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-*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 69045 ***
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-Jedermanns Hundebuch.
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-Pflege, Erziehung und Dressur des Haushundes.
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-Von
-=E. von Otto,=
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-Bensheim.
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- Dem Hunde, wenn er gut gezogen,
- Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
- Goethe.
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-[Illustration: Decorative Image]
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-Berlin
-Verlagsbuchhandlung Paul Perey
-Verlag für Landwirdschaft, Gartenbau und Forstwesen
-SW.11, Hedemannstraße 10 u. 11
-1924.
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----------------------------------------------------
-Alle Rechte, auch das der Übersetzung, verbehalten.
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-=Vorwort.=
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-Das Schicksal jedes Lebewesens, auch des Menschen und der Pflanze, wird
-durch das Zusammenwirken seiner erblichen Veranlagung mit den Einflüssen
-der Umwelt bestimmt. Welcher von den Ursachengruppen die größere Bedeutung
-zukommt, das ist von Fall zu Fall verschieden. Mehr als das Schicksal
-irgend eines anderen Tieres bestimmt der Mensch das ganze Sein und Werden
-des Haushundes, dessen Umwelt er schafft, dessen Wachsen und Ausbildung er
-leitet, dessen Uranlagen die Züchtungstechnik durch sorgfältige Auswahl von
-erblichen Anlagen beeinflußt. Der erste Schritt zur Einwirkung ist, daß
-sich der _Hundebesitzer_ seiner Stellung, Aufgaben und Mittel gegenüber dem
-ihm überlieferten Hund bewußt ist. Mit viel Tierliebe und freundlichen
-Absichten, aber herzlich wenig oder ohne alles Verständnis wird meist der
-erste Hund angeschafft. Es existiert eine größere Anzahl von Lehr- und
-Dressurbüchern für die Ausbildung von Polizei-, Kriminal- und
-Jagdgebrauchshunden, aber bis jetzt kein einziges, das für Leien und
-Anfänger den ganzen Werde- und Lebensgang des Haushundes, den der
-Skandinavier bezeichnend Selskabshund (Gesellschaftshund) nennt und wir
-früher als Luxushund zu klassifizieren pflegten, von „Wiege bis zum Grabe”
-erläuterte. Alles, was wir vom Hund fordern und ihn lehren wollen, soll
-_dessen_ Verstehen angepaßt sein, und wir müssen es verstehen, ihm das
-begreiflich zu machen. Im _Sein, Bewußtsein_ und _Selbstbewußtsein_ stuft
-sich die Dreiheit der Psychologie, d. h. der Lehre von den seelischen
-Vorgängen und Zuständen. Dreifach ist daher auch die Tätigkeit, die wir dem
-Hund von frühester Jugend an zuwenden. Dem _Welpen,_ der nur von
-Daseinstrieben geleitet ist, wenden wir eine liebevolle _Pflege_ zu. Blind
-und ohne Gehör kommt er zur Welt. Jeder an ihn herantretende Reiz, zuerst
-die Abkühlung der Außentemperatur in Abwesenheit der Mutter, Durst, die
-ersten Lichtstrahlen, wenn sich das Lid am neunten Tage öffnet, sogar
-lebhafte Geräusche werden mit Unbehagen oder Schmerz empfunden, mit Winseln
-quittiert. Ganz allmählich gewöhnen wir ihn an äußere Einflüsse, an die
-Reize der Umwelt, die später zu Lebensbedürfnissen werden. Der sorgenden
-Mutter entwöhnt, beginnt das Sein des _Junghundes_ in das _Bewußtsein_
-überzugehen, er erlebt sich selbst und entdeckt die Umwelt. Jetzt hat die
-_Erziehung_ einzusetzen, die das noch wenig Muskeltrieb und Widerstand
-entgegensetzende, werdende Wesen umsichtig zu dem leitet, was es einmal
-werden soll, was ihm schon von früher Jugend im eindrucksfähigsten Alter in
-Fleisch und Blut übergehen muß, z. B. bedingungsloser Gehorsam. Hat der
-Junghund mit vollendetem Zahnwechsel, der Rüde, der allein gegebene
-Liebhaberhund, mit beginnender Geschlechtsreife, das spielerische Wesen
-abgelegt, so erwacht im _Jährling_ das _Selbstbewusstsein;_ er schafft sich
-jetzt selbst eine Stellung zur Umwelt, zum Herrn, zu andren Tieren, zum
-Heim und allem, was um ihn lebt, im Guten oder Bösen, wenn und soweit wir
-es nicht schon vorher durch seine Erziehung und Gewöhnung verstanden haben,
-sein ganzes Empfindungsleben so einzustellen, wie es für seine zukünftige
-Stellung als Haushund nützlich und erforderlich ist.
-
-Wir beschäftigen uns also beim _Welpen_ vorwiegend mit dessen _Körper,_
-beim _Junghund_ mit dessen _Empfinden,_ beim _Jährling_ mit dessen
-_Willen._ So arbeitet unsere liebevolle Sorge, für den unbewußten Willen
-des Welpen, die kluge Erziehung richtet es so ein, daß sie mit dem Willen
-des Junghundes _parallel_ zu laufen scheint, die konsequente _Dressur_
-fordert vom Jährling, was mit dessen Neigungen und Wünschen weniger oder
-nicht im Einklang steht, richtet sich _gegen_ seinen Willen. Die scharfe
-Dressur und Strafe beugen oder brechen den mißratenen Bruder des
-Selbstbewußtseins, den Eigensinn. Dieser dreifachen Altersstufe des
-_Welpen, Junghund_ und _Jährlings_ und unserer dreifachen Tätigkeit
-_Pflege, Erziehung, Dressur_ trägt die Einteilung dieses Buches in drei
-Abschnitte Rechnung. Jedes Kapitel ist logisch dem vorhergehenden angefügt,
-die Reihenfolge und Fortschritte sind zu beachten. Nur ein rationell auf-
-und wohlerzogener Hund gewährt dem Besitzer Genugtuung und Freude, ist
-unsren Nachbarn keine anstößige Erscheinung, sondern ein nützliches
-Mitglied der menschlichen Gesellschaft. Die Haltung eines Hundes legt uns
-Pflichten und auch Verantwortung gegenüber dem Tier, wie Rücksichten auf
-unsre Mitmenschen auf. In diesem Sinne möchten wir dieses Buch aufgefaßt
-und beachtet wissen; es ist dem Hunde zu Liebe geschrieben, um für ihn
-Verständnis und neue Freunde zu gewinnen.
-
-_Bensheim_ (Hessen), im Mai 1924.
-
- =E. v. Otto.=
- 1885—1914 Herausgeber von
- „Hundesport und Jagd”.
-
-
-
-
-=Inhalt.=
-
-
-
-
- Seite
-= I. Die Verpflegung und erste Anleitung des Welpen= . . . . . . . . . 7
- 1. Kapitel. Trächtigkeit; Geburt; Pflege des Welpen bis
- zur Abgewöhnung von der Mutter . . . . . . . . . . . . . . . 7
- 2. Kapitel. Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein
- Platz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
- 3. Kapitel. Fütterung und Futter . . . . . . . . . . . . . . 14
- 4. „ Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer . . . . . 18
- 5. „ Lob und Strafe . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
-= II. Die Erziehung des Junghundes=. . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
- 6. Kapitel. Stubenreinheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
- 7. „ Verhalten im Hause, Gewöhnung an Leine
- und Kette. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25
- 8. Kapitel. Melden und Lautgeben . . . . . . . . . . . . . . 28
- 9. „ Verhalten auf der Straße (Radfahrer, Wagen,
- Raufen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
- 10. Kapitel. Verhalten auf Spaziergang (Geflügel, Katzen,
- Wild) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
- 11. Kapitel. Der Appel (Kommen und Gehen auf Befehl). . . . . 36
- 12. „ Spielende Dressur. . . . . . . . . . . . . . . . 39
-=III. Systematische Dressur des Jährlings= . . . . . . . . . . . . . . 43
- 13. Kapitel. Leinenführigkeit, Freifolgen am Fuß. . . . . . . 43
- 14. „ Setz dich, Leg dich, Ablegen . . . . . . . . . . 44
- 15. „ Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd . . . . . . . 47
- 16. „ Apportieren und Verlorensuchen . . . . . . . . . 49
- 17. „ Kleine Kunststücke . . . . . . . . . . . . . . . 53
- 18. „ Wasserarbeit und Schwimmen . . . . . . . . . . . 56
- 19. „ Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn . . . 59
- 20. „ Korrektur verdorbener Hunde. . . . . . . . . . . 62
-= IV. Praktische Anleitung zur Hundehaltung= . . . . . . . . . . . . . 64
- 21. Kapitel. Der Zwinger, die Hütte, das Lager. . . . . . . . 64
- 22. „ Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde . . . . 67
- 23. „ Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge,
- Scheren und Baden. . . . . . . . . . . . . . . . 70
- 24. Kapitel. Utensilien zur Pflege, Dressur und Reise . . . . 75
- 25. „ Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von
- Medizin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
- 26. Kapitel. Altersschwäche und Tötung. . . . . . . . . . . . 84
- Zu unseren Bildern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
-
-
-
-
-I. Teil.
-Die Verpflegung und erste Anleitung.
-
-1. Kapitel.
-=Trächtigkeit. Geburt und Pflege des Welpen bis zur Abgewöhnung von der
-Mutter.=
-
-
-Der Züchter, der einen lebenskräftigen Wurf erzielen und sich eine gesunde,
-die Welpen gut und reichlich ernährende Mutter erhalten will, muß schon
-kurz nach dem Belegen mit rationeller Behandlung und Fütterung einsetzen,
-damit die tragende Hündin nicht gezwungen wird, ihr eigenes Blut-, Kalk-
-und Fleischreservoir im Körper anzugreifen und zu erschöpfen. Sie muß in
-der kurzen Zeit von 9 Wochen eine Körpermasse bilden, die bis 1⁄7 ihrer
-eigenen beträgt. Innerhalb der ersten 14 Tage der Tragzeit läßt man einen
-Futterwechsel noch nicht eintreten, nur den Bedarf an phosphorsaurem Kalk
-verabreicht man ganz allmählich steigernd zunächst auf natürlichstem Wege
-durch Knochengaben. Weiche, nicht ausgekochte Kalbsknochen verdienen vor
-allem den Vorzug. Nach 14 Tagen, ist es schon angezeigt, ein Futter von
-besserer _Qualität_ zu verabreichen, ohne die Masse zu vermehren, weil Darm
-und Magen ohnehin durch die ausgedehnte Gebärmutter bedrängt werden. Je
-schneller die Mutter unter lebhaftem Fungieren aller Organe als Grundzug
-jeder Fruchtbarkeit das Futter umsetzt, desto bester; jeder von den 63
-Tagen der Tragzeit ist wertvoll. Luft, Sonne, Bewegung, Hautpflege,
-Abwechslung im Futter, Spaziergänge und freundliche Ansprache, kurz alles,
-was das Wohlbehagen fördert, sind unsere Mittel. Von der vierten Woche wird
-der Auslauf verringert; Hetzen, Hochsprung, Massage der Hinterhand bei
-Bearbeitung mit dem Haarhandschuh, fallen weg. Sobald die Hündin sichtbar
-trägt, was man am besten über ihr stehend von oben feststellt, erhält sie
-ihr Futter in mehreren Rationen (3—4 täglich) und vermehrt in Menge. Je
-verdaulicher zubereitet und gehaltvoller, desto vollkommener wird sie
-Welpen aufzubauen vermögen; sie braucht dazu Eiweiß, Kalksalze, leimgebende
-Substanzen, und das alles muß erst von ihr auf dem Wege der Verdauung ihrem
-Blute zugeführt werden, um durch das Blut wiederum in die Gebärmutter zu
-gelangen und den Fötus (Leibesfrucht) zu ernähren. Statt einer Futtermenge
-von etwa 900—1000 g gemischter Kost (Fleisch, Knochen und Vegetabilien) im
-Verhältnis 1—3 für Bernhardiner, Dogge, 8—600 für Jagd- und Schäferhunde,
-200 für Teckel, Foxterrier, je trocken gewogen, gibt man jetzt etwa 1250,
-900, 300 g im Mischungsverhältnis 2:3 von Fleisch und Vegetabilien. Fett
-(z. B. in Fettgrieben), das auch junge Hunde schlecht vertragen, reicht man
-sparsam; von viel Milch ist jetzt abzuraten, da selbst die beste 87% Wasser
-enthält. Besteht Verdacht, daß eine Hündin mit Würmern behaftet ist, so
-soll eine Wurmkur (siehe Kap. 4) spätestens in der 5. Woche vorgenommen
-werden; eine spätere Gewaltkur gegen Bandwurm führt häufig zum Verwerfen.
-Ungeziefer (Flöhe) ist als Blutentzieher nicht zu dulden. Schon in den
-letzten Wochen, nicht erst Tagen oder Stunden, wenn die Hündin bereits
-unruhig geworden und vor dem Werfen steht, ist das Wurflager herzurichten.
-Für harte größte Rassen genügt eine gegen Zugluft abgeschlossene Hütte im
-Freien oder im Schuppen, im Haus die sogenannte Wohnkiste mit etwas
-erhöhtem Einschlupf und abdeckbaren Deckel, für kleinere Schläge eine
-flache Kiste, deren Seitenwände grade hoch genug sind, das Herausfallen der
-Welpen zu verhindern, für kleinste ein flacher Korb. Als Einstreu trockenes
-Heu, kurzes Stroh, nie Holzwolle, noch alte Decken, die durch Fruchtwasser
-durchnäßt werden würden. Außerdem scharrt jede Hündin die Streu beim Werfen
-beiseite und legt die Welpen auf den blanken Boden, der deshalb nicht
-kalter Stein sein soll. An dieses Lager, das ruhig, etwas dunkel und
-geschützt stehen soll, gewöhnt man die Hündin schon einige Zeit vor der
-Fälligkeit des Wurfes (62.—63. Tag). Der Wurfakt geht meist nachts völlig
-glatt vor sich; der Laie vermeide jede, noch so wohlgemeinte Hilfe. Die
-Hündin beißt die Nabelschnur selbst durch, frißt diese, sowie die
-Nachgeburt, leckt die Welpen sauber und trocken. Zwischen den Pausen kann
-man ihr, wenn sie ersichtlich erhitzt ist und lechzt, etwas Trinkwasser
-hinhalten. Ist sie ruhig, so unterbleibt alles für mehrere Stunden. Dann
-erst läßt man die Hündin zur nötigen Entleerung ins Freie führen;
-inzwischen hat man schon eine Waschlösung (Eimer) vorbereitet mit warmem
-Wasser, in das etwa 50 g Septoform geschüttet wird, um den Boden zu
-reinigen. Die Welpen liegen einstweilen warm zugedeckt in einem Korb. Die
-der Mutter zu belassenden, bei Erstlingswurf höchstens 3—4, bei späteren
-bis 5, legt man der Hündin sofort bei Rückkehr unter. Die zu tötenden sind
-inzwischen weit entfernt worden, so daß die Mutter ihr Winseln nicht hören
-kann. Man tötet sie durch kräftiges Aufwerfen auf den Steinboden; der Sturz
-hat sie schon betäubt, ehe sie den Boden erreichen. Die kräftigsten Rüden
-läßt man leben; Hündinnen nur, wenn sie von Züchtern bestellt sind,
-_niemals,_ um sie an Laien zu verschenken, da sie nur in Hände von
-_Fachleuten_ gehören.
-
-Für die säugende Hündin ist ein _allmählicher_ Futterwechsel
-nötig, plötzlicher führt zu Verdauungsbeschwerden, die auf die Milch
-übergreifen. In den ersten Tagen gibt man vorwiegend Milchsuppen mit
-Hafer-, Gerstenflocken oder Mehlsuppen. Wie während der Tragzeit darf Kalk
-nicht fehlen, man fügt am einfachsten zu jeder Mahlzeit einen Eßlöffel
-Kalziumlösung, die man sich durch Auflösen, von 100 g Chlorkalzium in 1⁄2 l
-Wasser bereitet hat. Auch Phosphor ist nötig; er vermehrt und verbessert
-die Milch, und wird in Form von Phosphorlebertran verabreicht. Innerhalb
-der ersten Tage werden Afterklauen mit desinfizierter Schere (Eintauchen in
-schwache Septoformlösung) abgeschnitten und die kleine Wundstelle mit
-blutstillender Watte kurze Zeit geschlossen. Bis spätestens zum 8. Tage
-läßt man die Ruten von Terriers, Dobermannpinscher, Schnauzer,
-Zwergpinscher, Toyspaniel, Pudel, Rottweiler, Griffons, deutschen
-Vorstehhunden usw. kürzen, die Ohren erst mit 8—12 Wochen. Die Wurfkiste
-oder Hütte wird fleißig gelüftet, der Boden öfter mit Septoformlösung
-(aromatisch riechendes Desinfektionsmittel) gewaschen, das Lager beständig
-erneuert, so daß Blutsauger, wie Flöhe und Läuse, die zudem Überträger von
-Bandwurm sind, nicht aufkommen. Die Reinigung der Welpen besorgt die
-Mutter, die auch durch Lecken des Unterleibs die Kleinen zur Entleerung
-veranlaßt. Hat sie die Nabelwunde durch Übereifer entzündet, so mildert man
-mit Borsalbe. Bis zum 9. bis 10. Tage hören und sehen die Welpen noch
-nicht; dann öffnen sich Ohr und Lid, und es ist Zeit sie allmählich an
-Licht zu gewöhnen. Auch an Temperaturunterschiede, indem die Mutter
-zeitweilig ausgeführt wird. Je weniger Welpen man ihr beläßt, je
-rationeller man sie mit milchgebenden Stoffen füttert: Mehlsuppen,
-gesalzener Milch mit altem, eingeweichtem Brot, dazu täglich Fleisch und
-Knochen nebst Phosphor-Lebertran, desto länger und besser ernährt sie die
-Welpen. Solange sie nur liegen oder herumkriechen, genügt die flüssige
-Ernährung; das Zeichen zur halbflüssigen ist ihr Herumwatscheln oder
-Gehversuche. Anfangs der dritten Woche bricht das Milchgebiß durch, ein
-Signal, daß sie etwas zu beißen brauchen. Da selbst Pflanzenfresser im
-Mutterleib und während des Säugens nur animalisch ernährt werden, braucht
-man von kleinen Fütterungsgaben von geschabtem rohem Fleisch nicht
-zurückzuscheuen. Dazu gibt man nach und nach als Beigabe zur Muttermilch
-pasteurisierte Kuh- oder noch besser Ziegenmilch mit etwas Kochsalz. Später
-setzt man der Milch Hafergrütze oder Hafermehl zu nebst kleingewiegtem
-Fleisch, füttert etwa 5 mal im Tag und läßt die Mutter nach 6 Wochen nur
-noch nachts zu den Welpen. Durch ein erhöhtes Brett oder Lager gibt man ihr
-Gelegenheit, sich vor den spitzen Krallen und scharfen Nägeln zu retten. Je
-früher und öfter es mildes und trocknes Wetter gestattet, die Kleinen an
-die Sonne, sei es auf Kiesplatz, Holzbelag (nur nicht feuchten Rasen) als
-Spielplatz zu bringen, desto besser. Doch nicht überfüttern, lieber öfter
-und immer gehaltvoller. Und sobald sie allein sich nähren, also mit etwa
-8—9 Wochen, hinaus damit an die neuen Besitzer, die dem einzelnen mehr
-Sorgfalt und Futter zuwenden, können, als der Züchter einem ganzen Nest.
-Vorher läßt man die Namen nebst Züchteraffix bei zuständigem Stammbuch
-eintragen, da es Züchterrecht und -Pflicht ist, die Namen dauernd
-festzulegen, unter denen die zukünftigen Preisgewinner ihm dereinst Ehre
-machen sollen, und sie mit Stammbuchnummer legitimiert abzugeben. Zugleich
-mit dem abzugebenden Welpen und der Bestätigung über erfolgte Eintragung in
-das Zuchtbuch sollte jeder Züchter dem Laienkäufer ein Exemplar dieses
-Buches überreichen, damit der neue Hund dem Besitzer durch rationelle
-Aufzucht und Erziehung einst Freude bereite.
-
-
-
-
-2. Kapitel.
-=Die Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein Platz.=
-
-
-Ein unbeholfenes, noch weltfremdes, drolliges kleines Lebewesen kommt in
-eine völlig neue Umgebung und ist dementsprechend zu behandeln. Falls mit
-Bahn oder Post überschickt, sorgt man, daß es morgens durch Expreßboten
-eintrifft; der zukünftige Herr öffnet den Behälter selbst, damit ihn der
-Hund als Erlöser aus dem Gefängnis betrachtet. Er soll einen ganzen Tag
-Zeit haben, den ersten Trennungsschmerz zu überwinden, damit er nicht
-nachts durch Winseln und Heulen die Familie oder gar das ganze Haus in der
-Nachtruhe stört. Durch vorherige Erkundigung beim Züchter orientiert man
-sich, ob das Schlaflager in Korb, Schlafkiste (diese ist mit seitlichem
-Einschlupf und Schubtür zu versehen, als Aufenthalt willkommen und zur
-Erziehung praktisch), Matratze, dicker Kokosmatte (bequem wegen Reinigung)
-bestand, welches Futter und wie oft gegeben wurde. Das erste Lager wird
-vorteilhaft aus dem Heu der Transportkiste, das noch Heimatgeruch hat,
-gebildet. Bereitzustellen ist außer dem Lager: ein kleiner Eimer mit
-Sägespänen und eine Flasche Septoform zum Desodorieren des Aufwaschwassers.
-Man darf sich nicht begnügen, nasse Spuren aufzutrocknen, sondern muß die
-betreffende Stelle durch Eingießen von etwas Septoform verwittern (den
-Uringeruch überdecken!), weil Hunde sonst dieselbe Stelle immer wieder
-benützen würden. Etwas billiger und ausgiebiger ist Lysol oder Kreolin,
-aber wegen des scharfen Geruchs in der Wohnung lästig. Alsbald nach Ankunft
-trägt man den Welpen in einen geschlossenen Hof oder Garten, sobald er
-durch unruhiges Herumsuchen verrät, daß er sich lösen oder nässen will.
-Beobachtet man ihn darauf in den ersten Tagen beständig, so wird man sehr
-bald am Benehmen und tiefer Kopfhaltung des Suchens merken, daß es Zeit
-ist, hinauszuführen, was zur Zimmerreinheit hinleitet. Diese zu erzwingen,
-ist erst möglich, wenn er sich etwas eingewöhnt hat und begriffen, daß es
-Dinge gibt, die ihm verwehrt sind, also Verbote und Gebote, die er befolgen
-muß, um sich nicht üblen Folgen auszusetzen. Das erste Begreifen ist ihm
-mit dem „Platz!” beizubringen, das ist das ihm zugewiesene Lager, auf dem
-er zu verharren und das er aufzusuchen hat, wenn das scharf gesprochene
-Wort „Platz!” erfolgt. Zunächst ist ein solcher im Zimmer, wo die Familie
-und er sich gewöhnlich aufhalten, so zu wählen, daß er von dort aus selbst
-übersieht, gesehen wird, aber nicht getreten werden kann oder lästig fällt.
-Nachdem er sich einige Zeit frei bewegen durfte, wird er dorthin geführt,
-sanft zum Legen niedergedrückt unter Kommando „Platz”. Macht er Miene
-aufzustehen, so drückt man wieder nieder: „Platz”. Wiederholt es mehrmals
-mit viel Geduld. Hilft energisches Befehlen bei dem kleinen Quecksilber
-nicht, so unterstützt man das Kommando mit leichtem Schlag, doch nicht mit
-der Hand, die nie zum Schlagen dienen soll, sondern mit leichter Gerte
-(Zweig). Die Hand ist etwas, was der Hund nie fürchten soll; diese belohnt,
-streichelt, gibt, deutet. Ein gut behandelter und richtig erzogener Hund
-wird mit der Schnauze die Hand des Herren suchen, seinen Kopf in diese
-legen, nie nach der Hand von Menschen schnappen, auch wenn diese z. B.
-einmal genötigt ist, einen Knochen wegzunehmen oder energisch einzugreifen.
-Allzulange zwingt man anfangs zum Verharren auf dem „Platz” nicht, sondern
-gibt durch freundlichen Anruf des Namens, der kurz, höchstens zweisilbig
-sein soll, Erlaubnis zum Verlassen. Einsilbig und kurz, wie ein Ruck,
-suggestiv seien die ersten Kommandos und das Wehren: Pfui, Hier, Platz,
-Aus. Beim Anruf und überall, wo er beschleunigt folgen soll, klatscht man
-in die Hände; auch das wirkt aufstachelnd, suggestive. Niemals verzichte
-man darauf, daß der einmal gegebene Befehl „Platz” nicht ausgeführt oder
-auch nur nachlässig beachtet wird; folgt der Hund nicht, so führt oder
-trägt man ihn energisch zum Lager, wo er einige Zeit verharren muß, worauf
-man ihn belobt. Von den ersten Anfängen an muß es dem jungen Tier in
-Fleisch und Blut übergehen, daß jeder Befehl unweigerlich zu befolgen ist.
-Das ist für die ganze Erziehung und Dressur ausschlaggebend. Hat er nach
-mehrmaligen täglichen Übungen begriffen, was er soll und daß er muß, so
-wird der Ort des Lagers gewechselt, falls dieser z. B. nachts nicht im
-Wohnzimmer, sondern im Vorhaus sich befinden soll. Wer ein Landhaus allein
-bewohnt, wird immer das Treppenhaus dazu wählen, so daß der Hund nicht zu
-fern der Haustür liegt. In einem Mietshaus empfiehlt sich dies für untere
-Stockwerke weniger, damit der Hund nicht wegen später nachts heimkehrender
-Mitbewohner alles im Schlafe stört. Selbstverständlich muß der Hund, falls
-man beim Verlassen des Zimmers das Kommando „Platz” gibt, dort verweilen,
-auch wenn er allein gelassen wird. Man überzeugt sich, indem man rasch
-zurückkehrt, spricht ihn bei Ungehorsam scharf an und unterstützt den neuen
-Befehl durch Drohung mit Gerte oder leichtem Schlag. Wenn das alles auch
-überflüssig erscheint, so führe man doch alle diese Übungen konsequent
-durch; es ist die eindrucksvollste, leichteste Vorbereitung für alle
-spätere Dressur. Das nächste Wort, das der junge Hund sehr rasch begreifen
-wird, weil das Hinausgeleiten aus der Monotonie des Zimmers, in dem er sich
-gesittet benehmen muß, ihm Freude macht, ist _„Hinaus”._ So oft es
-hinausgeht, wird das Wort mehrmals lebhaft wiederholt, bis sich für ihn
-damit der Begriff von Bewegung und Verlassen des Zimmers verbindet. Die
-_Worte „Platz”_ und _„Hinaus”_ sind es aber nicht allein, sondern der Ton
-und Klang, und dafür haben alle Hunde ein sehr feines Verständnis, da sie
-_nie ein Wort_ selbst und dessen _Bedeutung_ erfassen, sondern nur den
-_Begriff,_ der sich für sie damit innig verbindet. Kinder haben dem
-Junghund nie zu befehlen; sie dürfen sich höchstens mit ihm befassen und
-spielen. Aber sie sollten unbewußt viel von dessen Erziehung profitieren.
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-3. Kapitel.
-=Fütterung und Futter.=
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-Die älteste Hundehaltung war auf einen Abfallfresser zugeschnitten; sie ist
-es auf dem Lande im allgemeinen heute noch, durch gelegentliche Zugaben
-etwas verbessert. Unsre anspruchsvoller gezüchteten Rassehunde wären damit
-nicht auf der Höhe zu erhalten, und doch sollte sich die Ernährung nicht
-allzuweit davon entfernen, nur eine gewisse Nachhilfe ist während der
-Entwicklungszeit unentbehrlich. Ebenso wichtig ist die Gleichmäßigkeit der
-Rationen, dem Alter angepaßt, die Regelmäßigkeiten der Mahlzeiten, endlich
-Vorhandensein der Aufbaustoffe. Konsequente Durchführung befördert
-ordnungsmäßiges Fungieren des ganzen Verdauungsapparats und der Auswertung.
-Einige Grundregeln für die Fütterung sind: Das Futter soll immer
-_gutgewärmt_ werden, denn ehe die Verdauung beginnt, muß der Speisebrei auf
-Blutwärme im Magen gebracht werden. Hunde neigen alle zum raschen
-Verschlingen, deshalb gebe man das frische Gemüse _klein_ gewiegt Fleisch
-klein geschnitten. Was sie nicht sofort auffressen, wird _weggenommen;
-niemals_ soll die Futterschüssel _stehen bleiben;_ weder im Winter, noch
-weniger im Sommer. Wird regelmäßig übrig gelassen, so war die Ration zu
-groß. Jeder Hund hat seine eigne Futterschüssel zu erhalten, womöglich in
-folgender Form des Querschnittes, damit sie nicht zu leicht umgeworfen
-wird: ┗━┛. Für junge Hunde oder kleine Rassen sind die sogenannten
-Kaninchenfuttergeschirre aus Ton sehr praktisch; sie dienen zugleich zum
-Abmessen der Tagesrationen. Selbstverständlich sind sie _peinlich sauber_
-zu halten. Niemals stelle man ihnen das Futter in Tellern oder Schüsseln
-hin, die in der Küche verwendet werden oder gedient hatten. Damit wäre,
-abgesehen von dem Unästhetischen, ja Gefährlichen wegen der Übertragung von
-Würmern, der erste Schritt getan, die Hunde zum Stehlen anzuleiten. Sie
-müssen wissen, daß es _ihr_ Futter nur aus _ihrem_ Geschirr gibt. Genau so
-ihr Wasser am gleichen Platz. Entgegen allen Lehren, daß den Hunden _immer_
-frisches Wasser zur Verfügung stehen soll, halten wir das für einen
-Mißgriff. Im breiigen Futter und in der Milch ist so reichlicher
-Wassergehalt, daß Hunde überhaupt nur 1—2 mal im Tag ein wenig Wasser
-brauchen. Das Futter belastet ohnehin den Leib, daß es nicht nötig ist, den
-Speisebrei noch mehr zu verdünnen. Viel Gelegenheit macht zu
-Gewohnheitstrinkern. Kommt der Hund im Sommer erhitzt heim, so genügt, um
-den Staub wegzuspülen und den Gaumen zu erfrischen, soviel Wasser als den
-Boden der Schüssel bedeckt. Stellt sich der kluge Hund an sein leeres
-Trinkgeschirr, so deutet er an, daß er Durst hat und mag etwas Wasser
-erhalten. _Unerläßlich_ sind für Junghunde _harte_ Hundekuchen, Hartbrot
-und vor allem weiche _Kalbsknochen._ Bis zu 5 Wochen wachsen den Welpen
-ihre Milchzähne, mit 2—4 Monaten wechseln sie die Zangen- und Milchzähne,
-mit 3—5 die Eck-, mit 4—6 die Hakenzähne; die Milchbackzähne werden mit 5—6
-Monaten gewechselt, die Molaren brechen mit 4—7, die Lückzähne zwischen 3—5
-Monaten durch. Diese Vorgänge bedingen eine _starke mechanische Tätigkeit
-Gebisses;_ geben wir dem Hund während des Wachstums und der Skelettbildung
-nicht reichlich Knochen, so wird er den erforderlichen mechanischen Reiz an
-Stiefeln, Teppichen, Möbelstücken ausüben, Kohlen oder Mauer anfressen. Was
-man in Form von Knochen gibt, die 6—7 % Kalk-Kohlensäure, 58—63 %
-Kalkphosphat, 1—2 % Magnesium-Phosphat, 2 % Fluorkalzium, den Rest Eiweiß
-und Leimstoffe enthalten, erspart man an Fleisch. Hunde von mehr als 5—6
-Jahren sollen _niemals _Knochen bekommen. Die letzte Regel lautet
-endlich: _niemals sofort nach einer Hauptmahlzeit mit Junghunden_
-Spaziergänge; denn Verdauung ist eine Arbeit, und die noch weichen Bänder
-und Gelenke würden sich bei der Belastung des Leibes zu stark dehnen und
-lockern. Es gibt leicht krumme Gliedmaßen, weichen Rücken und schwache
-Muskulatur. Breitstehende, massige, starkknochige Rassen wie Bulldoggen,
-St. Bernhardshunde, Rottweiler, Boxer, Bordeauxdoggen dürfen eher etwas
-mastiger gefüttert werden. Leichtere hochstehende, wie Windhunde, Whippets,
-Dobermannpinscher, sollen konsistentes, trockenes Futter erhalten: viel
-Gehalt in wenig Menge. Ebenso dürfen Jagd- und sonstige Gebrauchshunde
-nicht zu weichlichen, überschwemmten Gestalten aufgezogen werden, sondern
-gehaltvoll, trocken, starkknochig. An der Form des Kotes (Exkremente)
-ersieht man schon, ob richtig gefüttert wurde; er soll nicht dünnflüssig,
-weich sein. Zu hart deutet auf zu reichliche Knochenmenge und Mangel an
-Wasser. Als Grundfutter kommt in Betracht Haferschrot, Gerstenflocken,
-Roggenschrot, Buchweizengrütze. Reis (arm an Eiweiß, aber sehr reich an
-Stärkemehl), weniger Kartoffel und nie in Stücken, da sie nur als Brei
-ausgenützt wird. Das Minimum an täglicher Fettzugabe, die das Futter
-schmackhaft macht, ist für größte Rassen 16—25 g in der Jugend, für ältere
-20—30 g, im Winter etwas mehr. Vorteilhaft wird Fett bei Welpen durch
-Phosphorlebertran ersetzt. Auch Fettgrieben sind wegen des hohen
-Eiweißgehaltes sehr zu empfehlen. Hülsenfrüchte sind stark eiweißhaltig,
-werden aber wenig gern gefressen und müssen durch Fett- und Fleischzusatz
-schmackhaft gemacht werden. Am besten wechselt man häufig, auch bei den 4—6
-Tagesrationen: morgens entrahmte Milch mit Brot, 1—2 mal Gemischtkost,
-abends trockne Hundekuchen oder Knochen. Letztere niemals in das Futter,
-immer separat _nachher._ Fehlen sie zeitweilig, so ersetzt man sie durch
-Chlorkalzium (150 g auf 1⁄2 l Wasser, davon 1 Eßlöffel in das Futter
-gerührt). Man rechnet 1⁄10 g auf 1 kg Körpergewicht. Futterkalk
-(Schlämmkreide) darf _nie_ zum Futter gegeben werden, da er durch
-Salzsäurebindung die Hauptverdauung im Magen erheblich beeinträchtigt. Mit
-kleinen Beigaben von Rohzucker (höchstens 20 g für Welpen) kann man den
-Nährwert von Magermilch oder Grundfutter vorteilhaft erhöhen. Aber niemals
-sollen Zucker, Semmel oder sonstige Leckerbissen außerhalb der
-feststehenden Stunde gegeben werden; diese dienen höchstens als Belohnung
-bei der Dressur. Mit solchen Verwöhnungen erzielt man schlechte Fresser und
-Bettler. Während der Mahlzeiten der Familie darf sich der Hund wohl im
-Eßzimmer, aber nur in angemessener Entfernung vom Tisch auf seinem Lager
-(„Platz”) aufhalten. Ein Herantreten des Hundes, dessen Fütterung mit
-zugesteckten Brocken, wäre ein nicht mehr gutzumachender Erziehungsfehler.
-Ihn auf sein Lager zu bannen, ist wertvolles Mittel, um Gehorsam
-vorzubilden. Auch Gehorsam muß gelehrt und geübt werden.
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-4. Kapitel.
-=Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer.=
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-Die beste Fütterung und Pflege versagt, wenn Junghunde mit Würmern behaftet
-sind; ja es gehen mehr Welpen an Spulwürmern (Darmentzündung) zugrunde als
-an Staupe (Sucht). Äußerlich ist das Vorhandensein an Magerkeit, glanzlosem
-Fell, zeitweilig aufgetriebenem Leib, Aufstoßen nach den Mahlzeiten, viel
-Durst, sogar Erbrechen, aufgebogenem Rücken (Katzenbuckel) bemerkbar.
-Spulwürmer (3—8 cm lang, rötlich gelb, 1 mm stark, im Kot sehr leicht
-festzustellen) haben fast alle Junghunde, sind durch Masse gefährlich,
-durch Chenopodiumöl ohne üble Nebenerscheinungen leicht zu entfernen. Weit
-schlimmer sind die kürbiskernförmigen Bandwürmer, da sie durch Flöhe sehr
-leicht überall verbreitet werden, sich sehr rasch vermehren, und dann zu
-Darmverstopfungen führen. Wo Fleischabfälle nicht roh verfüttert werden,
-ist der aus etwa 1⁄3 cm langen Gliedern bestehende Bandwurm seltener; seine
-Jugendform, die durch Maul oder After des Hundes abgeht, ist für Menschen
-lebensgefährlich, weshalb man das Ablecken von Händen oder gar Gesicht nie
-dulden soll. Ist auch nur der leiseste Verdacht auf Würmer vorhanden, so
-verabfolge man morgens in der Milch 1 bis 2 Santonintabletten, die, mit
-Kakao gepreßt, in jeder Apotheke für Kinder vorrätig zu haben sind, oder
-das billigere Chenopodiumöl (2—3 Tropfen je nach Größe), noch besser das
-entgiftete Präparat Chenoposan und beobachte den nächsten Kotabgang. Fast
-alle Wurmmittel reizen durch ihre Schärfe den Darm, weshalb man durch
-leichten Kotabgang die Kur unterstützt und starke Mittel bei noch zarten
-Tieren sich vom Tierarzt oder einem hundeliebenden Apotheker dosieren läßt.
-Das beste neuere Mittel ist Megan (Bayer) gegen alle Arten Würmer. Man gibt
-0,65 g pro Kilogramm Körpergewicht. Harmloser sind die sich im Mastdarm
-aufhaltenden, weißen fadenförmigen Würmer (5—8 cm lang), die nur ein
-lebhaftes Jucken im After Hervorrufen und den Hund quälen, so daß er sich
-reibt, scheuert oder zu beißen sucht. Durch ein Klistier (Knoblauch in
-Milch gekocht) kann man ihn davon rasch erlösen. Billiger als Santonin ist
-das Präparat Santoperonin (Orbiswerke) und relativ ungiftig. Gegen Flöhe
-gibt es nichts besseres als den engen Kamm und tägliches Nachsehen, wenn
-sich der Hund kratzt. Bei Überfülle vorheriges Einreiben mit Cuprex
-(Merck). Ebenso gegen Läuse. Ungeziefer soll man gar nicht aufkommen
-lassen, weshalb die Decke über Matratze, die Matte täglich ausgeschüttelt,
-das Heu oder kurze Stroh in der Kiste öfter erneuert wird. Ein gutes
-Vertilgungsmittel für Läuse ist Chloroform oder Benzin. Da letzteres
-feuergefährlich, nicht bei Licht einreiben. Radikal wirkt Cuprex (Merck),
-es vernichtet auch die zäh auf den Haaren klebenden Eier (Nisse). Harmlos
-ist ein Betupfen mit einer Lösung von 9 Teilen Olivenöl und 1 Teil Anisöl.
-Das oft empfohlene Petroleum verwende man nur bei robusten Rassen. Wohnt
-man in Nähe von Laubwald und kommen die Hunde nach Spaziergang mit Zecken
-(Holzböcken) behaftet heim, so reißt man sie nicht aus, sondern betupft sie
-mit Terpentinöl aus einem Kännchen mit spitzem Auslauf, wie sie für
-Nähmaschine und Fahrräder benützt werden. Bäder sind für Welpen nicht zu
-empfehlen, da sich die Tiere nach solchen, wenn nicht völlig trocken,
-leicht erkälten; auch müßte jede Lösung, um Parasiten oder Milben zu töten,
-so scharf sein (2 % Kreolin), daß die zarte Haut entzündet würde. Selbst
-wenn die Hundebesitzer aus Rücksicht auf das Wohlbefinden ihrer Tiere die
-Würmer und deren Überträger und Verbreiter (Flöhe) nicht vernichten
-wollten, so sollte das schon wegen der Übertragungsgefahr erfolgen. Um sich
-ein Bild von deren Umfang zu machen, sei darauf hingewiesen, daß ein
-einziger Spulwurm, deren der Hundedarm oft dicke Knäuel beherbergt, nach
-Prof. Dr. Günther (Der Darwinismus und die Probleme des Lebens; S. 10) in
-einem Jahr 64 Millionen winzigster Eier, ein Bandwurm bis 100 Millionen zu
-produzieren vermag, die meist durch den After abgehen. Irgend ein wirksames
-Wurmmittel muß in der Hausapotheke jederzeit vorrätig sein. Über das
-Eingeben von Medikamenten s. Kap. 25.
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-5. Kapitel.
-=Lob und Strafe.=
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-Die alten Dressurbücher kennen als Dressurmittel nur Korallenhalsband und
-Prügel, und sie erörtern höchstens, ob man mit der Hand, zusammengelegter
-doppelter Führungsleine, Ochsenziemer oder lederner Hundepeitsche und auf
-welche Körperteile man schlagen solle. Ehe man je zu einer Züchtigung
-schreitet, prüfe man genau die Ursachen des Nichtgehorsams, ob etwa ein
-Befehl oder Verbot, in gereiztem, unbekanntem Ton, also dem Hund ungewohnt
-und unverständlich war, oder ob er während Ablenkung der Aufmerksamkeit
-durch Nebenumstände erfolgte. Vor allem, hatte der Hund überhaupt
-verstanden, was man von ihm wollte und kann man schon eine _aktive_
-Betätigung (Ausführung) erwarten? Es ist gar nicht zu verlangen, daß er
-entgegen seinem Trieb, Vergnügen oder Behagen auf jede Aufforderung
-nachgiebig eingeht, daß er eine Marionette ist, die durch Befehle in
-Bewegung gesetzt, durch Verbote zur Ruhe genötigt wird. Die Antwort auf die
-an sich selbst gestellte Frage, wann man strafend schlagen sollte, müßte
-man sich dahin geben: schlage womöglich _nie,_ so wenig wie dein Kind,
-suche immer mit andern Mitteln auszukommen; man kommandiere aber auch so
-wenig als möglich, sonst entwertet man dieses Hauptmittel der Autorität.
-Das Kommando sei kurz, straff, ruhig; eher leise, niemals schreiend; der
-Ton muß sich wesentlich von der sonstigen, freundlichen Ansprache
-unterscheiden. Mit Kindern und Hunden parlamentiert und überredet man
-nicht, sondern man _befiehlt._ Etwas anderes ist es, durch einen
-mechanischen Druck (zum Hinlegen oder Setzen), durch Winke einen Befehl
-verständlich zu machen und der Ausführung nachzuhelfen. Zum Abwehren
-schadet ein Schlag mit der dünnen Gerte nicht, da es ja bei dem Hunde
-steht, sich solche zu ersparen. Neben dem leichten Schlag kommt als Strafe
-bei Ungehorsam in Betracht: Anlegen an Kette, oder Leine (auf Spaziergang),
-Einsperren. Strafe und Schlagen ist nicht dasselbe! Noch größer ist der
-Unterschied zwischen Wehren und Befehlen. Je fester der Gehorsam gegenüber
-dem Wehren und Verbieten (Unreinlichkeit, Anbeißen von Verbotenem, Springen
-auf Möbel, Winseln oder Heulen bei Alleinsein, Betteln bei Tisch,
-Herumtollen trotz Verweisens auf den „Platz”) sitzt, desto leichter ist
-später das Befehlen. Bis es zu diesem kommt, muß der Welpe verstehen und
-beachten lernen, muß eine gewisse Triebkraft, Bewegungslust, Tatendrang,
-veranlaßt durch Muskulatur und Interesse an allen Vorgängen der Außenwelt,
-also Vertrautsein mit dieser, sowie der innere Zusammenhang mit dem
-Dressurlehrer vorhanden sein, der geistige Reife voraussetzt. Zum Wehren
-und Verbieten ist es nie zu früh, weil wir durch mechanische Nachhilfe das
-Verständnis unterstützen können. Das Befehlen darf erst einsetzen, wenn
-sich der Lehrer von der nötigen körperlichen Energie und Regsamkeit
-überzeugt hat. Also: den richtigen Moment erfassen und nur verlangen, was
-der Hund auch _verstanden_ hat. Führt er das aus, so darf für die ersten
-Male mit einem Leckerbissen (Biskuit, Zuckerstücke) nicht gespart werden.
-Und später muß jede Erfüllung mit freundlichem Lob und lebhafter
-Anerkennung belohnt werden. Pflichtgefühl besitzt selbstverständlich kein
-Tier, wohl aber ist der Hund sehr empfänglich für Lob und Aufmunterung.
-Ungehorsam gegenüber Kommando kann zur Ursache haben: Furcht vor der
-schlagenden Hand, verspätetes oder mangelndes Auffassungsvermögen,
-motorische Langsamkeit, Eigenwillen; letzterer äußert sich durch Flucht,
-Kundgabe des Unmuts, Hinlegen, nervöse Empfindlichkeit, Erregungszustände.
-Ehe man also zur Strafe schreitet, prüfe man die _Ursachen_ und versuche
-sie durch freundliche Ansprache, einen kurzen ruhigen Spaziergang an der
-Leine zu beseitigen. Dann wird man selbst zu der Überzeugung kommen, daß
-Zuhauen das ungeeignetste Mittel ist, den Hund zur Ausführung von Befehlen
-gefügig zu machen, dann wende man die systematischen Mittel an, die in Teil
-III aufgeführt sind, auch wenn sie etwas Geduld und Zeit erfordern.
-Unbedingte Züchtigung (auf die Keulen) verdient nur _offensichtliche
-Widersetzlichkeit_ bei zweifellosem Verständnis für Befehl oder Verbot;
-diese erfolge jedoch ohne Zorn und Nervosität nach klarer Prüfung, damit
-der Hund fühle, wer seine Unfolgsamkeit straft, und daß es eine energische
-Kraft über ihm gibt.
-
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-II. Teil.
-Die Erziehung des Junghundes.
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-6. Kapitel.
-=Stubenreinheit.=
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-Die zielbewußte Erziehung hat dem Lernen vorauszugehen. Grundregel ist:
-dulde bei dem jungen Hund nie etwas, was du später verbieten wirst! Mag es
-noch so harmlos sein, wenn das saubere Tierchen auf einen Stuhl oder Divan
-gehoben wird, oder sich an den Kleidern aufrichtet; es versteht nicht,
-warum das, wenn es von der Straße naß oder schmutzig ist, nicht geschehen
-soll. Verbotene Räume, wie die Küche, sollen das immer bleiben. Laß ihn
-nicht seine schwachen Zähnchen an einem alten Hausschuh probieren: er kennt
-nicht den Unterschied zwischen alt und neu. Amüsiere dich nicht, wenn er in
-kindlichem Heldenmut Pferde anbellt, Geflügel hetzt; kleine Fehler geben
-später schwer auszurottende Laster. Je früher der Welpe mit der Großstadt,
-dem Lärm der Wagen, Pferde, Autos vertraut gemacht wird, desto leichter
-geht es; ahnungslos trottelt er im Schutz des Herrn, während er reifer
-geworden, nervös davon läuft und sich schwer an Großstadtverkehr gewöhnt.
-Um ihn zimmerrein zu erziehen, muß er an der Leine gehen; ein weicher
-Lederriemen genügt als Halsband, eine solide längere Schnur, in deren eines
-Ende ein Karabiner, in das andre eine Handschleife geknotet ist, genügt als
-Leine zum Führen; die richtige Leinenführigkeit kommt später, wenn er nicht
-mehr unreif und spielerisch ist. Zunächst achtet man auf den Hund, wenn er
-vom Lager morgens aufsteht und sich nach einer Ecke des Zimmers begibt; man
-legt schnell den Zangenkarabiner an, ruft „Hinaus”! und führt oder lockt
-ihn auf die Straße. Nicht tragen, sondern führen. Liegt die Wohnung an
-belebter Straße, so läßt man ihn in den Hof oder zur nächsten ruhigen
-Seitenstraße bringen; denn über Beachtung von Menschen, Tieren, Wagen,
-Geräuschen kommt er nicht zu der Ruhe, die Entleerung auslöst. Der Hund
-verdaut sehr gut, aber langsam; der Magen eines Schäferhundes hat das
-Fassungsvermögen, das dem eines Pferdes gleichkommt. Die langsame Verdauung
-kommt von der oberflächlichen Zerkauung und Einspeichelung. Erhält er seine
-Hauptmahlzeit mittags, so sind die unverdauten Reste nach etwa 9 Stunden
-bis in den Mastdarm vorgerückt, so daß er etwa gegen 10—11 Uhr abends
-entleeren und ein ihn weniger belastendes Futter bis zum Morgen im Darm
-behalten kann. Wasser erhält er nach Spätnachmittag überhaupt nicht mehr.
-Je behaglicher sein Lager ist, womöglich in Korb oder flacher Kiste, mit
-etwas Mühe zum Verlassen verbunden, desto weniger wird er nachts aufstehen,
-herumlaufen und sich im Haus lösen. Hat er es trotzdem getan, so führt man
-ihn jedesmal morgens zur Stelle mit den Worten „Pfui, Hinaus”, beschleunigt
-seinen Gang zur Tür mit der Gerte. Sobald er (s. Kap. 8, Lautgeben und
-Melden) schon durch Ungeduld bei vorgehaltenem Futter, Knochen,
-Leckerbissen gelernt hat, auf Kommando Laut zu geben, wird man bei jedem
-Ausgang, Hinausführen, ihn an der Türe kurz bellen lassen, wodurch er
-anzudeuten hat, daß er hinaus will. Viele Dressurlehrer wollen das durch
-Kratzen an der Türe markieren lassen; das ist indessen für den Welpen
-schwieriger zu verstehen. Viele Hunde hingegen begreifen sehr rasch, daß
-sie eine nur angelehnte Türe mit der Nase aufstoßen können und markieren
-das auch bei den verschlossenen. Da man das aber nachts nicht hört, ist die
-Stimme des Hundes das natürlichste. Es wird oft im Leben vorkommen, daß der
-Hund auf diese Weise den Herrn alarmiert. Das natürliche Verbellen der
-Jagdhunde ist nichts andres als ein Rufen des Jägers. Ein kluger
-Jagdspaniel verbellt jedes Stück Wild, das ihm zum Apportieren zu groß ist.
-Ein lockerer Hals ist immer Zeichen von Intelligenz und des Triebs, sich
-durch seine Sprache verständlich zu machen. Das Kratzen an der Tür
-verleitet den Junghund, wenn er allein gelassen wird, die Tür zu
-beschädigen; größer, gelingt es ihm durch Zufall und Aufrichten selbst die
-Tür zu öffnen, was er nicht lernen soll. Den Hund mit der Nase in den Kot
-zu stoßen, ist sehr unappetitlich, auch überflüssig; schon in die Nähe der
-Missetat gebracht, weiß er ganz genau, daß er gesündigt hat; es genügt ihn
-zur Stelle zu bringen, ihn zu strafen und hinaus zu stecken. Ist ein Hund
-trotz Anweisung, Unterstützung durch Futter (Kartoffel, Schwarzbrot macht
-viel Kot, belastet stark), trotz späteren Hinausführens nachts fortgesetzt
-unreinlich, so bleibt nichts übrig, als ihn abends an eine in den Boden
-gedrehte Ringschraube mit kurzer Kette dicht am „Platz” anzuhängen, da
-Hunde fast nie ihr Lager oder dessen Nähe verunreinigen. Hilft das und auch
-fühlbare Strafen nichts, so muß man ihn nachts in eine Schlafkiste sperren,
-die so hoch ist, daß er nur mit gesenktem Kopf darin stehen kann. Abends
-erhält er dann höchstens einen Knochen als Futter, kein Wasser.
-
-
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-7. Kapitel.
-=Gewöhnen an Kette und Leine. Verhalten im Haus.=
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-Wie es viele Kinder gibt, die man dadurch, daß man sie immer herumträgt und
-sich beständig mit ihnen beschäftigt, verzogen und verwöhnt hat, so widmet
-sich auch häufig das ganze Haus mit dem neuen reizvollen Spielzeug. Die
-Folge ist, daß man den Welpen unruhig, anspruchsvoll, unleidlich macht.
-Grade in den ersten Tagen muß er zeitweilig abgestellt werden, sein Lager
-auf Stunden im Vorhaus, Treppenhaus angewiesen erhalten, um auch sich zu
-bescheiden und Ruhe zu lernen. Durch beständige Beschäftigung mit ihm
-verlernt er ganz unter Tags zu ruhen und wird nervös. Nach Mahlzeiten heißt
-es „Platz”, beim Verlassen sofort: Hinaus! Diese Übungen dürfen nicht erst
-vorgenommen werden, wenn er schon verwöhnt und unrastig geworden, dann
-kostet es Mühe, und man muß sein Winseln und Herumlaufen wehrend bestrafen,
-das man selbst verschuldet hat. Windhunde, Airedaleterriers, Boxer,
-französische Bulldoggen fügen sich williger; Schäferhunde,
-Dobermannpinscher, Foxterriers nur ungern; wünscht man ruhigere Tiere, so
-mag man das schon bei Anschaffung berücksichtigen. Jung gewohnt, alt getan.
-Läßt man den Hund ohne solche Vorübungen allein im Haus, so wird er heulen
-oder seine Langeweile in Zerstörungen, Anbeißen von Portieren, Stiefeln,
-Polstern auslassen, die Türe zerkratzen, wenn sehr temperamentvoll, sogar
-annagen. Nachts, oder allein im Haus gelassen, wird ihm sein „Platz” im
-Treppenhaus angewiesen. Die Ruheübungen sind anfangs kurz, wenn älter,
-länger auszudehnen. Junge Hunde sollen nicht beständig an der Kette liegen,
-da sie dadurch in der Gebäudeentwicklung, namentlich an Vorderläufen und
-Brustpartie Schaden leiden, sie müssen es aber lernen, sich darein zu
-fügen, daß sie zeitweilig angekettet werden, um ihnen begreiflich zu
-machen, daß eine Gewalt über ihnen existiert, auch wenn der Herr nicht
-drohend vor ihnen steht. Wenn sie am Lager kurz angekettet, sich auch
-anfangs etwas aufgeregt benehmen, so ist es besser, sie gewähren und selbst
-zur Einsicht kommen zu lassen, als ihnen sofort zuzusprechen und zu drohen.
-Nur wenn sie es mit Heulen und Zerren allzu toll treiben, muß man kurz und
-energisch sie zur Ruhe verweisen, um sie bald zu erlösen, wenn sie sich
-eine Zeitlang gefügt haben. Zur weiteren Übung wird die Dauer verlängert.
-Haben sie so eingesehen, daß der Zwang stärker ist als sie, so wird man bei
-allen späteren Dressuren nicht erst den Kopf brechen müssen. Springen auf
-Stühle ist sofort energisch durch einen Schlag mit der Gerte zu verweisen,
-ebenso jeder Versuch auf Divan oder im Bett Platz zu suchen. Niemals darf
-der Junghund irgend welche Gegenstände, die zufällig auf dem Boden liegen
-(Schuhe, Besen, nicht einmal ein Scheit Holz) oder fallen, mit den Zähnen
-erfassen oder gar auf sein Lager schleppen, um damit zu spielen. Das würde
-zum Zerbeißen führen. Beim ersten Versuch muß das ein kräftiger Schlag über
-die Schnauze rügen oder ihm der Gegenstand sofort unter Rüge abgenommen
-werden. Um die Strafe eindringlicher zu machen, legt man den betreffenden
-Gegenstand noch eine Zeitlang vor ihm hin und zwingt ihn zum ruhigen Liegen
-davor. Sucht sich ein Junghund mit besonderer Hartnäckigkeit ihn anreizende
-Gegenstände aus, so bestreue man diese mit Tabakstaub oder Pfeffer. Ein
-sehr nützliches und billiges Hilfsmittel zur Erziehung ist eine kleine
-Schlagmausefalle, die man zum Fang gespannt (natürlich ohne Köder) auf
-einen Hausschuh stellt. Berührt der Hund trotz Verbots den Schuh, so klappt
-die Falle zu, und der Bügel gibt einen energischen Schlag auf die Nase. Mit
-derselben Falle gewöhnt man Junghunden und auch älteren das Naschen
-gründlich ab. Auf die Falle wird ein Stück Brot oder Zucker gelegt und
-diese kommt auf einen Stuhl oder Tisch. Beim Stehlen erfolgt dann der
-Schlag, der für den Hund um so heilsamer ist, da er niemand bemerkt, der
-die Lektion austeilte. Besucher und Freunde bittet man, den Hund nicht
-anzulocken oder anzusprechen, ja bei Annäherung ihn mit leichtem Klaps oder
-Pfui abzuweisen; wir wollen keinen Allerweltsfreund, sondern einen
-zuverlässigen und treuen Wächter erziehen, der auf der Straße später Fremde
-vollkommen ignorieren muß. Das alles sind zwar Selbstverständlichkeiten,
-doch soll sich der Erzieher eines Hundes schon vorher bestimmt im Klaren
-sein, nicht erst nach Mißgriffen und Unterlassungen zur Erkenntnis kommen.
-Vorbeugen ist leichter als korrigieren. Ehe man lange überlegt und dann
-beschließt, muß schon das Kommando der Abwehr erfolgen. Manches hängt auch
-von Rasse und Größe ab. Es gibt gewiß nichts schöneres, als wenn der
-freudig erregte Hund seinen Herrn stürmisch begrüßt, an ihm aufspringt und
-sich wie toll gebärdet, und doch muß das bei größeren Rassen gewehrt
-werden. Sollen wir da mit scharfem Verweis verbieten, was uns erfreuen
-müßte? Wir beugen bei unserem persönlichen Liebling vor, befehlen rasch:
-„Setz dich, gib Pfote” und drücken ihm diese. Ein Kompromiß. Wo geht es
-ohne solche im Leben?
-
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-8. Kapitel.
-=Melden und Lautgeben.=
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-
-Unerläßlich ist es für den nützlichen Haushund, daß er sowohl auf Kommando,
-sowie bei allen auffälligen Erscheinungen Laut gibt. d. h. kurz anschlägt
-und das wiederholt, bis sein Verhalten beachtet worden ist. Wie der Hund
-genau den Tonfall der Stimme seines Herrn kennt und sogar selbst verwirrt
-wird, wenn dieser in heftiger Erregung Befehle gibt, so wird der Herr mit
-der Zeit genau unterscheiden, ob der Hund aus Ungeduld kurz und halblaut
-wie fragend, ob scharf tief grollend oder zornig als Drohung beim Wachen
-anschlägt, ob er nur mechanisch beim Bellen anderer Hunde mitmacht, was in
-langes Geheul oft in stiller Nacht übergeht, oder ob er einen zwar
-gegebenen Anlaß aus Übermut zu einer willkommenen Emotion für sich selbst
-steigert. Bei manchen Rassen, Dobermannpinscher, Pinscher und besonders
-Spitz, muß man zurückhalten und dämpfen, um nicht durch Erschrecken von
-Kindern und alten Leuten in Konflikt zu kommen, so daß man sie sogar
-morgens nicht frei, sondern nur angeleint hinausführt oder sie einen
-Gegenstand im Maul tragen läßt. Bei anderen Rassen muß das Lautgeben erst
-geweckt werden, indem man den Junghund auf ein Stichwort z. B. das kurz
-herausgestoßene, suggestive „Gib Laut” gewöhnt. Fast alle Hunde schlagen
-an, wenn sie ungeduldig die Futterschüssel erwarten, bemerkt man nur den
-Ansatz dazu, so ruft man unter Vorhalten der Schüssel „Gib Laut”. Sobald
-das geschieht, wird das Futter gegeben und diese Übung so oft wiederholt,
-bis er sofort auf Kommando reagiert. Dann das Kommando ohne Schüssel, doch
-die Befolgung belohnt, später nur belobt. Andere Hunde, bei welchen der
-Trieb zur Bewegung lebhafter ist als der Hunger, bellen vor Ungeduld, wenn
-man an der Tür beim Hinauslaufen zögert; hier verfährt man ebenso. Andere
-lockt der abendliche Knochen mehr, den man beriechen läßt, ohne ihn zu
-geben. Wieder andere geben Laut aus Wachsamkeit, wenn sie fremde Stimmen
-hören, wenn es klingelt, was das Kommen von Menschen andeutet, oder wenn es
-an der Tür klopft. Auch hier bestärkt man durch Zuruf, verhindert aber den
-Übergang des Meldens in heftigen Zornesausbruch durch Kommando „Platz, leg
-dich”! Auf seinem Lager und in dieser Stellung hat absolute Ruhe zu
-herrschen, die man nötigenfalls durch so kurzes Anhängen mechanisch
-erzielt, so daß der Hund den Kopf nicht erheben kann. Jeder solche
-körperliche Zwang ist besser als ein strafendes Wehren, das vom Hund leicht
-als Strafe für Bellen, nicht aber als Befehl zum Aufhören aufgefaßt wird.
-Der Gelegenheiten und zufälligen Anlässe zum Lautwerden gibt es noch mehr;
-oft schon Anziehen von Paletot oder Ergreifen des Hutes, Poltern durch
-Hilfspersonen an der Tür, scharfes Fixieren, leichte Schläge auf die
-Vorderpfoten, wozu der Hund angelegt wird; je leichter der Hund aus sich
-heraus bellt, desto schneller lernt er auch auf bloßen Befehl und später
-bei den Anlässen, bei welchen der Befehl wiederholt gegeben wurde, auch
-ohne Befehl anzuschlagen. Solche sind: Eintritt oder Ankündigung fremder
-Personen, Warten vor geschlossener Tür auf Befehl „Hinaus”, nächtliches
-Stoßen auf verdächtige Geräusche und Dinge, auf Schuß. Ist es z. B. nachts
-nötig, daß er plötzlich verstummt und befolgt in Erregung den Befehl (st,
-st) nicht, so drückt man den Kopf nieder oder wickelt schnell die Leine um
-den Fang, ohne Schmerzen zu verursachen. Für alle Fälle ist auch nützlich,
-sobald der Hund willig auf Befehl Laut gibt, mehrmals eine Zeitung im
-Keller oder Speicher anzubrennen und ihn direkt vor dieser fortgesetzt
-bellen zu lassen; dann wird er sicher jedes Feuer im Haus melden, dessen
-Geruch er wahrnimmt, wenn er es selbst nicht sieht.
-
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-9. Kapitel.
-=Verhalten auf der Straße.=
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-Durch Begleiten am Fuß und exakte Leinenführigkeit (s. Kap. 13) ergibt sich
-diese für den erwachsenen Hund von selbst; vom Junghund kann das noch nicht
-gefordert werden; er läuft dem Herrn nach oder wird an der längeren Leine
-mehr geleitet, also kurz gehalten. Ohne solche soll er anfangs in der
-Großstadt mit Autos und starkem Menschenstrom während der lebhaften
-Verkehrsstunden nicht auf die Straße kommen. Man gewöhne sich und ihn, bis
-er sich gelöst hat, auf der Straße (nicht Trottoir) zu gehen; das sind wir
-unseren Mitmenschen, ihren Augen, Nasen, Stiefelsohlen schuldig, genau so
-wie sie unser Hund nie durch Bellen erschrecken darf. Noch weniger sollen
-sich Hunde allein aufsichtslos, selbst nicht in einsamen Straßen
-herumtreiben. Vermeiden wir durch rücksichtsvolle Haltung alles, was Anstoß
-erregt, so wird die Hundeliebhaberei mit Steuererhöhung, Maulkorb- oder
-Leinenzwang verschont bleiben. Zunächst wird der Junghund aus Spielerei
-allem, was sich rasch bewegt, Wagen, Radfahrer, Auto, Kindern, nachlaufen
-und nachbellen wollen. Ein scharfer Ruck und plötzlicher Schlag über
-Schnauze mit Gerte muß das im Keim ersticken, wenn es noch so harmlos
-erscheint. Ebenso das Hineinlaufen in fremde Häuser und Vorgärten, das
-Hinziehen zu andren Hunden. Hat man ihn nicht schon mehrmals im Haus durch
-Verabredung üble Erfahrung beim Einschmeicheln bei Fremden machen lassen,
-so muß man das mit einer Vertrauensperson für die Straße verabreden, der
-man die Gerte in die Hand gibt. Sobald der Junghund sich vertrauensselig
-dieser nähert, erfolgen durch diesen einige energische plötzliche Schläge.
-Nach 2—3, Lektionen, besonders nützlich, wenn die Gehilfen selbst einen
-Hund mit sich führen, ist der Sünder für immer kuriert. Die kleine Mühe,
-wozu jeder gern die Hand bietet, lohnt sich für alle Zeit und reichlich,
-während man allein durch zehnmaliges Warnen weniger erzielt. Auch wir haben
-im Leben alle schlechte Erfahrungen selbst machen müssen, obschon es an
-„guten Lehren” von Jugend auf in Schrift und Wort nicht gefehlt hat. Genau
-so der Hund, der dabei zugleich lernt, daß es immer nützlich ist, sich nur
-an seinen _Herrn_ zu halten. Tollt der Hund Wagen nach, so würde der
-temperamentvolle Terrier oder Schäferhund bei erbetnem Schlagen und Knallen
-des Kutschers erst recht in Erregung geraten, nur der von der Peitsche
-getroffene aufschreiend ablassen. Das beste Erziehungsmittel ist deshalb
-die _Gummischleuder_ (Abb. 1), die zum Kurieren für Raufer, Geflügel- und
-Hasenhetzer unersetzlich wertvoll ist. Ein scharfer Pfiff und dazu einige
-Schrotkörner, deren Herkunft dem Hund unheimlich ist, wirken Wunder. Die
-Schleuder, spielend zu handhaben, bequem in der Tasche zu tragen, eine
-kleine Ausgabe, ist auch gegen fremde Raufer nie versagend und erspart bei
-lebhaften Hunden die hohen Unkosten für Dressur oder für manchen verhüteten
-Schaden. Haben wir in einsamer Straße unseren Rüden von der Leine gelöst
-und es nähert sich ein größerer Rüde, so sieht man schon an der
-aufgerichteten Kampfstellung, gesträubtem Rückenhaar, erhobner steiler
-Rute, ob Rauflust vorhanden ist. Anlage dazu haben fast alle
-geschlechtsreifen Terriers, Schäferhunde, Boxer, Doggenschläge,
-Dobermannpinscher; hält man einen solchen, so versäume man Anschaffung der
-Gummischleuder (Zwille) nicht und beobachte scharf, besonders im Alter
-beginnender Geschlechtsreife. Durch beständiges Führen, sofortiges Anlegen
-kann man wohl Vorbeugen, aber nicht heilen. Bei den ersten Anzeichen von
-Erregung, Stutzen beim Anblick des Gegners muß schon der Strafschuß
-erfolgen und dann sofort an die Leine, aber nicht vom anderen Hund in
-entgegengesetzter Richtung wegführend, sondern an diesem dicht vorbei unter
-scharfer Mahnung. Pudel, französische Bulldoggen, Schnauzer, Bernhardiner.
-Neufundländer, Rottweiler, Zwergrassen sind weniger kampflustig veranlagt;
-diese werden nur bisweilen durch bissige Angreifer verdorben. Jene soll man
-durch einen Schreckschuß seinem Schützling fernhalten. Auch bei nächtlicher
-Ruhestörung des im Hofe im Zwinger befindlichen Hundes ist diese „lange
-Peitsche” nützlich, sowie das wirksamste Mittel aufdringliche Rüden fern
-vom Hause zu halten, wenn man eine Hündin besitzt und diese läufig ist.
-Betritt man einen Laden, so hält man den Junghund sehr kurz, duldet nicht
-das Beriechen der am Eingang stehenden Körbe, Säcke, Kisten, da das häufig
-vom Aufheben des Beines begleitet ist. Da er aber leicht aus Spielerei
-fortlaufen oder überfahren werden könnte, läßt man erst vor dem Laden
-allein warten, wenn er fest im Appell ist.
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-[Illustration: Strichzeichnung Mann mit Gummischleuder/Zwille]
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-10. Kapitel.
-=Verhalten auf Spaziergang.=
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-Im Gegensatz zur Aufsicht und Beherrschung auf der Verkehrsstraße, soll
-beim Spaziergang hinaus _möglichste Freiheit_ für den Hund angestrebt
-werden; hier soll er sich ausleben und körperlich entwickeln. Nur flotter
-Auslauf auf hartem Boden gibt gesunde Glieder, harmonische Bewegung,
-geschlossene Zehen, festen Rücken, widerstandsfähige Konstitution, kurz
-alles, was gegen Krankheiten stählt, zum Gebrauchs-, Zucht- und Arbeitshund
-stempelt, und zu jener schönen Erscheinung macht, die der Preisrichter auf
-Ausstellungen über alles stellt und hoch auszeichnet. Doch auch was uns
-selbst eine ästhetische Freude beim Anblick ist, zumal wir es sich
-entwickeln sehen und durch rationelles, immer dem Können und Alter
-angepaßtes Trainieren unterstützen. Auf langen Spaziergängen lernen sich
-Herr und Hund kennen und wachsen zu einer Einheit zusammen. Von der
-Erfrischung und Erholung für uns selbst noch gar nicht zu sprechen.
-Winselnd und ratlos bleibt der schwächlich aufgezogene, mangelhaft
-ernährte, energielose Hund vor einer steilen Böschung, die wir
-überklettern, stehen, während der temperamentvolle es drei- und sechsmal
-versucht, bis es ihm gelingt, uns nachzufolgen. Er wird gelobt, wie man
-überhaupt viel mit dem Hunde _sprechen soll._ Zeigt er Spuren von Ermüdung,
-z. B. nach lebhaftem Tollen etwas eingesenkten Rücken oder lockre
-Ellenbogen, so wird länger gerastet. Hat man statt eines Welpen einen
-halbfertigen oder älteren Hund erworben, so kann man ihn mit achttagelanger
-Haltung im Haus und an Leine nicht so fest an sich gewöhnen, als wenn man
-schon am zweiten Tage ihn über einige Stunden hinaus in die Einsamkeit von
-Feldwegen bringt, und dann springen läßt. Läuft er auch scheinbar davon, so
-rufe man nicht und gehe in entgegengesetzter Richtung. Kehrt er zurück in
-die Nähe, so spricht man freundlich mit ihm, ohne ihn anzulegen und läßt
-ihn weiter herumspringen. Bis er ermüdet selbst dicht herbei kommt und erst
-kurz vor der Wohnung oder Stadt wieder angelegt wird. Fremde zogen hinaus,
-zwei gute Freunde kehren zurück. Freiheit ist aber nicht gleichbedeutend
-mit Zügellosigkeit. Wenn es auch ein schönes Bild ist, einen Hund hinter
-einem Hasen über die Felder fliegen zu sehe, so muß man doch sofort
-anrufen, wenn der Hund mit tiefer Nase auf Wildspur sucht. Aus dem
-gelegentlichen Hetzer, den jeder Jäger zu erschießen berechtigt ist, wird
-ein Gewohnheitswilderer. Und außerdem soll jeder Natur- und Tierfreund das
-Recht des Jagdinhabers respektieren und dessen Wild nicht beunruhigen. Es
-ist wohl kein Unglück, wenn unser Hund Krähen hoch macht, aber zwischen
-schwarzen Haushühnern im Hof und Krähen ist für ihn kein Unterschied; er
-versteht nicht, warum ihm dort erlaubt wäre, was hier scharf gewehrt werden
-muß. Wenn auch Hundefreunde selten Katzenliebhaber sind, so müssen wir doch
-den Junghund sofort abrufen und anlegen, wenn er Miene macht, solche
-anzugreifen. Es könnte leicht ein Auge kosten. Fast alle Katzenwürger
-entstehen durch Anhetzen, wobei allerdings die sogenannte natürliche
-Feindschaft, die nichts ist als Kampflust des großen Hundes gegen das
-kleine fauchende, drohende Tier, unterstützt. Unterläßt man anfangs das
-Anhetzen, so ist es leicht abzurufen, ebenso von ruhigem Geflügel. Ein
-gutes Mittel zur Geflügelfrommheit ist es im Einvernehmen mit dem
-Geflügelhalter den Junghund an der Leine nahe an eine ihre Kücken führende
-Henne zu bringen. Diese geht in Mutterliebe so energisch auf den Hund los,
-daß dieser für immer belehrt ist. Allzuängstlich braucht man bei Begegnung
-mit fremden Hunden in der Einsamkeit nicht zu sein, es gibt höchstens
-Flöhe. Sonst aber meist: viel Lärm um nichts. Muß man aber eingreifen, so
-fasse man _nie mit _ungeschützter Hand_ nach dem Halsband, das hat schon
-manchem gefährliche Bisse eingebracht. Eher nach Hinterlauf oder noch
-besser an der Rute. Fremde drohende Bauernhunde lassen sich meist
-verscheuchen, wenn man sich nur bückt, um einen Stein aufzuheben. Sie haben
-darin Erfahrung. Mit Stock bei größten Hunden dreinschlagen, steigert die
-Wut der Kämpfer. Bei vielen Hunden hilft rasches Entfernen und Abpfeifen
-mehr als Dabeistehen und Schelten. Zur Abwehr von Gewohnheitsraufern, bei
-denen uns vielleicht ein liebgewordener Weg vorbeiführt, leistet ein
-Schrotschuß mit der Gummischleuder allerbeste Dienste. Nach 2—3 maliger
-Anwendung weicht der Köter schon aus Entfernung aus, wenn er die
-Vorbereitung bemerkt. Ferner tritt die Schleuder in Dienst, wenn der Hund
-Radfahrern oder Wagen nachprellt, was er selten tun wird, wenn man fleißig
-mit ihm ins Freie geht. Auf einsamen Wegen kann es passieren, daß der Hund
-auf Aas stößt (tote Mäuse oder dgl.) und sich darauf wälzt, so daß er mit
-entsetzlichem Gestank behaftet zurückkommt. Hunde, die dazu neigen, das Aas
-auf große Entfernung wittern und darauf zulaufen, muß man im Auge behalten,
-sofort anrufen, wenn sie erst mit der Nase prüfen. Gehorchen sie nicht, so
-erfolgt der Schrotschuß, darauf anleinen und sie unter Verweis der
-betreffenden Stelle führen. Manche Hunde, die zu einseitig ernährt werden
-(Mangel an Nährsalzen), neigen zum Kotfressen. Auch hier hilft nur
-Aufpassen, wenn man versteckte Stellen, Mauern, Gräben oder sonst für
-menschliche Kotablage geeignete Plätze passiert. Eine tägliche Gabe von
-Chlorkalzium in das Futter getropft (Dosierung s. 1. Kap.), sowie Fleisch
-oder Knochenbeigaben, unterdrücken diese üble Neigung. Sonst wird man
-möglichst wenig auf Ausgängen erziehen, anrufen, dirigieren. Der Hund soll
-sich nach dem Herrn umsehen; wer ihn an jeder Straßenecke ruft, erzieht
-einen Hund, der geht, wohin er will, statt daß er den _Herrn_ beständig im
-Auge behält.
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-11. Kapitel.
-=Der Appell (Kommen und Gehen auf Befehl).=
-
-
-Zu dieser sehr wichtigen Übung raten wir, solange der Hund noch im
-unreifen, aber eindruckfähigen Alter steht. Der Gehorsam muß anerzogen in
-sein ganzes Wesen übergehen, nicht durch Dressurlektionen erzwungen werden.
-Der Nachhilfe, die dazu unerläßlich, setzt der _Junghund_ noch weniger
-Muskelkraft entgegen, ist noch leicht einzufangen, auch soll er dabei durch
-kleine Belohnungen den Eindruck gewinnen, daß rasches Befolgen für ihn von
-_Vorteil_ ist. Hat er begriffen, _was_ er soll, so genügt später
-freundliches Lob. Das vertrauensvolle bedingungslose Herkommen soll auch
-deshalb der systematischen Dressur, bei welcher man ohne gelegentlichen
-Zwang und gewisse Härte nicht auskommt, voraus gehen, da der Junghund im
-Kommen nur das Laufen zum freundlichen Herrn erblickt, der ihn noch nicht
-mit Lernen und sonstigen Zumutungen bedrückt hat. Wie alle späteren Übungen
-erfolgt diese im Anfang nicht bei starkem Ruhebedürfnis (kurz nach der
-Hauptmahlzeit), auch nicht direkt während lebhafter Emotion (Spiel,
-Springen, Bellen), in deren Bann seine Aufmerksamkeit voll steht, noch in
-Anwesenheit ablenkender Personen (Kinder, belebter Hof). An die
-Führungsleine muß er schon so weit gewöhnt sein, daß er sich an dieser
-nicht ungebärdig benimmt, in diese beißt. Für diese Übung wird sie durch
-eine längere (3—5 m) ersetzt. Man gibt ihm an dieser voll nach, legt die
-Schleife um das Handgelenk und ruft den Namen, dazu lockend: „herein”, in
-die Hände klatschend. Dieses Klatschen war oben schon angedeutet, um seinen
-Gang zu beschleunigen, wenn ihm die Futterschüssel hingestellt wird. Kommt
-er nicht sofort, so zieht man ihn unter Anruf heran falls nötig mit
-leichtem Ruck. Dann beklopft und streichelt man ihn freundlich, als ob er
-von selbst gekommen wäre. Nach einigen Minuten und Gehen an der verkürzten
-Leine läßt man diese nach und wiederholt den Anruf, wie oben angegeben.
-Sobald er das erste Mal willig und von selbst kommt, erhält er eine
-Belohnung und lebhaftes Lob. Ohne Ablenkung durch die Umwelt wird jeder
-Hund nach 3 Tagen verstehen, was er soll. Immer noch erfolgen die Übungen
-an langer Leine, die man versuchsweise aus der Hand läßt. Kommt er willig,
-so löst man ihn nach Belohnung und springt selbst mit ihm ein Stück, was
-immer für jeden Hund ein wohl verstandenes Zeichen von Anerkennung ist.
-Plötzlich bleibt man stehen, entfernt sich rasch nach rückwärts und ruft
-unter Händeklatschen. Wer es vorzieht, kann sich auch einer Pfeife
-bedienen. Aber niemals geht man beim Hereinrufen, um den Weg zu kürzen,
-entgegen, weil das Zugehen eher etwas Drohendes hat, oder den Hund zu der
-Annahme veranlaßt, es gehe weiter, und bisher war er immer gewöhnt, gemäß
-der Richtung des Herrn zu laufen. Diese Übungen sind so lange an der langen
-Leine fortzusetzen, bis der Hund genau begreift, was er soll und daß er
-_muß._ Hierauf kommen Übungen in Freiheit, wozu man die Gummischleuder
-mitnimmt. Ignoriert der Hund den Anruf völlig, dreht sich nicht einmal um,
-so erfolgt plötzlich der Strafschuß ohne vorherige Drohung. Auf diesen der
-freundlichste Anruf. Hierauf wieder einige Übungen an der langen Leine.
-Hört der Hund auf Anruf, nähert sich aber nur zögernd und halt machend, so
-wäre ein Strafschuß falsch; dann entfernt man sich rasch und lockt;
-wiederholt die Übungen an der Leine. Überflüssiges Pfeifen und Anrufen
-(Kommando, etwas anderes als Unterhaltung) ist zu vermeiden; außer auf
-Gehör (Ruf, Klatschen) wird man vorteilhaft durch Anwinken mit dem Arm
-unterstützen und so zugleich auf das Auge einwirken. Später wird das Deuten
-mit dem Zeigefinger eine Hilfe sein, wo er einen Gegenstand zu suchen, also
-seine Aufmerksamkeit hinzulenken hat. Zunächst deute man mit dem Arm zum
-Herrn: „herein”; für den fertigen Hund muß später das Winken mit dem Arm
-allein genügen. Sitzt das Herkommen fest — geübt wird es seltener, nur
-praktisch angewandt —, so wird das entgegengesetzte geübt. Erst einige Male
-im Zimmer blitzschnell „Platz”, unter Lösen der Leine und Armbewegung,
-scharf gegeben. Sodann etwa 20 Schritte vom Hause: „Geh Platz!” unter Lösen
-von der Leine scharf gegeben unter Drohung mit Gerte. Zu Hause wird er
-erwartet und gelobt, aber nicht belohnt, weil er sonst leicht von selbst
-umkehren könnte, in der Erwartung, sich damit etwas zum Fressen zu
-verdienen. Nächsten Tages wird die Entfernung erhöht auf 30 m und der Hund
-nach 1⁄4 Stunde abgeholt und mitgenommen. Geht er nicht sofort freiwillig,
-so begleitet man anfangs einige Schritte und wiederholt das Kommando „Geh
-Platz”. Diese Übungen müssen zunächst nicht auf alle Entfernungen
-ausgedehnt werden; da es aber nützlich ist, wenn man seinen Hund mit einer
-Botschaft nach Hause senden kann, werden sie später nach vollendeter Reife
-wiederholt, wenn der Hund alt und selbständig genug ist, sich nicht
-abfangen zu lassen. Jetzt sollen einige solche Übungen zunächst nur den
-Junghund lehren sofort nach Hause zu _finden,_ wenn er sich vom Herrn
-zufällig verirrt oder allein unbeaufsichtigt das Haus verlassen hätte. Ist
-er im Nachhausegehen nie geübt worden, so irrt er ratlos ab und kann leicht
-zu Verlust geraten. Nützlich ist es auch bei Heimkehr vom Spaziergang in
-Nähe des Hauses stehen zu bleiben und ihn mit Kommando „Geh Platz”
-vorauszuschicken. Man geht nach, wenn er gefolgt hat und ruft dem an der
-Haustür wartenden Hund aus etwas Entfernung zu: „Gib Laut”, worauf ihm das
-Tor oder die Tür dort geöffnet werden soll. Das nächste Mal wird er von
-selbst durch Bellen Einlaß verlangen.
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-12. Kapitel.
-=Spielende Dressur.=
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-Die spielende Dressur wird von Anhängern der scharfen
-Parforce-(Gewalt)-Dressur, die erst bei fertigen Hunden einsetzen dürfe,
-schroff verurteilt. Der Berufsdresseur, der in 6—8 Wochen einen Hund in
-allen Fächern firm machen soll, kann freilich damit nicht arbeiten. Wer sie
-aber anwendet, muß sich bewußt sein, daß er nicht mit dem Hund _spielen,_
-sondern den _Trieb zum Spiel_ ausnützen, der nichts ist als
-Kräfteüberschuß, worin schon Schiller das Wesen des Spieles sah (s. dessen
-„Über die ästhetische Erziehung des Menschen”, 27. Brief). Dem Kind ist
-sein Spiel tiefer Ernst; nur wer darauf eingeht, es nicht als gehaltlose
-Tändelei ansieht, wird das Kind verstehen und richtig leiten. Ebenso den
-zum Spiel aufgelegten Hund. Die besten Tricks der Dressur wilder Tiere,
-bewunderte Paraden von Freiheits- und Schulpferden sind nicht vom Dresseur
-erfunden und geschaffen, sondern vom Tier selbst; der Vorführende schleift
-höchstens ab und inszeniert. Ebenso bei den Hunden; kleine Wunder von
-Dressur erreicht auch bei Hunden nur, wer ihren Spieltrieb im Jugendalter
-beobachtet, ihn ausnützt durch Entgegenkommen, aus einer Pose und einem
-Versuch etwas macht, dazu das Kommando und Nebenumstände schafft. Was wir
-selbst nach Vorschriften für alle Hunde an Erfolgen erzielen, ist nur ein
-Wehren unter Drohung und Zwang, Erziehung genannt, und ein mechanisches
-Einpauken von Gehorsamsübungen unter Ausnützen von Sinnesanlagen (Gehör,
-Nase) und Urtrieben (Suchen, Revieren, Wachen, Haß gegen andre Tiere). Mehr
-oder minder scharf gedrillt und prompt ausgeführt, größere oder geringere
-Anlagen bei einzelnen Rassen und innerhalb dieser der Individuen, das
-allein unterscheidet die Resultate an den Hunden trotz aller Erziehung und
-Dressur. Den Jagd- und Gebrauchshund in Vollendung macht die Hochzucht.
-Anders beim Gesellschaftshund. Sobald ihm Bewegung nicht mehr eine
-Anstrengung ist, er auch geistig regsam wird, setzt der Spieltrieb ein, das
-Verlangen nach Beschäftigung, etwas Tätigkeit. Kommt der Besitzer dem nicht
-entgegen, bietet er nicht die äußeren Anreize, deren das in Gefangenschaft
-gehaltene Tier ebenso bedarf, wie der Mensch, so sucht der Hund selbst nach
-Betätigung. Je nach Kraft, Größe, Temperament ergibt das unliebsame
-Vorkommnisse; Zerstörungssucht nennt man es bei Kindern. Vorbeugend sperrt
-man tateneifrige Hunde in den Zwinger ein, hängt sie an die Kette, wo sie
-störrisch werden und verdummen, während gerade die beste Zeit zur Erziehung
-wäre. Beständig in menschlicher Gesellschaft werden sie intelligent,
-lenksam. Am leichtesten lernt der Hund im Spieltrieb apportieren; wenn er
-sich irgendwelche Gegenstände auf seinen Platz schleppt, ist der richtige
-Zeitpunkt. Man läßt vom Drechsler aus Buchenholz einen Apportierbock von
-folgendem Querschnitt ◻═◻, schlicht ohne Politur drehen, der leicht rollt,
-je nach Größe der Rasse 15—30 cm lang, bewegt ihn dicht vor den Augen des
-Hundes, wirft ihn leicht in die Höhe, fängt ihn auf, um so die
-Aufmerksamkeit zu erregen, rollt ihn dann an einen glatten Platz: Hausflur,
-Garten, nach Ruhe während des Spaziergangs an einsamer Stelle vor seinen
-Augen fort mit dem aufmunternden Ruf: „Apport”. Der Hund springt sofort
-nach, um ihn zu fangen. Ergreift er nicht sogleich, so kommt man zuvor,
-nimmt ihn weg, bewegt das Holz vor ihm und wirft aufs neue: „Apport”. Für
-Foxterriers, Airedales, die gerne springen, kann man auch eine Holzkugel
-oder Vollgummiball wählen, doch werden diese dann zuweit mit der leichten
-Beute davon eilen. Und es kommt darauf an, daß der Hund den Gegenstand
-alsbald abgenommen erhält, bis er selbst merkt, daß Ablieferung eine
-Fortsetzung des Spiels bedeutet. Das Apportierholz ist immerhin für das
-noch schwache Gebiß eine kleine Last. Sowie der Hund gefaßt hat erfolgt das
-Kommando: „herein”, auf das er in seinem Eifer meist nicht prompt folgt,
-nur mit Aufhorchen oder Zögern reagiert. Man eilt herzu, nimmt ihm mit
-sanfter Gewalt das Holz ab, reizt ihn ein wenig und wirft aufs neue:
-„Apport”. Dieses Spiel wird höchstens 3—4 mal wiederholt, so daß es Reiz
-des Neuen hat. Keinesfalls darf es ermüden oder langweilen, niemals dürfen
-wertlose Holzstücke oder gar Steine, an denen häufig Zähne abgebrochen
-werden, benützt werden. Läßt man auch nur einmal den fortgeworfenen
-Gegenstand zum Zerbeißen oder den Hund achtlos wegwerfen, so stiftet man
-für spätere Dressur zum korrekten Apportieren Schaden, verleitet man ihn
-sich Gegenstände des Haushalts zum Zerstören einzuholen. Hat der Junghund
-Freude am Nachspringen und Ergreifen, läßt sich aber nur widerwillig
-abnehmen oder jagt damit davon, so übt man einige Male an langer Leine. Für
-jedes Abnehmenlassen oder gar Bringen erfolgt lebhaftes Lob. Mit ein wenig
-Entgegenkommen muß man schon zufrieden sein, dann wirft man weiter.
-Gestraft wird hierbei nie, höchstens die Übung abgebrochen. Erst wenn man
-zufrieden ist, wird der Holzbock durch Holzkugel oder Vollball ersetzt.
-Wirft man letztere in Rasen, so umwickelt man sie mit hellem Stoffstück, um
-sie sie mit dem Auge zu finden. Kluge Hunde beobachten die Stelle des
-Einfallens und lernen bald, was sie nicht sehen, mit der Nase zu suchen,
-eine wertvolle Erleichterung für Verlorenapportieren. Wichtig für alle
-spielende Dressur ist der richtige Zeitpunkt; dieser ist, wenn der Hund
-selbst sein Lager verläßt und zum Herrn kommt, sich meldet; dann ist er
-aufgelegt, empfänglich. Spiellust läßt sich anregen, fördern, nicht
-befehlen. Setzt er sich fragend vor uns, so richten wir ihn an den
-Vorderpfoten auf, halten ihn einen Augenblick, lassen los, aber die Hände
-dicht vor ihm und sagen: „so schön”, ihn scharf ansehend. Macht er Miene
-sich herabzulassen, so mahnen wir mit „schön”, brechen ab, ehe er
-herabgeht, beloben und belohnen ihn. Das nächste Mal halten wir ihm unter
-dergleichen Mahnung einen Bissen dicht vor die Nase: „so schön”, werfen ihn
-nach kurzer Zeit im Bogen von oben zu mit dem Ruf „Nimm”! Werden diese und
-ähnliche Übungen gemacht, wenn der Hund von selbst zum Herrn kommt, so
-haften sie nach 3—6 mal. Holt man ihn und nötigt ihn dazu, so wird er nach
-10 maliger Anweisung noch immer die mechanische Unterstützung und Anleitung
-brauchen. Richtet sich der Hund von selbst oder nach Anlocken unter
-Vorhaltung von Knochen oder Zucker auf den Hinterbeinen auf, so ist es
-Kleinigkeit, diese Stellung zu verlängern durch langsames Entfernen über
-ihm nach rückwärts, unter Zeigen und Vorhalten des Bissens ihn das Gehen
-auf den Hinterbeinen (Tanzen) zu lehren. Durch Aufheben aufgerichtet und
-Zuspruch lernt er es schwer, viele, gar nicht. Sie müssen selbst die dazu
-nötige Stellung ausbalancieren und einen Zweck vor Augen sehen. Sitzen wir
-ruhig im Zimmer, und der Hund kommt langsam heran, berührt uns mit der
-Pfote, so ergreift man diese lebhaft und drückt sie. Hält dann die offne
-Hand vor die Pfote. Erhebt er sie nicht, so stößt man leicht von rückwärts
-den Vorderlauf an: _„Gib Pfote.”_ Handbewegung, Armhaltung und Wort müssen
-sich immer ergänzen. Stille im Zimmer, Abwesenheit anderer Menschen sind
-der richtige Moment. Das im Augenblick gegebene zu erfassen macht den Laien
-zum Dressurkünstler, nicht das Programm und Lehrbuch. In allem sonstigen
-mag man nachlesen und Rat hier einholen, was in diesem Kapitel 12 steht,
-muß in das Gefühl übergehen und in den Fingerspitzen sitzen.
-
-
-
-
-
-III. Teil.
-Systematische Dressur des Jährlings.
-
-13. Kapitel.
-=Leinenführigkeit.=
-
-
-Hat der Hund das spielende Wesen abgelegt, seine Glieder in der Gewalt, das
-endgültige Gebiß bekommen, so geht der Junghund in den Jährling über, je
-nach Rasse im 7., bei größten Schlägen im 9. Lebensmonat. Am schnellsten
-lernt jedes Tier, wenn es genau nach Methode wie die Vorfahren erzogen
-wurden, Rassen mit Tradition der Dressur wie Jagdspaniels begreifen fast
-von selbst. Statt des Lederriemens erhält der Jährling sein solides Zug-,
-der Polizeihund sein Dressurhalsband; an Stelle der Führungsschnur tritt
-die Lederleine, Zwang zu exakter Ausführung ersetzt bisherige
-Nachgiebigkeit. Wir erleichtern nur noch Begreifen und Ausführung, sind
-aber unerbittlich in exakter Befolgung. Leinenführig ist nur der Hund, der
-an _linker Seite, dicht_ am Knie, den Kopf für Führer
-_sichtbar,_ die Vorderläufe in gleicher Höhe wie der Herr geht, ohne die
-Leine je zu _spannen._ Bester Zeitpunkt der Übung: Rückkehr vom langen
-Spaziergang, nicht sofort bei Ausgang. Wir überdenken vorher, so daß uns
-der Rückweg längere Zeit an Mauern, grader Vorgärtenreihe, Häuserwänden
-ruhig vorbeiführt. Dort angekommen, deutlicher Anruf, kurze stille Rast,
-Anlegen. Leine kurz in linke Hand, in rechte Gerte, Kommando: _„am Fuß”_
-und im gleichen Augenblick energisch antreten. Nun gehen wir ganz langsam
-so dicht an der Mauer oder Häuserreihe, daß der Hund links durch diese,
-rechts durch das linke Bein eingeengt ist. Die Kopfstellung leitet die
-Länge der Leine. Prellt er mit dem Kopf vor, so erfolgt ein leichtes
-Zurückziehen und Zuruf „zurück”. Genügt das nicht, ein warnender Schlag mit
-der Gerte aus dem rechten Handgelenk über die vorgestreckte Nase. Leichtes
-Lob, lebhaftes würde zum Springen veranlassen, harte Strafe zum ängstlichen
-Nachschleichen. Das Marschtempo sei alsbald flotter, damit der Hund nicht
-teilnahmlos nebenher trottelt, sondern animiert geht, da prägt sich das „am
-Fuß” fester ein als bei dem bisherigen gewohnten Nebenherlaufen. Bleibt man
-mal stehen, so wird das Kommando „am Fuß!” mit Kurzhalten und lebhaftem
-Antritt neu gegeben, die Schritte sollen tunlichst hart hallen, wenigstens
-die ersten, damit die Bewegungsart die Führung unterstützt. Erster Tag ohne
-Hindernisse und Wendungen; am Endpunkt lösen, loben, Erlaubnis zum
-Vorspringen mit aufmunterndem „Voraus”. Nach voller Zufriedenheit am
-zweiten Tag zeitweilig unmerkliches Lösen der Leine, sonst erst bei dritter
-oder vierter Wiederholung. Wechsel des Weges vorteilhaft, später auf
-anderer Straßenseite ohne die bannende Wand oder Mauer links. Nächste
-Steigerung: belebtere Wege unter leichtem beruhigendem Zuspruch bei
-Annäherung von Hunden; Lob und Ermahnung sollen von Abirren abhalten. Jedes
-scharfe Abbiegen nach rechts erfolgt unter Kommando „am Fuß”! und leicht
-angezogener Leine. Wiederholung frei „am Fuß”. Zum Schluß jedesmal Lob und
-Entlassung: „Voraus”.
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-14. Kapitel.
-=Setz dich, Leg dich, Ablegen.=
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-Drei reine Gehorsamsübungen, wozu der Hund begreifen muß, was er soll; das
-Verharren ist das Folgen aus Einsicht, daß er sich damit Strafe erspart.
-Anfangs übt man im leeren Raum unter Ausschaltung von Ablenkungen, zu denen
-auch der Trieb des ersten Auslaufens beim Ausgang gehört. Zunächst
-Namenanruf, Anhängen der Leine, Stehen dicht vor Herrn, die linke Hand faßt
-nach Halsband unter der Kehle und drückt leicht zurück, die rechte drückt
-die Keulen nieder, kurzes Kommando _„Setz”!_ Die rechte Hand läßt nach,
-zeigt dem Hund die senkrecht vor die Nase gehaltene Handfläche (späteres
-Zeichen ohne Kommando), die linke bleibt noch. Bannender Blick und Zeigen
-der rechten Hand. Macht er keine Miene aufzustehen, so tritt man zurück,
-leises Lob. Alsbald beim Ausgang Erlaubnis zum Voranspringen, wenn
-angezeigt, Abmarsch mit _„am Fuß”!_ Später Wiederholungen, kurzes Kommando
-und Hilfe zur Ausführung ergänzen sich rasch zusammenfallend.
-Nutzanwendung: so oft der Hund am Fuß geht und der Herr stehen bleibt,
-jedesmal _„Setz dich”!_ Bald nur noch auf Vorhalten der Hand senkrecht vor
-die Nase, bis,sich der Hund von selbst setzt, sobald und wo immer der Herr
-still steht. Zweck: würde der Hund ungeleint neben dem Herrn, der irgendwie
-durch Unterhaltung, Blick in Schaufenster, auf Plakat usw. beschäftigt ist,
-stehen, so wird er leicht zu fremden Hunden laufen, sich langweilend weiter
-bummeln. Das konsequente Setzen ist ein Bannen am Ort, ohne daß er leicht
-getreten wird oder in Versuchung kommt. Je temperamentvoller die Rasse
-(Polizeihund), desto wichtiger ist dieses Bannen; Zwerghunde lernen es
-selten, da ungeduldig.
-
-Ein weiterer Schritt, etwas schwieriger, für jede höhere Dressur
-unerläßlich, ist das Legen auf gedehntes Kommando. Gut erzogene Hunde
-wissen schon aus dem Befehl: „Platz, leg dich”, was sie jetzt sollen.
-Führen sie es aus dem Gehen beim Fuß angeleint, nicht auf gedehnten Befehl:
-„Leg dich” aus, so drückt man mit linker Hand auf den Rücken, während die
-rechte unter die Vorderläufe greift, sie nach vorne schiebend. Die linke
-Hand bleibt, der rechte Arm erhebt sich wagrecht wie hypnotisierend über
-den Augen. Allmählich hebt sich die linke weg, der rechte Arm bleibt mit
-wagrechter Hand erhoben; will der Hund aufstehen, so klappt die Hand auf
-den Oberkopf unter „Leg dich”! Nach einer Reihe von Übungen muß der Hund
-lediglich auf Erheben des rechten Arms mit wagrechter Hand und allmählichem
-Senken auch ohne Wortbefehl sich legen. Dieses erfolgt immer mit leiser
-Stimme, die auf den Hund eindringlicher wirkt, als Schreien. Vollen Erfolg
-hat nur, wer öfter wiederholt, aber unbedingte Befolgung fordert, falls
-nötig mit Gerte nachhelfend. Jedes Nachgeben und Verzicht auf Ausführung
-lockert auch die Disziplin auf andren Gebieten. Ist das Legen (Down) für
-Jagdhunde unerläßlich, für manche die halbe Dressur, wenn damit das
-Niedersenken des Kopfes zwischen die Vorderfüße verbunden ist, so ist es
-bei kleinen Rassen entbehrlich, wenn man sie im Hause zum pünktlichen
-Gehorchen auf „Platz, leg dich”! erzogen hat. Auf „Setz dich”, sollte
-niemand verzichten. Alle Polizeihundrassen müssen das „Leg dich” ausführen,
-sowohl auf Wort wie Wink. Nutzanwendung:
-
-1. Wenn der Hund auf größere Entfernung unsre Stimme gegen Wind nicht hört,
-können wir ihn durch Armaufheben bannen, bis wir zu ihm herangehen und ihn
-anleinen.
-
-2. Ablegen zum Bewachen eines Gegenstandes, falls fremder Gegenstand fügt
-der Herr etwas hinzu, was seinen Geruch trägt (Handschuh). Hierzu wählt man
-einen ruhigen Ort, wenn möglich an Wandung, Böschung, Mauer, Baumstamm im
-Schatten, anfangs angelegt oder mindestens mit angehängter Leine. Nach
-Ermahnung entfernt sich der Herr, verhält sich ruhig verborgen; schleicht
-der Hund nach, wird er unter „Pfui” und Zeigen der Gerte zurückgebracht,
-aber alsbald persönlich abgeholt, unter Mahnung: ruhig „Platz!” damit er
-nicht entgegenspringt. Abrufen wäre falsch; was zu bewachen ist, darf nie
-verlassen werden.
-
-Zur korrekten Befolgung gehören viele Übungen und Geduld, aber auch schon
-eine gewisse Reife des Hundes, sowie gutes Einvernehmen zwischen Herr und
-Hund. Ist man überhaupt zur An- schaffung des sogenannten Torquatushalsband
-(Stachelhalsband) geschritten, das für Jagd und Polizeihund fast
-unerläßlich, so wird man durch Anlegen an solches sicher Resultate
-erzielen, ebenso den Hund rascher zum Gehen an Fuß bringen. Aber ein
-solches Instrument sollte nur für dickfellige Hunde benutzt werden, die
-auch durch ein paar kräftige Schläge nicht verdorben (scheu) werden. Sehr
-nützliche Gehorsamsübungen sind „Setz dich” und „Leg dich” dicht vor der
-gefüllten Futterschüssel. Hunde, die so geübt sind, versagen nicht leicht
-in Freiheit.
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-15. Kapitel.
-=Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd.=
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-Alle mittelgroßen und größeren Rassen, ausgenommen die schweren
-Bernhardiner, müssen lernen, dem Fahrrad zu folgen, dessen Tempo für
-Junghunde zu mäßigen ist, da sie sonst leicht dauernd in Hinterhand
-ruiniert werden. Andererseits gibt es kein besseres und bequemeres Mittel,
-den Junghund zu einem gesunden, kräftigen, bruststarken, wohlgestalteten zu
-trainieren als das Laufen hinter dem Rad. Die ersten Male muß man sich
-allerdings die Mühe machen, das Rad zu schieben und zwar ganz scharf auf
-rechter Straßenseite; ausnahmsweise folgt der Hund nicht links, dicht am
-Fuß, sondern darf frei gehen. Vom Rad aus ihn an der längeren Leine zu
-führen, empfiehlt sich nicht, das könnte nur ein sehr geschickter Fahrer
-mit einem außerordentlich lenksamen, leinenfesten Hund riskieren und hätte
-höchstens den Erfolg, daß der Hund den Weg nur einmal macht. Hat der dem
-geschobenen Rad aufmerksam folgende Hund den ersten Lauftrieb hinter sich
-und seine Geschäfte verrichtet, so steigt man auf einsamer Landstraße, die
-noch wenig von Autos befahren ist auf, hält sich zur Erziehung dicht
-rechts, nimmt sofort flottes Tempo, das den Hund zu gestrecktem Trab
-veranlaßt und nicht viel Zeit läßt, nach links und rechts abzuschweifen.
-Die schrille Trillerpfeife hängt an Schnur am Handgelenk oder um den Hals;
-nützlich ist vorn an der Lenkstange an einer vernickelten Klemmvorrichtung
-die Peitsche zur Abwehr fremder Hunde. Führt man zu zweit, so sollen beide
-Räder mit etwas Abstand hintereinander folgen; vorn derjenige Teil an dem
-der Hund mehr gewöhnt ist, als der führende, der zweite gelegentlich
-korrigierend und überwachend, folgt. Eine Stunde zum Rad begleiten ist
-soviel Bewegung wie 4 Stunden Spaziergang. In der Stadt selbst und auf
-belebten Straßen fährt man erst, wenn der Hund nach einigen Wochen des
-Mitlaufens achtsam geworden ist. Um den etwas reiferen Hund zum Laufen
-neben dem Wagen zu erziehen, wäre es falsch, sogleich ein flott fahrendes
-Fuhrwerk zu besteigen; der Hund würde leicht aus Übermut oder Spielerei
-nach dem Pferd springen oder umkreisen. Auf dem Rückweg nach längerem
-Spaziergang ersuchen wir den Lenker eines langsam fahrenden Lastwagens uns
-zu Erziehungszwecken das Aufsitzen zu gestatten und nehmen rechts hinten
-Platz. Es kommt hierbei nur darauf an, daß der Hund den Herrn sieht und
-hört, sich an die für ihn verwunderliche Tatsache gewöhnt, daß er nicht
-dicht herangehen kann. Bellen und Anspringen, was bei langsamer Fahrt und
-vorausgegangener ausgiebiger Bewegung ohnehin selten, wird nicht geduldet,
-mit „Pfui” oder Drohung mit Gerte verwiesen. Hilft das nichts, so springt
-man ab, legt ihn an lange Leine und steigt rückwärts auf. Erst nach
-mehrmaligem Üben, nachdem rollende Räder und Pferd dem Hund nichts mehr
-unheimlich Fremdes, wird ein etwas flotterer Wagen bestiegen. Junge Hunde
-läßt man zum Ausritt nicht begleiten, außer man hat selbst Stall und Pferd,
-und der Hund ist durch öfteres Mitnehmen und vorherigen Aufenthalt im Stall
-mit dem Pferd vertraut, meidet die Nähe der Hufe, springt das sich
-bewegende Pferd nicht mehr an. Und auch dann ist es nützlich, vorher beim
-Ausführen des Pferdes den Hund einige Male mitgehen zu lassen. Der vorher
-an das Rad gewöhnte wird sich auch da sofort anpassen und dem Reiter
-folgen.
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-16. Kapitel.
-=Apportieren und Verlorensuchen.=
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-Selbst wenn der Junghund nach den Anweisungen des Kapitel 12 schon
-„spielend gelernt”, — das Wort ist sehr bezeichnend und hat tiefen Sinn —
-hat, muß man ihm doch noch eine vollständige systematische Dressuranleitung
-zum _korrekten_ Apportieren geben. Manche Rassen sind auch weniger
-arbeitswillig und zum Spiel nicht aufgelegt. Solchen mit ausgeprägten
-Sonderanlagen (z. B. Teckel, Windhund) ist es überhaupt möglich das
-Apportieren vor vollendetem 8.-10. Monat beizubringen, später ist es nahezu
-ausgeschlossen oder doch sehr langwierig. Zum Üben wird jetzt nicht Ball
-und Kugel, nur das Apportierholz verwendet. Raum dazu: ein ruhiges Zimmer
-ohne Ablenkungen, keine Zuschauer. Damit das Greifstück lieber gefaßt wird
-und die Zähne nicht verletzt, umnagelt man es mit einem Lederstreifen. Das
-Apportieren setzt sich aus 5 Handlungen zusammen (setz dich, faß, apport,
-setz dich, aus). Man ruft „herein” hängt die längere Leine (nicht die kurze
-Führleine) an das Halsband ohne das Tier durch Lebhaftigkeit zu erregen.
