Doch aller tiefste Melodie bist Du!</p> - <p class="verse">Will nur mehr schürfen tief in mir ein Lauschen.</p> - <p class="verse">Schon klingt Dein Regen, wie Du Dich mir neigst.</p> - <p class="verse">Aufraucht mein letztes Opfer, bis Du rauschend,</p> - <p class="verse">mein Gott, Deinem Getrümmer Mensch entsteigst.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-9"> -<a id="page-26" class="pagenum" title="26"></a> -<span class="line1">Nacht</span> -</h2> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Erhabene, glühst du mir wieder,</p> - <p class="verse">Dunkelumfangende du!</p> - <p class="verse">Schwankend auf deinen Säulen</p> - <p class="verse">und doch voller Ruhe!</p> - <p class="verse">O, du überschüttest mich nicht und wirst mich nicht stürzen.</p> - <p class="verse">Weit hast du dich gespannt und du versagst dich nicht</p> - <p class="verse">meinem Aufruhr!</p> - <p class="verse">Hintaumeln darf er unter deinen Gewölben</p> - <p class="verse">und sich vergeuden.</p> - <p class="verse">Ah, kein aufdrohendes Notgebild</p> - <p class="verse">zückt ihm die Zeit.</p> - <p class="verse">Sterne schüttest du, unzählige Geschwister</p> - <p class="verse">den Bränden meiner Brust,</p> - <p class="verse">und wo du die Säume faltest deines Mantels,</p> - <p class="verse">da wartet mein Träumen.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">O, daß du wartest, Geduldige,</p> - <p class="verse">o nimmer mich zwingst</p> - <p class="verse">auszubrechen in die berstenden Schollen,</p> - <p class="verse">in saugende Klüfte</p> - <p class="verse">vor solchem Gefühl!</p> - <p class="verse">Ruhe spülst du in meine Adern und kosendes Dunkel</p> - <p class="verse">hast du zu einer mildladenden Pforte gestellt,</p> - <p class="verse">— o nächtiges Tor! —</p> - <p class="verse">ohn’ Ende zu schreiten, zu atmen</p> -<a id="page-27" class="pagenum" title="27"></a> - <p class="verse">und hinzubreiten wie Wellengeriesel die dunkelgeballte Inbrunst</p> - <p class="verse">den sonnigen Spielen meines</p> - <p class="verse">ewigen Tags!</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-10"> -<a id="page-28" class="pagenum" title="28"></a> -<span class="line1">Frühling</span><br /> -<span class="line2">Eine Trilogie</span> -</h2> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-10-1"> -I.<br /> -Elegie -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Brach uns der Flieder schon auf? O, schütteten heimliche Nächte</p> - <p class="verse">Duften in unseren Traum, daß er das Herz uns betört?</p> - <p class="verse">Sehet, wie andere Himmel schaukeln die volleren Bäume</p> - <p class="verse">auf ihren Blätterstolz schon selig das Strahlengewölb.</p> - <p class="verse">Blühen umsäumt uns lauschige Wege, und junggrüne Matten</p> - <p class="verse">kosen im spielenden Licht, kosen dem werbenden Wind.</p> - <p class="verse">Tänze aus brauendem Wohllaut heben sich lind uns zu schmeicheln.</p> - <p class="verse">Mädchen, dein flatterndes Haar lockt uns zur schwellenden Brust.</p> - <p class="verse">Weitet sich all unser Fühlen so plötzlich in lindere Räume,</p> - <p class="verse">hält uns ein goldenes Netz Vogelsangs heimlich umspannt?</p> - <p class="verse">Herz, was erschrickst du? Ermattest von so viel offener Freude?</p> - <p class="verse">Schauerst so einsam zurück? Nimmt dich der Jubel nicht auf?</p> - <p class="verse">Ach, über Nacht brach der Frühling in deine umschmerzten Gehege,</p> - <p class="verse">pocht nun wie feuriger Wein; wehe, du kennst ihn nicht mehr!</p> -<a id="page-29" class="pagenum" title="29"></a> - <p class="verse">Hobest ihn nicht aus dem Ahnen mit spähenden tastenden Augen,</p> - <p class="verse">reiftest nicht gläubig hinein in seine schwellende Lust.