-Fiebert es vor Erregung hinaus zu kommen, so macht man mit ihm „am Fuß”
-einige Gänge; Kommando: „Setz dich”! Der Hund soll in Erwartung sein, aber
-nicht in Erregung, wenn es etwa die Zeit zum gewohnten Spaziergang wäre
-oder Gebell andrer Hunde, Lärm, Geräusche ihn ablenken. Ist das der Fall,
-so verschiebt man die Lektion, begnügt sich mit der Übung „leg dich”! Eine
-erfolgreiche Übung zu richtigem Zeitpunkt ist mehr wert als ein Dutzend
-erfolgloser. Sitzt der Hund in ruhiger Erwartung, so holt man das
-Apportierholz herbei öffnet ihm den Fang (Schnauze) mit leichtem Zwang,
-legt das Holz hinein, hebt leicht, den Kopf durch Druck von unten und
-spricht deutlich „Faß”, ihn scharf im Auge behaltend. Hält der Hund, so
-zieht man die Hand langsam zurück unter Mahnung „Faß”! Nach wenigen
-Augenblicken nimmt man ihm das Holz mit der linken Hand ab, die rechte
-drückt leicht den Kopf nieder und hilft nach mit Kommando _„Gib aus”!_ Man
-belobt, aber belohnt noch nicht. Nach einem kurzen Gang „am Fuß” erneutes
-Setzen und Wiederholung. Inzwischen Pause mit Ablegen. „Herein, setz dich”.
-Hält der Hund ohne Unterstützung, läßt sich das Holz willig in den Fang
-ohne Nachhilfe legen, so hält man es dicht vor die Schnauze: „Faß apport”
-ihm leicht entgegenkommend. Hat er das erstemal von selbst gefaßt, so wird
-er nach „aus” belohnt und die Lektion mit einem Rundgang „am Fuß”
-abgebrochen, aber nicht durch Spaziergang abgelöst, weil der Hund sonst
-während des Unterrichts nur an diesen denkt. Am besten erfolgen solche
-Stunden an langweiligen Regentagen, am stillen Sonntag Nachmittag. Es
-gehört dazu viel Nachsicht, Geduld und Zufriedenheit mit kleinem
-Fortschritt. Der Hund darf angesichts und während der Übung mit dem
-Apportierholz nie gestraft werden, damit er nicht ängstlich oder unlustig
-wird. Eher kann man das „Setz dich” vorher etwas scharf fordern, „leg dich”
-üben, aber dann das Holz noch nicht zeigen und erst bei erneutem Setzen ihm
-einlegen. Solange nicht das „Faß Apport” ohne Beihilfe klappt, schreitet
-man nicht weiter. Nimmt er das dicht vorgehaltene sogleich auf Befehl, so
-wird es das nächste Mal etwas weg und tiefer gehalten, nach alsbaldigem
-„gib aus” belohnt und abgebrochen. Eine kurze Lektion zur Zufriedenheit
-bringt mehr Erfolg als stundenlanges Wiederholen. Die nächste Übung ist
-Vergrößerung der Entfernung bis der Hund von selbst nimmt, sei es, daß wir
-das Holz bei kleineren Rassen auf den Boden, bei größten dicht vor seinen
-Augen auf bereitstehendem Holzschemel legen. Bei arbeitswilligen Hunden,
-die schon vorher spielend lernten, geht das alles in einer Lektion (mit
-einigen Pausen), bei andren kostet es 6—12 Tage. Ist ein Hund besonders
-hartnäckig und will sich das Holz absolut nicht einlegen lassen, so hilft
-oft ein Gewaltmittel. Man nimmt ein ähnlich dickes Stück Rundholz, legt es
-ihm weit rückwärts in den Fang und bindet es durch mehrfaches Umschlingen
-im Nacken fest, doch ohne zu scharf abzuschnüren. Mit dieser Befestigung
-macht man mit ihm einen mehrstündigen Spaziergang, wodurch oft der
-Widerstand für immer gebrochen ist. Dabei ist Kontrolle und viel Gehen am
-Fuß nötig. Die Schnur im Nacken wird zur Sicherheit noch an das Halsband
-befestigt. Mit derselben Verschnürung haben wir hartnäckige Raufer und
-Katzenwürger besser als mit Maulkorb kuriert. Nimmt der Schüler das Holz
-vom Boden auf, so darf es nunmehr fortgerollt oder geworfen werden, doch
-soll der Hund _erst auf Befehl_ „Faß apport” zuspringen. Dieses abwarten zu
-lernen, ist die Ursache, weshalb auch Hunde, die schon Ball, Kugel usw.
-bringen, die systematische Übung mit Sitzen vor Kommando, und mit
-sofortigem Abliefern mit Hinsetzen durchmachen müssen. Erst nach ganz
-exakter Ausführung darf das Apportieren im freien Gelände mittels
-mitgenommenen Gegenstands, nie mit aufgehobenem Stein oder Ast geübt
-werden. Schütteln, Beißen, Spielen, Herumziehen ist streng zu rügen und
-durch kurze scharf betonte Übung im geschlossenen ruhigen Raum (Zimmer,
-Hof) zu korrigieren. Nur ganz allmählich wird in langsamer Steigerung der
-bisherige Gegenstand durch beliebige andre, die anfangs die Witterung des
-Herrn tragen sollen, ersetzt. Niemand als der Herr darf mit ihm üben.
-Schwierige Aufgaben, z. B. Bringen von Metall (Schlüssel), das Hunde ungern
-mit den Zähnen berühren, werden belohnt, um die Äpportierfreude zu stärken.
-Dem „Faß apport” (Ergreifen und Bringen des Sichtbaren) folgt das „Such
-apport”, womit der Hund die erste Anleitung zum Verstehen von „Suchen”
-erhält. Der verwitterte (riechende) Gegenstand wird vor seinen Augen ins
-Gras, Klee, Heidekraut oder dergleichen geworfen, so daß der Hund zwar das
-Werfen, also die Richtung, nicht aber den eingefallenen Gegenstand liegen
-sieht. Diesen muß er durch Absuchen mit Auge oder Nase finden. Ist die
-Kugel in ein grünes Tuchstück, das man mit einigen Tropfen Anisöl
-parfümiert hat, gewickelt und erhält er diese vor dem Werfen vorgehalten,
-so kommt der Hund rasch von selbst darauf, die Nase zu benützen. Meist
-genügt es und ist auch für spätere Nutzanwendung klüger, nur das Tuchstück
-einige Stunden in der Tasche oder auf bloßer Haut getragen zu haben. Beim
-Werfen im Winter im Schneefeld benützt man ein helles Leinenstück. Weiß der
-Hund genau, was „Such apport” bedeutet, so versteckt man im Zimmer die
-umwickelte Kugel, läßt den Hund erst setzen und animiert mit „Such
-verloren”. Der gefundene Gegenstand ist immer, auch im Zimmer unter
-Hinsetzen vor den Herrn abzuliefern. Mit der Hand gibt man die Richtung an,
-damit der Hund lernt, diese als Hilfsmittel zu betrachten. Erste
-Nutzanwendung: während Gehen „am Fuß” lassen wir die umwickelte Kugel
-fallen, nach zehn Schritten: Kehrt. „Setz dich”, der Hund weiß, daß es
-etwas zum Apportieren gibt. Wir deuten von ihm weg, dicht am Boden entlang
-nach mit der Hand rückwärts: „Such verloren”. Versteht er nicht, so gehen
-wir langsam mit ihm zurück und verkürzen das nächste Mal den Abstand auf 5
-Schritte. Das Deuten am Boden lehrt ihn, daß er auf Rückspur suchen soll.
-Nach einer Reihe von Übungen begreift der Hund unter Benützung und
-Beobachtung der Winke mit Hand oder Arm ganz von selbst, ob er auf der
-Fährte oder frei suchen soll. Durch Lob und freundliche Behandlung wird das
-Apportieren und Suchen bei den meisten Hunden zur Leidenschaft; es darf
-sich nur niemals mit den Übungen der Begriff von schroffer Behandlung oder
-Strafen verbinden. Auch darf man den Hund nie durch allzuhäufige
-Wiederholung am gleichen Platz genau derselben Übung langweilen oder
-ermüden. Abschluß immer Lob und Zufriedenheit. Weitergehende Dressur der
-Spurenarbeit mit Gehilfen ist Sache der sogenannten Polizeihunddressur aus
-Sozialdressurbüchern.
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-17. Kapitel.
-=Kleine Kunststücke.=
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-Unter teilweiser Ausnützung des schon vorher Gelernten und der bei
-spielender Dressur (Kap. 12) festgestellten Anlage lassen sich viele
-sogenannte Kunststücke beibringen, die man aus der Lust des Hundes am
-Springen, Apportieren, Verbindung von beiden, ableitet. Wer mit seinem Hund
-verblüffen will, daß dieser scheinbar rechnen oder lesen kann, der muß ihn
-nur mit leisesten Winken, kaum merklicher Bewegung der Lippen, Zucken der
-Schulter dirigieren. Dazu sind nur Hunde brauchbar, die mit Spannung dem
-Herrn ins Gesicht sehen, die Kommandos dort mehr ablesen als hören. Wer
-seinen Schüler an laute Befehle, von lebhaften Körperbewegungen begleitet,
-gewöhnt hat, darf nicht erwarten, daß er auf ein leises, mit geschlossenen
-Lippen hervorgebrachtes „Ss” reagiert. Oder ein Zucken von Schulter, ein
-Bewegen der Zehen, die im Stiefel ein Knarren oder Biegung des Leders
-verursachen, beachtet. Auf solchen, von den Mitmenschen nicht bemerkten
-Zeichen beruht das Lesenkönnen der Hunde oder ihre Fähigkeit, schwierigste
-Rechenaufgaben zu lösen. Noch nie hat ein denkender Hund oder Pferd in
-Abwesenheit des Herrn eine Frage beantwortet. Doch es ist sicherlich schon
-ein Beweis außerordentlicher Arbeitsfreude, wenn ein Hund immer wieder
-Buchstaben oder Zahlen klopft, scharrt, Buchstabenblätter herbeibringt. Man
-möge sich also trösten, wenn der eigne Hund nur mechanisch Gelerntes von
-sich gibt; selbst die gelehrtesten Hunde arbeiten nicht anders. — Hunde,
-die lebhaft sind und bewegungsfreudig, lernen sehr leicht springen, wenn
-man z. B. an langen Regentagen sie nicht hinausführen kann. Zwischen eine
-Tür stellt man ein Brett (Kistendeckel) in Länge der Türöffnung und in 3/4
-Höhe des Hundes), befiehlt „setz dich” etwa 1—2 m von dieser entfernt,
-übersteigt selber lebhaft das Brett mit dem Ruf „Komm hopp”. Und ebenso
-zurück. Wiederholt es mehrmals, später auch ohne vorher setzen zu lassen.
-Sodann wirft man den Ball oder Apportierholz und befiehlt: „Hopp, apport”,
-bis der Hund freudig auf Kommando das Brett überspringt. Das nächste Mal
-wird das Brett durch vier zusammengestellte Leisten in folgender Form
-zwischen der Türöffnung ▭ ersetzt, die nicht höher sein dürfen als er, weil
-sonst der Hund darunter durchschlüpft. Springt er freudig, so wird die
-Lattenumrahmung einerseits frei an eine Wand gedrückt, die andre Seite
-begrenzt man selbst und kommandiert „Hopp”. Endlich stellt man nur noch die
-obere Latte allein an verschiedenen Stellen gelegentlich auch allmählich
-erhöhend wieder zwischen die Türöffnung, bis der Hund freudig die
-wohlbekannte Sprungplatte übersetzt. Dann wird diese durch ausgestreckten
-Arm oder Spazierstock ersetzt. Über der eingeklemmten Latte zwischen der
-Tür wird ein Reifen, aus Spanischrohr gebogen und anfangs durch Umwicklung
-mit Packpapier vergrößert, gehalten, bis der Hund durch den dünnen, etwas
-verengten Reif über die Latte zugleich setzt und schließlich durch den
-Reifen allerorten. Dann wird er gradso durch einen Bogen springen, den man
-mit beiden Armen, anfangs noch über der Türlatte, bildet. Alle Steigerungen
-erst, wenn das Kommando „hopp” über das Brett sofort verstanden und willig
-ausgeführt wird. Mit Lob, freundlichem Abklopfen nicht zu sparen, als
-Abschluß eine kleine Belohnung. Alle kurzrückigen Rassen (Terrier, Pudel,
-Pinscher, französische Bulldoggen, Dobermann) sind sprungwillig, weniger
-die längeren, auf kürzeren Läufen, oder die Trabläufer (Schäferhund,
-Rottweiler), die es aber aus Galopplauf im Freien über eine Wandung
-zwischen Gartentür ebenso rasch begreifen. Auch hier kann man Apportierlust
-dazu benutzen, namentlich wenn der Sprung aus Garten oder Hof zum
-Spaziergang ins Freie führt. — Hat der kleine Hund durch öfteres Zuwerfen
-kleiner Brocken, anfangs aus der Nähe, das Auffangen unter „Nimm”
-begriffen, so muß er auch lernen, zu warten bis er die Erlaubnis erhält.
-Man hängt die Leine an das Halsband, was dem Hund immer das Bewußtsein
-gibt, doppelt an den Herrn zum Folgen gebunden zu sein, und läßt „setzen”,
-hält den Kopf unter Mahnung zur Ruhe, wagrecht, legt leise ein Stück Zucker
-auf die Nase und läßt langsam den Kopf los. Auch ohne Mahnung pflegt der
-ungewohnte Anblick die Augen zu bannen, unter „st” entfernt man sich und
-fixiert scharf. Tritt herzu, ein leichter Schlag von unten an den
-Unterkiefer wirft das Zuckerstück in die Luft „Nimm” gibt die Erlaubnis
-danach zu schnappen; fällt es zur Erde, so wirft man es nochmals in die
-Höhe mit „Nimm”. Am nächsten Tag wird die Übung wiederholt, später ohne
-Leine aber immer mit vorherigem Kommando: „Setz dich.” — Das vorgehaltene
-Stück Zucker dient auch als Lockmittel zum Durchschlüpfen zwischen die Füße
-im Gehen. Man stellt sich mit vorgestelltem Fuß vor den Hund, lockt mit der
-linken Hand den rechts sitzenden Hund. Ist er durchgeschlüpft, so wird das
-andre Bein vorgestellt und der Zucker in die rechte Hand genommen, bis man
-3 oder 4 Schritte gemacht hat. Hierauf erhält er das verdiente Stück, das
-immer zum Schluß gegeben wird, auch wenn man nicht mehr nötig hat, es zum
-Locken vorzuhalten und der Hund auf Befehl „hier durch” in Erwartung der
-späteren Belohnung von selbst kommt und bei jedem Schritt zwischen den
-Beinen durchläuft. Manche Hunde niesen aus Verlegenheit, wenn man sie
-fixiert. Man fragt dazu: „Wie niest der Hund”? und belohnt. Andre Hunde
-reagieren auf Quietschball (Gummiball, der zusammengedrückt, fiebt) prompt
-durch kurzes Bellen. Man wiederholt dicht vor ihnen das Geräusch 3—4 mal,
-belohnt jedesmal, namentlich wenn der Hund öfter antwortet. Dann wird der
-Ball in der Hand verborgen, ganz leicht gedrückt, der sitzende Hund
-erwartungsvoll angesehen. Auf Antwort darf mit Belohnung nicht gespart
-werden. Ist man sicher, daß der Hund 5—6 mal unbedingt anschlägt, so kann
-man ihn als Rechenkünstler vorführen und fragen: „Setz dich”, wieviel ist 4
-mal 8 weniger 29. Darauf dreimaliges Drücken auf den verborgenen Ball,
-wobei die Zuschauer, „um den Hund nicht zu verwirren” etwa 10 Schritt weit
-entfernt gehalten werden, so daß sie unmöglich das leise Geräusch des Balls
-in der Brusttasche durch den angepreßten Arm oder in der Hosentasche
-vernehmen können.
-
-Alles das sind scheinbar überflüssige Spielereien ohne praktischen Wert. In
-Wahrheit ist _alles_ nützlich, was der Hund lernt. Aus einem ergibt sich
-das andre. Noch bedeutungsvoller ist das Lehren für den Besitzer; er
-erlernt dabei den Hund behandeln und zu ermessen, wie weit ein Hund auf
-Erinnerung und Reize reagiert. Das Einvernehmen zwischen Mensch und Tier
-wächst; der Hund wird mit jedem neuen Begreifen leichter erfassen und
-fester behalten. Bis er Stimme, Ton, jede Regung versteht, worüber man oft
-irrig sagt: er versteht jedes Wort. Alle hohe Dressur ist Willigkeit zur
-Beachtung von Zeichen. Damit Belohnungen (ein Stückchen Kakes, Zucker) auch
-als solche empfunden werden, darf der Hund nicht überfüttert sein, auch
-außer den regelmäßigen Mahlzeiten in seiner Schüssel von niemand je
-Leckerbissen zugesteckt erhalten. Eher etwas knapp an einem Schultag
-(Regentag): ein voller Bauch studiert nicht gern.
-
-
-
-
-18. Kapitel.
-=Wasserarbeit und Schwimmen.=
-
-
-Die meisten Hunde gehen gern von selbst bei Hitze ins Wasser, wenn sie
-nicht unvernünftig behandelt, d. h. hineingeworfen oder an einer plötzlich
-abschüssigen Stelle den Grund verlieren und erschrecken. Ehe man den
-mindestens 6—8 Monate alten Hund ans Wasser führen will, sucht man sich
-schon in Gedanken eine flache Uferstelle aus, an der man sich nach
-Spaziergang an heißen Sommertagen lagert. Dann läßt man ihn gewähren und
-selbst Bekanntschaft mit dem nassen Element suchen. Jeder Zwang ist von
-Übel, Beispiel älterer Hund nützlich, aber nicht unerläßlich. Hat er sich
-ins Wasser gestellt und macht darin Gehversuche, so wirft man ein rundes
-Holzstück das mit langer dünner Schnur zum Herausholen zur Sicherheit
-versehen ist, wenige Meter von ihm noch ins flache Wasser: „Apport”. Sobald
-er herauskommt, schnell das Kommando „Setz dich, gib aus”!, ehe er sich
-noch schütteln kann. Wasserabschütteln vor Ablieferung des
-Apportgegenstands ist ein Dressurfehler, weil dabei meist der Gegenstand
-fallen gelassen wird und liegen bleibt oder, falls Ente des Jägers,
-entweicht. Was auch der Schüler ausführt, muß exakt sein. Hat man das Holz
-abgenommen, so mag er erst etwas herumspringen, ehe man aufs neue wirft.
-Nicht ermüden, und mit Lob abschließen, sodann flotter Heimweg namentlich
-später bei kühlerem Wetter. Einige Tage später versucht man es in tiefem
-Wasser; scheut er es, so geht man ohne Tadel nach Hause, versucht es
-nochmals. Das Versagen ist kein Unglück an sich, aber es gibt ein nie
-versagendes Mittel jeden Hund zum Schwimmen zu bringen. Dazu brauchen wir
-einen lebenden Gehilfen oder einen kurzen Pfahl, 1 m lang, unten spitz zum
-Einschlagen; oben (etwas unter Rand) wird eine Ringschraube eingedreht. Ort
-ein Bach, der zum Durchwaten für den Hund zu tief aber nicht reißend ist,
-Nähe einer Brücke. Auf dem einen flachen Ufer schlagen wir mit kräftigem
-Stein den Pfahl in den Boden, so daß er etwa 1⁄2 m noch herausragt, ziehen
-durch die Ringschraube eine lange kräftige Leine, werfen die beiden Enden
-auf das andre Ufer, zum sicheren Wurf mit angebundenem starken Holzstück.
-Sodann begeben wir uns mit dem Schüler über die Brücke zu der dem Pfahl
-gegenüber liegenden flachen Stelle. Das eine Ende wird an das genügend eng
-gestellte, aber nicht würgende Halsband befestigt, das andre nehmen wir in
-die rechte Hand. Mit der linken führen wir dicht an das Wasser und ziehen
-nun mit der rechten Hand langsam aber fest die durch die jenseitige
-Ringschraube laufende Schnur. „Voraus, so ist's brav.” Der Hund fühlt sich
-geführt an der Hand des Herrn, wenn er auch im Wasser den Boden unter den
-Füßen verliert, zieht ihn die Leine, daß er nicht versinkt, noch unsicher
-wird oder Zeit hat zum Paddeln oder Wasser treten. Kurz vor dem Ufer, noch
-ehe er herausspringen kann, erfolgt das Kommando „herein, hierher”! und das
-andre Ende der Leine, das bisher nur nachgab, zieht zurück. Man kann
-denselben Effekt mit einem Gehilfen erreichen, der den Hund am Halsband
-hält, während man die lange Leine ans andre Ufer wirft, über die Brücke
-geht und nun selbst den Hund an dieser zu sich unter Anruf hinüberzieht.
-Dort wird er gelobt. Besser ist es aber, das ganz allein in aller Stille
-ohne Zuschauer und Teilnehmer abzumachen. Man wird erstaunt sein, wie rasch
-jeder Hund begreift, daß das Wasser gar nichts gefährliches ist, und daß er
-an der führenden Hand des Herrn immer in Sicherheit ist. Dieses Hilfsmittel
-muß in vollster Ruhe und Bedächtigkeit benützt werden, überzeugt, daß es
-hilft und daß der Hund ohne jede Aufregung sich leiten lassen wird, als ob
-man schon 10 Hunde auf diese Weise von der Harmlosigkeit des Wassers
-überzeugt hätte. Am besten setzt man sich einige Minuten vor dem Anlegen an
-die hinübergeworfene Leine ans Ufer und raucht eine Zigarette, was auch zum
-Vertreiben von Mücken nützlich ist. Jede Unruhe, Nervosität oder
-Unsicherheit des Herrn überträgt sich auf den Hund, den wir auch nie über
-Trauer oder Niedergeschlagenheit täuschen können, wie unsre Angehörigen,
-die wir aus Rücksicht leicht mit Worten zu beruhigen vermögen.
-
-Zu Schwimmkünstlern und Tauchern kann man nur solche Rassen machen, die
-ererbte Wasserpassion infolge Lebensweise der Vorfahren (Neufundländer)
-oder Abstammung von Arbeitsschlägen (Pudel, Spaniel. Airedaleterriers, die
-Otterhundblut führen) besitzen. Öfter führt auch häufige Gelegenheit durch
-Nähe von Teichen, Flüssen, Meeres- oder Seeufer, harte Schläge, wie
-rauhhaarige Terriers und Pincher dazu. Vorbedingung zum Tauchen ist sehr
-klares, ruhiges Wasser und freudiges Apportieren, wozu man Holzstücke durch
-Beschweren zum Untersinken präpariert, aber nie Steine, benützt. Will man
-den schwarzen Schnürenpudel in voller Schönheit und Farbe erhalten, so darf
-er nach dem Baden wie Schwimmen nicht lebhaften Sonnenstrahlen ausgesetzt
-werden; man wählt dazu die warmen Sommerabende. Auch lasse man sich nicht
-verleiten, an kühlen windigen Abenden Hunde ins Wasser zu schicken,
-besonders nicht kurz behaarte. Zum mindesten nehme man ein altes Handtuch
-mit und frottiere kräftig dem Haarstrich entlang. Ältere Jagdhunde, die
-viel zur Entenjagd benützt werden, zeigen durch Nierenleiden und
-Rheumatismus, wohin solche Zumutungen führen. Hat der passionierte Hund
-gegen Willen des Herrn ein eisiges Bad genommen, so begibt man sich im
-Eilschritt zur nächsten Behausung und scheue sich nicht, dort Wärmeschutz
-vor Ofen oder, nach Trockenreibung mit Heu oder Stroh, im Stall zu
-erbitten. Es wird selten gemütlose Menschen geben, die einem Tier Mitgefühl
-versagen, was zudem nichts kostet. Lieber eine halbe Stunde Aufenthalt, als
-ein krankes Tier, für das der Herr verantwortlich ist.
-
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-19. Kapitel.
-=Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn.=
-
-
-Wenn manche Hunde auf Schuß ausreißen, und sogar schußscheue Jagdhunde
-vorkommen, so ist nervöse Veranlagung, der nicht rechtzeitig
-entgegengetreten wurde, sowie ein erstmals in nächster Nähe abgegebener
-Schuß schuld. Der Jäger schießt vom Hund weg auf ein Ziel, der Jagdhund muß
-auf Schuß sich legen und Befehl abwarten. Der Schuß gegen Herrn des
-Schutzhundes kommt in der Richtung auf diesen. Also ist hier die Gewöhnung
-eine andere. Der Abfeuernde soll nie der Herr sein, sondern immer ein
-Zweiter, ein Feind. — Der Gehilfe erhält einen Revolver, geladen mit
-Platzpatrone-(ohne Kugel, anfangs wenig Pulver); er hat sich im freien
-Gelände, etwa 100 m weit aufzustellen und zunächst nur durch lebhafte
-Bewegung und rüden Anruf auf sich aufmerksam zu machen. Der Hund steht
-angeleint links vom Herrn. Der erste Schuß fällt, Kommando: „Gib Laut!”.
-Man lobt, hält den Hund zurück. Der Gehilfe nähert sich auf Wink, gibt
-weiteren Schuß ab. Je lebhafter der Hund bellt, desto weniger hört er die
-Schüsse, deren letzter auf höchstens 6 m Nähe erfolgen darf. Jetzt rückt
-man mit dem Hund vor, worauf der Gehilfe sofort zurückweicht. Hier wie bei
-allen Mannübungen muß der Hund immer den Eindruck haben, daß er der Sieger
-sei, der mit drohendem Bellen den Feind in die Flucht schlägt. Aber _nie_
-darf Manndressur und Angriff mit einem Hund geübt werden, der nicht eine
-volle systematische Dressur hinter sich hat und _fest im Appell ist._ Bei
-scharf veranlagten, kräftigen Rassen könnten Mißverständnisse von Schuß,
-Bewegung, Verwechslung des Gehilfen oder dgl. zu verhängnisvollen Folgen
-führen. Man muß immer wissen, wo man nur anleiten und mehr den Zurückruf
-üben muß, und wo man den etwas schüchternen Hund zum Draufgänger steigern
-kann. Also Vorsicht bei Schäferhunden, Rottweiler, Dobermannpinscher,
-Doggen, Bulldoggen; bei diesen wird nicht scharf gehetzt, sondern nur die
-Richtung angegeben und Gehorsam geübt. Den regungslos stehenden Menschen
-(oder Gehilfen) hat der Hund nur zu verbellen, nie anzugreifen. Das
-Bewachen erfolgt in liegender Stellung, Kopf in Richtung des Feindes.
-Reagiert der Schutzhund auf den „Verbrecher” nicht, so wird er wie folgt
-immer scharf zu machen sein. Der Hund steht an kurzer Leine an linker Seite
-des Herrn; der Gehilfe in auffälliger Kleidung (umgedrehter Joppe) nähert
-sich mit einem größeren Ast, ärgert damit mit krächzenden Tönen den Hund.
-Entweicht sofort, wenn dieser auf Kommando bellt, begibt sich auf erhöhte
-Stelle (Mauer, auf Baum mittels angelegter kurzer Leiter), so daß ihn der
-Hund keinesfalls erreichen kann. Von obenher reizt er den Hund mit dem Ast;
-gibt dieser lebhaft Laut, so kommt der Herr hinzu, lobt ihn und führt ihn
-weg an der Leine, doch nur wenige Schritte, worauf der Hund frei „an Fuß”
-als Gehorsamsübung zu folgen hat. Systematische Dressur zum Fassen des
-Gehilfen („Verbrechers”) erfordern Hetzgewand, Schutzärmel, Dressurplatz
-und sollte von Laien nur unter Anleitung erfahrener Dressurleiter im
-Polizeihundverein, Schäferhundverein erfolgen. Vieles Üben und Beißenlassen
-wird besser vermieden; man erzieht damit bißwütige Hunde. Ist ein Hund
-nicht scheu, hat er nur einige Male den flüchtenden Gehilfen verfolgt, so
-weiß er im Ernstfall von selbst von seinen Zähnen Gebrauch zu machen.
-Allerdings soll der Schutzhund auch nicht ausreißen, wenn ihm jemand mit
-Ast oder Stock droht, und das ist nur damit zu erreichen, daß man einen
-Gehilfen gegen den angeleinten, dicht beim Herrn stehenden, bellenden Hund
-vorgehen läßt. Zieht er sich scheu zurück, so wächst dem Hund sofort der
-Mut, er geht vor und weicht auch nicht zurück, wenn absichtlich
-ungeschickte Schläge zunächst nur auf den Boden klatschen. Erst wenn der
-Hund wütend bellt, darf ihn ein Schlag mit Ast berühren, wird aber dann
-nicht schaden, sondern den Hund nur angriffsmutiger machen. Immer muß der
-Herr dabei stehen, animieren, aber doch den Hund so kurz halten, daß eine
-Verletzung des Gehilfen ausgeschlossen ist. Plötzlich steht dieser ganz
-still, dann wird auch der Hund mit kurzem Kommando „ab! Leg dich”, zur
-Ruhe verwiesen. Den gegebenen Schutzhund liefert die Züchtung, erzieht die
-Liebe zum Herrn. Nicht die Hetzarbeit, die oft verdirbt und fast nur für
-Hundebesitzer in einer gefährdeten Berufsstellung angezeigt ist. Hunde an
-die Kette der Hütte anzulegen und necken zu lassen, veranlaßt sie zwar bei
-jedem geringfügigen Anlaß zu bellen, zu schnappen und sich wie toll zu
-gebärden, macht also einen drohenden Kettenhund, aber niemals einen
-zuverlässigen Schützer. Von der Kette und dem örtlichen Rückhalt wie Hütte
-gelöst, sind solche Hunde meist feige, schnappen höchstens aus Angst für
-sich selbst von rückwärts zu. Der richtiglernende Beschützer kann nur durch
-den fingierten Angriff gegen ihn, wenn er dicht beim Herrn steht, oder
-gegen den Herrn selbst im Dunkeln zum Begreifen des Schützens gebracht
-werden. Auch der tobende „Verbrecher” hinter einer Holzwand, der den Hund
-reizt, führt nicht auf das Ziel _Schutz,_ sondern zur _Rauflust,_ die dann
-erst wieder gebändigt und in gesunde Richtung gestellt werden muß.
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-20. Kapitel.
-=Korrektur verdorbener Hunde.=
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-Ein Erzieher und Dresseur, der selbst erst einen Hund verdorben hat, eignet
-sich auch nicht zur Berichtigung, die noch weit höhere Anforderungen an
-Konsequenz, Geduld, Ruhe, Eingehen auf den Charakter fordert. Unbedingt
-hoffnungslos ist kein jüngerer Hund, den man aus fremder Hand mit Fehlern
-mangelhafter Dressur, hand- oder schußscheu, zum Entweichen geneigt erhält.
-Die Hauptbedingung ist, daß der Hund und neue Herr sich innig aneinander
-anschließen, sehr viel beisammen sind, daß der auf Straße etwa unbändige,
-Wagen nachprellende, rauflustige, Geflügel hetzende Hund möglichst wenig
-Gelegenheit zu Übeltaten findet, solange er nicht eine vollständige neue
-systematische Dressur (Kapitel 13 bis 17) durchgemacht hat, als ob er noch
-nie etwas gelernt hätte. Und von allen Übungen reichliche Wiederholungen
-unter peinlichster Beachtung des vorgeschriebenen Anlegens und dazu „Setz
-dich”. Vor Beginn des Kursus muss man einige Tage der Woche weiten
-Spaziergängen oder Radtouren in allerlei Gegenden vor der Stadt opfern. In
-den Straßen aber an kurze Leine links „am Fuß”. Niemand füttert als der
-Herr, in dessen Schlafzimmer (oder nebenan bei offener Tür das Schlaflager
-(„Platz”) sich befindet. Fremden Hunden, Wagen, Autos, allem, was der Hund
-scheut oder ihn reizt, weicht man nicht aus, sondern führt den Hund so
-dicht als möglich vorbei. Hier wie bei allen sonstigen Gelegenheiten wird
-viel mit ihm gesprochen. Je mehr der Hund lernt (Kapitel 17) und man übt,
-desto besser. Er muß seine ganze _Vergangenheit vergessen,_ viel Bewegung
-haben und Abends müde sein. Der neue Besitzer soll womöglich den früheren
-Herrn (aber nicht in Gegenwart des Hundes) persönlich kennenlernen und
-dessen Wesen studieren, damit er in allen Kundgaben zum Hund sich auf das
-_Gegenteil_ einstelle. Spricht jener laut, rasch, lebhaft, so übertreibe er
-im Verkehr mit dem Hund das Gegenteil. Dieser muß sich immer beobachtet
-wissen und mit dem Herrn verbunden fühlen. Ehe Befehle erfolgen, muß sich
-der Hund setzen, den Herrn anblicken lernen, das Kommando abwarten und
-ablesen. Hat man aber dazu nicht Zeit, so fange man besser den Versuch gar
-nicht an, verschiebe den Erwerb auf die Ferien. Man glaube nicht, daß man
-mit Strafen einen verstockten Jungen oder Hund korrigieren könne; damit mag
-man ihn höchstens zurückhalten, solange er dicht unter den Augen in der
-Hand ist. Er muß ganz neu sich selbst erleben lernen und im Verhältnis zum
-Herrn eingestellt werden. Gehorsamsübungen können nicht oft genug (aber
-ohne Strafen) gemacht werden; rasch und prompt hat „Setz dich, leg dich,
-apport, Platz, herein, am Fuß” zu erfolgen. Dazu viel Arbeit,
-Sprungübungen, Kunststücke, Verlorensuchen, Apportieren aus Wasser,
-Gewöhnen an Schuß ohne Hetzarbeit, das Leben im Hause streng regelmäßig,
-nie allein ohne Aufsicht auf die Straße. Eine große Summe von gütigen
-Mühen; ehe man sich dieser unterzieht, wäge man, ob diese der betreffende
-Hund nach Rassenschönheit und Anlagen, die das Auge und der
-Gesichtsausdruck verrät, wert ist. Nach Charakter ist der verdorbene Hund
-ursprünglich oft mehr wert als der, an dem nicht leicht etwas zu verderben
-ist.
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-IV. Teil.
-Praktische Anleitung zur Hundehaltung.
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-21. Kapitel.
-=Der Zwinger, die Hütte, das Lager.=
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-Ein altes Wort sagt: „Einmal Hundefreund, immer Hundefreund.” Zu einem
-Dauerzustand für das Leben lohnt es auch ein Dauerheim zu schaffen, da aus
-dem Hundebesitzer, dem erfolgreichen Aussteller, sehr oft der Züchter wird,
-der die häufigen Bitten aus Freundeskreis nach einem Abkömmling seines
-Musterhundes erfüllen will. Bei einem Einfamilienhaus, sei es Stadtmiethaus
-oder Eigentum vor der Stadt, sollte der Zwinger nicht fehlen. Er
-erleichtert die Haltung, ermöglicht die Zucht, hilft Haus und Wohnung
-sauber halten, wenn der Hund nach Spaziergang bei Regen oder Schneeschlamm
-naß heimkommt und vor Einlaß in das Haus eine Stunde auf reichlichem
-Strohlager trocken und sauber geworden. Die läufige Hündin ist dort während
-der Zeit, in der jede zum Entweichen neigt, sicher bewahrt. Die Zuchthündin
-kann dort in Ruhe werfen und mit den Welpen bleiben, bis sie anfangen
-selbst zu fressen und weggegeben werden. Auch in einer Villa mit 2—3
-Wohnungen erspart ein schlichter Zwinger viel Beschwerden wegen
-beschmutzter Treppenhäuser, und die im Verhältnis zu dem Luxus eines Hauses
-ganz geringfügigen Kosten für einen Hundezwinger werden reichlich
-ausgewogen. In manchen Großstädten verbieten die Besitzer die Haltung eines
-größeren Hundes; ein Zwinger würde diese Härte überflüssig machen. Die sehr
-hohe Zahl der Familienhunde in England, das Fehlen von Kreuzungen und
-wertlosen Straßenkötern geht sicher auf Konto der Zwinger beim englischen
-Familienhaus als bequeme Unterbringung und Bewahrungsmittel der Hündinnen
-vor Fehltritten. Der Zwinger lehnt sich am besten an eine geschützte Mauer
-in Nordost, er habe möglichst viel Sonne, der Boden muß unbedingt
-betoniert, undurchlässig, also waschbar sein, da er sonst nach kurzer Zeit
-verseucht und übel riecht. Auch würde auf durchlässigem, feuchtbleibendem
-Boden der Holzzwinger rasch unten verfaulen. Die Betonunterlage etwas höher
-als der Hof und leicht schräg geneigt von der Mauer weg, damit Regen
-schnell abläuft. Eine rechtwinklige Ecke des Hofes oder an Hausrückwand
-angefügt, macht nur zwei Gitterseiten nötig und gewährt mehr Wetterschutz,
-ist auch leichter stabil anzulegen. Das Gitter vorn mit Tür, aus
-Eisenstäben, die nur einmalige Ausgabe sind, die Enden nach Innen gebogen,
-was Überspringen oder Klettern verhindert. Drahtgeflecht rostet zu rasch
-und läßt sich dagegen nicht durch Anstreichen schützen. Für mittelkleine
-Rassen unter Stuhlsitzhöhe ist der Zwinger entbehrlich, höchstens für den
-Züchter solcher (z. B. Foxterriers) nötig. Also sei er gleich so groß
-angelegt, daß ein Mann mit gebücktem Kopf darin stehen kann. Eine geräumige
-Hütte aus Hartholz, mit heißem Leinöl getränkt und mit Ölfarbe gestrichen,
-genügt auch; das Holz innen und außen glatt behobelte, sogenannte Nut- und
-Federbretter, von außen mit Decklatten an den Fugen benagelt. Kein
-Satteldach, sondern ein glattes, schräges Dach mit Dachpappe benagelt zum
-Aufheben. Bei großer Kälte läßt sich leicht innen auf Leisten ein zweites
-Dach nur aus Brettstücken auflegen und damit die Höhe reduzieren. Ähnlich
-soll ein von unten wärmender Doppelboden nicht fehlen, der Zwischenraum mit
-Torfmull gefüllt. Dieser hält warm; saugt Feuchtigkeit geruchlos auf. Als
-Windschutz wird bei Kälte ein Sack vor den Einschlupf gehängt, den der Hund
-beim Einkriechen verschiebt. Der Zwinger sei eine vergrößerte Hütte mit
-Tür; in diese kommt das Einschlupfloch, durch ein herablaßbares Fallbrett
-verschließbar, wie an Hühnerhäusern üblich. Innen dient eine erhöhte
-Pritsche mit reichlich Stroh als behagliches Lager. Das Verbringen in
-Zwinger oder zur Hütte soll nie eine Strafe sein, wird auch nach Rückkehr
-von Spaziergang als solche nicht empfunden, zumal nach 1⁄2—1 Stunde die
-Erlösung zur Futterstunde schlägt. Gelegentlich wird auch das Futter in den
-Zwinger gebracht oder dient er als Nachtaufenthalt. Die tragende Hündin
-wird schon 14 Tage vor dem Wurftage an den Zwinger allmählich gewöhnt,
-indem sie dort ihre Mahlzeiten erhält. Die Gittertür ist nach Innen, die
-des Hauses nach Außen zum Öffnen. Gegen unbefugtes Füttern, Zustecken von
-Knochen schützt, wenn nötig, ein von außen an das Gitter mit Bindedraht
-befestigtes Geflecht. Da der Zwinger für den Familienhund niemals ständiger
-Aufenthaltsort sein soll, weil er dort verdummt und seinem Zweck als
-Gesellschafter und Wächter entzogen würde, ist kein kunstvoller Steinbau
-nötig. Dient der Zwinger als Wurfraum, so ist in diesem mit etwa 12 cm
-breiten, 20 mm starken Brettern ein Wurfplatz abzugrenzen, benutzt man dazu
-die Hütte, so wird mit ebensolchem Brettstück nach vorn zum Einschlupf
-abgegrenzt, damit die Welpen nicht herausfallen können und auch nicht zu
-nahe vorn am Eingang liegen.
-
-_Ein Lager in der Wohnung_ muß jeder Hund haben, besser noch
-ein solches im Zimmer und ein zweites im Vorhaus (Treppenhaus des
-Einfamilienhauses). Fehlt es, so suchen die Hunde, deren Bauchseite dürftig
-behaart, aus Wärmebedürfnis Polstermöbel auf. Alle Hunde, die auf blanker
-Erde oder Holzboden beständig liegen, bekommen häßliche, kahle Liegebeulen
-an den Ellenbogen. Für kleine Rassen genügt als Lager eine Kokosmatte. Für
-größere bewährt sich am besten eine Matratze, mit Seegras gefüllt, vom
-Tapezierer in Form solid durchgenäht, aus Gründen der Reinlichkeit mit
-abzuknöpfendem Überzug, die Ösen zum Knöpfen aus Leder unterhalb der
-Matratze zu befestigen, damit sie der Hund nicht aus Langeweile nachts
-annagt. Aus Verdoppelung (Zusammennähen) zweier Stücken eines ausgedienten
-Teppichs kann man auch für mittelgroße Rassen ein Lager stabil herstellen.
-In vielen Geschäften sind fertige Hundelager für kleinere Schläge
-erhältlich, die aus Eisenrahmen mit starkem Drellbezug bestehen; in diese
-gehört aber unbedingt eine genau dazu passende Kokosmatte. Körbe in flacher
-Form empfehlen sich nur für kleine Tiere; das darin liegende Kissen muß
-jeden Morgen sauber ausgeschüttelt werden. Für Hausflur oder Treppenhaus
-kann man mit 4 Eckpfosten, 4 Brettstücken von etwa 15 cm Breite und
-darunter Bodenbretter eine erhöhte Pritsche von etwa 30 cm Höhe, für
-mittlere Rassen (50x75 Bodenfläche) sehr leicht zusammennageln. Als Lager
-eine genau hineinpassende Matratze. Hütten im Haus oder Schlafkisten
-verhindern die Hautausdünstung und sperren den Hund ab, mit abschließbarer
-Tür mögen sie höchstens vorübergehend zur Erziehung dienen, wenn ein
-Junghund nachts nicht zimmerrein ist oder man gezwungen ist, ihn öfter
-allein im Hause zu lassen und fürchtet, daß er diese Zeit zum Anbeißen von
-Gegenständen mißbraucht. Für kleinste Nassen eignen sich dazu sehr gut die
-sogenannten Bruthäuschen für Hühner, die vorn mit aufklappbarem
-Drahtgeflecht versehen sind. Dauernd sollten sie aber nicht nötig und durch
-gute Erziehung überflüssig gemacht werden.
-
-
-
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-22. Kapitel.
-=Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde.=
-
-
-Im allgemeinen gehört die Hündin _nicht in Laienhände,_ am
-wenigsten in der Mietwohnung und Großstadt. Man lasse sich also nicht zur
-Anschaffung eines weiblichen Welpen verleiten; nur wer schon mit
-Hundehaltung vertraut ist und genügend Platz mit Sonne und Auslauf zur Ver-
-fügung hat, darf an Erwerb einer Zuchthündin denken. Aus der Stadt, dem
-Miethaus sollten alle Hündinnen ganz verschwinden, so daß weder sie noch
-ihre Witterung anzutreffen ist, dann würden wir treuere, weniger
-rauflustige Rüden haben, keine häßlichen Bilder mehr sehen, die
-Hundefeinden — das sind jene, die den Hund nicht kennen — den Vorwand zur
-Agitation bieten. Obschon unsere Forschungen in dieser Richtung noch nicht
-geschlossen, möchten wir behaupten, daß mit Abschaffung der herumlaufenden
-Hündinnen die Tollwut verschwinden wird, die immer aus dem Osten nach
-Europa hereingebracht wird. Aus den Ländern der halbwildlebenden
-Straßenhunde. Für Hündinnen, die nicht im Besitz eines Züchters,
-ausgewiesen durch das stammbuchmäßige, anerkannte Züchteraffix, sollte die
-3 fache Hundesteuer erhoben werden. Hündinnen sind weder treuer noch
-leichter zu dressieren, das Nachlaufen der Rüden hinter Hündinnen würde
-abnehmen, wenn es weniger und nur gut behütete Hündinnen in Züchterhänden
-gäbe. Hat man aber als Geschenk doch eine Hündin erhalten, so ist zu
-beachten, daß diese erstmals mit 7—9 Monaten hitzig (läufig) wird, sodann
-mit Pausen von etwa 5—6 Monaten zweimal im Jahr. Infolge Blutandranges nach
-den Genitalien schwellen diese an, während der ersten 9—12 Tage findet eine
-Blutabsonderung statt, die während der zweiten Hälfte der Hitze in einen
-helleren Ausfluß übergeht. Die Witterung des Zustandes wird vom Rüden schon
-einige Tage vorher wahrgenommen; doch pflegen Hündinnen den Rüden während
-der ersten Tage abzuweisen. Trotzdem ist es auf alle Fälle nötig, die
-Hündin vom ersten Tage an sorgfältigste zu behüten, sie nie allein
-hinauszulassen und auch beim Hinausführen an die Leine zu legen. Wo es
-räumliche Verhältnisse gestatten, läßt man sie während dieser Tage nur in
-Hof oder Garten oder trägt die kleine Hündin auf dem Arm in eine ruhige
-Seitenstraße morgens früh und spät abends, damit möglichst wenig Spuren zum
-und in das Haus führen, dessen Tür tunlichst geschlossen gehalten wird.
-Trotz aller Vorsicht läßt es sich schwer vermeiden, daß während dieser Tage
-das Haus von schlecht behüteten Rüden der Nachbarschaft belagert wird. Mit
-Gummischleuder (grobe Schrotkörner), Wasser, Peitsche muß man eben sehen
-die Zudringlichen zu vertreiben. Beim Ausgehen wird das Halsband gut
-gesichert und zur Abwehr von Rüden die Peitsche mitgenommen. Besser zu viel
-Vorsicht als zu wenig. Der Zustand ist ein pathologischer, und viele
-Hündinnen suchen zu entweichen, solche hängt man am Lager an die Kette,
-wenn man das Haus verläßt. Kommt es trotz Vorsicht zu ungewollter
-Verbindung, wobei der Rüde auf Dauer von 20 bis 30 Minuten fest mit der
-Hündin körperlich verbunden ist, so unterlasse man jeden Versuch
-gewaltsamer Trennung, stelle das Paar abseits vom Verkehr und warte
-geduldig das Ende ab. Soll aber die ausgewachsene Hündin (nicht vor 1 1⁄2
-Jahr) belegt werden, so geschieht das etwa am 13. oder 15. Tag der Hitze.
-Der Gesundheit schadet es nicht, wenn eine Hündin nie zur Zucht verwendet
-wird; doch ist es gefährlich, sie erst mit 3—4 Jahren oder später decken zu
-lassen, da die Genitalorgane dann oft nicht mehr elastisch genug sind.
-Kastrieren entwertet, führt zu Fettsucht und Temperamentlosigkeit. Wird man
-als Besitzer eines schönen Rüden gebeten, dessen Tätigkeit für eine
-vollwertige Rassenhündin zur Verfügung zu stellen, so mag, falls Bedenken
-wegen der Persönlichkeit des etwa unbekannten Besitzers nicht vorliegen,
-dem Gesuch stattgegeben, nur soll die _Hündin_ zum richtigen Zeitpunkt
-ins Haus gebracht werden. Führt man den Rüden zur Hündin, so steht zu
-befürchten, daß der Rüde die nächste Gelegenheit zum Entweichen ergreift,
-und die Hündin sucht. Während des Deckakts soll der Besitzer seine Hündin
-an kurzer Leine halten; einmaliges Belegen genügt. Vor vollendeter
-systematischer Dressur, vor allem vor zweitem Lebensjahr sollte ein Rüde
-nicht, oder höchstens ausnahmsweise zur Zucht verwendet werden. Geschieht
-es überhaupt nie, so schadet es auch nichts, vorausgesetzt, daß man seinen
-Hund vernünftig hält, nicht überfüttert und für ausgiebigen Auslauf und
-Tätigkeit sorgt. Ein besonders kluges und zugleich schönheitlich
-hervorragendes Tier der Zucht ganz zu entziehen, wäre eine Schädigung für
-die Hochzucht und Rasse, da ohnehin die für Vermehrung tätigsten Zuchthunde
-leider vielfach Zwingerhunde sind, also zur Hebung von Intelligenz und
-guten Charaktereigenschaften selten beitragen. Wenn Rüden häufig Zeichen
-von Geschlechtserregung geben, auf andren Hunden reiten, so ist das ein
-Zeichen zu üppiger Fütterung, muß man reduzieren und für ausgiebige
-Bewegung sorgen.
-
-
-
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-23. Kapitel.
-=Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge; Scheren und Baden.=
-
-
-Jedem Haushund muß man sofort auf erstem Blick am Gesamteindruck ansehen,
-daß er gepflegt ist; das unterscheidet ihn von Straßenköter und Zwingerhund
-in Verbindung mit einer gewissen Haltung, die nur der wohlerzogene Hund
-zeigt. Dadurch übertrifft er selbst Ausstellungstiere von höheren
-Rassenwerten. Ein einmaliges Waschen und Bürsten gibt diesen Eindruck noch
-nicht; Pflege sitzt wie ein gutgearbeiteter und selbstverständlich
-getragner neuer Anzug. Wer durch etwas Ausübung Verständnis erhalten hat,
-wird — um durch sorgfältige Pflege seinen Kameraden zu heben — sogar den
-Pudel, den rauh- oder langhaarigen Rassenhund dem stock- und kurzhaarigen
-vorziehen. Allerdings sind die erstgenannten ohne oder mit mangelhafter
-Haarpflege geradezu abstoßend, die letzteren (kurzhaarige) auch dann noch
-erträglich. Da sie sehr wenig Pflege brauchen, unterbleibt leider oft das
-Wenige, doppelt beschämend für den Besitzer, zumal der, der keine Zeit für
-solche Äußerlichkeiten hat, die alle Welt feststellen und kritisieren kann,
-noch weniger Lust und Sinn für Erziehung und Innenleben seines Hausgenossen
-hegen wird und besser täte, gar keinen Hund zu halten. Pünktlichkeit ist
-das Rückgrat der Pflichterfüllung, deshalb soll eine ganz bestimmte,
-alltäglich innegehaltene Viertelstunde gewählt und unerbittlich (gegen sich
-selbst) festgehalten werden, z. B. kurz vor dem Mittagessen, weil da die
-Hygiene ohnehin geistige und anstrengende körperliche Arbeit verbietet,
-also eine halbe Ruhepause als Übergang von Arbeit recht nützlich ist. Gibt
-es auch noch so wenig am Hund zu tun, er wird doch so täglich kontrolliert.
-Zunächst wird das Haar gebürstet; je länger oder seidiger dieses ist, desto
-weicher und länger muß die Bürste dazu sein. Ganz kurzhaarige Rassen auch
-Schäferhunde werden mit einer Borstenkartätsche, wie für Pferde üblich mit
-Lederschlaufe über Handrücken, behandelt. Vom Kopf nach rückwärts bis zum
-Rutenansatz, sodann Keulen und Läufe abwärts. Dieses Bürsten ist zugleich
-eine sehr wohltätige Hautmassage, es entfernt Staub und Schmutz, die für
-Ungeziefer und Räudeansteckung der Nährboden sind. Für zarte Rassen oder
-solche mit feiner Haut (Windhunde, Barzois, glatte Terriers, kurzhaarige
-Zwergpinscher) wird die Bürste am besten durch den sogenannten
-_Haarhandschuh_ ersetzt. Nach Gebrauch wird letzterer, kräftig ausgeklopft,
-von Zeit zu Zeit mit Seife gewaschen. Die Bürste, mit Tuch sauber gerieben.
-Ein Kamm wird für langhaarige Rassen _niemals_ benützt; einem Collie,
-Bernhardiner, Chin, Pekingesen, Malteser würde damit alle Schönheit
-(Haarreichtum mit dichter Unterwolle) hoffnungslos ruiniert. Filzt sich
-Haar je zusammen, so wird es nur mit den Fingerspitzen vorsichtig
-aufgezupft. Ein Kamm voll Haare nach dem Auskämmen wäre nicht Beweis von
-Pflege, sondern von unverstandener Mißhandlung. Der schöne Hund soll
-(ausgenommen Setter und Spaniel) nicht von dünner Haardecke leicht umgeben
-sein, sondern in einem vollen Haarschmuck prangen. Der harte _Stahlkamm_
-dient lediglich _zur Korrektur_ für zu zottig und üppig behaarte
-Rauhhaarrassen, wie Airedales, Schnauzer, Brüssler Griffons, namentlich muß
-damit das überragende Haar am Hals, Oberkopf, Läufen, Backen entfernt
-werden, um eine elegante Erscheinung herzustellen, die nicht wie ein
-Wollpudel aussieht. Ferner wird mit weitem Kamm täglich beim Wollpudel das
-Haar auf Kopf und Körper offen gehalten, damit es sich nicht zu Schnüren
-schließt. Zur Kontrolle, ob Flöhe vorhanden, dient der enge Staubkamm bei
-kurzhaarigen Rassen. Solche dürfen beim sauber gehaltenen Haushund nie
-Vorkommen; sie quälen den Hund (abirrend den Menschen) und sind
-Zwischenträger von Würmern. Sich wegen Ungeziefer kratzende Hunde ruinieren
-sich damit ihr Haar und ziehen sich leicht Hautverletzungen (Ekzem) zu. Ein
-gepflegter und gesunder Hund muß immer ein glänzendes Fell haben und auch
-ohne Bäder sauber aussehen. Nach der Haarpflege wird mit besonderem Tuch
-das Auge täglich gereinigt, so daß sich in den Winkeln nie Sekret
-festsetzt. Ist es katarrhalisch entzündet, so wird es mit leichter
-Borsäurelösung gewaschen, darauf gut getrocknet, damit nicht bei kühlem
-Wetter eine Erkältung eintritt. Nach den Augen wird das Ohrinnere mit
-feuchtem Schwämmchen (der in sogenannter Seifenschale geschlossen
-aufbewahrt und nach Gebrauch ausgewaschen wird) täglich gereinigt. Zeigt
-sich Ausfluß, so bläst man mit kleinem Röhrchen etwas pulverisierte
-Borsäure in den Gehörgang. Die Zähne der Junghunde bedürfen noch keiner
-Pflege; nur bei ersten Anzeichen von _Staupe_ muß _täglichmehr malsdas
-ganze Gebiß_ mit desinfizierender Flüssigkeit (verdünntem Spiritus, Lösung
-von hypermangansaurem Kali, essigsaurer Tonerde oder dgl.) gründlich
-gesäubert werden, um das sogenannte Staupegebiß (kariös, ohne Schmelz) zu
-verhindern. Mit etwa 5 Monaten ist nachzuprüfen, ob die ersten Hakenzähne,
-dicht hinter den zweiten stehen geblieben sind. Da sich zwischen diese
-Speisereste festsetzen, riechen solche Hunde faulig aus dem Maul. Bei
-Zwerghunden ist das häufig. Die ersten Zähnchen sind mit dafür
-konstruierten Zange leicht zu entfernen, oft schon mit der Hand; doch soll
-man sie herausziehen, nicht abbrechen. Erhalten Jährlinge harte
-Hundekuchen, Knochen für das kräftige Gebiß, das danach verlangt, so wird
-sich selten ein gelblicher Belag an den Eckzähnen bilden. Wo die Neigung
-dazu vorhanden ist, genügt ein tägliches energisches Darüberstreichen mit
-harter Zahnbürste, woran sich Hunde sehr rasch gewöhnen. Die erstmalige
-Entfernung des schon leicht verhärteten Belags kann mit Fingernagel oder
-Messer erfolgen. Laufen Hunde wenig auf harter Straße, so werden oft die
-Krallen zu lang; sie zersplittern sich auch bisweilen, so daß man von Zeit
-zu Zeit kontrolliert und mit Eisenfeile etwas kürzt. Abzwicken mit Zange
-erfordert scharfes Instrument (Nagelzangenschere), da sonst die Kralle
-splittert oder Blutung eintritt, wenn man zuviel wegnimmt. Allmähliches
-Abfeilen, wobei jemand den Hund beschäftigen und die Pfote halten mag, ist
-vorzuziehen. Namentlich ist bei Hunden mit Afterklauen (lose, fünfte Zehe
-am Hinterlauf) die Kralle zu kürzen, da sie sonst in das Fleisch
-hineinwächst. Vor Abzwicken mit warmem Wasser weich machen, schützt vor
-Splittern. Ausgenommen bei Hautkrankheiten zu intensiver Behandlung werden
-Hunde nie geschoren und so des natürlichen Schutzes auch gegen Sonnenbrand
-beraubt. Infolge des natürlichen Haarwechsels ist im Sommer ohnehin die
-sogenannte Unterwolle der dichtbehaarten Rassen dünner. Einen dicken
-Haarpelz, für bestimmte Rassen besonders erwünscht, z. B. für Collies,
-Chow-Chow, russische Windhunde, erzielt man nur, wenn man sie auch im
-Winter im Freien schlafen läßt. Die einzige Ausnahme macht der
-halbgeschorene Pudel, an dessen Keulen, Hüftknochen, Gelenken kleine
-Krausen stehen bleiben. Die Schnauze wird mit Ausnahme des Bartes bis etwa
-2 cm über die Augen geschoren, das Kinn und die Kehle bis etwa unter
-Halsbandtiefe. Zum Füttern werden die langen Ohren mit einer Klammer
-(Schnurrbartklammer, bei Friseuren erhältlich) über dem Kopf befestigt.
-Sein Bart ist täglich mit Schwamm zu reinigen. Wird der Hund täglich mit
-der Bürste oder Haarhandschuh gereinigt, was die meisten als eine Wohltat
-empfinden, so daß sie dazu willig sich stellen, so sind Bäder sehr selten
-nötig. _Junge Hunde,_ die noch Mutterwolle tragen, sollte man überhaupt
-nicht baden, man setzt sie selbst bei aller Vorsicht im überhitzten Raum
-der Gefahr von Erkältung aus. Wird der ältere Hund gebadet, so hebt man ihn
-in eine Wanne, in der das Wasser nicht ganz bis zur Bauchhöhe reicht. In
-einer Schüssel wird etwas milde Seife im warmen Wasser aufgelöst und damit
-mittels Bürste (bei kleinen Rassen mit Schwamm) von der Mitte des Rückens
-nach rechts und links abwärts abgewaschen. Sodann kräftig mit Wasser
-nachgespült, das Haar energisch nach der Richtung des Wuchses ausgedrückt.
-Wollte man kräftig den Hund selbst einseifen, so brauchte man eine Unmenge
-Wasser, um alle Seifenspuren zu entfernen und verfilzt das Langhaar
-derartig, daß man später beim Auskämmen zu viel ausreißt. Hat man das
-Wasser aus dem Haar gestrichen, so überdeckt man mit einem Frottiertuch und
-klopft mit flacher Hand trocken. Zarte Seidenrassen, wie Malteser,
-Yorkshireterriers werden nachher dicht am wärmenden Feuer mit der Bürste
-trocken gebürstet; würde man das Haar am Feuer ohne Bürste (immer vom
-Scheitel abwärts) trocknen, so wird, es wellig, was ein großer
-Schönheitsfehler ist. Derbe Rassen wie Schäferhunde, Boxer, französische
-Bulldoggen, Foxterriers kann man etwas kräftiger abreiben, doch benütze man
-immer milde (überfettete) Seifen und lasse bei Kälte oder Wind die Hunde
-erst einige Stunden nach dem warmen Bad ins Freie, da die geöffneten Poren
-leicht zu Erkältung führen. Sehr bequem ist die sogenannte Trockenwäsche
-für weiße Hunde; doch soll man damit nur das äußere Haar reinigen, nicht
-die Hautporen verschließen. Trockenwaschpulver (eine Mischung von
-Kartoffelmehl und Magnesia) ist in Spezialgeschäften für Hundeutensilien
-erhältlich. Zur Erhaltung der Gesundheit und Sauberkeit wird das lange
-Stirnhaar (der Fall) von Pudel, Malteser, Yorkshireterrier mit einem
-Seidenband zusammengebunden, man umfaßt es mit linker Hand, zieht es nach
-oben, umwickelt mehrmals mit farbigem Band fest zusammen, die Enden werden
-zu einer Schleife geknüpft. Ein sehr langer „Fall” wird zum Zopf
-geflochten.
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-24. Kapitel.
-=Utensilien zur Pflege und Dressur.=
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-Mangelhaftes, improvisiertes Werkzeug erschwert jede Hantierung, kostet
-mehr Mühe und Zeit, bringt geringen Erfolg und läßt schließlich von kleinen
-Manipulationen absehen, deren Unterlassung später Arbeit und Unkosten
-verursacht. Vor Ankunft des Hundes muß schon alles bereit liegen, die
-Anwendung ist zum Teil schon in vorherigen Kapiteln erklärt worden.
-Zunächst zur Haarpflege _nur Borstenbürsten,_ niemals Marterinstrumente mit
-Stahlborsten, selbst nicht solche auf Gummiunterlage, man entzündet damit
-die Haut. Für stockhaarige und rauhhaarige Rassen kurze kräftige Borsten in
-Kartätschenform. Für Schoßhunde ganz Weiche lange Borsten, die den Kamm
-ersetzen. Nur in Spezialhäusern für Hundeartikel erhält man die Stahlkämme
-mit ganz kurzen Zähnen, die zugleich zum Abrupfen des überwuchernden Haares
-für Rauhhaarrassen dienen. Dieses soll nie so lang werden, daß es die
-Körperformen merklich überragt. Abgesehen von Bart und Augenbrauen
-erscheint Rauhhaar, speziell der Terrier, wie ein glatthaariger (nicht
-kurzh.) Hund; der deutsche Pinscher, Affenpinscher, wird ein wenig länger
-im Haar gehalten, doch schadet auch für ihn der sogenannte Rupfkamm nicht.
-Der Zweck der Eisenfeile (für Nagelpflege), harten Zahnbürste ist oben
-beschrieben. Zwei Porzellanschalen mit Deckel enthalten kleine,
-dichtgeschlossene Schwämme für Augen- und Ohrenpflege, die öfter in
-leichtem Desinfektionswasser (Wasser mit etwas Wasserstoffsuperoxydzusatz)
-ausgewaschen werden. Ebenso die Bürsten. Ein feineres Staubtuch dient zum
-Nachtrocknen der Ohren und Augen. Ein vorzügliches Putzmittel zum
-Nachpolieren nach dem Abbürsten ist der _Samthandschuh,_ den man nach
-Benutzung mit trockenem Tuch abreibt und gleichfalls von Zeit zu Zeit
-waschen läßt. Wenn man sich vor regelmäßiger Haarpflege einbildete einen
-sauberen Hund zu besitzen, so wird man sich durch Anblick des Tuches nach
-Abreiben des Samthandschuhes überzeugen, daß das Gegenteil der Fall war.
-Kein Wunder, daß manche Hunde übelriechen, wenn sie nach Regen feucht in
-das Zimmer kommen. Erst durch peinlichste Sauberkeit wird der Haushund zum
-Hausgenossen, den man auch berühren darf, ohne sich sofort darauf mit Seife
-und heißem Wasser waschen zu müssen. Begreiflich, daß zu solcher Pflege das
-richtige praktische blanke Werkzeug gehört. _Schutzdecken_ (Schabracken)
-werden nur für kurzhaarige Rassen wie Black and Tan Terriers,
-Zwergpinscher, Windhund, Whippet (letzteren nach Renntraining sofort
-umgelegt), besonders Windspiel angeschafft; um ihnen ein gefälliges
-sportliches Aussehen zu geben, sind sie aus dunklem Tuch, mit Hellen,
-blauen oder gelben Streifen eingefaßt. Ausnahmsweise legt man solche aus
-Segeltuch und hinten rings geschlossen Doggen an, um aufgeschlagene Rute zu
-heilen. Für zarte Schoßhunde schneidet man von abgelegten, gestrickten
-Handschuhen die Spitzen ab, läßt den Schnittrand von der Hausfrau
-nachgiebig einfassen und zieht sie vor Ausgang bei nassem Schneewetter über
-die Füße als _Schutzsocken._ Blendend schön behaarte Yorkshireterriers und
-Malteser, die für Ausstellungen vorbereitet werden, müssen solche Schuhe
-beständig tragen, damit sie sich nicht kratzen können. Wie die Kravatte des
-_Herrn_ nebst Nadel das einzige Bekleidungsstück ist, das Geschmack und
-Eleganz verrät, so auch das _Halsband_ des Hundes, das bei der Dogge, dünn
-und rund genäht, den eleganten Hals unterstreicht und diskret den Übergang
-zum Rücken nicht stört, bei dem schwarzroten Dobermann oder Terrier als
-glattes weißes Band das tief glänzende Fell hebt. Dem gedrungenen Bau mit
-kurzem Hals durch Wucht und Nägelbeschlag bei der Bulldogge sich anpaßt und
-den Schein hervorruft, als müßte dieses fürchterliche Tier an schwerstem
-Halsband gebändigt werden. Beim Barzoi und Pudel oder Collie besteht es nur
-aus einer vernickelten Kette, die im Haar verschwindet, ohne dieses zu
-verletzen. Sportrassen wie Foxterriers, Airedales tragen glattes, schmales
-hellgelbes Lederhalsband, z. B. Dreigliederhalsband, das zwar Zughalsband
-ist, aber sich nicht völlig zuziehen läßt, wie jedes solche sein sollte,
-dazu weit genug, um über den Kopf gestreift zu werden. Auffällig als
-solches durch Farbe oder Zierbeschläge darf nur das Halsband der Bulldogge,
-der japanische Originalkragen des Chins oder das mit Dachshaaren besetzte
-der französischen Bulldoggen sein. Das Eigenartige liegt sonst im Passen
-und Schlichtheit. Zum weißen Halsband gehört die Weiße Leine.
-Brustgeschirre erhalten nur solche Rassen, die bei fortgesetztem Ziehen am
-Riemen zu Kropf neigen (glatth. Zwergpinscher, Mops). Ein angehängtes
-Glöckchen ist eine Zumutung an Nerven des Hundes; geht man aber abends aus,
-so ist es nicht unpraktisch, ein solches an kleinem Karabiner zu besitzen,
-damit man die Anwesenheit des Hundes hört, wenn man den kleinen dunklen
-Kerl nicht sieht. Zum Ausgang in die Stadt gehört die _kurze Führleine;_ je
-kürzer man den großen Hund hält, desto leichter und fester hat man ihn in
-der Gewalt. Zur Dressur kann man sich selbst die lange Leine aus fester
-gedrehter Hanfschnur herstellen. Für harte Hunde benutzt man zur _Dressur_
-das unwendbare _Stachelgliederhalsband_ (Torquatus) oder den über das
-glatte Lederhalsband an zwei Schleifen über- zustreifende Stachelriemen,
-Marke Horridoh, der nach außen gedreht zum Schutz gegen fremde bissige
-Hunde dient. Für Hunde, die zum Entweichen oder Wildern neigen, läßt man
-sich einen sogenannten _Knüppel_ herstellen. Das ist ein rundes
-Hartholzstück von etwa 50 cm Länge und 8 cm Dicke (je nach Größe, diese für
-Dobermannpinscher angegeben), dreht in der Mitte eine Ringschraube ein und
-befestigt mit 2—3 Verbindungsgliedern einen Karabiner, so daß der an das
-Halsband eingehängte „Knüppel” bis auf die Vorderläufe 1⁄3 von oben)
-herabreicht. Mit diesem „Knüppel” kann der Hund mit gehobnem Kopf gehen,
-auch ganz langsam traben, sobald er aber springt oder hetzt, schlägt ihm
-der Knüppel beständig auf die Vorderbeine. Namentlich für den im Landhaus
-gehaltenen zum Ausbrechen geneigten Hund, den man tagsüber im Garten frei
-laufen läßt, ist der „Knüppel” zu empfehlen. Hat er sich einige Zeit
-bewährt, so kann man ihn durch Absägen auf beiden Seiten kürzen, er wirkt
-als Warnung trotz Kleinheit weiter. Wer öfter reist und den Hund von
-mittlerer Größe oder Zwerghund mitnimmt, wird sich vorteilhaft einen
-_Reise-transportkorb_ mit Gittertür anschaffen, der schon einige Tage vor
-der Reise nachts als Lager (geschlossen) dienen soll, so daß sich der Hund
-gar nicht aufregt, wenn er in diesem als Reisegepäck aufgegeben oder im
-Hotel bei Ausgang eingesperrt wird. Verläßt man das Hotel bei Tage, so
-überdeckt man den in dunkle Ecke gestellten Korb, weil sich für das
-Hundegehirn Dunkelheit mit Nachtzeit verbindet und er sich dann ruhiger
-verhält. Der Pudelbesitzer benötigt die _Haarschere,_ die für großen Schlag
-eine Schnittbreite von 42—44 mm, kleinen Schlag 32—35 mm, eine Schnittlänge
-von 1⁄4 mm (sogenannte Bartschere) haben soll. Solche mit 1⁄2 mm schneiden
-zuweit über der Haut und rupfen. Man ölt gut und setzt kräftig die an der
-Stellschraube energisch angezogene Maschine gegen den Haarstrich ein. Hat
-das erstemal ein geübter Pudelscherer den Hund frisiert, so ist es dann
-eine Kleinigkeit ihn so zu erhalten. Zehen und Gesicht werden alle 8—14
-Tage, der Hinterkörper im Sommer alle 14, im Winter jede dritte Woche
-nachgeschoren. Überragende Haarspitzen entfernt man beim Wollpudel mit der
-Handschere. Nach dem Bad werden die Schnüren mit Tüchern partienweise
-trocken frottiert. Leider gehört in vielen Städten zu den aufgezwungenen
-Utensilien auch der _Maulkorb_ für alle, oder doch größere Rassen, der
-natürlich gegen Verbreitung der Tollwut durch entweichende Hunde keinerlei
-Schutz bietet, aber für ängstliche Menschen, die meinen, daß alle Hunde
-„beißen”, eine Beruhigung ist. Er soll aus Lederriemen hergestellt und so
-lang sein, daß er vorn Nase und Schnauze nicht scheuert; gegen das
-Kahlreiben auf Nasenrücken schützt Umwicklung des aufliegenden Lederteils
-mit Tuchstreifen. Drahtkörbe sind wohl haltbarer, für kurzhaarige Rassen
-eine Marter, sollten höchstens für Zughunde benützt werden. Man nehme ihn
-lieber etwas größer als nötig und schütze ihn gegen Abstreifen durch eine
-Lederschleife hinten, die durch das Halsband gezogen wird. Es ist
-vorteilhaft, den Maulkorb aus schwarzem, weichem Leder Herstellen zu
-lassen; hellgelb irritiert das Hundeauge, wie ja auch die schwarze
-Hornbrille weniger stört als die mit glänzendem Goldrand. Das Angewöhnen
-erfolgt nicht in Haus oder Garten, sondern nach flottem Spaziergang, der
-die Aufmerksamkeit ablenkt und zwar in früher Jugend. Haben wir nur noch
-gut erzogne und wohlbehütete Hunde, keine beständig sich auf Straßen
-herumtreibenden Köter mehr, so wird der Maulkorbzwang von selbst wegfallen.
-Die Hundepeitsche braucht nur der Dresseur für den Berufshund (Jäger,
-Polizeihundführer), _nicht der Erzieher;_ ihm genügt die Gerte oder ein
-leichtes spanisches Rohr.
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-25. Kapitel.
-=Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von Medizin.=
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-Wie das Auge der Spiegel der Seele, so ist die Haut der der Gesundheit. Ein
-glattes glänzendes, gut anliegendes Haar verbürgt in Verbindung mit klarem
-Auge und kaltfeuchter Nase das Wohlbefinden. Munteres, lebhaftes Verhalten
-und guter Appetit sind die Folge. Die Exkremente, konsistent, wenn zu hart
-und steinig, so gebe man weniger Knochen und mehr Getränk. Zu viel Kot in
-breiiger Form verrät gehaltloses Beifutter, man füttere daher besser (mehr
-Eiweißgehalt). Die einfachste Kontrolle für richtige Ernährung und
-Verdauung ist also tägliche Beobachtung des Kots. Ist alles in Ordnung, so
-genügt ein Blick darauf. Jede Abweichung von dem eingangs beschriebenen
-Aussehen erfordert Beachtung. Krankheit kündet sich durch Mattigkeit,
-Ruhebedürfnis, Appetitlosigkeit an, wird bei täglicher Haarpflege sofort
-festgestellt. Bei katarrhalischem Aussehen von Nase und Auge wird sofort
-beim Junghund die Körpertemperatur (im After, Spitze des Fiebertermometers
-behufs leichten Einführens mit Vaseline oder Öl eingefettet) gemessen,
-beträgt sie über 39 ° C., etwa 39,5 und dünstet die Haut übel aus, so liegt
-Staupeverdacht (Sucht) vor, gibt man sofort etwas Hefe, hält den Hund warm
-im Zimmer und ruft einen Tierarzt, der selbst Züchter oder Spezialist von
-Hunden ist. Das übliche Futter bleibt sogleich weg, etwas geschabtes rohes
-Fleisch, falls roh nicht genommen, leicht angebraten und ganz klein
-geschnitten. Man versäume keine Zeit mit „unfehlbaren Staupemitteln”, die
-je nur _eine_ bestimmte der zahlreichen Formen treffen, überlasse etwaige
-Injektion dem Tierarzt. Es ist weder nötig, daß alle Hunde die Staupe
-bekommen, noch schützt ein Anfall unbedingt gegen weitere; es ist nur
-wahrscheinlich, daß ein kräftiger Hund, der die Staupe überstanden, gegen
-nächste Infektion geschützt ist oder sie leicht überwindet. Bleibt nach
-schwerer Sucht ein Nervenleiden (Zucken, Schwäche in Hinterhand), so soll
-das unheilbare Tier lieber erlöst werden, es ist zeitlebens ein Schwächling
-ohne Zuchtwert. Abgang von dünnflüssigem Kot ohne Fieber und Mattigkeit
-wird sofort mit Diät bekämpft. Tagelang kein kaltes Wasser, gegen Durst
-höchstens Reiswasser, als Nahrung Schleimsuppe durch ganz geringen
-Fettzusatz schmackhaft gemacht. Dazu Ruhe, Wärme, keine Medikamente, noch
-Heilmittel nach Laienvorschlägen. Unschädlich, doch wirksam sind kleine
-Gaben von Bismut. salicyl. Einmaliges Erbrechen, namentlich von Gras oder
-ähnlichen Fremdkörpern gibt zur Beunruhigung noch nicht Anlaß, zumal junge
-Hunde leicht erbrechen. Liegt bei solchem Verdacht vor, daß der Hund auf
-Spaziergang Aas (Fleischgift) oder Giftbrocken aufgenommen hat, so ist
-innerlich mit Kalomel (Dosierung je nach Größe durch Apotheker) zu reinigen
-und gegen Herzschwäche etwas Kognak einzuflößen. Wird ein Hund richtig
-ernährt, erhält er in der Jugend genügend Knochen, Nährsalze, Lebertran
-gegen Rachitis, hat er reichlich Bewegung, so ist er widerstandsfähig und
-wird höchst selten erkranken, namentlich wenn ihn Reinlichkeit gegen
-Infektion und Hautkrankheiten schützt. Zeigt die Haut kleine, rundliche,
-kahle Stellen ohne Juckreiz, so liegt Flechte vor; die befallenen Stellen
-werden mit Jodtinktur, die immer in kleinen Fläschchen vorrätig sein
-sollte, bepinselt. Haarausfall, heftiger Juckreiz, häßliche Hautstellen
-verraten Räude. Selbst die früher für unheilbar gehaltene Acarusräude ist
-durch energische Einreibung mit Schwefeloxydul (Chem. Fabrik
-Marienfelde-Berlin) heilbar, die gegebnen Vorschriften sind genau zu
-befolgen, da sonst wirkungslos. Fast alle Mittel helfen, nur muß die Kur
-bei den meisten sehr gewissenhaft befolgt werden. Es kommt weniger auf das
-Mittel selbst als auf die Anwendung an. Bei obigem Mittel genügt einmalige
-Einreibung. Hervorragend gegen Sarkoptesräude, Ekzem, Herpes hat sich
-Odhlen (Bayer) bewährt.
-
-Bei zufälligen Verletzungen wasche man nicht mit nächstem Wasser aus, damit
-bringt man nur Keime aus der Umgebung in die Wunde; man betupfe die
-Umgebung der Wunde mit Jodtinktur, sorge daß der Hund nicht kratzt und
-scharrt. Den Wundrand selbst bepinselt man mit Perubalsam, der in jede
-Hundehausapotheke gehört, um bei Räude, Flechte, empfindliche Stellen wie
-die Augenumgebung zu behandeln. Ebenso soll eine Schachtel mit Borsäure
-immer vorrätig sein, am besten in kleinen Dosierungen (von 3 oder 6 g), um
-z. B. mit 100 g Wasser sofort eine 3prozent. Lösung zum Waschen tränender
-Augen herstellen zu können. Eine weitere Schachtel stehe mit einem
-trocknenden Desinfektionsmittel bereit wie Tannoform (Merck), Euguform
-(Güstrow), letzteres ein Idealmittel gegen alle Hautentzündungen
-(Wespenstiche) und Brandwunden, um kleine Wunden damit zu bestreuen. Da
-diese Pulver nasse Wunden rasch abtrocknen, entziehen sie den Mikroben ihre
-Lebensbedingungen. Hautabschürfungen überzieht man mit Jodoform-Kollodium.
-Tiefere Bißwunden spült man mit 5prozent. Karbollösung mit Wundirrigator
-und taucht die Fingerspitzen in diese vor Berührung. Zerschneidet sich der
-Hund durch Tritt in Glasscherben einen Ballen, so stillt man die Blutung
-mit Eisenchloridwatte, desinfiziert die Wunde, überstreicht sie mit
-Jodoformkollodium. Hierüber quer Heftpflaster, Mullbinde und Beobachtung
-des Hundes gegen Abreißen des Verbandes (Anlegen an Lager an kurze Kette
-oder sogenannten Halskranz, in Spezialgeschäften vorrätig). Da man Tiere
-nicht überreden kann, muß man Medikamente „eingeben”. Lösliche Arznei und
-Emulsionen gießt man aus der Flasche am Lefzenwinkel bei erhobnem Kopf ein,
-hält einen Augenblick die Nase zu, so daß der Hund durch das Maul atmen
-muß, wobei er schluckt. Größere Pillen taucht man in Öl und steckt sie tief
-in den Schlund, hält das Maul einige Zeit zu, streichelt die Kehle entlang.
-Pulver oder Tropfen kann man in Gelatinekapsel füllen und ebenso in den
-Schlund schieben. Der Apparat „Pilleneingeber” erfordert sachkundige
-Handhabung. Bei kleinen jungen Hunden ist das schwierig; einige Tropfen (z.
-B. Chenoposanöl gegen Spulwürmer, das scharf riecht) bringt man durch List
-bei. Aus fetter Wurst, die sich streichen läßt, bereite man eine flache
-Oblate in Größe einer Kupfermünze, tropft darauf 1—3 Tropfen Medizin in
-kleine Höhlung. Das Ganze wird vorsichtig zusammengerollt, so daß kein
-Geruch nach außen dringt. Dann gibt man als Lockmittel von derselben Wurst
-einige Kugeln gleicher Größe, zuletzt die mit der Arznei, die gierig
-morgens nüchtern hinabgeschlungen und gar nicht erst mit der Nase geprüft
-wird. Am Abend vorher fällt das Futter, vor allem der Knochen, weg; der
-Magen muß möglichst leer sein, besonders bei Wurmmitteln, die rasch mit den
-toten Würmern abgehen sollen. Mancher scheinbare Mißerfolg (keine Würmer im
-Kot) grade prompter Wurmmittel (Allegan-Bayer) beruht darauf, daß die toten
-Würmer verdaut worden sind, was leicht zu Darmkatarrh führt. Hunden, die
-jedes Medikament sofort erbrechen, gibt man 1⁄2 Stunde vorher etwas dicke
-Schleimsuppe. Hilft auch das nicht, vorher ein Anästhesinpulver oder eine
-Lösung von Novocain. (1 %) mit Suprarenin in Bittermandelwasser.
-Ausgenommen bei Wurmkuren verschont man die Hunde möglichst mit
-Arzneimitteln, selbst wenn man gerne helfen möchte. Einige Tage kein
-Wasser, dafür Diät (Schleimsuppen) sind besser als Verstopfungs-, Abführ-,
-Brech-, Stärkungsmittel. Von letzteren ist Rotwein mit Ei (falls nicht
-freiwillig genommen, eingegossen), geschabtes oder kleingewiegtes Fleisch
-das beste. Der ruhende Hund braucht sehr wenig. Ein Kalbsschwanz genügt für
-einen Tag. Und auch sonst lieber etwas knapp gehalten, so daß man die
-Rippen ganz leicht angedeutet durchsieht, ist gesünder als gemästet.
-Natürlich darf der Junghund nie wie ein Gerippe mit Fell überzogen sich
-anfühlen, sondern eher prall. Der ältere Hund hingegen sei hart durch
-Muskulatur, so daß es die Hand schmerzt, wenn man fest auf ihn klopft. Ist
-das der Fall, so ist er nicht nur in vollster Gesundheit, sondern auch ein
-Muster rationeller Haltung, die dem Besitzer Ehre macht.
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-26. Kapitel.
-=Altersschwäche und Tötung.=
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-Das traurigste Kapitel dieses Buches, dem wir an Härte nehmen wenn wir die
-Naturnotwendigkeit uns klar machen. Von mehr als einem Hundebesitzer haben
-wir, von dessen ehemaligem Liebling sprechend, gehört, daß sein Tod der
-einzige Schmerz gewesen sei, den er je seinem Herrn zugefügt habe. Wird ein
-Hund vernünftig gehalten, erhält er, völlig ausgewachsen, nicht zuviel
-Eiweiß dessen Schlacken das Leben kürzen, auch nicht zu viel Salze, die
-durch Flüssigkeits- aufnahme die wichtigsten Säfte verdünnen, so wird er
-bei Kraft und Wohlgestalt, die zugleich Schönheit und Gesundheit sind, ein
-hohes Alter ohne frühe Altersschwächen erreichen. Wir wollen nicht durch
-Aufzählungen von einzelnen Hunden, wie Barzois, Spitze, Foxterriers, die 18
-bis sogar etwas über 20 Jahre alt werden, falsche Erwartungen erwecken. Das
-sind Ausnahmen. Sicher ist nur, daß sogenannte trockne Rassen (von harter
-Struktur mit Stahlknochen) um 1⁄4—1⁄3 älter werden, als solche von Masse
-mit Falten, Halshaut, starken Knochen. Letztere gehen früher „aus dem
-Leim”, bekommen unförmigen Kopf, neigen zu Fettansatz, dem rechtzeitig
-durch trockne Ernährung Vorgebeugt werden muß. Was rastet, rostet. Um vor
-frühzeitigem Altern zu schützen, darf es auch dem älteren Hund nie an
-erfrischender, angemessener Bewegung fehlen. Knochen werden nach
-vollendetem 4. bis 5. Jahr keine mehr gegeben, die Zähne sorgfältig
-gepflegt und gegen Belag vorgegangen. Riesen und Zwerge altern früher,
-solche mittlerer Größe später. Hunde von brauner Farbe, schwarze mit
-gelben, statt rostroten Abzeichen, bekommen früher graue Schnauze als
-erstes, jedermann kenntliches Alterszeichen. Doch wer denkt bei Anschaffen
-des Welpen oder Junghundes schon an dessen Alter. Stellen sich merkliche
-Altersschwächen ein, Trübung des Auges, und verminderte Sehfähigkeit,
-abgenütztes Gebiß, Unfähigkeit und infolgedessen Unlust zur Bewegung,
-mürrisches Wesen als Abwehr gegen Störung des Ruhebedürfnisses, das sich
-bei Unbehagen bis zur Bissigkeit steigert (bösartig aus Laune wird kein
-Hund!), so wäre es falsches Mitgefühl, hier nicht erlösend einzugreifen.
-Dem Tier ist das Geistesleben, das dem Menschen das Greisenalter in
-liebevoller Umgebung noch erträglich macht, versagt; es vegetiert, sich
-selbst und anderen zur Last. Man verwechsle nicht die Wehleidigkeit, sich
-selbst einen kurzen Abschiedsschmerz zu ersparen, mit falschem Mitgefühl,
-das ein Tier langsam verkümmern läßt. Ohne Beratung und quälende
-Erörterungen mit den Angehörigen faßt man den Entschluß selbst, erzählt
-erst bei Rückkehr _ohne_ Hund, was unvermeidlich war und hält schon den
-Ersatz in Gestalt des pflegebedürftigen Nachfolgers bereit. Das
-herzerfrischende Spiel des jungen Hundes, sein sprudelnder Übermut, lassen
-fast wider Willen den Schmerz vergessen, und die Entwicklungsmöglichkeiten
-des noch unreifen Charakters trösten besser als es der Ersatz durch einen
-schon fertig ausgewachsenen Hund je vermöchte. Niemals gebe man den
-gealterten Hund in _fremde_ Hand ab. Ein Schuß aus kleinkalibrigem
-Gewehr, dicht hinter dem Ohr von rückwärts eingesetzt, tötete durch
-Eindringen in das Kleingehirn sofort. Am besten gibt eine geübte, sichre
-Hand den Schuß ab, man entfernt sich erst, wenn man den Schuß gehört und
-sich durch Anblick vom Tod überzeugt hat. Tötung mit starker Morphiumgabe
-ist nicht zu empfehlen; es wird meist erbrochen und müßte durch
-Einspritzung direkt in den Blutlauf gebracht werden. Gegen Vorhalten von
-Chloroform wehren sich Hunde heftig. Die wäßrige Lösung von Blausäure,
-zersetzt sich trotz besten Verschlusses rasch. Andre Gifte, wie Strichnin,
-sind zu langsam in der Wirkung. Mit Recht wünscht jeder Hundefreund daß
-sein Tier nicht leide und sofort tot sei. Tierarzt Hauck-Wien empfiehlt
-nach zahlreichen Anwendungen seinen Kollegen folgendes einfache und leicht
-ausführbare Verfahren bei Zuführung von Hunden zur Tötung: Man löst für
-Hund größter Rasse 5 g Kalium cyanatum in etwa 15 g Wasser, schüttet aus
-dem Fläschchen diese Lösung im Lefzenwinkel ein. Rechts vom Einschüttenden
-steht ein Gehilfe mit einem Fläschchen gewöhnlichen Haushaltessigs. Sofort
-nachdem der Hund den letzten Schluck der Cyankaliumlösung zu sich genommen,
-wird schnell etwas Essig hinterher eingeflößt und der Hund sich selbst
-überlassen. Der Tod tritt innerhalb weniger Sekunden durch die plötzliche
-Blausäureentwicklung ein, kaum daß man die Hand von ihm losgelassen hat.
-Ehe wir diesen Ratschlag hier weitergaben, haben wir selbst bei einigen
-solchen Vergiftungen assistiert und uns überzeugt, daß der Hund ohne
-Krampf, lautlos wie völlig gelähmt, zusammenfällt und niedersinkt, selbst
-die Gesichtszüge zeigten keine Spur von überstandenen Schmerzempfindungen.
-Selbstverständlich kann der Tierarzt auch eine eigens neu angefertigte
-Lösung einspritzen, doch muß er dann einige Tage vorher von dem Besuch
-zwecks Tötung unterrichtet werden.
-
-Und einige Tage vorher wird auch schon der Nachfolger erworben; am besten
-ein noch hilfloses, pflegebedürftiges Hündchen, das unsre Zeit und Gedanken
-völlig in Anspruch nimmt und unsre Angehörigen über den schmerzlichen
-Verlust eines treuen Freundes hinwegbringt. Bei der zweiten Erziehung hat
-man viel gelernt, was nun praktisch verwertet wird. Allerdings handelt es
-sich ebenso wie in den Ausführungen dieses Buches nur um kleine Hilfsmittel
-und Handgriffe. Die Hauptsache muß der Erzieher _selbst_ besitzen und
-mitbringen, und das ist genau dasselbe wie beim Einreiten des Pferdes:
-_eine unendliche Geduld, ein feines Gerechtigkeitsgefühl und eine
-hochanständige Gesinnung._
-
-
-
-
-=Zu unseren Bildern.=
-
-
-1. Langh. St. Bernhardshündin, Champion _„Fatime Cannstatt”_ 2274.
-Besitzer: Frau Hofkapellmeister Marg. Kahler, Schwerin. Züchter: H. Voppel, Cannstatt.
-
-2. Deutsche Dogge, _„Rolf v. d. Rheinschanze”._ Züchter u. Besitzer: Jos. Rembold, Ludwigshafen a. Rh.
-
-3. Brauner Dobermann, _„Salto v. Rottal”._ Besitzer: Boxler, München.
-Züchter: Jos. Schweiger, Pfarrkirchen i. Rottal, Nied.-Bay.
-
-4. Importierter Airedaleterrier, _„Zetland Recruit”_ 6032. Besitzer: F.
-Röhrl, München.
-
-5. Engl. Windhund, Champion _„Tasso v. Solten”._ 381. Besitzer: Oblt. Gg.
-Boxler, Augsburg. Züchter: Tierarzt Dr. Erb, Gießen.
-
-6. Münchener Boxerrüde, Sieger _„Udo v. Adelegg”._ Züchter u. Besitzer:
-Edmund Halter, Isny.
-
-7. Importierte engl. Bulldogge, _„Astor Astoria”_ 1193. Besitzer: M.
-Gruber, Hamburg.
-
-8. Importierter engl, drahthaariger Foxterrier, Sieger _„Handy Maesthead”._
-Besitzer: Rud. Piesbergen, Berlin W. 8.
-
-9. Rauhh. Pinscher, Sieger _„Strupp v. Schnauzerluft”_ 1936. Besitzer u.
-Züchter: Wilh. Stierle, Pforzheim.
-
-10. Kleiner Pudel, _„Nang-i-Lat v. Sadowa”_ 4324. Züchter: Wolf, Berlin.
-Besitzer: Pudelzwinger Sirius (Frl. Flora Kalender) Ebersteinburg bei
-Baden-Baden.
-
-11. Französ. kleine Bulldogge, „Jubicka Patzig”._ Züchter u. Besitzer: Frau
-Flora Kunstmann, Murnau-München.
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-12. Blenheimspaniel, _„Darling v. Ravensburg”._ Besitzer: Theo Krumm,
-Ravensburg.
-
-Bilder sollen für sich selbst sprechen und keine Erklärung benötigen.
-Unsere kurzen Ausführungen gelten auch nicht ihnen, sondern den
-dargestellten Hunden, deren Züchtern oder Besitzern. Unter etwa 100
-Aufnahmen von nahezu gleicher technischer Vollendung, die eine Spezialität
-des Münchener Tierphotographen A. Dauer,Briennerstr. 17 ist, wurde nur ein
-Dutzend ausgewählt teils weil sie hervorragende, verdienstvollste
-Zuchttiere waren oder noch sind (wie Nr. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9 u. 10), teils
-weil sie charakteristisch für die erfolgreichen Zwinger sind, aus denen sie
-hervorgingen oder in welchen sie heute noch stehen und wirken. Nicht mehr
-aktuell, da sie eine frühere Generation darstellen, sind nur zwei Bilder (1
-u. 12). Im Bild der St. Bernhardshündin Champion Fatime ehren wir den vor
-einigen Jahren verstorbenen Altmeister Hch. Boppel, Cannstadt dem diese
-Rasse zu unauslöschlichem Dank verpflichtet ist. Gerade in dem
-Charakteristischen dieser Rasse dem seelenvollen Ausdruck, ist die Aufnahme
-kaum zu übertreffen. Dasselbe gilt von dem letzten Portrait, des kleinen
-weißroten Blenheimspaniel Darling, was die Darstellung eines nich mehr
-lebenden Siegers entschuldigen mag. Trotzdem bleiben diese zwei Abbildungen
-immer lebendig. Mit der Zusammenstellung und Auswahl der Rassen, unter
-etwas 40 solcher, sollte zugleich dem Anfänger ein Wink gegeben werden. Die
-Riesen der Hundewelt, den mächtigen St. Bernhardshund und die kraftvolle
-Dogge, verpflanze man nicht in die Großstadt und Mietwohnung, wo sie
-verkümmern. Im Garten, Park, Lagerplatz, Fabrikhof, auf auf dem Lande, wo
-sie wachen und zugleich schützen, sind sie am Platze. Die gelbe Dogge Rolf
-(Nr. 2) ist aus dem ersten Doggenzwinger des Südwestens hervorgegangen,
-dessen Zuchtideal Verbindung von Größe und Adel ist. Auch
-Polizeihundrassen, wie der so dressurwillige und wuchtige Airedale, dem
-Energie aus den Äugen leuchtet, oder der schneidige Dobermannpinscher
-benötigen Auslauf und Arbeit; sie sind keine Zimmerhunde. Zetland Recruit
-(Nr. 4) zeigt die Rassig- keit der Importation, mit der von Zeit zu Zeit
-unsere festländische Zucht kluger Haushunde aufgefrischt werden muß. Wem
-Rauhhaar etwas mühsam in Behandlung ist, der wählt den Dobermann im kurzen,
-glänzenden Gewand. Sieger Salto v. Rottal (Nr. 3) entstammt der Zucht des
-niederbayerischen Kenners edler Hunde, Jos. Schweiger in Pfarrkirchen.
-Leichter und flotter als der Dobermann ist der englische Windhund, auch zur
-Pflege von Rennsport geeignet, ein eleganter, sauberer Haushund, der in Dr.
-Erb, Gießen, einen sachverständigen Förderer gefunden hat. Unter den
-Bildern fehlt der Schäferhund, der mehr als Haushund ist. Eine einzige
-Aufnahme von ihm würde der Verbreitung und Vielseitigkeit nicht genügend
-Rechnung tragen. Das erfolgt dafür in einem stattlichen Sonderwerk im
-gleichen Verlag: „Der deutsche Schäferhund in Liebhaberhand” in
-weitestgehender Weise. Hingegen durfte unter den Haushunden im engeren
-Sinne der kleinere, stämmige Münchener Boxer nicht fehlen, der seine
-Anspruchslosigkeit an Raum der Mietwohnung anpaßt. Er quittiert nicht durch
-Nervosität wenn er einmal während einiger Regenwochen den geliebten Auslauf
-entbehrt, ist klug, gelehrig; doch wenn nötig, stellt er seinen Mann. Etwas
-phlegmatischer ist die breite, niedrige, englische Bulldogge (Nr. 7),
-Knochen, ein Stiernacken, dunkle Falten, vorstehender, breiter Unterkiefer
-lassen sie drohend erscheinen, während sie der gutmütigste Hausgenosse ist.
-Ihr Antipode, ganz Temperament, das ihn manchmal fortreißt, wenn er nicht
-beschäftigt wird oder er keine Hand über sich weiß, ist der drahthaarige
-Foxterrier. Richtig geleitet eine Perle und ebenso gefälliger, wie
-lebhafter Begleithund. Etwas beherrschter, klug und dressurwillig ist der
-deutsche Schnauzer. Sieger Strupp (Nr. 9) entstammt der Zucht, von Wilh.
-Stierle in Pforzheim. Der Vollendetste Familienhund für die Großstadt ist
-her kleine Pudel (fälschlich Zwerg genannt), Boxer nd Pinscher haben etwas
-über Stuhlsitzhöhe, der Pudel steht um eine Handbreite darunter. Er ist
-ganz Gemüt, von überraschender Intelligenz, dabei ein kluger Wächter, dem
-nichts entgeht, der aber auch nie aus Übereifer Lärm schlägt wie der
-cholerische Spitz. Zur Vollendung ist der kleine Pudel durch Zwinger Sirius
-(Frl. Flora Kalender, Neckarsteinburg) gebracht. Ihr Stamm basiert auf
-Champ. Nang-i-Lat (Nr. 10); mindestens ein Dutzend dieser Schwarzen tummelt
-sich beständig in dem auf waldigem Bergesgipfel gelegenen Zwinger. Der
-Clown unter den Hunden, grotesk in der Form, immer freudig erregt, ist die
-Moderasse der französischen Bulldogge, von der zwei Schläge, eine geströmte
-und weißbunte (Caille) existieren. Der Klub für franz. Bulldoggen mit Sitz
-in München, wo auch die abgebildete „Jubicka” (Nr. 11) gezüchtet ist, hat
-diese Auslandsrasse eingeführt und zu einer der französischen Zucht jetzt
-mindestens ebenbürtigen Höhe geführt. Unter den zahlreichen
-Zwerghundrassen, von denen die des glatthaarigen Zwergpinschers die
-verbreitetste, die des Affenpinschers die härteste ist, dürfte die Palme
-der Schönheit den langhaarigen Seidenhunden (Malteser, Toyspaniels)
-gebühren. Fremdartiger noch sind die Chins und Pekingesen. In bestechender
-Farbe, weiß mit orangeroten Platten, seidigschlichter Behaarung, klugem
-Gesichtseindruck steht der Blenheim (Nr. 12) an der Spitze der 4
-Toyspanielarten. Doch äußere bestechende Schönheit macht nur einen kleinen
-Teil des Wertes unserer vierfüßiigen Lieblinge aus. Die Hauptsache sind
-ihre _innersten Eigenschaften,_ ihre Charakter- und Gemütsanlagen, die wir
-durch Erziehung wecken und zur Entfaltung bringen, durch Dressur in
-nützliche Bahnen lenken.
-
-
-
-
-=Anmerkungen zur Transkription.=
-
-
-Nur eine sehr kleine Anzahl offensichtlicher Rechtschreibfehler wurden
-korrigiert. Grenzfälle wurden belassen um eine möglichst genaue
-Repräsentation der Erstausgabe von 1924 zu erstellen.
-
-Der original Schriftsatz verwendet g e s p e r r t e Schrift zur
-Hervorhebung von Begriffen. Für die vorliegende „Plain Text” Version sind
-diese durch _Unterstriche_ markiert.
-
-Die Verwendung von schwerer Schrifttype (z.B. in den Kapitelüberschriften)
-wird durch =Gleichheitszeichen= ausgezeichnet.
-
-
-*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 69045 ***
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- <title>Jedermanns Hundebuch</title>
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-<div style='text-align:center; margin-bottom:1em;'>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 69045 ***</div>
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- </div>
-
- <!-- Seite 1 -->
- <h1 class="title-word">Jedermanns<br/>
- Hundebuch.</h1>
- <h2>
- Pflege, Erziehung und<br/>
- Dressur des Haushundes.</h2>
- <p class="center skip3"> Von</p>
- <p class="center skip2">
- <b><span style="font-size: 1.5em">E. von Otto,</span></b><br/>
- <small>Bensheim.</small></p>
- <p class="right skip3"><small>Dem Hunde, wenn er gut gezogen,<br/>
- Wird selbst ein weiser Mann gewogen.<br/>
- <em><span style="margin-left:9em">Goethe.</span></em></small></p>
-
- <div class="image-center">
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- </div>
-
- <p class="center skip3">Mit 12 Abbildungen auf Tafeln</p>
-
- <p class="center skip3"><b>Berlin<br/>
- Verlagsbuchhandlung Paul Perey<br/>
- <small>Verlag für Landwirdschaft, Gartenbau und Forstwesen<br/>
- SW.11, Hedemannstraße 10 u. 11</small><br/>
- 1924.</b></p>
-
- <!-- Seite 2 -->
- <p class="skip3"></p>
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- <p class="center">
- Alle Rechte, auch das der Übersetzung, verbehalten.
- </p>
- <hr style="width: 50%"/>
-
- <!-- Seite 3 -->
- <h3><a class="pagenum" title="3"> </a><b>Vorwort.</b></h3>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <p>Das Schicksal jedes Lebewesens, auch des Menschen und
- der Pflanze, wird durch das Zusammenwirken seiner erblichen
- Veranlagung mit den Einflüssen der Umwelt bestimmt. Welcher
- von den Ursachengruppen die größere Bedeutung zukommt,
- das ist von Fall zu Fall verschieden. Mehr als das Schicksal
- irgend eines anderen Tieres bestimmt der Mensch das ganze
- Sein und Werden des Haushundes, dessen Umwelt er schafft,
- dessen Wachsen und Ausbildung er leitet, dessen Uranlagen
- die Züchtungstechnik durch sorgfältige Auswahl von erblichen
- Anlagen beeinflußt. Der erste Schritt zur Einwirkung ist, daß
- sich der <em>Hundebesitzer</em> seiner Stellung, Aufgaben und Mittel
- gegenüber dem ihm überlieferten Hund bewußt ist. Mit viel
- Tierliebe und freundlichen Absichten, aber herzlich wenig oder
- ohne alles Verständnis wird meist der erste Hund angeschafft.
- Es existiert eine größere Anzahl von Lehr- und Dressurbüchern
- für die Ausbildung von Polizei-, Kriminal- und Jagdgebrauchshunden,
- aber bis jetzt kein einziges, das für Leien
- und Anfänger den ganzen Werde- und Lebensgang des
- Haushundes, den der Skandinavier bezeichnend Selskabshund
- (Gesellschaftshund) nennt und wir früher als Luxushund zu
- klassifizieren pflegten, von „Wiege bis zum Grabe” erläuterte.
- Alles, was wir vom Hund fordern und ihn lehren wollen,
- soll <em>dessen</em> Verstehen angepaßt sein, und wir müssen es
- verstehen, ihm das begreiflich zu machen. Im <em>Sein,
- Bewußtsein</em> und <em>Selbstbewußtsein</em> stuft sich die Dreiheit der
- <!-- Seite 4 -->
- Psychologie, d. h. der Lehre von den seelischen Vorgängen
- und Zuständen. Dreifach ist daher auch die Tätigkeit, die
- wir dem Hund von frühester Jugend an zuwenden. Dem
- <em>Welpen,</em> der nur von Daseinstrieben geleitet ist, wenden wir
- eine liebevolle <em>Pflege</em> zu. Blind und ohne Gehör kommt
- er zur Welt. Jeder an ihn herantretende Reiz, zuerst die
- Abkühlung der Außentemperatur in Abwesenheit der Mutter,
- Durst, die ersten Lichtstrahlen, wenn sich das Lid am neunten
- Tage öffnet, sogar lebhafte Geräusche werden mit Unbehagen
- oder Schmerz empfunden, mit Winseln quittiert. Ganz allmählich
- gewöhnen wir ihn an äußere Einflüsse, an die Reize
- der Umwelt, die später zu Lebensbedürfnissen werden. Der
- sorgenden Mutter entwöhnt, beginnt das Sein des <em>Junghundes</em>
- in das <em>Bewußtsein</em> überzugehen, er erlebt sich
- selbst und entdeckt die Umwelt. Jetzt hat die <em>Erziehung</em>
- einzusetzen, die das noch wenig Muskeltrieb und Widerstand
- entgegensetzende, werdende Wesen umsichtig zu dem leitet, was
- es einmal werden soll, was ihm schon von früher Jugend
- im eindrucksfähigsten Alter in Fleisch und Blut übergehen
- muß, z. B. bedingungsloser Gehorsam. Hat der Junghund
- mit vollendetem Zahnwechsel, der Rüde, der allein gegebene
- Liebhaberhund, mit beginnender Geschlechtsreife, das spielerische
- Wesen abgelegt, so erwacht im <em>Jährling</em> das <em>Selbstbewusstsein;</em>
- er schafft sich jetzt selbst eine Stellung zur
- Umwelt, zum Herrn, zu andren Tieren, zum Heim und allem,
- was um ihn lebt, im Guten oder Bösen, wenn und soweit
- wir es nicht schon vorher durch seine Erziehung und
- Gewöhnung verstanden haben, sein ganzes Empfindungsleben so
- einzustellen, wie es für seine zukünftige Stellung als
- Haushund nützlich und erforderlich ist.</p>
-
- <p>Wir beschäftigen uns also beim <em>Welpen</em> vorwiegend
- mit dessen <em>Körper,</em> beim <em>Junghund</em> mit dessen
- <em>Empfinden,</em> beim <em>Jährling</em> mit dessen <em>Willen.</em>
- So arbeitet unsere liebevolle Sorge, für den unbewußten Willen des
- Welpen, die kluge Erziehung richtet es so ein, daß sie mit
- <!-- Seite 5 -->
- dem Willen des Junghundes <em>parallel</em> zu laufen scheint, die
- konsequente <em>Dressur</em> fordert vom Jährling, was mit dessen
- Neigungen und Wünschen weniger oder nicht im Einklang
- steht, richtet sich <em>gegen</em> seinen Willen. Die scharfe Dressur
- und Strafe beugen oder brechen den mißratenen Bruder des
- Selbstbewußtseins, den Eigensinn. Dieser dreifachen Altersstufe
- des <em>Welpen, Junghund</em> und <em>Jährlings</em> und unserer dreifachen
- Tätigkeit <em>Pflege, Erziehung, Dressur</em> trägt die Einteilung
- dieses Buches in drei Abschnitte Rechnung. Jedes Kapitel ist logisch
- dem vorhergehenden angefügt, die Reihenfolge und Fortschritte
- sind zu beachten. Nur ein rationell auf- und wohlerzogener
- Hund gewährt dem Besitzer Genugtuung und Freude, ist unsren
- Nachbarn keine anstößige Erscheinung, sondern ein nützliches
- Mitglied der menschlichen Gesellschaft. Die Haltung eines
- Hundes legt uns Pflichten und auch Verantwortung gegenüber
- dem Tier, wie Rücksichten auf unsre Mitmenschen auf.