</p> - <p class="verse">Mußtest in Sehnsucht und Qual die stürzenden Tage verjagen,</p> - <p class="verse">durftest nicht lauschen, wie lind neuer Gesang sich erschuf.</p> - <p class="verse">Schauer sind dir und Jubel die hetzenden Treiber der Tage,</p> - <p class="verse">fremd aus versäumtem Bereich fächelt der tröstende Hauch.</p> - <p class="verse">Triebe nicht und nicht die Knospen sahst du im lockenden Morgen</p> - <p class="verse">atmen und schwellen und blühn, eh sie die Sonne verriet,</p> - <p class="verse">daß sie in Jubel aufschäumten, als hätte sich lichtes Gewölke</p> - <p class="verse">mild auf dem zarten Gezweig kosend und bergend versäumt.</p> - <p class="verse">Sahst nicht die jubelnden Bäume hinstürmen in weitoffne Himmel!</p> - <p class="verse">Schriest nicht in blühenden Sturm! Wehe, es ist nicht dein Lenz!</p> - <p class="verse">Stehst nun, ein Fremdling, im lieblichen Segen frohlockender Gärten.</p> - <p class="verse">Stiegst wohl vom Berge herab, nimmer erkennt dich das Tal,</p> - <p class="verse">nimmer umspielt dich Willkommen der selbstgepflanzten Gebüsche,</p> -<a id="page-30" class="pagenum" title="30"></a> - <p class="verse">mütterlich Raten und Tun hegt nicht den heimlichen Ort.</p> - <p class="verse">Blickst nun so einsam, verstoßen, auf dankbare Freude der Andern,</p> - <p class="verse">in ihr auflachendes Spiel lockt dich kein freundlicher Ruf.</p> - <p class="verse">Gehst in den Abend und schauerst vor Kühle, nun Flöten aufschluchzen</p> - <p class="verse">nun sich ein Mädchenlied süß noch in den Amselsang flicht.</p> - <p class="verse">Ah, und da kommt es dir, Armer: die Tränen hast du vergessen,</p> - <p class="verse">linderndes Schluchzen der Nacht, das dich den Tagen versöhnt.</p> - <p class="verse">Drin sich das hastende Leben rückfindet und ausruht für Künfte,</p> - <p class="verse">dämmernde Teiche, darin Rosen trinken den Mond.</p> - <p class="verse">Hast nicht die Süße des Trauerns vergönnt deiner wartenden Sehnsucht!</p> - <p class="verse">Unausgeweintes Leid, mußt es nun tragen so schwer.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-10-2"> -<a id="page-31" class="pagenum" title="31"></a> -II.<br /> -Bacchanale -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Taumelt der alte Gott über meine Erde?</p> - <p class="verse">Locken schneeige Brüste aus Sonnenglut,</p> - <p class="verse">daß ich sie küsse,</p> - <p class="verse">daß ich ersticke in ihrer hüllenden Lust?</p> - <p class="verse">O mein Frühling du im rauschenden Zenith!</p> - <p class="verse">Wie brandest du rasend über uns Kleinen</p> - <p class="verse">und ohn Erbarmen!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Sehnend standest du auf, bis du schwanktest</p> - <p class="verse">in deinem Blütenrausch,</p> - <p class="verse">und wieder verschütten wirst du dich,</p> - <p class="verse">niederstürzen vom Berg deiner Trunkenheit.</p> - <p class="verse">Dein Vergehen noch überjubelst du</p> - <p class="verse">glühenden Tanzes!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">O Seliger über uns allen! Hier meinen Sang</p> - <p class="verse">deinem höchsten Tag!</p> - <p class="verse">Deinem Triumphe, du Göttlicher,</p> - <p class="verse">beuge ich mich tief.</p> - <p class="verse">Klirrend dir entgegen zückt</p> - <p class="verse">aller Welten Blut.</p> - <p class="verse">Zeugung ohn’ Ende und Wollust, die sie geboren,</p> - <p class="verse">spritzt heiß aus deinem Wahn,</p> - <p class="verse">aus Blütenkelchen, Dolden, Träumen, Rausch!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Magnolien verschäumen sich, und des Rhododendrons Süße</p> -<a id="page-32" class="pagenum" title="32"></a> - <p class="verse">lohte deinen Küssen, erbarmungsloser Sieger, schon hin.</p> - <p class="verse">Sternig perlt Goldregen nieder zur Erde,</p> - <p class="verse">— Umarmung der Danae! —</p> - <p class="verse">und dunkle Rosen ertrinken in zuckenden Orchideen</p> - <p class="verse">wie Tropfen Blutes.</p> - <p class="verse">Meere schütten sich dir aus</p> - <p class="verse">und über sterbenden Flieder noch stöhnt der Jasmin seine Lust.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Farben und Düfte taumeln ineinander</p> - <p class="verse">zu deinem tödlichen Trunke,</p> - <p class="verse">o reiche ihn uns!</p> - <p class="verse">Wir jubeln des Gifts, das in unsern Adern frohlockt,</p> - <p class="verse">und der treibenden Sünde.</p> - <p class="verse">Zerstör’ uns, vernichte uns, panischer Zauber des Blutes!</p> - <p class="verse">Komm an, du Allbefreier! o, endlich nimm uns auf!</p> - <p class="verse">Deine Grausamkeit, laß sie uns küssen,</p> - <p class="verse">du spielende Natur!</p> - <p class="verse">O Bestie, wir beten dich an,</p> - <p class="verse">noch unterm Dolche, den du uns lachend zückst.</p> - <p class="verse">Erwürge uns, Rasende, immer noch</p> - <p class="verse">ist unser der Triumph!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Ihr berstenden Sphären, brecht los eure drohenden Gewitter!</p> - <p class="verse">Versengt uns! O tötet uns! Nirvana glüht!</p> - <p class="verse">Schon packen die Stürme in meine rauschenden Buchen,</p> - <p class="verse">beugen sie tief,</p> -<a id="page-33" class="pagenum" title="33"></a> - <p class="verse">schon ächzen die knorrig verwurzelten Stämme</p> - <p class="verse">unterm düstern Firmament.</p> - <p class="verse">Entladung umgärt uns!</p> - <p class="verse">Donner brechen vor aus Himmelshöhlen,</p> - <p class="verse">zerschmettern die Wölbung —</p> - <p class="verse">o wie stehen wir hohl!</p> - <p class="verse">In stäubende Blütenwolken hüllen wir uns tief</p> - <p class="verse">und bergen uns,</p> - <p class="verse">bis kühlende Tropfen uns netzen —</p> - <p class="verse">O, Regensang lindet! —</p> - <p class="verse">und unser Aufruhr ergibt sich in jubelndes Schluchzen:</p> - <p class="verse">O du, unsre Erde!</p> - </div> - </div> -</div> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-10-3"> -<a id="page-34" class="pagenum" title="34"></a> -III.<br /> -Ode -</h3> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Wo ist ein Leid, so tief, daß es mich hülle!</p> - <p class="verse">Wo quillt ein Schicksal, das mich unterjocht!</p> - <p class="verse">Uns zwingt ein Drang aus übermächtiger Fülle</p> - <p class="verse">auf Höhen, wo der Gott im Rausche pocht.</p> - <p class="verse">Die Himmel öffnend, stürzt er uns entgegen.</p> - <p class="verse">Trieb Jubel oder Not uns auf den Grat?</p> - <p class="verse">Wir fragen nicht. Wir schlürfen seinen Segen</p> - <p class="verse">und warten demutvoll auf unsre Tat.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Denn irgendwo ist sie dem Mann beschieden;</p> - <p class="verse">gespiegelt schon aus Höhlen seiner Not,</p> - <p class="verse">formloser Traum befreiter Karyatiden,</p> - <p class="verse">weitoffen dem unendlichen Gebot!</p> - <p class="verse">O magisch Wirken, das sie heimlich bindet,</p> - <p class="verse">die Schwestern Eigennot und Tatenglück:</p> - <p class="verse">Not lischt, die sich in Taten sicher gründet,</p> - <p class="verse">und Tat schmilzt mündend in die Not zurück.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Wir kennen nicht des Leidens bange Süße,</p> - <p class="verse">des Trauerns Säumnis ist uns nicht vergönnt.</p> - <p class="verse">Und wo wir Lust mit stolz Entsagen büßen,</p> - <p class="verse">wir dulden keinen Zug, der es euch nennt.</p> - <p class="verse">Und schreiten herben Augs die steilen Pfade.