- In diesem Sinne möchten wir dieses Buch aufgefaßt und
- beachtet wissen; es ist dem Hunde zu Liebe geschrieben, um
- für ihn Verständnis und neue Freunde zu gewinnen.</p>
-
- <p> <em>Bensheim</em> (Hessen), im Mai 1924.</p>
- <p class="center right"> <b>E. v. Otto.</b><br/>
- 1885—1914 Herausgeber von <br/>
- „Hundesport und Jagd”.<br/>
- </p>
-
- <!-- Seite 6 -->
- <h2> Inhalt. </h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <table id="toc">
- <tr>
- <th colspan="3">&#160;</th>
- <th>Seite</th>
- </tr>
- <tr>
- <td class="right"><b>I.</b></td>
- <td colspan="2"><a href="#I"><b>Die Verpflegung und erste Anleitung des Welpen.</b></a></td>
- <td class="right bottom">7</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">1. Kapitel.</td>
- <td><a href="#1">Trächtigkeit; Geburt; Pflege
- des Welpen bis zur Abgewöhnung von der Mutter</a></td>
- <td class="right bottom">7</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">2. Kapitel.</td>
- <td><a href="#2">Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein Platz</a></td>
- <td class="right bottom">11</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">3. Kapitel.</td>
- <td><a href="#3">Fütterung und Futter</a></td>
- <td class="right bottom">14</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">4. Kapitel.</td>
- <td><a href="#4">Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer</a></td>
- <td class="right bottom">18</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">5. Kapitel.</td>
- <td><a href="#5">Lob und Strafe</a></td>
- <td class="right bottom">20</td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="right"><b>II.</b></td>
- <td colspan="2"><a href="#II"><b>Die Erziehung des Junghundes</b></a></td>
- <td class="right bottom">23</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">6. Kapitel.</td>
- <td><a href="#6"> Stubenreinheit</a></td>
- <td class="right bottom">23</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">7. Kapitel.</td>
- <td><a href="#7"> Verhalten im Hause, Gewöhnung an Leine und Kette</a></td>
- <td class="right bottom">25</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">8. Kapitel.</td>
- <td><a href="#8">Melden und Lautgeben</a></td>
- <td class="right bottom">28</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">9. Kapitel.</td>
- <td><a href="#9">Verhalten auf der Straße (Radfahrer, Wagen, Raufen)</a></td>
- <td class="right bottom">30</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">10. Kapitel.</td>
- <td><a href="#10">Verhalten auf Spaziergang (Geflügel, Katzen, Wild)</a></td>
- <td class="right bottom">33</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">11. Kapitel.</td>
- <td><a href="#11">Der Appel (Kommen und Gehen auf Befehl)</a></td>
- <td class="right bottom">36</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">12. Kapitel.</td>
- <td><a href="#12">Spielende Dressur</a></td>
- <td class="right bottom">39</td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="right"><b>III.</b></td>
- <td colspan="2"><a href="#III"><b>Systematische Dressur des Jährlings</b></a></td>
- <td class="right bottom">43</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">13. Kapitel.</td>
- <td><a href="#13">Leinenführigkeit, Freifolgen am Fuß</a></td>
- <td class="right bottom">43</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">14. Kapitel.</td>
- <td><a href="#14">Setz dich, Leg dich, Ablegen</a></td>
- <td class="right bottom">44</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">15. Kapitel.</td>
- <td><a href="#15">Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd</a></td>
- <td class="right bottom">47</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">16. Kapitel.</td>
- <td><a href="#16">Apportieren und Verlorensuchen</a></td>
- <td class="right bottom">49</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">17. Kapitel.</td>
- <td><a href="#17">Kleine Kunststücke</a></td>
- <td class="right bottom">53</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">18. Kapitel.</td>
- <td><a href="#18">Wasserarbeit und Schwimmen</a></td>
- <td class="right bottom">56</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">19. Kapitel.</td>
- <td><a href="#19">Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn</a></td>
- <td class="right bottom">59</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">20. Kapitel.</td>
- <td><a href="#20">Korrektur verdorbener Hunde</a></td>
- <td class="right bottom">62</td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="right"><b>IV.</b></td>
- <td colspan="2"><a href="#IV"><b>Praktische Anleitung zur Hundehaltung</b></a></td>
- <td class="right bottom">64</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">21. Kapitel.</td>
- <td><a href="#21">Der Zwinger, die Hütte, das Lager</a></td>
- <td class="right bottom">64</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">22. Kapitel.</td>
- <td><a href="#22">Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde</a></td>
- <td class="right bottom">67</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">23. Kapitel.</td>
- <td><a href="#23">Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge, Scheren und Baden</a></td>
- <td class="right bottom">70</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">24. Kapitel.</td>
- <td><a href="#24">Utensilien zur Pflege, Dressur und Reise</a></td>
- <td class="right bottom">75</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">25. Kapitel.</td>
- <td><a href="#25">Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von Medizin</a></td>
- <td class="right bottom">80</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">26. Kapitel.</td>
- <td><a href="#26">Altersschwäche und Tötung</a></td>
- <td class="right bottom">84</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td>&#160;</td>
- <td><a href="#bilder">Zu unseren Bildern</a></td>
- <td class="right bottom">87</td>
- </tr>
- </table>
-
-
- <!-- Seite 7 -->
- <h2 id="I"><a>I. Teil.</a><br/>
- Die Verpflegung und erste Anleitung.</h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <h3 id="1"><a>1. Kapitel.</a><br/>
- <b>Trächtigkeit. Geburt und Pflege
- des Welpen bis zur Abgewöhnung
- von der Mutter.</b></h3>
-
- <p>Der Züchter, der einen lebenskräftigen Wurf erzielen
- und sich eine gesunde, die Welpen gut und reichlich ernährende
- Mutter erhalten will, muß schon kurz nach dem Belegen mit
- rationeller Behandlung und Fütterung einsetzen, damit die
- tragende Hündin nicht gezwungen wird, ihr eigenes Blut-,
- Kalk- und Fleischreservoir im Körper anzugreifen und zu
- erschöpfen. Sie muß in der kurzen Zeit von 9 Wochen eine
- Körpermasse bilden, die bis <sup>1</sup>⁄<sub>7</sub> ihrer eigenen beträgt. Innerhalb
- der ersten 14 Tage der Tragzeit läßt man einen Futterwechsel
- noch nicht eintreten, nur den Bedarf an phosphorsaurem
- Kalk verabreicht man ganz allmählich steigernd zunächst
- auf natürlichstem Wege durch Knochengaben. Weiche, nicht
- ausgekochte Kalbsknochen verdienen vor allem den Vorzug.
- Nach 14 Tagen, ist es schon angezeigt, ein Futter von besserer
- <em>Qualität</em> zu verabreichen, ohne die Masse zu vermehren,
- weil Darm und Magen ohnehin durch die ausgedehnte
- Gebärmutter bedrängt werden. Je schneller die Mutter unter
- lebhaftem Fungieren aller Organe als Grundzug jeder Fruchtbarkeit
- das Futter umsetzt, desto bester; jeder von den 63 Tagen
- der Tragzeit ist wertvoll. Luft, Sonne, Bewegung, Haut<!-- Seite 8 -->pflege,
- Abwechslung im Futter, Spaziergänge und freundliche
- Ansprache, kurz alles, was das Wohlbehagen fördert, sind
- unsere Mittel. Von der vierten Woche wird der Auslauf
- verringert; Hetzen, Hochsprung, Massage der Hinterhand bei
- Bearbeitung mit dem Haarhandschuh, fallen weg. Sobald die
- Hündin sichtbar trägt, was man am besten über ihr stehend
- von oben feststellt, erhält sie ihr Futter in mehreren Rationen
- (3—4 täglich) und vermehrt in Menge. Je verdaulicher zubereitet
- und gehaltvoller, desto vollkommener wird sie Welpen
- aufzubauen vermögen; sie braucht dazu Eiweiß, Kalksalze,
- leimgebende Substanzen, und das alles muß erst von ihr
- auf dem Wege der Verdauung ihrem Blute zugeführt werden,
- um durch das Blut wiederum in die Gebärmutter zu
- gelangen und den Fötus (Leibesfrucht) zu ernähren. Statt
- einer Futtermenge von etwa 900—1000 g gemischter Kost
- (Fleisch, Knochen und Vegetabilien) im Verhältnis 1—3 für
- Bernhardiner, Dogge, 8—600 für Jagd- und Schäferhunde,
- 200 für Teckel, Foxterrier, je trocken gewogen, gibt man jetzt
- etwa 1250, 900, 300 g im Mischungsverhältnis 2:3 von Fleisch
- und Vegetabilien. Fett (z. B. in Fettgrieben), das auch junge
- Hunde schlecht vertragen, reicht man sparsam; von viel Milch
- ist jetzt abzuraten, da selbst die beste 87% Wasser enthält.
- Besteht Verdacht, daß eine Hündin mit Würmern behaftet ist,
- so soll eine Wurmkur (siehe Kap. 4) spätestens in der
- 5. Woche vorgenommen werden; eine spätere Gewaltkur gegen
- Bandwurm führt häufig zum Verwerfen. Ungeziefer (Flöhe)
- ist als Blutentzieher nicht zu dulden. Schon in den letzten
- Wochen, nicht erst Tagen oder Stunden, wenn die Hündin
- bereits unruhig geworden und vor dem Werfen steht, ist das
- Wurflager herzurichten. Für harte größte Rassen genügt eine
- gegen Zugluft abgeschlossene Hütte im Freien oder im Schuppen,
- im Haus die sogenannte Wohnkiste mit etwas erhöhtem Einschlupf
- und abdeckbaren Deckel, für kleinere Schläge eine flache
- Kiste, deren Seitenwände grade hoch genug sind, das
- Herausfallen der Welpen zu verhindern, für kleinste ein flacher
- <!-- Seite 9 - Foto 1 -->
- Korb. Als Einstreu trockenes Heu, kurzes Stroh, nie Holzwolle,
- noch alte Decken, die durch Fruchtwasser durchnäßt
- werden würden. Außerdem scharrt jede Hündin die Streu
- beim Werfen beiseite und legt die Welpen auf den blanken
- Boden, der deshalb nicht kalter Stein sein soll. An dieses
- Lager, das ruhig, etwas dunkel und geschützt stehen soll,
- gewöhnt man die Hündin schon einige Zeit vor der Fälligkeit
- des Wurfes (62.—63. Tag). Der Wurfakt geht meist nachts
- völlig glatt vor sich; der Laie vermeide jede, noch so
- wohlgemeinte Hilfe. Die Hündin beißt die Nabelschnur selbst durch,
- frißt diese, sowie die Nachgeburt, leckt die Welpen sauber und
- trocken. Zwischen den Pausen kann man ihr, wenn sie
- ersichtlich erhitzt ist und lechzt, etwas Trinkwasser hinhalten.
- Ist sie ruhig, so unterbleibt alles für mehrere Stunden. Dann
- erst läßt man die Hündin zur nötigen Entleerung ins Freie
- führen; inzwischen hat man schon eine Waschlösung (Eimer)
- vorbereitet mit warmem Wasser, in das etwa 50 g Septoform
- geschüttet wird, um den Boden zu reinigen. Die Welpen
- liegen einstweilen warm zugedeckt in einem Korb. Die der
- Mutter zu belassenden, bei Erstlingswurf höchstens 3—4, bei
- späteren bis 5, legt man der Hündin sofort bei Rückkehr
- unter. Die zu tötenden sind inzwischen weit entfernt worden,
- so daß die Mutter ihr Winseln nicht hören kann. Man tötet
- sie durch kräftiges Aufwerfen auf den Steinboden; der Sturz
- hat sie schon betäubt, ehe sie den Boden erreichen. Die
- kräftigsten Rüden läßt man leben; Hündinnen nur, wenn sie
- von Züchtern bestellt sind, <em>niemals,</em> um sie an Laien zu
- verschenken, da sie nur in Hände von <em>Fachleuten</em> gehören.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo01.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
- <p>Für die säugende Hündin ist ein <em>allmählicher</em> Futterwechsel
- nötig, plötzlicher führt zu Verdauungsbeschwerden, die
- auf die Milch übergreifen. In den ersten Tagen gibt man
- vorwiegend Milchsuppen mit Hafer-, Gerstenflocken oder Mehlsuppen.
- Wie während der Tragzeit darf Kalk nicht fehlen,
- man fügt am einfachsten zu jeder Mahlzeit einen Eßlöffel
- Kalziumlösung, die man sich durch Auflösen, von 100 g
- <!-- Seite 10 -->
- Chlorkalzium in <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> l Wasser bereitet hat. Auch Phosphor
- ist nötig; er vermehrt und verbessert die Milch, und wird in
- Form von Phosphorlebertran verabreicht. Innerhalb der ersten
- Tage werden Afterklauen mit desinfizierter Schere (Eintauchen
- in schwache Septoformlösung) abgeschnitten und die kleine
- Wundstelle mit blutstillender Watte kurze Zeit geschlossen.
- Bis spätestens zum 8. Tage läßt man die Ruten von Terriers,
- Dobermannpinscher, Schnauzer, Zwergpinscher, Toyspaniel,
- Pudel, Rottweiler, Griffons, deutschen Vorstehhunden usw.
- kürzen, die Ohren erst mit 8—12 Wochen. Die Wurfkiste
- oder Hütte wird fleißig gelüftet, der Boden öfter mit
- Septoformlösung (aromatisch riechendes Desinfektionsmittel) gewaschen,
- das Lager beständig erneuert, so daß Blutsauger, wie Flöhe
- und Läuse, die zudem Überträger von Bandwurm sind, nicht
- aufkommen. Die Reinigung der Welpen besorgt die Mutter,
- die auch durch Lecken des Unterleibs die Kleinen zur
- Entleerung veranlaßt. Hat sie die Nabelwunde durch Übereifer
- entzündet, so mildert man mit Borsalbe. Bis zum 9. bis
- 10. Tage hören und sehen die Welpen noch nicht; dann
- öffnen sich Ohr und Lid, und es ist Zeit sie allmählich an
- Licht zu gewöhnen. Auch an Temperaturunterschiede, indem
- die Mutter zeitweilig ausgeführt wird. Je weniger Welpen
- man ihr beläßt, je rationeller man sie mit milchgebenden
- Stoffen füttert: Mehlsuppen, gesalzener Milch mit altem,
- eingeweichtem Brot, dazu täglich Fleisch und Knochen nebst
- Phosphor-Lebertran, desto länger und besser ernährt sie die
- Welpen. Solange sie nur liegen oder herumkriechen, genügt
- die flüssige Ernährung; das Zeichen zur halbflüssigen
- ist ihr Herumwatscheln oder Gehversuche. Anfangs der dritten
- Woche bricht das Milchgebiß durch, ein Signal, daß sie etwas
- zu beißen brauchen. Da selbst Pflanzenfresser im Mutterleib
- und während des Säugens nur animalisch ernährt
- werden, braucht man von kleinen Fütterungsgaben von
- geschabtem rohem Fleisch nicht zurückzuscheuen. Dazu gibt man
- nach und nach als Beigabe zur Muttermilch pasteurisierte
- <!-- Seite 11 -->
- Kuh- oder noch besser Ziegenmilch mit etwas Kochsalz. Später
- setzt man der Milch Hafergrütze oder Hafermehl zu nebst
- kleingewiegtem Fleisch, füttert etwa 5 mal im Tag und läßt
- die Mutter nach 6 Wochen nur noch nachts zu den Welpen.
- Durch ein erhöhtes Brett oder Lager gibt man ihr Gelegenheit,
- sich vor den spitzen Krallen und scharfen Nägeln zu retten.
- Je früher und öfter es mildes und trocknes Wetter gestattet,
- die Kleinen an die Sonne, sei es auf Kiesplatz, Holzbelag
- (nur nicht feuchten Rasen) als Spielplatz zu bringen, desto
- besser. Doch nicht überfüttern, lieber öfter und immer
- gehaltvoller. Und sobald sie allein sich nähren, also mit etwa
- 8—9 Wochen, hinaus damit an die neuen Besitzer, die dem
- einzelnen mehr Sorgfalt und Futter zuwenden, können, als
- der Züchter einem ganzen Nest. Vorher läßt man die Namen
- nebst Züchteraffix bei zuständigem Stammbuch eintragen, da
- es Züchterrecht und -Pflicht ist, die Namen dauernd festzulegen,
- unter denen die zukünftigen Preisgewinner ihm dereinst Ehre
- machen sollen, und sie mit Stammbuchnummer legitimiert
- abzugeben. Zugleich mit dem abzugebenden Welpen und der
- Bestätigung über erfolgte Eintragung in das Zuchtbuch
- sollte jeder Züchter dem Laienkäufer ein Exemplar dieses
- Buches überreichen, damit der neue Hund dem Besitzer durch
- rationelle Aufzucht und Erziehung einst Freude bereite.</p>
-
-
- <h3 id="2"><a>2. Kapitel.</a><br/>
- <b>Die Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein Platz.</b></h3>
-
- <p>Ein unbeholfenes, noch weltfremdes, drolliges kleines
- Lebewesen kommt in eine völlig neue Umgebung und ist
- dementsprechend zu behandeln. Falls mit Bahn oder Post
- überschickt, sorgt man, daß es morgens durch Expreßboten eintrifft;
- der zukünftige Herr öffnet den Behälter selbst, damit ihn der
- Hund als Erlöser aus dem Gefängnis betrachtet. Er soll
- <!-- Seite 12 -->
- einen ganzen Tag Zeit haben, den ersten Trennungsschmerz
- zu überwinden, damit er nicht nachts durch Winseln und
- Heulen die Familie oder gar das ganze Haus in der Nachtruhe
- stört. Durch vorherige Erkundigung beim Züchter
- orientiert man sich, ob das Schlaflager in Korb,
- Schlafkiste (diese ist mit seitlichem Einschlupf und Schubtür zu versehen,
- als Aufenthalt willkommen und zur Erziehung praktisch),
- Matratze, dicker Kokosmatte (bequem wegen Reinigung) bestand,
- welches Futter und wie oft gegeben wurde. Das erste
- Lager wird vorteilhaft aus dem Heu der Transportkiste, das noch
- Heimatgeruch hat, gebildet. Bereitzustellen ist außer dem
- Lager: ein kleiner Eimer mit Sägespänen und eine Flasche
- Septoform zum Desodorieren des Aufwaschwassers. Man
- darf sich nicht begnügen, nasse Spuren aufzutrocknen, sondern
- muß die betreffende Stelle durch Eingießen von etwas Septoform
- verwittern (den Uringeruch überdecken!), weil Hunde
- sonst dieselbe Stelle immer wieder benützen würden. Etwas
- billiger und ausgiebiger ist Lysol oder Kreolin, aber wegen
- des scharfen Geruchs in der Wohnung lästig. Alsbald nach
- Ankunft trägt man den Welpen in einen geschlossenen Hof
- oder Garten, sobald er durch unruhiges Herumsuchen verrät,
- daß er sich lösen oder nässen will. Beobachtet man ihn
- darauf in den ersten Tagen beständig, so wird man sehr bald
- am Benehmen und tiefer Kopfhaltung des Suchens merken, daß
- es Zeit ist, hinauszuführen, was zur Zimmerreinheit hinleitet.
- Diese zu erzwingen, ist erst möglich, wenn er sich etwas
- eingewöhnt hat und begriffen, daß es Dinge gibt, die ihm
- verwehrt sind, also Verbote und Gebote, die er befolgen muß,
- um sich nicht üblen Folgen auszusetzen. Das erste Begreifen
- ist ihm mit dem „Platz!” beizubringen, das ist das ihm
- zugewiesene Lager, auf dem er zu verharren und das er
- aufzusuchen hat, wenn das scharf gesprochene Wort „Platz!”
- erfolgt. Zunächst ist ein solcher im Zimmer, wo die Familie
- und er sich gewöhnlich aufhalten, so zu wählen, daß er von
- dort aus selbst übersieht, gesehen wird, aber nicht getreten
- <!-- Seite 13 -->
- werden kann oder lästig fällt. Nachdem er sich einige Zeit
- frei bewegen durfte, wird er dorthin geführt, sanft zum Legen
- niedergedrückt unter Kommando „Platz”. Macht er Miene
- aufzustehen, so drückt man wieder nieder: „Platz”. Wiederholt
- es mehrmals mit viel Geduld. Hilft energisches Befehlen
- bei dem kleinen Quecksilber nicht, so unterstützt man
- das Kommando mit leichtem Schlag, doch nicht mit der Hand,
- die nie zum Schlagen dienen soll, sondern mit leichter Gerte
- (Zweig). Die Hand ist etwas, was der Hund nie fürchten
- soll; diese belohnt, streichelt, gibt, deutet. Ein gut behandelter
- und richtig erzogener Hund wird mit der Schnauze die Hand
- des Herren suchen, seinen Kopf in diese legen, nie nach der
- Hand von Menschen schnappen, auch wenn diese z. B. einmal
- genötigt ist, einen Knochen wegzunehmen oder energisch
- einzugreifen. Allzulange zwingt man anfangs zum Verharren
- auf dem „Platz” nicht, sondern gibt durch freundlichen Anruf
- des Namens, der kurz, höchstens zweisilbig sein soll, Erlaubnis
- zum Verlassen. Einsilbig und kurz, wie ein Ruck, suggestiv
- seien die ersten Kommandos und das Wehren: Pfui, Hier,
- Platz, Aus. Beim Anruf und überall, wo er beschleunigt
- folgen soll, klatscht man in die Hände; auch das wirkt
- aufstachelnd, suggestive. Niemals verzichte man darauf, daß der
- einmal gegebene Befehl „Platz” nicht ausgeführt oder auch
- nur nachlässig beachtet wird; folgt der Hund nicht, so führt
- oder trägt man ihn energisch zum Lager, wo er einige Zeit
- verharren muß, worauf man ihn belobt. Von den ersten
- Anfängen an muß es dem jungen Tier in Fleisch und Blut
- übergehen, daß jeder Befehl unweigerlich zu befolgen ist. Das
- ist für die ganze Erziehung und Dressur ausschlaggebend.
- Hat er nach mehrmaligen täglichen Übungen begriffen, was
- er soll und daß er muß, so wird der Ort des Lagers
- gewechselt, falls dieser z. B. nachts nicht im Wohnzimmer,
- sondern im Vorhaus sich befinden soll. Wer ein Landhaus
- allein bewohnt, wird immer das Treppenhaus dazu wählen,
- so daß der Hund nicht zu fern der Haustür liegt. In einem
- <!-- Seite 14 -->
- Mietshaus empfiehlt sich dies für untere Stockwerke weniger,
- damit der Hund nicht wegen später nachts heimkehrender
- Mitbewohner alles im Schlafe stört. Selbstverständlich
- muß der Hund, falls man beim Verlassen des Zimmers das
- Kommando „Platz” gibt, dort verweilen, auch wenn er allein
- gelassen wird. Man überzeugt sich, indem man rasch zurückkehrt,
- spricht ihn bei Ungehorsam scharf an und unterstützt
- den neuen Befehl durch Drohung mit Gerte oder leichtem
- Schlag. Wenn das alles auch überflüssig erscheint, so führe
- man doch alle diese Übungen konsequent durch; es ist die
- eindrucksvollste, leichteste Vorbereitung für alle spätere Dressur.
- Das nächste Wort, das der junge Hund sehr rasch begreifen
- wird, weil das Hinausgeleiten aus der Monotonie des Zimmers,
- in dem er sich gesittet benehmen muß, ihm Freude macht, ist
- „<em>Hinaus</em>”. So oft es hinausgeht, wird das Wort mehrmals
- lebhaft wiederholt, bis sich für ihn damit der Begriff von
- Bewegung und Verlassen des Zimmers verbindet. Die <em>Worte</em>
- „Platz” und „Hinaus” sind es aber nicht allein, sondern der
- Ton und Klang, und dafür haben alle Hunde ein sehr feines
- Verständnis, da sie <em>nie ein Wort</em> selbst und dessen
- <em>Bedeutung</em> erfassen, sondern nur den <em>Begriff,</em> der sich für
- sie damit innig verbindet. Kinder haben dem Junghund nie
- zu befehlen; sie dürfen sich höchstens mit ihm befassen und
- spielen. Aber sie sollten unbewußt viel von dessen Erziehung
- profitieren.</p>
-
-
- <h3 id="3"><a>3. Kapitel.</a><br/>
- <b>Fütterung und Futter.</b></h3>
-
- <p>Die älteste Hundehaltung war auf einen Abfallfresser
- zugeschnitten; sie ist es auf dem Lande im allgemeinen heute
- noch, durch gelegentliche Zugaben etwas verbessert. Unsre
- anspruchsvoller gezüchteten Rassehunde wären damit nicht auf
- der Höhe zu erhalten, und doch sollte sich die Ernährung nicht
- allzuweit davon entfernen, nur eine gewisse Nachhilfe ist
- <!-- Seite 15 -->
- während der Entwicklungszeit unentbehrlich. Ebenso wichtig
- ist die Gleichmäßigkeit der Rationen, dem Alter angepaßt, die
- Regelmäßigkeiten der Mahlzeiten, endlich Vorhandensein der
- Aufbaustoffe. Konsequente Durchführung befördert ordnungsmäßiges
- Fungieren des ganzen Verdauungsapparats und der
- Auswertung. Einige Grundregeln für die Fütterung sind:
- Das Futter soll immer <em>gut gewärmt</em> werden, denn ehe die
- Verdauung beginnt, muß der Speisebrei auf Blutwärme im
- Magen gebracht werden. Hunde neigen alle zum raschen Verschlingen,
- deshalb gebe man das frische Gemüse <em>klein</em> gewiegt
- Fleisch klein geschnitten. Was sie nicht sofort auffressen,
- wird <em>weggenommen; niemals</em> soll die Futterschüssel
- <em>stehen bleiben;</em> weder im Winter, noch weniger im Sommer.
- Wird regelmäßig übrig gelassen, so war die Ration zu groß.
- Jeder Hund hat seine eigne Futterschüssel zu erhalten, womöglich
- in folgender Form des Querschnittes, damit sie nicht
- zu leicht umgeworfen wird: ┗━┛. Für junge Hunde oder
- kleine Rassen sind die sogenannten Kaninchenfuttergeschirre aus
- Ton sehr praktisch; sie dienen zugleich zum Abmessen der
- Tagesrationen. Selbstverständlich sind sie <em>peinlich sauber</em>
- zu halten. Niemals stelle man ihnen das Futter in Tellern
- oder Schüsseln hin, die in der Küche verwendet werden oder
- gedient hatten. Damit wäre, abgesehen von dem Unästhetischen,
- ja Gefährlichen wegen der Übertragung von Würmern, der erste
- Schritt getan, die Hunde zum Stehlen anzuleiten. Sie
- müssen wissen, daß es <em>ihr</em> Futter nur aus <em>ihrem</em> Geschirr
- gibt. Genau so ihr Wasser am gleichen Platz. Entgegen
- allen Lehren, daß den Hunden <em>immer</em> frisches Wasser zur
- Verfügung stehen soll, halten wir das für einen Mißgriff.
- Im breiigen Futter und in der Milch ist so reichlicher
- Wassergehalt, daß Hunde überhaupt nur 1—2 mal im Tag ein wenig
- Wasser brauchen. Das Futter belastet ohnehin den Leib, daß
- es nicht nötig ist, den Speisebrei noch mehr zu verdünnen.
- Viel Gelegenheit macht zu Gewohnheitstrinkern. Kommt der
- Hund im Sommer erhitzt heim, so genügt, um den Staub
- <!-- Seite 16 -->
- wegzuspülen und den Gaumen zu erfrischen, soviel Wasser als
- den Boden der Schüssel bedeckt. Stellt sich der kluge Hund an
- sein leeres Trinkgeschirr, so deutet er an, daß er Durst hat und
- mag etwas Wasser erhalten. <em>Unerläßlich</em> sind für Junghunde
- <em>harte</em> Hundekuchen, Hartbrot und vor allem weiche
- <em>Kalbsknochen</em>. Bis zu 5 Wochen wachsen den Welpen ihre Milchzähne,
- mit 2—4 Monaten wechseln sie die Zangen- und Milchzähne,
- mit 3—5 die Eck-, mit 4—6 die Hakenzähne; die Milchbackzähne
- werden mit 5—6 Monaten gewechselt, die Molaren
- brechen mit 4—7, die Lückzähne zwischen 3—5 Monaten durch.
- Diese Vorgänge bedingen eine <em>starke mechanische Tätigkeit
- des Gebisses;</em> geben wir dem Hund während des Wachstums
- und der Skelettbildung nicht reichlich Knochen, so wird er den
- erforderlichen mechanischen Reiz an Stiefeln, Teppichen,
- Möbelstücken ausüben, Kohlen oder Mauer anfressen. Was
- man in Form von Knochen gibt, die 6—7 % Kalk-Kohlensäure,
- 58—63 % Kalkphosphat, 1—2 % Magnesium-Phosphat,
- 2 % Fluorkalzium, den Rest Eiweiß und Leimstoffe
- enthalten, erspart man an Fleisch. Hunde von mehr als
- 5—6 Jahren sollen <em>niemals</em> Knochen bekommen. Die
- letzte Regel lautet endlich: <em>niemals sofort nach einer Hauptmahlzeit
- mit Junghunden</em> Spaziergänge; denn
- Verdauung ist eine Arbeit, und die noch weichen Bänder und
- Gelenke würden sich bei der Belastung des Leibes zu stark
- dehnen und lockern. Es gibt leicht krumme Gliedmaßen,
- weichen Rücken und schwache Muskulatur. Breitstehende, massige,
- starkknochige Rassen wie Bulldoggen, St. Bernhardshunde,
- Rottweiler, Boxer, Bordeauxdoggen dürfen eher etwas
- mastiger gefüttert werden. Leichtere hochstehende, wie Windhunde,
- Whippets, Dobermannpinscher, sollen konsistentes, trockenes
- Futter erhalten: viel Gehalt in wenig Menge. Ebenso
- dürfen Jagd- und sonstige Gebrauchshunde nicht zu weichlichen,
- überschwemmten Gestalten aufgezogen werden, sondern gehaltvoll,
- trocken, starkknochig. An der Form des Kotes (Exkremente)
- ersieht man schon, ob richtig gefüttert wurde; er soll nicht
- <!-- Seite 17 - Foto 2 -->
- dünnflüssig, weich sein. Zu hart deutet auf zu reichliche
- Knochenmenge und Mangel an Wasser. Als Grundfutter
- kommt in Betracht Haferschrot, Gerstenflocken, Roggenschrot,
- Buchweizengrütze. Reis (arm an Eiweiß, aber sehr reich an
- Stärkemehl), weniger Kartoffel und nie in Stücken, da sie nur
- als Brei ausgenützt wird. Das Minimum an täglicher Fettzugabe,
- die das Futter schmackhaft macht, ist für größte Rassen
- 16—25 g in der Jugend, für ältere 20—30 g, im Winter
- etwas mehr. Vorteilhaft wird Fett bei Welpen durch
- Phosphorlebertran ersetzt. Auch Fettgrieben sind wegen des hohen
- Eiweißgehaltes sehr zu empfehlen. Hülsenfrüchte sind stark eiweißhaltig,
- werden aber wenig gern gefressen und müssen durch
- Fett- und Fleischzusatz schmackhaft gemacht werden. Am besten
- wechselt man häufig, auch bei den 4—6 Tagesrationen: morgens
- entrahmte Milch mit Brot, 1—2 mal Gemischtkost, abends
- trockne Hundekuchen oder Knochen. Letztere niemals in das
- Futter, immer separat <em>nachher</em>. Fehlen sie zeitweilig, so
- ersetzt man sie durch Chlorkalzium (150 g auf <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> l Wasser,
- davon 1 Eßlöffel in das Futter gerührt). Man rechnet
- <sup>1</sup>⁄<sub>10</sub> g auf 1 kg Körpergewicht. Futterkalk (Schlämmkreide)
- darf <em>nie</em> zum Futter gegeben werden, da er durch
- Salzsäurebindung die Hauptverdauung im Magen erheblich beeinträchtigt.
- Mit kleinen Beigaben von Rohzucker (höchstens 20 g für
- Welpen) kann man den Nährwert von Magermilch oder Grundfutter
- vorteilhaft erhöhen. Aber niemals sollen Zucker,
- Semmel oder sonstige Leckerbissen außerhalb der feststehenden
- Stunde gegeben werden; diese dienen höchstens als Belohnung
- bei der Dressur. Mit solchen Verwöhnungen erzielt man schlechte
- Fresser und Bettler. Während der Mahlzeiten der Familie darf
- sich der Hund wohl im Eßzimmer, aber nur in angemessener
- Entfernung vom Tisch auf seinem Lager („Platz”) aufhalten.
- Ein Herantreten des Hundes, dessen Fütterung mit zugesteckten
- Brocken, wäre ein nicht mehr gutzumachender Erziehungsfehler.
- Ihn auf sein Lager zu bannen, ist wertvolles Mittel, um
- Gehorsam vorzubilden. Auch Gehorsam muß gelehrt und geübt werden.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo02.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <!-- Seite 18 -->
- <h3 id="4"><a>4. Kapitel.</a><br/>
- <b>Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer.</b></h3>
-
-
- <p>Die beste Fütterung und Pflege versagt, wenn Junghunde
- mit Würmern behaftet sind; ja es gehen mehr Welpen an
- Spulwürmern (Darmentzündung) zugrunde als an Staupe
- (Sucht). Äußerlich ist das Vorhandensein an Magerkeit,
- glanzlosem Fell, zeitweilig aufgetriebenem Leib, Aufstoßen
- nach den Mahlzeiten, viel Durst, sogar Erbrechen, aufgebogenem
- Rücken (Katzenbuckel) bemerkbar. Spulwürmer (3—8 cm lang,
- rötlich gelb, 1 mm stark, im Kot sehr leicht festzustellen) haben
- fast alle Junghunde, sind durch Masse gefährlich, durch
- Chenopodiumöl ohne üble Nebenerscheinungen leicht zu entfernen.
- Weit schlimmer sind die kürbiskernförmigen Bandwürmer,
- da sie durch Flöhe sehr leicht überall verbreitet
- werden, sich sehr rasch vermehren, und dann zu Darmverstopfungen
- führen. Wo Fleischabfälle nicht roh verfüttert
- werden, ist der aus etwa <sup>1</sup>⁄<sub>3</sub> cm langen Gliedern bestehende
- Bandwurm seltener; seine Jugendform, die durch Maul oder
- After des Hundes abgeht, ist für Menschen lebensgefährlich,
- weshalb man das Ablecken von Händen oder gar Gesicht nie
- dulden soll. Ist auch nur der leiseste Verdacht auf Würmer
- vorhanden, so verabfolge man morgens in der Milch 1 bis
- 2 Santonintabletten, die, mit Kakao gepreßt, in jeder Apotheke
- für Kinder vorrätig zu haben sind, oder das billigere Chenopodiumöl
- (2—3 Tropfen je nach Größe), noch besser das entgiftete
- Präparat Chenoposan und beobachte den nächsten Kotabgang.
- Fast alle Wurmmittel reizen durch ihre Schärfe den
- Darm, weshalb man durch leichten Kotabgang die Kur
- unterstützt und starke Mittel bei noch zarten Tieren sich vom
- Tierarzt oder einem hundeliebenden Apotheker dosieren läßt. Das
- beste neuere Mittel ist Megan (Bayer) gegen alle Arten Würmer.
- Man gibt 0,65 g pro Kilogramm Körpergewicht. Harmloser
- <!-- Seite 19 -->
- sind die sich im Mastdarm aufhaltenden, weißen fadenförmigen
- Würmer (5—8 cm lang), die nur ein lebhaftes Jucken im
- After Hervorrufen und den Hund quälen, so daß er sich reibt,
- scheuert oder zu beißen sucht. Durch ein Klistier (Knoblauch
- in Milch gekocht) kann man ihn davon rasch erlösen. Billiger
- als Santonin ist das Präparat Santoperonin (Orbiswerke)
- und relativ ungiftig. Gegen Flöhe gibt es nichts besseres
- als den engen Kamm und tägliches Nachsehen, wenn sich
- der Hund kratzt. Bei Überfülle vorheriges Einreiben mit
- Cuprex (Merck). Ebenso gegen Läuse. Ungeziefer soll man
- gar nicht aufkommen lassen, weshalb die Decke über Matratze,
- die Matte täglich ausgeschüttelt, das Heu oder kurze Stroh
- in der Kiste öfter erneuert wird. Ein gutes Vertilgungsmittel
- für Läuse ist Chloroform oder Benzin. Da letzteres
- feuergefährlich, nicht bei Licht einreiben. Radikal wirkt Cuprex
- (Merck), es vernichtet auch die zäh auf den Haaren klebenden
- Eier (Nisse). Harmlos ist ein Betupfen mit einer Lösung von
- 9 Teilen Olivenöl und 1 Teil Anisöl. Das oft empfohlene
- Petroleum verwende man nur bei robusten Rassen. Wohnt
- man in Nähe von Laubwald und kommen die Hunde nach
- Spaziergang mit Zecken (Holzböcken) behaftet heim, so reißt
- man sie nicht aus, sondern betupft sie mit Terpentinöl aus
- einem Kännchen mit spitzem Auslauf, wie sie für Nähmaschine
- und Fahrräder benützt werden. Bäder sind für Welpen nicht
- zu empfehlen, da sich die Tiere nach solchen, wenn nicht
- völlig trocken, leicht erkälten; auch müßte jede Lösung, um
- Parasiten oder Milben zu töten, so scharf sein (2 % Kreolin),
- daß die zarte Haut entzündet würde. Selbst wenn die
- Hundebesitzer aus Rücksicht auf das Wohlbefinden ihrer Tiere die
- Würmer und deren Überträger und Verbreiter (Flöhe) nicht
- vernichten wollten, so sollte das schon wegen der Übertragungsgefahr
- erfolgen. Um sich ein Bild von deren Umfang zu machen,
- sei darauf hingewiesen, daß ein einziger Spulwurm, deren
- der Hundedarm oft dicke Knäuel beherbergt, nach Prof.
- Dr. Günther (Der Darwinismus und die Probleme des Lebens;
- <!-- Seite 20 -->
- S. 10) in einem Jahr 64 Millionen winzigster Eier, ein
- Bandwurm bis 100 Millionen zu produzieren vermag, die
- meist durch den After abgehen. Irgend ein wirksames
- Wurmmittel muß in der Hausapotheke jederzeit vorrätig sein. Über
- das Eingeben von Medikamenten s. Kap. 25.</p>
-
-
- <h3 id="5"><a>5. Kapitel.</a><br/>
- <b>Lob und Strafe.</b></h3>
-
- <p>Die alten Dressurbücher kennen als Dressurmittel nur
- Korallenhalsband und Prügel, und sie erörtern höchstens, ob
- man mit der Hand, zusammengelegter doppelter Führungsleine,
- Ochsenziemer oder lederner Hundepeitsche und auf welche
- Körperteile man schlagen solle. Ehe man je zu einer Züchtigung schreitet,
- prüfe man genau die Ursachen des Nichtgehorsams, ob etwa
- ein Befehl oder Verbot, in gereiztem, unbekanntem Ton, also
- dem Hund ungewohnt und unverständlich war, oder ob er
- während Ablenkung der Aufmerksamkeit durch Nebenumstände
- erfolgte. Vor allem, hatte der Hund überhaupt verstanden,
- was man von ihm wollte und kann man schon eine <em>aktive</em>
- Betätigung (Ausführung) erwarten? Es ist gar nicht zu
- verlangen, daß er entgegen seinem Trieb, Vergnügen oder
- Behagen auf jede Aufforderung nachgiebig eingeht, daß er
- eine Marionette ist, die durch Befehle in Bewegung gesetzt,
- durch Verbote zur Ruhe genötigt wird. Die Antwort auf
- die an sich selbst gestellte Frage, wann man strafend schlagen
- sollte, müßte man sich dahin geben: schlage womöglich <em>nie,</em>
- so wenig wie dein Kind, suche immer mit andern Mitteln
- auszukommen; man kommandiere aber auch so wenig als möglich,
- sonst entwertet man dieses Hauptmittel der Autorität.
- Das Kommando sei kurz, straff, ruhig; eher leise, niemals
- schreiend; der Ton muß sich wesentlich von der sonstigen,
- freundlichen Ansprache unterscheiden. Mit Kindern und
- Hunden parlamentiert und überredet man nicht, sondern man
- <!-- Seite 21 -->
- <em>befiehlt</em>. Etwas anderes ist es, durch einen mechanischen Druck
- (zum Hinlegen oder Setzen), durch Winke einen Befehl
- verständlich zu machen und der Ausführung nachzuhelfen. Zum
- Abwehren schadet ein Schlag mit der dünnen Gerte nicht, da
- es ja bei dem Hunde steht, sich solche zu ersparen. Neben
- dem leichten Schlag kommt als Strafe bei Ungehorsam in
- Betracht: Anlegen an Kette, oder Leine (auf Spaziergang),
- Einsperren. Strafe und Schlagen ist nicht dasselbe! Noch
- größer ist der Unterschied zwischen Wehren und Befehlen. Je
- fester der Gehorsam gegenüber dem Wehren und Verbieten
- (Unreinlichkeit, Anbeißen von Verbotenem, Springen auf Möbel,
- Winseln oder Heulen bei Alleinsein, Betteln bei Tisch,
- Herumtollen trotz Verweisens auf den „Platz”) sitzt, desto leichter
- ist später das Befehlen. Bis es zu diesem kommt, muß der
- Welpe verstehen und beachten lernen, muß eine gewisse Triebkraft,
- Bewegungslust, Tatendrang, veranlaßt durch Muskulatur
- und Interesse an allen Vorgängen der Außenwelt, also
- Vertrautsein mit dieser, sowie der innere Zusammenhang mit dem
- Dressurlehrer vorhanden sein, der geistige Reife voraussetzt.
- Zum Wehren und Verbieten ist es nie zu früh, weil wir
- durch mechanische Nachhilfe das Verständnis unterstützen können.
- Das Befehlen darf erst einsetzen, wenn sich der Lehrer von der
- nötigen körperlichen Energie und Regsamkeit überzeugt hat.
- Also: den richtigen Moment erfassen und nur verlangen, was
- der Hund auch <em>verstanden</em> hat. Führt er das aus, so darf
- für die ersten Male mit einem Leckerbissen (Biskuit, Zuckerstücke)
- nicht gespart werden. Und später muß jede Erfüllung mit
- freundlichem Lob und lebhafter Anerkennung belohnt werden.
- Pflichtgefühl besitzt selbstverständlich kein Tier, wohl aber
- ist der Hund sehr empfänglich für Lob und Aufmunterung.
- Ungehorsam gegenüber Kommando kann zur Ursache haben:
- Furcht vor der schlagenden Hand, verspätetes oder mangelndes
- Auffassungsvermögen, motorische Langsamkeit, Eigenwillen;
- letzterer äußert sich durch Flucht, Kundgabe des Unmuts,
- Hinlegen, nervöse Empfindlichkeit, Erregungszustände. Ehe
- <!-- Seite 22 -->
- man also zur Strafe schreitet, prüfe man die <em>Ursachen</em> und
- versuche sie durch freundliche Ansprache, einen kurzen ruhigen
- Spaziergang an der Leine zu beseitigen. Dann wird man
- selbst zu der Überzeugung kommen, daß Zuhauen das
- ungeeignetste Mittel ist, den Hund zur Ausführung von
- Befehlen gefügig zu machen, dann wende man die systematischen
- Mittel an, die in Teil III aufgeführt sind, auch wenn sie
- etwas Geduld und Zeit erfordern. Unbedingte Züchtigung
- (auf die Keulen) verdient nur <em>offensichtliche Widersetzlichkeit</em>
- bei zweifellosem Verständnis für Befehl oder Verbot;
- diese erfolge jedoch ohne Zorn und Nervosität nach klarer
- Prüfung, damit der Hund fühle, wer seine Unfolgsamkeit
- straft, und daß es eine energische Kraft über ihm gibt.</p>
-
-
- <!-- Seite 23 -->
- <h2 id="II"><a>II. Teil.</a><br/>
- Die Erziehung des Junghundes.</h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <h3 id="6"><a>6. Kapitel.</a><br/>
- <b>Stubenreinheit.</b></h3>
-
- <p>Die zielbewußte Erziehung hat dem Lernen vorauszugehen.
- Grundregel ist: dulde bei dem jungen Hund nie etwas, was
- du später verbieten wirst! Mag es noch so harmlos sein,
- wenn das saubere Tierchen auf einen Stuhl oder Divan gehoben
- wird, oder sich an den Kleidern aufrichtet; es versteht
- nicht, warum das, wenn es von der Straße naß oder schmutzig
- ist, nicht geschehen soll. Verbotene Räume, wie die Küche, sollen
- das immer bleiben. Laß ihn nicht seine schwachen Zähnchen
- an einem alten Hausschuh probieren: er kennt nicht den
- Unterschied zwischen alt und neu. Amüsiere dich nicht, wenn er
- in kindlichem Heldenmut Pferde anbellt, Geflügel hetzt; kleine
- Fehler geben später schwer auszurottende Laster. Je früher
- der Welpe mit der Großstadt, dem Lärm der Wagen, Pferde,
- Autos vertraut gemacht wird, desto leichter geht es; ahnungslos
- trottelt er im Schutz des Herrn, während er reifer geworden,
- nervös davon läuft und sich schwer an Großstadtverkehr gewöhnt.
- Um ihn zimmerrein zu erziehen, muß er an der Leine
- gehen; ein weicher Lederriemen genügt als Halsband, eine
- solide längere Schnur, in deren eines Ende ein Karabiner,
- in das andre eine Handschleife geknotet ist, genügt als Leine
- zum Führen; die richtige Leinenführigkeit kommt später, wenn
- er nicht mehr unreif und spielerisch ist. Zunächst achtet man
- <!-- Seite 24 -->
- auf den Hund, wenn er vom Lager morgens aufsteht und
- sich nach einer Ecke des Zimmers begibt; man legt schnell
- den Zangenkarabiner an, ruft „Hinaus”! und führt oder lockt
- ihn auf die Straße. Nicht tragen, sondern führen. Liegt
- die Wohnung an belebter Straße, so läßt man ihn in den
- Hof oder zur nächsten ruhigen Seitenstraße bringen; denn
- über Beachtung von Menschen, Tieren, Wagen, Geräuschen
- kommt er nicht zu der Ruhe, die Entleerung auslöst. Der
- Hund verdaut sehr gut, aber langsam; der Magen eines
- Schäferhundes hat das Fassungsvermögen, das dem eines
- Pferdes gleichkommt. Die langsame Verdauung kommt von
- der oberflächlichen Zerkauung und Einspeichelung. Erhält er
- seine Hauptmahlzeit mittags, so sind die unverdauten Reste
- nach etwa 9 Stunden bis in den Mastdarm vorgerückt, so
- daß er etwa gegen 10—11 Uhr abends entleeren und ein
- ihn weniger belastendes Futter bis zum Morgen im Darm behalten
- kann. Wasser erhält er nach Spätnachmittag überhaupt
- nicht mehr. Je behaglicher sein Lager ist, womöglich in Korb
- oder flacher Kiste, mit etwas Mühe zum Verlassen verbunden,
- desto weniger wird er nachts aufstehen, herumlaufen und sich
- im Haus lösen. Hat er es trotzdem getan, so führt man ihn
- jedesmal morgens zur Stelle mit den Worten „Pfui, Hinaus”,
- beschleunigt seinen Gang zur Tür mit der Gerte. Sobald er
- (s. Kap. 8, Lautgeben und Melden) schon durch Ungeduld bei
- vorgehaltenem Futter, Knochen, Leckerbissen gelernt hat, auf
- Kommando Laut zu geben, wird man bei jedem Ausgang,
- Hinausführen, ihn an der Türe kurz bellen lassen, wodurch
- er anzudeuten hat, daß er hinaus will. Viele Dressurlehrer
- wollen das durch Kratzen an der Türe markieren lassen; das
- ist indessen für den Welpen schwieriger zu verstehen. Viele
- Hunde hingegen begreifen sehr rasch, daß sie eine nur
- angelehnte Türe mit der Nase aufstoßen können und markieren
- das auch bei den verschlossenen. Da man das aber nachts
- nicht hört, ist die Stimme des Hundes das natürlichste.
- Es wird oft im Leben vorkommen, daß der Hund auf diese
- <!-- Bild 3 - Seite 25 -->
- Weise den Herrn alarmiert. Das natürliche Verbellen der
- Jagdhunde ist nichts andres als ein Rufen des Jägers.
- Ein kluger Jagdspaniel verbellt jedes Stück Wild, das
- ihm zum Apportieren zu groß ist. Ein lockerer Hals ist
- immer Zeichen von Intelligenz und des Triebs, sich durch
- seine Sprache verständlich zu machen. Das Kratzen an der
- Tür verleitet den Junghund, wenn er allein gelassen wird,
- die Tür zu beschädigen; größer, gelingt es ihm durch Zufall
- und Aufrichten selbst die Tür zu öffnen, was er nicht lernen
- soll. Den Hund mit der Nase in den Kot zu stoßen, ist sehr
- unappetitlich, auch überflüssig; schon in die Nähe der Missetat
- gebracht, weiß er ganz genau, daß er gesündigt hat; es genügt
- ihn zur Stelle zu bringen, ihn zu strafen und hinaus zu
- stecken. Ist ein Hund trotz Anweisung, Unterstützung durch
- Futter (Kartoffel, Schwarzbrot macht viel Kot, belastet stark),
- trotz späteren Hinausführens nachts fortgesetzt unreinlich, so
- bleibt nichts übrig, als ihn abends an eine in den Boden
- gedrehte Ringschraube mit kurzer Kette dicht am „Platz” anzuhängen,
- da Hunde fast nie ihr Lager oder dessen Nähe verunreinigen.
- Hilft das und auch fühlbare Strafen nichts, so
- muß man ihn nachts in eine Schlafkiste sperren, die so hoch
- ist, daß er nur mit gesenktem Kopf darin stehen kann. Abends
- erhält er dann höchstens einen Knochen als Futter, kein
- Wasser.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo03.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <h3 id="7"><a>7. Kapitel.</a><br/>
- <b>Gewöhnen an Kette und Leine. Verhalten im Haus.</b></h3>
-
- <p>Wie es viele Kinder gibt, die man dadurch, daß man
- sie immer herumträgt und sich beständig mit ihnen beschäftigt,
- verzogen und verwöhnt hat, so widmet sich auch häufig das
- ganze Haus mit dem neuen reizvollen Spielzeug. Die Folge
- ist, daß man den Welpen unruhig, anspruchsvoll, unleidlich
- macht. Grade in den ersten Tagen muß er zeitweilig
- ab<!-- Seite 26 -->gestellt werden, sein Lager auf Stunden im Vorhaus, Treppenhaus
- angewiesen erhalten, um auch sich zu bescheiden und
- Ruhe zu lernen. Durch beständige Beschäftigung mit ihm
- verlernt er ganz unter Tags zu ruhen und wird nervös.
- Nach Mahlzeiten heißt es „Platz”, beim Verlassen sofort:
- Hinaus! Diese Übungen dürfen nicht erst vorgenommen werden,
- wenn er schon verwöhnt und unrastig geworden, dann kostet es
- Mühe, und man muß sein Winseln und Herumlaufen wehrend
- bestrafen, das man selbst verschuldet hat. Windhunde,
- Airedaleterriers, Boxer, französische Bulldoggen fügen sich williger;
- Schäferhunde, Dobermannpinscher, Foxterriers nur ungern;
- wünscht man ruhigere Tiere, so mag man das schon bei
- Anschaffung berücksichtigen. Jung gewohnt, alt getan. Läßt
- man den Hund ohne solche Vorübungen allein im Haus, so
- wird er heulen oder seine Langeweile in Zerstörungen,
- Anbeißen von Portieren, Stiefeln, Polstern auslassen, die Türe
- zerkratzen, wenn sehr temperamentvoll, sogar annagen. Nachts,
- oder allein im Haus gelassen, wird ihm sein „Platz” im
- Treppenhaus angewiesen. Die Ruheübungen sind anfangs
- kurz, wenn älter, länger auszudehnen. Junge Hunde sollen
- nicht beständig an der Kette liegen, da sie dadurch in der
- Gebäudeentwicklung, namentlich an Vorderläufen und Brustpartie
- Schaden leiden, sie müssen es aber lernen, sich darein zu
- fügen, daß sie zeitweilig angekettet werden, um ihnen begreiflich
- zu machen, daß eine Gewalt über ihnen existiert, auch wenn
- der Herr nicht drohend vor ihnen steht. Wenn sie am Lager
- kurz angekettet, sich auch anfangs etwas aufgeregt benehmen,
- so ist es besser, sie gewähren und selbst zur Einsicht kommen
- zu lassen, als ihnen sofort zuzusprechen und zu drohen. Nur
- wenn sie es mit Heulen und Zerren allzu toll treiben, muß
- man kurz und energisch sie zur Ruhe verweisen, um sie bald
- zu erlösen, wenn sie sich eine Zeitlang gefügt haben. Zur
- weiteren Übung wird die Dauer verlängert. Haben sie so
- eingesehen, daß der Zwang stärker ist als sie, so wird man
- bei allen späteren Dressuren nicht erst den Kopf brechen
- <!-- Seite 27 -->
- müssen. Springen auf Stühle ist sofort energisch durch einen
- Schlag mit der Gerte zu verweisen, ebenso jeder Versuch auf
- Divan oder im Bett Platz zu suchen. Niemals darf der
- Junghund irgend welche Gegenstände, die zufällig auf dem
- Boden liegen (Schuhe, Besen, nicht einmal ein Scheit Holz)
- oder fallen, mit den Zähnen erfassen oder gar auf sein Lager
- schleppen, um damit zu spielen. Das würde zum Zerbeißen
- führen. Beim ersten Versuch muß das ein kräftiger Schlag
- über die Schnauze rügen oder ihm der Gegenstand sofort
- unter Rüge abgenommen werden. Um die Strafe eindringlicher
- zu machen, legt man den betreffenden Gegenstand noch eine
- Zeitlang vor ihm hin und zwingt ihn zum ruhigen Liegen
- davor. Sucht sich ein Junghund mit besonderer Hartnäckigkeit
- ihn anreizende Gegenstände aus, so bestreue man diese mit
- Tabakstaub oder Pfeffer. Ein sehr nützliches und billiges
- Hilfsmittel zur Erziehung ist eine kleine Schlagmausefalle, die
- man zum Fang gespannt (natürlich ohne Köder) auf einen
- Hausschuh stellt. Berührt der Hund trotz Verbots den Schuh,
- so klappt die Falle zu, und der Bügel gibt einen energischen
- Schlag auf die Nase. Mit derselben Falle gewöhnt man
- Junghunden und auch älteren das Naschen gründlich ab. Auf
- die Falle wird ein Stück Brot oder Zucker gelegt und diese
- kommt auf einen Stuhl oder Tisch. Beim Stehlen erfolgt
- dann der Schlag, der für den Hund um so heilsamer ist, da
- er niemand bemerkt, der die Lektion austeilte. Besucher und
- Freunde bittet man, den Hund nicht anzulocken oder anzusprechen,
- ja bei Annäherung ihn mit leichtem Klaps oder
- Pfui abzuweisen; wir wollen keinen Allerweltsfreund, sondern
- einen zuverlässigen und treuen Wächter erziehen, der auf der
- Straße später Fremde vollkommen ignorieren muß. Das alles
- sind zwar Selbstverständlichkeiten, doch soll sich der Erzieher
- eines Hundes schon vorher bestimmt im Klaren sein, nicht
- erst nach Mißgriffen und Unterlassungen zur Erkenntnis
- kommen. Vorbeugen ist leichter als korrigieren. Ehe man
- lange überlegt und dann beschließt, muß schon das Kommando
- <!-- Seite 28 -->
- der Abwehr erfolgen. Manches hängt auch von Rasse und
- Größe ab. Es gibt gewiß nichts schöneres, als wenn der
- freudig erregte Hund seinen Herrn stürmisch begrüßt, an ihm
- aufspringt und sich wie toll gebärdet, und doch muß das bei
- größeren Rassen gewehrt werden. Sollen wir da mit scharfem
- Verweis verbieten, was uns erfreuen müßte? Wir beugen bei
- unserem persönlichen Liebling vor, befehlen rasch: „Setz dich,
- gib Pfote” und drücken ihm diese. Ein Kompromiß. Wo
- geht es ohne solche im Leben?</p>
-
-
- <h3 id="8"><a>8. Kapitel.</a><br/>
- <b>Melden und Lautgeben.</b></h3>
-
- <p>Unerläßlich ist es für den nützlichen Haushund, daß er
- sowohl auf Kommando, sowie bei allen auffälligen
- Erscheinungen Laut gibt. d. h. kurz anschlägt und das wiederholt,
- bis sein Verhalten beachtet worden ist. Wie der Hund
- genau den Tonfall der Stimme seines Herrn kennt und sogar
- selbst verwirrt wird, wenn dieser in heftiger Erregung
- Befehle gibt, so wird der Herr mit der Zeit genau
- unterscheiden, ob der Hund aus Ungeduld kurz und halblaut wie
- fragend, ob scharf tief grollend oder zornig als Drohung
- beim Wachen anschlägt, ob er nur mechanisch beim Bellen
- anderer Hunde mitmacht, was in langes Geheul oft in stiller
- Nacht übergeht, oder ob er einen zwar gegebenen Anlaß aus
- Übermut zu einer willkommenen Emotion für sich selbst steigert.
- Bei manchen Rassen, Dobermannpinscher, Pinscher und besonders
- Spitz, muß man zurückhalten und dämpfen, um nicht
- durch Erschrecken von Kindern und alten Leuten in Konflikt
- zu kommen, so daß man sie sogar morgens nicht frei, sondern
- nur angeleint hinausführt oder sie einen Gegenstand im Maul
- tragen läßt. Bei anderen Rassen muß das Lautgeben erst
- geweckt werden, indem man den Junghund auf ein Stichwort
- z. B. das kurz herausgestoßene, suggestive „Gib Laut” gewöhnt.
- <!-- Seite 29 -->
- Fast alle Hunde schlagen an, wenn sie ungeduldig die Futterschüssel
- erwarten, bemerkt man nur den Ansatz dazu, so ruft
- man unter Vorhalten der Schüssel „Gib Laut”. Sobald das
- geschieht, wird das Futter gegeben und diese Übung so oft
- wiederholt, bis er sofort auf Kommando reagiert. Dann das
- Kommando ohne Schüssel, doch die Befolgung belohnt, später
- nur belobt. Andere Hunde, bei welchen der Trieb zur Bewegung
- lebhafter ist als der Hunger, bellen vor Ungeduld,
- wenn man an der Tür beim Hinauslaufen zögert; hier
- verfährt man ebenso. Andere lockt der abendliche Knochen mehr,
- den man beriechen läßt, ohne ihn zu geben. Wieder andere
- geben Laut aus Wachsamkeit, wenn sie fremde Stimmen hören,
- wenn es klingelt, was das Kommen von Menschen andeutet,
- oder wenn es an der Tür klopft. Auch hier bestärkt man
- durch Zuruf, verhindert aber den Übergang des Meldens in
- heftigen Zornesausbruch durch Kommando „Platz, leg dich”!
- Auf seinem Lager und in dieser Stellung hat absolute Ruhe
- zu herrschen, die man nötigenfalls durch so kurzes Anhängen
- mechanisch erzielt, so daß der Hund den Kopf nicht erheben
- kann. Jeder solche körperliche Zwang ist besser als ein
- strafendes Wehren, das vom Hund leicht als Strafe für
- Bellen, nicht aber als Befehl zum Aufhören aufgefaßt wird.
- Der Gelegenheiten und zufälligen Anlässe zum Lautwerden
- gibt es noch mehr; oft schon Anziehen von Paletot oder
- Ergreifen des Hutes, Poltern durch Hilfspersonen an der
- Tür, scharfes Fixieren, leichte Schläge auf die Vorderpfoten,
- wozu der Hund angelegt wird; je leichter der Hund aus sich
- heraus bellt, desto schneller lernt er auch auf bloßen Befehl
- und später bei den Anlässen, bei welchen der Befehl wiederholt
- gegeben wurde, auch ohne Befehl anzuschlagen. Solche
- sind: Eintritt oder Ankündigung fremder Personen, Warten
- vor geschlossener Tür auf Befehl „Hinaus”, nächtliches Stoßen
- auf verdächtige Geräusche und Dinge, auf Schuß. Ist es
- z. B. nachts nötig, daß er plötzlich verstummt und befolgt in
- Erregung den Befehl (st, st) nicht, so drückt man den Kopf
- <!-- Seite 30 -->
- nieder oder wickelt schnell die Leine um den Fang, ohne
- Schmerzen zu verursachen. Für alle Fälle ist auch nützlich,
- sobald der Hund willig auf Befehl Laut gibt, mehrmals eine
- Zeitung im Keller oder Speicher anzubrennen und ihn direkt
- vor dieser fortgesetzt bellen zu lassen; dann wird er sicher
- jedes Feuer im Haus melden, dessen Geruch er wahrnimmt,
- wenn er es selbst nicht sieht.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo04.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <h3 id="9"><a>9. Kapitel.</a><br/>
- <b>Verhalten auf der Straße.</b></h3>
-
- <p>Durch Begleiten am Fuß und exakte Leinenführigkeit
- (s. Kap. 13) ergibt sich diese für den erwachsenen Hund von
- selbst; vom Junghund kann das noch nicht gefordert werden;
- er läuft dem Herrn nach oder wird an der längeren Leine
- mehr geleitet, also kurz gehalten. Ohne solche soll er anfangs
- in der Großstadt mit Autos und starkem Menschenstrom während
- der lebhaften Verkehrsstunden nicht auf die Straße kommen.
- Man gewöhne sich und ihn, bis er sich gelöst hat, auf der
- Straße (nicht Trottoir) zu gehen; das sind wir unseren Mitmenschen,
- ihren Augen, Nasen, Stiefelsohlen schuldig, genau
- so wie sie unser Hund nie durch Bellen erschrecken darf. Noch
- weniger sollen sich Hunde allein aufsichtslos, selbst nicht in
- einsamen Straßen herumtreiben. Vermeiden wir durch rücksichtsvolle
- Haltung alles, was Anstoß erregt, so wird die
- Hundeliebhaberei mit Steuererhöhung, Maulkorb- oder
- Leinenzwang verschont bleiben. Zunächst wird der Junghund aus
- Spielerei allem, was sich rasch bewegt, Wagen, Radfahrer,
- Auto, Kindern, nachlaufen und nachbellen wollen. Ein scharfer
- Ruck und plötzlicher Schlag über Schnauze mit Gerte muß
- das im Keim ersticken, wenn es noch so harmlos erscheint.
- Ebenso das Hineinlaufen in fremde Häuser und Vorgärten,
- das Hinziehen zu andren Hunden. Hat man ihn nicht schon
- mehrmals im Haus durch Verabredung üble Erfahrung beim
- <!-- Seite 31 -->
- Einschmeicheln bei Fremden machen lassen, so muß man das
- mit einer Vertrauensperson für die Straße verabreden, der
- man die Gerte in die Hand gibt. Sobald der Junghund sich
- vertrauensselig dieser nähert, erfolgen durch diesen einige
- energische plötzliche Schläge. Nach 2—3, Lektionen, besonders
- nützlich, wenn die Gehilfen selbst einen Hund mit sich führen,
- ist der Sünder für immer kuriert. Die kleine Mühe, wozu
- jeder gern die Hand bietet, lohnt sich für alle Zeit und reichlich,
- während man allein durch zehnmaliges Warnen weniger erzielt.
- Auch wir haben im Leben alle schlechte Erfahrungen
- selbst machen müssen, obschon es an „guten Lehren” von
- Jugend auf in Schrift und Wort nicht gefehlt hat. Genau
- so der Hund, der dabei zugleich lernt, daß es immer nützlich
- ist, sich nur an seinen <em>Herrn</em> zu halten. Tollt der Hund
- Wagen nach, so würde der temperamentvolle Terrier oder
- Schäferhund bei erbetnem Schlagen und Knallen des Kutschers
- erst recht in Erregung geraten, nur der von der Peitsche
- getroffene aufschreiend ablassen. Das beste Erziehungsmittel
- ist deshalb die <em>Gummischleuder</em> (Abb. 1), die zum Kurieren
- für Raufer, Geflügel- und Hasenhetzer unersetzlich wertvoll ist.
- Ein scharfer Pfiff und dazu einige Schrotkörner, deren Herkunft
- dem Hund unheimlich ist, wirken Wunder. Die Schleuder,
- spielend zu handhaben, bequem in der Tasche zu tragen, eine
- kleine Ausgabe, ist auch gegen fremde Raufer nie versagend
- <!-- Seite 32 -->
- und erspart bei lebhaften Hunden die hohen Unkosten für
- Dressur oder für manchen verhüteten Schaden. Haben wir
- in einsamer Straße unseren Rüden von der Leine gelöst und
- es nähert sich ein größerer Rüde, so sieht man schon an der
- aufgerichteten Kampfstellung, gesträubtem Rückenhaar, erhobner
- steiler Rute, ob Rauflust vorhanden ist. Anlage dazu haben
- fast alle geschlechtsreifen Terriers, Schäferhunde, Boxer,
- Doggenschläge, Dobermannpinscher; hält man einen solchen,
- so versäume man Anschaffung der Gummischleuder (Zwille)
- nicht und beobachte scharf, besonders im Alter beginnender
- Geschlechtsreife. Durch beständiges Führen, sofortiges Anlegen
- kann man wohl Vorbeugen, aber nicht heilen. Bei den
- ersten Anzeichen von Erregung, Stutzen beim Anblick des
- Gegners muß schon der Strafschuß erfolgen und dann sofort
- an die Leine, aber nicht vom anderen Hund in entgegengesetzter
- Richtung wegführend, sondern an diesem dicht vorbei
- unter scharfer Mahnung. Pudel, französische Bulldoggen,
- Schnauzer, Bernhardiner. Neufundländer, Rottweiler, Zwergrassen
- sind weniger kampflustig veranlagt; diese werden nur
- bisweilen durch bissige Angreifer verdorben. Jene soll man
- durch einen Schreckschuß seinem Schützling fernhalten. Auch
- bei nächtlicher Ruhestörung des im Hofe im Zwinger befindlichen
- Hundes ist diese „lange Peitsche” nützlich, sowie
- das wirksamste Mittel aufdringliche Rüden fern vom Hause
- zu halten, wenn man eine Hündin besitzt und diese läufig ist.
- Betritt man einen Laden, so hält man den Junghund sehr
- kurz, duldet nicht das Beriechen der am Eingang stehenden
- Körbe, Säcke, Kisten, da das häufig vom Aufheben des Beines
- begleitet ist. Da er aber leicht aus Spielerei fortlaufen oder
- überfahren werden könnte, läßt man erst vor dem Laden allein
- warten, wenn er fest im Appell ist.</p>
- <div class="image-center">
- <img src="images/gummischleuder.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
- <!-- Foto 4 - Seite 33 -->
- <h3 id="10"><a>10. Kapitel.</a><br/>
- <b>Verhalten auf Spaziergang.</b></h3>
-
- <p>Im Gegensatz zur Aufsicht und Beherrschung auf der
- Verkehrsstraße, soll beim Spaziergang hinaus <em>möglichste
- Freiheit</em> für den Hund angestrebt werden; hier soll er
- sich ausleben und körperlich entwickeln. Nur flotter Auslauf
- auf hartem Boden gibt gesunde Glieder, harmonische Bewegung,
- geschlossene Zehen, festen Rücken, widerstandsfähige Konstitution,
- kurz alles, was gegen Krankheiten stählt, zum Gebrauchs-,
- Zucht- und Arbeitshund stempelt, und zu jener schönen Erscheinung
- macht, die der Preisrichter auf Ausstellungen über
- alles stellt und hoch auszeichnet. Doch auch was uns selbst
- eine ästhetische Freude beim Anblick ist, zumal wir es sich
- entwickeln sehen und durch rationelles, immer dem Können
- und Alter angepaßtes Trainieren unterstützen. Auf langen
- Spaziergängen lernen sich Herr und Hund kennen und wachsen
- zu einer Einheit zusammen. Von der Erfrischung und Erholung
- für uns selbst noch gar nicht zu sprechen. Winselnd
- und ratlos bleibt der schwächlich aufgezogene, mangelhaft ernährte,
- energielose Hund vor einer steilen Böschung, die wir
- überklettern, stehen, während der temperamentvolle es drei-
- und sechsmal versucht, bis es ihm gelingt, uns nachzufolgen.
- Er wird gelobt, wie man überhaupt viel mit dem Hunde
- <em>sprechen soll</em>. Zeigt er Spuren von Ermüdung, z. B. nach
- lebhaftem Tollen etwas eingesenkten Rücken oder lockre Ellenbogen,
- so wird länger gerastet. Hat man statt eines Welpen
- einen halbfertigen oder älteren Hund erworben, so kann man
- ihn mit achttagelanger Haltung im Haus und an Leine nicht
- so fest an sich gewöhnen, als wenn man schon am zweiten
- Tage ihn über einige Stunden hinaus in die Einsamkeit von
- Feldwegen bringt, und dann springen läßt. Läuft er auch
- scheinbar davon, so rufe man nicht und gehe in entgegengesetzter
- Richtung. Kehrt er zurück in die Nähe, so spricht
- <!-- Seite 34 -->
- man freundlich mit ihm, ohne ihn anzulegen und läßt ihn
- weiter herumspringen. Bis er ermüdet selbst dicht herbei
- kommt und erst kurz vor der Wohnung oder Stadt wieder
- angelegt wird. Fremde zogen hinaus, zwei gute Freunde
- kehren zurück. Freiheit ist aber nicht gleichbedeutend mit
- Zügellosigkeit. Wenn es auch ein schönes Bild ist, einen
- Hund hinter einem Hasen über die Felder fliegen zu sehe,
- so muß man doch sofort anrufen, wenn der Hund mit tiefer
- Nase auf Wildspur sucht. Aus dem gelegentlichen Hetzer,
- den jeder Jäger zu erschießen berechtigt ist, wird ein Gewohnheitswilderer.
- Und außerdem soll jeder Natur- und Tierfreund
- das Recht des Jagdinhabers respektieren und
- dessen Wild nicht beunruhigen. Es ist wohl kein Unglück,
- wenn unser Hund Krähen hoch macht, aber zwischen schwarzen
- Haushühnern im Hof und Krähen ist für ihn kein Unterschied;
- er versteht nicht, warum ihm dort erlaubt wäre, was hier
- scharf gewehrt werden muß. Wenn auch Hundefreunde selten
- Katzenliebhaber sind, so müssen wir doch den Junghund sofort
- abrufen und anlegen, wenn er Miene macht, solche anzugreifen.
- Es könnte leicht ein Auge kosten. Fast alle Katzenwürger
- entstehen durch Anhetzen, wobei allerdings die sogenannte
- natürliche Feindschaft, die nichts ist als Kampflust des großen
- Hundes gegen das kleine fauchende, drohende Tier, unterstützt.
- Unterläßt man anfangs das Anhetzen, so ist es leicht abzurufen,
- ebenso von ruhigem Geflügel. Ein gutes Mittel zur
- Geflügelfrommheit ist es im Einvernehmen mit dem
- Geflügelhalter den Junghund an der Leine nahe an eine ihre Kücken
- führende Henne zu bringen. Diese geht in Mutterliebe so
- energisch auf den Hund los, daß dieser für immer belehrt ist.
- Allzuängstlich braucht man bei Begegnung mit fremden Hunden
- in der Einsamkeit nicht zu sein, es gibt höchstens Flöhe.
- Sonst aber meist: viel Lärm um nichts. Muß man aber eingreifen,
- so fasse man <em>nie mit ungeschützter Hand</em> nach dem
- Halsband, das hat schon manchem gefährliche Bisse eingebracht.
- Eher nach Hinterlauf oder noch besser an der Rute. Fremde
- <!-- Seite 35 -->
- drohende Bauernhunde lassen sich meist verscheuchen, wenn
- man sich nur bückt, um einen Stein aufzuheben. Sie haben
- darin Erfahrung. Mit Stock bei größten Hunden dreinschlagen,
- steigert die Wut der Kämpfer. Bei vielen Hunden hilft rasches
- Entfernen und Abpfeifen mehr als Dabeistehen und Schelten.
- Zur Abwehr von Gewohnheitsraufern, bei denen uns vielleicht
- ein liebgewordener Weg vorbeiführt, leistet ein Schrotschuß
- mit der Gummischleuder allerbeste Dienste. Nach 2—3 maliger
- Anwendung weicht der Köter schon aus Entfernung aus, wenn
- er die Vorbereitung bemerkt. Ferner tritt die Schleuder in
- Dienst, wenn der Hund Radfahrern oder Wagen nachprellt,
- was er selten tun wird, wenn man fleißig mit ihm ins Freie
- geht. Auf einsamen Wegen kann es passieren, daß der Hund
- auf Aas stößt (tote Mäuse oder dgl.) und sich darauf wälzt,
- so daß er mit entsetzlichem Gestank behaftet zurückkommt.
- Hunde, die dazu neigen, das Aas auf große Entfernung wittern
- und darauf zulaufen, muß man im Auge behalten, sofort
- anrufen, wenn sie erst mit der Nase prüfen. Gehorchen sie nicht,
- so erfolgt der Schrotschuß, darauf anleinen und sie unter
- Verweis der betreffenden Stelle führen. Manche Hunde, die zu
- einseitig ernährt werden (Mangel an Nährsalzen), neigen zum
- Kotfressen. Auch hier hilft nur Aufpassen, wenn man versteckte
- Stellen, Mauern, Gräben oder sonst für menschliche Kotablage
- geeignete Plätze passiert. Eine tägliche Gabe von Chlorkalzium
- in das Futter getropft (Dosierung s. 1. Kap.), sowie Fleisch oder
- Knochenbeigaben, unterdrücken diese üble Neigung. Sonst wird
- man möglichst wenig auf Ausgängen erziehen, anrufen,
- dirigieren. Der Hund soll sich nach dem Herrn umsehen; wer ihn
- an jeder Straßenecke ruft, erzieht einen Hund, der geht, wohin
- er will, statt daß er den <em>Herrn</em> beständig im Auge behält.</p>
-
-
- <!-- Seite 36 -->
- <h3 id="11"><a>11. Kapitel.</a><br/>
- <b>Der Appell (Kommen und Gehen auf Befehl).</b></h3>
-
- <p>Zu dieser sehr wichtigen Übung raten wir, solange der
- Hund noch im unreifen, aber eindruckfähigen Alter steht. Der
- Gehorsam muß anerzogen in sein ganzes Wesen übergehen, nicht
- durch Dressurlektionen erzwungen werden. Der Nachhilfe, die
- dazu unerläßlich, setzt der <em>Junghund</em> noch weniger Muskelkraft
- entgegen, ist noch leicht einzufangen, auch soll er dabei
- durch kleine Belohnungen den Eindruck gewinnen, daß rasches
- Befolgen für ihn von <em>Vorteil</em> ist. Hat er begriffen, <em>was</em>
- er soll, so genügt später freundliches Lob. Das vertrauensvolle
- bedingungslose Herkommen soll auch deshalb der systematischen
- Dressur, bei welcher man ohne gelegentlichen Zwang
- und gewisse Härte nicht auskommt, voraus gehen, da der
- Junghund im Kommen nur das Laufen zum freundlichen
- Herrn erblickt, der ihn noch nicht mit Lernen und sonstigen
- Zumutungen bedrückt hat. Wie alle späteren Übungen
- erfolgt diese im Anfang nicht bei starkem Ruhebedürfnis
- (kurz nach der Hauptmahlzeit), auch nicht direkt während lebhafter
- Emotion (Spiel, Springen, Bellen), in deren Bann seine
- Aufmerksamkeit voll steht, noch in Anwesenheit ablenkender
- Personen (Kinder, belebter Hof). An die Führungsleine muß
- er schon so weit gewöhnt sein, daß er sich an dieser nicht
- ungebärdig benimmt, in diese beißt. Für diese Übung wird sie
- durch eine längere (3—5 m) ersetzt. Man gibt ihm an dieser
- voll nach, legt die Schleife um das Handgelenk und ruft den
- Namen, dazu lockend: „herein”, in die Hände klatschend.
- Dieses Klatschen war oben schon angedeutet, um seinen Gang
- zu beschleunigen, wenn ihm die Futterschüssel hingestellt wird.
- Kommt er nicht sofort, so zieht man ihn unter Anruf heran
- falls nötig mit leichtem Ruck. Dann beklopft und streichelt
- man ihn freundlich, als ob er von selbst gekommen wäre.
- <!-- Seite 37 -->
- Nach einigen Minuten und Gehen an der verkürzten Leine
- läßt man diese nach und wiederholt den Anruf, wie oben angegeben.
- Sobald er das erste Mal willig und von selbst
- kommt, erhält er eine Belohnung und lebhaftes Lob. Ohne
- Ablenkung durch die Umwelt wird jeder Hund nach 3 Tagen
- verstehen, was er soll. Immer noch erfolgen die Übungen
- an langer Leine, die man versuchsweise aus der Hand läßt.
- Kommt er willig, so löst man ihn nach Belohnung und
- springt selbst mit ihm ein Stück, was immer für jeden Hund
- ein wohl verstandenes Zeichen von Anerkennung ist. Plötzlich
- bleibt man stehen, entfernt sich rasch nach rückwärts und
- ruft unter Händeklatschen. Wer es vorzieht, kann sich auch
- einer Pfeife bedienen. Aber niemals geht man beim Hereinrufen,
- um den Weg zu kürzen, entgegen, weil das Zugehen
- eher etwas Drohendes hat, oder den Hund zu der Annahme
- veranlaßt, es gehe weiter, und bisher war er immer gewöhnt,
- gemäß der Richtung des Herrn zu laufen. Diese Übungen
- sind so lange an der langen Leine fortzusetzen, bis der Hund
- genau begreift, was er soll und daß er <em>muß.</em> Hierauf
- kommen Übungen in Freiheit, wozu man die Gummischleuder
- mitnimmt. Ignoriert der Hund den Anruf völlig, dreht sich
- nicht einmal um, so erfolgt plötzlich der Strafschuß ohne
- vorherige Drohung. Auf diesen der freundlichste Anruf. Hierauf
- wieder einige Übungen an der langen Leine. Hört der
- Hund auf Anruf, nähert sich aber nur zögernd und halt
- machend, so wäre ein Strafschuß falsch; dann entfernt man
- sich rasch und lockt; wiederholt die Übungen an der Leine.
- Überflüssiges Pfeifen und Anrufen (Kommando, etwas anderes
- als Unterhaltung) ist zu vermeiden; außer auf Gehör (Ruf,
- Klatschen) wird man vorteilhaft durch Anwinken mit dem
- Arm unterstützen und so zugleich auf das Auge einwirken.
- Später wird das Deuten mit dem Zeigefinger eine Hilfe sein,
- wo er einen Gegenstand zu suchen, also seine Aufmerksamkeit
- hinzulenken hat. Zunächst deute man mit dem Arm zum
- Herrn: „herein”; für den fertigen Hund muß später das
- <!-- Seite 38 -->
- Winken mit dem Arm allein genügen. Sitzt das Herkommen
- fest — geübt wird es seltener, nur praktisch angewandt —,
- so wird das entgegengesetzte geübt. Erst einige Male im
- Zimmer blitzschnell „Platz”, unter Lösen der Leine und
- Armbewegung, scharf gegeben. Sodann etwa 20 Schritte vom
- Hause: „Geh Platz!” unter Lösen von der Leine scharf
- gegeben unter Drohung mit Gerte. Zu Hause wird er erwartet
- und gelobt, aber nicht belohnt, weil er sonst leicht von selbst
- umkehren könnte, in der Erwartung, sich damit etwas zum
- Fressen zu verdienen. Nächsten Tages wird die Entfernung
- erhöht auf 30 m und der Hund nach <sup>1</sup>⁄<sub>4</sub> Stunde abgeholt
- und mitgenommen. Geht er nicht sofort freiwillig, so begleitet
- man anfangs einige Schritte und wiederholt das Kommando
- „Geh Platz”. Diese Übungen müssen zunächst nicht auf alle
- Entfernungen ausgedehnt werden; da es aber nützlich ist, wenn
- man seinen Hund mit einer Botschaft nach Hause senden kann,
- werden sie später nach vollendeter Reife wiederholt, wenn der
- Hund alt und selbständig genug ist, sich nicht abfangen zu
- lassen. Jetzt sollen einige solche Übungen zunächst nur den
- Junghund lehren sofort nach Hause zu <em>finden,</em> wenn er sich
- vom Herrn zufällig verirrt oder allein unbeaufsichtigt das
- Haus verlassen hätte. Ist er im Nachhausegehen nie geübt
- worden, so irrt er ratlos ab und kann leicht zu Verlust
- geraten. Nützlich ist es auch bei Heimkehr vom Spaziergang
- in Nähe des Hauses stehen zu bleiben und ihn mit Kommando
- „Geh Platz” vorauszuschicken. Man geht nach, wenn er
- gefolgt hat und ruft dem an der Haustür wartenden Hund
- aus etwas Entfernung zu: „Gib Laut”, worauf ihm das
- Tor oder die Tür dort geöffnet werden soll. Das nächste
- Mal wird er von selbst durch Bellen Einlaß verlangen.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo05.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <!-- Seite 39 -->
- <h3 id="12"><a>12. Kapitel.</a><br/>
- <b>Spielende Dressur.</b></h3>
-
- <p>Die spielende Dressur wird von Anhängern der scharfen
- Parforce-(Gewalt)-Dressur, die erst bei fertigen Hunden
- einsetzen dürfe, schroff verurteilt. Der Berufsdresseur, der in
- 6—8 Wochen einen Hund in allen Fächern firm machen soll,
- kann freilich damit nicht arbeiten. Wer sie aber anwendet,
- muß sich bewußt sein, daß er nicht mit dem Hund <em>spielen,</em>
- sondern den <em>Trieb zum Spiel</em> ausnützen, der nichts
- ist als Kräfteüberschuß, worin schon Schiller das Wesen des Spieles
- sah (s. dessen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen”,
- 27. Brief). Dem Kind ist sein Spiel tiefer Ernst; nur wer
- darauf eingeht, es nicht als gehaltlose Tändelei ansieht, wird
- das Kind verstehen und richtig leiten. Ebenso den zum Spiel
- aufgelegten Hund. Die besten Tricks der Dressur wilder Tiere,
- bewunderte Paraden von Freiheits- und Schulpferden sind
- nicht vom Dresseur erfunden und geschaffen, sondern vom Tier
- selbst; der Vorführende schleift höchstens ab und inszeniert.
- Ebenso bei den Hunden; kleine Wunder von Dressur erreicht
- auch bei Hunden nur, wer ihren Spieltrieb im Jugendalter
- beobachtet, ihn ausnützt durch Entgegenkommen, aus einer
- Pose und einem Versuch etwas macht, dazu das Kommando
- und Nebenumstände schafft. Was wir selbst nach Vorschriften
- für alle Hunde an Erfolgen erzielen, ist nur ein Wehren
- unter Drohung und Zwang, Erziehung genannt, und ein
- mechanisches Einpauken von Gehorsamsübungen unter Ausnützen
- von Sinnesanlagen (Gehör, Nase) und Urtrieben (Suchen,
- Revieren, Wachen, Haß gegen andre Tiere). Mehr oder
- minder scharf gedrillt und prompt ausgeführt, größere oder
- geringere Anlagen bei einzelnen Rassen und innerhalb dieser
- der Individuen, das allein unterscheidet die Resultate an den
- Hunden trotz aller Erziehung und Dressur. Den Jagd- und
- Gebrauchshund in Vollendung macht die Hochzucht. Anders
- <!-- Seite 40 -->
- beim Gesellschaftshund. Sobald ihm Bewegung nicht mehr eine
- Anstrengung ist, er auch geistig regsam wird, setzt der
- Spieltrieb ein, das Verlangen nach Beschäftigung, etwas Tätigkeit.
- Kommt der Besitzer dem nicht entgegen, bietet er nicht die
- äußeren Anreize, deren das in Gefangenschaft gehaltene Tier
- ebenso bedarf, wie der Mensch, so sucht der Hund selbst nach
- Betätigung. Je nach Kraft, Größe, Temperament ergibt das
- unliebsame Vorkommnisse; Zerstörungssucht nennt man es bei
- Kindern. Vorbeugend sperrt man tateneifrige Hunde in den
- Zwinger ein, hängt sie an die Kette, wo sie störrisch werden
- und verdummen, während gerade die beste Zeit zur Erziehung
- wäre. Beständig in menschlicher Gesellschaft werden sie
- intelligent, lenksam. Am leichtesten lernt der Hund im Spieltrieb
- apportieren; wenn er sich irgendwelche Gegenstände auf
- seinen Platz schleppt, ist der richtige Zeitpunkt. Man läßt vom
- Drechsler aus Buchenholz einen Apportierbock von folgendem
- Querschnitt ◻═◻, schlicht ohne Politur drehen, der leicht
- rollt, je nach Größe der Rasse 15—30 cm lang, bewegt ihn
- dicht vor den Augen des Hundes, wirft ihn leicht in die Höhe,
- fängt ihn auf, um so die Aufmerksamkeit zu erregen, rollt ihn
- dann an einen glatten Platz: Hausflur, Garten, nach Ruhe
- während des Spaziergangs an einsamer Stelle vor seinen Augen
- fort mit dem aufmunternden Ruf: „Apport”. Der Hund
- springt sofort nach, um ihn zu fangen. Ergreift er nicht
- sogleich, so kommt man zuvor, nimmt ihn weg, bewegt das Holz
- vor ihm und wirft aufs neue: „Apport”. Für Foxterriers,
- Airedales, die gerne springen, kann man auch eine Holzkugel
- oder Vollgummiball wählen, doch werden diese dann zuweit
- mit der leichten Beute davon eilen. Und es kommt darauf
- an, daß der Hund den Gegenstand alsbald abgenommen erhält,
- bis er selbst merkt, daß Ablieferung eine Fortsetzung des
- Spiels bedeutet. Das Apportierholz ist immerhin für das
- noch schwache Gebiß eine kleine Last. Sowie der Hund
- gefaßt hat erfolgt das Kommando: „herein”, auf das er in
- seinem Eifer meist nicht prompt folgt, nur mit Aufhorchen
- <!-- Foto 5 - Seite 41 -->
- oder Zögern reagiert. Man eilt herzu, nimmt ihm mit sanfter
- Gewalt das Holz ab, reizt ihn ein wenig und wirft aufs neue:
- „Apport”. Dieses Spiel wird höchstens 3—4 mal wiederholt,
- so daß es Reiz des Neuen hat. Keinesfalls darf es ermüden
- oder langweilen, niemals dürfen wertlose Holzstücke oder gar
- Steine, an denen häufig Zähne abgebrochen werden, benützt
- werden. Läßt man auch nur einmal den fortgeworfenen
- Gegenstand zum Zerbeißen oder den Hund achtlos wegwerfen,
- so stiftet man für spätere Dressur zum korrekten Apportieren
- Schaden, verleitet man ihn sich Gegenstände des Haushalts
- zum Zerstören einzuholen. Hat der Junghund Freude am
- Nachspringen und Ergreifen, läßt sich aber nur widerwillig
- abnehmen oder jagt damit davon, so übt man einige Male
- an langer Leine. Für jedes Abnehmenlassen oder gar Bringen
- erfolgt lebhaftes Lob. Mit ein wenig Entgegenkommen muß
- man schon zufrieden sein, dann wirft man weiter. Gestraft
- wird hierbei nie, höchstens die Übung abgebrochen. Erst wenn
- man zufrieden ist, wird der Holzbock durch Holzkugel oder
- Vollball ersetzt. Wirft man letztere in Rasen, so umwickelt
- man sie mit hellem Stoffstück, um sie sie mit dem Auge zu
- finden. Kluge Hunde beobachten die Stelle des Einfallens
- und lernen bald, was sie nicht sehen, mit der Nase zu suchen,
- eine wertvolle Erleichterung für Verlorenapportieren. Wichtig
- für alle spielende Dressur ist der richtige Zeitpunkt; dieser ist,
- wenn der Hund selbst sein Lager verläßt und zum Herrn
- kommt, sich meldet; dann ist er aufgelegt, empfänglich.
- Spiellust läßt sich anregen, fördern, nicht befehlen. Setzt er sich
- fragend vor uns, so richten wir ihn an den Vorderpfoten
- auf, halten ihn einen Augenblick, lassen los, aber die Hände
- dicht vor ihm und sagen: „so schön”, ihn scharf ansehend.
- Macht er Miene sich herabzulassen, so mahnen wir mit „schön”,
- brechen ab, ehe er herabgeht, beloben und belohnen ihn. Das
- nächste Mal halten wir ihm unter dergleichen Mahnung einen
- Bissen dicht vor die Nase: „so schön”, werfen ihn nach kurzer
- Zeit im Bogen von oben zu mit dem Ruf „Nimm”! Werden
- <!-- Seite 42 -->
- diese und ähnliche Übungen gemacht, wenn der Hund von selbst
- zum Herrn kommt, so haften sie nach 3—6 mal. Holt man
- ihn und nötigt ihn dazu, so wird er nach 10 maliger Anweisung
- noch immer die mechanische Unterstützung und Anleitung
- brauchen. Richtet sich der Hund von selbst oder nach
- Anlocken unter Vorhaltung von Knochen oder Zucker auf den
- Hinterbeinen auf, so ist es Kleinigkeit, diese Stellung zu
- verlängern durch langsames Entfernen über ihm nach rückwärts,
- unter Zeigen und Vorhalten des Bissens ihn das Gehen auf
- den Hinterbeinen (Tanzen) zu lehren. Durch Aufheben
- aufgerichtet und Zuspruch lernt er es schwer, viele, gar nicht.
- Sie müssen selbst die dazu nötige Stellung ausbalancieren
- und einen Zweck vor Augen sehen. Sitzen wir ruhig im
- Zimmer, und der Hund kommt langsam heran, berührt uns
- mit der Pfote, so ergreift man diese lebhaft und drückt sie.
- Hält dann die offne Hand vor die Pfote. Erhebt er sie nicht,
- so stößt man leicht von rückwärts den Vorderlauf an: „<em>Gib
- Pfote</em>.” Handbewegung, Armhaltung und Wort müssen sich
- immer ergänzen. Stille im Zimmer, Abwesenheit anderer
- Menschen sind der richtige Moment. Das im Augenblick gegebene
- zu erfassen macht den Laien zum Dressurkünstler, nicht
- das Programm und Lehrbuch. In allem sonstigen mag man
- nachlesen und Rat hier einholen, was in diesem Kapitel 12 steht,
- muß in das Gefühl übergehen und in den Fingerspitzen sitzen.</p>
-
-
- <!-- Seite 43 -->
- <h2 id="III"><a>III. Teil.</a><br/>
- Systematische Dressur des Jährlings.</h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <h3 id="13"><a>13. Kapitel.</a><br/>
- <b>Leinenführigkeit.</b></h3>
-
- <p>Hat der Hund das spielende Wesen abgelegt, seine Glieder
- in der Gewalt, das endgültige Gebiß bekommen, so geht der
- Junghund in den Jährling über, je nach Rasse im 7.,
- bei größten Schlägen im 9. Lebensmonat. Am schnellsten
- lernt jedes Tier, wenn es genau nach Methode wie die Vorfahren
- erzogen wurden, Rassen mit Tradition der Dressur
- wie Jagdspaniels begreifen fast von selbst. Statt des Lederriemens
- erhält der Jährling sein solides Zug-, der Polizeihund
- sein Dressurhalsband; an Stelle der Führungsschnur
- tritt die Lederleine, Zwang zu exakter Ausführung ersetzt
- bisherige Nachgiebigkeit. Wir erleichtern nur noch Begreifen
- und Ausführung, sind aber unerbittlich in exakter Befolgung.
- Leinenführig ist nur der Hund, der an <em>linker Seite, dicht</em>
- am Knie, den Kopf für Führer <em>sichtbar,</em> die Vorderläufe in
- gleicher Höhe wie der Herr geht, ohne die Leine je zu
- <em>spannen.</em> Bester Zeitpunkt der Übung: Rückkehr vom langen
- Spaziergang, nicht sofort bei Ausgang. Wir überdenken vorher,
- so daß uns der Rückweg längere Zeit an Mauern, grader
- Vorgärtenreihe, Häuserwänden ruhig vorbeiführt. Dort angekommen,
- deutlicher Anruf, kurze stille Rast, Anlegen. Leine
- kurz in linke Hand, in rechte Gerte, Kommando: „<em>am Fuß</em>”
- und im gleichen Augenblick energisch antreten. Nun gehen
- <!-- Seite 44 -->
- wir ganz langsam so dicht an der Mauer oder Häuserreihe,
- daß der Hund links durch diese, rechts durch das linke Bein
- eingeengt ist. Die Kopfstellung leitet die Länge der Leine.
- Prellt er mit dem Kopf vor, so erfolgt ein leichtes Zurückziehen
- und Zuruf „zurück”. Genügt das nicht, ein warnender
- Schlag mit der Gerte aus dem rechten Handgelenk über die
- vorgestreckte Nase. Leichtes Lob, lebhaftes würde zum Springen
- veranlassen, harte Strafe zum ängstlichen Nachschleichen. Das
- Marschtempo sei alsbald flotter, damit der Hund nicht teilnahmlos
- nebenher trottelt, sondern animiert geht, da prägt
- sich das „am Fuß” fester ein als bei dem bisherigen
- gewohnten Nebenherlaufen. Bleibt man mal stehen, so wird
- das Kommando „am Fuß!” mit Kurzhalten und lebhaftem
- Antritt neu gegeben, die Schritte sollen tunlichst hart hallen,
- wenigstens die ersten, damit die Bewegungsart die Führung
- unterstützt. Erster Tag ohne Hindernisse und Wendungen;
- am Endpunkt lösen, loben, Erlaubnis zum Vorspringen mit
- aufmunterndem „Voraus”. Nach voller Zufriedenheit am
- zweiten Tag zeitweilig unmerkliches Lösen der Leine, sonst
- erst bei dritter oder vierter Wiederholung. Wechsel des Weges
- vorteilhaft, später auf anderer Straßenseite ohne die bannende
- Wand oder Mauer links. Nächste Steigerung: belebtere Wege
- unter leichtem beruhigendem Zuspruch bei Annäherung von Hunden;
- Lob und Ermahnung sollen von Abirren abhalten.
- Jedes scharfe Abbiegen nach rechts erfolgt unter Kommando
- „am Fuß”! und leicht angezogener Leine. Wiederholung frei
- „am Fuß”. Zum Schluß jedesmal Lob und Entlassung:
- „Voraus”.</p>
-
-
- <h3 id="14"><a>14. Kapitel.</a><br/>
- <b>Setz dich, Leg dich, Ablegen.</b></h3>
-
- <p>Drei reine Gehorsamsübungen, wozu der Hund
- begreifen muß, was er soll; das Verharren ist das Folgen
- aus Einsicht, daß er sich damit Strafe erspart. Anfangs übt
- <!-- Seite 45 -->
- man im leeren Raum unter Ausschaltung von Ablenkungen,
- zu denen auch der Trieb des ersten Auslaufens beim
- Ausgang gehört. Zunächst Namenanruf, Anhängen der Leine,
- Stehen dicht vor Herrn, die linke Hand faßt nach Halsband
- unter der Kehle und drückt leicht zurück, die rechte drückt die
- Keulen nieder, kurzes Kommando „<em>Setz</em>”! Die rechte Hand
- läßt nach, zeigt dem Hund die senkrecht vor die Nase
- gehaltene Handfläche (späteres Zeichen ohne Kommando), die
- linke bleibt noch. Bannender Blick und Zeigen der rechten
- Hand. Macht er keine Miene aufzustehen, so tritt man zurück,
- leises Lob. Alsbald beim Ausgang Erlaubnis zum Voranspringen,
- wenn angezeigt, Abmarsch mit „<em>am Fuß</em>”! Später
- Wiederholungen, kurzes Kommando und Hilfe zur Ausführung
- ergänzen sich rasch zusammenfallend. Nutzanwendung: so oft
- der Hund am Fuß geht und der Herr stehen bleibt, jedesmal
- „<em>Setz dich</em>”! Bald nur noch auf Vorhalten der Hand
- senkrecht vor die Nase, bis,sich der Hund von selbst setzt, sobald
- und wo immer der Herr still steht. Zweck: würde der Hund
- ungeleint neben dem Herrn, der irgendwie durch Unterhaltung,
- Blick in Schaufenster, auf Plakat usw. beschäftigt ist, stehen,
- so wird er leicht zu fremden Hunden laufen, sich langweilend
- weiter bummeln. Das konsequente Setzen ist ein Bannen am
- Ort, ohne daß er leicht getreten wird oder in Versuchung
- kommt. Je temperamentvoller die Rasse (Polizeihund), desto
- wichtiger ist dieses Bannen; Zwerghunde lernen es selten, da
- ungeduldig.</p>
-
- <p>Ein weiterer Schritt, etwas schwieriger, für jede höhere
- Dressur unerläßlich, ist das Legen auf gedehntes Kommando.
- Gut erzogene Hunde wissen schon aus dem Befehl: „Platz,
- leg dich”, was sie jetzt sollen. Führen sie es aus dem
- Gehen beim Fuß angeleint, nicht auf gedehnten Befehl: „Leg
- dich” aus, so drückt man mit linker Hand auf den Rücken,
- während die rechte unter die Vorderläufe greift, sie nach vorne
- schiebend. Die linke Hand bleibt, der rechte Arm erhebt sich
- wagrecht wie hypnotisierend über den Augen. Allmählich
- <!-- Seite 46 -->
- hebt sich die linke weg, der rechte Arm bleibt mit wagrechter
- Hand erhoben; will der Hund aufstehen, so klappt die Hand
- auf den Oberkopf unter „Leg dich”! Nach einer Reihe von
- Übungen muß der Hund lediglich auf Erheben des rechten
- Arms mit wagrechter Hand und allmählichem Senken auch
- ohne Wortbefehl sich legen. Dieses erfolgt immer mit leiser
- Stimme, die auf den Hund eindringlicher wirkt, als Schreien.
- Vollen Erfolg hat nur, wer öfter wiederholt, aber unbedingte
- Befolgung fordert, falls nötig mit Gerte nachhelfend. Jedes
- Nachgeben und Verzicht auf Ausführung lockert auch die
- Disziplin auf andren Gebieten. Ist das Legen (Down) für
- Jagdhunde unerläßlich, für manche die halbe Dressur, wenn
- damit das Niedersenken des Kopfes zwischen die Vorderfüße
- verbunden ist, so ist es bei kleinen Rassen entbehrlich, wenn
- man sie im Hause zum pünktlichen Gehorchen auf „Platz,
- leg dich”! erzogen hat. Auf „Setz dich”, sollte niemand
- verzichten. Alle Polizeihundrassen müssen das „Leg dich”
- ausführen, sowohl auf Wort wie Wink. Nutzanwendung:<br/>
-
- 1. Wenn der Hund auf größere Entfernung unsre Stimme
- gegen Wind nicht hört, können wir ihn durch Armaufheben
- bannen, bis wir zu ihm herangehen und ihn anleinen.<br/>
-
- 2. Ablegen zum Bewachen eines Gegenstandes, falls fremder
- Gegenstand fügt der Herr etwas hinzu, was seinen Geruch
- trägt (Handschuh). Hierzu wählt man einen ruhigen Ort,
- wenn möglich an Wandung, Böschung, Mauer, Baumstamm
- im Schatten, anfangs angelegt oder mindestens mit
- angehängter Leine. Nach Ermahnung entfernt sich der Herr,
- verhält sich ruhig verborgen; schleicht der Hund nach, wird
- er unter „Pfui” und Zeigen der Gerte zurückgebracht, aber
- alsbald persönlich abgeholt, unter Mahnung: ruhig „Platzt”
- damit er nicht entgegenspringt. Abrufen wäre falsch; was
- zu bewachen ist, darf nie verlassen werden.<br/>
-
- Zur korrekten Befolgung gehören viele Übungen und Geduld, aber
- auch schon eine gewisse Reife des Hundes, sowie gutes Einvernehmen
- zwischen Herr und Hund. Ist man überhaupt zur An<!-- Seite 47 -->schaffung
- des sogenannten Torquatushalsband (Stachelhalsband)
- geschritten, das für Jagd und Polizeihund fast unerläßlich,
- so wird man durch Anlegen an solches sicher Resultate
- erzielen, ebenso den Hund rascher zum Gehen an Fuß bringen.
- Aber ein solches Instrument sollte nur für dickfellige Hunde
- benutzt werden, die auch durch ein paar kräftige Schläge nicht
- verdorben (scheu) werden. Sehr nützliche Gehorsamsübungen
- sind „Setz dich” und „Leg dich” dicht vor der gefüllten
- Futterschüssel. Hunde, die so geübt sind, versagen nicht leicht
- in Freiheit.</p>
-
-
- <h3 id="15"><a>15. Kapitel.</a><br/>
- <b>Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd.</b></h3>
-
- <p>Alle mittelgroßen und größeren Rassen, ausgenommen
- die schweren Bernhardiner, müssen lernen, dem Fahrrad zu
- folgen, dessen Tempo für Junghunde zu mäßigen ist, da sie
- sonst leicht dauernd in Hinterhand ruiniert werden.
- Andererseits gibt es kein besseres und bequemeres Mittel, den
- Junghund zu einem gesunden, kräftigen, bruststarken, wohlgestalteten
- zu trainieren als das Laufen hinter dem Rad. Die ersten
- Male muß man sich allerdings die Mühe machen, das Rad
- zu schieben und zwar ganz scharf auf rechter Straßenseite;
- ausnahmsweise folgt der Hund nicht links, dicht am Fuß,
- sondern darf frei gehen. Vom Rad aus ihn an der längeren
- Leine zu führen, empfiehlt sich nicht, das könnte nur ein sehr
- geschickter Fahrer mit einem außerordentlich lenksamen,
- leinenfesten Hund riskieren und hätte höchstens den Erfolg, daß
- der Hund den Weg nur einmal macht. Hat der dem geschobenen
- Rad aufmerksam folgende Hund den ersten Lauftrieb
- hinter sich und seine Geschäfte verrichtet, so steigt man auf
- einsamer Landstraße, die noch wenig von Autos befahren ist
- auf, hält sich zur Erziehung dicht rechts, nimmt sofort flottes
- Tempo, das den Hund zu gestrecktem Trab veranlaßt und
- nicht viel Zeit läßt, nach links und rechts abzuschweifen.
- Die schrille Trillerpfeife hängt an Schnur am Handgelenk
- <!-- Seite 48 -->
- oder um den Hals; nützlich ist vorn an der Lenkstange an
- einer vernickelten Klemmvorrichtung die Peitsche zur Abwehr
- fremder Hunde. Führt man zu zweit, so sollen beide Räder
- mit etwas Abstand hintereinander folgen; vorn derjenige Teil
- an dem der Hund mehr gewöhnt ist, als der führende, der
- zweite gelegentlich korrigierend und überwachend, folgt.
- Eine Stunde zum Rad begleiten ist soviel Bewegung wie
- 4 Stunden Spaziergang. In der Stadt selbst und auf
- belebten Straßen fährt man erst, wenn der Hund nach einigen
- Wochen des Mitlaufens achtsam geworden ist. Um den
- etwas reiferen Hund zum Laufen neben dem Wagen zu
- erziehen, wäre es falsch, sogleich ein flott fahrendes Fuhrwerk
- zu besteigen; der Hund würde leicht aus Übermut oder
- Spielerei nach dem Pferd springen oder umkreisen. Auf dem
- Rückweg nach längerem Spaziergang ersuchen wir den Lenker
- eines langsam fahrenden Lastwagens uns zu
- Erziehungszwecken das Aufsitzen zu gestatten und nehmen rechts hinten
- Platz. Es kommt hierbei nur darauf an, daß der Hund den
- Herrn sieht und hört, sich an die für ihn verwunderliche
- Tatsache gewöhnt, daß er nicht dicht herangehen kann. Bellen
- und Anspringen, was bei langsamer Fahrt und vorausgegangener
- ausgiebiger Bewegung ohnehin selten, wird nicht geduldet,
- mit „Pfui” oder Drohung mit Gerte verwiesen.
- Hilft das nichts, so springt man ab, legt ihn an lange Leine
- und steigt rückwärts auf. Erst nach mehrmaligem Üben, nachdem
- rollende Räder und Pferd dem Hund nichts mehr unheimlich
- Fremdes, wird ein etwas flotterer Wagen bestiegen. Junge Hunde
- läßt man zum Ausritt nicht begleiten, außer man hat selbst
- Stall und Pferd, und der Hund ist durch öfteres Mitnehmen
- und vorherigen Aufenthalt im Stall mit dem Pferd vertraut,
- meidet die Nähe der Hufe, springt das sich bewegende Pferd
- nicht mehr an. Und auch dann ist es nützlich, vorher beim
- Ausführen des Pferdes den Hund einige Male mitgehen zu
- lassen. Der vorher an das Rad gewöhnte wird sich auch da
- sofort anpassen und dem Reiter folgen.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo06.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <!-- Foto 6 - Seite 49 -->
- <h3 id="16"><a>16. Kapitel.</a><br/>
- <b>Apportieren und Verlorensuchen.</b></h3>
-
- <p>Selbst wenn der Junghund nach den Anweisungen des
- Kapitel 12 schon „spielend gelernt”, — das Wort ist sehr
- bezeichnend und hat tiefen Sinn — hat, muß man ihm doch
- noch eine vollständige systematische Dressuranleitung zum
- <em>korrekten</em> Apportieren geben. Manche Rassen sind auch
- weniger arbeitswillig und zum Spiel nicht aufgelegt. Solchen
- mit ausgeprägten Sonderanlagen (z. B. Teckel, Windhund)
- ist es überhaupt möglich das Apportieren vor vollendetem
- 8.-10. Monat beizubringen, später ist es nahezu ausgeschlossen
- oder doch sehr langwierig. Zum Üben wird jetzt nicht Ball
- und Kugel, nur das Apportierholz verwendet. Raum dazu:
- ein ruhiges Zimmer ohne Ablenkungen, keine Zuschauer.
- Damit das Greifstück lieber gefaßt wird und die Zähne nicht
- verletzt, umnagelt man es mit einem Lederstreifen. Das
- Apportieren setzt sich aus 5 Handlungen zusammen (setz dich,
- faß, apport, setz dich, aus). Man ruft „herein” hängt die
- längere Leine (nicht die kurze Führleine) an das Halsband
- ohne das Tier durch Lebhaftigkeit zu erregen. Fiebert es
- vor Erregung hinaus zu kommen, so macht man mit ihm
- „am Fuß” einige Gänge; Kommando: „Setz dich”! Der Hund
- soll in Erwartung sein, aber nicht in Erregung, wenn es
- etwa die Zeit zum gewohnten Spaziergang wäre oder Gebell
- andrer Hunde, Lärm, Geräusche ihn ablenken. Ist das der
- Fall, so verschiebt man die Lektion, begnügt sich mit der
- Übung „leg dich”! Eine erfolgreiche Übung zu richtigem
- Zeitpunkt ist mehr wert als ein Dutzend erfolgloser. Sitzt der
- Hund in ruhiger Erwartung, so holt man das Apportierholz
- herbei öffnet ihm den Fang (Schnauze) mit leichtem Zwang,
- legt das Holz hinein, hebt leicht, den Kopf durch Druck von
- unten und spricht deutlich „Faß”, ihn scharf im Auge
- behaltend. Hält der Hund, so zieht man die Hand langsam
- <!-- Seite 50 -->
- zurück unter Mahnung „Faß”! Nach wenigen Augenblicken
- nimmt man ihm das Holz mit der linken Hand ab, die rechte
- drückt leicht den Kopf nieder und hilft nach mit Kommando
- „<em>Gib aus</em>”! Man belobt, aber belohnt noch nicht. Nach
- einem kurzen Gang „am Fuß” erneutes Setzen und Wiederholung.
- Inzwischen Pause mit Ablegen. „Herein, setz dich”.
- Hält der Hund ohne Unterstützung, läßt sich das Holz willig
- in den Fang ohne Nachhilfe legen, so hält man es dicht vor
- die Schnauze: „Faß apport” ihm leicht entgegenkommend.
- Hat er das erstemal von selbst gefaßt, so wird er nach
- „aus” belohnt und die Lektion mit einem Rundgang „am
- Fuß” abgebrochen, aber nicht durch Spaziergang abgelöst,
- weil der Hund sonst während des Unterrichts nur an diesen
- denkt. Am besten erfolgen solche Stunden an langweiligen
- Regentagen, am stillen Sonntag Nachmittag. Es gehört
- dazu viel Nachsicht, Geduld und Zufriedenheit mit kleinem
- Fortschritt. Der Hund darf angesichts und während der Übung
- mit dem Apportierholz nie gestraft werden, damit er nicht
- ängstlich oder unlustig wird. Eher kann man das „Setz dich”
- vorher etwas scharf fordern, „leg dich” üben, aber dann das
- Holz noch nicht zeigen und erst bei erneutem Setzen ihm
- einlegen. Solange nicht das „Faß Apport” ohne Beihilfe klappt,
- schreitet man nicht weiter. Nimmt er das dicht vorgehaltene
- sogleich auf Befehl, so wird es das nächste Mal etwas weg
- und tiefer gehalten, nach alsbaldigem „gib aus” belohnt
- und abgebrochen. Eine kurze Lektion zur Zufriedenheit bringt
- mehr Erfolg als stundenlanges Wiederholen. Die nächste
- Übung ist Vergrößerung der Entfernung bis der Hund von
- selbst nimmt, sei es, daß wir das Holz bei kleineren Rassen
- auf den Boden, bei größten dicht vor seinen Augen auf
- bereitstehendem Holzschemel legen. Bei arbeitswilligen Hunden,
- die schon vorher spielend lernten, geht das alles in einer
- Lektion (mit einigen Pausen), bei andren kostet es 6—12 Tage.
- Ist ein Hund besonders hartnäckig und will sich das Holz
- absolut nicht einlegen lassen, so hilft oft ein Gewaltmittel.
- <!-- Seite 51 -->
- Man nimmt ein ähnlich dickes Stück Rundholz, legt es ihm
- weit rückwärts in den Fang und bindet es durch mehrfaches
- Umschlingen im Nacken fest, doch ohne zu scharf abzuschnüren.
- Mit dieser Befestigung macht man mit ihm einen mehrstündigen
- Spaziergang, wodurch oft der Widerstand für immer gebrochen
- ist. Dabei ist Kontrolle und viel Gehen am Fuß nötig. Die
- Schnur im Nacken wird zur Sicherheit noch an das Halsband
- befestigt. Mit derselben Verschnürung haben wir hartnäckige
- Raufer und Katzenwürger besser als mit Maulkorb kuriert.
- Nimmt der Schüler das Holz vom Boden auf, so
- darf es nunmehr fortgerollt oder geworfen werden, doch soll
- der Hund <em>erst auf Befehl</em> „Faß apport” zuspringen.
- Dieses abwarten zu lernen, ist die Ursache, weshalb auch
- Hunde, die schon Ball, Kugel usw. bringen, die systematische
- Übung mit Sitzen vor Kommando, und mit sofortigem
- Abliefern mit Hinsetzen durchmachen müssen. Erst nach ganz
- exakter Ausführung darf das Apportieren im freien Gelände
- mittels mitgenommenen Gegenstands, nie mit aufgehobenem
- Stein oder Ast geübt werden. Schütteln, Beißen, Spielen,
- Herumziehen ist streng zu rügen und durch kurze scharf
- betonte Übung im geschlossenen ruhigen Raum (Zimmer, Hof)
- zu korrigieren. Nur ganz allmählich wird in langsamer
- Steigerung der bisherige Gegenstand durch beliebige andre,
- die anfangs die Witterung des Herrn tragen sollen, ersetzt.
- Niemand als der Herr darf mit ihm üben. Schwierige Aufgaben,
- z. B. Bringen von Metall (Schlüssel), das Hunde ungern
- mit den Zähnen berühren, werden belohnt, um die
- Äpportierfreude zu stärken. Dem „Faß apport” (Ergreifen
- und Bringen des Sichtbaren) folgt das „Such apport”, womit
- der Hund die erste Anleitung zum Verstehen von „Suchen”
- erhält. Der verwitterte (riechende) Gegenstand wird vor seinen
- Augen ins Gras, Klee, Heidekraut oder dergleichen geworfen,
- so daß der Hund zwar das Werfen, also die Richtung, nicht
- aber den eingefallenen Gegenstand liegen sieht. Diesen muß
- er durch Absuchen mit Auge oder Nase finden. Ist die Kugel
- <!-- Seite 52 -->
- in ein grünes Tuchstück, das man mit einigen Tropfen
- Anisöl parfümiert hat, gewickelt und erhält er diese vor dem
- Werfen vorgehalten, so kommt der Hund rasch von selbst
- darauf, die Nase zu benützen. Meist genügt es und ist auch
- für spätere Nutzanwendung klüger, nur das Tuchstück einige
- Stunden in der Tasche oder auf bloßer Haut getragen zu
- haben. Beim Werfen im Winter im Schneefeld benützt man
- ein helles Leinenstück. Weiß der Hund genau, was „Such
- apport” bedeutet, so versteckt man im Zimmer die umwickelte
- Kugel, läßt den Hund erst setzen und animiert mit „Such
- verloren”. Der gefundene Gegenstand ist immer, auch im
- Zimmer unter Hinsetzen vor den Herrn abzuliefern. Mit der
- Hand gibt man die Richtung an, damit der Hund lernt, diese
- als Hilfsmittel zu betrachten. Erste Nutzanwendung: während
- Gehen „am Fuß” lassen wir die umwickelte Kugel fallen,
- nach zehn Schritten: Kehrt. „Setz dich”, der Hund weiß,
- daß es etwas zum Apportieren gibt. Wir deuten von ihm
- weg, dicht am Boden entlang nach mit der Hand rückwärts:
- „Such verloren”. Versteht er nicht, so gehen wir langsam
- mit ihm zurück und verkürzen das nächste Mal den Abstand
- auf 5 Schritte. Das Deuten am Boden lehrt ihn, daß er
- auf Rückspur suchen soll. Nach einer Reihe von Übungen
- begreift der Hund unter Benützung und Beobachtung der
- Winke mit Hand oder Arm ganz von selbst, ob er auf der
- Fährte oder frei suchen soll. Durch Lob und freundliche
- Behandlung wird das Apportieren und Suchen bei den meisten
- Hunden zur Leidenschaft; es darf sich nur niemals mit den
- Übungen der Begriff von schroffer Behandlung oder Strafen
- verbinden. Auch darf man den Hund nie durch allzuhäufige
- Wiederholung am gleichen Platz genau derselben Übung
- langweilen oder ermüden. Abschluß immer Lob und Zufriedenheit.
- Weitergehende Dressur der Spurenarbeit mit Gehilfen ist
- Sache der sogenannten Polizeihunddressur aus
- Sozialdressurbüchern.</p>
-
-
- <!-- Seite 53 -->
- <h3 id="17"><a>17. Kapitel.</a><br/>
- <b>Kleine Kunststücke.</b></h3>
-
- <p>Unter teilweiser Ausnützung des schon vorher Gelernten
- und der bei spielender Dressur (Kap. 12) festgestellten
- Anlage lassen sich viele sogenannte Kunststücke beibringen, die
- man aus der Lust des Hundes am Springen, Apportieren,
- Verbindung von beiden, ableitet. Wer mit seinem Hund
- verblüffen will, daß dieser scheinbar rechnen oder lesen kann,
- der muß ihn nur mit leisesten Winken, kaum merklicher
- Bewegung der Lippen, Zucken der Schulter dirigieren. Dazu
- sind nur Hunde brauchbar, die mit Spannung dem Herrn
- ins Gesicht sehen, die Kommandos dort mehr ablesen als
- hören. Wer seinen Schüler an laute Befehle, von lebhaften
- Körperbewegungen begleitet, gewöhnt hat, darf nicht erwarten,
- daß er auf ein leises, mit geschlossenen Lippen hervorgebrachtes
- „Ss” reagiert. Oder ein Zucken von Schulter, ein Bewegen
- der Zehen, die im Stiefel ein Knarren oder Biegung des
- Leders verursachen, beachtet. Auf solchen, von den
- Mitmenschen nicht bemerkten Zeichen beruht das Lesenkönnen der
- Hunde oder ihre Fähigkeit, schwierigste Rechenaufgaben zu
- lösen. Noch nie hat ein denkender Hund oder Pferd in
- Abwesenheit des Herrn eine Frage beantwortet. Doch es ist
- sicherlich schon ein Beweis außerordentlicher Arbeitsfreude,
- wenn ein Hund immer wieder Buchstaben oder Zahlen klopft,
- scharrt, Buchstabenblätter herbeibringt. Man möge sich also
- trösten, wenn der eigne Hund nur mechanisch Gelerntes von
- sich gibt; selbst die gelehrtesten Hunde arbeiten nicht anders. —
- Hunde, die lebhaft sind und bewegungsfreudig, lernen sehr
- leicht springen, wenn man z. B. an langen Regentagen sie
- nicht hinausführen kann. Zwischen eine Tür stellt man ein
- Brett (Kistendeckel) in Länge der Türöffnung und in 3/4 Höhe
- des Hundes), befiehlt „setz dich” etwa 1—2 m von dieser
- entfernt, übersteigt selber lebhaft das Brett mit dem Ruf
- <!-- Seite 54 -->
- „Komm hopp”. Und ebenso zurück. Wiederholt es mehrmals,
- später auch ohne vorher setzen zu lassen. Sodann wirft
- man den Ball oder Apportierholz und befiehlt: „Hopp, apport”,
- bis der Hund freudig auf Kommando das Brett überspringt.
- Das nächste Mal wird das Brett durch vier zusammengestellte
- Leisten in folgender Form zwischen der Türöffnung ▭
- ersetzt, die nicht höher sein dürfen als er, weil sonst der Hund
- darunter durchschlüpft. Springt er freudig, so wird die
- Lattenumrahmung einerseits frei an eine Wand gedrückt, die andre
- Seite begrenzt man selbst und kommandiert „Hopp”. Endlich
- stellt man nur noch die obere Latte allein an verschiedenen
- Stellen gelegentlich auch allmählich erhöhend wieder zwischen
- die Türöffnung, bis der Hund freudig die wohlbekannte
- Sprungplatte übersetzt. Dann wird diese durch ausgestreckten
- Arm oder Spazierstock ersetzt. Über der eingeklemmten Latte
- zwischen der Tür wird ein Reifen, aus Spanischrohr gebogen
- und anfangs durch Umwicklung mit Packpapier vergrößert,
- gehalten, bis der Hund durch den dünnen, etwas verengten
- Reif über die Latte zugleich setzt und schließlich durch den
- Reifen allerorten. Dann wird er gradso durch einen Bogen
- springen, den man mit beiden Armen, anfangs noch über der
- Türlatte, bildet. Alle Steigerungen erst, wenn das Kommando
- „hopp” über das Brett sofort verstanden und willig
- ausgeführt wird. Mit Lob, freundlichem Abklopfen nicht zu
- sparen, als Abschluß eine kleine Belohnung. Alle kurzrückigen
- Rassen (Terrier, Pudel, Pinscher, französische Bulldoggen,
- Dobermann) sind sprungwillig, weniger die längeren,
- auf kürzeren Läufen, oder die Trabläufer (Schäferhund,
- Rottweiler), die es aber aus Galopplauf im Freien über eine
- Wandung zwischen Gartentür ebenso rasch begreifen. Auch
- hier kann man Apportierlust dazu benutzen, namentlich wenn
- der Sprung aus Garten oder Hof zum Spaziergang ins
- Freie führt. — Hat der kleine Hund durch öfteres Zuwerfen
- kleiner Brocken, anfangs aus der Nähe, das Auffangen unter
- „Nimm” begriffen, so muß er auch lernen, zu warten bis er
- <!-- Seite 55 -->
- die Erlaubnis erhält. Man hängt die Leine an das Halsband,
- was dem Hund immer das Bewußtsein gibt, doppelt
- an den Herrn zum Folgen gebunden zu sein, und läßt „setzen”,
- hält den Kopf unter Mahnung zur Ruhe, wagrecht, legt
- leise ein Stück Zucker auf die Nase und läßt langsam den
- Kopf los. Auch ohne Mahnung pflegt der ungewohnte Anblick
- die Augen zu bannen, unter „st” entfernt man sich und
- fixiert scharf. Tritt herzu, ein leichter Schlag von unten an
- den Unterkiefer wirft das Zuckerstück in die Luft „Nimm”
- gibt die Erlaubnis danach zu schnappen; fällt es zur Erde,
- so wirft man es nochmals in die Höhe mit „Nimm”. Am
- nächsten Tag wird die Übung wiederholt, später ohne Leine
- aber immer mit vorherigem Kommando: „Setz dich.” —
- Das vorgehaltene Stück Zucker dient auch als Lockmittel
- zum Durchschlüpfen zwischen die Füße im Gehen. Man
- stellt sich mit vorgestelltem Fuß vor den Hund, lockt mit der
- linken Hand den rechts sitzenden Hund. Ist er durchgeschlüpft,
- so wird das andre Bein vorgestellt und der Zucker in die
- rechte Hand genommen, bis man 3 oder 4 Schritte gemacht
- hat. Hierauf erhält er das verdiente Stück, das immer zum
- Schluß gegeben wird, auch wenn man nicht mehr nötig hat,
- es zum Locken vorzuhalten und der Hund auf Befehl „hier
- durch” in Erwartung der späteren Belohnung von selbst
- kommt und bei jedem Schritt zwischen den Beinen durchläuft.
- Manche Hunde niesen aus Verlegenheit, wenn man sie fixiert.
- Man fragt dazu: „Wie niest der Hund”? und belohnt. Andre
- Hunde reagieren auf Quietschball (Gummiball, der zusammengedrückt,
- fiebt) prompt durch kurzes Bellen. Man wiederholt
- dicht vor ihnen das Geräusch 3—4 mal, belohnt jedesmal,
- namentlich wenn der Hund öfter antwortet. Dann wird der
- Ball in der Hand verborgen, ganz leicht gedrückt, der sitzende
- Hund erwartungsvoll angesehen. Auf Antwort darf mit
- Belohnung nicht gespart werden. Ist man sicher, daß der Hund
- 5—6 mal unbedingt anschlägt, so kann man ihn als Rechenkünstler
- vorführen und fragen: „Setz dich”, wieviel ist 4 mal
- <!-- Seite 56 -->
- 8 weniger 29. Darauf dreimaliges Drücken auf den
- verborgenen Ball, wobei die Zuschauer, „um den Hund nicht zu
- verwirren” etwa 10 Schritt weit entfernt gehalten werden,
- so daß sie unmöglich das leise Geräusch des Balls in der
- Brusttasche durch den angepreßten Arm oder in der
- Hosentasche vernehmen können.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo07.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <p>Alles das sind scheinbar überflüssige Spielereien ohne
- praktischen Wert. In Wahrheit ist <em>alles</em> nützlich, was der
- Hund lernt. Aus einem ergibt sich das andre. Noch
- bedeutungsvoller ist das Lehren für den Besitzer; er erlernt
- dabei den Hund behandeln und zu ermessen, wie weit ein
- Hund auf Erinnerung und Reize reagiert. Das Einvernehmen
- zwischen Mensch und Tier wächst; der Hund wird mit jedem
- neuen Begreifen leichter erfassen und fester behalten. Bis er
- Stimme, Ton, jede Regung versteht, worüber man oft irrig
- sagt: er versteht jedes Wort. Alle hohe Dressur ist Willigkeit
- zur Beachtung von Zeichen. Damit Belohnungen (ein Stückchen
- Kakes, Zucker) auch als solche empfunden werden, darf der
- Hund nicht überfüttert sein, auch außer den regelmäßigen
- Mahlzeiten in seiner Schüssel von niemand je Leckerbissen
- zugesteckt erhalten. Eher etwas knapp an einem Schultag
- (Regentag): ein voller Bauch studiert nicht gern.</p>
-
-
- <h3 id="18"><a>18. Kapitel.</a><br/>
- <b>Wasserarbeit und Schwimmen.</b></h3>
-
- <p>Die meisten Hunde gehen gern von selbst bei Hitze ins
- Wasser, wenn sie nicht unvernünftig behandelt, d. h.
- hineingeworfen oder an einer plötzlich abschüssigen Stelle
- den Grund verlieren und erschrecken. Ehe man den mindestens
- 6—8 Monate alten Hund ans Wasser führen will, sucht man sich
- schon in Gedanken eine flache Uferstelle aus, an der man sich
- nach Spaziergang an heißen Sommertagen lagert. Dann läßt
- man ihn gewähren und selbst Bekanntschaft mit dem nassen
- <!-- Foto 7 - Seite 57 -->
- Element suchen. Jeder Zwang ist von Übel, Beispiel älterer
- Hund nützlich, aber nicht unerläßlich. Hat er sich ins Wasser
- gestellt und macht darin Gehversuche, so wirft man ein rundes
- Holzstück das mit langer dünner Schnur zum Herausholen
- zur Sicherheit versehen ist, wenige Meter von ihm noch ins
- flache Wasser: „Apport”. Sobald er herauskommt, schnell
- das Kommando „Setz dich, gib aus”!, ehe er sich noch schütteln
- kann. Wasserabschütteln vor Ablieferung des Apportgegenstands
- ist ein Dressurfehler, weil dabei meist der Gegenstand
- fallen gelassen wird und liegen bleibt oder, falls Ente des
- Jägers, entweicht. Was auch der Schüler ausführt, muß
- exakt sein. Hat man das Holz abgenommen, so mag er
- erst etwas herumspringen, ehe man aufs neue wirft. Nicht
- ermüden, und mit Lob abschließen, sodann flotter Heimweg
- namentlich später bei kühlerem Wetter. Einige Tage später
- versucht man es in tiefem Wasser; scheut er es, so geht man
- ohne Tadel nach Hause, versucht es nochmals. Das Versagen
- ist kein Unglück an sich, aber es gibt ein nie versagendes
- Mittel jeden Hund zum Schwimmen zu bringen. Dazu
- brauchen wir einen lebenden Gehilfen oder einen kurzen Pfahl,
- 1 m lang, unten spitz zum Einschlagen; oben (etwas unter
- Rand) wird eine Ringschraube eingedreht. Ort ein Bach, der
- zum Durchwaten für den Hund zu tief aber nicht reißend ist,
- Nähe einer Brücke. Auf dem einen flachen Ufer schlagen wir
- mit kräftigem Stein den Pfahl in den Boden, so daß er etwa
- <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> m noch herausragt, ziehen durch die Ringschraube eine
- lange kräftige Leine, werfen die beiden Enden auf das andre
- Ufer, zum sicheren Wurf mit angebundenem starken Holzstück.
- Sodann begeben wir uns mit dem Schüler über die Brücke
- zu der dem Pfahl gegenüber liegenden flachen Stelle. Das
- eine Ende wird an das genügend eng gestellte, aber nicht
- würgende Halsband befestigt, das andre nehmen wir in die
- rechte Hand. Mit der linken führen wir dicht an das Wasser
- und ziehen nun mit der rechten Hand langsam aber fest die
- durch die jenseitige Ringschraube laufende Schnur. „Voraus,
- <!-- Seite 58 -->
- so ist's brav.” Der Hund fühlt sich geführt an der Hand
- des Herrn, wenn er auch im Wasser den Boden unter den
- Füßen verliert, zieht ihn die Leine, daß er nicht versinkt,
- noch unsicher wird oder Zeit hat zum Paddeln oder Wasser
- treten. Kurz vor dem Ufer, noch ehe er herausspringen kann,
- erfolgt das Kommando „herein, hierher”! und das andre Ende
- der Leine, das bisher nur nachgab, zieht zurück. Man kann
- denselben Effekt mit einem Gehilfen erreichen, der den Hund
- am Halsband hält, während man die lange Leine ans andre
- Ufer wirft, über die Brücke geht und nun selbst den Hund
- an dieser zu sich unter Anruf hinüberzieht. Dort wird er gelobt.
- Besser ist es aber, das ganz allein in aller Stille ohne
- Zuschauer und Teilnehmer abzumachen. Man wird erstaunt sein,
- wie rasch jeder Hund begreift, daß das Wasser gar nichts
- gefährliches ist, und daß er an der führenden Hand des Herrn
- immer in Sicherheit ist. Dieses Hilfsmittel muß in vollster
- Ruhe und Bedächtigkeit benützt werden, überzeugt, daß es
- hilft und daß der Hund ohne jede Aufregung sich leiten lassen
- wird, als ob man schon 10 Hunde auf diese Weise von der
- Harmlosigkeit des Wassers überzeugt hätte. Am besten setzt
- man sich einige Minuten vor dem Anlegen an die hinübergeworfene
- Leine ans Ufer und raucht eine Zigarette, was
- auch zum Vertreiben von Mücken nützlich ist. Jede Unruhe,
- Nervosität oder Unsicherheit des Herrn überträgt sich auf den
- Hund, den wir auch nie über Trauer oder Niedergeschlagenheit
- täuschen können, wie unsre Angehörigen, die wir aus
- Rücksicht leicht mit Worten zu beruhigen vermögen.</p>
-
- <p>Zu Schwimmkünstlern und Tauchern kann man nur
- solche Rassen machen, die ererbte Wasserpassion infolge
- Lebensweise der Vorfahren (Neufundländer) oder Abstammung
- von Arbeitsschlägen (Pudel, Spaniel. Airedaleterriers, die
- Otterhundblut führen) besitzen. Öfter führt auch häufige
- Gelegenheit durch Nähe von Teichen, Flüssen, Meeres- oder
- Seeufer, harte Schläge, wie rauhhaarige Terriers und Pincher
- dazu. Vorbedingung zum Tauchen ist sehr klares, ruhiges
- <!-- Seite 59 -->
- Wasser und freudiges Apportieren, wozu man Holzstücke durch
- Beschweren zum Untersinken präpariert, aber nie Steine,
- benützt. Will man den schwarzen Schnürenpudel in voller
- Schönheit und Farbe erhalten, so darf er nach dem Baden
- wie Schwimmen nicht lebhaften Sonnenstrahlen ausgesetzt
- werden; man wählt dazu die warmen Sommerabende. Auch
- lasse man sich nicht verleiten, an kühlen windigen Abenden
- Hunde ins Wasser zu schicken, besonders nicht kurz behaarte.
- Zum mindesten nehme man ein altes Handtuch mit und
- frottiere kräftig dem Haarstrich entlang. Ältere Jagdhunde,
- die viel zur Entenjagd benützt werden, zeigen durch
- Nierenleiden und Rheumatismus, wohin solche Zumutungen führen.
- Hat der passionierte Hund gegen Willen des Herrn ein eisiges
- Bad genommen, so begibt man sich im Eilschritt zur nächsten
- Behausung und scheue sich nicht, dort Wärmeschutz vor Ofen
- oder, nach Trockenreibung mit Heu oder Stroh, im Stall zu
- erbitten. Es wird selten gemütlose Menschen geben, die einem
- Tier Mitgefühl versagen, was zudem nichts kostet. Lieber
- eine halbe Stunde Aufenthalt, als ein krankes Tier, für das
- der Herr verantwortlich ist.</p>
-
-
- <h3 id="19"><a>19. Kapitel.</a><br/>
- <b>Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn.</b></h3>
-
- <p>Wenn manche Hunde auf Schuß ausreißen, und sogar
- schußscheue Jagdhunde vorkommen, so ist nervöse Veranlagung,
- der nicht rechtzeitig entgegengetreten wurde, sowie ein
- erstmals in nächster Nähe abgegebener Schuß schuld. Der Jäger
- schießt vom Hund weg auf ein Ziel, der Jagdhund muß auf
- Schuß sich legen und Befehl abwarten. Der Schuß gegen
- Herrn des Schutzhundes kommt in der Richtung auf
- diesen. Also ist hier die Gewöhnung eine andere. Der
- Abfeuernde soll nie der Herr sein, sondern immer ein Zweiter,
- <!-- Seite 60 -->
- ein Feind. — Der Gehilfe erhält einen Revolver, geladen
- mit Platzpatrone-(ohne Kugel, anfangs wenig Pulver); er
- hat sich im freien Gelände, etwa 100 m weit aufzustellen
- und zunächst nur durch lebhafte Bewegung und rüden Anruf
- auf sich aufmerksam zu machen. Der Hund steht angeleint
- links vom Herrn. Der erste Schuß fällt, Kommando: „Gib
- Laut!”. Man lobt, hält den Hund zurück. Der Gehilfe
- nähert sich auf Wink, gibt weiteren Schuß ab. Je lebhafter
- der Hund bellt, desto weniger hört er die Schüsse, deren
- letzter auf höchstens 6 m Nähe erfolgen darf. Jetzt rückt
- man mit dem Hund vor, worauf der Gehilfe sofort zurückweicht.
- Hier wie bei allen Mannübungen muß der Hund
- immer den Eindruck haben, daß er der Sieger sei, der mit
- drohendem Bellen den Feind in die Flucht schlägt. Aber
- <em>nie</em> darf Manndressur und Angriff mit einem Hund geübt
- werden, der nicht eine volle systematische Dressur hinter sich
- hat und <em>fest im Appell ist</em>. Bei scharf veranlagten, kräftigen
- Rassen könnten Mißverständnisse von Schuß, Bewegung,
- Verwechslung des Gehilfen oder dgl. zu verhängnisvollen
- Folgen führen. Man muß immer wissen, wo man nur
- anleiten und mehr den Zurückruf üben muß, und wo man den
- etwas schüchternen Hund zum Draufgänger steigern kann.
- Also Vorsicht bei Schäferhunden, Rottweiler, Dobermannpinscher,
- Doggen, Bulldoggen; bei diesen wird nicht scharf gehetzt,
- sondern nur die Richtung angegeben und Gehorsam
- geübt. Den regungslos stehenden Menschen (oder Gehilfen)
- hat der Hund nur zu verbellen, nie anzugreifen. Das
- Bewachen erfolgt in liegender Stellung, Kopf in Richtung des
- Feindes. Reagiert der Schutzhund auf den „Verbrecher”
- nicht, so wird er wie folgt immer scharf zu machen sein.
- Der Hund steht an kurzer Leine an linker Seite des Herrn;
- der Gehilfe in auffälliger Kleidung (umgedrehter Joppe) nähert
- sich mit einem größeren Ast, ärgert damit mit krächzenden
- Tönen den Hund. Entweicht sofort, wenn dieser auf Kommando
- bellt, begibt sich auf erhöhte Stelle (Mauer, auf Baum mittels
- <!-- Seite 61 -->
- angelegter kurzer Leiter), so daß ihn der Hund keinesfalls
- erreichen kann. Von obenher reizt er den Hund mit dem Ast;
- gibt dieser lebhaft Laut, so kommt der Herr hinzu, lobt ihn
- und führt ihn weg an der Leine, doch nur wenige Schritte,
- worauf der Hund frei „an Fuß” als Gehorsamsübung zu
- folgen hat. Systematische Dressur zum Fassen des Gehilfen
- („Verbrechers”) erfordern Hetzgewand, Schutzärmel, Dressurplatz
- und sollte von Laien nur unter Anleitung erfahrener Dressurleiter
- im Polizeihundverein, Schäferhundverein erfolgen.
- Vieles Üben und Beißenlassen wird besser vermieden; man
- erzieht damit bißwütige Hunde. Ist ein Hund nicht scheu,
- hat er nur einige Male den flüchtenden Gehilfen verfolgt, so
- weiß er im Ernstfall von selbst von seinen Zähnen Gebrauch
- zu machen. Allerdings soll der Schutzhund auch nicht
- ausreißen, wenn ihm jemand mit Ast oder Stock droht, und das
- ist nur damit zu erreichen, daß man einen Gehilfen gegen
- den angeleinten, dicht beim Herrn stehenden, bellenden Hund
- vorgehen läßt. Zieht er sich scheu zurück, so wächst dem
- Hund sofort der Mut, er geht vor und weicht auch nicht
- zurück, wenn absichtlich ungeschickte Schläge zunächst nur auf
- den Boden klatschen. Erst wenn der Hund wütend bellt,
- darf ihn ein Schlag mit Ast berühren, wird aber dann nicht
- schaden, sondern den Hund nur angriffsmutiger machen.
- Immer muß der Herr dabei stehen, animieren, aber doch den
- Hund so kurz halten, daß eine Verletzung des Gehilfen
- ausgeschlossen ist. Plötzlich steht dieser ganz still, dann wird
- auch der Hund mit kurzem Kommando „ab ! Leg dich”, zur
- Ruhe verwiesen. Den gegebenen Schutzhund liefert die Züchtung,
- erzieht die Liebe zum Herrn. Nicht die Hetzarbeit, die
- oft verdirbt und fast nur für Hundebesitzer in einer
- gefährdeten Berufsstellung angezeigt ist. Hunde an die Kette
- der Hütte anzulegen und necken zu lassen, veranlaßt sie zwar
- bei jedem geringfügigen Anlaß zu bellen, zu schnappen und
- sich wie toll zu gebärden, macht also einen drohenden
- Kettenhund, aber niemals einen zuverlässigen Schützer. Von der
- <!-- Seite 62 -->
- Kette und dem örtlichen Rückhalt wie Hütte gelöst, sind
- solche Hunde meist feige, schnappen höchstens aus Angst für
- sich selbst von rückwärts zu. Der richtiglernende Beschützer
- kann nur durch den fingierten Angriff gegen ihn, wenn er
- dicht beim Herrn steht, oder gegen den Herrn selbst im Dunkeln
- zum Begreifen des Schützens gebracht werden. Auch der
- tobende „Verbrecher” hinter einer Holzwand, der den Hund
- reizt, führt nicht auf das Ziel <em>Schutz,</em> sondern zur
- <em>Rauflust,</em> die dann erst wieder gebändigt und in
- gesunde Richtung gestellt werden muß.</p>
-
-
- <h3 id="20"><a>20. Kapitel.</a><br/>
- <b>Korrektur verdorbener Hunde.</b></h3>
-
- <p>Ein Erzieher und Dresseur, der selbst erst einen Hund
- verdorben hat, eignet sich auch nicht zur Berichtigung, die
- noch weit höhere Anforderungen an Konsequenz, Geduld,
- Ruhe, Eingehen auf den Charakter fordert. Unbedingt
- hoffnungslos ist kein jüngerer Hund, den man aus fremder Hand
- mit Fehlern mangelhafter Dressur, hand- oder schußscheu, zum
- Entweichen geneigt erhält. Die Hauptbedingung ist, daß der
- Hund und neue Herr sich innig aneinander anschließen, sehr
- viel beisammen sind, daß der auf Straße etwa unbändige,
- Wagen nachprellende, rauflustige, Geflügel hetzende Hund
- möglichst wenig Gelegenheit zu Übeltaten findet, solange er
- nicht eine vollständige neue systematische Dressur (Kapitel 13
- bis 17) durchgemacht hat, als ob er noch nie etwas gelernt
- hätte. Und von allen Übungen reichliche Wiederholungen
- unter peinlichster Beachtung des vorgeschriebenen Anlegens
- und dazu „Setz dich”. Vor Beginn des Kursus muss man
- einige Tage der Woche weiten Spaziergängen oder Radtouren
- in allerlei Gegenden vor der Stadt opfern. In den Straßen
- aber an kurze Leine links „am Fuß”. Niemand füttert als
- der Herr, in dessen Schlafzimmer (oder nebenan bei offener
- Tür das Schlaflager („Platz”) sich befindet. Fremden Hunden,
- <!-- Seite 63 -->
- Wagen, Autos, allem, was der Hund scheut oder ihn reizt,
- weicht man nicht aus, sondern führt den Hund so dicht als
- möglich vorbei. Hier wie bei allen sonstigen Gelegenheiten
- wird viel mit ihm gesprochen. Je mehr der Hund lernt
- (Kapitel 17) und man übt, desto besser. Er muß seine ganze
- <em>Vergangenheit vergessen,</em> viel Bewegung haben und
- Abends müde sein. Der neue Besitzer soll womöglich den
- früheren Herrn (aber nicht in Gegenwart des Hundes) persönlich
- kennenlernen und dessen Wesen studieren, damit er in
- allen Kundgaben zum Hund sich auf das <em>Gegenteil</em> einstelle.
- Spricht jener laut, rasch, lebhaft, so übertreibe er im Verkehr
- mit dem Hund das Gegenteil. Dieser muß sich immer beobachtet
- wissen und mit dem Herrn verbunden fühlen. Ehe
- Befehle erfolgen, muß sich der Hund setzen, den Herrn
- anblicken lernen, das Kommando abwarten und ablesen. Hat
- man aber dazu nicht Zeit, so fange man besser den Versuch
- gar nicht an, verschiebe den Erwerb auf die Ferien. Man
- glaube nicht, daß man mit Strafen einen verstockten Jungen
- oder Hund korrigieren könne; damit mag man ihn höchstens
- zurückhalten, solange er dicht unter den Augen in der Hand
- ist. Er muß ganz neu sich selbst erleben lernen und im
- Verhältnis zum Herrn eingestellt werden. Gehorsamsübungen
- können nicht oft genug (aber ohne Strafen) gemacht werden;
- rasch und prompt hat „Setz dich, leg dich, apport, Platz,
- herein, am Fuß” zu erfolgen. Dazu viel Arbeit,
- Sprungübungen, Kunststücke, Verlorensuchen, Apportieren aus Wasser,
- Gewöhnen an Schuß ohne Hetzarbeit, das Leben im Hause
- streng regelmäßig, nie allein ohne Aufsicht auf die Straße.
- Eine große Summe von gütigen Mühen; ehe man sich dieser
- unterzieht, wäge man, ob diese der betreffende Hund nach
- Rassenschönheit und Anlagen, die das Auge und der
- Gesichtsausdruck verrät, wert ist. Nach Charakter ist der verdorbene
- Hund ursprünglich oft mehr wert als der, an dem nicht leicht
- etwas zu verderben ist.</p>
-
-
- <!-- Seite 64 -->
- <h2 id="IV"><a>IV. Teil.</a><br/>
- Praktische Anleitung zur Hundehaltung.</h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <h3 id="21"><a>21. Kapitel.</a><br/>
- <b>Der Zwinger, die Hütte, das Lager.</b></h3>
-
- <p>Ein altes Wort sagt: „Einmal Hundefreund, immer
- Hundefreund.” Zu einem Dauerzustand für das Leben lohnt
- es auch ein Dauerheim zu schaffen, da aus dem Hundebesitzer,
- dem erfolgreichen Aussteller, sehr oft der Züchter
- wird, der die häufigen Bitten aus Freundeskreis nach einem
- Abkömmling seines Musterhundes erfüllen will. Bei einem
- Einfamilienhaus, sei es Stadtmiethaus oder Eigentum vor
- der Stadt, sollte der Zwinger nicht fehlen. Er erleichtert die
- Haltung, ermöglicht die Zucht, hilft Haus und Wohnung
- sauber halten, wenn der Hund nach Spaziergang bei Regen
- oder Schneeschlamm naß heimkommt und vor Einlaß in das
- Haus eine Stunde auf reichlichem Strohlager trocken und
- sauber geworden. Die läufige Hündin ist dort während der
- Zeit, in der jede zum Entweichen neigt, sicher bewahrt. Die
- Zuchthündin kann dort in Ruhe werfen und mit den Welpen
- bleiben, bis sie anfangen selbst zu fressen und weggegeben
- werden. Auch in einer Villa mit 2—3 Wohnungen erspart
- ein schlichter Zwinger viel Beschwerden wegen beschmutzter
- Treppenhäuser, und die im Verhältnis zu dem Luxus eines
- Hauses ganz geringfügigen Kosten für einen Hundezwinger
- werden reichlich ausgewogen. In manchen Großstädten verbieten
- die Besitzer die Haltung eines größeren Hundes; ein
- <!-- Seite 65 -->
- Zwinger würde diese Härte überflüssig machen. Die sehr
- hohe Zahl der Familienhunde in England, das Fehlen von
- Kreuzungen und wertlosen Straßenkötern geht sicher auf Konto
- der Zwinger beim englischen Familienhaus als bequeme Unterbringung
- und Bewahrungsmittel der Hündinnen vor Fehltritten.
- Der Zwinger lehnt sich am besten an eine geschützte
- Mauer in Nordost, er habe möglichst viel Sonne, der Boden
- muß unbedingt betoniert, undurchlässig, also waschbar sein,
- da er sonst nach kurzer Zeit verseucht und übel riecht. Auch
- würde auf durchlässigem, feuchtbleibendem Boden der Holzzwinger
- rasch unten verfaulen. Die Betonunterlage etwas
- höher als der Hof und leicht schräg geneigt von der Mauer
- weg, damit Regen schnell abläuft. Eine rechtwinklige Ecke
- des Hofes oder an Hausrückwand angefügt, macht nur zwei
- Gitterseiten nötig und gewährt mehr Wetterschutz, ist auch
- leichter stabil anzulegen. Das Gitter vorn mit Tür, aus
- Eisenstäben, die nur einmalige Ausgabe sind, die Enden nach
- Innen gebogen, was Überspringen oder Klettern verhindert.
- Drahtgeflecht rostet zu rasch und läßt sich dagegen nicht durch
- Anstreichen schützen. Für mittelkleine Rassen unter Stuhlsitzhöhe
- ist der Zwinger entbehrlich, höchstens für den Züchter
- solcher (z. B. Foxterriers) nötig. Also sei er gleich so groß
- angelegt, daß ein Mann mit gebücktem Kopf darin stehen
- kann. Eine geräumige Hütte aus Hartholz, mit heißem Leinöl
- getränkt und mit Ölfarbe gestrichen, genügt auch; das Holz
- innen und außen glatt behobelte, sogenannte Nut- und Federbretter,
- von außen mit Decklatten an den Fugen benagelt.
- Kein Satteldach, sondern ein glattes, schräges Dach mit Dachpappe
- benagelt zum Aufheben. Bei großer Kälte läßt sich
- leicht innen auf Leisten ein zweites Dach nur aus Brettstücken
- auflegen und damit die Höhe reduzieren. Ähnlich soll ein
- von unten wärmender Doppelboden nicht fehlen, der Zwischenraum
- mit Torfmull gefüllt. Dieser hält warm; saugt Feuchtigkeit
- geruchlos auf. Als Windschutz wird bei Kälte ein Sack
- vor den Einschlupf gehängt, den der Hund beim Einkriechen
- <!-- Seite 66 -->
- verschiebt. Der Zwinger sei eine vergrößerte Hütte mit Tür;
- in diese kommt das Einschlupfloch, durch ein herablaßbares
- Fallbrett verschließbar, wie an Hühnerhäusern üblich. Innen
- dient eine erhöhte Pritsche mit reichlich Stroh als behagliches
- Lager. Das Verbringen in Zwinger oder zur Hütte soll nie
- eine Strafe sein, wird auch nach Rückkehr von Spaziergang
- als solche nicht empfunden, zumal nach <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub>—1 Stunde die
- Erlösung zur Futterstunde schlägt. Gelegentlich wird auch
- das Futter in den Zwinger gebracht oder dient er als Nachtaufenthalt.
- Die tragende Hündin wird schon 14 Tage vor
- dem Wurftage an den Zwinger allmählich gewöhnt, indem
- sie dort ihre Mahlzeiten erhält. Die Gittertür ist nach Innen,
- die des Hauses nach Außen zum Öffnen. Gegen unbefugtes
- Füttern, Zustecken von Knochen schützt, wenn nötig, ein von
- außen an das Gitter mit Bindedraht befestigtes Geflecht.
- Da der Zwinger für den Familienhund niemals ständiger
- Aufenthaltsort sein soll, weil er dort verdummt und seinem
- Zweck als Gesellschafter und Wächter entzogen würde, ist kein
- kunstvoller Steinbau nötig. Dient der Zwinger als Wurfraum,
- so ist in diesem mit etwa 12 cm breiten, 20 mm
- starken Brettern ein Wurfplatz abzugrenzen, benutzt man dazu
- die Hütte, so wird mit ebensolchem Brettstück nach vorn zum
- Einschlupf abgegrenzt, damit die Welpen nicht herausfallen
- können und auch nicht zu nahe vorn am Eingang liegen.</p>
-
- <p><em>Ein Lager in der Wohnung</em> muß jeder Hund haben,
- besser noch ein solches im Zimmer und ein zweites im Vorhaus
- (Treppenhaus des Einfamilienhauses). Fehlt es, so
- suchen die Hunde, deren Bauchseite dürftig behaart, aus Wärmebedürfnis
- Polstermöbel auf. Alle Hunde, die auf blanker Erde
- oder Holzboden beständig liegen, bekommen häßliche,
- kahle Liegebeulen an den Ellenbogen. Für kleine Rassen genügt
- als Lager eine Kokosmatte. Für größere bewährt sich
- am besten eine Matratze, mit Seegras gefüllt, vom Tapezierer
- in Form solid durchgenäht, aus Gründen der
- Reinlichkeit mit abzuknöpfendem Überzug, die Ösen zum Knöpfen aus Leder
- <!-- Seite 67 -->
- unterhalb der Matratze zu befestigen, damit sie der Hund
- nicht aus Langeweile nachts annagt. Aus Verdoppelung
- (Zusammennähen) zweier Stücken eines ausgedienten Teppichs
- kann man auch für mittelgroße Rassen ein Lager stabil herstellen.
- In vielen Geschäften sind fertige Hundelager für
- kleinere Schläge erhältlich, die aus Eisenrahmen mit starkem
- Drellbezug bestehen; in diese gehört aber unbedingt eine genau
- dazu passende Kokosmatte. Körbe in flacher Form
- empfehlen sich nur für kleine Tiere; das darin liegende Kissen
- muß jeden Morgen sauber ausgeschüttelt werden. Für Hausflur
- oder Treppenhaus kann man mit 4 Eckpfosten, 4 Brettstücken
- von etwa 15 cm Breite und darunter Bodenbretter
- eine erhöhte Pritsche von etwa 30 cm Höhe, für mittlere
- Rassen (50x75 Bodenfläche) sehr leicht zusammennageln.
- Als Lager eine genau hineinpassende Matratze. Hütten im
- Haus oder Schlafkisten verhindern die Hautausdünstung und
- sperren den Hund ab, mit abschließbarer Tür mögen sie
- höchstens vorübergehend zur Erziehung dienen, wenn ein
- Junghund nachts nicht zimmerrein ist oder man gezwungen
- ist, ihn öfter allein im Hause zu lassen und fürchtet, daß er
- diese Zeit zum Anbeißen von Gegenständen mißbraucht. Für
- kleinste Nassen eignen sich dazu sehr gut die sogenannten
- Bruthäuschen für Hühner, die vorn mit aufklappbarem Drahtgeflecht
- versehen sind. Dauernd sollten sie aber nicht nötig
- und durch gute Erziehung überflüssig gemacht werden.</p>
-
-
- <h3 id="22"><a>22. Kapitel.</a><br/>
- <b>Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde.</b></h3>
-
- <p>Im allgemeinen gehört die Hündin <em>nicht in Laienhände,</em>
- am wenigsten in der Mietwohnung und Großstadt.
- Man lasse sich also nicht zur Anschaffung eines weiblichen
- Welpen verleiten; nur wer schon mit Hundehaltung vertraut
- ist und genügend Platz mit Sonne und Auslauf zur Ver<!-- Seite 68 -->fügung
- hat, darf an Erwerb einer Zuchthündin denken. Aus
- der Stadt, dem Miethaus sollten alle Hündinnen ganz verschwinden,
- so daß weder sie noch ihre Witterung anzutreffen
- ist, dann würden wir treuere, weniger rauflustige Rüden
- haben, keine häßlichen Bilder mehr sehen, die Hundefeinden
- — das sind jene, die den Hund nicht kennen — den Vorwand
- zur Agitation bieten. Obschon unsere Forschungen in
- dieser Richtung noch nicht geschlossen, möchten wir behaupten,
- daß mit Abschaffung der herumlaufenden Hündinnen die Tollwut
- verschwinden wird, die immer aus dem Osten nach
- Europa hereingebracht wird. Aus den Ländern der halbwildlebenden
- Straßenhunde. Für Hündinnen, die nicht im Besitz
- eines Züchters, ausgewiesen durch das stammbuchmäßige,
- anerkannte Züchteraffix, sollte die 3 fache Hundesteuer erhoben
- werden. Hündinnen sind weder treuer noch leichter zu
- dressieren, das Nachlaufen der Rüden hinter Hündinnen
- würde abnehmen, wenn es weniger und nur gut behütete
- Hündinnen in Züchterhänden gäbe. Hat man aber als Geschenk
- doch eine Hündin erhalten, so ist zu beachten, daß
- diese erstmals mit 7—9 Monaten hitzig (läufig) wird, sodann
- mit Pausen von etwa 5—6 Monaten zweimal im Jahr.
- Infolge Blutandranges nach den Genitalien schwellen diese
- an, während der ersten 9—12 Tage findet eine Blutabsonderung
- statt, die während der zweiten Hälfte der Hitze
- in einen helleren Ausfluß übergeht. Die Witterung des
- Zustandes wird vom Rüden schon einige Tage vorher wahrgenommen;
- doch pflegen Hündinnen den Rüden während der
- ersten Tage abzuweisen. Trotzdem ist es auf alle Fälle
- nötig, die Hündin vom ersten Tage an sorgfältigste zu behüten,
- sie nie allein hinauszulassen und auch beim Hinausführen
- an die Leine zu legen. Wo es räumliche Verhältnisse
- gestatten, läßt man sie während dieser Tage nur in Hof oder
- Garten oder trägt die kleine Hündin auf dem Arm in eine
- ruhige Seitenstraße morgens früh und spät abends, damit
- möglichst wenig Spuren zum und in das Haus führen,
- <!-- Seite 69 -->
- dessen Tür tunlichst geschlossen gehalten wird. Trotz aller
- Vorsicht läßt es sich schwer vermeiden, daß während dieser
- Tage das Haus von schlecht behüteten Rüden der Nachbarschaft
- belagert wird. Mit Gummischleuder (grobe Schrotkörner),
- Wasser, Peitsche muß man eben sehen die Zudringlichen
- zu vertreiben. Beim Ausgehen wird das Halsband
- gut gesichert und zur Abwehr von Rüden die Peitsche mitgenommen.
- Besser zu viel Vorsicht als zu wenig. Der
- Zustand ist ein pathologischer, und viele Hündinnen suchen zu
- entweichen, solche hängt man am Lager an die Kette, wenn
- man das Haus verläßt. Kommt es trotz Vorsicht zu ungewollter
- Verbindung, wobei der Rüde auf Dauer von 20
- bis 30 Minuten fest mit der Hündin körperlich verbunden
- ist, so unterlasse man jeden Versuch gewaltsamer Trennung,
- stelle das Paar abseits vom Verkehr und warte geduldig das
- Ende ab. Soll aber die ausgewachsene Hündin (nicht vor
- 1 <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> Jahr) belegt werden, so geschieht das etwa am 13. oder
- 15. Tag der Hitze. Der Gesundheit schadet es nicht, wenn
- eine Hündin nie zur Zucht verwendet wird; doch ist es gefährlich,
- sie erst mit 3—4 Jahren oder später decken zu
- lassen, da die Genitalorgane dann oft nicht mehr elastisch genug
- sind. Kastrieren entwertet, führt zu Fettsucht und
- Temperamentlosigkeit. Wird man als Besitzer eines , schönen
- Rüden gebeten, dessen Tätigkeit für eine vollwertige Rassenhündin
- zur Verfügung zu stellen, so mag, falls Bedenken
- wegen der Persönlichkeit des etwa unbekannten Besitzers nicht
- vorliegen, dem Gesuch stattgegeben, nur soll die <em>Hündin</em> zum
- richtigen Zeitpunkt ins Haus gebracht werden. Führt man
- den Rüden zur Hündin, so steht zu befürchten, daß der Rüde
- die nächste Gelegenheit zum Entweichen ergreift, und die
- Hündin sucht. Während des Deckakts soll der Besitzer seine
- Hündin an kurzer Leine halten; einmaliges Belegen genügt.
- Vor vollendeter systematischer Dressur, vor allem vor zweitem
- Lebensjahr sollte ein Rüde nicht, oder höchstens ausnahmsweise
- zur Zucht verwendet werden. Geschieht es überhaupt
- <!-- Seite 70 -->
- nie, so schadet es auch nichts, vorausgesetzt, daß man seinen
- Hund vernünftig hält, nicht überfüttert und für ausgiebigen
- Auslauf und Tätigkeit sorgt. Ein besonders kluges und
- zugleich schönheitlich hervorragendes Tier der Zucht ganz zu
- entziehen, wäre eine Schädigung für die Hochzucht und Rasse,
- da ohnehin die für Vermehrung tätigsten Zuchthunde leider
- vielfach Zwingerhunde sind, also zur Hebung von Intelligenz
- und guten Charaktereigenschaften selten beitragen. Wenn
- Rüden häufig Zeichen von Geschlechtserregung geben, auf
- andren Hunden reiten, so ist das ein Zeichen zu üppiger
- Fütterung, muß man reduzieren und für ausgiebige Bewegung
- sorgen.</p>
-
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo09.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <h3 id="23"><a>23. Kapitel.</a><br/>
- <b>Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge; Scheren und Baden.</b></h3>
-
- <p>Jedem Haushund muß man sofort auf erstem Blick am
- Gesamteindruck ansehen, daß er gepflegt ist; das unterscheidet
- ihn von Straßenköter und Zwingerhund in Verbindung mit
- einer gewissen Haltung, die nur der wohlerzogene Hund zeigt.
- Dadurch übertrifft er selbst Ausstellungstiere von höheren
- Rassenwerten. Ein einmaliges Waschen und Bürsten gibt
- diesen Eindruck noch nicht; Pflege sitzt wie ein gutgearbeiteter
- und selbstverständlich getragner neuer Anzug. Wer durch
- etwas Ausübung Verständnis erhalten hat, wird — um durch
- sorgfältige Pflege seinen Kameraden zu heben — sogar den
- Pudel, den rauh- oder langhaarigen Rassenhund dem stock-
- und kurzhaarigen vorziehen. Allerdings sind die erstgenannten
- ohne oder mit mangelhafter Haarpflege geradezu abstoßend,
- die letzteren (kurzhaarige) auch dann noch erträglich. Da sie
- sehr wenig Pflege brauchen, unterbleibt leider oft das Wenige,
- doppelt beschämend für den Besitzer, zumal der, der keine Zeit
- für solche Äußerlichkeiten hat, die alle Welt feststellen und
- <!-- Seite 71 -->
- kritisieren kann, noch weniger Lust und Sinn für Erziehung
- und Innenleben seines Hausgenossen hegen wird und besser
- täte, gar keinen Hund zu halten. Pünktlichkeit ist das Rückgrat
- der Pflichterfüllung, deshalb soll eine ganz bestimmte,
- alltäglich innegehaltene Viertelstunde gewählt und unerbittlich
- (gegen sich selbst) festgehalten werden, z. B. kurz vor dem
- Mittagessen, weil da die Hygiene ohnehin geistige und anstrengende
- körperliche Arbeit verbietet, also eine halbe Ruhepause
- als Übergang von Arbeit recht nützlich ist. Gibt es
- auch noch so wenig am Hund zu tun, er wird doch so täglich
- kontrolliert. Zunächst wird das Haar gebürstet; je länger
- oder seidiger dieses ist, desto weicher und länger muß die
- Bürste dazu sein. Ganz kurzhaarige Rassen auch Schäferhunde
- werden mit einer Borstenkartätsche, wie für Pferde
- üblich mit Lederschlaufe über Handrücken, behandelt. Vom
- Kopf nach rückwärts bis zum Rutenansatz, sodann Keulen
- und Läufe abwärts. Dieses Bürsten ist zugleich eine sehr
- wohltätige Hautmassage, es entfernt Staub und Schmutz, die
- für Ungeziefer und Räudeansteckung der Nährboden sind.
- Für zarte Rassen oder solche mit feiner Haut (Windhunde,
- Barzois, glatte Terriers, kurzhaarige Zwergpinscher) wird die
- Bürste am besten durch den sogenannten <em>Haarhandschuh</em>
- ersetzt. Nach Gebrauch wird letzterer, kräftig ausgeklopft, von
- Zeit zu Zeit mit Seife gewaschen. Die Bürste, mit Tuch
- sauber gerieben. Ein Kamm wird für langhaarige Rassen
- <em>niemals</em> benützt; einem Collie, Bernhardiner, Chin, Pekingesen,
- Malteser würde damit alle Schönheit (Haarreichtum mit
- dichter Unterwolle) hoffnungslos ruiniert. Filzt sich Haar
- je zusammen, so wird es nur mit den Fingerspitzen vorsichtig
- aufgezupft. Ein Kamm voll Haare nach dem Auskämmen
- wäre nicht Beweis von Pflege, sondern von unverstandener
- Mißhandlung. Der schöne Hund soll (ausgenommen Setter
- und Spaniel) nicht von dünner Haardecke leicht umgeben sein,
- sondern in einem vollen Haarschmuck prangen. Der harte
- <em>Stahlkamm</em> dient lediglich <em>zur Korrektur</em> für zu zottig
- <!-- Seite 72 -->
- und üppig behaarte Rauhhaarrassen, wie Airedales, Schnauzer,
- Brüssler Griffons, namentlich muß damit das überragende
- Haar am Hals, Oberkopf, Läufen, Backen entfernt werden,
- um eine elegante Erscheinung herzustellen, die nicht wie ein
- Wollpudel aussieht. Ferner wird mit weitem Kamm täglich
- beim Wollpudel das Haar auf Kopf und Körper offen gehalten,
- damit es sich nicht zu Schnüren schließt. Zur Kontrolle,
- ob Flöhe vorhanden, dient der enge Staubkamm bei
- kurzhaarigen Rassen. Solche dürfen beim sauber gehaltenen
- Haushund nie Vorkommen; sie quälen den Hund (abirrend
- den Menschen) und sind Zwischenträger von Würmern. Sich
- wegen Ungeziefer kratzende Hunde ruinieren sich damit ihr
- Haar und ziehen sich leicht Hautverletzungen (Ekzem) zu.
- Ein gepflegter und gesunder Hund muß immer ein glänzendes
- Fell haben und auch ohne Bäder sauber aussehen. Nach
- der Haarpflege wird mit besonderem Tuch das Auge täglich
- gereinigt, so daß sich in den Winkeln nie Sekret festsetzt. Ist
- es katarrhalisch entzündet, so wird es mit leichter Borsäurelösung
- gewaschen, darauf gut getrocknet, damit nicht bei kühlem
- Wetter eine Erkältung eintritt. Nach den Augen wird das
- Ohrinnere mit feuchtem Schwämmchen (der in sogenannter
- Seifenschale geschlossen aufbewahrt und nach Gebrauch ausgewaschen
- wird) täglich gereinigt. Zeigt sich Ausfluß, so bläst
- man mit kleinem Röhrchen etwas pulverisierte Borsäure in den
- Gehörgang. Die Zähne der Junghunde bedürfen noch keiner
- Pflege; nur bei ersten Anzeichen von <em>Staupe</em> muß <em>täglich
- mehrmals das ganze Gebiß</em> mit desinfizierender Flüssigkeit
- (verdünntem Spiritus, Lösung von hypermangansaurem Kali,
- essigsaurer Tonerde oder dgl.) gründlich gesäubert werden, um
- das sogenannte Staupegebiß (kariös, ohne Schmelz) zu verhindern.
- Mit etwa 5 Monaten ist nachzuprüfen, ob die
- ersten Hakenzähne, dicht hinter den zweiten stehen geblieben
- sind. Da sich zwischen diese Speisereste festsetzen, riechen solche
- Hunde faulig aus dem Maul. Bei Zwerghunden ist das
- häufig. Die ersten Zähnchen sind mit dafür konstruierten
- <!-- Foto 9 - Seite 73 -->
- Zange leicht zu entfernen, oft schon mit der Hand; doch soll
- man sie herausziehen, nicht abbrechen. Erhalten Jährlinge
- harte Hundekuchen, Knochen für das kräftige Gebiß, das
- danach verlangt, so wird sich selten ein gelblicher Belag an
- den Eckzähnen bilden. Wo die Neigung dazu vorhanden ist,
- genügt ein tägliches energisches Darüberstreichen mit harter
- Zahnbürste, woran sich Hunde sehr rasch gewöhnen. Die erstmalige
- Entfernung des schon leicht verhärteten Belags kann mit
- Fingernagel oder Messer erfolgen. Laufen Hunde wenig auf
- harter Straße, so werden oft die Krallen zu lang; sie zersplittern
- sich auch bisweilen, so daß man von Zeit zu Zeit kontrolliert
- und mit Eisenfeile etwas kürzt. Abzwicken mit Zange erfordert
- scharfes Instrument (Nagelzangenschere), da sonst die
- Kralle splittert oder Blutung eintritt, wenn man zuviel wegnimmt.
- Allmähliches Abfeilen, wobei jemand den Hund beschäftigen
- und die Pfote halten mag, ist vorzuziehen. Namentlich
- ist bei Hunden mit Afterklauen (lose, fünfte Zehe am
- Hinterlauf) die Kralle zu kürzen, da sie sonst in das Fleisch
- hineinwächst. Vor Abzwicken mit warmem Wasser weich
- machen, schützt vor Splittern. Ausgenommen bei Hautkrankheiten
- zu intensiver Behandlung werden Hunde nie geschoren
- und so des natürlichen Schutzes auch gegen Sonnenbrand
- beraubt. Infolge des natürlichen Haarwechsels ist im
- Sommer ohnehin die sogenannte Unterwolle der dichtbehaarten
- Rassen dünner. Einen dicken Haarpelz, für bestimmte Rassen
- besonders erwünscht, z. B. für Collies, Chow-Chow, russische
- Windhunde, erzielt man nur, wenn man sie auch im Winter
- im Freien schlafen läßt. Die einzige Ausnahme macht der
- halbgeschorene Pudel, an dessen Keulen, Hüftknochen, Gelenken
- kleine Krausen stehen bleiben. Die Schnauze wird
- mit Ausnahme des Bartes bis etwa 2 cm über die Augen
- geschoren, das Kinn und die Kehle bis etwa unter Halsbandtiefe.
- Zum Füttern werden die langen Ohren mit einer Klammer
- (Schnurrbartklammer, bei Friseuren erhältlich) über dem Kopf
- befestigt. Sein Bart ist täglich mit Schwamm zu reinigen.
- <!-- Seite 74 -->
- Wird der Hund täglich mit der Bürste oder Haarhandschuh
- gereinigt, was die meisten als eine Wohltat empfinden, so
- daß sie dazu willig sich stellen, so sind Bäder sehr selten
- nötig. <em>Junge Hunde,</em> die noch Mutterwolle tragen, sollte
- man überhaupt nicht baden, man setzt sie selbst bei aller
- Vorsicht im überhitzten Raum der Gefahr von Erkältung aus.
- Wird der ältere Hund gebadet, so hebt man ihn in eine
- Wanne, in der das Wasser nicht ganz bis zur Bauchhöhe
- reicht. In einer Schüssel wird etwas milde Seife im warmen
- Wasser aufgelöst und damit mittels Bürste (bei kleinen Rassen
- mit Schwamm) von der Mitte des Rückens nach rechts und
- links abwärts abgewaschen. Sodann kräftig mit Wasser
- nachgespült, das Haar energisch nach der Richtung des Wuchses
- ausgedrückt. Wollte man kräftig den Hund selbst einseifen,
- so brauchte man eine Unmenge Wasser, um alle Seifenspuren
- zu entfernen und verfilzt das Langhaar derartig, daß man
- später beim Auskämmen zu viel ausreißt. Hat man das
- Wasser aus dem Haar gestrichen, so überdeckt man mit einem
- Frottiertuch und klopft mit flacher Hand trocken. Zarte
- Seidenrassen, wie Malteser, Yorkshireterriers werden nachher
- dicht am wärmenden Feuer mit der Bürste trocken gebürstet;
- würde man das Haar am Feuer ohne Bürste (immer vom
- Scheitel abwärts) trocknen, so wird, es wellig, was ein großer
- Schönheitsfehler ist. Derbe Rassen wie Schäferhunde, Boxer,
- französische Bulldoggen, Foxterriers kann man etwas kräftiger
- abreiben, doch benütze man immer milde (überfettete) Seifen
- und lasse bei Kälte oder Wind die Hunde erst einige Stunden
- nach dem warmen Bad ins Freie, da die geöffneten Poren
- leicht zu Erkältung führen. Sehr bequem ist die sogenannte
- Trockenwäsche für weiße Hunde; doch soll man damit nur das
- äußere Haar reinigen, nicht die Hautporen verschließen.
- Trockenwaschpulver (eine Mischung von Kartoffelmehl und
- Magnesia) ist in Spezialgeschäften für Hundeutensilien erhältlich.
- Zur Erhaltung der Gesundheit und Sauberkeit
- wird das lange Stirnhaar (der Fall) von Pudel, Malteser,
- <!-- Seite 75 -->
- Yorkshireterrier mit einem Seidenband zusammengebunden,
- man umfaßt es mit linker Hand, zieht es nach oben, umwickelt
- mehrmals mit farbigem Band fest zusammen, die Enden
- werden zu einer Schleife geknüpft. Ein sehr langer „Fall”
- wird zum Zopf geflochten.</p>
-
-
- <h3 id="24"><a>24. Kapitel.</a><br/>
- <b>Utensilien zur Pflege und Dressur.</b></h3>
-
- <p>Mangelhaftes, improvisiertes Werkzeug erschwert jede
- Hantierung, kostet mehr Mühe und Zeit, bringt geringen Erfolg
- und läßt schließlich von kleinen Manipulationen absehen,
- deren Unterlassung später Arbeit und Unkosten verursacht.
- Vor Ankunft des Hundes muß schon alles bereit liegen, die
- Anwendung ist zum Teil schon in vorherigen Kapiteln erklärt
- worden. Zunächst zur Haarpflege <em>nur Borstenbürsten,</em>
- niemals Marterinstrumente mit Stahlborsten, selbst nicht solche
- auf Gummiunterlage, man entzündet damit die Haut. Für
- stockhaarige und rauhhaarige Rassen kurze kräftige Borsten
- in Kartätschenform. Für Schoßhunde ganz Weiche lange
- Borsten, die den Kamm ersetzen. Nur in Spezialhäusern für
- Hundeartikel erhält man die Stahlkämme mit ganz kurzen
- Zähnen, die zugleich zum Abrupfen des überwuchernden
- Haares für Rauhhaarrassen dienen. Dieses soll nie so lang
- werden, daß es die Körperformen merklich überragt. Abgesehen
- von Bart und Augenbrauen erscheint Rauhhaar, speziell
- der Terrier, wie ein glatthaariger (nicht kurzh.) Hund; der
- deutsche Pinscher, Affenpinscher, wird ein wenig länger im
- Haar gehalten, doch schadet auch für ihn der sogenannte
- Rupfkamm nicht. Der Zweck der Eisenfeile (für Nagelpflege),
- harten Zahnbürste ist oben beschrieben. Zwei Porzellanschalen
- mit Deckel enthalten kleine, dichtgeschlossene Schwämme
- für Augen- und Ohrenpflege, die öfter in leichtem Desinfektionswasser
- (Wasser mit etwas Wasserstoffsuperoxydzusatz)
- <!-- Seite 76 -->
- ausgewaschen werden. Ebenso die Bürsten. Ein feineres
- Staubtuch dient zum Nachtrocknen der Ohren und Augen.
- Ein vorzügliches Putzmittel zum Nachpolieren nach dem Abbürsten
- ist der <em>Samthandschuh,</em> den man nach Benutzung
- mit trockenem Tuch abreibt und gleichfalls von Zeit zu Zeit
- waschen läßt. Wenn man sich vor regelmäßiger Haarpflege
- einbildete einen sauberen Hund zu besitzen, so wird man sich
- durch Anblick des Tuches nach Abreiben des Samthandschuhes
- überzeugen, daß das Gegenteil der Fall war. Kein
- Wunder, daß manche Hunde übelriechen, wenn sie nach Regen
- feucht in das Zimmer kommen. Erst durch peinlichste Sauberkeit
- wird der Haushund zum Hausgenossen, den man auch
- berühren darf, ohne sich sofort darauf mit Seife und heißem
- Wasser waschen zu müssen. Begreiflich, daß zu solcher Pflege
- das richtige praktische blanke Werkzeug gehört. <em>Schutzdecken</em>
- (Schabracken) werden nur für kurzhaarige Rassen wie Black
- and Tan Terriers, Zwergpinscher, Windhund, Whippet (letzteren
- nach Renntraining sofort umgelegt), besonders Windspiel angeschafft;
- um ihnen ein gefälliges sportliches Aussehen zu
- geben, sind sie aus dunklem Tuch, mit Hellen, blauen oder
- gelben Streifen eingefaßt. Ausnahmsweise legt man solche
- aus Segeltuch und hinten rings geschlossen Doggen an, um
- aufgeschlagene Rute zu heilen. Für zarte Schoßhunde
- schneidet man von abgelegten, gestrickten Handschuhen die
- Spitzen ab, läßt den Schnittrand von der Hausfrau nachgiebig
- einfassen und zieht sie vor Ausgang bei nassem Schneewetter
- über die Füße als <em>Schutzsocken</em>. Blendend schön behaarte
- Yorkshireterriers und Malteser, die für Ausstellungen
- vorbereitet werden, müssen solche Schuhe beständig tragen, damit
- sie sich nicht kratzen können. Wie die Kravatte des
- <em>Herrn</em> nebst Nadel das einzige Bekleidungsstück ist, das Geschmack
- und Eleganz verrät, so auch das <em>Halsband</em> des
- Hundes, das bei der Dogge, dünn und rund genäht, den
- eleganten Hals unterstreicht und diskret den Übergang zum
- Rücken nicht stört, bei dem schwarzroten Dobermann oder
- <!-- Seite 77 -->
- Terrier als glattes weißes Band das tief glänzende Fell
- hebt. Dem gedrungenen Bau mit kurzem Hals durch Wucht
- und Nägelbeschlag bei der Bulldogge sich anpaßt und den
- Schein hervorruft, als müßte dieses fürchterliche Tier an
- schwerstem Halsband gebändigt werden. Beim Barzoi
- und Pudel oder Collie besteht es nur aus einer vernickelten Kette,
- die im Haar verschwindet, ohne dieses zu verletzen. Sportrassen
- wie Foxterriers, Airedales tragen glattes, schmales
- hellgelbes Lederhalsband, z. B. Dreigliederhalsband, das zwar
- Zughalsband ist, aber sich nicht völlig zuziehen läßt, wie jedes
- solche sein sollte, dazu weit genug, um über den Kopf gestreift
- zu werden. Auffällig als solches durch Farbe oder Zierbeschläge
- darf nur das Halsband der Bulldogge, der japanische Originalkragen
- des Chins oder das mit Dachshaaren besetzte der französischen
- Bulldoggen sein. Das Eigenartige liegt sonst im Passen und
- Schlichtheit. Zum weißen Halsband gehört die Weiße Leine.
- Brustgeschirre erhalten nur solche Rassen, die bei fortgesetztem
- Ziehen am Riemen zu Kropf neigen (glatth. Zwergpinscher, Mops).
- Ein angehängtes Glöckchen ist eine Zumutung an Nerven des Hundes;
- geht man aber abends aus, so ist es nicht unpraktisch, ein solches
- an kleinem Karabiner zu besitzen, damit man die Anwesenheit des
- Hundes hört, wenn man den kleinen dunklen Kerl nicht sieht. Zum
- Ausgang in die Stadt gehört die <em>kurze Führleine;</em> je
- kürzer man den großen Hund hält, desto leichter und fester
- hat man ihn in der Gewalt. Zur Dressur kann man sich
- selbst die lange Leine aus fester gedrehter Hanfschnur herstellen.
- Für harte Hunde benutzt man zur <em>Dressur</em> das
- unwendbare <em>Stachelgliederhalsband</em> (Torquatus) oder den
- über das glatte Lederhalsband an zwei Schleifen über<!-- Seite 78 -->zustreifende
- Stachelriemen, Marke Horridoh, der nach außen
- gedreht zum Schutz gegen fremde bissige Hunde dient. Für
- Hunde, die zum Entweichen oder Wildern neigen, läßt man
- sich einen sogenannten <em>Knüppel</em> herstellen. Das ist ein rundes
- Hartholzstück von etwa 50 cm Länge und 8 cm Dicke (je nach
- Größe, diese für Dobermannpinscher angegeben), dreht in der
- Mitte eine Ringschraube ein und befestigt mit 2—3 Verbindungsgliedern
- einen Karabiner, so daß der an das Halsband eingehängte
- „Knüppel” bis auf die Vorderläufe <sup>1</sup>⁄<sub>3</sub> von oben)
- herabreicht. Mit diesem „Knüppel” kann der Hund mit gehobnem
- Kopf gehen, auch ganz langsam traben, sobald er
- aber springt oder hetzt, schlägt ihm der Knüppel beständig auf
- die Vorderbeine. Namentlich für den im Landhaus gehaltenen
- zum Ausbrechen geneigten Hund, den man tagsüber
- im Garten frei laufen läßt, ist der „Knüppel” zu empfehlen.
- Hat er sich einige Zeit bewährt, so kann man ihn durch Absägen
- auf beiden Seiten kürzen, er wirkt als Warnung trotz
- Kleinheit weiter. Wer öfter reist und den Hund von mittlerer Größe
- oder Zwerghund mitnimmt, wird sich vorteilhaft einen <em>Reisetransportkorb</em>
- mit Gittertür anschaffen, der schon einige Tage
- vor der Reise nachts als Lager (geschlossen) dienen soll, so
- daß sich der Hund gar nicht aufregt, wenn er in diesem als
- Reisegepäck aufgegeben oder im Hotel bei Ausgang eingesperrt
- wird. Verläßt man das Hotel bei Tage, so überdeckt man
- den in dunkle Ecke gestellten Korb, weil sich für das Hundegehirn
- Dunkelheit mit Nachtzeit verbindet und er sich dann
- ruhiger verhält. Der Pudelbesitzer benötigt die <em>Haarschere,</em>
- die für großen Schlag eine Schnittbreite von 42—44 mm,
- kleinen Schlag 32—35 mm, eine Schnittlänge von <sup>1</sup>⁄<sub>4</sub> mm
- (sogenannte Bartschere) haben soll. Solche mit <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> mm
- schneiden zuweit über der Haut und rupfen. Man ölt gut
- und setzt kräftig die an der Stellschraube energisch angezogene
- Maschine gegen den Haarstrich ein. Hat das erstemal ein
- geübter Pudelscherer den Hund frisiert, so ist es dann eine
- Kleinigkeit ihn so zu erhalten. Zehen und Gesicht werden
- <!-- Seite 79 -->
- alle 8—14 Tage, der Hinterkörper im Sommer alle 14, im
- Winter jede dritte Woche nachgeschoren. Überragende
- Haarspitzen entfernt man beim Wollpudel mit der Handschere.
- Nach dem Bad werden die Schnüren mit Tüchern partienweise
- trocken frottiert. Leider gehört in vielen Städten zu den
- aufgezwungenen Utensilien auch der <em>Maulkorb</em> für alle,
- oder doch größere Rassen, der natürlich gegen Verbreitung
- der Tollwut durch entweichende Hunde keinerlei Schutz bietet,
- aber für ängstliche Menschen, die meinen, daß alle Hunde
- „beißen”, eine Beruhigung ist. Er soll aus Lederriemen
- hergestellt und so lang sein, daß er vorn Nase und Schnauze
- nicht scheuert; gegen das Kahlreiben auf Nasenrücken schützt
- Umwicklung des aufliegenden Lederteils mit Tuchstreifen.
- Drahtkörbe sind wohl haltbarer, für kurzhaarige Rassen eine
- Marter, sollten höchstens für Zughunde benützt werden.
- Man nehme ihn lieber etwas größer als nötig und schütze
- ihn gegen Abstreifen durch eine Lederschleife hinten, die durch
- das Halsband gezogen wird. Es ist vorteilhaft, den Maulkorb
- aus schwarzem, weichem Leder Herstellen zu lassen; hellgelb
- irritiert das Hundeauge, wie ja auch die schwarze Hornbrille
- weniger stört als die mit glänzendem Goldrand. Das
- Angewöhnen erfolgt nicht in Haus oder Garten, sondern
- nach flottem Spaziergang, der die Aufmerksamkeit ablenkt und
- zwar in früher Jugend. Haben wir nur noch gut erzogne
- und wohlbehütete Hunde, keine beständig sich auf Straßen
- herumtreibenden Köter mehr, so wird der Maulkorbzwang
- von selbst wegfallen. Die Hundepeitsche braucht nur der
- Dresseur für den Berufshund (Jäger, Polizeihundführer),
- <em>nicht der Erzieher;</em> ihm genügt die Gerte oder ein
- leichtes spanisches Rohr.</p>
-
-
- <!-- Seite 80 -->
- <h3 id="25"><a>25. Kapitel.</a><br/>
- <b>Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von Medizin.</b></h3>
-
- <p>Wie das Auge der Spiegel der Seele, so ist die Haut
- der der Gesundheit. Ein glattes glänzendes, gut anliegendes
- Haar verbürgt in Verbindung mit klarem Auge und kaltfeuchter
- Nase das Wohlbefinden. Munteres, lebhaftes Verhalten
- und guter Appetit sind die Folge. Die Exkremente,
- konsistent, wenn zu hart und steinig, so gebe man weniger
- Knochen und mehr Getränk. Zu viel Kot in breiiger Form
- verrät gehaltloses Beifutter, man füttere daher besser (mehr
- Eiweißgehalt). Die einfachste Kontrolle für richtige Ernährung
- und Verdauung ist also tägliche Beobachtung des
- Kots. Ist alles in Ordnung, so genügt ein Blick darauf.
- Jede Abweichung von dem eingangs beschriebenen Aussehen
- erfordert Beachtung. Krankheit kündet sich durch Mattigkeit,
- Ruhebedürfnis, Appetitlosigkeit an, wird bei täglicher Haarpflege
- sofort festgestellt. Bei katarrhalischem Aussehen von
- Nase und Auge wird sofort beim Junghund die Körpertemperatur
- (im After, Spitze des Fiebertermometers behufs leichten
- Einführens mit Vaseline oder Öl eingefettet) gemessen,
- beträgt sie über 39 ° C., etwa 39,5 und dünstet die Haut
- übel aus, so liegt Staupeverdacht (Sucht) vor, gibt man
- sofort etwas Hefe, hält den Hund warm im Zimmer und ruft
- einen Tierarzt, der selbst Züchter oder Spezialist von Hunden
- ist. Das übliche Futter bleibt sogleich weg, etwas geschabtes
- rohes Fleisch, falls roh nicht genommen, leicht angebraten
- und ganz klein geschnitten. Man versäume keine Zeit mit
- „unfehlbaren Staupemitteln”, die je nur <em>eine</em> bestimmte der
- zahlreichen Formen treffen, überlasse etwaige Injektion dem
- Tierarzt. Es ist weder nötig, daß alle Hunde die Staupe
- bekommen, noch schützt ein Anfall unbedingt gegen weitere;
- es ist nur wahrscheinlich, daß ein kräftiger Hund, der die
- <!-- Foto 10 - Seite 81 -->
- Staupe überstanden, gegen nächste Infektion geschützt ist oder
- sie leicht überwindet. Bleibt nach schwerer Sucht ein Nervenleiden
- (Zucken, Schwäche in Hinterhand), so soll das unheilbare
- Tier lieber erlöst werden, es ist zeitlebens ein Schwächling
- ohne Zuchtwert. Abgang von dünnflüssigem Kot ohne
- Fieber und Mattigkeit wird sofort mit Diät bekämpft. Tagelang
- kein kaltes Wasser, gegen Durst höchstens Reiswasser,
- als Nahrung Schleimsuppe durch ganz geringen Fettzusatz
- schmackhaft gemacht. Dazu Ruhe, Wärme, keine Medikamente,
- noch Heilmittel nach Laienvorschlägen. Unschädlich, doch
- wirksam sind kleine Gaben von Bismut. salicyl. Einmaliges
- Erbrechen, namentlich von Gras oder ähnlichen Fremdkörpern
- gibt zur Beunruhigung noch nicht Anlaß, zumal junge Hunde
- leicht erbrechen. Liegt bei solchem Verdacht vor, daß der
- Hund auf Spaziergang Aas (Fleischgift) oder Giftbrocken
- aufgenommen hat, so ist innerlich mit Kalomel (Dosierung je
- nach Größe durch Apotheker) zu reinigen und gegen Herzschwäche
- etwas Kognak einzuflößen. Wird ein Hund richtig
- ernährt, erhält er in der Jugend genügend Knochen, Nährsalze,
- Lebertran gegen Rachitis, hat er reichlich Bewegung, so ist
- er widerstandsfähig und wird höchst selten erkranken, namentlich
- wenn ihn Reinlichkeit gegen Infektion und Hautkrankheiten
- schützt. Zeigt die Haut kleine, rundliche, kahle Stellen
- ohne Juckreiz, so liegt Flechte vor; die befallenen Stellen
- werden mit Jodtinktur, die immer in kleinen Fläschchen vorrätig
- sein sollte, bepinselt. Haarausfall, heftiger Juckreiz,
- häßliche Hautstellen verraten Räude. Selbst die früher für
- unheilbar gehaltene Acarusräude ist durch energische Einreibung
- mit Schwefeloxydul (Chem. Fabrik Marienfelde-Berlin)
- heilbar, die gegebnen Vorschriften sind genau zu befolgen, da sonst
- wirkungslos. Fast alle Mittel helfen, nur muß die Kur bei den
- meisten sehr gewissenhaft befolgt werden. Es kommt weniger
- auf das Mittel selbst als auf die Anwendung an. Bei obigem
- Mittel genügt einmalige Einreibung. Hervorragend gegen
- <!-- Seite 82 -->
- Sarkoptesräude, Ekzem, Herpes hat sich Odhlen (Bayer) bewährt.</p>
-
- <div class="image-center">
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- </div>
-
-
- <p>Bei zufälligen Verletzungen wasche man nicht mit nächstem
- Wasser aus, damit bringt man nur Keime aus der Umgebung
- in die Wunde; man betupfe die Umgebung der Wunde mit
- Jodtinktur, sorge daß der Hund nicht kratzt und scharrt. Den
- Wundrand selbst bepinselt man mit Perubalsam, der in jede
- Hundehausapotheke gehört, um bei Räude, Flechte, empfindliche
- Stellen wie die Augenumgebung zu behandeln. Ebenso
- soll eine Schachtel mit Borsäure immer vorrätig sein, am
- besten in kleinen Dosierungen (von 3 oder 6 g), um z. B. mit
- 100 g Wasser sofort eine 3prozent. Lösung zum Waschen
- tränender Augen herstellen zu können. Eine weitere Schachtel
- stehe mit einem trocknenden Desinfektionsmittel bereit wie
- Tannoform (Merck), Euguform (Güstrow), letzteres ein Idealmittel
- gegen alle Hautentzündungen (Wespenstiche) und Brandwunden,
- um kleine Wunden damit zu bestreuen. Da diese
- Pulver nasse Wunden rasch abtrocknen, entziehen sie den
- Mikroben ihre Lebensbedingungen. Hautabschürfungen überzieht
- man mit Jodoform-Kollodium. Tiefere Bißwunden spült
- man mit 5prozent. Karbollösung mit Wundirrigator und
- taucht die Fingerspitzen in diese vor Berührung. Zerschneidet
- sich der Hund durch Tritt in Glasscherben einen Ballen, so
- stillt man die Blutung mit Eisenchloridwatte, desinfiziert die
- Wunde, überstreicht sie mit Jodoformkollodium. Hierüber
- quer Heftpflaster, Mullbinde und Beobachtung des Hundes
- gegen Abreißen des Verbandes (Anlegen an Lager an kurze
- Kette oder sogenannten Halskranz, in Spezialgeschäften vorrätig).
- Da man Tiere nicht überreden kann, muß man Medikamente
- „eingeben”. Lösliche Arznei und Emulsionen gießt
- man aus der Flasche am Lefzenwinkel bei erhobnem Kopf
- ein, hält einen Augenblick die Nase zu, so daß der Hund
- durch das Maul atmen muß, wobei er schluckt. Größere
- Pillen taucht man in Öl und steckt sie tief in den Schlund,
- hält das Maul einige Zeit zu, streichelt die Kehle entlang.
- <!-- Seite 83 -->
- Pulver oder Tropfen kann man in Gelatinekapsel füllen und
- ebenso in den Schlund schieben. Der Apparat „Pilleneingeber”
- erfordert sachkundige Handhabung. Bei kleinen jungen Hunden
- ist das schwierig; einige Tropfen (z. B. Chenoposanöl gegen
- Spulwürmer, das scharf riecht) bringt man durch List bei.
- Aus fetter Wurst, die sich streichen läßt, bereite man eine
- flache Oblate in Größe einer Kupfermünze, tropft darauf
- 1—3 Tropfen Medizin in kleine Höhlung. Das Ganze wird
- vorsichtig zusammengerollt, so daß kein Geruch nach außen
- dringt. Dann gibt man als Lockmittel von derselben Wurst
- einige Kugeln gleicher Größe, zuletzt die mit der Arznei, die
- gierig morgens nüchtern hinabgeschlungen und gar nicht erst
- mit der Nase geprüft wird. Am Abend vorher fällt das
- Futter, vor allem der Knochen, weg; der Magen muß möglichst
- leer sein, besonders bei Wurmmitteln, die rasch mit den
- toten Würmern abgehen sollen. Mancher scheinbare Mißerfolg
- (keine Würmer im Kot) grade prompter Wurmmittel
- (Allegan-Bayer) beruht darauf, daß die toten Würmer verdaut
- worden sind, was leicht zu Darmkatarrh führt. Hunden, die
- jedes Medikament sofort erbrechen, gibt man <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> Stunde vorher
- etwas dicke Schleimsuppe. Hilft auch das nicht, vorher
- ein Anästhesinpulver oder eine Lösung von Novocain. (1 %)
- mit Suprarenin in Bittermandelwasser. Ausgenommen bei
- Wurmkuren verschont man die Hunde möglichst mit Arzneimitteln,
- selbst wenn man gerne helfen möchte. Einige Tage
- kein Wasser, dafür Diät (Schleimsuppen) sind besser als Verstopfungs-,
- Abführ-, Brech-, Stärkungsmittel. Von letzteren ist
- Rotwein mit Ei (falls nicht freiwillig genommen, eingegossen),
- geschabtes oder kleingewiegtes Fleisch das beste.
- Der ruhende Hund braucht sehr wenig. Ein Kalbsschwanz
- genügt für einen Tag. Und auch sonst lieber etwas knapp
- gehalten, so daß man die Rippen ganz leicht angedeutet
- durchsieht, ist gesünder als gemästet. Natürlich darf der
- Junghund nie wie ein Gerippe mit Fell überzogen sich anfühlen,
- sondern eher prall. Der ältere Hund hingegen sei
- <!-- Seite 84 -->
- hart durch Muskulatur, so daß es die Hand schmerzt, wenn
- man fest auf ihn klopft. Ist das der Fall, so ist er nicht nur
- in vollster Gesundheit, sondern auch ein Muster rationeller
- Haltung, die dem Besitzer Ehre macht.</p>
-
-
- <h3 id="26"><a>26. Kapitel.</a><br/>
- <b>Altersschwäche und Tötung.</b></h3>
-
- <p>Das traurigste Kapitel dieses Buches, dem wir an
- Härte nehmen wenn wir die Naturnotwendigkeit uns klar
- machen. Von mehr als einem Hundebesitzer haben wir, von
- dessen ehemaligem Liebling sprechend, gehört, daß sein Tod
- der einzige Schmerz gewesen sei, den er je seinem Herrn zugefügt
- habe. Wird ein Hund vernünftig gehalten, erhält er,
- völlig ausgewachsen, nicht zuviel Eiweiß dessen Schlacken
- das Leben kürzen, auch nicht zu viel Salze, die durch Flüssigkeitsaufnahme
- die wichtigsten Säfte verdünnen, so wird er
- bei Kraft und Wohlgestalt, die zugleich Schönheit und Gesundheit
- sind, ein hohes Alter ohne frühe Altersschwächen
- erreichen. Wir wollen nicht durch Aufzählungen von einzelnen
- Hunden, wie Barzois, Spitze, Foxterriers, die 18 bis sogar
- etwas über 20 Jahre alt werden, falsche Erwartungen erwecken.
- Das sind Ausnahmen. Sicher ist nur, daß sogenannte
- trockne Rassen (von harter Struktur mit Stahlknochen)
- um <sup>1</sup>⁄<sub>4</sub>—<sup>1</sup>⁄<sub>3</sub> älter werden, als solche von Masse mit Falten,
- Halshaut, starken Knochen. Letztere gehen früher „aus dem Leim”,
- bekommen unförmigen Kopf, neigen zu Fettansatz, dem rechtzeitig
- durch trockne Ernährung Vorgebeugt werden muß. Was
- rastet, rostet. Um vor frühzeitigem Altern zu schützen, darf
- es auch dem älteren Hund nie an erfrischender, angemessener
- Bewegung fehlen. Knochen werden nach vollendetem 4. bis
- 5. Jahr keine mehr gegeben, die Zähne sorgfältig gepflegt
- und gegen Belag vorgegangen. Riesen und Zwerge
- altern früher, solche mittlerer Größe später. Hunde von
- <!-- Foto 11 - Seite 85 -->
- brauner Farbe, schwarze mit gelben, statt rostroten Abzeichen,
- bekommen früher graue Schnauze als erstes, jedermann kenntliches
- Alterszeichen. Doch wer denkt bei Anschaffen des
- Welpen oder Junghundes schon an dessen Alter. Stellen
- sich merkliche Altersschwächen ein, Trübung des Auges, und
- verminderte Sehfähigkeit, abgenütztes Gebiß, Unfähigkeit und
- infolgedessen Unlust zur Bewegung, mürrisches Wesen als
- Abwehr gegen Störung des Ruhebedürfnisses, das sich bei
- Unbehagen bis zur Bissigkeit steigert (bösartig aus Laune
- wird kein Hund!), so wäre es falsches Mitgefühl, hier nicht
- erlösend einzugreifen. Dem Tier ist das Geistesleben, das
- dem Menschen das Greisenalter in liebevoller Umgebung noch
- erträglich macht, versagt; es vegetiert, sich selbst und anderen
- zur Last. Man verwechsle nicht die Wehleidigkeit, sich selbst
- einen kurzen Abschiedsschmerz zu ersparen, mit falschem Mitgefühl,
- das ein Tier langsam verkümmern läßt. Ohne
- Beratung und quälende Erörterungen mit den Angehörigen faßt
- man den Entschluß selbst, erzählt erst bei Rückkehr <em>ohne</em>
- Hund, was unvermeidlich war und hält schon den Ersatz in
- Gestalt des pflegebedürftigen Nachfolgers bereit. Das herzerfrischende
- Spiel des jungen Hundes, sein sprudelnder Übermut,
- lassen fast wider Willen den Schmerz vergessen, und die
- Entwicklungsmöglichkeiten des noch unreifen Charakters trösten
- besser als es der Ersatz durch einen schon fertig ausgewachsenen
- Hund je vermöchte. Niemals gebe man den gealterten Hund
- in <em>fremde</em> Hand ab. Ein Schuß aus kleinkalibrigem Gewehr,
- dicht hinter dem Ohr von rückwärts eingesetzt, tötete
- durch Eindringen in das Kleingehirn sofort. Am besten gibt
- eine geübte, sichre Hand den Schuß ab, man entfernt sich
- erst, wenn man den Schuß gehört und sich durch Anblick
- vom Tod überzeugt hat. Tötung mit starker Morphiumgabe
- ist nicht zu empfehlen; es wird meist erbrochen und müßte
- durch Einspritzung direkt in den Blutlauf gebracht werden.
- Gegen Vorhalten von Chloroform wehren sich Hunde heftig.
- Die wäßrige Lösung von Blausäure, zersetzt sich trotz besten
- <!-- Seite 86 -->
- Verschlusses rasch. Andre Gifte, wie Strichnin, sind zu langsam
- in der Wirkung. Mit Recht wünscht jeder Hundefreund
- daß sein Tier nicht leide und sofort tot sei. Tierarzt
- Hauck-Wien empfiehlt nach zahlreichen Anwendungen seinen
- Kollegen folgendes einfache und leicht ausführbare Verfahren
- bei Zuführung von Hunden zur Tötung: Man löst für
- Hund größter Rasse 5 g Kalium cyanatum in etwa
- 15 g Wasser, schüttet aus dem Fläschchen diese Lösung im
- Lefzenwinkel ein. Rechts vom Einschüttenden steht ein Gehilfe
- mit einem Fläschchen gewöhnlichen Haushaltessigs.
- Sofort nachdem der Hund den letzten Schluck der Cyankaliumlösung
- zu sich genommen, wird schnell etwas Essig hinterher
- eingeflößt und der Hund sich selbst überlassen. Der Tod
- tritt innerhalb weniger Sekunden durch die plötzliche Blausäureentwicklung
- ein, kaum daß man die Hand von ihm losgelassen
- hat. Ehe wir diesen Ratschlag hier weitergaben,
- haben wir selbst bei einigen solchen Vergiftungen assistiert und
- uns überzeugt, daß der Hund ohne Krampf, lautlos wie völlig
- gelähmt, zusammenfällt und niedersinkt, selbst die Gesichtszüge
- zeigten keine Spur von überstandenen Schmerzempfindungen.
- Selbstverständlich kann der Tierarzt auch eine eigens neu angefertigte
- Lösung einspritzen, doch muß er dann einige Tage
- vorher von dem Besuch zwecks Tötung unterrichtet werden.</p>
-
- <div class="image-center">
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- </div>
-
-
- <p>Und einige Tage vorher wird auch schon der Nachfolger
- erworben; am besten ein noch hilfloses, pflegebedürftiges
- Hündchen, das unsre Zeit und Gedanken völlig in Anspruch
- nimmt und unsre Angehörigen über den schmerzlichen Verlust
- eines treuen Freundes hinwegbringt. Bei der zweiten Erziehung
- hat man viel gelernt, was nun praktisch verwertet wird.
- Allerdings handelt es sich ebenso wie in den Ausführungen
- dieses Buches nur um kleine Hilfsmittel und Handgriffe. Die
- Hauptsache muß der Erzieher <em>selbst</em> besitzen und mitbringen,
- und das ist genau dasselbe wie beim Einreiten des Pferdes:
- <em>eine unendliche Geduld, ein feines Gerechtigkeitsgefühl
- und eine hochanständige Gesinnung</em>.</p>
- <hr style="width: 10%"/>
-
-
- <!-- Seite 87 -->
- <h2 id="bilder"><a><b>Zu unseren Bildern.</b></a></h2>
-
- <p>1. Langh. St. Bernhardshündin, Champion „<em>Fatime Cannstatt</em>” 2274.
- Besitzer: Frau Hofkapellmeister Marg. Kahler, Schwerin. Züchter: H. Voppel, Cannstatt.</p>
- <p>2. Deutsche Dogge, „<em>Rolf v. d. Rheinschanze</em>”. Züchter u. Besitzer: Jos. Rembold, Ludwigshafen a. Rh.</p>
- <p>3. Brauner Dobermann, „<em>Salto v. Rottal</em>”.
- Besitzer: Boxler, München. Züchter: Jos. Schweiger, Pfarrkirchen i. Rottal, Nied.-Bay.</p>
- <p>4. Importierter Airedaleterrier, „<em>Zetland Recruit</em>” 6032. Besitzer: F. Röhrl, München.</p>
- <p>5. Engl. Windhund, Champion „<em>Tasso v. Solten</em>”. 381.
- Besitzer: Oblt. Gg. Boxler, Augsburg. Züchter: Tierarzt Dr. Erb, Gießen.</p>
- <p>6. Münchener Boxerrüde, Sieger „<em>Udo v. Adelegg</em>”.
- Züchter u. Besitzer: Edmund Halter, Isny.</p>
- <p>7. Importierte engl. Bulldogge, „<em>Astor Astoria</em>” 1193. Besitzer: M. Gruber, Hamburg.</p>
- <p>8. Importierter engl, drahthaariger Foxterrier, Sieger <em>„Handy Maesthead”.</em>
- Besitzer: Rud. Piesbergen, Berlin W. 8.</p>
- <p>9. Rauhh. Pinscher, Sieger „<em>Strupp v. Schnauzerluft</em>” 1936.
- Besitzer u. Züchter: Wilh. Stierle, Pforzheim.</p>
- <p>10. Kleiner Pudel, „<em>Nang-i-Lat v. Sadowa</em>” 4324.
- Züchter: Wolf, Berlin. Besitzer: Pudelzwinger Sirius
- (Frl. Flora Kalender) Ebersteinburg bei Baden-Baden.</p>
- <p>11. Französ. kleine Bulldogge, „<em>Jubicka Patzig</em>”. Züchter u. Besitzer: Frau Flora Kunstmann,
- Murnau-München.</p>
- <p>12. Blenheimspaniel, „<em>Darling v. Ravensburg</em>”. Besitzer: Theo Krumm, Ravensburg.</p>
-
- <!-- Seite 88 -->
- <p>Bilder sollen für sich selbst sprechen und keine Erklärung
- benötigen. Unsere kurzen Ausführungen gelten auch nicht
- ihnen, sondern den dargestellten Hunden, deren Züchtern oder
- Besitzern. Unter etwa 100 Aufnahmen von nahezu gleicher
- technischer Vollendung, die eine Spezialität des Münchener
- Tierphotographen A. Dauer,Briennerstr. 17 ist, wurde nur
- ein Dutzend ausgewählt teils weil sie hervorragende, verdienstvollste
- Zuchttiere waren oder noch sind (wie Nr. 2, 3, 4, 5,
- 6, 7, 9 u. 10), teils weil sie charakteristisch für die erfolgreichen
- Zwinger sind, aus denen sie hervorgingen oder in
- welchen sie heute noch stehen und wirken. Nicht mehr aktuell, da
- sie eine frühere Generation darstellen, sind nur zwei Bilder
- (1 u. 12). Im Bild der St. Bernhardshündin Champion
- Fatime ehren wir den vor einigen Jahren verstorbenen Altmeister
- Hch. Boppel, Cannstadt dem diese Rasse zu unauslöschlichem
- Dank verpflichtet ist. Gerade in dem Charakteristischen
- dieser Rasse dem seelenvollen Ausdruck, ist die Aufnahme
- kaum zu übertreffen. Dasselbe gilt von dem letzten
- Portrait, des kleinen weißroten Blenheimspaniel Darling,
- was die Darstellung eines nich mehr lebenden Siegers entschuldigen
- mag. Trotzdem bleiben diese zwei Abbildungen
- immer lebendig. Mit der Zusammenstellung und Auswahl
- der Rassen, unter etwas 40 solcher, sollte zugleich dem Anfänger
- ein Wink gegeben werden. Die Riesen der Hundewelt,
- den mächtigen St. Bernhardshund und die kraftvolle Dogge,
- verpflanze man nicht in die Großstadt und Mietwohnung, wo
- sie verkümmern. Im Garten, Park, Lagerplatz, Fabrikhof, auf
- auf dem Lande, wo sie wachen und zugleich schützen, sind sie
- am Platze. Die gelbe Dogge Rolf (Nr. 2) ist aus dem ersten
- Doggenzwinger des Südwestens hervorgegangen, dessen Zuchtideal
- Verbindung von Größe und Adel ist. Auch Polizeihundrassen,
- wie der so dressurwillige und wuchtige Airedale,
- dem Energie aus den Äugen leuchtet, oder der schneidige
- Dobermannpinscher benötigen Auslauf und Arbeit; sie sind
- keine Zimmerhunde. Zetland Recruit (Nr. 4) zeigt die Rassig<!-- Foto 12 - Seite 89 -->keit
- der Importation, mit der von Zeit zu Zeit unsere festländische
- Zucht kluger Haushunde aufgefrischt werden muß.
- Wem Rauhhaar etwas mühsam in Behandlung ist, der wählt
- den Dobermann im kurzen, glänzenden Gewand. Sieger
- Salto v. Rottal (Nr. 3) entstammt der Zucht des niederbayerischen
- Kenners edler Hunde, Jos. Schweiger in Pfarrkirchen.
- Leichter und flotter als der Dobermann ist der englische
- Windhund, auch zur Pflege von Rennsport geeignet, ein
- eleganter, sauberer Haushund, der in Dr. Erb, Gießen, einen
- sachverständigen Förderer gefunden hat. Unter den Bildern
- fehlt der Schäferhund, der mehr als Haushund ist. Eine
- einzige Aufnahme von ihm würde der Verbreitung und Vielseitigkeit
- nicht genügend Rechnung tragen. Das erfolgt dafür
- in einem stattlichen Sonderwerk im gleichen Verlag: „Der
- deutsche Schäferhund in Liebhaberhand” in weitestgehender
- Weise. Hingegen durfte unter den Haushunden im engeren
- Sinne der kleinere, stämmige Münchener Boxer nicht fehlen, der
- seine Anspruchslosigkeit an Raum der Mietwohnung anpaßt.
- Er quittiert nicht durch Nervosität wenn er einmal während
- einiger Regenwochen den geliebten Auslauf entbehrt, ist klug,
- gelehrig; doch wenn nötig, stellt er seinen Mann. Etwas
- phlegmatischer ist die breite, niedrige, englische Bulldogge
- (Nr. 7), Knochen, ein Stiernacken, dunkle Falten, vorstehender,
- breiter Unterkiefer lassen sie drohend erscheinen, während sie
- der gutmütigste Hausgenosse ist. Ihr Antipode, ganz Temperament,
- das ihn manchmal fortreißt, wenn er nicht beschäftigt
- wird oder er keine Hand über sich weiß, ist der drahthaarige
- Foxterrier. Richtig geleitet eine Perle und ebenso gefälliger,
- wie lebhafter Begleithund. Etwas beherrschter, klug und dressurwillig
- ist der deutsche Schnauzer. Sieger Strupp (Nr. 9) entstammt
- der Zucht, von Wilh. Stierle in Pforzheim. Der
- Vollendetste Familienhund für die Großstadt ist her kleine Pudel
- (fälschlich Zwerg genannt), Boxer nd Pinscher haben etwas über
- Stuhlsitzhöhe, der Pudel steht um eine Handbreite darunter.
- Er ist ganz Gemüt, von überraschender Intelligenz, dabei ein
- <!-- Seite 90 -->
- kluger Wächter, dem nichts entgeht, der aber auch nie aus
- Übereifer Lärm schlägt wie der cholerische Spitz. Zur Vollendung
- ist der kleine Pudel durch Zwinger Sirius (Frl.
- Flora Kalender, Neckarsteinburg) gebracht. Ihr Stamm basiert
- auf Champ. Nang-i-Lat (Nr. 10); mindestens ein Dutzend
- dieser Schwarzen tummelt sich beständig in dem auf waldigem
- Bergesgipfel gelegenen Zwinger. Der Clown unter den Hunden,
- grotesk in der Form, immer freudig erregt, ist die Moderasse
- der französischen Bulldogge, von der zwei Schläge, eine geströmte
- und weißbunte (Caille) existieren. Der Klub für
- franz. Bulldoggen mit Sitz in München, wo auch die abgebildete
- „Jubicka” (Nr. 11) gezüchtet ist, hat diese Auslandsrasse
- eingeführt und zu einer der französischen Zucht jetzt
- mindestens ebenbürtigen Höhe geführt. Unter den zahlreichen
- Zwerghundrassen, von denen die des glatthaarigen Zwergpinschers
- die verbreitetste, die des Affenpinschers die härteste
- ist, dürfte die Palme der Schönheit den langhaarigen Seidenhunden
- (Malteser, Toyspaniels) gebühren. Fremdartiger noch
- sind die Chins und Pekingesen. In bestechender Farbe, weiß
- mit orangeroten Platten, seidigschlichter Behaarung, klugem
- Gesichtseindruck steht der Blenheim (Nr. 12) an der Spitze
- der 4 Toyspanielarten. Doch äußere bestechende Schönheit
- macht nur einen kleinen Teil des Wertes unserer vierfüßiigen
- Lieblinge aus. Die Hauptsache sind ihre <em>innersten Eigenschaften,</em>
- ihre Charakter- und Gemütsanlagen, die wir durch
- Erziehung wecken und zur Entfaltung bringen, durch Dressur
- in nützliche Bahnen lenken.</p>
-
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <div class="image-center">
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- </div>
-
-
- <h2><b>Anmerkungen zur Transkription.</b></h2>
- <p> Nur eine sehr kleine Anzahl offensichtlicher Rechtschreibfehler
- wurden korrigiert. Grenzfälle wurden belassen um eine möglichst genaue
- Repräsentation der Erstausgabe von 1924 zu erstellen.
- </p>
-
- <p> Die Paginierung des Originals ist den eingefügten HTML Kommentaren
- zu entnehmen. Diese Seitenzahlkommentare markieren den <em>Beginn</em>
- jeder neuen Seite. Beispiel:</p>
- <pre>
- &lt;!-- Seite 1 -->
- </pre>
-
- <p> Die 12 vollseitigen Hundefotografien des gedruckten Buches wurden zwischen
- Absätze verschoben. Die genaue Position der Fotos im Originaltext ist im
- Seitenzahlkommentar der dem Foto folgenden Seite vermerkt.
- </p>
- <pre>
- &lt;!-- Foto 1 - Seite 9 -->
- </pre>
- <p>Dem zur Digitalisierung verwendete Exemplar fehlt Foto 8. Das es nicht möglich
- war die genaue Platzierung des Bildes zu ermitteln, ist es nicht in den
- Seitenzahlkommentaren erwähnt.</p>
-
-<div lang='en' xml:lang='en'>
-<div style='text-align:center; margin-top:1em;'>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 69045 ***</div>
-</div>
- </body>
-</html>
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@@ -1,2977 +0,0 @@
-The Project Gutenberg eBook of Jedermanns Hundebuch, by Ernst von
-Otto
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and
-most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions
-whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms
-of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at
-www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you
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-using this eBook.
-
-Title: Jedermanns Hundebuch
- Plege, Erziehung und Dressur des Haushundes
-
-Author: Ernst von Otto
-
-Release Date: September 25, 2022 [eBook #69045]
-
-Language: German
-
-Produced by: Dieter Doggendorf
-
-*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK JEDERMANNS HUNDEBUCH ***
-
-
-
-
-
-Jedermanns Hundebuch.
-
-
-Pflege, Erziehung und Dressur des Haushundes.
-
-
-Von
-=E. von Otto,=
-
-
-Bensheim.
-
-
- Dem Hunde, wenn er gut gezogen,
- Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
- Goethe.
-
-
-
-
-[Illustration: Decorative Image]
-
-
-
-
-Berlin
-Verlagsbuchhandlung Paul Perey
-Verlag für Landwirdschaft, Gartenbau und Forstwesen
-SW.11, Hedemannstraße 10 u. 11
-1924.
-
-
-
-
----------------------------------------------------
-Alle Rechte, auch das der Übersetzung, verbehalten.