</p> - <p class="verse">Gewölke Lächelns blühn zu Seiten auf.</p> - <p class="verse">Schon winkt in Fernen Opfers reinste Gnade</p> - <p class="verse">zu bändigen des Chaos rasenden Lauf.</p> -<a id="page-35" class="pagenum" title="35"></a> - <p class="verse">Wir tragen dieses Erdenseins Empörung.</p> - <p class="verse">Donnernd stürzt Weltennot in eigne Qual.</p> - <p class="verse">Zerstampfe sie und lache der Zerstörung:</p> - <p class="verse">Auf reißt uns Wollen immer höh’rer Wahl.</p> - <p class="verse">Wie sich Gewalten in uns stemmen, bauschen!</p> - <p class="verse">Wir Trunkene des grenzenlosen Falls,</p> - <p class="verse">ballten wir Wehr aus dem Vernichtungsrausche?</p> - <p class="verse">Ah! Retter sind wir des bedrohten Alls!</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-11"> -<a id="page-36" class="pagenum" title="36"></a> -<span class="line1">Orphischer Psalm</span> -</h2> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Treibender Du,</p> - <p class="verse">den alles Wesen verkündet,</p> - <p class="verse">Geburt und alle Gebärde jubelt</p> - <p class="verse">und noch jauchzt das Vergehn,</p> - <p class="verse">zu groß sind, ach! Deine Welten</p> - <p class="verse">meinem Umklammern,</p> - <p class="verse">zu groß noch — daß ich Hingerissener wagte</p> - <p class="verse">mich ganz Dir zu nahn: —</p> - <p class="verse">meinem rasenden Zerstören.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Siehe, Deiner Tage sind viel</p> - <p class="verse">und bunt sind ihre Gewänder und flattern im Sturm. —</p> - <p class="verse">und lockt doch in ihrem verschlungenen Reigen</p> - <p class="verse">verborgen ein Spiel!</p> - <p class="verse">Laß es mich künden, Erhabener!</p> - <p class="verse">Tiefer sind Deine Nächte und ihre Weihn</p> - <p class="verse">schlingen wie Brücken von Tag zu Tage sich hin, —</p> - <p class="verse">doch ihren letzten Gesang</p> - <p class="verse">Du läßt ihn mich schweigen.</p> - <p class="verse">Dumpf aus den Gründen verhöhnen mich</p> - <p class="verse">Fetzen Antworts.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Träume ewigen Beginnens wüten</p> - <p class="verse">um endliche Gestalt.</p> - <p class="verse">Traumstümpfe züngeln hinauf in den dunkeln Raum,</p> - <p class="verse">aber in meinen gierigen Händen</p> -<a id="page-37" class="pagenum" title="37"></a> - <p class="verse">zerbrechen alle Bilder,</p> - <p class="verse">zerbrechen an Deinem Allsein,</p> - <p class="verse">das uns verschmäht.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Berstend von Deinem Rufen entfloh ich,</p> - <p class="verse">— mühselige Gedankenflucht! —</p> - <p class="verse">Immer doch warst Du über mir</p> - <p class="verse">und ich erkannte Dich nicht.</p> - <p class="verse">Entfernt Dich nur immer weiter mein dunkles Sehnen?</p> - <p class="verse">Wie härmt ich mich, Vater!</p> - <p class="verse">Bis mich dein Sinn in tiefes Träumen rief.</p> - <p class="verse">O lockend süßer Grund! Weg über Moore!</p> - <p class="verse">Wie sank ich gern ins ewige Zurück.</p> - <p class="verse">Und goldne Kreise schwingend mit mir sanken.</p> - <p class="verse">Tiefblaue Räume perlten klares Taun,</p> - <p class="verse">Goldkreise zogen milddurchstrahlten Reigen,</p> - <p class="verse">Glanzschächte brachen auf, in ihrem Blaun</p> - <p class="verse">flammende Pfeile sah ich sinken, steigen.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Wie brach ich wunschlos ganz in mir zusammen!</p> - <p class="verse">War frohe Beute grenzenlosem Spiel.</p> - <p class="verse">O Bad in violetten Wolkenflammen,</p> - <p class="verse">hier ist mein Wesen klar geschautes Ziel.</p> - <p class="verse">Hier quillt kein Fragen: Deutung alles Werden;</p> - <p class="verse">im Gleichklang strömen volle Welten hin,</p> - <p class="verse">und ewig wechselnd tauschen sich Gebärden;</p> - <p class="verse">doch über allem: Lächeln ist ihr Sinn.</p> - <p class="verse">So schweb ich in der Gunst der Harmonien,</p> -<a id="page-38" class="pagenum" title="38"></a> - <p class="verse">aus tief verborgenem Grund ein Singen quillt,</p> - <p class="verse">schon rhythmen sich die Spiele, Kreise sprühen:</p> - <p class="verse">Aus dem Gewoge taucht der Leier Bild,</p> - <p class="verse">wächst höher, strebt hinauf in mein Erwachen,</p> - <p class="verse">Spätabend tönt ihr süßen Willkomm dar.</p> - <p class="verse">Jetzt gib mir eine liebe Welt zum Spiele.</p> - <p class="verse">Der mich im Traum erhört, Du sei mein Tag,</p> - <p class="verse">daß ich die Leier, Deiner Träume Gabe,</p> - <p class="verse">den Welten, Deinem Spiegel schlagen mag.</p> - <p class="verse">Du laß mich lieben, bis ich wunderbar</p> - <p class="verse">in meinem Rausch das All umschlungen habe.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Was schmerzt dich, Bruder Mensch? O, traue, sage!</p> - <p class="verse">Haßt du mich noch, da ich dir singend nah?</p> - <p class="verse">Gib her dein Leid, ich will es mit dir tragen</p> - <p class="verse">und will dir künden, was ich träumend sah.</p> - <p class="verse">Ihr lieben Tiere, daß ihr noch müßt toben!</p> - <p class="verse">Noch habt ihr solches Singen nicht gehört.</p> - <p class="verse">In Dumpfheit Arme, kommt, auch ihr dürft loben,</p> - <p class="verse">wenn euch der wilde Schreck nicht mehr umstört.</p> - <p class="verse">Ihr Blumen, duldende! Ihr kühlen Steine!</p> - <p class="verse">Hier ist ein Trank, der alle hüpfen macht.</p> - <p class="verse">Ihr Hügel, lernt nun endlich euer Weinen,</p> - <p class="verse">in goldnen Spielen sei es euch gebracht.</p> - <p class="verse">Ihr Welten, stürzt zusammen solcher Einung!</p> - <p class="verse">Ein Stern in eure armen Seelen fällt.</p> - <p class="verse">Frohlocken heißt die göttliche Beweinung!</p> - <p class="verse">Erlösung blutet immer durch die Welt.</p> -<a id="page-39" class="pagenum" title="39"></a> - <p class="verse">Was durft ich schauen! O, was durft ich singen!</p> - <p class="verse">Geh ich nicht, Rasender, am Rand des Nichts?</p> - <p class="verse">Lauert nicht Schwäche hinter meinem Schreiten,</p> - <p class="verse">stößt mich ein böser Blick hinab, hinab!</p> - <p class="verse">Ach, werden nicht die Dinge sich empören?</p> - <p class="verse">Wütende Dinge, die ich in Liebe gebannt!</p> - <p class="verse">Wird nicht ein Zauber ausbrechen,</p> - <p class="verse">dem ich das Siegel entwand?</p> - <p class="verse">Ach, einmal werden mich alle Bilder hassen,</p> - <p class="verse">zurück mich schleudern aus ihrem sichern Verband!</p> - <p class="verse">Nichts wird mehr mein sein,</p> - <p class="verse">nichts auf der grünen Erde!</p> - <p class="verse">Verstoßen wird sein, wer das All zu früh erkannt.</p> - <p class="verse">Dämonen werden sich auf mich stürzen.</p> - <p class="verse">Bestien geknechteten Leids.</p> - <p class="verse">Rache der Zeichen!</p> - <p class="verse">Schlotternd werde ich hingehn</p> - <p class="verse">und nicht mehr wissen mein Lied.</p> - <p class="verse">Träume hetzen mich,</p> - <p class="verse">Fieber züngeln um meinen brennenden Leib.</p> - <p class="verse">Mänaden! Mänaden über mir!</p> - <p class="verse">O, blaues Meer wird mich nicht retten,</p> - <p class="verse">wird dampfen von meinem Blut!</p> - <p class="verse">Schreien werde ich, schreien</p> - <p class="verse">und Dich nicht mehr kennen, mein Vater!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Dann bleib mir nah!