----------------------------------------------------
-
-
-
-
-=Vorwort.=
-
-
-Das Schicksal jedes Lebewesens, auch des Menschen und der Pflanze, wird
-durch das Zusammenwirken seiner erblichen Veranlagung mit den Einflüssen
-der Umwelt bestimmt. Welcher von den Ursachengruppen die größere Bedeutung
-zukommt, das ist von Fall zu Fall verschieden. Mehr als das Schicksal
-irgend eines anderen Tieres bestimmt der Mensch das ganze Sein und Werden
-des Haushundes, dessen Umwelt er schafft, dessen Wachsen und Ausbildung er
-leitet, dessen Uranlagen die Züchtungstechnik durch sorgfältige Auswahl von
-erblichen Anlagen beeinflußt. Der erste Schritt zur Einwirkung ist, daß
-sich der _Hundebesitzer_ seiner Stellung, Aufgaben und Mittel gegenüber dem
-ihm überlieferten Hund bewußt ist. Mit viel Tierliebe und freundlichen
-Absichten, aber herzlich wenig oder ohne alles Verständnis wird meist der
-erste Hund angeschafft. Es existiert eine größere Anzahl von Lehr- und
-Dressurbüchern für die Ausbildung von Polizei-, Kriminal- und
-Jagdgebrauchshunden, aber bis jetzt kein einziges, das für Leien und
-Anfänger den ganzen Werde- und Lebensgang des Haushundes, den der
-Skandinavier bezeichnend Selskabshund (Gesellschaftshund) nennt und wir
-früher als Luxushund zu klassifizieren pflegten, von „Wiege bis zum Grabe”
-erläuterte. Alles, was wir vom Hund fordern und ihn lehren wollen, soll
-_dessen_ Verstehen angepaßt sein, und wir müssen es verstehen, ihm das
-begreiflich zu machen. Im _Sein, Bewußtsein_ und _Selbstbewußtsein_ stuft
-sich die Dreiheit der Psychologie, d. h. der Lehre von den seelischen
-Vorgängen und Zuständen. Dreifach ist daher auch die Tätigkeit, die wir dem
-Hund von frühester Jugend an zuwenden. Dem _Welpen,_ der nur von
-Daseinstrieben geleitet ist, wenden wir eine liebevolle _Pflege_ zu. Blind
-und ohne Gehör kommt er zur Welt. Jeder an ihn herantretende Reiz, zuerst
-die Abkühlung der Außentemperatur in Abwesenheit der Mutter, Durst, die
-ersten Lichtstrahlen, wenn sich das Lid am neunten Tage öffnet, sogar
-lebhafte Geräusche werden mit Unbehagen oder Schmerz empfunden, mit Winseln
-quittiert. Ganz allmählich gewöhnen wir ihn an äußere Einflüsse, an die
-Reize der Umwelt, die später zu Lebensbedürfnissen werden. Der sorgenden
-Mutter entwöhnt, beginnt das Sein des _Junghundes_ in das _Bewußtsein_
-überzugehen, er erlebt sich selbst und entdeckt die Umwelt. Jetzt hat die
-_Erziehung_ einzusetzen, die das noch wenig Muskeltrieb und Widerstand
-entgegensetzende, werdende Wesen umsichtig zu dem leitet, was es einmal
-werden soll, was ihm schon von früher Jugend im eindrucksfähigsten Alter in
-Fleisch und Blut übergehen muß, z. B. bedingungsloser Gehorsam. Hat der
-Junghund mit vollendetem Zahnwechsel, der Rüde, der allein gegebene
-Liebhaberhund, mit beginnender Geschlechtsreife, das spielerische Wesen
-abgelegt, so erwacht im _Jährling_ das _Selbstbewusstsein;_ er schafft sich
-jetzt selbst eine Stellung zur Umwelt, zum Herrn, zu andren Tieren, zum
-Heim und allem, was um ihn lebt, im Guten oder Bösen, wenn und soweit wir
-es nicht schon vorher durch seine Erziehung und Gewöhnung verstanden haben,
-sein ganzes Empfindungsleben so einzustellen, wie es für seine zukünftige
-Stellung als Haushund nützlich und erforderlich ist.
-
-Wir beschäftigen uns also beim _Welpen_ vorwiegend mit dessen _Körper,_
-beim _Junghund_ mit dessen _Empfinden,_ beim _Jährling_ mit dessen
-_Willen._ So arbeitet unsere liebevolle Sorge, für den unbewußten Willen
-des Welpen, die kluge Erziehung richtet es so ein, daß sie mit dem Willen
-des Junghundes _parallel_ zu laufen scheint, die konsequente _Dressur_
-fordert vom Jährling, was mit dessen Neigungen und Wünschen weniger oder
-nicht im Einklang steht, richtet sich _gegen_ seinen Willen. Die scharfe
-Dressur und Strafe beugen oder brechen den mißratenen Bruder des
-Selbstbewußtseins, den Eigensinn. Dieser dreifachen Altersstufe des
-_Welpen, Junghund_ und _Jährlings_ und unserer dreifachen Tätigkeit
-_Pflege, Erziehung, Dressur_ trägt die Einteilung dieses Buches in drei
-Abschnitte Rechnung. Jedes Kapitel ist logisch dem vorhergehenden angefügt,
-die Reihenfolge und Fortschritte sind zu beachten. Nur ein rationell auf-
-und wohlerzogener Hund gewährt dem Besitzer Genugtuung und Freude, ist
-unsren Nachbarn keine anstößige Erscheinung, sondern ein nützliches
-Mitglied der menschlichen Gesellschaft. Die Haltung eines Hundes legt uns
-Pflichten und auch Verantwortung gegenüber dem Tier, wie Rücksichten auf
-unsre Mitmenschen auf. In diesem Sinne möchten wir dieses Buch aufgefaßt
-und beachtet wissen; es ist dem Hunde zu Liebe geschrieben, um für ihn
-Verständnis und neue Freunde zu gewinnen.
-
-_Bensheim_ (Hessen), im Mai 1924.
-
- =E. v. Otto.=
- 1885—1914 Herausgeber von
- „Hundesport und Jagd”.
-
-
-
-
-=Inhalt.=
-
-
-
-
- Seite
-= I. Die Verpflegung und erste Anleitung des Welpen= . . . . . . . . . 7
- 1. Kapitel. Trächtigkeit; Geburt; Pflege des Welpen bis
- zur Abgewöhnung von der Mutter . . . . . . . . . . . . . . . 7
- 2. Kapitel. Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein
- Platz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
- 3. Kapitel. Fütterung und Futter . . . . . . . . . . . . . . 14
- 4. „ Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer . . . . . 18
- 5. „ Lob und Strafe . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
-= II. Die Erziehung des Junghundes=. . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
- 6. Kapitel. Stubenreinheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
- 7. „ Verhalten im Hause, Gewöhnung an Leine
- und Kette. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25
- 8. Kapitel. Melden und Lautgeben . . . . . . . . . . . . . . 28
- 9. „ Verhalten auf der Straße (Radfahrer, Wagen,
- Raufen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
- 10. Kapitel. Verhalten auf Spaziergang (Geflügel, Katzen,
- Wild) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
- 11. Kapitel. Der Appel (Kommen und Gehen auf Befehl). . . . . 36
- 12. „ Spielende Dressur. . . . . . . . . . . . . . . . 39
-=III. Systematische Dressur des Jährlings= . . . . . . . . . . . . . . 43
- 13. Kapitel. Leinenführigkeit, Freifolgen am Fuß. . . . . . . 43
- 14. „ Setz dich, Leg dich, Ablegen . . . . . . . . . . 44
- 15. „ Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd . . . . . . . 47
- 16. „ Apportieren und Verlorensuchen . . . . . . . . . 49
- 17. „ Kleine Kunststücke . . . . . . . . . . . . . . . 53
- 18. „ Wasserarbeit und Schwimmen . . . . . . . . . . . 56
- 19. „ Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn . . . 59
- 20. „ Korrektur verdorbener Hunde. . . . . . . . . . . 62
-= IV. Praktische Anleitung zur Hundehaltung= . . . . . . . . . . . . . 64
- 21. Kapitel. Der Zwinger, die Hütte, das Lager. . . . . . . . 64
- 22. „ Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde . . . . 67
- 23. „ Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge,
- Scheren und Baden. . . . . . . . . . . . . . . . 70
- 24. Kapitel. Utensilien zur Pflege, Dressur und Reise . . . . 75
- 25. „ Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von
- Medizin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
- 26. Kapitel. Altersschwäche und Tötung. . . . . . . . . . . . 84
- Zu unseren Bildern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
-
-
-
-
-I. Teil.
-Die Verpflegung und erste Anleitung.
-
-1. Kapitel.
-=Trächtigkeit. Geburt und Pflege des Welpen bis zur Abgewöhnung von der
-Mutter.=
-
-
-Der Züchter, der einen lebenskräftigen Wurf erzielen und sich eine gesunde,
-die Welpen gut und reichlich ernährende Mutter erhalten will, muß schon
-kurz nach dem Belegen mit rationeller Behandlung und Fütterung einsetzen,
-damit die tragende Hündin nicht gezwungen wird, ihr eigenes Blut-, Kalk-
-und Fleischreservoir im Körper anzugreifen und zu erschöpfen. Sie muß in
-der kurzen Zeit von 9 Wochen eine Körpermasse bilden, die bis 1⁄7 ihrer
-eigenen beträgt. Innerhalb der ersten 14 Tage der Tragzeit läßt man einen
-Futterwechsel noch nicht eintreten, nur den Bedarf an phosphorsaurem Kalk
-verabreicht man ganz allmählich steigernd zunächst auf natürlichstem Wege
-durch Knochengaben. Weiche, nicht ausgekochte Kalbsknochen verdienen vor
-allem den Vorzug. Nach 14 Tagen, ist es schon angezeigt, ein Futter von
-besserer _Qualität_ zu verabreichen, ohne die Masse zu vermehren, weil Darm
-und Magen ohnehin durch die ausgedehnte Gebärmutter bedrängt werden. Je
-schneller die Mutter unter lebhaftem Fungieren aller Organe als Grundzug
-jeder Fruchtbarkeit das Futter umsetzt, desto bester; jeder von den 63
-Tagen der Tragzeit ist wertvoll. Luft, Sonne, Bewegung, Hautpflege,
-Abwechslung im Futter, Spaziergänge und freundliche Ansprache, kurz alles,
-was das Wohlbehagen fördert, sind unsere Mittel. Von der vierten Woche wird
-der Auslauf verringert; Hetzen, Hochsprung, Massage der Hinterhand bei
-Bearbeitung mit dem Haarhandschuh, fallen weg. Sobald die Hündin sichtbar
-trägt, was man am besten über ihr stehend von oben feststellt, erhält sie
-ihr Futter in mehreren Rationen (3—4 täglich) und vermehrt in Menge. Je
-verdaulicher zubereitet und gehaltvoller, desto vollkommener wird sie
-Welpen aufzubauen vermögen; sie braucht dazu Eiweiß, Kalksalze, leimgebende
-Substanzen, und das alles muß erst von ihr auf dem Wege der Verdauung ihrem
-Blute zugeführt werden, um durch das Blut wiederum in die Gebärmutter zu
-gelangen und den Fötus (Leibesfrucht) zu ernähren. Statt einer Futtermenge
-von etwa 900—1000 g gemischter Kost (Fleisch, Knochen und Vegetabilien) im
-Verhältnis 1—3 für Bernhardiner, Dogge, 8—600 für Jagd- und Schäferhunde,
-200 für Teckel, Foxterrier, je trocken gewogen, gibt man jetzt etwa 1250,
-900, 300 g im Mischungsverhältnis 2:3 von Fleisch und Vegetabilien. Fett
-(z. B. in Fettgrieben), das auch junge Hunde schlecht vertragen, reicht man
-sparsam; von viel Milch ist jetzt abzuraten, da selbst die beste 87% Wasser
-enthält. Besteht Verdacht, daß eine Hündin mit Würmern behaftet ist, so
-soll eine Wurmkur (siehe Kap. 4) spätestens in der 5. Woche vorgenommen
-werden; eine spätere Gewaltkur gegen Bandwurm führt häufig zum Verwerfen.
-Ungeziefer (Flöhe) ist als Blutentzieher nicht zu dulden. Schon in den
-letzten Wochen, nicht erst Tagen oder Stunden, wenn die Hündin bereits
-unruhig geworden und vor dem Werfen steht, ist das Wurflager herzurichten.
-Für harte größte Rassen genügt eine gegen Zugluft abgeschlossene Hütte im
-Freien oder im Schuppen, im Haus die sogenannte Wohnkiste mit etwas
-erhöhtem Einschlupf und abdeckbaren Deckel, für kleinere Schläge eine
-flache Kiste, deren Seitenwände grade hoch genug sind, das Herausfallen der
-Welpen zu verhindern, für kleinste ein flacher Korb. Als Einstreu trockenes
-Heu, kurzes Stroh, nie Holzwolle, noch alte Decken, die durch Fruchtwasser
-durchnäßt werden würden. Außerdem scharrt jede Hündin die Streu beim Werfen
-beiseite und legt die Welpen auf den blanken Boden, der deshalb nicht
-kalter Stein sein soll. An dieses Lager, das ruhig, etwas dunkel und
-geschützt stehen soll, gewöhnt man die Hündin schon einige Zeit vor der
-Fälligkeit des Wurfes (62.—63. Tag). Der Wurfakt geht meist nachts völlig
-glatt vor sich; der Laie vermeide jede, noch so wohlgemeinte Hilfe. Die
-Hündin beißt die Nabelschnur selbst durch, frißt diese, sowie die
-Nachgeburt, leckt die Welpen sauber und trocken. Zwischen den Pausen kann
-man ihr, wenn sie ersichtlich erhitzt ist und lechzt, etwas Trinkwasser
-hinhalten. Ist sie ruhig, so unterbleibt alles für mehrere Stunden. Dann
-erst läßt man die Hündin zur nötigen Entleerung ins Freie führen;
-inzwischen hat man schon eine Waschlösung (Eimer) vorbereitet mit warmem
-Wasser, in das etwa 50 g Septoform geschüttet wird, um den Boden zu
-reinigen. Die Welpen liegen einstweilen warm zugedeckt in einem Korb. Die
-der Mutter zu belassenden, bei Erstlingswurf höchstens 3—4, bei späteren
-bis 5, legt man der Hündin sofort bei Rückkehr unter. Die zu tötenden sind
-inzwischen weit entfernt worden, so daß die Mutter ihr Winseln nicht hören
-kann. Man tötet sie durch kräftiges Aufwerfen auf den Steinboden; der Sturz
-hat sie schon betäubt, ehe sie den Boden erreichen. Die kräftigsten Rüden
-läßt man leben; Hündinnen nur, wenn sie von Züchtern bestellt sind,
-_niemals,_ um sie an Laien zu verschenken, da sie nur in Hände von
-_Fachleuten_ gehören.
-
-Für die säugende Hündin ist ein _allmählicher_ Futterwechsel
-nötig, plötzlicher führt zu Verdauungsbeschwerden, die auf die Milch
-übergreifen. In den ersten Tagen gibt man vorwiegend Milchsuppen mit
-Hafer-, Gerstenflocken oder Mehlsuppen. Wie während der Tragzeit darf Kalk
-nicht fehlen, man fügt am einfachsten zu jeder Mahlzeit einen Eßlöffel
-Kalziumlösung, die man sich durch Auflösen, von 100 g Chlorkalzium in 1⁄2 l
-Wasser bereitet hat. Auch Phosphor ist nötig; er vermehrt und verbessert
-die Milch, und wird in Form von Phosphorlebertran verabreicht. Innerhalb
-der ersten Tage werden Afterklauen mit desinfizierter Schere (Eintauchen in
-schwache Septoformlösung) abgeschnitten und die kleine Wundstelle mit
-blutstillender Watte kurze Zeit geschlossen. Bis spätestens zum 8. Tage
-läßt man die Ruten von Terriers, Dobermannpinscher, Schnauzer,
-Zwergpinscher, Toyspaniel, Pudel, Rottweiler, Griffons, deutschen
-Vorstehhunden usw. kürzen, die Ohren erst mit 8—12 Wochen. Die Wurfkiste
-oder Hütte wird fleißig gelüftet, der Boden öfter mit Septoformlösung
-(aromatisch riechendes Desinfektionsmittel) gewaschen, das Lager beständig
-erneuert, so daß Blutsauger, wie Flöhe und Läuse, die zudem Überträger von
-Bandwurm sind, nicht aufkommen. Die Reinigung der Welpen besorgt die
-Mutter, die auch durch Lecken des Unterleibs die Kleinen zur Entleerung
-veranlaßt. Hat sie die Nabelwunde durch Übereifer entzündet, so mildert man
-mit Borsalbe. Bis zum 9. bis 10. Tage hören und sehen die Welpen noch
-nicht; dann öffnen sich Ohr und Lid, und es ist Zeit sie allmählich an
-Licht zu gewöhnen. Auch an Temperaturunterschiede, indem die Mutter
-zeitweilig ausgeführt wird. Je weniger Welpen man ihr beläßt, je
-rationeller man sie mit milchgebenden Stoffen füttert: Mehlsuppen,
-gesalzener Milch mit altem, eingeweichtem Brot, dazu täglich Fleisch und
-Knochen nebst Phosphor-Lebertran, desto länger und besser ernährt sie die
-Welpen. Solange sie nur liegen oder herumkriechen, genügt die flüssige
-Ernährung; das Zeichen zur halbflüssigen ist ihr Herumwatscheln oder
-Gehversuche. Anfangs der dritten Woche bricht das Milchgebiß durch, ein
-Signal, daß sie etwas zu beißen brauchen. Da selbst Pflanzenfresser im
-Mutterleib und während des Säugens nur animalisch ernährt werden, braucht
-man von kleinen Fütterungsgaben von geschabtem rohem Fleisch nicht
-zurückzuscheuen. Dazu gibt man nach und nach als Beigabe zur Muttermilch
-pasteurisierte Kuh- oder noch besser Ziegenmilch mit etwas Kochsalz. Später
-setzt man der Milch Hafergrütze oder Hafermehl zu nebst kleingewiegtem
-Fleisch, füttert etwa 5 mal im Tag und läßt die Mutter nach 6 Wochen nur
-noch nachts zu den Welpen. Durch ein erhöhtes Brett oder Lager gibt man ihr
-Gelegenheit, sich vor den spitzen Krallen und scharfen Nägeln zu retten. Je
-früher und öfter es mildes und trocknes Wetter gestattet, die Kleinen an
-die Sonne, sei es auf Kiesplatz, Holzbelag (nur nicht feuchten Rasen) als
-Spielplatz zu bringen, desto besser. Doch nicht überfüttern, lieber öfter
-und immer gehaltvoller. Und sobald sie allein sich nähren, also mit etwa
-8—9 Wochen, hinaus damit an die neuen Besitzer, die dem einzelnen mehr
-Sorgfalt und Futter zuwenden, können, als der Züchter einem ganzen Nest.
-Vorher läßt man die Namen nebst Züchteraffix bei zuständigem Stammbuch
-eintragen, da es Züchterrecht und -Pflicht ist, die Namen dauernd
-festzulegen, unter denen die zukünftigen Preisgewinner ihm dereinst Ehre
-machen sollen, und sie mit Stammbuchnummer legitimiert abzugeben. Zugleich
-mit dem abzugebenden Welpen und der Bestätigung über erfolgte Eintragung in
-das Zuchtbuch sollte jeder Züchter dem Laienkäufer ein Exemplar dieses
-Buches überreichen, damit der neue Hund dem Besitzer durch rationelle
-Aufzucht und Erziehung einst Freude bereite.
-
-
-
-
-2. Kapitel.
-=Die Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein Platz.=
-
-
-Ein unbeholfenes, noch weltfremdes, drolliges kleines Lebewesen kommt in
-eine völlig neue Umgebung und ist dementsprechend zu behandeln. Falls mit
-Bahn oder Post überschickt, sorgt man, daß es morgens durch Expreßboten
-eintrifft; der zukünftige Herr öffnet den Behälter selbst, damit ihn der
-Hund als Erlöser aus dem Gefängnis betrachtet. Er soll einen ganzen Tag
-Zeit haben, den ersten Trennungsschmerz zu überwinden, damit er nicht
-nachts durch Winseln und Heulen die Familie oder gar das ganze Haus in der
-Nachtruhe stört. Durch vorherige Erkundigung beim Züchter orientiert man
-sich, ob das Schlaflager in Korb, Schlafkiste (diese ist mit seitlichem
-Einschlupf und Schubtür zu versehen, als Aufenthalt willkommen und zur
-Erziehung praktisch), Matratze, dicker Kokosmatte (bequem wegen Reinigung)
-bestand, welches Futter und wie oft gegeben wurde. Das erste Lager wird
-vorteilhaft aus dem Heu der Transportkiste, das noch Heimatgeruch hat,
-gebildet. Bereitzustellen ist außer dem Lager: ein kleiner Eimer mit
-Sägespänen und eine Flasche Septoform zum Desodorieren des Aufwaschwassers.
-Man darf sich nicht begnügen, nasse Spuren aufzutrocknen, sondern muß die
-betreffende Stelle durch Eingießen von etwas Septoform verwittern (den
-Uringeruch überdecken!), weil Hunde sonst dieselbe Stelle immer wieder
-benützen würden. Etwas billiger und ausgiebiger ist Lysol oder Kreolin,
-aber wegen des scharfen Geruchs in der Wohnung lästig. Alsbald nach Ankunft
-trägt man den Welpen in einen geschlossenen Hof oder Garten, sobald er
-durch unruhiges Herumsuchen verrät, daß er sich lösen oder nässen will.
-Beobachtet man ihn darauf in den ersten Tagen beständig, so wird man sehr
-bald am Benehmen und tiefer Kopfhaltung des Suchens merken, daß es Zeit
-ist, hinauszuführen, was zur Zimmerreinheit hinleitet. Diese zu erzwingen,
-ist erst möglich, wenn er sich etwas eingewöhnt hat und begriffen, daß es
-Dinge gibt, die ihm verwehrt sind, also Verbote und Gebote, die er befolgen
-muß, um sich nicht üblen Folgen auszusetzen. Das erste Begreifen ist ihm
-mit dem „Platz!” beizubringen, das ist das ihm zugewiesene Lager, auf dem
-er zu verharren und das er aufzusuchen hat, wenn das scharf gesprochene
-Wort „Platz!” erfolgt. Zunächst ist ein solcher im Zimmer, wo die Familie
-und er sich gewöhnlich aufhalten, so zu wählen, daß er von dort aus selbst
-übersieht, gesehen wird, aber nicht getreten werden kann oder lästig fällt.
-Nachdem er sich einige Zeit frei bewegen durfte, wird er dorthin geführt,
-sanft zum Legen niedergedrückt unter Kommando „Platz”. Macht er Miene
-aufzustehen, so drückt man wieder nieder: „Platz”. Wiederholt es mehrmals
-mit viel Geduld. Hilft energisches Befehlen bei dem kleinen Quecksilber
-nicht, so unterstützt man das Kommando mit leichtem Schlag, doch nicht mit
-der Hand, die nie zum Schlagen dienen soll, sondern mit leichter Gerte
-(Zweig). Die Hand ist etwas, was der Hund nie fürchten soll; diese belohnt,
-streichelt, gibt, deutet. Ein gut behandelter und richtig erzogener Hund
-wird mit der Schnauze die Hand des Herren suchen, seinen Kopf in diese
-legen, nie nach der Hand von Menschen schnappen, auch wenn diese z. B.
-einmal genötigt ist, einen Knochen wegzunehmen oder energisch einzugreifen.
-Allzulange zwingt man anfangs zum Verharren auf dem „Platz” nicht, sondern
-gibt durch freundlichen Anruf des Namens, der kurz, höchstens zweisilbig
-sein soll, Erlaubnis zum Verlassen. Einsilbig und kurz, wie ein Ruck,
-suggestiv seien die ersten Kommandos und das Wehren: Pfui, Hier, Platz,
-Aus. Beim Anruf und überall, wo er beschleunigt folgen soll, klatscht man
-in die Hände; auch das wirkt aufstachelnd, suggestive. Niemals verzichte
-man darauf, daß der einmal gegebene Befehl „Platz” nicht ausgeführt oder
-auch nur nachlässig beachtet wird; folgt der Hund nicht, so führt oder
-trägt man ihn energisch zum Lager, wo er einige Zeit verharren muß, worauf
-man ihn belobt. Von den ersten Anfängen an muß es dem jungen Tier in
-Fleisch und Blut übergehen, daß jeder Befehl unweigerlich zu befolgen ist.
-Das ist für die ganze Erziehung und Dressur ausschlaggebend. Hat er nach
-mehrmaligen täglichen Übungen begriffen, was er soll und daß er muß, so
-wird der Ort des Lagers gewechselt, falls dieser z. B. nachts nicht im
-Wohnzimmer, sondern im Vorhaus sich befinden soll. Wer ein Landhaus allein
-bewohnt, wird immer das Treppenhaus dazu wählen, so daß der Hund nicht zu
-fern der Haustür liegt. In einem Mietshaus empfiehlt sich dies für untere
-Stockwerke weniger, damit der Hund nicht wegen später nachts heimkehrender
-Mitbewohner alles im Schlafe stört. Selbstverständlich muß der Hund, falls
-man beim Verlassen des Zimmers das Kommando „Platz” gibt, dort verweilen,
-auch wenn er allein gelassen wird. Man überzeugt sich, indem man rasch
-zurückkehrt, spricht ihn bei Ungehorsam scharf an und unterstützt den neuen
-Befehl durch Drohung mit Gerte oder leichtem Schlag. Wenn das alles auch
-überflüssig erscheint, so führe man doch alle diese Übungen konsequent
-durch; es ist die eindrucksvollste, leichteste Vorbereitung für alle
-spätere Dressur. Das nächste Wort, das der junge Hund sehr rasch begreifen
-wird, weil das Hinausgeleiten aus der Monotonie des Zimmers, in dem er sich
-gesittet benehmen muß, ihm Freude macht, ist _„Hinaus”._ So oft es
-hinausgeht, wird das Wort mehrmals lebhaft wiederholt, bis sich für ihn
-damit der Begriff von Bewegung und Verlassen des Zimmers verbindet. Die
-_Worte „Platz”_ und _„Hinaus”_ sind es aber nicht allein, sondern der Ton
-und Klang, und dafür haben alle Hunde ein sehr feines Verständnis, da sie
-_nie ein Wort_ selbst und dessen _Bedeutung_ erfassen, sondern nur den
-_Begriff,_ der sich für sie damit innig verbindet. Kinder haben dem
-Junghund nie zu befehlen; sie dürfen sich höchstens mit ihm befassen und
-spielen. Aber sie sollten unbewußt viel von dessen Erziehung profitieren.
-
-
-
-
-3. Kapitel.
-=Fütterung und Futter.=
-
-
-Die älteste Hundehaltung war auf einen Abfallfresser zugeschnitten; sie ist
-es auf dem Lande im allgemeinen heute noch, durch gelegentliche Zugaben
-etwas verbessert. Unsre anspruchsvoller gezüchteten Rassehunde wären damit
-nicht auf der Höhe zu erhalten, und doch sollte sich die Ernährung nicht
-allzuweit davon entfernen, nur eine gewisse Nachhilfe ist während der
-Entwicklungszeit unentbehrlich. Ebenso wichtig ist die Gleichmäßigkeit der
-Rationen, dem Alter angepaßt, die Regelmäßigkeiten der Mahlzeiten, endlich
-Vorhandensein der Aufbaustoffe. Konsequente Durchführung befördert
-ordnungsmäßiges Fungieren des ganzen Verdauungsapparats und der Auswertung.
-Einige Grundregeln für die Fütterung sind: Das Futter soll immer
-_gutgewärmt_ werden, denn ehe die Verdauung beginnt, muß der Speisebrei auf
-Blutwärme im Magen gebracht werden. Hunde neigen alle zum raschen
-Verschlingen, deshalb gebe man das frische Gemüse _klein_ gewiegt Fleisch
-klein geschnitten. Was sie nicht sofort auffressen, wird _weggenommen;
-niemals_ soll die Futterschüssel _stehen bleiben;_ weder im Winter, noch
-weniger im Sommer. Wird regelmäßig übrig gelassen, so war die Ration zu
-groß. Jeder Hund hat seine eigne Futterschüssel zu erhalten, womöglich in
-folgender Form des Querschnittes, damit sie nicht zu leicht umgeworfen
-wird: ┗━┛. Für junge Hunde oder kleine Rassen sind die sogenannten
-Kaninchenfuttergeschirre aus Ton sehr praktisch; sie dienen zugleich zum
-Abmessen der Tagesrationen. Selbstverständlich sind sie _peinlich sauber_
-zu halten. Niemals stelle man ihnen das Futter in Tellern oder Schüsseln
-hin, die in der Küche verwendet werden oder gedient hatten. Damit wäre,
-abgesehen von dem Unästhetischen, ja Gefährlichen wegen der Übertragung von
-Würmern, der erste Schritt getan, die Hunde zum Stehlen anzuleiten. Sie
-müssen wissen, daß es _ihr_ Futter nur aus _ihrem_ Geschirr gibt. Genau so
-ihr Wasser am gleichen Platz. Entgegen allen Lehren, daß den Hunden _immer_
-frisches Wasser zur Verfügung stehen soll, halten wir das für einen
-Mißgriff. Im breiigen Futter und in der Milch ist so reichlicher
-Wassergehalt, daß Hunde überhaupt nur 1—2 mal im Tag ein wenig Wasser
-brauchen. Das Futter belastet ohnehin den Leib, daß es nicht nötig ist, den
-Speisebrei noch mehr zu verdünnen. Viel Gelegenheit macht zu
-Gewohnheitstrinkern. Kommt der Hund im Sommer erhitzt heim, so genügt, um
-den Staub wegzuspülen und den Gaumen zu erfrischen, soviel Wasser als den
-Boden der Schüssel bedeckt. Stellt sich der kluge Hund an sein leeres
-Trinkgeschirr, so deutet er an, daß er Durst hat und mag etwas Wasser
-erhalten. _Unerläßlich_ sind für Junghunde _harte_ Hundekuchen, Hartbrot
-und vor allem weiche _Kalbsknochen._ Bis zu 5 Wochen wachsen den Welpen
-ihre Milchzähne, mit 2—4 Monaten wechseln sie die Zangen- und Milchzähne,
-mit 3—5 die Eck-, mit 4—6 die Hakenzähne; die Milchbackzähne werden mit 5—6
-Monaten gewechselt, die Molaren brechen mit 4—7, die Lückzähne zwischen 3—5
-Monaten durch. Diese Vorgänge bedingen eine _starke mechanische Tätigkeit
-Gebisses;_ geben wir dem Hund während des Wachstums und der Skelettbildung
-nicht reichlich Knochen, so wird er den erforderlichen mechanischen Reiz an
-Stiefeln, Teppichen, Möbelstücken ausüben, Kohlen oder Mauer anfressen. Was
-man in Form von Knochen gibt, die 6—7 % Kalk-Kohlensäure, 58—63 %
-Kalkphosphat, 1—2 % Magnesium-Phosphat, 2 % Fluorkalzium, den Rest Eiweiß
-und Leimstoffe enthalten, erspart man an Fleisch. Hunde von mehr als 5—6
-Jahren sollen _niemals _Knochen bekommen. Die letzte Regel lautet
-endlich: _niemals sofort nach einer Hauptmahlzeit mit Junghunden_
-Spaziergänge; denn Verdauung ist eine Arbeit, und die noch weichen Bänder
-und Gelenke würden sich bei der Belastung des Leibes zu stark dehnen und
-lockern. Es gibt leicht krumme Gliedmaßen, weichen Rücken und schwache
-Muskulatur. Breitstehende, massige, starkknochige Rassen wie Bulldoggen,
-St. Bernhardshunde, Rottweiler, Boxer, Bordeauxdoggen dürfen eher etwas
-mastiger gefüttert werden. Leichtere hochstehende, wie Windhunde, Whippets,
-Dobermannpinscher, sollen konsistentes, trockenes Futter erhalten: viel
-Gehalt in wenig Menge. Ebenso dürfen Jagd- und sonstige Gebrauchshunde
-nicht zu weichlichen, überschwemmten Gestalten aufgezogen werden, sondern
-gehaltvoll, trocken, starkknochig. An der Form des Kotes (Exkremente)
-ersieht man schon, ob richtig gefüttert wurde; er soll nicht dünnflüssig,
-weich sein. Zu hart deutet auf zu reichliche Knochenmenge und Mangel an
-Wasser. Als Grundfutter kommt in Betracht Haferschrot, Gerstenflocken,
-Roggenschrot, Buchweizengrütze. Reis (arm an Eiweiß, aber sehr reich an
-Stärkemehl), weniger Kartoffel und nie in Stücken, da sie nur als Brei
-ausgenützt wird. Das Minimum an täglicher Fettzugabe, die das Futter
-schmackhaft macht, ist für größte Rassen 16—25 g in der Jugend, für ältere
-20—30 g, im Winter etwas mehr. Vorteilhaft wird Fett bei Welpen durch
-Phosphorlebertran ersetzt. Auch Fettgrieben sind wegen des hohen
-Eiweißgehaltes sehr zu empfehlen. Hülsenfrüchte sind stark eiweißhaltig,
-werden aber wenig gern gefressen und müssen durch Fett- und Fleischzusatz
-schmackhaft gemacht werden. Am besten wechselt man häufig, auch bei den 4—6
-Tagesrationen: morgens entrahmte Milch mit Brot, 1—2 mal Gemischtkost,
-abends trockne Hundekuchen oder Knochen. Letztere niemals in das Futter,
-immer separat _nachher._ Fehlen sie zeitweilig, so ersetzt man sie durch
-Chlorkalzium (150 g auf 1⁄2 l Wasser, davon 1 Eßlöffel in das Futter
-gerührt). Man rechnet 1⁄10 g auf 1 kg Körpergewicht. Futterkalk
-(Schlämmkreide) darf _nie_ zum Futter gegeben werden, da er durch
-Salzsäurebindung die Hauptverdauung im Magen erheblich beeinträchtigt. Mit
-kleinen Beigaben von Rohzucker (höchstens 20 g für Welpen) kann man den
-Nährwert von Magermilch oder Grundfutter vorteilhaft erhöhen. Aber niemals
-sollen Zucker, Semmel oder sonstige Leckerbissen außerhalb der
-feststehenden Stunde gegeben werden; diese dienen höchstens als Belohnung
-bei der Dressur. Mit solchen Verwöhnungen erzielt man schlechte Fresser und
-Bettler. Während der Mahlzeiten der Familie darf sich der Hund wohl im
-Eßzimmer, aber nur in angemessener Entfernung vom Tisch auf seinem Lager
-(„Platz”) aufhalten. Ein Herantreten des Hundes, dessen Fütterung mit
-zugesteckten Brocken, wäre ein nicht mehr gutzumachender Erziehungsfehler.
-Ihn auf sein Lager zu bannen, ist wertvolles Mittel, um Gehorsam
-vorzubilden. Auch Gehorsam muß gelehrt und geübt werden.
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-4. Kapitel.
-=Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer.=
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-Die beste Fütterung und Pflege versagt, wenn Junghunde mit Würmern behaftet
-sind; ja es gehen mehr Welpen an Spulwürmern (Darmentzündung) zugrunde als
-an Staupe (Sucht). Äußerlich ist das Vorhandensein an Magerkeit, glanzlosem
-Fell, zeitweilig aufgetriebenem Leib, Aufstoßen nach den Mahlzeiten, viel
-Durst, sogar Erbrechen, aufgebogenem Rücken (Katzenbuckel) bemerkbar.
-Spulwürmer (3—8 cm lang, rötlich gelb, 1 mm stark, im Kot sehr leicht
-festzustellen) haben fast alle Junghunde, sind durch Masse gefährlich,
-durch Chenopodiumöl ohne üble Nebenerscheinungen leicht zu entfernen. Weit
-schlimmer sind die kürbiskernförmigen Bandwürmer, da sie durch Flöhe sehr
-leicht überall verbreitet werden, sich sehr rasch vermehren, und dann zu
-Darmverstopfungen führen. Wo Fleischabfälle nicht roh verfüttert werden,
-ist der aus etwa 1⁄3 cm langen Gliedern bestehende Bandwurm seltener; seine
-Jugendform, die durch Maul oder After des Hundes abgeht, ist für Menschen
-lebensgefährlich, weshalb man das Ablecken von Händen oder gar Gesicht nie
-dulden soll. Ist auch nur der leiseste Verdacht auf Würmer vorhanden, so
-verabfolge man morgens in der Milch 1 bis 2 Santonintabletten, die, mit
-Kakao gepreßt, in jeder Apotheke für Kinder vorrätig zu haben sind, oder
-das billigere Chenopodiumöl (2—3 Tropfen je nach Größe), noch besser das
-entgiftete Präparat Chenoposan und beobachte den nächsten Kotabgang. Fast
-alle Wurmmittel reizen durch ihre Schärfe den Darm, weshalb man durch
-leichten Kotabgang die Kur unterstützt und starke Mittel bei noch zarten
-Tieren sich vom Tierarzt oder einem hundeliebenden Apotheker dosieren läßt.
-Das beste neuere Mittel ist Megan (Bayer) gegen alle Arten Würmer. Man gibt
-0,65 g pro Kilogramm Körpergewicht. Harmloser sind die sich im Mastdarm
-aufhaltenden, weißen fadenförmigen Würmer (5—8 cm lang), die nur ein
-lebhaftes Jucken im After Hervorrufen und den Hund quälen, so daß er sich
-reibt, scheuert oder zu beißen sucht. Durch ein Klistier (Knoblauch in
-Milch gekocht) kann man ihn davon rasch erlösen. Billiger als Santonin ist
-das Präparat Santoperonin (Orbiswerke) und relativ ungiftig. Gegen Flöhe
-gibt es nichts besseres als den engen Kamm und tägliches Nachsehen, wenn
-sich der Hund kratzt. Bei Überfülle vorheriges Einreiben mit Cuprex
-(Merck). Ebenso gegen Läuse. Ungeziefer soll man gar nicht aufkommen
-lassen, weshalb die Decke über Matratze, die Matte täglich ausgeschüttelt,
-das Heu oder kurze Stroh in der Kiste öfter erneuert wird. Ein gutes
-Vertilgungsmittel für Läuse ist Chloroform oder Benzin. Da letzteres
-feuergefährlich, nicht bei Licht einreiben. Radikal wirkt Cuprex (Merck),
-es vernichtet auch die zäh auf den Haaren klebenden Eier (Nisse). Harmlos
-ist ein Betupfen mit einer Lösung von 9 Teilen Olivenöl und 1 Teil Anisöl.
-Das oft empfohlene Petroleum verwende man nur bei robusten Rassen. Wohnt
-man in Nähe von Laubwald und kommen die Hunde nach Spaziergang mit Zecken
-(Holzböcken) behaftet heim, so reißt man sie nicht aus, sondern betupft sie
-mit Terpentinöl aus einem Kännchen mit spitzem Auslauf, wie sie für
-Nähmaschine und Fahrräder benützt werden. Bäder sind für Welpen nicht zu
-empfehlen, da sich die Tiere nach solchen, wenn nicht völlig trocken,
-leicht erkälten; auch müßte jede Lösung, um Parasiten oder Milben zu töten,
-so scharf sein (2 % Kreolin), daß die zarte Haut entzündet würde. Selbst
-wenn die Hundebesitzer aus Rücksicht auf das Wohlbefinden ihrer Tiere die
-Würmer und deren Überträger und Verbreiter (Flöhe) nicht vernichten
-wollten, so sollte das schon wegen der Übertragungsgefahr erfolgen. Um sich
-ein Bild von deren Umfang zu machen, sei darauf hingewiesen, daß ein
-einziger Spulwurm, deren der Hundedarm oft dicke Knäuel beherbergt, nach
-Prof. Dr. Günther (Der Darwinismus und die Probleme des Lebens; S. 10) in
-einem Jahr 64 Millionen winzigster Eier, ein Bandwurm bis 100 Millionen zu
-produzieren vermag, die meist durch den After abgehen. Irgend ein wirksames
-Wurmmittel muß in der Hausapotheke jederzeit vorrätig sein. Über das
-Eingeben von Medikamenten s. Kap. 25.
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-5. Kapitel.
-=Lob und Strafe.=
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-Die alten Dressurbücher kennen als Dressurmittel nur Korallenhalsband und
-Prügel, und sie erörtern höchstens, ob man mit der Hand, zusammengelegter
-doppelter Führungsleine, Ochsenziemer oder lederner Hundepeitsche und auf
-welche Körperteile man schlagen solle. Ehe man je zu einer Züchtigung
-schreitet, prüfe man genau die Ursachen des Nichtgehorsams, ob etwa ein
-Befehl oder Verbot, in gereiztem, unbekanntem Ton, also dem Hund ungewohnt
-und unverständlich war, oder ob er während Ablenkung der Aufmerksamkeit
-durch Nebenumstände erfolgte. Vor allem, hatte der Hund überhaupt
-verstanden, was man von ihm wollte und kann man schon eine _aktive_
-Betätigung (Ausführung) erwarten? Es ist gar nicht zu verlangen, daß er
-entgegen seinem Trieb, Vergnügen oder Behagen auf jede Aufforderung
-nachgiebig eingeht, daß er eine Marionette ist, die durch Befehle in
-Bewegung gesetzt, durch Verbote zur Ruhe genötigt wird. Die Antwort auf die
-an sich selbst gestellte Frage, wann man strafend schlagen sollte, müßte
-man sich dahin geben: schlage womöglich _nie,_ so wenig wie dein Kind,
-suche immer mit andern Mitteln auszukommen; man kommandiere aber auch so
-wenig als möglich, sonst entwertet man dieses Hauptmittel der Autorität.
-Das Kommando sei kurz, straff, ruhig; eher leise, niemals schreiend; der
-Ton muß sich wesentlich von der sonstigen, freundlichen Ansprache
-unterscheiden. Mit Kindern und Hunden parlamentiert und überredet man
-nicht, sondern man _befiehlt._ Etwas anderes ist es, durch einen
-mechanischen Druck (zum Hinlegen oder Setzen), durch Winke einen Befehl
-verständlich zu machen und der Ausführung nachzuhelfen. Zum Abwehren
-schadet ein Schlag mit der dünnen Gerte nicht, da es ja bei dem Hunde
-steht, sich solche zu ersparen. Neben dem leichten Schlag kommt als Strafe
-bei Ungehorsam in Betracht: Anlegen an Kette, oder Leine (auf Spaziergang),
-Einsperren. Strafe und Schlagen ist nicht dasselbe! Noch größer ist der
-Unterschied zwischen Wehren und Befehlen. Je fester der Gehorsam gegenüber
-dem Wehren und Verbieten (Unreinlichkeit, Anbeißen von Verbotenem, Springen
-auf Möbel, Winseln oder Heulen bei Alleinsein, Betteln bei Tisch,
-Herumtollen trotz Verweisens auf den „Platz”) sitzt, desto leichter ist
-später das Befehlen. Bis es zu diesem kommt, muß der Welpe verstehen und
-beachten lernen, muß eine gewisse Triebkraft, Bewegungslust, Tatendrang,
-veranlaßt durch Muskulatur und Interesse an allen Vorgängen der Außenwelt,
-also Vertrautsein mit dieser, sowie der innere Zusammenhang mit dem
-Dressurlehrer vorhanden sein, der geistige Reife voraussetzt. Zum Wehren
-und Verbieten ist es nie zu früh, weil wir durch mechanische Nachhilfe das
-Verständnis unterstützen können. Das Befehlen darf erst einsetzen, wenn
-sich der Lehrer von der nötigen körperlichen Energie und Regsamkeit
-überzeugt hat. Also: den richtigen Moment erfassen und nur verlangen, was
-der Hund auch _verstanden_ hat. Führt er das aus, so darf für die ersten
-Male mit einem Leckerbissen (Biskuit, Zuckerstücke) nicht gespart werden.
-Und später muß jede Erfüllung mit freundlichem Lob und lebhafter
-Anerkennung belohnt werden. Pflichtgefühl besitzt selbstverständlich kein
-Tier, wohl aber ist der Hund sehr empfänglich für Lob und Aufmunterung.
-Ungehorsam gegenüber Kommando kann zur Ursache haben: Furcht vor der
-schlagenden Hand, verspätetes oder mangelndes Auffassungsvermögen,
-motorische Langsamkeit, Eigenwillen; letzterer äußert sich durch Flucht,
-Kundgabe des Unmuts, Hinlegen, nervöse Empfindlichkeit, Erregungszustände.
-Ehe man also zur Strafe schreitet, prüfe man die _Ursachen_ und versuche
-sie durch freundliche Ansprache, einen kurzen ruhigen Spaziergang an der
-Leine zu beseitigen. Dann wird man selbst zu der Überzeugung kommen, daß
-Zuhauen das ungeeignetste Mittel ist, den Hund zur Ausführung von Befehlen
-gefügig zu machen, dann wende man die systematischen Mittel an, die in Teil
-III aufgeführt sind, auch wenn sie etwas Geduld und Zeit erfordern.
-Unbedingte Züchtigung (auf die Keulen) verdient nur _offensichtliche
-Widersetzlichkeit_ bei zweifellosem Verständnis für Befehl oder Verbot;
-diese erfolge jedoch ohne Zorn und Nervosität nach klarer Prüfung, damit
-der Hund fühle, wer seine Unfolgsamkeit straft, und daß es eine energische
-Kraft über ihm gibt.
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-II. Teil.
-Die Erziehung des Junghundes.
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-6. Kapitel.
-=Stubenreinheit.=
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-Die zielbewußte Erziehung hat dem Lernen vorauszugehen. Grundregel ist:
-dulde bei dem jungen Hund nie etwas, was du später verbieten wirst! Mag es
-noch so harmlos sein, wenn das saubere Tierchen auf einen Stuhl oder Divan
-gehoben wird, oder sich an den Kleidern aufrichtet; es versteht nicht,
-warum das, wenn es von der Straße naß oder schmutzig ist, nicht geschehen
-soll. Verbotene Räume, wie die Küche, sollen das immer bleiben. Laß ihn
-nicht seine schwachen Zähnchen an einem alten Hausschuh probieren: er kennt
-nicht den Unterschied zwischen alt und neu. Amüsiere dich nicht, wenn er in
-kindlichem Heldenmut Pferde anbellt, Geflügel hetzt; kleine Fehler geben
-später schwer auszurottende Laster. Je früher der Welpe mit der Großstadt,
-dem Lärm der Wagen, Pferde, Autos vertraut gemacht wird, desto leichter
-geht es; ahnungslos trottelt er im Schutz des Herrn, während er reifer
-geworden, nervös davon läuft und sich schwer an Großstadtverkehr gewöhnt.
-Um ihn zimmerrein zu erziehen, muß er an der Leine gehen; ein weicher
-Lederriemen genügt als Halsband, eine solide längere Schnur, in deren eines
-Ende ein Karabiner, in das andre eine Handschleife geknotet ist, genügt als
-Leine zum Führen; die richtige Leinenführigkeit kommt später, wenn er nicht
-mehr unreif und spielerisch ist. Zunächst achtet man auf den Hund, wenn er
-vom Lager morgens aufsteht und sich nach einer Ecke des Zimmers begibt; man
-legt schnell den Zangenkarabiner an, ruft „Hinaus”! und führt oder lockt
-ihn auf die Straße. Nicht tragen, sondern führen. Liegt die Wohnung an
-belebter Straße, so läßt man ihn in den Hof oder zur nächsten ruhigen
-Seitenstraße bringen; denn über Beachtung von Menschen, Tieren, Wagen,
-Geräuschen kommt er nicht zu der Ruhe, die Entleerung auslöst. Der Hund
-verdaut sehr gut, aber langsam; der Magen eines Schäferhundes hat das
-Fassungsvermögen, das dem eines Pferdes gleichkommt. Die langsame Verdauung
-kommt von der oberflächlichen Zerkauung und Einspeichelung. Erhält er seine
-Hauptmahlzeit mittags, so sind die unverdauten Reste nach etwa 9 Stunden
-bis in den Mastdarm vorgerückt, so daß er etwa gegen 10—11 Uhr abends
-entleeren und ein ihn weniger belastendes Futter bis zum Morgen im Darm
-behalten kann. Wasser erhält er nach Spätnachmittag überhaupt nicht mehr.
-Je behaglicher sein Lager ist, womöglich in Korb oder flacher Kiste, mit
-etwas Mühe zum Verlassen verbunden, desto weniger wird er nachts aufstehen,
-herumlaufen und sich im Haus lösen. Hat er es trotzdem getan, so führt man
-ihn jedesmal morgens zur Stelle mit den Worten „Pfui, Hinaus”, beschleunigt
-seinen Gang zur Tür mit der Gerte. Sobald er (s. Kap. 8, Lautgeben und
-Melden) schon durch Ungeduld bei vorgehaltenem Futter, Knochen,
-Leckerbissen gelernt hat, auf Kommando Laut zu geben, wird man bei jedem
-Ausgang, Hinausführen, ihn an der Türe kurz bellen lassen, wodurch er
-anzudeuten hat, daß er hinaus will. Viele Dressurlehrer wollen das durch
-Kratzen an der Türe markieren lassen; das ist indessen für den Welpen
-schwieriger zu verstehen. Viele Hunde hingegen begreifen sehr rasch, daß
-sie eine nur angelehnte Türe mit der Nase aufstoßen können und markieren
-das auch bei den verschlossenen. Da man das aber nachts nicht hört, ist die
-Stimme des Hundes das natürlichste. Es wird oft im Leben vorkommen, daß der
-Hund auf diese Weise den Herrn alarmiert. Das natürliche Verbellen der
-Jagdhunde ist nichts andres als ein Rufen des Jägers. Ein kluger
-Jagdspaniel verbellt jedes Stück Wild, das ihm zum Apportieren zu groß ist.
-Ein lockerer Hals ist immer Zeichen von Intelligenz und des Triebs, sich
-durch seine Sprache verständlich zu machen. Das Kratzen an der Tür
-verleitet den Junghund, wenn er allein gelassen wird, die Tür zu
-beschädigen; größer, gelingt es ihm durch Zufall und Aufrichten selbst die
-Tür zu öffnen, was er nicht lernen soll. Den Hund mit der Nase in den Kot
-zu stoßen, ist sehr unappetitlich, auch überflüssig; schon in die Nähe der
-Missetat gebracht, weiß er ganz genau, daß er gesündigt hat; es genügt ihn
-zur Stelle zu bringen, ihn zu strafen und hinaus zu stecken. Ist ein Hund
-trotz Anweisung, Unterstützung durch Futter (Kartoffel, Schwarzbrot macht
-viel Kot, belastet stark), trotz späteren Hinausführens nachts fortgesetzt
-unreinlich, so bleibt nichts übrig, als ihn abends an eine in den Boden
-gedrehte Ringschraube mit kurzer Kette dicht am „Platz” anzuhängen, da
-Hunde fast nie ihr Lager oder dessen Nähe verunreinigen. Hilft das und auch
-fühlbare Strafen nichts, so muß man ihn nachts in eine Schlafkiste sperren,
-die so hoch ist, daß er nur mit gesenktem Kopf darin stehen kann. Abends
-erhält er dann höchstens einen Knochen als Futter, kein Wasser.
-
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-7. Kapitel.
-=Gewöhnen an Kette und Leine. Verhalten im Haus.=
-
-
-Wie es viele Kinder gibt, die man dadurch, daß man sie immer herumträgt und
-sich beständig mit ihnen beschäftigt, verzogen und verwöhnt hat, so widmet
-sich auch häufig das ganze Haus mit dem neuen reizvollen Spielzeug. Die
-Folge ist, daß man den Welpen unruhig, anspruchsvoll, unleidlich macht.
-Grade in den ersten Tagen muß er zeitweilig abgestellt werden, sein Lager
-auf Stunden im Vorhaus, Treppenhaus angewiesen erhalten, um auch sich zu
-bescheiden und Ruhe zu lernen. Durch beständige Beschäftigung mit ihm
-verlernt er ganz unter Tags zu ruhen und wird nervös. Nach Mahlzeiten heißt
-es „Platz”, beim Verlassen sofort: Hinaus! Diese Übungen dürfen nicht erst
-vorgenommen werden, wenn er schon verwöhnt und unrastig geworden, dann
-kostet es Mühe, und man muß sein Winseln und Herumlaufen wehrend bestrafen,
-das man selbst verschuldet hat. Windhunde, Airedaleterriers, Boxer,
-französische Bulldoggen fügen sich williger; Schäferhunde,
-Dobermannpinscher, Foxterriers nur ungern; wünscht man ruhigere Tiere, so
-mag man das schon bei Anschaffung berücksichtigen. Jung gewohnt, alt getan.
-Läßt man den Hund ohne solche Vorübungen allein im Haus, so wird er heulen
-oder seine Langeweile in Zerstörungen, Anbeißen von Portieren, Stiefeln,
-Polstern auslassen, die Türe zerkratzen, wenn sehr temperamentvoll, sogar
-annagen. Nachts, oder allein im Haus gelassen, wird ihm sein „Platz” im
-Treppenhaus angewiesen. Die Ruheübungen sind anfangs kurz, wenn älter,
-länger auszudehnen. Junge Hunde sollen nicht beständig an der Kette liegen,
-da sie dadurch in der Gebäudeentwicklung, namentlich an Vorderläufen und
-Brustpartie Schaden leiden, sie müssen es aber lernen, sich darein zu
-fügen, daß sie zeitweilig angekettet werden, um ihnen begreiflich zu
-machen, daß eine Gewalt über ihnen existiert, auch wenn der Herr nicht
-drohend vor ihnen steht. Wenn sie am Lager kurz angekettet, sich auch
-anfangs etwas aufgeregt benehmen, so ist es besser, sie gewähren und selbst
-zur Einsicht kommen zu lassen, als ihnen sofort zuzusprechen und zu drohen.
-Nur wenn sie es mit Heulen und Zerren allzu toll treiben, muß man kurz und
-energisch sie zur Ruhe verweisen, um sie bald zu erlösen, wenn sie sich
-eine Zeitlang gefügt haben. Zur weiteren Übung wird die Dauer verlängert.
-Haben sie so eingesehen, daß der Zwang stärker ist als sie, so wird man bei
-allen späteren Dressuren nicht erst den Kopf brechen müssen. Springen auf
-Stühle ist sofort energisch durch einen Schlag mit der Gerte zu verweisen,
-ebenso jeder Versuch auf Divan oder im Bett Platz zu suchen. Niemals darf
-der Junghund irgend welche Gegenstände, die zufällig auf dem Boden liegen
-(Schuhe, Besen, nicht einmal ein Scheit Holz) oder fallen, mit den Zähnen
-erfassen oder gar auf sein Lager schleppen, um damit zu spielen. Das würde
-zum Zerbeißen führen. Beim ersten Versuch muß das ein kräftiger Schlag über
-die Schnauze rügen oder ihm der Gegenstand sofort unter Rüge abgenommen
-werden. Um die Strafe eindringlicher zu machen, legt man den betreffenden
-Gegenstand noch eine Zeitlang vor ihm hin und zwingt ihn zum ruhigen Liegen
-davor. Sucht sich ein Junghund mit besonderer Hartnäckigkeit ihn anreizende
-Gegenstände aus, so bestreue man diese mit Tabakstaub oder Pfeffer. Ein
-sehr nützliches und billiges Hilfsmittel zur Erziehung ist eine kleine
-Schlagmausefalle, die man zum Fang gespannt (natürlich ohne Köder) auf
-einen Hausschuh stellt. Berührt der Hund trotz Verbots den Schuh, so klappt
-die Falle zu, und der Bügel gibt einen energischen Schlag auf die Nase. Mit
-derselben Falle gewöhnt man Junghunden und auch älteren das Naschen
-gründlich ab. Auf die Falle wird ein Stück Brot oder Zucker gelegt und
-diese kommt auf einen Stuhl oder Tisch. Beim Stehlen erfolgt dann der
-Schlag, der für den Hund um so heilsamer ist, da er niemand bemerkt, der
-die Lektion austeilte. Besucher und Freunde bittet man, den Hund nicht
-anzulocken oder anzusprechen, ja bei Annäherung ihn mit leichtem Klaps oder
-Pfui abzuweisen; wir wollen keinen Allerweltsfreund, sondern einen
-zuverlässigen und treuen Wächter erziehen, der auf der Straße später Fremde
-vollkommen ignorieren muß. Das alles sind zwar Selbstverständlichkeiten,
-doch soll sich der Erzieher eines Hundes schon vorher bestimmt im Klaren
-sein, nicht erst nach Mißgriffen und Unterlassungen zur Erkenntnis kommen.
-Vorbeugen ist leichter als korrigieren. Ehe man lange überlegt und dann
-beschließt, muß schon das Kommando der Abwehr erfolgen. Manches hängt auch
-von Rasse und Größe ab. Es gibt gewiß nichts schöneres, als wenn der
-freudig erregte Hund seinen Herrn stürmisch begrüßt, an ihm aufspringt und
-sich wie toll gebärdet, und doch muß das bei größeren Rassen gewehrt
-werden. Sollen wir da mit scharfem Verweis verbieten, was uns erfreuen
-müßte? Wir beugen bei unserem persönlichen Liebling vor, befehlen rasch:
-„Setz dich, gib Pfote” und drücken ihm diese. Ein Kompromiß. Wo geht es
-ohne solche im Leben?
-
-
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-
-8. Kapitel.
-=Melden und Lautgeben.=
-
-
-Unerläßlich ist es für den nützlichen Haushund, daß er sowohl auf Kommando,
-sowie bei allen auffälligen Erscheinungen Laut gibt. d. h. kurz anschlägt
-und das wiederholt, bis sein Verhalten beachtet worden ist. Wie der Hund
-genau den Tonfall der Stimme seines Herrn kennt und sogar selbst verwirrt
-wird, wenn dieser in heftiger Erregung Befehle gibt, so wird der Herr mit
-der Zeit genau unterscheiden, ob der Hund aus Ungeduld kurz und halblaut
-wie fragend, ob scharf tief grollend oder zornig als Drohung beim Wachen
-anschlägt, ob er nur mechanisch beim Bellen anderer Hunde mitmacht, was in
-langes Geheul oft in stiller Nacht übergeht, oder ob er einen zwar
-gegebenen Anlaß aus Übermut zu einer willkommenen Emotion für sich selbst
-steigert. Bei manchen Rassen, Dobermannpinscher, Pinscher und besonders
-Spitz, muß man zurückhalten und dämpfen, um nicht durch Erschrecken von
-Kindern und alten Leuten in Konflikt zu kommen, so daß man sie sogar
-morgens nicht frei, sondern nur angeleint hinausführt oder sie einen
-Gegenstand im Maul tragen läßt. Bei anderen Rassen muß das Lautgeben erst
-geweckt werden, indem man den Junghund auf ein Stichwort z. B. das kurz
-herausgestoßene, suggestive „Gib Laut” gewöhnt. Fast alle Hunde schlagen
-an, wenn sie ungeduldig die Futterschüssel erwarten, bemerkt man nur den
-Ansatz dazu, so ruft man unter Vorhalten der Schüssel „Gib Laut”. Sobald
-das geschieht, wird das Futter gegeben und diese Übung so oft wiederholt,
-bis er sofort auf Kommando reagiert. Dann das Kommando ohne Schüssel, doch
-die Befolgung belohnt, später nur belobt. Andere Hunde, bei welchen der
-Trieb zur Bewegung lebhafter ist als der Hunger, bellen vor Ungeduld, wenn
-man an der Tür beim Hinauslaufen zögert; hier verfährt man ebenso. Andere
-lockt der abendliche Knochen mehr, den man beriechen läßt, ohne ihn zu
-geben. Wieder andere geben Laut aus Wachsamkeit, wenn sie fremde Stimmen
-hören, wenn es klingelt, was das Kommen von Menschen andeutet, oder wenn es
-an der Tür klopft. Auch hier bestärkt man durch Zuruf, verhindert aber den
-Übergang des Meldens in heftigen Zornesausbruch durch Kommando „Platz, leg
-dich”! Auf seinem Lager und in dieser Stellung hat absolute Ruhe zu
-herrschen, die man nötigenfalls durch so kurzes Anhängen mechanisch
-erzielt, so daß der Hund den Kopf nicht erheben kann. Jeder solche
-körperliche Zwang ist besser als ein strafendes Wehren, das vom Hund leicht
-als Strafe für Bellen, nicht aber als Befehl zum Aufhören aufgefaßt wird.
-Der Gelegenheiten und zufälligen Anlässe zum Lautwerden gibt es noch mehr;
-oft schon Anziehen von Paletot oder Ergreifen des Hutes, Poltern durch
-Hilfspersonen an der Tür, scharfes Fixieren, leichte Schläge auf die
-Vorderpfoten, wozu der Hund angelegt wird; je leichter der Hund aus sich
-heraus bellt, desto schneller lernt er auch auf bloßen Befehl und später
-bei den Anlässen, bei welchen der Befehl wiederholt gegeben wurde, auch
-ohne Befehl anzuschlagen. Solche sind: Eintritt oder Ankündigung fremder
-Personen, Warten vor geschlossener Tür auf Befehl „Hinaus”, nächtliches
-Stoßen auf verdächtige Geräusche und Dinge, auf Schuß. Ist es z. B. nachts
-nötig, daß er plötzlich verstummt und befolgt in Erregung den Befehl (st,
-st) nicht, so drückt man den Kopf nieder oder wickelt schnell die Leine um
-den Fang, ohne Schmerzen zu verursachen. Für alle Fälle ist auch nützlich,
-sobald der Hund willig auf Befehl Laut gibt, mehrmals eine Zeitung im
-Keller oder Speicher anzubrennen und ihn direkt vor dieser fortgesetzt
-bellen zu lassen; dann wird er sicher jedes Feuer im Haus melden, dessen
-Geruch er wahrnimmt, wenn er es selbst nicht sieht.
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-9. Kapitel.
-=Verhalten auf der Straße.=
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-Durch Begleiten am Fuß und exakte Leinenführigkeit (s. Kap. 13) ergibt sich
-diese für den erwachsenen Hund von selbst; vom Junghund kann das noch nicht
-gefordert werden; er läuft dem Herrn nach oder wird an der längeren Leine
-mehr geleitet, also kurz gehalten. Ohne solche soll er anfangs in der
-Großstadt mit Autos und starkem Menschenstrom während der lebhaften
-Verkehrsstunden nicht auf die Straße kommen. Man gewöhne sich und ihn, bis
-er sich gelöst hat, auf der Straße (nicht Trottoir) zu gehen; das sind wir
-unseren Mitmenschen, ihren Augen, Nasen, Stiefelsohlen schuldig, genau so
-wie sie unser Hund nie durch Bellen erschrecken darf. Noch weniger sollen
-sich Hunde allein aufsichtslos, selbst nicht in einsamen Straßen
-herumtreiben. Vermeiden wir durch rücksichtsvolle Haltung alles, was Anstoß
-erregt, so wird die Hundeliebhaberei mit Steuererhöhung, Maulkorb- oder
-Leinenzwang verschont bleiben. Zunächst wird der Junghund aus Spielerei
-allem, was sich rasch bewegt, Wagen, Radfahrer, Auto, Kindern, nachlaufen
-und nachbellen wollen. Ein scharfer Ruck und plötzlicher Schlag über
-Schnauze mit Gerte muß das im Keim ersticken, wenn es noch so harmlos
-erscheint. Ebenso das Hineinlaufen in fremde Häuser und Vorgärten, das
-Hinziehen zu andren Hunden. Hat man ihn nicht schon mehrmals im Haus durch
-Verabredung üble Erfahrung beim Einschmeicheln bei Fremden machen lassen,
-so muß man das mit einer Vertrauensperson für die Straße verabreden, der
-man die Gerte in die Hand gibt. Sobald der Junghund sich vertrauensselig
-dieser nähert, erfolgen durch diesen einige energische plötzliche Schläge.
-Nach 2—3, Lektionen, besonders nützlich, wenn die Gehilfen selbst einen
-Hund mit sich führen, ist der Sünder für immer kuriert. Die kleine Mühe,
-wozu jeder gern die Hand bietet, lohnt sich für alle Zeit und reichlich,
-während man allein durch zehnmaliges Warnen weniger erzielt. Auch wir haben
-im Leben alle schlechte Erfahrungen selbst machen müssen, obschon es an
-„guten Lehren” von Jugend auf in Schrift und Wort nicht gefehlt hat. Genau
-so der Hund, der dabei zugleich lernt, daß es immer nützlich ist, sich nur
-an seinen _Herrn_ zu halten. Tollt der Hund Wagen nach, so würde der
-temperamentvolle Terrier oder Schäferhund bei erbetnem Schlagen und Knallen
-des Kutschers erst recht in Erregung geraten, nur der von der Peitsche
-getroffene aufschreiend ablassen. Das beste Erziehungsmittel ist deshalb
-die _Gummischleuder_ (Abb. 1), die zum Kurieren für Raufer, Geflügel- und
-Hasenhetzer unersetzlich wertvoll ist. Ein scharfer Pfiff und dazu einige
-Schrotkörner, deren Herkunft dem Hund unheimlich ist, wirken Wunder. Die
-Schleuder, spielend zu handhaben, bequem in der Tasche zu tragen, eine
-kleine Ausgabe, ist auch gegen fremde Raufer nie versagend und erspart bei
-lebhaften Hunden die hohen Unkosten für Dressur oder für manchen verhüteten
-Schaden. Haben wir in einsamer Straße unseren Rüden von der Leine gelöst
-und es nähert sich ein größerer Rüde, so sieht man schon an der
-aufgerichteten Kampfstellung, gesträubtem Rückenhaar, erhobner steiler
-Rute, ob Rauflust vorhanden ist. Anlage dazu haben fast alle
-geschlechtsreifen Terriers, Schäferhunde, Boxer, Doggenschläge,
-Dobermannpinscher; hält man einen solchen, so versäume man Anschaffung der
-Gummischleuder (Zwille) nicht und beobachte scharf, besonders im Alter
-beginnender Geschlechtsreife. Durch beständiges Führen, sofortiges Anlegen
-kann man wohl Vorbeugen, aber nicht heilen. Bei den ersten Anzeichen von
-Erregung, Stutzen beim Anblick des Gegners muß schon der Strafschuß
-erfolgen und dann sofort an die Leine, aber nicht vom anderen Hund in
-entgegengesetzter Richtung wegführend, sondern an diesem dicht vorbei unter
-scharfer Mahnung. Pudel, französische Bulldoggen, Schnauzer, Bernhardiner.
-Neufundländer, Rottweiler, Zwergrassen sind weniger kampflustig veranlagt;
-diese werden nur bisweilen durch bissige Angreifer verdorben. Jene soll man
-durch einen Schreckschuß seinem Schützling fernhalten. Auch bei nächtlicher
-Ruhestörung des im Hofe im Zwinger befindlichen Hundes ist diese „lange
-Peitsche” nützlich, sowie das wirksamste Mittel aufdringliche Rüden fern
-vom Hause zu halten, wenn man eine Hündin besitzt und diese läufig ist.
-Betritt man einen Laden, so hält man den Junghund sehr kurz, duldet nicht
-das Beriechen der am Eingang stehenden Körbe, Säcke, Kisten, da das häufig
-vom Aufheben des Beines begleitet ist. Da er aber leicht aus Spielerei
-fortlaufen oder überfahren werden könnte, läßt man erst vor dem Laden
-allein warten, wenn er fest im Appell ist.
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-[Illustration: Strichzeichnung Mann mit Gummischleuder/Zwille]
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-10. Kapitel.
-=Verhalten auf Spaziergang.=
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-Im Gegensatz zur Aufsicht und Beherrschung auf der Verkehrsstraße, soll
-beim Spaziergang hinaus _möglichste Freiheit_ für den Hund angestrebt
-werden; hier soll er sich ausleben und körperlich entwickeln. Nur flotter
-Auslauf auf hartem Boden gibt gesunde Glieder, harmonische Bewegung,
-geschlossene Zehen, festen Rücken, widerstandsfähige Konstitution, kurz
-alles, was gegen Krankheiten stählt, zum Gebrauchs-, Zucht- und Arbeitshund
-stempelt, und zu jener schönen Erscheinung macht, die der Preisrichter auf
-Ausstellungen über alles stellt und hoch auszeichnet. Doch auch was uns
-selbst eine ästhetische Freude beim Anblick ist, zumal wir es sich
-entwickeln sehen und durch rationelles, immer dem Können und Alter
-angepaßtes Trainieren unterstützen. Auf langen Spaziergängen lernen sich
-Herr und Hund kennen und wachsen zu einer Einheit zusammen. Von der
-Erfrischung und Erholung für uns selbst noch gar nicht zu sprechen.
-Winselnd und ratlos bleibt der schwächlich aufgezogene, mangelhaft
-ernährte, energielose Hund vor einer steilen Böschung, die wir
-überklettern, stehen, während der temperamentvolle es drei- und sechsmal
-versucht, bis es ihm gelingt, uns nachzufolgen. Er wird gelobt, wie man
-überhaupt viel mit dem Hunde _sprechen soll._ Zeigt er Spuren von Ermüdung,
-z. B. nach lebhaftem Tollen etwas eingesenkten Rücken oder lockre
-Ellenbogen, so wird länger gerastet. Hat man statt eines Welpen einen
-halbfertigen oder älteren Hund erworben, so kann man ihn mit achttagelanger
-Haltung im Haus und an Leine nicht so fest an sich gewöhnen, als wenn man
-schon am zweiten Tage ihn über einige Stunden hinaus in die Einsamkeit von
-Feldwegen bringt, und dann springen läßt. Läuft er auch scheinbar davon, so
-rufe man nicht und gehe in entgegengesetzter Richtung. Kehrt er zurück in
-die Nähe, so spricht man freundlich mit ihm, ohne ihn anzulegen und läßt
-ihn weiter herumspringen. Bis er ermüdet selbst dicht herbei kommt und erst
-kurz vor der Wohnung oder Stadt wieder angelegt wird. Fremde zogen hinaus,
-zwei gute Freunde kehren zurück. Freiheit ist aber nicht gleichbedeutend
-mit Zügellosigkeit. Wenn es auch ein schönes Bild ist, einen Hund hinter
-einem Hasen über die Felder fliegen zu sehe, so muß man doch sofort
-anrufen, wenn der Hund mit tiefer Nase auf Wildspur sucht. Aus dem
-gelegentlichen Hetzer, den jeder Jäger zu erschießen berechtigt ist, wird
-ein Gewohnheitswilderer. Und außerdem soll jeder Natur- und Tierfreund das
-Recht des Jagdinhabers respektieren und dessen Wild nicht beunruhigen. Es
-ist wohl kein Unglück, wenn unser Hund Krähen hoch macht, aber zwischen
-schwarzen Haushühnern im Hof und Krähen ist für ihn kein Unterschied; er
-versteht nicht, warum ihm dort erlaubt wäre, was hier scharf gewehrt werden
-muß. Wenn auch Hundefreunde selten Katzenliebhaber sind, so müssen wir doch
-den Junghund sofort abrufen und anlegen, wenn er Miene macht, solche
-anzugreifen. Es könnte leicht ein Auge kosten. Fast alle Katzenwürger
-entstehen durch Anhetzen, wobei allerdings die sogenannte natürliche
-Feindschaft, die nichts ist als Kampflust des großen Hundes gegen das
-kleine fauchende, drohende Tier, unterstützt. Unterläßt man anfangs das
-Anhetzen, so ist es leicht abzurufen, ebenso von ruhigem Geflügel. Ein
-gutes Mittel zur Geflügelfrommheit ist es im Einvernehmen mit dem
-Geflügelhalter den Junghund an der Leine nahe an eine ihre Kücken führende
-Henne zu bringen. Diese geht in Mutterliebe so energisch auf den Hund los,
-daß dieser für immer belehrt ist. Allzuängstlich braucht man bei Begegnung
-mit fremden Hunden in der Einsamkeit nicht zu sein, es gibt höchstens
-Flöhe. Sonst aber meist: viel Lärm um nichts. Muß man aber eingreifen, so
-fasse man _nie mit _ungeschützter Hand_ nach dem Halsband, das hat schon
-manchem gefährliche Bisse eingebracht. Eher nach Hinterlauf oder noch
-besser an der Rute. Fremde drohende Bauernhunde lassen sich meist
-verscheuchen, wenn man sich nur bückt, um einen Stein aufzuheben. Sie haben
-darin Erfahrung. Mit Stock bei größten Hunden dreinschlagen, steigert die
-Wut der Kämpfer. Bei vielen Hunden hilft rasches Entfernen und Abpfeifen
-mehr als Dabeistehen und Schelten. Zur Abwehr von Gewohnheitsraufern, bei
-denen uns vielleicht ein liebgewordener Weg vorbeiführt, leistet ein
-Schrotschuß mit der Gummischleuder allerbeste Dienste. Nach 2—3 maliger
-Anwendung weicht der Köter schon aus Entfernung aus, wenn er die
-Vorbereitung bemerkt. Ferner tritt die Schleuder in Dienst, wenn der Hund
-Radfahrern oder Wagen nachprellt, was er selten tun wird, wenn man fleißig
-mit ihm ins Freie geht. Auf einsamen Wegen kann es passieren, daß der Hund
-auf Aas stößt (tote Mäuse oder dgl.) und sich darauf wälzt, so daß er mit
-entsetzlichem Gestank behaftet zurückkommt. Hunde, die dazu neigen, das Aas
-auf große Entfernung wittern und darauf zulaufen, muß man im Auge behalten,
-sofort anrufen, wenn sie erst mit der Nase prüfen. Gehorchen sie nicht, so
-erfolgt der Schrotschuß, darauf anleinen und sie unter Verweis der
-betreffenden Stelle führen. Manche Hunde, die zu einseitig ernährt werden
-(Mangel an Nährsalzen), neigen zum Kotfressen. Auch hier hilft nur
-Aufpassen, wenn man versteckte Stellen, Mauern, Gräben oder sonst für
-menschliche Kotablage geeignete Plätze passiert. Eine tägliche Gabe von
-Chlorkalzium in das Futter getropft (Dosierung s. 1. Kap.), sowie Fleisch
-oder Knochenbeigaben, unterdrücken diese üble Neigung. Sonst wird man
-möglichst wenig auf Ausgängen erziehen, anrufen, dirigieren. Der Hund soll
-sich nach dem Herrn umsehen; wer ihn an jeder Straßenecke ruft, erzieht
-einen Hund, der geht, wohin er will, statt daß er den _Herrn_ beständig im
-Auge behält.
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-11. Kapitel.
-=Der Appell (Kommen und Gehen auf Befehl).=
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-Zu dieser sehr wichtigen Übung raten wir, solange der Hund noch im
-unreifen, aber eindruckfähigen Alter steht. Der Gehorsam muß anerzogen in
-sein ganzes Wesen übergehen, nicht durch Dressurlektionen erzwungen werden.
-Der Nachhilfe, die dazu unerläßlich, setzt der _Junghund_ noch weniger
-Muskelkraft entgegen, ist noch leicht einzufangen, auch soll er dabei durch
-kleine Belohnungen den Eindruck gewinnen, daß rasches Befolgen für ihn von
-_Vorteil_ ist. Hat er begriffen, _was_ er soll, so genügt später
-freundliches Lob. Das vertrauensvolle bedingungslose Herkommen soll auch
-deshalb der systematischen Dressur, bei welcher man ohne gelegentlichen
-Zwang und gewisse Härte nicht auskommt, voraus gehen, da der Junghund im
-Kommen nur das Laufen zum freundlichen Herrn erblickt, der ihn noch nicht
-mit Lernen und sonstigen Zumutungen bedrückt hat. Wie alle späteren Übungen
-erfolgt diese im Anfang nicht bei starkem Ruhebedürfnis (kurz nach der
-Hauptmahlzeit), auch nicht direkt während lebhafter Emotion (Spiel,
-Springen, Bellen), in deren Bann seine Aufmerksamkeit voll steht, noch in
-Anwesenheit ablenkender Personen (Kinder, belebter Hof). An die
-Führungsleine muß er schon so weit gewöhnt sein, daß er sich an dieser
-nicht ungebärdig benimmt, in diese beißt. Für diese Übung wird sie durch
-eine längere (3—5 m) ersetzt. Man gibt ihm an dieser voll nach, legt die
-Schleife um das Handgelenk und ruft den Namen, dazu lockend: „herein”, in
-die Hände klatschend. Dieses Klatschen war oben schon angedeutet, um seinen
-Gang zu beschleunigen, wenn ihm die Futterschüssel hingestellt wird. Kommt
-er nicht sofort, so zieht man ihn unter Anruf heran falls nötig mit
-leichtem Ruck. Dann beklopft und streichelt man ihn freundlich, als ob er
-von selbst gekommen wäre. Nach einigen Minuten und Gehen an der verkürzten
-Leine läßt man diese nach und wiederholt den Anruf, wie oben angegeben.
-Sobald er das erste Mal willig und von selbst kommt, erhält er eine
-Belohnung und lebhaftes Lob. Ohne Ablenkung durch die Umwelt wird jeder
-Hund nach 3 Tagen verstehen, was er soll. Immer noch erfolgen die Übungen
-an langer Leine, die man versuchsweise aus der Hand läßt. Kommt er willig,
-so löst man ihn nach Belohnung und springt selbst mit ihm ein Stück, was
-immer für jeden Hund ein wohl verstandenes Zeichen von Anerkennung ist.
-Plötzlich bleibt man stehen, entfernt sich rasch nach rückwärts und ruft
-unter Händeklatschen. Wer es vorzieht, kann sich auch einer Pfeife
-bedienen. Aber niemals geht man beim Hereinrufen, um den Weg zu kürzen,
-entgegen, weil das Zugehen eher etwas Drohendes hat, oder den Hund zu der
-Annahme veranlaßt, es gehe weiter, und bisher war er immer gewöhnt, gemäß
-der Richtung des Herrn zu laufen. Diese Übungen sind so lange an der langen
-Leine fortzusetzen, bis der Hund genau begreift, was er soll und daß er
-_muß._ Hierauf kommen Übungen in Freiheit, wozu man die Gummischleuder
-mitnimmt. Ignoriert der Hund den Anruf völlig, dreht sich nicht einmal um,
-so erfolgt plötzlich der Strafschuß ohne vorherige Drohung. Auf diesen der
-freundlichste Anruf. Hierauf wieder einige Übungen an der langen Leine.
-Hört der Hund auf Anruf, nähert sich aber nur zögernd und halt machend, so
-wäre ein Strafschuß falsch; dann entfernt man sich rasch und lockt;
-wiederholt die Übungen an der Leine. Überflüssiges Pfeifen und Anrufen
-(Kommando, etwas anderes als Unterhaltung) ist zu vermeiden; außer auf
-Gehör (Ruf, Klatschen) wird man vorteilhaft durch Anwinken mit dem Arm
-unterstützen und so zugleich auf das Auge einwirken. Später wird das Deuten
-mit dem Zeigefinger eine Hilfe sein, wo er einen Gegenstand zu suchen, also
-seine Aufmerksamkeit hinzulenken hat. Zunächst deute man mit dem Arm zum
-Herrn: „herein”; für den fertigen Hund muß später das Winken mit dem Arm
-allein genügen. Sitzt das Herkommen fest — geübt wird es seltener, nur
-praktisch angewandt —, so wird das entgegengesetzte geübt. Erst einige Male
-im Zimmer blitzschnell „Platz”, unter Lösen der Leine und Armbewegung,
-scharf gegeben. Sodann etwa 20 Schritte vom Hause: „Geh Platz!” unter Lösen
-von der Leine scharf gegeben unter Drohung mit Gerte. Zu Hause wird er
-erwartet und gelobt, aber nicht belohnt, weil er sonst leicht von selbst
-umkehren könnte, in der Erwartung, sich damit etwas zum Fressen zu
-verdienen. Nächsten Tages wird die Entfernung erhöht auf 30 m und der Hund
-nach 1⁄4 Stunde abgeholt und mitgenommen. Geht er nicht sofort freiwillig,
-so begleitet man anfangs einige Schritte und wiederholt das Kommando „Geh
-Platz”. Diese Übungen müssen zunächst nicht auf alle Entfernungen
-ausgedehnt werden; da es aber nützlich ist, wenn man seinen Hund mit einer
-Botschaft nach Hause senden kann, werden sie später nach vollendeter Reife
-wiederholt, wenn der Hund alt und selbständig genug ist, sich nicht
-abfangen zu lassen. Jetzt sollen einige solche Übungen zunächst nur den
-Junghund lehren sofort nach Hause zu _finden,_ wenn er sich vom Herrn
-zufällig verirrt oder allein unbeaufsichtigt das Haus verlassen hätte. Ist
-er im Nachhausegehen nie geübt worden, so irrt er ratlos ab und kann leicht
-zu Verlust geraten. Nützlich ist es auch bei Heimkehr vom Spaziergang in
-Nähe des Hauses stehen zu bleiben und ihn mit Kommando „Geh Platz”
-vorauszuschicken. Man geht nach, wenn er gefolgt hat und ruft dem an der
-Haustür wartenden Hund aus etwas Entfernung zu: „Gib Laut”, worauf ihm das
-Tor oder die Tür dort geöffnet werden soll. Das nächste Mal wird er von
-selbst durch Bellen Einlaß verlangen.
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-12. Kapitel.
-=Spielende Dressur.=
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-Die spielende Dressur wird von Anhängern der scharfen
-Parforce-(Gewalt)-Dressur, die erst bei fertigen Hunden einsetzen dürfe,
-schroff verurteilt. Der Berufsdresseur, der in 6—8 Wochen einen Hund in
-allen Fächern firm machen soll, kann freilich damit nicht arbeiten. Wer sie
-aber anwendet, muß sich bewußt sein, daß er nicht mit dem Hund _spielen,_
-sondern den _Trieb zum Spiel_ ausnützen, der nichts ist als
-Kräfteüberschuß, worin schon Schiller das Wesen des Spieles sah (s. dessen
-„Über die ästhetische Erziehung des Menschen”, 27. Brief). Dem Kind ist
-sein Spiel tiefer Ernst; nur wer darauf eingeht, es nicht als gehaltlose
-Tändelei ansieht, wird das Kind verstehen und richtig leiten. Ebenso den
-zum Spiel aufgelegten Hund. Die besten Tricks der Dressur wilder Tiere,
-bewunderte Paraden von Freiheits- und Schulpferden sind nicht vom Dresseur
-erfunden und geschaffen, sondern vom Tier selbst; der Vorführende schleift
-höchstens ab und inszeniert. Ebenso bei den Hunden; kleine Wunder von
-Dressur erreicht auch bei Hunden nur, wer ihren Spieltrieb im Jugendalter
-beobachtet, ihn ausnützt durch Entgegenkommen, aus einer Pose und einem
-Versuch etwas macht, dazu das Kommando und Nebenumstände schafft. Was wir
-selbst nach Vorschriften für alle Hunde an Erfolgen erzielen, ist nur ein
-Wehren unter Drohung und Zwang, Erziehung genannt, und ein mechanisches
-Einpauken von Gehorsamsübungen unter Ausnützen von Sinnesanlagen (Gehör,
-Nase) und Urtrieben (Suchen, Revieren, Wachen, Haß gegen andre Tiere). Mehr
-oder minder scharf gedrillt und prompt ausgeführt, größere oder geringere
-Anlagen bei einzelnen Rassen und innerhalb dieser der Individuen, das
-allein unterscheidet die Resultate an den Hunden trotz aller Erziehung und
-Dressur. Den Jagd- und Gebrauchshund in Vollendung macht die Hochzucht.
-Anders beim Gesellschaftshund. Sobald ihm Bewegung nicht mehr eine
-Anstrengung ist, er auch geistig regsam wird, setzt der Spieltrieb ein, das
-Verlangen nach Beschäftigung, etwas Tätigkeit. Kommt der Besitzer dem nicht
-entgegen, bietet er nicht die äußeren Anreize, deren das in Gefangenschaft
-gehaltene Tier ebenso bedarf, wie der Mensch, so sucht der Hund selbst nach
-Betätigung. Je nach Kraft, Größe, Temperament ergibt das unliebsame
-Vorkommnisse; Zerstörungssucht nennt man es bei Kindern. Vorbeugend sperrt
-man tateneifrige Hunde in den Zwinger ein, hängt sie an die Kette, wo sie
-störrisch werden und verdummen, während gerade die beste Zeit zur Erziehung
-wäre. Beständig in menschlicher Gesellschaft werden sie intelligent,
-lenksam. Am leichtesten lernt der Hund im Spieltrieb apportieren; wenn er
-sich irgendwelche Gegenstände auf seinen Platz schleppt, ist der richtige
-Zeitpunkt. Man läßt vom Drechsler aus Buchenholz einen Apportierbock von
-folgendem Querschnitt ◻═◻, schlicht ohne Politur drehen, der leicht rollt,
-je nach Größe der Rasse 15—30 cm lang, bewegt ihn dicht vor den Augen des
-Hundes, wirft ihn leicht in die Höhe, fängt ihn auf, um so die
-Aufmerksamkeit zu erregen, rollt ihn dann an einen glatten Platz: Hausflur,
-Garten, nach Ruhe während des Spaziergangs an einsamer Stelle vor seinen
-Augen fort mit dem aufmunternden Ruf: „Apport”. Der Hund springt sofort
-nach, um ihn zu fangen. Ergreift er nicht sogleich, so kommt man zuvor,
-nimmt ihn weg, bewegt das Holz vor ihm und wirft aufs neue: „Apport”. Für
-Foxterriers, Airedales, die gerne springen, kann man auch eine Holzkugel
-oder Vollgummiball wählen, doch werden diese dann zuweit mit der leichten
-Beute davon eilen. Und es kommt darauf an, daß der Hund den Gegenstand
-alsbald abgenommen erhält, bis er selbst merkt, daß Ablieferung eine
-Fortsetzung des Spiels bedeutet. Das Apportierholz ist immerhin für das
-noch schwache Gebiß eine kleine Last. Sowie der Hund gefaßt hat erfolgt das
-Kommando: „herein”, auf das er in seinem Eifer meist nicht prompt folgt,
-nur mit Aufhorchen oder Zögern reagiert. Man eilt herzu, nimmt ihm mit
-sanfter Gewalt das Holz ab, reizt ihn ein wenig und wirft aufs neue:
-„Apport”. Dieses Spiel wird höchstens 3—4 mal wiederholt, so daß es Reiz
-des Neuen hat. Keinesfalls darf es ermüden oder langweilen, niemals dürfen
-wertlose Holzstücke oder gar Steine, an denen häufig Zähne abgebrochen
-werden, benützt werden. Läßt man auch nur einmal den fortgeworfenen
-Gegenstand zum Zerbeißen oder den Hund achtlos wegwerfen, so stiftet man
-für spätere Dressur zum korrekten Apportieren Schaden, verleitet man ihn
-sich Gegenstände des Haushalts zum Zerstören einzuholen. Hat der Junghund
-Freude am Nachspringen und Ergreifen, läßt sich aber nur widerwillig
-abnehmen oder jagt damit davon, so übt man einige Male an langer Leine. Für
-jedes Abnehmenlassen oder gar Bringen erfolgt lebhaftes Lob. Mit ein wenig
-Entgegenkommen muß man schon zufrieden sein, dann wirft man weiter.
-Gestraft wird hierbei nie, höchstens die Übung abgebrochen. Erst wenn man
-zufrieden ist, wird der Holzbock durch Holzkugel oder Vollball ersetzt.
-Wirft man letztere in Rasen, so umwickelt man sie mit hellem Stoffstück, um
-sie sie mit dem Auge zu finden. Kluge Hunde beobachten die Stelle des
-Einfallens und lernen bald, was sie nicht sehen, mit der Nase zu suchen,
-eine wertvolle Erleichterung für Verlorenapportieren. Wichtig für alle
-spielende Dressur ist der richtige Zeitpunkt; dieser ist, wenn der Hund
-selbst sein Lager verläßt und zum Herrn kommt, sich meldet; dann ist er
-aufgelegt, empfänglich. Spiellust läßt sich anregen, fördern, nicht
-befehlen. Setzt er sich fragend vor uns, so richten wir ihn an den
-Vorderpfoten auf, halten ihn einen Augenblick, lassen los, aber die Hände
-dicht vor ihm und sagen: „so schön”, ihn scharf ansehend. Macht er Miene
-sich herabzulassen, so mahnen wir mit „schön”, brechen ab, ehe er
-herabgeht, beloben und belohnen ihn. Das nächste Mal halten wir ihm unter
-dergleichen Mahnung einen Bissen dicht vor die Nase: „so schön”, werfen ihn
-nach kurzer Zeit im Bogen von oben zu mit dem Ruf „Nimm”! Werden diese und
-ähnliche Übungen gemacht, wenn der Hund von selbst zum Herrn kommt, so
-haften sie nach 3—6 mal. Holt man ihn und nötigt ihn dazu, so wird er nach
-10 maliger Anweisung noch immer die mechanische Unterstützung und Anleitung
-brauchen. Richtet sich der Hund von selbst oder nach Anlocken unter
-Vorhaltung von Knochen oder Zucker auf den Hinterbeinen auf, so ist es
-Kleinigkeit, diese Stellung zu verlängern durch langsames Entfernen über
-ihm nach rückwärts, unter Zeigen und Vorhalten des Bissens ihn das Gehen
-auf den Hinterbeinen (Tanzen) zu lehren. Durch Aufheben aufgerichtet und
-Zuspruch lernt er es schwer, viele, gar nicht. Sie müssen selbst die dazu
-nötige Stellung ausbalancieren und einen Zweck vor Augen sehen. Sitzen wir
-ruhig im Zimmer, und der Hund kommt langsam heran, berührt uns mit der
-Pfote, so ergreift man diese lebhaft und drückt sie. Hält dann die offne
-Hand vor die Pfote. Erhebt er sie nicht, so stößt man leicht von rückwärts
-den Vorderlauf an: _„Gib Pfote.”_ Handbewegung, Armhaltung und Wort müssen
-sich immer ergänzen. Stille im Zimmer, Abwesenheit anderer Menschen sind
-der richtige Moment. Das im Augenblick gegebene zu erfassen macht den Laien
-zum Dressurkünstler, nicht das Programm und Lehrbuch. In allem sonstigen
-mag man nachlesen und Rat hier einholen, was in diesem Kapitel 12 steht,
-muß in das Gefühl übergehen und in den Fingerspitzen sitzen.
-
-
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-
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-III. Teil.
-Systematische Dressur des Jährlings.
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-13. Kapitel.
-=Leinenführigkeit.=
-
-
-Hat der Hund das spielende Wesen abgelegt, seine Glieder in der Gewalt, das
-endgültige Gebiß bekommen, so geht der Junghund in den Jährling über, je
-nach Rasse im 7., bei größten Schlägen im 9. Lebensmonat. Am schnellsten
-lernt jedes Tier, wenn es genau nach Methode wie die Vorfahren erzogen
-wurden, Rassen mit Tradition der Dressur wie Jagdspaniels begreifen fast
-von selbst. Statt des Lederriemens erhält der Jährling sein solides Zug-,
-der Polizeihund sein Dressurhalsband; an Stelle der Führungsschnur tritt
-die Lederleine, Zwang zu exakter Ausführung ersetzt bisherige
-Nachgiebigkeit. Wir erleichtern nur noch Begreifen und Ausführung, sind
-aber unerbittlich in exakter Befolgung. Leinenführig ist nur der Hund, der
-an _linker Seite, dicht_ am Knie, den Kopf für Führer
-_sichtbar,_ die Vorderläufe in gleicher Höhe wie der Herr geht, ohne die
-Leine je zu _spannen._ Bester Zeitpunkt der Übung: Rückkehr vom langen
-Spaziergang, nicht sofort bei Ausgang. Wir überdenken vorher, so daß uns
-der Rückweg längere Zeit an Mauern, grader Vorgärtenreihe, Häuserwänden
-ruhig vorbeiführt. Dort angekommen, deutlicher Anruf, kurze stille Rast,
-Anlegen. Leine kurz in linke Hand, in rechte Gerte, Kommando: _„am Fuß”_
-und im gleichen Augenblick energisch antreten. Nun gehen wir ganz langsam
-so dicht an der Mauer oder Häuserreihe, daß der Hund links durch diese,
-rechts durch das linke Bein eingeengt ist. Die Kopfstellung leitet die
-Länge der Leine. Prellt er mit dem Kopf vor, so erfolgt ein leichtes
-Zurückziehen und Zuruf „zurück”. Genügt das nicht, ein warnender Schlag mit
-der Gerte aus dem rechten Handgelenk über die vorgestreckte Nase. Leichtes
-Lob, lebhaftes würde zum Springen veranlassen, harte Strafe zum ängstlichen
-Nachschleichen. Das Marschtempo sei alsbald flotter, damit der Hund nicht
-teilnahmlos nebenher trottelt, sondern animiert geht, da prägt sich das „am
-Fuß” fester ein als bei dem bisherigen gewohnten Nebenherlaufen. Bleibt man
-mal stehen, so wird das Kommando „am Fuß!” mit Kurzhalten und lebhaftem
-Antritt neu gegeben, die Schritte sollen tunlichst hart hallen, wenigstens
-die ersten, damit die Bewegungsart die Führung unterstützt. Erster Tag ohne
-Hindernisse und Wendungen; am Endpunkt lösen, loben, Erlaubnis zum
-Vorspringen mit aufmunterndem „Voraus”. Nach voller Zufriedenheit am
-zweiten Tag zeitweilig unmerkliches Lösen der Leine, sonst erst bei dritter
-oder vierter Wiederholung. Wechsel des Weges vorteilhaft, später auf
-anderer Straßenseite ohne die bannende Wand oder Mauer links. Nächste
-Steigerung: belebtere Wege unter leichtem beruhigendem Zuspruch bei
-Annäherung von Hunden; Lob und Ermahnung sollen von Abirren abhalten. Jedes
-scharfe Abbiegen nach rechts erfolgt unter Kommando „am Fuß”! und leicht
-angezogener Leine. Wiederholung frei „am Fuß”. Zum Schluß jedesmal Lob und
-Entlassung: „Voraus”.
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-14. Kapitel.
-=Setz dich, Leg dich, Ablegen.=
-
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-Drei reine Gehorsamsübungen, wozu der Hund begreifen muß, was er soll; das
-Verharren ist das Folgen aus Einsicht, daß er sich damit Strafe erspart.
-Anfangs übt man im leeren Raum unter Ausschaltung von Ablenkungen, zu denen
-auch der Trieb des ersten Auslaufens beim Ausgang gehört. Zunächst
-Namenanruf, Anhängen der Leine, Stehen dicht vor Herrn, die linke Hand faßt
-nach Halsband unter der Kehle und drückt leicht zurück, die rechte drückt
-die Keulen nieder, kurzes Kommando _„Setz”!_ Die rechte Hand läßt nach,
-zeigt dem Hund die senkrecht vor die Nase gehaltene Handfläche (späteres
-Zeichen ohne Kommando), die linke bleibt noch. Bannender Blick und Zeigen
-der rechten Hand. Macht er keine Miene aufzustehen, so tritt man zurück,
-leises Lob. Alsbald beim Ausgang Erlaubnis zum Voranspringen, wenn
-angezeigt, Abmarsch mit _„am Fuß”!_ Später Wiederholungen, kurzes Kommando
-und Hilfe zur Ausführung ergänzen sich rasch zusammenfallend.
-Nutzanwendung: so oft der Hund am Fuß geht und der Herr stehen bleibt,
-jedesmal _„Setz dich”!_ Bald nur noch auf Vorhalten der Hand senkrecht vor
-die Nase, bis,sich der Hund von selbst setzt, sobald und wo immer der Herr
-still steht. Zweck: würde der Hund ungeleint neben dem Herrn, der irgendwie
-durch Unterhaltung, Blick in Schaufenster, auf Plakat usw. beschäftigt ist,
-stehen, so wird er leicht zu fremden Hunden laufen, sich langweilend weiter
-bummeln. Das konsequente Setzen ist ein Bannen am Ort, ohne daß er leicht
-getreten wird oder in Versuchung kommt. Je temperamentvoller die Rasse
-(Polizeihund), desto wichtiger ist dieses Bannen; Zwerghunde lernen es
-selten, da ungeduldig.
-
-Ein weiterer Schritt, etwas schwieriger, für jede höhere Dressur
-unerläßlich, ist das Legen auf gedehntes Kommando. Gut erzogene Hunde
-wissen schon aus dem Befehl: „Platz, leg dich”, was sie jetzt sollen.
-Führen sie es aus dem Gehen beim Fuß angeleint, nicht auf gedehnten Befehl:
-„Leg dich” aus, so drückt man mit linker Hand auf den Rücken, während die
-rechte unter die Vorderläufe greift, sie nach vorne schiebend. Die linke
-Hand bleibt, der rechte Arm erhebt sich wagrecht wie hypnotisierend über
-den Augen. Allmählich hebt sich die linke weg, der rechte Arm bleibt mit
-wagrechter Hand erhoben; will der Hund aufstehen, so klappt die Hand auf
-den Oberkopf unter „Leg dich”! Nach einer Reihe von Übungen muß der Hund
-lediglich auf Erheben des rechten Arms mit wagrechter Hand und allmählichem
-Senken auch ohne Wortbefehl sich legen. Dieses erfolgt immer mit leiser
-Stimme, die auf den Hund eindringlicher wirkt, als Schreien. Vollen Erfolg
-hat nur, wer öfter wiederholt, aber unbedingte Befolgung fordert, falls
-nötig mit Gerte nachhelfend. Jedes Nachgeben und Verzicht auf Ausführung
-lockert auch die Disziplin auf andren Gebieten. Ist das Legen (Down) für
-Jagdhunde unerläßlich, für manche die halbe Dressur, wenn damit das
-Niedersenken des Kopfes zwischen die Vorderfüße verbunden ist, so ist es
-bei kleinen Rassen entbehrlich, wenn man sie im Hause zum pünktlichen
-Gehorchen auf „Platz, leg dich”! erzogen hat. Auf „Setz dich”, sollte
-niemand verzichten. Alle Polizeihundrassen müssen das „Leg dich” ausführen,
-sowohl auf Wort wie Wink. Nutzanwendung:
-
-1. Wenn der Hund auf größere Entfernung unsre Stimme gegen Wind nicht hört,
-können wir ihn durch Armaufheben bannen, bis wir zu ihm herangehen und ihn
-anleinen.
-
-2. Ablegen zum Bewachen eines Gegenstandes, falls fremder Gegenstand fügt
-der Herr etwas hinzu, was seinen Geruch trägt (Handschuh). Hierzu wählt man
-einen ruhigen Ort, wenn möglich an Wandung, Böschung, Mauer, Baumstamm im
-Schatten, anfangs angelegt oder mindestens mit angehängter Leine. Nach
-Ermahnung entfernt sich der Herr, verhält sich ruhig verborgen; schleicht
-der Hund nach, wird er unter „Pfui” und Zeigen der Gerte zurückgebracht,
-aber alsbald persönlich abgeholt, unter Mahnung: ruhig „Platz!” damit er
-nicht entgegenspringt. Abrufen wäre falsch; was zu bewachen ist, darf nie
-verlassen werden.
-
-Zur korrekten Befolgung gehören viele Übungen und Geduld, aber auch schon
-eine gewisse Reife des Hundes, sowie gutes Einvernehmen zwischen Herr und
-Hund. Ist man überhaupt zur An- schaffung des sogenannten Torquatushalsband
-(Stachelhalsband) geschritten, das für Jagd und Polizeihund fast
-unerläßlich, so wird man durch Anlegen an solches sicher Resultate
-erzielen, ebenso den Hund rascher zum Gehen an Fuß bringen. Aber ein
-solches Instrument sollte nur für dickfellige Hunde benutzt werden, die
-auch durch ein paar kräftige Schläge nicht verdorben (scheu) werden. Sehr
-nützliche Gehorsamsübungen sind „Setz dich” und „Leg dich” dicht vor der
-gefüllten Futterschüssel. Hunde, die so geübt sind, versagen nicht leicht
-in Freiheit.
-
-
-
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-15. Kapitel.
-=Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd.=
-
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-Alle mittelgroßen und größeren Rassen, ausgenommen die schweren
-Bernhardiner, müssen lernen, dem Fahrrad zu folgen, dessen Tempo für
-Junghunde zu mäßigen ist, da sie sonst leicht dauernd in Hinterhand
-ruiniert werden. Andererseits gibt es kein besseres und bequemeres Mittel,
-den Junghund zu einem gesunden, kräftigen, bruststarken, wohlgestalteten zu
-trainieren als das Laufen hinter dem Rad. Die ersten Male muß man sich
-allerdings die Mühe machen, das Rad zu schieben und zwar ganz scharf auf
-rechter Straßenseite; ausnahmsweise folgt der Hund nicht links, dicht am
-Fuß, sondern darf frei gehen. Vom Rad aus ihn an der längeren Leine zu
-führen, empfiehlt sich nicht, das könnte nur ein sehr geschickter Fahrer
-mit einem außerordentlich lenksamen, leinenfesten Hund riskieren und hätte
-höchstens den Erfolg, daß der Hund den Weg nur einmal macht. Hat der dem
-geschobenen Rad aufmerksam folgende Hund den ersten Lauftrieb hinter sich
-und seine Geschäfte verrichtet, so steigt man auf einsamer Landstraße, die
-noch wenig von Autos befahren ist auf, hält sich zur Erziehung dicht
-rechts, nimmt sofort flottes Tempo, das den Hund zu gestrecktem Trab
-veranlaßt und nicht viel Zeit läßt, nach links und rechts abzuschweifen.
-Die schrille Trillerpfeife hängt an Schnur am Handgelenk oder um den Hals;
-nützlich ist vorn an der Lenkstange an einer vernickelten Klemmvorrichtung
-die Peitsche zur Abwehr fremder Hunde. Führt man zu zweit, so sollen beide
-Räder mit etwas Abstand hintereinander folgen; vorn derjenige Teil an dem
-der Hund mehr gewöhnt ist, als der führende, der zweite gelegentlich
-korrigierend und überwachend, folgt. Eine Stunde zum Rad begleiten ist
-soviel Bewegung wie 4 Stunden Spaziergang. In der Stadt selbst und auf
-belebten Straßen fährt man erst, wenn der Hund nach einigen Wochen des
-Mitlaufens achtsam geworden ist. Um den etwas reiferen Hund zum Laufen
-neben dem Wagen zu erziehen, wäre es falsch, sogleich ein flott fahrendes
-Fuhrwerk zu besteigen; der Hund würde leicht aus Übermut oder Spielerei
-nach dem Pferd springen oder umkreisen. Auf dem Rückweg nach längerem
-Spaziergang ersuchen wir den Lenker eines langsam fahrenden Lastwagens uns
-zu Erziehungszwecken das Aufsitzen zu gestatten und nehmen rechts hinten
-Platz. Es kommt hierbei nur darauf an, daß der Hund den Herrn sieht und
-hört, sich an die für ihn verwunderliche Tatsache gewöhnt, daß er nicht
-dicht herangehen kann. Bellen und Anspringen, was bei langsamer Fahrt und
-vorausgegangener ausgiebiger Bewegung ohnehin selten, wird nicht geduldet,
-mit „Pfui” oder Drohung mit Gerte verwiesen. Hilft das nichts, so springt
-man ab, legt ihn an lange Leine und steigt rückwärts auf. Erst nach
-mehrmaligem Üben, nachdem rollende Räder und Pferd dem Hund nichts mehr
-unheimlich Fremdes, wird ein etwas flotterer Wagen bestiegen. Junge Hunde
-läßt man zum Ausritt nicht begleiten, außer man hat selbst Stall und Pferd,
-und der Hund ist durch öfteres Mitnehmen und vorherigen Aufenthalt im Stall
-mit dem Pferd vertraut, meidet die Nähe der Hufe, springt das sich
-bewegende Pferd nicht mehr an. Und auch dann ist es nützlich, vorher beim
-Ausführen des Pferdes den Hund einige Male mitgehen zu lassen. Der vorher
-an das Rad gewöhnte wird sich auch da sofort anpassen und dem Reiter
-folgen.
-
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-16. Kapitel.
-=Apportieren und Verlorensuchen.=
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-
-Selbst wenn der Junghund nach den Anweisungen des Kapitel 12 schon
-„spielend gelernt”, — das Wort ist sehr bezeichnend und hat tiefen Sinn —
-hat, muß man ihm doch noch eine vollständige systematische Dressuranleitung
-zum _korrekten_ Apportieren geben. Manche Rassen sind auch weniger
-arbeitswillig und zum Spiel nicht aufgelegt. Solchen mit ausgeprägten
-Sonderanlagen (z. B. Teckel, Windhund) ist es überhaupt möglich das
-Apportieren vor vollendetem 8.-10. Monat beizubringen, später ist es nahezu
-ausgeschlossen oder doch sehr langwierig. Zum Üben wird jetzt nicht Ball
-und Kugel, nur das Apportierholz verwendet. Raum dazu: ein ruhiges Zimmer
-ohne Ablenkungen, keine Zuschauer. Damit das Greifstück lieber gefaßt wird
-und die Zähne nicht verletzt, umnagelt man es mit einem Lederstreifen. Das
-Apportieren setzt sich aus 5 Handlungen zusammen (setz dich, faß, apport,
-setz dich, aus). Man ruft „herein” hängt die längere Leine (nicht die kurze
-Führleine) an das Halsband ohne das Tier durch Lebhaftigkeit zu erregen.
-Fiebert es vor Erregung hinaus zu kommen, so macht man mit ihm „am Fuß”
-einige Gänge; Kommando: „Setz dich”! Der Hund soll in Erwartung sein, aber
-nicht in Erregung, wenn es etwa die Zeit zum gewohnten Spaziergang wäre
-oder Gebell andrer Hunde, Lärm, Geräusche ihn ablenken. Ist das der Fall,
-so verschiebt man die Lektion, begnügt sich mit der Übung „leg dich”! Eine
-erfolgreiche Übung zu richtigem Zeitpunkt ist mehr wert als ein Dutzend
-erfolgloser. Sitzt der Hund in ruhiger Erwartung, so holt man das
-Apportierholz herbei öffnet ihm den Fang (Schnauze) mit leichtem Zwang,
-legt das Holz hinein, hebt leicht, den Kopf durch Druck von unten und
-spricht deutlich „Faß”, ihn scharf im Auge behaltend. Hält der Hund, so
-zieht man die Hand langsam zurück unter Mahnung „Faß”! Nach wenigen
-Augenblicken nimmt man ihm das Holz mit der linken Hand ab, die rechte
-drückt leicht den Kopf nieder und hilft nach mit Kommando _„Gib aus”!_ Man
-belobt, aber belohnt noch nicht. Nach einem kurzen Gang „am Fuß” erneutes
-Setzen und Wiederholung. Inzwischen Pause mit Ablegen. „Herein, setz dich”.