</p> - <p class="verse">O walte Du in meinem irren Traum!</p> -<a id="page-40" class="pagenum" title="40"></a> - <p class="verse">Du schwebe mild in meinem irren Lächeln,</p> - <p class="verse">Du sei die Glut, die noch im Fieber loht!</p> - <p class="verse">Mit Deiner milden Hand nimm auf mein Rasen</p> - <p class="verse">und friede es gütig</p> - <p class="verse">zu einem Beten in Deinem</p> - <p class="verse">mildlösenden Busen.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-12"> -<a id="page-41" class="pagenum" title="41"></a> -<span class="line1">Gotischer Psalm</span> -</h2> - -<div class="poem-container"> - <div class="poem"> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Gebirge stemmtest du auf,</p> - <p class="verse">fühlloser Stein!</p> - <p class="verse">Und trotzige Felsen in lichtdurchwühlte Himmel,</p> - <p class="verse">daß Stürme an dir zerbrachen,</p> - <p class="verse">die heulenden wilden,</p> - <p class="verse">und furchtbar dich umschatteten</p> - <p class="verse">die bleichen Hände der großen ewigen Nacht.</p> - <p class="verse">Bis endlich in neue Sonnen sich entfaltete</p> - <p class="verse">dein morscher Trotz,</p> - <p class="verse">bis unter Menschenhand ausbrachen</p> - <p class="verse">in Blüten und wiegende Rosen</p> - <p class="verse">deine Gemäuer,</p> - <p class="verse">und ragende wildgeschleuderte Arme dich boten,</p> - <p class="verse">die wehenden Türme der Kathedralen</p> - <p class="verse">dich boten dem Gott!</p> - <p class="verse">Lächelnder Geist sank in die offenen Kelche,</p> - <p class="verse">loderndes Blütenfeld!</p> - <p class="verse">O ihr Türme über den fliehenden Landen,</p> - <p class="verse">ihr Arme der Menschheit!</p> - <p class="verse">Ragendes Menschenblut plötzlich all dies Getürme!</p> - <p class="verse">Göttliche Winde harfen darinnen ihr Lied.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">In Spiele lindet schon der Symbole schaurig Tanzen;</p> - <p class="verse">Mein nothaft Stöhnen rhythmet sich zum Sang.</p> - <p class="verse">Deutung des Tags erlischt — Urdeutung jubelt;</p> - <p class="verse">Aus seinen Trümmern steigt der ewige Tag<a id="corr-0"></a>,</p> -<a id="page-42" class="pagenum" title="42"></a> - <p class="verse">nagt sich empor an selbsterdachten Welten,</p> - <p class="verse">aus Untergängen hehr verjüngter Geist.</p> - <p class="verse">Was gilt Getanes noch, wo Tun doch alles!</p> - <p class="verse">In schwingenden Kreisen stirbt der alte Tod.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">O Tore Lebens, denen wir genesen!</p> - <p class="verse">So schleudert Sterben uns in reinern Drang!</p> - <p class="verse">Wo ist noch Finsternis? Wo lauern Schrecken?</p> - <p class="verse">Hier ist der Tag, den Gott in Händen hält.</p> - <p class="verse">Stürzt neubeseligt uns in solch Vergeuden:</p> - <p class="verse">O, nehmt mich hin! o, nehmt doch — ich halte mich nicht!</p> - <p class="verse">Brech hin, Geripp, wie ich mich taumelnd verschütte,</p> - <p class="verse">rotleuchtendes Meer von Wollen und Gewähr!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Schon rennen Tiere neu uns zu vertrauen,</p> - <p class="verse">geheime Sphäre wölkt um unsern Sinn.</p> - <p class="verse">O Bruder Mensch! Kristall, den ich durchleuchte!</p> - <p class="verse">Dumpf schauert zwischen Mensch und Mensch der Gott!</p> - <p class="verse">Brech durch zum andern! Zwing die letzten Tode:</p> - <p class="verse">durchgottet ist der weite Sinn des Alls!</p> - <p class="verse">Und wie du dich bewegst, du wirst ihn raffen.</p> - <p class="verse">Erlös ihn, daß er wachsend dich erlös.</p> - <p class="verse">Stürz auf in deine offenen Geschicke!</p> - <p class="verse">O erster Schrei aus dumpfer Lagernacht</p> - <p class="verse">in rote Frühn, o ewiges Entscheiden</p> - <p class="verse">in blitzenden Momenten! Werdetanz!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">So münd ich hin, aus dem ich einst gebrochen,</p> - <p class="verse">ins wild entbundne All. Stern rast um Stern.</p> -<a id="page-43" class="pagenum" title="43"></a> - <p class="verse">Zuckt Ewigkeitsbeginnen solcher Einung?</p> - <p class="verse">O Kreatur! zurück in zeitlos Sein!</p> - <p class="verse">Aus gierer Lust, die dich dem Gott entrissen,</p> - <p class="verse">kehrst du nun heim zu deiner höchsten Lust.</p> - <p class="verse">Durch bunte Welten hast du dich gelitten,</p> - <p class="verse">bis Sühne dich entband zum Jubel: „Gott!</p> - <p class="verse">Ich deine Welt! Pokal und trunkner Zecher!</p> - <p class="verse">Und Sonnen reifen mich zum süßen Trank!“</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Schon stäubt wie Sand, was mir Dein Bild verschleiert.</p> - <p class="verse">Aufbricht der Sinn. In Schächte blaugehöhlt</p> - <p class="verse">stürzt schmetternd in sein Flammen alles Wesen</p> - <p class="verse">und Ruhen lächelnd birgst Ruhlosen Du!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Du lichter Schatten sinnenlos umwunden.</p> - <p class="verse">Lebendiger außer allem Leben! Geist im Leib!</p> - <p class="verse">Wie weil ich lind in Deinem Lächeln, Vater!</p> - <p class="verse">Hier flicht sich ewiger Kranz. — Leib faßt Dich nicht.</p> - <p class="verse">Zurück ins Branden muß ich Dich zu halten,</p> - <p class="verse">zurück in bunter Sinne Wechselspiel.</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">Wie rag ich noch? In Dir doch so entworden.</p> - <p class="verse">Welt spült und leckt an meinem neuen Strand.</p> - <p class="verse">Du gib mir strenge Form den Wunsch zu straffen,</p> - <p class="verse">züchte die Sinne, walte Du als Maß!</p> - <p class="verse">Musik in hartem Takt, doch schwingend Triumphe!</p> - <p class="verse">So Dich zu baun aus Leben, dulde Du!</p> - </div> - <div class="stanza"> - <p class="verse">O Bild, du Schrei der tiefverborgenen Sinne!</p> - <p class="verse">O Sturz ins Wort, du Reife ins Gebet!</p> -<a id="page-44" class="pagenum" title="44"></a> - <p class="verse">In mir erst wirst Du, steigender Gott! mein Wollen</p> - <p class="verse">schürft Dich aus dumpfer Ruh in meinen Sturm —</p> - <p class="verse">Und formt in mir die stammelnden Gesichte,</p> - <p class="verse">an denen ich mich höher ranken mag.</p> - <p class="verse">Und Sünde lauert, wo mein Drang ermüdet</p> - <p class="verse">Dir, Rufender, zu folgen Tor um Tor!</p> - <p class="verse">Du lockst zu immer neuen Wanderfahrten,</p> - <p class="verse">Du Insel überm dunkelblauen Meer.</p> - <p class="verse">Und irr ich weit — ich habe Dich umworben,</p> - <p class="verse">in meine Not taut Trost aus Deiner Ruh.</p> - <p class="verse">Du Schwingender zwischen den engen Sphären</p> - <p class="verse">Du treibst aus mir, Du guter Drang, zu Dir!</p> - <p class="verse">Und überwölbst uns groß zu keimenden Domen</p> - <p class="verse">und Türme schießen aus gestauter Brunst.</p> - <p class="verse">Gestein blüht auf, wo sie Dein klargetürmtes Echo rühren,</p> - <p class="verse">wiegende Rose singt in Deinem Sturm:</p> - <p class="verse">singt allen Lebens ewig sich neuende Schöpfung</p> - <p class="verse">im brüderlichen Tausch des werdenden Gotts.