-Hält der Hund ohne Unterstützung, läßt sich das Holz willig in den Fang
-ohne Nachhilfe legen, so hält man es dicht vor die Schnauze: „Faß apport”
-ihm leicht entgegenkommend. Hat er das erstemal von selbst gefaßt, so wird
-er nach „aus” belohnt und die Lektion mit einem Rundgang „am Fuß”
-abgebrochen, aber nicht durch Spaziergang abgelöst, weil der Hund sonst
-während des Unterrichts nur an diesen denkt. Am besten erfolgen solche
-Stunden an langweiligen Regentagen, am stillen Sonntag Nachmittag. Es
-gehört dazu viel Nachsicht, Geduld und Zufriedenheit mit kleinem
-Fortschritt. Der Hund darf angesichts und während der Übung mit dem
-Apportierholz nie gestraft werden, damit er nicht ängstlich oder unlustig
-wird. Eher kann man das „Setz dich” vorher etwas scharf fordern, „leg dich”
-üben, aber dann das Holz noch nicht zeigen und erst bei erneutem Setzen ihm
-einlegen. Solange nicht das „Faß Apport” ohne Beihilfe klappt, schreitet
-man nicht weiter. Nimmt er das dicht vorgehaltene sogleich auf Befehl, so
-wird es das nächste Mal etwas weg und tiefer gehalten, nach alsbaldigem
-„gib aus” belohnt und abgebrochen. Eine kurze Lektion zur Zufriedenheit
-bringt mehr Erfolg als stundenlanges Wiederholen. Die nächste Übung ist
-Vergrößerung der Entfernung bis der Hund von selbst nimmt, sei es, daß wir
-das Holz bei kleineren Rassen auf den Boden, bei größten dicht vor seinen
-Augen auf bereitstehendem Holzschemel legen. Bei arbeitswilligen Hunden,
-die schon vorher spielend lernten, geht das alles in einer Lektion (mit
-einigen Pausen), bei andren kostet es 6—12 Tage. Ist ein Hund besonders
-hartnäckig und will sich das Holz absolut nicht einlegen lassen, so hilft
-oft ein Gewaltmittel. Man nimmt ein ähnlich dickes Stück Rundholz, legt es
-ihm weit rückwärts in den Fang und bindet es durch mehrfaches Umschlingen
-im Nacken fest, doch ohne zu scharf abzuschnüren. Mit dieser Befestigung
-macht man mit ihm einen mehrstündigen Spaziergang, wodurch oft der
-Widerstand für immer gebrochen ist. Dabei ist Kontrolle und viel Gehen am
-Fuß nötig. Die Schnur im Nacken wird zur Sicherheit noch an das Halsband
-befestigt. Mit derselben Verschnürung haben wir hartnäckige Raufer und
-Katzenwürger besser als mit Maulkorb kuriert. Nimmt der Schüler das Holz
-vom Boden auf, so darf es nunmehr fortgerollt oder geworfen werden, doch
-soll der Hund _erst auf Befehl_ „Faß apport” zuspringen. Dieses abwarten zu
-lernen, ist die Ursache, weshalb auch Hunde, die schon Ball, Kugel usw.
-bringen, die systematische Übung mit Sitzen vor Kommando, und mit
-sofortigem Abliefern mit Hinsetzen durchmachen müssen. Erst nach ganz
-exakter Ausführung darf das Apportieren im freien Gelände mittels
-mitgenommenen Gegenstands, nie mit aufgehobenem Stein oder Ast geübt
-werden. Schütteln, Beißen, Spielen, Herumziehen ist streng zu rügen und
-durch kurze scharf betonte Übung im geschlossenen ruhigen Raum (Zimmer,
-Hof) zu korrigieren. Nur ganz allmählich wird in langsamer Steigerung der
-bisherige Gegenstand durch beliebige andre, die anfangs die Witterung des
-Herrn tragen sollen, ersetzt. Niemand als der Herr darf mit ihm üben.
-Schwierige Aufgaben, z. B. Bringen von Metall (Schlüssel), das Hunde ungern
-mit den Zähnen berühren, werden belohnt, um die Äpportierfreude zu stärken.
-Dem „Faß apport” (Ergreifen und Bringen des Sichtbaren) folgt das „Such
-apport”, womit der Hund die erste Anleitung zum Verstehen von „Suchen”
-erhält. Der verwitterte (riechende) Gegenstand wird vor seinen Augen ins
-Gras, Klee, Heidekraut oder dergleichen geworfen, so daß der Hund zwar das
-Werfen, also die Richtung, nicht aber den eingefallenen Gegenstand liegen
-sieht. Diesen muß er durch Absuchen mit Auge oder Nase finden. Ist die
-Kugel in ein grünes Tuchstück, das man mit einigen Tropfen Anisöl
-parfümiert hat, gewickelt und erhält er diese vor dem Werfen vorgehalten,
-so kommt der Hund rasch von selbst darauf, die Nase zu benützen. Meist
-genügt es und ist auch für spätere Nutzanwendung klüger, nur das Tuchstück
-einige Stunden in der Tasche oder auf bloßer Haut getragen zu haben. Beim
-Werfen im Winter im Schneefeld benützt man ein helles Leinenstück. Weiß der
-Hund genau, was „Such apport” bedeutet, so versteckt man im Zimmer die
-umwickelte Kugel, läßt den Hund erst setzen und animiert mit „Such
-verloren”. Der gefundene Gegenstand ist immer, auch im Zimmer unter
-Hinsetzen vor den Herrn abzuliefern. Mit der Hand gibt man die Richtung an,
-damit der Hund lernt, diese als Hilfsmittel zu betrachten. Erste
-Nutzanwendung: während Gehen „am Fuß” lassen wir die umwickelte Kugel
-fallen, nach zehn Schritten: Kehrt. „Setz dich”, der Hund weiß, daß es
-etwas zum Apportieren gibt. Wir deuten von ihm weg, dicht am Boden entlang
-nach mit der Hand rückwärts: „Such verloren”. Versteht er nicht, so gehen
-wir langsam mit ihm zurück und verkürzen das nächste Mal den Abstand auf 5
-Schritte. Das Deuten am Boden lehrt ihn, daß er auf Rückspur suchen soll.
-Nach einer Reihe von Übungen begreift der Hund unter Benützung und
-Beobachtung der Winke mit Hand oder Arm ganz von selbst, ob er auf der
-Fährte oder frei suchen soll. Durch Lob und freundliche Behandlung wird das
-Apportieren und Suchen bei den meisten Hunden zur Leidenschaft; es darf
-sich nur niemals mit den Übungen der Begriff von schroffer Behandlung oder
-Strafen verbinden. Auch darf man den Hund nie durch allzuhäufige
-Wiederholung am gleichen Platz genau derselben Übung langweilen oder
-ermüden. Abschluß immer Lob und Zufriedenheit. Weitergehende Dressur der
-Spurenarbeit mit Gehilfen ist Sache der sogenannten Polizeihunddressur aus
-Sozialdressurbüchern.
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-17. Kapitel.
-=Kleine Kunststücke.=
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-Unter teilweiser Ausnützung des schon vorher Gelernten und der bei
-spielender Dressur (Kap. 12) festgestellten Anlage lassen sich viele
-sogenannte Kunststücke beibringen, die man aus der Lust des Hundes am
-Springen, Apportieren, Verbindung von beiden, ableitet. Wer mit seinem Hund
-verblüffen will, daß dieser scheinbar rechnen oder lesen kann, der muß ihn
-nur mit leisesten Winken, kaum merklicher Bewegung der Lippen, Zucken der
-Schulter dirigieren. Dazu sind nur Hunde brauchbar, die mit Spannung dem
-Herrn ins Gesicht sehen, die Kommandos dort mehr ablesen als hören. Wer
-seinen Schüler an laute Befehle, von lebhaften Körperbewegungen begleitet,
-gewöhnt hat, darf nicht erwarten, daß er auf ein leises, mit geschlossenen
-Lippen hervorgebrachtes „Ss” reagiert. Oder ein Zucken von Schulter, ein
-Bewegen der Zehen, die im Stiefel ein Knarren oder Biegung des Leders
-verursachen, beachtet. Auf solchen, von den Mitmenschen nicht bemerkten
-Zeichen beruht das Lesenkönnen der Hunde oder ihre Fähigkeit, schwierigste
-Rechenaufgaben zu lösen. Noch nie hat ein denkender Hund oder Pferd in
-Abwesenheit des Herrn eine Frage beantwortet. Doch es ist sicherlich schon
-ein Beweis außerordentlicher Arbeitsfreude, wenn ein Hund immer wieder
-Buchstaben oder Zahlen klopft, scharrt, Buchstabenblätter herbeibringt. Man
-möge sich also trösten, wenn der eigne Hund nur mechanisch Gelerntes von
-sich gibt; selbst die gelehrtesten Hunde arbeiten nicht anders. — Hunde,
-die lebhaft sind und bewegungsfreudig, lernen sehr leicht springen, wenn
-man z. B. an langen Regentagen sie nicht hinausführen kann. Zwischen eine
-Tür stellt man ein Brett (Kistendeckel) in Länge der Türöffnung und in 3/4
-Höhe des Hundes), befiehlt „setz dich” etwa 1—2 m von dieser entfernt,
-übersteigt selber lebhaft das Brett mit dem Ruf „Komm hopp”. Und ebenso
-zurück. Wiederholt es mehrmals, später auch ohne vorher setzen zu lassen.
-Sodann wirft man den Ball oder Apportierholz und befiehlt: „Hopp, apport”,
-bis der Hund freudig auf Kommando das Brett überspringt. Das nächste Mal
-wird das Brett durch vier zusammengestellte Leisten in folgender Form
-zwischen der Türöffnung ▭ ersetzt, die nicht höher sein dürfen als er, weil
-sonst der Hund darunter durchschlüpft. Springt er freudig, so wird die
-Lattenumrahmung einerseits frei an eine Wand gedrückt, die andre Seite
-begrenzt man selbst und kommandiert „Hopp”. Endlich stellt man nur noch die
-obere Latte allein an verschiedenen Stellen gelegentlich auch allmählich
-erhöhend wieder zwischen die Türöffnung, bis der Hund freudig die
-wohlbekannte Sprungplatte übersetzt. Dann wird diese durch ausgestreckten
-Arm oder Spazierstock ersetzt. Über der eingeklemmten Latte zwischen der
-Tür wird ein Reifen, aus Spanischrohr gebogen und anfangs durch Umwicklung
-mit Packpapier vergrößert, gehalten, bis der Hund durch den dünnen, etwas
-verengten Reif über die Latte zugleich setzt und schließlich durch den
-Reifen allerorten. Dann wird er gradso durch einen Bogen springen, den man
-mit beiden Armen, anfangs noch über der Türlatte, bildet. Alle Steigerungen
-erst, wenn das Kommando „hopp” über das Brett sofort verstanden und willig
-ausgeführt wird. Mit Lob, freundlichem Abklopfen nicht zu sparen, als
-Abschluß eine kleine Belohnung. Alle kurzrückigen Rassen (Terrier, Pudel,
-Pinscher, französische Bulldoggen, Dobermann) sind sprungwillig, weniger
-die längeren, auf kürzeren Läufen, oder die Trabläufer (Schäferhund,
-Rottweiler), die es aber aus Galopplauf im Freien über eine Wandung
-zwischen Gartentür ebenso rasch begreifen. Auch hier kann man Apportierlust
-dazu benutzen, namentlich wenn der Sprung aus Garten oder Hof zum
-Spaziergang ins Freie führt. — Hat der kleine Hund durch öfteres Zuwerfen
-kleiner Brocken, anfangs aus der Nähe, das Auffangen unter „Nimm”
-begriffen, so muß er auch lernen, zu warten bis er die Erlaubnis erhält.
-Man hängt die Leine an das Halsband, was dem Hund immer das Bewußtsein
-gibt, doppelt an den Herrn zum Folgen gebunden zu sein, und läßt „setzen”,
-hält den Kopf unter Mahnung zur Ruhe, wagrecht, legt leise ein Stück Zucker
-auf die Nase und läßt langsam den Kopf los. Auch ohne Mahnung pflegt der
-ungewohnte Anblick die Augen zu bannen, unter „st” entfernt man sich und
-fixiert scharf. Tritt herzu, ein leichter Schlag von unten an den
-Unterkiefer wirft das Zuckerstück in die Luft „Nimm” gibt die Erlaubnis
-danach zu schnappen; fällt es zur Erde, so wirft man es nochmals in die
-Höhe mit „Nimm”. Am nächsten Tag wird die Übung wiederholt, später ohne
-Leine aber immer mit vorherigem Kommando: „Setz dich.” — Das vorgehaltene
-Stück Zucker dient auch als Lockmittel zum Durchschlüpfen zwischen die Füße
-im Gehen. Man stellt sich mit vorgestelltem Fuß vor den Hund, lockt mit der
-linken Hand den rechts sitzenden Hund. Ist er durchgeschlüpft, so wird das
-andre Bein vorgestellt und der Zucker in die rechte Hand genommen, bis man
-3 oder 4 Schritte gemacht hat. Hierauf erhält er das verdiente Stück, das
-immer zum Schluß gegeben wird, auch wenn man nicht mehr nötig hat, es zum
-Locken vorzuhalten und der Hund auf Befehl „hier durch” in Erwartung der
-späteren Belohnung von selbst kommt und bei jedem Schritt zwischen den
-Beinen durchläuft. Manche Hunde niesen aus Verlegenheit, wenn man sie
-fixiert. Man fragt dazu: „Wie niest der Hund”? und belohnt. Andre Hunde
-reagieren auf Quietschball (Gummiball, der zusammengedrückt, fiebt) prompt
-durch kurzes Bellen. Man wiederholt dicht vor ihnen das Geräusch 3—4 mal,
-belohnt jedesmal, namentlich wenn der Hund öfter antwortet. Dann wird der
-Ball in der Hand verborgen, ganz leicht gedrückt, der sitzende Hund
-erwartungsvoll angesehen. Auf Antwort darf mit Belohnung nicht gespart
-werden. Ist man sicher, daß der Hund 5—6 mal unbedingt anschlägt, so kann
-man ihn als Rechenkünstler vorführen und fragen: „Setz dich”, wieviel ist 4
-mal 8 weniger 29. Darauf dreimaliges Drücken auf den verborgenen Ball,
-wobei die Zuschauer, „um den Hund nicht zu verwirren” etwa 10 Schritt weit
-entfernt gehalten werden, so daß sie unmöglich das leise Geräusch des Balls
-in der Brusttasche durch den angepreßten Arm oder in der Hosentasche
-vernehmen können.
-
-Alles das sind scheinbar überflüssige Spielereien ohne praktischen Wert. In
-Wahrheit ist _alles_ nützlich, was der Hund lernt. Aus einem ergibt sich
-das andre. Noch bedeutungsvoller ist das Lehren für den Besitzer; er
-erlernt dabei den Hund behandeln und zu ermessen, wie weit ein Hund auf
-Erinnerung und Reize reagiert. Das Einvernehmen zwischen Mensch und Tier
-wächst; der Hund wird mit jedem neuen Begreifen leichter erfassen und
-fester behalten. Bis er Stimme, Ton, jede Regung versteht, worüber man oft
-irrig sagt: er versteht jedes Wort. Alle hohe Dressur ist Willigkeit zur
-Beachtung von Zeichen. Damit Belohnungen (ein Stückchen Kakes, Zucker) auch
-als solche empfunden werden, darf der Hund nicht überfüttert sein, auch
-außer den regelmäßigen Mahlzeiten in seiner Schüssel von niemand je
-Leckerbissen zugesteckt erhalten. Eher etwas knapp an einem Schultag
-(Regentag): ein voller Bauch studiert nicht gern.
-
-
-
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-18. Kapitel.
-=Wasserarbeit und Schwimmen.=
-
-
-Die meisten Hunde gehen gern von selbst bei Hitze ins Wasser, wenn sie
-nicht unvernünftig behandelt, d. h. hineingeworfen oder an einer plötzlich
-abschüssigen Stelle den Grund verlieren und erschrecken. Ehe man den
-mindestens 6—8 Monate alten Hund ans Wasser führen will, sucht man sich
-schon in Gedanken eine flache Uferstelle aus, an der man sich nach
-Spaziergang an heißen Sommertagen lagert. Dann läßt man ihn gewähren und
-selbst Bekanntschaft mit dem nassen Element suchen. Jeder Zwang ist von
-Übel, Beispiel älterer Hund nützlich, aber nicht unerläßlich. Hat er sich
-ins Wasser gestellt und macht darin Gehversuche, so wirft man ein rundes
-Holzstück das mit langer dünner Schnur zum Herausholen zur Sicherheit
-versehen ist, wenige Meter von ihm noch ins flache Wasser: „Apport”. Sobald
-er herauskommt, schnell das Kommando „Setz dich, gib aus”!, ehe er sich
-noch schütteln kann. Wasserabschütteln vor Ablieferung des
-Apportgegenstands ist ein Dressurfehler, weil dabei meist der Gegenstand
-fallen gelassen wird und liegen bleibt oder, falls Ente des Jägers,
-entweicht. Was auch der Schüler ausführt, muß exakt sein. Hat man das Holz
-abgenommen, so mag er erst etwas herumspringen, ehe man aufs neue wirft.
-Nicht ermüden, und mit Lob abschließen, sodann flotter Heimweg namentlich
-später bei kühlerem Wetter. Einige Tage später versucht man es in tiefem
-Wasser; scheut er es, so geht man ohne Tadel nach Hause, versucht es
-nochmals. Das Versagen ist kein Unglück an sich, aber es gibt ein nie
-versagendes Mittel jeden Hund zum Schwimmen zu bringen. Dazu brauchen wir
-einen lebenden Gehilfen oder einen kurzen Pfahl, 1 m lang, unten spitz zum
-Einschlagen; oben (etwas unter Rand) wird eine Ringschraube eingedreht. Ort
-ein Bach, der zum Durchwaten für den Hund zu tief aber nicht reißend ist,
-Nähe einer Brücke. Auf dem einen flachen Ufer schlagen wir mit kräftigem
-Stein den Pfahl in den Boden, so daß er etwa 1⁄2 m noch herausragt, ziehen
-durch die Ringschraube eine lange kräftige Leine, werfen die beiden Enden
-auf das andre Ufer, zum sicheren Wurf mit angebundenem starken Holzstück.
-Sodann begeben wir uns mit dem Schüler über die Brücke zu der dem Pfahl
-gegenüber liegenden flachen Stelle. Das eine Ende wird an das genügend eng
-gestellte, aber nicht würgende Halsband befestigt, das andre nehmen wir in
-die rechte Hand. Mit der linken führen wir dicht an das Wasser und ziehen
-nun mit der rechten Hand langsam aber fest die durch die jenseitige
-Ringschraube laufende Schnur. „Voraus, so ist's brav.” Der Hund fühlt sich
-geführt an der Hand des Herrn, wenn er auch im Wasser den Boden unter den
-Füßen verliert, zieht ihn die Leine, daß er nicht versinkt, noch unsicher
-wird oder Zeit hat zum Paddeln oder Wasser treten. Kurz vor dem Ufer, noch
-ehe er herausspringen kann, erfolgt das Kommando „herein, hierher”! und das
-andre Ende der Leine, das bisher nur nachgab, zieht zurück. Man kann
-denselben Effekt mit einem Gehilfen erreichen, der den Hund am Halsband
-hält, während man die lange Leine ans andre Ufer wirft, über die Brücke
-geht und nun selbst den Hund an dieser zu sich unter Anruf hinüberzieht.
-Dort wird er gelobt. Besser ist es aber, das ganz allein in aller Stille
-ohne Zuschauer und Teilnehmer abzumachen. Man wird erstaunt sein, wie rasch
-jeder Hund begreift, daß das Wasser gar nichts gefährliches ist, und daß er
-an der führenden Hand des Herrn immer in Sicherheit ist. Dieses Hilfsmittel
-muß in vollster Ruhe und Bedächtigkeit benützt werden, überzeugt, daß es
-hilft und daß der Hund ohne jede Aufregung sich leiten lassen wird, als ob
-man schon 10 Hunde auf diese Weise von der Harmlosigkeit des Wassers
-überzeugt hätte. Am besten setzt man sich einige Minuten vor dem Anlegen an
-die hinübergeworfene Leine ans Ufer und raucht eine Zigarette, was auch zum
-Vertreiben von Mücken nützlich ist. Jede Unruhe, Nervosität oder
-Unsicherheit des Herrn überträgt sich auf den Hund, den wir auch nie über
-Trauer oder Niedergeschlagenheit täuschen können, wie unsre Angehörigen,
-die wir aus Rücksicht leicht mit Worten zu beruhigen vermögen.
-
-Zu Schwimmkünstlern und Tauchern kann man nur solche Rassen machen, die
-ererbte Wasserpassion infolge Lebensweise der Vorfahren (Neufundländer)
-oder Abstammung von Arbeitsschlägen (Pudel, Spaniel. Airedaleterriers, die
-Otterhundblut führen) besitzen. Öfter führt auch häufige Gelegenheit durch
-Nähe von Teichen, Flüssen, Meeres- oder Seeufer, harte Schläge, wie
-rauhhaarige Terriers und Pincher dazu. Vorbedingung zum Tauchen ist sehr
-klares, ruhiges Wasser und freudiges Apportieren, wozu man Holzstücke durch
-Beschweren zum Untersinken präpariert, aber nie Steine, benützt. Will man
-den schwarzen Schnürenpudel in voller Schönheit und Farbe erhalten, so darf
-er nach dem Baden wie Schwimmen nicht lebhaften Sonnenstrahlen ausgesetzt
-werden; man wählt dazu die warmen Sommerabende. Auch lasse man sich nicht
-verleiten, an kühlen windigen Abenden Hunde ins Wasser zu schicken,
-besonders nicht kurz behaarte. Zum mindesten nehme man ein altes Handtuch
-mit und frottiere kräftig dem Haarstrich entlang. Ältere Jagdhunde, die
-viel zur Entenjagd benützt werden, zeigen durch Nierenleiden und
-Rheumatismus, wohin solche Zumutungen führen. Hat der passionierte Hund
-gegen Willen des Herrn ein eisiges Bad genommen, so begibt man sich im
-Eilschritt zur nächsten Behausung und scheue sich nicht, dort Wärmeschutz
-vor Ofen oder, nach Trockenreibung mit Heu oder Stroh, im Stall zu
-erbitten. Es wird selten gemütlose Menschen geben, die einem Tier Mitgefühl
-versagen, was zudem nichts kostet. Lieber eine halbe Stunde Aufenthalt, als
-ein krankes Tier, für das der Herr verantwortlich ist.
-
-
-
-
-19. Kapitel.
-=Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn.=
-
-
-Wenn manche Hunde auf Schuß ausreißen, und sogar schußscheue Jagdhunde
-vorkommen, so ist nervöse Veranlagung, der nicht rechtzeitig
-entgegengetreten wurde, sowie ein erstmals in nächster Nähe abgegebener
-Schuß schuld. Der Jäger schießt vom Hund weg auf ein Ziel, der Jagdhund muß
-auf Schuß sich legen und Befehl abwarten. Der Schuß gegen Herrn des
-Schutzhundes kommt in der Richtung auf diesen. Also ist hier die Gewöhnung
-eine andere. Der Abfeuernde soll nie der Herr sein, sondern immer ein
-Zweiter, ein Feind. — Der Gehilfe erhält einen Revolver, geladen mit
-Platzpatrone-(ohne Kugel, anfangs wenig Pulver); er hat sich im freien
-Gelände, etwa 100 m weit aufzustellen und zunächst nur durch lebhafte
-Bewegung und rüden Anruf auf sich aufmerksam zu machen. Der Hund steht
-angeleint links vom Herrn. Der erste Schuß fällt, Kommando: „Gib Laut!”.
-Man lobt, hält den Hund zurück. Der Gehilfe nähert sich auf Wink, gibt
-weiteren Schuß ab. Je lebhafter der Hund bellt, desto weniger hört er die
-Schüsse, deren letzter auf höchstens 6 m Nähe erfolgen darf. Jetzt rückt
-man mit dem Hund vor, worauf der Gehilfe sofort zurückweicht. Hier wie bei
-allen Mannübungen muß der Hund immer den Eindruck haben, daß er der Sieger
-sei, der mit drohendem Bellen den Feind in die Flucht schlägt. Aber _nie_
-darf Manndressur und Angriff mit einem Hund geübt werden, der nicht eine
-volle systematische Dressur hinter sich hat und _fest im Appell ist._ Bei
-scharf veranlagten, kräftigen Rassen könnten Mißverständnisse von Schuß,
-Bewegung, Verwechslung des Gehilfen oder dgl. zu verhängnisvollen Folgen
-führen. Man muß immer wissen, wo man nur anleiten und mehr den Zurückruf
-üben muß, und wo man den etwas schüchternen Hund zum Draufgänger steigern
-kann. Also Vorsicht bei Schäferhunden, Rottweiler, Dobermannpinscher,
-Doggen, Bulldoggen; bei diesen wird nicht scharf gehetzt, sondern nur die
-Richtung angegeben und Gehorsam geübt. Den regungslos stehenden Menschen
-(oder Gehilfen) hat der Hund nur zu verbellen, nie anzugreifen. Das
-Bewachen erfolgt in liegender Stellung, Kopf in Richtung des Feindes.
-Reagiert der Schutzhund auf den „Verbrecher” nicht, so wird er wie folgt
-immer scharf zu machen sein. Der Hund steht an kurzer Leine an linker Seite
-des Herrn; der Gehilfe in auffälliger Kleidung (umgedrehter Joppe) nähert
-sich mit einem größeren Ast, ärgert damit mit krächzenden Tönen den Hund.
-Entweicht sofort, wenn dieser auf Kommando bellt, begibt sich auf erhöhte
-Stelle (Mauer, auf Baum mittels angelegter kurzer Leiter), so daß ihn der
-Hund keinesfalls erreichen kann. Von obenher reizt er den Hund mit dem Ast;
-gibt dieser lebhaft Laut, so kommt der Herr hinzu, lobt ihn und führt ihn
-weg an der Leine, doch nur wenige Schritte, worauf der Hund frei „an Fuß”
-als Gehorsamsübung zu folgen hat. Systematische Dressur zum Fassen des
-Gehilfen („Verbrechers”) erfordern Hetzgewand, Schutzärmel, Dressurplatz
-und sollte von Laien nur unter Anleitung erfahrener Dressurleiter im
-Polizeihundverein, Schäferhundverein erfolgen. Vieles Üben und Beißenlassen
-wird besser vermieden; man erzieht damit bißwütige Hunde. Ist ein Hund
-nicht scheu, hat er nur einige Male den flüchtenden Gehilfen verfolgt, so
-weiß er im Ernstfall von selbst von seinen Zähnen Gebrauch zu machen.
-Allerdings soll der Schutzhund auch nicht ausreißen, wenn ihm jemand mit
-Ast oder Stock droht, und das ist nur damit zu erreichen, daß man einen
-Gehilfen gegen den angeleinten, dicht beim Herrn stehenden, bellenden Hund
-vorgehen läßt. Zieht er sich scheu zurück, so wächst dem Hund sofort der
-Mut, er geht vor und weicht auch nicht zurück, wenn absichtlich
-ungeschickte Schläge zunächst nur auf den Boden klatschen. Erst wenn der
-Hund wütend bellt, darf ihn ein Schlag mit Ast berühren, wird aber dann
-nicht schaden, sondern den Hund nur angriffsmutiger machen. Immer muß der
-Herr dabei stehen, animieren, aber doch den Hund so kurz halten, daß eine
-Verletzung des Gehilfen ausgeschlossen ist. Plötzlich steht dieser ganz
-still, dann wird auch der Hund mit kurzem Kommando „ab! Leg dich”, zur
-Ruhe verwiesen. Den gegebenen Schutzhund liefert die Züchtung, erzieht die
-Liebe zum Herrn. Nicht die Hetzarbeit, die oft verdirbt und fast nur für
-Hundebesitzer in einer gefährdeten Berufsstellung angezeigt ist. Hunde an
-die Kette der Hütte anzulegen und necken zu lassen, veranlaßt sie zwar bei
-jedem geringfügigen Anlaß zu bellen, zu schnappen und sich wie toll zu
-gebärden, macht also einen drohenden Kettenhund, aber niemals einen
-zuverlässigen Schützer. Von der Kette und dem örtlichen Rückhalt wie Hütte
-gelöst, sind solche Hunde meist feige, schnappen höchstens aus Angst für
-sich selbst von rückwärts zu. Der richtiglernende Beschützer kann nur durch
-den fingierten Angriff gegen ihn, wenn er dicht beim Herrn steht, oder
-gegen den Herrn selbst im Dunkeln zum Begreifen des Schützens gebracht
-werden. Auch der tobende „Verbrecher” hinter einer Holzwand, der den Hund
-reizt, führt nicht auf das Ziel _Schutz,_ sondern zur _Rauflust,_ die dann
-erst wieder gebändigt und in gesunde Richtung gestellt werden muß.
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-20. Kapitel.
-=Korrektur verdorbener Hunde.=
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-Ein Erzieher und Dresseur, der selbst erst einen Hund verdorben hat, eignet
-sich auch nicht zur Berichtigung, die noch weit höhere Anforderungen an
-Konsequenz, Geduld, Ruhe, Eingehen auf den Charakter fordert. Unbedingt
-hoffnungslos ist kein jüngerer Hund, den man aus fremder Hand mit Fehlern
-mangelhafter Dressur, hand- oder schußscheu, zum Entweichen geneigt erhält.
-Die Hauptbedingung ist, daß der Hund und neue Herr sich innig aneinander
-anschließen, sehr viel beisammen sind, daß der auf Straße etwa unbändige,
-Wagen nachprellende, rauflustige, Geflügel hetzende Hund möglichst wenig
-Gelegenheit zu Übeltaten findet, solange er nicht eine vollständige neue
-systematische Dressur (Kapitel 13 bis 17) durchgemacht hat, als ob er noch
-nie etwas gelernt hätte. Und von allen Übungen reichliche Wiederholungen
-unter peinlichster Beachtung des vorgeschriebenen Anlegens und dazu „Setz
-dich”. Vor Beginn des Kursus muss man einige Tage der Woche weiten
-Spaziergängen oder Radtouren in allerlei Gegenden vor der Stadt opfern. In
-den Straßen aber an kurze Leine links „am Fuß”. Niemand füttert als der
-Herr, in dessen Schlafzimmer (oder nebenan bei offener Tür das Schlaflager
-(„Platz”) sich befindet. Fremden Hunden, Wagen, Autos, allem, was der Hund
-scheut oder ihn reizt, weicht man nicht aus, sondern führt den Hund so
-dicht als möglich vorbei. Hier wie bei allen sonstigen Gelegenheiten wird
-viel mit ihm gesprochen. Je mehr der Hund lernt (Kapitel 17) und man übt,
-desto besser. Er muß seine ganze _Vergangenheit vergessen,_ viel Bewegung
-haben und Abends müde sein. Der neue Besitzer soll womöglich den früheren
-Herrn (aber nicht in Gegenwart des Hundes) persönlich kennenlernen und
-dessen Wesen studieren, damit er in allen Kundgaben zum Hund sich auf das
-_Gegenteil_ einstelle. Spricht jener laut, rasch, lebhaft, so übertreibe er
-im Verkehr mit dem Hund das Gegenteil. Dieser muß sich immer beobachtet
-wissen und mit dem Herrn verbunden fühlen. Ehe Befehle erfolgen, muß sich
-der Hund setzen, den Herrn anblicken lernen, das Kommando abwarten und
-ablesen. Hat man aber dazu nicht Zeit, so fange man besser den Versuch gar
-nicht an, verschiebe den Erwerb auf die Ferien. Man glaube nicht, daß man
-mit Strafen einen verstockten Jungen oder Hund korrigieren könne; damit mag
-man ihn höchstens zurückhalten, solange er dicht unter den Augen in der
-Hand ist. Er muß ganz neu sich selbst erleben lernen und im Verhältnis zum
-Herrn eingestellt werden. Gehorsamsübungen können nicht oft genug (aber
-ohne Strafen) gemacht werden; rasch und prompt hat „Setz dich, leg dich,
-apport, Platz, herein, am Fuß” zu erfolgen. Dazu viel Arbeit,
-Sprungübungen, Kunststücke, Verlorensuchen, Apportieren aus Wasser,
-Gewöhnen an Schuß ohne Hetzarbeit, das Leben im Hause streng regelmäßig,
-nie allein ohne Aufsicht auf die Straße. Eine große Summe von gütigen
-Mühen; ehe man sich dieser unterzieht, wäge man, ob diese der betreffende
-Hund nach Rassenschönheit und Anlagen, die das Auge und der
-Gesichtsausdruck verrät, wert ist. Nach Charakter ist der verdorbene Hund
-ursprünglich oft mehr wert als der, an dem nicht leicht etwas zu verderben
-ist.
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-IV. Teil.
-Praktische Anleitung zur Hundehaltung.
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-21. Kapitel.
-=Der Zwinger, die Hütte, das Lager.=
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-Ein altes Wort sagt: „Einmal Hundefreund, immer Hundefreund.” Zu einem
-Dauerzustand für das Leben lohnt es auch ein Dauerheim zu schaffen, da aus
-dem Hundebesitzer, dem erfolgreichen Aussteller, sehr oft der Züchter wird,
-der die häufigen Bitten aus Freundeskreis nach einem Abkömmling seines
-Musterhundes erfüllen will. Bei einem Einfamilienhaus, sei es Stadtmiethaus
-oder Eigentum vor der Stadt, sollte der Zwinger nicht fehlen. Er
-erleichtert die Haltung, ermöglicht die Zucht, hilft Haus und Wohnung
-sauber halten, wenn der Hund nach Spaziergang bei Regen oder Schneeschlamm
-naß heimkommt und vor Einlaß in das Haus eine Stunde auf reichlichem
-Strohlager trocken und sauber geworden. Die läufige Hündin ist dort während
-der Zeit, in der jede zum Entweichen neigt, sicher bewahrt. Die Zuchthündin
-kann dort in Ruhe werfen und mit den Welpen bleiben, bis sie anfangen
-selbst zu fressen und weggegeben werden. Auch in einer Villa mit 2—3
-Wohnungen erspart ein schlichter Zwinger viel Beschwerden wegen
-beschmutzter Treppenhäuser, und die im Verhältnis zu dem Luxus eines Hauses
-ganz geringfügigen Kosten für einen Hundezwinger werden reichlich
-ausgewogen. In manchen Großstädten verbieten die Besitzer die Haltung eines
-größeren Hundes; ein Zwinger würde diese Härte überflüssig machen. Die sehr
-hohe Zahl der Familienhunde in England, das Fehlen von Kreuzungen und
-wertlosen Straßenkötern geht sicher auf Konto der Zwinger beim englischen
-Familienhaus als bequeme Unterbringung und Bewahrungsmittel der Hündinnen
-vor Fehltritten. Der Zwinger lehnt sich am besten an eine geschützte Mauer
-in Nordost, er habe möglichst viel Sonne, der Boden muß unbedingt
-betoniert, undurchlässig, also waschbar sein, da er sonst nach kurzer Zeit
-verseucht und übel riecht. Auch würde auf durchlässigem, feuchtbleibendem
-Boden der Holzzwinger rasch unten verfaulen. Die Betonunterlage etwas höher
-als der Hof und leicht schräg geneigt von der Mauer weg, damit Regen
-schnell abläuft. Eine rechtwinklige Ecke des Hofes oder an Hausrückwand
-angefügt, macht nur zwei Gitterseiten nötig und gewährt mehr Wetterschutz,
-ist auch leichter stabil anzulegen. Das Gitter vorn mit Tür, aus
-Eisenstäben, die nur einmalige Ausgabe sind, die Enden nach Innen gebogen,
-was Überspringen oder Klettern verhindert. Drahtgeflecht rostet zu rasch
-und läßt sich dagegen nicht durch Anstreichen schützen. Für mittelkleine
-Rassen unter Stuhlsitzhöhe ist der Zwinger entbehrlich, höchstens für den
-Züchter solcher (z. B. Foxterriers) nötig. Also sei er gleich so groß
-angelegt, daß ein Mann mit gebücktem Kopf darin stehen kann. Eine geräumige
-Hütte aus Hartholz, mit heißem Leinöl getränkt und mit Ölfarbe gestrichen,
-genügt auch; das Holz innen und außen glatt behobelte, sogenannte Nut- und
-Federbretter, von außen mit Decklatten an den Fugen benagelt. Kein
-Satteldach, sondern ein glattes, schräges Dach mit Dachpappe benagelt zum
-Aufheben. Bei großer Kälte läßt sich leicht innen auf Leisten ein zweites
-Dach nur aus Brettstücken auflegen und damit die Höhe reduzieren. Ähnlich
-soll ein von unten wärmender Doppelboden nicht fehlen, der Zwischenraum mit
-Torfmull gefüllt. Dieser hält warm; saugt Feuchtigkeit geruchlos auf. Als
-Windschutz wird bei Kälte ein Sack vor den Einschlupf gehängt, den der Hund
-beim Einkriechen verschiebt. Der Zwinger sei eine vergrößerte Hütte mit
-Tür; in diese kommt das Einschlupfloch, durch ein herablaßbares Fallbrett
-verschließbar, wie an Hühnerhäusern üblich. Innen dient eine erhöhte
-Pritsche mit reichlich Stroh als behagliches Lager. Das Verbringen in
-Zwinger oder zur Hütte soll nie eine Strafe sein, wird auch nach Rückkehr
-von Spaziergang als solche nicht empfunden, zumal nach 1⁄2—1 Stunde die
-Erlösung zur Futterstunde schlägt. Gelegentlich wird auch das Futter in den
-Zwinger gebracht oder dient er als Nachtaufenthalt. Die tragende Hündin
-wird schon 14 Tage vor dem Wurftage an den Zwinger allmählich gewöhnt,
-indem sie dort ihre Mahlzeiten erhält. Die Gittertür ist nach Innen, die
-des Hauses nach Außen zum Öffnen. Gegen unbefugtes Füttern, Zustecken von
-Knochen schützt, wenn nötig, ein von außen an das Gitter mit Bindedraht
-befestigtes Geflecht. Da der Zwinger für den Familienhund niemals ständiger
-Aufenthaltsort sein soll, weil er dort verdummt und seinem Zweck als
-Gesellschafter und Wächter entzogen würde, ist kein kunstvoller Steinbau
-nötig. Dient der Zwinger als Wurfraum, so ist in diesem mit etwa 12 cm
-breiten, 20 mm starken Brettern ein Wurfplatz abzugrenzen, benutzt man dazu
-die Hütte, so wird mit ebensolchem Brettstück nach vorn zum Einschlupf
-abgegrenzt, damit die Welpen nicht herausfallen können und auch nicht zu
-nahe vorn am Eingang liegen.
-
-_Ein Lager in der Wohnung_ muß jeder Hund haben, besser noch
-ein solches im Zimmer und ein zweites im Vorhaus (Treppenhaus des
-Einfamilienhauses). Fehlt es, so suchen die Hunde, deren Bauchseite dürftig
-behaart, aus Wärmebedürfnis Polstermöbel auf. Alle Hunde, die auf blanker
-Erde oder Holzboden beständig liegen, bekommen häßliche, kahle Liegebeulen
-an den Ellenbogen. Für kleine Rassen genügt als Lager eine Kokosmatte. Für
-größere bewährt sich am besten eine Matratze, mit Seegras gefüllt, vom
-Tapezierer in Form solid durchgenäht, aus Gründen der Reinlichkeit mit
-abzuknöpfendem Überzug, die Ösen zum Knöpfen aus Leder unterhalb der
-Matratze zu befestigen, damit sie der Hund nicht aus Langeweile nachts
-annagt. Aus Verdoppelung (Zusammennähen) zweier Stücken eines ausgedienten
-Teppichs kann man auch für mittelgroße Rassen ein Lager stabil herstellen.
-In vielen Geschäften sind fertige Hundelager für kleinere Schläge
-erhältlich, die aus Eisenrahmen mit starkem Drellbezug bestehen; in diese
-gehört aber unbedingt eine genau dazu passende Kokosmatte. Körbe in flacher
-Form empfehlen sich nur für kleine Tiere; das darin liegende Kissen muß
-jeden Morgen sauber ausgeschüttelt werden. Für Hausflur oder Treppenhaus
-kann man mit 4 Eckpfosten, 4 Brettstücken von etwa 15 cm Breite und
-darunter Bodenbretter eine erhöhte Pritsche von etwa 30 cm Höhe, für
-mittlere Rassen (50x75 Bodenfläche) sehr leicht zusammennageln. Als Lager
-eine genau hineinpassende Matratze. Hütten im Haus oder Schlafkisten
-verhindern die Hautausdünstung und sperren den Hund ab, mit abschließbarer
-Tür mögen sie höchstens vorübergehend zur Erziehung dienen, wenn ein
-Junghund nachts nicht zimmerrein ist oder man gezwungen ist, ihn öfter
-allein im Hause zu lassen und fürchtet, daß er diese Zeit zum Anbeißen von
-Gegenständen mißbraucht. Für kleinste Nassen eignen sich dazu sehr gut die
-sogenannten Bruthäuschen für Hühner, die vorn mit aufklappbarem
-Drahtgeflecht versehen sind. Dauernd sollten sie aber nicht nötig und durch
-gute Erziehung überflüssig gemacht werden.
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-
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-22. Kapitel.
-=Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde.=
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-Im allgemeinen gehört die Hündin _nicht in Laienhände,_ am
-wenigsten in der Mietwohnung und Großstadt. Man lasse sich also nicht zur
-Anschaffung eines weiblichen Welpen verleiten; nur wer schon mit
-Hundehaltung vertraut ist und genügend Platz mit Sonne und Auslauf zur Ver-
-fügung hat, darf an Erwerb einer Zuchthündin denken. Aus der Stadt, dem
-Miethaus sollten alle Hündinnen ganz verschwinden, so daß weder sie noch
-ihre Witterung anzutreffen ist, dann würden wir treuere, weniger
-rauflustige Rüden haben, keine häßlichen Bilder mehr sehen, die
-Hundefeinden — das sind jene, die den Hund nicht kennen — den Vorwand zur
-Agitation bieten. Obschon unsere Forschungen in dieser Richtung noch nicht
-geschlossen, möchten wir behaupten, daß mit Abschaffung der herumlaufenden
-Hündinnen die Tollwut verschwinden wird, die immer aus dem Osten nach
-Europa hereingebracht wird. Aus den Ländern der halbwildlebenden
-Straßenhunde. Für Hündinnen, die nicht im Besitz eines Züchters,
-ausgewiesen durch das stammbuchmäßige, anerkannte Züchteraffix, sollte die
-3 fache Hundesteuer erhoben werden. Hündinnen sind weder treuer noch
-leichter zu dressieren, das Nachlaufen der Rüden hinter Hündinnen würde
-abnehmen, wenn es weniger und nur gut behütete Hündinnen in Züchterhänden
-gäbe. Hat man aber als Geschenk doch eine Hündin erhalten, so ist zu
-beachten, daß diese erstmals mit 7—9 Monaten hitzig (läufig) wird, sodann
-mit Pausen von etwa 5—6 Monaten zweimal im Jahr. Infolge Blutandranges nach
-den Genitalien schwellen diese an, während der ersten 9—12 Tage findet eine
-Blutabsonderung statt, die während der zweiten Hälfte der Hitze in einen
-helleren Ausfluß übergeht. Die Witterung des Zustandes wird vom Rüden schon
-einige Tage vorher wahrgenommen; doch pflegen Hündinnen den Rüden während
-der ersten Tage abzuweisen. Trotzdem ist es auf alle Fälle nötig, die
-Hündin vom ersten Tage an sorgfältigste zu behüten, sie nie allein
-hinauszulassen und auch beim Hinausführen an die Leine zu legen. Wo es
-räumliche Verhältnisse gestatten, läßt man sie während dieser Tage nur in
-Hof oder Garten oder trägt die kleine Hündin auf dem Arm in eine ruhige
-Seitenstraße morgens früh und spät abends, damit möglichst wenig Spuren zum
-und in das Haus führen, dessen Tür tunlichst geschlossen gehalten wird.
-Trotz aller Vorsicht läßt es sich schwer vermeiden, daß während dieser Tage
-das Haus von schlecht behüteten Rüden der Nachbarschaft belagert wird. Mit
-Gummischleuder (grobe Schrotkörner), Wasser, Peitsche muß man eben sehen
-die Zudringlichen zu vertreiben. Beim Ausgehen wird das Halsband gut
-gesichert und zur Abwehr von Rüden die Peitsche mitgenommen. Besser zu viel
-Vorsicht als zu wenig. Der Zustand ist ein pathologischer, und viele
-Hündinnen suchen zu entweichen, solche hängt man am Lager an die Kette,
-wenn man das Haus verläßt. Kommt es trotz Vorsicht zu ungewollter
-Verbindung, wobei der Rüde auf Dauer von 20 bis 30 Minuten fest mit der
-Hündin körperlich verbunden ist, so unterlasse man jeden Versuch
-gewaltsamer Trennung, stelle das Paar abseits vom Verkehr und warte
-geduldig das Ende ab. Soll aber die ausgewachsene Hündin (nicht vor 1 1⁄2
-Jahr) belegt werden, so geschieht das etwa am 13. oder 15. Tag der Hitze.
-Der Gesundheit schadet es nicht, wenn eine Hündin nie zur Zucht verwendet
-wird; doch ist es gefährlich, sie erst mit 3—4 Jahren oder später decken zu
-lassen, da die Genitalorgane dann oft nicht mehr elastisch genug sind.
-Kastrieren entwertet, führt zu Fettsucht und Temperamentlosigkeit. Wird man
-als Besitzer eines schönen Rüden gebeten, dessen Tätigkeit für eine
-vollwertige Rassenhündin zur Verfügung zu stellen, so mag, falls Bedenken
-wegen der Persönlichkeit des etwa unbekannten Besitzers nicht vorliegen,
-dem Gesuch stattgegeben, nur soll die _Hündin_ zum richtigen Zeitpunkt
-ins Haus gebracht werden. Führt man den Rüden zur Hündin, so steht zu
-befürchten, daß der Rüde die nächste Gelegenheit zum Entweichen ergreift,
-und die Hündin sucht. Während des Deckakts soll der Besitzer seine Hündin
-an kurzer Leine halten; einmaliges Belegen genügt. Vor vollendeter
-systematischer Dressur, vor allem vor zweitem Lebensjahr sollte ein Rüde
-nicht, oder höchstens ausnahmsweise zur Zucht verwendet werden. Geschieht
-es überhaupt nie, so schadet es auch nichts, vorausgesetzt, daß man seinen
-Hund vernünftig hält, nicht überfüttert und für ausgiebigen Auslauf und
-Tätigkeit sorgt. Ein besonders kluges und zugleich schönheitlich
-hervorragendes Tier der Zucht ganz zu entziehen, wäre eine Schädigung für
-die Hochzucht und Rasse, da ohnehin die für Vermehrung tätigsten Zuchthunde
-leider vielfach Zwingerhunde sind, also zur Hebung von Intelligenz und
-guten Charaktereigenschaften selten beitragen. Wenn Rüden häufig Zeichen
-von Geschlechtserregung geben, auf andren Hunden reiten, so ist das ein
-Zeichen zu üppiger Fütterung, muß man reduzieren und für ausgiebige
-Bewegung sorgen.
-
-
-
-
-23. Kapitel.
-=Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge; Scheren und Baden.=
-
-
-Jedem Haushund muß man sofort auf erstem Blick am Gesamteindruck ansehen,
-daß er gepflegt ist; das unterscheidet ihn von Straßenköter und Zwingerhund
-in Verbindung mit einer gewissen Haltung, die nur der wohlerzogene Hund
-zeigt. Dadurch übertrifft er selbst Ausstellungstiere von höheren
-Rassenwerten. Ein einmaliges Waschen und Bürsten gibt diesen Eindruck noch
-nicht; Pflege sitzt wie ein gutgearbeiteter und selbstverständlich
-getragner neuer Anzug. Wer durch etwas Ausübung Verständnis erhalten hat,
-wird — um durch sorgfältige Pflege seinen Kameraden zu heben — sogar den
-Pudel, den rauh- oder langhaarigen Rassenhund dem stock- und kurzhaarigen
-vorziehen. Allerdings sind die erstgenannten ohne oder mit mangelhafter
-Haarpflege geradezu abstoßend, die letzteren (kurzhaarige) auch dann noch
-erträglich. Da sie sehr wenig Pflege brauchen, unterbleibt leider oft das
-Wenige, doppelt beschämend für den Besitzer, zumal der, der keine Zeit für
-solche Äußerlichkeiten hat, die alle Welt feststellen und kritisieren kann,
-noch weniger Lust und Sinn für Erziehung und Innenleben seines Hausgenossen
-hegen wird und besser täte, gar keinen Hund zu halten. Pünktlichkeit ist
-das Rückgrat der Pflichterfüllung, deshalb soll eine ganz bestimmte,
-alltäglich innegehaltene Viertelstunde gewählt und unerbittlich (gegen sich
-selbst) festgehalten werden, z. B. kurz vor dem Mittagessen, weil da die
-Hygiene ohnehin geistige und anstrengende körperliche Arbeit verbietet,
-also eine halbe Ruhepause als Übergang von Arbeit recht nützlich ist. Gibt
-es auch noch so wenig am Hund zu tun, er wird doch so täglich kontrolliert.
-Zunächst wird das Haar gebürstet; je länger oder seidiger dieses ist, desto
-weicher und länger muß die Bürste dazu sein. Ganz kurzhaarige Rassen auch
-Schäferhunde werden mit einer Borstenkartätsche, wie für Pferde üblich mit
-Lederschlaufe über Handrücken, behandelt. Vom Kopf nach rückwärts bis zum
-Rutenansatz, sodann Keulen und Läufe abwärts. Dieses Bürsten ist zugleich
-eine sehr wohltätige Hautmassage, es entfernt Staub und Schmutz, die für
-Ungeziefer und Räudeansteckung der Nährboden sind. Für zarte Rassen oder
-solche mit feiner Haut (Windhunde, Barzois, glatte Terriers, kurzhaarige
-Zwergpinscher) wird die Bürste am besten durch den sogenannten
-_Haarhandschuh_ ersetzt. Nach Gebrauch wird letzterer, kräftig ausgeklopft,
-von Zeit zu Zeit mit Seife gewaschen. Die Bürste, mit Tuch sauber gerieben.
-Ein Kamm wird für langhaarige Rassen _niemals_ benützt; einem Collie,
-Bernhardiner, Chin, Pekingesen, Malteser würde damit alle Schönheit
-(Haarreichtum mit dichter Unterwolle) hoffnungslos ruiniert. Filzt sich
-Haar je zusammen, so wird es nur mit den Fingerspitzen vorsichtig
-aufgezupft. Ein Kamm voll Haare nach dem Auskämmen wäre nicht Beweis von
-Pflege, sondern von unverstandener Mißhandlung. Der schöne Hund soll
-(ausgenommen Setter und Spaniel) nicht von dünner Haardecke leicht umgeben
-sein, sondern in einem vollen Haarschmuck prangen. Der harte _Stahlkamm_
-dient lediglich _zur Korrektur_ für zu zottig und üppig behaarte
-Rauhhaarrassen, wie Airedales, Schnauzer, Brüssler Griffons, namentlich muß
-damit das überragende Haar am Hals, Oberkopf, Läufen, Backen entfernt
-werden, um eine elegante Erscheinung herzustellen, die nicht wie ein
-Wollpudel aussieht. Ferner wird mit weitem Kamm täglich beim Wollpudel das
-Haar auf Kopf und Körper offen gehalten, damit es sich nicht zu Schnüren
-schließt. Zur Kontrolle, ob Flöhe vorhanden, dient der enge Staubkamm bei
-kurzhaarigen Rassen. Solche dürfen beim sauber gehaltenen Haushund nie
-Vorkommen; sie quälen den Hund (abirrend den Menschen) und sind
-Zwischenträger von Würmern. Sich wegen Ungeziefer kratzende Hunde ruinieren
-sich damit ihr Haar und ziehen sich leicht Hautverletzungen (Ekzem) zu. Ein
-gepflegter und gesunder Hund muß immer ein glänzendes Fell haben und auch
-ohne Bäder sauber aussehen. Nach der Haarpflege wird mit besonderem Tuch
-das Auge täglich gereinigt, so daß sich in den Winkeln nie Sekret
-festsetzt. Ist es katarrhalisch entzündet, so wird es mit leichter
-Borsäurelösung gewaschen, darauf gut getrocknet, damit nicht bei kühlem
-Wetter eine Erkältung eintritt. Nach den Augen wird das Ohrinnere mit
-feuchtem Schwämmchen (der in sogenannter Seifenschale geschlossen
-aufbewahrt und nach Gebrauch ausgewaschen wird) täglich gereinigt. Zeigt
-sich Ausfluß, so bläst man mit kleinem Röhrchen etwas pulverisierte
-Borsäure in den Gehörgang. Die Zähne der Junghunde bedürfen noch keiner
-Pflege; nur bei ersten Anzeichen von _Staupe_ muß _täglichmehr malsdas
-ganze Gebiß_ mit desinfizierender Flüssigkeit (verdünntem Spiritus, Lösung
-von hypermangansaurem Kali, essigsaurer Tonerde oder dgl.) gründlich
-gesäubert werden, um das sogenannte Staupegebiß (kariös, ohne Schmelz) zu
-verhindern. Mit etwa 5 Monaten ist nachzuprüfen, ob die ersten Hakenzähne,
-dicht hinter den zweiten stehen geblieben sind. Da sich zwischen diese
-Speisereste festsetzen, riechen solche Hunde faulig aus dem Maul. Bei
-Zwerghunden ist das häufig. Die ersten Zähnchen sind mit dafür
-konstruierten Zange leicht zu entfernen, oft schon mit der Hand; doch soll
-man sie herausziehen, nicht abbrechen. Erhalten Jährlinge harte
-Hundekuchen, Knochen für das kräftige Gebiß, das danach verlangt, so wird
-sich selten ein gelblicher Belag an den Eckzähnen bilden. Wo die Neigung
-dazu vorhanden ist, genügt ein tägliches energisches Darüberstreichen mit
-harter Zahnbürste, woran sich Hunde sehr rasch gewöhnen. Die erstmalige
-Entfernung des schon leicht verhärteten Belags kann mit Fingernagel oder
-Messer erfolgen. Laufen Hunde wenig auf harter Straße, so werden oft die
-Krallen zu lang; sie zersplittern sich auch bisweilen, so daß man von Zeit
-zu Zeit kontrolliert und mit Eisenfeile etwas kürzt. Abzwicken mit Zange
-erfordert scharfes Instrument (Nagelzangenschere), da sonst die Kralle
-splittert oder Blutung eintritt, wenn man zuviel wegnimmt. Allmähliches
-Abfeilen, wobei jemand den Hund beschäftigen und die Pfote halten mag, ist
-vorzuziehen. Namentlich ist bei Hunden mit Afterklauen (lose, fünfte Zehe
-am Hinterlauf) die Kralle zu kürzen, da sie sonst in das Fleisch
-hineinwächst. Vor Abzwicken mit warmem Wasser weich machen, schützt vor
-Splittern. Ausgenommen bei Hautkrankheiten zu intensiver Behandlung werden
-Hunde nie geschoren und so des natürlichen Schutzes auch gegen Sonnenbrand
-beraubt. Infolge des natürlichen Haarwechsels ist im Sommer ohnehin die
-sogenannte Unterwolle der dichtbehaarten Rassen dünner. Einen dicken
-Haarpelz, für bestimmte Rassen besonders erwünscht, z. B. für Collies,
-Chow-Chow, russische Windhunde, erzielt man nur, wenn man sie auch im
-Winter im Freien schlafen läßt. Die einzige Ausnahme macht der
-halbgeschorene Pudel, an dessen Keulen, Hüftknochen, Gelenken kleine
-Krausen stehen bleiben. Die Schnauze wird mit Ausnahme des Bartes bis etwa
-2 cm über die Augen geschoren, das Kinn und die Kehle bis etwa unter
-Halsbandtiefe. Zum Füttern werden die langen Ohren mit einer Klammer
-(Schnurrbartklammer, bei Friseuren erhältlich) über dem Kopf befestigt.
-Sein Bart ist täglich mit Schwamm zu reinigen. Wird der Hund täglich mit
-der Bürste oder Haarhandschuh gereinigt, was die meisten als eine Wohltat
-empfinden, so daß sie dazu willig sich stellen, so sind Bäder sehr selten
-nötig. _Junge Hunde,_ die noch Mutterwolle tragen, sollte man überhaupt
-nicht baden, man setzt sie selbst bei aller Vorsicht im überhitzten Raum
-der Gefahr von Erkältung aus. Wird der ältere Hund gebadet, so hebt man ihn
-in eine Wanne, in der das Wasser nicht ganz bis zur Bauchhöhe reicht. In
-einer Schüssel wird etwas milde Seife im warmen Wasser aufgelöst und damit
-mittels Bürste (bei kleinen Rassen mit Schwamm) von der Mitte des Rückens
-nach rechts und links abwärts abgewaschen. Sodann kräftig mit Wasser
-nachgespült, das Haar energisch nach der Richtung des Wuchses ausgedrückt.
-Wollte man kräftig den Hund selbst einseifen, so brauchte man eine Unmenge
-Wasser, um alle Seifenspuren zu entfernen und verfilzt das Langhaar
-derartig, daß man später beim Auskämmen zu viel ausreißt. Hat man das
-Wasser aus dem Haar gestrichen, so überdeckt man mit einem Frottiertuch und
-klopft mit flacher Hand trocken. Zarte Seidenrassen, wie Malteser,
-Yorkshireterriers werden nachher dicht am wärmenden Feuer mit der Bürste
-trocken gebürstet; würde man das Haar am Feuer ohne Bürste (immer vom
-Scheitel abwärts) trocknen, so wird, es wellig, was ein großer
-Schönheitsfehler ist. Derbe Rassen wie Schäferhunde, Boxer, französische
-Bulldoggen, Foxterriers kann man etwas kräftiger abreiben, doch benütze man
-immer milde (überfettete) Seifen und lasse bei Kälte oder Wind die Hunde
-erst einige Stunden nach dem warmen Bad ins Freie, da die geöffneten Poren
-leicht zu Erkältung führen. Sehr bequem ist die sogenannte Trockenwäsche
-für weiße Hunde; doch soll man damit nur das äußere Haar reinigen, nicht
-die Hautporen verschließen. Trockenwaschpulver (eine Mischung von
-Kartoffelmehl und Magnesia) ist in Spezialgeschäften für Hundeutensilien
-erhältlich. Zur Erhaltung der Gesundheit und Sauberkeit wird das lange
-Stirnhaar (der Fall) von Pudel, Malteser, Yorkshireterrier mit einem
-Seidenband zusammengebunden, man umfaßt es mit linker Hand, zieht es nach
-oben, umwickelt mehrmals mit farbigem Band fest zusammen, die Enden werden
-zu einer Schleife geknüpft. Ein sehr langer „Fall” wird zum Zopf
-geflochten.
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-24. Kapitel.
-=Utensilien zur Pflege und Dressur.=
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-Mangelhaftes, improvisiertes Werkzeug erschwert jede Hantierung, kostet
-mehr Mühe und Zeit, bringt geringen Erfolg und läßt schließlich von kleinen
-Manipulationen absehen, deren Unterlassung später Arbeit und Unkosten
-verursacht. Vor Ankunft des Hundes muß schon alles bereit liegen, die
-Anwendung ist zum Teil schon in vorherigen Kapiteln erklärt worden.
-Zunächst zur Haarpflege _nur Borstenbürsten,_ niemals Marterinstrumente mit
-Stahlborsten, selbst nicht solche auf Gummiunterlage, man entzündet damit
-die Haut. Für stockhaarige und rauhhaarige Rassen kurze kräftige Borsten in
-Kartätschenform. Für Schoßhunde ganz Weiche lange Borsten, die den Kamm
-ersetzen. Nur in Spezialhäusern für Hundeartikel erhält man die Stahlkämme
-mit ganz kurzen Zähnen, die zugleich zum Abrupfen des überwuchernden Haares
-für Rauhhaarrassen dienen. Dieses soll nie so lang werden, daß es die
-Körperformen merklich überragt. Abgesehen von Bart und Augenbrauen
-erscheint Rauhhaar, speziell der Terrier, wie ein glatthaariger (nicht
-kurzh.) Hund; der deutsche Pinscher, Affenpinscher, wird ein wenig länger
-im Haar gehalten, doch schadet auch für ihn der sogenannte Rupfkamm nicht.
-Der Zweck der Eisenfeile (für Nagelpflege), harten Zahnbürste ist oben
-beschrieben. Zwei Porzellanschalen mit Deckel enthalten kleine,
-dichtgeschlossene Schwämme für Augen- und Ohrenpflege, die öfter in
-leichtem Desinfektionswasser (Wasser mit etwas Wasserstoffsuperoxydzusatz)
-ausgewaschen werden. Ebenso die Bürsten. Ein feineres Staubtuch dient zum
-Nachtrocknen der Ohren und Augen. Ein vorzügliches Putzmittel zum
-Nachpolieren nach dem Abbürsten ist der _Samthandschuh,_ den man nach
-Benutzung mit trockenem Tuch abreibt und gleichfalls von Zeit zu Zeit
-waschen läßt. Wenn man sich vor regelmäßiger Haarpflege einbildete einen
-sauberen Hund zu besitzen, so wird man sich durch Anblick des Tuches nach
-Abreiben des Samthandschuhes überzeugen, daß das Gegenteil der Fall war.
-Kein Wunder, daß manche Hunde übelriechen, wenn sie nach Regen feucht in
-das Zimmer kommen. Erst durch peinlichste Sauberkeit wird der Haushund zum
-Hausgenossen, den man auch berühren darf, ohne sich sofort darauf mit Seife
-und heißem Wasser waschen zu müssen. Begreiflich, daß zu solcher Pflege das
-richtige praktische blanke Werkzeug gehört. _Schutzdecken_ (Schabracken)
-werden nur für kurzhaarige Rassen wie Black and Tan Terriers,
-Zwergpinscher, Windhund, Whippet (letzteren nach Renntraining sofort
-umgelegt), besonders Windspiel angeschafft; um ihnen ein gefälliges
-sportliches Aussehen zu geben, sind sie aus dunklem Tuch, mit Hellen,
-blauen oder gelben Streifen eingefaßt. Ausnahmsweise legt man solche aus
-Segeltuch und hinten rings geschlossen Doggen an, um aufgeschlagene Rute zu
-heilen. Für zarte Schoßhunde schneidet man von abgelegten, gestrickten
-Handschuhen die Spitzen ab, läßt den Schnittrand von der Hausfrau
-nachgiebig einfassen und zieht sie vor Ausgang bei nassem Schneewetter über
-die Füße als _Schutzsocken._ Blendend schön behaarte Yorkshireterriers und
-Malteser, die für Ausstellungen vorbereitet werden, müssen solche Schuhe
-beständig tragen, damit sie sich nicht kratzen können. Wie die Kravatte des
-_Herrn_ nebst Nadel das einzige Bekleidungsstück ist, das Geschmack und
-Eleganz verrät, so auch das _Halsband_ des Hundes, das bei der Dogge, dünn
-und rund genäht, den eleganten Hals unterstreicht und diskret den Übergang
-zum Rücken nicht stört, bei dem schwarzroten Dobermann oder Terrier als
-glattes weißes Band das tief glänzende Fell hebt. Dem gedrungenen Bau mit
-kurzem Hals durch Wucht und Nägelbeschlag bei der Bulldogge sich anpaßt und
-den Schein hervorruft, als müßte dieses fürchterliche Tier an schwerstem
-Halsband gebändigt werden. Beim Barzoi und Pudel oder Collie besteht es nur
-aus einer vernickelten Kette, die im Haar verschwindet, ohne dieses zu
-verletzen. Sportrassen wie Foxterriers, Airedales tragen glattes, schmales
-hellgelbes Lederhalsband, z. B. Dreigliederhalsband, das zwar Zughalsband
-ist, aber sich nicht völlig zuziehen läßt, wie jedes solche sein sollte,
-dazu weit genug, um über den Kopf gestreift zu werden. Auffällig als
-solches durch Farbe oder Zierbeschläge darf nur das Halsband der Bulldogge,
-der japanische Originalkragen des Chins oder das mit Dachshaaren besetzte
-der französischen Bulldoggen sein. Das Eigenartige liegt sonst im Passen
-und Schlichtheit. Zum weißen Halsband gehört die Weiße Leine.
-Brustgeschirre erhalten nur solche Rassen, die bei fortgesetztem Ziehen am
-Riemen zu Kropf neigen (glatth. Zwergpinscher, Mops). Ein angehängtes
-Glöckchen ist eine Zumutung an Nerven des Hundes; geht man aber abends aus,
-so ist es nicht unpraktisch, ein solches an kleinem Karabiner zu besitzen,
-damit man die Anwesenheit des Hundes hört, wenn man den kleinen dunklen
-Kerl nicht sieht. Zum Ausgang in die Stadt gehört die _kurze Führleine;_ je
-kürzer man den großen Hund hält, desto leichter und fester hat man ihn in
-der Gewalt. Zur Dressur kann man sich selbst die lange Leine aus fester
-gedrehter Hanfschnur herstellen. Für harte Hunde benutzt man zur _Dressur_
-das unwendbare _Stachelgliederhalsband_ (Torquatus) oder den über das
-glatte Lederhalsband an zwei Schleifen über- zustreifende Stachelriemen,
-Marke Horridoh, der nach außen gedreht zum Schutz gegen fremde bissige
-Hunde dient. Für Hunde, die zum Entweichen oder Wildern neigen, läßt man
-sich einen sogenannten _Knüppel_ herstellen. Das ist ein rundes
-Hartholzstück von etwa 50 cm Länge und 8 cm Dicke (je nach Größe, diese für
-Dobermannpinscher angegeben), dreht in der Mitte eine Ringschraube ein und
-befestigt mit 2—3 Verbindungsgliedern einen Karabiner, so daß der an das
-Halsband eingehängte „Knüppel” bis auf die Vorderläufe 1⁄3 von oben)
-herabreicht. Mit diesem „Knüppel” kann der Hund mit gehobnem Kopf gehen,
-auch ganz langsam traben, sobald er aber springt oder hetzt, schlägt ihm
-der Knüppel beständig auf die Vorderbeine. Namentlich für den im Landhaus
-gehaltenen zum Ausbrechen geneigten Hund, den man tagsüber im Garten frei
-laufen läßt, ist der „Knüppel” zu empfehlen. Hat er sich einige Zeit
-bewährt, so kann man ihn durch Absägen auf beiden Seiten kürzen, er wirkt
-als Warnung trotz Kleinheit weiter. Wer öfter reist und den Hund von
-mittlerer Größe oder Zwerghund mitnimmt, wird sich vorteilhaft einen
-_Reise-transportkorb_ mit Gittertür anschaffen, der schon einige Tage vor
-der Reise nachts als Lager (geschlossen) dienen soll, so daß sich der Hund
-gar nicht aufregt, wenn er in diesem als Reisegepäck aufgegeben oder im
-Hotel bei Ausgang eingesperrt wird. Verläßt man das Hotel bei Tage, so
-überdeckt man den in dunkle Ecke gestellten Korb, weil sich für das
-Hundegehirn Dunkelheit mit Nachtzeit verbindet und er sich dann ruhiger
-verhält. Der Pudelbesitzer benötigt die _Haarschere,_ die für großen Schlag
-eine Schnittbreite von 42—44 mm, kleinen Schlag 32—35 mm, eine Schnittlänge
-von 1⁄4 mm (sogenannte Bartschere) haben soll. Solche mit 1⁄2 mm schneiden
-zuweit über der Haut und rupfen. Man ölt gut und setzt kräftig die an der
-Stellschraube energisch angezogene Maschine gegen den Haarstrich ein. Hat
-das erstemal ein geübter Pudelscherer den Hund frisiert, so ist es dann
-eine Kleinigkeit ihn so zu erhalten. Zehen und Gesicht werden alle 8—14
-Tage, der Hinterkörper im Sommer alle 14, im Winter jede dritte Woche
-nachgeschoren. Überragende Haarspitzen entfernt man beim Wollpudel mit der
-Handschere. Nach dem Bad werden die Schnüren mit Tüchern partienweise
-trocken frottiert. Leider gehört in vielen Städten zu den aufgezwungenen
-Utensilien auch der _Maulkorb_ für alle, oder doch größere Rassen, der
-natürlich gegen Verbreitung der Tollwut durch entweichende Hunde keinerlei
-Schutz bietet, aber für ängstliche Menschen, die meinen, daß alle Hunde
-„beißen”, eine Beruhigung ist. Er soll aus Lederriemen hergestellt und so
-lang sein, daß er vorn Nase und Schnauze nicht scheuert; gegen das
-Kahlreiben auf Nasenrücken schützt Umwicklung des aufliegenden Lederteils
-mit Tuchstreifen. Drahtkörbe sind wohl haltbarer, für kurzhaarige Rassen
-eine Marter, sollten höchstens für Zughunde benützt werden. Man nehme ihn
-lieber etwas größer als nötig und schütze ihn gegen Abstreifen durch eine
-Lederschleife hinten, die durch das Halsband gezogen wird. Es ist
-vorteilhaft, den Maulkorb aus schwarzem, weichem Leder Herstellen zu
-lassen; hellgelb irritiert das Hundeauge, wie ja auch die schwarze
-Hornbrille weniger stört als die mit glänzendem Goldrand. Das Angewöhnen
-erfolgt nicht in Haus oder Garten, sondern nach flottem Spaziergang, der
-die Aufmerksamkeit ablenkt und zwar in früher Jugend. Haben wir nur noch
-gut erzogne und wohlbehütete Hunde, keine beständig sich auf Straßen
-herumtreibenden Köter mehr, so wird der Maulkorbzwang von selbst wegfallen.
-Die Hundepeitsche braucht nur der Dresseur für den Berufshund (Jäger,
-Polizeihundführer), _nicht der Erzieher;_ ihm genügt die Gerte oder ein
-leichtes spanisches Rohr.
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-25. Kapitel.
-=Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von Medizin.=
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-Wie das Auge der Spiegel der Seele, so ist die Haut der der Gesundheit. Ein
-glattes glänzendes, gut anliegendes Haar verbürgt in Verbindung mit klarem
-Auge und kaltfeuchter Nase das Wohlbefinden. Munteres, lebhaftes Verhalten
-und guter Appetit sind die Folge. Die Exkremente, konsistent, wenn zu hart
-und steinig, so gebe man weniger Knochen und mehr Getränk. Zu viel Kot in
-breiiger Form verrät gehaltloses Beifutter, man füttere daher besser (mehr
-Eiweißgehalt). Die einfachste Kontrolle für richtige Ernährung und
-Verdauung ist also tägliche Beobachtung des Kots. Ist alles in Ordnung, so
-genügt ein Blick darauf. Jede Abweichung von dem eingangs beschriebenen
-Aussehen erfordert Beachtung. Krankheit kündet sich durch Mattigkeit,
-Ruhebedürfnis, Appetitlosigkeit an, wird bei täglicher Haarpflege sofort
-festgestellt. Bei katarrhalischem Aussehen von Nase und Auge wird sofort
-beim Junghund die Körpertemperatur (im After, Spitze des Fiebertermometers
-behufs leichten Einführens mit Vaseline oder Öl eingefettet) gemessen,
-beträgt sie über 39 ° C., etwa 39,5 und dünstet die Haut übel aus, so liegt
-Staupeverdacht (Sucht) vor, gibt man sofort etwas Hefe, hält den Hund warm
-im Zimmer und ruft einen Tierarzt, der selbst Züchter oder Spezialist von
-Hunden ist. Das übliche Futter bleibt sogleich weg, etwas geschabtes rohes
-Fleisch, falls roh nicht genommen, leicht angebraten und ganz klein
-geschnitten. Man versäume keine Zeit mit „unfehlbaren Staupemitteln”, die
-je nur _eine_ bestimmte der zahlreichen Formen treffen, überlasse etwaige
-Injektion dem Tierarzt. Es ist weder nötig, daß alle Hunde die Staupe
-bekommen, noch schützt ein Anfall unbedingt gegen weitere; es ist nur
-wahrscheinlich, daß ein kräftiger Hund, der die Staupe überstanden, gegen
-nächste Infektion geschützt ist oder sie leicht überwindet. Bleibt nach
-schwerer Sucht ein Nervenleiden (Zucken, Schwäche in Hinterhand), so soll
-das unheilbare Tier lieber erlöst werden, es ist zeitlebens ein Schwächling
-ohne Zuchtwert. Abgang von dünnflüssigem Kot ohne Fieber und Mattigkeit
-wird sofort mit Diät bekämpft. Tagelang kein kaltes Wasser, gegen Durst
-höchstens Reiswasser, als Nahrung Schleimsuppe durch ganz geringen
-Fettzusatz schmackhaft gemacht. Dazu Ruhe, Wärme, keine Medikamente, noch
-Heilmittel nach Laienvorschlägen. Unschädlich, doch wirksam sind kleine
-Gaben von Bismut. salicyl. Einmaliges Erbrechen, namentlich von Gras oder
-ähnlichen Fremdkörpern gibt zur Beunruhigung noch nicht Anlaß, zumal junge
-Hunde leicht erbrechen. Liegt bei solchem Verdacht vor, daß der Hund auf
-Spaziergang Aas (Fleischgift) oder Giftbrocken aufgenommen hat, so ist
-innerlich mit Kalomel (Dosierung je nach Größe durch Apotheker) zu reinigen
-und gegen Herzschwäche etwas Kognak einzuflößen. Wird ein Hund richtig
-ernährt, erhält er in der Jugend genügend Knochen, Nährsalze, Lebertran
-gegen Rachitis, hat er reichlich Bewegung, so ist er widerstandsfähig und
-wird höchst selten erkranken, namentlich wenn ihn Reinlichkeit gegen
-Infektion und Hautkrankheiten schützt. Zeigt die Haut kleine, rundliche,
-kahle Stellen ohne Juckreiz, so liegt Flechte vor; die befallenen Stellen
-werden mit Jodtinktur, die immer in kleinen Fläschchen vorrätig sein
-sollte, bepinselt. Haarausfall, heftiger Juckreiz, häßliche Hautstellen
-verraten Räude. Selbst die früher für unheilbar gehaltene Acarusräude ist
-durch energische Einreibung mit Schwefeloxydul (Chem. Fabrik
-Marienfelde-Berlin) heilbar, die gegebnen Vorschriften sind genau zu
-befolgen, da sonst wirkungslos. Fast alle Mittel helfen, nur muß die Kur
-bei den meisten sehr gewissenhaft befolgt werden. Es kommt weniger auf das
-Mittel selbst als auf die Anwendung an. Bei obigem Mittel genügt einmalige
-Einreibung. Hervorragend gegen Sarkoptesräude, Ekzem, Herpes hat sich
-Odhlen (Bayer) bewährt.
-
-Bei zufälligen Verletzungen wasche man nicht mit nächstem Wasser aus, damit
-bringt man nur Keime aus der Umgebung in die Wunde; man betupfe die
-Umgebung der Wunde mit Jodtinktur, sorge daß der Hund nicht kratzt und
-scharrt. Den Wundrand selbst bepinselt man mit Perubalsam, der in jede
-Hundehausapotheke gehört, um bei Räude, Flechte, empfindliche Stellen wie
-die Augenumgebung zu behandeln. Ebenso soll eine Schachtel mit Borsäure
-immer vorrätig sein, am besten in kleinen Dosierungen (von 3 oder 6 g), um
-z. B. mit 100 g Wasser sofort eine 3prozent. Lösung zum Waschen tränender
-Augen herstellen zu können. Eine weitere Schachtel stehe mit einem
-trocknenden Desinfektionsmittel bereit wie Tannoform (Merck), Euguform
-(Güstrow), letzteres ein Idealmittel gegen alle Hautentzündungen
-(Wespenstiche) und Brandwunden, um kleine Wunden damit zu bestreuen. Da
-diese Pulver nasse Wunden rasch abtrocknen, entziehen sie den Mikroben ihre
-Lebensbedingungen. Hautabschürfungen überzieht man mit Jodoform-Kollodium.
-Tiefere Bißwunden spült man mit 5prozent. Karbollösung mit Wundirrigator
-und taucht die Fingerspitzen in diese vor Berührung. Zerschneidet sich der
-Hund durch Tritt in Glasscherben einen Ballen, so stillt man die Blutung
-mit Eisenchloridwatte, desinfiziert die Wunde, überstreicht sie mit
-Jodoformkollodium. Hierüber quer Heftpflaster, Mullbinde und Beobachtung
-des Hundes gegen Abreißen des Verbandes (Anlegen an Lager an kurze Kette
-oder sogenannten Halskranz, in Spezialgeschäften vorrätig). Da man Tiere
-nicht überreden kann, muß man Medikamente „eingeben”. Lösliche Arznei und
-Emulsionen gießt man aus der Flasche am Lefzenwinkel bei erhobnem Kopf ein,
-hält einen Augenblick die Nase zu, so daß der Hund durch das Maul atmen
-muß, wobei er schluckt. Größere Pillen taucht man in Öl und steckt sie tief
-in den Schlund, hält das Maul einige Zeit zu, streichelt die Kehle entlang.
-Pulver oder Tropfen kann man in Gelatinekapsel füllen und ebenso in den
-Schlund schieben. Der Apparat „Pilleneingeber” erfordert sachkundige
-Handhabung. Bei kleinen jungen Hunden ist das schwierig; einige Tropfen (z.
-B. Chenoposanöl gegen Spulwürmer, das scharf riecht) bringt man durch List
-bei. Aus fetter Wurst, die sich streichen läßt, bereite man eine flache
-Oblate in Größe einer Kupfermünze, tropft darauf 1—3 Tropfen Medizin in
-kleine Höhlung. Das Ganze wird vorsichtig zusammengerollt, so daß kein
-Geruch nach außen dringt. Dann gibt man als Lockmittel von derselben Wurst
-einige Kugeln gleicher Größe, zuletzt die mit der Arznei, die gierig
-morgens nüchtern hinabgeschlungen und gar nicht erst mit der Nase geprüft
-wird. Am Abend vorher fällt das Futter, vor allem der Knochen, weg; der
-Magen muß möglichst leer sein, besonders bei Wurmmitteln, die rasch mit den
-toten Würmern abgehen sollen. Mancher scheinbare Mißerfolg (keine Würmer im
-Kot) grade prompter Wurmmittel (Allegan-Bayer) beruht darauf, daß die toten
-Würmer verdaut worden sind, was leicht zu Darmkatarrh führt. Hunden, die
-jedes Medikament sofort erbrechen, gibt man 1⁄2 Stunde vorher etwas dicke
-Schleimsuppe. Hilft auch das nicht, vorher ein Anästhesinpulver oder eine
-Lösung von Novocain. (1 %) mit Suprarenin in Bittermandelwasser.
-Ausgenommen bei Wurmkuren verschont man die Hunde möglichst mit
-Arzneimitteln, selbst wenn man gerne helfen möchte. Einige Tage kein
-Wasser, dafür Diät (Schleimsuppen) sind besser als Verstopfungs-, Abführ-,
-Brech-, Stärkungsmittel. Von letzteren ist Rotwein mit Ei (falls nicht
-freiwillig genommen, eingegossen), geschabtes oder kleingewiegtes Fleisch
-das beste. Der ruhende Hund braucht sehr wenig. Ein Kalbsschwanz genügt für
-einen Tag. Und auch sonst lieber etwas knapp gehalten, so daß man die
-Rippen ganz leicht angedeutet durchsieht, ist gesünder als gemästet.
-Natürlich darf der Junghund nie wie ein Gerippe mit Fell überzogen sich
-anfühlen, sondern eher prall. Der ältere Hund hingegen sei hart durch
-Muskulatur, so daß es die Hand schmerzt, wenn man fest auf ihn klopft. Ist
-das der Fall, so ist er nicht nur in vollster Gesundheit, sondern auch ein
-Muster rationeller Haltung, die dem Besitzer Ehre macht.
-
-
-
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-26. Kapitel.
-=Altersschwäche und Tötung.=
-
-
-Das traurigste Kapitel dieses Buches, dem wir an Härte nehmen wenn wir die
-Naturnotwendigkeit uns klar machen. Von mehr als einem Hundebesitzer haben
-wir, von dessen ehemaligem Liebling sprechend, gehört, daß sein Tod der
-einzige Schmerz gewesen sei, den er je seinem Herrn zugefügt habe. Wird ein
-Hund vernünftig gehalten, erhält er, völlig ausgewachsen, nicht zuviel
-Eiweiß dessen Schlacken das Leben kürzen, auch nicht zu viel Salze, die
-durch Flüssigkeits- aufnahme die wichtigsten Säfte verdünnen, so wird er
-bei Kraft und Wohlgestalt, die zugleich Schönheit und Gesundheit sind, ein
-hohes Alter ohne frühe Altersschwächen erreichen. Wir wollen nicht durch
-Aufzählungen von einzelnen Hunden, wie Barzois, Spitze, Foxterriers, die 18
-bis sogar etwas über 20 Jahre alt werden, falsche Erwartungen erwecken. Das
-sind Ausnahmen. Sicher ist nur, daß sogenannte trockne Rassen (von harter
-Struktur mit Stahlknochen) um 1⁄4—1⁄3 älter werden, als solche von Masse
-mit Falten, Halshaut, starken Knochen. Letztere gehen früher „aus dem
-Leim”, bekommen unförmigen Kopf, neigen zu Fettansatz, dem rechtzeitig
-durch trockne Ernährung Vorgebeugt werden muß. Was rastet, rostet. Um vor
-frühzeitigem Altern zu schützen, darf es auch dem älteren Hund nie an
-erfrischender, angemessener Bewegung fehlen. Knochen werden nach
-vollendetem 4. bis 5. Jahr keine mehr gegeben, die Zähne sorgfältig
-gepflegt und gegen Belag vorgegangen. Riesen und Zwerge altern früher,
-solche mittlerer Größe später. Hunde von brauner Farbe, schwarze mit
-gelben, statt rostroten Abzeichen, bekommen früher graue Schnauze als
-erstes, jedermann kenntliches Alterszeichen. Doch wer denkt bei Anschaffen
-des Welpen oder Junghundes schon an dessen Alter. Stellen sich merkliche
-Altersschwächen ein, Trübung des Auges, und verminderte Sehfähigkeit,
-abgenütztes Gebiß, Unfähigkeit und infolgedessen Unlust zur Bewegung,
-mürrisches Wesen als Abwehr gegen Störung des Ruhebedürfnisses, das sich
-bei Unbehagen bis zur Bissigkeit steigert (bösartig aus Laune wird kein
-Hund!), so wäre es falsches Mitgefühl, hier nicht erlösend einzugreifen.
-Dem Tier ist das Geistesleben, das dem Menschen das Greisenalter in
-liebevoller Umgebung noch erträglich macht, versagt; es vegetiert, sich
-selbst und anderen zur Last. Man verwechsle nicht die Wehleidigkeit, sich
-selbst einen kurzen Abschiedsschmerz zu ersparen, mit falschem Mitgefühl,
-das ein Tier langsam verkümmern läßt. Ohne Beratung und quälende
-Erörterungen mit den Angehörigen faßt man den Entschluß selbst, erzählt
-erst bei Rückkehr _ohne_ Hund, was unvermeidlich war und hält schon den
-Ersatz in Gestalt des pflegebedürftigen Nachfolgers bereit. Das
-herzerfrischende Spiel des jungen Hundes, sein sprudelnder Übermut, lassen
-fast wider Willen den Schmerz vergessen, und die Entwicklungsmöglichkeiten
-des noch unreifen Charakters trösten besser als es der Ersatz durch einen
-schon fertig ausgewachsenen Hund je vermöchte. Niemals gebe man den
-gealterten Hund in _fremde_ Hand ab. Ein Schuß aus kleinkalibrigem
-Gewehr, dicht hinter dem Ohr von rückwärts eingesetzt, tötete durch
-Eindringen in das Kleingehirn sofort. Am besten gibt eine geübte, sichre
-Hand den Schuß ab, man entfernt sich erst, wenn man den Schuß gehört und
-sich durch Anblick vom Tod überzeugt hat. Tötung mit starker Morphiumgabe
-ist nicht zu empfehlen; es wird meist erbrochen und müßte durch
-Einspritzung direkt in den Blutlauf gebracht werden. Gegen Vorhalten von
-Chloroform wehren sich Hunde heftig. Die wäßrige Lösung von Blausäure,
-zersetzt sich trotz besten Verschlusses rasch. Andre Gifte, wie Strichnin,
-sind zu langsam in der Wirkung. Mit Recht wünscht jeder Hundefreund daß
-sein Tier nicht leide und sofort tot sei. Tierarzt Hauck-Wien empfiehlt
-nach zahlreichen Anwendungen seinen Kollegen folgendes einfache und leicht
-ausführbare Verfahren bei Zuführung von Hunden zur Tötung: Man löst für
-Hund größter Rasse 5 g Kalium cyanatum in etwa 15 g Wasser, schüttet aus
-dem Fläschchen diese Lösung im Lefzenwinkel ein. Rechts vom Einschüttenden
-steht ein Gehilfe mit einem Fläschchen gewöhnlichen Haushaltessigs. Sofort
-nachdem der Hund den letzten Schluck der Cyankaliumlösung zu sich genommen,
-wird schnell etwas Essig hinterher eingeflößt und der Hund sich selbst
-überlassen. Der Tod tritt innerhalb weniger Sekunden durch die plötzliche
-Blausäureentwicklung ein, kaum daß man die Hand von ihm losgelassen hat.
-Ehe wir diesen Ratschlag hier weitergaben, haben wir selbst bei einigen
-solchen Vergiftungen assistiert und uns überzeugt, daß der Hund ohne
-Krampf, lautlos wie völlig gelähmt, zusammenfällt und niedersinkt, selbst
-die Gesichtszüge zeigten keine Spur von überstandenen Schmerzempfindungen.
-Selbstverständlich kann der Tierarzt auch eine eigens neu angefertigte
-Lösung einspritzen, doch muß er dann einige Tage vorher von dem Besuch
-zwecks Tötung unterrichtet werden.
-
-Und einige Tage vorher wird auch schon der Nachfolger erworben; am besten
-ein noch hilfloses, pflegebedürftiges Hündchen, das unsre Zeit und Gedanken
-völlig in Anspruch nimmt und unsre Angehörigen über den schmerzlichen
-Verlust eines treuen Freundes hinwegbringt. Bei der zweiten Erziehung hat
-man viel gelernt, was nun praktisch verwertet wird. Allerdings handelt es
-sich ebenso wie in den Ausführungen dieses Buches nur um kleine Hilfsmittel
-und Handgriffe. Die Hauptsache muß der Erzieher _selbst_ besitzen und
-mitbringen, und das ist genau dasselbe wie beim Einreiten des Pferdes:
-_eine unendliche Geduld, ein feines Gerechtigkeitsgefühl und eine
-hochanständige Gesinnung._
-
-
-
-
-=Zu unseren Bildern.=
-
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-1. Langh. St. Bernhardshündin, Champion _„Fatime Cannstatt”_ 2274.
-Besitzer: Frau Hofkapellmeister Marg. Kahler, Schwerin. Züchter: H. Voppel, Cannstatt.
-
-2. Deutsche Dogge, _„Rolf v. d. Rheinschanze”._ Züchter u. Besitzer: Jos. Rembold, Ludwigshafen a. Rh.
-
-3. Brauner Dobermann, _„Salto v. Rottal”._ Besitzer: Boxler, München.
-Züchter: Jos. Schweiger, Pfarrkirchen i. Rottal, Nied.-Bay.
-
-4. Importierter Airedaleterrier, _„Zetland Recruit”_ 6032. Besitzer: F.
-Röhrl, München.
-
-5. Engl. Windhund, Champion _„Tasso v. Solten”._ 381. Besitzer: Oblt. Gg.
-Boxler, Augsburg. Züchter: Tierarzt Dr. Erb, Gießen.
-
-6. Münchener Boxerrüde, Sieger _„Udo v. Adelegg”._ Züchter u. Besitzer:
-Edmund Halter, Isny.
-
-7. Importierte engl. Bulldogge, _„Astor Astoria”_ 1193. Besitzer: M.
-Gruber, Hamburg.
-
-8. Importierter engl, drahthaariger Foxterrier, Sieger _„Handy Maesthead”._
-Besitzer: Rud. Piesbergen, Berlin W. 8.
-
-9. Rauhh. Pinscher, Sieger _„Strupp v. Schnauzerluft”_ 1936. Besitzer u.
-Züchter: Wilh. Stierle, Pforzheim.
-
-10. Kleiner Pudel, _„Nang-i-Lat v. Sadowa”_ 4324. Züchter: Wolf, Berlin.
-Besitzer: Pudelzwinger Sirius (Frl. Flora Kalender) Ebersteinburg bei
-Baden-Baden.
-
-11. Französ. kleine Bulldogge, „Jubicka Patzig”._ Züchter u. Besitzer: Frau
-Flora Kunstmann, Murnau-München.
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-12. Blenheimspaniel, _„Darling v. Ravensburg”._ Besitzer: Theo Krumm,
-Ravensburg.
-
-Bilder sollen für sich selbst sprechen und keine Erklärung benötigen.
-Unsere kurzen Ausführungen gelten auch nicht ihnen, sondern den
-dargestellten Hunden, deren Züchtern oder Besitzern. Unter etwa 100
-Aufnahmen von nahezu gleicher technischer Vollendung, die eine Spezialität
-des Münchener Tierphotographen A. Dauer,Briennerstr. 17 ist, wurde nur ein
-Dutzend ausgewählt teils weil sie hervorragende, verdienstvollste
-Zuchttiere waren oder noch sind (wie Nr. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9 u. 10), teils
-weil sie charakteristisch für die erfolgreichen Zwinger sind, aus denen sie
-hervorgingen oder in welchen sie heute noch stehen und wirken. Nicht mehr
-aktuell, da sie eine frühere Generation darstellen, sind nur zwei Bilder (1
-u. 12). Im Bild der St. Bernhardshündin Champion Fatime ehren wir den vor
-einigen Jahren verstorbenen Altmeister Hch. Boppel, Cannstadt dem diese
-Rasse zu unauslöschlichem Dank verpflichtet ist. Gerade in dem
-Charakteristischen dieser Rasse dem seelenvollen Ausdruck, ist die Aufnahme
-kaum zu übertreffen. Dasselbe gilt von dem letzten Portrait, des kleinen
-weißroten Blenheimspaniel Darling, was die Darstellung eines nich mehr
-lebenden Siegers entschuldigen mag. Trotzdem bleiben diese zwei Abbildungen
-immer lebendig. Mit der Zusammenstellung und Auswahl der Rassen, unter
-etwas 40 solcher, sollte zugleich dem Anfänger ein Wink gegeben werden. Die
-Riesen der Hundewelt, den mächtigen St. Bernhardshund und die kraftvolle
-Dogge, verpflanze man nicht in die Großstadt und Mietwohnung, wo sie
-verkümmern. Im Garten, Park, Lagerplatz, Fabrikhof, auf auf dem Lande, wo
-sie wachen und zugleich schützen, sind sie am Platze. Die gelbe Dogge Rolf
-(Nr. 2) ist aus dem ersten Doggenzwinger des Südwestens hervorgegangen,
-dessen Zuchtideal Verbindung von Größe und Adel ist. Auch
-Polizeihundrassen, wie der so dressurwillige und wuchtige Airedale, dem
-Energie aus den Äugen leuchtet, oder der schneidige Dobermannpinscher
-benötigen Auslauf und Arbeit; sie sind keine Zimmerhunde. Zetland Recruit
-(Nr. 4) zeigt die Rassig- keit der Importation, mit der von Zeit zu Zeit
-unsere festländische Zucht kluger Haushunde aufgefrischt werden muß. Wem
-Rauhhaar etwas mühsam in Behandlung ist, der wählt den Dobermann im kurzen,
-glänzenden Gewand. Sieger Salto v. Rottal (Nr. 3) entstammt der Zucht des
-niederbayerischen Kenners edler Hunde, Jos. Schweiger in Pfarrkirchen.
-Leichter und flotter als der Dobermann ist der englische Windhund, auch zur
-Pflege von Rennsport geeignet, ein eleganter, sauberer Haushund, der in Dr.
-Erb, Gießen, einen sachverständigen Förderer gefunden hat. Unter den
-Bildern fehlt der Schäferhund, der mehr als Haushund ist. Eine einzige
-Aufnahme von ihm würde der Verbreitung und Vielseitigkeit nicht genügend
-Rechnung tragen. Das erfolgt dafür in einem stattlichen Sonderwerk im
-gleichen Verlag: „Der deutsche Schäferhund in Liebhaberhand” in
-weitestgehender Weise. Hingegen durfte unter den Haushunden im engeren
-Sinne der kleinere, stämmige Münchener Boxer nicht fehlen, der seine
-Anspruchslosigkeit an Raum der Mietwohnung anpaßt. Er quittiert nicht durch
-Nervosität wenn er einmal während einiger Regenwochen den geliebten Auslauf
-entbehrt, ist klug, gelehrig; doch wenn nötig, stellt er seinen Mann. Etwas
-phlegmatischer ist die breite, niedrige, englische Bulldogge (Nr. 7),
-Knochen, ein Stiernacken, dunkle Falten, vorstehender, breiter Unterkiefer
-lassen sie drohend erscheinen, während sie der gutmütigste Hausgenosse ist.
-Ihr Antipode, ganz Temperament, das ihn manchmal fortreißt, wenn er nicht
-beschäftigt wird oder er keine Hand über sich weiß, ist der drahthaarige
-Foxterrier. Richtig geleitet eine Perle und ebenso gefälliger, wie
-lebhafter Begleithund. Etwas beherrschter, klug und dressurwillig ist der
-deutsche Schnauzer. Sieger Strupp (Nr. 9) entstammt der Zucht, von Wilh.
-Stierle in Pforzheim. Der Vollendetste Familienhund für die Großstadt ist
-her kleine Pudel (fälschlich Zwerg genannt), Boxer nd Pinscher haben etwas
-über Stuhlsitzhöhe, der Pudel steht um eine Handbreite darunter. Er ist
-ganz Gemüt, von überraschender Intelligenz, dabei ein kluger Wächter, dem
-nichts entgeht, der aber auch nie aus Übereifer Lärm schlägt wie der
-cholerische Spitz. Zur Vollendung ist der kleine Pudel durch Zwinger Sirius
-(Frl. Flora Kalender, Neckarsteinburg) gebracht. Ihr Stamm basiert auf
-Champ. Nang-i-Lat (Nr. 10); mindestens ein Dutzend dieser Schwarzen tummelt
-sich beständig in dem auf waldigem Bergesgipfel gelegenen Zwinger. Der
-Clown unter den Hunden, grotesk in der Form, immer freudig erregt, ist die
-Moderasse der französischen Bulldogge, von der zwei Schläge, eine geströmte
-und weißbunte (Caille) existieren. Der Klub für franz. Bulldoggen mit Sitz
-in München, wo auch die abgebildete „Jubicka” (Nr. 11) gezüchtet ist, hat
-diese Auslandsrasse eingeführt und zu einer der französischen Zucht jetzt
-mindestens ebenbürtigen Höhe geführt. Unter den zahlreichen
-Zwerghundrassen, von denen die des glatthaarigen Zwergpinschers die
-verbreitetste, die des Affenpinschers die härteste ist, dürfte die Palme
-der Schönheit den langhaarigen Seidenhunden (Malteser, Toyspaniels)
-gebühren. Fremdartiger noch sind die Chins und Pekingesen. In bestechender
-Farbe, weiß mit orangeroten Platten, seidigschlichter Behaarung, klugem
-Gesichtseindruck steht der Blenheim (Nr. 12) an der Spitze der 4
-Toyspanielarten. Doch äußere bestechende Schönheit macht nur einen kleinen
-Teil des Wertes unserer vierfüßiigen Lieblinge aus. Die Hauptsache sind
-ihre _innersten Eigenschaften,_ ihre Charakter- und Gemütsanlagen, die wir
-durch Erziehung wecken und zur Entfaltung bringen, durch Dressur in
-nützliche Bahnen lenken.
-
-
-
-
-=Anmerkungen zur Transkription.=
-
-
-Nur eine sehr kleine Anzahl offensichtlicher Rechtschreibfehler wurden
-korrigiert. Grenzfälle wurden belassen um eine möglichst genaue
-Repräsentation der Erstausgabe von 1924 zu erstellen.
-
-Der original Schriftsatz verwendet g e s p e r r t e Schrift zur
-Hervorhebung von Begriffen. Für die vorliegende „Plain Text” Version sind
-diese durch _Unterstriche_ markiert.
-
-Die Verwendung von schwerer Schrifttype (z.B. in den Kapitelüberschriften)
-wird durch =Gleichheitszeichen= ausgezeichnet.
-
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-*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK JEDERMANNS HUNDEBUCH ***
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-<div lang='en' xml:lang='en'>
-<p style='text-align:center; font-size:1.2em; font-weight:bold'>The Project Gutenberg eBook of <span lang='de' xml:lang='de'>Jedermanns Hundebuch</span>, by Ernst von Otto</p>
-<div style='display:block; margin:1em 0'>
-This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and
-most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions
-whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms
-of the Project Gutenberg License included with this eBook or online
-at <a href="https://www.gutenberg.org">www.gutenberg.org</a>. If you
-are not located in the United States, you will have to check the laws of the
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-<p style='display:block; margin-top:1em; margin-bottom:0; margin-left:2em; text-indent:-2em'>Title: <span lang='de' xml:lang='de'>Jedermanns Hundebuch</span></p>
-<p style='display:block; margin-left:2em; text-indent:0; margin-top:0; margin-bottom:1em;'><span lang='de' xml:lang='de'>Plege, Erziehung und Dressur des Haushundes</span></p>
-<p style='display:block; margin-top:1em; margin-bottom:0; margin-left:2em; text-indent:-2em'>Author: Ernst von Otto</p>
-<p style='display:block; text-indent:0; margin:1em 0'>Release Date: September 25, 2022 [eBook #69045]</p>
-<p style='display:block; text-indent:0; margin:1em 0'>Language: German</p>
- <p style='display:block; margin-top:1em; margin-bottom:0; margin-left:2em; text-indent:-2em; text-align:left'>Produced by: Dieter Doggendorf</p>
-<div style='margin-top:2em; margin-bottom:4em'>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK <span lang='de' xml:lang='de'>JEDERMANNS HUNDEBUCH</span> ***</div>
- <div class="image-center">
- <img id="coverpage" src="images/cover.jpg" alt="Jedermanns Hundebuch." style="width: 100%"/>
- </div>
-
- <!-- Seite 1 -->
- <h1 class="title-word">Jedermanns<br/>
- Hundebuch.</h1>
- <h2>
- Pflege, Erziehung und<br/>
- Dressur des Haushundes.</h2>
- <p class="center skip3"> Von</p>
- <p class="center skip2">
- <b><span style="font-size: 1.5em">E. von Otto,</span></b><br/>
- <small>Bensheim.</small></p>
- <p class="right skip3"><small>Dem Hunde, wenn er gut gezogen,<br/>
- Wird selbst ein weiser Mann gewogen.<br/>
- <em><span style="margin-left:9em">Goethe.</span></em></small></p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/ornament.png" alt="ornament" style="width: 100%"/>
- </div>
-
- <p class="center skip3">Mit 12 Abbildungen auf Tafeln</p>
-
- <p class="center skip3"><b>Berlin<br/>
- Verlagsbuchhandlung Paul Perey<br/>
- <small>Verlag für Landwirdschaft, Gartenbau und Forstwesen<br/>
- SW.11, Hedemannstraße 10 u. 11</small><br/>
- 1924.</b></p>
-
- <!-- Seite 2 -->
- <p class="skip3"></p>
- <hr style="width: 50%"/>
- <p class="center">
- Alle Rechte, auch das der Übersetzung, verbehalten.
- </p>
- <hr style="width: 50%"/>
-
- <!-- Seite 3 -->
- <h3><a class="pagenum" title="3"> </a><b>Vorwort.</b></h3>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <p>Das Schicksal jedes Lebewesens, auch des Menschen und
- der Pflanze, wird durch das Zusammenwirken seiner erblichen
- Veranlagung mit den Einflüssen der Umwelt bestimmt. Welcher
- von den Ursachengruppen die größere Bedeutung zukommt,
- das ist von Fall zu Fall verschieden. Mehr als das Schicksal
- irgend eines anderen Tieres bestimmt der Mensch das ganze
- Sein und Werden des Haushundes, dessen Umwelt er schafft,
- dessen Wachsen und Ausbildung er leitet, dessen Uranlagen
- die Züchtungstechnik durch sorgfältige Auswahl von erblichen
- Anlagen beeinflußt. Der erste Schritt zur Einwirkung ist, daß
- sich der <em>Hundebesitzer</em> seiner Stellung, Aufgaben und Mittel
- gegenüber dem ihm überlieferten Hund bewußt ist. Mit viel
- Tierliebe und freundlichen Absichten, aber herzlich wenig oder
- ohne alles Verständnis wird meist der erste Hund angeschafft.
- Es existiert eine größere Anzahl von Lehr- und Dressurbüchern
- für die Ausbildung von Polizei-, Kriminal- und Jagdgebrauchshunden,
- aber bis jetzt kein einziges, das für Leien
- und Anfänger den ganzen Werde- und Lebensgang des
- Haushundes, den der Skandinavier bezeichnend Selskabshund
- (Gesellschaftshund) nennt und wir früher als Luxushund zu
- klassifizieren pflegten, von „Wiege bis zum Grabe” erläuterte.
- Alles, was wir vom Hund fordern und ihn lehren wollen,
- soll <em>dessen</em> Verstehen angepaßt sein, und wir müssen es
- verstehen, ihm das begreiflich zu machen. Im <em>Sein,
- Bewußtsein</em> und <em>Selbstbewußtsein</em> stuft sich die Dreiheit der
- <!-- Seite 4 -->
- Psychologie, d. h. der Lehre von den seelischen Vorgängen
- und Zuständen. Dreifach ist daher auch die Tätigkeit, die
- wir dem Hund von frühester Jugend an zuwenden. Dem
- <em>Welpen,</em> der nur von Daseinstrieben geleitet ist, wenden wir
- eine liebevolle <em>Pflege</em> zu. Blind und ohne Gehör kommt
- er zur Welt. Jeder an ihn herantretende Reiz, zuerst die
- Abkühlung der Außentemperatur in Abwesenheit der Mutter,
- Durst, die ersten Lichtstrahlen, wenn sich das Lid am neunten
- Tage öffnet, sogar lebhafte Geräusche werden mit Unbehagen
- oder Schmerz empfunden, mit Winseln quittiert. Ganz allmählich
- gewöhnen wir ihn an äußere Einflüsse, an die Reize
- der Umwelt, die später zu Lebensbedürfnissen werden. Der
- sorgenden Mutter entwöhnt, beginnt das Sein des <em>Junghundes</em>
- in das <em>Bewußtsein</em> überzugehen, er erlebt sich
- selbst und entdeckt die Umwelt. Jetzt hat die <em>Erziehung</em>
- einzusetzen, die das noch wenig Muskeltrieb und Widerstand
- entgegensetzende, werdende Wesen umsichtig zu dem leitet, was
- es einmal werden soll, was ihm schon von früher Jugend
- im eindrucksfähigsten Alter in Fleisch und Blut übergehen
- muß, z. B. bedingungsloser Gehorsam. Hat der Junghund
- mit vollendetem Zahnwechsel, der Rüde, der allein gegebene
- Liebhaberhund, mit beginnender Geschlechtsreife, das spielerische
- Wesen abgelegt, so erwacht im <em>Jährling</em> das <em>Selbstbewusstsein;</em>
- er schafft sich jetzt selbst eine Stellung zur
- Umwelt, zum Herrn, zu andren Tieren, zum Heim und allem,
- was um ihn lebt, im Guten oder Bösen, wenn und soweit
- wir es nicht schon vorher durch seine Erziehung und
- Gewöhnung verstanden haben, sein ganzes Empfindungsleben so
- einzustellen, wie es für seine zukünftige Stellung als
- Haushund nützlich und erforderlich ist.</p>
-
- <p>Wir beschäftigen uns also beim <em>Welpen</em> vorwiegend
- mit dessen <em>Körper,</em> beim <em>Junghund</em> mit dessen
- <em>Empfinden,</em> beim <em>Jährling</em> mit dessen <em>Willen.</em>
- So arbeitet unsere liebevolle Sorge, für den unbewußten Willen des
- Welpen, die kluge Erziehung richtet es so ein, daß sie mit
- <!-- Seite 5 -->
- dem Willen des Junghundes <em>parallel</em> zu laufen scheint, die
- konsequente <em>Dressur</em> fordert vom Jährling, was mit dessen
- Neigungen und Wünschen weniger oder nicht im Einklang
- steht, richtet sich <em>gegen</em> seinen Willen. Die scharfe Dressur
- und Strafe beugen oder brechen den mißratenen Bruder des
- Selbstbewußtseins, den Eigensinn. Dieser dreifachen Altersstufe
- des <em>Welpen, Junghund</em> und <em>Jährlings</em> und unserer dreifachen
- Tätigkeit <em>Pflege, Erziehung, Dressur</em> trägt die Einteilung
- dieses Buches in drei Abschnitte Rechnung. Jedes Kapitel ist logisch
- dem vorhergehenden angefügt, die Reihenfolge und Fortschritte
- sind zu beachten. Nur ein rationell auf- und wohlerzogener
- Hund gewährt dem Besitzer Genugtuung und Freude, ist unsren
- Nachbarn keine anstößige Erscheinung, sondern ein nützliches
- Mitglied der menschlichen Gesellschaft. Die Haltung eines
- Hundes legt uns Pflichten und auch Verantwortung gegenüber
- dem Tier, wie Rücksichten auf unsre Mitmenschen auf.