</p> - </div> - </div> -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-13"> -<a id="page-45" class="pagenum" title="45"></a> -<span class="line1">Inhalt</span> -</h2> - -<div class="table"> -<table class="toc" summary="TOC"> -<tbody> - <tr> - <td class="col1"> </td> - <td class="col_page">Seite</td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Armes Wort</td> - <td class="col_page"><a href="#page-5">5</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Winterritt mit weißen Hunden</td> - <td class="col_page"><a href="#page-7">7</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Nacht im Februar 1917</td> - <td class="col_page"><a href="#page-8">8</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Märzpsalm</td> - <td class="col_page"><a href="#page-9">9</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Seht, wie Tod bereite Schale hebt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-12">12</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Einer doch wandelt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-13">13</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Ein Menschentag I-IV</td> - <td class="col_page"><a href="#page-15">15</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Flucht und Zuflucht I-IV</td> - <td class="col_page"><a href="#page-21">21</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Nacht</td> - <td class="col_page"><a href="#page-26">26</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Frühling (Eine Trilogie)</td> - <td class="col_page"><a href="#page-28">28</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Orphischer Psalm</td> - <td class="col_page"><a href="#page-36">36</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Gotischer Psalm</td> - <td class="col_page"><a href="#page-41">41</a></td> - </tr> -</tbody> -</table> -</div> - -<div class="ads"> -<p class="hdr"> -Von Oskar Schürer erschienen ferner: -</p> - -<p class="book"> -Kleine Lieder (Sammlung „Die Pforte“) -</p> - -<p class="publisher"> -Dreiländerverlag -</p> - -<p class="book"> -„1917“ (Fragment eines Kriegs in Gesängen) -</p> - -<p class="publisher"> -Dreiländerverlag -</p> - -<p class="book"> -Drohender Frühling, Gesänge und Stanzen -</p> - -<p class="publisher"> -Roland-Verlag, München -</p> - -</div> - - -<div class="trnote"> -<p id="trnote" class="chapter"><b>Anmerkungen zur Transkription</b></p> - -<p> -Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert wie hier aufgeführt (vorher/nachher): -</p> - -<ul> - -<li> -... Aus seinen Trümmern steigt der ewige Tag<span class="underline">.</span> ...<br /> -... Aus seinen Trümmern steigt der ewige Tag<a href="#corr-0"><span class="underline">,</span></a> ...<br /> -</li> -</ul> -</div> - - - - - - - - - -<pre> - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Versöhnung, by Oskar Schürer - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK VERSÖHNUNG *** - -***** This file should be named 52221-h.htm or 52221-h.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/2/2/2/52221/ - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. 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Email contact links and up to -date contact information can be found at the Foundation's web site and -official page at www.gutenberg.org/contact - -For additional contact information: - - Dr. Gregory B. Newby - Chief Executive and Director - gbnewby@pglaf.org - -Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation - -Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide -spread public support and donations to carry out its mission of -increasing the number of public domain and licensed works that can be -freely distributed in machine readable form accessible by the widest -array of equipment including outdated equipment. Many small donations -($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt -status with the IRS. - -The Foundation is committed to complying with the laws regulating -charities and charitable donations in all 50 states of the United -States. 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