- In diesem Sinne möchten wir dieses Buch aufgefaßt und
- beachtet wissen; es ist dem Hunde zu Liebe geschrieben, um
- für ihn Verständnis und neue Freunde zu gewinnen.</p>
-
- <p> <em>Bensheim</em> (Hessen), im Mai 1924.</p>
- <p class="center right"> <b>E. v. Otto.</b><br/>
- 1885—1914 Herausgeber von <br/>
- „Hundesport und Jagd”.<br/>
- </p>
-
- <!-- Seite 6 -->
- <h2> Inhalt. </h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <table id="toc">
- <tr>
- <th colspan="3">&#160;</th>
- <th>Seite</th>
- </tr>
- <tr>
- <td class="right"><b>I.</b></td>
- <td colspan="2"><a href="#I"><b>Die Verpflegung und erste Anleitung des Welpen.</b></a></td>
- <td class="right bottom">7</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">1. Kapitel.</td>
- <td><a href="#1">Trächtigkeit; Geburt; Pflege
- des Welpen bis zur Abgewöhnung von der Mutter</a></td>
- <td class="right bottom">7</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">2. Kapitel.</td>
- <td><a href="#2">Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein Platz</a></td>
- <td class="right bottom">11</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">3. Kapitel.</td>
- <td><a href="#3">Fütterung und Futter</a></td>
- <td class="right bottom">14</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">4. Kapitel.</td>
- <td><a href="#4">Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer</a></td>
- <td class="right bottom">18</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">5. Kapitel.</td>
- <td><a href="#5">Lob und Strafe</a></td>
- <td class="right bottom">20</td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="right"><b>II.</b></td>
- <td colspan="2"><a href="#II"><b>Die Erziehung des Junghundes</b></a></td>
- <td class="right bottom">23</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">6. Kapitel.</td>
- <td><a href="#6"> Stubenreinheit</a></td>
- <td class="right bottom">23</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">7. Kapitel.</td>
- <td><a href="#7"> Verhalten im Hause, Gewöhnung an Leine und Kette</a></td>
- <td class="right bottom">25</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">8. Kapitel.</td>
- <td><a href="#8">Melden und Lautgeben</a></td>
- <td class="right bottom">28</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">9. Kapitel.</td>
- <td><a href="#9">Verhalten auf der Straße (Radfahrer, Wagen, Raufen)</a></td>
- <td class="right bottom">30</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">10. Kapitel.</td>
- <td><a href="#10">Verhalten auf Spaziergang (Geflügel, Katzen, Wild)</a></td>
- <td class="right bottom">33</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">11. Kapitel.</td>
- <td><a href="#11">Der Appel (Kommen und Gehen auf Befehl)</a></td>
- <td class="right bottom">36</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">12. Kapitel.</td>
- <td><a href="#12">Spielende Dressur</a></td>
- <td class="right bottom">39</td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="right"><b>III.</b></td>
- <td colspan="2"><a href="#III"><b>Systematische Dressur des Jährlings</b></a></td>
- <td class="right bottom">43</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">13. Kapitel.</td>
- <td><a href="#13">Leinenführigkeit, Freifolgen am Fuß</a></td>
- <td class="right bottom">43</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">14. Kapitel.</td>
- <td><a href="#14">Setz dich, Leg dich, Ablegen</a></td>
- <td class="right bottom">44</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">15. Kapitel.</td>
- <td><a href="#15">Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd</a></td>
- <td class="right bottom">47</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">16. Kapitel.</td>
- <td><a href="#16">Apportieren und Verlorensuchen</a></td>
- <td class="right bottom">49</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">17. Kapitel.</td>
- <td><a href="#17">Kleine Kunststücke</a></td>
- <td class="right bottom">53</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">18. Kapitel.</td>
- <td><a href="#18">Wasserarbeit und Schwimmen</a></td>
- <td class="right bottom">56</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">19. Kapitel.</td>
- <td><a href="#19">Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn</a></td>
- <td class="right bottom">59</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">20. Kapitel.</td>
- <td><a href="#20">Korrektur verdorbener Hunde</a></td>
- <td class="right bottom">62</td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="right"><b>IV.</b></td>
- <td colspan="2"><a href="#IV"><b>Praktische Anleitung zur Hundehaltung</b></a></td>
- <td class="right bottom">64</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">21. Kapitel.</td>
- <td><a href="#21">Der Zwinger, die Hütte, das Lager</a></td>
- <td class="right bottom">64</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">22. Kapitel.</td>
- <td><a href="#22">Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde</a></td>
- <td class="right bottom">67</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">23. Kapitel.</td>
- <td><a href="#23">Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge, Scheren und Baden</a></td>
- <td class="right bottom">70</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">24. Kapitel.</td>
- <td><a href="#24">Utensilien zur Pflege, Dressur und Reise</a></td>
- <td class="right bottom">75</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">25. Kapitel.</td>
- <td><a href="#25">Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von Medizin</a></td>
- <td class="right bottom">80</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td class="right top">26. Kapitel.</td>
- <td><a href="#26">Altersschwäche und Tötung</a></td>
- <td class="right bottom">84</td>
- </tr>
- <tr>
- <td>&#160;</td>
- <td>&#160;</td>
- <td><a href="#bilder">Zu unseren Bildern</a></td>
- <td class="right bottom">87</td>
- </tr>
- </table>
-
-
- <!-- Seite 7 -->
- <h2 id="I"><a>I. Teil.</a><br/>
- Die Verpflegung und erste Anleitung.</h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <h3 id="1"><a>1. Kapitel.</a><br/>
- <b>Trächtigkeit. Geburt und Pflege
- des Welpen bis zur Abgewöhnung
- von der Mutter.</b></h3>
-
- <p>Der Züchter, der einen lebenskräftigen Wurf erzielen
- und sich eine gesunde, die Welpen gut und reichlich ernährende
- Mutter erhalten will, muß schon kurz nach dem Belegen mit
- rationeller Behandlung und Fütterung einsetzen, damit die
- tragende Hündin nicht gezwungen wird, ihr eigenes Blut-,
- Kalk- und Fleischreservoir im Körper anzugreifen und zu
- erschöpfen. Sie muß in der kurzen Zeit von 9 Wochen eine
- Körpermasse bilden, die bis <sup>1</sup>⁄<sub>7</sub> ihrer eigenen beträgt. Innerhalb
- der ersten 14 Tage der Tragzeit läßt man einen Futterwechsel
- noch nicht eintreten, nur den Bedarf an phosphorsaurem
- Kalk verabreicht man ganz allmählich steigernd zunächst
- auf natürlichstem Wege durch Knochengaben. Weiche, nicht
- ausgekochte Kalbsknochen verdienen vor allem den Vorzug.
- Nach 14 Tagen, ist es schon angezeigt, ein Futter von besserer
- <em>Qualität</em> zu verabreichen, ohne die Masse zu vermehren,
- weil Darm und Magen ohnehin durch die ausgedehnte
- Gebärmutter bedrängt werden. Je schneller die Mutter unter
- lebhaftem Fungieren aller Organe als Grundzug jeder Fruchtbarkeit
- das Futter umsetzt, desto bester; jeder von den 63 Tagen
- der Tragzeit ist wertvoll. Luft, Sonne, Bewegung, Haut<!-- Seite 8 -->pflege,
- Abwechslung im Futter, Spaziergänge und freundliche
- Ansprache, kurz alles, was das Wohlbehagen fördert, sind
- unsere Mittel. Von der vierten Woche wird der Auslauf
- verringert; Hetzen, Hochsprung, Massage der Hinterhand bei
- Bearbeitung mit dem Haarhandschuh, fallen weg. Sobald die
- Hündin sichtbar trägt, was man am besten über ihr stehend
- von oben feststellt, erhält sie ihr Futter in mehreren Rationen
- (3—4 täglich) und vermehrt in Menge. Je verdaulicher zubereitet
- und gehaltvoller, desto vollkommener wird sie Welpen
- aufzubauen vermögen; sie braucht dazu Eiweiß, Kalksalze,
- leimgebende Substanzen, und das alles muß erst von ihr
- auf dem Wege der Verdauung ihrem Blute zugeführt werden,
- um durch das Blut wiederum in die Gebärmutter zu
- gelangen und den Fötus (Leibesfrucht) zu ernähren. Statt
- einer Futtermenge von etwa 900—1000 g gemischter Kost
- (Fleisch, Knochen und Vegetabilien) im Verhältnis 1—3 für
- Bernhardiner, Dogge, 8—600 für Jagd- und Schäferhunde,
- 200 für Teckel, Foxterrier, je trocken gewogen, gibt man jetzt
- etwa 1250, 900, 300 g im Mischungsverhältnis 2:3 von Fleisch
- und Vegetabilien. Fett (z. B. in Fettgrieben), das auch junge
- Hunde schlecht vertragen, reicht man sparsam; von viel Milch
- ist jetzt abzuraten, da selbst die beste 87% Wasser enthält.
- Besteht Verdacht, daß eine Hündin mit Würmern behaftet ist,
- so soll eine Wurmkur (siehe Kap. 4) spätestens in der
- 5. Woche vorgenommen werden; eine spätere Gewaltkur gegen
- Bandwurm führt häufig zum Verwerfen. Ungeziefer (Flöhe)
- ist als Blutentzieher nicht zu dulden. Schon in den letzten
- Wochen, nicht erst Tagen oder Stunden, wenn die Hündin
- bereits unruhig geworden und vor dem Werfen steht, ist das
- Wurflager herzurichten. Für harte größte Rassen genügt eine
- gegen Zugluft abgeschlossene Hütte im Freien oder im Schuppen,
- im Haus die sogenannte Wohnkiste mit etwas erhöhtem Einschlupf
- und abdeckbaren Deckel, für kleinere Schläge eine flache
- Kiste, deren Seitenwände grade hoch genug sind, das
- Herausfallen der Welpen zu verhindern, für kleinste ein flacher
- <!-- Seite 9 - Foto 1 -->
- Korb. Als Einstreu trockenes Heu, kurzes Stroh, nie Holzwolle,
- noch alte Decken, die durch Fruchtwasser durchnäßt
- werden würden. Außerdem scharrt jede Hündin die Streu
- beim Werfen beiseite und legt die Welpen auf den blanken
- Boden, der deshalb nicht kalter Stein sein soll. An dieses
- Lager, das ruhig, etwas dunkel und geschützt stehen soll,
- gewöhnt man die Hündin schon einige Zeit vor der Fälligkeit
- des Wurfes (62.—63. Tag). Der Wurfakt geht meist nachts
- völlig glatt vor sich; der Laie vermeide jede, noch so
- wohlgemeinte Hilfe. Die Hündin beißt die Nabelschnur selbst durch,
- frißt diese, sowie die Nachgeburt, leckt die Welpen sauber und
- trocken. Zwischen den Pausen kann man ihr, wenn sie
- ersichtlich erhitzt ist und lechzt, etwas Trinkwasser hinhalten.
- Ist sie ruhig, so unterbleibt alles für mehrere Stunden. Dann
- erst läßt man die Hündin zur nötigen Entleerung ins Freie
- führen; inzwischen hat man schon eine Waschlösung (Eimer)
- vorbereitet mit warmem Wasser, in das etwa 50 g Septoform
- geschüttet wird, um den Boden zu reinigen. Die Welpen
- liegen einstweilen warm zugedeckt in einem Korb. Die der
- Mutter zu belassenden, bei Erstlingswurf höchstens 3—4, bei
- späteren bis 5, legt man der Hündin sofort bei Rückkehr
- unter. Die zu tötenden sind inzwischen weit entfernt worden,
- so daß die Mutter ihr Winseln nicht hören kann. Man tötet
- sie durch kräftiges Aufwerfen auf den Steinboden; der Sturz
- hat sie schon betäubt, ehe sie den Boden erreichen. Die
- kräftigsten Rüden läßt man leben; Hündinnen nur, wenn sie
- von Züchtern bestellt sind, <em>niemals,</em> um sie an Laien zu
- verschenken, da sie nur in Hände von <em>Fachleuten</em> gehören.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo01.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
- <p>Für die säugende Hündin ist ein <em>allmählicher</em> Futterwechsel
- nötig, plötzlicher führt zu Verdauungsbeschwerden, die
- auf die Milch übergreifen. In den ersten Tagen gibt man
- vorwiegend Milchsuppen mit Hafer-, Gerstenflocken oder Mehlsuppen.
- Wie während der Tragzeit darf Kalk nicht fehlen,
- man fügt am einfachsten zu jeder Mahlzeit einen Eßlöffel
- Kalziumlösung, die man sich durch Auflösen, von 100 g
- <!-- Seite 10 -->
- Chlorkalzium in <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> l Wasser bereitet hat. Auch Phosphor
- ist nötig; er vermehrt und verbessert die Milch, und wird in
- Form von Phosphorlebertran verabreicht. Innerhalb der ersten
- Tage werden Afterklauen mit desinfizierter Schere (Eintauchen
- in schwache Septoformlösung) abgeschnitten und die kleine
- Wundstelle mit blutstillender Watte kurze Zeit geschlossen.
- Bis spätestens zum 8. Tage läßt man die Ruten von Terriers,
- Dobermannpinscher, Schnauzer, Zwergpinscher, Toyspaniel,
- Pudel, Rottweiler, Griffons, deutschen Vorstehhunden usw.
- kürzen, die Ohren erst mit 8—12 Wochen. Die Wurfkiste
- oder Hütte wird fleißig gelüftet, der Boden öfter mit
- Septoformlösung (aromatisch riechendes Desinfektionsmittel) gewaschen,
- das Lager beständig erneuert, so daß Blutsauger, wie Flöhe
- und Läuse, die zudem Überträger von Bandwurm sind, nicht
- aufkommen. Die Reinigung der Welpen besorgt die Mutter,
- die auch durch Lecken des Unterleibs die Kleinen zur
- Entleerung veranlaßt. Hat sie die Nabelwunde durch Übereifer
- entzündet, so mildert man mit Borsalbe. Bis zum 9. bis
- 10. Tage hören und sehen die Welpen noch nicht; dann
- öffnen sich Ohr und Lid, und es ist Zeit sie allmählich an
- Licht zu gewöhnen. Auch an Temperaturunterschiede, indem
- die Mutter zeitweilig ausgeführt wird. Je weniger Welpen
- man ihr beläßt, je rationeller man sie mit milchgebenden
- Stoffen füttert: Mehlsuppen, gesalzener Milch mit altem,
- eingeweichtem Brot, dazu täglich Fleisch und Knochen nebst
- Phosphor-Lebertran, desto länger und besser ernährt sie die
- Welpen. Solange sie nur liegen oder herumkriechen, genügt
- die flüssige Ernährung; das Zeichen zur halbflüssigen
- ist ihr Herumwatscheln oder Gehversuche. Anfangs der dritten
- Woche bricht das Milchgebiß durch, ein Signal, daß sie etwas
- zu beißen brauchen. Da selbst Pflanzenfresser im Mutterleib
- und während des Säugens nur animalisch ernährt
- werden, braucht man von kleinen Fütterungsgaben von
- geschabtem rohem Fleisch nicht zurückzuscheuen. Dazu gibt man
- nach und nach als Beigabe zur Muttermilch pasteurisierte
- <!-- Seite 11 -->
- Kuh- oder noch besser Ziegenmilch mit etwas Kochsalz. Später
- setzt man der Milch Hafergrütze oder Hafermehl zu nebst
- kleingewiegtem Fleisch, füttert etwa 5 mal im Tag und läßt
- die Mutter nach 6 Wochen nur noch nachts zu den Welpen.
- Durch ein erhöhtes Brett oder Lager gibt man ihr Gelegenheit,
- sich vor den spitzen Krallen und scharfen Nägeln zu retten.
- Je früher und öfter es mildes und trocknes Wetter gestattet,
- die Kleinen an die Sonne, sei es auf Kiesplatz, Holzbelag
- (nur nicht feuchten Rasen) als Spielplatz zu bringen, desto
- besser. Doch nicht überfüttern, lieber öfter und immer
- gehaltvoller. Und sobald sie allein sich nähren, also mit etwa
- 8—9 Wochen, hinaus damit an die neuen Besitzer, die dem
- einzelnen mehr Sorgfalt und Futter zuwenden, können, als
- der Züchter einem ganzen Nest. Vorher läßt man die Namen
- nebst Züchteraffix bei zuständigem Stammbuch eintragen, da
- es Züchterrecht und -Pflicht ist, die Namen dauernd festzulegen,
- unter denen die zukünftigen Preisgewinner ihm dereinst Ehre
- machen sollen, und sie mit Stammbuchnummer legitimiert
- abzugeben. Zugleich mit dem abzugebenden Welpen und der
- Bestätigung über erfolgte Eintragung in das Zuchtbuch
- sollte jeder Züchter dem Laienkäufer ein Exemplar dieses
- Buches überreichen, damit der neue Hund dem Besitzer durch
- rationelle Aufzucht und Erziehung einst Freude bereite.</p>
-
-
- <h3 id="2"><a>2. Kapitel.</a><br/>
- <b>Die Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein Platz.</b></h3>
-
- <p>Ein unbeholfenes, noch weltfremdes, drolliges kleines
- Lebewesen kommt in eine völlig neue Umgebung und ist
- dementsprechend zu behandeln. Falls mit Bahn oder Post
- überschickt, sorgt man, daß es morgens durch Expreßboten eintrifft;
- der zukünftige Herr öffnet den Behälter selbst, damit ihn der
- Hund als Erlöser aus dem Gefängnis betrachtet. Er soll
- <!-- Seite 12 -->
- einen ganzen Tag Zeit haben, den ersten Trennungsschmerz
- zu überwinden, damit er nicht nachts durch Winseln und
- Heulen die Familie oder gar das ganze Haus in der Nachtruhe
- stört. Durch vorherige Erkundigung beim Züchter
- orientiert man sich, ob das Schlaflager in Korb,
- Schlafkiste (diese ist mit seitlichem Einschlupf und Schubtür zu versehen,
- als Aufenthalt willkommen und zur Erziehung praktisch),
- Matratze, dicker Kokosmatte (bequem wegen Reinigung) bestand,
- welches Futter und wie oft gegeben wurde. Das erste
- Lager wird vorteilhaft aus dem Heu der Transportkiste, das noch
- Heimatgeruch hat, gebildet. Bereitzustellen ist außer dem
- Lager: ein kleiner Eimer mit Sägespänen und eine Flasche
- Septoform zum Desodorieren des Aufwaschwassers. Man
- darf sich nicht begnügen, nasse Spuren aufzutrocknen, sondern
- muß die betreffende Stelle durch Eingießen von etwas Septoform
- verwittern (den Uringeruch überdecken!), weil Hunde
- sonst dieselbe Stelle immer wieder benützen würden. Etwas
- billiger und ausgiebiger ist Lysol oder Kreolin, aber wegen
- des scharfen Geruchs in der Wohnung lästig. Alsbald nach
- Ankunft trägt man den Welpen in einen geschlossenen Hof
- oder Garten, sobald er durch unruhiges Herumsuchen verrät,
- daß er sich lösen oder nässen will. Beobachtet man ihn
- darauf in den ersten Tagen beständig, so wird man sehr bald
- am Benehmen und tiefer Kopfhaltung des Suchens merken, daß
- es Zeit ist, hinauszuführen, was zur Zimmerreinheit hinleitet.
- Diese zu erzwingen, ist erst möglich, wenn er sich etwas
- eingewöhnt hat und begriffen, daß es Dinge gibt, die ihm
- verwehrt sind, also Verbote und Gebote, die er befolgen muß,
- um sich nicht üblen Folgen auszusetzen. Das erste Begreifen
- ist ihm mit dem „Platz!” beizubringen, das ist das ihm
- zugewiesene Lager, auf dem er zu verharren und das er
- aufzusuchen hat, wenn das scharf gesprochene Wort „Platz!”
- erfolgt. Zunächst ist ein solcher im Zimmer, wo die Familie
- und er sich gewöhnlich aufhalten, so zu wählen, daß er von
- dort aus selbst übersieht, gesehen wird, aber nicht getreten
- <!-- Seite 13 -->
- werden kann oder lästig fällt. Nachdem er sich einige Zeit
- frei bewegen durfte, wird er dorthin geführt, sanft zum Legen
- niedergedrückt unter Kommando „Platz”. Macht er Miene
- aufzustehen, so drückt man wieder nieder: „Platz”. Wiederholt
- es mehrmals mit viel Geduld. Hilft energisches Befehlen
- bei dem kleinen Quecksilber nicht, so unterstützt man
- das Kommando mit leichtem Schlag, doch nicht mit der Hand,
- die nie zum Schlagen dienen soll, sondern mit leichter Gerte
- (Zweig). Die Hand ist etwas, was der Hund nie fürchten
- soll; diese belohnt, streichelt, gibt, deutet. Ein gut behandelter
- und richtig erzogener Hund wird mit der Schnauze die Hand
- des Herren suchen, seinen Kopf in diese legen, nie nach der
- Hand von Menschen schnappen, auch wenn diese z. B. einmal
- genötigt ist, einen Knochen wegzunehmen oder energisch
- einzugreifen. Allzulange zwingt man anfangs zum Verharren
- auf dem „Platz” nicht, sondern gibt durch freundlichen Anruf
- des Namens, der kurz, höchstens zweisilbig sein soll, Erlaubnis
- zum Verlassen. Einsilbig und kurz, wie ein Ruck, suggestiv
- seien die ersten Kommandos und das Wehren: Pfui, Hier,
- Platz, Aus. Beim Anruf und überall, wo er beschleunigt
- folgen soll, klatscht man in die Hände; auch das wirkt
- aufstachelnd, suggestive. Niemals verzichte man darauf, daß der
- einmal gegebene Befehl „Platz” nicht ausgeführt oder auch
- nur nachlässig beachtet wird; folgt der Hund nicht, so führt
- oder trägt man ihn energisch zum Lager, wo er einige Zeit
- verharren muß, worauf man ihn belobt. Von den ersten
- Anfängen an muß es dem jungen Tier in Fleisch und Blut
- übergehen, daß jeder Befehl unweigerlich zu befolgen ist. Das
- ist für die ganze Erziehung und Dressur ausschlaggebend.
- Hat er nach mehrmaligen täglichen Übungen begriffen, was
- er soll und daß er muß, so wird der Ort des Lagers
- gewechselt, falls dieser z. B. nachts nicht im Wohnzimmer,
- sondern im Vorhaus sich befinden soll. Wer ein Landhaus
- allein bewohnt, wird immer das Treppenhaus dazu wählen,
- so daß der Hund nicht zu fern der Haustür liegt. In einem
- <!-- Seite 14 -->
- Mietshaus empfiehlt sich dies für untere Stockwerke weniger,
- damit der Hund nicht wegen später nachts heimkehrender
- Mitbewohner alles im Schlafe stört. Selbstverständlich
- muß der Hund, falls man beim Verlassen des Zimmers das
- Kommando „Platz” gibt, dort verweilen, auch wenn er allein
- gelassen wird. Man überzeugt sich, indem man rasch zurückkehrt,
- spricht ihn bei Ungehorsam scharf an und unterstützt
- den neuen Befehl durch Drohung mit Gerte oder leichtem
- Schlag. Wenn das alles auch überflüssig erscheint, so führe
- man doch alle diese Übungen konsequent durch; es ist die
- eindrucksvollste, leichteste Vorbereitung für alle spätere Dressur.
- Das nächste Wort, das der junge Hund sehr rasch begreifen
- wird, weil das Hinausgeleiten aus der Monotonie des Zimmers,
- in dem er sich gesittet benehmen muß, ihm Freude macht, ist
- „<em>Hinaus</em>”. So oft es hinausgeht, wird das Wort mehrmals
- lebhaft wiederholt, bis sich für ihn damit der Begriff von
- Bewegung und Verlassen des Zimmers verbindet. Die <em>Worte</em>
- „Platz” und „Hinaus” sind es aber nicht allein, sondern der
- Ton und Klang, und dafür haben alle Hunde ein sehr feines
- Verständnis, da sie <em>nie ein Wort</em> selbst und dessen
- <em>Bedeutung</em> erfassen, sondern nur den <em>Begriff,</em> der sich für
- sie damit innig verbindet. Kinder haben dem Junghund nie
- zu befehlen; sie dürfen sich höchstens mit ihm befassen und
- spielen. Aber sie sollten unbewußt viel von dessen Erziehung
- profitieren.</p>
-
-
- <h3 id="3"><a>3. Kapitel.</a><br/>
- <b>Fütterung und Futter.</b></h3>
-
- <p>Die älteste Hundehaltung war auf einen Abfallfresser
- zugeschnitten; sie ist es auf dem Lande im allgemeinen heute
- noch, durch gelegentliche Zugaben etwas verbessert. Unsre
- anspruchsvoller gezüchteten Rassehunde wären damit nicht auf
- der Höhe zu erhalten, und doch sollte sich die Ernährung nicht
- allzuweit davon entfernen, nur eine gewisse Nachhilfe ist
- <!-- Seite 15 -->
- während der Entwicklungszeit unentbehrlich. Ebenso wichtig
- ist die Gleichmäßigkeit der Rationen, dem Alter angepaßt, die
- Regelmäßigkeiten der Mahlzeiten, endlich Vorhandensein der
- Aufbaustoffe. Konsequente Durchführung befördert ordnungsmäßiges
- Fungieren des ganzen Verdauungsapparats und der
- Auswertung. Einige Grundregeln für die Fütterung sind:
- Das Futter soll immer <em>gut gewärmt</em> werden, denn ehe die
- Verdauung beginnt, muß der Speisebrei auf Blutwärme im
- Magen gebracht werden. Hunde neigen alle zum raschen Verschlingen,
- deshalb gebe man das frische Gemüse <em>klein</em> gewiegt
- Fleisch klein geschnitten. Was sie nicht sofort auffressen,
- wird <em>weggenommen; niemals</em> soll die Futterschüssel
- <em>stehen bleiben;</em> weder im Winter, noch weniger im Sommer.
- Wird regelmäßig übrig gelassen, so war die Ration zu groß.
- Jeder Hund hat seine eigne Futterschüssel zu erhalten, womöglich
- in folgender Form des Querschnittes, damit sie nicht
- zu leicht umgeworfen wird: ┗━┛. Für junge Hunde oder
- kleine Rassen sind die sogenannten Kaninchenfuttergeschirre aus
- Ton sehr praktisch; sie dienen zugleich zum Abmessen der
- Tagesrationen. Selbstverständlich sind sie <em>peinlich sauber</em>
- zu halten. Niemals stelle man ihnen das Futter in Tellern
- oder Schüsseln hin, die in der Küche verwendet werden oder
- gedient hatten. Damit wäre, abgesehen von dem Unästhetischen,
- ja Gefährlichen wegen der Übertragung von Würmern, der erste
- Schritt getan, die Hunde zum Stehlen anzuleiten. Sie
- müssen wissen, daß es <em>ihr</em> Futter nur aus <em>ihrem</em> Geschirr
- gibt. Genau so ihr Wasser am gleichen Platz. Entgegen
- allen Lehren, daß den Hunden <em>immer</em> frisches Wasser zur
- Verfügung stehen soll, halten wir das für einen Mißgriff.
- Im breiigen Futter und in der Milch ist so reichlicher
- Wassergehalt, daß Hunde überhaupt nur 1—2 mal im Tag ein wenig
- Wasser brauchen. Das Futter belastet ohnehin den Leib, daß
- es nicht nötig ist, den Speisebrei noch mehr zu verdünnen.
- Viel Gelegenheit macht zu Gewohnheitstrinkern. Kommt der
- Hund im Sommer erhitzt heim, so genügt, um den Staub
- <!-- Seite 16 -->
- wegzuspülen und den Gaumen zu erfrischen, soviel Wasser als
- den Boden der Schüssel bedeckt. Stellt sich der kluge Hund an
- sein leeres Trinkgeschirr, so deutet er an, daß er Durst hat und
- mag etwas Wasser erhalten. <em>Unerläßlich</em> sind für Junghunde
- <em>harte</em> Hundekuchen, Hartbrot und vor allem weiche
- <em>Kalbsknochen</em>. Bis zu 5 Wochen wachsen den Welpen ihre Milchzähne,
- mit 2—4 Monaten wechseln sie die Zangen- und Milchzähne,
- mit 3—5 die Eck-, mit 4—6 die Hakenzähne; die Milchbackzähne
- werden mit 5—6 Monaten gewechselt, die Molaren
- brechen mit 4—7, die Lückzähne zwischen 3—5 Monaten durch.
- Diese Vorgänge bedingen eine <em>starke mechanische Tätigkeit
- des Gebisses;</em> geben wir dem Hund während des Wachstums
- und der Skelettbildung nicht reichlich Knochen, so wird er den
- erforderlichen mechanischen Reiz an Stiefeln, Teppichen,
- Möbelstücken ausüben, Kohlen oder Mauer anfressen. Was
- man in Form von Knochen gibt, die 6—7 % Kalk-Kohlensäure,
- 58—63 % Kalkphosphat, 1—2 % Magnesium-Phosphat,
- 2 % Fluorkalzium, den Rest Eiweiß und Leimstoffe
- enthalten, erspart man an Fleisch. Hunde von mehr als
- 5—6 Jahren sollen <em>niemals</em> Knochen bekommen. Die
- letzte Regel lautet endlich: <em>niemals sofort nach einer Hauptmahlzeit
- mit Junghunden</em> Spaziergänge; denn
- Verdauung ist eine Arbeit, und die noch weichen Bänder und
- Gelenke würden sich bei der Belastung des Leibes zu stark
- dehnen und lockern. Es gibt leicht krumme Gliedmaßen,
- weichen Rücken und schwache Muskulatur. Breitstehende, massige,
- starkknochige Rassen wie Bulldoggen, St. Bernhardshunde,
- Rottweiler, Boxer, Bordeauxdoggen dürfen eher etwas
- mastiger gefüttert werden. Leichtere hochstehende, wie Windhunde,
- Whippets, Dobermannpinscher, sollen konsistentes, trockenes
- Futter erhalten: viel Gehalt in wenig Menge. Ebenso
- dürfen Jagd- und sonstige Gebrauchshunde nicht zu weichlichen,
- überschwemmten Gestalten aufgezogen werden, sondern gehaltvoll,
- trocken, starkknochig. An der Form des Kotes (Exkremente)
- ersieht man schon, ob richtig gefüttert wurde; er soll nicht
- <!-- Seite 17 - Foto 2 -->
- dünnflüssig, weich sein. Zu hart deutet auf zu reichliche
- Knochenmenge und Mangel an Wasser. Als Grundfutter
- kommt in Betracht Haferschrot, Gerstenflocken, Roggenschrot,
- Buchweizengrütze. Reis (arm an Eiweiß, aber sehr reich an
- Stärkemehl), weniger Kartoffel und nie in Stücken, da sie nur
- als Brei ausgenützt wird. Das Minimum an täglicher Fettzugabe,
- die das Futter schmackhaft macht, ist für größte Rassen
- 16—25 g in der Jugend, für ältere 20—30 g, im Winter
- etwas mehr. Vorteilhaft wird Fett bei Welpen durch
- Phosphorlebertran ersetzt. Auch Fettgrieben sind wegen des hohen
- Eiweißgehaltes sehr zu empfehlen. Hülsenfrüchte sind stark eiweißhaltig,
- werden aber wenig gern gefressen und müssen durch
- Fett- und Fleischzusatz schmackhaft gemacht werden. Am besten
- wechselt man häufig, auch bei den 4—6 Tagesrationen: morgens
- entrahmte Milch mit Brot, 1—2 mal Gemischtkost, abends
- trockne Hundekuchen oder Knochen. Letztere niemals in das
- Futter, immer separat <em>nachher</em>. Fehlen sie zeitweilig, so
- ersetzt man sie durch Chlorkalzium (150 g auf <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> l Wasser,
- davon 1 Eßlöffel in das Futter gerührt). Man rechnet
- <sup>1</sup>⁄<sub>10</sub> g auf 1 kg Körpergewicht. Futterkalk (Schlämmkreide)
- darf <em>nie</em> zum Futter gegeben werden, da er durch
- Salzsäurebindung die Hauptverdauung im Magen erheblich beeinträchtigt.
- Mit kleinen Beigaben von Rohzucker (höchstens 20 g für
- Welpen) kann man den Nährwert von Magermilch oder Grundfutter
- vorteilhaft erhöhen. Aber niemals sollen Zucker,
- Semmel oder sonstige Leckerbissen außerhalb der feststehenden
- Stunde gegeben werden; diese dienen höchstens als Belohnung
- bei der Dressur. Mit solchen Verwöhnungen erzielt man schlechte
- Fresser und Bettler. Während der Mahlzeiten der Familie darf
- sich der Hund wohl im Eßzimmer, aber nur in angemessener
- Entfernung vom Tisch auf seinem Lager („Platz”) aufhalten.
- Ein Herantreten des Hundes, dessen Fütterung mit zugesteckten
- Brocken, wäre ein nicht mehr gutzumachender Erziehungsfehler.
- Ihn auf sein Lager zu bannen, ist wertvolles Mittel, um
- Gehorsam vorzubilden. Auch Gehorsam muß gelehrt und geübt werden.</p>
-
- <div class="image-center">
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- </div>
-
-
- <!-- Seite 18 -->
- <h3 id="4"><a>4. Kapitel.</a><br/>
- <b>Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer.</b></h3>
-
-
- <p>Die beste Fütterung und Pflege versagt, wenn Junghunde
- mit Würmern behaftet sind; ja es gehen mehr Welpen an
- Spulwürmern (Darmentzündung) zugrunde als an Staupe
- (Sucht). Äußerlich ist das Vorhandensein an Magerkeit,
- glanzlosem Fell, zeitweilig aufgetriebenem Leib, Aufstoßen
- nach den Mahlzeiten, viel Durst, sogar Erbrechen, aufgebogenem
- Rücken (Katzenbuckel) bemerkbar. Spulwürmer (3—8 cm lang,
- rötlich gelb, 1 mm stark, im Kot sehr leicht festzustellen) haben
- fast alle Junghunde, sind durch Masse gefährlich, durch
- Chenopodiumöl ohne üble Nebenerscheinungen leicht zu entfernen.
- Weit schlimmer sind die kürbiskernförmigen Bandwürmer,
- da sie durch Flöhe sehr leicht überall verbreitet
- werden, sich sehr rasch vermehren, und dann zu Darmverstopfungen
- führen. Wo Fleischabfälle nicht roh verfüttert
- werden, ist der aus etwa <sup>1</sup>⁄<sub>3</sub> cm langen Gliedern bestehende
- Bandwurm seltener; seine Jugendform, die durch Maul oder
- After des Hundes abgeht, ist für Menschen lebensgefährlich,
- weshalb man das Ablecken von Händen oder gar Gesicht nie
- dulden soll. Ist auch nur der leiseste Verdacht auf Würmer
- vorhanden, so verabfolge man morgens in der Milch 1 bis
- 2 Santonintabletten, die, mit Kakao gepreßt, in jeder Apotheke
- für Kinder vorrätig zu haben sind, oder das billigere Chenopodiumöl
- (2—3 Tropfen je nach Größe), noch besser das entgiftete
- Präparat Chenoposan und beobachte den nächsten Kotabgang.
- Fast alle Wurmmittel reizen durch ihre Schärfe den
- Darm, weshalb man durch leichten Kotabgang die Kur
- unterstützt und starke Mittel bei noch zarten Tieren sich vom
- Tierarzt oder einem hundeliebenden Apotheker dosieren läßt. Das
- beste neuere Mittel ist Megan (Bayer) gegen alle Arten Würmer.
- Man gibt 0,65 g pro Kilogramm Körpergewicht. Harmloser
- <!-- Seite 19 -->
- sind die sich im Mastdarm aufhaltenden, weißen fadenförmigen
- Würmer (5—8 cm lang), die nur ein lebhaftes Jucken im
- After Hervorrufen und den Hund quälen, so daß er sich reibt,
- scheuert oder zu beißen sucht. Durch ein Klistier (Knoblauch
- in Milch gekocht) kann man ihn davon rasch erlösen. Billiger
- als Santonin ist das Präparat Santoperonin (Orbiswerke)
- und relativ ungiftig. Gegen Flöhe gibt es nichts besseres
- als den engen Kamm und tägliches Nachsehen, wenn sich
- der Hund kratzt. Bei Überfülle vorheriges Einreiben mit
- Cuprex (Merck). Ebenso gegen Läuse. Ungeziefer soll man
- gar nicht aufkommen lassen, weshalb die Decke über Matratze,
- die Matte täglich ausgeschüttelt, das Heu oder kurze Stroh
- in der Kiste öfter erneuert wird. Ein gutes Vertilgungsmittel
- für Läuse ist Chloroform oder Benzin. Da letzteres
- feuergefährlich, nicht bei Licht einreiben. Radikal wirkt Cuprex
- (Merck), es vernichtet auch die zäh auf den Haaren klebenden
- Eier (Nisse). Harmlos ist ein Betupfen mit einer Lösung von
- 9 Teilen Olivenöl und 1 Teil Anisöl. Das oft empfohlene
- Petroleum verwende man nur bei robusten Rassen. Wohnt
- man in Nähe von Laubwald und kommen die Hunde nach
- Spaziergang mit Zecken (Holzböcken) behaftet heim, so reißt
- man sie nicht aus, sondern betupft sie mit Terpentinöl aus
- einem Kännchen mit spitzem Auslauf, wie sie für Nähmaschine
- und Fahrräder benützt werden. Bäder sind für Welpen nicht
- zu empfehlen, da sich die Tiere nach solchen, wenn nicht
- völlig trocken, leicht erkälten; auch müßte jede Lösung, um
- Parasiten oder Milben zu töten, so scharf sein (2 % Kreolin),
- daß die zarte Haut entzündet würde. Selbst wenn die
- Hundebesitzer aus Rücksicht auf das Wohlbefinden ihrer Tiere die
- Würmer und deren Überträger und Verbreiter (Flöhe) nicht
- vernichten wollten, so sollte das schon wegen der Übertragungsgefahr
- erfolgen. Um sich ein Bild von deren Umfang zu machen,
- sei darauf hingewiesen, daß ein einziger Spulwurm, deren
- der Hundedarm oft dicke Knäuel beherbergt, nach Prof.
- Dr. Günther (Der Darwinismus und die Probleme des Lebens;
- <!-- Seite 20 -->
- S. 10) in einem Jahr 64 Millionen winzigster Eier, ein
- Bandwurm bis 100 Millionen zu produzieren vermag, die
- meist durch den After abgehen. Irgend ein wirksames
- Wurmmittel muß in der Hausapotheke jederzeit vorrätig sein. Über
- das Eingeben von Medikamenten s. Kap. 25.</p>
-
-
- <h3 id="5"><a>5. Kapitel.</a><br/>
- <b>Lob und Strafe.</b></h3>
-
- <p>Die alten Dressurbücher kennen als Dressurmittel nur
- Korallenhalsband und Prügel, und sie erörtern höchstens, ob
- man mit der Hand, zusammengelegter doppelter Führungsleine,
- Ochsenziemer oder lederner Hundepeitsche und auf welche
- Körperteile man schlagen solle. Ehe man je zu einer Züchtigung schreitet,
- prüfe man genau die Ursachen des Nichtgehorsams, ob etwa
- ein Befehl oder Verbot, in gereiztem, unbekanntem Ton, also
- dem Hund ungewohnt und unverständlich war, oder ob er
- während Ablenkung der Aufmerksamkeit durch Nebenumstände
- erfolgte. Vor allem, hatte der Hund überhaupt verstanden,
- was man von ihm wollte und kann man schon eine <em>aktive</em>
- Betätigung (Ausführung) erwarten? Es ist gar nicht zu
- verlangen, daß er entgegen seinem Trieb, Vergnügen oder
- Behagen auf jede Aufforderung nachgiebig eingeht, daß er
- eine Marionette ist, die durch Befehle in Bewegung gesetzt,
- durch Verbote zur Ruhe genötigt wird. Die Antwort auf
- die an sich selbst gestellte Frage, wann man strafend schlagen
- sollte, müßte man sich dahin geben: schlage womöglich <em>nie,</em>
- so wenig wie dein Kind, suche immer mit andern Mitteln
- auszukommen; man kommandiere aber auch so wenig als möglich,
- sonst entwertet man dieses Hauptmittel der Autorität.
- Das Kommando sei kurz, straff, ruhig; eher leise, niemals
- schreiend; der Ton muß sich wesentlich von der sonstigen,
- freundlichen Ansprache unterscheiden. Mit Kindern und
- Hunden parlamentiert und überredet man nicht, sondern man
- <!-- Seite 21 -->
- <em>befiehlt</em>. Etwas anderes ist es, durch einen mechanischen Druck
- (zum Hinlegen oder Setzen), durch Winke einen Befehl
- verständlich zu machen und der Ausführung nachzuhelfen. Zum
- Abwehren schadet ein Schlag mit der dünnen Gerte nicht, da
- es ja bei dem Hunde steht, sich solche zu ersparen. Neben
- dem leichten Schlag kommt als Strafe bei Ungehorsam in
- Betracht: Anlegen an Kette, oder Leine (auf Spaziergang),
- Einsperren. Strafe und Schlagen ist nicht dasselbe! Noch
- größer ist der Unterschied zwischen Wehren und Befehlen. Je
- fester der Gehorsam gegenüber dem Wehren und Verbieten
- (Unreinlichkeit, Anbeißen von Verbotenem, Springen auf Möbel,
- Winseln oder Heulen bei Alleinsein, Betteln bei Tisch,
- Herumtollen trotz Verweisens auf den „Platz”) sitzt, desto leichter
- ist später das Befehlen. Bis es zu diesem kommt, muß der
- Welpe verstehen und beachten lernen, muß eine gewisse Triebkraft,
- Bewegungslust, Tatendrang, veranlaßt durch Muskulatur
- und Interesse an allen Vorgängen der Außenwelt, also
- Vertrautsein mit dieser, sowie der innere Zusammenhang mit dem
- Dressurlehrer vorhanden sein, der geistige Reife voraussetzt.
- Zum Wehren und Verbieten ist es nie zu früh, weil wir
- durch mechanische Nachhilfe das Verständnis unterstützen können.
- Das Befehlen darf erst einsetzen, wenn sich der Lehrer von der
- nötigen körperlichen Energie und Regsamkeit überzeugt hat.
- Also: den richtigen Moment erfassen und nur verlangen, was
- der Hund auch <em>verstanden</em> hat. Führt er das aus, so darf
- für die ersten Male mit einem Leckerbissen (Biskuit, Zuckerstücke)
- nicht gespart werden. Und später muß jede Erfüllung mit
- freundlichem Lob und lebhafter Anerkennung belohnt werden.
- Pflichtgefühl besitzt selbstverständlich kein Tier, wohl aber
- ist der Hund sehr empfänglich für Lob und Aufmunterung.
- Ungehorsam gegenüber Kommando kann zur Ursache haben:
- Furcht vor der schlagenden Hand, verspätetes oder mangelndes
- Auffassungsvermögen, motorische Langsamkeit, Eigenwillen;
- letzterer äußert sich durch Flucht, Kundgabe des Unmuts,
- Hinlegen, nervöse Empfindlichkeit, Erregungszustände. Ehe
- <!-- Seite 22 -->
- man also zur Strafe schreitet, prüfe man die <em>Ursachen</em> und
- versuche sie durch freundliche Ansprache, einen kurzen ruhigen
- Spaziergang an der Leine zu beseitigen. Dann wird man
- selbst zu der Überzeugung kommen, daß Zuhauen das
- ungeeignetste Mittel ist, den Hund zur Ausführung von
- Befehlen gefügig zu machen, dann wende man die systematischen
- Mittel an, die in Teil III aufgeführt sind, auch wenn sie
- etwas Geduld und Zeit erfordern. Unbedingte Züchtigung
- (auf die Keulen) verdient nur <em>offensichtliche Widersetzlichkeit</em>
- bei zweifellosem Verständnis für Befehl oder Verbot;
- diese erfolge jedoch ohne Zorn und Nervosität nach klarer
- Prüfung, damit der Hund fühle, wer seine Unfolgsamkeit
- straft, und daß es eine energische Kraft über ihm gibt.</p>
-
-
- <!-- Seite 23 -->
- <h2 id="II"><a>II. Teil.</a><br/>
- Die Erziehung des Junghundes.</h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <h3 id="6"><a>6. Kapitel.</a><br/>
- <b>Stubenreinheit.</b></h3>
-
- <p>Die zielbewußte Erziehung hat dem Lernen vorauszugehen.
- Grundregel ist: dulde bei dem jungen Hund nie etwas, was
- du später verbieten wirst! Mag es noch so harmlos sein,
- wenn das saubere Tierchen auf einen Stuhl oder Divan gehoben
- wird, oder sich an den Kleidern aufrichtet; es versteht
- nicht, warum das, wenn es von der Straße naß oder schmutzig
- ist, nicht geschehen soll. Verbotene Räume, wie die Küche, sollen
- das immer bleiben. Laß ihn nicht seine schwachen Zähnchen
- an einem alten Hausschuh probieren: er kennt nicht den
- Unterschied zwischen alt und neu. Amüsiere dich nicht, wenn er
- in kindlichem Heldenmut Pferde anbellt, Geflügel hetzt; kleine
- Fehler geben später schwer auszurottende Laster. Je früher
- der Welpe mit der Großstadt, dem Lärm der Wagen, Pferde,
- Autos vertraut gemacht wird, desto leichter geht es; ahnungslos
- trottelt er im Schutz des Herrn, während er reifer geworden,
- nervös davon läuft und sich schwer an Großstadtverkehr gewöhnt.
- Um ihn zimmerrein zu erziehen, muß er an der Leine
- gehen; ein weicher Lederriemen genügt als Halsband, eine
- solide längere Schnur, in deren eines Ende ein Karabiner,
- in das andre eine Handschleife geknotet ist, genügt als Leine
- zum Führen; die richtige Leinenführigkeit kommt später, wenn
- er nicht mehr unreif und spielerisch ist. Zunächst achtet man
- <!-- Seite 24 -->
- auf den Hund, wenn er vom Lager morgens aufsteht und
- sich nach einer Ecke des Zimmers begibt; man legt schnell
- den Zangenkarabiner an, ruft „Hinaus”! und führt oder lockt
- ihn auf die Straße. Nicht tragen, sondern führen. Liegt
- die Wohnung an belebter Straße, so läßt man ihn in den
- Hof oder zur nächsten ruhigen Seitenstraße bringen; denn
- über Beachtung von Menschen, Tieren, Wagen, Geräuschen
- kommt er nicht zu der Ruhe, die Entleerung auslöst. Der
- Hund verdaut sehr gut, aber langsam; der Magen eines
- Schäferhundes hat das Fassungsvermögen, das dem eines
- Pferdes gleichkommt. Die langsame Verdauung kommt von
- der oberflächlichen Zerkauung und Einspeichelung. Erhält er
- seine Hauptmahlzeit mittags, so sind die unverdauten Reste
- nach etwa 9 Stunden bis in den Mastdarm vorgerückt, so
- daß er etwa gegen 10—11 Uhr abends entleeren und ein
- ihn weniger belastendes Futter bis zum Morgen im Darm behalten
- kann. Wasser erhält er nach Spätnachmittag überhaupt
- nicht mehr. Je behaglicher sein Lager ist, womöglich in Korb
- oder flacher Kiste, mit etwas Mühe zum Verlassen verbunden,
- desto weniger wird er nachts aufstehen, herumlaufen und sich
- im Haus lösen. Hat er es trotzdem getan, so führt man ihn
- jedesmal morgens zur Stelle mit den Worten „Pfui, Hinaus”,
- beschleunigt seinen Gang zur Tür mit der Gerte. Sobald er
- (s. Kap. 8, Lautgeben und Melden) schon durch Ungeduld bei
- vorgehaltenem Futter, Knochen, Leckerbissen gelernt hat, auf
- Kommando Laut zu geben, wird man bei jedem Ausgang,
- Hinausführen, ihn an der Türe kurz bellen lassen, wodurch
- er anzudeuten hat, daß er hinaus will. Viele Dressurlehrer
- wollen das durch Kratzen an der Türe markieren lassen; das
- ist indessen für den Welpen schwieriger zu verstehen. Viele
- Hunde hingegen begreifen sehr rasch, daß sie eine nur
- angelehnte Türe mit der Nase aufstoßen können und markieren
- das auch bei den verschlossenen. Da man das aber nachts
- nicht hört, ist die Stimme des Hundes das natürlichste.
- Es wird oft im Leben vorkommen, daß der Hund auf diese
- <!-- Bild 3 - Seite 25 -->
- Weise den Herrn alarmiert. Das natürliche Verbellen der
- Jagdhunde ist nichts andres als ein Rufen des Jägers.
- Ein kluger Jagdspaniel verbellt jedes Stück Wild, das
- ihm zum Apportieren zu groß ist. Ein lockerer Hals ist
- immer Zeichen von Intelligenz und des Triebs, sich durch
- seine Sprache verständlich zu machen. Das Kratzen an der
- Tür verleitet den Junghund, wenn er allein gelassen wird,
- die Tür zu beschädigen; größer, gelingt es ihm durch Zufall
- und Aufrichten selbst die Tür zu öffnen, was er nicht lernen
- soll. Den Hund mit der Nase in den Kot zu stoßen, ist sehr
- unappetitlich, auch überflüssig; schon in die Nähe der Missetat
- gebracht, weiß er ganz genau, daß er gesündigt hat; es genügt
- ihn zur Stelle zu bringen, ihn zu strafen und hinaus zu
- stecken. Ist ein Hund trotz Anweisung, Unterstützung durch
- Futter (Kartoffel, Schwarzbrot macht viel Kot, belastet stark),
- trotz späteren Hinausführens nachts fortgesetzt unreinlich, so
- bleibt nichts übrig, als ihn abends an eine in den Boden
- gedrehte Ringschraube mit kurzer Kette dicht am „Platz” anzuhängen,
- da Hunde fast nie ihr Lager oder dessen Nähe verunreinigen.
- Hilft das und auch fühlbare Strafen nichts, so
- muß man ihn nachts in eine Schlafkiste sperren, die so hoch
- ist, daß er nur mit gesenktem Kopf darin stehen kann. Abends
- erhält er dann höchstens einen Knochen als Futter, kein
- Wasser.</p>
-
- <div class="image-center">
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- </div>
-
-
- <h3 id="7"><a>7. Kapitel.</a><br/>
- <b>Gewöhnen an Kette und Leine. Verhalten im Haus.</b></h3>
-
- <p>Wie es viele Kinder gibt, die man dadurch, daß man
- sie immer herumträgt und sich beständig mit ihnen beschäftigt,
- verzogen und verwöhnt hat, so widmet sich auch häufig das
- ganze Haus mit dem neuen reizvollen Spielzeug. Die Folge
- ist, daß man den Welpen unruhig, anspruchsvoll, unleidlich
- macht. Grade in den ersten Tagen muß er zeitweilig
- ab<!-- Seite 26 -->gestellt werden, sein Lager auf Stunden im Vorhaus, Treppenhaus
- angewiesen erhalten, um auch sich zu bescheiden und
- Ruhe zu lernen. Durch beständige Beschäftigung mit ihm
- verlernt er ganz unter Tags zu ruhen und wird nervös.
- Nach Mahlzeiten heißt es „Platz”, beim Verlassen sofort:
- Hinaus! Diese Übungen dürfen nicht erst vorgenommen werden,
- wenn er schon verwöhnt und unrastig geworden, dann kostet es
- Mühe, und man muß sein Winseln und Herumlaufen wehrend
- bestrafen, das man selbst verschuldet hat. Windhunde,
- Airedaleterriers, Boxer, französische Bulldoggen fügen sich williger;
- Schäferhunde, Dobermannpinscher, Foxterriers nur ungern;
- wünscht man ruhigere Tiere, so mag man das schon bei
- Anschaffung berücksichtigen. Jung gewohnt, alt getan. Läßt
- man den Hund ohne solche Vorübungen allein im Haus, so
- wird er heulen oder seine Langeweile in Zerstörungen,
- Anbeißen von Portieren, Stiefeln, Polstern auslassen, die Türe
- zerkratzen, wenn sehr temperamentvoll, sogar annagen. Nachts,
- oder allein im Haus gelassen, wird ihm sein „Platz” im
- Treppenhaus angewiesen. Die Ruheübungen sind anfangs
- kurz, wenn älter, länger auszudehnen. Junge Hunde sollen
- nicht beständig an der Kette liegen, da sie dadurch in der
- Gebäudeentwicklung, namentlich an Vorderläufen und Brustpartie
- Schaden leiden, sie müssen es aber lernen, sich darein zu
- fügen, daß sie zeitweilig angekettet werden, um ihnen begreiflich
- zu machen, daß eine Gewalt über ihnen existiert, auch wenn
- der Herr nicht drohend vor ihnen steht. Wenn sie am Lager
- kurz angekettet, sich auch anfangs etwas aufgeregt benehmen,
- so ist es besser, sie gewähren und selbst zur Einsicht kommen
- zu lassen, als ihnen sofort zuzusprechen und zu drohen. Nur
- wenn sie es mit Heulen und Zerren allzu toll treiben, muß
- man kurz und energisch sie zur Ruhe verweisen, um sie bald
- zu erlösen, wenn sie sich eine Zeitlang gefügt haben. Zur
- weiteren Übung wird die Dauer verlängert. Haben sie so
- eingesehen, daß der Zwang stärker ist als sie, so wird man
- bei allen späteren Dressuren nicht erst den Kopf brechen
- <!-- Seite 27 -->
- müssen. Springen auf Stühle ist sofort energisch durch einen
- Schlag mit der Gerte zu verweisen, ebenso jeder Versuch auf
- Divan oder im Bett Platz zu suchen. Niemals darf der
- Junghund irgend welche Gegenstände, die zufällig auf dem
- Boden liegen (Schuhe, Besen, nicht einmal ein Scheit Holz)
- oder fallen, mit den Zähnen erfassen oder gar auf sein Lager
- schleppen, um damit zu spielen. Das würde zum Zerbeißen
- führen. Beim ersten Versuch muß das ein kräftiger Schlag
- über die Schnauze rügen oder ihm der Gegenstand sofort
- unter Rüge abgenommen werden. Um die Strafe eindringlicher
- zu machen, legt man den betreffenden Gegenstand noch eine
- Zeitlang vor ihm hin und zwingt ihn zum ruhigen Liegen
- davor. Sucht sich ein Junghund mit besonderer Hartnäckigkeit
- ihn anreizende Gegenstände aus, so bestreue man diese mit
- Tabakstaub oder Pfeffer. Ein sehr nützliches und billiges
- Hilfsmittel zur Erziehung ist eine kleine Schlagmausefalle, die
- man zum Fang gespannt (natürlich ohne Köder) auf einen
- Hausschuh stellt. Berührt der Hund trotz Verbots den Schuh,
- so klappt die Falle zu, und der Bügel gibt einen energischen
- Schlag auf die Nase. Mit derselben Falle gewöhnt man
- Junghunden und auch älteren das Naschen gründlich ab. Auf
- die Falle wird ein Stück Brot oder Zucker gelegt und diese
- kommt auf einen Stuhl oder Tisch. Beim Stehlen erfolgt
- dann der Schlag, der für den Hund um so heilsamer ist, da
- er niemand bemerkt, der die Lektion austeilte. Besucher und
- Freunde bittet man, den Hund nicht anzulocken oder anzusprechen,
- ja bei Annäherung ihn mit leichtem Klaps oder
- Pfui abzuweisen; wir wollen keinen Allerweltsfreund, sondern
- einen zuverlässigen und treuen Wächter erziehen, der auf der
- Straße später Fremde vollkommen ignorieren muß. Das alles
- sind zwar Selbstverständlichkeiten, doch soll sich der Erzieher
- eines Hundes schon vorher bestimmt im Klaren sein, nicht
- erst nach Mißgriffen und Unterlassungen zur Erkenntnis
- kommen. Vorbeugen ist leichter als korrigieren. Ehe man
- lange überlegt und dann beschließt, muß schon das Kommando
- <!-- Seite 28 -->
- der Abwehr erfolgen. Manches hängt auch von Rasse und
- Größe ab. Es gibt gewiß nichts schöneres, als wenn der
- freudig erregte Hund seinen Herrn stürmisch begrüßt, an ihm
- aufspringt und sich wie toll gebärdet, und doch muß das bei
- größeren Rassen gewehrt werden. Sollen wir da mit scharfem
- Verweis verbieten, was uns erfreuen müßte? Wir beugen bei
- unserem persönlichen Liebling vor, befehlen rasch: „Setz dich,
- gib Pfote” und drücken ihm diese. Ein Kompromiß. Wo
- geht es ohne solche im Leben?</p>
-
-
- <h3 id="8"><a>8. Kapitel.</a><br/>
- <b>Melden und Lautgeben.</b></h3>
-
- <p>Unerläßlich ist es für den nützlichen Haushund, daß er
- sowohl auf Kommando, sowie bei allen auffälligen
- Erscheinungen Laut gibt. d. h. kurz anschlägt und das wiederholt,
- bis sein Verhalten beachtet worden ist. Wie der Hund
- genau den Tonfall der Stimme seines Herrn kennt und sogar
- selbst verwirrt wird, wenn dieser in heftiger Erregung
- Befehle gibt, so wird der Herr mit der Zeit genau
- unterscheiden, ob der Hund aus Ungeduld kurz und halblaut wie
- fragend, ob scharf tief grollend oder zornig als Drohung
- beim Wachen anschlägt, ob er nur mechanisch beim Bellen
- anderer Hunde mitmacht, was in langes Geheul oft in stiller
- Nacht übergeht, oder ob er einen zwar gegebenen Anlaß aus
- Übermut zu einer willkommenen Emotion für sich selbst steigert.
- Bei manchen Rassen, Dobermannpinscher, Pinscher und besonders
- Spitz, muß man zurückhalten und dämpfen, um nicht
- durch Erschrecken von Kindern und alten Leuten in Konflikt
- zu kommen, so daß man sie sogar morgens nicht frei, sondern
- nur angeleint hinausführt oder sie einen Gegenstand im Maul
- tragen läßt. Bei anderen Rassen muß das Lautgeben erst
- geweckt werden, indem man den Junghund auf ein Stichwort
- z. B. das kurz herausgestoßene, suggestive „Gib Laut” gewöhnt.
- <!-- Seite 29 -->
- Fast alle Hunde schlagen an, wenn sie ungeduldig die Futterschüssel
- erwarten, bemerkt man nur den Ansatz dazu, so ruft
- man unter Vorhalten der Schüssel „Gib Laut”. Sobald das
- geschieht, wird das Futter gegeben und diese Übung so oft
- wiederholt, bis er sofort auf Kommando reagiert. Dann das
- Kommando ohne Schüssel, doch die Befolgung belohnt, später
- nur belobt. Andere Hunde, bei welchen der Trieb zur Bewegung
- lebhafter ist als der Hunger, bellen vor Ungeduld,
- wenn man an der Tür beim Hinauslaufen zögert; hier
- verfährt man ebenso. Andere lockt der abendliche Knochen mehr,
- den man beriechen läßt, ohne ihn zu geben. Wieder andere
- geben Laut aus Wachsamkeit, wenn sie fremde Stimmen hören,
- wenn es klingelt, was das Kommen von Menschen andeutet,
- oder wenn es an der Tür klopft. Auch hier bestärkt man
- durch Zuruf, verhindert aber den Übergang des Meldens in
- heftigen Zornesausbruch durch Kommando „Platz, leg dich”!
- Auf seinem Lager und in dieser Stellung hat absolute Ruhe
- zu herrschen, die man nötigenfalls durch so kurzes Anhängen
- mechanisch erzielt, so daß der Hund den Kopf nicht erheben
- kann. Jeder solche körperliche Zwang ist besser als ein
- strafendes Wehren, das vom Hund leicht als Strafe für
- Bellen, nicht aber als Befehl zum Aufhören aufgefaßt wird.
- Der Gelegenheiten und zufälligen Anlässe zum Lautwerden
- gibt es noch mehr; oft schon Anziehen von Paletot oder
- Ergreifen des Hutes, Poltern durch Hilfspersonen an der
- Tür, scharfes Fixieren, leichte Schläge auf die Vorderpfoten,
- wozu der Hund angelegt wird; je leichter der Hund aus sich
- heraus bellt, desto schneller lernt er auch auf bloßen Befehl
- und später bei den Anlässen, bei welchen der Befehl wiederholt
- gegeben wurde, auch ohne Befehl anzuschlagen. Solche
- sind: Eintritt oder Ankündigung fremder Personen, Warten
- vor geschlossener Tür auf Befehl „Hinaus”, nächtliches Stoßen
- auf verdächtige Geräusche und Dinge, auf Schuß. Ist es
- z. B. nachts nötig, daß er plötzlich verstummt und befolgt in
- Erregung den Befehl (st, st) nicht, so drückt man den Kopf
- <!-- Seite 30 -->
- nieder oder wickelt schnell die Leine um den Fang, ohne
- Schmerzen zu verursachen. Für alle Fälle ist auch nützlich,
- sobald der Hund willig auf Befehl Laut gibt, mehrmals eine
- Zeitung im Keller oder Speicher anzubrennen und ihn direkt
- vor dieser fortgesetzt bellen zu lassen; dann wird er sicher
- jedes Feuer im Haus melden, dessen Geruch er wahrnimmt,
- wenn er es selbst nicht sieht.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo04.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <h3 id="9"><a>9. Kapitel.</a><br/>
- <b>Verhalten auf der Straße.</b></h3>
-
- <p>Durch Begleiten am Fuß und exakte Leinenführigkeit
- (s. Kap. 13) ergibt sich diese für den erwachsenen Hund von
- selbst; vom Junghund kann das noch nicht gefordert werden;
- er läuft dem Herrn nach oder wird an der längeren Leine
- mehr geleitet, also kurz gehalten. Ohne solche soll er anfangs
- in der Großstadt mit Autos und starkem Menschenstrom während
- der lebhaften Verkehrsstunden nicht auf die Straße kommen.
- Man gewöhne sich und ihn, bis er sich gelöst hat, auf der
- Straße (nicht Trottoir) zu gehen; das sind wir unseren Mitmenschen,
- ihren Augen, Nasen, Stiefelsohlen schuldig, genau
- so wie sie unser Hund nie durch Bellen erschrecken darf. Noch
- weniger sollen sich Hunde allein aufsichtslos, selbst nicht in
- einsamen Straßen herumtreiben. Vermeiden wir durch rücksichtsvolle
- Haltung alles, was Anstoß erregt, so wird die
- Hundeliebhaberei mit Steuererhöhung, Maulkorb- oder
- Leinenzwang verschont bleiben. Zunächst wird der Junghund aus
- Spielerei allem, was sich rasch bewegt, Wagen, Radfahrer,
- Auto, Kindern, nachlaufen und nachbellen wollen. Ein scharfer
- Ruck und plötzlicher Schlag über Schnauze mit Gerte muß
- das im Keim ersticken, wenn es noch so harmlos erscheint.
- Ebenso das Hineinlaufen in fremde Häuser und Vorgärten,
- das Hinziehen zu andren Hunden. Hat man ihn nicht schon
- mehrmals im Haus durch Verabredung üble Erfahrung beim
- <!-- Seite 31 -->
- Einschmeicheln bei Fremden machen lassen, so muß man das
- mit einer Vertrauensperson für die Straße verabreden, der
- man die Gerte in die Hand gibt. Sobald der Junghund sich
- vertrauensselig dieser nähert, erfolgen durch diesen einige
- energische plötzliche Schläge. Nach 2—3, Lektionen, besonders
- nützlich, wenn die Gehilfen selbst einen Hund mit sich führen,
- ist der Sünder für immer kuriert. Die kleine Mühe, wozu
- jeder gern die Hand bietet, lohnt sich für alle Zeit und reichlich,
- während man allein durch zehnmaliges Warnen weniger erzielt.
- Auch wir haben im Leben alle schlechte Erfahrungen
- selbst machen müssen, obschon es an „guten Lehren” von
- Jugend auf in Schrift und Wort nicht gefehlt hat. Genau
- so der Hund, der dabei zugleich lernt, daß es immer nützlich
- ist, sich nur an seinen <em>Herrn</em> zu halten. Tollt der Hund
- Wagen nach, so würde der temperamentvolle Terrier oder
- Schäferhund bei erbetnem Schlagen und Knallen des Kutschers
- erst recht in Erregung geraten, nur der von der Peitsche
- getroffene aufschreiend ablassen. Das beste Erziehungsmittel
- ist deshalb die <em>Gummischleuder</em> (Abb. 1), die zum Kurieren
- für Raufer, Geflügel- und Hasenhetzer unersetzlich wertvoll ist.
- Ein scharfer Pfiff und dazu einige Schrotkörner, deren Herkunft
- dem Hund unheimlich ist, wirken Wunder. Die Schleuder,
- spielend zu handhaben, bequem in der Tasche zu tragen, eine
- kleine Ausgabe, ist auch gegen fremde Raufer nie versagend
- <!-- Seite 32 -->
- und erspart bei lebhaften Hunden die hohen Unkosten für
- Dressur oder für manchen verhüteten Schaden. Haben wir
- in einsamer Straße unseren Rüden von der Leine gelöst und
- es nähert sich ein größerer Rüde, so sieht man schon an der
- aufgerichteten Kampfstellung, gesträubtem Rückenhaar, erhobner
- steiler Rute, ob Rauflust vorhanden ist. Anlage dazu haben
- fast alle geschlechtsreifen Terriers, Schäferhunde, Boxer,
- Doggenschläge, Dobermannpinscher; hält man einen solchen,
- so versäume man Anschaffung der Gummischleuder (Zwille)
- nicht und beobachte scharf, besonders im Alter beginnender
- Geschlechtsreife. Durch beständiges Führen, sofortiges Anlegen
- kann man wohl Vorbeugen, aber nicht heilen. Bei den
- ersten Anzeichen von Erregung, Stutzen beim Anblick des
- Gegners muß schon der Strafschuß erfolgen und dann sofort
- an die Leine, aber nicht vom anderen Hund in entgegengesetzter
- Richtung wegführend, sondern an diesem dicht vorbei
- unter scharfer Mahnung. Pudel, französische Bulldoggen,
- Schnauzer, Bernhardiner. Neufundländer, Rottweiler, Zwergrassen
- sind weniger kampflustig veranlagt; diese werden nur
- bisweilen durch bissige Angreifer verdorben. Jene soll man
- durch einen Schreckschuß seinem Schützling fernhalten. Auch
- bei nächtlicher Ruhestörung des im Hofe im Zwinger befindlichen
- Hundes ist diese „lange Peitsche” nützlich, sowie
- das wirksamste Mittel aufdringliche Rüden fern vom Hause
- zu halten, wenn man eine Hündin besitzt und diese läufig ist.
- Betritt man einen Laden, so hält man den Junghund sehr
- kurz, duldet nicht das Beriechen der am Eingang stehenden
- Körbe, Säcke, Kisten, da das häufig vom Aufheben des Beines
- begleitet ist. Da er aber leicht aus Spielerei fortlaufen oder
- überfahren werden könnte, läßt man erst vor dem Laden allein
- warten, wenn er fest im Appell ist.</p>
- <div class="image-center">
- <img src="images/gummischleuder.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
- <!-- Foto 4 - Seite 33 -->
- <h3 id="10"><a>10. Kapitel.</a><br/>
- <b>Verhalten auf Spaziergang.</b></h3>
-
- <p>Im Gegensatz zur Aufsicht und Beherrschung auf der
- Verkehrsstraße, soll beim Spaziergang hinaus <em>möglichste
- Freiheit</em> für den Hund angestrebt werden; hier soll er
- sich ausleben und körperlich entwickeln. Nur flotter Auslauf
- auf hartem Boden gibt gesunde Glieder, harmonische Bewegung,
- geschlossene Zehen, festen Rücken, widerstandsfähige Konstitution,
- kurz alles, was gegen Krankheiten stählt, zum Gebrauchs-,
- Zucht- und Arbeitshund stempelt, und zu jener schönen Erscheinung
- macht, die der Preisrichter auf Ausstellungen über
- alles stellt und hoch auszeichnet. Doch auch was uns selbst
- eine ästhetische Freude beim Anblick ist, zumal wir es sich
- entwickeln sehen und durch rationelles, immer dem Können
- und Alter angepaßtes Trainieren unterstützen. Auf langen
- Spaziergängen lernen sich Herr und Hund kennen und wachsen
- zu einer Einheit zusammen. Von der Erfrischung und Erholung
- für uns selbst noch gar nicht zu sprechen. Winselnd
- und ratlos bleibt der schwächlich aufgezogene, mangelhaft ernährte,
- energielose Hund vor einer steilen Böschung, die wir
- überklettern, stehen, während der temperamentvolle es drei-
- und sechsmal versucht, bis es ihm gelingt, uns nachzufolgen.
- Er wird gelobt, wie man überhaupt viel mit dem Hunde
- <em>sprechen soll</em>. Zeigt er Spuren von Ermüdung, z. B. nach
- lebhaftem Tollen etwas eingesenkten Rücken oder lockre Ellenbogen,
- so wird länger gerastet. Hat man statt eines Welpen
- einen halbfertigen oder älteren Hund erworben, so kann man
- ihn mit achttagelanger Haltung im Haus und an Leine nicht
- so fest an sich gewöhnen, als wenn man schon am zweiten
- Tage ihn über einige Stunden hinaus in die Einsamkeit von
- Feldwegen bringt, und dann springen läßt. Läuft er auch
- scheinbar davon, so rufe man nicht und gehe in entgegengesetzter
- Richtung. Kehrt er zurück in die Nähe, so spricht
- <!-- Seite 34 -->
- man freundlich mit ihm, ohne ihn anzulegen und läßt ihn
- weiter herumspringen. Bis er ermüdet selbst dicht herbei
- kommt und erst kurz vor der Wohnung oder Stadt wieder
- angelegt wird. Fremde zogen hinaus, zwei gute Freunde
- kehren zurück. Freiheit ist aber nicht gleichbedeutend mit
- Zügellosigkeit. Wenn es auch ein schönes Bild ist, einen
- Hund hinter einem Hasen über die Felder fliegen zu sehe,
- so muß man doch sofort anrufen, wenn der Hund mit tiefer
- Nase auf Wildspur sucht. Aus dem gelegentlichen Hetzer,
- den jeder Jäger zu erschießen berechtigt ist, wird ein Gewohnheitswilderer.
- Und außerdem soll jeder Natur- und Tierfreund
- das Recht des Jagdinhabers respektieren und
- dessen Wild nicht beunruhigen. Es ist wohl kein Unglück,
- wenn unser Hund Krähen hoch macht, aber zwischen schwarzen
- Haushühnern im Hof und Krähen ist für ihn kein Unterschied;
- er versteht nicht, warum ihm dort erlaubt wäre, was hier
- scharf gewehrt werden muß. Wenn auch Hundefreunde selten
- Katzenliebhaber sind, so müssen wir doch den Junghund sofort
- abrufen und anlegen, wenn er Miene macht, solche anzugreifen.
- Es könnte leicht ein Auge kosten. Fast alle Katzenwürger
- entstehen durch Anhetzen, wobei allerdings die sogenannte
- natürliche Feindschaft, die nichts ist als Kampflust des großen
- Hundes gegen das kleine fauchende, drohende Tier, unterstützt.
- Unterläßt man anfangs das Anhetzen, so ist es leicht abzurufen,
- ebenso von ruhigem Geflügel. Ein gutes Mittel zur
- Geflügelfrommheit ist es im Einvernehmen mit dem
- Geflügelhalter den Junghund an der Leine nahe an eine ihre Kücken
- führende Henne zu bringen. Diese geht in Mutterliebe so
- energisch auf den Hund los, daß dieser für immer belehrt ist.
- Allzuängstlich braucht man bei Begegnung mit fremden Hunden
- in der Einsamkeit nicht zu sein, es gibt höchstens Flöhe.
- Sonst aber meist: viel Lärm um nichts. Muß man aber eingreifen,
- so fasse man <em>nie mit ungeschützter Hand</em> nach dem
- Halsband, das hat schon manchem gefährliche Bisse eingebracht.
- Eher nach Hinterlauf oder noch besser an der Rute. Fremde
- <!-- Seite 35 -->
- drohende Bauernhunde lassen sich meist verscheuchen, wenn
- man sich nur bückt, um einen Stein aufzuheben. Sie haben
- darin Erfahrung. Mit Stock bei größten Hunden dreinschlagen,
- steigert die Wut der Kämpfer. Bei vielen Hunden hilft rasches
- Entfernen und Abpfeifen mehr als Dabeistehen und Schelten.
- Zur Abwehr von Gewohnheitsraufern, bei denen uns vielleicht
- ein liebgewordener Weg vorbeiführt, leistet ein Schrotschuß
- mit der Gummischleuder allerbeste Dienste. Nach 2—3 maliger
- Anwendung weicht der Köter schon aus Entfernung aus, wenn
- er die Vorbereitung bemerkt. Ferner tritt die Schleuder in
- Dienst, wenn der Hund Radfahrern oder Wagen nachprellt,
- was er selten tun wird, wenn man fleißig mit ihm ins Freie
- geht. Auf einsamen Wegen kann es passieren, daß der Hund
- auf Aas stößt (tote Mäuse oder dgl.) und sich darauf wälzt,
- so daß er mit entsetzlichem Gestank behaftet zurückkommt.
- Hunde, die dazu neigen, das Aas auf große Entfernung wittern
- und darauf zulaufen, muß man im Auge behalten, sofort
- anrufen, wenn sie erst mit der Nase prüfen. Gehorchen sie nicht,
- so erfolgt der Schrotschuß, darauf anleinen und sie unter
- Verweis der betreffenden Stelle führen. Manche Hunde, die zu
- einseitig ernährt werden (Mangel an Nährsalzen), neigen zum
- Kotfressen. Auch hier hilft nur Aufpassen, wenn man versteckte
- Stellen, Mauern, Gräben oder sonst für menschliche Kotablage
- geeignete Plätze passiert. Eine tägliche Gabe von Chlorkalzium
- in das Futter getropft (Dosierung s. 1. Kap.), sowie Fleisch oder
- Knochenbeigaben, unterdrücken diese üble Neigung. Sonst wird
- man möglichst wenig auf Ausgängen erziehen, anrufen,
- dirigieren. Der Hund soll sich nach dem Herrn umsehen; wer ihn
- an jeder Straßenecke ruft, erzieht einen Hund, der geht, wohin
- er will, statt daß er den <em>Herrn</em> beständig im Auge behält.</p>
-
-
- <!-- Seite 36 -->
- <h3 id="11"><a>11. Kapitel.</a><br/>
- <b>Der Appell (Kommen und Gehen auf Befehl).</b></h3>
-
- <p>Zu dieser sehr wichtigen Übung raten wir, solange der
- Hund noch im unreifen, aber eindruckfähigen Alter steht. Der
- Gehorsam muß anerzogen in sein ganzes Wesen übergehen, nicht
- durch Dressurlektionen erzwungen werden. Der Nachhilfe, die
- dazu unerläßlich, setzt der <em>Junghund</em> noch weniger Muskelkraft
- entgegen, ist noch leicht einzufangen, auch soll er dabei
- durch kleine Belohnungen den Eindruck gewinnen, daß rasches
- Befolgen für ihn von <em>Vorteil</em> ist. Hat er begriffen, <em>was</em>
- er soll, so genügt später freundliches Lob. Das vertrauensvolle
- bedingungslose Herkommen soll auch deshalb der systematischen
- Dressur, bei welcher man ohne gelegentlichen Zwang
- und gewisse Härte nicht auskommt, voraus gehen, da der
- Junghund im Kommen nur das Laufen zum freundlichen
- Herrn erblickt, der ihn noch nicht mit Lernen und sonstigen
- Zumutungen bedrückt hat. Wie alle späteren Übungen
- erfolgt diese im Anfang nicht bei starkem Ruhebedürfnis
- (kurz nach der Hauptmahlzeit), auch nicht direkt während lebhafter
- Emotion (Spiel, Springen, Bellen), in deren Bann seine
- Aufmerksamkeit voll steht, noch in Anwesenheit ablenkender
- Personen (Kinder, belebter Hof). An die Führungsleine muß
- er schon so weit gewöhnt sein, daß er sich an dieser nicht
- ungebärdig benimmt, in diese beißt. Für diese Übung wird sie
- durch eine längere (3—5 m) ersetzt. Man gibt ihm an dieser
- voll nach, legt die Schleife um das Handgelenk und ruft den
- Namen, dazu lockend: „herein”, in die Hände klatschend.
- Dieses Klatschen war oben schon angedeutet, um seinen Gang
- zu beschleunigen, wenn ihm die Futterschüssel hingestellt wird.
- Kommt er nicht sofort, so zieht man ihn unter Anruf heran
- falls nötig mit leichtem Ruck. Dann beklopft und streichelt
- man ihn freundlich, als ob er von selbst gekommen wäre.
- <!-- Seite 37 -->
- Nach einigen Minuten und Gehen an der verkürzten Leine
- läßt man diese nach und wiederholt den Anruf, wie oben angegeben.
- Sobald er das erste Mal willig und von selbst
- kommt, erhält er eine Belohnung und lebhaftes Lob. Ohne
- Ablenkung durch die Umwelt wird jeder Hund nach 3 Tagen
- verstehen, was er soll. Immer noch erfolgen die Übungen
- an langer Leine, die man versuchsweise aus der Hand läßt.
- Kommt er willig, so löst man ihn nach Belohnung und
- springt selbst mit ihm ein Stück, was immer für jeden Hund
- ein wohl verstandenes Zeichen von Anerkennung ist. Plötzlich
- bleibt man stehen, entfernt sich rasch nach rückwärts und
- ruft unter Händeklatschen. Wer es vorzieht, kann sich auch
- einer Pfeife bedienen. Aber niemals geht man beim Hereinrufen,
- um den Weg zu kürzen, entgegen, weil das Zugehen
- eher etwas Drohendes hat, oder den Hund zu der Annahme
- veranlaßt, es gehe weiter, und bisher war er immer gewöhnt,
- gemäß der Richtung des Herrn zu laufen. Diese Übungen
- sind so lange an der langen Leine fortzusetzen, bis der Hund
- genau begreift, was er soll und daß er <em>muß.</em> Hierauf
- kommen Übungen in Freiheit, wozu man die Gummischleuder
- mitnimmt. Ignoriert der Hund den Anruf völlig, dreht sich
- nicht einmal um, so erfolgt plötzlich der Strafschuß ohne
- vorherige Drohung. Auf diesen der freundlichste Anruf. Hierauf
- wieder einige Übungen an der langen Leine. Hört der
- Hund auf Anruf, nähert sich aber nur zögernd und halt
- machend, so wäre ein Strafschuß falsch; dann entfernt man
- sich rasch und lockt; wiederholt die Übungen an der Leine.
- Überflüssiges Pfeifen und Anrufen (Kommando, etwas anderes
- als Unterhaltung) ist zu vermeiden; außer auf Gehör (Ruf,
- Klatschen) wird man vorteilhaft durch Anwinken mit dem
- Arm unterstützen und so zugleich auf das Auge einwirken.
- Später wird das Deuten mit dem Zeigefinger eine Hilfe sein,
- wo er einen Gegenstand zu suchen, also seine Aufmerksamkeit
- hinzulenken hat. Zunächst deute man mit dem Arm zum
- Herrn: „herein”; für den fertigen Hund muß später das
- <!-- Seite 38 -->
- Winken mit dem Arm allein genügen. Sitzt das Herkommen
- fest — geübt wird es seltener, nur praktisch angewandt —,
- so wird das entgegengesetzte geübt. Erst einige Male im
- Zimmer blitzschnell „Platz”, unter Lösen der Leine und
- Armbewegung, scharf gegeben. Sodann etwa 20 Schritte vom
- Hause: „Geh Platz!” unter Lösen von der Leine scharf
- gegeben unter Drohung mit Gerte. Zu Hause wird er erwartet
- und gelobt, aber nicht belohnt, weil er sonst leicht von selbst
- umkehren könnte, in der Erwartung, sich damit etwas zum
- Fressen zu verdienen. Nächsten Tages wird die Entfernung
- erhöht auf 30 m und der Hund nach <sup>1</sup>⁄<sub>4</sub> Stunde abgeholt
- und mitgenommen. Geht er nicht sofort freiwillig, so begleitet
- man anfangs einige Schritte und wiederholt das Kommando
- „Geh Platz”. Diese Übungen müssen zunächst nicht auf alle
- Entfernungen ausgedehnt werden; da es aber nützlich ist, wenn
- man seinen Hund mit einer Botschaft nach Hause senden kann,
- werden sie später nach vollendeter Reife wiederholt, wenn der
- Hund alt und selbständig genug ist, sich nicht abfangen zu
- lassen. Jetzt sollen einige solche Übungen zunächst nur den
- Junghund lehren sofort nach Hause zu <em>finden,</em> wenn er sich
- vom Herrn zufällig verirrt oder allein unbeaufsichtigt das
- Haus verlassen hätte. Ist er im Nachhausegehen nie geübt
- worden, so irrt er ratlos ab und kann leicht zu Verlust
- geraten. Nützlich ist es auch bei Heimkehr vom Spaziergang
- in Nähe des Hauses stehen zu bleiben und ihn mit Kommando
- „Geh Platz” vorauszuschicken. Man geht nach, wenn er
- gefolgt hat und ruft dem an der Haustür wartenden Hund
- aus etwas Entfernung zu: „Gib Laut”, worauf ihm das
- Tor oder die Tür dort geöffnet werden soll. Das nächste
- Mal wird er von selbst durch Bellen Einlaß verlangen.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo05.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <!-- Seite 39 -->
- <h3 id="12"><a>12. Kapitel.</a><br/>
- <b>Spielende Dressur.</b></h3>
-
- <p>Die spielende Dressur wird von Anhängern der scharfen
- Parforce-(Gewalt)-Dressur, die erst bei fertigen Hunden
- einsetzen dürfe, schroff verurteilt. Der Berufsdresseur, der in
- 6—8 Wochen einen Hund in allen Fächern firm machen soll,
- kann freilich damit nicht arbeiten. Wer sie aber anwendet,
- muß sich bewußt sein, daß er nicht mit dem Hund <em>spielen,</em>
- sondern den <em>Trieb zum Spiel</em> ausnützen, der nichts
- ist als Kräfteüberschuß, worin schon Schiller das Wesen des Spieles
- sah (s. dessen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen”,
- 27. Brief). Dem Kind ist sein Spiel tiefer Ernst; nur wer
- darauf eingeht, es nicht als gehaltlose Tändelei ansieht, wird
- das Kind verstehen und richtig leiten. Ebenso den zum Spiel
- aufgelegten Hund. Die besten Tricks der Dressur wilder Tiere,
- bewunderte Paraden von Freiheits- und Schulpferden sind
- nicht vom Dresseur erfunden und geschaffen, sondern vom Tier
- selbst; der Vorführende schleift höchstens ab und inszeniert.
- Ebenso bei den Hunden; kleine Wunder von Dressur erreicht
- auch bei Hunden nur, wer ihren Spieltrieb im Jugendalter
- beobachtet, ihn ausnützt durch Entgegenkommen, aus einer
- Pose und einem Versuch etwas macht, dazu das Kommando
- und Nebenumstände schafft. Was wir selbst nach Vorschriften
- für alle Hunde an Erfolgen erzielen, ist nur ein Wehren
- unter Drohung und Zwang, Erziehung genannt, und ein
- mechanisches Einpauken von Gehorsamsübungen unter Ausnützen
- von Sinnesanlagen (Gehör, Nase) und Urtrieben (Suchen,
- Revieren, Wachen, Haß gegen andre Tiere). Mehr oder
- minder scharf gedrillt und prompt ausgeführt, größere oder
- geringere Anlagen bei einzelnen Rassen und innerhalb dieser
- der Individuen, das allein unterscheidet die Resultate an den
- Hunden trotz aller Erziehung und Dressur. Den Jagd- und
- Gebrauchshund in Vollendung macht die Hochzucht. Anders
- <!-- Seite 40 -->
- beim Gesellschaftshund. Sobald ihm Bewegung nicht mehr eine
- Anstrengung ist, er auch geistig regsam wird, setzt der
- Spieltrieb ein, das Verlangen nach Beschäftigung, etwas Tätigkeit.
- Kommt der Besitzer dem nicht entgegen, bietet er nicht die
- äußeren Anreize, deren das in Gefangenschaft gehaltene Tier
- ebenso bedarf, wie der Mensch, so sucht der Hund selbst nach
- Betätigung. Je nach Kraft, Größe, Temperament ergibt das
- unliebsame Vorkommnisse; Zerstörungssucht nennt man es bei
- Kindern. Vorbeugend sperrt man tateneifrige Hunde in den
- Zwinger ein, hängt sie an die Kette, wo sie störrisch werden
- und verdummen, während gerade die beste Zeit zur Erziehung
- wäre. Beständig in menschlicher Gesellschaft werden sie
- intelligent, lenksam. Am leichtesten lernt der Hund im Spieltrieb
- apportieren; wenn er sich irgendwelche Gegenstände auf
- seinen Platz schleppt, ist der richtige Zeitpunkt. Man läßt vom
- Drechsler aus Buchenholz einen Apportierbock von folgendem
- Querschnitt ◻═◻, schlicht ohne Politur drehen, der leicht
- rollt, je nach Größe der Rasse 15—30 cm lang, bewegt ihn
- dicht vor den Augen des Hundes, wirft ihn leicht in die Höhe,
- fängt ihn auf, um so die Aufmerksamkeit zu erregen, rollt ihn
- dann an einen glatten Platz: Hausflur, Garten, nach Ruhe
- während des Spaziergangs an einsamer Stelle vor seinen Augen
- fort mit dem aufmunternden Ruf: „Apport”. Der Hund
- springt sofort nach, um ihn zu fangen. Ergreift er nicht
- sogleich, so kommt man zuvor, nimmt ihn weg, bewegt das Holz
- vor ihm und wirft aufs neue: „Apport”. Für Foxterriers,
- Airedales, die gerne springen, kann man auch eine Holzkugel
- oder Vollgummiball wählen, doch werden diese dann zuweit
- mit der leichten Beute davon eilen. Und es kommt darauf
- an, daß der Hund den Gegenstand alsbald abgenommen erhält,
- bis er selbst merkt, daß Ablieferung eine Fortsetzung des
- Spiels bedeutet. Das Apportierholz ist immerhin für das
- noch schwache Gebiß eine kleine Last. Sowie der Hund
- gefaßt hat erfolgt das Kommando: „herein”, auf das er in
- seinem Eifer meist nicht prompt folgt, nur mit Aufhorchen
- <!-- Foto 5 - Seite 41 -->
- oder Zögern reagiert. Man eilt herzu, nimmt ihm mit sanfter
- Gewalt das Holz ab, reizt ihn ein wenig und wirft aufs neue:
- „Apport”. Dieses Spiel wird höchstens 3—4 mal wiederholt,
- so daß es Reiz des Neuen hat. Keinesfalls darf es ermüden
- oder langweilen, niemals dürfen wertlose Holzstücke oder gar
- Steine, an denen häufig Zähne abgebrochen werden, benützt
- werden. Läßt man auch nur einmal den fortgeworfenen
- Gegenstand zum Zerbeißen oder den Hund achtlos wegwerfen,
- so stiftet man für spätere Dressur zum korrekten Apportieren
- Schaden, verleitet man ihn sich Gegenstände des Haushalts
- zum Zerstören einzuholen. Hat der Junghund Freude am
- Nachspringen und Ergreifen, läßt sich aber nur widerwillig
- abnehmen oder jagt damit davon, so übt man einige Male
- an langer Leine. Für jedes Abnehmenlassen oder gar Bringen
- erfolgt lebhaftes Lob. Mit ein wenig Entgegenkommen muß
- man schon zufrieden sein, dann wirft man weiter. Gestraft
- wird hierbei nie, höchstens die Übung abgebrochen. Erst wenn
- man zufrieden ist, wird der Holzbock durch Holzkugel oder
- Vollball ersetzt. Wirft man letztere in Rasen, so umwickelt
- man sie mit hellem Stoffstück, um sie sie mit dem Auge zu
- finden. Kluge Hunde beobachten die Stelle des Einfallens
- und lernen bald, was sie nicht sehen, mit der Nase zu suchen,
- eine wertvolle Erleichterung für Verlorenapportieren. Wichtig
- für alle spielende Dressur ist der richtige Zeitpunkt; dieser ist,
- wenn der Hund selbst sein Lager verläßt und zum Herrn
- kommt, sich meldet; dann ist er aufgelegt, empfänglich.
- Spiellust läßt sich anregen, fördern, nicht befehlen. Setzt er sich
- fragend vor uns, so richten wir ihn an den Vorderpfoten
- auf, halten ihn einen Augenblick, lassen los, aber die Hände
- dicht vor ihm und sagen: „so schön”, ihn scharf ansehend.
- Macht er Miene sich herabzulassen, so mahnen wir mit „schön”,
- brechen ab, ehe er herabgeht, beloben und belohnen ihn. Das
- nächste Mal halten wir ihm unter dergleichen Mahnung einen
- Bissen dicht vor die Nase: „so schön”, werfen ihn nach kurzer
- Zeit im Bogen von oben zu mit dem Ruf „Nimm”! Werden
- <!-- Seite 42 -->
- diese und ähnliche Übungen gemacht, wenn der Hund von selbst
- zum Herrn kommt, so haften sie nach 3—6 mal. Holt man
- ihn und nötigt ihn dazu, so wird er nach 10 maliger Anweisung
- noch immer die mechanische Unterstützung und Anleitung
- brauchen. Richtet sich der Hund von selbst oder nach
- Anlocken unter Vorhaltung von Knochen oder Zucker auf den
- Hinterbeinen auf, so ist es Kleinigkeit, diese Stellung zu
- verlängern durch langsames Entfernen über ihm nach rückwärts,
- unter Zeigen und Vorhalten des Bissens ihn das Gehen auf
- den Hinterbeinen (Tanzen) zu lehren. Durch Aufheben
- aufgerichtet und Zuspruch lernt er es schwer, viele, gar nicht.
- Sie müssen selbst die dazu nötige Stellung ausbalancieren
- und einen Zweck vor Augen sehen. Sitzen wir ruhig im
- Zimmer, und der Hund kommt langsam heran, berührt uns
- mit der Pfote, so ergreift man diese lebhaft und drückt sie.
- Hält dann die offne Hand vor die Pfote. Erhebt er sie nicht,
- so stößt man leicht von rückwärts den Vorderlauf an: „<em>Gib
- Pfote</em>.” Handbewegung, Armhaltung und Wort müssen sich
- immer ergänzen. Stille im Zimmer, Abwesenheit anderer
- Menschen sind der richtige Moment. Das im Augenblick gegebene
- zu erfassen macht den Laien zum Dressurkünstler, nicht
- das Programm und Lehrbuch. In allem sonstigen mag man
- nachlesen und Rat hier einholen, was in diesem Kapitel 12 steht,
- muß in das Gefühl übergehen und in den Fingerspitzen sitzen.</p>
-
-
- <!-- Seite 43 -->
- <h2 id="III"><a>III. Teil.</a><br/>
- Systematische Dressur des Jährlings.</h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <h3 id="13"><a>13. Kapitel.</a><br/>
- <b>Leinenführigkeit.</b></h3>
-
- <p>Hat der Hund das spielende Wesen abgelegt, seine Glieder
- in der Gewalt, das endgültige Gebiß bekommen, so geht der
- Junghund in den Jährling über, je nach Rasse im 7.,
- bei größten Schlägen im 9. Lebensmonat. Am schnellsten
- lernt jedes Tier, wenn es genau nach Methode wie die Vorfahren
- erzogen wurden, Rassen mit Tradition der Dressur
- wie Jagdspaniels begreifen fast von selbst. Statt des Lederriemens
- erhält der Jährling sein solides Zug-, der Polizeihund
- sein Dressurhalsband; an Stelle der Führungsschnur
- tritt die Lederleine, Zwang zu exakter Ausführung ersetzt
- bisherige Nachgiebigkeit. Wir erleichtern nur noch Begreifen
- und Ausführung, sind aber unerbittlich in exakter Befolgung.
- Leinenführig ist nur der Hund, der an <em>linker Seite, dicht</em>
- am Knie, den Kopf für Führer <em>sichtbar,</em> die Vorderläufe in
- gleicher Höhe wie der Herr geht, ohne die Leine je zu
- <em>spannen.</em> Bester Zeitpunkt der Übung: Rückkehr vom langen
- Spaziergang, nicht sofort bei Ausgang. Wir überdenken vorher,
- so daß uns der Rückweg längere Zeit an Mauern, grader
- Vorgärtenreihe, Häuserwänden ruhig vorbeiführt. Dort angekommen,
- deutlicher Anruf, kurze stille Rast, Anlegen. Leine
- kurz in linke Hand, in rechte Gerte, Kommando: „<em>am Fuß</em>”
- und im gleichen Augenblick energisch antreten. Nun gehen
- <!-- Seite 44 -->
- wir ganz langsam so dicht an der Mauer oder Häuserreihe,
- daß der Hund links durch diese, rechts durch das linke Bein
- eingeengt ist. Die Kopfstellung leitet die Länge der Leine.
- Prellt er mit dem Kopf vor, so erfolgt ein leichtes Zurückziehen
- und Zuruf „zurück”. Genügt das nicht, ein warnender
- Schlag mit der Gerte aus dem rechten Handgelenk über die
- vorgestreckte Nase. Leichtes Lob, lebhaftes würde zum Springen
- veranlassen, harte Strafe zum ängstlichen Nachschleichen. Das
- Marschtempo sei alsbald flotter, damit der Hund nicht teilnahmlos
- nebenher trottelt, sondern animiert geht, da prägt
- sich das „am Fuß” fester ein als bei dem bisherigen
- gewohnten Nebenherlaufen. Bleibt man mal stehen, so wird
- das Kommando „am Fuß!” mit Kurzhalten und lebhaftem
- Antritt neu gegeben, die Schritte sollen tunlichst hart hallen,
- wenigstens die ersten, damit die Bewegungsart die Führung
- unterstützt. Erster Tag ohne Hindernisse und Wendungen;
- am Endpunkt lösen, loben, Erlaubnis zum Vorspringen mit
- aufmunterndem „Voraus”. Nach voller Zufriedenheit am
- zweiten Tag zeitweilig unmerkliches Lösen der Leine, sonst
- erst bei dritter oder vierter Wiederholung. Wechsel des Weges
- vorteilhaft, später auf anderer Straßenseite ohne die bannende
- Wand oder Mauer links. Nächste Steigerung: belebtere Wege
- unter leichtem beruhigendem Zuspruch bei Annäherung von Hunden;
- Lob und Ermahnung sollen von Abirren abhalten.
- Jedes scharfe Abbiegen nach rechts erfolgt unter Kommando
- „am Fuß”! und leicht angezogener Leine. Wiederholung frei
- „am Fuß”. Zum Schluß jedesmal Lob und Entlassung:
- „Voraus”.</p>
-
-
- <h3 id="14"><a>14. Kapitel.</a><br/>
- <b>Setz dich, Leg dich, Ablegen.</b></h3>
-
- <p>Drei reine Gehorsamsübungen, wozu der Hund
- begreifen muß, was er soll; das Verharren ist das Folgen
- aus Einsicht, daß er sich damit Strafe erspart. Anfangs übt
- <!-- Seite 45 -->
- man im leeren Raum unter Ausschaltung von Ablenkungen,
- zu denen auch der Trieb des ersten Auslaufens beim
- Ausgang gehört. Zunächst Namenanruf, Anhängen der Leine,
- Stehen dicht vor Herrn, die linke Hand faßt nach Halsband
- unter der Kehle und drückt leicht zurück, die rechte drückt die
- Keulen nieder, kurzes Kommando „<em>Setz</em>”! Die rechte Hand
- läßt nach, zeigt dem Hund die senkrecht vor die Nase
- gehaltene Handfläche (späteres Zeichen ohne Kommando), die
- linke bleibt noch. Bannender Blick und Zeigen der rechten
- Hand. Macht er keine Miene aufzustehen, so tritt man zurück,
- leises Lob. Alsbald beim Ausgang Erlaubnis zum Voranspringen,
- wenn angezeigt, Abmarsch mit „<em>am Fuß</em>”! Später
- Wiederholungen, kurzes Kommando und Hilfe zur Ausführung
- ergänzen sich rasch zusammenfallend. Nutzanwendung: so oft
- der Hund am Fuß geht und der Herr stehen bleibt, jedesmal
- „<em>Setz dich</em>”! Bald nur noch auf Vorhalten der Hand
- senkrecht vor die Nase, bis,sich der Hund von selbst setzt, sobald
- und wo immer der Herr still steht. Zweck: würde der Hund
- ungeleint neben dem Herrn, der irgendwie durch Unterhaltung,
- Blick in Schaufenster, auf Plakat usw. beschäftigt ist, stehen,
- so wird er leicht zu fremden Hunden laufen, sich langweilend
- weiter bummeln. Das konsequente Setzen ist ein Bannen am
- Ort, ohne daß er leicht getreten wird oder in Versuchung
- kommt. Je temperamentvoller die Rasse (Polizeihund), desto
- wichtiger ist dieses Bannen; Zwerghunde lernen es selten, da
- ungeduldig.</p>
-
- <p>Ein weiterer Schritt, etwas schwieriger, für jede höhere
- Dressur unerläßlich, ist das Legen auf gedehntes Kommando.
- Gut erzogene Hunde wissen schon aus dem Befehl: „Platz,
- leg dich”, was sie jetzt sollen. Führen sie es aus dem
- Gehen beim Fuß angeleint, nicht auf gedehnten Befehl: „Leg
- dich” aus, so drückt man mit linker Hand auf den Rücken,
- während die rechte unter die Vorderläufe greift, sie nach vorne
- schiebend. Die linke Hand bleibt, der rechte Arm erhebt sich
- wagrecht wie hypnotisierend über den Augen. Allmählich
- <!-- Seite 46 -->
- hebt sich die linke weg, der rechte Arm bleibt mit wagrechter
- Hand erhoben; will der Hund aufstehen, so klappt die Hand
- auf den Oberkopf unter „Leg dich”! Nach einer Reihe von
- Übungen muß der Hund lediglich auf Erheben des rechten
- Arms mit wagrechter Hand und allmählichem Senken auch
- ohne Wortbefehl sich legen. Dieses erfolgt immer mit leiser
- Stimme, die auf den Hund eindringlicher wirkt, als Schreien.
- Vollen Erfolg hat nur, wer öfter wiederholt, aber unbedingte
- Befolgung fordert, falls nötig mit Gerte nachhelfend. Jedes
- Nachgeben und Verzicht auf Ausführung lockert auch die
- Disziplin auf andren Gebieten. Ist das Legen (Down) für
- Jagdhunde unerläßlich, für manche die halbe Dressur, wenn
- damit das Niedersenken des Kopfes zwischen die Vorderfüße
- verbunden ist, so ist es bei kleinen Rassen entbehrlich, wenn
- man sie im Hause zum pünktlichen Gehorchen auf „Platz,
- leg dich”! erzogen hat. Auf „Setz dich”, sollte niemand
- verzichten. Alle Polizeihundrassen müssen das „Leg dich”
- ausführen, sowohl auf Wort wie Wink. Nutzanwendung:<br/>
-
- 1. Wenn der Hund auf größere Entfernung unsre Stimme
- gegen Wind nicht hört, können wir ihn durch Armaufheben
- bannen, bis wir zu ihm herangehen und ihn anleinen.<br/>
-
- 2. Ablegen zum Bewachen eines Gegenstandes, falls fremder
- Gegenstand fügt der Herr etwas hinzu, was seinen Geruch
- trägt (Handschuh). Hierzu wählt man einen ruhigen Ort,
- wenn möglich an Wandung, Böschung, Mauer, Baumstamm
- im Schatten, anfangs angelegt oder mindestens mit
- angehängter Leine. Nach Ermahnung entfernt sich der Herr,
- verhält sich ruhig verborgen; schleicht der Hund nach, wird
- er unter „Pfui” und Zeigen der Gerte zurückgebracht, aber
- alsbald persönlich abgeholt, unter Mahnung: ruhig „Platzt”
- damit er nicht entgegenspringt. Abrufen wäre falsch; was
- zu bewachen ist, darf nie verlassen werden.<br/>
-
- Zur korrekten Befolgung gehören viele Übungen und Geduld, aber
- auch schon eine gewisse Reife des Hundes, sowie gutes Einvernehmen
- zwischen Herr und Hund. Ist man überhaupt zur An<!-- Seite 47 -->schaffung
- des sogenannten Torquatushalsband (Stachelhalsband)
- geschritten, das für Jagd und Polizeihund fast unerläßlich,
- so wird man durch Anlegen an solches sicher Resultate
- erzielen, ebenso den Hund rascher zum Gehen an Fuß bringen.
- Aber ein solches Instrument sollte nur für dickfellige Hunde
- benutzt werden, die auch durch ein paar kräftige Schläge nicht
- verdorben (scheu) werden. Sehr nützliche Gehorsamsübungen
- sind „Setz dich” und „Leg dich” dicht vor der gefüllten
- Futterschüssel. Hunde, die so geübt sind, versagen nicht leicht
- in Freiheit.</p>
-
-
- <h3 id="15"><a>15. Kapitel.</a><br/>
- <b>Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd.</b></h3>
-
- <p>Alle mittelgroßen und größeren Rassen, ausgenommen
- die schweren Bernhardiner, müssen lernen, dem Fahrrad zu
- folgen, dessen Tempo für Junghunde zu mäßigen ist, da sie
- sonst leicht dauernd in Hinterhand ruiniert werden.
- Andererseits gibt es kein besseres und bequemeres Mittel, den
- Junghund zu einem gesunden, kräftigen, bruststarken, wohlgestalteten
- zu trainieren als das Laufen hinter dem Rad. Die ersten
- Male muß man sich allerdings die Mühe machen, das Rad
- zu schieben und zwar ganz scharf auf rechter Straßenseite;
- ausnahmsweise folgt der Hund nicht links, dicht am Fuß,
- sondern darf frei gehen. Vom Rad aus ihn an der längeren
- Leine zu führen, empfiehlt sich nicht, das könnte nur ein sehr
- geschickter Fahrer mit einem außerordentlich lenksamen,
- leinenfesten Hund riskieren und hätte höchstens den Erfolg, daß
- der Hund den Weg nur einmal macht. Hat der dem geschobenen
- Rad aufmerksam folgende Hund den ersten Lauftrieb
- hinter sich und seine Geschäfte verrichtet, so steigt man auf
- einsamer Landstraße, die noch wenig von Autos befahren ist
- auf, hält sich zur Erziehung dicht rechts, nimmt sofort flottes
- Tempo, das den Hund zu gestrecktem Trab veranlaßt und
- nicht viel Zeit läßt, nach links und rechts abzuschweifen.
- Die schrille Trillerpfeife hängt an Schnur am Handgelenk
- <!-- Seite 48 -->
- oder um den Hals; nützlich ist vorn an der Lenkstange an
- einer vernickelten Klemmvorrichtung die Peitsche zur Abwehr
- fremder Hunde. Führt man zu zweit, so sollen beide Räder
- mit etwas Abstand hintereinander folgen; vorn derjenige Teil
- an dem der Hund mehr gewöhnt ist, als der führende, der
- zweite gelegentlich korrigierend und überwachend, folgt.
- Eine Stunde zum Rad begleiten ist soviel Bewegung wie
- 4 Stunden Spaziergang. In der Stadt selbst und auf
- belebten Straßen fährt man erst, wenn der Hund nach einigen
- Wochen des Mitlaufens achtsam geworden ist. Um den
- etwas reiferen Hund zum Laufen neben dem Wagen zu
- erziehen, wäre es falsch, sogleich ein flott fahrendes Fuhrwerk
- zu besteigen; der Hund würde leicht aus Übermut oder
- Spielerei nach dem Pferd springen oder umkreisen. Auf dem
- Rückweg nach längerem Spaziergang ersuchen wir den Lenker
- eines langsam fahrenden Lastwagens uns zu
- Erziehungszwecken das Aufsitzen zu gestatten und nehmen rechts hinten
- Platz. Es kommt hierbei nur darauf an, daß der Hund den
- Herrn sieht und hört, sich an die für ihn verwunderliche
- Tatsache gewöhnt, daß er nicht dicht herangehen kann. Bellen
- und Anspringen, was bei langsamer Fahrt und vorausgegangener
- ausgiebiger Bewegung ohnehin selten, wird nicht geduldet,
- mit „Pfui” oder Drohung mit Gerte verwiesen.
- Hilft das nichts, so springt man ab, legt ihn an lange Leine
- und steigt rückwärts auf. Erst nach mehrmaligem Üben, nachdem
- rollende Räder und Pferd dem Hund nichts mehr unheimlich
- Fremdes, wird ein etwas flotterer Wagen bestiegen. Junge Hunde
- läßt man zum Ausritt nicht begleiten, außer man hat selbst
- Stall und Pferd, und der Hund ist durch öfteres Mitnehmen
- und vorherigen Aufenthalt im Stall mit dem Pferd vertraut,
- meidet die Nähe der Hufe, springt das sich bewegende Pferd
- nicht mehr an. Und auch dann ist es nützlich, vorher beim
- Ausführen des Pferdes den Hund einige Male mitgehen zu
- lassen. Der vorher an das Rad gewöhnte wird sich auch da
- sofort anpassen und dem Reiter folgen.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo06.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <!-- Foto 6 - Seite 49 -->
- <h3 id="16"><a>16. Kapitel.</a><br/>
- <b>Apportieren und Verlorensuchen.</b></h3>
-
- <p>Selbst wenn der Junghund nach den Anweisungen des
- Kapitel 12 schon „spielend gelernt”, — das Wort ist sehr
- bezeichnend und hat tiefen Sinn — hat, muß man ihm doch
- noch eine vollständige systematische Dressuranleitung zum
- <em>korrekten</em> Apportieren geben. Manche Rassen sind auch
- weniger arbeitswillig und zum Spiel nicht aufgelegt. Solchen
- mit ausgeprägten Sonderanlagen (z. B. Teckel, Windhund)
- ist es überhaupt möglich das Apportieren vor vollendetem
- 8.-10. Monat beizubringen, später ist es nahezu ausgeschlossen
- oder doch sehr langwierig. Zum Üben wird jetzt nicht Ball
- und Kugel, nur das Apportierholz verwendet. Raum dazu:
- ein ruhiges Zimmer ohne Ablenkungen, keine Zuschauer.
- Damit das Greifstück lieber gefaßt wird und die Zähne nicht
- verletzt, umnagelt man es mit einem Lederstreifen. Das
- Apportieren setzt sich aus 5 Handlungen zusammen (setz dich,
- faß, apport, setz dich, aus). Man ruft „herein” hängt die
- längere Leine (nicht die kurze Führleine) an das Halsband
- ohne das Tier durch Lebhaftigkeit zu erregen. Fiebert es
- vor Erregung hinaus zu kommen, so macht man mit ihm
- „am Fuß” einige Gänge; Kommando: „Setz dich”! Der Hund
- soll in Erwartung sein, aber nicht in Erregung, wenn es
- etwa die Zeit zum gewohnten Spaziergang wäre oder Gebell
- andrer Hunde, Lärm, Geräusche ihn ablenken. Ist das der
- Fall, so verschiebt man die Lektion, begnügt sich mit der
- Übung „leg dich”! Eine erfolgreiche Übung zu richtigem
- Zeitpunkt ist mehr wert als ein Dutzend erfolgloser. Sitzt der
- Hund in ruhiger Erwartung, so holt man das Apportierholz
- herbei öffnet ihm den Fang (Schnauze) mit leichtem Zwang,
- legt das Holz hinein, hebt leicht, den Kopf durch Druck von
- unten und spricht deutlich „Faß”, ihn scharf im Auge
- behaltend. Hält der Hund, so zieht man die Hand langsam
- <!-- Seite 50 -->
- zurück unter Mahnung „Faß”! Nach wenigen Augenblicken
- nimmt man ihm das Holz mit der linken Hand ab, die rechte
- drückt leicht den Kopf nieder und hilft nach mit Kommando
- „<em>Gib aus</em>”! Man belobt, aber belohnt noch nicht. Nach
- einem kurzen Gang „am Fuß” erneutes Setzen und Wiederholung.
- Inzwischen Pause mit Ablegen. „Herein, setz dich”.
- Hält der Hund ohne Unterstützung, läßt sich das Holz willig
- in den Fang ohne Nachhilfe legen, so hält man es dicht vor
- die Schnauze: „Faß apport” ihm leicht entgegenkommend.
- Hat er das erstemal von selbst gefaßt, so wird er nach
- „aus” belohnt und die Lektion mit einem Rundgang „am
- Fuß” abgebrochen, aber nicht durch Spaziergang abgelöst,
- weil der Hund sonst während des Unterrichts nur an diesen
- denkt. Am besten erfolgen solche Stunden an langweiligen
- Regentagen, am stillen Sonntag Nachmittag. Es gehört
- dazu viel Nachsicht, Geduld und Zufriedenheit mit kleinem
- Fortschritt. Der Hund darf angesichts und während der Übung
- mit dem Apportierholz nie gestraft werden, damit er nicht
- ängstlich oder unlustig wird. Eher kann man das „Setz dich”
- vorher etwas scharf fordern, „leg dich” üben, aber dann das
- Holz noch nicht zeigen und erst bei erneutem Setzen ihm
- einlegen. Solange nicht das „Faß Apport” ohne Beihilfe klappt,
- schreitet man nicht weiter. Nimmt er das dicht vorgehaltene
- sogleich auf Befehl, so wird es das nächste Mal etwas weg
- und tiefer gehalten, nach alsbaldigem „gib aus” belohnt
- und abgebrochen. Eine kurze Lektion zur Zufriedenheit bringt
- mehr Erfolg als stundenlanges Wiederholen. Die nächste
- Übung ist Vergrößerung der Entfernung bis der Hund von
- selbst nimmt, sei es, daß wir das Holz bei kleineren Rassen
- auf den Boden, bei größten dicht vor seinen Augen auf
- bereitstehendem Holzschemel legen. Bei arbeitswilligen Hunden,
- die schon vorher spielend lernten, geht das alles in einer
- Lektion (mit einigen Pausen), bei andren kostet es 6—12 Tage.
- Ist ein Hund besonders hartnäckig und will sich das Holz
- absolut nicht einlegen lassen, so hilft oft ein Gewaltmittel.
- <!-- Seite 51 -->
- Man nimmt ein ähnlich dickes Stück Rundholz, legt es ihm
- weit rückwärts in den Fang und bindet es durch mehrfaches
- Umschlingen im Nacken fest, doch ohne zu scharf abzuschnüren.
- Mit dieser Befestigung macht man mit ihm einen mehrstündigen
- Spaziergang, wodurch oft der Widerstand für immer gebrochen
- ist. Dabei ist Kontrolle und viel Gehen am Fuß nötig. Die
- Schnur im Nacken wird zur Sicherheit noch an das Halsband
- befestigt. Mit derselben Verschnürung haben wir hartnäckige
- Raufer und Katzenwürger besser als mit Maulkorb kuriert.
- Nimmt der Schüler das Holz vom Boden auf, so
- darf es nunmehr fortgerollt oder geworfen werden, doch soll
- der Hund <em>erst auf Befehl</em> „Faß apport” zuspringen.
- Dieses abwarten zu lernen, ist die Ursache, weshalb auch
- Hunde, die schon Ball, Kugel usw. bringen, die systematische
- Übung mit Sitzen vor Kommando, und mit sofortigem
- Abliefern mit Hinsetzen durchmachen müssen. Erst nach ganz
- exakter Ausführung darf das Apportieren im freien Gelände
- mittels mitgenommenen Gegenstands, nie mit aufgehobenem
- Stein oder Ast geübt werden. Schütteln, Beißen, Spielen,
- Herumziehen ist streng zu rügen und durch kurze scharf
- betonte Übung im geschlossenen ruhigen Raum (Zimmer, Hof)
- zu korrigieren. Nur ganz allmählich wird in langsamer
- Steigerung der bisherige Gegenstand durch beliebige andre,
- die anfangs die Witterung des Herrn tragen sollen, ersetzt.
- Niemand als der Herr darf mit ihm üben. Schwierige Aufgaben,
- z. B. Bringen von Metall (Schlüssel), das Hunde ungern
- mit den Zähnen berühren, werden belohnt, um die
- Äpportierfreude zu stärken. Dem „Faß apport” (Ergreifen
- und Bringen des Sichtbaren) folgt das „Such apport”, womit
- der Hund die erste Anleitung zum Verstehen von „Suchen”
- erhält. Der verwitterte (riechende) Gegenstand wird vor seinen
- Augen ins Gras, Klee, Heidekraut oder dergleichen geworfen,
- so daß der Hund zwar das Werfen, also die Richtung, nicht
- aber den eingefallenen Gegenstand liegen sieht. Diesen muß
- er durch Absuchen mit Auge oder Nase finden. Ist die Kugel
- <!-- Seite 52 -->
- in ein grünes Tuchstück, das man mit einigen Tropfen
- Anisöl parfümiert hat, gewickelt und erhält er diese vor dem
- Werfen vorgehalten, so kommt der Hund rasch von selbst
- darauf, die Nase zu benützen. Meist genügt es und ist auch
- für spätere Nutzanwendung klüger, nur das Tuchstück einige
- Stunden in der Tasche oder auf bloßer Haut getragen zu
- haben. Beim Werfen im Winter im Schneefeld benützt man
- ein helles Leinenstück. Weiß der Hund genau, was „Such
- apport” bedeutet, so versteckt man im Zimmer die umwickelte
- Kugel, läßt den Hund erst setzen und animiert mit „Such
- verloren”. Der gefundene Gegenstand ist immer, auch im
- Zimmer unter Hinsetzen vor den Herrn abzuliefern. Mit der
- Hand gibt man die Richtung an, damit der Hund lernt, diese
- als Hilfsmittel zu betrachten. Erste Nutzanwendung: während
- Gehen „am Fuß” lassen wir die umwickelte Kugel fallen,
- nach zehn Schritten: Kehrt. „Setz dich”, der Hund weiß,
- daß es etwas zum Apportieren gibt. Wir deuten von ihm
- weg, dicht am Boden entlang nach mit der Hand rückwärts:
- „Such verloren”. Versteht er nicht, so gehen wir langsam
- mit ihm zurück und verkürzen das nächste Mal den Abstand
- auf 5 Schritte. Das Deuten am Boden lehrt ihn, daß er
- auf Rückspur suchen soll. Nach einer Reihe von Übungen
- begreift der Hund unter Benützung und Beobachtung der
- Winke mit Hand oder Arm ganz von selbst, ob er auf der
- Fährte oder frei suchen soll. Durch Lob und freundliche
- Behandlung wird das Apportieren und Suchen bei den meisten
- Hunden zur Leidenschaft; es darf sich nur niemals mit den
- Übungen der Begriff von schroffer Behandlung oder Strafen
- verbinden. Auch darf man den Hund nie durch allzuhäufige
- Wiederholung am gleichen Platz genau derselben Übung
- langweilen oder ermüden. Abschluß immer Lob und Zufriedenheit.
- Weitergehende Dressur der Spurenarbeit mit Gehilfen ist
- Sache der sogenannten Polizeihunddressur aus
- Sozialdressurbüchern.</p>
-
-
- <!-- Seite 53 -->
- <h3 id="17"><a>17. Kapitel.</a><br/>
- <b>Kleine Kunststücke.</b></h3>
-
- <p>Unter teilweiser Ausnützung des schon vorher Gelernten
- und der bei spielender Dressur (Kap. 12) festgestellten
- Anlage lassen sich viele sogenannte Kunststücke beibringen, die
- man aus der Lust des Hundes am Springen, Apportieren,
- Verbindung von beiden, ableitet. Wer mit seinem Hund
- verblüffen will, daß dieser scheinbar rechnen oder lesen kann,
- der muß ihn nur mit leisesten Winken, kaum merklicher
- Bewegung der Lippen, Zucken der Schulter dirigieren. Dazu
- sind nur Hunde brauchbar, die mit Spannung dem Herrn
- ins Gesicht sehen, die Kommandos dort mehr ablesen als
- hören. Wer seinen Schüler an laute Befehle, von lebhaften
- Körperbewegungen begleitet, gewöhnt hat, darf nicht erwarten,
- daß er auf ein leises, mit geschlossenen Lippen hervorgebrachtes
- „Ss” reagiert. Oder ein Zucken von Schulter, ein Bewegen
- der Zehen, die im Stiefel ein Knarren oder Biegung des
- Leders verursachen, beachtet. Auf solchen, von den
- Mitmenschen nicht bemerkten Zeichen beruht das Lesenkönnen der
- Hunde oder ihre Fähigkeit, schwierigste Rechenaufgaben zu
- lösen. Noch nie hat ein denkender Hund oder Pferd in
- Abwesenheit des Herrn eine Frage beantwortet. Doch es ist
- sicherlich schon ein Beweis außerordentlicher Arbeitsfreude,
- wenn ein Hund immer wieder Buchstaben oder Zahlen klopft,
- scharrt, Buchstabenblätter herbeibringt. Man möge sich also
- trösten, wenn der eigne Hund nur mechanisch Gelerntes von
- sich gibt; selbst die gelehrtesten Hunde arbeiten nicht anders. —
- Hunde, die lebhaft sind und bewegungsfreudig, lernen sehr
- leicht springen, wenn man z. B. an langen Regentagen sie
- nicht hinausführen kann. Zwischen eine Tür stellt man ein
- Brett (Kistendeckel) in Länge der Türöffnung und in 3/4 Höhe
- des Hundes), befiehlt „setz dich” etwa 1—2 m von dieser
- entfernt, übersteigt selber lebhaft das Brett mit dem Ruf
- <!-- Seite 54 -->
- „Komm hopp”. Und ebenso zurück. Wiederholt es mehrmals,
- später auch ohne vorher setzen zu lassen. Sodann wirft
- man den Ball oder Apportierholz und befiehlt: „Hopp, apport”,
- bis der Hund freudig auf Kommando das Brett überspringt.
- Das nächste Mal wird das Brett durch vier zusammengestellte
- Leisten in folgender Form zwischen der Türöffnung ▭
- ersetzt, die nicht höher sein dürfen als er, weil sonst der Hund
- darunter durchschlüpft. Springt er freudig, so wird die
- Lattenumrahmung einerseits frei an eine Wand gedrückt, die andre
- Seite begrenzt man selbst und kommandiert „Hopp”. Endlich
- stellt man nur noch die obere Latte allein an verschiedenen
- Stellen gelegentlich auch allmählich erhöhend wieder zwischen
- die Türöffnung, bis der Hund freudig die wohlbekannte
- Sprungplatte übersetzt. Dann wird diese durch ausgestreckten
- Arm oder Spazierstock ersetzt. Über der eingeklemmten Latte
- zwischen der Tür wird ein Reifen, aus Spanischrohr gebogen
- und anfangs durch Umwicklung mit Packpapier vergrößert,
- gehalten, bis der Hund durch den dünnen, etwas verengten
- Reif über die Latte zugleich setzt und schließlich durch den
- Reifen allerorten. Dann wird er gradso durch einen Bogen
- springen, den man mit beiden Armen, anfangs noch über der
- Türlatte, bildet. Alle Steigerungen erst, wenn das Kommando
- „hopp” über das Brett sofort verstanden und willig
- ausgeführt wird. Mit Lob, freundlichem Abklopfen nicht zu
- sparen, als Abschluß eine kleine Belohnung. Alle kurzrückigen
- Rassen (Terrier, Pudel, Pinscher, französische Bulldoggen,
- Dobermann) sind sprungwillig, weniger die längeren,
- auf kürzeren Läufen, oder die Trabläufer (Schäferhund,
- Rottweiler), die es aber aus Galopplauf im Freien über eine
- Wandung zwischen Gartentür ebenso rasch begreifen. Auch
- hier kann man Apportierlust dazu benutzen, namentlich wenn
- der Sprung aus Garten oder Hof zum Spaziergang ins
- Freie führt. — Hat der kleine Hund durch öfteres Zuwerfen
- kleiner Brocken, anfangs aus der Nähe, das Auffangen unter
- „Nimm” begriffen, so muß er auch lernen, zu warten bis er
- <!-- Seite 55 -->
- die Erlaubnis erhält. Man hängt die Leine an das Halsband,
- was dem Hund immer das Bewußtsein gibt, doppelt
- an den Herrn zum Folgen gebunden zu sein, und läßt „setzen”,
- hält den Kopf unter Mahnung zur Ruhe, wagrecht, legt
- leise ein Stück Zucker auf die Nase und läßt langsam den
- Kopf los. Auch ohne Mahnung pflegt der ungewohnte Anblick
- die Augen zu bannen, unter „st” entfernt man sich und
- fixiert scharf. Tritt herzu, ein leichter Schlag von unten an
- den Unterkiefer wirft das Zuckerstück in die Luft „Nimm”
- gibt die Erlaubnis danach zu schnappen; fällt es zur Erde,
- so wirft man es nochmals in die Höhe mit „Nimm”. Am
- nächsten Tag wird die Übung wiederholt, später ohne Leine
- aber immer mit vorherigem Kommando: „Setz dich.” —
- Das vorgehaltene Stück Zucker dient auch als Lockmittel
- zum Durchschlüpfen zwischen die Füße im Gehen. Man
- stellt sich mit vorgestelltem Fuß vor den Hund, lockt mit der
- linken Hand den rechts sitzenden Hund. Ist er durchgeschlüpft,
- so wird das andre Bein vorgestellt und der Zucker in die
- rechte Hand genommen, bis man 3 oder 4 Schritte gemacht
- hat. Hierauf erhält er das verdiente Stück, das immer zum
- Schluß gegeben wird, auch wenn man nicht mehr nötig hat,
- es zum Locken vorzuhalten und der Hund auf Befehl „hier
- durch” in Erwartung der späteren Belohnung von selbst
- kommt und bei jedem Schritt zwischen den Beinen durchläuft.
- Manche Hunde niesen aus Verlegenheit, wenn man sie fixiert.
- Man fragt dazu: „Wie niest der Hund”? und belohnt. Andre
- Hunde reagieren auf Quietschball (Gummiball, der zusammengedrückt,
- fiebt) prompt durch kurzes Bellen. Man wiederholt
- dicht vor ihnen das Geräusch 3—4 mal, belohnt jedesmal,
- namentlich wenn der Hund öfter antwortet. Dann wird der
- Ball in der Hand verborgen, ganz leicht gedrückt, der sitzende
- Hund erwartungsvoll angesehen. Auf Antwort darf mit
- Belohnung nicht gespart werden. Ist man sicher, daß der Hund
- 5—6 mal unbedingt anschlägt, so kann man ihn als Rechenkünstler
- vorführen und fragen: „Setz dich”, wieviel ist 4 mal
- <!-- Seite 56 -->
- 8 weniger 29. Darauf dreimaliges Drücken auf den
- verborgenen Ball, wobei die Zuschauer, „um den Hund nicht zu
- verwirren” etwa 10 Schritt weit entfernt gehalten werden,
- so daß sie unmöglich das leise Geräusch des Balls in der
- Brusttasche durch den angepreßten Arm oder in der
- Hosentasche vernehmen können.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo07.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <p>Alles das sind scheinbar überflüssige Spielereien ohne
- praktischen Wert. In Wahrheit ist <em>alles</em> nützlich, was der
- Hund lernt. Aus einem ergibt sich das andre. Noch
- bedeutungsvoller ist das Lehren für den Besitzer; er erlernt
- dabei den Hund behandeln und zu ermessen, wie weit ein
- Hund auf Erinnerung und Reize reagiert. Das Einvernehmen
- zwischen Mensch und Tier wächst; der Hund wird mit jedem
- neuen Begreifen leichter erfassen und fester behalten. Bis er
- Stimme, Ton, jede Regung versteht, worüber man oft irrig
- sagt: er versteht jedes Wort. Alle hohe Dressur ist Willigkeit
- zur Beachtung von Zeichen. Damit Belohnungen (ein Stückchen
- Kakes, Zucker) auch als solche empfunden werden, darf der
- Hund nicht überfüttert sein, auch außer den regelmäßigen
- Mahlzeiten in seiner Schüssel von niemand je Leckerbissen
- zugesteckt erhalten. Eher etwas knapp an einem Schultag
- (Regentag): ein voller Bauch studiert nicht gern.</p>
-
-
- <h3 id="18"><a>18. Kapitel.</a><br/>
- <b>Wasserarbeit und Schwimmen.</b></h3>
-
- <p>Die meisten Hunde gehen gern von selbst bei Hitze ins
- Wasser, wenn sie nicht unvernünftig behandelt, d. h.
- hineingeworfen oder an einer plötzlich abschüssigen Stelle
- den Grund verlieren und erschrecken. Ehe man den mindestens
- 6—8 Monate alten Hund ans Wasser führen will, sucht man sich
- schon in Gedanken eine flache Uferstelle aus, an der man sich
- nach Spaziergang an heißen Sommertagen lagert. Dann läßt
- man ihn gewähren und selbst Bekanntschaft mit dem nassen
- <!-- Foto 7 - Seite 57 -->
- Element suchen. Jeder Zwang ist von Übel, Beispiel älterer
- Hund nützlich, aber nicht unerläßlich. Hat er sich ins Wasser
- gestellt und macht darin Gehversuche, so wirft man ein rundes
- Holzstück das mit langer dünner Schnur zum Herausholen
- zur Sicherheit versehen ist, wenige Meter von ihm noch ins
- flache Wasser: „Apport”. Sobald er herauskommt, schnell
- das Kommando „Setz dich, gib aus”!, ehe er sich noch schütteln
- kann. Wasserabschütteln vor Ablieferung des Apportgegenstands
- ist ein Dressurfehler, weil dabei meist der Gegenstand
- fallen gelassen wird und liegen bleibt oder, falls Ente des
- Jägers, entweicht. Was auch der Schüler ausführt, muß
- exakt sein. Hat man das Holz abgenommen, so mag er
- erst etwas herumspringen, ehe man aufs neue wirft. Nicht
- ermüden, und mit Lob abschließen, sodann flotter Heimweg
- namentlich später bei kühlerem Wetter. Einige Tage später
- versucht man es in tiefem Wasser; scheut er es, so geht man
- ohne Tadel nach Hause, versucht es nochmals. Das Versagen
- ist kein Unglück an sich, aber es gibt ein nie versagendes
- Mittel jeden Hund zum Schwimmen zu bringen. Dazu
- brauchen wir einen lebenden Gehilfen oder einen kurzen Pfahl,
- 1 m lang, unten spitz zum Einschlagen; oben (etwas unter
- Rand) wird eine Ringschraube eingedreht. Ort ein Bach, der
- zum Durchwaten für den Hund zu tief aber nicht reißend ist,
- Nähe einer Brücke. Auf dem einen flachen Ufer schlagen wir
- mit kräftigem Stein den Pfahl in den Boden, so daß er etwa
- <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> m noch herausragt, ziehen durch die Ringschraube eine
- lange kräftige Leine, werfen die beiden Enden auf das andre
- Ufer, zum sicheren Wurf mit angebundenem starken Holzstück.
- Sodann begeben wir uns mit dem Schüler über die Brücke
- zu der dem Pfahl gegenüber liegenden flachen Stelle. Das
- eine Ende wird an das genügend eng gestellte, aber nicht
- würgende Halsband befestigt, das andre nehmen wir in die
- rechte Hand. Mit der linken führen wir dicht an das Wasser
- und ziehen nun mit der rechten Hand langsam aber fest die
- durch die jenseitige Ringschraube laufende Schnur. „Voraus,
- <!-- Seite 58 -->
- so ist's brav.” Der Hund fühlt sich geführt an der Hand
- des Herrn, wenn er auch im Wasser den Boden unter den
- Füßen verliert, zieht ihn die Leine, daß er nicht versinkt,
- noch unsicher wird oder Zeit hat zum Paddeln oder Wasser
- treten. Kurz vor dem Ufer, noch ehe er herausspringen kann,
- erfolgt das Kommando „herein, hierher”! und das andre Ende
- der Leine, das bisher nur nachgab, zieht zurück. Man kann
- denselben Effekt mit einem Gehilfen erreichen, der den Hund
- am Halsband hält, während man die lange Leine ans andre
- Ufer wirft, über die Brücke geht und nun selbst den Hund
- an dieser zu sich unter Anruf hinüberzieht. Dort wird er gelobt.
- Besser ist es aber, das ganz allein in aller Stille ohne
- Zuschauer und Teilnehmer abzumachen. Man wird erstaunt sein,
- wie rasch jeder Hund begreift, daß das Wasser gar nichts
- gefährliches ist, und daß er an der führenden Hand des Herrn
- immer in Sicherheit ist. Dieses Hilfsmittel muß in vollster
- Ruhe und Bedächtigkeit benützt werden, überzeugt, daß es
- hilft und daß der Hund ohne jede Aufregung sich leiten lassen
- wird, als ob man schon 10 Hunde auf diese Weise von der
- Harmlosigkeit des Wassers überzeugt hätte. Am besten setzt
- man sich einige Minuten vor dem Anlegen an die hinübergeworfene
- Leine ans Ufer und raucht eine Zigarette, was
- auch zum Vertreiben von Mücken nützlich ist. Jede Unruhe,
- Nervosität oder Unsicherheit des Herrn überträgt sich auf den
- Hund, den wir auch nie über Trauer oder Niedergeschlagenheit
- täuschen können, wie unsre Angehörigen, die wir aus
- Rücksicht leicht mit Worten zu beruhigen vermögen.</p>
-
- <p>Zu Schwimmkünstlern und Tauchern kann man nur
- solche Rassen machen, die ererbte Wasserpassion infolge
- Lebensweise der Vorfahren (Neufundländer) oder Abstammung
- von Arbeitsschlägen (Pudel, Spaniel. Airedaleterriers, die
- Otterhundblut führen) besitzen. Öfter führt auch häufige
- Gelegenheit durch Nähe von Teichen, Flüssen, Meeres- oder
- Seeufer, harte Schläge, wie rauhhaarige Terriers und Pincher
- dazu. Vorbedingung zum Tauchen ist sehr klares, ruhiges
- <!-- Seite 59 -->
- Wasser und freudiges Apportieren, wozu man Holzstücke durch
- Beschweren zum Untersinken präpariert, aber nie Steine,
- benützt. Will man den schwarzen Schnürenpudel in voller
- Schönheit und Farbe erhalten, so darf er nach dem Baden
- wie Schwimmen nicht lebhaften Sonnenstrahlen ausgesetzt
- werden; man wählt dazu die warmen Sommerabende. Auch
- lasse man sich nicht verleiten, an kühlen windigen Abenden
- Hunde ins Wasser zu schicken, besonders nicht kurz behaarte.
- Zum mindesten nehme man ein altes Handtuch mit und
- frottiere kräftig dem Haarstrich entlang. Ältere Jagdhunde,
- die viel zur Entenjagd benützt werden, zeigen durch
- Nierenleiden und Rheumatismus, wohin solche Zumutungen führen.
- Hat der passionierte Hund gegen Willen des Herrn ein eisiges
- Bad genommen, so begibt man sich im Eilschritt zur nächsten
- Behausung und scheue sich nicht, dort Wärmeschutz vor Ofen
- oder, nach Trockenreibung mit Heu oder Stroh, im Stall zu
- erbitten. Es wird selten gemütlose Menschen geben, die einem
- Tier Mitgefühl versagen, was zudem nichts kostet. Lieber
- eine halbe Stunde Aufenthalt, als ein krankes Tier, für das
- der Herr verantwortlich ist.</p>
-
-
- <h3 id="19"><a>19. Kapitel.</a><br/>
- <b>Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn.</b></h3>
-
- <p>Wenn manche Hunde auf Schuß ausreißen, und sogar
- schußscheue Jagdhunde vorkommen, so ist nervöse Veranlagung,
- der nicht rechtzeitig entgegengetreten wurde, sowie ein
- erstmals in nächster Nähe abgegebener Schuß schuld. Der Jäger
- schießt vom Hund weg auf ein Ziel, der Jagdhund muß auf
- Schuß sich legen und Befehl abwarten. Der Schuß gegen
- Herrn des Schutzhundes kommt in der Richtung auf
- diesen. Also ist hier die Gewöhnung eine andere. Der
- Abfeuernde soll nie der Herr sein, sondern immer ein Zweiter,
- <!-- Seite 60 -->
- ein Feind. — Der Gehilfe erhält einen Revolver, geladen
- mit Platzpatrone-(ohne Kugel, anfangs wenig Pulver); er
- hat sich im freien Gelände, etwa 100 m weit aufzustellen
- und zunächst nur durch lebhafte Bewegung und rüden Anruf
- auf sich aufmerksam zu machen. Der Hund steht angeleint
- links vom Herrn. Der erste Schuß fällt, Kommando: „Gib
- Laut!”. Man lobt, hält den Hund zurück. Der Gehilfe
- nähert sich auf Wink, gibt weiteren Schuß ab. Je lebhafter
- der Hund bellt, desto weniger hört er die Schüsse, deren
- letzter auf höchstens 6 m Nähe erfolgen darf. Jetzt rückt
- man mit dem Hund vor, worauf der Gehilfe sofort zurückweicht.
- Hier wie bei allen Mannübungen muß der Hund
- immer den Eindruck haben, daß er der Sieger sei, der mit
- drohendem Bellen den Feind in die Flucht schlägt. Aber
- <em>nie</em> darf Manndressur und Angriff mit einem Hund geübt
- werden, der nicht eine volle systematische Dressur hinter sich
- hat und <em>fest im Appell ist</em>. Bei scharf veranlagten, kräftigen
- Rassen könnten Mißverständnisse von Schuß, Bewegung,
- Verwechslung des Gehilfen oder dgl. zu verhängnisvollen
- Folgen führen. Man muß immer wissen, wo man nur
- anleiten und mehr den Zurückruf üben muß, und wo man den
- etwas schüchternen Hund zum Draufgänger steigern kann.
- Also Vorsicht bei Schäferhunden, Rottweiler, Dobermannpinscher,
- Doggen, Bulldoggen; bei diesen wird nicht scharf gehetzt,
- sondern nur die Richtung angegeben und Gehorsam
- geübt. Den regungslos stehenden Menschen (oder Gehilfen)
- hat der Hund nur zu verbellen, nie anzugreifen. Das
- Bewachen erfolgt in liegender Stellung, Kopf in Richtung des
- Feindes. Reagiert der Schutzhund auf den „Verbrecher”
- nicht, so wird er wie folgt immer scharf zu machen sein.
- Der Hund steht an kurzer Leine an linker Seite des Herrn;
- der Gehilfe in auffälliger Kleidung (umgedrehter Joppe) nähert
- sich mit einem größeren Ast, ärgert damit mit krächzenden
- Tönen den Hund. Entweicht sofort, wenn dieser auf Kommando
- bellt, begibt sich auf erhöhte Stelle (Mauer, auf Baum mittels
- <!-- Seite 61 -->
- angelegter kurzer Leiter), so daß ihn der Hund keinesfalls
- erreichen kann. Von obenher reizt er den Hund mit dem Ast;
- gibt dieser lebhaft Laut, so kommt der Herr hinzu, lobt ihn
- und führt ihn weg an der Leine, doch nur wenige Schritte,
- worauf der Hund frei „an Fuß” als Gehorsamsübung zu
- folgen hat. Systematische Dressur zum Fassen des Gehilfen
- („Verbrechers”) erfordern Hetzgewand, Schutzärmel, Dressurplatz
- und sollte von Laien nur unter Anleitung erfahrener Dressurleiter
- im Polizeihundverein, Schäferhundverein erfolgen.
- Vieles Üben und Beißenlassen wird besser vermieden; man
- erzieht damit bißwütige Hunde. Ist ein Hund nicht scheu,
- hat er nur einige Male den flüchtenden Gehilfen verfolgt, so
- weiß er im Ernstfall von selbst von seinen Zähnen Gebrauch
- zu machen. Allerdings soll der Schutzhund auch nicht
- ausreißen, wenn ihm jemand mit Ast oder Stock droht, und das
- ist nur damit zu erreichen, daß man einen Gehilfen gegen
- den angeleinten, dicht beim Herrn stehenden, bellenden Hund
- vorgehen läßt. Zieht er sich scheu zurück, so wächst dem
- Hund sofort der Mut, er geht vor und weicht auch nicht
- zurück, wenn absichtlich ungeschickte Schläge zunächst nur auf
- den Boden klatschen. Erst wenn der Hund wütend bellt,
- darf ihn ein Schlag mit Ast berühren, wird aber dann nicht
- schaden, sondern den Hund nur angriffsmutiger machen.
- Immer muß der Herr dabei stehen, animieren, aber doch den
- Hund so kurz halten, daß eine Verletzung des Gehilfen
- ausgeschlossen ist. Plötzlich steht dieser ganz still, dann wird
- auch der Hund mit kurzem Kommando „ab ! Leg dich”, zur
- Ruhe verwiesen. Den gegebenen Schutzhund liefert die Züchtung,
- erzieht die Liebe zum Herrn. Nicht die Hetzarbeit, die
- oft verdirbt und fast nur für Hundebesitzer in einer
- gefährdeten Berufsstellung angezeigt ist. Hunde an die Kette
- der Hütte anzulegen und necken zu lassen, veranlaßt sie zwar
- bei jedem geringfügigen Anlaß zu bellen, zu schnappen und
- sich wie toll zu gebärden, macht also einen drohenden
- Kettenhund, aber niemals einen zuverlässigen Schützer. Von der
- <!-- Seite 62 -->
- Kette und dem örtlichen Rückhalt wie Hütte gelöst, sind
- solche Hunde meist feige, schnappen höchstens aus Angst für
- sich selbst von rückwärts zu. Der richtiglernende Beschützer
- kann nur durch den fingierten Angriff gegen ihn, wenn er
- dicht beim Herrn steht, oder gegen den Herrn selbst im Dunkeln
- zum Begreifen des Schützens gebracht werden. Auch der
- tobende „Verbrecher” hinter einer Holzwand, der den Hund
- reizt, führt nicht auf das Ziel <em>Schutz,</em> sondern zur
- <em>Rauflust,</em> die dann erst wieder gebändigt und in
- gesunde Richtung gestellt werden muß.</p>
-
-
- <h3 id="20"><a>20. Kapitel.</a><br/>
- <b>Korrektur verdorbener Hunde.</b></h3>
-
- <p>Ein Erzieher und Dresseur, der selbst erst einen Hund
- verdorben hat, eignet sich auch nicht zur Berichtigung, die
- noch weit höhere Anforderungen an Konsequenz, Geduld,
- Ruhe, Eingehen auf den Charakter fordert. Unbedingt
- hoffnungslos ist kein jüngerer Hund, den man aus fremder Hand
- mit Fehlern mangelhafter Dressur, hand- oder schußscheu, zum
- Entweichen geneigt erhält. Die Hauptbedingung ist, daß der
- Hund und neue Herr sich innig aneinander anschließen, sehr
- viel beisammen sind, daß der auf Straße etwa unbändige,
- Wagen nachprellende, rauflustige, Geflügel hetzende Hund
- möglichst wenig Gelegenheit zu Übeltaten findet, solange er
- nicht eine vollständige neue systematische Dressur (Kapitel 13
- bis 17) durchgemacht hat, als ob er noch nie etwas gelernt
- hätte. Und von allen Übungen reichliche Wiederholungen
- unter peinlichster Beachtung des vorgeschriebenen Anlegens
- und dazu „Setz dich”. Vor Beginn des Kursus muss man
- einige Tage der Woche weiten Spaziergängen oder Radtouren
- in allerlei Gegenden vor der Stadt opfern. In den Straßen
- aber an kurze Leine links „am Fuß”. Niemand füttert als
- der Herr, in dessen Schlafzimmer (oder nebenan bei offener
- Tür das Schlaflager („Platz”) sich befindet. Fremden Hunden,
- <!-- Seite 63 -->
- Wagen, Autos, allem, was der Hund scheut oder ihn reizt,
- weicht man nicht aus, sondern führt den Hund so dicht als
- möglich vorbei. Hier wie bei allen sonstigen Gelegenheiten
- wird viel mit ihm gesprochen. Je mehr der Hund lernt
- (Kapitel 17) und man übt, desto besser. Er muß seine ganze
- <em>Vergangenheit vergessen,</em> viel Bewegung haben und
- Abends müde sein. Der neue Besitzer soll womöglich den
- früheren Herrn (aber nicht in Gegenwart des Hundes) persönlich
- kennenlernen und dessen Wesen studieren, damit er in
- allen Kundgaben zum Hund sich auf das <em>Gegenteil</em> einstelle.
- Spricht jener laut, rasch, lebhaft, so übertreibe er im Verkehr
- mit dem Hund das Gegenteil. Dieser muß sich immer beobachtet
- wissen und mit dem Herrn verbunden fühlen. Ehe
- Befehle erfolgen, muß sich der Hund setzen, den Herrn
- anblicken lernen, das Kommando abwarten und ablesen. Hat
- man aber dazu nicht Zeit, so fange man besser den Versuch
- gar nicht an, verschiebe den Erwerb auf die Ferien. Man
- glaube nicht, daß man mit Strafen einen verstockten Jungen
- oder Hund korrigieren könne; damit mag man ihn höchstens
- zurückhalten, solange er dicht unter den Augen in der Hand
- ist. Er muß ganz neu sich selbst erleben lernen und im
- Verhältnis zum Herrn eingestellt werden. Gehorsamsübungen
- können nicht oft genug (aber ohne Strafen) gemacht werden;
- rasch und prompt hat „Setz dich, leg dich, apport, Platz,
- herein, am Fuß” zu erfolgen. Dazu viel Arbeit,
- Sprungübungen, Kunststücke, Verlorensuchen, Apportieren aus Wasser,
- Gewöhnen an Schuß ohne Hetzarbeit, das Leben im Hause
- streng regelmäßig, nie allein ohne Aufsicht auf die Straße.
- Eine große Summe von gütigen Mühen; ehe man sich dieser
- unterzieht, wäge man, ob diese der betreffende Hund nach
- Rassenschönheit und Anlagen, die das Auge und der
- Gesichtsausdruck verrät, wert ist. Nach Charakter ist der verdorbene
- Hund ursprünglich oft mehr wert als der, an dem nicht leicht
- etwas zu verderben ist.</p>
-
-
- <!-- Seite 64 -->
- <h2 id="IV"><a>IV. Teil.</a><br/>
- Praktische Anleitung zur Hundehaltung.</h2>
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <h3 id="21"><a>21. Kapitel.</a><br/>
- <b>Der Zwinger, die Hütte, das Lager.</b></h3>
-
- <p>Ein altes Wort sagt: „Einmal Hundefreund, immer
- Hundefreund.” Zu einem Dauerzustand für das Leben lohnt
- es auch ein Dauerheim zu schaffen, da aus dem Hundebesitzer,
- dem erfolgreichen Aussteller, sehr oft der Züchter
- wird, der die häufigen Bitten aus Freundeskreis nach einem
- Abkömmling seines Musterhundes erfüllen will. Bei einem
- Einfamilienhaus, sei es Stadtmiethaus oder Eigentum vor
- der Stadt, sollte der Zwinger nicht fehlen. Er erleichtert die
- Haltung, ermöglicht die Zucht, hilft Haus und Wohnung
- sauber halten, wenn der Hund nach Spaziergang bei Regen
- oder Schneeschlamm naß heimkommt und vor Einlaß in das
- Haus eine Stunde auf reichlichem Strohlager trocken und
- sauber geworden. Die läufige Hündin ist dort während der
- Zeit, in der jede zum Entweichen neigt, sicher bewahrt. Die
- Zuchthündin kann dort in Ruhe werfen und mit den Welpen
- bleiben, bis sie anfangen selbst zu fressen und weggegeben
- werden. Auch in einer Villa mit 2—3 Wohnungen erspart
- ein schlichter Zwinger viel Beschwerden wegen beschmutzter
- Treppenhäuser, und die im Verhältnis zu dem Luxus eines
- Hauses ganz geringfügigen Kosten für einen Hundezwinger
- werden reichlich ausgewogen. In manchen Großstädten verbieten
- die Besitzer die Haltung eines größeren Hundes; ein
- <!-- Seite 65 -->
- Zwinger würde diese Härte überflüssig machen. Die sehr
- hohe Zahl der Familienhunde in England, das Fehlen von
- Kreuzungen und wertlosen Straßenkötern geht sicher auf Konto
- der Zwinger beim englischen Familienhaus als bequeme Unterbringung
- und Bewahrungsmittel der Hündinnen vor Fehltritten.
- Der Zwinger lehnt sich am besten an eine geschützte
- Mauer in Nordost, er habe möglichst viel Sonne, der Boden
- muß unbedingt betoniert, undurchlässig, also waschbar sein,
- da er sonst nach kurzer Zeit verseucht und übel riecht. Auch
- würde auf durchlässigem, feuchtbleibendem Boden der Holzzwinger
- rasch unten verfaulen. Die Betonunterlage etwas
- höher als der Hof und leicht schräg geneigt von der Mauer
- weg, damit Regen schnell abläuft. Eine rechtwinklige Ecke
- des Hofes oder an Hausrückwand angefügt, macht nur zwei
- Gitterseiten nötig und gewährt mehr Wetterschutz, ist auch
- leichter stabil anzulegen. Das Gitter vorn mit Tür, aus
- Eisenstäben, die nur einmalige Ausgabe sind, die Enden nach
- Innen gebogen, was Überspringen oder Klettern verhindert.
- Drahtgeflecht rostet zu rasch und läßt sich dagegen nicht durch
- Anstreichen schützen. Für mittelkleine Rassen unter Stuhlsitzhöhe
- ist der Zwinger entbehrlich, höchstens für den Züchter
- solcher (z. B. Foxterriers) nötig. Also sei er gleich so groß
- angelegt, daß ein Mann mit gebücktem Kopf darin stehen
- kann. Eine geräumige Hütte aus Hartholz, mit heißem Leinöl
- getränkt und mit Ölfarbe gestrichen, genügt auch; das Holz
- innen und außen glatt behobelte, sogenannte Nut- und Federbretter,
- von außen mit Decklatten an den Fugen benagelt.
- Kein Satteldach, sondern ein glattes, schräges Dach mit Dachpappe
- benagelt zum Aufheben. Bei großer Kälte läßt sich
- leicht innen auf Leisten ein zweites Dach nur aus Brettstücken
- auflegen und damit die Höhe reduzieren. Ähnlich soll ein
- von unten wärmender Doppelboden nicht fehlen, der Zwischenraum
- mit Torfmull gefüllt. Dieser hält warm; saugt Feuchtigkeit
- geruchlos auf. Als Windschutz wird bei Kälte ein Sack
- vor den Einschlupf gehängt, den der Hund beim Einkriechen
- <!-- Seite 66 -->
- verschiebt. Der Zwinger sei eine vergrößerte Hütte mit Tür;
- in diese kommt das Einschlupfloch, durch ein herablaßbares
- Fallbrett verschließbar, wie an Hühnerhäusern üblich. Innen
- dient eine erhöhte Pritsche mit reichlich Stroh als behagliches
- Lager. Das Verbringen in Zwinger oder zur Hütte soll nie
- eine Strafe sein, wird auch nach Rückkehr von Spaziergang
- als solche nicht empfunden, zumal nach <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub>—1 Stunde die
- Erlösung zur Futterstunde schlägt. Gelegentlich wird auch
- das Futter in den Zwinger gebracht oder dient er als Nachtaufenthalt.
- Die tragende Hündin wird schon 14 Tage vor
- dem Wurftage an den Zwinger allmählich gewöhnt, indem
- sie dort ihre Mahlzeiten erhält. Die Gittertür ist nach Innen,
- die des Hauses nach Außen zum Öffnen. Gegen unbefugtes
- Füttern, Zustecken von Knochen schützt, wenn nötig, ein von
- außen an das Gitter mit Bindedraht befestigtes Geflecht.
- Da der Zwinger für den Familienhund niemals ständiger
- Aufenthaltsort sein soll, weil er dort verdummt und seinem
- Zweck als Gesellschafter und Wächter entzogen würde, ist kein
- kunstvoller Steinbau nötig. Dient der Zwinger als Wurfraum,
- so ist in diesem mit etwa 12 cm breiten, 20 mm
- starken Brettern ein Wurfplatz abzugrenzen, benutzt man dazu
- die Hütte, so wird mit ebensolchem Brettstück nach vorn zum
- Einschlupf abgegrenzt, damit die Welpen nicht herausfallen
- können und auch nicht zu nahe vorn am Eingang liegen.</p>
-
- <p><em>Ein Lager in der Wohnung</em> muß jeder Hund haben,
- besser noch ein solches im Zimmer und ein zweites im Vorhaus
- (Treppenhaus des Einfamilienhauses). Fehlt es, so
- suchen die Hunde, deren Bauchseite dürftig behaart, aus Wärmebedürfnis
- Polstermöbel auf. Alle Hunde, die auf blanker Erde
- oder Holzboden beständig liegen, bekommen häßliche,
- kahle Liegebeulen an den Ellenbogen. Für kleine Rassen genügt
- als Lager eine Kokosmatte. Für größere bewährt sich
- am besten eine Matratze, mit Seegras gefüllt, vom Tapezierer
- in Form solid durchgenäht, aus Gründen der
- Reinlichkeit mit abzuknöpfendem Überzug, die Ösen zum Knöpfen aus Leder
- <!-- Seite 67 -->
- unterhalb der Matratze zu befestigen, damit sie der Hund
- nicht aus Langeweile nachts annagt. Aus Verdoppelung
- (Zusammennähen) zweier Stücken eines ausgedienten Teppichs
- kann man auch für mittelgroße Rassen ein Lager stabil herstellen.
- In vielen Geschäften sind fertige Hundelager für
- kleinere Schläge erhältlich, die aus Eisenrahmen mit starkem
- Drellbezug bestehen; in diese gehört aber unbedingt eine genau
- dazu passende Kokosmatte. Körbe in flacher Form
- empfehlen sich nur für kleine Tiere; das darin liegende Kissen
- muß jeden Morgen sauber ausgeschüttelt werden. Für Hausflur
- oder Treppenhaus kann man mit 4 Eckpfosten, 4 Brettstücken
- von etwa 15 cm Breite und darunter Bodenbretter
- eine erhöhte Pritsche von etwa 30 cm Höhe, für mittlere
- Rassen (50x75 Bodenfläche) sehr leicht zusammennageln.
- Als Lager eine genau hineinpassende Matratze. Hütten im
- Haus oder Schlafkisten verhindern die Hautausdünstung und
- sperren den Hund ab, mit abschließbarer Tür mögen sie
- höchstens vorübergehend zur Erziehung dienen, wenn ein
- Junghund nachts nicht zimmerrein ist oder man gezwungen
- ist, ihn öfter allein im Hause zu lassen und fürchtet, daß er
- diese Zeit zum Anbeißen von Gegenständen mißbraucht. Für
- kleinste Nassen eignen sich dazu sehr gut die sogenannten
- Bruthäuschen für Hühner, die vorn mit aufklappbarem Drahtgeflecht
- versehen sind. Dauernd sollten sie aber nicht nötig
- und durch gute Erziehung überflüssig gemacht werden.</p>
-
-
- <h3 id="22"><a>22. Kapitel.</a><br/>
- <b>Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde.</b></h3>
-
- <p>Im allgemeinen gehört die Hündin <em>nicht in Laienhände,</em>
- am wenigsten in der Mietwohnung und Großstadt.
- Man lasse sich also nicht zur Anschaffung eines weiblichen
- Welpen verleiten; nur wer schon mit Hundehaltung vertraut
- ist und genügend Platz mit Sonne und Auslauf zur Ver<!-- Seite 68 -->fügung
- hat, darf an Erwerb einer Zuchthündin denken. Aus
- der Stadt, dem Miethaus sollten alle Hündinnen ganz verschwinden,
- so daß weder sie noch ihre Witterung anzutreffen
- ist, dann würden wir treuere, weniger rauflustige Rüden
- haben, keine häßlichen Bilder mehr sehen, die Hundefeinden
- — das sind jene, die den Hund nicht kennen — den Vorwand
- zur Agitation bieten. Obschon unsere Forschungen in
- dieser Richtung noch nicht geschlossen, möchten wir behaupten,
- daß mit Abschaffung der herumlaufenden Hündinnen die Tollwut
- verschwinden wird, die immer aus dem Osten nach
- Europa hereingebracht wird. Aus den Ländern der halbwildlebenden
- Straßenhunde. Für Hündinnen, die nicht im Besitz
- eines Züchters, ausgewiesen durch das stammbuchmäßige,
- anerkannte Züchteraffix, sollte die 3 fache Hundesteuer erhoben
- werden. Hündinnen sind weder treuer noch leichter zu
- dressieren, das Nachlaufen der Rüden hinter Hündinnen
- würde abnehmen, wenn es weniger und nur gut behütete
- Hündinnen in Züchterhänden gäbe. Hat man aber als Geschenk
- doch eine Hündin erhalten, so ist zu beachten, daß
- diese erstmals mit 7—9 Monaten hitzig (läufig) wird, sodann
- mit Pausen von etwa 5—6 Monaten zweimal im Jahr.
- Infolge Blutandranges nach den Genitalien schwellen diese
- an, während der ersten 9—12 Tage findet eine Blutabsonderung
- statt, die während der zweiten Hälfte der Hitze
- in einen helleren Ausfluß übergeht. Die Witterung des
- Zustandes wird vom Rüden schon einige Tage vorher wahrgenommen;
- doch pflegen Hündinnen den Rüden während der
- ersten Tage abzuweisen. Trotzdem ist es auf alle Fälle
- nötig, die Hündin vom ersten Tage an sorgfältigste zu behüten,
- sie nie allein hinauszulassen und auch beim Hinausführen
- an die Leine zu legen. Wo es räumliche Verhältnisse
- gestatten, läßt man sie während dieser Tage nur in Hof oder
- Garten oder trägt die kleine Hündin auf dem Arm in eine
- ruhige Seitenstraße morgens früh und spät abends, damit
- möglichst wenig Spuren zum und in das Haus führen,
- <!-- Seite 69 -->
- dessen Tür tunlichst geschlossen gehalten wird. Trotz aller
- Vorsicht läßt es sich schwer vermeiden, daß während dieser
- Tage das Haus von schlecht behüteten Rüden der Nachbarschaft
- belagert wird. Mit Gummischleuder (grobe Schrotkörner),
- Wasser, Peitsche muß man eben sehen die Zudringlichen
- zu vertreiben. Beim Ausgehen wird das Halsband
- gut gesichert und zur Abwehr von Rüden die Peitsche mitgenommen.
- Besser zu viel Vorsicht als zu wenig. Der
- Zustand ist ein pathologischer, und viele Hündinnen suchen zu
- entweichen, solche hängt man am Lager an die Kette, wenn
- man das Haus verläßt. Kommt es trotz Vorsicht zu ungewollter
- Verbindung, wobei der Rüde auf Dauer von 20
- bis 30 Minuten fest mit der Hündin körperlich verbunden
- ist, so unterlasse man jeden Versuch gewaltsamer Trennung,
- stelle das Paar abseits vom Verkehr und warte geduldig das
- Ende ab. Soll aber die ausgewachsene Hündin (nicht vor
- 1 <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> Jahr) belegt werden, so geschieht das etwa am 13. oder
- 15. Tag der Hitze. Der Gesundheit schadet es nicht, wenn
- eine Hündin nie zur Zucht verwendet wird; doch ist es gefährlich,
- sie erst mit 3—4 Jahren oder später decken zu
- lassen, da die Genitalorgane dann oft nicht mehr elastisch genug
- sind. Kastrieren entwertet, führt zu Fettsucht und
- Temperamentlosigkeit. Wird man als Besitzer eines , schönen
- Rüden gebeten, dessen Tätigkeit für eine vollwertige Rassenhündin
- zur Verfügung zu stellen, so mag, falls Bedenken
- wegen der Persönlichkeit des etwa unbekannten Besitzers nicht
- vorliegen, dem Gesuch stattgegeben, nur soll die <em>Hündin</em> zum
- richtigen Zeitpunkt ins Haus gebracht werden. Führt man
- den Rüden zur Hündin, so steht zu befürchten, daß der Rüde
- die nächste Gelegenheit zum Entweichen ergreift, und die
- Hündin sucht. Während des Deckakts soll der Besitzer seine
- Hündin an kurzer Leine halten; einmaliges Belegen genügt.
- Vor vollendeter systematischer Dressur, vor allem vor zweitem
- Lebensjahr sollte ein Rüde nicht, oder höchstens ausnahmsweise
- zur Zucht verwendet werden. Geschieht es überhaupt
- <!-- Seite 70 -->
- nie, so schadet es auch nichts, vorausgesetzt, daß man seinen
- Hund vernünftig hält, nicht überfüttert und für ausgiebigen
- Auslauf und Tätigkeit sorgt. Ein besonders kluges und
- zugleich schönheitlich hervorragendes Tier der Zucht ganz zu
- entziehen, wäre eine Schädigung für die Hochzucht und Rasse,
- da ohnehin die für Vermehrung tätigsten Zuchthunde leider
- vielfach Zwingerhunde sind, also zur Hebung von Intelligenz
- und guten Charaktereigenschaften selten beitragen. Wenn
- Rüden häufig Zeichen von Geschlechtserregung geben, auf
- andren Hunden reiten, so ist das ein Zeichen zu üppiger
- Fütterung, muß man reduzieren und für ausgiebige Bewegung
- sorgen.</p>
-
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo09.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <h3 id="23"><a>23. Kapitel.</a><br/>
- <b>Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge; Scheren und Baden.</b></h3>
-
- <p>Jedem Haushund muß man sofort auf erstem Blick am
- Gesamteindruck ansehen, daß er gepflegt ist; das unterscheidet
- ihn von Straßenköter und Zwingerhund in Verbindung mit
- einer gewissen Haltung, die nur der wohlerzogene Hund zeigt.
- Dadurch übertrifft er selbst Ausstellungstiere von höheren
- Rassenwerten. Ein einmaliges Waschen und Bürsten gibt
- diesen Eindruck noch nicht; Pflege sitzt wie ein gutgearbeiteter
- und selbstverständlich getragner neuer Anzug. Wer durch
- etwas Ausübung Verständnis erhalten hat, wird — um durch
- sorgfältige Pflege seinen Kameraden zu heben — sogar den
- Pudel, den rauh- oder langhaarigen Rassenhund dem stock-
- und kurzhaarigen vorziehen. Allerdings sind die erstgenannten
- ohne oder mit mangelhafter Haarpflege geradezu abstoßend,
- die letzteren (kurzhaarige) auch dann noch erträglich. Da sie
- sehr wenig Pflege brauchen, unterbleibt leider oft das Wenige,
- doppelt beschämend für den Besitzer, zumal der, der keine Zeit
- für solche Äußerlichkeiten hat, die alle Welt feststellen und
- <!-- Seite 71 -->
- kritisieren kann, noch weniger Lust und Sinn für Erziehung
- und Innenleben seines Hausgenossen hegen wird und besser
- täte, gar keinen Hund zu halten. Pünktlichkeit ist das Rückgrat
- der Pflichterfüllung, deshalb soll eine ganz bestimmte,
- alltäglich innegehaltene Viertelstunde gewählt und unerbittlich
- (gegen sich selbst) festgehalten werden, z. B. kurz vor dem
- Mittagessen, weil da die Hygiene ohnehin geistige und anstrengende
- körperliche Arbeit verbietet, also eine halbe Ruhepause
- als Übergang von Arbeit recht nützlich ist. Gibt es
- auch noch so wenig am Hund zu tun, er wird doch so täglich
- kontrolliert. Zunächst wird das Haar gebürstet; je länger
- oder seidiger dieses ist, desto weicher und länger muß die
- Bürste dazu sein. Ganz kurzhaarige Rassen auch Schäferhunde
- werden mit einer Borstenkartätsche, wie für Pferde
- üblich mit Lederschlaufe über Handrücken, behandelt. Vom
- Kopf nach rückwärts bis zum Rutenansatz, sodann Keulen
- und Läufe abwärts. Dieses Bürsten ist zugleich eine sehr
- wohltätige Hautmassage, es entfernt Staub und Schmutz, die
- für Ungeziefer und Räudeansteckung der Nährboden sind.
- Für zarte Rassen oder solche mit feiner Haut (Windhunde,
- Barzois, glatte Terriers, kurzhaarige Zwergpinscher) wird die
- Bürste am besten durch den sogenannten <em>Haarhandschuh</em>
- ersetzt. Nach Gebrauch wird letzterer, kräftig ausgeklopft, von
- Zeit zu Zeit mit Seife gewaschen. Die Bürste, mit Tuch
- sauber gerieben. Ein Kamm wird für langhaarige Rassen
- <em>niemals</em> benützt; einem Collie, Bernhardiner, Chin, Pekingesen,
- Malteser würde damit alle Schönheit (Haarreichtum mit
- dichter Unterwolle) hoffnungslos ruiniert. Filzt sich Haar
- je zusammen, so wird es nur mit den Fingerspitzen vorsichtig
- aufgezupft. Ein Kamm voll Haare nach dem Auskämmen
- wäre nicht Beweis von Pflege, sondern von unverstandener
- Mißhandlung. Der schöne Hund soll (ausgenommen Setter
- und Spaniel) nicht von dünner Haardecke leicht umgeben sein,
- sondern in einem vollen Haarschmuck prangen. Der harte
- <em>Stahlkamm</em> dient lediglich <em>zur Korrektur</em> für zu zottig
- <!-- Seite 72 -->
- und üppig behaarte Rauhhaarrassen, wie Airedales, Schnauzer,
- Brüssler Griffons, namentlich muß damit das überragende
- Haar am Hals, Oberkopf, Läufen, Backen entfernt werden,
- um eine elegante Erscheinung herzustellen, die nicht wie ein
- Wollpudel aussieht. Ferner wird mit weitem Kamm täglich
- beim Wollpudel das Haar auf Kopf und Körper offen gehalten,
- damit es sich nicht zu Schnüren schließt. Zur Kontrolle,
- ob Flöhe vorhanden, dient der enge Staubkamm bei
- kurzhaarigen Rassen. Solche dürfen beim sauber gehaltenen
- Haushund nie Vorkommen; sie quälen den Hund (abirrend
- den Menschen) und sind Zwischenträger von Würmern. Sich
- wegen Ungeziefer kratzende Hunde ruinieren sich damit ihr
- Haar und ziehen sich leicht Hautverletzungen (Ekzem) zu.
- Ein gepflegter und gesunder Hund muß immer ein glänzendes
- Fell haben und auch ohne Bäder sauber aussehen. Nach
- der Haarpflege wird mit besonderem Tuch das Auge täglich
- gereinigt, so daß sich in den Winkeln nie Sekret festsetzt. Ist
- es katarrhalisch entzündet, so wird es mit leichter Borsäurelösung
- gewaschen, darauf gut getrocknet, damit nicht bei kühlem
- Wetter eine Erkältung eintritt. Nach den Augen wird das
- Ohrinnere mit feuchtem Schwämmchen (der in sogenannter
- Seifenschale geschlossen aufbewahrt und nach Gebrauch ausgewaschen
- wird) täglich gereinigt. Zeigt sich Ausfluß, so bläst
- man mit kleinem Röhrchen etwas pulverisierte Borsäure in den
- Gehörgang. Die Zähne der Junghunde bedürfen noch keiner
- Pflege; nur bei ersten Anzeichen von <em>Staupe</em> muß <em>täglich
- mehrmals das ganze Gebiß</em> mit desinfizierender Flüssigkeit
- (verdünntem Spiritus, Lösung von hypermangansaurem Kali,
- essigsaurer Tonerde oder dgl.) gründlich gesäubert werden, um
- das sogenannte Staupegebiß (kariös, ohne Schmelz) zu verhindern.
- Mit etwa 5 Monaten ist nachzuprüfen, ob die
- ersten Hakenzähne, dicht hinter den zweiten stehen geblieben
- sind. Da sich zwischen diese Speisereste festsetzen, riechen solche
- Hunde faulig aus dem Maul. Bei Zwerghunden ist das
- häufig. Die ersten Zähnchen sind mit dafür konstruierten
- <!-- Foto 9 - Seite 73 -->
- Zange leicht zu entfernen, oft schon mit der Hand; doch soll
- man sie herausziehen, nicht abbrechen. Erhalten Jährlinge
- harte Hundekuchen, Knochen für das kräftige Gebiß, das
- danach verlangt, so wird sich selten ein gelblicher Belag an
- den Eckzähnen bilden. Wo die Neigung dazu vorhanden ist,
- genügt ein tägliches energisches Darüberstreichen mit harter
- Zahnbürste, woran sich Hunde sehr rasch gewöhnen. Die erstmalige
- Entfernung des schon leicht verhärteten Belags kann mit
- Fingernagel oder Messer erfolgen. Laufen Hunde wenig auf
- harter Straße, so werden oft die Krallen zu lang; sie zersplittern
- sich auch bisweilen, so daß man von Zeit zu Zeit kontrolliert
- und mit Eisenfeile etwas kürzt. Abzwicken mit Zange erfordert
- scharfes Instrument (Nagelzangenschere), da sonst die
- Kralle splittert oder Blutung eintritt, wenn man zuviel wegnimmt.
- Allmähliches Abfeilen, wobei jemand den Hund beschäftigen
- und die Pfote halten mag, ist vorzuziehen. Namentlich
- ist bei Hunden mit Afterklauen (lose, fünfte Zehe am
- Hinterlauf) die Kralle zu kürzen, da sie sonst in das Fleisch
- hineinwächst. Vor Abzwicken mit warmem Wasser weich
- machen, schützt vor Splittern. Ausgenommen bei Hautkrankheiten
- zu intensiver Behandlung werden Hunde nie geschoren
- und so des natürlichen Schutzes auch gegen Sonnenbrand
- beraubt. Infolge des natürlichen Haarwechsels ist im
- Sommer ohnehin die sogenannte Unterwolle der dichtbehaarten
- Rassen dünner. Einen dicken Haarpelz, für bestimmte Rassen
- besonders erwünscht, z. B. für Collies, Chow-Chow, russische
- Windhunde, erzielt man nur, wenn man sie auch im Winter
- im Freien schlafen läßt. Die einzige Ausnahme macht der
- halbgeschorene Pudel, an dessen Keulen, Hüftknochen, Gelenken
- kleine Krausen stehen bleiben. Die Schnauze wird
- mit Ausnahme des Bartes bis etwa 2 cm über die Augen
- geschoren, das Kinn und die Kehle bis etwa unter Halsbandtiefe.
- Zum Füttern werden die langen Ohren mit einer Klammer
- (Schnurrbartklammer, bei Friseuren erhältlich) über dem Kopf
- befestigt. Sein Bart ist täglich mit Schwamm zu reinigen.
- <!-- Seite 74 -->
- Wird der Hund täglich mit der Bürste oder Haarhandschuh
- gereinigt, was die meisten als eine Wohltat empfinden, so
- daß sie dazu willig sich stellen, so sind Bäder sehr selten
- nötig. <em>Junge Hunde,</em> die noch Mutterwolle tragen, sollte
- man überhaupt nicht baden, man setzt sie selbst bei aller
- Vorsicht im überhitzten Raum der Gefahr von Erkältung aus.
- Wird der ältere Hund gebadet, so hebt man ihn in eine
- Wanne, in der das Wasser nicht ganz bis zur Bauchhöhe
- reicht. In einer Schüssel wird etwas milde Seife im warmen
- Wasser aufgelöst und damit mittels Bürste (bei kleinen Rassen
- mit Schwamm) von der Mitte des Rückens nach rechts und
- links abwärts abgewaschen. Sodann kräftig mit Wasser
- nachgespült, das Haar energisch nach der Richtung des Wuchses
- ausgedrückt. Wollte man kräftig den Hund selbst einseifen,
- so brauchte man eine Unmenge Wasser, um alle Seifenspuren
- zu entfernen und verfilzt das Langhaar derartig, daß man
- später beim Auskämmen zu viel ausreißt. Hat man das
- Wasser aus dem Haar gestrichen, so überdeckt man mit einem
- Frottiertuch und klopft mit flacher Hand trocken. Zarte
- Seidenrassen, wie Malteser, Yorkshireterriers werden nachher
- dicht am wärmenden Feuer mit der Bürste trocken gebürstet;
- würde man das Haar am Feuer ohne Bürste (immer vom
- Scheitel abwärts) trocknen, so wird, es wellig, was ein großer
- Schönheitsfehler ist. Derbe Rassen wie Schäferhunde, Boxer,
- französische Bulldoggen, Foxterriers kann man etwas kräftiger
- abreiben, doch benütze man immer milde (überfettete) Seifen
- und lasse bei Kälte oder Wind die Hunde erst einige Stunden
- nach dem warmen Bad ins Freie, da die geöffneten Poren
- leicht zu Erkältung führen. Sehr bequem ist die sogenannte
- Trockenwäsche für weiße Hunde; doch soll man damit nur das
- äußere Haar reinigen, nicht die Hautporen verschließen.
- Trockenwaschpulver (eine Mischung von Kartoffelmehl und
- Magnesia) ist in Spezialgeschäften für Hundeutensilien erhältlich.
- Zur Erhaltung der Gesundheit und Sauberkeit
- wird das lange Stirnhaar (der Fall) von Pudel, Malteser,
- <!-- Seite 75 -->
- Yorkshireterrier mit einem Seidenband zusammengebunden,
- man umfaßt es mit linker Hand, zieht es nach oben, umwickelt
- mehrmals mit farbigem Band fest zusammen, die Enden
- werden zu einer Schleife geknüpft. Ein sehr langer „Fall”
- wird zum Zopf geflochten.</p>
-
-
- <h3 id="24"><a>24. Kapitel.</a><br/>
- <b>Utensilien zur Pflege und Dressur.</b></h3>
-
- <p>Mangelhaftes, improvisiertes Werkzeug erschwert jede
- Hantierung, kostet mehr Mühe und Zeit, bringt geringen Erfolg
- und läßt schließlich von kleinen Manipulationen absehen,
- deren Unterlassung später Arbeit und Unkosten verursacht.
- Vor Ankunft des Hundes muß schon alles bereit liegen, die
- Anwendung ist zum Teil schon in vorherigen Kapiteln erklärt
- worden. Zunächst zur Haarpflege <em>nur Borstenbürsten,</em>
- niemals Marterinstrumente mit Stahlborsten, selbst nicht solche
- auf Gummiunterlage, man entzündet damit die Haut. Für
- stockhaarige und rauhhaarige Rassen kurze kräftige Borsten
- in Kartätschenform. Für Schoßhunde ganz Weiche lange
- Borsten, die den Kamm ersetzen. Nur in Spezialhäusern für
- Hundeartikel erhält man die Stahlkämme mit ganz kurzen
- Zähnen, die zugleich zum Abrupfen des überwuchernden
- Haares für Rauhhaarrassen dienen. Dieses soll nie so lang
- werden, daß es die Körperformen merklich überragt. Abgesehen
- von Bart und Augenbrauen erscheint Rauhhaar, speziell
- der Terrier, wie ein glatthaariger (nicht kurzh.) Hund; der
- deutsche Pinscher, Affenpinscher, wird ein wenig länger im
- Haar gehalten, doch schadet auch für ihn der sogenannte
- Rupfkamm nicht. Der Zweck der Eisenfeile (für Nagelpflege),
- harten Zahnbürste ist oben beschrieben. Zwei Porzellanschalen
- mit Deckel enthalten kleine, dichtgeschlossene Schwämme
- für Augen- und Ohrenpflege, die öfter in leichtem Desinfektionswasser
- (Wasser mit etwas Wasserstoffsuperoxydzusatz)
- <!-- Seite 76 -->
- ausgewaschen werden. Ebenso die Bürsten. Ein feineres
- Staubtuch dient zum Nachtrocknen der Ohren und Augen.
- Ein vorzügliches Putzmittel zum Nachpolieren nach dem Abbürsten
- ist der <em>Samthandschuh,</em> den man nach Benutzung
- mit trockenem Tuch abreibt und gleichfalls von Zeit zu Zeit
- waschen läßt. Wenn man sich vor regelmäßiger Haarpflege
- einbildete einen sauberen Hund zu besitzen, so wird man sich
- durch Anblick des Tuches nach Abreiben des Samthandschuhes
- überzeugen, daß das Gegenteil der Fall war. Kein
- Wunder, daß manche Hunde übelriechen, wenn sie nach Regen
- feucht in das Zimmer kommen. Erst durch peinlichste Sauberkeit
- wird der Haushund zum Hausgenossen, den man auch
- berühren darf, ohne sich sofort darauf mit Seife und heißem
- Wasser waschen zu müssen. Begreiflich, daß zu solcher Pflege
- das richtige praktische blanke Werkzeug gehört. <em>Schutzdecken</em>
- (Schabracken) werden nur für kurzhaarige Rassen wie Black
- and Tan Terriers, Zwergpinscher, Windhund, Whippet (letzteren
- nach Renntraining sofort umgelegt), besonders Windspiel angeschafft;
- um ihnen ein gefälliges sportliches Aussehen zu
- geben, sind sie aus dunklem Tuch, mit Hellen, blauen oder
- gelben Streifen eingefaßt. Ausnahmsweise legt man solche
- aus Segeltuch und hinten rings geschlossen Doggen an, um
- aufgeschlagene Rute zu heilen. Für zarte Schoßhunde
- schneidet man von abgelegten, gestrickten Handschuhen die
- Spitzen ab, läßt den Schnittrand von der Hausfrau nachgiebig
- einfassen und zieht sie vor Ausgang bei nassem Schneewetter
- über die Füße als <em>Schutzsocken</em>. Blendend schön behaarte
- Yorkshireterriers und Malteser, die für Ausstellungen
- vorbereitet werden, müssen solche Schuhe beständig tragen, damit
- sie sich nicht kratzen können. Wie die Kravatte des
- <em>Herrn</em> nebst Nadel das einzige Bekleidungsstück ist, das Geschmack
- und Eleganz verrät, so auch das <em>Halsband</em> des
- Hundes, das bei der Dogge, dünn und rund genäht, den
- eleganten Hals unterstreicht und diskret den Übergang zum
- Rücken nicht stört, bei dem schwarzroten Dobermann oder
- <!-- Seite 77 -->
- Terrier als glattes weißes Band das tief glänzende Fell
- hebt. Dem gedrungenen Bau mit kurzem Hals durch Wucht
- und Nägelbeschlag bei der Bulldogge sich anpaßt und den
- Schein hervorruft, als müßte dieses fürchterliche Tier an
- schwerstem Halsband gebändigt werden. Beim Barzoi
- und Pudel oder Collie besteht es nur aus einer vernickelten Kette,
- die im Haar verschwindet, ohne dieses zu verletzen. Sportrassen
- wie Foxterriers, Airedales tragen glattes, schmales
- hellgelbes Lederhalsband, z. B. Dreigliederhalsband, das zwar
- Zughalsband ist, aber sich nicht völlig zuziehen läßt, wie jedes
- solche sein sollte, dazu weit genug, um über den Kopf gestreift
- zu werden. Auffällig als solches durch Farbe oder Zierbeschläge
- darf nur das Halsband der Bulldogge, der japanische Originalkragen
- des Chins oder das mit Dachshaaren besetzte der französischen
- Bulldoggen sein. Das Eigenartige liegt sonst im Passen und
- Schlichtheit. Zum weißen Halsband gehört die Weiße Leine.
- Brustgeschirre erhalten nur solche Rassen, die bei fortgesetztem
- Ziehen am Riemen zu Kropf neigen (glatth. Zwergpinscher, Mops).
- Ein angehängtes Glöckchen ist eine Zumutung an Nerven des Hundes;
- geht man aber abends aus, so ist es nicht unpraktisch, ein solches
- an kleinem Karabiner zu besitzen, damit man die Anwesenheit des
- Hundes hört, wenn man den kleinen dunklen Kerl nicht sieht. Zum
- Ausgang in die Stadt gehört die <em>kurze Führleine;</em> je
- kürzer man den großen Hund hält, desto leichter und fester
- hat man ihn in der Gewalt. Zur Dressur kann man sich
- selbst die lange Leine aus fester gedrehter Hanfschnur herstellen.
- Für harte Hunde benutzt man zur <em>Dressur</em> das
- unwendbare <em>Stachelgliederhalsband</em> (Torquatus) oder den
- über das glatte Lederhalsband an zwei Schleifen über<!-- Seite 78 -->zustreifende
- Stachelriemen, Marke Horridoh, der nach außen
- gedreht zum Schutz gegen fremde bissige Hunde dient. Für
- Hunde, die zum Entweichen oder Wildern neigen, läßt man
- sich einen sogenannten <em>Knüppel</em> herstellen. Das ist ein rundes
- Hartholzstück von etwa 50 cm Länge und 8 cm Dicke (je nach
- Größe, diese für Dobermannpinscher angegeben), dreht in der
- Mitte eine Ringschraube ein und befestigt mit 2—3 Verbindungsgliedern
- einen Karabiner, so daß der an das Halsband eingehängte
- „Knüppel” bis auf die Vorderläufe <sup>1</sup>⁄<sub>3</sub> von oben)
- herabreicht. Mit diesem „Knüppel” kann der Hund mit gehobnem
- Kopf gehen, auch ganz langsam traben, sobald er
- aber springt oder hetzt, schlägt ihm der Knüppel beständig auf
- die Vorderbeine. Namentlich für den im Landhaus gehaltenen
- zum Ausbrechen geneigten Hund, den man tagsüber
- im Garten frei laufen läßt, ist der „Knüppel” zu empfehlen.
- Hat er sich einige Zeit bewährt, so kann man ihn durch Absägen
- auf beiden Seiten kürzen, er wirkt als Warnung trotz
- Kleinheit weiter. Wer öfter reist und den Hund von mittlerer Größe
- oder Zwerghund mitnimmt, wird sich vorteilhaft einen <em>Reisetransportkorb</em>
- mit Gittertür anschaffen, der schon einige Tage
- vor der Reise nachts als Lager (geschlossen) dienen soll, so
- daß sich der Hund gar nicht aufregt, wenn er in diesem als
- Reisegepäck aufgegeben oder im Hotel bei Ausgang eingesperrt
- wird. Verläßt man das Hotel bei Tage, so überdeckt man
- den in dunkle Ecke gestellten Korb, weil sich für das Hundegehirn
- Dunkelheit mit Nachtzeit verbindet und er sich dann
- ruhiger verhält. Der Pudelbesitzer benötigt die <em>Haarschere,</em>
- die für großen Schlag eine Schnittbreite von 42—44 mm,
- kleinen Schlag 32—35 mm, eine Schnittlänge von <sup>1</sup>⁄<sub>4</sub> mm
- (sogenannte Bartschere) haben soll. Solche mit <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> mm
- schneiden zuweit über der Haut und rupfen. Man ölt gut
- und setzt kräftig die an der Stellschraube energisch angezogene
- Maschine gegen den Haarstrich ein. Hat das erstemal ein
- geübter Pudelscherer den Hund frisiert, so ist es dann eine
- Kleinigkeit ihn so zu erhalten. Zehen und Gesicht werden
- <!-- Seite 79 -->
- alle 8—14 Tage, der Hinterkörper im Sommer alle 14, im
- Winter jede dritte Woche nachgeschoren. Überragende
- Haarspitzen entfernt man beim Wollpudel mit der Handschere.
- Nach dem Bad werden die Schnüren mit Tüchern partienweise
- trocken frottiert. Leider gehört in vielen Städten zu den
- aufgezwungenen Utensilien auch der <em>Maulkorb</em> für alle,
- oder doch größere Rassen, der natürlich gegen Verbreitung
- der Tollwut durch entweichende Hunde keinerlei Schutz bietet,
- aber für ängstliche Menschen, die meinen, daß alle Hunde
- „beißen”, eine Beruhigung ist. Er soll aus Lederriemen
- hergestellt und so lang sein, daß er vorn Nase und Schnauze
- nicht scheuert; gegen das Kahlreiben auf Nasenrücken schützt
- Umwicklung des aufliegenden Lederteils mit Tuchstreifen.
- Drahtkörbe sind wohl haltbarer, für kurzhaarige Rassen eine
- Marter, sollten höchstens für Zughunde benützt werden.
- Man nehme ihn lieber etwas größer als nötig und schütze
- ihn gegen Abstreifen durch eine Lederschleife hinten, die durch
- das Halsband gezogen wird. Es ist vorteilhaft, den Maulkorb
- aus schwarzem, weichem Leder Herstellen zu lassen; hellgelb
- irritiert das Hundeauge, wie ja auch die schwarze Hornbrille
- weniger stört als die mit glänzendem Goldrand. Das
- Angewöhnen erfolgt nicht in Haus oder Garten, sondern
- nach flottem Spaziergang, der die Aufmerksamkeit ablenkt und
- zwar in früher Jugend. Haben wir nur noch gut erzogne
- und wohlbehütete Hunde, keine beständig sich auf Straßen
- herumtreibenden Köter mehr, so wird der Maulkorbzwang
- von selbst wegfallen. Die Hundepeitsche braucht nur der
- Dresseur für den Berufshund (Jäger, Polizeihundführer),
- <em>nicht der Erzieher;</em> ihm genügt die Gerte oder ein
- leichtes spanisches Rohr.</p>
-
-
- <!-- Seite 80 -->
- <h3 id="25"><a>25. Kapitel.</a><br/>
- <b>Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von Medizin.</b></h3>
-
- <p>Wie das Auge der Spiegel der Seele, so ist die Haut
- der der Gesundheit. Ein glattes glänzendes, gut anliegendes
- Haar verbürgt in Verbindung mit klarem Auge und kaltfeuchter
- Nase das Wohlbefinden. Munteres, lebhaftes Verhalten
- und guter Appetit sind die Folge. Die Exkremente,
- konsistent, wenn zu hart und steinig, so gebe man weniger
- Knochen und mehr Getränk. Zu viel Kot in breiiger Form
- verrät gehaltloses Beifutter, man füttere daher besser (mehr
- Eiweißgehalt). Die einfachste Kontrolle für richtige Ernährung
- und Verdauung ist also tägliche Beobachtung des
- Kots. Ist alles in Ordnung, so genügt ein Blick darauf.
- Jede Abweichung von dem eingangs beschriebenen Aussehen
- erfordert Beachtung. Krankheit kündet sich durch Mattigkeit,
- Ruhebedürfnis, Appetitlosigkeit an, wird bei täglicher Haarpflege
- sofort festgestellt. Bei katarrhalischem Aussehen von
- Nase und Auge wird sofort beim Junghund die Körpertemperatur
- (im After, Spitze des Fiebertermometers behufs leichten
- Einführens mit Vaseline oder Öl eingefettet) gemessen,
- beträgt sie über 39 ° C., etwa 39,5 und dünstet die Haut
- übel aus, so liegt Staupeverdacht (Sucht) vor, gibt man
- sofort etwas Hefe, hält den Hund warm im Zimmer und ruft
- einen Tierarzt, der selbst Züchter oder Spezialist von Hunden
- ist. Das übliche Futter bleibt sogleich weg, etwas geschabtes
- rohes Fleisch, falls roh nicht genommen, leicht angebraten
- und ganz klein geschnitten. Man versäume keine Zeit mit
- „unfehlbaren Staupemitteln”, die je nur <em>eine</em> bestimmte der
- zahlreichen Formen treffen, überlasse etwaige Injektion dem
- Tierarzt. Es ist weder nötig, daß alle Hunde die Staupe
- bekommen, noch schützt ein Anfall unbedingt gegen weitere;
- es ist nur wahrscheinlich, daß ein kräftiger Hund, der die
- <!-- Foto 10 - Seite 81 -->
- Staupe überstanden, gegen nächste Infektion geschützt ist oder
- sie leicht überwindet. Bleibt nach schwerer Sucht ein Nervenleiden
- (Zucken, Schwäche in Hinterhand), so soll das unheilbare
- Tier lieber erlöst werden, es ist zeitlebens ein Schwächling
- ohne Zuchtwert. Abgang von dünnflüssigem Kot ohne
- Fieber und Mattigkeit wird sofort mit Diät bekämpft. Tagelang
- kein kaltes Wasser, gegen Durst höchstens Reiswasser,
- als Nahrung Schleimsuppe durch ganz geringen Fettzusatz
- schmackhaft gemacht. Dazu Ruhe, Wärme, keine Medikamente,
- noch Heilmittel nach Laienvorschlägen. Unschädlich, doch
- wirksam sind kleine Gaben von Bismut. salicyl. Einmaliges
- Erbrechen, namentlich von Gras oder ähnlichen Fremdkörpern
- gibt zur Beunruhigung noch nicht Anlaß, zumal junge Hunde
- leicht erbrechen. Liegt bei solchem Verdacht vor, daß der
- Hund auf Spaziergang Aas (Fleischgift) oder Giftbrocken
- aufgenommen hat, so ist innerlich mit Kalomel (Dosierung je
- nach Größe durch Apotheker) zu reinigen und gegen Herzschwäche
- etwas Kognak einzuflößen. Wird ein Hund richtig
- ernährt, erhält er in der Jugend genügend Knochen, Nährsalze,
- Lebertran gegen Rachitis, hat er reichlich Bewegung, so ist
- er widerstandsfähig und wird höchst selten erkranken, namentlich
- wenn ihn Reinlichkeit gegen Infektion und Hautkrankheiten
- schützt. Zeigt die Haut kleine, rundliche, kahle Stellen
- ohne Juckreiz, so liegt Flechte vor; die befallenen Stellen
- werden mit Jodtinktur, die immer in kleinen Fläschchen vorrätig
- sein sollte, bepinselt. Haarausfall, heftiger Juckreiz,
- häßliche Hautstellen verraten Räude. Selbst die früher für
- unheilbar gehaltene Acarusräude ist durch energische Einreibung
- mit Schwefeloxydul (Chem. Fabrik Marienfelde-Berlin)
- heilbar, die gegebnen Vorschriften sind genau zu befolgen, da sonst
- wirkungslos. Fast alle Mittel helfen, nur muß die Kur bei den
- meisten sehr gewissenhaft befolgt werden. Es kommt weniger
- auf das Mittel selbst als auf die Anwendung an. Bei obigem
- Mittel genügt einmalige Einreibung. Hervorragend gegen
- <!-- Seite 82 -->
- Sarkoptesräude, Ekzem, Herpes hat sich Odhlen (Bayer) bewährt.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo10.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <p>Bei zufälligen Verletzungen wasche man nicht mit nächstem
- Wasser aus, damit bringt man nur Keime aus der Umgebung
- in die Wunde; man betupfe die Umgebung der Wunde mit
- Jodtinktur, sorge daß der Hund nicht kratzt und scharrt. Den
- Wundrand selbst bepinselt man mit Perubalsam, der in jede
- Hundehausapotheke gehört, um bei Räude, Flechte, empfindliche
- Stellen wie die Augenumgebung zu behandeln. Ebenso
- soll eine Schachtel mit Borsäure immer vorrätig sein, am
- besten in kleinen Dosierungen (von 3 oder 6 g), um z. B. mit
- 100 g Wasser sofort eine 3prozent. Lösung zum Waschen
- tränender Augen herstellen zu können. Eine weitere Schachtel
- stehe mit einem trocknenden Desinfektionsmittel bereit wie
- Tannoform (Merck), Euguform (Güstrow), letzteres ein Idealmittel
- gegen alle Hautentzündungen (Wespenstiche) und Brandwunden,
- um kleine Wunden damit zu bestreuen. Da diese
- Pulver nasse Wunden rasch abtrocknen, entziehen sie den
- Mikroben ihre Lebensbedingungen. Hautabschürfungen überzieht
- man mit Jodoform-Kollodium. Tiefere Bißwunden spült
- man mit 5prozent. Karbollösung mit Wundirrigator und
- taucht die Fingerspitzen in diese vor Berührung. Zerschneidet
- sich der Hund durch Tritt in Glasscherben einen Ballen, so
- stillt man die Blutung mit Eisenchloridwatte, desinfiziert die
- Wunde, überstreicht sie mit Jodoformkollodium. Hierüber
- quer Heftpflaster, Mullbinde und Beobachtung des Hundes
- gegen Abreißen des Verbandes (Anlegen an Lager an kurze
- Kette oder sogenannten Halskranz, in Spezialgeschäften vorrätig).
- Da man Tiere nicht überreden kann, muß man Medikamente
- „eingeben”. Lösliche Arznei und Emulsionen gießt
- man aus der Flasche am Lefzenwinkel bei erhobnem Kopf
- ein, hält einen Augenblick die Nase zu, so daß der Hund
- durch das Maul atmen muß, wobei er schluckt. Größere
- Pillen taucht man in Öl und steckt sie tief in den Schlund,
- hält das Maul einige Zeit zu, streichelt die Kehle entlang.
- <!-- Seite 83 -->
- Pulver oder Tropfen kann man in Gelatinekapsel füllen und
- ebenso in den Schlund schieben. Der Apparat „Pilleneingeber”
- erfordert sachkundige Handhabung. Bei kleinen jungen Hunden
- ist das schwierig; einige Tropfen (z. B. Chenoposanöl gegen
- Spulwürmer, das scharf riecht) bringt man durch List bei.
- Aus fetter Wurst, die sich streichen läßt, bereite man eine
- flache Oblate in Größe einer Kupfermünze, tropft darauf
- 1—3 Tropfen Medizin in kleine Höhlung. Das Ganze wird
- vorsichtig zusammengerollt, so daß kein Geruch nach außen
- dringt. Dann gibt man als Lockmittel von derselben Wurst
- einige Kugeln gleicher Größe, zuletzt die mit der Arznei, die
- gierig morgens nüchtern hinabgeschlungen und gar nicht erst
- mit der Nase geprüft wird. Am Abend vorher fällt das
- Futter, vor allem der Knochen, weg; der Magen muß möglichst
- leer sein, besonders bei Wurmmitteln, die rasch mit den
- toten Würmern abgehen sollen. Mancher scheinbare Mißerfolg
- (keine Würmer im Kot) grade prompter Wurmmittel
- (Allegan-Bayer) beruht darauf, daß die toten Würmer verdaut
- worden sind, was leicht zu Darmkatarrh führt. Hunden, die
- jedes Medikament sofort erbrechen, gibt man <sup>1</sup>⁄<sub>2</sub> Stunde vorher
- etwas dicke Schleimsuppe. Hilft auch das nicht, vorher
- ein Anästhesinpulver oder eine Lösung von Novocain. (1 %)
- mit Suprarenin in Bittermandelwasser. Ausgenommen bei
- Wurmkuren verschont man die Hunde möglichst mit Arzneimitteln,
- selbst wenn man gerne helfen möchte. Einige Tage
- kein Wasser, dafür Diät (Schleimsuppen) sind besser als Verstopfungs-,
- Abführ-, Brech-, Stärkungsmittel. Von letzteren ist
- Rotwein mit Ei (falls nicht freiwillig genommen, eingegossen),
- geschabtes oder kleingewiegtes Fleisch das beste.
- Der ruhende Hund braucht sehr wenig. Ein Kalbsschwanz
- genügt für einen Tag. Und auch sonst lieber etwas knapp
- gehalten, so daß man die Rippen ganz leicht angedeutet
- durchsieht, ist gesünder als gemästet. Natürlich darf der
- Junghund nie wie ein Gerippe mit Fell überzogen sich anfühlen,
- sondern eher prall. Der ältere Hund hingegen sei
- <!-- Seite 84 -->
- hart durch Muskulatur, so daß es die Hand schmerzt, wenn
- man fest auf ihn klopft. Ist das der Fall, so ist er nicht nur
- in vollster Gesundheit, sondern auch ein Muster rationeller
- Haltung, die dem Besitzer Ehre macht.</p>
-
-
- <h3 id="26"><a>26. Kapitel.</a><br/>
- <b>Altersschwäche und Tötung.</b></h3>
-
- <p>Das traurigste Kapitel dieses Buches, dem wir an
- Härte nehmen wenn wir die Naturnotwendigkeit uns klar
- machen. Von mehr als einem Hundebesitzer haben wir, von
- dessen ehemaligem Liebling sprechend, gehört, daß sein Tod
- der einzige Schmerz gewesen sei, den er je seinem Herrn zugefügt
- habe. Wird ein Hund vernünftig gehalten, erhält er,
- völlig ausgewachsen, nicht zuviel Eiweiß dessen Schlacken
- das Leben kürzen, auch nicht zu viel Salze, die durch Flüssigkeitsaufnahme
- die wichtigsten Säfte verdünnen, so wird er
- bei Kraft und Wohlgestalt, die zugleich Schönheit und Gesundheit
- sind, ein hohes Alter ohne frühe Altersschwächen
- erreichen. Wir wollen nicht durch Aufzählungen von einzelnen
- Hunden, wie Barzois, Spitze, Foxterriers, die 18 bis sogar
- etwas über 20 Jahre alt werden, falsche Erwartungen erwecken.
- Das sind Ausnahmen. Sicher ist nur, daß sogenannte
- trockne Rassen (von harter Struktur mit Stahlknochen)
- um <sup>1</sup>⁄<sub>4</sub>—<sup>1</sup>⁄<sub>3</sub> älter werden, als solche von Masse mit Falten,
- Halshaut, starken Knochen. Letztere gehen früher „aus dem Leim”,
- bekommen unförmigen Kopf, neigen zu Fettansatz, dem rechtzeitig
- durch trockne Ernährung Vorgebeugt werden muß. Was
- rastet, rostet. Um vor frühzeitigem Altern zu schützen, darf
- es auch dem älteren Hund nie an erfrischender, angemessener
- Bewegung fehlen. Knochen werden nach vollendetem 4. bis
- 5. Jahr keine mehr gegeben, die Zähne sorgfältig gepflegt
- und gegen Belag vorgegangen. Riesen und Zwerge
- altern früher, solche mittlerer Größe später. Hunde von
- <!-- Foto 11 - Seite 85 -->
- brauner Farbe, schwarze mit gelben, statt rostroten Abzeichen,
- bekommen früher graue Schnauze als erstes, jedermann kenntliches
- Alterszeichen. Doch wer denkt bei Anschaffen des
- Welpen oder Junghundes schon an dessen Alter. Stellen
- sich merkliche Altersschwächen ein, Trübung des Auges, und
- verminderte Sehfähigkeit, abgenütztes Gebiß, Unfähigkeit und
- infolgedessen Unlust zur Bewegung, mürrisches Wesen als
- Abwehr gegen Störung des Ruhebedürfnisses, das sich bei
- Unbehagen bis zur Bissigkeit steigert (bösartig aus Laune
- wird kein Hund!), so wäre es falsches Mitgefühl, hier nicht
- erlösend einzugreifen. Dem Tier ist das Geistesleben, das
- dem Menschen das Greisenalter in liebevoller Umgebung noch
- erträglich macht, versagt; es vegetiert, sich selbst und anderen
- zur Last. Man verwechsle nicht die Wehleidigkeit, sich selbst
- einen kurzen Abschiedsschmerz zu ersparen, mit falschem Mitgefühl,
- das ein Tier langsam verkümmern läßt. Ohne
- Beratung und quälende Erörterungen mit den Angehörigen faßt
- man den Entschluß selbst, erzählt erst bei Rückkehr <em>ohne</em>
- Hund, was unvermeidlich war und hält schon den Ersatz in
- Gestalt des pflegebedürftigen Nachfolgers bereit. Das herzerfrischende
- Spiel des jungen Hundes, sein sprudelnder Übermut,
- lassen fast wider Willen den Schmerz vergessen, und die
- Entwicklungsmöglichkeiten des noch unreifen Charakters trösten
- besser als es der Ersatz durch einen schon fertig ausgewachsenen
- Hund je vermöchte. Niemals gebe man den gealterten Hund
- in <em>fremde</em> Hand ab. Ein Schuß aus kleinkalibrigem Gewehr,
- dicht hinter dem Ohr von rückwärts eingesetzt, tötete
- durch Eindringen in das Kleingehirn sofort. Am besten gibt
- eine geübte, sichre Hand den Schuß ab, man entfernt sich
- erst, wenn man den Schuß gehört und sich durch Anblick
- vom Tod überzeugt hat. Tötung mit starker Morphiumgabe
- ist nicht zu empfehlen; es wird meist erbrochen und müßte
- durch Einspritzung direkt in den Blutlauf gebracht werden.
- Gegen Vorhalten von Chloroform wehren sich Hunde heftig.
- Die wäßrige Lösung von Blausäure, zersetzt sich trotz besten
- <!-- Seite 86 -->
- Verschlusses rasch. Andre Gifte, wie Strichnin, sind zu langsam
- in der Wirkung. Mit Recht wünscht jeder Hundefreund
- daß sein Tier nicht leide und sofort tot sei. Tierarzt
- Hauck-Wien empfiehlt nach zahlreichen Anwendungen seinen
- Kollegen folgendes einfache und leicht ausführbare Verfahren
- bei Zuführung von Hunden zur Tötung: Man löst für
- Hund größter Rasse 5 g Kalium cyanatum in etwa
- 15 g Wasser, schüttet aus dem Fläschchen diese Lösung im
- Lefzenwinkel ein. Rechts vom Einschüttenden steht ein Gehilfe
- mit einem Fläschchen gewöhnlichen Haushaltessigs.
- Sofort nachdem der Hund den letzten Schluck der Cyankaliumlösung
- zu sich genommen, wird schnell etwas Essig hinterher
- eingeflößt und der Hund sich selbst überlassen. Der Tod
- tritt innerhalb weniger Sekunden durch die plötzliche Blausäureentwicklung
- ein, kaum daß man die Hand von ihm losgelassen
- hat. Ehe wir diesen Ratschlag hier weitergaben,
- haben wir selbst bei einigen solchen Vergiftungen assistiert und
- uns überzeugt, daß der Hund ohne Krampf, lautlos wie völlig
- gelähmt, zusammenfällt und niedersinkt, selbst die Gesichtszüge
- zeigten keine Spur von überstandenen Schmerzempfindungen.
- Selbstverständlich kann der Tierarzt auch eine eigens neu angefertigte
- Lösung einspritzen, doch muß er dann einige Tage
- vorher von dem Besuch zwecks Tötung unterrichtet werden.</p>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo11.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <p>Und einige Tage vorher wird auch schon der Nachfolger
- erworben; am besten ein noch hilfloses, pflegebedürftiges
- Hündchen, das unsre Zeit und Gedanken völlig in Anspruch
- nimmt und unsre Angehörigen über den schmerzlichen Verlust
- eines treuen Freundes hinwegbringt. Bei der zweiten Erziehung
- hat man viel gelernt, was nun praktisch verwertet wird.
- Allerdings handelt es sich ebenso wie in den Ausführungen
- dieses Buches nur um kleine Hilfsmittel und Handgriffe. Die
- Hauptsache muß der Erzieher <em>selbst</em> besitzen und mitbringen,
- und das ist genau dasselbe wie beim Einreiten des Pferdes:
- <em>eine unendliche Geduld, ein feines Gerechtigkeitsgefühl
- und eine hochanständige Gesinnung</em>.</p>
- <hr style="width: 10%"/>
-
-
- <!-- Seite 87 -->
- <h2 id="bilder"><a><b>Zu unseren Bildern.</b></a></h2>
-
- <p>1. Langh. St. Bernhardshündin, Champion „<em>Fatime Cannstatt</em>” 2274.
- Besitzer: Frau Hofkapellmeister Marg. Kahler, Schwerin. Züchter: H. Voppel, Cannstatt.</p>
- <p>2. Deutsche Dogge, „<em>Rolf v. d. Rheinschanze</em>”. Züchter u. Besitzer: Jos. Rembold, Ludwigshafen a. Rh.</p>
- <p>3. Brauner Dobermann, „<em>Salto v. Rottal</em>”.
- Besitzer: Boxler, München. Züchter: Jos. Schweiger, Pfarrkirchen i. Rottal, Nied.-Bay.</p>
- <p>4. Importierter Airedaleterrier, „<em>Zetland Recruit</em>” 6032. Besitzer: F. Röhrl, München.</p>
- <p>5. Engl. Windhund, Champion „<em>Tasso v. Solten</em>”. 381.
- Besitzer: Oblt. Gg. Boxler, Augsburg. Züchter: Tierarzt Dr. Erb, Gießen.</p>
- <p>6. Münchener Boxerrüde, Sieger „<em>Udo v. Adelegg</em>”.
- Züchter u. Besitzer: Edmund Halter, Isny.</p>
- <p>7. Importierte engl. Bulldogge, „<em>Astor Astoria</em>” 1193. Besitzer: M. Gruber, Hamburg.</p>
- <p>8. Importierter engl, drahthaariger Foxterrier, Sieger <em>„Handy Maesthead”.</em>
- Besitzer: Rud. Piesbergen, Berlin W. 8.</p>
- <p>9. Rauhh. Pinscher, Sieger „<em>Strupp v. Schnauzerluft</em>” 1936.
- Besitzer u. Züchter: Wilh. Stierle, Pforzheim.</p>
- <p>10. Kleiner Pudel, „<em>Nang-i-Lat v. Sadowa</em>” 4324.
- Züchter: Wolf, Berlin. Besitzer: Pudelzwinger Sirius
- (Frl. Flora Kalender) Ebersteinburg bei Baden-Baden.</p>
- <p>11. Französ. kleine Bulldogge, „<em>Jubicka Patzig</em>”. Züchter u. Besitzer: Frau Flora Kunstmann,
- Murnau-München.</p>
- <p>12. Blenheimspaniel, „<em>Darling v. Ravensburg</em>”. Besitzer: Theo Krumm, Ravensburg.</p>
-
- <!-- Seite 88 -->
- <p>Bilder sollen für sich selbst sprechen und keine Erklärung
- benötigen. Unsere kurzen Ausführungen gelten auch nicht
- ihnen, sondern den dargestellten Hunden, deren Züchtern oder
- Besitzern. Unter etwa 100 Aufnahmen von nahezu gleicher
- technischer Vollendung, die eine Spezialität des Münchener
- Tierphotographen A. Dauer,Briennerstr. 17 ist, wurde nur
- ein Dutzend ausgewählt teils weil sie hervorragende, verdienstvollste
- Zuchttiere waren oder noch sind (wie Nr. 2, 3, 4, 5,
- 6, 7, 9 u. 10), teils weil sie charakteristisch für die erfolgreichen
- Zwinger sind, aus denen sie hervorgingen oder in
- welchen sie heute noch stehen und wirken. Nicht mehr aktuell, da
- sie eine frühere Generation darstellen, sind nur zwei Bilder
- (1 u. 12). Im Bild der St. Bernhardshündin Champion
- Fatime ehren wir den vor einigen Jahren verstorbenen Altmeister
- Hch. Boppel, Cannstadt dem diese Rasse zu unauslöschlichem
- Dank verpflichtet ist. Gerade in dem Charakteristischen
- dieser Rasse dem seelenvollen Ausdruck, ist die Aufnahme
- kaum zu übertreffen. Dasselbe gilt von dem letzten
- Portrait, des kleinen weißroten Blenheimspaniel Darling,
- was die Darstellung eines nich mehr lebenden Siegers entschuldigen
- mag. Trotzdem bleiben diese zwei Abbildungen
- immer lebendig. Mit der Zusammenstellung und Auswahl
- der Rassen, unter etwas 40 solcher, sollte zugleich dem Anfänger
- ein Wink gegeben werden. Die Riesen der Hundewelt,
- den mächtigen St. Bernhardshund und die kraftvolle Dogge,
- verpflanze man nicht in die Großstadt und Mietwohnung, wo
- sie verkümmern. Im Garten, Park, Lagerplatz, Fabrikhof, auf
- auf dem Lande, wo sie wachen und zugleich schützen, sind sie
- am Platze. Die gelbe Dogge Rolf (Nr. 2) ist aus dem ersten
- Doggenzwinger des Südwestens hervorgegangen, dessen Zuchtideal
- Verbindung von Größe und Adel ist. Auch Polizeihundrassen,
- wie der so dressurwillige und wuchtige Airedale,
- dem Energie aus den Äugen leuchtet, oder der schneidige
- Dobermannpinscher benötigen Auslauf und Arbeit; sie sind
- keine Zimmerhunde. Zetland Recruit (Nr. 4) zeigt die Rassig<!-- Foto 12 - Seite 89 -->keit
- der Importation, mit der von Zeit zu Zeit unsere festländische
- Zucht kluger Haushunde aufgefrischt werden muß.
- Wem Rauhhaar etwas mühsam in Behandlung ist, der wählt
- den Dobermann im kurzen, glänzenden Gewand. Sieger
- Salto v. Rottal (Nr. 3) entstammt der Zucht des niederbayerischen
- Kenners edler Hunde, Jos. Schweiger in Pfarrkirchen.
- Leichter und flotter als der Dobermann ist der englische
- Windhund, auch zur Pflege von Rennsport geeignet, ein
- eleganter, sauberer Haushund, der in Dr. Erb, Gießen, einen
- sachverständigen Förderer gefunden hat. Unter den Bildern
- fehlt der Schäferhund, der mehr als Haushund ist. Eine
- einzige Aufnahme von ihm würde der Verbreitung und Vielseitigkeit
- nicht genügend Rechnung tragen. Das erfolgt dafür
- in einem stattlichen Sonderwerk im gleichen Verlag: „Der
- deutsche Schäferhund in Liebhaberhand” in weitestgehender
- Weise. Hingegen durfte unter den Haushunden im engeren
- Sinne der kleinere, stämmige Münchener Boxer nicht fehlen, der
- seine Anspruchslosigkeit an Raum der Mietwohnung anpaßt.
- Er quittiert nicht durch Nervosität wenn er einmal während
- einiger Regenwochen den geliebten Auslauf entbehrt, ist klug,
- gelehrig; doch wenn nötig, stellt er seinen Mann. Etwas
- phlegmatischer ist die breite, niedrige, englische Bulldogge
- (Nr. 7), Knochen, ein Stiernacken, dunkle Falten, vorstehender,
- breiter Unterkiefer lassen sie drohend erscheinen, während sie
- der gutmütigste Hausgenosse ist. Ihr Antipode, ganz Temperament,
- das ihn manchmal fortreißt, wenn er nicht beschäftigt
- wird oder er keine Hand über sich weiß, ist der drahthaarige
- Foxterrier. Richtig geleitet eine Perle und ebenso gefälliger,
- wie lebhafter Begleithund. Etwas beherrschter, klug und dressurwillig
- ist der deutsche Schnauzer. Sieger Strupp (Nr. 9) entstammt
- der Zucht, von Wilh. Stierle in Pforzheim. Der
- Vollendetste Familienhund für die Großstadt ist her kleine Pudel
- (fälschlich Zwerg genannt), Boxer nd Pinscher haben etwas über
- Stuhlsitzhöhe, der Pudel steht um eine Handbreite darunter.
- Er ist ganz Gemüt, von überraschender Intelligenz, dabei ein
- <!-- Seite 90 -->
- kluger Wächter, dem nichts entgeht, der aber auch nie aus
- Übereifer Lärm schlägt wie der cholerische Spitz. Zur Vollendung
- ist der kleine Pudel durch Zwinger Sirius (Frl.
- Flora Kalender, Neckarsteinburg) gebracht. Ihr Stamm basiert
- auf Champ. Nang-i-Lat (Nr. 10); mindestens ein Dutzend
- dieser Schwarzen tummelt sich beständig in dem auf waldigem
- Bergesgipfel gelegenen Zwinger. Der Clown unter den Hunden,
- grotesk in der Form, immer freudig erregt, ist die Moderasse
- der französischen Bulldogge, von der zwei Schläge, eine geströmte
- und weißbunte (Caille) existieren. Der Klub für
- franz. Bulldoggen mit Sitz in München, wo auch die abgebildete
- „Jubicka” (Nr. 11) gezüchtet ist, hat diese Auslandsrasse
- eingeführt und zu einer der französischen Zucht jetzt
- mindestens ebenbürtigen Höhe geführt. Unter den zahlreichen
- Zwerghundrassen, von denen die des glatthaarigen Zwergpinschers
- die verbreitetste, die des Affenpinschers die härteste
- ist, dürfte die Palme der Schönheit den langhaarigen Seidenhunden
- (Malteser, Toyspaniels) gebühren. Fremdartiger noch
- sind die Chins und Pekingesen. In bestechender Farbe, weiß
- mit orangeroten Platten, seidigschlichter Behaarung, klugem
- Gesichtseindruck steht der Blenheim (Nr. 12) an der Spitze
- der 4 Toyspanielarten. Doch äußere bestechende Schönheit
- macht nur einen kleinen Teil des Wertes unserer vierfüßiigen
- Lieblinge aus. Die Hauptsache sind ihre <em>innersten Eigenschaften,</em>
- ihre Charakter- und Gemütsanlagen, die wir durch
- Erziehung wecken und zur Entfaltung bringen, durch Dressur
- in nützliche Bahnen lenken.</p>
-
- <hr style="width: 10%"/>
-
- <div class="image-center">
- <img src="images/photo12.png" alt="" style="width: 100%"/>
- </div>
-
-
- <h2><b>Anmerkungen zur Transkription.</b></h2>
- <p> Nur eine sehr kleine Anzahl offensichtlicher Rechtschreibfehler
- wurden korrigiert. Grenzfälle wurden belassen um eine möglichst genaue
- Repräsentation der Erstausgabe von 1924 zu erstellen.
- </p>
-
- <p> Die Paginierung des Originals ist den eingefügten HTML Kommentaren
- zu entnehmen. Diese Seitenzahlkommentare markieren den <em>Beginn</em>
- jeder neuen Seite. Beispiel:</p>
- <pre>
- &lt;!-- Seite 1 -->
- </pre>
-
- <p> Die 12 vollseitigen Hundefotografien des gedruckten Buches wurden zwischen
- Absätze verschoben. Die genaue Position der Fotos im Originaltext ist im
- Seitenzahlkommentar der dem Foto folgenden Seite vermerkt.
- </p>
- <pre>
- &lt;!-- Foto 1 - Seite 9 -->
- </pre>
- <p>Dem zur Digitalisierung verwendete Exemplar fehlt Foto 8. Das es nicht möglich
- war die genaue Platzierung des Bildes zu ermitteln, ist es nicht in den
- Seitenzahlkommentaren erwähnt.</p>
-
-<div lang='en' xml:lang='en'>
-<div style='display:block; margin-top:4em'>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK <span lang='de' xml:lang='de'>JEDERMANNS HUNDEBUCH</span> ***</div>
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-Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg&#8482;
-</div>
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-Project Gutenberg&#8482; is synonymous with the free distribution of
-electronic works in formats readable by the widest variety of
-computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It
-exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations
-from people in all walks of life.
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-Volunteers and financial support to provide volunteers with the
-assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg&#8482;&#8217;s
-goals and ensuring that the Project Gutenberg&#8482; collection will
-remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
-Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
-and permanent future for Project Gutenberg&#8482; and future
-generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary
-Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see
-Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org.
-</div>
-
-<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'>
-Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
-</div>
-
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-The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit
-501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
-state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
-Revenue Service. The Foundation&#8217;s EIN or federal tax identification
-number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary
-Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by
-U.S. federal laws and your state&#8217;s laws.
-</div>
-
-<div style='display:block; margin:1em 0'>
-The Foundation&#8217;s business office is located at 809 North 1500 West,
-Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up
-to date contact information can be found at the Foundation&#8217;s website
-and official page at www.gutenberg.org/contact
-</div>
-
-<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'>
-Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
-</div>
-
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-Project Gutenberg&#8482; depends upon and cannot survive without widespread
-public support and donations to carry out its mission of
-increasing the number of public domain and licensed works that can be
-freely distributed in machine-readable form accessible by the widest
-array of equipment including outdated equipment. Many small donations
-($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
-status with the IRS.
-</div>
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-The Foundation is committed to complying with the laws regulating
-charities and charitable donations in all 50 states of the United
-States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
-considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
-with these requirements. We do not solicit donations in locations
-where we have not received written confirmation of compliance. To SEND
-DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state
-visit <a href="https://www.gutenberg.org/donate/">www.gutenberg.org/donate</a>.
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-
-<div style='display:block; margin:1em 0'>
-While we cannot and do not solicit contributions from states where we
-have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
-against accepting unsolicited donations from donors in such states who
-approach us with offers to donate.
-</div>
-
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-International donations are gratefully accepted, but we cannot make
-any statements concerning tax treatment of donations received from
-outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
-</div>
-
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-Please check the Project Gutenberg web pages for current donation
-methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
-ways including checks, online payments and credit card donations. To
-donate, please visit: www.gutenberg.org/donate
-</div>
-
-<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'>
-Section 5. General Information About Project Gutenberg&#8482; electronic works
-</div>
-
-<div style='display:block; margin:1em 0'>
-Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
-Gutenberg&#8482; concept of a library of electronic works that could be
-freely shared with anyone. For forty years, he produced and
-distributed Project Gutenberg&#8482; eBooks with only a loose network of
-volunteer support.
-</div>
-
-<div style='display:block; margin:1em 0'>
-Project Gutenberg&#8482; eBooks are often created from several printed
-editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in
-the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not
-necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper
-edition.
-</div>
-
-<div style='display:block; margin:1em 0'>
-Most people start at our website which has the main PG search
-facility: <a href="https://www.gutenberg.org">www.gutenberg.org</a>.
-</div>
-
-<div style='display:block; margin:1em 0'>
-This website includes information about Project Gutenberg&#8482;,
-including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
-Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
-subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.
-</div>
-
-</div>
-</div>
- </body>
-</html>
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Binary files differ
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Binary files differ
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